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SH-082 Kirmes

 

Kirmes .... (sh-082.zip)
(M/g M/gg M/ggg g/g rom 1st) (87k)
(date posted: Friday PM, May 12, 2000)

Volker (34) unternimmt den wahnsinnigen Versuch, auf der alljährlichen Kirmes ein junges Mädchen anzusprechen. Nach mehreren Enttäuschungen stehen ihm plötzlich drei junge Mädchen gegenüber: Anja (12), Angie (12) und Svenja (12). Sie haben seine Mißerfolge mitverfolgt und sich ein Bild von ihm gemacht. Daraus entsteht eine turbulente Viererbeziehung, die wie die Kirmes mit einem großen Feuerwerk endet.



Kirmes
(c) Shana 2000

Kapitel 1




Wieder war es Juli, wieder waren die Düsseldorfer Rheinwiesen Standort für die alljährliche Kirmes, und wieder hatte ich mir extra deswegen Urlaub genommen. Nicht wegen der Kirmes, sondern wegen der vielen hübschen jungen Mädchen, die sich dort tummelten. Nur würde sich dieses Jahr etwas ändern: ich hatte mir vorgenommen, zum ersten Mal eines der vielen hübschen jungen Mädchen zu fragen, ob sie für die Dauer der Kirmes meine Freundin sein wollte.

Verrückt?

Ja, mag sein. Aber würde ich diesem Verlangen nach jungen Mädchen in mir nicht nachgeben, würde ich tatsächlich verrückt werden und vielleicht etwas tun, was ich ganz sicher bereuen würde. So bestand immerhin die kleine Chance, daß eines der vielen Mädchen, die sich die Zeit auf der Kirmes vertrieben, einen erwachsenen, väterlichen Freund suchte.

Auch wenn diese Chance verschwindend gering sein mochte.

Doch ich setzte darauf, daß es irgendwo so ein Mädchen geben mußte, und nur aufgrund dieser Annahme hatte ich mir nicht nur eine, sondern ganze drei Wochen Urlaub genommen. Ging es gut und ich fand tatsächlich ein Mädchen, hatte ich noch zwei Wochen nach der Kirmes Zeit, eine Freundschaft zu ihr aufzubauen. Ging es daneben... Nun, dann brauchte ich diese Zeit, um mich erstens zu fangen und zweitens nach Alternativen Ausschau zu halten.

Um viertel vor drei war ich unterwegs in Richtung Rheinwiesen. Die Straßenbahn zur Kirmes war brechend voll, doch mit dem Auto zu fahren, wäre vollkommen sinnlos gewesen, denn die Straßen in Oberkassel waren noch voller als die Straßenbahn, die direkt am Eingang der Kirmes hielt. Eine schier unüberschaubare Menge strömte gen Kirmes; darunter so viele hübsche junge Mädchen, daß mein Herz zu rasen begann.

Ziemlich nervös blieb ich in der Nähe der ersten Bude stehen, rauchte eine Zigarette und gab den Mädchen Zeit, sich zu versammeln. Der Autoscooter war mein erstes Ziel; dort waren die Mädchen, die auf Action aus waren.

Genau wie ich.

Der Gedanke, ein Mädchen von 14, 15 Jahren oder sogar noch jünger im Arm zu haben, ihr heißes, lebendiges Fleisch unter meinen Fingern zu spüren, sie vielleicht zu küssen oder sogar mit ihr zu schlafen... Dieser Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los. Nicht mehr, seit ich 25 geworden war. Wie es passiert war, wußte ich nicht, doch die kleinen Mädchen waren seit diesem Tag einfach da. In meinen Gedanken, in meinen Träumen, in meinen Lenden.

Ich schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab, nahm einen letzten Zug, warf die Zigarette weg und schlenderte los, die Augen auf die Haut der Mädchen gerichtet. Ja, ich starrte, und unweigerlich fiel den Mädchen mein Starren auf. Viele, die mir entgegen kamen, wandten sich brüskiert ab; manche zeigten mir den Mittelfinger; doch einige musterten mich schnell von oben bis unten, bevor sie sich kichernd abwandten und aufgeregt mit ihren Freundinnen flüsterten.

Mein Herz hämmerte wie ein überlasteter Motor.

Es war verrückt, was ich hier trieb. Komplett verrückt. Alle paar Meter standen Sicherheitsbeamte mit Funkgeräten in den Händen, die Augen aufmerksam auf die Menge gerichtet, und mitten in dieser Menge war ich, dessen Augen starr auf die teilweise entblößten, wundervoll erregenden Körper von 12-, 13jährigen Mädchen gerichtet war. Auf die nackten Arme, die schmalen Schultern, den schlaksig schlenkernden Po. Oder, wenn die Mädchen mir entgegen kamen, auf die kleinen, gerade sprießenden Brüste und die erregende Stelle zwischen ihren Beinen.

Doch kein Mädchen schrie um Hilfe. Viele zogen eine Grimasse und beachteten mich nicht weiter, doch einige erwiderten meinen Blick, jedoch nur im Schutz ihrer Freundinnen. War ein Mädchen mal alleine, sah sie zu, so schnell wie möglich zurück zu ihren Freundinnen zu kommen, um mit ihnen aufgeregt oder wütend zu tuscheln.

Als ich zum Autoscooter kam, war ich heiß wie ein Vulkan. Meine Finger zitterten vor Nervosität, als ich mir eine Zigarette anzündete und mich neben eine Gruppe von drei Mädchen stellte. Ich sammelte meinen Mut und sah das Mädchen, das mir am nächsten stand, offen an.

"Ich suche eine Freundin für die Kirmes", sagte ich laut, um die dröhnende Musik zu übertönen. Das Mädchen musterte mich kurz, bevor sie verächtlich das Gesicht verzog und sich abwandte.

"Alle Karussells frei", lockte ich sie. Sie drehte sich tatsächlich wieder zu mir.

"Verpiß dich!" meinte sie kurz, doch sehr abweisend.

Ich verpisste mich gehorsam.

Etwa fünf Meter weiter stand eine weitere Gruppe niedlicher Mädchen. Die erste Abfuhr hatte mich zwar getroffen, doch gleichzeitig meine Entschlossenheit erhöht. Ich sagte mir, daß es nicht schlimmer werden konnte. Eher besser.

Ich stellte mich neben die vier Mädchen.

"Ich suche eine Freundin für die Kirmestage", ließ ich meinen Spruch los. Zwei der Mädchen grinsten breit.

"Dann mal viel Glück!" prustete das dritte. "So wie du aussiehst, brauchst du das!" Die vier umarmten sich lachend.

Vielleicht war der Autoscooter doch keine so gute Idee...

Nach außen hin gelassen, nach innen jedoch ziemlich nervös, ging ich zur Jaguarbahn, wo die Musik noch lauter und die Mädchen noch jünger waren. Wieder fand ich eine Gruppe von vier Mädchen, die alle sehnsüchtig auf die schnell fahrenden Wagen schauten.

"Mal mitfahren?" sagte ich laut. Vier Köpfe drehten sich zu mir.

"Ich suche eine Freundin", sagte ich, ermutigt von der nicht erfolgten Abfuhr. "Für die Kirmestage. Alle Karussells frei."

"Genau wie der Tritt in deinen Arsch!" raunzte mich eines der Mädchen an. "Kommt, hauen wir ab. Der Typ hat doch 'ne Macke!"

Ich hatte damit gerechnet, daß es nicht einfach werden würde, aber so hatte ich mir das auch nicht vorgestellt. Frustriert lehnte ich mich an das Geländer, holte eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Als ich wieder aufblickte, standen drei Mädchen vor mir, mit dem Rücken zu mir.

Was meinen Blutdruck in ungeahnte Höhen steigen ließ, waren nicht die kurzen Röcke der drei, nicht die schlanken Arme und Beine, und auch nicht ihr zartes Alter. Nein, es war die Art, wie sie sich Kopf an Kopf unterhielten und mir dabei verstohlene Blicke über die Schultern zu warfen. Mein Herz klopfte bis in den Hals.

Zum Test machte ich ein paar langsame Schritte auf die Kasse zu und stellte mich dann wieder an das Geländer, gleich neben der Kasse. Als ich nach den drei Mädchen sah, waren sie weg.

Ich unterdrückte einen bitteren Fluch, zog frustriert an meiner Zigarette und warf sie über das Geländer. Ich hatte große Lust, mich gleich hinterher zu werfen, doch ich beherrschte mich, stützte mich nur mit den Ellbogen auf und schaute über das Geländer in die weite Welt hinaus.

Da sah ich sie.

Alle drei.

Sie standen auf der anderen Seite der Kasse und musterten mich. Offenbar hatten sie mich im Schutz der Menge überholt und waren an mir vorbei, während ich es mir am Geländer gemütlich gemacht hatte. Ich lächelte den drei Mädchen zu und erntete keine Abfuhr, sondern nur verlegenes Gekicher. Ermutigt ging ich um die Kasse herum auf sie zu und kam gerade zurecht, um sie lachend abhauen zu sehen.

Eine weitere Zigarette tröstete mich.

Nach erfolgter Zufuhr von frischem Nikotin ging ich zur Achterbahn, zum teuersten Fahrgeschäft auf der Kirmes. Wenn es hier nicht klappte...

Es klappte nicht; es war kein einziges Mädchen da, das der wilden Fahrt zusah. Schon halb entnervt drehte ich mich um und blickte genau auf die drei Mädchen, die mich auf der Jaguarbahn so hereingelegt hatten. Doch diesmal liefen sie nicht weg, sondern sahen mich gespannt an; selbst als ich langsam auf sie zu ging, blieben sie stehen. Die drei waren richtig lecker, wie ich fand. Zwölf, höchstens dreizehn Jahre jung, so knapp gekleidet, daß es förmlich nach Ärger roch, und ihre rauhe Haut deutete auf eine der unteren gesellschaftlichen Schichten hin. Dennoch waren sie hübsch.

"Wird jedes Jahr unverschämt teurer", meinte ich gelassen, als ich vor ihnen stand. Die Mädchen nickten; sie waren ebenso nervös wie ich. Ein gutes Zeichen.

"Acht Mark für eine Fahrt!" stimmte das rechte Mädchen bedrückt zu. Sie hatte herrlich volles, langes blondes Haar, und dazu passende braune Augen. Wie die anderen beiden Mädchen war sie wunderschön schlank, noch richtig kindlich schlaksig.

"Da kommt kein Taschengeld mehr mit!" Das mittlere Mädchen, mit ebenfalls langen Haaren, jedoch braun und lockig, und erregenden grünen Augen, schaute mißmutig auf die Achterbahn.

"Und dann fährt die auch nur vierzig Sekunden." Das dritte Mädchen, deren lange schwarze Haare ihr tief in das Gesicht fielen und strahlend blaue Augen verdeckten, zuckte mit den schmalen Schultern.

"Aber bestimmt schöne vierzig Sekunden", lächelte ich voller Hoffnung. "Seid ihr allein hier?"

"Nee!" kicherte das mittlere Mädchen. "Wir sind zu dritt hier!"

"Drei ist keine schöne Zahl. Wie wäre es mit der Vier?" Ich sah alle drei kurz an. Die Mädchen wechselten schnelle Blicke.

"Wie soll das denn ablaufen?" fragte das Mädchen mit den schwarzen Haaren. Ihr Pony reichte fast bis zu der Oberlippe, doch sie schien sich dahinter zu verstecken, denn sie machte nicht einmal Anstalten, die Haare beiseite zu schieben. Die anderen beiden Mädchen sahen mich gespannt an.

"Ganz harmlos", versicherte ich den dreien. "Ich suche nur eine Freundin für die Kirmestage. Kein Stück Fleisch, sondern eine wirkliche Freundin. Und wenn wir uns verstehen, kann das sogar noch nach der Kirmes weiter gehen. Ich -"

"Alleine will ich nicht." Das Mädchen mit den blonden Haaren trat einen Schritt zurück. "Das ist mir zu gefährlich."

"Mir aber auch." Das Mädchen mit den braunen Haaren schüttelte unentschlossen den Kopf.

"Nun wartet doch mal!" Die Schwarzhaarige trat nervös auf der Stelle, ihr Blick flog zu mir. "Nur eine? Oder auch drei? Alleine will nämlich keine von uns, aber zu dritt würden wir mitmachen."

Drei Freundinnen! Mein Herz zersprang beinahe vor Freude. Drei kleine, hübsche, leicht bekleidete Mädchen auf einmal! Ihre Angst war mein Gewinn.

"Von mir aus gerne", lächelte ich. "Wo es für eine reicht, reicht es auch für drei."

"Geil!" Die Braunhaarige kam etwas näher, auch die Blonde trat zwei Schritte vor. "Wie soll das gehen?"

"Ich lade euch ein. Für alle Kirmestage. Was immer ihr wollt. Karussells, Essen, Trinken... Alles mit drin. Dafür möchte ich im Arm haben. Natürlich schön abwechselnd. Wenn ihr mögt, bringe ich euch auch nach Hause, aber das liegt bei euch. Auf jeden Fall habe ich nichts Schlimmes mit euch vor, sondern ich möchte das gleiche wie ihr: Spaß haben und mich amüsieren."

Die Blonde und die Braune schauten sich unschlüssig an. Die Schwarze, die der Motor der Gruppe zu sein schien, wandte sich ihnen zu und redete eindringlich auf sie ein.

"Hört sich doch gut an! Überlegt mal: ist doch genauso, wie wir das wollten. Ich meine, er kann sich doch höchstens eine von uns schnappen. Wenn wir zu dritt sind, sind immer noch zwei, die abhauen und Hilfe holen können."

"Na ja", wandte die Blonde ein. "Aber willst du die eine sein, die er sich schnappt? Ich nicht!"

"Hört auf!" lachte ich. "Mädchen, ich möchte eine Freundin für die Kirmestage. Mindestens. Oder noch länger. Eine Freundin! Ich werde mir keine von euch 'schnappen'. Ich habe genauso Angst vor Ärger wie ihr. Außerdem" - und damit ließ ich die Katze endgültig aus dem Sack - "habe ich junge Mädchen wie euch viel zu gern, um ihnen etwas zu tun. Woher wißt ihr eigentlich, daß ich -"

"Vom Scooter." Die Schwarze schaute mich durch ihre Haare hindurch an. "Da haben wir gehört, daß Sie Mädchen angemacht haben." Sie drehte sich wieder zu ihren beiden Freundinnen. "Wenn er wirklich so ein Arsch wäre, hätte er nicht so schnell aufgegeben. Wie der eine Typ letzte Woche. Der war doch nur hinter uns her und hat geredet und geredet und geredet. Aber der hier... Der fragt, und wenn's nicht klappt, geht er weiter. Kommt, wir riskieren's einfach mal."

"Da ist kein Risiko", sagte ich schnell, bevor die anderen beiden etwas sagen konnten. "Kein einziges."

"Also, was ist?" Die Schwarze schaute abwechselnd zur Blonden und zur Braunen. "Ich bin dabei, wenn ihr auch mitmacht."

Die beiden Mädchen sahen nachdenklich zur Achterbahn, hörten auf die aufgeregten Schreie der Menschen und nickten zögernd.

"Geil!" strahlte die Schwarze und wirbelte zu mir herum. "Womit fangen wir an?"

"Mit den Namen." Ich holte tief und erleichtert Luft. "Ich heiße Volker."

"Ich bin die Anja." Das Mädchen mit den schwarzen Haaren streckte ihre Hand aus. Ich nahm sie und wurde von dem Gefühl der heißen, trockenen Haut beinahe umgeworfen.

"Ich bin Svenja." Die Blonde kam etwas aufgeschlossener näher. Ihre Hand war so heiß wie die von Anja.

"Und ich die Angelika", sagte das Mädchen mit den braunen Haaren. "Genannt Angie. Womit fangen wir an?"

"Ganz von vorne. Mindestens eine große Runde über die ganze Kirmes." Ich streckte aufgeregt meine Hand nach der schwarzhaarigen Anja aus, die sie sofort nahm.

"Angie", befahl sie, "du gehst an die andere Seite. Dann hat Svenja Zeit, sich daran zu gewöhnen."

Die braunhaarige Angie nahm meine linke Hand und schaute mich gespannt an. Ich kämpfte meine Erregung nieder, die von der Berührung der beiden Mädchen ausgelöst wurde, und nickte aufmunternd.

"Dann mal los. Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen, Mädchen."

Wir gingen zurück zum Eingang; Anja und Angie an meinen Händen, Svenja hinter uns. Wir begannen mit der kleinen Wasserbahn, wo Anja vor mir saß, genau zwischen meinen Beinen. In den ersten engen Kurven drückte ich meine Hände gegen ihren flachen Bauch, um sie zu stützen, ansonsten hielt ich sie nur so locker, daß es für sie nicht unangenehm war. Dennoch peitschte mich das Gefühl ihres schlanken, kindlichen Körpers an mir sehr auf. Anja trug eine ärmellose Bluse in einem dunklen, glänzenden Violett zu einem schwarzen Rock mit schwarzen Turnschuhen. Bei jedem Wasserspritzer preßte sie sich quietschend an mich und versuchte vergeblich, dem Wasser auszuweichen. Das waren die Momente, wo ich sie lachend fest an mich drückte und mich freute, daß ich endlich den Mut gefunden hatte, ein Mädchen anzusprechen.

Nach der Fahrt strahlte Anja ihre Freundinnen an, die ebenso naß waren wie sie und ich. "Na, war's schlimm?"

Die beiden schüttelten sofort die hübschen Köpfe. Allmählich legten sich Vorsicht und Mißtrauen.

Wir ließen die Buden erst einmal außen vor und grasten die Karussells ab. In der Jaguarbahn hatte ich Angie neben mir, die ich, als die Fahrt begann, gleich in den Arm nahm. Das Mädchen fühlte sich anfangs noch etwas unsicher, doch als es mit Höchstgeschwindigkeit in die Runde ging, kreischte sie vor Aufregung und drückte sich an mich. Sie trug wie Anja und Svenja einen sehr kurzen Rock; ihrer war jedoch strahlend weiß, wie ihre Turnschuhe. Sie hatte ein ebenfalls ärmelloses T-Shirt in Gelb an.

Bei der nächsten Fahrt kam die blonde Svenja zu mir. Ihr T-Shirt war leuchtend blau, wie ihr Rock, die Turnschuhe wieder schwarz wie die von Anja. Auch sie verlor die Scheu vor dem Körperkontakt, als sie während der Fahrt gegen mich gepreßt wurde.

"War das geil!" strahlte Angie, als wir nach der dritten und letzten Fahrt wieder neben der Kasse standen. "Drei Runden!"

"Und ihr lebt immer noch", konnte ich mir nicht verkneifen. Ich legte meinen Arm um Angie. "Jetzt zum Fliegengitter?"

"Wohin?" Svenja sah mich irritiert an. Ich deutete auf den runden Käfig, in dem die Menschen innen am Gitter standen.

"Dahin. So haben wir das früher immer genannt, weil uns bei der Fahrt die Fliegen ins Gesicht geklatscht sind."

"Cool!" Anja nahm meine freie Hand und zog Angie und mich zu dem Karussell. Svenja hüpfte aufgeregt neben uns her. Angie machte keine Anstalten, sich aus meinem Arm zu lösen.

Nun gut: drei Mädchen gingen ziemlich ins Geld. Mit allen Karussells, Essen und Trinken würde ein Tag locker auf drei-, vierhundert Mark kommen. Doch erstens war es den drei lieber so, weil sie sich in ihrer Gruppe sicher fühlten, und zweitens kam es mir auch entgegen. Svenja zum Beispiel war sehr scheu; wäre ich mit ihr alleine gewesen, müßte ich jeden Moment befürchten, daß sie sang- und klanglos verschwinden würde. Doch Anja hielt die drei zusammen; sie wollte die Kirmes genießen, mit allem Drum und Dran. Und Angie machte mit, solange sie nicht das Gefühl hatte, daß ich ihr etwas tun wollte.

Was genau das war, was ich nicht wollte. Ich wollte ein junges Mädchen zur Freundin, und auch als Bettgefährtin, doch ohne jeden Zwang. Ich lockte sie mit Geld und wartete ab. Kleine Gesten wie das in den Arm nehmen und drücken zeigten den Mädchen jedoch, daß ich sie spüren wollte, und das würde ich ganz allmählich ausbauen. Immer nur ein kleines Stück, so daß die Mädchen Zeit hatten, sich darüber klar zu werden, was ich wollte.

Wie bei Svenja, die im Round-Up neben mir stand. Als das Karussell sich in Bewegung setzte, leuchteten ihre Augen auf. Ich legte meine Hand über ihre an der Haltestange, strich sanft darüber und lächelte sie an. Sie lächelte scheu zurück, streckte dann ihren Kopf vor und schaute nach Anja, die an meiner anderen Seite stand, beide Arme mutig in die Luft gestreckt. Angie, die neben ihr stand, tat es ihr nach.

Als sich das Karussell mit Höchstgeschwindigkeit drehte und auf und ab ging, hob Anja sogar die Füße an. Sie klebte nur noch von der Fliehkraft gehalten am Gitter und schrie vor Aufregung. Ihre langen Haare flatterten wild in der Gegend herum und verdeckten ihr Gesicht vollkommen. Angie versuchte das gleiche, doch sie rutschte bei der nächsten Abwärtsbewegung nach unten und klatschte lachend auf den Boden, wo sie blieb, bis das Round-Up wieder stoppte. Mit leuchtenden Augen stand sie auf und hüpfte lachend mit uns nach draußen.

"Bleib mal stehen", bat ich sie und drehte sie mit dem Rücken zu mir. Ihr weißer Rock war etwas schmutzig. Anja und Svenja schauten neugierig zu, wie ich den Staub vorsichtig abklopfte.

Zum ersten Mal in meinem Leben berührte ich den Po eines jungen Mädchens, und das in aller Öffentlichkeit. Mein Herz raste.

"Danke!" Angie lächelte etwas schüchtern, als ich fertig war. "Anja, wieso bist du nicht auf den Boden gerutscht?"

"Weil ich sein grrroßes Hexe!" Anja machte ein grimmiges Gesicht und krümmte ihre Hände zu Krallen. Angie und Svenja kicherten, während ich Anja lachend an mich drückte. Sie strahlte mich durch ihre Haare hindurch an, legte ihren Arm um meine Taille und fragte, wohin wir jetzt gehen würden.

"Ich hab was Durst", meldete sich Svenja. Also stürmten wir die nächste Bude und holten uns Getränke. Mit den Bechern gingen wir etwas zur Seite. Ich sah Anja fragend an, während ich meinen Arm ausstreckte. Sofort kam sie zu mir, ließ sich in den Arm nehmen und saugte gierig an dem Strohhalm.

"Wie alt seid ihr?" fragte ich die Mädchen.

"Alle fast 13", antwortete Angie. "Svenja hat im August Geburtstag, Anja im November und ich im Dezember."

"Und du?" Anja sah mich fragend an.

"34, seit März." Ich fuhr mit den Fingern ganz leicht über die Haut an ihrem Arm. "Ihr hattet also auch ein bestimmtes Ziel, weswegen ihr zur Kirmes gekommen seid?"

"Spaß haben!" lachte sie mich an. "Nee, eigentlich nicht. Aber als wir hörten, daß du eine Freundin suchst..." Sie zuckte mit den Schultern.

"Wir wohnen alle im Waisenhaus", sagte Angie etwas traurig. "Gibt kaum Taschengeld da. Ich meine, das reicht ja kaum für einen normalen Monat, aber für die Kirmes..."

"Keine Chance." Svenja seufzte tief und trank von ihrer Fanta.

"Deswegen sind wir dir hinterher gegangen." Anja trank einen großen Schluck, mußte leicht rülpsen und kicherte ausgelassen. "Wir wollten mal hören, was du so sagst. Und als wir gemerkt haben, daß du kein Mädchen irgendwie belästigst oder beleidigst -"

"Hat Anja uns überredet, uns anquatschen zu lassen." Angie lachte hell. "Aber Svenja mehr als mich!"

"Na und?" knurrte Svenja. "Ich bin nur vorsichtig."

"Du bist langweilig!" prustete Angie und drückte Svenja. "Immer die erste, die abhaut. Aber es gefällt dir doch jetzt, oder?"

Svenja nickte; etwas widerstrebend, wie jeder sehen konnte. Bevor ich etwas sagen konnte, sah Anja mich fragend an.

"Wie meintest du das, daß das hier nach der Kirmes weiter gehen könnte?"

Impulsiv zog ich sie etwas enger an mich.

"So, wie ich sagte. Ich möchte eine richtige Freundin haben, Anja. In eurem Alter. Wenn ihr mögt, können wir auch nach der Kirmes Freunde bleiben. Richtige Freunde."

"Und auch küssen und so?" fragte Svenja mißtrauisch.

"Wenn ihr das möchtet, ja. Ich kann deine Angst sehr gut verstehen, Svenja, auch wenn ich ein Mann bin. Ich bin aber nicht so jemand, von dem ihr öfter mal in den Nachrichten hört. Ich bin zwar verrückt nach jungen Mädchen, aber ich bin nicht gewalttätig. Wenn ihr Nein sagt, ist das für mich auch ein Nein. Ich möchte einfach nur eine Freundin, die ich im Arm habe, so wie Anja jetzt." Das schwarzhaarige Mädchen sah mich aufmerksam an.

"Ich halte Anja", sagte ich zu Svenja. "Aber nur so fest, daß sie weiß, daß sie jederzeit gehen kann. Wenn -" Anja löste sich von mir, und sofort nahm ich meinen Arm weg. Anja strahlte.

"Geil!" Sie drückte sich wieder an meine Seite.

"Was war das denn jetzt?" fragte ich halb amüsiert, halb verwirrt.

"Nur ein Test." Sie zwinkerte ihren Freundinnen zu. "Red weiter."

"Äh... Ja. Wenn ihr etwas nicht möchtet, sagt es einfach. Das ist meine Art, mit einer Freundin umzugehen. Küssen gehört irgendwann dazu, aber erst dann, wenn ihr soweit seid."

"Warten wir doch einfach ab." Anja visierte den Abfalleimer an, zielte kurz und warf ihren leeren Becher gekonnt hinein. "Jetzt die Geisterbahn?"

Svenja nickte aufgeregt, Angie schüttelte zweifelnd den Kopf.

"Muß das sein?"

"Ja!" Anja löste sich von mir, nahm Angie an die Hand und zog sie lachend zur Geisterbahn. Ich streckte lächelnd meine Hand nach Svenja aus. Das blonde Mädchen zögerte kurz, bevor sie ihre Hand in meine legte. Dann eilten wir hinter Anja und Angie her.

Viele der heutigen Karussells - oder Fahrgeschäfte, wie es korrekt heißt - waren so schnell, daß man zwar nebeneinander saß, durch all die Gurte, Stützen und Polster jedoch dennoch getrennt war. Nicht so in der Geisterbahn. Anja zog Angie in einen Wagen, somit blieb Svenja bei mir. Als wir durch die Tür fuhren und uns das erste grinsende Skelett begrüßte, quietschte sie erschrocken und drückte sich an mich. Sofort legte ich meinen Arm um sie, strich sanft über ihre von der Sonne aufgeheizte Haut und dachte erregt über das Alter meiner drei Begleiterinnen nach. Alle noch zwölf Jahre alt, auch wenn sie noch dieses Jahr ihren 13. Geburtstag feiern würden. Doch im Moment waren sie zwölf. Anja und Angie konnten sogar noch als zwölfeinhalb durchgehen. Instinktiv drückte ich Svenja stärker. Dicke Spinnen, Zombies, Frankensteins Monster und unvorhergesehene Schrecken und Geräusche sorgten dafür, daß sie dicht bei mir blieb. Weit vor uns kreischten Anja und Angie vor Schreck, Aufregung und Freude. Als wir die Steigung zur zweiten Etage in Angriff nahmen, tauchte ein Netz aus dicken Spinnweben vor uns auf. Svenja kreischte vor Angst und drückte ihren Kopf an meine Brust. Lachend und beschützend legte ich meine Hände auf ihre Haare, bis wir durch die Spinnweben durch waren. Ich strich ihr noch einmal kräftig über das Haar, bevor sie sich aufrichtete.

Doch der nächste Schock wartete schon.

Wir verließen die Dunkelheit durch eine Tür und waren sofort von der Helligkeit der Sonne geblendet. Im gleichen Moment fauchte es brüllend, und eine Hitzewelle schlug uns ins Gesicht. Svenja schrie gellend auf und lag wieder an meiner Brust. Das war kein Spiel mehr, wie ich an ihrem Zittern merkte. Diesmal hielt ich sie mit beiden Armen fest.

"Ich bin bei dir", sagte ich, als ich spürte, daß sie wirklich Angst hatte. Svenja nickte zitternd. Im nächsten Moment verschluckte die Dunkelheit uns wieder. Ich fuhr mit beiden Händen tröstend über ihr Haar. Svenja sah nicht mehr auf, bis der Wagen endlich stoppte und wir schnell ausstiegen. Anja und Angie warteten schon aufgedreht auf uns, doch als sie sahen, daß Svenja völlig verstört war, wurden sie böse.

"Was hast du mit ihr gemacht?" fuhr Anja mich an.

"Er war es nicht." Svenja drückte sich schluchzend an mich. "Das war... Da war plötzlich diese Hitze, und da dachte ich an den Unfall. Das war plötzlich alles wieder da!" Sie warf sich weinend an mich.

"Unfall?" Ich sah fragend zu den beiden Mädchen, die sich schnell wieder beruhigten.

"Svenjas Eltern", sagte Anja leise. "Bei ihnen zu Hause ist Feuer ausgebrochen. Svenja konnte sich so gerade noch retten, aber ihre Eltern nicht mehr. Tut mir leid, Volker. Ich dachte wirklich, du..." Sie zuckte mit den Schultern.

"Schon gut." Ich lächelte Anja zu, während ich Svenja so gut wie möglich durch Umarmen und Streicheln tröstete. "Wie war das bei euch beiden?"

Anja kniff die Lippen zusammen und drehte sich weg.

"Anja wurde ausgesetzt." Angie kramte in ihrer kleinen Handtasche nach Zigaretten und Feuerzeug. "Von ihrer Mutter. Da war sie zwei. Ihren Vater kennt sie nicht. Svenja war sieben, als - als der Unfall passierte. Sie hat sich bei dem Sprung aus dem Fenster beide Beine gebrochen. Bei mir..." Sie zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.

"Vater Alkoholiker", sagte sie leise. "Mutter eine Schlampe. Als ich fast schon verhungert war, hat ein Lehrer das Jugendamt informiert, und die haben mich da rausgeholt. Da war ich acht. Mein Vater ist kurz darauf abgekratzt, und meine Mutter... Keiner weiß, wo sie ist."

"Na schön." Ich klopfte Svenja, die sich langsam wieder beruhigte, aufmunternd auf den Rücken. "Schluß mit der Trauer. Genau deswegen sind wir alle hier: um Spaß zu haben." Ich drückte Svenja an mich, strich ihr über das Haar und gab ihr einen leichten Kuß auf den Kopf. Das Mädchen riß sich zusammen und sah mit roten Augen zu mir auf.

"Tut mir leid", entschuldigte sie sich mit zitternder Stimme. "Das war nur so wie damals, als die Hitze kam."

"Schon in Ordnung, Kleines", tröstete ich sie. "Nach diesem Schock sollten wir uns etwas hinsetzen. Einverstanden?"

Das blonde Mädchen nickte mit einem dankbaren Lächeln, während sie ein Taschentuch aus ihrer Tasche holte. Ich legte meine Hand in ihren Nacken und drückte sie sanft. Wir warteten, bis sie sich die Nase geputzt und die Augen gewischt hatte, und gingen dann zu einem kleinen Zelt, wo wir Getränke kauften und uns hinsetzten.

"Jetzt ist der Tag doch noch gekippt", meinte Anja bedrückt. "Ich wußte es! Egal, was wir machen, es passiert immer etwas, was uns den Spaß nimmt."

"Stimmt!" meinte Angie, bevor ich etwas sagen konnte. "Letzte Woche dein Fuß, und davor meine Übelkeit."

"Schluß!" grinste ich. "Ich habe keine Ahnung, wovon ihr redet, aber die Luft ist noch lange nicht aus dem Tag raus. Svenja lebt noch" - ich drückte das nun sehr stille Mädchen an mich - "und deswegen geht der Spaß gleich weiter. Fangen wir einfach von vorne an." Ich zwinkerte Anja zu. "Nur daß wir uns jetzt schon etwas besser kennen."

Anja seufzte, nicht besonders überzeugt. Angie sah mich forschend an, nickte jedoch schließlich.

"Klingt gut", meinte sie. "Wir lassen uns immer viel zu leicht nach unten ziehen."

Anja zuckte mit den Schultern. "Warum jagst du uns nicht einfach zum Teufel?" fragte sie leise. "Du wolltest doch Spaß haben, und jetzt..." Sie schaute bedrückt auf ihr Glas und drehte es in der Hand.

"Weil ich nicht so schnell aufgebe." Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. "Wenn ich nicht beharrlich wäre, hätte ich mich schon nach der ersten Abfuhr wieder auf den Weg nach Hause gemacht, Anja. Deshalb. Weil ich mir selbst eine Chance gebe. Weil ich ganz fest daran glaube, daß man immer wieder aufstehen muß. Wie Svenja hier." Das blonde Mädchen schaute mich verwirrt an. Ich drückte sie lächelnd.

"Sie hat auch nicht aufgegeben. Sie hat sich zu Tode erschrocken, als sie diese Hitze spürte, aber sie ist nicht in Panik nach Hause gerannt, sondern hat versucht, ihre Angst in den Griff zu bekommen. Mit Erfolg. Sie ist zwar noch etwas verstört, aber das wäre jeder anderer an ihrer Stelle wohl auch. Und damit Schluß. Wir trinken in aller Ruhe aus, dann stürmen wir das Riesenrad."

"Nein!" Angie schüttelte vehement den Kopf, während Anja und Svenja strahlten. "Das ist mir viel zu hoch!"

Ich beugte mich zu ihr vor und sah ihr tief in die grünen Augen.

"Dann wirst du dich wohl sehr gut an mir fest halten müssen."

"Genau!" Anja kehrte aus ihren bedrückten Gedanken zurück und klopfte Angie grinsend auf die Schulter. "Er hat erst mich und dann Svenja lange im Arm gehabt. Jetzt bist du dran!"

"Dagegen hab ich ja auch nichts", jammerte Angie. "Aber ins Riesenrad?"

"Klar!" lachte nun auch Svenja. "Damit du dich richtig lange an ihm fest hältst!"

Angie senkte jammernd den Kopf und trank nur noch sehr kleine Schlucke, um das Unvermeidliche so lange wie möglich heraus zu zögern. Svenja lächelte still in sich hinein und kuschelte sich sogar an mich. Ich drückte sie zärtlich.

"Wieder alles in Ordnung?" fragte ich leise. Sie nickte; ihre braunen Augen leuchteten wieder.

"Prima. Bist ein tapferes Mädchen." Ich gab ihr einen ganz leichten Kuß auf den Kopf. Anja sah uns aufmerksam zu, bevor sie sich zu Angie drehte und sie antrieb, schneller zu trinken.

Nach einer endlosen Viertelstunde, die ich mit Svenja im Arm verbrachte, war Angies Glas endlich leer. Sie stellte es auf den Tisch und holte in der gleichen Bewegung ihre Zigaretten aus der Tasche.

"Nix!" knurrte Anja. "Kannst nach dem Riesenrad eine rauchen. Hoch jetzt!"

Maulend steckte Angie die Schachtel zurück und ließ sich von Anja nach draußen ziehen. Svenja blieb in meinem Arm, als wir den beiden folgten.

Die Kasse am Riesenrad war nicht allzu lang, reichte jedoch noch für eine Zigarette, bis wir dran kamen. Da wir zu viert waren, belegten wir eine Gondel vollständig. Svenja blieb an meiner rechten Seite, Angie wurde von Anja an meine linke Seite geschoben. Sie selbst setzte sich uns gegenüber hin und begann sofort, die Gondel in wilde Drehungen zu versetzen. Angie preßte sich jammernd an mich und schloß die Augen. Als das Rad sich in Bewegung setzte und eine Gondel weiter fuhr, quietschte das Mädchen wie gequält auf.

"Angie!" Ich nahm sie lachend in den Arm und drückte sie gründlich. "Was ist los?"

"Höhenangst!" jammerte sie. Ich zog sie enger an mich und fühlte mich überaus glücklich. Zwei junge hübsche Mädchen im Arm. Was konnte man für den Anfang noch mehr verlangen? Meine Finger strichen sanft über bloße Arme und Schultern von zwölfjährigen Mädchen.

Anja machte sich einen Spaß daraus, die Gondel so schnell wie möglich zu drehen, was Angie überhaupt nicht gut tat. Ich sah von ihr nur den Hinterkopf; der Rest steckte halb in meinem Hemd. Ich ließ Svenja los und umarmte Angie mit beiden Armen. Sofort schlangen sich ihre Arme um mich und drückten kräftig zu.

"Na komm!" sagte ich leise, während die Gondel allmählich immer höher stieg. "Du hast Angst, abzustürzen, aber ich halte dich fest. Ganz bestimmt." Ich legte meine Lippen auf ihre weichen, braunen Haare und küßte sie sanft.

"Da!" rief Svenja plötzlich aufgeregt. "Da kam die Hitze her!"

Anja und ich folgten ihrem ausgestreckten Finger, Angie blieb in ihrer Versenkung. Wir sahen die Rückseite der Geisterbahn, und die Schienen in der zweiten Etage. Dicht darüber war ein Drachenkopf, der bei jedem Wagen Feuer spuckte. Daher kam das Brüllen und die Hitze. Svenja ließ sich wieder gegen mich sinken und schaute mich vorwurfsvoll an.

"Eigentlich müßten die doch davor warnen, oder?"

"Eigentlich ja." Ich löste einen Arm von Angie und legte ihn um Svenja. "Aber dann wäre es keine Geisterbahn mehr." Svenja verzog kurz das Gesicht, dann war die Sache für sie erledigt. Aufgeregt drehte sie sich in meinem Arm und schaute neugierig über Düsseldorf hinweg.

"Angie!" lockte ich das braunhaarige Mädchen derweil. "Möchtest du nicht mal gucken, wo wir sind?"

"Nein!" kam die heftige Antwort. "Ich will wieder zurück auf die Erde!"

"Wird sofort erledigt!" lachte Anja, die sich bückte und Angies Füße hochhob. Das Mädchen schrie gellend auf und klammerte sich mit aller Macht an mich.

"Na!" Ich warf Anja einen bösen Blick zu, der jedoch vor Lachen nicht so recht gelingen wollte.

"Hey, Angie!" rief Svenja in diesem Moment. "Guck mal raus! Wir sind bestimmt schon hundert Meter hoch!"

"Ich will wieder nach unten!" schluchzte Angie.

"Kleines!" Ich legte beschützend meine Arme um sie. Angie preßte sich mit aller Kraft an mich, ließ das Gesicht jedoch an meinem Hemd. Von der Fahrt bekam sie nichts mit, doch dafür konnte ich sie ausgiebig streicheln, trösten und gelegentlich auf den Kopf küssen. Als wir dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, steckte sich Angie mit zitternden Fingern erst mal eine Zigarette an.

"Damit bleibst du übrig", meinte ich schmunzelnd zu Anja, während ich Angie im Arm hielt. "Was ist dein schwacher Punkt?"

"Hab keinen!" Sie strahlte mich übermütig an.

"O doch!" Svenja schmiegte sich grinsend an meine freie Seite. "Würmer. Richtig fette, dicke Regenwürmer."

Sofort wurde Anja blaß wie der Schnee.

"Stimmt das?" bohrte ich nach. "Magst du das nicht, wenn du mit bloßen Füßen durch das Gras gehst und auf einen dicken Regenwurm trittst? Wenn der so richtig unter deinen Füßen zermatscht wird?"

Anja schüttelte nachdrücklich den Kopf, die Augen voller Angst und Ekel aufgerissen. "Nein, das mag ich überhaupt nicht!"

Angie und Svenja lachten fröhlich.

"Verstehe", grinste ich. "Dann kommt; es warten noch ein paar Karussells auf uns."

Nach diesem kleinen Durchhänger aller Mädchen verlief der Tag großartig. Eine Attraktion nach der anderen wurde unsicher gemacht, und ich hatte immer mindestens eins der Mädchen im Arm. Gegen halb neun wurden sie etwas unruhig.

"Wir müssen langsam zurück", meinte Anja schließlich traurig. "Wir dürfen nicht so lange raus."

"Nur bis spätestens zehn, und die Rückfahrt dauert." Svenja seufzte laut, und Angie öffnete bedrückt die neue Schachtel Zigaretten, die ich ihr gekauft hatte.

"Wir können uns morgen wieder treffen, wenn ihr möchtet", schlug ich vor, voller Hoffnung, diese drei lieben, hübschen Kinder wieder zu sehen. Sie tauschten schnelle Blicke aus, bevor sie mich anschauten.

"Um zwei?" fragte Anja schnell.

"Sehr gerne." Ich streckte meine Arme aus. Anja machte einen schnellen Schritt auf mich zu und umarmte mich. Ich fuhr mit beiden Händen durch ihr Haar, bevor ich sie sanft an mich drückte und ihren Rücken streichelte. Nach ein paar Sekunden hob ich ihren Kopf am Kinn hoch. Anjas Augen weiteten sich, als ich mein Gesicht an ihres brachte und ihr einen ganz sanften Kuß auf die Lippen hauchte. Dann ließ ich sie los.

Das Mädchen trat verwirrt einen Schritt zurück und leckte über die Lippen, als müßte sie den Geschmack testen. Plötzlich leuchteten ihre Augen auf, und sie strahlte Angie und Svenja an. Im nächsten Augenblick lag Angie in meinen Armen, die ich ebenfalls streichelte und so sanft küßte wie Anja. Als auch sie sich mit leuchtenden Augen von mir löste, verlor Svenja sofort ihre Scheu und ließ sich gleichfalls küssen.

"Wenn ihr möchtet", sagte ich, während ich die drei anschaute, "kann ich euch noch nach Hause bringen. Nur wenn ihr möchtet."

Anja verzog das Gesicht. "Von mir aus gerne, aber wenn uns jemand vom Heim sieht... Besser nicht."

"Okay." Ich lächelte sie an. "Dann bringe ich euch wenigstens bis zur Straßenbahn. Gehen wir?"

Mit Anja und Svenja im Arm ging ich los. Svenja kam neben uns. Wenig später standen wir an der Haltestelle. Anja drehte sich zu mir.

"Wir kommen ganz bestimmt morgen", versprach sie. "Du auch?"

"Ganz sicher." Ich ließ meine Hand sanft über ihren warmen Rücken wandern. Anja lächelte schüchtern und gleichzeitig voller Erwartung. Svenja kam an meine andere Seite und drückte mich.

"Danke für den Tag!" sagte sie mit leuchtenden Augen. "Das war wirklich schön!"

"Keine Angst mehr vor mir?" fragte ich lächelnd. Sie schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich freu mich auf morgen."

"Ich auch." Angie schob Anja zur Seite und schmiegte sich an mich. "Danke für die Zigaretten."

"Hört auf, euch zu bedanken!" lachte ich, während ich Angie und Svenja an mich drückte. "Sonst muß ich euch danken, daß ihr so niedlich und hübsch seid, und dafür, daß ihr eure Zeit mit mir verbringt, und -"

"Schon klar!" Angie drückte mich lachend. Das Rumpeln der näher kommenden Straßenbahn ließ uns aufsehen.

"Habt ihr genug Geld für die Heimfahrt?" fragte ich schnell. Alle drei Köpfe nickten.

"Ticket 2000", meinte Anja nur, die mich noch einmal gründlich drückte. "Bis morgen, Volker!"

"Bis morgen, Anja." Ich legte meine Hände an ihre Wangen und senkte meinen Kopf. Anja kam mir etwas entgegen, dann gaben wir uns einen sehr sanften Kuß. Das Mädchen errötete und löste sich von mir. In diesem Moment hielt die Straßenbahn. Angie drückte auf den Knopf, der die Tür öffnete, winkte mir zu und sprang dann in den Wagen. Svenja folgte ihr, ebenfalls mit einem Winken, und Anja schaute mich noch einen Moment an, bevor sie ihren Freundinnen folgte. Die Tür schloß sich, die Straßenbahn fuhr an, und kurz darauf waren die Mädchen auf dem Weg Richtung Innenstadt.

Ich sah der Straßenbahn noch einen Moment hinterher, voller Glück und gleichzeitig voller Trauer, bevor ich zur Haltestelle auf der anderen Seite ging. Vor dem Ticketautomaten griff ich nach meiner Geldbörse, doch die Gesäßtasche war leer.

Die Geldbörse war weg.

Hektisch klopfte ich alle Taschen ab. Ohne Erfolg. Mein gesamtes Geld war weg; knapp vierhundert Mark. Dazu Ausweis, Führerschein, KFZ-Schein, Scheckkarte und so weiter.

Ich zwang mich zur Ruhe und überlegte. Ich hatte Angie die Zigaretten gekauft. Das war direkt am Ausgang der Kirmes gewesen. Anschließend waren wir gleich zur Haltestelle gegangen, ohne daß ich mit jemandem zusammen gestoßen bin. Entweder hatte mir jemand von hinten sehr geschickt in die Tasche gegriffen, oder...

Ein Verdacht zuckte auf.

Oder eines der Mädchen hatte mich beim Abschied beklaut. Ich konnte es zwar nicht glauben, aber die Möglichkeit bestand.

Ich biß die Zähne zusammen, um nicht unbeherrscht zu fluchen, und machte mich zu Fuß auf den Heimweg.

Mit jedem Schritt wurde die Wut größer. Weil die Enttäuschung und die Trauer auch größer wurden.











Kapitel 2




"Und?" Anja schaute ihre Freundinnen in der Straßenbahn aufgeregt an. "Was meint ihr?"

Angie nickte. "Nett. Und lieb. Ich bin morgen wieder dabei."

"Ich auch!" Anja sah zu Svenja, die aus dem Fenster schaute. "Du auch?"

Svenja zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht."

"Spinnst du?" Anja sah sie mit großen Augen an. "Svenja! Jeder andere hätte dir nach deinem Anfall einen Tritt in den Arsch gegeben, und er..." Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das fand ich ja auch nett", gab Svenja zögernd zu. "Mir hat nur nicht gepaßt, daß er mich geküßt hat. Das ging mir viel zu schnell."

"Das war doch nichts!" Angie beugte sich vor. "Das war doch überhaupt kein richtiger Kuß."

"Trotzdem." Svenja setzte eine störrische Miene auf. "Ich küß nicht gleich am ersten Tag. Und einen Fremden schon gar nicht. Wenn der jetzt 'ne ansteckende Krankheit hat..."

"Du bist bescheuert." Anja ließ sich in ihren Sitz fallen. "Angie? Du bist morgen dabei?"

"Ja. Ich fand's schön." Sie grinste verlegen. "Trotz meiner Höhenangst."

"Da kannst du gleich morgen was gegen tun." Anja schlug Svenja auf das Bein. "Und du bist auch dabei. Stell dich bloß nicht so an! Der schluckt deinen Anfall, tröstet dich und baut dich auf, und du beschwerst dich, wenn er dir einen winzig kleinen Kuß gibt. Angie, hast du den gespürt?"

"So gerade eben!" grinste Angie fröhlich.

"Ich auch. Das war kein richtiger Kuß."

"Das war einer!" Svenja sah wütend auf. "Seine Lippen haben meine berührt. Also war das ein Kuß."

"Werd erwachsen." Anja schüttelte mißmutig den Kopf. "Genauso gut könntest du sagen, daß wir uns schon geküßt haben. Oder du und Angie. Oder du und Jenny. Oder du und Mark. Die hast du alle schon so geküßt."

"Die habe ich begrüßt!" verteidigte sich Svenja mit roten Ohren.

"Ja, ja." Anja verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster. Angie seufzte leise.

"Svenja, das war wirklich kein richtiger Kuß", sagte sie leise. "Seine Lippen waren zu, und seine Zunge war drin. Also war das kein Kuß."

Svenja warf ihr einen wütenden Blick zu, verschränkte die Arme wie Anja und sah wie sie nach draußen.

Am Hauptbahnhof mußten sie umsteigen, und um kurz vor halb zehn waren sie im Heim. Die drei Mädchen teilten sich ein Zimmer im ersten Stock. Anja riß als erstes die Fenster auf, damit es etwas kühler wurde, und zog sich dann wortlos aus. Mit einem wütenden Ruck riß sie ihren Bademantel aus dem Schrank, zog ihn an, warf Svenja noch einen giftigen Blick zu und lief dann nach draußen und ins Bad. Angie ließ sich auf ihr Bett fallen.

"Warum siehst du das so eng?" fragte sie Svenja. "Der hat uns den ganzen Tag eine Fahrt nach der anderen ausgegeben, uns Essen und Trinken gekauft, und du stellst dich an wie eine Jungfrau."

"Bin ich ja auch noch!" giftete Svenja zurück. "Und das will ich auch noch etwas bleiben. Erst küßt er uns, dann geht er uns unter die Wäsche, und am Ende fickt er uns. Ihr seid diejenigen, die das nicht kapieren." Mit einem wütenden Knurren warf sie ihre Handtasche auf das Bett, verfehlte jedoch knapp. Die Tasche prallte vor die Matratze, sprang auf und fiel auf den Boden. Der ganze Inhalt verteilte sich vor dem Bett. Angie sah sofort etwas, was ihr bekannt vorkam. Svenja bemerkte ihren Blick und wurde feuerrot im Gesicht. Angie sah zu ihr, mit großen, ungläubig schauenden Augen. Svenja wandte sich beschämt ab. Angie sprang auf und hob Volkers Geldbörse auf. Sie öffnete sie, sah die ganzen Scheine und Karten und blickte zu Svenja.

"Du bist doch nicht mehr ganz dicht im Kopf!" flüsterte sie fassungslos. "Du mußt doch wirklich mehr als einen weg haben! Wieso hast du ihn beklaut?"

"Wegen dem Kuß." Svenja drehte sich mit blitzenden Augen um. "Ich laß mich nicht küssen. Nicht am ersten Tag."

Angie holte tief Luft und brüllte: "Anja!"

Sekunden später stand Anja im Zimmer, den Mund voller Zahnpasta, die Zahnbürste in der rechten Hand. Angie hielt Volkers Geldbörse hoch. Anja riß die Augen auf.

"Das ist Volker seine! Wo hast du die her? Hast du sie etwa geklaut?"

Angie deutete wortlos auf Svenja, die mit zusammen gekniffenen Lippen und verschränkten Armen vor ihrem Bett stand.

"Du?" Anja wischte sich den Schaum am Ärmel des Bademantels ab. "Du hast ihn beklaut?"

"Weil er sie geküßt hat", meinte Angie ironisch. "Unsere verehrte Dame läßt sich nicht am ersten Tag küssen. Da ist sie sich viel zu fein für."

"Du blödes Arschloch!" tobte Anja. "Mußt du eigentlich immer alles kaputt machen?" Sie riß Angie die Geldbörse aus der Hand, steckte sie in die Tasche ihres Bademantels und stapfte wortlos hinaus. Angie wandte Svenja den Rücken zu und begann, sich auszuziehen. Svenja kniete sich bedrückt auf den Boden, um ihre Tasche wieder einzuräumen.

Keine Minute später war Anja wieder im Zimmer. Sie zog die Geldbörse aus der Tasche, warf sie auf ihr Bett, legte den Bademantel ab und zog sich wortlos Slip, T-Shirt und Rock an.

"Was hast du vor?" fragte Angie verwundert.

"Was wohl." Anja setzte sich mit den Schuhen in der Hand auf ihr Bett und zog sie an. "Volker sein Geld zurück bringen. Der dreht doch bestimmt schon durch. Svenja, hast du was rausgenommen?"

Das blonde Mädchen schüttelte leicht den Kopf.

"Wehe, wenn doch!" drohte Anja. Sie schnürte sich die Schuhe zu, stand auf und kniete sich vor Svenja hin.

"Wenn auch nur eine Mark fehlt", sagte sie leise, "bist du dran. Ich hab langsam den Kanal bis obenhin voll von dir. Bei jedem Spaß bist du die erste, die feige abhaut. Die erste, die petzt. Aber eins sag ich dir!" Sie griff Svenja am T-Shirt und zog das Mädchen dicht an ihr Gesicht.

"Wenn du uns das hier kaputt machst", flüsterte sie drohend, "mach ich dir auch was kaputt. Und Angie hilft mir dabei. Verflucht noch mal, der Volker kauft uns alles, was wir wollen, und du beklaust ihn! Das raff ich einfach nicht!" Sie schob Svenja wütend von sich weg; so stark, daß das Mädchen auf den Po fiel. Anja stand auf.

"Angie, du läßt mich nachher wieder rein. Kann aber spät werden."

"Geht klar."

Anja schwang sich auf die Fensterbank, schaute kurz nach unten und sprang die gut drei Meter. Angie eilte zum Fenster und sah Anja schnell in Richtung Straße laufen.

"Der will uns doch nur ficken!" hörte Angie Svenja kläglich jammern. "Kapiert ihr das nicht?"

"Ich kapiere etwas ganz anderes nicht", sagte Angie, ohne sich nach Svenja umzudrehen. "Und zwar kapiere ich nicht, warum Anja dir nicht saftig eine geklebt hat. Aber wenn du nicht sofort deine Schnauze hältst, hol ich das nach. Ganz großes Ehrenwort!" Sauer bis obenhin zog sich Angie ihren kurzen Schlafanzug an, holte sich dann Zigaretten, Feuerzeug und die Flasche Wasser ans Fenster, setzte sich auf die breite Fensterbank, lehnte sich an die Mauer und zündete sich eine Zigarette an. Svenja räumte schweigend ihre Tasche ein, bevor sie sich ihr Nachthemd anzog und ins Bad ging. Angie warf ihr einen mörderischen Blick hinterher.



* * *



Zum Glück hatte ich noch Zigaretten zu Hause. Ich rauchte sieben Stück, bis ich die Liste, was ich morgen alles tun mußte, fertig hatte: Paßamt, Zulassungsstelle, Bank, Krankenkasse, Kreditkarten sperren... Alles dabei. Nur die Polizei fehlte. Das hatte überhaupt keinen Sinn. Nicht bei der Kirmes. Ich wußte schließlich nicht einmal genau, wer mich bestohlen hatte.

Aufgebracht drückte ich die Zigarette aus und ging duschen. Ich war sauer, und daß ich kein konkretes Ziel für meine Wut hatte, machte mich noch wütender. Selbst kaltes Duschen half nicht; ich kam so wütend aus der Dusche heraus, wie ich hinein gegangen war.

Ich hatte mich gerade abgetrocknet, als es an der Tür läutete. Das regte mich noch mehr auf, denn es war immerhin schon fast elf Uhr. Ich schlang das Badetuch um meine Hüften, ging zur Tür und drückte viel zu kräftig auf den Sprechknopf.

"Ja?" fauchte ich.

"Ich bin's", hörte ich eine helle Mädchenstimme sagen. "Anja. Darf ich rein?"

"Anja?" Fassungslos ließ ich den Knopf los und drückte ihn sofort wieder. "Komm hoch. Vierter Stock."

Wenig später stand sie vor meiner Tür. Verlegen bis in die Haare und mit gesenktem Kopf hielt sie mir meine Geldbörse hin.

"Du hast sie?" Mir fielen riesengroße Steine vom Herz. "Vielen herzlichen Dank! Komm rein, Kleines. Wo hast du sie gefunden?"

Zögernd kam Anja in die Diele, mit noch immer gesenktem Kopf.

"Möchte ich nicht sagen", hauchte sie. "Es fehlt hoffentlich nichts."

Ich schaute schnell nach.

"Nein, alles da." Ich wollte sie in den Arm nehmen, aber dazu war ich nicht passend angezogen.

"Anja, geh durch ins Wohnzimmer. Ich zieh mir schnell was an und komme dann. Ich war gerade duschen." Ich schob sie durch den Flur bis zur Tür zum Wohnzimmer und lief schnell in mein Schlafzimmer. Kurz darauf war ich anständig angezogen und setzte mich neben Anja, die es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte.

"Noch mal vielen Dank, Anja", sagte ich herzlich. "Du ahnst gar nicht, was du mir für Laufereien erspart hast. Was sagtest du, wo du sie gefunden hast?"

"Gar nichts." Sie schaute mich nicht an. "Du hast sie jedenfalls wieder, und nichts fehlt. Ich muß jetzt gehen."

Diesmal hörte ich, was sie sagte. Behutsam drehte ich ihren Kopf am Kinn zu mir, als sich der unbestimmte Verdacht erhärtete.

"Du warst es nicht", meinte ich leise, als sie meinem Blick nicht auswich. "Angie?"

Anja straffte sich. "Ich muß wirklich zurück."

"Ich bringe dich." Ich legte meine Hand an ihre Wange und lächelte sie an. "Danke, Anja."

Sie erwiderte mein Lächeln. "Schon gut. Sei bitte nicht böse auf uns, ja?"

"Bin ich nicht. Seid ihr morgen wieder zu dritt?"

"Mal sehen." Sie stand auf. "Du mußt mich nicht bringen; die Straßenbahn fährt bis ein Uhr nachts."

"Keine Diskussion." Ich stand ebenfalls auf und nahm sie kurz in den Arm. "Um die Zeit gehst du mir nicht mehr alleine auf die Straße."

"Mann!" knurrte Anja mit lachenden Augen. "Du hörst dich an wie unser Heimleiter!"

"Glaube ich nicht", grinste ich. "Der würde sagen: Um diese Zeit gehst du nicht mehr raus, weder alleine noch in Begleitung!"

"Stimmt!" Anja lachte fröhlich. "Dann mal los. Ich muß ins Bett."

Wenig später saßen wir in meinem Wagen und waren unterwegs. Hatte ich mir mein Auto nur aus Bequemlichkeit mit Automatik gekauft, war ich jetzt froh darüber, denn so konnte ich Anjas Hand während der Fahrt halten. Wie ich ganz deutlich spüren konnte, war ihr das nicht im geringsten unangenehm, denn von Zeit zu Zeit verstärkte sich der Druck ihrer Hand, als wollte sie sich vergewissern, daß ich noch da war.

Keine dreißig Minuten später waren wir beim Heim angekommen.

"Wie kommst du jetzt rein?" fragte ich besorgt, denn alle Fenster waren dunkel. Ich vermutete stark, daß schon abgeschlossen war. Immerhin war es fast viertel vor zwölf.

"Angie läßt mich rein." Sie löste die Verriegelung des Sicherheitsgurtes und drehte sich zu mir. "Danke fürs Bringen, Volker."

"Ich danke dir, Kleines", erwiderte ich herzlich. "Vielleicht verrätst du mir irgendwann einmal, wo du meine Geldbörse gefunden hast."

Anja nickte knapp. "Irgendwann mal. Volker, möchtest du uns ficken?"

Diese Frage traf mich völlig unvorbereitet. "Wie bitte?"

"Möchtest du uns ficken?" wiederholte sie. "Mich, Svenja, Angie. Möchtest du das?"

"Ach, Anja!" seufzte ich und zog sie an mich. Meine Finger fuhren durch ihr Haar.

"Ich kann nur das wiederholen, was ich euch heute nachmittag gesagt habe, Kleines. Ich möchte eine Freundin. Eine Freundin in eurem Alter. Ich möchte schmusen, streicheln, küssen. Eben das, was ihr mir erlaubt." Ich drückte ihr einen dicken Kuß auf die Haare.

"Wie das gerade", flüsterte ich dann. "Sobald ihr sagt, ihr wollt dies oder das nicht, werde ich es auch nicht mehr tun. Verstehst du? Wenn ihr mit mir schlafen wollt, werde ich auf keinen Fall Nein sagen, aber wenn ihr das nicht wollt, wird es auch nicht passieren." Ich rubbelte sanft ihren Kopf. "Ja, ich möchte mit einem Mädchen in eurem Alter schlafen, Anja. Sofern das Mädchen es auch will. Nicht einen Augenblick vorher. Beantwortet das deine Frage?"

"Ja", meinte sie mit einem leichten Lächeln. "Alles so wie heute?"

"Ganz genau. Ich tue etwas und warte ab. Ich streichle euch und warte auf eure Reaktion. Ich drücke euch und warte auf eure Reaktion. Ich gebe euch einen ganz leichten Kuß und warte, wie ihr reagiert. Was alles passiert, hängt ganz allein von euch ab. Und von dem, was ihr mir erlaubt."

"Alles klar." Sie drückte mich plötzlich, und überraschend stark. Ich preßte sie mit beiden Händen an mich, ihren schlanken, kindlichen Körper genießend. Ihre Wärme. Ihren Geruch.

"Gute Nacht, Kleines", flüsterte ich. "Und Danke noch mal."

"Von mir auch Danke." Ihr Mund legte sich kurz und leicht auf meine Lippen, dann löste sie sich von mir, öffnete die Tür und war mit einem Satz draußen. Sie winkte mir noch zu, bevor sie die Tür leise zu warf und einen kurzen Pfiff ausstieß. Dann lief sie zur Tür. Ich wartete, bis sich gut eine Minute später etwas tat und Anja durch die Tür ins Heim ging, bevor ich den Wagen wendete und nach Hause fuhr.

Voller Vorfreude auf den nächsten Tag.



* * *



"Danke!" wisperte Anja, als sie im Flur stand. Angie schloß die Haustür äußerst leise ab und brachte den Schlüssel wieder zurück ins Büro. Einen Moment später schloß sie die Bürotür mit dem dicken Draht eines Kleiderbügels zu und lief mit Anja leise die Treppe hinauf. Auf Zehenspitzen schlichen sich die Mädchen in ihr Zimmer. Als die Tür zu war, atmeten beide auf.

"Geschafft!" Anja drückte Angie kurz. "Danke!"

"Geschenkt. Wie war's?"

"Toll." Anja warf einen Blick auf Svenja, die schon tief und fest schlief. "Hat sie noch was gesagt?"

"Nein. Nur daß Volker uns ficken will, daß wir das nicht kapieren, daß wir alle doof sind, und so weiter. Nur sie hat den totalen Durchblick. Wie immer."

"Diesmal hat sie recht." Anja zog sich rasch aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. "Er will uns wirklich ficken, aber wie ich das verstanden habe, will er das nur, wenn wir das auch wollen. Und das glaube ich ihm auch."

"Das hättest du mir nicht sagen sollen." Seufzend ließ sich Angie in ihr Bett fallen. "Jetzt hab ich nämlich kein gutes Gefühl mehr bei der ganzen Sache."

"Hey!" Anja setzte sich auf Angies Bett. "Als ich bei ihm ankam, hatte er nur ein Badetuch an, weil er gerade geduscht hat. Trotzdem bin ich immer noch Jungfrau." Sie stieß Angie grinsend in die Seite. "Kannst ja nachschauen, wenn du mir nicht glaubst."

"Das kann ich auch sein lassen!" knurrte Angie, wurde jedoch schnell wieder ernst. "Anja? Hast du keine Angst, wenn er das so offen zugibt?"

"Nein." Sie lächelte schief, griff nach Angies Hand und drückte sie. "Nur Angst vor dem Ficken selbst, aber nicht vor ihm. Ich glaub nicht, daß ich mich in ihm getäuscht habe. Sonst hätte er sich schon an die erste Gruppe ran gemacht. Ich glaube wirklich, daß er eine Freundin sucht. Eine richtige."

"Was aber auch wieder schief geht", seufzte Angie. "Svenja ist aus dem Rennen, wie's aussieht. Über die Kirmestage sind nur noch wir beide übrig. Aber dann? Was machen wir dann, Anja? Losen?"

"Abwarten." Anja drückte noch einmal Angies Hand, bevor sie aufstand und in ihr Bett ging. Sie deckte sich halb zu und drehte sich auf die Seite, zu Angie. "Svenja muß morgen mit. Sonst weiß er gleich, daß sie es war. Wir werden ihr morgen sagen, daß sie ihr verdammtes Maul aufmachen soll, wenn ihr was nicht paßt. Genau das will Volker nämlich. Daß wir sagen, wenn uns was nicht gefällt. Wenn wir nichts sagen, glaubt er nämlich, daß wir nichts dagegen haben. Und das wird wohl selbst Svenja verstehen. Nacht, Angie."

"Nacht, Anja", seufzte Angie. "Hoffentlich hast du recht. Ich will nämlich noch nicht zur Frau werden."

"Ich auch nicht." Anja drehte sich auf den Rücken und schaltete das Licht aus. "Aber das Schmusen, im Arm halten und Drücken war doch schön, oder?"

"O ja!" Angie lachte leise. "Das war wirklich toll. Mir hat auch der kleine Kuß super gefallen."

"Mir auch. Soll Svenja sich eben in ihrer Schale verstecken. Wir zwei wollen unseren Spaß haben, oder?"

"Genau! Nacht, Anja."

"Nacht, Angie."



* * *



Ich schlief recht unruhig. Zum einen wegen des Schocks der verlorenen und dann doch wieder aufgetauchten Brieftasche, zum anderen wegen der Freude, die drei Mädchen morgen wieder zu sehen, und dann wegen der Angst, sie nicht wieder zu sehen. Immer wieder wachte ich aus erregenden oder beängstigenden Träumen auf, warf mich ein paar Minuten hin und her, bis ich wieder einschlief, nur um kurz darauf wieder aufzuschrecken. Erst als es gegen halb fünf langsam anfing, hell zu werden, schlief ich richtig ein.

Ich erwachte gegen zehn Uhr und wurde direkt nervös. Würden sie wirklich kommen? Würde ich heraus finden, ob Angie oder Svenja meine Brieftasche geklaut hatte? Warum sie es getan hatte? Und würde Anja womöglich noch zutraulicher werden? Oder Angie?

Ich war ein reines Nervenbündel, als ich mir Frühstück machte.



* * *



"Fräulein Rühr-mich-nicht-an wird wach."

Verwundert öffnete Svenja die verschlafenen Augen und sah direkt in das spöttische Gesicht von Angie. Im gleichen Moment war die Erinnerung an den letzten Tag wieder da. Svenja warf wütend das Oberbett zurück, sprang aus dem Bett und lief ins Bad. Angie streckte kurz den Mittelfinger der rechten Hand in Richtung Tür aus, bevor sie sich den Schlafanzug auszog und in ihre Kleidung von gestern schlüpfte. Nur das Höschen war frisch.

Als sie fertig war, streckte sich Anja, die in diesem Moment erwachte, und gähnte laut und herzhaft.

"Morgen", meinte Angie fröhlich, als Anja sich grunzend entspannte.

"Nacht", murmelte Anja. Sie wickelte sich in das Oberbett und drehte sich auf die Seite.

"Nix schlafen. Raus aus der Kiste!"

"Leck mich!" knurrte Anja. "Ich brauch nun mal mehr Schlaf als du."

"Wasch dich lieber", konterte Angie trocken. "Lecken kann dich jemand anders."

"Pfh." Anja rollte sich herum, die Augen weit offen. "Freust du dich auch schon?"

"O ja." Angie riß das Fenster auf, setzte sich auf die Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. "Eine volle Woche Kirmes, zum Nulltarif."

"Darüber habe ich auch nachgedacht." Anja streckte sich noch einmal gründlich, bevor sie sich aufsetzte.

"Das muß doch ein Vermögen kosten, Angie. Rechne doch mal! Acht Mark für die Achterbahn. Vier Personen sind 32 Mark. Wir haben zwei Runden gemacht. Sind schon 64. Die anderen Dinger kosten auch fünf bis sieben Mark. Der wird noch arm dabei!"

"Das wußte er vorher." Angies Augen zeigten keinerlei Mitleid. "Anja, das ist ein Geschäft. Er will Freundinnen, die er einlädt, und die hat er nun. Er will etwas und zahlt dafür. Ganz einfach."

"Ich weiß nicht." Anja wand sich wie unter einem unbequemen Gefühl. "Mir kommt das nicht richtig vor. Ich meine, an sich schon, aber das ist doch alles so teuer!"

"Das wußte er vorher", wiederholte Angie gelassen. "Ganz klare Linie, Anja." Plötzlich kniff sie die Augen zusammen.

"Sag mal, bist du etwa in ihn verliebt?"

Anja wurde feuerrot. Sofort strich sie sich den Pony ins Gesicht, hinter dem sie sich versteckte.

"Nein!" knurrte sie halbherzig. "Ich dachte nur, daß wenn wir ihn so ausnehmen, er hinterher vielleicht keine mehr von uns will."

"Anja ist verliebt!" sang Angie mit breitem Grinsen. "Anja ist verliebt! Anja ist verliebt!"

"Hältst du die Schnauze!" Mit einem Satz war Anja aus dem Bett. Angie quietschte auf und rettete sich durch einen gekonnten Sprung von der Fensterbank mit nachfolgendem Haken aus dem Zimmer. Anja sah ihr wutentbrannt hinterher.

"Was hat Angie denn?" meinte Svenja, die in diesem Moment zurück kam. Anja schoß einen Blick voller Zorn auf ihre Zimmerkameradin ab, bevor sie wütend aus dem Zimmer stapfte. Svenja sah ihr verwirrt hinterher.

"Was hab ich denn jetzt wieder gemacht?"



* * *



"Kommt mal her." Anja schaute auffordernd zu Svenja und Angie, die sich zu ihr auf das Bett setzten.

"Ein paar Regeln für nachher." Sie schaute Svenja direkt in die Augen. "Wenn du ihm noch mal was klaust, breche ich dir den Hals. Klar?" Svenja nickte bedrückt.

"Hoffentlich. Anstatt zu klauen machst du den Mund auf und sagst, wenn dir was nicht paßt. Genau das will Volker, du blödes Huhn. Kapiert?"

"Und dann?" murrte Svenja. "Wenn ich ihm sage, daß ich nicht küssen will, schaut er mich doch nicht mehr an und -"

"Spendiert dir auch nichts mehr, was?" unterbrach Anja sie ätzend. "Deine Sorgen möchte ich haben. Du kommst schon auf deine Kosten, da mach dir mal keine Gedanken. Sag ihm, daß du nicht küssen willst, und Schluß. Im Gegensatz zu dir ist Volker nämlich ehrlich."

"Ich hab langsam genug." Svenja wurde sauer. "Wieso hackst du eigentlich immer auf mir rum?"

"Weil du uns immer alles kaputt machst." Anja brachte ihr Gesicht so dicht an das von Svenja, daß es dieser schon ungemütlich wurde. "Letzte Woche die Fete. Wer hat im letzten Moment beim Abendessen laut rumgetönt, daß sie sich auf keinen Fall nach draußen schleichen und auf eine Fete gehen wird?" Svenja wurde dunkelrot. "Und vor zwei Wochen? Wer hat da diesen ganz unschuldigen Satz fallen lassen, daß Bernd sowieso keinen Käufer für sein Hasch findet? Direkt vor dem Leiter?" Anja mußte tief durchatmen, um sich zu beruhigen.

"Du merkst das schon gar nicht mehr, Svenja. Du machst immer nur kaputt und tust dabei noch so, als wärst du eine Heilige. Aber Heilige klauen nicht. Heilige schleichen sich auch nicht in andere Zimmer und lesen Tagebücher. Komm mal langsam von deinem hohen Roß runter. Regel Nummer Zwei." Sie sah zu Angie.

"Eine von uns setzt bei den Karussells aus. Es gehen immer nur zwei mit ihm. Sonst wird er arm und hat kein Geld mehr, uns die ganze Kirmes auszuhalten. Klar?"

"Nein." Angie hielt Anjas Blick ungerührt stand. "Du kannst gerne aussetzen, wenn du das möchtest, aber ich nicht. Er hat mich eingeladen. Wie dich. Wie Svenja. Also nehme ich auch alles mit. Klar?"

"Macht dir das Spaß, so egoistisch zu sein?" fuhr Anja sie aufgebracht an. Angie schüttelte den Kopf.

"Das siehst du jetzt falsch. Er sucht eine Freundin für die Kirmes. Und -"

"Ganz genau!" unterbrach Anja sie heftig. "Eine Freundin. Und nur, weil ihr zwei so feige seid, hat er uns alle drei am Hals. Das war schon fast Erpressung, was wir gemacht haben."

"Nein." Angie zündete sich eine Zigarette an. "Du hast recht. Ich bin feige. Wie Svenja. Aber mir ist das auch zu riskant. Er ist immerhin erwachsen. Er muß nur einmal zuschlagen, dann sind wir bewußtlos. Er kann uns hinschleppen, wo er will. Uns ausziehen, uns vergewaltigen, uns verprügeln, verkaufen... Alleine ist das zu gefährlich. Wenn du das feige nennst... Gut, bin ich eben feige. Mein Leben ist nicht das beste, aber es ist das einzige Leben, was ich habe." Das gab Anja zu denken.

"Und außerdem hat er das akzeptiert." Angie sprach ruhig und gelassen weiter. "Ihm macht es ja auch Spaß, zwei von uns gleichzeitig im Arm zu haben. Dafür kann er uns ruhig auch alles ausgeben. Genau das war der Deal, Anja. Und drittens und letztens muß er selbst wissen, was er sich leisten kann. Hast du auf seine Klamotten geachtet? Auf die Markenzeichen? Hemd und Hose von Boss, Schuhe von Gucci, Brieftasche von Aigner. Der trägt mehr Geld am Körper, als wir drei im Jahr an Taschengeld bekommen."

"Da muß ich Angie recht geben", fiel Svenja vorsichtig und zögernd ein. "Er hatte alle vier Kreditkarten in seiner Brieftasche, Anja. Visa, MC, Diners Club, Amex. Alle vier in Gold." Anja warf ihr bei der Erwähnung seiner Brieftasche einen wütenden Blick zu.

"Das hast du dir natürlich ganz genau angesehen, was?"

"Anja." Angie drückte mit rechts die Zigarette aus, während sie Anja mit links umarmte. "Darum geht es nicht. Was Svenja gemacht hat, war totaler Scheiß; da müssen wir gar nicht drüber reden. Es geht jetzt darum, daß er Geld hat. Was für ein Auto fährt er? Ich konnte das im Dunklen nicht so gut sehen."

Anja zuckte die Schultern. "Hab ich nicht drauf geachtet. War aber groß." Sie atmete laut aus.

"Na gut. Geld hat er also. Trotzdem! Mit uns dreien hat er auch drei Mal so viel Kosten am Hals. Und das, obwohl er nur eine einzige Freundin wollte. Aber wir haben ihn dazu gebracht, uns drei als Freundin zu haben. Genau das paßt mir jetzt nicht. Nicht, daß wir alle seine Freundinnen sind, sondern daß er drei hat, wo er doch nur eine wollte. Und das, meine vernünftige Angie, liegt nur an eurer Angst. Ich hab ihm nur gesagt, daß wir das nur zu dritt machen, weil ihr zwei so viel Schiß hattet. Also haben wir ihn doch irgendwo erpreßt."

Nun war es Angie, die laut ausatmete.

"Hast recht", gab sie zögernd zu. "Ich sehe es zwar anders, aber man könnte es so sagen."

Wider Erwarten wurde auch Anja friedlich.

"Ich sehe es doch genauso", meinte sie leise. "Ich weiß, daß ich anders bin als ihr, Angie. Ich hab Angst vor Würmern, aber das war es auch schon. Ich mach viel mehr als ihr, was gefährlich ist."

"Ja, nicht?" Angie grinste breit. "Wie letzten Herbst, wo dem Jörg sein Drachen im Baum landete. Alle hatten Schiß, da rauf zu gehen, weil das so ein dünnes Bäumchen war, aber du krabbelst da hoch wie ein Affe auf eine Palme. Mir wurde nur vom Zusehen schon so schwindelig, daß ich beinahe kotzen mußte."

Anja zuckte verlegen grinsend mit den Schultern.

"So ist das eben bei mir. Aber nach gestern Abend..." Sie sah Angie fest in die Augen. "Er hatte nur ein Handtuch an, Angie. Ich war im Rock. Und was macht er? Schiebt mich in sein Wohnzimmer und geht sich umziehen. Und das, obwohl ich alleine in seiner Wohnung war. Er tut uns nichts. Bin ich ganz sicher. Und gerade deswegen finde ich, wir sollten ihm auch etwas entgegen kommen."

"Ich verstehe dich ja." Seufzend zündete sich Angie die nächste Zigarette an. "Ich finde ihn auch nett. Seine Hände liegen immer nur da, wo's nicht unangenehm ist, und er hat mich so im Arm, daß ich mich wohl dabei fühle. Aber..." Sie machte ein gequältes Gesicht.

"Wir kriegen doch kaum Taschengeld! Und Kirmes ist auch nur ein Mal im Jahr. Wann haben wir denn schon mal die Chance, eine ganze Woche lang alles mitzunehmen, was da ist? Verstehst du mich auch?"

"Ja." Anja schaute bedrückt zu Boden. "Bis gestern war ich ja auch so, Angie. Aber das in seiner Wohnung... Da hab ich gemerkt, daß er wirklich lieb und nett ist. Gut, er steht auf Mädchen in unserem Alter. Solange er brav ist und uns nichts tut, ist das ja auch okay. Jetzt hab ich den Faden verloren. Nein, hab ihn wieder." Sie kicherte kurz.

"Also: er steht auf Mädchen wie uns. Er hat mir gestern gesagt, daß er auch ficken will, aber - und das ist ein ganz großes Aber! - nur dann, wenn das Mädchen es auch will. Und nach gestern Abend glaube ich ihm das auch. Wenn er anders wäre, wäre ich gestern wohl nicht mehr lebendig nach Hause gekommen." Sie griff nach Angies Hand.

"Ich mag mein Leben auch, Angie. Es ist auch beschissen, wie deins und das von Svenja und das von allen anderen hier, aber nicht so beschissen, daß ich gerne umgebracht werden möchte. Ich habe das Gefühl, daß wir drei es richtig gut mit ihm haben können, wenn wir es einigermaßen geschickt anstellen."

"Geschickt anstellen?" Angie runzelte die Stirn. "Jetzt widersprichst du dir aber total, Anja. Willst du ihn jetzt doch ausnutzen?"

"Ganz im Gegenteil." Anja grinste breit. "Ich meine damit, daß wir etwas tun, was besonders Svenja sehr schwer fallen wird."

"O nein!" Svenja schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Auf gar keinen Fall! Ich geh nicht mit ihm in die Kiste!"

"Noch schwerer." Anja konnte ihr Lachen kaum mehr unterdrücken, als ihre beiden Freundinnen sie fragend anschauten.

"Ich meine damit", sagte sie langsam und voller Genuß, die Augen auf Svenja gerichtet, "daß wir drei, wir alle drei, ganz besonders ehrlich zu ihm sind."

Svenja wurde flammend rot, vor Scham und vor Wut.

"Soll ich ihm etwa sagen, daß ich ihn beklaut habe?" fragte sie mit bebender Stimme. Anja nickte ernst.

"Genau. Das, und warum du das gemacht hast. Du riskierst vielleicht eine Backpfeife, aber wir können aus seiner Reaktion bestimmt viel sehen."

"Klingt gut." Angie sah Svenja auffordernd an. "Das solltest du vielleicht wirklich tun, Svenja. Erstens kapiert er damit, daß wir uns nicht alles gefallen lassen, und zweitens können wir aus seiner Reaktion sehen, wie er wirklich ist. Wenn er anfängt zu toben und zu brüllen, ist eben Schluß nach der Kirmes. Wenn nicht..." Ihr Blick wanderte zu Anja. "Wenn er locker drüber weg sieht, ist er tatsächlich okay, und wir reden dann noch mal über die Zeit nach der Kirmes."

"Genau." Anja lächelte zufrieden.

"Nein." Svenja schüttelte störrisch den Kopf. "Ich sag's ihm nicht. Wenn er mir nun wirklich eine klebt?"

"Dann bekommst du das, was du verdienst." Anja wurde wieder wütend. "Ich hab ihm gestern nicht gesagt, daß du es warst, aber das kann ich heute ganz schnell nachholen."

"Ich sage ihm, daß ich es war."

Svenjas und Anjas Köpfe fuhren zu Angie herum.

"Was?"

Angie lächelte schelmisch. "Ich glaub nicht, daß er haut. Und wer seine Brieftasche geklaut hat, ist doch egal. Für ihn macht das keinen Unterschied, ob Svenja oder ich das war. Du kannst es nicht gewesen, Anja, sonst hättest du sie ihm nicht zurück gebracht."

Anja seufzte laut. "Wie gesagt: Ehrlichkeit fällt Svenja ganz besonders schwer. Na schön. Machen wir das so. Wenn er sauer wird, sage ich ihm, daß du gelogen hast und ich es war. Dann weiß er gar nicht mehr, was Sache ist." Sie funkelte Svenja an. "Das machen wir nur, um dich zu decken. Obwohl du das gar nicht verdient hast."

Svenja schaute verlegen auf den Boden.











Kapitel 3




Ich stand schon um halb zwei an der Haltestelle, wo die Mädchen aussteigen würden. Das heißt, wo ich hoffte, daß sie aussteigen würden. Je näher der Minutenzeiger der "12" kam, um so nervöser wurde ich, und nach jeder Straßenbahn, in der die Mädchen nicht waren, vermutete ich noch stärker, daß sie überhaupt nicht kommen würden.

Wieder hielt eine Bahn; es war jetzt genau drei Minuten vor zwei. Ich musterte die vielen Menschen, die ausstiegen, als ich plötzlich eine helle Stimme hörte.

"Volker!"

Ich schaute suchend über die Menge und sah plötzlich einen schwarzhaarigen Kopf, der gleich wieder in der Menge verschwand. Sekunden später standen die drei vor mir. Überglücklich zog ich Anja an mich, die meine Umarmung kräftig erwiderte. Um uns strömten die Menschen vorbei, und nach einigen Augenblicken war die Haltestelle wieder leer.

"Ich hatte schon Angst, ihr würdet gar nicht kommen!" sagte ich erleichtert.

"Wieso?" Angie schob Anja beiseite und kam in meinen Arm. Ihre grünen Augen schauten mich forschend an. "Weil ich deine Brieftasche geklaut habe? Das tut mir leid, aber das kam irgendwie über mich."

Ihr freimütiges Geständnis brachte mich kurzzeitig aus dem Konzept. Ich drückte sie sanft.

"Warum?" fragte ich sie leise. "Was war der Grund, Angie? Brauchtest du Geld?"

"Wir brauchen immer Geld", erwiderte sie traurig. "Bist du mir böse?"

"Nein." Ich zog ihren Kopf an meine Brust und streichelte ihre Haare. "Eher enttäuscht. Gestern dachte ich zuerst, daß irgendein Taschendieb sie mir geklaut hätte, aber als Anja sie mir wieder brachte, konnte ich mir denken, daß es eine von euch gewesen sein mußte. Das tat weh, Angie. Wir vier haben zwar so etwas wie eine Geschäftsvereinbarung, aber ich war dennoch der Meinung gewesen, daß es auch für euch ein schöner Tag gewesen war. Daß ich euch etwas Freude geben konnte. Trotzdem glaube ich dir nicht."

Ihr Kopf fuhr hoch. "Wieso?"

"Weil du dann heute nicht gekommen wärst. Wenn du wirklich Geld bräuchtest, hättest du bis zum letzten Kirmestag gewartet. Aber du bist nicht der Typ dafür. Du nimmst, was du kriegen kannst, aber du bist nicht so risikobereit, daß du stiehlst. Bleiben also nur Anja und Svenja. Und daß Anja mir zuerst die Brieftasche klaut und dann wieder bringt, ist ziemlich unwahrscheinlich. Nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich."

"Ich war es."

Mein Kopf fuhr zu Svenja herum, die mich beschämt anschaute.

"Und warum?" fragte ich sie so ruhig wie vorher Angie. "Nur wegen Geld?"

Sie schüttelte leicht den Kopf.

"Nein. Wegen dem Kuß. Das hat mir nicht gepaßt. Das ging mir viel zu schnell."

"Das war kein Kuß, verflucht!" ereiferte sich Anja. "Das habe ich -"

"Warte." Ich ließ Angie los, während ich Anja ansah. "Sei so lieb und laß Svenja erklären, ja? Irgend etwas gestern hat ihr den Spaß verdorben, und das möchte ich gerne wissen, um es zukünftig vermeiden zu können." Anja nickte knapp. Ich wandte mich wieder zu Svenja.

"Du meinst den Kuß, als wir uns gestern hier getrennt haben?"

Das Mädchen nickte. "Genau. Für mich war das ein Kuß. Ich küsse nicht gleich am ersten Tag. Oder am zweiten. Ich brauch mehr Zeit dafür."

"Okay. Warum hast du mir das gestern nicht direkt gesagt?"

Svenja zuckte mit den Schultern. Ich mußte lächeln.

"Also wolltest du mich bestrafen. Richtig?"

Sie nickte, während sie gleichzeitig auf den Boden schaute.

"Du hast Preise, Kind!" grinste ich. Svenja sah verwirrt auf.

"Wie, Preise?"

"Na, wenn ein so winziger Kuß gleich die ganze Brieftasche plus alle Scheck- und Kreditkarten kostet... Was verlangst du dann für einen richtigen Kuß? Mein Haus und mein Auto?" Ich zwinkerte ihr zu. Anja prustete vor Lachen, auch Angie grinste breit. Svenja wurde dunkelrot. Ich legte meinen linken Arm um ihre Schultern, während ich gleichzeitig die Lasche über der rechten Gesäßtasche zuknöpfte. Sicher war sicher.

"Kommt", meinte ich dann zu den Mädchen. "Gehen wir los."

Anja sprang an meine rechte Seite und schaute mich durch ihren schwarzen Vorhang an.

"Ich kann heute nicht viele Karussells fahren", meinte sie bedrückt. "Irgendwas am Mittagessen war faul."

"Irgend etwas an diesem Satz ist faul." Ich sah ihr tief in die Augen. Sofort senkte sie ihren Kopf.

"Wirklich!" meinte sie, ohne mich anzusehen. "Irgendwas daran habe ich nicht vertragen."

"Das Salz", half Angie mit einem gemeinen Grinsen aus. "Das war schlecht. Diese vielen weißen Körner... Das verträgt kaum einer."

Anja warf ihr einen wütenden Blick zu. Svenja grinste trotz ihrer Verlegenheit.

"Also schön." Ich schaute mir die drei der Reihe nach an. "Was haltet ihr davon, wenn wir erst einmal etwas trinken? Und uns etwas unterhalten. Ich finde es vollkommenen Blödsinn, Regeln aufzustellen, aber ich habe das Gefühl, daß wir uns über den Ablauf der Kirmestage doch einmal unterhalten sollten."

"Auf jeden Fall!" sagte Svenja aus tiefstem Herzen. "Ein paar Dinge möchte ich doch klar stellen."

"Prima. Ich nämlich auch. Wer noch?"

Angie schüttelte den Kopf. "Für mich ist das alles klar. Du lädst uns ein, und dafür hältst du uns im Arm. Richtig?"

"Falsch!" fauchte Anja. "Er hat uns als Freundinnen, und Freundinnen werden nicht ausgehalten!"

"Ich habe nicht 'aushalten' gesagt." Angie blieb ruhig, doch ihre herrlichen grünen Augen blitzten. "Ich habe 'einladen' gesagt."

"Für dich ist das doch das gleiche. Hast du vorhin -"

"Hey!" lachte ich, während ich Anja fest an mich drückte. "Keine Schlägerei, ja? Du hast schon zwei herrlich blaue Augen; du brauchst nicht noch ein drittes."

"Das kriege ich auch nicht. Eher sie."

"Das werden wir sehen", erwiderte Angie gelassen. Anja holte tief Luft und ließ dann langsam den Dampf ab.

"Okay", meinte sie dann friedlich. "Gehen wir was trinken. Und reden."

"Eins möchte ich vorab sagen", meinte ich, während wir uns in Bewegung setzten. "Und zwar dir, Anja."

Sie drehte ihren Kopf zu mir und schaute mich fragend an.

"Was denn?"

Ich strich ihr zärtlich über die Wange. "Daß ich anfange, dich sehr gern zu haben. Sehr gern. Gehst du immer gleich auf die Palme?"

Angie prustete los. "Ja! Sie ist unser Affe!"

"Ey!" Anja wollte sich von mir losreißen, um sich auf sie zu stürzen, doch ich hielt sie fest.

"Das war doch ein Kompliment", grinste Angie. "Sie kraxelt Bäume rauf, als wäre sie ein Affe. Wahnsinnig schnell und sicher."

"Und voller Energie." Ich schaute sie so zärtlich an, daß sie rot wurde und verlegen das Gesicht abwandte.

"Manchmal", sagte sie dann. "Also auf die Palme."

"Hast du dich schon oft geprügelt?"

"Nein. Aber schon oft duelliert." Sie sah wieder auf; ihre blauen Augen schimmerten fröhlich.

"Verstehe." Langsam begann ich, mir ein Bild vom Charakter der drei zu machen.

Wir gingen zu einem der Getränkestände, wo wir uns etwas zu trinken holten, und setzten uns dann mit den Bechern ins Gras. Das heißt, ich setzte mich; die Mädchen, die wieder ihre kurzen Röcke trugen, knieten sich, um die Kleidung nicht zu beschmutzen.

"Am besten fange ich mal an", meinte ich, als wir alle saßen. "Ich bin gestern mit dem Vorsatz zur Kirmes gekommen, ein junges Mädchen als Freundin zu finden. Entweder nur für die Woche hier, oder auch für länger, wenn das Mädchen es so will. Daß ihr jetzt zu dritt seid, spielt keine Rolle. Es macht für meine Einstellung keinen Unterschied." Die drei hörten gespannt zu.

"Ich habe Anja gestern schon einiges gesagt, aber ich möchte das noch einmal wiederholen. Ich suche eine Freundin. In eurem Alter. Weil ich mir nichts aus Frauen in meinem Alter mache. Aber das Zauberwort dabei heißt Freundin. Eine richtige Freundin, für die ich ein richtiger Freund sein kann. Versteht ihr?" Drei Köpfe nickten.

"Gut. Der Altersunterschied ist zwar im ersten Moment ein Problem, aber ich glaube ganz sicher, daß das keine Rolle mehr spielt, wenn man sich erst einmal näher kennt. Und damit sind wir auch schon beim wichtigen Punkt." Ich sah zu Svenja.

"Wenn sich Junge und Mädchen anfreunden, kommt es irgendwann zum ersten Kuß. Das wißt ihr so gut wie ich. Nach dem Kuß kommt das Anfassen, und irgendwann das miteinander Schlafen. Das ist bei so gut wie allen Freundschaften der selbe Ablauf. Was ist aber noch bei einer Freundschaft wichtig?"

"Daß man sich vertraut", sagte Anja sofort.

"Daß man miteinander redet", meinte Angie.

"Daß man dem anderen sagt, was man will und was nicht." Svenja sah mich ernst an. Ich nickte.

"Ganz genau. Vertrauen, Reden, Grenzen setzen. Wenn ihr etwas nicht möchtet, dann sagt es mir. Egal, was es ist. Ich kann euch versprechen, daß ich das dann auch nicht mehr tue. Bei jeder Freundschaft erforscht man, wo die Grenzen sind, und wenn sie erst einmal abgesteckt sind, fühlen sich beide Seiten sicherer."

"Bis der andere die Grenze überschreitet."

"Richtig, Svenja. Aber wie gesagt: wenn du mir verrätst, was du nicht möchtest, werde ich das auch nicht tun. Ich muß es nur wissen. Ich muß wissen, wo deine Grenze ist, damit ich nicht aus Versehen in dein Gebiet eindringe."

Svenja zog eine Grimasse. "Mag ja alles sein, aber irgendwann willst du doch mit uns schlafen. Und genau das will ich nicht."

"Das ist Schritt Einhundert, Svenja. Wenn du schon bei Schritt Drei, also dem Kuß, die Grenze ziehst, wird es gar nicht erst zu Schritt Vier und allen anderen dahinter kommen. Und zu Schritt Einhundert schon mal gar nicht."

"Das sagst du doch nur", murrte sie.

"Womit wir bei dem Vertrauen wären." Ich sah die drei der Reihe nach an. "Vertrauen baut sich allmählich auf. Beim Mögen ist das anders. Entweder man mag sich von Anfang an, oder man mag sich nicht. Vertrauen ist jedoch etwas, was ganz allmählich kommt. Vertrauen könnt ihr nur dann, wenn euer Vertrauen nicht enttäuscht wird. Und je öfter euer Vertrauen belohnt wird, um so stärker vertraut ihr auch. Ganz offensichtlich ist dein Vertrauen, Svenja, schon sehr oft enttäuscht worden. Aber wie oft habe ich dich schon enttäuscht?"

"Ein Mal."

"Bei dem Kuß gestern. Stimmt. Aber nur, weil ich nicht wußte, daß du das nicht wolltest. Jetzt muß ich aber mal ganz dumm fragen, warum du nach Anja und Angie dann überhaupt in meinen Arm gekommen bist? Du wußtest da doch schon, was ich tue."

"Und sei jetzt mal ganz ehrlich", meinte Anja halblaut. "Das würde mich nämlich auch interessieren."

"Stimmt!" Angie schaute uns überrascht an. "Als ich das gesehen habe, wußte ich, daß mir das auch blüht. Aber weil Anja so strahlte, dachte ich, ich probier's halt mal. Was war da los, Svenja?"

Svenja verzog nur das Gesicht, ohne etwas zu sagen. Sie trank von ihrer Cola, schaute mißmutig in die Gegend und stieß plötzlich den Atem aus.

"War doch nur wegen euch!" fuhr sie Anja und Angie plötzlich an. "Ein einziges Mal wollte ich euch zeigen, daß ich nicht immer alles kaputt mache, und da küßt er mich plötzlich! Ich dachte, er sieht, daß ich das nicht will, aber nein! Er küßt gleich."

"Jetzt sind wir wieder schuld!" Anja klatschte lachend in die Hände. "Geil! Immer die anderen. Das muß ich mir auch mal angewöhnen."

"Du kannst dir lieber deine beschissenen Kommentare abgewöhnen!" schnauzte Svenja sie an. "Die stehen mir sowieso langsam bis obenhin!"

"Ach ja?" Anja strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Und weißt du, was mir bis obenhin steht? Dein falsches Getue! Du machst nicht ein einziges Mal deine verdammte Klappe auf und sagst, was los ist. Nein, du hältst still, und dann, wenn man sich umdreht, kommt das Messer von hinten. Und du falsche Schlange findest das auch noch total in Ordnung."

"Ja und? Ich bin nun mal nicht so auf Draht wie du. Können nicht alle so ein As im Sport sein."

"Was hat das denn damit zu tun?" fragte Angie erstaunt. "Wieso -"

"Du hältst dich da raus!" Svenja begann, der ganzen Welt den Krieg zu erklären. "Anja weiß ganz genau, wie das zusammen hängt."

"Nee, weiß ich nicht." Anja beugte sich vor. "Erklär mal."

"Leck mich doch am Arsch."

"Verstehe." Anja nickte zufrieden. "Doch, das war eine gute Erklärung. Jetzt ist mir das klar. Dir doch auch, Angie, oder?"

Angie zuckte gelangweilt mit den Schultern. "Ja. Völlig."

Mir wurde auch langsam etwas klar, und es war ein guter Zeitpunkt, wieder in das Gespräch einzugreifen, bevor Anja und Svenja sich die Köpfe einschlugen.

"Svenja", sagte ich deshalb schnell. "Warum bestrafst du dich selbst?"

"Was?" Anja sah mich verblüfft an. "Bist du jetzt auch durchgeknallt?"

"Ich glaube nicht. Svenja?"

Das blonde Mädchen ließ den Kopf sinken. Zwei Tränen blitzten kurz auf, bevor sie ins Gras fielen. Ich rutschte neben sie und nahm sie in den Arm.

"Warum, Svenja?" fragte ich sie leise. "Was ist der Grund? Hängt das mit dem Feuer damals zusammen? Bestrafst du dich, weil du noch lebst? Fühlst du dich so schuldig, weil du dich gerettet hast, deine Eltern aber gestorben sind? Machst du deswegen alles, um unglücklich zu sein?"

Svenja begann übergangslos, zu weinen.

"Ich hab's doch versucht!" schluchzte sie. "Ich hab noch versucht, sie wach zu machen. Aber wegen der verdammten Pillen ging das nicht! Jeden Abend haben sie welche davon geschluckt und sich ins Bett gelegt. Erst kamen diese tollen Farben und Bilder, wie sie sagten, und dann der Schlaf. Ich hab mir so Mühe gegeben, aber sie wurden einfach nicht wach! Und alle Zimmer brannten schon. Was sollte ich denn machen? Ich hab sie angeschrien, sie gestoßen und gepikst und gezogen, aber sie wurden einfach nicht wach. Und ich konnte kaum was sehen, weil alles voller Rauch war, und ich konnte auch kaum mehr atmen. Ich mußte doch raus! Ich wollte nicht verbrennen! Aber sie wurden einfach nicht wach! Ich hab's doch so versucht!" Sie warf sich an mich und weinte sich die kleine, gequälte Seele aus dem Leib.

Da hatten wir es, dachte ich, während ich Svenja mit Armen und Händen an mich drückte und ihr Halt gab. Es waren nicht immer nur Erwachsene, die tief sitzende, vergrabene Probleme hatten. In zehn Jahren hätte Svenja diesen Vorfall so verdrängt, daß ein Psychiater mehrere Wochen gebraucht hätte, um es heraus zu finden, und in zwanzig Jahren sogar mehrere Monate. Doch jetzt war Svenja noch ein Kind, mit all der Offenheit ihrer zwölf, fast dreizehn Jahre, und so war der Unfall noch immer sehr präsent.

Zu ihrem Glück. Nur so war es möglich gewesen, innerhalb weniger Fragen an den Kern ihrer Schuld zu kommen.

Sie hatte vollkommen recht: was hätte sie mit sieben Jahren schon tun können? Ihre Eltern über die Schulter legen und sie nach draußen tragen? Unmöglich. Nachbarn informieren? Das setzte eine Logik und Ruhe voraus, die in diesem Alter einfach noch nicht da war. Bei den meisten Kindern jedenfalls nicht. Sie hatte im Rahmen ihrer Möglichkeiten gehandelt und versagt, wie so gut wie jedes Kind an ihrer Stelle. Daß ihre Eltern entweder Schlaftabletten oder Rauschgift genommen hatten - wobei ich jedoch eher vom zweiten ausging - hatte eine eventuelle Rettung vollkommen unmöglich gemacht. Und doch gab sie sich die Schuld am Tod ihrer Eltern; wie ein Kind sich die Schuld gibt, wenn sich die Eltern scheiden lassen und trennen.

Anja und Angie standen auf, wie ich aus den Augenwinkeln mitbekam, und sprachen leise mit einem Sicherheitsmenschen, der mißtrauisch zu uns gekommen war. Während sie mit ihm redeten, tröstete ich die bitterlich weinende Svenja, flüsterte ihr Aufmunterungen ins Ohr, daß sie noch ein kleines Kind gewesen war, daß sie überhaupt nichts hätte tun können, und so weiter, bis sich ihr Weinen langsam verringerte und schließlich ganz aufhörte. Erhitzt, erschöpft und vollkommen fertig lag sie an mir, hörte auf mein Flüstern und nickte gelegentlich ganz leicht. Wieder und wieder redete ich auf sie ein; hämmerte ihr ein, daß sie erst sieben junge Jahre alt gewesen war; programmierte ihre Schuld um in Akzeptanz; bis sie schließlich den ersten Schritt machte, den Kopf hob und mich mit nassen Augen anschaute.

"Du hast recht", meinte sie bedrückt. "Ich konnte wirklich nicht mehr machen."

"Ganz genau. Selbst Feuerwehrleute, die dafür ausgebildet werden, andere Menschen aus einem Feuer zu retten, haben nicht immer Erfolg. Auch denen ist das eigene Leben näher als ein fremdes, so hart das jetzt auch klingt. Aber irgendwann schaltet sich der Selbsterhaltungstrieb ein und sorgt dafür, daß dein eigenes Leben weiter geht. Dieser Trieb ist so stark, daß sich so gut wie niemand dagegen wehren kann."

Ein Schatten fiel auf uns. Wir sahen auf und sahen den Mann von der Sicherheitsgruppe, zusammen mit einem Sanitäter vom Roten Kreuz.

"Alles in Ordnung?" fragte dieser Svenja. Das Mädchen nickte. Der Sani hockte sich neben sie.

"Hat der Mann hier dir etwas getan?"

"Ja!" lachte Svenja, während sie mich mit aller Kraft drückte. "Der hat getan, daß ich wieder klar denken kann!"

"Woher kennt ihr euch?"

Diese Frage erschien mir etwas zu unverschämt, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich Angie ein.

"Vom Heim", erwiderte sie kaltschnäuzig. "Er ist einer unserer Betreuer. Wir kennen ihn schon ein paar Jahre."

Das stellte ihn zufrieden. Er stand wieder auf, doch ich bat ihn, noch einen Moment zu warten.

"Svenja, möchtest du mit ihm gehen und dich ein paar Minuten hin legen? Etwas ausruhen?"

"Nein", erwiderte sie spontan. "Ich möchte jetzt etwas essen, und was trinken. Dann geht's wieder."

Die beiden Männer sahen sich kurz an. Der Sani nickte, worauf die beiden sich zurück zogen.

"Dann komm", sagte ich lächelnd zu Svenja. "Worauf hast du Hunger?"

Sie schaute mich lange an. Ihr Blick wanderte über mein Gesicht, den Kopf, den Oberkörper. Schließlich sah sie mir wieder in die Augen und sagte: "Darauf."

Im nächsten Moment legten sich ihre Lippen auf meine. Kurz nur, aber kräftig. Dann zog sie den Kopf zurück; ihre Augen leuchteten.

"Danke!" flüsterte sie. Gerührt drückte ich sie an mich.

"Schon okay. Hauptsache, du bist in Ordnung. Gehen wir was essen."

Und selbst meine Brieftasche war noch da.



* * *



"War das ein Tag!" Zufrieden ließ sich Anja auf ihr Bett fallen, spreizte Arme und Beine weit ab und streckte sich und gähnte. Angie setzte sich auf ihr Bett und fing an, sich auszuziehen.

"Vollgefressen und kotzübel", meinte sie grinsend. "Ich eß nie wieder was direkt vor der Achterbahn. Aber was besonders toll war: Svenja hat keinen einzigen blöden Spruch los gelassen."

"Laß sie in Ruhe." Anja setzte sich auf und sah zu Svenja, die den ganzen Tag über sehr still gewesen war. "Bist du in Ordnung, Svenja?"

Angie war von dem mitfühlenden, besorgten Ton in Anjas Stimme überrascht.

"Schlägst du dich jetzt auf ihre Seite?"

"Nein." Anja sah sie nicht einmal an. "Svenja hat sich auf unsere Seite geschlagen, du Holzkopf. Oder besser gesagt: Volker hat sie auf unsere Seite gebracht. Stimmt's, Blondie?"

Svenja nickte mit einem verlegenen Lächeln.

"Glaub schon", sagte sie leise. "Ich fühl mich irgendwie - leer, aber das ist so 'ne komische Leere. Keine schlimme. Eher eine - na, als würde bald etwas kommen, was mir sehr gefällt. Keine Ahnung."

"Eine Leere, wo bald was kommt, was dir gefällt." Anja grinste breit. "Redest du vom Ficken?"

"Arsch!" Lachend schlug Svenja mit ihrem Kissen nach Anja, die kichernd auswich. Angie sah ihnen verständnislos zu. Waren die beiden plötzlich Freundinnen? Hatte sie da etwas verpaßt?

Als Svenja ins Bad lief, setzte sich Angie zu Anja, die sich als letzte gerade für die Nacht fertig machte.

"Seid ihr jetzt dicke Freunde, oder was?"

"Scheint so." Anja lächelte schief. "Gib ihr 'ne Chance, Angie. Ich hab nicht viel von dem kapiert, was Volker ihr gesagt hat, aber ich glaube, daß Svenja jetzt nicht mehr link ist. Irgendwie hatte sie viel Schuld oder so, weil sie ihren Eltern nicht helfen konnte, und deswegen... Na ja, deswegen hat sie wohl alles gemacht, damit alles kaputt ging und sie unglücklich war. Keine Ahnung. Ist mir zu hoch. Aber das hat Volker ihr wohl ausgetrieben, und nun ist sie nicht mehr die Svenja, die sie noch gestern war."

"Aha. Ich verstehe kein Wort."

"Ich auch nicht!" Lachend zog Anja sie in ihr Bett, warf sich auf sie, preßte ihre Hände in das Bett und sah sie an.

"Wie war das mit dem blauen Auge? Ich krieg das?"

"Sicher. Ich halt nicht still, wenn du mich prügelst."

"Angeber!"

"Ach ja?" Angie zog ein Bein an, klemmte es vor Anjas Hals und warf sie damit um. Einen Moment später saß sie auf ihr. "Siehst du? Schon erledigt."

"Dann paß mal gut auf." Anja warf ihr Becken kräftig in die Luft; so kräftig, daß Angie davon nach oben geschleudert wurde. Noch in der Luft gab Anja ihr einen festen Stoß vor die Schultern, so daß Angie nach hinten fiel. Anja warf sich auf sie und grinste frech.

"Schon erledigt."

"Denkst du!" Angie hob ebenfalls ihr Becken und drehte sich gleichzeitig auf die Seite. Anja fiel um, und Angie saß wieder über ihr. "Und Sieg."

"Dann kennst du das hier noch nicht." Anja griff mit beiden Händen frech in Angies Schritt. Angie zuckte vor Schreck zurück, und das nutzte Anja aus, um sie um zu werfen und sich auf sie zu setzen. "Gut, was?"

"Hinterlistig bis obenhin!" Angie schüttelte lachend den Kopf. "Der war echt gut."

"Sag ich doch." Anja machte eine Faust und tippte damit ganz leicht gegen Angies Kopf. "Ding! Blaues Auge!"

"Miststück!" Grinsend schob Angie Anja von sich herunter. Die beiden setzten sich hin.

"Du meinst also, sie ist jetzt nicht mehr falsch?"

"Glaub ich wirklich." Anja schlüpfte aus ihrem Höschen und zog sich den Bademantel an. "Wenn sie sich wirklich selbst bestrafen wollte, wie Volker sagt, dann kapiere ich, warum sie immer alles kaputt gemacht hat. Denn dann haben wir auf ihr herum gehackt, und sie fühlte sich unglücklich."

"Und das wollte sie." Angie runzelte die Stirn. "Jetzt verstehe ich. Doch, jetzt wird sehr viel klar. Meinst du, bei uns sitzt auch so was drin?"

Anja zuckte nachdenklich mit den Schultern.

"Ich weiß nicht", sagte sie leise. "Du bist immer kalt. Ganz gleichgültig. Ich muß immer die Nummer Eins sein. Weiß nicht. Vielleicht."

"Ich bin nicht kalt", widersprach Angie. "Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Keinen Streß. Ich will das machen, was ich will, ohne daß mir jemand dazwischen pfuscht."

"Du bist kalt." Anja lächelte mitfühlend. "Nicht eiskalt, aber kalt. Wenn du etwas nicht willst, läßt du das nicht an dich ran. Dann machst du dicht. Wo ich auf die Palme gehe, bist du kalt."

Angie sah nachdenklich nach draußen.

"Glaubst du", fragte sie nach einer Weile, "daß das auch mit meinen Eltern zusammen hängt?"

"Möglich." Anja setzte sich neben sie und legte ihren Arm um ihre Schultern. "Wie bei mir. Deine Eltern haben dich fast verhungern lassen, und meine haben mich wie einen alten Schuh auf die Straße geworfen. Sowas gibt garantiert 'nen Knacks." Plötzlich grinste sie breit.

"Wie bei allen hier, was? Hier ist doch keiner mehr normal."

"Du am wenigsten!" Blitzschnell zog sie Anja auf das Bett, hockte sich über sie und tippte mit zwei Fäusten gegen Anjas Kopf. "Ding! Ding! Zwei blaue Augen!" Dann sprang sie lachend auf und lief ins Bad. Anja sah ihr gespielt grimmig hinterher, bevor auch sie sich auf den Weg zur Dusche machte.







Am nächsten Morgen war Svenja wie ausgewechselt: friedlich, still, freundlich. Angie hatte eine Zeitlang damit zu kämpfen, bis sie die Veränderung akzeptiert hatte und damit umgehen konnte. Doch dann gefiel ihr Svenja wesentlich besser.



* * *



Wie gestern war ich furchtbar nervös und voller Zweifel, ob die drei kommen würden, doch wie gestern stiegen sie aus der Straßenbahn, die um drei Minuten vor zwei kam, und liefen fröhlich durch die Menge auf mich zu. Anja und Angie bekamen den inzwischen üblichen kleinen Kuß, doch Svenja ließ sich etwas mehr Zeit, was mir ausnehmend gut gefiel. Weiche, zwölfjährige Lippen. Ein kindlicher Körper in den Armen. Ein Traum, der dreifache Wirklichkeit wurde.

"Wie geht es dir heute?" fragte ich, als sie ihren Kopf zurück gezogen hatte.

"Gut!" Ihre braunen Augen leuchteten. "Richtig gut! Deine Brieftasche hast du übrigens noch."

"Svenja, du bist ein kleines Biest." Ich drückte sie lachend an mich, sie schmiegte sich kichernd an mich. Zum ersten Mal ließ ich zu, daß ich das Gefühl ihrer kleinen Brüste genoß, die sich in meinen oberen Bauch drückten. Und sofort reagierte ich, also ließ ich Svenja schnell los.

"Bereit?" fragte ich die drei. Angie und Svenja nickten, Anja schüttelte den Kopf.

"Eine Frage", meinte sie. Ihre blauen Augen musterten mich forschend durch den Vorhang. "Gestern sagtest du, du hättest ein Haus und ein Auto. Aber als ich - als ich vorgestern bei dir war, war das in einer Wohnung."

"Stimmt. Und jetzt glaubst du, ich hätte das Haus erfunden."

Anja nickte stumm.

"Ist ganz einfach." Ich legte meinen Arm um sie und Angie. Wir gingen langsam in Richtung Kirmes los.

"Ich habe beides, Anja. Haus und Wohnung. Um genau zu sein: Ich habe 276 Wohnungen und 85 Häuser. 275 Wohnungen und 84 Häuser vermiete ich. In der Wohnung bin ich während der Woche, im Haus nur am Wochenende. Das liegt ziemlich weit draußen; in der Woche brauche ich eine Ewigkeit, um in die Stadt zu kommen."

"Nie!" Anja sah mich tief enttäuscht an. "Volker, niemand hat so viele Wohnungen und Häuser!"

"Paß auf." Ich drückte sie lächelnd an mich. "Das wird jetzt etwas schwierig, Anja. Ich bin Hauptaktionär an einer Holdinggesellschaft. Mir gehören sechzig Prozent der Aktien. Diese Gesellschaft kauft und verkauft Wohnungen und Häuser. Oder vermietet sie. Renoviert sie. Repariert sie. Eben alles, was damit zusammen hängt. Verstehst du?"

"Nein. Was ist eine Hold... Dieses Dingsda?"

"Holdinggesellschaft. So nennt man eine Firma, die selber nichts herstellt oder tut, sondern nur die Mehrheit an anderen Firmen besitzt. Meine Gesellschaft besitzt zwei andere. Die eine kümmert sich um Wohnungen, die andere um Häuser. Holding ist Englisch und bedeutet halten. Etwas im Griff halten. Wie diese beiden Firmen. Meine Firma hält zwei andere Firmen, und denen gehören eben die ganzen Wohnungen und Häuser. Klar?"

Anja schüttelte den Kopf.

"Ist auch etwas schwierig", gab ich zu. "Auf jeden Fall hat mein Großvater damit angefangen. Er hat nach dem Krieg Grundstücke und Häuser gekauft und in den 50ern aufgebaut und repariert. Damals war alles unheimlich billig, und Steine lagen durch die Bombenangriffe überall herum. Mal ganz locker gesagt, obwohl das natürlich eine schlimme Zeit gewesen sein muß. Mein Vater hat Wohnungen dazu genommen, und heute ist das eine richtig große Gesellschaft. Ich habe sie vor fünf Jahren, als mein Vater gestorben ist, aufgeteilt: in eben diese zwei Firmen, die sich um die Häuser und Wohnungen kümmern, und in die Holding. War steuerlich günstiger."

"Also bist du richtig reich." Angie hatte das wohl schneller verstanden.

"So reich", lächelte ich, "daß Anja sich nicht verstellen muß. Wie geht es deinem Magen heute? Wieder besser?"

Das Mädchen drückte sich verlegen an meine Seite und nickte.

"Schön." Ich strich ihr sanft durch das Haar. "Ich fand das gestern richtig lieb von dir, Anja, aber das muß nicht sein. Genieß die Tage, okay? Wie ich auch. Genau deswegen sind wir hier." Meine Finger strichen über ihren bloßen Arm und die Schultern. Sie schmiegte sich enger an mich und schaute zu mir auf.

"Macht dir das wirklich nichts aus?" fragte sie leise.

"Nein, Anja. Ganz im Gegenteil. Ich finde es schön, euch lachen zu hören und fröhlich zu sehen. Okay?"

"Okay."

"Dann kann Svenja ja doch ein Haus für einen Kuß verlangen", grinste Angie. Svenja zwinkerte ihr zu.

"Da dachte ich auch gerade dran. Aber bitte eins mit Garten!"

Lachend stürmten wir die Wasserbahn.







Der heutige Tag verlief viel harmonischer. Die drei Mädchen stritten sich nicht, machten nicht einmal bissige oder zweideutige Bemerkungen untereinander. Offenbar hatte Svenjas bisheriges Verhalten Zwietracht gesät, und da dies nun vorbei war, konnten alle drei die Kirmes auch in vollen Zügen genießen.

Und das taten sie. Genau wie ich. Ich erlaubte mir heute schon viel mehr Streicheln. Hauptsächlich bei Anja, weil sie am ehesten den Mund aufmachen würde, wenn ihr etwas nicht paßte, doch egal wie stark und ausdauernd ich ihre bloßen Arme und Schultern streichelte, sie schmiegte sich jedesmal nur noch enger an mich.

Angie war nicht ganz so zutraulich; sie ließ sich zwar auch streicheln, hatte nach einer gewissen Zeit - meistens so drei, vier Minuten - genug und distanzierte sich etwas. Sie blieb in meinem Arm, aber viel lockerer als vorher. Diesen Abstand hielt sie ein paar Minuten, dann kam sie wieder an.

Svenja war teilweise noch etwas abwesend. Sie verarbeitete offenbar noch. Doch wenn sie an meiner Seite ging, klebte sie auch an mir. Gelegentlich legte sie sogar ihr Köpfchen an mich und schmuste regelrecht.

Ich betete zu allen guten Mächten, daß mindestens eine der drei auch nach der Kirmes bei mir bleiben würde. Gleichzeitig ahnte ich schon, daß wohl niemand im Himmel auf mein Gebet hören würde; von dort war wohl kaum Unterstützung zu erwarten.

Während wir über die Kirmes zogen, überlegte ich, wen von den drei Mädchen ich am liebsten um mich haben würde. Die Antwort darauf fiel mir sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Anja hatte eine forsche, vorlaute und freche Art, die mir sehr gut gefiel. An Angie liebte ich ihre Augen und ihr manchmal kühles Wesen, das mich reizte, und was mit Svenja war, würde sich in den nächsten Tagen erst noch zeigen. Aber durch ihre "Heilung", um es mal ganz prahlerisch zu bezeichnen, war ein Band zwischen uns gewachsen, das uns verband.

Wir würden sehen.

Ich wollte zwar eine junge Freundin, aber eine, mit der ich mich verstand. Eben wie eine Frau in meinem Alter, mit der ich viel unternehmen konnte, reden konnte, lachen konnte. Nur daß meine Freundin eben noch ziemlich minderjährig war.

Aber genau das machte den Reiz für mich aus. Die Offenheit der drei Kinder, ihre spontanen Gefühlsausbrüche, ihr Temperament. Kinder eben. Auf dem Weg zur Frau. Genau in dem Alter, was mich unglaublich ansprach: zwölf, 13 Jahre. Die ersten Mädchen, die ich hier auf der Kirmes angesprochen hatte, waren älter gewesen; ich hatte mir gedacht, daß 14-, 15- oder 16jährige eher einen erwachsenen Freund haben wollten. Aber da hatte ich zu meinem großen Glück vollkommen falsch gelegen.

Impulsiv drückte ich Anja, die an meiner linken Seite ging, enger an mich. "Und? Gefällt es dir?"

"Ja!" strahlte sie mich an. Sie wischte sich sogar den langen Pony aus dem Gesicht und schaute mich glücklich an. In diesem Moment wollte ich sie an mich ziehen und mit allem Gefühl für sie küssen, doch ich riß mich so gerade noch am Riemen. Anja lächelte verlegen, als hätte sie meinen Wunsch aufgeschnappt, und kuschelte sich während des Gehens so eng an mich wie möglich. Meine Hand fuhr über ihren Arm, den sie plötzlich hob und gleich wieder senkte. Nun war meine Hand an ihrer Seite eingeklemmt. Anja lächelte mich schüchtern an und schaute dann nach vorne.

"Auf welche Schule geht ihr?" fragte ich in die Runde, um mich von dem Gedanken abzulenken, daß Anjas winzige Brust gerade mal vier oder fünf Zentimeter von meinen Fingerspitzen entfernt war.

"Svenja und ich gehen auf die Realschule", antwortete Anja. "Angie auf das Gymnasium. Sie kommt nach den Ferien in die achte Klasse, wir in die siebte."

"Achte?" Ich sah Angie fragend an. "Wie das?"

Angie verzog verlegen das Gesicht. "Hab die sechste übersprungen. Und selbst die siebte war fast noch zu einfach für mich."

"Sie hat ein Zeugnis!" Svenja an meiner rechten Seite sah mich mit großen Augen an. "Alles nur Einsen, nur eine einzige Zwei. Und die ist in Sport."

"Respekt!" Ich sah sie anerkennend an, was sie erröten ließ. "Wie kam das?"

Angie zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Wohl wegen meiner Eltern. Als ich in die Schule kam und gesehen hab, wie die mehr und mehr den Bach runter gingen... Vielleicht hab ich mir da gedacht, daß ich unbedingt was Anständiges lernen will. Ich weiß wirklich nicht. Ich weiß nur, daß ich auf keinen Fall so abbauen will wie meine Eltern."

"Sie ist unser Schlaukopf!" grinste Anja breit. "Fang bloß nicht an, mit ihr zu diskutieren. Da verlierst du bei."

"Ach!" Angie wehrte mit knallroten Ohren ab. "Halb so wild. Ich lese nur sehr viel, aber Bücher sind auch so teuer. Und Bücherei..." Sie sah mich hilflos an. "Die kann man ja nur für vier Wochen mitnehmen. Aber wenn ich ein Buch lese, will ich es auch behalten. So daß ich es immer wieder lesen kann."

"Das verstehe ich sehr gut. Was liest du denn?"

"Hauptsächlich Biographien", gestand sie verlegen. "Von Politikern, Staatsoberhäuptern und militärischen Persönlichkeiten. Egal, aus welchem Land. Einfach um zu verstehen, wie und was die denken."

"Mit zwölf Jahren?" Das warf mich wirklich um. Sie nickte verlegen.

"Ja." Sie atmete tief ein. "Im Moment spare ich für ein paar Bücher von Hermann Hesse. Besonders 'Siddharta' und 'Das Glasperlenspiel'. Das sollen beides Bücher sein, die sich mit der inneren Entwicklung eines Menschen auseinander setzen. Mit den Zielen, die ein Mensch hat, und mit welcher Konsequenz er sie verfolgt. Wobei 'Siddharta' schon mehr eine Beschreibung des Lebens Buddhas ist. Aber zusammen kosten die fast dreißig Mark. Selbst als Taschenbuch. Pro Monat kann ich höchstens fünf Mark sparen." Sie hob die Hand mit der Zigarette. "Deshalb eben."

"Ist klar." Ich lächelte ihr zu. "Das geht richtig ins Geld. Was ist an Denkweisen anderer Menschen für dich so interessant, Angie?"

"Eben das. Was Menschen wie Adolf Hitler oder Boris Jelzin dazu bringt, diese ethnischen Säuberungen durch zu führen. Warum Roosevelt den Abwurf der Atombombe auf Nagasaki befohlen hat, obwohl Japan doch schon nach Hiroshima bereit zur Kapitulation war. Wie der Dalai Lama es schafft, vollkommen gewaltfrei und verzeihend zu leben, obwohl Tibet unter ständigen Repressalien von China steht. So Sachen eben. Irgendwo, zwischen der exzessiven Gewalt und dem vollkommenen Frieden, muß es eine Synthese geben, und die möchte ich finden."

"Du hattest recht, Anja. Mit Angie möchte ich auf keinen Fall diskutieren." Ich schaute das Mädchen mit den braunen Haaren und grünen Augen - und nun auch noch feuerrotem Gesicht - anerkennend an. "Zwölf Jahre. Unglaublich."

"Fast 13!" grinste Anja. "Nun mach uns nicht jünger, als wir sind. Oder sollen wir noch jünger sein?"

"Ich denke", sagte ich schmunzelnd, während ich mir die drei der Reihe nach anschaute, "daß ihr genau richtig seid. Ganz genau richtig. Ideal."

"Na also." Anja schmiegte sich wieder an mich. "Wollte ich auch gemeint haben. Volker?"

"Ja, Anja?"

"Wenn du deine Finger noch weiter nach oben bewegst, beiße ich sie dir ab!"

Nun war ich es, der feuerrot im Gesicht wurde, sehr zum Vergnügen der drei Mädchen.

"Verzeihung." Schnell drückte ich meine Hand, die sich ohne mein bewußtes Zutun mehr und mehr auf Anjas Brust zu bewegt hatte, nach unten. Anja lächelte mich zufrieden an.

"So ist lieb."











Kapitel 4




"Den hast du schwer beeindruckt." Anja sah Angie, die ihr in der Straßenbahn gegenüber saß, schelmisch lächelnd an. Angie wurde wieder rot.

"Wollte ich nicht. Er hat gefragt, ich hab geantwortet."

"Schon klar. Trotzdem. Wegen morgen... Was haltet ihr davon, wenn wir morgen mal zu ihm nach Hause fahren? Sein Haus ansehen. Damit wir schon mal Bescheid wissen, was auf uns wartet. Und ob er damit gelogen hat oder nicht."

"Aber nur zu dritt", gab Svenja zu bedenken. Anja nickte sofort.

"Sicher. Alleine möchte ich auch nicht da hin, obwohl ich inzwischen ganz fest glaube, daß er keiner von uns etwas tut."

"Ach nein?" Angie grinste breit. "Was war mit seiner Hand?"

Anja seufzte glücklich. "Angie, das war so schön! Ich dachte, ich verbrenne innerlich! Das war ein so tolles Gefühl, seine Hand da zu haben... Einfach irre."

"Und trotzdem sollte er da weg?"

"Natürlich! Er kann mich doch nicht mitten auf der Straße an die Brust packen. Wenn das jemand sieht... Aus der Traum."

"Du würdest ihn tatsächlich da dran lassen?" Svenja starrte Anja ungläubig an. Wie Angie. Anja nickte verlegen und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.

"Ich sag mal so: Als der Ingo das gemacht hat, war das nur furchtbar. Der hat seine Hände platt drauf gelegt und gefühlt. Aber Volker... Ich bin mir fast sicher, daß er das gar nicht gewollt hat. Seine Hand hat sich so langsam bewegt, daß er das wahrscheinlich selber nicht gemerkt hat. So langsam kann das kein Mensch. Selbst Svenja nicht, wenn sie sich ganz unauffällig den Nachtisch eines anderen krallt."

"Hey!" lachte Svenja mit den anderen beiden. "Wenn die den nicht essen..."

"Ja klar." Anja zwinkerte ihr zu, bevor sie wieder ernst wurde.

"Doch. Würde ich. Einmal, weil es mir wahnsinnig gefallen hat, ihn da zu spüren. Zweitens, weil ich mir sicher bin, daß er nicht gleich mit aller Kraft grabscht. Und drittens..." Sie grinste verlegen. "Drittens weiß ich nicht, warum, aber ich möchte es."

"Du bist doch irre!" seufzte Angie. "Was meinst du, Svenja?"

"Das gleiche."

"Bin ich nicht." Anja schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Leute, denkt mal an Sabine und Clemens. Wenn die beiden aus dem Wald zurück kommen. Die fassen sich ja auch nur gegenseitig an, ohne richtig zu ficken, aber beide sehen total abgehoben aus. Und die sind auch gerade mal 14. Sabine wird sogar erst 14, in einer Woche."

"Ja, und wir werden erst 13." Angie sah sie ernst an. "Du sogar erst in vier Monaten. Anja, damit lädst du ihn ein. Das ist dir doch hoffentlich klar? Wenn du ihn an - an deinen Busen läßt, heißt das schon fast, daß du mit ihm schlafen willst. Was ist, wenn er plötzlich durch dreht und sich auf dich stürzt?"

"Deswegen sollt ihr ja morgen mit. Aber das glaube ich nicht. Machen wir das? Schauen wir uns sein Haus an?"

"Und die Kirmes?"

"Die steht auch noch, wenn wir zurück kommen. Wir wollen uns morgen sowieso um zehn treffen; da haben wir genug Zeit. Okay?"

Svenja und Angie schauten sich einen Moment an, bevor beide nickten.

"Okay. Aber wirklich nur zu dritt. Immerhin fahren wir mitten in die Höhle des Löwen."

"Was mir als Löwin keine Kopfschmerzen macht." Anja zwinkerte Angie zu. "Ist das also geklärt. Svenja, wie war das für dich heute? Du warst ja ziemlich dicht an ihm dran."

"Schön." Svenja lächelte verlegen. "Das war richtig schön. Ich glaub auch nicht mehr, daß er uns was tut. Er hat zwar mehr und fester gestreichelt als sonst, aber nur da, wo's nicht unangenehm war."

"Genau", seufzte Angie. "Mehr als sonst. Fester als sonst. War das der nächste Schritt?"

"Was ist denn jetzt los?" Anja lachte herzhaft. "Habt ihr die Rollen getauscht? Svenja als Verliebte, und Angie als Wächterin?"

"Ich mache mir nur Gedanken", erwiderte Angie nachdrücklich. "Er macht jeden Tag etwas mehr, Anja. Jeden Tag."

"Richtig, das hat er uns ja gesagt. Aber er hat auch gesagt, daß wir uns melden sollen, wenn's zu schlimm wird. War es schlimm?"

"Nein", gab Angie widerstrebend zu. "Aber -"

"Nix Aber. Warum kannst du das nicht einfach genießen? Ich find's jedenfalls toll." Sie wurde schlagartig sehr ernst.

"Angie, zum ersten Mal in meinem ganzen Leben ist da jemand, der mich so akzeptiert, wie ich bin. Außer euch, natürlich. Jemand, der mit mir schmust. Der mit mir redet. Der mich ernst nimmt. Vielleicht bin ich in ihn verliebt. Keine Ahnung. Ich fühl mich jedenfalls sauwohl bei ihm. Sicher. Gemütlich. Ich weiß nicht, wie das mit euch beiden ist, aber ich werde nach der Kirmes auf jeden Fall bei ihm bleiben. Sofern er sich in den nächsten Tag nicht dreht. Aber das glaube ich nicht. Du fühlst dich doch auch bei ihm wohl; das sehe ich dir an. Warum haust du dann aber gleich wieder ab?"

Angie stieß den Atem aus, kramte nach ihren Zigaretten, erinnerte sich dann, daß in der Straßenbahn das Rauchen nicht erlaubt war, und klappte ihre Tasche wieder verärgert zu.

"Ich weiß es nicht." Sie stopfte die Tasche zwischen ihre Beine, verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster.

"Ich weiß es wirklich nicht. Ja, ich fühle mich bei ihm wohl. Ja, ich finde es toll, wenn er mich streichelt. Ja, es wird mir plötzlich zu viel, und ich rücke ein Stück ab. Ja, ich komme dann wieder an. Ich weiß es einfach nicht."

"Was möchtest du denn lieber?" fragte Svenja leise. "Bei ihm sein, oder nicht bei ihm?"

Angie zuckte mit den Schultern. Dann flüsterte sie: "Bei ihm. Weil es mir dann genauso geht wie Anja. Ich fühle mich wohl. Aber dann... Dann bricht irgend etwas in mir auf, und es wird mir zu viel. Und dann, wenn ich eine Zeit weg von ihm war, fehlt es mir wieder."

Svenja sah Anja fragend an und erhielt ein aufmunterndes Nicken.

"Dann red doch mal mit ihm", sagte sie behutsam. "Bei mir hat er auch rausgefunden, was los ist. Ohne daß ich was sagen mußte. Wenn du möchtest, heißt das. Ich kann nur sagen, daß es mir inzwischen sehr viel besser geht. Ich fühlte mich leichter. Freier. Einfach besser. Ich denk zwar noch viel drüber nach, aber so schuldig wie früher fühl ich mich nicht mehr. Lange nicht mehr."

"Das hab ich auch schon überlegt", gestand Angie leise. "Aber er ist doch ein Fremder. Für uns jedenfalls."

"Und? Wenn dir irgend was weh tut, gehst du zum Arzt. Das ist auch erst mal ein Fremder. Aber trotzdem hilft er dir."

"Ich glaube, das war es schon", meinte Anja. "Angie, was hast du gerade über Volker gesagt?"

Angie lächelte dünn. "Hab's gemerkt. Ein Fremder."

"Für mich nicht. Für Svenja auch nicht mehr. Warum für dich?"

Angie schüttelte den Kopf, als ihre Augen feucht wurden.

"Ich will nicht mehr darüber reden." Sie wandte das Gesicht ab und sah schweigend hinaus. Anja und Svenja tauschten einen bekümmerten Blick aus.



* * *



Am nächsten Morgen grinsten die drei Mädchen so breit, daß ich sofort merkte, daß sie etwas im Schilde führten.

"Dann mal raus mit der Sprache", forderte ich sie nach der Begrüßung auf. "Was habt ihr Bande vor?"

"Dich entführen!" Anja kicherte aufgeregt.

"Aha? Und wohin?"

"In dein Haus! Das wollen wir uns mal ansehen."

Ich zögerte.

"Du hast doch ein Haus, oder?" fragte Angie mißtrauisch. "Oder war das nur so gesagt?"

"Nein, das stimmte schon. Ich überlegte nur... Wir müßten erst zu meiner Wohnung hier, damit ich die Autoschlüssel hole. Tanken muß ich auch noch; bis zum Haus reicht das nicht mehr. Und ich überlege, warum ihr das wollt."

"Wegen später." Anja kam in meinen Arm. "Weil wir sehen wollen, was für einen Freund wir uns da an Land ziehen. Ob der schlampig oder ordentlich ist, ein winziges Häuschen oder ein großes Haus mit Garten hat... So was eben."

"Ganz schön eingebildet", grinste ich. "Na gut. Wie weit reichen eure Tickets? Für die ganze Stadt?"

Alle drei nickten.

"Dann los."

Wir fuhren mit der nächsten Bahn zu mir nach Hause. Ich ließ die Mädchen draußen warten, während ich den Schlüssel holte, damit in die Tiefgarage ging und mit meinem Wagen nach draußen fuhr. Angie riß die Augen auf, als sie mein Auto sah.

"Was ist das denn für einer?"

"Eine alte Corvette", schmunzelte ich. "Amerikanisches Modell. Steigt ein."

Ich hatte das Verdeck schon in der Tiefgarage eingefahren. Anja war wie ein Blitz auf dem Beifahrersitz. Angie und Svenja kletterten nach hinten, auf die Notsitze. Das Modell, was ich fuhr, war ein 2+2-Sitzer; kein reiner Zweisitzer. Ähnlich dem Porsche 914, nur mit wesentlich mehr Power unter der Haube. Und es war noch das Modell, das nicht so kantig und eckig aussah wie die heutigen. Alles noch schön rund, wie ein Sportwagen meiner Meinung nach aussehen mußte.

Die Power bekamen die Mädchen zu spüren, als ich anfuhr. Anja jauchzte ausgelassen, als die Beschleunigung sie in den Sitz drückte.

"Wo ist dein Haus?" fragte Anja, als wir die Tankstelle verließen und die Autobahn ansteuerten.

"Fast an der holländischen Grenze. Schön einsam, schön ruhig. Genau das, was ich nach einer hektischen Woche in der Stadt brauche. Alle angeschnallt?"

Ein dreifaches "Ja!" antwortete mir.

"Dann los."

Ich bog auf die Autobahn ein und gab kräftig Gas. Anja quietschte, als die Corvette einen Satz nach vorne machte und wie ein wütender Stier brüllte; eine modifizierte 6-Liter-Maschine mit zwölf Zylindern und knapp 500 PS machte sich nun einmal bemerkbar, wenn sie gefordert wurde. Natürlich war der Unterhalt teuer: ein einzelner Reifen kostete knapp 1 400 Mark; vom Benzinverbrauch gar nicht erst zu reden. Doch das Gefühl, dieses Kraftpaket auf knapp 300 zu bringen, war mit Geld gar nicht aufzuwiegen.

Der TÜV hatte sich zwar die größte Mühe gegeben, mir die Plakette zu verweigern, doch die Abteilung von Auto Becker, die sich auf den Import amerikanischer Autos spezialisiert hatte, kannte dies schon und hatte den Wagen so vorbereitet, daß er im ersten Anlauf für den deutschen Straßenverkehr zugelassen wurde. Auch wenn es den Leuten beim TÜV noch so weh tat.

Und die ganze Kraft dieses Bullen spielte ich nun aus. Es war Samstag, der Verkehr floß nach Düsseldorf hinein anstatt heraus, und die Autobahn nach Westen war frei. Die Mädchen kreischten und quietschten vor Aufregung, als die Landschaft nur so an uns vorbei flog. Die Aerodynamik des Wagens war so perfekt, daß es ihnen selbst bei 290 nicht weh tat, fast im Freien zu sitzen.

Die Corvette fraß die Kilometer wie ein Radfahrer die Meter, und knapp zwanzig Minuten später fuhr ich in die Garage meines Hauses, deren Tür sich nach uns wieder schloß. Staunend stiegen die Mädchen aus.

"Wieso fährst du nicht jeden Tag nach Hause?" fragte Anja verwundert. "Geht doch schnell!"

"Heute ja. In der Woche brauche ich zwei Stunden morgens und zwei Stunden abends. Dann sind die Straßen dicht. Kommt rein."

Ich hielt ihnen die feuerdichte Tür zur Diele auf. Sie gingen durch, ich folgte ihnen.

"Es ist ein eingeschossiger Flachbau", erklärte ich, während wir langsam durch die Diele gingen. "Acht Zimmer, fast vierhundert Quadratmeter. Viel zu groß für mich alleine, aber erstens unvorstellbar ruhig, und zweitens war es damals, vor knapp drei Jahren, günstig zu haben. Ich wohne nur in zwei Zimmern, der Rest ist leer."

"Acht Zimmer!" Angie schüttelte ungläubig den Kopf. "Und wir sind zu dritt in einem."

"Wir sind ja auch Waisenkinder." Anja schaute neugierig in jedes Zimmer, doch wie ich gesagt hatte, waren die meisten leer. Nur Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer und Küche waren eingerichtet.

"Der Garten!" Svenja stürzte aufgeregt an das große Panoramafenster im Wohnzimmer. "Guckt euch das an!"

Ich konnte ihre Aufregung verstehen. Der Garten war eine gepflegte Wiese von fast siebzehnhundert Quadratmetern, mit vielen Blumenbeeten, die jetzt in voller Blüte standen.

"Eine Nachbarin kümmert sich in der Woche um das Haus", erklärte ich den Mädchen. "Staub wischen, Blumen gießen, Rasen sprengen... All das eben. Wollen wir uns nach draußen auf die Terrasse setzen?"

Das wollten die drei nur zu gerne. Ich besorgte Getränke, die ich nach draußen brachte und verteilte. Als ich saß, sagte Anja: "Hört mal!"

Alle lauschten, dann meinte Angie: "Was denn? Ich höre nichts."

"Genau!" Anja strahlte. "Totale Ruhe. Volker? Du hast doch so viele Häuser. Schenkst du mir das hier?"

"Komm her!" grinste ich. Anja sprang auf meinen Schoß und drückte mich.

"Was machst du mit mir?" sagte ich leise. "Ich wollte eine Freundin, Anja. Und jetzt fange ich schon an, mich in dich zu verlieben. Machst du das mit Absicht?"

"Natürlich!" flüsterte sie mit leuchtenden Augen. "Dieses irre Auto, das große Haus... Glaubst du, ich laß dich jemals wieder frei?"

"Hoffentlich nicht." Ich drückte sie gerührt. Ich wußte wie sie, daß sie nur einen Scherz gemacht hatte. Sie war ganz und gar nicht der materialistische Typ. Anja kuschelte sich an mich und blieb still auf mir sitzen.

"Euch geht's auch gut?" fragte ich die anderen beiden. Svenja nickte lächelnd und mit geschlossenen Augen.

"Das riecht so toll nach den ganzen Blumen hier!"

"Wie im Urlaub", stimmte Angie zu. "Ob ich das auch jemals schaffe?"

"Bestimmt, Angie. Bleib so fleißig in der Schule, überlege dir gut, was du für einen Beruf haben möchtest, und der Rest wird von alleine kommen."

"Kann sein." Sie nickte nachdenklich. "Sag mal... Wenn du alle Häuser verkauft hast, wo kriegst du dann neue her?"

"Vom Markt. Nicht vom Wochenmarkt, sondern vom Häusermarkt. Die eine Firma ist gleichzeitig auch Makler. Sie kassiert für jeden Hausverkauf eine Provision. Der richtige Gewinn kommt aber erst aus den Vermietungen, weil das eben Häuser und Wohnungen sind, die zum großen Teil noch mein Vater gekauft hat. Mittlerweile sind alle Kredite dafür zurück gezahlt, so daß heute nur noch schwarze Zahlen geschrieben werden. Wir kaufen heute auch kaum mehr an, sondern kümmern uns um das, was wir haben, und das sind eben Vermietungen."

"Ich hab das mit der Holding aber immer noch nicht ganz verstanden", gestand Angie. Anja rutschte kurz auf mir zurecht und lag dann wieder still. Ich streichelte sie lächelnd vom Kopf bis zum Beginn des Rocks.

"Das sieht so aus: Irgendwo sind zwei Firmen. Eine vermietet Wohnungen, die andere Häuser. Du gehst her und kaufst beide. Das kostet Geld. Das Geld wird aber von der Holding ausgegeben, nicht von dir persönlich. Natürlich hast du erst mal Geld in die Gesellschaft gesteckt, damit du überhaupt etwas kaufen kannst. Das ist deine Privateinlage. Bis dahin klar?"

Sie nickte konzentriert.

"Gut. Du kaufst also diese beiden Firmen. Du gibst Geld aus. Das sind Ausgaben. Das Geld, was aus den Vermietungen wieder herein kommt, sind Einnahmen. Damals, vor fünf Jahren, waren die Einnahmen so hoch, daß ich Unsummen an Steuern bezahlt habe. Also habe ich die Holding gegründet, jede Menge Geld rein gesteckt und die anderen beiden Firmen gekauft."

"Aber die gehörten doch schon dir!" Angie sah mich mit großen Augen an. "Oder hab ich das falsch verstanden?"

"Nein", grinste ich. "Das ist ja der Trick. Die Firmen gehören mir. Ich kaufe sie mit Geld, was ich in der Holding habe, und benutze das Geld, was ich bekomme, um meine Kredite zurück zu zahlen. Alle Firmen machen also nur Ausgaben, aber keinen Gewinn. Erst mal nicht. Die beiden Firmen setzen die Rückzahlungen für die Kredite von der Steuer ab, genau wie die Holding die Ausgaben für die zwei Firmen. Und das auf Jahre verteilt. Übrig bleibt: kein Geld."

"Warte." Angie schüttelte verwirrt den Kopf. "Du nimmst Geld von dir, kaufst Sachen von dir selbst, kassierst das Geld wieder und hast hinterher trotzdem kein Geld? Also entweder bin ich plötzlich doof geworden, oder -"

"Bist du nicht." Ich drückte Anja, die leise kicherte, lachend an mich. "Das sind Steuertricks, Angie. Ganz fiese Steuertricks. Trotzdem ist alles legal. Das einzige Geld, das ich verdiene, sind die Gewinne aus meinen Aktien, die steigen, obwohl die Holding kaum Geld hat. Aber sie steht auf verdammt gesunden Füßen, und das wird am Aktienmarkt eben honoriert. Und selbst da halte ich meine Steuern in Grenzen, weil ich jedes Jahr neue Aktien dazu kaufe, was wieder als Investition zählt. Und sollte ich mehr verdienen, als gut für mich ist, pumpe ich das Geld wieder in die Holding, die dann eine dritte, vierte und fünfte Firma kauft."

"Na ja", seufzte Angie laut. "Ich muß ja nicht alles verstehen."

"Das kommt noch", grinste ich. "Zwei Jahre Studium Betriebswirtschaft, und du lernst noch gemeinere Tricks. Wollt ihr hier essen, oder sollen wir zum Essen wieder zurück fahren?"

"Hier!" murmelte Anja in meinen Hals. Angie und Svenja entschieden sich ebenfalls für hier. Ich drückte Anja mit beiden Armen an mich.

"Wenn du nicht gleich aufstehst", drohte ich ihr, "werde ich deine wunderschönen Beine streicheln, die so schön warm und fest gegen meine drücken."

Anja zuckte mit den Schultern, doch gleichzeitig spürte ich sie gespannt kichern. Ich rieb sanft über ihren Rücken und flüsterte: "Darf ich?"

Sie nickte schnell. Ich ließ meine Hände auf ihren Rock fallen. Anja rührte sich nicht. Langsam strich ich über den Stoff, bis ich auf Haut stieß. Auf warme, feste Mädchenhaut. Anja zuckte leicht zusammen, als sie meine Hände auf ihren bloßen Oberschenkeln spürte, und drückte sich gleichzeitig noch enger an mich. Ich legte meine Hände außen an ihre festen, warmen, glatten Beine und streichelte sie ganz sanft mit den Fingern. Gleichzeitig drehte ich meinen Kopf zu ihr und küßte sie auf die Haare. Anja hob plötzlich ihren Kopf, sah mich mit schimmernden blauen Augen, drehte ihren Kopf etwas zur Seite und preßte ihren Mund auf meinen. Nicht zu fest, aber kräftig. Ich spreizte meine Finger und strich über ihren ganzen Oberschenkel, während ich ihren unschuldigen Kuß erwiderte.

Der jedoch nicht unschuldig blieb.

Anja öffnete ihren Mund etwas und begann, ihren Kiefer zu bewegen. Sofort war ich dabei und machte mit. Ich spürte, daß meine Hände sich mittlerweile bis unter ihren Rock bewegten, doch Anja protestierte nicht. Sie schmiegte sich im Gegenteil noch stärker an mich. Erst als ich den Bund ihres Höschens an den Beinen spürte, ging ich wieder zurück, blieb jedoch, um Anja nicht zu verängstigen, außen an ihren Beinen.

Es war auch so schon mehr Gefühl, als ich vertragen konnte. Ein nicht mal 13jähriges Mädchen auf dem Schoß, ihre Lippen auf meinen, ihre glatten Beine unter meinen Händen. Und das nach drei Tagen.

Ich löste meine Lippen von ihrem Mund, doch Anja kam sofort nach, preßte ihren leicht geöffneten Mund wieder auf meinen und begann, wieder zu kauen. Ihr Rumpf drängte gegen mich, als wollte sie mich umwerfen. Ich erwiderte ihren Kuß, der mittlerweile nichts mehr von Unschuld an sich hatte, und strich mit beiden Händen bis zu ihrer Hüfte. Ihr Rock wurde dabei weit hoch geschoben. Als ich spürte, daß ihre Brustwarzen steinhart wurden und sanft gegen mich rieben, war es aus. Mochte sie mich hassen, schlagen, treten, anschreien und mir die Augen auskratzen, aber ich mußte es tun.

Ich drehte meine rechte Hand auf ihrem Bein, legte den Daumen genau auf ihre Scheide unter dem Höschen und drückte fest zu. Anja erschauerte wie ein dünner Ast unter einem starken Wind, stöhnte in meinen Mund und drückte noch stärker gegen mich. Das war die Reaktion, die ich erhofft, mit der ich jedoch niemals gerechnet hatte.

Ich legte meinen linken Arm um sie, strich kräftig über ihren Rücken, wobei sich das T-Shirt nach und nach aus dem Rock befreite, und rieb mit dem rechten Daumen weiter über ihr Heiligtum. Anja stöhnte heftiger; ihre Brust rieb kräftiger an mir.

Auch ich wurde heftiger. Mein Daumen drückte und rieb so stark, daß ich schon befürchtete, ich würde ihr weh tun, doch Anja gefiel das mehr als nur gut. Ihr Stöhnen wurde lauter und tiefer, und urplötzlich wimmerte sie leise. Ihr schlanker Körper begann zu zittern, und sie drückte sich mit aller Macht an mich. Ich spürte ihr Höschen im Schritt feucht werden und rieb weiter, bis Anja mit einem leisen Seufzer halb in sich zusammen fiel. Ich stützte sie schnell mit beiden Armen und küßte ihre Haare, bis sie schwer atmend, doch mit leuchtenden Augen aufsah.

"Geil!"

Lachend drückte ich sie an mich. Erst da fiel mir wieder ein, daß wir ja nicht alleine waren. Ich sah zu Angie und Svenja, die uns mit großen Augen beobachteten.

"Sie ist in Ordnung", sagte ich schmunzelnd. "Gebt ihr noch einen Moment, dann wird sie euch erklären, was los war."

Anja drehte den Kopf zu ihren Freundinnen und seufzte glücklich.

"Das war so geil!" jauchzte sie atemlos. "Alles war plötzlich weiß, und in mir... Weiß nicht, aber war total schön. Schöner als alles bisher! Was war das, Volker?"

Ich küßte sie zart auf den Mund. "Ein Orgasmus, Anja. Ein Höhepunkt. War's wirklich so schön?"

Sie nickte mit leuchtenden Augen und schmiegte sich wieder an mich.

"Noch mal!" verlangte sie glücklich. "Noch ein Mal!"

"Später." Ein zweiter Kuß. "Erst muß ich das Essen aus dem Froster holen."

"Wer braucht Essen?" grinste sie breit, dann seufzte sie laut. "War das schön! Mir geht's jetzt richtig gut!"

"Deswegen macht man das auch." Schmunzelnd drückte ich sie. "Nur wegen dem Gefühl."

"Kommt das beim - beim Ficken auch?" fragte sie gespannt.

"Meistens. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg, Anja. Und den mußt du auch nicht gehen. Das weißt du."

"Ja." Sie kuschelte sich zurecht. "Aber das von gerade... Machen wir das gleich noch mal?"

"Vor der Rückfahrt", versprach ich ihr. "Und dann, wann immer du möchtest. Läßt du mich mal eben aufstehen? Ich muß ins Bad."

"Ungern." Kichernd stand sie auf, blieb mit etwas wackligen Beinen stehen und ließ mich gehen.

Im Bad befreite ich mich von dem Überdruck in meinen Hoden und wusch mich anschließend mit kaltem Wasser. Als ich zurück auf die Terrasse kam, waren die drei in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Ich machte gleich wieder kehrt, weil ich vergessen hatte, das Essen für uns vorzubereiten, und als ich das getan hatte, setzte ich mich wieder nach draußen. Im nächsten Moment saß Svenja auf meinem Schoß.

"Auch mal Beine streicheln", flüsterte sie etwas verlegen. "Aber nicht unter den Rock gehen!"

"Versprochen." Ich drückte sie kurz, dann legte ich meine Hände auf ihre Beine, die genauso fest, warm und glatt wie die von Anja waren, und streichelte sie. Unfair, wie ich war, jedoch schon viel mehr innen als außen. Aber ich blieb von ihrem Rock fern, wie ich es ihr versprochen hatte.

Es reichte jedoch auch schon so. Svenja blieb eine Weile etwas angespannt und mißtrauisch auf meinem Schoß sitzen, bis sie sich plötzlich entspannte, gegen mich sank und sich an mich schmiegte.

"Schön?" fragte ich leise. Sie nickte kräftig.

"Ja! Fühlt sich toll an. Alles kribbelt so schön."

"Gut." Ich küßte sie zart auf die Wange. "Denk dran, Svenja: sag, wenn dir etwas nicht paßt. Mach sofort deinen süßen Mund auf, ja?"

"Ja. Jetzt ja." Sie lächelte schüchtern, drückte mir einen satten, feuchten Kuß auf den Mund und kuschelte sich wieder ein.

"Volker?" fragte Anja in diesem Moment. "Was genau hast du bei mir eigentlich gemacht?"

"Ein ganz empfindliches Teil in deiner Scheide gerieben, Anja. Ein Teil namens Klitoris oder Kitzler. Das zeigt sich erst, wenn die Beine etwas geöffnet sind, und sorgt dafür, daß ein Orgasmus kommt."

"Also doch!" meinte sie befriedigt und wandte sich wieder an Angie, mit der sie leise weiter redete.

"Und das geht durch das Höschen?" fragte Svenja verwundert.

"Das geht. Gerade bei Mädchen in eurem Alter. Für euch ist das noch neu und ungewohnt, und deshalb reagiert ihr stärker auf eine derartige Berührung. Später, also in zwei oder drei Jahren, wird das schon nicht mehr so einfach. Dann wird das durch den Stoff etwas schwieriger."

"Sind das die Sachen, die du mit uns machen möchtest?" fragte sie leise.

"Ich möchte das mit euch machen, was euch gefällt, Svenja. Wenn du Angst davor hast, daß ich dich da berühre, lasse ich es. Bei Anja kam es... Bei ihr hatte ich das Gefühl, daß sie schon sehr erregt war, weil sie auch ihre Brust an mir gerieben hat, und nur deswegen habe ich es bei ihr getan."

"Was heißt: erregt?"

"Dieses Kribbeln, was du hast. Bei Anja war das so stark, daß sie viel mehr davon haben wollte. Das war Erregung. Sexuelle Lust. Es kam aber auch alles zusammen. Wir haben uns geküßt, sie hat ihre Brust an mir gerieben, und ich habe sie gestreichelt."

"Verstehe." Sie drückte ihr Gesicht fest an meinen Hals. "Machst du mal etwas höher? Nur ein bißchen?"

"Sehr gerne." Ich gab ihr einen weiteren Kuß auf die Wange, während meine Hände gut fünf Zentimeter unter ihren Rock gingen und die festen Oberschenkel oben und innen streichelten. Svenja blieb still sitzen, erst nach einigen Augenblicken sah sie auf.

"Das macht mir Angst", sagte sie leise. Sofort nahm ich meine Hände weg. "Und es macht, daß ich mehr will." Ihre braunen Augen schauten mich ratlos an. "Wie kommt das?"

"Das sind zwei verschiedene Dinge", erklärte ich ihr mitfühlend lächelnd. "Die Angst kommt, weil fremde Hände unter deinem Rock sind. Aber daß du mehr willst, kommt daher, weil es deinem Körper gefällt. Die Angst kommt aber auch daher, weil du nicht weißt, ob ich wirklich nicht an - an deinen Unterleib gehe. Das tue ich aber wirklich nicht."

Sie lächelte verlegen, gab mir einen zweiten feuchten Kuß und kuschelte sich wieder an mich. Ich legte beide Hände in ihren Rücken und streichelte nur Kopf und Rücken, als wäre sie ein kleines Kind.

"Beine", flüsterte Svenja plötzlich. Gehorsam legte ich meine Hände wieder auf ihre Schenkel und streichelte sie, jedoch nur bis zum Rock, den ich auch dort ließ, wo er war, und nicht bei jedem Streicheln höher schob.
 

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