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Chris kicherte leise. "Versprich, daß du nicht böse wirst?" "Werd ich nicht." "Na gut. Wir - wir zupfen uns die Haare da gegenseitig aus, weil wir wissen, daß du da keine Haare magst." "Was tut ihr?" "Scht, nicht so laut", lachte Chris leise. "Doch! Wir kontrollieren uns jeden Tag gegenseitig, und sobald wir ein Härchen finden, rupfen wir es aus." "Chris! Das muß doch wehtun?" "Nö, sind doch nur so wenige. Und wenn die anderen Härchen merken, daß wir Krieg gegen sie führen, kommen sie erst gar nicht", kicherte sie. "Chris, mein Liebling! Das müßt ihr aber nicht tun!" "Wir wollen es aber", flüsterte sie und küßte mich sanft. "Werner, ich hab mal ge-sehen, wie Mutti da aussieht. Ich finde das einfach ekelhaft! Genauso schlimm wie ein Vollbart. Ääh! Und Ellen meint, es wäre für sie viel schöner, wenn du direkt an sie kommen würdest, ohne dich vorher durch einen Dschungel kämpfen zu müssen." "Ach, Chris", seufzte ich und drückte meine kleine Freundin an mich. "Du bist immer so lieb zu mir." "Du doch auch zu mir", lächelte sie. "Wollen wir noch weiter reden? Wenn ja, zieh ich mir nämlich wieder was an!" Sie schrie leise auf, als ich in ihre Pobacken kniff. "Na ja", meinte sie gespielt verärgert. "Die Richtung stimmte schon mal." Sie schob ihren Unterleib etwas zurück, bis sie mich fand, dann führte sie mein Glied ein. "Hmm", schnurrte sie. "Gibt es etwas Schöneres?" "Als Sex?" grinste ich. "Nein", schmunzelte sie. "Als Sex mit dem Menschen, den man liebt." Sie schaute mich verliebt an. "Ich könnt mir gar nicht vorstellen, das mit jemand anderem zu ma-chen als mit dir. Komisch, nicht? Da sind wir so unterschiedlich." "War das ein Vorwurf, mein Lieblingsmädchen?" "Nein, nein", flötete Chris, dann lachte sie. "Nein, war es ehrlich nicht. Seit ich... in deinen Gedanken rumwühlen kann, weiß ich, daß du das kannst. Und Werner, für mich ist es ein unwahrscheinlich schönes Gefühl, daß ich weiß, daß ich immer an er-ster Stelle bei dir komme." Chris gab mir einen Kuß. "So ein Gefühl hatte ich noch nie, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich fühl mich so sicher und so geborgen bei dir." "Das freut mich, mein Engelchen. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn du oder Ellen nur bei mir bleibt, weil ich euch das Gefühl gebe, euch zu zwingen oder so." "Quatsch! Wir sind hier, weil wir es so wollen, mein Großer. Hmm, ich könnt stundenlang so liegenbleiben und dich einfach nur in mir haben. Weißt du, wenn wir ficken und uns auch noch gedanklich unterhalten, dann kommt es mir so vor, als wär ich wirklich ein Teil von dir und du ein Teil von mir. Gehst du nach oben?" Sie klam-merte sich mit Armen und Beinen an mir fest, dann rollte ich uns herum, bis ich oben lag. Chris spreizte ihre schönen Beine weit ab. "Dann schieß uns mal in die Milchstra-ße", grinste sie breit. Langsam zog ich mich zurück, und ebenso langsam drang ich wieder in sie. "Hmm, genau so", schnurrte Chris. "Schön langsam und gefühlvoll. Das ist so fantastisch, wenn du reingehst, Werner. Ein Jahr sind wir jetzt zusammen, und es ist immer noch so herrlich wie beim ersten Mal." "Das kommt daher, weil ich dich so wahnsinnig liebe, mein Süßes." "Ich liebe dich auch, mein Großer." Chris hob ihren Kopf. Wir küßten uns zärtlich, während ich langsam weiter in ihr arbeitete. "Boah, ist das irre heute!" stöhnte Chris. "Mach ganz langsam weiter, ja? So toll war das noch nie!" Chris hatte recht; es war anders als sonst. Natürlich spürte ich jede meiner Bewe- gungen, aber es kam mir auch so vor, als wäre dicht unter der Oberfläche meines Be- wußtseins das Gefühl, ich wäre Christina und würde aus ihrer Sicht spüren, wie ich in sie eindrang. Es war fast so, als wären nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unse- re Gefühle miteinander verschmolzen. Es war ein kaum zu beschreibendes, jedoch un- glaublich starkes und mitreißendes Gefühl. Ich wußte plötzlich ganz genau, welche meiner Bewegungen ihr das größte Vergnügen bereiteten. Und ich spürte ganz genau, wie weit Christina schon war. "Oh Gott", stöhnte Chris hochgradig erregt. "Das ist ja unglaublich! Werner, was machst du? Ich heb gleich ab!" Mir ging es ganz genauso. Obwohl ich immer noch sehr langsam in sie eindrang und wieder herausging, schien diese "Rückkopplung", die wir offenbar miteinander hatten, uns dermaßen aufzupeitschen, daß wir beide ganz dicht davor standen, zu kommen. Chris hob erneut ihren Kopf, und wir küßten uns so leidenschaftlich wie noch nie zuvor. Ich spürte ihre Lippen auf den meinen, gleichzei-tig fühlte ich, wie sie den Kuß empfand. Ich war zweigeteilt; ich war ich, und ich war Christina, und doch war ich eins. Eins mit mir, und eins mit ihr. Ich empfand, was sie empfand, ich verstärkte das Gefühl durch mein eigenes Gefühl, und gab es anschei-nend wieder zurück zu ihr. Noch bevor Chris aufstöhnte, wußte ich, daß sie kam, und gleichzeitig mit ihr kam auch ich, in exakt demselben Moment. Ich strömte in sie, und ich strömte ich mich. Ich spürte, wie mein Samen aus mir herausging, und ich spürte, wie er in mich eindrang. Ich spürte die heftigen Zuckungen meines Gliedes, und ich spürte die Kontraktion von Christinas Vagina aus ihrer Sicht. Es war der beste, längste und leidenschaftlichste Orgasmus, den wir je hatten. "Das war ja unglaublich!" keuchte Chris. Ich hielt sie fest und rollte uns wieder herum, so daß sie auf mir lag. "Werner, hast du das auch gespürt?" "Hab ich", sagte ich erschöpft. "Es war so, als wäre ich gleichzeitig ich und du." "Wahnsinn, nicht? Ich hab mich gespürt, aber auch, wie du dich fühlst. Das war - irgendwie... ich weiß nicht. Doch, als wäre ich du. Und doch ich. Ich red Unsinn, was?" "Nein, tust du nicht, mein Hübsches." Ich drückte ihr Köpfchen an mich. "Chris, ich hab ganz exakt das gefühlt, was auch du gefühlt hast. Ich wußte, welches Tempo für dich am schönsten war, weil ich es irgendwie selbst gefühlt habe." "Ja, genauso!" sagte Chris überrascht. "Und ich wußte, wann ich mich eng machen mußte, damit es für dich am schönsten ist. Aber das Beste war: ich wußte, wann du kommen würdest. Ich wußte es schon vorher, und konnte mich darauf einstellen." Wir schauten uns an, als hätten wir gerade eine völlig neue Seite an unserer Beziehung festgestellt; eine Seite, die uns zwar keine Angst machte, aber sehr viele Fragen auf-warf. Und doch schienen wir beide zu wissen, daß unsere Beziehung in eine neue Pha-se getreten war. Urplötzlich schossen mir Tränen in die Augen, und ich mußte weinen vor Glück. "Ich auch", sagte Chris mit zitternder Stimme. "Ich war noch nie so glücklich wie jetzt." Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder gefangen hatten. Mit nassen, aber vor Glück strahlenden Augen sahen wir uns an, und die Liebe, die zwischen uns war, war fast zu stark, um sie ertragen zu können. "Na komm", sagte Chris mit bebender Stimme. "Wir ziehen uns schnell an, dann gehen wir noch was am Rhein lang, ja? Ich kann jetzt nicht mit Ellen reden." "Ich auch nicht", lächelte ich und wischte mir die Tränen weg. Wir standen leise auf und zogen uns an. Chris legte noch eine Binde in ihren Slip, dann zog sie ein T-Shirt und einen leichten Rock an. Leise schlichen wir uns hinaus, aus unserer eigenen Wohnung. Ebenso leise gingen wir die Treppen hinunter und aus dem Haus, dann lie-fen wir über die Straße, gingen die Treppe zum Deich hinauf, auf der anderen Seite wieder herunter und schnurstracks zum Fluß. Dort setzten wir uns nebeneinander hin und hielten uns an den Händen. "Warum hast du vorhin geweint?" fragte Chris. Ich drückte sie fest an mich. "Das ist eine lange Geschichte, mein Liebchen. Du kannst die Gedanken deiner Eltern und von mir aufschnappen, und vielleicht auch noch von anderen. Doch, ganz sicher auch von anderen. Ich denke da an Martin, dem du diese ganzen Sachen an den Kopf geknallt hast. Weißt du noch?" "Sicher", lachte Chris leise. "Ich fand das so peinlich, als er plötzlich anfing, zu flennen, aber ich hab auch gespürt, daß ich ihm helfen kann. Einfach dadurch, daß ich da war." "Genau. Bei mir war das früher ähnlich, Chris. Ich hab schon früh, so mit dreizehn oder vierzehn, fühlen können, was andere Menschen fühlen; meistens dann am stärk-sten, wenn sie Probleme hatten. Im Lauf der Jahre wurde diese Fähigkeit dann immer stärker und stärker, bis es anfing, mich zu belasten." "Wieso?" fragte Chris leise, als ich eine Pause machte. "Wieso? Weil ich manchmal nicht mehr auseinanderhalten konnte, welche Gefühle von mir kamen und welche nicht. Erst, als ich ungefähr dreißig war, hatte ich es soweit im Griff, daß ich es nach Belieben an- oder abschalten konnte. Und das war genau der Zeitpunkt, wo ich mir vorgestellt hatte, wie wundervoll es wäre, wenn meine Freundin das gleiche Talent hätte." "Aber das hatte sie nicht", stellte Chris ruhig fest. "Richtig. Weder die Freundin, die ich damals hatte, noch irgendeine danach. Mein Traum war, mit meiner Partnerin eins zu werden, körperlich, geistig und seelisch. Und als ich vorhin festgestellt habe, daß das mit dir genau so ist, wie ich es mir immer vor- gestellt hatte, da war es plötzlich aus." "Das versteh ich", lächelte Chris und küßte mich sanft. "Für mich war das so neu, was da gerade ablief, aber auch so wunderschön. Werner, es war so, als wäre ich wirklich eins mit dir. Als wären wir beide ein einziger Mensch!" Chris lehnte ihren Kopf an mich. "Das war etwas, was ich mir immer gewünscht habe: meinen Freund mit allem zu spüren, was ich habe. All das, was er für mich empfindet, zu fühlen." Sie schaute mich an, in ihren Augen saß der Schalk. "Du glaubst doch nicht, daß du mich jetzt noch los wirst, oder?"
* * *
"Wo kommt ihr denn her?" fragte Ellen staunend, als sie uns im Flur entgegenkam. "Ich dachte, ihr seid noch im Schlafzimmer!" "Wir wollten noch ein paar Minuten raus", lächelte ich. "Hier alles in Ordnung?" "Natürlich! Julia hat gefragt, ob sie zum Abendessen bleiben kann." "Klar, warum nicht?" lachte Chris. "Je mehr, je lieber. Oder?" Sie schaute mich unschuldig an. "Chris, du wirst gleich etwas fühlen, was dir ganz bestimmt nicht gefällt", lächelte ich. "Ach ja? Was denn?" fragte sie frech. "Meine Zähne in deinem Po!" "Nein!" Quietschend rannte sie weg, ins Wohnzimmer. Ihr helles Lachen war für mich das schönste Geräusch auf dieser Erde. "Jetzt mal ehrlich", drängte Ellen. "Warum seid ihr klammheimlich abgehauen?" "Wir brauchten nur ein paar Minuten allein für uns, Ellen. Mehr nicht", beruhigte ich sie und nahm sie in den Arm. "Wir vergessen dich schon nicht, Blondchen." "Nenn mich nicht so", lachte sie. "Ich bin nicht doof!" Arm in Arm gingen wir ins Wohnzimmer, in dem Julia noch immer saß und uns freundlich anlächelte. "Stört es euch wirklich nicht, wenn ich noch bleibe?" fragte sie. "Ehrlich nicht, Julia", beruhigte Chris sie. "Sag nur deinen Eltern Bescheid, wo du bist, damit sie sich keine Sorgen machen." "Du klingst schon so wie meine Tante", lachte Julia. "Kann ich eben von hier aus anrufen?" Es war schön zu sehen, daß Julia von Chris und Ellen akzeptiert wurde. Wir hatten uns gerade zum Essen hingesetzt, als es an der Tür klingelte. Ellen sprang auf und öff-nete, kurz darauf kam sie wieder herein. "Schaut mal, wer hier ist!" lachte Ellen und schob Yvonne ins Eßzimmer. "Yvonne!" riefen Chris und ich gleichzeitig. "Schön, dich zu sehen", sagte dann ich (nach einem kurzen Check mit Chris). "Möchtest du mit uns essen?" "Nee, hab schon", lachte sie. "Wollte einfach nur vorbeikommen und sehen, was ihr so treibt." "Immer das gleiche", meinte Ellen und zwinkerte Yvonne zu. "Hoffentlich", lachte Yvonne. "Deswegen bin ich ja hier!" "Tja, Werner", grinste Chris. "Wird Zeit, daß wir so 'n Automaten mit War- tenummern anbringen." "Wartenummern?" fragte Julia verwirrt. "Wovon redet ihr?" "Nichts, nichts", kicherte Ellen. "Iß dein Brot." "Yvonne, du kennst Julia noch nicht, oder?" fragte Chris mit einem unterdrückten Lachen. Yvonne schüttelte den Kopf. "Sie ist erst vor kurzem hierher gezogen." "Ah ja", sagte Yvonne traurig. "Verstehe. Dann gehe ich mal wieder." "Wieso das denn?" fragte ich erstaunt. "Yvonne, jetzt hol dir einen Stuhl und setz dich dazu. Julia ißt mit uns zu Abend, weil sie kaum einen Menschen hier kennt." "Ach so", seufzte Yvonne erleichtert. "Ich dachte schon..." Fröhlich holte sie sich einen Klappstuhl aus der Ecke und setzte sich zwischen Chris und mich. "Was dachtest du?" wollte Julia wissen. "Schon gut", wehrte Yvonne ab. "Kann ich was zu trinken haben?" "Klar, ich hol dir ein Glas." Ellen stand auf und ging in die Küche. "Mir kommt das so vor, als würdet ihr nur mit Anspielungen reden, die kein Mensch versteht!" beschwerte Julia sich. "Ich komm mir ganz schön doof vor." "Ist keine Absicht, Julia", lachte ich. "Ganz bestimmt nicht. Chris, Ellen, Yvonne und ich kennen uns jetzt schon so lange, da bleibt das gar nicht aus. Wenn ich euch besuchen würde und würde einer Unterhaltung deiner Eltern zuhören, käme ich mir genauso fehl am Platz vor." "Stimmt", gab Julia zu. "Liegt wahrscheinlich daran." Ellen kam zurück und stellte Yvonne ein Glas hin. Yvonne bedankte sich ganz lieb und griff sich die Milch und den Kakao. Und wieder klingelte es an der Tür. "Ich geh schon", lachte Chris und stand auf. "Sagte ich nicht, daß ich diese Woh-nung ohne Klingel haben wollte?" "Ist bei euch immer so viel Betrieb?" fragte Julia erstaunt. "Meistens", antwortete Ellen mit vollem Mund. "Manchmal mehr, manchmal we-niger. Aber es ist hier nie langweilig." "Das glaub ich dir auf's Wort", lachte Julia. "Werner, kann ich den Honig haben?" "Klar kannst du", lächelte ich. Julia wartete. "Ach so", grinste ich nach einer Denkpause. "Ich soll ihn dir rübergeben?" "Das wäre nett", grinste Julia. Mit einem Kopfschütteln nahm sie den Honig an. "Muß man bei euch immer ganz genau sagen, was man will?" "Klaro", grinste Ellen. "Sonst käme es ja zu Mißverständnissen." "Schaut mal, wer hier ist!" lachte Chris und machte genau Ellens Ton nach, mit dem sie Yvonne angekündigt hatte. Ein fröhliches Gesichtchen schaute herein. "Anja!" Überrascht ließ ich alles fallen, sprang auf und rannte fast zu der Kleinen, die mich strahlend anblickte. Ich umarmte sie stürmisch. "Was für eine schöne Überra-schung, Anja. Mensch, was freu ich mich, dich mal wieder zu sehen!" "Ich mich auch", lachte sie und küßte mich wie in ihren besten Tagen. Anja trug ein pastellblaues, wadenlanges Kleid mit Blümchenmuster. 'Nanu?' Das war Chris. 'Sollte da was mit ihrem Freund nicht stimmen?' "Das tat gut", strahlte Anja und ließ mich los. "Kann ich mich zu euch setzen?" "Klar, da hinten in der Ecke sind noch Stühle." "Ich hol schon mal ein Glas", grinste Ellen. "Anja, möchtest du auch was essen?" "Nee, hab schon. Glas Sprudel, wenn's geht?" "Sicher. Klaren, oder mit Geschmack?" "Orange?" "Kommt sofort." Ellen flitzte los. "Jetzt erzähl mal, Anja", forderte ich sie auf, als sie bei uns am Tisch saß. "Was führt dich her?" "Langeweile", sagte sie trocken. "Langeweile?" fragte ich erstaunt. "Ich dachte, du und dein Freund habt das Para-dies auf Erden gefunden!" "Ich hab ihn weggejagt", schmunzelte Anja mit einem zufriedenen Grinsen. "Wieso denn das?" fragte Chris verblüfft. "Na ja", meinte Anja verlegen. "Das Ficken mit ihm war ja ganz schön, aber dann wollte er sein Ding hinten in mich stecken. Da hab ich ihm gesagt, er soll sich 'nen Hund auf der Straße suchen, aber mich in Ruhe lassen." "Was ist los?" lachte Chris und verschluckte sich an ihrem Brot vor Lachen. Nach-dem sie sich die Seele aus dem Leib gehustet hatte, wiederholte sie ihre Frage. "Was wollte der?" "Mich hinten ficken, aber nicht mit mir. Danke, Ellen, das ist lieb." Die Ruhe selbst, griff Anja nach dem Sprudel und füllte ihr Glas, von Julia fassungslos beob-achtet. "Wie gesagt, Julia", meinte Ellen trocken. "Es wird hier nie langweilig." Es dauerte ein bißchen, aber dann hatten wir die ganze Geschichte aus Anja her-ausgelockt. Anja hatte sich mit ihrem Simon wirklich bestens verstanden, bis vor etwa zwei Wochen. Da fing er an, beim Sex mit ihr davon zu reden, daß er es gerne mal hinten probieren wollte. Anja hatte ihn zuerst ausgelacht, aber er ließ ihr keine Ruhe, wollte sie sogar dazu zwingen, und so hatte sie ihm dann endgültig den Laufpaß gege-ben, wie man so sagt. "Tja, und deswegen hatte ich Langeweile und dachte, ich schau mal, was hier so läuft." Seelenruhig trank sie ihr Glas leer. "Ähm... Anja, wie alt bist du eigentlich?" fragte Julia mit hochrotem Gesicht. "Fast dreizehn", erwiderte Anja. "Im Oktober." "Also bist du erst zwölf? Und schläfst schon mit einem Jungen?" "Klar, du etwa nicht?" Das brachte uns alle - außer Julia natürlich - zum Lachen. "Was habt ihr denn?" grinste Anja. "Was ist denn daran so Besonderes? Yvonne war doch erst elf bei ihrem ersten Mal." Jetzt war es Julia, die sich heftig verschluckte. "Elf?" würgte sie heraus, als ihre Kehle wieder frei war. "Elfeinhalb", betonte Yvonne mit einem Kichern. "Und wie alt bist du?" "Im Juni dreizehn geworden." "Dann solltest du mal langsam loslegen", meinte Anja altklug. "Sonst verpaßt du das Beste." Schallendes Gelächter begleitete diesen Satz. Nur Julia machte eine Aus-nahme. "Julia", sagte ich und wischte mir eine Lachträne aus dem Auge. "Erinnerst du dich an unser Gespräch von heute Mittag? Nimm es einfach so hin. Hier laufen die Uhren etwas anders." "Na ja", sagte sie verlegen. "Aber... elf?" "Elfeinhalb", wiederholte Yvonne grinsend. "Und es hat riesig Spaß gemacht. Ach so, was ich fragen wollte: Werner, kann ich heute bei euch bleiben? Meine Oma hat irgend so ein Treffen und kommt erst sehr spät nach Hause." "Klar kannst du. Hast du frische Sachen für morgen dabei?" "Nee, die hol ich dann eben." "Ich komm mit", lachte Chris. "Ich muß noch den Abfall rausbringen." Im Hinaus-gehen klopfte sie der vollkommen zerstörten Julia auf die Schulter. "Nimm's locker, Julia, und denk immer dran, daß es allen Spaß macht." Lachend nahm sie Yvonne an die Hand und ging mit ihr hinaus. "Macht das wirklich so viel Spaß, wie alle sagen?" fragte Julia leise. "Und wie!" grinsten Ellen und Anja gleichzeitig. "Julia, hast du noch nie an dir rumgespielt und mal ausprobiert?" fragte Ellen. Julia wurde knallrot. "Natürlich nicht!" "Warum nicht?" fragte Anja erstaunt. "Das ist doch so schön!" "Wenn sie es noch nie probiert hat, kann sie es doch nicht wissen", belehrte Ellen Anja. "Ach ja, stimmt ja", grinste Anja. "Julia, es macht wirklich wahnsinnig Spaß! Soll ich's dir mal zeigen?" Julia sah sie fassungslos an. "Du willst mir zeigen, wie man..." "Ja sicher", meinte Anja trocken. "Mir wurde es doch auch so erklärt. Geht am be-sten, wenn du es direkt an dir ausprobierst. Nicht wahr, Werner?" Anja zwinkerte mir zu. "Vollkommen richtig, Anja, aber wenn Julia nicht möchte, solltest du sie nicht überreden." "Ich überred sie doch gar nicht", verteidigte Anja sich. "Ich will ihr doch nur zei-gen, wie es geht! Und wie schön es ist!" "Anja", sagte ich sanft, "erinnerst du dich daran, wie es bei dir war? Du wolltest es wissen. Niemand hat dich überredet, sondern du wolltest. Es ist schön von dir, daß du Julia helfen möchtest, aber wenn sie es nicht möchte, solltest du sie nicht drängen." "Ja, schon", wand Anja sich, "aber wenn's doch so schön ist?" "Komm mal her, du Nervensäge", grinste ich. Anja sprang auf meinen Schoß und schaute mich fragend an. "Wenn du nicht gleich Ruhe gibst", drohte ich ihr lachend, "werden wir beide nie wieder schmusen. Ist das klar?" "Nie wieder?" fragte Anja erschrocken. "Nie wieder", bekräftigte ich. "Anja, denk bitte daran, wie du dich am ersten Abend gefühlt hast. Du hattest etwas Angst, richtig?" Anja nickte leicht. "Julia hat auch Angst vor dem ersten Mal. Gib ihr die Zeit, die sie braucht, okay?" Anja sah mich lange an, dann seufzte sie. "Okay." Sie sah mich strafend an. "Mußt aber nicht gleich so schlimm drohen!"
* * *
Chris, Ellen, Anja und Yvonne spielten im Eßzimmer Monopoly, Julia und ich sa-ßen auf dem Balkon und genossen die warme Abendluft. Besser gesagt: ich genoß, Julia dachte nach. "Was genau ist eigentlich so schön am - am Sex?" fragte sie plötzlich. "Was genau sind eigentlich Farben, fragte der Blinde. Nein, Julia, ich mach mich nicht lustig über dich. Ich fang mal etwas anders an. Vor dem Sex kommt die Erotik, und vor der Erotik kommt die Zärtlichkeit. Darf ich es dir mal zeigen? Ich faß dich nir-gendwo an, wo du nicht willst." Julia nickte zögernd. Ich stand auf und stellte mich hinter sie, dann strich ich ihr sanft und zärtlich über das Haar. Julia entspannte sich und legte ihren Kopf nach hinten, an meinen Bauch. "Das ist sehr schön", sagte sie leise. "Das ist Zärtlichkeit. Streicheln. Schmusen. Liebhaben." "Das hat schon lange niemand mehr gemacht", gab sie flüsternd zu. "Ich hab schon fast vergessen, wie schön das ist." Ich streichelte sie noch eine Weile, dann hielt ich meine Hände still. "In der nächsten Stufe, der Erotik, würde das Streicheln etwas intensiver ausfallen. Ich würde dich am ganzen Körper streicheln und dabei daran denken, mit dir schlafen zu wollen. Deswegen ist die Erotik schon wesentlich gefühlsintensiver. Es ist ein Si-gnal für beide, daß sie bereit sind für den Sex, die dritte Stufe." "Aha", sagte Julia nachdenklich. "Was genau ist denn: gefühlsintensiver?" "Leidenschaftlicher. Wilder. Stärker. Kräftiger. All das, was du bei der Zärtlichkeit empfunden hast, nur wesentlich intensiver." Ich nahm meine Hände von ihrem Kopf und setzte mich wieder hin. "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte Julia. "Ich weiß, Julia. Deswegen sagte ich das mit dem Blinden und den Farben. Du kannst es dir erst dann vorstellen, wenn du es schon einmal erlebt hast, aber auf der anderen Seite bekommst du beim ersten Mal Angst, weil diese Gefühle sehr, sehr mächtig und intensiv sind." "Ich bitte dich", sagte sie hochnäsig. Ihre Erziehung brach durch. "Wenn selbst Yvonne mit elf Jahren davon schwärmt, kann das doch nicht so wild sein!" "Du gehst von einem falschen Ansatz aus, Julia. Yvonnes Motiv war, daß sie es wollte. Sie wollte es von sich aus. Du bist nur neugierig. Täusch dich nicht, Julia. Es ist mehr Gefühl, was auf dich zukommt, als du jemals erlebt hast." Ich sprach sehr eindringlich zu ihr. Obwohl Chris gesagt hatte, daß Julia uns nicht mehr verraten oder irgendwelche Spielchen mit uns treiben würde, blieb doch ein Rest Mißtrauen in mir; genug, um nicht sehr viel deutlicher zu werden in Wort und Tat. "Wenn ich Chris oder Ellen erotisch streichle, machen sie nur aus dem Grund mit, weil sie wissen, was da-nach kommt. Die Gefühle, die dabei in ihnen aufsteigen, nutzen sie, um ihre eigene Erregung zu steigern. Wenn du diese Gefühle zum ersten Mal spürst, wirst du Angst bekommen vor dir und deinem Körper, weil du eben nicht weißt, was danach kommt. Diese Unsicherheit erzeugt Angst, Julia." Meine Worte gaben ihr zu denken. Schließlich stand sie auf. "Ich werd drüber nachdenken", versprach sie. "Erst mal vielen Dank für den schönen Tag. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Geht ihr morgen wieder an den Rhein?" "Wenn das Wetter schön ist, wahrscheinlich. Frag doch die Mädchen drüben." "Mach ich. Bis dann." Sie winkte mir kurz zu und ging hinein. Einige Minuten später kam Anja heraus zu mir und setzte sich direkt auf meinen Schoß, mit dem Ge-sicht zu mir. "Zweimal hintereinander auf die Schloßallee mit einem Hotel, das überlebt keiner", lachte sie. "Bin bankrott." "Arme Anja", lachte ich und drückte sie. "Und jetzt soll ich dich trösten?" "Ja", sagte sie verspielt und schlang ihre Arme um meinen Hals. "Dann laß uns reingehen, ja?" "Hm-m", strahlte sie. Sie stand auf und setzte sich ins Wohnzimmer, neben mich. "Und wie soll ich dich jetzt trösten?" lächelte ich. Anja grinste verschmitzt. "Erst mal mit einem gaaanz langen Kuß. Der Simon konnte zwar auch gut küssen, aber nicht so gut wie du." Anja setzte sich rittlings auf mich, öffnete ihren Mund und legte ihre Lippen auf meine. Ihre Arme verschränkte sie hinter meinem Hals. Dann schob sie ihre Zunge in meinen Mund. Sehr schnell sprang der Funke über, und aus dem Kuß wurde ein erregtes Streicheln. Ich schob meine Hände unter ihr Kleid und ging über ihre Beine nach oben. Überrascht stellte ich fest, daß sie kein Höschen trug. Anja rutschte mit ihrem Po etwas von mir ab, um mir Platz zu machen. Ohne große Vorrede steckte ich den Mittelfinger in sie. Anja stöhnte in meinen Mund und wurde wild. Ich fickte sie mit dem Finger, bis sie leise aufschrie und sich gegen mich lehnte. "Das tat gut", sagte sie glücklich. Wir küßten uns zärtlich. Da Yvonne heute hier übernachten wollte, traute ich mir nicht mehr Aktivitäten mit Anja zu; nicht nach Ellen und Chris. Yvonne war noch so jung, daß ich diesbezüglich keinerlei Bedenken hatte, aber Anja und Yvonne hätte ich nicht geschafft. Anja schien meine Gedanken zu lesen. "Yvonne schläft heute hier?" fragte sie lei-se. Ich nickte. "Hm. Kann ich dann morgen abend kommen?" "Das kannst du, kleiner Liebling. Ich freu mich schon drauf." "Ich auch", strahlte sie. "Steckst du noch einmal den Finger rein? Das war so schön!" "Wenn du so gerne möchtest", lachte ich leise, küßte sie sanft und drang wieder in sie. Anja stöhnte genüßlich. "Ich möcht gar nicht mehr weg hier", sagte sie mit einem leisen Lachen. "Dann muß ich mir langsam ein sehr großes Bett kaufen", schmunzelte ich. "Zu viert geht ja noch so gerade eben, aber zu fünft nicht mehr. Außer, du legst dich nachts auf Ellen." "Nee", sagte Anja mit einer Grimasse. "Bin doch nicht andersrum!" Sie gab mir einen schnellen Kuß. "Reibst du noch ein bißchen? Ich glaube, es geht noch einmal." "Mit dem größten Vergnügen", lächelte ich. Gegen neun schlich sich die Müdigkeit in unsere Wohnung, das Toben und Schwimmen im Rhein forderte Tribut. Anja drückte und küßte jeden von uns zum Ab-schied, und mit dem Versprechen, morgen abend wiederzukommen, verabschiedete sie sich, doch Chris hielt sie noch einen Moment auf und schlug vor, daß Anja und Yvon-ne morgen mit zum Rhein kommen sollten. Beide Mädchen stimmten begeistert zu. Anja verließ uns aufgekratzt, und Chris, Ellen, Yvonne und ich gingen schnell du-schen. Es war kaum Platz in der Dusche, sich zu bewegen, aber es war ein Heiden-spaß; vor allem, als ich Yvonne gründlich und ausgiebig wusch. Danach wollte sie di-rekt zur Sache kommen. Sie lief ins Schlafzimmer und lag schon einladend bereit, als wir dazukamen. Ich legte mich zwischen ihre immer noch sehr dünnen Beinchen, leckte sie ein bißchen, bis sie feucht genug war, dann schob ich meinen Penis in sie. Das kleine Mädchen stöhnte glücklich, als sie mich aufnahm. Sie war im Mai erst 12 geworden, und eng wie ein Nadelöhr. Das Waschen hatte sie so aufgeheizt, daß sie schon nach weniger als einer Minute kam. Der Anblick dieses dünnen, 12jährigen, or-gastischen Mädchens unter mir, das laut und erregt mit ihrer hellen Kinderstimme stöhnte, war zuviel für mich. Ohne mich noch großartig weiter zu bewegen, gaben meine Hoden alles frei, was noch in ihnen war. "Das war schön", schnurrte Yvonne und kuschelte sich an mich. Ellen rutschte zur Seite, damit wir uns umdrehen konnten. Ich rollte mich auf den Rücken und ließ Yvonne auf mir, mit meinem Penis in ihr. Ellen und Chris schmiegten sich an mich, und so schliefen wir ein.
* * *
"Guten Morgen", hörte ich eine leise Stimme in meiner Aufwachphase. Ich schlug die Augen auf und fand Chris, die mich anlachte. "Gut geschlafen?" "Wunderbar", sagte ich und reckte mich, dann fiel mir auf, daß Yvonne nicht mehr auf mir lag. Ich drehte meinen Kopf zur anderen Seite und fand Ellen und Yvonne, Arm in Arm. "Ist das nicht ein süßes Bild?" lachte Chris. "Ich sollte das glatt fotografieren." "Ich sagte gestern schon zu Anja, daß ich mir ein größeres Bett kaufen muß", grin-ste ich. "Bloß nicht!" wehrte Chris ab. "Das ist sowas von gemütlich, mach das bloß nicht kaputt." "Vielleicht sieht Ellen das anders", meinte ich leise. "Tut sie nicht", brummte Ellen und öffnete ihre Augen. "Bin zwar keine Lesbe, aber ich find das so geil, neben, über und unter mir nackte Körper zu spüren. Morgen zusammen!" "Morgen, Ellen", sagten Chris und ich im Chor. Unser Blondchen beugte sich vor-sichtig über Yvonne und gab mir einen zärtlichen Kuß. "Mach das nicht mit dem größeren Bett", bat Ellen mich, als wir uns wieder trennten. "Mich stört das wirklich nicht!" "Dich doch auch nicht", grinste Chris und stieß mich leicht in die Seite. "Sei ehr-lich!" "Na gut", lachte ich leise. "Ihr habt gewonnen. Wart mal, Ellen, ich nehm dir Yvonne ab." Ich hob Yvonne bäuchlings auf mich. Sie murrte zwar im Schlaf, legte dann aber ihr Köpfchen an meine Brust und schlief weiter. Ich streckte die Arme aus, Chris und Ellen legten sich darauf, dann drückte ich meine beiden Mädchen an mich. Wir schlossen die Augen und dösten noch ein bißchen, bis auch Yvonne wach wurde. Zu viert schmusten wir noch eine Weile, dann gingen wir frühstücken. Nach dem Frühstück lief Yvonne schnell nach Hause, um sich Badesachen anzu-ziehen. Wir taten das gleiche und warteten dann vor dem Haus auf sie. Kurz darauf kam Yvonne angewetzt, und wir gingen zum Rhein. Um halb elf waren wir vollständig: Chris, Ellen, Yvonne, Anja, Julia, Uschi, Jas-min und Michael. Dazu kamen noch zwei flüchtige Bekannte von Uschi, nämlich An-dreas und Frank. Andreas war 13, Frank würde am Wochenende 14 werden. Chris und ich lachten uns in Gedanken halb tot, als wir sahen, mit welch schmachtenden und sehnsüchtigen Blicken Anja Frank ansah. Er verstand ziemlich schnell, was Anja ihm damit sagen wollte, und fragte sie (nur ganz leicht verlegen), ob sie mit ihm schwim-men gehen wollte. Anja konnte nur glücklich nicken und folgte ihm wie das Küken der Henne zum Wasser. Yvonne wiederum war das Ziel von Andreas' Blicken. Das war ihr anfangs ziemlich unangenehm, da sie noch nie einen Freund hatte, doch Andreas war ein sehr stiller und ruhiger Zeitgenosse und bedrängte sie nicht. Er schaute sie nur an. Schließlich wurde es Yvonne zu bunt, und sie ging zu Anja ins Wasser. Andreas zögerte nicht lange und lief gleich hinterher. Die vier unterhielten sich eine Weile, planschten und spritzten mit Wasser, bis Yvonne plötzlich hell auflachte und mit An-dreas um die Wette schwamm. 'Sieht so aus, als wären wieder zwei unter der Haube', lachte Chris in Gedanken. 'Scheint so, mein Engelchen. Aber soll ich dir was verraten? So lieb ich Anja und Yvonne habe, aber es wurde mir doch etwas zuviel in letzter Zeit.' 'Was???' lachte Chris. 'Werner, wirst du krank?' 'Du, lach bitte nicht, aber ich kam mir in letzter Zeit vor wie der Zauberlehrling: Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht mehr los!' 'Das gibt es doch nicht!' Chris bekam einen Lachanfall, für die anderen, die mit uns auf dem Rasen saßen, natürlich vollkommen überraschend. "Was ist denn mit dir los?" fragte Uschi perplex. "In der einen Sekunde starrst du nachdenklich auf den Fluß, in der nächsten pißt du dir fast in die Hose vor Lachen!" "Nichts", lachte Chris und wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augen. "Ich hab mir nur einen Witz erzählt, den ich noch nicht kannte." Uschi schüttelte nur den Kopf und kümmerte sich wieder um Ellen, mit der sie sich angeregt unterhielt. Es dauerte noch eine Weile, dann hatte Chris sich wieder im Griff. Sie kicherte und gluckste zwar noch etwas, aber das hörte auch bald auf. 'War das dein Ernst, Wer-ner?' 'Ja, Chris. Der heutige Morgen ist ein gutes Beispiel dafür. Du, Ellen, Yvonne und ich in einem Bett. Abgesehen davon, daß ich es doch etwas eng fand, habe ich nur zwei Hände. Und das macht genau ein Mädchen zuviel.' 'Du meinst das wirklich ernst, ja?' dachte Chris, ehrlich überrascht. 'Ja, Chris. Ich weiß selbst, daß ich noch vor einem Jahr genau davon geträumt ha-be, von nackten, jungen Mädchen umzingelt zu sein, aber... Ach, ich weiß nicht. Es nervte mich heute morgen eben etwas.' 'Davon hab ich aber nichts gespürt.' 'Chris, das war auch nur der erste Ansatz von Unzufriedenheit. Es war nicht sehr deutlich und auch schnell wieder vorbei, aber ich habe es trotzdem gespürt. Na gut, als ich euch beide im Arm hatte und Yvonne auf mir lag und schlief, fühlte ich mich wohl, aber eben nur zum Teil. Ein winzig kleiner Teil von mir wünschte sich, ganz allein mit dir und Ellen zu sein.' 'Laß uns heute abend nochmal darüber reden, ja? Damit muß ich jetzt erst mal fer-tig werden.' Sie zwinkerte mir gedanklich zu. 'Wer weiß? Vielleicht triffst du heute oder morgen ein unglaublich hübsches Mädchen, und es fängt von vorne an.' 'Na ja', grinste ich, 'ein Mädchen würde ich ja noch verkraften, neben euch bei-den. Aber euch beide und Anja und Yvonne... Ich bin doch auch nicht mehr zwanzig!' 'Werner, ich glaube, ich habe mich gerade eben nochmal in dich verliebt, und zwar stärker als vorher!' Als Anja und Frank aus dem Wasser kamen, war es genau umgekehrt: diesmal dackelte er hinter ihr her. Strahlend kam Anja auf uns zu. "Frank hat mich zu einem Eis eingeladen", sagte sie glücklich und griff nach ihrem Handtuch, um sich abzu-trocknen. "Bist uns doch nicht böse, wenn wir gehen, oder?" Sie blickte mich besorgt an. "Unsinn", beruhigte ich sie. "Wir wollen doch alle, daß du glücklich bist, Anja." "Ich glaub, das bin ich", flüsterte sie mit leuchtenden Augen. "Hilfst du mir mal mit dem Handtuch? Ich möcht mich umziehen." "Sofort." Ich stand auf und hielt das Handtuch so hinter sie, daß sie sich zwischen mir und dem Handtuch umziehen konnte. Schnell streifte sie den Bikini ab und stieg in ihr Höschen, dann kam das T-Shirt an die Reihe, danach die Shorts, und Anja war fer-tig. "Danke", strahlte sie und drehte sich zu Frank um. "Können wir?" Ohne sich zu verabschieden, gingen sie los, in Richtung Straße. Yvonne und Andreas hingegen tob-ten weiterhin im Wasser: sie planschten, bespritzten sich, schwammen um die Wette und machten allerlei Unfug. Yvonnes lautes, fröhliches Lachen ließ uns alle mitlächeln. "Hoffentlich hat sie ein schönes erstes Mal", hörte ich eine leise Stimme neben mir. Ich drehte meinen Kopf und sah Jasmin, die mit einem sehr nachdenklichen Ge-sicht zu Yvonne herübersah. Ich suchte nach ihrem Freund Michael, konnte ihn aber nicht finden. "Der holt eben neue Zigaretten", lächelte Jasmin. "Was meintest du mit 'ein schönes erstes Mal'?" fragte Julia, die Jasmins Bemer-kung mitgehört hatte. "Genau das, was ich sagte", erwiderte Jasmin mit einem schiefen Lächeln. "Du solltest doch wissen, was ich meine. Du bist doch auch ein Mädchen." "Tu mal so, als wäre ich keins", lachte Julia. "Erklär es mir bitte." "Schau", sagte Jasmin und setzte sich so hin, daß sie Julia direkt ansehen konnte. "Als ich das erste Mal mit einem Jungen geschlafen habe, war es nicht so doll für mich. Er ging rein, tobte ein bißchen, kam, und war fertig. Und ich, ich lag da und fragte mich: 'Und das war alles?' Meine Scheide tat weh, ich war am Bluten, und alles in mir war naß und floß raus. Erst mit Micha war es wirklich schön. Hat aber auch et-was Zeit gebraucht, bis ich den Spaß daran entdeckt habe. Deshalb. Yvonne ist ein so liebes Mädchen; ihr erstes Mal sollte sehr schön werden." "Da kann ich dich beruhigen", grinste Chris. Ellen schaute angestrengt in eine an-dere Richtung. Jasmin sah Chris einen Moment an, dann grinste auch sie. "Was denn? Sie hat schon...?" "Ja", lachte Chris. "Mit wem, verrat ich aber nicht. Aber es war auf jeden Fall sehr schön für sie. Ich fürchte nur..." "Was befürchtest du?" "Ich fürchte nur, daß sie mit Andreas nicht so auf ihre Kosten kommen wird. Yvonnes Erster war nämlich sehr erfahren. Mehr verrat ich aber wirklich nicht!" "Brauchst du auch nicht", lächelte Jasmin und warf mir einen kurzen Blick zu, den ich unschuldig erwiderte. "Ich kann mir schon meinen Teil dazu denken." "Ich weiß immer noch nicht so genau, was du meinst, Jasmin", beschwerte sich Julia. "Julia", sagte Chris ernst, "wenn dein erstes Mal mit einem Jungen oder einem Mann für dich enttäuschend verläuft, oder sogar nur schmerzvoll, würdest du dann weiterhin mit dem Jungen schlafen?" "Keine Ahnung", erwiderte Julia leicht gereizt. "Wie soll ich über etwas eine Mei-nung abgeben, was ich gar nicht kenne?" "Das kann man ja ändern", grinste Ellen. "Ich wüßte jemanden, der dir bestimmt dabei hilft. Aber Chris hat recht mit ihrer Frage. Meiner Meinung nach sollte ein Mäd-chen ihr erstes Mal mit jemanden haben, der weiß, was er tut." "Das unterschreib ich sofort", lachte Jasmin. "Chris, was denkst denn du über-haupt darüber? Du bist doch Fachfrau auf dem Gebiet!" "Ganz ehrlich?" fragte Chris. Jasmin und Ellen nickten schnell. "Also: meiner Meinung nach sollte es für jedes junge Mädchen Pflicht oder sogar Gesetz sein, daß sie ihre ersten paar Male nur mit einem erfahrenen, liebevollen Mann erlebt. Nur so kann sie es wirklich genießen und hat Spaß daran. Wenn ich an Micha und seine unge-schickten Hände denke... Nichts für ungut, Jasmin!" "Erzähl mir was Neues", grinste Jasmin. "Ich hab Micha so weiter erzogen, wie du angefangen hast, Chris. Aber du hast vollkommen recht. Hey, Werner, wär das kein Nebenjob für dich?" lachte Jasmin plötzlich. "Wie kann man das formulieren... Au ja: 'Erfahrener, liebevoller Betreuer für die wichtigste Erfahrung im Leben eines Mäd-chens bietet kostenlos seine Dienste an.' Wär das nichts für dich?" "Von mir aus jederzeit", lachte ich. "Aber Chris hat mir verboten, die Anzeige in die Zeitung zu setzen." "Was hat denn jetzt Werner damit zu tun?" fragte Julia, nun vollkommen verwirrt. Uschi lachte laut auf. "Julia, hast du das etwa immer noch nicht mitgekriegt?" "Mitgekriegt? Was denn, verdammt?" "Was glaubst du, warum Werner mit Chris und Ellen zusammen wohnt? Und er dir damals in dem Supermarkt geholfen hat? Und er so gerne mit jungen Mädchen wie uns zusammen ist? Na, klingelt's?" Julia schaute uns der Reihe nach mit fragendem Ge-sicht an. Plötzlich klingelte es. Mit hochrotem Kopf sprang sie auf, griff hektisch nach ihren Sachen und rannte in Richtung Straße. "Wer nicht will...", lachte Ellen. "Bleibt mehr für uns." Sie schmiegte sich an mich. "Gehen wir auch was Schwimmen?" Julias Abgang war so ziemlich das Letzte, was wir von ihr sahen. Von diesem Tag an ging sie uns aus dem Weg, wo sie nur konnte. Einige Wochen später war ihr Vater - dank Martin Franks "Werbetrommel" - so bekannt in Koblenz und Umgebung, daß er und seine Familie die Wohnung wieder verkauften und fortzogen, da er in keiner Firma mehr unerkannt agieren konnte. Ich bedauerte dies nur am Rande; ich konnte Julia nicht mehr vertrauen. Auch Chris und Ellen weinten ihr keine Träne nach.
* * *
"Herzlichen Glückwunsch, Werner", kam Martins Stimme am gleichen Abend fröhlich durch das Telefon. "Du hast soeben zwei weitere Wochen Urlaub gewonnen!" "Was hab ich?" War Martin unter der Last seiner neuen Aufgabe zusammengebro-chen? "Tja", lachte er, "so Sachen passieren eben, wenn du bei wichtigen Entscheidun-gen einfach fernbleibst und statt dessen Urlaub machst. Nein, im Ernst." Seine Stimme wurde sachlicher, behielt jedoch einen fröhlichen Unterton bei. "Es wurde beschlos-sen, die Überstunden nur noch zu 50% auszuzahlen, der Rest muß - ich wiederhole: muß - in Freizeit abgegolten werden. Und da du noch knapp 160 Überstunden offen hast... Deine Abteilung ist übrigens heilfroh, dich mal sechs Wochen nicht zu sehen! Anka hat sich so gut eingearbeitet, daß sie dich auch nicht vermißt. Also: schönen Ur-laub!" "Sekunde mal", sagte ich hastig. "Martin, was soll das denn heißen?" "Werner!" stöhnte er. "Ich dachte, du wärst wenigstens etwas intelligent. Ich muß mir deine Personalakte nochmal vornehmen; wahrscheinlich hab ich da etwas überse-hen... Also noch einmal für die Langsamen unter uns: Du hast noch exakt 157,6 Über-stunden offen. Nach einem neuen Beschluß werden nur noch 50% (das ist genau die Hälfte) der Überstunden ausgezahlt, der Rest (also die andere Hälfte) wird als Freizeit gewährt. Die Hälfte von 157,6 Stunden - falls du gerade keinen Taschenrechner zur Hand hast - sind 78,8 Stunden. Wie du wissen solltest, haben wir eine 39-Stunden Woche. Zwei mal neununddreißig Stunden sind achtundsiebzig Stunden. Achtundsieb-zig Stunden wiederum sind also zwei Wochen. Diese zwei Wochen werden an deinen Urlaub, in dem du dich jetzt gerade befindest, angehängt. Beschwerden sind übrigens sinnlos. Niemand hier will dich vor Ende August wiedersehen. Noch Fragen?" Er konnte gerade noch ein Lachen unterdrücken. "Ja - Nein - eigentlich... Also noch zwei weitere Wochen Urlaub?" "Phantastisch!" freute Martin sich. "Ich wußte doch, daß du es kapierst. Wir sehen uns also nicht am Montag in zwei Wochen, sondern erst in vier Wochen wieder. Jetzt hätte ich noch eine persönliche Bitte an dich, Werner. Sekunde mal." Ich hörte, wie er den Hörer auf den Tisch legte, aufstand, die Tür seines Büros schloß und den Hörer wieder aufnahm. Als er weitersprach, war jeglicher Humor aus seiner Stimme ver-schwunden. "Werner, mein Urlaub wurde verschoben auf September. Ich wollte eigentlich mit meiner Familie an die Nordsee fahren, wegen Julias Beinbruch, damit sie wieder rich-tig laufen lernt. Im Moment humpelt sie nämlich noch sehr stark. Zu stark, meint der Arzt. Wie auch immer. Meine Frau ist stinksauer auf die Firma, wie ich übrigens auch, und ist mit unserem Sohn zu ihrer Schwester in die Nähe von München gefahren. Julia wollte ums Verrecken nicht mit; sie kann ihre Tante auf den Tod nicht ausstehen. Und das wäre meine Bitte an dich, Werner: Unterkunft in Westerland ist gebucht und be-zahlt, für vier Personen. Wenn du mit Christina und Ellen dorthin fahren möchtest, kannst du dir nachher alle Unterlagen und Schlüssel bei mir abholen. Einzige Bedin-gung: du nimmst Julia mit. Sie muß raus hier. Sie muß an die beste Luft, die wir hier in Deutschland haben, und sie muß laufen, laufen, laufen. Würdest du das tun?" "Martin, wir kennen Julia doch gar nicht", protestierte ich. Schon der Name Julia löste heftigen Widerstand in mir aus. "Und sie kennt uns nicht. Außerdem: wie soll ich dir das Geld für den Urlaub zurückzahlen? Du weißt doch, daß ich Monat für Monat meine Wohnung ausbaue." "Thema Geld: vergiß es", sagte er trocken, aber sehr leise. "Wenn die Firma mir schon den Urlaub streicht, kann sie auch für alle Kosten aufkommen. Ach, Scheiße", fluchte er herzhaft. "Ich war gerade wieder mit meiner Familie im Reinen, und jetzt sowas. Wenigstens hat meine Frau Verständnis für mich. Sie ist nicht sauer auf mich, sondern auf die Firma, und das kann ich bestens verstehen." Er atmete tief ein und aus, dann klang seine Stimme wieder normal. "Wie gesagt: es ist bereits alles bezahlt, ich bekomme das Geld für den Urlaub von der Firma wieder, und damit hast du die Chan-ce, deinen Mädchen und dir eine schöne Zeit zu machen, wenn du Julia mitnimmst. Und was sie angeht... Sie ist nicht gerade pflegeleicht, aber welcher Teenager ist das schon? Außerdem ist sie im gleichen Alter wie deine Mädchen. Sie wird im September 14. Ich schätze, daß sie mit deinen beiden auskommen wird. Was dich angeht... Ich habe dein Wort, daß du nichts mit ihr anstellst, ja?" "Das versteht sich doch von selbst", sagte ich leicht gekränkt, obwohl ich Martins Standpunkt verstand. "Da könnte ich mir gleich ein Grab schaufeln." "Ein ganz kleines würde in dem Fall ausreichen", sagte er sehr ruhig. "Okay, las-sen wir das. Ich weiß, daß ich dir vertrauen kann. Julia ist im Grunde ein fröhliches Mädchen, nur der Beinbruch hat sie mehr mitgenommen als vermutet. Sie ist ziemlich depressiv, aber die Luftveränderung wird ihr bestimmt guttun. Nimm sie ans Händchen und schleif sie durch die Gegend. Und wenn sie jammert, daß sie nicht mehr laufen kann, schleif sie weiter. Oder laß sie stehen, wo sie ist. Du weißt, was ich meine. Wenn du mit zwei von dieser Sorte klarkommst, wirst du auch Julia verkraften. Wann kommst du, um die Sachen abzuholen?" "Moment", lachte ich. "Ich muß das erst mal mit Chris und Ellen besprechen." "Weiß ich doch", lachte auch Martin. "Die beiden werden bestimmt dafür sein. Deswegen frag ich ja, wann du kommst. Morgen früh? Oder noch heute abend? Nein, warte. Komm bitte, wenn du Zeit hast, heute abend gegen acht bei mir zu Hause vor- bei, mit deinen beiden Mädchen, damit ihr euch schon mal gegenseitig beschnuppern könnt. Wenn Julia euch auf Anhieb nicht ausstehen kann oder umgekehrt, haben wir eben Pech gehabt. Einverstanden?" "Also weißt du", sagte ich resigniert, "du hast schon eine Art, mich einzuwik- keln..." "Wieso einwickeln?" lachte Martin. "Ich biete dir nur vier Wochen kostenlosen Urlaub am Stadtrand von Westerland, nur ein paar Schritte entfernt vom Meer, nur ein paar Häuser drumherum, sehr viel Landschaft und Ruhe, und trotzdem nicht weit weg von der Stadt. Und das alles für nur eine winzigkleine Gegenleistung." "Na gut", lachte ich. "Du hast mich überredet. Wir kommen um acht. Gibst du mir deine Adresse? Ich hab sie nur im Büro, aber nicht hier." "Willst du uns nicht endlich verraten, was wir hier tun?" fragte Ellen, als ich den Wagen vor einer eleganten Villa in einem teuren Viertel von Koblenz anhielt. Chris verbiß sich ein Lachen, sie wußte natürlich schon, worum es ging. "Aussteigen", sagte ich fröhlich, "und mitkommen." Gleichgültig löste Ellen den Gurt, öffnete die Tür und stieg aus, dann folgte sie uns. Chris drückte auf den Klingel-knopf, ein melodischer Gong ertönte, kurz darauf öffnete Martin die Tür und lächelte uns an. "Schön, daß ihr da seid", meinte er und bat uns herein. "Julia ist auf ihrem Zimmer. Setzt euch hin, ich hol sie eben." "Nette Hütte", meinte Chris, als wir uns setzten. "Nur ein bißchen sehr kalt." Ich mußte ihr recht geben. Die Wohnung war groß, sehr groß, aber kalt und nüchtern. Funktionell. Sessel und Couch auf Stahlrohren, der Couchtisch eine auf Hochglanz po-lierte Stahlplatte, auf dem anthrazitfarbenen Teppichboden mittelgraue Läufer, an den Wänden Bilder in kühlen Blautönen. Die Schränke und Regale paßten sich dem Stahl-rohrschema an. "Gut", meinte Ellen. "Jetzt sind wir hier. Warum? Wer ist Julia?" Ihre wunder-schönen, blaugrünen Augen sahen mich fragend an. "Jemand, der es uns vielleicht ermöglicht, in Urlaub zu fahren", sagte ich leise, da in diesem Moment Martin und seine Tochter zurückkamen. Ellens verwirrte Antwort ging in Martins Worten unter, mit denen er uns gegenseitig bekanntmachte. Julia war ein hübsches Mädchen mit langen, dunkelblonden Haaren und grauen Augen, die uns unsicher ansahen. Den nicht allzu schlanken Körper hatte sie ganz offensichtlich von ihrem Vater geerbt; sie sah ihm insgesamt sehr ähnlich. "Wunderbar", lachte Martin, nachdem wir uns alle wieder hingesetzt hatten. "Kein Aufschrei, kein Toben. Das heißt wohl, daß ihr euch alle vertragen werdet." Er warf seiner Tochter einen auffordernden Blick zu. "Weiß nicht", meinte sie zögernd. "Es sind vier Wochen, Papi!" "Julia", lachte ich freundlich, "ich halte es seit mehr als zehn Jahren mit deinem Vater aus. Da denke ich, daß wir vier Wochen bestimmt auch überleben." "Das ist ein sehr gutes Argument", lachte Julia laut auf und sah spitzbübisch ihren Vater an, der mir einen gespielt kühlen Blick zuwarf. "Zehn Jahre mal acht Stunden täglich ist mehr, als ich von dir in meinem ganzen Leben hatte. Wenn er das überlebt hat, muß er schwer in Ordnung sein." Sie zwinkerte ihm zu, um zu zeigen, daß es scherzhaft gemeint war. "Werner", seufzte Martin. "Reicht es nicht, daß du im Büro gegen mich arbeitest? Mußt du jetzt auch noch meine Tochter gegen mich aufbringen?" "Das ist unser Lieblingshobby", lächelte Chris. "Sie wissen doch, daß wir den ganzen Tag nichts anderes tun als Familien auseinanderzureißen." "Und das mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen", grinste Ellen. Martin gab unter dem Gelächter auf. "Na schön, na schön", grollte er, aber seine Augen schimmerten. "Macht mich nur in meinen eigenen vier Wänden fertig!" "Mit dem größten Vergnügen", grinste Julia. 'Chris, könntest du Julia etwas ablenken? Ich möchte noch mit ihrem Vater etwas besprechen.' 'Klar, Chef!' "Julia, was hältst du davon, wenn wir drei uns in Ruhe unterhalten? Die beiden hier haben bestimmt noch jede Menge zu besprechen, was den Urlaub an-geht." "Gerne", freute Julia sich. "Ihr macht einen netten Eindruck. Gehen wir in mein Zimmer?" Chris, Ellen und Julia standen auf und gingen in den hinteren Teil der Villa. Ich bemerkte, daß Julia tatsächlich stark humpelte, allerdings hatte ich auch den Ein-druck, daß das Humpeln nicht sehr gleichmäßig war, so als ob sie es nur vortäuschen würde. "Ich hol dann mal die ganzen Papiere", sagte Martin und stand auf. "Einen Moment noch, bitte", sagte ich ernst. "Martin, ich möchte dir gerne eine Frage stellen, und darauf möchte ich eine sehr ehrliche Antwort." "Kriegst du doch immer", schmunzelte er und setzte sich wieder. "Worum geht's?" "Warum vertraust du Julia ausgerechnet mir an?" "Die Frage habe ich erwartet", sagte Martin leise. "Allerdings kann ich sie nicht mit einem Satz beantworten." Er griff nach einer kleinen Tasche, die auf dem Seiten-tisch lag, holte Pfeife und Tabak heraus und begann, die Pfeife sorgfältig zu stopfen. Schließlich zog sie; dicker, angenehm riechender Rauch stieg auf und verbreitete sich in dem großen Raum. "Ich brauchte etwas Zeit, um zu formulieren", sagte er schließlich und machte eine entschuldigende Handbewegung. "Zum einen weiß ich, daß ich dir vertrauen kann. Zum zweiten weiß ich, daß ich Julia vertrauen kann. Zum dritten... Hauptsächlich we-gen Christina und Ellen. Ich weiß, daß ihr nicht nur zusammen wohnt, und normaler-weise wäre ich der erste, der denjenigen Mann, der sich an minderjährigen Mädchen vergeht, mindestens zum Krüppel schlagen würde. Nicht nur wegen Julia, sondern ganz im allgemeinen. Jedoch sind Christina und Ellen dermaßen ausgeglichen und fröhlich, in meinen Augen sehr reif für ihr Alter - zumindest Christina -, und - was das Wichtigste ist - sie sind freiwillig und gerne bei dir, wie sie selbst gesagt haben. Auf der anderen Seite braucht Julia zur Zeit jemanden, der sich vierundzwanzig Stun-den am Tag um sie kümmert, um aus ihrer Krise herauszukommen. Der Bruch in mei-ner Familie ist zwar - dank Christina - ziemlich gekittet, aber im Moment geht etwas in ihr vor, was ich nicht nachvollziehen kann, und ich komme auch nicht an sie heran. Sie sperrt sich nicht gegen mich, aber sie redet auch nicht über das, was mit ihr los ist. Sie will jede freie Minute bei mir sein, aber wenn ich mir Zeit für sie nehme, weicht sie mir aus." Martin zuckte hilflos mit den Schultern. "Alles in allem ist das keine di-rekte Antwort auf deine Frage, aber du bist so ziemlich der einzige, dem ich meine Tochter anvertrauen würde, weil ich weiß, daß du dich um sie kümmern wirst. Tut mir leid, besser kann ich es nicht erklären." "Reicht schon", lächelte ich. "Danke für dein Vertrauen. Das bringt mich zur näch-sten Frage, auch wenn du mir wahrscheinlich an den Hals gehen wirst: was ist, wenn sie Nähe braucht? In den Arm genommen werden möchte? Zärtlichkeit möchte? Mar-tin, ich will ihr nichts unterstellen, aber wenn sie in einer Art Krise steckt, wie du sagst, dann wird sie das sehr wahrscheinlich brauchen und, wenn sie uns bzw. mir erst einmal vertraut, mit Sicherheit auch fordern. Ich habe keine Lust, hinterher Ärger mit dir zu bekommen für etwas, was im Prinzip nur therapeutische Tätigkeit ist." "Und wie weit definierst du diese Tätigkeit?" Nun war Martin wieder der Chef. Seine kalten Augen nagelten mich fest. Aber ich hatte ja auch etwas gelernt in den letzten Monaten. Ich wich seinem Blick nicht aus. "Genau so weit, wie Julia es braucht. Martin, ich werde sie weder vergewaltigen noch zu irgend etwas überreden; soweit müßtest du mich inzwischen kennen. Aber wir beide wissen, wer und was ich bin, und ich bitte dich um Verständnis, daß ich mich so weit wie möglich absichern muß. Wenn Julia sich wirklich fangen sollte und dir nach ihrem Urlaub erzählt, daß sie mit mir stundenlang Arm in Arm gegangen ist - voll-kommen harmlos und unverfänglich natürlich - will ich nicht, daß zwischen uns Diffe-renzen entstehen. Nicht deswegen. Nicht für etwas, was du mit diesem Urlaub für sie erreichen willst." Mit einem lauten Geräusch legte Martin die Pfeife auf den Tisch, stand auf und ging zu dem großen Fenster, das den Blick die Terrasse freigab. "Wer mit dem Teufel paktiert", sagte er wütend, "muß wohl mit so etwas rechnen." Ich schwieg dazu. Nach einer Weile drehte er sich wieder um und kam zurück. Mit einem schweren Seufzer ließ er sich auf das Sofa fallen. "Es tut mir leid", sagte er leise. "Werner, es tut mir wirklich leid. Julia ist meine Tochter, und ich liebe sie sehr. Ich weiß, daß du ihr nichts tun wirst. Mach das, was du für richtig hältst, aber sie muß auf jeden Fall als Jungfrau zurückkommen." Er sah mich nicht an bei diesen Worten. Seine Hände waren ineinan-der verschränkt, die Knöchel traten weiß hervor. Mein nächster Satz würde die Ent-scheidung bringen. "Ich kann dir nur versprechen, daß sie so zurückkommt, wie sie gefahren ist, Mar-tin", sagte ich ernst. Er brauchte einen Moment, um diesen Satz zu erfassen, dann blickte er mich an. Es hatte schon früher Momente gegeben, in denen ich mich unter seinem Blick unwohl gefühlt hatte, aber diesmal hatte ich Angst. "Was willst du damit andeuten?" sagte er mit beherrschter Wut. "Nur das, was ich sagte, Martin", antwortete ich sanft. "Wenn du mir garantieren kannst, daß Julia noch Jungfrau ist, dann kann ich dir garantieren, daß sie in genau die-sem Zustand auch wieder zurückkommt." Martin schaute mich unergründlich an. "Ich weiß", sagte ich hastig, "daß das kein Thema ist, daß ein praktisch Fremder mit dem Vater eines Mädchens besprechen sollte, aber wenn du irgendwelche Vorbehalte hast, bewußt wie unbewußt, dann sollten wir diese schon im Vorfeld ausräumen. Ich sehe keinen Sinn darin, daß wir uns hinterher in die Haare kriegen für etwas, was gar nicht in meiner Verantwortung liegt." "Dir ist klar, daß wir über meine Tochter reden?" Martins Stimme war so eisig wie sein Blick. "Genau deshalb, Martin. Auch wenn es dich im Moment vielleicht trifft, aber was, wenn Julia schon ihre Erfahrungen gemacht hat?" "Hat sie nicht", sagte Martin überzeugt. "Bist du dir sicher?" "Ja. Hundertprozentig." Er sah mich kurz an. "Liegt das an unserem Job, daß man mit der Zeit so hart wird?" Er lächelte knapp. "Werner, ich bin mir wirklich sicher, daß Julia noch unberührt ist." "Gut, du bist dir sicher. Aber nur mal angenommen, sie wäre es nicht? Was dann?" "Verdammt nochmal", fluchte Martin herzhaft. "Ich verstehe ja, daß du das fragst, aber... JULIA!" Seine Stimme fuhr durch Stein. Sekunden später stand Julia fragend vor ihm. "Was denn?" 'Werner, was ist denn?' 'Später, Chris, ja?' "Julia", sagte Martin angespannt. "Liebling, ich möchte dich etwas fragen... Bist du - noch... Werner, läßt du uns bitte einen Moment allein?" "Natürlich." Ich stand auf und ging in Julias Zimmer, in dem Chris und Ellen ge-mütlich auf Julias Bett saßen und sich einige Hefte ansahen. "Was ist denn da drüben los?" fragte Chris neugierig. "Martin ließ mich schwören, daß Julia als Jungfrau aus dem Urlaub zurück-kommt", meinte ich trocken. "Ich hab ihm gesagt, daß ich Julia so wiederbringe, wie ich sie mitgenommen habe. Und jetzt quetscht er Julia aus, ob sie noch Jungfrau ist." "Aha", grinste Chris. "Das erklärt die Lautstärke." "Ist doch komisch", meinte Ellen nachdenklich. "Meinen Vater hat das einen Dreck interessiert, und Julias Vater macht deswegen so einen Aufstand. Eltern sind schon komische Tiere", schloß sie grinsend. In diesem Moment kam Julia zurück, mit tiefrotem Gesicht. "Sie möchten zu meinem Vater kommen", sagte sie leise und setzte sich neben Chris. Chris legte sofort ihren Arm um Julias Schultern, die ihren Kopf auf Christinas Schulter legte und anfing, zu weinen. Schnell ging ich hinaus. Martin saß da wie eine Statue. "Ich finde, wir sollten das alles abblasen", sagte ich so sachlich und ruhig wie möglich. "Es ist schon viel zuviel gesagt worden, Martin." "Darum geht es nicht", meinte er resigniert. "Es geht vielmehr darum, daß einem die Kinder so schnell entgleiten, daß man es gar nicht mitbekommt. Julia ist erst drei-zehn, noch ein Kind, und... Nein, Werner, nimm sie mit in Urlaub, mach dir um nichts Gedanken, behandele sie so, wie sie es braucht, und sieh zu, daß sie auf die Reihe kommt. Ich hol dir eben die Unterlagen." Er stand langsam und müde auf, und mir wurde klar, wie Julias Antwort ausgefallen war.
* * *
Martin hatte das Ferienhaus bei Westerland für fünf Wochen gemietet, so daß wir uns entschlossen, bereits Donnerstag Morgen in aller Frühe loszufahren, um dem Wo-chenendverkehr auszuweichen. Daher holten wir Julia bereits Mittwoch Abend ab, wie wir es noch besprochen hatten, nachdem Martin wieder einigermaßen klar denken konnte. Julia war aufgedreht bis in die Haarspitzen; zum einen aufgeregt wegen der Ur-laubsfahrt, dazu glücklich, weil sie sich mit Chris und Ellen auf Anhieb verstand, und schließlich nervös, weil sie mich nicht kannte und ich ja immerhin eine Art Autorität im Namen ihres Vaters repräsentierte. Das Ergebnis dieser Mischung war ein niedli-ches Mädchen von fast vierzehn Jahren, das keinen Moment stillhalten oder schweigen konnte. Doch schließlich hatten wir ihren Koffer plus Reisetasche im Wagen, sie drückte ihren Vater zum Abschied, der sie gar nicht mehr loslassen wollte, doch end-lich gab er sich einen Ruck und schob sein Töchterchen in Richtung Wagen. Da Chris und Ellen zu Hause geblieben waren, durfte Julia vorne sitzen. Sie umarmte ihren Va-ter erneut, diesmal durch das geöffnete Fenster, bis er ihr einen schönen Urlaub wünschte. Martin sah mich zum Abschied nur an, und ich gab ihm durch meinen Blick zu verstehen, daß er sich keine Sorgen machen müßte, aber das war vergebliche Lie-besmüh. Er machte sich bereits Sorgen, als ich den Motor noch gar nicht angelassen hatte. Schließlich fuhren wir los. Julia lehnte sich aus dem Fenster und winkte ihrem Va-ter zu, bis wir auf die Straße bogen. Dann ließ sie sich wieder in ihren Sitz fallen und starrte nachdenklich nach vorne. Ich drängte mich ihr nicht auf; ich fragte sie nur, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich das Radio einschalten würde. Sie schüttelte wortlos ihren Kopf. Von ihr ging keinerlei Feindseligkeit aus, nur Nachdenklichkeit. Nun ja, dachte ich mir, wir hatten vier Wochen Zeit, aus ihr wieder ein fröhliches Mädchen zu machen. Nach den Erfahrungen mit der ersten Julia wollten wir unseren neuen Anhang nicht gleich mit der Nase auf das stoßen, was Chris, Ellen und mich verband. Ich war mir sicher, daß Martin seiner Tochter nichts über uns erzählt hatte, was dies anging. Des-halb schliefen Chris und Ellen im "Kinderzimmer", Julia in meinem Bett, und ich im Wohnzimmer. Der schwarze Peter, nämlich die Mädchen am nächsten Morgen um vier Uhr in der Frühe zu wecken, fiel mir zu. Chris, Ellen und Julia hatten bis spät abends noch gequatscht, gelacht und gewitzelt, ich konnte mir also die Laune der drei an ei-nem Finger abzählen. Aber weit gefehlt. Chris war bereits wach, als ich ins Kinderzimmer kam. "Guten Morgen", begrüßte sie mich leise. "Kommst du noch einen Moment zu mir?" Ich legte mich neben Chris, die gleich in meinen Arm kam und mich leidenschaftlich küßte. Sie drehte mich auf den Rücken, setzte sich auf mich und führte mich ein. "Wie war das mit dem Moment?" lachte ich leise, während Chris anfing, ihren Unterleib vor und zurück zu bewegen. "Geht auch ganz schnell", kicherte sie ebenso leise zurück. "Ich hab schon was an mir rumgespielt. Ausnahmsweise!" Sie senkte ihren Kopf zu meinem. "Ellen übrigens auch. Sie ist auch schon wach. Na ja, halb wach. Wir teilen dich heute morgen." "Das ist ja so lieb von euch", lachte ich. "Aber Chris, in Zukunft müssen wir we-sentlich vorsichtiger sein." "Nö", grinste Chris, während sie ihr Tempo erhöhte. "Ist alles schon geklärt. Wenn eine von uns Hunger auf dich hat, geht die andere mit Julia auf einen langen Spazier-gang. Jetzt aber Ruhe, bin gleich soweit." Sie hatte recht. Ich war gerade dabei, Chris zu genießen, als sie auch schon kam. Sie erstickte ihr Stöhnen in einem wilden Kuß, dann rollte sie von mir herunter und stieß Ellen an. Ellen murrte zwar etwas, weil sie wieder eingeschlafen war, aber als sie merkte, worum es ging, war sie hellwach. Sie blieb auf dem Rücken. "Hab noch keine Kraft", kicherte sie, während Chris sich aufrappelte und ins Bad eilte. Ich gab Ellen einen sanften Kuß und drang in sie. Wie Chris gesagt hatte, war Ellen schon "vorgeheizt", ich ebenso durch Chris, und schon wenig später stöhnten wir in einem gemeinsamen Orgasmus, der durch den Reiz, die schlafende Julia nebenan zu wissen, noch erhöht wurde. "Chris hat recht", keuchte Ellen schließlich leise. "Morgens ist echt geiler." "Du willst mich alten Mann doch nicht aus der Routine bringen?" lachte ich und küßte sie. "Du bist doch nicht alt", widersprach Ellen. "Du bist genau richtig!" Sie schlang ihre Beine um meinen Rücken und drückte sich wieder an mich. "Nochmal?" "Leider nein", bedauerte ich. "Wir müssen uns fertigmachen. Fünf Uhr Abfahrt war geplant, und das möchte ich auch einhalten. Dann sind wir gegen sieben schon weit hinter Köln, und damit raus aus dem Gröbsten." "Mag nicht", maulte Ellen. "Ich möchte lieber deinen Schwanz in mir behalten. Nun beweg dich schon!" In diesem Moment kam aus meinem Schlafzimmer ein unter-drücktes Husten. Ellen zuckte erschrocken zusammen. "Scheiße, sie wacht auf! Wer-ner, geh runter!" "Sag ich doch", grinste ich, gab Ellen einen letzten Kuß und stand auf. Ellen schnappte sich ihr Höschen vom gestrigen Tag, hielt es vor ihre Scheide und lief ebenfalls ins Bad. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und zog mir eine Jogginghose über, um Julia zu wecken. Leise klopfte ich an die Tür zum Schlafzimmer, doch keine Antwort. Vorsichtig öffnete ich und trat ein. Julia lag nur halb unter der Decke, ein langes, glattes Bein und ein ebenso glatter Arm hingen aus dem Bett. Ihre langen, dun-kelblonden Haare lagen verstreut auf dem Kissen, ihr Mund stand leicht offen. Ich rief mich zur Ordnung, setzte mich leise auf mein Bett und berührte Julia ganz sanft an der Schulter. "Aufwachen, Julia", sagte ich halblaut. Ein Murren und ein Drehen war die Ant-wort. Nun lag sie mit dem nackten Rücken zu mir, ihr hellblaues Höschen um ihren niedlichen Po schaute mich herausfordernd an. Ich widerstand der Versuchung und schüttelte sie erneut leicht am Arm. "Julia, aufwachen", sagte ich erneut, diesmal et-was lauter. Diesmal streckte sie sich, ohne die Augen zu öffnen, und drehte sich dabei auf den Rücken. Mit den Füßen strampelte sie das Oberbett herunter, dann gähnte sie herzhaft, während ich ausgiebig ihre hübschen Brüste bewunderte. "Morgen, Paps", murmelte sie und umarmte mich mit noch immer geschlossenen Augen. "Kuscheln?" "Liebend gerne", konnte ich mir nicht verkneifen. "Aber leider bin ich nicht dein Paps." Julia fuhr zusammen, ließ mich los und setzte sich aufrecht hin vor Schreck. Sie hatte wirklich hübsche, feste, kleine Brüste; soviel konnte ich sehen, bevor sie ihre Arme vor ihre Brust legte. Schnell griff ich nach dem Oberbett und zog es über sie. Automatisch griff sie danach, wickelte sich hastig darin ein und sah mich noch immer erschrocken an. "Einen schönen guten Morgen, Julia", sagte ich lächelnd und stand auf. Ihre weit aufgerissenen Augen folgten mir zur Tür. "Chris und Ellen sind schon wach. Möchtest du frühstücken?" Julia schaute sich verwirrt in dem Zimmer um, dann dämmerte ihr, wo sie war, und warum sie hier war. Sie nickte verlegen. "Gut. Mach dich in Ruhe fertig, Julia. Wir rufen dich zum Essen. Oder, wenn du eher fertig bist, komm einfach ins Eßzimmer. Es ist das Zimmer, in dem es am Lautesten ist", lächelte ich ihr zu, dann schloß ich die Tür von außen. Grinsend ging ich ins Eßzimmer, um den Tisch zu decken. "Gott, war das peinlich!" kicherte Julia am Ende ihrer Geschichte. Chris und Ellen platzten los vor Lachen, ich ebenso. Julia hatte den Schock offenbar gut verkraftet. Sie griff nach ihrem dritten Brötchen und sah mich mit einem verlegenen Lachen an. "Julia, wenn du glaubst, daß das peinlich war...", lachte ich. "Als ich noch Motor-rad gefahren bin, haben wir mit unserem Club öfter Tagesausflüge gemacht, auch im Winter. Eines Abends kamen wir gerade noch mit heiler Haut zurück, bevor es anfing, Eis zu regnen. Die Straßen waren innerhalb von wenigen Sekunden eine Eisfläche." Julia hörte gebannt zu, Chris und Ellen kannten die Story schon und grinsten im Vor-feld. "Ich übernachtete also bei den Leuten, mit denen ich noch zusammen war; die anderen hatten es ebenfalls noch bis nach Hause geschafft, nur wir wohnten etwas weiter weg. Egal. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil ich auf die Toilette mußte, und ohne daran zu denken, wo ich war, sang ich laut und falsch mein damaliges Lieb-lingslied. Als ich fertig war, drehte ich mich um und sah meine Freunde in der Tür ste-hen, die sich fast in die Hose gemacht hatten vor Lachen." "Wieso?" fragte Julia neugierig. "Was hast du denn gesungen?" "Satisfaction von den Rolling Stones", grinste ich. "Kennst du den Text?" Julia schüttelte den Kopf. "I can't get no satisfaction", sang Christina fröhlich. Julia hörte, dachte nach, wur-de rot und platzte los. "Stimmt!" lachte sie herzhaft. "Das ist noch viel peinlicher. Hast du gesessen oder..." "Nee, gestanden", grinste ich. "Das war ja das Schlimme daran. Aber die Kom-mentare von meinen Freunden verrate ich nicht! Tja, und seitdem singe ich nicht mehr auf Toilette." Ausgelassen und fröhlich frühstückten wir zu Ende. Julia hatte durch meine Erzählung sehr viel von ihrer Scheu verloren, wie beabsichtigt. Um viertel nach fünf standen wir mit unseren Koffern und Taschen vor dem Wagen und beluden ihn. Chris und Ellen bestätigten auf Rückfrage, daß sie ihre Pillen und das Dauerrezept eingepackt hatten, eine Tasche mit Getränken, Süßigkeiten, Obst und Broten kam zu Julia und Ellen auf den Rücksitz, getankt hatte ich noch, als ich Julia abgeholt hatte, Kassetten für das Autoradio waren griffbereit, gute Laune war im Übermaß vorhanden. Als ich den Motor anließ, packte auch mich das Reisefieber. 'Schlachtruf?' fragte Chris. Ich nickte. Wir holten beide tief Luft und brüllten: "URLAUB!!!" Ellen und Julia zuckten zusammen, dann lachten sie und brüllten mit. Es ging los: vier Wochen Urlaub mit drei hübschen Mädchen!
11 Wie geplant, waren wir um sieben schon weit hinter Köln und hatten damit ein großes Staugebiet glücklich geschafft. Ich ließ es ab Leverkusen etwas ruhiger ange-hen und blieb auf der A1, die uns bis Hamburg bringen würde. Die Mädchen trugen bequeme Reisekleidung: T-Shirts und kurze Hosen, ich ebenso. Das Wetter spielte ebenfalls mit: es war bedeckt und warm, aber trocken. Ich machte kurz hinter Dort-mund eine Pause für fünfzehn Minuten, in der die Mädels kurze Streck- und Dehn-übungen machten und ich eine Zigarette rauchte und den dreien bei ihrer Gymnastik zusah. Julia war etwas größer als Chris und etwas kleiner als Ellen, jedoch trotz ihres etwas stärkeren Körperbaus rundherum perfekt proportioniert. Ihre dunkelblonden Haare waren länger als die von Chris, aber nicht so lang wie Ellens. Sie war nicht der Typ, in den ich mich auf Anhieb verliebt hätte, aber eine Augenweide war sie allemal. Mit einem Wort: sie paßte hervorragend zu uns und rundete das Bild perfekt ab. Ob-wohl ich Martin versprochen hatte, Julia nicht in mein Bett zu ziehen, war es eine schöne Vorfreude, daran zu denken, sie im Arm zu haben. 'Malst du dir wieder Bilder aus?' hörte ich Christinas grinsende Stimme. 'Nur träumen, mein Engelchen, nur träumen.' 'Sie ist aber auch ein hübsches Mädchen', gab Chris zu, während sie Rumpfbeugen machte. 'Niedlich, ja, aber nicht so hübsch wie du.' 'Alter Schmeichler', lachte Chris. 'Wenn sie nicht so hübsch ist wie ich, warum starrst du dann auf ihren Hintern und nicht auf meinen?' 'Deinen kenn ich schon', lachte ich. 'Und ihr Vater wird dir deinen aufreißen, wenn du sein lieb Töchterlein anfaßt!' Chris richtete sich stöhnend auf und schaute Ellen und Julia zu, die ebenfalls beschlos-sen, es gut sein zu lassen. "Julia, möchtest du auf der nächsten Etappe vorne sitzen?" "Gerne, Chris!" strahlte Julia. "Das ist nett von dir! Und dann tausch ich mit Ellen, ja?" "Nö", meinte Ellen. "Macht ihr beide mal; ich fühl mich hinten ganz wohl." Sie warf mir einen hungrigen Blick zu. "Vorne halt ich es nicht aus." Was immer das hei-ßen mochte... Da Julia die harte Techno-Musik, die von Christinas Kassette kam, nicht so mochte, regelte ich die Lautstärke so, daß auf den vorderen Lautsprechern nichts mehr zu hören war, aber Chris und Ellen es laut genug hatten. So konnte Julia sich mit mir unterhalten. Auf der Etappe bis Bremen, wo wir eine weitere Pause einlegten, machten wir uns recht vertraut miteinander. Sie sah mich nun nicht mehr so ganz als "Aufpasser", sondern eher als Begleiter, was mir sehr entgegenkam. Julia erzählte, daß sie mit ihrer Familie eigentlich jedes Jahr in dieses Ferienhaus fuhr, und sie war mehr als glücklich, nicht bei ihrer Tante in München zu sein. "Du kennst das doch bestimmt", plauderte sie. "Du triffst jemanden und möchtest ihm am liebsten sofort den Hals zudrücken. So ist das bei 'Tante' Doris und mir. Wir haben uns gesehen, und wir haben beide sofort entschieden, daß wir uns bis in den Tod hinein hassen." "Das kenne ich wirklich", lachte ich und machte eine Bewegung, um wie gewohnt meine rechte Hand auf den Schaltknüppel zu legen, doch ich bremste mich. "Leg ruhig drauf, das stört mich nicht", meinte Julia. "Papa macht das auch immer. Warum eigentlich?" Ich legte meine Hand auf den Hebel. "Es ist einerseits bequem, die Hand mal aus- zuruhen, und zum anderen gibt es etwas mehr Sicherheit, weil ich weiß, daß ich schnell schalten kann, wenn es sein muß." "Aber der hat doch eine Automatik, oder?" "Richtig", grinste ich Julia an. "Ist eine alte Angewohnheit." "Paps reißt immer an dem Hebel, als müßte er eine Mauer zur Seite drücken", lachte Julia. "Zum Glück kann ich nicht Autofahren, sonst würd ich ihm wohl laufend reinreden." Sie lachte mich an. "Oder dir." "Möchtest du denn mal fahren?" fragte ich. Julia sah mich erstaunt an. "Ist das dein Ernst?" "Klar. Nicht gerade auf der Autobahn, aber vielleicht mal auf dem nächsten Park- platz." Julia strahlte. "Allerdings müßte dazu dein Bein in Ordnung sein", sagte ich ernst. "Denn mit einem kranken Bein kann man nicht fahren. Da könntest du das Auto gleich verschrotten. Es ist zu gefährlich." "Ach so", sagte sie leise. 'Sehr gut!' hörte ich ein Lob von hinten. 'Daran hat sie erst mal zu knabbern.' Kurz vor Hamburg machten wir Mittagspause in einer Raststätte. Als Julia nach dem Essen auf Toilette ging, beugte Ellen sich zu Chris und flüsterte ihr eindringlich etwas ins Ohr. Chris grinste, nickte und ignorierte meine fragenden Blicke. Als Julia zurückkam, stand Chris vom Tisch auf und ging ihr entgegen. "Na komm", schlug Chris vor. "Wir laufen einmal um das Gelände hier. Ich wollte dich nämlich was fra-gen..." Sie nahm Julia am Arm und führte sie hinaus. "Wir zwei gehen auch etwas spazieren", sagte Ellen, und der Ausdruck in ihren Augen sprach Bände. "So heiß?" fragte ich leise. "Heiß ist gar kein Ausdruck", grinste sie. "Heut morgen war doch nur ein Appe-tithäppchen. Da, der Kellner. Schnapp dir den!" Ich winkte dem Kellner, der daraufhin die Rechnung brachte, dann nahm Ellen meine Hand und hüpfte fröhlich neben mir her, wie eine ganz normale Tochter. Wir gingen die lange Treppe hinunter, dann bog Ellen ab in Richtung Wald. Sie zeigte auf etwas und machte ein ganz aufgeregtes Gesicht. Eine perfekte Show für jemanden, der uns vielleicht nachschaute. In Momenten wie diesen bewunderte ich meine beiden Mädchen, wie nahtlos sie von jungem Mädchen auf Verstand umschalten konnten. Beide, Chris wie Ellen, gingen seit dem Vorfall mit Julia Birkeneck nicht mehr das geringste Risiko ein. Ellen zog mich bis an den Waldrand, deutete hinein und tat so, als würde sie mir etwas erzählen, dann lief sie zwischen den Bäumen hindurch in das kleine Wäldchen hinein. Für eventuelle Zuschauer schüttelte ich nachsichtig den Kopf, bevor ich ihr mit sorgfältigen, langsamen Schritten hinterher ging. "Hier drüben", hörte ich Ellen leise rufen. Ich folgte ihrer Stimme bis hinter einigen dichten Büschen. Ellen war bereits komplett ausgezogen. Nun ja, bei T-Shirt, Shorts und Höschen sowie Sandalen dauerte das auch nicht lange. Sie stand vollkommen nackt an einen Baum gelehnt und strahlte mich verlangend an. Ihr weißblondes Haar schimmerte gegen das dunkle Braun des Baumes, ihre blaugrünen Augen waren zwei leuchtende Sterne. Ellen flog in meine Arme. "Ich lieb dich so", flüsterte sie. "Ich dich auch, Ellen", erwiderte ich und küßte sie. Das Geräusch von zerbrechen-dem Holz ließ uns auseinanderfahren. "Wie ich sagte: da ist was faul", grinste mich ein verpickeltes Gesicht an. "Aber echt praktisch, daß die Kleine schon nackt ist. Auf geht's." Ellen schrie auf, als fünf gewaltbereite Männer, alle etwa Anfang bis Mitte 20, auf uns zukamen, mit Messern und Schlagringen bewaffnet. 'Chris! Nimm dir Julia, renn an den Anfang der Raststätte, wo die Polizeistation ist, und sag Bescheid, daß wir überfallen werden von fünf Männern. Frag nicht lang, mach, um Himmels willen!' Ellen schrie erneut, als zwei der Männer sie festhielten und ihre Arme nach hinten bogen. Sie wehrte sich nach Leibeskräften, hatte gegen die entschlossenen Männer jedoch keine Chance. Sie war im Moment allerdings sicher, zumindest solange ich noch stand. Die anderen drei bildeten einen Kreis um mich und wanderten langsam und unter Beschimpfungen und Provokationen um mich herum. Ich hörte, daß Ellen einige harte Schläge ins Gesicht bekam, doch ich schloß das Gefühl von Wut aus, soweit es mir möglich war. Hinter mir hörte ich einen scharfen Atemzug und einen schweren Schritt. Ich beugte mich in der Hüfte und trat mit voller Kraft nach hinten. Ein harter Aufprall und ein Schmerzenslaut zeigten mir, daß ich getroffen hatte. Ein Messer kam mir von links entgegen. Ich drehte mich weiter, doch nicht schnell genug; das Messer ritzte mich leicht am Oberarm. Ich fing den Arm des Stechers ab und zog, während ich dem drit-ten einen Tritt mit der Hacke in den Solar Plexus gab. Der Messerstecher stolperte, fing sich wieder und rammte mir seine Faust an die Wange. Als Dankeschön erhielt er von mir einen Schlag mit den Knöcheln gegen die Schläfe. Ein Schlag von hinten ließ mich kurz zu Boden gehen. Ich rollte mich ab, rammte im Rollen dem am Boden lie-genden Messerheld meinen Ellbogen in den Magen und stand auf. Der erste, den ich ohne hinzusehen erwischt hatte, stand nun vor mir. Die beiden, die Ellen festhielten, ließen sie los und stürzten sich von zwei Seiten auf mich. In der folgenden Prügelei, die sich an keine Gesetze und Kampfregeln hielt, mußte ich einiges einstecken, doch ich teilte auch ebenso kräftig aus. Plötzlich hörte ich eine autoritäre Stimme und einen Schuß. Die Prügelei erstarrte sofort. Niemand von uns hatte die Rufe der Polizei, mit der Schlägerei aufzuhören, gehört. Ich stand langsam und vorsichtig auf, zwei der Männer mit mir. Zwei andere wälzten sich stöhnend am Boden, der fünfte lag still. Ellen schluchzte auf und kam in meinen Arm. Sie klammerte sich an mich und weinte hemmungslos. Damit schied ich für die vier Polizisten, die Chris geholt hatte, als Täter aus. Sie kümmerten sich um die fünf Männer, die uns angegriffen hatten, und führten vier in Handschellen ab, den fünften ließen sie unter Aufsicht von zwei hinzugekommenen Polizisten erst einmal liegen. Ellen zog sich heulend ihre Sachen an und wich nicht von meiner Seite, als wir zur Wache gingen. Chris und Julia hielten sich auf meine Anweisung an Chris im Hintergrund. Chris sagte, sie hätte gesehen, wie fünf Männer Ellen und mir gefolgt wären, dann hätte sie Ellen schreien hören und wäre sofort losgerannt, die Polizei zu holen. Julia konnte da-zu überhaupt nichts zu sagen, für sie war alles viel zu schnell gegangen. In dem nachfolgenden Verhör beruhigte Ellen sich langsam wieder und konnte zu-sammenhängend reden. Sie erzählte, daß sie mit mir in den Wald gegangen sei, um bestimmte Pflanzen für den Biologieunterricht zu suchen (was die Polizisten ihr tat-sächlich abnahmen), als sie plötzlich die Männer sah, und dann war es auch schon los-gegangen. Ich erzählte, wie die Männer sich uns 'vorgestellt' hatten, daß ich in Nah-kampftechniken ausgebildet worden war, und schilderte den Kampf so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Das alles wurde aufgenommen und schriftlich fixiert. Währenddes-sen kam ein anderer Polizist herein und legte dem, der mit uns sprach, ein Blatt Papier hin. Unser Gegenüber warf einen kurzen Blick drauf, unterbrach das Tippen und las gründlicher. Noch während er las, hörten wir Sirenen näherkommen. Einige Kranken-wagen hielten vor der Polizeiwache. Alles weitere lief dann ziemlich durcheinander ab, aber ich werde versuchen, es in einigermaßen logischer Reihenfolge zu schildern. Ein Notarzt kam herein, überflog kurz die Verletzungen, die jeder am Kampf Be-teiligter erhalten hatte, und wies dann seine Assistenten ein. Noch während meine Schrammen und oberflächlichen Schnitte behandelt wurden, fuhr ein Mannschaftswa-gen der Polizei vor und lud die leichter verletzten Männer schon einmal ein. Gleich-zeitig damit hielt uns der Polizist, der mit Ellen und mir redete, einen kurzen Vortrag über Courage und Mut und ließ uns dann freudestrahlend wissen, daß die fünf Männer, die nun in polizeilichem Gewahrsam waren, diesen vorerst nicht mehr verlassen wür-den, da sie in weiten Teilen Norddeutschlands gesucht würden wegen mehrfachen Überfalls, Raubs und Vergewaltigung von Minderjährigen und jungen Frauen. Darauf-hin bekam Ellen einen hysterischen Anfall, schnappte sich einen Brieföffner vom Tisch des Polizisten und wollte den Mannschaftswagen stürmen, um die Männer restlos fer-tigzumachen. Drei Polizisten mußten das völlig fertige Mädchen festhalten, bis sie schließlich bewußtlos zusammenbrach. Der Arzt, der mich behandelte, ließ mich gar nicht erst aufstehen, als ich Ellen aufhalten wollte, sondern gab mir gleich eine Beruhi-gungsspritze, die mich für eine kurze Zeit außer Gefecht setzte und meinen Muskeln vorgaukelte, sie bräuchten erst einmal nichts mehr zu tun. Es war ein perfekter Auftakt für einen Urlaub. Gegen halb zwei war Ellen wieder wach und einigermaßen fit, ich war versorgt, die Aussage der fünf, daß Ellen bereits bei ihrem Eintreffen nackt in meinen Armen war, wurde als unglaubwürdig abgetan, unsere Personalien und Aussagen waren aufge-nommen, Chris und Julia hatten ihre Fingernägel bis zur Fingerkuppe abgeknabbert, die fünf Männer saßen bereits in Untersuchungshaft, und es war alles in die Wege ge-leitet, damit ich die ausgesetzte Belohnung, die auf die fünf Männer ausgesetzt war, erhalten konnte. Nachdem der Notarzt versichert hatte, daß ich fahrtüchtig war, durf-ten wir gehen. Wir fuhren aber nicht gleich los, sondern setzten uns noch für eine Stunde in die Raststätte, um wirklich wieder den Bezug zum Hier und Jetzt zu be-kommen, und um über den ganzen Vorfall gründlich zu reden, um keine versteckten Ängste aufkommen zu lassen. Nach dieser Stunde war es schon nicht mehr ganz so schlimm, selbst Ellen hatte sich wieder im Griff. Sie war zwar noch ziemlich blaß und zitterte, aber sie konnte schon wieder lächeln. Zwar nur ein wenig, aber immerhin. Schließlich saßen wir wieder im Auto. Chris war hinten bei Ellen, die noch sehr viel Trost und Zuwendung brauchte, und redete und redete mit ihr. Ich fuhr nicht schneller als 130; mehr traute ich mir nicht zu. Nach einer weiteren Stunde Fahrt wur-de Ellen plötzlich sehr übel. Wir hielten am Rand, Ellen sprang heraus, lehnte sich über die Leitplanke und spuckte alles aus, was sie in sich hatte. Danach ging es ihr besser. Als wir in Niebüll ankamen und auf den Autozug warteten, konnte sie sogar schon wieder schimpfen. Resultat des ersten Urlaubstages: Ellen hatte ein leichtes Veilchen und zwei dicke Wangen, ich einige leichte Schnittwunden an den Armen, die aber problemlos verhei-len würden, und mehr Prellungen, als ich zählen konnte. Auf der anderen Seite standen mindestens ebensoviele Prellungen, dazu mehrere gebrochene Rippen, eine gebroche-ne Nase, drei verlorene Zähne und verstauchte Gelenke. Ich war noch sehr gut davon-gekommen und nahm mir vor, nach dem Urlaub wesentlich mehr zu trainieren. Ich war völlig aus der Übung.
* * *
Die Stunde untätiges Sitzen auf dem Autozug hatte mir gar nicht gutgetan. Als wir von dem Zug herunterfuhren, spürte ich jeden einzelnen Knochen im Leib, und sogar solche, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie hatte. Julia wies mich an, wie ich fahren mußte. Nach etwa dreißig Minuten stellte ich den Wagen vor dem herrlichen Haus ab, in dem wir die nächsten vier Wochen verbringen würden. Wir trugen unsere Koffer herein, dann die Taschen, dann machte ich Julia zur Chefin des Hauses und ließ mir ein Bad ein. Nach mir ging Ellen baden, dann Chris, dann Julia. Als Julia fertig war, spendierte sie eine Runde Cognac für alle, auf den Schreck des Tages, und mit der nötigen Bettschwere versehen, gingen wir schlafen. Julia und Chris schliefen in eigenen Zimmern, Ellen - was selbst Julia ihr beim besten Willen nicht übelnehmen konnte - bei mir. Sie blieb die ganze Nacht in meinen Armen und zitterte wie Espen-laub. Am nächsten Morgen sah die Welt schon besser aus. Julia überraschte uns mit fri-schen Brötchen, die sie mit einem der Gästefahrräder geholt hatte. Nach dem ausgiebi-gen Frühstück machte Julia uns dann mit dem Haus vertraut. Es war ein Bungalow mit vier Zimmern: einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer für die Eltern und zwei Kin-derzimmern, einem Badezimmer mit Wanne und Dusche, einer schönen und großen Terrasse sowie einem großen Garten, der von dichten und hohen Hecken umgeben war. Es war bezeichnend für Ellens Verfassung, daß sie hierzu nicht den geringsten Kommentar abgab. Gegen zehn machten wir uns auf den Weg zum Strand. Martin hatte recht gehabt: wir mußten praktisch nur über die Straße vor dem Haus gehen, ein paar Meter die Dü-nen hinauf, wesentlich mehr Meter auf der anderen Seite wieder hinab, und waren am Meer. Es war zwar ein öffentlicher Strand, aber es gab weder Parkplätze an der Straße noch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, so daß wir - neben den Leuten aus den Häu-sern neben uns - die einzigen Badegäste waren. Natürlich gab es weder Strandkörbe noch Liegen, aber wer sich einmal die Verhältnisse direkt an der Kurpromenade in Westerland angesehen hat, wird dies nicht unbedingt als Nachteil ansehen. Chris und Julia sprangen direkt ins Meer und tobten sich aus, Ellen blieb nach wie vor dicht an meiner Seite. Ich legte meinen Arm um das arme Mädchen, und sie preßte sich sofort an mich und fing erneut an, zu weinen. Als sie sich ausgeheult hatte, fragte ich sie lächelnd, was denn ihre Kursteilnehmer von ihrem Verhalten denken sollten. Ellens Antwort war dann wieder typisch für sie: "Wenn du denen auch nur ein Wort sagst, kannst du dein Ding sonstwohin stecken, nur nicht mehr in mich!" Nach diesem Satz klammerte sie sich wieder an mich und weinte wieder, doch das war gut so. Am Nachmittag schon schloß sie sich Chris und Julia an, die gar nicht mehr aus dem Was-ser heraus wollten. Ich ließ es etwas ruhiger angehen; mir machten die ganzen Prellun-gen noch zu schaffen, doch bis zum Wochenende war ich auch wieder fit. Am Montag waren alle Sorgen und Vorfälle vergessen. Zu viert machten wir die Innenstadt unsicher, lachten uns schief über die Preise und kauften kaum etwas außer den üblichen Souvenirs, stopften uns mit Eis und Cola voll, und - o Wunder! - Julia humpelte kaum noch! Ob das an der Luft lag? Montag Abend setzte Chris ihren Willen durch und schickte Ellen und Julia auf ei-nen langen Spaziergang. Als die beiden weg waren, zog Chris sich und mich aus und kuschelte sich auf meinem Schoß ein. Es dauerte nicht lange, bis wir beide so heiß wa-ren, daß wir ins Schlafzimmer gingen. Chris drückte mich auf das Bett, schwang sich auf mich und nahm mich geschmeidig auf. Dann blieb sie still auf mir liegen und küßte mich zärtlich, bis wir beide spürten, daß unsere Verbindung "stand". Langsam begann sie, sich zu bewegen, und jagte Schauer auf Schauer durch uns beide. Wieder war ich fasziniert von der Gesamtheit des Erlebens, einmal als Werner, gleichzeitig als Christi-na. Chris ging es genauso, wie ich an ihrem Atem hören konnte. Sie bewegte sich sehr langsam, trotzdem peitschte uns das mehr auf als alles andere. Das Gefühl, was jeder von uns empfand, wurde ausgestrahlt, aufgenommen und verstärkt zurückgegeben. Diese Rückkopplung war so stark, daß wir schon nach kürzester Zeit dicht vor dem Höhepunkt waren. Chris legte sich ganz auf mich und blieb still liegen. Gemeinsam badeten wir in dem Gefühl von Lust, Erregung und Verbundenheit. Wieder empfand ich das, was Chris empfand, während ich in ihr war, und das, was ich spürte. Ohne uns zu bewegen, reizte dieses Gefühl uns so sehr auf, daß Chris plötzlich laut aufstöhnte, ihre Vaginalmuskeln zusammenzog und mich dadurch ebenfalls zum Explodieren brachte. Leidenschaftlich strömte ich in sie, küßte sie, streichelte sie, während Schub um Schub in sie ging. Auch als ich schon leer war, ließ das ekstatische Gefühl bei uns beiden nicht nach. Unsere Liebe, unsere Vertrautheit hielt uns auf dem Höhepunkt, daß wir nicht nur körperlich, sondern auch seelisch eins wurden. Wir waren nicht mehr zwei Menschen, sondern nur noch ein einziges Wesen, erfüllt von Liebe und Erfüllung. Glücklich bis in die letzte Nervenzelle lagen wir aufeinander und hielten uns um-armt, spürten unsere Haut, unsere Hitze, unseren Schweiß. Plötzlich hörten wir die Haustür aufgehen. 'Scheiße!' dachte Chris und sah mich besorgt an. 'Und nun?' 'Wollten die beiden nicht eine Stunde lang laufen?' Chris schaute auf die Uhr am Bett. 'Es ist schon mehr als eine Stunde vorbei!' 'Unmöglich, Chris. Das hieße ja, wir waren mehr als eine halbe Stunde weg vom Fenster!' 'Hab ich nichts von mitgekriegt. Ich versuch mal was.' Chris' Augen wurden ange-spannt, dann wieder normal. In der gleichen Sekunde hörten wir Ellen und Julia auf die Terrasse gehen. 'Klappt!' freute Chris sich. 'Jetzt aber hoch!' Sie rollte von mir her-unter. 'Was hast du gemacht?' fragte ich sie, während ich aufstand und mich anzog. 'Ich hab Ellen rübergeschickt, daß sie Julia noch ein paar Minuten ablenken soll.' 'Und das hat geklappt?' Ich blickte sie erstaunt an. Chris zuckte mit den Schultern. 'Sieht so aus. Ich hab zwar keine Antwort gekriegt, aber es hat geklappt. Sie sind ja draußen. Scheiße, das Laken ist klatschnaß!' 'Du hast mich aber auch gemolken', grinste ich Chris an und drückte sie an mich. 'Ich liebe dich, Chris!' 'Ich liebe dich auch!' Kurz darauf waren wir ebenfalls auf der Terrasse. Julia saß auf einer Liege und hatte das rechte Bein - das vormals gebrochene - hochgelegt und rieb sich mit leicht verzerrtem Gesicht den Fuß. Ellen zwinkerte uns zu und eilte in die Küche, um Gläser und Getränke zu holen. "Tut's weh?" fragte ich Julia und hockte mich vor sie. Sie nickte. "Ja, immer noch. Vor allem dann, wenn ich viel laufe. Der Arzt sagte, das könnte passieren, daß das Gelenk was übrig behält und nicht mehr so funktioniert wie früher. Ist aber auch meine Schuld. Ich hätte mehr bei der Gymnastik mitmachen sollen. Aber das tat alles so weh damals! Jede Bewegung ging direkt durch bis an den Bruch, und da hab ich es lieber nicht so gemacht, wie der Pfleger wollte. Er hat zwar mit mir ge-schimpft, aber viel machen konnte er nicht." "Wer konnte nicht viel machen?" fragte Ellen, die mit einem Tablett voll Gläser und Flaschen zurückkam. "Der Pfleger, der mir bei der Krankengymnastik helfen sollte", meinte Julia und griff mit einem dankenden Lächeln nach ihrem Getränk. "Ich wollte nicht so, wie er wollte, und jetzt hab ich den Salat. Das Fußgelenk tut weh." "Aha?" sagte Ellen interessiert und hockte sich neben mich. "Darf ich mal?" Ohne auf Antwort zu warten, legte sie ihre Hände um Julias Fußgelenk, ohne es zu berühren. "Was machst - AUA!!!" Julia schrie auf vor Schmerz, als ein knackendes Ge-räusch aus ihrem Fuß kam. Ellen fuhr erschrocken zurück und fiel auf den Hintern. Ju-lia schaute sie wütend an. Plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Vollkommen fassungslos starrte sie auf ihren rechten Fuß, dann drehte sie ihn. Erst langsam und vorsichtig, dann immer stärker nach links und rechts. Chris und ich blickten uns fra-gend an. "Ellen", fragte Julia plötzlich aufgeregt. "Was hast du gemacht?"
"Ich - ich weiß nicht", sagte Ellen verwundert. "Ich hab - als ich meine Hände um dein Gelenk gelegt habe, spürte ich plötzlich etwas wie einen Knoten. Irgendwas Dik-kes auf jeden Fall, was da nicht hingehört. Na, da hab ich einfach dran gedacht, daß dieses Dicke verschwinden soll, und da hat's geknackt, und du hast geschrien. Was ist denn jetzt mit dir?" Besorgt stand Ellen wieder auf und setzte sich zu Julia auf die Lie-ge. "Die Schmerzen sind weg!" sagte Julia fassungslos und mit Tränen in den Augen. "Alle Schmerzen sind weg, Ellen!" Sie fiel Ellen erleichtert weinend um den Hals und drückte sie, während Ellen und wir verdutzt auf Ellens Hände starrten. Das schien ein wirklich sehr interessanter Urlaub zu werden. "Werner?" fragte Ellen abends leise, als wir im Bett lagen. "Was denn, mein Liebes?" Ich drückte sie an mich. Ellen legte ihren Kopf an mei-nen Hals und gab mir einen sanften Kuß. "Darf ich bitte etwas Geld von dir haben? Ich würd mir morgen gern einige Bücher kaufen." "Natürlich, mein Schatz. Über Magie oder so was?" "Ja", antwortete sie verlegen. Ich strich ihr beruhigend über die Haare. "Ellen, du mußt dich nicht schämen, weil du plötzlich etwas in dir entdeckst, was vorher nicht da war. Gibt es denn hier überhaupt Geschäfte, die Bücher in dieser Richtung führen?" "Doch, eins hab ich gesehen." Sie richtete sich halb auf und sah mich aufgeregt an. "Da war ein Buch, das hat mich - klingt blöd, aber das hat mich wirklich angesehen! Das ging um Energiezentren oder so was. Ich hab's mir nicht genau gemerkt, aber ich hab irgendwie gespürt, daß das Buch mir was sagen will." "Was, wissen wir ja jetzt", lachte ich leise und zog ihren Kopf an mich. Ellen schmiegte sich an mich. "Ich hab dich so lieb, Werner", sagte sie glücklich. "Ich dich auch, Ellen. Und ich bin sehr froh, daß du jetzt etwas kannst, was wir nicht können." "Was meinst du?" fragte sie erstaunt. "Bisher hatte ich immer ein etwas schlechtes Gewissen, weil Chris und ich uns ge-danklich unterhalten können. Ich fand es irgendwo nicht fair, daß wir dich so ausge-schlossen haben." "Habt ihr doch nicht", erwiderte Ellen erstaunt. "Ihr zwei liebt euch so sehr, daß... Nee, Werner, ich hab mich nie, nie ausgeschlossen gefühlt. Ehrlich nicht! Ganz im Ge-genteil sogar! Durch euch hab ich eine Familie. Einen Fast-Vater, mit dem ich auch noch ficken kann, und eine Schwester, die lieber ist, als wahr sein kann. Was will ich mehr?" "Du bist einmalig", lachte ich leise und küßte sie. "Jedenfalls kannst du jetzt et-was, was wir nicht können." "Hey, das stimmt!" Ellen richtete sich wieder auf. "Du, wir sind jetzt ein tolles Team, oder? Chris kann Gedanken ausschicken und die von anderen empfangen, du kannst kämpfen, und ich kann... tja, kann ich jetzt heilen?" "Sieht so aus, mein Schatz. Das mit dem Buch ist eine gute Idee. Findest du das Geschäft wieder?" "Glaube schon." Ellen biß auf ihre Unterlippe und dachte angestrengt nach. "Doch. Das war neben der Spielhalle auf der Hauptstraße. Gehen wir morgen früh da hin?" "Gleich als erstes nach dem Frühstück", lächelte ich Ellen an. Glücklich strahlte sie zurück und schmiegte sich wieder an mich. "Du bist so lieb, Werner! Darf ich jetzt auch ein bißchen lieb zu dir sein?" Ihre Hand glitt an meinem Bauch entlang zwischen meine Beine. "Nur, wenn wir ganz leise sind", flüsterte ich. "Dann mußt du mir eben den Mund stopfen", kicherte Ellen und drückte ihre Lip-pen auf meine. Sie winkelte ihr oben liegendes Bein an und führte meinen Penis an ih-ren Eingang. Sie rieb damit über ihre Spalte, bis es feucht genug war, um einzudringen, dann nahm sie mich langsam auf. Wir blieben auf der Seite liegen. Langsam und gleichmäßig bewegte ich mich vor und zurück. Ellen atmete heftig in meinen Mund, ihre Arme waren hinter meinem Nacken verschränkt. Ich legte eine Hand auf ihren Bu-sen und rieb die Warzen, die schon hart wie Stein waren. Plötzlich stöhnte Ellen auf und preßte mich an sich. Ihr Bein legte sich um mich und drückte mich tief in sie hin-ein. Ich rollte mich auf sie, ohne den Kuß zu unterbrechen, und stieß kräftig in sie. El-len bekam direkt einen zweiten Orgasmus. Ihre Hände legten sich auf meinen Hintern und schoben mich an, wenn ich sie ging. Plötzlich war ich wieder zweigeteilt: ich war ich, und ich war Ellen. Zum allerersten Mal spürte ich, wieviel Ellen Sex bedeutete, und was sie dabei empfand. Sie war die personifizierte Lust. Jede Berührung, jedes Streicheln, jedes zärtliche Wort setzte Ellen um in Lust und Erregung. Kein Wunder, daß sie permanent heiß war. Ihre unbeschreiblich starke Lust sprang auf mich über und ließ mich explodieren. Ich füllte sie bis über den Rand, und als ich spürte, was für ein extremes Glück und Vergnügen sie empfand, als ich in ihr kam, wollte ich um nichts in der Welt mehr raus aus Ellen. Ich verströmte meinen Samen so heftig in sie, daß ich beinahe glaubte, meine Hoden würden mit in sie gehen. Völlig erschöpft ließ ich mich auf sie sinken. "War das irre!" stöhnte Ellen. "Werner, das - das war - ich kann's nicht beschrei-ben, aber - Mann, war das geil! So stark bin ich noch nie gekommen. Was hast du gemacht?" "Laß uns morgen darüber reden, ja? Ellen, ich liebe dich." "Ich dich auch", schluchzte sie und umarmte mich. Ich rollte mich auf die Seite, und Arm in Arm schliefen wir ein. Julia wollte sich um den Haushalt kümmern, also zogen Chris, Ellen und ich alleine in die Stadt los, zu Fuß. Auf dem Weg dorthin erzählte ich Chris gedanklich, was mir gestern mit Ellen passiert war. 'Ist das schön!' freute Chris sich. 'Werner, ist das nicht irre? Ich kann Leute an-funken, du kannst unsere Gefühle spüren, und Ellen kann mit ihren Händen heilen. Ist das nicht der reine Wahnsinn?' 'Bist du nicht eifersüchtig?' entfuhr mir. 'Quatsch!' kam die überdeutliche Antwort. 'Ich freu mich so für Ellen. So ist Sex am Besten, find ich.' "Was tauscht ihr denn wieder für Geheimnisse aus?" lachte Ellen und hing sich bei mir ein. Für sie völlig überraschend umarmte Chris sie. "Werner hat mir erzählt, was gestern war. Ach, Ellen, ist das nicht toll?" "Weiß ich nicht", erwiderte Ellen trocken. "Ich weiß ja noch gar nicht, worum es überhaupt geht!" Lachend klärten Chris und ich Ellen auf über mein "Gespür". "Deshalb!" sagte Ellen nachdenklich. "Und bei euch beiden war das schon immer so?" "Nein, nicht von Anfang an", meinte Chris. "Erst seit etwa zwei Wochen." "Aha", sagte Ellen abwesend. "Sag mal, Chris, spürst du auch so etwas wie - wie eine Art - Vorahnung? Ich meine, das kann doch kein Zufall mehr sein, daß wir drei zusammen sind, oder? Ich meine, wir zwei gehen in eine Klasse und so, aber bis letz-tes Jahr Silvester hatten wir beide kaum Kontakt, und heute wohne ich bei euch und wir sind die dicksten und besten Kumpel. Und wir teilen uns Werner, ohne daß wir uns in die Wolle kriegen. Ist doch merkwürdig, oder?" "Eigentlich ja", gab Chris zu. "Aber warum darüber nachdenken? Nimm es doch einfach hin." "Es interessiert mich ja nur, warum das so ist", verteidigte Ellen sich. "Dich nicht?" "Nein. Wenn ich das rauskriege, krieg ich vielleicht auch noch was anderes raus, und das will ich nicht wissen." Wir schauten Chris fragend an, aber sie schwieg.
* * *
Ellen fand das Geschäft mit den Büchern, die sie interessierten, ziemlich schnell wieder. Zu dritt betraten wir den Laden. Außer einer Verkäuferin war kein Mensch anwesend. Sie war eine attraktive Frau (wenn man erwachsene Frauen mag) Mitte zwanzig, leicht korpulent, aber mit den intensivsten blauen Augen, die ich jemals ge-sehen hatte. Sie schaute uns der Reihe nach an, dann lächelte sie, und ich spürte in-stinktiv, daß sie Bescheid über uns wußte. "Normalerweise lassen unsere Kunden ihre Sorgen draußen, wenn sie hereinkom-men", lächelte sie mich an. "Wer immer Sie auch sind, was immer Sie auch tun, vor Gott zählt nur die Absicht. Was kann ich für Sie tun?" "Äh..." Mehr brachte ich nicht heraus. Ellen ging auf sie zu und fragte ohne Scheu nach Büchern über Handheilung. "Du meinst, Heilung durch Handauflegen?" fragte die Frau sanft. Ellen nickte. "Kannst du das?" Wieder nickte Ellen, nur nicht so stark wie vorher. "Verstehe", lachte die Frau. "Gerade erst entdeckt?" "Ja, genauso", lachte Ellen. Chris und ich blickten uns erstaunt an. War das die Ellen, die sonst bei Fremden immer so scheu und zurückhaltend war? "Dann herzlich willkommen im Club", lächelte die Frau. "Ich such dir etwas her-aus, ja?" Ellen nickte strahlend und folgte der Frau zu einer Reihe von Regalen. Wenig später kam sie mit einem Stapel Bücher im Arm zurück und legte sie auf die Theke. Ellen nahm eins nach dem anderen auf, las kurz die Beschreibung auf der Rückseite und legte es wieder weg. Nicht eines blieb übrig, selbst das Buch, das Ellen gestern noch so angesprochen hatte, sagte ihr heute nichts mehr. Mutlos blickte sie die Frau an, die ein mitfühlendes Lächeln nicht unterdrücken konnte. "Paß auf", schlug sie vor. "Nimm sie noch einmal der Reihe nach in die Hand, aber diesmal versuche zu erspüren, ob dir das Buch zusagt." Gebannt traten Chris und ich näher und schauten Ellen zu, die jedes Buch für einige Sekunden in den Händen hielt und dann weglegte. Etwa in der Mitte des Stapels weiteten sich ihre Augen plötzlich. "Das fühlt sich ganz warm an", sagte sie erstaunt. Die Verkäuferin nickte anerken-nend, nahm Ellen das Buch ab und legte es an die Seite. Ellen machte weiter, fand je-doch nur noch ein weiteres Buch, das sich anders anfühlte als die anderen. "Nur zwei", sagte Ellen enttäuscht. Die Verkäuferin legte ihre Hand auf Ellens. "Nicht: 'Nur zwei'. Sondern: 'Genau die beiden richtigen'." Sie nahm ihre Hand wieder weg, räumte die für Ellen uninteressanten Bücher schnell beiseite und legte die ausgewählten vor Ellen hin. "Laß uns mal sehen: ein Buch über Farben und Edelsteine, das andere über die Energiezentren. Respekt, Ellen. Genau das, was du brauchst." "Sie kennen mich?" fragte Ellen perplex. "Warum nicht?" lachte die Frau sanft. "Du kennst mich doch auch, oder?" Ellen blickte sie konzentriert an, dann lachte sie auf. "Eva?" "Genau", freute die Frau sich. 'Siehst du ein Namensschild, Chris?' 'Nein, hab ich auch grad gesucht. Nirgendwo.' "Wir brauchen kein Namensschild", sagte Eva lächelnd zu uns. Ich hob die Hände und gab auf. "Werner, wäre für Sie nicht ein Buch über Meditation angebracht? Damit Sie ihre Suche nach der Mitte vollenden können? Warum haben Sie überhaupt damit aufgehört? Sind Sie an Dinge gestoßen, die Sie nicht wahrhaben wollten?" Ohne sich um meine sprachlose Miene zu kümmern, wandte Eva sich an Chris. "Und du, Christi-na. Was hältst du davon, deine gedanklichen Kräfte zu perfektionieren? In dir steckt mehr, als du ahnst." Chris sah in diesem Moment genauso aus, wie ich mich fühlte. Merkwürdigerweise empfand niemand von uns Angst oder Beklemmung. "Warum auch?" fragte Eva sanft. "Ihr müßtet doch wissen, daß ich auf eurer Seite bin. Werner, hinten im Raum, im rechten Regal, ist ein Buch für dich. Und für dich, Chris, ebenfalls hinten, aber im linken Regal." Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, gingen Chris und ich in die angegebene Richtung, dann trennten wir uns. Ich überflog die Reihen mit Büchern und blieb mit den Augen an einem hängen. Meine Hand fuhr wie von selbst heraus und griff danach. Als ich mich mit dem Buch in der Hand umdrehte, sah ich Chris, die ebenso verdutzt wie ich ein Buch in der Hand hielt. Wir gingen aufeinander zu und zeigten uns die Titel, dann lasen wir die Rückseiten mit den Beschreibungen. Es war in der Tat das, was mich ansprach; an Christinas Blick sah ich, daß es ihr ebenso erging wie mir. Als wir zur Theke zurückkamen, hatte Eva die aussortierten Bücher bereits zurückgestellt, und Ellen war völlig versunken in dem Buch über Far-ben. "Ja, genau die meinte ich", lächelte Eva, als sie die Bücher sah, die wir auf die Theke legten. "Mehr braucht ihr nicht. Wie wollt ihr zahlen? Bar? Scheck? Kreditkar-te?" "Bar", krächzte ich. So langsam ging das alles über mein Verständnis. Eva tippte auf ihrer Kasse herum und nannte eine Summe knapp unter zweihundert Mark. Und zufällig war das die Summe an Bargeld, die ich mit mir trug. Ich dachte nicht weiter darüber nach. Nicht jetzt. Schließlich bekam jeder von uns eine kleine Tragetasche ohne Aufdruck, in denen unsere Bücher waren. "Vielen Dank nochmal", strahlte Ellen, "und Auf Wiedersehen!" "Auf Wiedersehen", sagten Chris und ich im Chor. Eva schüttelte freundlich den Kopf und sah uns mit einem Blick an, der weit über mein Verständnis hinausging. "Lebt wohl", sagte sie sanft. "Meine Schuld ist beglichen. Wenn wir uns wiederse-hen, können wir Freunde werden, ohne an die Vergangenheit zu denken." Dicht an der Grenze zu Kopfschmerzen schob ich meine Mädchen hinaus auf die Straße. Als erstes ging ich zu einem Geldautomaten, dann setzten wir uns in ein kleines Straßencafé und bestellten kalte Getränke. Ellen war bereits völlig in ihrer neuen Welt verschwunden und verschlang das erste Buch regelrecht. Chris und ich schauten uns eher hilflos an. 'Was ist da gerade abgegangen?' 'Keine Ahnung, Engelchen. Aber noch eine Minute länger in dem Geschäft, und ich wär durchgedreht!' 'Ich auch, obwohl... Eva war doch sehr nett, aber trotzdem hatte ich - ein Gefühl von - von Schuld ihr gegenüber. Komisch, nicht?' 'Chris, ich kann im Moment nicht darüber nachdenken, beim besten Willen nicht.' 'Ich möchte es eigentlich auch nicht. Das, was ich suche, ist irgendwo ganz tief in meinem Kopf drin, und wenn ich es finde, wird es mir sehr, sehr wehtun. Hast recht. Lassen wir es.'
* * *
In den nächsten Tagen und Wochen beschäftigten Chris, Ellen und ich uns intensiv mit unseren neuen Büchern. Wir nahmen sie mit an den Strand und lasen in ihnen, wann immer wir Zeit dazu hatten. Ellen lernte sehr viel über Energien der menschli-chen Seele, und wie sie Störungen erkennen und beheben konnte. Bei einer ihrer "Untersuchungen" an mir stellte sie eine kräftige Störung an meinem Unterleib fest. "Da sitzt was ziemlich Dickes", murmelte sie, während ihre Hand einige Zentime-ter über meinem Penis schwebte. "Nein!" lachte sie, als sie mein Grinsen sah. "Das meine ich nicht! Da ist eine ziemlich dicke Energieansammlung, Werner. Mann, hör auf zu grinsen! Ich meine es ernst!!! Da ist eine Störung!" "Komm bloß nicht auf die Idee, sie wegzumachen", lachte ich. "Warum denn nicht?" fragte Ellen erstaunt und leicht verletzt. "Weil", grinste ich sie an und zog sie an mich, "es dann passieren kann, daß ich erkenne, was für schlimme Sachen ich mit dir und Chris anstelle, und es nie wieder tue!" "Bloß nicht!" entfuhr es Ellen. Erschrocken sah sie mich an. "Meinst du das ernst?" "Sehr ernst", sagte ich, nunmehr sachlich. "Ellen, ich weiß, daß ich in gewisser Weise 'gestört' bin, und ich weiß auch, wo diese Störung sitzt. Wenn du jemanden heilen möchtest, dann solltest du dir vorher über die Folgen klar werden. Ich meine es nicht böse, mein Liebling. Ich finde es sehr lieb von dir, daß du mir helfen möchtest, aber ich glaube, daß diese Hilfe nicht das bewirkt, was du erwartest." Ellen sah mich lange an. "Hast recht", sagte sie schließlich. "Aber diese Störung hat nichts mit uns zu tun, Werner. Das ist was anderes." "Ich weiß, Ellen", erwiderte ich sanft. "Ich bin selbst gerade dabei, herauszufin-den, woher sie kommt." Chris machte ähnliche Fortschritte. Sie lernte durch das Buch, ihr geistiges Potenti-al zu erkennen und zu nutzen, mit dem Erfolg, daß sie sich in einen beliebigen Men-schen 'einklinken' und die Gedanken lesen und Gefühle erspüren konnte. Dies machte ihr am Anfang riesig Spaß, doch ziemlich schnell erkannte sie, was in den meisten Menschen vorging: Angst, Gier, Einsamkeit. Danach arbeitete sie hart daran, sich selbst zu beherrschen und sich gewissermaßen hinter einem gedanklichen Schutzschild zu bewegen; sie wollte dieses Talent nur noch dann nutzen, wenn es wirklich nötig war. Julia hingegen interessierte sich für diese Themen überhaupt nicht. Ihr Anliegen war mehr das Reden. Sie und ich gingen abends lange spazieren und redeten anfangs über alltägliche Dinge, doch von Tag zu Tag öffnete sie sich mehr und erzählte mir viel von ihren Sorgen und Problemen. Im Gegenzug verriet ich ihr viel von ihrem Vater und seinem Verhalten in der Firma, auch die lustigen Geschichten, in denen er keine so gute Rolle spielte, unterschlug ich nicht. Julia hatte ihren Spaß daran und freute sich schon darauf, diese Geschichten ihrem Vater unter die Nase zu halten. Ich fürchtete um meinen Job! An unserem letzten Wochenende fragte Julia mich nach dem Abendessen, ob wir noch eine große Runde machen könnten. Dies bedeutete einen Spaziergang von min-destens zwei Stunden. Ich war schon einigermaßen müde und nicht sehr begeistert von dieser Aussicht, doch Chris schickte mir den Hinweis, daß es für Julia wichtig wäre, und so stimmte ich zu. Chris und Ellen gingen auf die Terrasse, um ihre Urlaubsbräune noch zu vertiefen, Julia und ich machten uns auf den Weg. Zu meiner Überraschung wollte Julia jedoch nicht laufen. Sie wollte reden. Sie führte mich durch die Dünen, hinunter zum Strand, und weiter nach Norden, bis wir an eine menschenleere Gegend kamen. Dort gingen wir wieder in die Dünen hinauf und setzten uns in eine Vertiefung. Wir saßen nebeneinander, aber doch ein gutes Stück auseinander. Julia zupfte einen Halm von dem dicken Gras ab und spielte gedanken-verloren damit. Ich ließ ihr Zeit. "Warum hat Papa mich gefragt, ob ich noch Jungfrau bin?" fragte sie plötzlich mit roten Ohren, ohne mich anzusehen. "Ach, Julia", lachte ich etwas gezwungen. Irgendwie hatte ich geahnt, daß sie die- se Frage irgendwann stellen würde. "Das war eigentlich meine Schuld. Er meinte scherzhaft, daß ich keinen Unfug mit dir anstellen soll, und ich erwiderte ebenso scherzhaft, daß ich dich so wiederbringen würde, wie ich dich mitgenommen habe. Na ja, und irgendwie hatte sich das dann zugespitzt. Julia, ich wollte dich auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen, aber als dein Vater darauf beharrte, daß du noch nie mit einem Jungen geschlafen hast, beharrte ich ebenso dickköpfig darauf, daß er mir das beweisen sollte, denn ich sah nicht ein, daß er nach dem Urlaub mir Vorwürfe macht, falls sich herausstellen sollte... Es tut mir leid, Julia." Julia nickte nur leicht, ohne etwas zu sagen. Nachdenklich schaute sie auf das Meer. "Ihr habt beide recht", sagte sie nach einer Weile. "Ich bin keine Jungfrau mehr, und ich bin es doch noch. Ich weiß nämlich nicht, wer es war."
* * *
"Das war im April", erzählte Julia, als sie merkte, daß ich nichts erwiderte. "Mein Onkel Klaus - der Bruder von Papa - hatte angerufen und gefragt, ob ich ihm eines von Papas Büchern bringen könnte, da er was nachschlagen wollte. Meine Eltern wa-ren nicht da, mein Bruder war irgendwo unterwegs, also nahm ich das Buch und ging los. Mein Onkel wohnt nur ein paar hundert Meter entfernt, zwei Straßen weiter. Als ich ankam, schien eine Party im Gang zu sein. Das Haus war voller Menschen, und die Luft roch so komisch. Irgendwie süß. Mein Onkel fragte mich, ob ich Lust hätte, ein bißchen zu bleiben und mitzufeiern. Klar, sagte ich, und ging mit ihm rein. Er drückte mich auf das Sofa und hielt mir einen Teller mit Plätzchen hin. Ich hab mir zwei genommen und sie verdrückt. Ein paar Minuten später wurde mir ganz komisch, so schwindlig und lustig gleichzeitig. Mein Onkel setzte sich neben mich, umarmte mich und fütterte mich mit noch einem Plätzchen. Wir haben uns halbtot gelacht dabei, und wir konnten gar nicht mehr aufhören, zu lachen." Julia atmete tief ein. "Dann fing er an, mein Gesicht zu streicheln. Ich legte meine Arme um ihn, und wir schmusten ein bißchen. Ganz harmlos. Dann muß ich eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, lag ich zu Hause, in meinem Bett. Es kam mir alles so trostlos, so bedrückend vor. Mir war kalt, obwohl ich vollständig angezogen unter der Decke lag. Ich stand auf, um mir noch eine Decke zu holen, und als ich zurückkam, sah ich Blut auf dem Bettlaken. Meine Tage konnten es nicht sein, die hatte ich schon eine Woche vorher gehabt. Ich schaute an mir herunter, und meine Unterhose war auch voll Blut. Aber das Blut sah so hell aus, als wär noch was anderes mit dabei. Ich schnappte mir eine frische Unterhose und meinen Pyjama und ging ins Bad, um mich umzuziehen. Als ich mich ausgezogen hatte, sah ich, daß da unten alles rot und wund war." Julia sah mich nicht an; ihre Stimme war immer leiser geworden. "Ich ging in die Wanne, um mich zu waschen, und als ich fertig war, hab ich mich wieder schlafen gelegt, denn ich war hundemüde." Ihre Augen hoben sich und schauten ängstlich in meine. "Mehr weiß ich nicht, Werner. Ehrlich nicht." "Was waren das für Plätzchen?" fragte ich sanft. "Selbstgemachte", antwortete Julia. "Warum?" "Was für eine Füllung hatten die?" "Keine Ahnung", sagte Julia nachdenklich. "Da waren so kleine, grünliche Krümel drin, die merkwürdig geschmeckt haben. Warum, Werner?" "Es scheint", sagte ich vorsichtig, "daß du Rauschgift gegessen hast, Julia. Ha-schisch kann entweder geraucht oder gegessen werden; es in Kuchen oder Plätzchen einzubacken, ist eine beliebte Methode. Auch, daß du sagst, du hättest dich halbtot gelacht, deutet darauf hin. Wie gut kennst du deinen Onkel?" "Du meinst..." Julia blickte mich fassungslos an. "Du meinst, mein Onkel hätte mir Rauschgift gegeben und mich dann..." "Es sieht so aus, Julia. Entweder er hat es von sich aus getan, oder er war selbst so eine Art Opfer." Traurig blickte ich sie an, doch in ihren Augen stand blanke Wut. "Deshalb!" zischte sie leise, aber mit unverhülltem Haß. "Seit dem Nachmittag hab ich Alpträume! Und in jedem kommt mein Onkel vor! Ich konnte mir das überhaupt nicht erklären, Werner!" Julia schaute mich an, und in ihrem Blick erkannte ich ihren Vater wieder. "Dieses verdammte Dreckschwein!" sagte sie leise. "Julia", sagte ich beruhigend. "Versteif dich nicht zu sehr in diese Idee. Ich gebe zu, daß alles danach aussieht, wie du, und auch ich, vermuten, aber -" Sie unterbrach mich. "Werner, das kann gar nicht anders gewesen sein! Er hat sonst jede Woche mehrmals angerufen und ist jeden Samstag oder Sonntag mal kurz vorbeigekommen. Und seit diesem Tag nicht mehr. Dazu meine Träume, die ich nicht einordnen konnte. Und meine Probleme mit Papa!" "Was für Probleme?" Julia suchte nach Worten. "Es ist... Wenn... Also, irgendwie... Jetzt hab ich's! Ich sehne mich innerlich danach, daß er mich mal in den Arm nimmt und den ganzen Tag mit mir verbringt, aber wenn er dann in meiner Nähe ist, ist er plötzlich nicht mehr mein Vater..." Ihre Stimme verlor sich. "Sondern nur noch ein Mann", ergänzte ich. Julia nickte verlegen. "Genau. Ein Mann. Und ich bekomme plötzlich Angst vor ihm, weil er ein Mann ist." Sie blickte mich wieder an. "Paßt das nicht alles gut zusammen?" "Scheint so", sagte ich nachdenklich. "Aber trotzdem sind das alles nur Vermutun-gen, Julia, keine Beweise...." Ich tat so, als würde ich nachdenken. Julia sah mich aufmerksam an. Zum Glück hatte sie viel von der starken Persönlichkeit ihres Vater in sich. 'Chris?' 'Ja?' 'Könntest du bei Julia mal eine Art Gedankencheck machen?' 'Warum?' 'Es scheint so, als ob ihr Onkel sie unter Drogen gesetzt und dann vergewaltigt hat.' 'Oh, Scheiße! Klar, sobald ihr zurück seid.' 'Danke, mein Engelchen.' Es waren nicht einmal zwei Sekunden vergangen, seit ich aufgehört hatte, zu reden. "Denn verstehst du, Julia, wenn du das deinem Vater erzählst, mußt dir wirklich sicher sein." "Papa wird ihn umbringen!" meinte Julia überzeugt. "Aber wie kann ich mir denn sicher sein? Ich weiß doch nichts mehr davon!" "Dein Bewußtsein weiß es nicht mehr", sagte ich ernst. "Aber dein Unterbewußt-sein kann sich hundertprozentig daran erinnern, Julia. Ich weiß, daß du von diesem Thema nicht besonders viel hältst, aber es ist eine Tatsache, daß alles, was du jemals erlebt, gedacht und gefühlt hast, in deinem Unterbewußtsein gespeichert ist." "Deswegen auch die Träume?" fragte sie mich leise. "Richtig, Julia, deswegen auch die Träume. Dein Unterbewußtsein will dir damit sagen, daß du etwas noch nicht verarbeitet hast. Hast du Vertrauen zu Christina?" Diese Frage traf sie unvorbereitet. "Äh... ja, denke schon. Warum?" "Weil sie ein Talent dazu hat, gewisse Informationen aus dem Unterbewußtsein herauszuziehen. Nein", lächelte ich, als Julia erschrocken zusammenzuckte. "Das ist keine Operation und tut auch nicht weh. Sie nimmt einfach deine Hände in ihre, und schon weiß sie es." Julia atmete tief ein und stand auf. "Dann los. Das will ich jetzt wissen." "Ich weiß nicht", meinte Chris zögernd, als wir ihr erneut erklärten, worum es ging. "Julia ahnt ja schon, was los war, und wenn ich es ihr sage, wird das nur eine Bestätigung sein, die von außen kommt. Aber deswegen weiß sie es ja noch nicht!" "Wir können es sie aber wissen lassen", meinte Ellen mit einem spitzbübischen Lächeln. "Ganz zufällig habe ich vor einigen Tagen etwas darüber gelesen." "Zufällig, ja?" lachten Chris und ich. Ellen nickte stolz. "Ja. Was Julia hat, ist eine mentale Blockade, und die kann man aufheben." Ellen wandte sich zu Julia, die dem Gespräch aufmerksam gefolgt war. "Wenn du es wirk-lich wissen willst", sagte Ellen mit einem Ernst, der vollkommen neu an ihr war, "dann wirst du den ganzen Nachmittag noch einmal erleben, Julia, in jeder Einzelheit." Julia schaute sie erschrocken an. "Du wirst es so erleben, als würde es jetzt, in diesem Mo-ment, noch einmal stattfinden. Willst du das wirklich?" Sie setzte sich neben Julia und ergriff ihre Hände. "Es wird verdammt wehtun, Julia", sagte Ellen sanft und liebevoll. "Aber dann wirst du wirklich wissen, was passiert ist. Wenn du es nicht möchtest, ver-stehen wir das." "Fang an", sagte Julia nach einer kurzen Denkpause. Ellen drückte sie kurz an sich, dann formte sie die Finger der rechten Hand zu einem Fünfeck und legte dieses auf Julias Stirn, knapp oberhalb der Nasenwurzel. In diesem Moment geschah etwas mit Chris, Ellen und mir: wir gingen in eine Art geistige Gemeinschaft. Es kam so plötzlich, und war im selben Moment so vertraut, daß wir anfänglich gar nicht darüber nachdachten, sondern es einfach so hinnahmen. Während Ellen Julias mentale Blockade schmelzen ließ, klinkte Chris sich in Julias Gedanken ein, und, weil Julia mit Ellen energetisch verbunden war, damit auch in El-lens. Gleichzeitig verschmolz mein Empfinden empathisch mit dem von Julia, und, als Folge davon, auch mit Ellen und Chris. Das Ergebnis war eine symbiotische Einheit von drei Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgten: einem Menschen in Not zu helfen. Ellen bereitete den Weg durch die Hindernisse, Chris führte die Gedanken auf den richtigen Weg und sorgte dafür, daß sie logisch und zusammenhängend blieben, ich bildete eine gefühlsmäßige Stütze, auf der das Geschehen ablaufen konnte und fing alle übermäßigen Gefühle auf. Es war ein atemberaubendes Erlebnis. Julia schloß die Augen; sie bekam von unserer Verbindung nicht mehr mit, als daß sie sich vollkommen sicher und beschützt fühlte. In knappen, aber präzisen Worten, und mit gleichtöniger Stimme erzählte sie, was geschah. "Das Telefon klingelt. Ich geh ran. Onkel Klaus ist dran. Wir unterhalten uns et-was, dann fragt er mich, ob ich ihm eines von Papas Büchern bringen könnte. Ich nehm das Buch und geh zu ihm. Bei ihm ist eine Party, das ganze Haus ist voller Menschen. Er bedankt sich ganz lieb für das Buch, dann fragt er, ob ich noch etwas bleiben möchte. Ich geh mit ihm. Im ersten Moment kann ich kaum atmen; die Luft ist so schwer und riecht süßlich, aber ich gewöhn mich schnell dran. Im Wohnzimmer sind elf Männer und vierzehn Frauen, alle in Onkel Klaus' Alter. Er macht Platz auf dem Sofa für mich. Ich setz mich hin. Onkel Klaus reicht mir einen Teller mit Plätzchen. Ich nehm mir zwei und esse sie. Dann holt er mir ein Glas Fanta. Ich trinke etwas und schaue den Leuten zu, die sich unterhalten und viel lachen. Manche reden kurz mit mir. Sie behandeln mich wie eine Erwachsene, und ich fühl mich wohl bei ihnen. Mir wird etwas schwindlig, aber es macht mir keine Angst. Ich muß immer öfter lachen und kichern, und die Leute neben mir lachen und kichern auch. Es ist ansteckend. Onkel Klaus setzt sich neben mich und hält mir noch ein Plätzchen hin. Ich knab-bere dran, und er hält es fest. Ich schau ihn an, und er mich. Seine Augen sind ganz rot, und die Pupillen ganz groß. Ich spür, daß er mich sehr lieb hat. Er streichelt meine Wange, und ich drück meinen Kopf gegen seine Hand. Ich hab meinen Onkel auch sehr lieb. Er hält mir das Plätzchen wieder hin und streicht damit über meine Lippen. Ich schnappe danach, aber er zieht es weg, und wir beide lachen. Ich hab das Gefühl, daß ich schwebe. Ja, ich schwebe wirklich!" Julias Stimme klang überrascht. "Ich bin unter der Decke und sehe auf das Wohnzimmer hinab. Aber - aber ich sitze ja da auf dem Sofa! Wie kann ich mich denn sehen? Aber - Onkel Klaus! Was machst du da? Er hebt mich hoch und trägt mich die Treppe hinauf, in sein Schlafzimmer. Auf dem Bett sind ein Mann und eine Frau, und sie... und sie sind nackt. Die Frau sitzt auf dem Mann und hat den - das Ding vom Mann in sich drin!" Julia wurde feuerrot, doch ihre Augen blieben geschlossen. "Onkel Klaus legt mich auf das Bett und fängt an, mich... Onkel Klaus! Du kannst mich doch nicht ausziehen! Nein! Was soll das?" Ihre Stimme wurde panisch, doch Chris und ich fingen sie auf. "Ich bin jetzt ganz nackt", sagte Julia tonlos. "Onkel Klaus zieht sich auch aus und legt sich auf mich. Er küßt mich am ganzen Körper. Jetzt schiebt er mei-ne Beine auseinander und küßt mich da unten. Jetzt hält er seinen... seinen Penis vor meine Scheide und reibt damit an mir entlang." Julia schluckte schwer. "Onkel Klaus, ich will das nicht! Hör bitte auf! Er macht weiter und schiebt es in mich rein. Er stößt kräftig zu. Das tut weh! Hör auf!!! NEIN!" Julia atmete ängstlich. "Er stößt immer wieder in mich rein, aber das tut so weh! Das brennt alles da unten bei mir. Onkel Klaus, bitte nicht! Warum tust du das? Jetzt stöhnt er auf und stößt so tief in mich rein, daß ich denke, er spießt mich auf. Das tut so weh!" Julia wimmerte, aus ihren Augen flossen zwei Tränen. "Bitte aufhören, bitte, bitte! Jetzt steht er auf. Bei mir ist alles naß. Ich sehe, daß etwas Blut aus meiner Scheide fließt. Onkel Klaus zieht mich schnell an, dann sich. Dann trägt er mich wieder runter und bringt mich raus, zu sei-nem Auto. Er setzt mich rein und fährt mich nach Hause. Er hält vor unserem Haus, trägt mich zur Tür. Er holt meinen Schlüssel aus meiner Jacke, schließt auf und trägt mich in mein Zimmer. Er legt mich auf mein Bett, dann geht er wieder raus. Ich fliege langsam näher zu mir. Ich sehe, wie ich mir das Oberbett bis zum Hals ziehe, dann gibt es einen kurzen Ruck, und alles ist dunkel." Auf Julias Stirn waren feine Schweiß-tropfen, als sie endete. Ellen und Chris nahmen sie gleichzeitig in den Arm. Julia öff-nete die Augen, und im gleichen Moment setzte die Erkenntnis ein. Sie schluchzte kurz auf, dann strömten die Tränen.
* * *
Es sollte noch einige Wochen dauern, bis Julia wirklich und vollständig über dieses Erlebnis nachdenken konnte, doch der erste, große Schritt war getan: sie erinnerte sich an alles. Nachdem wir sie wieder zu Hause abgesetzt hatten, erzählte sie ihrem Vater, der extra wegen uns früher nach Hause gekommen war, alles. Martin pfiff auf jegliche verwandtschaftlichen Gefühle und zeigte seinen Bruder nicht nur an, sondern machte auch direkt nach dem Gespräch seine Drohung wahr, die er mir gegenüber schon aus-gesprochen hatte, und ging seinen Bruder Klaus "besuchen". Sein Bruder lag anschlie-ßend zwei Wochen im Krankenhaus. Er war so schlau, auf eine Gegenanzeige zu ver-zichten, und zog nach seiner Entlassung aus dem Hospital in den Osten Deutschlands. Martin nahm sich noch am gleichen Tag Sonderurlaub und fuhr mit seiner Tochter bis zum Wochenende nach Hamburg, damit das Mädchen wieder auf andere Gedanken kam.
* * *
"Was zieht ihr denn für Gesichter?" fragte ich belustigt, als wir am nächsten Mor-gen, wieder zu Hause, beim Frühstück saßen. Die Rückfahrt von Sylt war glatt ver-laufen; Ellen hatte - in Erinnerung an die Erlebnisse auf der Hinfahrt - auf einen Zwi-schenstop verzichtet. "Montag geht die Schule wieder los", brummte Ellen knurrig. "Genau", meinte Chris in demselben Ton. "Dann ist Schluß mit der Freiheit." "Bis dahin sind doch noch drei volle Tage", grinste ich. "Außerdem: freut ihr euch denn gar nicht, in die achte Klasse zu kommen?" "Freust du dich denn, wieder arbeiten zu gehen?" fragte Ellen mürrisch. Ich nahm meine beiden Mädchen in den Arm. "Nun laßt mal nicht eure hübschen Köpfchen hängen, das gibt nur Falten. Was haltet ihr von einem schönen Ausflug ins Hinterland heute? Viel Spazierengehen, viel Natur, viel Ruhe." "Viele Insekten, viele Mückenstiche", brummte Ellen, doch sie mußte gegen ihren Willen lächeln. "Na gut, überredet." "Nehmt ihr mich mit?" fragte Chris mit honigverschmiertem Mund. "Nur, wenn du dir das Gesicht wäschst", lachte ich. Chris drückte ihren klebrigen Mund auf meine Wange. "So", meinte sie grinsend. "Jetzt mußt du dich auch noch mal waschen!" Gegen zwanzig vor zehn waren wir im Auto und auf dem Weg ins Grüne. Beide Mädchen waren, dem Wetter angemessen, nur leicht bekleidet, doch Ellen hatte von vornherein klargestellt, daß sie kein Risiko eingehen würde. Der Überfall auf der Ur-laubsfahrt hatte doch seelische Narben bei ihr zurückgelassen. Gewissermaßen als Ausgleich war sie noch anhänglicher und verschmuster geworden, sofern das bei ihr überhaupt noch möglich war... Nach etwa einer Stunde Fahrt waren wir so tief in der Natur, wie die Straßen es erlaubten. Ich parkte auf einem sehr kleinen Parkplatz; außer unserem Wagen stand noch ein anderer dort. Wir nahmen unsere kleinen Taschen mit Obst und Getränken und zogen los. Da weit und breit kein Mensch zu sehen war, nahm ich beide Mädchen in den Arm. Chris zu meiner rechten, Ellen links. Trotz Ellens Vorbehalte legte sie meinen Arm unter ihrem hindurch, so daß meine Hand auf ihrer Brust lag. Wieder einmal fragte ich mich, womit ich diese beiden hübschen und lieben Mäd-chen verdient hatte. Beide waren so bedingungslos in mein Leben getreten, forderten nichts außer etwas Liebe und Zuneigung, und gaben dafür alles, was sie konnten. Seit Julias 'Heilung' waren wir drei so zusammengeschweißt, daß wir uns permanent, in jeder Sekunde spürten, auch wenn wir räumlich getrennt waren. Jeder von uns war mit den anderen beiden seelisch verbunden. Es war eine schon fast spirituelle Erfahrung, die wir miteinander teilten. In dem Jahr, das ich nun mit Chris zusammen war, hatte ich selbst allerdings auch viel gelernt. Chris' Verhalten am Tag, nach dem sie angegriffen worden war, hatte mir zuerst sehr viele Rätsel aufgegeben. Welches 12jährige Mädchen legt sich mit nacktem Oberkörper bei einem ihr an sich fremden Mann auf das Sofa und läßt sich befriedi-gen? Chris selbst hatte mir die Antwort dazu gegeben. 'Außerdem war ich da schon total verliebt in dich, und irgendwie mußte ich dich ja einfangen. Was anderes, als mich freizumachen, ist mir nicht eingefallen.' Das waren ihre Worte gewesen, und ebenso eine Erklärung für das Verhalten, das ihr Leben sowie viele weitere in diesem Hochhauskomplex bestimmte. Sex ist völlig normal, aber Zuneigung ist etwas sehr Seltenes und Kostbares. Der Körper war etwas, mit dem man bestimmte Dinge tat und bestimmte Ziele erreichte, aber die Seele war reserviert für gute Freunde. Man hatte zu vielen einen relativ guten Kontakt, aber sich austauschen, sehr private Dinge von sich preisgeben, das tat man nur bei echten Freunden, während der Körper für fast alle da war. Rumgespielt wurde mit vielen, geschlafen mit einigen, aber Freunde gab es nur wenige. Ebenso Ellen. Sie war ein dermaßen romantisches Mädchen, das es fast schon wehtat, ihr Wahrheiten zu sagen, doch als Ausgleich hatte sie einen fest verwurzelten Glauben in ihr Leben und an das Glück. Ähnlich wie Chris hatte sie mit einigen Jungs 'rumgemacht', aber sich öffnen tat sie nur bei ganz wenigen. Die Seele war verwund-barer als der Körper. Der Überfall auf unserer Urlaubsfahrt hatte sie sehr getroffen, aber nur aus dem Grund, weil es das erste Mal gewesen war, daß ihr etwas in dieser Art passiert war. Genau wie bei Chris an dem Abend, als ich sie kennenlernte. Ellen brauchte sehr viel länger, um darüber hinweg zu kommen, weil sie - wie mein Boß treffend festgestellt hatte - noch nicht so reif war wie Chris. Auch wenn das scheinbar ein Widerspruch ist zu der Aussage, daß Ellen fest verwurzelt war, trifft es doch zu, denn Ellens Wurzeln basierten auf ihr Vertrauen in sich und in das Leben, und das Le-ben hatte sie nun bitter enttäuscht. Deshalb brauchte sie länger, um damit klar zu kommen. Beide Mädchen waren sich so ähnlich, und doch so unterschiedlich. Chris konnte schnell umschalten zwischen Realist und Idealist, Ellen war durch und durch von Idealen erfüllt, die sie versuchte, zu erreichen und zu leben. Realismus existierte für sie erst, seitdem sie sich mit Magie beschäftigte (obwohl dieses Thema nicht gerade ein Paradebeispiel für Realismus ist). Sie hatte endlich etwas gefunden - neben ihren Me-ditationen in unserem Verein - das sie erfüllte und ihr Auftrieb sowie Selbstachtung gab. Ich liebte sie beide, jede auf unterschiedliche Art, und doch gleich intensiv. Mein Leben vor Chris und Ellen kam mir leer und sinnlos vor, voller Unruhe und Sucherei. Die Mädchen gaben meinem Leben einen Sinn. Durch sie erfüllte sich mein Traum von jungen Mädchen, und noch mehr als das: durch die geistige Verbindung zu ihnen er-füllte sich ein weiterer Traum von mir, nämlich meine Partnerin vollständig zu fühlen, mit dem Körper und mit der Seele. "So nachdenklich?" fragte Chris leise und drückte sich eng an mich. Auch Ellen blickte mich fragend an. "So glücklich", erwiderte ich lächelnd und preßte die Mädchen an mich.
* * *
Der letzte Sonntag der Sommerferien. Chris und Ellen hatten sich schon weitestge-hend damit abgefunden, daß morgen die Schule wieder beginnen würde, und brum-melten nur ein bißchen. Um kurz nach elf besuchten uns Martin und seine Tochter Ju-lia überraschend. Die Mädchen begrüßten sich fröhlich, während Martin uns allen sei-nen Dank aussprach; Julia humpelte nicht mehr, ihr Bein war wieder völlig hergestellt. Er gab zwar zu, daß Ellens erfolgreicher Heilungsversuch weit über sein Verständnis ging, trotzdem glaubte er seiner Tochter den Hergang. Mir erzählte er in knappen Worten von dem "Gespräch" mit seinem Bruder und daß Julia sich in den letzten Ta-gen wieder gefangen hätte. Er durfte sie sogar in den Arm nehmen, und Julia fühlte sich dort so wohl, daß Martin nun das Problem hatte, diese Schmusekatze wieder los-zuwerden, wie er schmunzelnd zugab. Für die Herbstferien hatte er einen Kurztrip mit der ganzen Familie nach USA geplant, und er meinte, wenn die Firma ihm wieder ei-nen Strich durch die Rechnung machte, würde er auf den Job pfeifen und sich was an-deres suchen. Familie hätte schließlich Priorität. Also auch hier wieder alles im Lot. Zum Mittagessen war Uschi bei uns, die einen kurzen Abriß der Sommerferien gab. Wie erwartet, hatte die Gewalt in den letzten drei Ferienwochen zugenommen, Übergriffe gegen Mädchen hatte es jedoch nur wenige gegeben, dank unserer Bemü-hungen innerhalb des Vereins. Es war zwar zu einer Vergewaltigung gekommen, aber die hätte, wie Uschi sagte, niemand verhindern können: ein Vater hatte sich über das schlampenhafte Aussehen seiner Tochter so geärgert, daß er die Kontrolle über sich verloren und ihr gezeigt hatte, wozu das führen kann. Das Mädchen hatte ihn angezeigt und lebte jetzt mit ihrer Mutter im Frauenhaus. Im Gegenzug erzählten wir Uschi von dem Überfall auf unserer Urlaubsfahrt und auf meine Frage, ob sie Lust hätte, mehrmals die Woche mit mir zu trainieren, stimmte sie begeistert zu. "Das wär super!" freute sie sich. "Kann ich bestimmt viel bei ler-nen." Sie überlegte einen Moment und malte mit der Gabel Muster in das Kartoffelpü-ree. "Kurz nachdem ihr in Urlaub gefahren seid", sagte sie dann nachdenklich, "ist ein neues Mädchen hierhergezogen. Unter anderem", grinste sie. "Es sind einige wegge-zogen, andere neu gekommen. Egal. Die Iris macht auch Kampfsport, und wir beide trainieren täglich zusammen. Sie ist nicht ganz so weit wie ich, aber dafür knallhart. Und schnell. Sie kennt zwar noch nicht so viele Schläge und Tritte, aber wie gesagt, sie hämmert durch. Sie sagt, wenn sie trainiert, dann trainiert sie." Sie schaute mich an. "Könnte sie mitmachen?" "Klar!" lachte ich. "Je mehr, je lieber. Genau darauf kommt es mir an, Uschi. Ich hab bei dem Kampf gegen die fünf die Übersicht verloren, und das tat mehr weh als die Verletzungen. Bring sie doch nachher zur Versammlung mit, dann können wir hinterher noch was quatschen." "Das hatte ich sowieso vor", grinste Uschi. "Ich hab ihr von dem Verein erzählt, und sie will auf jeden Fall mitmachen." "Au weia", lachte Ellen. "Harte Zeiten für böse Buben." "Und wie!" lachte Uschi mit. "Wir gehen gemeinsam auf Tour, und wenn uns die Typen sehen, hauen sie inzwischen schon freiwillig ab." "Das kann ich mir vorstellen", meinte Ellen lächelnd. "Noch so 'ne Amazone wie du... Wie alt ist sie denn?" "Fünfzehn. Ihr seht sie ja nachher. Sagt mal, habt ihr übernächsten Samstag schon was vor?" Chris schaltete als erste. "Machst du 'ne Party? Geburtstag?" "Genau", lachte Uschi. "Und ihr seid alle eingeladen. Alle!" "Galt das mir?" grinste ich. Uschi nickte ernst. "Ja. Damit du nicht so alleine bist, kommt mein Vater als Unterstützung. Ich den-ke, ihr werdet euch gut verstehen." Ein kurzes Lächeln huschte durch ihre Augen und verschwand, so schnell es gekommen war. "Also, kommt ihr?" "Sicher!" meinte Ellen nachdrücklich. "Keine Feier ohne Geier!" "Kommen denn viele?" fragte Chris. Uschi verneinte. "Nur ein paar. So viele gute Freunde hab ich nicht, und ich will keinen Ärger. Ihr drei, mein Vater, Anja und Yvonne mit Anhang, Jasmin und Micha, dann noch Iris, und das war's. Soll ganz gemütlich werden. Chris, könntest du 'n paar CDs mitbrin-gen? Ich hab nicht so viel Musik." "Klar, welche denn?" Schon war die Vorbereitung in vollem Gang. Ab viertel vor drei trudelten die ersten Mädchen für unsere wöchentliche Versammlung ein, darunter auch Iris. Wäre sie etwas jünger gewesen, wäre sie echte Konkurrenz für Chris ge-worden: kurze schwarze Haare, schwarze Augen, groß gewachsen, und sehr schlank, fast knabenhaft. Aber mit fünfzehn war sie außerhalb meines Limits. Leider, wie ein Teil von mir zugeben mußte... Außer Iris waren noch zwei weitere neue Mädchen dabei, so daß wir uns nach kurzer Rücksprache dazu entschlossen, die Gruppen aufzuteilen. Ellen und Uschi übernahmen die drei neuen Mädchen, Chris und ich die sieben "alten". Anders war es leider nicht zu machen, da Uschis Kampftraining und Ellens Meditationen auf das Vorwissen der letzten Stunden aufbauten. Da Chris und ich jedoch mit Ellens Vorge-hensweise vertraut waren, konnte Chris problemlos die Meditationen leiten. Nach der Versammlung setzten Chris, Ellen, Uschi und ich uns mit Iris zusammen. Iris erzählte kurz, wer sie war, woher sie kam und warum sie hierhergezogen war. Ihr Vater war behindert und hatte hier eine Stelle angeboten bekommen, da er zwar kör-perlich, jedoch nicht geistig behindert war. Er war Dreher von Beruf, war aufgrund seiner Behinderung jedoch nur noch beschränkt einsetzbar. Ein Metallunternehmen ein paar hundert Meter entfernt hatte ihn eingestellt. Iris selbst war ein sehr nettes Mädchen. Sie hatte mit Kampfsport angefangen, weil sie das ewige Anmachen in Discos und Kneipen satt hatte und schon einige Male in Situationen gekommen war, wo sie sich hatte wehren müssen. Sie hatte den 6. Kyu, was dem erstem grünen Gürtel entsprach, während Uschi bereits den 4. Kyu erreicht hatte, den ersten blauen Gürtel. (Die Gürtel bis zum schwarzen werden in Kyu gerech-net: 10. bis 8. Kyu: weiß, 7.: gelb, 6.: grün oder orange, je nach Schule, 5.: grün, 4. und 3. Kyu: blau, 2. Kyu: braun, 1. Kyu = 1. Dan = erster schwarzer Gürtel.) Iris war ebenfalls begeistert, mit Uschi und mir zu üben. Wir kamen überein, drei-mal die Woche zu trainieren, und schon nach wenigen Monaten war ich wieder fit, was meine Übersicht im Kampf betraf.
* * *
Uschis Geburtstag läutete den diesjährigen Geburtstagsreigen ein: sie hatte am 28. August ihren 14. Geburtstag. Am 11. September würde Julia Frank 14 werden, dann folgte Anja am 21. Oktober (13), Chris am 04. November (14), Iris am 01. Dezember (16), Ellen am 09. Januar (14), und Yvonne schloß die Runde am 25. Mai (13). Außer Uschis, Julias und Iris' Feier würden alle anderen bei uns stattfinden. Julia ist hier auf-geführt, weil sie Chris und Ellen schon für ihren Freudentag eingeladen hatte. Obwohl beide zuerst nicht ohne mich gehen wollten, sagten sie dann doch nach kurzer Rück-sprache mit mir zu. Es wurde Zeit, daß Chris und Ellen langsam anfingen, ihr eigenes Leben zu führen. Dachte ich zumindest... Doch ich schweife ab. Uschis Feier begann um vier Uhr nachmittags. Ihr Vater hatte einen Kellerraum hergerichtet, in dem wir uns alle versammelten. Chris hatte ne-ben aktueller CDs auch einige alte mitgebracht, hauptsächlich Rock 'n Roll. Die Party war von der ersten Sekunde an in Schwung. Uschis Vater und ich hielten uns etwas abseits von der Jugend und redeten über dies und das, bis Uschi fröhlich und glücklich zu uns stieß und mit mir tanzen wollte. Ich tat ihr den Gefallen, es lief zum Glück ein langsames Lied. Amüsiert stellte ich fest, daß Anja und Frank sich gar nicht mehr voneinander trennen konnten; die beiden küßten sich, seit die Party begonnen hatte. Yvonne und ihr Andreas waren ebenfalls in inniger Umarmung. Chris, Ellen und Iris unterhielten sich angeregt in einer Ecke in der Nähe des Essens. Jasmin und Micha hatten völlig vergessen, daß zwei Erwachsene im Raum waren; ihre Hände waren in den Zonen, die als unschicklich gelten. Ich schaute kurz zu Uschis Vater herüber, doch er hatte nur Augen für seine Tochter. Dann sah ich Uschi an, und es klickte. "Uschi, darf ich dich etwas fragen?" flüsterte ich. Ihr Kopf nickte. "Du sagtest, daß dein erstes Mal mit einem sehr erfahrenen Mann war, richtig?" Sie hob ihren Kopf und nickte erneut, ihre Augen schimmerten belustigt. "Ist dieser Mann zufällig hier im Raum?" Jetzt grinste Uschi breit. "Zufällig ja", lachte sie. "Mach jetzt bloß keinen Aufstand, okay?" "Natürlich nicht", sagte ich etwas geschockt über diese Erkenntnis. "Aber... dein Vater?" "Warum nicht?" fragte Uschi leise. "Ich wollte es so." Sie sah mich ernst an. "Werner, ich hab bisher keinen Mann kennengelernt, der so lieb und nett ist wie er. Außer dir vielleicht, aber du gehörst ja zu Chris. Und Ellen. Außerdem hab ich ihn verführt, nicht umgekehrt. Ich verrat dir mal was." Sie hob ihren Mund ganz dicht an mein Ohr. "Er ist mein Stiefvater. Mein richtiger Vater ist abgehauen, als ich drei war, und meine Mutter ist nach dem Tod meiner Schwester abgedreht und im Irrenhaus ge-landet. Er hat sich so lieb um mich gekümmert, als wär ich seine richtige Tochter." Erleichtert drückte ich ihren Kopf an meine Brust, doch sie machte sich frei. Sie war noch nicht fertig mit Erzählen. "Das war Anfang Mai. Ich hatte bis dahin soviel von Chris und Ellen gehört über das, was ihr so treibt, daß ich selbst ganz heiß wurde. Ich bin dann eines Abends in sein Bett gekrochen, als er schon schlief, und hab an ihm rumgespielt. Na ja, und als er dann wach wurde, hab ich ihn so geküßt, daß er gar nicht anders konnte. Er war sowas von sanft und lieb, daß es einfach fantastisch war. Und wenn du auch nur ein Ster-benswörtchen darüber sagst, kastrier ich dich!" Sie schmiegte sich wieder an mich. 'Wow!' 'Chris? Hast du etwa mitgehört?' 'Klar!' kam ihr lachender Gedanke. 'Ich muß doch wissen, was du so treibst. Also ihr Stiefvater. Ist ja geil!' "Tut gut, das mal jemandem zu erzählen", sagte Uschi leise, aber glücklich. "Werner, ich bin so glücklich mit ihm, daß ich ernsthaft überlege, ob..." Ich schnappte ihren Gedanken auf. "Ob du ein Kind von ihm haben möchtest?" entfuhr mir. Uschi nickte mit glänzen-den Augen. "Ja, genau. Ich weiß, daß ich noch sehr jung bin, aber der Gedanke läßt mich nicht mehr los." 'Werner, red ihr das aus! Das geht schief!!!' Chris' Gedanke war voller Angst. 'Was meinst du, Chris?' 'Was ich sagte, du Idiot!' Chris war völlig außer sich. 'Wenn sie ein Kind be-kommt, geht sie drauf! Ich weiß das!!!' 'Ich kann's versuchen, aber es scheint ihr ernst damit zu sein. Bist du sicher?' 'Ja, verdammt!' Ich sah zu Chris herüber, die uns ängstlich ansah. 'Okay.' "Uschi, willst du nicht erst mal die Schule fertigmachen? Und warten, bis du 16 bist? Dann ist es doch viel ungefährlicher für euch." "Was meinst du?" "Schau, wenn du jetzt, mit 14, schwanger wirst, kommt dein Stiefvater in Teufels Küche. Wenn du 16 bist, sieht das schon anders aus. Dann könnt ihr notfalls auch hei-raten. Ich würde wirklich warten bis dahin", schloß ich eindringlich. Uschi sah mich nachdenklich an. "Gutes Argument", meinte sie schließlich. "Ich denk drüber nach."
12 Man kann über einen einzigen Tag, manchmal sogar über eine einzige Stunde ein ganzes Buch schreiben, aber über mehrere Jahre? Anja und Yvonne machten den üblichen Werdegang junger Mädchen durch mit al-lem Drum und Dran, vielen Freunden, einigen ernsthaften Beziehungen, doch keine dauerhafte. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diesen Ausblick schreibe, aber Chris und ich geben die Hoffnung nicht auf. Uschi heiratete ihren Stiefvater, als sie 16 war, und schenkte mit 17 einer süßen kleinen Tochter das Leben. Danach änderte sich ihr Leben rigoros, von Kampfsport war in den nächsten Jahren nicht mehr die Rede. Angie zog im Alter von 16 für drei Wochen zu uns, nachdem sie Klaus (der inzwi-schen, was kleine Mädchen anging, sehr viel mutiger geworden war) mit einer 12jährigen erwischt hatte. Nach den drei Wochen war Klaus so mit den Nerven fertig, daß er Angie förmlich auf Knien bat, wieder zu ihm zu kommen, was sie schließlich auch tat. Aber danach hielt Angie ihn an einer sehr kurzen Leine. Was in den drei Wo-chen, in denen sie bei uns wohnte, passierte, gehört nicht hierher; diese drei Wochen würden allein ein ganzes Buch füllen... Der Verein gegen die Angst wurde weitergeführt von Iris und einem anderen Mäd-chen namens Barbara, das ebenfalls viel Talent hatte, Geschichten mit Wörtern zu malen. Uschis Vater stellte ihnen sogar einen Kellerraum zur Verfügung, in dem die Mädchen sich wöchentlich treffen konnten. Ellen zog aus, als sie 19 war. Sie hatte einen Mann in ihrem Alter kennengelernt und sich so unsterblich in ihn verliebt, daß sie jeden Moment des Tages bei ihm sein mußte. Er paßte ganz gut zu ihr, wie Chris und ich fanden. Er war mehr der realisti-sche Typ und konnte Ellens Romantik im Zaum halten. Ellen hielt den Kontakt zu uns, auch als sie mit ihrem Freund nach Süddeutschland zog. Mindestens einmal im Monat kam ein langer Brief von ihr, den Chris und ich ebenso ausführlich beantworteten. Daß wir sie sehr vermißten, muß ich wohl nicht sagen. Chris blieb bei mir, auch als sie schon erwachsen war. Wir waren noch immer so ineinander verliebt, daß es gar nicht anders ging, und daran änderte sich auch nichts in den nächsten Jahren. Von Zeit zu Zeit brachte sie ein jüngeres Mädchen mit, mit dem sie sich angefreundet hatte, und bezog es wie zufällig in unsere Sexspiele mit ein. Doch dies ließ mehr und mehr nach, je älter sie wurde. Als 18jährige konnte sie schlecht auf eine 12jährige zugehen und sie fragen: "Willst du mit mir spielen?" Ich kann heute beim besten Willen nicht sagen, ob mich das stört oder nicht, aber ich nehme an, daß durch Chris, Ellen, Anja und Yvonne mein Bedarf an jungen Mädchen so gründlich gedeckt wurde, daß es mir nach den paar Jahren ausreichte, mit der Frau zusammenzusein, die ich liebe. Wie lange das mit Chris und mir noch gutgeht, weiß ich nicht, aber ich bin mir si-cher, daß es noch sehr, sehr lange dauern wird, bevor wir uns auseinanderentwickeln, wie es so schön heißt. Wenn überhaupt. Was uns verbindet, ist nicht einfach nur Liebe, sondern ein wesentlich tieferes Gefühl, und ich habe so eine unbestimmte Ahnung, daß Chris und ich, falls es so etwas wie Wiedergeburt geben sollte, uns todsicher wieder-sehen werden. Auf diesen Tag freue ich mich schon jetzt.
ENDE Teil 2
TEIL 3 - ANGIE UND KLAUS
"Werner!" ertönte eine aufgeregte, junge Stimme. Klaus, der mit seinem Vorgesetzten Werner unterwegs zum Essen war, schaute sich um. Er entdeckte ein himmlisch aussehendes Geschöpf von etwa 13 Jahren. Das Mädchen hüpfte fröhlich auf Klaus und Werner zu. "Hallo, Werner", grüßte sie strahlend. "Hallo, Angie. Wie geht's?" Werners Stimme klang eher neutral, was Klaus bei diesem wundervollen Geschöpf nun gar nicht verstehen konnte. "Im Moment prima", sagte sie mit einem geheimnisvollen Unterton. "Das ist schön. Angie, das ist Klaus, ein Arbeitskollege." Klaus gab Angie die Hand und betrachtete sie überwältigt. Angie hatte dichtes blondes Haar, das in schweren Locken über ihre Schultern fiel; ihr Körper war schlank und weiblich, doch gleichzeitig noch kindlich. Ihre grünen Augen schimmerten wie polierte Jade. "Hallo, Klaus", begrüßte Angie ihn munter. Klaus stammelte etwas völlig Unverständliches, was Angie ein verstecktes Lächeln entlockte. "Klaus will sagen", sprang Werner ein, "daß du umwerfend aussiehst, Angie." "Ja?" Ihre Augen leuchteten auf und nagelten Klaus fest, der nur schwach nicken konnte. Etwas in dieser Art wollte er in der Tat sagen, doch seine Stimme war irgendwo anders. Vielleicht gerade einkaufen oder so. "Angie", schlug Werner vor, "Klaus hat um fünf Feierabend. Warum holst du ihn nicht einfach ab und ihr geht ein Eis essen oder so was? Im Moment stecken wir beide bis zum Hals in Arbeit." "Machen wir das?" fragte Angie mit sehr viel Hoffnung in ihrer hellen Stimme. Klaus schluckte und nickte. Angie strahlte. "Toll! Ich bin um fünf hier und warte auf dich. Bis dann!" Sie warf den Männern eine Kußhand zu und trippelte in Richtung Heimat. Klaus schaute ihr fassungslos hinterher, dann riß er sich am Riemen und ging mit seinem Chef zum Essen. Während des Essens horchte Klaus Werner über seine Ansichten in Bezug auf Freundschaft zwischen einem erwachsenem Mann und einem jungen Mädchen aus und stellte erstaunt fest, daß Werner sehr freizügige Ansichten hatte, die noch weit über das hinausgingen, was Klaus dachte. Beruhigt und aufgeregt wegen des Treffens mit Angie aß er schnell und sah zu, daß er den Tag zügig hinter sich brachte. Um kurz vor fünf räumte er hektisch seine Sachen ein, dann stolperte er hinaus, in Gedanken schon bei Angie. Wartete sie wirklich auf ihn? Oder war das ganze nur ein dummer Witz auf seine Kosten? Der Aufzug fuhr viel zu langsam hinunter, doch endlich öffneten sich die Türen, und Klaus trat hinaus. Im gleichen Moment sah er Angie, die vor der Eingangstür auf ihn wartete. Sie trug einen dunkelroten Pulli, schwarze Jeans und eine ebensolche Jacke. Angie entdeckte Klaus und winkte ihm fröhlich zu. Mit einem ganzen Bündel Schmetterlinge im Bauch ging er zu ihr. "Hi, Klaus!" grüßte das Mädchen fröhlich. "Toll, daß du gekommen bist!" "Toll, daß du gekommen bist", erwiderte Klaus hingerissen. Angie lächelte ihn an, und Klaus schmolz dahin. "Wollen wir ein Eis essen gehen?" fragte Angie. "Ist zwar etwas kalt dafür, aber ich mag Eis." "Dann gehen wir Eis essen", lächelte Klaus. "Im Zentrum drüben?" "Sicher", meinte Angie. "Oben im vierten Stock ist eine super Eisdiele. Die haben ganz tolles Bananeneis." Sie gingen nebeneinander über die Straße, dann ließ Angie ihre Hand in Klaus seine gleiten. Die Berührung mit ihrer warmen Hand durchfuhr Klaus wie ein Schock. Er fühlte sich paralysiert und aufgeputscht zur selben Zeit. Sie fuhren die Rolltreppen hoch bis zur 4. Etage, betraten die Eisdiele und suchten sich einen freien Tisch. Nachdem sie sich hingesetzt hatten, kam eine Kellnerin und notierte die Bestellung. Während Klaus angab, welches Eis sie wollten, studierte Angie ihr Gegenüber. Sie hatte jetzt seit knapp drei Monaten keinen Freund mehr gehabt. Markus Bolt war weggezogen, und sie vermißte ihn sehr. Nicht, weil er ihr so viel bedeutet hatte, sondern weil sie den Sex vermißte. Aber Werner - Christinas großer Freund - hatte Klaus ja praktisch empfohlen, und auch wenn Angie nicht bei Werner landen konnte, vertraute sie seinem Urteil und dem von Christina, die sehr viel von Werner erzählt hatte, bevor sie zu ihm gezogen war und nun praktisch nur noch in ihrer neuen Wohnung lebte. Wenn er ehrlich war und Klaus als Freund empfahl, dann konnte sie sich wohl drauf verlassen. "Tja", sagte Klaus, nachdem die Kellnerin gegangen war. "Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, was ich jetzt sagen soll." "Wieso?" lächelte Angie. "Wir müssen ja nicht reden." Sie schob ihre Hand über den Tisch und legte sie auf Klaus' Hand. Mit dem Daumen strich sie sanft über seinen Handrücken. "Ähm... nein, müssen wir nicht." Klaus fühlte sich etwas unwohl. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß Angie die Kontrolle über das Gespräch hatte. "Was möchtest du denn dann tun?" "Eis essen", schmunzelte Angie. "Und dann gehen wir etwas am Rhein lang. Arm in Arm." Sie sah Klaus tief in die Augen. "Und vielleicht können wir uns dann eine ruhige Ecke suchen und da was machen." "Was denn?" fragte Klaus mit trockenem Mund. Angie zuckte die Schultern. "Mal sehen", sagte sie unverbindlich. "Kommst du mit Werner klar?" "Wie?" Klaus hatte noch nicht viel Kontakt mit Mädchen in Angies Alter gehabt, deshalb brauchte er einige Sekunden, um den Gedankensprung zu verkraften. "Ja, ganz gut. Wieso?" "Nur so. Chris fühlt sich ja auch ganz wohl bei ihm." "Warum auch nicht?" fragte Klaus überrascht. "Sie ist seine Nichte und hat zu Hause Probleme." Angie war diese Version natürlich bekannt. "Ich dachte nur", lächelte sie neutral. "Über deine Arbeit können wir nicht reden, da kapier ich nicht viel von. Über meine Schule will ich nicht reden. Aber sag mal, wieso warst du vorhin eigentlich so verstört?" "Heute Mittag?" Angie nickte. Klaus lachte kurz auf. "Das mußt du entschuldigen, Angie. Ich denke an nichts Böses, und plötzlich tauchst du auf, schön wie ein Engel, und dann verabreden wir uns auch noch zum Eisessen. Das hat mich schon mitgenommen." "Aber wieso?" fragte Angie erstaunt. Das Kompliment ging an ihr vorbei; sie hatte dieses und viele andere schon zu oft gehört, und meistens waren sie nicht allzu ehrlich gemeint oder nur auf ihren Körper gerichtet. Klaus beugte sich leicht vor und senkte seine Stimme. "Angie, weil du das erste junge Mädchen bist, mit dem ich ausgehe", flüsterte er fast. "Das ist so neu für mich, daß ich total nervös bin." Er streichelte Angies Hand mit seinem Daumen. "Was?" Angie sah ihn fassungslos an. "Du meinst, du hast - äh, du bist noch nie mit einem Mädchen in meinem Alter zusammengewesen?" "Nein", sagte Klaus leise. Angie war nun vollkommen verwirrt. Sie wußte aus Chris' Erzählungen, daß Werner ihr absolut treu war. Auch die anderen Mädchen, mit denen sie gesprochen hatte, bestätigten dies. Mal eine Berührung von Werner hier und da, was Chris auch erlaubte, aber kein Sex. Selbst dann nicht, wenn das Mädchen mit Werner schlafen wollte. Werner tat es einfach nicht. War Klaus vielleicht auch so ein ehrlicher und treuer Mann? Sollte sie auch so viel Glück mit ihm wie Chris mit ihrem Werner haben? Sie sah ihn in einem ganz neuen Licht. Doch, er war deutlich nervös, und er schaute sie an, als säße ihm wirklich ein himmlisches Geschöpf gegenüber. Angie wurde auf einmal warm im Bauch. "Jetzt - jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll", kicherte sie leise. "Aber du magst Mädchen wie mich? Ich meine, so junge?" "Sehr sogar", gab Klaus verlegen zu. "Ich hatte allerdings nie den Mut, eins anzusprechen. Wenn Werner uns nicht..." Er stockte. "Du bist nett", sagte Angie warm. "Wirklich nett, Klaus. Warum bist du hier? Mit mir, meine ich." "Weil ich dich unglaublich attraktiv finde", sagte Klaus leise. "Angie, du bist das schönste Mädchen, das ich jemals gesehen habe." Angie sah nur Ehrlichkeit in Klaus' Augen und war überglücklich. "Du hast wunderschönes Haar", sagte Klaus weiter. "Deine Augen schimmern hell und fröhlich, und überhaupt bist du ein unglaublich hübsches Mädchen." "Hör auf, ich werd gleich rot!" lachte Angie verlegen und wurde es tatsächlich. Ehrlichkeit war doch ziemlich ungewohnt für sie. Das ankommende Eis rettete beide. Während Angie ihr Eis löffelte, schaute sie immer wieder auf Klaus. Sie fand, daß er sogar besser aussah als Werner. Nicht so streng, mehr wie ein Freund. Sie beschloß sofort, Klaus nichts von ihrer Vergangenheit zu erzählen; sie wollte sich ihre Chance, die sich hier vielleicht auftat, nicht zerstören. Jetzt mußte sie ihn nur noch einfangen, aber damit dürfte sie wohl kein Problem haben. Auch Klaus sah Angie immer wieder an. Er konnte sein Glück kaum fassen. Vor ihm saß das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hatte, und offensichtlich fühlte sie sich wohl bei ihm und mit ihm. Ihre anfängliche Reserviertheit war verschwunden. Urplötzlich erkannte er, daß er Angie nicht nur wegen ihres Aussehens bewunderte, sondern mehr wegen ihrer fröhlichen, lockeren Art und wegen ihrer Augen. Sie sah so glücklich aus, daß Klaus fast schwindelig wurde. Sollte sein jahrelanger Traum, ein kleines Mädchen als Freundin zu haben, hier und heute wahr werden? Angie hatte ihr Eis auf und schob die Schale zur Tischmitte. "Wohnst du weit von hier?" fragte sie im Plauderton. Klaus schluckte den letzten Rest vom Eis herunter, nickte und verneinte gleichzeitig. "An sich nicht weit", sagte er, als sein Mund wieder frei war. "Ist nur weit auf dem Land. Kein Bus, keine Bahn." "Auf dem Land? Herrlich!" schwärmte Angie. "Kann ich das mal sehen?" Klaus fiel fast die Serviette aus der Hand. "Du - du möchtest meine Wohnung sehen?" "Ja, warum nicht?" fragte Angie ganz unschuldig. "Ist das so unordentlich bei dir?" Sie grinste schelmisch. "Schlimmer als in meinem Zimmer kann es da auch nicht sein." "Nein, nein, ich meine... Möchtest du wirklich, Angie?" "Ja! Außer, du hast irgendwelche dunklen Geheimnisse da vergraben." "Mein dunkelstes kennst du schon", sagte Klaus verlegen. "Was denn?" fragte Angie erstaunt. "Na, daß ich junge Mädchen mag", flüsterte Klaus. "Man merkt, daß du nicht von hier bist", sagte Angie leise, fast nachdenklich. "Hier in der Gegend kommt das öfter vor, daß Männer und Mädchen zusammen sind. Das ist kein großes Geheimnis. Wollen wir fahren?" "Was? Ach so, ja... Gerne, aber wann mußt du denn wieder zu Hause sein?" Angie zuckte mit den Schultern. "Zehn, elf. Spielt keine Rolle. Kann man bei dir auch laufen?" "Wie, laufen?" Klaus hatte wirklich keine Erfahrung mit jungen Mädchen. "Na, spazierengehen." Angie kicherte leise. "Dachtest du, ich will in deiner Wohnung rumlaufen?" "Nein, ich..." Klaus atmete tief durch und lächelte Angie entschuldigend an. "Es tut mir leid, Angie. Ich bin irgendwie total nervös." "Mußt du nicht", sagte Angie leise. "Ich tu dir schon nichts." "Ah ja." Klaus brachte keine intelligente Äußerung mehr zustande; Angie hatte ihn glatt überfahren mit ihrem Aussehen, ihrer Art und ihren Worten. Er winkte einer Kellnerin zu und zahlte, während Angie sich ihre Jacke anzog. Sie verließen die Eisdiele und gingen hinaus, dann weiter in die Tiefgarage, wo Klaus seinen Wagen geparkt hatte. Ganz Kavalier, hielt er Angie die Tür auf. Sie bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln und stieg ein. Klaus rannte förmlich um den Wagen herum, stieg ebenfalls ein und fuhr los. Während der etwa halbstündigen Fahrt schwieg Klaus; er fürchtete, jedes Wort könnte ihn aus diesem Traum wecken. Angie redete auch kaum, sie musterte Klaus und verglich ihn mit Gregor Förster und Markus Bolt. Im Gegensatz zu diesen beiden Männern war Klaus eine Jungfrau. Wenn sie wirklich seine erste junge Freundin war, durfte sie keinen Fehler machen. Sie wollte auch einen großen Freund, so wie Chris, aber sie wollte nicht nur Sex, obwohl das an erster Stelle stand, sondern eben einen richtigen Freund. Einen Freund, der für sie da war und sie nicht nur fürs Bett haben wollte, so wie Gregor und Markus, die nebenbei auch noch viel rumgemacht hatten. Nein. Sie wollte einen großen Freund ganz für sich, mit Ficken, Ausgehen, Schmusen, Reden und Lachen. Klaus hatte recht gehabt: sie fuhren durch viele winzige Ansammlungen von Häusern, und nirgendwo ein Zeichen von Bus oder Bahn, bis Klaus plötzlich bremste und vor einem kleinen, flachen Haus hielt. "Wir sind da", sagte er nervös und schaltete den Motor aus. "Angie, hast du keine... ich meine, willst du wirklich mit zu mir kommen?" "'Türlich", sagte sie erstaunt und schnallte sich los. Dann sah sie ihm tief in die Augen. "Wenn du mir was tun willst, vergiß es. Ich würde dir so in die Eier treten, daß du keine Kinder mehr machen kannst." Klaus schluckte. "Angie, wie kommst du dann darauf? Warum sollte ich dir irgend etwas tun?" Das Entsetzen, das Angie in seinen Augen las, überzeugte sie vollends. Klaus war ihr Mann. "War ein Scherz", lachte sie und stieg aus. "Manchmal kann ich ziemlich fies sein", grinste sie noch, bevor sie die Tür zuschlug. Klaus stieß den Atem aus und folgte ihr zum Haus. Er schloß auf und ließ Angie hinein, die ihre Jacke auszog und an die Garderobe hing. "Möchtest du das Haus sehen oder etwas trinken?" fragte Klaus, während er seinen Mantel aufhing. "Erst umsehen", sagte Angie fröhlich. Klaus starrte sie an. "Was ist?" fragte Angie neugierig. "Nichts", sagte Klaus überwältigt. "Es ist nur... Dich hier zu haben, ist wie ein Traum." "Ich bin aber kein Traum", sagte Angie leise und nahm seine Hand. "Fühlst du? Ich bin echt." Sie stellte sich genau vor ihn und sah ihm in die Augen. "Was möchtest du jetzt am liebsten machen?" Klaus wurde feuerrot. Was er jetzt am liebsten machen wollte, war Angie ausziehen, sie auf den Boden legen und sie ficken. Aber das konnte er ihr doch nicht sagen! Angie wartete einige Sekunden, in denen sie in Klaus' Gesicht las wie in einem offenen Buch, dann seufzte sie. "Chance vorbei!" Sie grinste verschmitzt. "Beim nächsten Mal mußt du sofort sagen, was du willst!" "Ist das ein Spiel?" fragte Klaus. In ihm tobten Verwirrung, Verlegenheit und Trauer über die verpaßte Chance. "Mein Lieblingsspiel", lachte Angie. "Mach du mal!" "Äh... was?" "Na, mich fragen!" Klaus atmete tief durch. "Angie, was möchtest du jetzt am liebsten tun?" "Mit dir schmusen." Ihre Antwort kam sehr schnell, und genauso schnell lag sie in seinen Armen. Klaus glaubte, zu sterben. Ein himmlisches, 12jähriges Mädchen (fast 13, laut Werner) war in seinen Armen und wollte schmusen! Viel zu schnell warf er seine Arme um sie, bevor sie sich wieder von ihm trennen konnte, und drückte Angie heftig an sich. Sie nahm es hin, obwohl er ihr fast wehtat, doch er lockerte seinen Griff sofort und streichelte ihre dichten Haare. Angie stellte amüsiert fest, daß seine Hände zitterten. Sein hartes Glied, das in ihren Bauch drückte, entging ihr ebenfalls nicht. Sie blieb einige Sekunden still stehen, dann hob sie ihren Kopf. "Zeigst du mir jetzt das Haus?" Klaus nickte schnell und ließ sie los. Sein Atem ging schwer. Angie nahm seine Hand und ließ sich durch das Haus führen. Was sie sah, gefiel ihr. Klaus war ordentlich, wenn auch auf den Fensterbänken etwas Staub lag, aber sie war Schlimmeres gewohnt. Alles in allem war es sauber, und das bißchen Staub ließ sich in wenigen Minuten beseitigen. Es stand jetzt schon für sie fest, daß sie sehr viel Zeit hier verbringen wollte. "Was ist in dem Raum?" fragte sie, als Klaus ein Zimmer ausließ. "Mein Schlafzimmer", antwortete Klaus schüchtern. "Auch ansehen." Ohne Scheu öffnete Angie die Tür und sah auf ein ungemachtes Bett. "Genau wie bei mir", lächelte sie Klaus an. "Nur daß bei mir die Wäsche auf dem ganzen Boden verteilt ist. Kann ich das Bett mal probieren?" Ohne auf Klaus' Antwort zu warten, zog sie sich rasend schnell Schuhe und Jeans aus, dann sprang sie in sein Bett und legte sich lang hin. Klaus sah perfekt geformte, schlanke Beine, und einen dunklen Schlitz durch ihr dünnes Höschen. Klaus konnte nicht mehr. Schon seit dem Mittag stand er unter enormer Anspannung, die sich durch Angies Verhalten nicht gerade senkte, und nun lag sie halbnackt in seinem Bett und rollte sich quietschfidel von einer Seite auf die andere, wobei sie ihm abwechselnd ihre Vorder- und Rückseite präsentierte. Er schloß die Augen, stöhnte auf und kam gewaltig in seine Hose. ‚So eine Verschwendung', dachte Angie, die das natürlich mitbekommen hatte. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Völlig natürlich und ungezwungen stand sie auf und zog sich erst die Jeans, dann die Schuhe wieder an. "Bequem", sagte sie fröhlich. "Viel weicher als meins. Ich meine, meins ist irgendwie schon durchgelegen. Na ja, die Matratze ist auch schon uralt. Mindestens zehn Jahre oder so." Sie plapperte und plauderte, bis Klaus wieder beisammen war. "Angie", stammelte Klaus. "Ich - ich muß mal eben wohin." "Mach mal!" strahlte Angie ihn an. "Ich warte unten, ja?" Sie hüpfte fröhlich hinaus und die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer warf sie sich in eine Ecke des Sofas und ballte siegesgewiß die Faust. Klaus gehörte ihr. Ein paar Minuten später kam er ins Wohnzimmer. "Angie, möchtest du etwas trinken?" Seine Stimme klang wieder völlig normal. "Gerne! Hast du Saft?" "Ja. Apfelsaft. Und Orange." "Apfel." "Kommt sofort." Kurz darauf kam Klaus mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Gläser und ein Karton Apfelsaft standen. Er stellte das Tablett auf den Tisch, und im gleichen Moment klopfte Angie mit der Hand auf das Sofa neben sich. "Setzt du dich zu mir?" Ihren bittenden, grünen Augen konnte Klaus nicht eine Sekunde widerstehen. Er setzte sich neben Angie, die sofort näher zu ihm rutschte und ihn ansah. "Kann ich was in deinen Arm?" fragte sie leise. "Ich - ich hab schon so lange nicht mehr geschmust." Überwältigt legte Klaus seinen Arm um sie. Angie kuschelte sich zufrieden an ihn und seufzte leise. "Das tut gut!" Sie sah Klaus kurz an, mit einem erstklassigen schüchternen Blick. "Du darfst mich streicheln", sagte sie leise. "Wenn du magst!" ‚Wenn ich mag!' dachte Klaus erregt. ‚Und ob ich mag!' Er legte seinen Kopf zur Seite, so daß seine Wange auf ihrem Haupt lag, und streichelte ihr Gesicht und die Haare. Angie griff nach seiner freien Hand und legte sie sich auf den Bauch, dann blieb sie ganz still sitzen. Sie bemerkte, daß Klaus sie nicht am Bauch streichelte, sondern seine Hand ruhig dort liegen ließ. Das war eine erneute Bestätigung für sie, daß Klaus keine Erfahrung mit Mädchen in ihrem Alter hatte. Sie freute sich schon sehr auf das erste Mal mit ihm, das sie für übermorgen plante. "Wollen wir Freunde sein?" fragte sie verschämt. "Ich meine, so wie in Freund und Freundin?" Klaus schaute ihr fragend in die Augen. "Willst du das wirklich, Angie? Ich - ich bin doch viel zu alt für dich!" "Bist du nicht!" protestierte Angie. "Chris ist heute zu Werner gezogen", sagte sie scheinbar übergangslos. "Sie wohnt jetzt richtig bei ihm. Ich beneide sie!" Angie seufzte tief. "Ich möchte auch jemanden haben, der richtig lieb zu mir ist, so wie Werner zu Chris. Jemand, mit dem ich schmusen kann. Und reden. Und lachen." Sie schmiegte sich enger an Klaus. "Ich möchte auch einen Erwachsenen haben, ganz für mich alleine", gestand sie leise. "Einen richtigen Freund." Sie sah Klaus tief in die Augen. "Mit allem Drum und Dran!" Klaus war sprachlos vor Glück. Ihm fiel ein, was Werner beim Mittagessen gesagt hatte: "Sobald das Mädchen merkt, daß du nicht nur auf ihren Körper scharf bist, sondern sie als Mensch für voll nimmst, hast du gewonnen. Dann gehören sie dir, mit Haut und Haar." Und genau das wollte Klaus. Sie nicht nur als Körper, sondern als Mensch um sich haben. Bei sich haben. So oft und so lange wie möglich. Er nickte. "Ja, Angie", sagte er ernst. "Ich würde gern dein Freund sein." Angie lächelte glücklich. "Dann müssen wir jetzt Freundschaft schließen." Sie setzte sich mit einer fließenden Bewegung auf seinen Schoß; ihre Knie neben seinen Hüften. "Bei uns besiegeln wir Freundschaften mit einem Kuß. Wir fassen uns an die Hände und küssen uns." Ihre Hände schlossen sich um Klaus seine, dann bewegte sie ihren Kopf auf ihn zu. Klaus schluckte schwer, als sein Traum Erfüllung wurde und Angies volle, jugendliche Lippen sich auf seine legten. Sein erster Kuß von einem jungen Mädchen! Und was für ein Kuß! Angie legte ihre ganze Kunst in das "Besiegeln". Sie machte es so gut, daß Klaus innerhalb von wenigen Sekunden wieder steinhart war. Daß Angie seine Hände festhielt, erhöhte den Reiz immens. Er wußte es nicht, aber er wurde gerade nach allen Regeln der Kunst verführt. Atemlos trennten sie sich schließlich. Angie blickte Klaus überglücklich an. "Jetzt sind wir richtige Freunde!" sagte sie bewegt und umarmte Klaus. Ihre festen, gut entwickelten Brüste drückten sich an ihn und peitschten seine Erregung noch höher. Seine Hände flogen in ihren Rücken und drückten das Mädchen an ihn. Der Duft ihrer vollen, blonden Haare stieg mit aller Macht in seine Nase, die Wärme ihres jungen Körpers traf ihn voll. Beinahe wäre er ein zweites Mal in seine Unterhose gekommen, doch kurz vorher machte Angie sich frei und setzte sich wieder neben ihn. "Durst", lächelte sie entschuldigend und griff nach ihrem Glas. Sie trank einen großen Schluck, dann setzte sie es wieder ab und sah Klaus an. "Du küßt gut." "Du auch!" erwiderte Klaus voller Überzeugung. "Wo hast du das bloß gelernt?" Angie lächelte fein. "Bei uns lernt man das schon mit zehn oder elf." Klaus fiel eine weitere Bemerkung von Werner ein: "Manche von ihnen haben schon mit elf oder zwölf Jahren Geschlechtsverkehr." Hatte Angie... "Darf ich dich mal was fragen?" bat er Angie mit angespannter Stimme. "Klar!" Angie sah ihn offen an. Sie wußte, was er fragen wollte. "Hast du... Ich meine, war außer Küssen noch was?" "Ja sicher!" lachte Angie. "Viel Anfassen und Ausprobieren." Sie legte eine Hand auf Klaus' Bein und wurde ernst. "Ich hab mein Häutchen beim Sport verloren", log sie. "Mein erstes Mal soll mit jemandem sein, der viel Erfahrung hat." Sie schaute Klaus tief in die Augen. "Sehr viel Erfahrung!" Angie verließ sich voll und ganz auf den Ehrenkodex ihres Blocks. Sie war sich absolut sicher, daß niemand ihre Lüge aufdecken würde. Und außerdem... Wenn sie jemanden wie Klaus haben konnte, war das wie eine Entschädigung für alles vorherige. Sie war fest entschlossen, ihn zu behalten und bei ihm zu bleiben. So wie Chris und Werner zusammen waren. Klaus nickte und wurde etwas rot. "Ich wollte dich nicht ausquetschen", entschuldigte er sich. "Darfst du ruhig", lächelte Angie. "Wir sind doch jetzt Freunde. Krieg ich noch einen Kuß?" Ihre Lippen trafen sich, und diesmal ging Angie einen großen Schritt weiter. Sie führte Klaus' Hand zu ihrem Busen und drückte sie darauf. Sie verkniff sich ein Lachen, als sie seine ungeschickten und ängstlichen Bewegungen spürte, doch kurz darauf war seine erste Scheu überwunden. Angie stöhnte und seufzte unter seinen nun gekonnten Berührungen. Ganz gegen ihren eigenen Zeitplan zog sie sich den Pulli aus der Hose und erlaubte Klaus Zugang zu ihrer Haut. Klaus nahm das Angebot begeistert an. Er schob seine Hand unter ihren Pullover, streichelte ihren flachen Bauch und ging dann sofort hinauf zu ihrer Brust. Das warme, feste Fleisch mit dem harten Nippel in der Mitte schickte prickelnde Erregung durch seine Nerven. Er mußte sich gewaltig beherrschen, um nicht erneut seinen Samen zu verlieren. Angie leitete Stufe Zwei ein. Sie neigte sich leicht zur Seite, und als Klaus folgte, ließ sie sich ganz auf das Sofa fallen. Wie unabsichtlich rutschte ihr Pulli ganz weit nach oben und legte zwei unglaublich hübsche und gut entwickelte Brüste frei. Klaus stöhnte und senkte seinen Mund auf eine Brust. Angie erschauerte unter dieser Berührung. Nicht nur, weil sie so lange darauf gewartet hatte, endlich wieder Sex zu haben, sondern auch, weil sie etwas spürte, das ihr völlig unbekannt war. Aber es war ein wunderbares Gefühl, auch wenn sie es nicht einordnen konnte. Klaus' Zunge spielte mit ihrer Brustwarze, leckte um sie herum, schlug sanft dagegen, drückte sie hinein und leckte kräftig darüber. Dann wiederholte Klaus dies bei ihrer anderen Brust. Angie mußte sich selbst zur Ordnung rufen, um Klaus nicht zu vergewaltigen; hätte sie sich vollständig ausgezogen, hätte er ihre Geschichte nie geglaubt. So ließ sie sich etwas verwöhnen, dann schob sie Klaus von sich weg und lächelte ihn glücklich an. "Das ist so toll", sagte sie mit der richtigen Mischung aus Erregung und kindlicher Unschuld. "Sowas hat bisher niemand gemacht!" "So?" lächelte Klaus, der sich im Umgang mit Angie nun schon viel sicherer fühlte. "Was hat man denn bisher mit dir gemacht?" "Diese Doktorspiele", grinste Angie und räkelte sich. Klaus starrte gebannt auf ihre kleinen Brüste. "Weißt schon: Gucken, Anfassen, etwas Rumprobieren... Das übliche halt. Aber das..." Sie streckte ihre Arme nach ihm aus. Klaus ließ sich vorsichtig auf sie sinken und legte seine Wange an ihre. "Das war richtig schön!" flüsterte sie und drückte Klaus fest. "Ich bin froh, hier zu sein." "Ich auch!" seufzte Klaus und hob den Kopf, um Angie anzusehen. "Angie, es ist, als ob ein Traum wahr wurde. Ich - ich hab mir immer ein so wundervolles Mädchen wie dich gewünscht, und jetzt... Bin ich wirklich nicht zu alt für dich?" "Nein!" lachte Angie und küßte ihn schnell. "Klaus, ich verrat dir mal was, aber das mußt du für dich behalten. Schwör es!" "Ich schwöre!" Angie atmete tief durch. "Ich wollte eigentlich Werner haben. Chris hat so viel von ihm erzählt, wie nett er ist, und wie toll er sich um sie kümmert. Na ja, weil er ihr Onkel ist, dachte ich, ich sprech ihn mal an, aber er wollte nicht. Er mag wohl keine jungen Mädchen als Freundin." Angie gratulierte sich selbst zu diesem Satz. Sie hatte Chris und Werner mit keinem Wort verraten. Klaus, der inzwischen jedoch Werners Ansichten kennengelernt hatte, dachte sich seinen Teil dazu, auch wenn er Werners Ansichten nicht mit Christina in Verbindung brachte. "Jedenfalls", fuhr Angie fort, "als Anja - die kennst du nicht - vorgestern ihre Geburtstagsfete hatte, hab ich mich ein bißchen an Werner rangemacht, aber er hat mich abblitzen lassen." Angie wurde sogar etwas rot, als sie an diesen Abend zurückdachte. "Aber trotzdem wollte ich einen großen Freund, und als Werner dich heute Mittag vorgestellt hatte, dachte ich, ich probier es mal mit dir. Ich vertraue Werner nämlich, auch wenn er mir einen Korb gegeben hat. Wenn er sagt, du bist okay, dann glaub ich das." Sie blickte Klaus besorgt an. "Bist du mir jetzt böse?" "Warum sollte ich?" schmunzelte Klaus und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. "Werners Verlust ist mein Gewinn." Angie dachte einige Sekunden über diesen Satz nach, dann leuchteten ihre Augen auf. "Echt?" hauchte sie. "Ganz echt." Er küßte sie auf die Wange. "Aber du hast immer noch nicht gesagt, ob ich nicht doch zu alt bin." "Hab ich doch!" Angie blickte ihn herausfordernd an, dann kicherte sie plötzlich. "Nee, hab ich nicht. Hast recht. Nein, du bist nicht zu alt. Ich möchte keinen Freund in meinem Alter. Wenn du ein Mädchen wärst und so alt wie ich, wüßtest du, warum." "Ich bin aber kein Mädchen", grinste Klaus. "Erklär's mir." "Jungs betatschen mich immer", gestand Angie. "Am Po, an der Brust, an den Haaren und so weiter. Werner macht so was nicht. Auch die großen Freunde von anderen Mädchen, die kenne, machen das nicht. Die sind... Ach, ich weiß nicht. Die sind eben nicht so frech." Sie lächelte schief. "Deswegen will ich auch einen großen Freund." "Als ich dich heut Mittag gesehen habe", sagte Klaus nachdenklich und wickelte eine Strähne ihres Haares um seinen Zeigefinger, "wollte ich dich auch betatschen. Schlimm, was?" "Gar nicht!" protestierte Angie. Was er wollte, hatte sie sofort in seinen Augen gesehen, und "Betatschen" war noch das Geringste aller Gefühle gewesen. "Aber du hast es nicht! Genau das mein ich doch! Wenn du ein Junge gewesen wärst, hättest du deine Hände nicht stillhalten können." Sie lächelte neckisch. "Und ein Junge hätte auch nicht so toll mit meiner Brust gespielt wie du." Mit einer raschen Bewegung zog sie ihren Pullover aus und ließ ihn achtlos zu Boden fallen. "Mach nochmal." Überwältigt sah Klaus ihren Oberkörper an, der zum ersten Mal völlig frei vor ihm lag. Angie war wirklich eine außergewöhnliche Schönheit, wie er fand. "Du bist wunderschön", sagte er leise. Angie lächelte verlegen, als sie die Ehrlichkeit in seinen Worten hörte. Sie legte ihre Hände hinter den Kopf und schloß die Augen. Klaus legte seine Hände auf ihre Brüste und das Gesicht auf ihren Bauch. Er nahm sie mit allen Sinnen auf, dann küßte er sanft ihren Bauchnabel und strich mit den Fingerspitzen über ihre harten Brustwarzen. Angie seufzte leise und preßte sich in seine Hände. Es fiel ihr verdammt schwer, nicht über Klaus herzufallen, doch dieses Mal hielt sie sich streng an ihre eigenen Vorgaben. Heute nur schmusen, morgen mit den Fingern befriedigen und mit dem Mund, und übermorgen war er dann fällig. Was waren zwei Tage gegen viele Wochen? Oder sogar Monate? Während Klaus sich an ihrem Oberkörper austobte, hatte Angie plötzlich ein sehr gutes Gefühl, was ihre eigene Zukunft anging. Wenn sie es geschickt anstellte, könnte sie vielleicht schon bald hier einziehen und mit Klaus zusammenleben. Morgens könnte er sie mitnehmen, und sie würde dann wie bisher mit dem Bus zur Schule fahren, nach der Schule könnte sie mit zu Jenny gehen und dort die Zeit totschlagen, bis Klaus Feierabend hatte. Dann würden sie zusammen zurückfahren und schmusen und lachen und ficken und reden. Instinktiv umarmte sie Klaus und drückte ihn kräftig an sich. Dann ließ sie ihn los und schaltete wieder um. "Das ist so irre", lächelte sie. "Aber wenn wir jetzt nicht aufhören, mach ich noch ‚ne Dummheit!" "Das wär vielleicht gar nicht so dumm", grinste Klaus mutig und saugte eine Brust in seinen Mund. Angie stöhnte leise, doch sie schob ihn energisch weg. "Nein, Schluß jetzt", befahl sie. "Wir können ja morgen weitermachen. Jetzt möchte ich einfach was in deinen Arm. Können wir fernsehen oder Musik hören?" "Was immer du möchtest", erwiderte Klaus und nahm das Tier in sich wieder an die Leine. Er wollte Angie um nichts in der Welt verschrecken; er hatte schon sehr viel mehr bekommen, als er sich überhaupt für den heutigen Abend vorgestellt hatte. Er hob ihren Pullover auf und reichte ihn ihr, doch Angie schüttelte den Kopf und setzte sich auf. "Nur in deinen Arm", sagte sie leise. "Einfach schmusen. Und festhalten." Sie lächelte, ein schüchternes, um Verzeihung bittendes Lächeln. "Davon hab ich so oft geträumt, aber ich hab keinen zum Schmusen." "Jetzt schon", entgegnete Klaus zärtlich. Er zog Angie an sich, legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich. Angie legte ihren Kopf an seine Brust und atmete hörbar aus. "Jetzt schon", wiederholte sie glücklich. "Ja. Jetzt hab ich endlich einen großen und lieben Freund." Sie schaute kurz zu Klaus auf, und das Glück in ihren Augen traf ihn wie ein Hammer. Dann legte sie ihren Kopf wieder zurück und gratulierte sich erneut zu ihrer Taktik. ‚Danke, Gregor', dachte sie kurz, dann vergaß sie alles und dachte nur noch an Klaus. Und an ihre eigene Zukunft, die mit jeder Sekunde heller und freundlicher wurde.
Angie blieb den ganzen Abend oberkörperfrei bei Klaus im Arm. Sie erlaubte ihm, ihre Brust zu streicheln, aber nur ganz sanft. Sie dachte an Jenny, die mit ihrer forschen und direkten Art bisher keinen Erfolg gehabt hatte, und entschied sich für die sanfte Methode, die schon bei Markus Bolt ihre Wirkung gezeigt hatte. Daß Klaus ihr gehörte, wußte sie bereits, aber sie wollte ihn für längere Zeit behalten, und nicht nur für ein paar Ficks. Gegen halb elf wurde Klaus so unruhig, daß Angie seinem Drängen, sie nach Hause zu bringen, schließlich nachgab. Sie sagte sich, daß er die Verhältnisse im Hochhaus ja nicht kannte, aber die würde sie ihm schon beibringen. Auf der Rückfahrt nach Koblenz hielt Angie die ganze Zeit über seine Hand. Kurz vor dem Einkaufszentrum bat sie ihn, anzuhalten und sie dort aussteigen zu lassen. "Ist das nicht zu gefährlich?" fragte Klaus besorgt. "Ich meine, es ist ja schon Nacht und..." Angie schüttelte den Kopf. "Nein, ist es nicht. Ein Mädchen aus meiner Klasse läuft abends rum und paßt auf. Die macht Kung Fu oder sowas und verkloppt alle, die verdächtig aussehen." Sie sah Klaus an. "Sehen wir uns morgen?" "Wenn du das möchtest..." "Ja. Wann machst du Mittag?" "Gegen eins." "Hm." Angie überlegte schnell. "Ich hab um halb eins Schule aus. Dann mit dem Bus fahren, Essen, umziehen... Kannst du um halb zwei Pause machen? Dann können wir uns in der Eisdiele treffen." "Abgemacht. Halb zwei in der Eisdiele." Er schnallte sich los und beugte sich zu Angie. "Es war ein wunderschöner Abend", sagte er leise und strich ihr sanft über die Wange. "Für mich auch." Sie griff nach seiner Hand und drückte ihren Kopf hinein. "Hoffentlich kommen noch viele genauso schöne." Angie meinte das ernst; sie spürte plötzlich eine unvernünftige Angst, daß dieser Traum urplötzlich enden könnte. Wieder etwas, was sie nicht einordnen konnte. Um sich von dieser Angst abzulenken, lächelte sie Klaus an und küßte ihn ausgiebig, dann schnallte sie sich los und öffnete ihre Tür. "Morgen darfst du mich ganz ausziehen und überall streicheln", sagte sie schnell, dann sprang sie aus dem Auto, warf die Tür zu, winkte Klaus kurz zu und lief über die Straße und in Richtung Hochhaus davon. Fassungslos sah Klaus ihr hinterher, während sein Kopf noch mit Angies letztem Satz beschäftigt war. Schließlich hatte er sich soweit im Griff, daß er nach Hause fahren konnte. Er warf dem riesigen Wohnblock mit den vielen erleuchteten Fenstern einen letzten Blick zu, dann startete er seinen Wagen und fuhr los. Zu Hause angekommen, war sein erster Weg ins Wohnzimmer. Er ließ sich auf das Sofa fallen, preßte sein Gesicht an die Stelle, wo Angie gesessen hatte, und mit ihrem Duft in der Nase wichste er sich, bis er schon wenige Sekunden später kräftig entlud. Angie lag zu dieser Zeit schon lange in ihrem Bett und rieb sich, ebenfalls nach Leibeskräften, zu ihrem vierten Höhepunkt in Folge.
* * *
Die erste Schulstunde an diesem Morgen ging völlig an Angie vorbei. Immer wieder sah sie zu Chris, die zwei Reihen vor ihr und drei Tische neben ihr saß. Angie wunderte sich über Chris' Ruhe und stillen Frieden, den sie ausstrahlte, und plötzlich machte es Klick. Angie wußte mit einem Mal, was das für Gefühle waren, die sie gestern nicht einordnen konnte: sie hatte sich in Klaus verliebt. Diese Erkenntnis überschwemmte sie mit einem dermaßenen Glücksgefühl, daß sie zu schweben glaubte, doch sofort danach kam eine weitere Erkenntnis: sie wußte, daß sie Klaus mit niemandem mehr teilen wollte; und genauso wenig wollte sie einen anderen als Klaus haben. Wieder sah sie zu Chris, die in den letzten Wochen wesentlich aktiver am Unterricht teilgenommen hatte als vorher, und eine dritte Gewißheit überfiel sie: es war eine Riesenschweinerei von ihr gewesen, sich in Chris' Gegenwart an Werner heranzumachen. Wenn Chris mit Werner so glücklich war wie sie selbst mit Klaus, dann war das schon fast ein Verbrechen, Werner von ihr lösen zu wollen. Nein, nicht fast. Sondern ganz sicher. Ihr Blick flog zu Jenny, und als sie daran dachte, daß Jenny sich an Klaus heranmachen könnte, bekam sie einen so dicken Knoten im Bauch, daß ihr richtig übel wurde. Sie sprang auf und rannte aus der Klasse heraus und zur Toilette, doch es ging noch einmal gut. Sie setzte sich auf den Topf und dachte noch einige Zeit nach, dann ging sie langsam zurück in ihre Klasse. Der Lehrer sah sie streng an. "Meine Tage", log Angie ungeniert. Der Lehrer nickte und winkte ab; davon wollte er nichts hören. Angie setzte sich wieder, doch der Rest des Tages war nur noch von ihren Gedanken erfüllt, und der Unterrichtsstoff hatte keinen Platz mehr in ihr. Endlich erklang der Gong, der das Ende des Tages verkündete. Hektisch packte Angie ihre Sachen ein und rannte hinaus und zur Bushaltestelle, obwohl der Bus erst in zehn Minuten kommen würde. Natürlich kam Jenny sofort hinter ihr her. "Was ist denn mit dir los?" fragte sie Angie. "Durchgedreht, oder was?" "Verliebt", gestand Angie. "Rettungslos verliebt!" Lügen konnte sie nicht; nicht bei Jenny. Dafür kannten sie sich zu gut. Aber sie konnte Jenny auf eine falsche Fährte bringen. "Echt?" fragte Jenny, die ihren Neid nicht unterdrücken konnte. "In wen?" "'n Typ von ‚ner anderen Schule", sagte Angie schlicht. "Du kennst ihn nicht." Jenny musterte sie scharf, dann schüttelte sie ihren Kopf. "Ich glaub kein Wort. Wer ist es?" Angie seufzte. "Hast recht. Jenny, schwör mir, daß du uns in Ruhe läßt!" Sie sah ihre Freundin eindringlich an. "Mach bitte keinen Scheiß! Nicht mit mir!" "So ernst?" Jenny staunte über Angie. Noch nie hatte sie so viel Angst gezeigt. "Sehr", gestand Angie verlegen. "Ich wußte es gestern auch noch nicht. Erst heute morgen." Sie atmete tief ein und zog Jenny etwas beiseite, da inzwischen der ganze Clan aus dem Hochhaus eingetroffen war und auf den Bus wartete. "Ich hab vorhin Chris angesehen, und plötzlich wußte ich, daß sie Werner genauso liebt wie ich meinen Freund." Sie zuckte die Schultern. "Ich könnte das nicht ertragen, wenn sich da jemand einmischt." Werner! Jenny fühlte Wut in sich aufsteigen. Alle Welt redete nur noch von Werner und Chris. Wie schön sie es hatten. Wie gut sie sich verstanden. Wie sehr sie sich liebten. Das war doch ein viel lohnenderes Ziel als ihre Freundin Angie. Jenny wußte selbst am besten, daß sie nicht mehr viele Freundinnen hatte; alle hatten Angst, daß Jenny sich einmischen würde. "Ich schwöre", sagte sie schließlich. "Ich laß euch in Ruhe." Und das mit Chris und ihrem Ficker mußte sie sich noch einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Schließlich hatte Chris sie ja alle für Samstag eingeladen, zu ihrem Geburtstag. Da sollte sich doch was machen lassen... Angie glaubte ihrer Freundin und erzählte ihr von Klaus. Wer er war, wo er arbeitete, wie sie ihn kennengelernt hatte. Wieder ein Minuspunkt für Werner, dachte Jenny verbittert. Angie erzählte und erzählte, bis der Bus kam, und sie erzählte die ganze Rückfahrt über, bis Jenny krank vor Neid wurde. Nicht auf Angie und Klaus, das hatte sie ja geschworen. Sie richtete ihren Neid statt dessen auf Chris und ihren Stecher. Im Hausflur trennte sich Angie von Jenny und lief schnell in ihre Wohnung. Sie schlang das Essen hinunter, dann rannte sie in ihr Zimmer und zog sich um: einen Pulli in Königsblau, eine Baumwollhose in Schwarz, dazu weiße Turnschuhe. Um zwanzig nach eins war sie fertig, rief ihrer Mutter zu, daß sie weg wäre, und huschte aus der Wohnung, noch bevor ihre Mutter sie an ihre Hausaufgaben erinnern konnte. Sie rannte die Treppen hinunter, aus dem Haus heraus und über den Bürgersteig bis zu dem Zentrum, erst dort verlangsamte sie ihr Tempo. Sie fuhr mit dem Aufzug in die vierte Etage, eilte in die Eisdiele und suchte sich einen Tisch, von dem aus sie den Eingang überblicken konnte. Dem Kellner winkte sie ab mit dem Hinweis, daß sie noch auf jemanden wartete, dann richtete sie ihren Blick wieder auf den Eingang und wartete ungeduldig.
Klaus hatte einen ähnlichen Morgen hinter sich wie Angie: auch ihm fiel es schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Glücklicherweise sprach Werner ihn nicht mehr auf Angie an, und Klaus war seinem Vorgesetzten dankbar für seine Diskretion. Klaus quälte sich durch seine Arbeit, bis es Zeit für die Pause wurde. Als er Werner sagte, daß er zu Tisch wäre, nickte dieser und wünschte guten Appetit, sagte aber kein weiteres Wort. Klaus zog sich seinen Mantel an und ging schnell hinaus. Ein paar Minuten später betrat er die Eisdiele und entdeckte Angie sofort. Wieder tat ihm das Glück in ihren Augen körperlich weh, und es war dieser Moment, in dem er erkannte, daß er sich hoffnungslos in dieses junge Mädchen verliebt hatte. Zwölf Jahre jung war sie. Er staunte über sein Glück, während er zu ihr ging. Zwölf Jahre, und sie wollte sich heute abend von ihm ausziehen und am ganzen Körper streicheln lassen. Er sah Angie mit dem Bewußtsein an, daß dieser jugendliche, wunderschöne Körper in wenigen Stunden nackt neben oder unter ihm liegen würde, und dieses Bild jagte eine solche Energie in seinen Unterleib, daß er kurz stolperte, sich aber sofort wieder fing. "Hallo, mein Engel", begrüßte er Angie leise. Ihre Augen strahlten ihn an. "Hallo, mein Retter", lächelte sie. Klaus setzte sich neben sie. Angie drückte ihr Bein fest an seins und küßte ihn ungeniert mitten auf den Mund. Klaus wehrte erschrocken ab. "Nicht hier", flüsterte er schnell. Angie verzog den Mundwinkel, dann lächelte sie. "Tut mir leid. Ich hab dich so vermißt!" "Ich dich auch." Klaus legte unter dem Tisch seine Hand auf ihr Bein und drückte es sanft. "Wie war dein Tag?" "Beschissen, wie jeder Schultag", grinste sie fröhlich. "Und deiner?" "Auch nicht viel besser", lachte Klaus und wurde sofort wieder ernst. "Angie, ich hab den ganzen Morgen nur an dich gedacht." Er holte Luft. "Ich glaube... Nein. Ich weiß, daß ich mich in dich verliebt habe." Er sah verlegen auf den Tisch. "Tut mir leid, aber das mußte raus." Voller Angst wartete er. Wie würde ein 12jähriges Mädchen auf eine Liebeserklärung eines erwachsenen Mannes reagieren? Angie war jedoch kein durchschnittliches 12jähriges Mädchen. Erstens war sie fast 13, und zweitens hatte sie in den letzten zwei Jahren häufig intime Beziehungen zu erwachsenen Männern gehabt, doch Klaus war der erste, der ihr seine Liebe gestand. Und sie wußte instinktiv, daß er es ernst meinte. Sie sah es in seinen Augen, sie hörte es in seiner Stimme. Und sie fand es - nebenbei gesagt - nur fair, daß ihr Gefühl erwidert wurde. "Ich mich auch in dich", sagte sie leise und legte ihre Hand auf seine. "Heute morgen wußte ich das plötzlich." "Genau wie ich!" Erleichtert sah Klaus Angie an. "Nein. Ich weiß es seit eben. Aber verliebt hab ich mich schon, als ich dich gestern Mittag gesehen habe." "Ganz so schnell war ich nicht", lachte Angie leise. "Bei mir kam das gestern, als wir hier waren." Sie lehnte sich an Klaus. "Ich freu mich auf heute abend!" "Ich auch!" seufzte Klaus. "Bist du sicher, daß du das machen willst, was du gestern gesagt hast?" Angie nickte ruhig und entschlossen. "Ganz sicher. Klaus, ich bin keine Hure oder Schlampe oder sowas, aber ich mag das gern, wenn man nackt nebeneinander liegt und sich streichelt." Sie produzierte einen erstklassigen Augenaufschlag. "Schlimm?" "Nein", lächelte Klaus und meinte es auch. "Werner hat schon erzählt, was bei euch in dem Block so läuft." "Und er weiß noch längst nicht alles", entfuhr Angie. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund, doch Klaus winkte beruhigend ab. "Was er erzählt hat, reichte mir schon." Er beugte sich näher zu Angie. "Werner sagte", flüsterte er, "daß die Jungs bei euch das Mädchen unter Druck setzen, um es ins Bett zu bekommen." "Stimmt auch", sagte Angie erleichtert. "Zumindest bei denen, die diesen Scheiß mitmachen. Aber manche Mädchen sind nicht so!" Ihr Blick machte deutlich, daß sie sich zu dieser Gruppe zählte. "Das glaube ich auch", erwiderte Klaus zärtlich und strich sanft über ihr Bein. Angie legte ihre Hand auf seine und schob sie höher, bis in ihren Schritt. "Heute abend", flüsterte sie und schob seine Hand wieder weg. "Da kommt ein Kellner!" "Bestell du", sagte Klaus mit rauher Stimme. Während Angie zwei Spaghettieis bestellte, versuchte Klaus, sich zu fangen. Die Hitze ihres Unterleibes, die er durch ihre Hose gespürt hatte, setzte ihm mächtig zu. Er bezweifelte, daß er für den Rest des Tages, was seine Arbeit anging, noch für irgend etwas zu gebrauchen war. Schließlich hatte er seine Gedanken wieder beisammen. "Dich hat also bisher niemand unter Druck gesetzt?" führte er den Gesprächsfaden weiter. "Nein. Und das soll auch bloß keiner versuchen!" Ihre grünen Augen strahlten eine Entschlossenheit und Reife aus, die ihn überraschte. "Sag mir, wenn ich dir zu nahe trete, ja?" bat er Angie. "Ich möchte nicht, daß wir uns streiten." "Im Moment bist du mir noch nicht nah genug", grinste Angie leise. "Mann, ich kann es kaum mehr abwarten! Ich möchte so gern von dir gestreichelt werden. Überall!" "Sind wir deswegen in der Eisdiele?" lachte Klaus. Angie schaute ihn fragend an. "Na, weil du mich erst heiß machst und mich dann mit Eis abkühlen kannst?" "Erwischt!" grinste Angie und lehnte sich an ihn. "Nein, nicht deswegen." Sie schaute ihn verlegen an und überlegte ihre nächsten Worte. "Klaus, bisher... Ich meine, meine früheren Freunde, die waren alle viel... ich meine, die gingen mir gleich an die Wäsche, wenn du verstehst." Klaus nickte. "Du bist anders. Ich meine, ich seh dir an, was du mit mir machen willst" - sie lächelte ihn beruhigend an - "und ich will das ja auch, aber ich wollte dich unbedingt sehen. Heute noch mehr als gestern." Klaus brauchte einige Zeit, um hinter Angies verschachtelte Gedanken zu kommen, doch als er es sortiert hatte, wurden seine Augen groß. "Du - du willst mit mir schlafen?" fragte er ungläubig. "Angie, du bist erst zwölf!" "Fast dreizehn", korrigierte Angie, während sie sich in Gedanken selbst eine Ohrfeige gab. Hatte sie durch ihre Gedankenlosigkeit jetzt alles kaputtgemacht? Sie wurde feuerrot und senkte den Blick. Klaus registrierte, daß sie seiner Frage nicht widersprochen hatte. Schmusen und nackt streicheln war eine Sache; soviel hatte er gestern schon von Werner gehört. Aber richtig miteinander schlafen? Ein böser Verdacht zuckte auf. Er legte einen Finger unter Angies Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Ihre Augen waren feucht, und voller Schuld. "Angie", fragte er leise. "Hast du schon mit einem Jungen geschlafen?" Etwas in Angie übernahm die Kontrolle über das Gespräch. "Nein", flüsterte sie. "Nicht mit einem Jungen. Mit einem Mann. Das ist aber schon lange vorbei!" beteuerte sie. Jetzt war sie wieder ganz das in die Ecke getriebene Kind. Sie drehte ihren Kopf weg von Klaus und wischte sich zwei Tränen weg. ‚Aus', dachte sie enttäuscht. ‚Ein einziges Mal ehrlich, und alles ist aus.' Sie stieß ihren Stuhl zurück und stand auf. "Ich geh jetzt", sagte sie mit zittriger Stimme. "Setz dich hin, Angie", sagte Klaus eindringlich. "Setz dich bitte wieder hin, Mädchen!" Er nahm Angies Hand und zog sie auf den Stuhl. In ihm kämpften Enttäuschung und Hoffnung. Enttäuschung, weil Angie ihn angelogen hatte; Hoffnung, weil sie schon sexuelle Erfahrung hatte. Er schob die Enttäuschung beiseite und konzentrierte sich auf die Zukunft. "Hör mir ganz genau zu, Engelchen", sagte er sehr ernst. Angie blickte ihn mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung an. "Wir sind Freunde seit gestern. Richtig?" Angie nickte schnell. "Und Freunde reden offen und ehrlich miteinander. Auch richtig?" Angie zuckte die Schultern, dann nickte sie vorsichtig. "Dann laß uns offen miteinander reden, Angie. Offen und ehrlich. Du sagst, du hast schon mit einem Mann geschlafen." Wieder nickte Angie, diesmal verlegen und beschämt. "Ich habe auch schon mit einer Frau geschlafen", sagte Klaus. Angie sah ihn verwirrt an. "Ja, und?" "Genau", lächelte Klaus. "Ja, und! Das war, bevor wir uns getroffen haben und Freunde geworden sind. Wie lange ist es bei dir her?" "Drei Monate", bekannte Angie voller Hoffnung, daß doch noch alles gut ausgehen würde. "Bei mir vier Monate", grinste Klaus. "Und es war nicht nur eine Frau bei mir. Bisher hatte ich..." Er überlegte kurz. "Doch. Fünf Frauen, mit denen ich geschlafen habe, und drei weitere, mit denen ich heftig geschmust habe." Er lächelte Angie an. "So, wie wir heute abend schmusen wollen." "Das sind ja viel mehr als bei mir!" entfuhr Angie, die sich in der gleichen Sekunde wieder in Grund und Boden verdammte. Was war denn nur los mit ihr? "Wie viele waren es bei dir?" fragte Klaus leise. Angie holte tief Luft. "Zwei", hauchte sie. "Wann war dein erstes Mal?" "Vor zwei Jahren", flüsterte Angie. "Silvester." Sie sah auf. "Da war ich fast elf." "Schade, daß wir uns da noch nicht kannten", lächelte Klaus und ignorierte den heftigen Stich Eifersucht auf "Herrn Unbekannt". Angie atmete erleichtert auf. "Wir hätten uns noch eher kennenlernen müssen", flüsterte sie und stoppte, als das Eis kam. Beide ignorierten es vorerst. "Ich hab schon mit Schmusen angefangen, da war ich zehneinhalb." "Ich erst mit vierzehn", lächelte Klaus. "Vielleicht kannst du mir die eine oder andere Sache noch beibringen?" Angie spürte, daß die Krise vorbei war. Vor Erleichterung fing sie an, zu weinen. Klaus hielt sie fest, doch sie beruhigte sich schnell wieder. "Du bist mir nicht böse?" fragte sie leise und voller Sorge, Klaus könnte seine Meinung über sie doch noch ändern. "Dazu habe ich überhaupt kein Recht", sagte Klaus ehrlich. "Angie, ich war zwar etwas enttäuscht, aber ich hab doch überhaupt kein Recht, dir etwas vorzuwerfen. Und schon gar nicht etwas, was vor langer Zeit war." Er strich ihr über die Wange. "Nein, mein Engel. Ich bin nicht böse auf dich." "Du bist so lieb!" sagte Angie überwältigt und umarmte ihn stürmisch, ohne auf die Blicke der anderen Gäste zu achten. "Klaus, ich hatte solche Angst, daß du mich sitzenläßt" "Was hältst du davon", schlug er vor. "Wir tun so, als würde unser Leben erst gestern beginnen, und alles davor ist unwichtig." "Das ist es auch! Total unwichtig!" Angie sah Klaus mit glänzenden Augen an. "Genau", lächelte Klaus. "Und wir machen noch mehr. Wir verschieben alles, was du vorhattest, und lernen uns erst mal richtig kennen. Das Schmusen wie gestern können wir ja weiter machen, wenn du möchtest, aber alles andere sollten wir erst mal zurückstellen. Einverstanden?" Angie schüttelte ungläubig den Kopf. "Ist das dein Ernst?" fragte sie fassungslos. "Mein voller Ernst, Angie. Ich möchte dich kennenlernen. Ich möchte die Angie kennenlernen, die jetzt hier neben mir sitzt. Wer sie wirklich ist. Ohne Tarnung. Ohne Versteckspiel. Ich möchte wissen, wer du bist. Verstehst du?" "Ja." Angie nickte glücklich. "Aber trotzdem will ich heute abend von dir gestreichelt werden." Sie beugte sich zu seinem Ohr und flüsterte: "Alles weitere bereden wir heute abend, ja?" "Na gut", lächelte Klaus und sah auf den Tisch. "Wer holt jetzt Strohhalme für unser Eis?" Angie sah auf die kleinen Schüsseln, in denen das Eis zum Teil bereits flüssige Form angenommen hatte. "Nix Strohhalme!" lachte sie. Sie tauchte den Löffel in ihre Schüssel und verrührte das Eis, die Sauce und die Sahne zu einer Suppe. Sie hob den Löffel vorsichtig und bot ihn Klaus an, der ihn grinsend in den Mund nahm und ableckte. "Lecker!" Er verrührte sein Eis ebenfalls, dann fütterten sie sich gegenseitig. Was sehr schwierig war, da beide den Mund kaum zu bekamen vor Lachen.
2
Die Sekunden bis fünf Uhr verstrichen wie zähe Schokolade, doch endlich öffnete sich die Aufzugtür, und Angie sah Klaus. Wieder schwappten ihre Gefühle über, als sie erkannte, daß sie ihn lieb hatte, und ohne Hemmungen und Vorsicht umarmte sie ihn vor dem Eingang. "Klaus!" flüsterte sie bewegt, ohne seine besorgten Blicke zu bemerken, mit denen er die Umgebung musterte. "Hallo, Angie", sagte er leise und schob das Mädchen etwas von sich weg. "Laß uns fahren, ja?" "Ja." Glücklich strahlte sie ihn an und ging mit ihm in die Tiefgarage. Dreißig Minuten später waren sie in seinem Haus, und weitere drei Minuten später lagen sie beide nackt auf seinem Bett und küßten sich leidenschaftlich. Klaus' Hände fuhren gierig über ihren wundervollen Körper, streichelten und drückten, massierten und erregten. Angie seufzte gequält auf und warf ihren Zeitplan über Bord. "Fick mich!" verlangte sie, außer sich vor Lust. "Jetzt!" "Bist du sicher?" fragte Klaus besorgt. "Ja, verdammt!" antwortete sie unbeherrscht und zog ihn zwischen ihre weit geöffneten Beine. "Geh rein und mach's mir!" Als Klaus' Glied gegen ihre Scheide drückte, war es aus mit seiner Beherrschung. Angie führte ihn ein, dann legte er los. Die Enge dieses Mädchens, ihre kindliche Erscheinung und ihre erwachsene Lust, die sie bei jedem Stoß in die Welt schrie, peitschten ihn dermaßen auf, daß er viel zu schnell kam, doch er stieß weiter in Angie, bis auch sie ihren Höhepunkt hatte. Mit schmerzenden Gelenken ließ er sich sinken, rollte sich zur Seite und drückte Angie an sich, die ihn herzhaft umarmte. "Das tat gut!" seufzte sie. "Richtig gut!" Klaus schaute sie überwältigt an. Mit geschlossenen Augen und einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht lag Angie neben ihm, in der ganzen nackten Schönheit ihrer 12 Jahre. Es war wie ein Rausch gewesen, dieses erste Mal. Zu schnell und zu rauh, doch Angie hatte es ja so gewollt. Überwältigt von seinem Gefühl für dieses junge Mädchen legte er seinen Kopf an ihre Brust und küßte den kleinen Nippel zärtlich. "Willst du nochmal?" fragte Angie leise, mit einem leichten Lachen. "Ich fürchte", gestand Klaus, "daß ich gar nicht mehr aufhören möchte damit!" "So ein Zufall", lachte Angie und drückte seinen Kopf an ihre Brust. "Ich mag das auch sehr, sehr gerne!" "Das hier?" Klaus saugte ihre Brust in seinen Mund und ließ seine Zunge über den Nippel gleiten. "O ja!" seufzte Angie. "Das auch!" Sie griff nach unten und fing Klaus' Glied ein, das langsam wieder hart wurde. "Aber am liebsten das!" "Dann schauen wir doch mal, ob wir deinen Wunsch nicht erfüllen können", lächelte Klaus. "Jetzt will ich aber mal nach oben!" Angie setzte sich auf ihn und rieb ihren Unterleib an seinem Glied. Klaus spürte seine Nässe aus ihr herauslaufen und wurde wieder erregt. "Na also", grinste Angie und führte ihn ein. "Man muß die Männer nur locken!" "Du mußt es ja wissen", stichelte Klaus. Angie erschrak, doch als sie seine lächelnden Augen sah, ging es ihr gleich wieder gut. "Auf zu Runde Zwei! Dong!"
* * *
"Morgen, Angie!" "Hi, Jenny!" Die Mädchen trafen sich auf dem Flur ihrer Etage und schlenderten gemeinsam zum Aufzug. "Alles fit?" "Mehr als das", grinste Angie verlegen. "Du, ich kann kaum laufen heute!" "Wieso das denn?" fragte Jenny verwundert. "Wir hatten doch gestern kein Sport!" "Nein!" lachte Angie. "Mein Freund... Der war gestern so wild!" "Ach so." Jenny lächelte, aber innerlich zerfraß sie der Neid. Trotzdem überwand sie sich. "Erzähl mal!" Man konnte ja nie wissen, ob man nicht noch was lernen konnte. Den ganzen Weg bis zur Haltestelle schwärmte Angie von dem gestrigen Abend und schwieg erst, als sie bei den anderen Mädchen ankamen. Es war die übliche Runde: Chris plauderte mit Anja, Ellen mit Uschi und Jasmin. Angie und Jenny gesellten sich zu Jasmin und quatschten, bis der Bus kam. In der ersten großen Pause kam Christina auf Angie und Jenny zu, mit einem Blatt Papier und einem Stift in den Händen. "Ich will nur sichergehen, wer Samstag alles kommt", erklärte sie kurz. "Was ist mit euch?" "Ich komm ganz sicher", sagte Jenny. Christina nickte und machte einen Haken, dann sah sie Angie an. "Ich weiß noch nicht, Chris. Kann ich es dir morgen sagen?" "Sicher. Was besseres vor?" Christina zwinkerte ihr zu. "Hm... Möglich!" Angie lachte geheimnisvoll. "Echt? Hast ‚nen Freund?" fragte Christina ganz aufgeregt. "Erzähl!" "Ja, ich hab einen", sagte Angie leise und beugte sich zu Chris. "Werner ist jetzt sicher vor mir. Mein Klaus arbeitet mit ihm zusammen." "Ist nicht wahr!" lachte Christina, während Jenny gute Miene zum bösen Spiel machte. Sie kannte ja schon einen Teil der Geschichte, aber nur den, wie Angie und Klaus sich kennengelernt hatten. "Und? Habt ihr schon...?" "Den ganzen Abend lang", seufzte Angie glücklich. "Wenn er nicht so nervös wäre, daß ich abends wieder nach Hause muß, wären wir jetzt wohl noch zugange." "Au weia!" lachte Christina erleichtert. Eine Gefahr weniger für sie und ihren Werner. "So schlimm?" "Nee! So schön!" zwinkerte Angie. "Ich sag dir morgen Bescheid. Wenn ich das Wochenende bei ihm bleiben kann, komme ich nicht." "Hab ich vollstes Verständnis für", grinste Christina. "Ging mir ja nicht anders. Bis später dann!" Sie klopfte Angie auf die Schulter und eilte zu Jasmin, die sich gerade mit Uschi über irgend etwas stritt. Angie sah ihr hinterher und dachte an Klaus. "Eins muß ich ihm aber noch austreiben", sagte sie nachdenklich. "Was denn?" fragte Jenny neugierig. "Na... Beim vierten Mal hat er mich auf den Bauch gelegt und ist von hinten reingegangen. War irgendwie komisch. Ich hab gemerkt, daß ihn das wahnsinnig anmacht, aber mir gefiel das nicht." Sie lächelte schief. "Ich konnte ihn nicht sehen, als er kam, und das seh ich doch so gern!" "Mußt ihn eben erziehen", schlug Jenny vor. "Das krieg ich schon hin", grinste Angie. "Ich laß ihn das noch ein paar Mal so machen, und dann bieg ich ihn mir zurecht." "Aber nicht zu krumm", grinste Jenny frech. "Auf keinen Fall!" lachte Angie halb erschrocken. "Lieber schön gerade biegen." Lachend gingen die Mädchen zurück zur Schule.
* * *
"Du, Mutti?" fragte Angie nach dem Essen. "Kann ich das Wochenende bei einer Freundin bleiben?" "Bei wem denn?" "Die kennst du nicht. Ist ein Mädchen aus ‚ner anderen Klasse, aber sie macht ‚ne Riesenparty am Freitag und Samstag." "Ist das die Christina Witt?" "Nee. Du kennst sie wirklich nicht, aber sie ist nett. Ihre Eltern verdienen gut, der Vater von ihr fährt so ‚n großen Mercedes. Und sie haben ein riesiges Haus. Fünf oder sechs Mädchen schlafen da, und ich möchte auch so gerne. Darf ich? Wir kommen alle Freitag nachmittag dahin und gehen Montag von da aus direkt zur Schule. Bitte!" "Von mir aus", seufzte ihre Mutter. Angie war ja sowieso kaum zu Hause, und herauszufinden, ob Angie sie anlog, hatte ihre Mutter keine Lust. Sie hatte auch so schon genug Sorgen am Hals. "Danke, Mutti!" strahlte Angie und sprang auf. "Ich komm in ‚ner Stunde oder so wieder. Tschüs!" Weg war sie. "Ich möchte mal wissen, wo sie neuerdings mittags immer hinrennt", murmelte ihre Mutter. Doch eigentlich wollte sie es nicht wirklich wissen.
"Das ganze Wochenende?" fragte Klaus überwältigt. "Das ganze Wochenende!" jubelte Angie. "Von Freitag bis Montag morgen! Ich dreh durch!" "Ich auch!" Klaus schaute seine kleine Freundin überwältigt an. "Wie hast du das bloß geschafft?" "Mutti einen vom Pferd erzählt", grinste Angie. "Das ganze Wochenende lang! Klaus, ich werd dich austrocknen!" Und das war noch untertrieben. Freitag nachmittag kauften Angie und Klaus noch schnell für das Wochenende ein, dann fuhren sie zu Klaus und verließen das Bett nur noch, um sich etwas zu essen zu machen, wenn sie auf Toilette mußten oder duschen gingen. Angie hatte Klaus vorgelogen, daß sie am Samstag keine Schule hätte wegen einer Veranstaltung, und Klaus, der keinen Grund hatte, ihr zu mißtrauen, glaubte ihr. Als Klaus mit Angie am Montag morgen wieder in die Stadt fuhr und sie an der Bushaltestelle absetzte, wo er von den anderen Mädchen, die dort standen, neugierig gemustert wurde, fühlte er sich so glücklich und ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Er ging irgendwie mehrere Zentimeter über dem Fußboden. Genau wie Angie. Sie erzählte Jenny nur in dürren, harmlosen Worten von ihrem Wochenende, und als sie Chris ansah, die wieder konzentriert nach vorne zur Tafel sah, wußte sie plötzlich, warum ihre Klassenkameradin so zufrieden war. Glücklich lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und dachte zurück an das Wochenende. In den nächsten vier Wochen schaffte es Angie noch ein weiteres Mal, das ganze Wochenende bei Klaus zu verbringen, doch da ihr Lehrer inzwischen ihre gefälschten Entschuldigungen durchschaut und ihr einen schriftlichen Tadel verpaßt hatte, brachte Klaus sie am Samstag zur Schule und holte sie wieder ab, doch das war auch die einzige Unterbrechung. Am Vorabend vor Nikolaus brachte Klaus seine Angie gleich viermal hintereinander zum Orgasmus, ohne daß er sie fickte: er steckte ihr Schokolade in die Scheide, wartete, bis sie schmolz, und leckte sie dann aus. Angie fand das so erregend, daß sie es gar nicht mehr anders wollte, doch als Klaus dann in sie ging, fand sie es doch wieder schön. An diesem Abend ging sie mit wackeligen Knien nach Hause und war froh, Uschi über den Weg zu laufen, die sie bis zur Haustür brachte und stützte. Als sie dann schließlich erschöpft im Bett lag, dachte sie voller Kummer an den nächsten Tag. Klaus hatte ihr erzählt, daß er morgen mit Werner, dessen Chef und irgendwelchen Leuten aus dem Ausland essen gehen wollte, und sie vermißte ihn jetzt schon unsagbar. Vielleicht konnte sie ihn ja doch kurz sehen und ein paar Worte mit ihm wechseln. Wo sie essen gehen wollte, hatte er ihr gesagt: in die Pizzeria im Zentrum. Sie würde ihn bestimmt nicht stören. Schließlich waren sie ja Freunde, oder? Mit diesem tröstenden Gedanken schlief sie endlich ein. Am nächsten Tag, nach der Schule, drückte sie Jenny ihre Schultasche in die Hand mit der Bitte, sie vor ihrer Tür abzustellen, dann eilte sie ins Zentrum und blieb in der Tür der Pizzeria stehen. Sie schaute sich suchend um, dann hatte sie ihn gefunden. Er saß mit Werner und drei anderen Leuten am Tisch, doch Angie hatte nur Augen für ihren Klaus. Wieder dachte sie an gestern abend, wie er die flüssige Schokolade aus ihr herausgeleckt hatte, und ihr Gefühl nahm oberhand. "Klaus!" rief sie aufgeregt und rannte mit wehendem Rock in das Restaurant. Sie kletterte über die ihr fremden Leute, die wie versteinert dasaßen, zu Klaus hinüber, ließ sich breitbeinig auf seinen Schoß fallen und küßte ihn leidenschaftlich. Klaus wurde stocksteif, doch Angie merkte das in ihrem Glück gar nicht. Sie war bei Klaus! "Kennen Sie die junge Dame?" riß eine kühle Stimme sie aus ihrem Glück. Sie sah auf und blickte in zwei kalte Augen. "Das ist mein Freund", sagte Angie frech. "'türlich kennt er mich!" Sie blickte Klaus wieder an. "Du warst so toll gestern. Kommst du heute abend wieder? Bitte, komm! Ich brauch dich!" "Junge Dame", sagte der Mann sehr streng. Angie fuhr erschrocken zusammen und starrte ihn an. "Es ist sicher Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß wir hier ein Geschäftsessen haben. Wären Sie so freundlich, uns alleine zu lassen?" "Fick dich", meinte Angie ordinär. Wer war dieser Typ, der sich zwischen sie und Klaus drängen wollte? Sie ignorierte ihn gekonnt und gab Klaus einen weiteren Kuß. "Ich hol dich um fünf ab, ja?" Mit diesen Worten stand sie auf, zeigte diesem unverschämten Menschen den Mittelfinger, kletterte wieder über die Leute, winkte Werner kurz zu und eilte hinaus. Sie hatte Klaus nun doch noch gesehen! Jetzt würde sie es auch noch bis fünf Uhr aushalten. Sie ging in den Supermarkt und kaufte sich eine große Tafel Schokolade. Für heute abend. Als sie um kurz vor fünf zu dem großen Bürokomplex ging, entdeckte sie Klaus schon von weitem. Er stand vor der Tür und wartete auf sie. Erfreut lief sie zu ihm, doch als sie bei ihm ankam, erschrak sie. Seine Augen blickten leer, und sein Atem roch nach Bier. "Klaus! Was ist los?" Besorgt griff sie nach seiner Hand. "Nichts", lallte er. "Wollte - wollte nur sagen, daß ich dich Heiligabend abhole. Zu viel Arbeit." Er hatte Schwierigkeiten, sie anzusehen; seine Augen glitten immer wieder von ihren ab. "Heiligabend erst?" erschrak Angie heftig. "Klaus! Das sind - das sind noch drei Wochen!" "'Tschuldige", murmelte Klaus und rülpste. Angie verzog das Gesicht, als de Gestank von Bier in ihr Gesicht flog. "Zu viel Arbeit. Mach's gut, Kleine. Ich meld mich." Er strich ihr mit einer fahrigen Geste über die Haare, dann drehte er sich um, ging in das Gebäude und auf die Treppe zu, die zur Tiefgarage führte. "Klaus!" schrie Angie und lief hinter ihm her. "Du kannst doch nicht fahren! Du bist doch stinkbesoffen!" "Zu viel Arbeit", wiederholte er nur monoton und ging die Treppe hinunter. Angie wollte hinterher, doch ein Angestellter der Sicherheitsfirma hielt sie auf. "Tut mir leid, junge Dame", sagte er kühl. "Zutritt nur für Angestellte." "Verpfeif dich, du Sack!" fuhr Angie ihn an und wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie fest. "Verpfeif du dich, du Fotze!" zischte er brutal. Angie erschrak zu Tode, als sie den gewalttätigen Blick in seinen Augen sah. Für einen Moment war sie abgelenkt, und das genügte. Der Mann faßte sie grob an die Schulter und gab ihr einen kräftigen Stoß in Richtung Ausgang. "Wenn ich dich nochmal hier erwische", rief er ihr hinterher, "geht's dir dreckig!" Angie glaubte ihm das aufs Wort. Verwirrt stolperte sie hinaus und sah gerade noch Klaus, der aus der Tiefgarage fuhr, dann bog er auf die Straße ein und war weg. Völlig verstört ging sie nach Hause. Was sollte sie jetzt bloß machen?
* * *
"Morgen, Angie!" tönte ihr der fröhliche Chor ihrer Schulfreundinnen entgegen. "Morgen", murmelte sie traurig und überlegte, warum Klaus sie nicht angerufen hatte. Mußte er wirklich so viel arbeiten? Aber warum hatte er dann so viel getrunken? Sie bemerkte nicht, daß Christina sie nachdenklich ansah; erst als sie vor ihr stand, sah sie auf. "Was?" fragte sie brummig. "Das tut mir leid mit Klaus", sagte Christina leise. "Aber das bist du ja wohl selbst schuld." "Was bin ich schuld?" fragte Angie verwirrt. "Daß er soviel Arbeit hat? Das liegt doch wohl eher an deinem Werner!" "Arbeit?" Nun war Christina verwirrt. "Angie, Klaus ist rausgeschmissen worden! Hat er dir das nicht gesagt?" Sie sah Angie ernst an. "Konntest du dir das denn nicht denken?" "Rausgeschmissen?" flüsterte Angie. "Gefeuert?" "Ja, genau so." Gegen alle Vernunft hatte Christina plötzlich etwas Mitleid mit Angie, als sie sah, wie nah ihr das ging. Sie atmete tief durch. "Angie, Werner hat mir erzählt, daß du gestern in der Pizzeria warst, und daß du Klaus geküßt hast, als wärt ihr alleine." Angies Augen wurden groß. "Du meinst..." hauchte sie. Christina nickte. "Ich meine. Werner sagt, wenn du dich mehr benommen hättest, hätte Klaus jetzt noch seinen Job. Aber so..." Sie zuckte die Schultern. "Es tut mir leid. Für dich. Für euch." "War das meine Schuld?" fragte Angie leise, als würde sie mit sich selbst reden. "Wirklich meine Schuld?" Christina ließ sie stehen; ihr Mitleid war aufgebraucht. Jenny schaute nur zu, doch innerlich lächelte sie schadenfroh. ‚Geschieht dir recht', dachte sie, dann schaute sie kurz zu Chris. ‚Und euch krieg ich auch noch. Irgendwann.'
* * *
In den nächsten Wochen sah die Welt nicht viel von Angie. Sie ging nach dem Essen gleich in ihr Zimmer und starrte hinaus, ohne etwas zu sehen. Wieder und wieder ging sie diesen bestimmten Tag in Gedanken durch und mußte sich selbst eingestehen, daß sie wohl etwas übertrieben hatte. Aber was hätte sie denn machen sollen? Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich und wahrhaftig verliebt, und ihr Freund erwiderte dieses Gefühl sogar! Sollte sie sich denn verstecken, zusammen mit dem, was sie empfand? Heiligabend kam und verging ohne einen Anruf von Klaus, und Angie versank in tiefen Depressionen. Sie weinte die ganze Nacht durch und schlief erste gegen vier Uhr morgens ein. Als sie gegen Mittag erwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Den Fragen ihrer Eltern wich sie aus, und nach dem Mittagessen, von dem sie lustlos nur ein paar Bissen aß, zog sie sich an und ging an die frische Luft. Ziellos lief sie durch die Straßen und landete schließlich vor einem Haus, das sie nicht kannte. Verwundert blickte sie auf die Namensschilder an dem Klingelbrett, und plötzlich las sie Christinas Namen. ‚Werner!' dachte sie aufgeregt. Werner müßte wissen, was mit Klaus los ist. Entschlossen drückte sie auf den Knopf und hörte wenig später Christinas Stimme. "Ich bin's. Angie", sagte sie traurig. "Angie? Sekunde." Wenig später ging die Tür auf, und noch etwas später betrat sie traurig und betrübt die Wohnung von Chris und Werner. Daß auch Uschi und ein fremdes Mädchen im Wohnzimmer saßen, bekam Angie gar nicht mit. "Hi", sagte sie leise und schüchtern, ganz gegen ihre sonstige Art. "Werner, hast du was von Klaus gehört?" "Nein, Angie", sagte Werner bedauernd. "Nicht mehr, seit er nicht mehr bei uns arbeitet. Warum?" "Er wollte mich Heiligabend eigentlich abholen, aber ich hab jetzt schon seit Wochen nichts mehr von ihm gehört." "Ruf ihn doch einfach an", meinte Werner. Sie schaute ihn traurig an. "Ich hab seine Telefonnummer nicht. Auch die Auskunft hat sie nicht." Werner lächelte sie an. "Er hat eine Geheimnummer. Aber ich hab sie." Angie blickte hoffend auf. "Kann ich die haben?" fragte sie leise. "Ich darf sie nicht herausgeben", sagte er mit einem Lächeln, daß Angie bis in die Seele wehtat. Sie sackte zusammen. "Aber ich kann ihn anrufen, um ihm frohe Weihnachten zu wünschen, und wenn du mir den Hörer aus der Hand reißt, kann ich mich ja wohl kaum dagegen wehren, oder?" Angie schaute wieder auf, ihre Augen fingen an, zu leuchten. "Ich kann es wohl auch nicht verhindern", redete Werner weiter, "wenn du dich neben mich stellst und seine Nummer von der Anzeige am Telefon abschreibst." Selbst Uschi und Christina, die beide kein besonders guten Draht zu Angie hatten, mußten etwas lächeln, als sie ihr strahlendes, aufgeregtes Lächeln sahen. "Natürlich müßte ich dann mit dir schimpfen", grinste Werner, "aber da ich keine Mädchen verhaue, wirst du den Zettel wohl oder übel behalten und einstecken." Angie preßte ihre Hände an die Brust und nickte. "Und da ich dich auch nicht von oben bis unten durchsuchen darf, kann ich es nicht verhindern, daß du diesen Zettel mit Klaus' Geheimnummer mit nach Hause nimmst." Selbst Christina hatte dieses Mal nichts dagegen, daß Angie Werner umarmte. "Machst du das?" fragte sie ihn; aus ihren Augen liefen zwei Tränen. "Ich wollte ihn sowieso anrufen", lächelte Werner und stand auf. Angie wurde hektisch. "Papier! Stift!" rief sie nervös aus und sah sich gehetzt um. Christina sprang auf und brachte ihr einen Notizblock und einen Kuli. Werner griff unterdessen in aller Ruhe nach dem Telefon und wählte Klaus' Nummer, Angie schrieb mit wie besessen. Er tippte auf ihren Zettel, deutete auf eine Ziffer und schüttelte den Kopf. Angie schaute noch einmal auf das Display, strich das Geschriebene durch und schrieb die Nummer noch einmal ab, diesmal korrekt, während es bei Klaus klingelte. Klaus meldete sich nach dem dritten Läuten, seine Stimme klang viel besser als erwartet. Angie hatte ihr Ohr an Werners Kopf gepreßt, um mitzuhören. Es schien ihm nichts auszumachen "Klaus", sagte er fröhlich. "Wie geht's? Was treibst du so?" "Werner? Das ist ja toll!" Seine Stimme klang wirklich gut. "Mir geht's sehr gut! Ich hab ab Januar einen neuen Job. Gleiche Position, Gehalt ist ein klein bißchen niedriger, aber nur ein paar Mark. Und du?" "Hey, das ist schön", freute Werner sich. "Mir geht es auch gut. Ich ruf gerade alle Freunde und Bekannten an, um ihnen ein frohes Weihnachtsfest zu wün-" Weiter kam er nicht. Angie riß ihm ungeduldig den Hörer aus der Hand. "Klaus?" hauchte sie in die Muschel. "Angie hier." Sie fing an, zu weinen. Uschi und Christina schauten mitfühlend lächelnd auf Angie, als Werner das Telefon in die eine, Angie in die andere Hand nahm und sie auf den Flur führte. "Angie!" sagte Klaus überwältigt. Immer und immer wieder nur: "Angie!" Auch seine Stimme zitterte bedenklich, doch schließlich hatten sich beide im Griff. "Chris hat mir erzählt, was los war", sagte Angie als erstes. "Klaus, es tut mir so leid!" "Laß uns nicht am Telefon darüber reden, mein Liebling", antwortete er sanft. "Hast du heute irgendwas vor?" "Ja", lachte sie. "Mit dir reden!" "Hast du denn auch Lust, mich zu sehen?" zog Klaus sie auf. "Natürlich!" hauchte sie überwältigt. "Wann?" "Wie wäre es mit jetzt? Angie, ich muß dir was ganz Blödes gestehen." "Was denn?" fragte Angie voller Sorge, er hätte inzwischen eine andere Freundin gefunden. "Ich wollte dich schon längst anrufen, aber ich weiß nicht mal, wie du mit Nachnamen heißt. Und Werner oder Chris anzurufen... Ich weiß nicht, aber das mir wohl zu peinlich. Ist das nicht bescheuert?" "Nein, ist es nicht", lachte Angie, doch plötzlich stockte sie. "Klaus?" "Ja?" "Ich weiß deinen Nachnamen auch nicht!" "Ist das nicht irre?" lachte seine Stimme. "Angie, ich glaub, wir haben uns jede Menge zu erzählen, oder was denkst du?" "Das haben wir bestimmt!" sagte Angie überzeugt. "Warum hast du mich denn nie besucht?" "Weil ich auch deine Adresse nicht kenne", gestand Klaus verlegen. "Ich bin öfter mal in der Gegend vorbeigefahren, aber wir haben uns wohl immer verpaßt." "Ist ja egal jetzt", sagte Angie überglücklich. "Ich heiße Angelika Miodeck und wohne in der Rheinuferstraße 8. Meine Telefonnummer ist Koblenz, 88 43 61." "Und ich heiße Klaus Melcher und bin in zwanzig Minuten bei dir", lachte Klaus. "Angie?" "Ja?" "Ich liebe dich. Bis gleich." "Ich liebe dich auch, Klaus. Bis gleich!" Überglücklich legte sie auf und ging mit strahlendem Gesicht zurück ins Wohnzimmer. "Er kommt und holt mich ab", sagte sie glücklich und gab Werner das Telefon zurück. "Könnt ihr euch das vorstellen? Er wollte mich anrufen, aber er kannte meinen Nachnamen gar nicht! Ich hab ihm gleich meine Adresse gegeben, und meine Nummer. Er sagt, er fährt sofort los! Dich wollte er auch nicht anrufen", sagte sie zu Werner. "Er meinte, es wäre ihm zu peinlich gewesen." Sie war so glücklich, daß Werner sie nicht, wie angedroht, ausschimpfte. Als er das glückliche Mädchen sah, konnte er es einfach nicht mehr. "Das hätte auch nicht viel gebracht", sagte er statt dessen nur. "Ich kenne deine Nummer auch nicht, genauso wenig deinen Nachnamen." "Er kommt!" strahlte Angie. Sie hatte ihn gar nicht gehört. "Kommt er zu dir nach Hause?" fragte Uschi. Angie nickte. "Ja, ich soll vor der Tür auf ihn warten." "Dann müßte er in knapp zwanzig Minuten hier sein", meinte Werner mit einem Blick auf die Uhr. "Dann muß ich los!" sagte Angie gehetzt. "Ich darf ihn nicht verpassen!" Sie schnappte sich den Zettel mit Klaus' Telefonnummer, steckte ihn in ihr Täschchen und drehte sich zu Werner. "Ach, Werner", seufzte sie und gab ihm einen Kuß auf den Mund, den Chris ihr durchgehen ließ. Dieses eine Mal. "Ich danke dir so!" "Schon gut", lächelte er. "Jetzt aber raus mit dir." Angie lächelte glücklich und ging - nein, schwebte zur Tür und in den Aufzug, der sie viel zu langsam nach unten brachte, doch endlich öffnete sich die Tür, und Angie eilte hinaus auf die Straße. Sie ging Klaus entgegen; sein Auto kannte sie ja. Sie war schon an der Autobahnabfahrt angelangt, als sie ihn endlich sah. Sie winkte ihm aufgeregt zu, und er hielt unter Mißachtung sämtlicher Verkehrsregeln mitten auf der Abfahrt, sprang aus dem Wagen und umarmte Angie so stark, daß er ihr die Luft aus dem Körper preßte. Angie revanchierte sich mit gleicher Stärke. Doch er beruhigte sich schnell wieder und scheuchte Angie in seinen Wagen, dann fuhr er weiter. Zum Glück war sehr wenig Verkehr, so daß sein Manöver keine Folgen hatte. Er wendete mitten auf der Straße und fuhr gleich wieder auf die Autobahn, und wenig später lagen sie schon in seinem Bett und holten die letzten zweieinhalb Wochen nach.
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"Jetzt geht's mir wieder gut", seufzte Angie glücklich und atemlos. Klaus schloß sie in seine Arme und drückte sie an sich. "Mir auch, Angelika Miodeck, Rheinuferstraße 8, Telefon 88 46 31." Angie kicherte. "Sehr gut gemerkt, Klaus Melcher, Feldweg 7, Oppenhausen." Sie küßte ihn leidenschaftlich. "Hab ich dich endlich wieder!" Klaus sah sie ernst an und schwieg. "Was ist denn?" fragte Angie schließlich, als ihr das Schweigen unangenehm wurde. "Ich hab inzwischen ein paar Dinge erfahren", sagte Klaus ruhig. Angie überflog die letzten Wochen, doch sie fand nichts, weswegen sie sich hätte Sorgen machen müssen. "Was denn für Dinge?" fragte sie nach dieser kurzen Denkpause. "Was Werner und Christina betrifft." Angies Augen zuckten unmerklich, doch Klaus sah es. "Genau das meine ich. Sie sind nicht verwandt. Stimmt's?" Angie drehte ihren Kopf weg und schwieg. Auch wenn sie keinen guten Draht zu Chris hatte, war das noch lange kein Grund, sie in die Pfanne zu hauen. Außerdem hatte Werner ihr schließlich geholfen, Klaus wiederzufinden. "Ist schon gut", lächelte Klaus. "Was ich sagen will, Angie: wenn Werner und Chris wie Mann und Frau zusammenleben, warum können wir beide das nicht auch?" "Was?" wisperte Angie ungläubig. "Zusammenleben", erklärte Klaus lächelnd. "Wir beide. In einer Wohnung." Er küßte Angie auf die Nase. "Der Christian - ein Arbeitskollege von mir - hat mir eine Firma genannt, wo ich nächste Woche anfangen kann, und er sagte auch, daß Werner die Wohnung nebenan gemietet hat. Er und Christina ziehen in eine größere, und ich dachte, daß du und ich vielleicht..." "Klaus!" schrie Angie aufgeregt. "Wir beide? Wohnung? Zusammen? Echt?" "Wenn du möchtest", schmunzelte er. "Ich dachte, ich red einfach mal mit deinen Eltern. Mehr als umbringen können sie mich ja nicht." "Das glaub ich nicht!" schrie Angie völlig außer sich. "Wir ziehen zusammen?" "Wenn du möchtest", wiederholte Klaus grinsend. "Möchtest du?" "Natürlich, du Arsch!" Angie weinte und lachte gleichzeitig. "Klaus! Du willst mit mir in eine Wohnung ziehen?" "In die, wo Werner und Christina jetzt wohnen", nickte Klaus. "Sie ist gemütlich, hat einen schönen Ausblick, und ich kann sie mir leisten." Er fuhr Angie durch die Haare. "Selbst wenn ich dich mit durchfüttern muß." "Ich brauch nicht viel", sagte Angie schnell. "Ich eß nur ganz wenig!" "Iß, soviel du magst", lachte Klaus und drückte sie an sich. "Sind deine Eltern Silvester zu Hause?" "Die sind immer zu Hause", meinte Angie wegwerfend. "Warum?" "Weil wir sie dann besuchen werden." Er strich Angie über die Wange. "Du kannst sie ja schon mal etwas darauf vorbereiten, daß du jetzt einen Freund hast." "Das mach ich", sagte Angie mit glänzenden Augen. "Die wissen, daß Chris bei Werner wohnt, und die wissen auch, daß sie nicht Onkel und Nichte sind." Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne. "Doch, das krieg ich hin." Aufgekratzt umarmte sie Klaus. "Willst du wirklich mit mir in eine Wohnung ziehen?" "Ich will dich nie wieder verlieren", sagte Klaus ernst. "Die letzten Wochen waren schlimm genug für mich." "Für mich auch!" Angie schwang sich auf ihn. "Laß uns nochmal", grinste sie. "Ich hab das so vermißt!"
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Am Abend brachte Klaus Angie wieder nach Hause, und sie stürmte gleich zu ihren Eltern und knallte ihnen an den Kopf, daß sie jetzt einen Freund hätte, mit dem sie ins Bett geht. So kannte man Angie. Ihre Mutter drehte beinahe durch, und ihr Vater war kurz davor, sie aus der Wohnung zu werfen, doch Angie ließ nichts an sich heran und war einfach nur glücklich. Schließlich fanden ihre Eltern sich damit ab, wenn auch widerstrebend, doch sie kannten die Verhältnisse in diesem Hochhaus, und sie kannten ihre Tochter. Gerüchteweise hatten sie schon gehört, daß Angie es mit Erwachsenen treiben sollte, aber sowohl der Vater wie auch die Mutter hatten Angst, diesen Gerüchten nachzugehen. Sie könnten sich ja als wahr erweisen. Am zweiten Weihnachtstag rückte Angie damit heraus, daß ihr Freund schon ein Auto hat und arbeitet. Damit war klar, daß er wesentlich älter als Angie war. Die Eltern nahmen es zähneknirschend hin. Am nächsten Tag ließ Angie wie zufällig einfließen, daß ihr Freund "schon seit mehr als zehn Jahren Auto fährt". Das rückte sein Alter in bedenkliche Höhen, und die Eltern stiegen wieder auf die Barrikaden, doch nicht mehr so hoch wie noch zwei Tage vorher. Am nächsten Tag erfuhr Angie dann, was mit Jenny passiert war. Es tat ihr einerseits sehr weh, weil Jenny und sie seit Jahren Freundinnen waren, aber auf der anderen Seite war sie mit Uschis Aktion einverstanden, wenn sie auch fand, daß Uschi es etwas übertrieben hatte. Aber Jenny war selbst daran schuld; sie kannte die Regeln. Bis Silvester hatte Angie ihre Eltern gut präpariert, und als Klaus dann gegen drei Uhr eintraf und sich mit den Worten "Guten Tag, ich bin Klaus Melcher, der Freund von Angelika" vorstellte, hatten ihre Eltern schon so etwas in der Richtung erwartet. Ihr Vater ließ allerdings erst einmal seinem aufgestauten Zorn Lauf, doch Angie bremste ihn hart, indem sie ihn mit ihrer Vergangenheit konfrontierte. Schockiert ließ er sich auf das Sofa fallen und mußte das erst mal verarbeiten. Natürlich hatte er das von Gregor Förster erfahren, und nun zu hören, daß seine eigene Tochter mit diesem Kinderschänder geschlafen hatte, brachte sein ganzes Weltbild zum Einsturz. Von Markus Bolt wußte er nicht viel, aber nach diesen beiden Männern war Klaus wie eine willkommene Abwechslung. Er war höflich, aber fest entschlossen, die Wohnung nur mit Angie zu verlassen, und das Mädchen stellte sich rigoros auf seine Seite. Schließlich, nach einem stundenlangen Gespräch, das von Zeit zu Zeit mal hitzig und mal sachlich geführt wurde, gaben ihre Eltern nach. Angie hatte die Erlaubnis, mit Klaus in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, allerdings mußte sie sich mindestens einmal in der Woche bei ihren Eltern sehen lassen. Angie und Klaus stimmten sofort zu, dann bedankte sich Klaus bei ihren Eltern für das Vertrauen. "Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen", drohte ihr Vater, "mach ich Sie kalt!" "Er krümmt mir laufend meine Haare da unten", meinte Angie trocken. "Also halt dich zurück." Durch diesen Satz setzte Angie beinahe wieder alles aufs Spiel, doch ihr Vater zuckte nur mit den Schultern und holte sich eine Flasche Bier. Er hatte aufgegeben. Angie und Klaus fuhren nach Hause und feierten bis ins neue Jahr. Am Nachmittag ging es dann zu Werner und Christina, um die frohe Botschaft zu verkünden und Maß zu nehmen für den Umzug. Abends gingen sie mit Christina, Werner und Ellen, die offenbar ebenfalls eine neue Bleibe gefunden hatte, Essen und unterhielten sich wie in allen Zeiten. Angie stellte amüsiert fest, daß Werner und Ellen ziemlich heftig miteinander schmusten, allerdings nicht so offensichtlich, daß es anderen Gästen aufgefallen wäre. Was Angie allerdings nicht verstand, war Chris. Sie merkte, was da abging, aber sie freute sich offensichtlich auch noch darüber, anstatt sich aufzuregen. Aber das war Chris' Sache, dachte Angie schulterzuckend. Von diesem Tag an wohnte sie schon praktisch bei Klaus, zumindest den Rest der Ferien. Sonntag abend brachte er Angie zurück zu ihren Eltern, die überrascht waren, wie ruhig und ausgeglichen ihre Tochter war. Auch wenn sie sich denken konnten, was Angie und Klaus verband, redeten sie doch nicht darüber, sondern freuten sich mehr über die sichtbare Verbesserung. Am Montag nachmittag rief Klaus Werner an und sagte, daß er gerne wieder in seiner alten Firma arbeiten wollte. Werner sagte ihm, daß er gleich am nächsten Morgen anfangen könnte, und Klaus stimmte zu. So konnte er Angie abends mit zu sich nach Hause nehmen und morgens zur Schule bringen. Das Leben normalisierte sich wieder. Am ersten Februar renovierte er gemeinsam mit Angie die neue, gemeinsame Wohnung, kurz unterbrochen von Christina und Ellen, die mit Angie flüsterten, dann verschwanden alle drei Mädchen. Als sie zwei Stunden später wieder zurück waren, hatte Klaus schon das Wohnzimmer, die Diele und das Bad gestrichen. Während er mit Angie die Küche abdeckte, erzählte sie ihm aufgeregt, daß sie mit Chris und Ellen bei Ellens Eltern waren, weil Ellen bei Werner einziehen wollte. "Ellen?" fragte Klaus überrascht. "Und was sagt Chris dazu?" "Das ist das Komische daran", meinte Angie nachdenklich und begann, die Stellen um die Tür herum zu streichen. "Chris ist voll einverstanden." "Ist vielleicht gar nicht mal so eine verrückte Idee", grinste Klaus. "Wen können wir noch hier aufnehmen?" "Deinen Sarg!" grollte Angie. "Faß ein anderes Mädchen woanders an als zum Hallo sagen, und du bist tot!" "Schon gut", lachte Klaus und wich dem Pinsel aus, den Angie wie ein Schwert nach ihm stieß. "Das wird nie passieren, Angie." "Will ich auch schwer hoffen." Sie funkelte ihn an. "Wenn ich dich mit einer anderen erwische, mach ich dir Feuer unterm Arsch!" "Mit einem Streichholz?" stichelte Klaus. "Nein! Mit einem Schweißbrenner!" Lachend fielen sie sich in die Arme und küßten sich ausgiebig, dann machten sie weiter. Übermorgen sollte der Umzug stattfinden, und es mußte ja noch so viel eingepackt werden. Klaus sah Angie an und war sich sicher, daß neben ihr niemals ein anderes Mädchen in seinem Gefühlsleben Platz hätte. Mit einem sehr warmen Kribbeln im Bauch führte er die Farbrolle über die Wand.
ENDE Teil 3
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