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Andrea--kapitel 1-10--SH-049

 


Andrea kapitel 1-10

Kapitel 1

Peer Johanson hing Susannes Foto auf und fuhr zärtlich mit den Fingerspitzen darüber. "Ich vermiss dich", flüsterte er dem Bild der 14jährigen Susanne versonnen zu und dachte an den gestrigen Abend, an dem sie endgültig Abschied voneinander genommen hatten. Das hübsche Mädchen hatte ihn dreimal zum Orgasmus gebracht, bevor sie beide keine Kraft mehr hatten.
Nach einer langen Erholungszeit, die sie Arm in Arm und mit vielen traurigen Küssen hinter sich brachten, hatte er sie dann nach Hause gefahren und sie mit dem Versprechen verabschiedet, ihr zu schreiben, doch das wollte Susanne nicht. "Ende ist Ende", hatte sie nur mit feuchten Augen gesagt. "Leb wohl." Dann war sie ins Haus gelaufen, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
Voller Sehnsucht nach ihrem schlanken, weichen, willigen jungen Körper näherte Peer seine Lippen dem Bild des Mädchens, drückte sie auf ihre und dachte an gestern abend, als ihre Lippen noch warm und wild an seinem Glied gesaugt hatten, an den süßen Geruch ihrer Haare, die ihm in das Gesicht gefallen waren, als sie sich über ihn gesetzt und ihn aufgenommen hatte, an ihre helle Stimme, die voller Lust seinen Namen gerufen hatte, als sie ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Peer schüttelte den Kopf und zwang sich in die Wirklichkeit zurück. Er war aus beruflichen Gründen umgezogen, fast eintausend Kilometer weit weg von Susanne, und Susanne war damit aus seinem Leben verschwunden.
Endgültig.
"Trotzdem vermiss ich dich", sagte der 28jährige, großgewachsene, schlanke Mann traurig zu ihrem Bild, dann wandte er sich ab und faltete den letzten Umzugskarton zusammen, der danach zu den anderen in die Abstellkammer wanderte. Ein ausgiebiges Bad beendete den Umzugstag.
Am nächsten Morgen fuhr er zu seiner neuen Arbeitsstelle, einer kleinen, aber erfolgreichen Werbeagentur in der Münchener Innenstadt, in der er als Layouter arbeiten würde. Parkplatzprobleme kannte Peer nicht; seine 750er Honda paßte genau zwischen zwei alte Eichen auf dem Bürgersteig.
Die einstündige Mittagspause verbrachte Peer damit, die nächste Umgebung zu erkunden. Er entdeckte einige Restaurants und - was für ihn persönlich am wichtigsten war - ein McDonald's gleich auf der anderen Straßenseite. Dies kam ihm aus zwei Gründen entgegen: erstens hatte er morgens keine Lust, in der Küche zu stehen und sich Frühstück zu machen, und zweitens war das McDonald's, wie er unschwer feststellen konnte, Treffpunkt vieler Jugendlicher aus den umliegenden Schulen. Vielleicht fand sich hier ein Trostpflaster, um über Susanne hinweg zu kommen...
Am nächsten Morgen war er bereits um viertel nach sieben in dem "etwas anderen Restaurant" und vertilgte ein großes Frühstück mit Unmengen an Kaffee. Gegen halb acht kamen die ersten Jugendlichen herein, von Peer aufmerksam gemustert und "vorsortiert".
Dieses Spiel wiederholte er in den nächsten Tagen, bis er ein niedliches Mädchen von etwa 12, 13 Jahren gefunden hatte, das ihn am stärksten ansprach. Sie war fast 1,60 groß, vielleicht 45 Kilogramm schwer, und hatte mittelblondes, schulterlanges Haar, das meistens ziemlich unordentlich aussah. Der lange Pony fiel in Strähnen bis zur Nase. Ihre braunen Augen hatten einen leicht resignierten Ausdruck, so als ob sie nicht mehr an ihr persönliches Glück glaubte. Dünne Augenbrauen und lange, dunkle Wimpern paßten perfekt zu einer geraden Nase und einem hübschen Mund mit weichen, vollen Lippen. Ihre Haut war eine Spur zu blaß für den Farbton ihrer Haare und sah etwas rauh aus. Ihre Statur war sportlich dünn, doch schien dies mehr ein Resultat ihres schmalen Knochenbaus zu sein als eventueller sportlicher Aktivitäten, denn sie bewegte sich unsicher und etwas linkisch.
Nach einer weiteren Woche hatte Peer die Zeiten herausgefunden, wann sie mit ihren Freundinnen eintraf: täglich um kurz nach halb acht. Außerdem stellte Peer fest, dass diese Gruppe, zu der das Mädchen gehörte, aus drei Mädchen bestand, die sich immer und ausnahmslos an den gleichen Tisch setzten.
Am nächsten Montag setzte Peer sich mit seinem Frühstück an diesen Tisch. Er sah kein Risiko darin, da sich insgesamt sechs Personen hier niederlassen konnten.
Pünktlich um drei Minuten nach halb kam die kleine Gruppe herein und steuerte direkt auf den Tisch zu. Die Mädchen warfen Peer nur einen kurzen Blick zu und setzten sich zu ihm, ohne weiter auf ihn zu achten. Sie blieben bis fünf vor acht sitzen, dann machten sie sich auf den Weg zu ihrer Schule.
In den nächsten Tagen sammelte Peer alle Informationen über das Mädchen, die er den Unterhaltungen entnehmen konnte. Ihr Name war Andrea Böttcher, sie fuhr mit der Linie 33 und wohnte sechs Stationen von hier entfernt. Sie lag ständig im Streit mit ihren Eltern (meistens wegen Kleinigkeiten), kam relativ gut in der Schule mit und hatte kaum Hobbys außer Bummeln gehen und Rumhängen. Sie bekam zwanzig Mark Taschengeld im Monat, was die Erklärung dafür war, dass sie sich nur ganz selten etwas zu essen oder zu trinken kaufte. Sie mochte Pferde, hatte aber gleichzeitig Angst vor ihnen, weil sie so groß waren. Vor Hunden hatte sie generell panische Angst, weil sie vor einigen Jahren mal von einem Dackel in die Wade gebissen worden war. Katzen und Nagetiere wie Hamster oder Meerschweinchen mochte sie nicht wegen der spitzen Krallen. Auch damit hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Ihre Lieblingsfarbe war Braun, was sich in ihrer dunklen Kleidung niederschlug, an der sie trotz des nahenden Frühlings festhielt.
Nach etwa zwei Wochen hatten sich die Mädchen an Peer gewöhnt, doch außer einem "Guten Morgen", wenn sie sich setzten, sagte er nichts zu ihnen. An ihren Gesprächen nahm er jedoch insofern teil, dass er lächelte oder lachte, wenn etwas Lustiges gesagt wurde, und dass er mitfühlend das Gesicht verzog, wenn eine von ihnen etwas Trauriges oder Bekümmertes von sich gab. Mit der Zeit bezogen die Mädchen ihn in das Gespräch mit ein, indem sie ihn anblickten, wenn sie etwas erzählten, oder auf eine Reaktion von ihm warteten.
Etwa vier Wochen nach seinem ersten Frühstück im Kreis der drei Mädchen tauten sie mehr und mehr auf und redeten direkt mit ihm, doch noch immer hielt Peer sich zurück. Er antwortete zwar ausführlich, doch von sich aus sprach er keines der Mädchen an. Dieses Verhalten erhöhte das langsam wachsende Vertrauen der Mädchen zu ihm, und besonders Andrea schaute ihn immer öfter an, wenn sie mit ihren Freundinnen redete. Jedesmal begegnete sie Peers Blick dabei, und nach und nach sprach sie mehr mit ihm als mit ihren Freundinnen und fragte ihn über seine Ansichten und Einstellungen aus.
In den kurzen Gesprächen gab Peer sich so, wie er war, ohne sich in irgendeiner Art und Weise zu verstellen. Er hütete sich, Allgemeinplätze wie "Eltern sind Scheiße" oder "Natürlich hast du recht, aber das kapieren deine Alten eh nicht" von sich zu geben, sondern tat seine Meinung kund, indem er versuchte, beide Seiten zu sehen, allerdings mit einer leichten, jedoch deutlichen Tendenz zugunsten des Mädchens. Die Mädchen belohnten dies mit einem stärkeren Vertrauen und noch persönlicheren Themen, die sie in seiner Gegenwart und zum Teil auch direkt mit ihm besprachen.
Weitere drei Wochen später kam der Punkt, an dem Peer sich zum ersten Mal unaufgefordert in eine Unterhaltung einmischte. Auslöser war eine Bemerkung von Birgit, einem der drei Mädchen.
"Schreiben wir morgen eigentlich den Test in Latein?" fragte sie Veronika, das dritte Mädchen im Bunde.
"Nee", grinste diese, und Birgit seufzte erleichtert. Veronika ließ sie einen Moment die Erleichterung genießen, dann sagte sie: "Den schreiben wir heute."
Birgit fuhr auf. "Was? Scheiße! Ich kann doch keine einzige von den Vokabeln!" Panisch wühlte sie in ihrer Schultasche herum, von Veronika, Andrea und Peer amüsiert beobachtet. Schließlich zog sie ein Blatt heraus und knallte es auf den Tisch. Sie stützte die Arme auf und vertiefte sich in die Wörter. Peer saß links neben ihr, Andrea gegenüber, und las die Vokabeln von der Seite her mit. Es war Stoff des ersten Jahres, wie er schnell feststellte.
"Kannst du Englisch?" fragte er Birgit, die erschrak und ihn mit großen Augen ansah.
"Ja, wieso?"
"Weil", sagte Peer und deutete auf die ersten vier oder fünf Vokabeln, "die fast genauso geschrieben werden wie die englischen Wörter." Er lächelte Birgit zu. "Wenn du einfach von Deutsch nach Englisch übersetzt, hast du schon so gut wie gewonnen."
Birgit schaute konzentriert auf die Wörter und bewegte stumm die Lippen. Dann blickte sie wieder auf und nickte begeistert. "Stimmt! Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Danke!"
"Gern geschehen." Peer sah die Mädchen der Reihe nach an. "Englisch hat seine Wurzeln im germanischen wie im romanischen Sprachraum. Viele Wörter kann man einfach erraten. Hab ich früher genauso gemacht, und es hat sehr oft hingehauen." Er lächelte Andrea zu, die gebannt zugehört hatte, und kümmerte sich dann wieder um sein Frühstück. Die Mädchen stürzten sich auf Birgits Zettel und kauten ein Wort nach dem anderen durch, bis es für sie Zeit wurde, zu gehen. Peer wünschte ihnen noch viel Glück, was die drei mit einem dankbaren Lächeln quittierten. Andrea blieb noch einen Moment in der Tür stehen und lächelte ihm zu, dann lief sie ihren beiden Freundinnen hinterher.
Ein paar Tage später, am letzten Schultag vor den Osterferien, meldete eine überglückliche Birgit ihre allererste Drei in Latein. Zur Feier des Tages gab Peer allen ein kleines Frühstück aus, was die Mädchen zwar zuerst verlegen annahmen, dann jedoch eifrig und mit Heißhunger verspeisten. Andrea und Peer schauten sich dabei sehr häufig an. Als es für die Mädchen Zeit wurde, zu gehen, verabschiedete Andrea sich von Peer mit den Worten: "Bis bald mal!"
Auf seine Erwiderung: "Das würde mich freuen!" lächelte sie scheu, dann rannte sie hinter Birgit und Veronika hinterher.



Trotz der Schulferien wollte Peer seinen Rhythmus beibehalten und auch weiterhin bei McDonald's frühstücken. Zur gewohnten Zeit betrat er das Schnellrestaurant und setzte sich, nachdem er sein Frühstück gekauft hatte, an seinen gewohnten Tisch. Da Schulferien waren, sah er nicht sehr oft zur Tür, wenn sie aufging, und so traf ihn die bereits bekannte Stimme unvorbereitet.
"Morgen!"
Peer sah auf und blickte genau in die warmen, braunen Augen von Andrea.
"Andrea!" rief er überrascht auf, dann verwandelte sich die Überraschung in Freude. "Setz dich! Möchtest du etwas zu essen? Oder trinken?"
"Nein, danke", wehrte sie höflich ab und setzte sich hin. "Ich hab schon gefrühstückt."
Peer kannte diese Ausrede und lächelte sie wissend an. "Wirklich?"
"Na ja", wand Andrea sich. "Nicht so richtig. Nur ein bißchen."
"Und dann willst du mir beim Essen zusehen? Kommt gar nicht in Frage!" Er schob ihr einen seiner Cheeseburger rüber. "Greif zu."
"Danke." Verlegen griff Andrea nach dem heißen Burger und packte ihn aus, dann biß sie hungrig hinein. Peer sah zu den Kassen hinüber; im Moment war alles frei. Schnell stand er auf und holte Andrea eine Erdbeermilch, die sie, wie er wußte, sehr gerne trank.
Mit dem Becher kam er zurück und stellte ihn vor das Mädchen, dann setzte er sich wieder hin. Der warme Blick, mit dem Andrea sich für die Milch bedankte, traf Peer mitten ins Herz. Sein Gefühl für dieses Mädchen wuchs ins Uferlose.
Er sah Andrea zu, wie sie ihren Cheeseburger aufaß und einen großen Schluck Milch trank, dann fragte er sie, was sie denn um diese unchristliche Zeit aus dem Bett getrieben hatte.
"Mir war langweilig", meinte sie leise. "Ich komm in den Ferien immer ganz früh hierher und seh den Leuten zu." Ihr Blick verlor sich in ihren Gedanken. "Ich mal mir aus, was sie arbeiten, woher sie kommen, wohin sie gehen. Ob sie verheiratet sind, wie sie ihre Frau oder ihren Mann oder die Kinder behandeln. Was für ein Auto sie fahren, wohin sie in Urlaub fahren. Ob sie nett zueinander sind oder sich immer nur streiten. Was für Hobbys sie haben, was sie abends und nachts tun. Ob es ganz normale Menschen sind, oder ob sie irgendwelche Geheimnisse haben, die kein anderer wissen darf." Ihr Blick klärte sich wieder. "So in der Art eben."
Peer hob anerkennend die Augenbrauen. "Schreibst du denn auch manche Sachen, die dir einfallen, auf?"
"Eigentlich immer", gestand Andrea mit einem scheuen Lächeln. "Meistens zu Hause, aber manchmal fallen mir in der Schule so Sachen ein, und dann muss ich sie direkt aufschreiben." Sie zuckte die Schultern. "Dann verpaß ich was vom Unterricht, aber das ist mir in dem Moment total egal. Das muss dann raus!" sagte sie leidenschaftlich und verstummte sofort nach diesem Ausbruch verlegen. Ihr Kopf senkte sich.
"Mir geht das ganz genauso", verriet Peer ihr. "Ich schreibe zwar nicht, aber ich zeichne. Wenn mir was einfällt, brauch ich auch sofort Papier und Bleistift, oder ich dreh durch!" Er lachte leise. "Einmal ist mir nachts was eingefallen, kurz vor dem Einschlafen, und ich hab die Idee auf die Tapete gekritzelt."
"Was?" lachte Andrea.
"Doch! Mitten auf die Tapete! Ich hab kein Papier gefunden." Er zwinkerte Andrea zu, die ihn mit leuchtenden Augen ansah. Sie schauten sich einen Moment länger an als sonst, dann wurden Andreas Wangen rot, und sie senkte den Blick wieder.
"Schreibst du denn auch viel von dir?" fragte Peer, bevor eine peinliche Pause Einzug halten konnte. Andrea schüttelte den Kopf, ohne aufzusehen.
"Da gibt's nicht viel zu schreiben", sagte sie leise.
"Dann brauchst du einen netten Freund", sagte Peer sanft. Andrea sah ihn fragend an. "Einen Freund", redete Peer weiter, "der dafür sorgt, dass du etwas erlebst und darüber schreiben kannst."
"So einen gibt es nicht", seufzte Andrea. "Sie haben doch gesehen, wie die Jungs aus unserer Klasse sind", meinte sie dann traurig. "Die denken nur an Tanzen und Küssen. Aber reden..." Sie schnaubte verächtlich. "Das können die nicht!"
"Dann", preschte Peer vor, "sollte dein Freund jemand sein, mit dem du reden kannst. Vielleicht jemand, der etwas älter ist, als du es bist."
"Oder ein ganzes Stück älter", erwiderte Andrea mit roten Wangen, ohne ihn anzusehen.
"Oder das." Peer fand, der Morgen ließ sich sehr gut an; leider erinnerte ihn die Straßenbahn, die draußen vorbeifuhr, an die Uhrzeit. Es wurde Zeit für ihn. Er räumte schnell sein Tablett zusammen und sah Andrea an. "Wenn du jemanden zum Reden suchst, kannst du ja erst einmal mit mir vorlieb nehmen", lächelte er. "Zumindest solange, bis du einen richtigen Freund gefunden hast." Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Ich muss jetzt leider zur Arbeit gehen, Andrea."
"Ist gut." Ihr Ton war gleichgültig, doch ihre Augen blickten ihn traurig an. So konnte Peer sie nicht sitzenlassen.
"Andrea, hast du heute Mittag etwas vor? Wenn nicht, komm doch gegen eins vorbei, dann bin ich wieder hier."
"Ist gut!" Diesmal ließen Augen und Stimme große Freude erkennen.
"Bis nachher dann."
"Ja! Bis nachher! Ich bin ganz bestimmt hier!"
"Ich auch." Peer lächelte ihr zu, dann musste er los.



Als Peer um zwei Minuten nach eins das Schnellrestaurant betrat, war Andrea schon da. Gleichzeitig fröhlich und schüchtern lachte sie ihn an. Peer ging schnell zu ihr.
"Was für ein schönes Bild an diesem grauen Tag", lachte er sie an. "Hast du Hunger?"
"Äh - was?" Andrea wurde knallrot. "Bild? Hunger?" Das arme Mädchen war völlig überfordert.
"Verzeihung", schmunzelte Peer. "Eins nach dem anderen. Hast du Hunger auf eine leckere Bratwurst? Etwas weiter die Straße rauf ist ein Stand, und das riecht sogar bis hier wahnsinnig lecker."
"Ähm... Ich weiß nicht", meinte Andrea verlegen. "Ich bekomm doch nicht so viel Taschengeld." Dieses Geständnis war ihr sehr schwer gefallen.
"Das habe ich schon gehört", meinte Peer sanft. "Allerdings habe ich eine ganz verrückte Angewohnheit: wenn ich meine Begleiterin frage, ob sie Hunger hat, dann meine ich damit automatisch, dass ich sie zum Essen einlade. Also: hast du Hunger auf eine leckere Bratwurst?"
"Sie können mich doch nicht so oft einladen!" widersprach Andrea, hin und her gerissen zwischen Hunger und Höflichkeit.
"Oft?" lachte Peer. "Das wäre jetzt das erste Mal! Der Burger heute morgen und die Milch waren ein Geschenk." Sein Gesichtsausdruck wechselte von Belustigung zu Wärme. "Gib dir einen Ruck, Andrea. Die Bratwurst ist wirklich sehr lecker. Soll ich sie mal beschreiben? Sie ist dunkelbraun geröstet, innen und außen ganz heiß und sehr saftig, die Pelle knackt und kracht, wenn du hineinbeißt, und du kannst dir aussuchen, ob du Ketchup oder Senf dazu haben möchtest. Dazu gibt es eine frische Scheibe Weißbrot, und das alles für weniger als vier Mark. Und das Beste ist" - er beugte sich zu Andrea, die ihn voller Sehnsucht nach dieser leckeren Bratwurst anstarrte - "dass der ganze leckere Saft, also der richtig tolle Bratensaft, in das Weißbrot fließt. Kannst du dir das vorstellen? Ganz weißes Brot, und diese unglaublich leckere, braune Soße darauf? Das schmeckt göttlich, sag ich dir!"
"Aufhören!" jammerte Andrea lachend und zappelte auf ihrem Stuhl. "Ich krieg Hunger!"
"Ziel erreicht. Komm mit." Er stand auf und wartete auf Andrea, deren Magen laut und deutlich knurrte.
"Das ist Ihre Schuld!" warf sie ihm mit lachenden Augen vor.
"Damit kann ich leben, weil ich die Schuld ja sofort begleiche." Er zwinkerte ihr zu. "Na los, hoch mit dir, sonst sind die unglaublich leckeren Bratwürste gleich ausverkauft."
"Ich find das trotzdem nicht in Ordnung", murrte Andrea, stand aber auf und folgte Peer nach draußen. "Da muss ich mich ja revanchieren, und das kann ich ja nicht!"
"Andrea!" Peer blieb stehen und sah sie ernst an. "Du musst dich nicht revanchieren. Ich habe dich eingeladen, weil ich dich sehr nett finde, und weil ich gern mit dir rede. Wenn du es so sehen willst: du revanchierst dich bereits, indem du mit mir sprichst und mir so hilfst, dass meine Mittagspause nicht langweilig wird. Okay?"
"Nett?" Andrea starrte ihn ungläubig an. "Sie finden mich nett?"
"Ja. Da vorne ist der Stand. Komm!" Er ging mit schnellen Schritten los. Andrea trottete völlig verwirrt hinter ihm her.
Nett? Sie sollte nett sein?
Ganz in Gedanken lief sie gegen Peer, der gerade zwei Würste bestellte.
"Hoppla!" lachte er. "Schon so hungrig, dass du nichts anderes mehr siehst?"
"Äh... Nein." Andrea blinzelte mehrmals und konnte wieder klar sehen. "Tut mir leid."
"Schon gut. Hier." Er reichte Andrea die Pappschale mit der Wurst und dem Brot. "Laß es dir schmecken."
"Danke." Sie wartete, bis auch Peer seine Bratwurst hatte, dann gingen sie ein paar Schritte zur Seite. Andrea roch an der Wurst und schloß seufzend die Augen. "Riecht die lecker!"
"Und schmecken tut sie noch viel besser", schmunzelte Peer. "Hau rein." Er sah gespannt zu, wie Andrea das Weißbrot um die Wurst wickelte und sie damit aufhob, dann biß sie vorsichtig in die Spitze. Sie zuckte zusammen.
"Heiß!" Sie atmete schnell ein und aus, bei weit geöffnetem Mund, dann biß sie vorsichtig zu und stöhnte im gleichen Moment auf.
"Boah! Ist die würzig! Hmm!"
"Sag ich doch!" lachte Peer. "Guten Hunger, Andrea."
"Danke!" Gierig kaute sie das Stück, das sie im Mund hatte, klein und schluckte es, dann biß sie voller Vorfreude das nächste Stück ab. Peer sah ihr lächelnd zu, dann fing auch er an, zu essen, beobachtete Andrea jedoch. Wann immer sie aufsah und seinem Blick begegnete, lächelte sie herzlich.
"Die war wirklich total lecker!" sagte sie, nachdem sie aufgegessen hatte.
"Stimmt. Den Stand hab ich gestern nach Feierabend zufällig entdeckt." Sie wischten sich die Finger mit Servietten ab und warfen dann den Abfall in die Mülltonne neben dem Stand. "Satt?"
"Ja, danke." Peer entging jedoch nicht, dass Andrea sehnsüchtig auf den Bratrost schaute.
"Ich nicht", meinte er lapidar. "Allerdings... Eine ganze schaffe ich nicht mehr. Sollen wir uns eine teilen?"
Andrea nickte verlegen. "Ich nehm aber das kleinere Stück!"
"Klar." Peer zwinkerte ihr zu und kaufte noch eine, die er mit einem schnellen Griff in der Mitte zerbrach. Das Weißbrot teilte er ebenfalls möglichst gerecht. Andrea pickte sich dennoch die jeweils kleineren Hälften heraus und verspeiste sie mit Genuß, dann seufzte sie zufrieden.
"Satt!"
"Schön." Peer lächelte sie an. "Dann kommt jetzt der Sport, um die Kalorien abzubauen. Wollen wir ein bißchen die Straße rauf und runter laufen?"
"Gerne!" Andrea strahlte. "Ich geh gern bummeln!"
'Ich weiß', dachte Peer belustigt.
Sie schlenderten durch die Einkaufsstraße, schauten in jedes Schaufenster und unterhielten sich über die Auslagen, bis es für Peer Zeit wurde, wieder an die Arbeit zu gehen.
"Tja", meinte er bedauernd. "So leid es mir tut, Andrea, aber die Arbeit ruft."
"Was machen Sie denn?" fragte sie neugierig, während sie zurückgingen.
"Ich arbeite bei einer Werbeagentur", erwiderte Peer, ohne zu übertreiben oder sich wichtig zu machen. "Wir arbeiten da in mehreren Gruppen: die Designer malen, die Texter schreiben, wir Layouter arrangieren dann Bilder und Texte so, dass das Ganze wirkt und Leute dazu bringt, genau dieses und kein anderes Produkt zu kaufen."
"Wow!" machte Andrea ehrfürchtig. "Und das klappt?"
"Nein!" Peer lachte fröhlich auf. "Dummerweise gibt es so viele Layouter und so viele Designer und so viele Texter, und dummerweise will jeder immer nur das eigene Produkt verkaufen. Am Ende entscheidet der Kunde am Regal im Supermarkt. Nein, Andrea. Das klappt nicht. Nicht immer."
"Aber immer öfter?" grinste Andrea.
"Manchmal auch öfter", nickte Peer anerkennend. "Gut gekontert!"
"Danke." Geschmeichelt sah Andrea zu Boden, dann bemerkte sie etwas. "Da!" rief sie aufgeregt und zeigte auf Peers Motorrad. "Die Maschine steht jeden Tag da! Die find ich so geil!" Aufgeregt hüpfte sie näher an das Motorrad und schaute es bewundernd an.
"Ja?" fragte Peer gleichgültig. "Ich weiß nicht. Die sieht doch so aus wie alle anderen auch."
"Nein!" protestierte Andrea mit großen Augen. "Hier! Wie schön schlank der Tank ist, und wie toll bunt die Auspuffrohre da am Motor sind. Das sieht doch echt gut aus!"
"Findest du?" Zweifelnd hockte sich Peer vor sein Motorrad und musterte es kritisch. "Tja... Das ist zwar schön bunt, aber es zeigt auch, dass der Fahrer nicht viel von dem Ding versteht."
"Wieso?"
"Na, wenn die Krümmer - so heißen die Dinger da vorne - so blau und golden glänzen, dreht der die Kiste viel zu sehr auf. Dann werden die Krümmer zu heiß und laufen an." Er richtete sich wieder auf. Andrea starrte ihn fassungslos an, weil er ihre Begeisterung nicht teilte. "Und der schlanke Tank... Damit kommt der auch nicht weit. Der faßt doch höchstens zwanzig Liter, und die Kiste schluckt doch mindestens sechs, sieben Liter. Nach dreihundert Kilometern ist Schluß."
"Trotzdem find ich die Klasse!" maulte Andrea beleidigt.
"Dann setz dich doch einfach mal drauf", schlug Peer vor. Andrea wurde blaß.
"Nein! Das - das mach ich nicht!"
"Na los!" drängte Peer. "Der Besitzer ist eine Pflaume, das sieht doch jeder. Der hat bestimmt nichts dagegen."
"Nein, das tu ich nicht!" Entschlossen ging Andrea zwei Schritte zurück. "Ich find die toll, aber das mach ich nicht. Wenn das meine wäre, würde mir das auch nicht passen, dass sich irgend jemand da drauf setzt." Peer weidete sich an dem sehnsüchtigen Blick, den Andrea auf das Motorrad warf. "Einmal möchte ich da mitfahren", sagte sie leise. "Ein einziges Mal nur!"
"Nicht selber fahren?"
"Nein. Nur mitfahren." Ihre Augen bekamen wieder diesen verträumten Ausdruck. "Das muss herrlich sein, wenn man jemanden vor sich hat, der den ganzen Wind abhält, und den man umarmen kann. Und dann fahren wir ganz weit weg, bis zum Horizont, bis es Nacht wird, und dann heben wir ab und fahren in die Sterne. Ganz tief in den Weltraum!" Ihr Blick wurde wieder klar. "Entschuldigung", murmelte sie verlegen. "Sowas passiert mir öfter."
"Du musst dich absolut nicht entschuldigen, Andrea", sagte Peer sanft. "Ich finde es wunderschön, wenn man noch träumen kann. Das können nicht mehr viele." Andrea lächelte ihn dankbar an. "Paß auf", schlug Peer vor. "Ich glaube, der Besitzer von der Kiste hier kommt so um fünf. Warum fragst du ihn nicht einfach, ob er dich mal mitnimmt? Nur für eine kleine Runde."
"Nein!" Andrea schüttelte heftig ihren Kopf. "Das trau ich mich nicht!"
"Dann warte einfach, bis er kommt, und schau dir die Maschine richtig sehnsüchtig an. Vielleicht fragt er dich dann, ob er dich mal mitnehmen soll."
"Meinen Sie?" Andrea blickte ihn hoffnungsvoll an.
"Wär möglich. Ich weiß, dass Motorradfahrer alle verrückt sind, wenn es um ihre Maschinen geht, und dass sie gerne jemanden mitnehmen. Einfach nur, um ihre Kiste vorzuführen." Er lächelte dem Mädchen aufmunternd zu. "Versuch es einfach. Sei um kurz vor fünf hier, schau dir das Gerät voller Sehnsucht an, und ich wette, wenn der Fahrer kommt, wird er dich fragen, ob er dich ein Stück mitnehmen soll. Trau dich einfach."
"Mal sehen." Andrea schaute verlangend auf das Motorrad. "Vielleicht mach ich das!"
"Viel Glück." Er schaute dem Mädchen tief in die Augen. "Es war sehr schön mit dir, Andrea. Danke für die nette Begleitung."
"Ich hab zu danken", meinte sie verlegen. "Für den Cheeseburger und die Wurst."
"Und ich habe zu danken für das nette Gespräch." Er blinzelte ihr zu. "Ich muss los. Mach's gut, Andrea."
"Sie auch." Sie sah Peer hinterher, bis er im Eingang der Agentur verschwunden war, dann blickte sie wieder auf das Motorrad. "Einfach sehnsüchtig schauen", flüsterte sie vor sich hin. "Das ist nicht schwer. Wirklich nicht."



Von seinem Fenster im ersten Stock konnte Peer die Straße sehen, und sein Motorrad. Immer wieder blickte er von seiner Arbeit auf und sah hinaus, und jedesmal schlich Andrea um die Honda herum und berührte sie vorsichtig mit den Fingerspitzen. Er freute sich schon sehr auf fünf Uhr.
Nach Feierabend eilte er die Treppen hinunter und lief auf die Straße. Andrea bemerkte ihn erst, als er seine Tasche auf die Maschine legte.
"Hallo!" begrüßte er sie munter. "Na, schaust du dir das Motorrad an?"
Sie nickte nur und nahm schnell seine Tasche von dem Sitz. "Nicht!" ermahnte sie ihn. "Der muss doch jeden Moment kommen!"
"Ja und?" lachte Peer. "Das macht dem bestimmt nichts aus." Er sah Andrea an. "Du möchtest wirklich gerne mitfahren, stimmt's?"
"Ja", hauchte sie.
"Dann rauf mit dir." Peer öffnete den Koffer auf der rechten Seite und reichte Andrea den Helm, den bisher Susanne getragen hatte. Völlig verblüfft nahm Andrea den Helm an und sah Peer sprachlos zu, wie er den linken Koffer aufschloß, seinen Helm herausnahm, die Tasche in den Koffer legte und ihn wieder schloß. Da Andrea sich keinen Millimeter bewegte, legte Peer seinen Helm auf die Sitzbank, nahm ihr den Helm wieder ab und setzte ihn ihr auf, dann verschloß er den Riemen unter dem Kinn und zog ihn straff. Nachdem auch er seinen Helm aufgesetzt hatte, schob er die Maschine vom Ständer, steckte den Schlüssel ein und startete. Mit einem satten Knurren sprang das Motorrad an. Peer trat nach hinten und klappte die Fußrasten für den Sozius aus, dann blickte er Andrea an, die noch immer völlig starr dastand.
"Na los!" lachte er sie an. "Rauf mit dir, sonst fahr ich alleine!"
Wie in Trance kam Andrea näher, stellte einen Fuß auf die Fußraste, legte ihre Hände auf Peers Schultern und schwang sich auf den Sitz. Peer griff nach hinten und schob Andrea näher zu sich.
"Schön festhalten!" ermahnte er sie. Mit großen Augen nickte sie und schlang ihre Arme um seinen Bauch. Peer legte den ersten Gang ein und fuhr sehr langsam über den Bürgersteig und auf die Straße, dann beschleunigte er vorsichtig. Andrea verstärkte ihren Griff.
Peer fuhr aus der Innenstadt heraus Richtung Westen, zu einer Landstraße. Als echter Motorradfahrer verabscheute er die Autobahn. Die Bahn war gut genug, um von einer Stadt zu anderen zu kommen, aber richtig fahren ließ sich nur auf der Landstraße.
Nach gut zwanzig Minuten hatte Peer die Stadt hinter sich gelassen und drehte auf. Andrea jubelte hell, als sie die Beschleunigung spürte. Sie preßte Arme und Beine fest an Peer, der schnell, aber nicht riskant durch die Kurven zog. Das Gefühl von Andreas Armen und Beinen an seinem Körper ließ ihm schmerzlich bewußt werden, dass er seit nunmehr fast drei Monaten keine Freundin mehr hatte.
Nach etwa zehn Kilometern bog Peer ab nach Norden und fuhr auf die Autobahn, um Andrea wenigstens einmal in den Rausch der Geschwindigkeit kommen zu lassen. Auf der Beschleunigungsspur riß er den rechten Griff auf. Die Honda machte einen Satz nach vorne und schoß ab.
"Juhu!" schrie Andrea hinter ihm begeistert. "Wahnsinn!"
Peer beschleunigte bis kurz vor 200, dann musste er wieder bremsen und fuhr die nächste Abfahrt herunter. Von dort aus ging es nach Osten, und schließlich wieder nach Süden und in die Stadt, in der nun Hochbetrieb war. Gegen viertel nach sechs stoppte Peer bei der Agentur und schaltete den Motor aus. Widerwillig stieg Andrea ab und nestelte an dem Helm herum.
"Warte." Peer half ihr und öffnete das Schloß. Andrea nahm den Helm ab. Ihre Augen leuchteten vor Glück. "War's schön?"
"Ja! Total!" Aufgedreht gab sie ihm den Helm zurück. "Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass das Ihr Motorrad ist?"
"Ich fand es schön, dich ein bißchen zu ärgern", gestand Peer lächelnd. "Verzeihst du mir?"
"Klar!" Andreas Atem ging schnell vor Aufregung. "Das auf der Autobahn war am schönsten! So schnell war ich noch nie! Wie schnell waren wir denn?"
"Fast zweihundert."
"Zweihundert!" Andrea riß die Augen auf. "Wow! Mein Vater kriegt schon Panik, wenn der schneller als achtzig fährt! Können wir das noch mal machen?"
"Sicher. Wann musst du nach Hause, Andrea?"
"Um neun", sagte sie bekümmert. "Und um zehn ins Bett. Trotz Ferien!"
"Das ist wirklich sehr früh", gab Peer zu. "Was hältst du davon, Andrea: am Donnerstag habe ich wegen Ostern schon mittags Schluß, wir beide treffen uns dann hier um zwei und fahren was raus aufs Land. Würde dir das gefallen?"
"O ja! Richtig ins Grüne?"
"Mittenrein!" grinste Peer. "Ich bring Essen und Trinken mit, du sorgst für die gute Laune. Einverstanden?"
"Ja!" Ihre braunen Augen leuchteten vor Freude.
"Soll ich dich jetzt noch nach Hause fahren, oder wartest du lieber auf den Bus?"
Andrea überlegte ernsthaft. "Lieber den Bus", sagte sie schließlich. "Wenn meine Eltern sehen, dass ich..."
"Schon in Ordnung", lächelte Peer. "Ich möchte auf keinen Fall, dass du Schwierigkeiten bekommst. Wann fährt der Bus?" Andrea sah auf ihre Uhr.
"Gleich." Sie schaute auf. "Danke für die Fahrt. Das war einfach riesig!" Sie streckte ihre Hand aus. Peer nahm sie und schüttelte sie leicht.
"Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite", sagte er höflich. "Komm gut heim, Andrea."
"Ja, danke. Sie auch!" Sie hielt seine Hand noch einen Moment fest. Peer wagte es. Er strich mit dem Daumen sanft über ihre Hand und ließ sie erst dann los. Andrea lächelte herzlich, drehte sich schnell um und lief über die Straße zur Bushaltestelle. Als sie dort angekommen war, fuhr auch schon der 33er heran und hielt. Andrea stieg ein. Sekunden später sah Peer sie aus dem Rückfenster winken. Er winkte zurück, bis der Bus wieder anfuhr. Andrea blieb noch einen Moment stehen, dann ließ sie sich in den Sitz fallen und verschwand aus seiner Sicht.
Peer verstaute den zweiten Helm wieder in dem Koffer, dann fuhr er los. Zuerst tanken, und anschließend direkt nach Hause.


Kapitel 2

Am nächsten Morgen wartete Peer vergeblich auf Andrea. Es mochte hundert gute Gründe geben, warum sie nicht kam, doch Peer machte sich Sorgen. Erst als er die Agentur zur Mittagspause verließ, fand er Andrea, die auf seinem Motorrad saß und ihn fröhlich anlachte.
"Mahlzeit!"
"Andrea!" Schnell war Peer bei ihr. "Schön, dich zu sehen."
"Hab verpennt", gestand sie ohne jegliche Verlegenheit. "Ich hab gestern nur noch an das Fahren denken können, und bin erst tief in der Nacht eingeschlafen." Sie stieg von der Maschine herunter, ihre Augen leuchteten vor Freude. "Und heut morgen kam ich nicht raus aus der Kiste. Ich hab bis zehn Uhr gedöst."
"Ach!" Peer sah sie mißbilligend an. "Und sowas findest du gut? Ausschlafen, während ich hier sitze und arbeite?"
"Ja klar!" grinste sie aufgekratzt. Sie war heute wie ausgewechselt. "Find ich sogar sehr gut! Ich kann am besten schlafen, wenn ich weiß, dass andere Leute arbeiten müssen!"
"Sadist!" knurrte Peer. Andrea lachte hell.
"Macht doch so Spaß!"
"Ja, genau wie das Lied von den Prinzen: Es ist so schön, ein Schwein zu sein."
"Genau so!" Andreas Augen schimmerten vor Vergnügen. Peer hatte alle Mühe, sie nicht zu umarmen und zu küssen.
"Mann, Mann, Mann!" brummte er statt dessen. "Was ist bloß aus der höflichen, gut erzogenen Jugend geworden?"
"Alle weggezogen!" lachte Andrea. "Heute geb ich mal Mittagessen aus." Sie schnallte ihren Rucksack ab und öffnete ihn. "Hier, das ist für Sie." Sie reichte ihm eine kleine Plastiktüte mit einem Sandwich. Peer entdeckte Salat, Wurst, Käse und Ei.
"Selbstgemacht?"
"Ja. Eine Scheibe Weißbrot mit gut Butter, ein Blatt Salat, eine Scheibe Käse, eine Scheibe Salami, ein halbes Ei, zwei Scheibchen Gurke und eine Scheibe Tomate. Dann noch etwas Remoulade, ein ganz kleines bißchen Petersilie, und die zweite Scheibe Brot. Guten Hunger!"
"Dir auch!" Überwältigt packte Peer das Sandwich aus und biß hinein. Seine nächste Reaktion war ein tiefer Seufzer. "Lecker!"
"Danke." Geschmeichelt öffnete Andrea ihre Tüte und entnahm ihr ein gleichartiges Sandwich, in das sie hineinbiß.
"Wollen wir noch etwas laufen?" fragte sie, nachdem sie aufgegessen hatten. Peer nickte.
"Gerne. Das Sandwich war viel mächtiger als es aussah."
"Soll auch für den ganzen Tag reichen", lächelte Andrea. "Hat es Ihnen wirklich geschmeckt?"
"Es war sehr, sehr lecker", erwiderte Peer ehrlich. "Mach mir noch mal so eins, und ich gehöre auf ewig dir." Andrea wurde rot und drehte sich verlegen zur Seite.
"Tut mir leid", sagte Peer schnell. "Ich wollte dich nicht beschämen."
"Haben Sie auch nicht", antwortete sie leise. "Es ist nur... Na ja, meine Eltern meinen, ich würde nichts richtig machen."
"Das Sandwich hast du perfekt gemacht", lächelte Peer. "Laß uns gehen. Heute mal in die andere Richtung?"
"Gerne. Da unten ist ein toller CD-Shop, der den ganzen Tag Musik macht. Die kann man draußen hören. Da steh ich gerne rum und tu so, als würde ich auf jemanden warten."
"Gute Idee", grinste Peer. "Dann warten wir heute gemeinsam auf jemanden." Fröhlich marschierten sie die Straße hinunter und blieben etwa fünf Meter neben dem Geschäft stehen, wo sie sich unterhielten, bis Peers Pause fast zu Ende war.
"Und wieder ruft die Arbeit", seufzte Peer. "Immer gerade dann, wenn es am schönsten ist."
"Geht mir ja auch so", meinte Andrea. "Immer, wenn ich grad so schön träume, kommt meine Mutter und weckt mich." Sie lächelte Peer entschuldigend an. "Stört es Sie, wenn ich nicht mitkomme? Ich würd gern hierbleiben und noch etwas zuhören."
"Natürlich stört mich das nicht, Andrea", sagte Peer sanft. "Ich find es im Gegenteil sehr nett von dir, dass du dich überhaupt mit mir abgibst." Darauf wurde Andrea tiefrot und sagte nichts. "Hab noch viel Spaß beim Zuhören", lächelte Peer. Um das Mädchen nicht zu bedrängen, fügte er noch hinzu: "Bis bald mal."
"Das würde mich freuen", erwiderte sie leise. Peer erkannte seine Antwort wieder. Er nickte Andrea zu und eilte zurück zu seiner Arbeit.
Andrea sah ihm sehr lange und sehr nachdenklich hinterher.

* * *

Gegen drei Uhr begann es, in Strömen zu regnen, deshalb war Peer nicht überrascht, Andrea nicht zu sehen, als er herauskam. Er hatte noch während der Arbeitszeit seine Regenkombi und die Stiefel aus den Koffern geholt und sie nach Feierabend in der Agentur angezogen. Nun eilte er schnell zu der Maschine, um den Helm herauszuholen und die Tasche zu verstauen. Nur wenige Sekunden später war er fertig und fuhr vorsichtig los; auf dem nassen Kopfsteinpflaster war das Fahren nicht ganz ungefährlich.
Andrea, die sich wegen der Kälte und des Regens in einen Hauseingang zurückgezogen und dick in ihren Parka gemummelt hatte, sah er nicht. Doch zwei nachdenkliche Augen blickten ihm aufmerksam hinterher.
Am nächsten Morgen war es zwar wieder kühl, aber trocken. Peer parkte seine Maschine zwischen den beiden Eichen und sah kurz zu McDonald's herüber. Er entdeckte Andrea, die ihm aufgeregt zuwinkte. Er winkte fröhlich zurück, packte den Helm ein und die Tasche aus, dann stopfte er die Handschuhe in den Koffer, nahm zwei Schuhe heraus, stieg aus den Stiefeln und in die Schuhe. Wenig später kam er völlig normal angezogen in das Restaurant und zu Andrea.
"Guten Morgen", begrüßte er das Mädchen. "Du bist heute aber sehr früh hier."
"Ja", erwiderte sie etwas schüchtern. "Ich - ich wollte mit Ihnen reden."
"Sicher." Peer legte seine dicke Jacke und die Tasche auf einen Stuhl. "Ich hol eben Frühstück, dann kannst du loslegen. Oder eilt es so sehr?"
"Nein", lächelte sie verlegen. "Ich muss sowieso noch im Kopf sortieren."
"Das klingt aber gar nicht gut", meinte Peer mitfühlend. "So schlimm?" Andrea bejahte und verneinte gleichzeitig. "Verstehe. Ich bin sofort zurück." Andrea sah ihm halb erleichtert und halb nervös nach. Eine Minute später kam er mit einem vollbeladenen Tablett zurück und stellte es auf den Tisch. Andrea starrte sprachlos auf den Big Mäc und die Erdbeermilch, die Peer ihr zuschob.
"Ich hab schon gegessen", protestierte sie halbherzig.
"Glaub ich nicht." Peer sah sie ruhig an. "Man kann entweder essen oder Sorgen haben. Beides zusammen geht nicht. Nun iß erstmal und verschieb die Sorgen auf gleich."
Andrea nickte kurz und packte ihr Essen aus. Zusammen mit Peer fiel es ihr wesentlich leichter, etwas zu essen.
"Jetzt erzähl", forderte Peer sie auf, als sie zu Ende gegessen hatte. "Und Andrea: sag Du zu mir. Dann fällt es dir bestimmt leichter. Ich heiße Peer. Wie Peter, nur ohne das T."
"Ja. Danke." Sie holte tief Luft. "Ich hab Ihnen gestern nachgesehen, als Sie weggefahren sind", sagte sie leise. "Sie haben mich aber nicht gesehen. Ich hab mich versteckt."
"War auch ganz gut so", lächelte Peer und hielt seine Überraschung unter Kontrolle. Sollte Andrea ähnlich fühlen wie er? Oder war etwas völlig anderes mit ihr los? "Bei dem Wetter wärst du auch klatschnaß geworden, wenn ich dich mitgenommen hätte."
"Das wär nicht so schlimm gewesen", wehrte sie ab. "Ich meine, es wär nicht grad angenehm gewesen, aber... Das wollte ich doch gar nicht sagen!" Wieder atmete sie tief durch. "Darf ich wirklich Du sagen?"
"Natürlich", lächelte Peer. "Du bist schätzungsweise dreizehn, ich achtundzwanzig. Das ist nicht so viel Unterschied." Er zwinkerte ihr zu. "Dein Vater könnte ich auf keinen Fall sein."
"Nein." Andrea lachte nervös. "Nicht nur deswegen nicht. Sie - äh, du bist viel netter als er." Sie wurde rot. "Ja. Das wollte ich sagen."
"Dass ich nett bin? Danke, aber das Kompliment kann ich mit Freuden zurückgeben."
"Nicht nur." Sie machte wieder eine Pause, dann legte sie los. "Also: meine Eltern haben mich aufgeklärt. Und sie haben mich immer und immer wieder gewarnt, dass ich nicht mit Fremden reden soll. Und warum nicht. Was die alles mit mir machen würden. Und so. Na ja, als Sie - äh, als du dann täglich bei uns gesessen hast, haben wir - also Veronika, Birgit und ich - uns darüber unterhalten, was du wohl von uns willst, aber du wolltest ja gar nichts von uns. Hast einfach nur dagesessen. Dann hast du Birgit so toll geholfen mit den Vokabeln, und uns damit auch, weil wir das auch nicht wußten, und wir fanden das richtig in Ordnung von dir. Und du hast auch nie was gemacht oder gesagt, wovor meine Eltern mich gewarnt haben. Keine versteckten Sachen gesagt, die irgendwie peinlich sind, uns nicht angefaßt, uns auch nicht gefragt, wann wir Schulschluß haben, wo wir wohnen, und so weiter. Nichts. Und dann vorgestern..." Ihr Blick wurde wieder verträumt. "Das Motorradfahren war so geil, dass ich erst hinterher daran gedacht habe, dass du mich ja hättest entführen können und so. Da hab ich nachträglich einen Riesenschreck bekommen. Auch deswegen konnte ich nicht einschlafen. Ich hatte nachträglich Angst. Und gestern... Du hast gar nicht lange diskutiert oder mich gedrängt, als ich noch die CDs weiterhören wollte. Du hast einfach gesagt, es wäre okay. Da war ich dann total daneben. Ich weiß nicht, was los ist!" Sie sah Peer verzweifelt an. "Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du mich magst, aber andererseits machst du nichts!" Sie brach verlegen ab.
"Was soll ich denn machen?" fragte Peer behutsam. "Soll ich dich mitten auf der Straße umarmen? Oder dir Rosen schenken? Was werden deine Eltern sagen, wenn du plötzlich mit einem Strauß Blumen nach Hause kommst? Oder anderen Geschenken?" Er lächelte Andrea an. "Andrea, dein Gefühl täuscht dich nicht. Ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Und gerade deshalb tue ich nichts. Das ist so eine verrückte Marotte von mir. Ich kann dir nur zeigen, dass ich dich mag. Und ich denke, dass tue ich."
"Ja! Genau das macht mich ja verrückt!" Sie blickte regelrecht verzweifelt drein. "Ich meine, ein Junge aus meiner Klasse würde sofort versuchen, mir einen Kuß oder sowas zu geben. Mich zu berühren und anzufassen, aber du..." Sie unterbrach sich, als Peer leise lachte. "Was denn?"
"Ach, Andrea!" Peer griff über den Tisch nach ihrer Hand. Andrea hielt sie sofort und kräftig fest. "Andrea, du bist das erste weibliche Wesen, das sich darüber beschwert, dass ich sie nicht anfasse. Alle anderen haben darüber gejammert, dass ich sie gleich am ersten Tag küssen wollte." Andrea wurde rot und blickte verlegen zur Seite. "Deshalb", fuhr Peer ernster fort, "habe ich dich nicht berührt. Ich wollte nicht, dass du Angst vor mir bekommst. Denn ich bin gern mit dir zusammen, Andrea. Ich freue mich, wenn ich dich morgens sehe, auch wenn es nur kurz ist. Ich freue mich, in der Mittagspause mit dir zu reden. Ich freue mich, dich abends zu sehen." Er hielt ihre Hand, ohne seine Finger zu bewegen. "Ich mag dich sehr, Andrea", sagte er leise. "Ich hab dich sogar richtig gern. Und genau deshalb würde ich nie etwas tun, von dem ich meine, dass es dir Angst machen würde."
"Ehrlich?" Andrea stieß erleichtert den Atem aus.
"Ganz ehrlich. Ich hab Angst, dass du wegläufst, wenn ich beim Spazierengehen versuche, deine Hand zu halten. Oder meinen Arm um dich lege."
"Du hast Angst?" Andrea starrte ihn mit großen Augen an. "Du?"
"Ja, ich!" lachte Peer. "Der große erwachsene Mann hat Angst. Angst, dem hübschen jungen Mädchen Angst zu machen. Angst, das hübsche junge Mädchen nicht wiederzusehen, weil er seine Finger nicht beherrschen konnte." Er beugte sich etwas vor. "Denn das ist genau das, was ich nicht will, Andrea. Ich will dir keine Angst machen, und ich will dich nicht verlieren." Er zuckte mit den Schultern. "Die richtige Mischung zu finden, ist schwer. Dir einerseits zu verstehen geben, dass ich dich mag, dich andererseits aber auch nicht durch unbedachte Worte oder Gesten zu verschrecken."
"Dann magst du mich?" flüsterte Andrea und schloß ihre Finger fest um seine Hand.
"Ja. Ich mag dich, Andrea. Ich mag dich so sehr, dass ich mir wünsche, wir zwei könnten gute Freunde sein. Nicht gleich wie in Freund und Freundin, sondern erst mal wie in Freunde."
"Möchtest du denn, dass wir wie Freund und Freundin sind?" fragte sie kaum hörbar und mit brennend roten Ohren.
"Möchtest du es?" gab er leise zurück. Sein Herz klopfte stark vor Aufregung.
Andrea senkte den Blick. "Ja", hauchte sie. "Das möchte ich. Das war der dritte Grund, warum ich vorgestern nicht einschlafen konnte. Ich hab mir vorgestellt, wie das ist, wenn wir Hand in Hand über die Straße gehen, und das hat mich richtig froh und aufgeregt gemacht."
"Ich bin morgens auch immer ganz aufgeregt", gestand Peer lächelnd, "wenn ich daran denke, dich zu sehen. Was hältst du davon, wenn wir am Donnerstag weiter darüber reden, Andrea? Bis dahin sind wir erst einmal nur Freunde, okay?"
"Gerne!" Zwei braune Augen strahlten ihn glücklich an. "Sehr gerne!"
"Schön!" Peer freute sich mit ihr. "Magst du um diese Uhrzeit schon Eis?"
"Immer!" lachte Andrea begeistert.
"Gut. Dann ist unsere erste Amtshandlung als neue Freunde, dass wir uns jetzt ein Eis kaufen gehen." Überglücklich stand Andrea auf und ging mit Peer zur Theke, um sich ihr Eis auszusuchen (Erdbeer, natürlich). Als sie wieder an ihrem Tisch saßen, konnte Andrea ihre Augen nicht mehr von Peer nehmen.
"Was hast du?" fragte Peer lächelnd.
"Wir sind jetzt Freunde", lächelte Andrea glücklich.
"Für immer und ewig?"
"Mindestens!" Andreas Wangen röteten sich leicht. "Darf ich Veronika und Birgit sagen, dass wir Freunde sind?"
"Natürlich!" Peer zwinkerte ihr zu. "Wir haben nichts getan, was deine Eltern oder deine Freundinnen nicht wissen dürfen. Oder?"
"Nein." Verlegen sah sie auf ihr Eis. "Das haben wir nicht." Sie sah wieder auf, in ihren Augen blitzte es schalkhaft. "Noch nicht."
"Junge Dame!" Peer setzte sich empört aufrecht. "Wollen Sie mir hier etwa schlimme Dinge vorschlagen?"
"Nö!" Andrea grinste mutig. "Gar nicht!" Plötzlich wurde ihr Blick wieder verträumt. "Aber küssen würde ich gern mal", sagte sie kaum verständlich. "Vero sagt, das wäre einfach toll." Ihr Blick klärte sich wieder. "Ihr Freund ist zwei Klassen über uns, in der neunten."
"Das sind alles Dinge, über die wir am Donnerstag in aller Ruhe reden können", vertröstete Peer sie. "Drück die Daumen, dass sich das Wetter nicht verschlechtert."
"Stimmt! Was machen wir, wenn es regnet wie aus Eimern? Fahren wir dann nicht?"
"Besser nicht. Du hast keine richtigen Motorradsachen und könntest dir eine gewaltige Erkältung holen. Oder noch Schlimmeres. Aber wenn es wirklich regnen sollte, fällt uns schon was ein."
"Okay." Andrea schaute auf ihre Uhr. "Wann musst du los?"
"Sobald die Straßenbahn draußen vorbeifährt. Das ist so um zwei vor acht."
"Dann haben wir noch zehn Minuten." Zufrieden löffelte Andrea ihr Eis. "Das ist ein tolles Gefühl, einen Freund zu haben!"
"Nicht mehr so einsam?" stichelte Peer.
"Genau!"
"Geht mir genauso, Andrea. Und ich freue mich besonders, dass du mein Freund bist."
"Deine Freundin", korrigierte Andrea ganz leise. "Wenn wir heute Mittag spazierengehen, hältst du dann meine Hand?"
"Sehr gerne. Wenn du das möchtest."
"Möchte ich. Davon hab ich gestern so geträumt!"
"Dann sorgen wir dafür, dass deine Träume wahr werden", schmunzelte Peer.
"Alle?" fragte Andrea aufgeregt.
"Warum nicht? Wovon hast du denn sonst noch geträumt?"
"Sag ich nicht." Andrea wurde wieder feuerrot. "Wo arbeitest du denn genau? Sieht man das von hier?"
Peer drehte sich zum Fenster. "Erster Stock, das Fenster links von dem Treppenhaus. Siehst du das? Da ist mein Büro."
"Aha." Aufgeregt musterte Andrea das Fenster. "Winkst du mir zu, wenn du gleich da bist?"
"Soll ich?"
"Ja, bitte!"
"Dann gerne." Peer griff nach ihrer linken Hand und drückte sie leicht. "Sei mir nicht böse, wenn ich dich etwas ärgere, ja? Das macht so viel Spaß!"
"Warte ab!" schmunzelte Andrea verschmitzt. "Das ist etwas, wobei ich mich revanchieren kann!"
"Ich freue mich schon drauf!" Sie sahen sich tief in die Augen. Andrea schaute zuerst weg.
"Woher kommt eigentlich dein Name?"
"Aus Schweden. Meine Urgroßeltern stammen daher. Meine Großeltern, Eltern und ich wurden aber schon in Deutschland geboren."
"Deswegen sind deine Haare so hell. Kommt ihr hier aus München?"
"Nein, aus Flensburg. Da kamen meine Eltern zur Welt. Ich bin in Hamburg geboren worden."
"Soll ja auch eine schöne Stadt sein", überlegte Andrea.
"Ist es auch." Für einen ganz kurzen Moment dachte Peer an Susanne. "Die Luft dort ist wesentlich frischer als hier."
"Warum bist du dann hier?"
"Beruf." Peer zuckte die Schultern. "In Hamburg ging und ging es nicht voran. Es waren einfach zu viele Leute, die sich für zu wenig hohe Positionen interessiert haben. Hier sieht das anders aus. Ich verdiene hier weit mehr als in Hamburg, und die Chancen, aufzusteigen, sind viel größer. Wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, bin ich nächstes Jahr um diese Zeit schon eine Stufe weiter."
"Das wär schön!" Andrea hatte aufmerksam zugehört. "Aber sag mal... Ich dachte immer, dass Leute wie du, also die aufsteigen wollen, bis tief in die Nacht arbeiten?"
"Manche ja", lächelte Peer. "Allerdings nicht ich. Ich weiß auch nicht, wie das ist, aber mir gelingt einfach alles auf Anhieb. Ich bekomme die Bilder und die Texte, und sofort ist mir völlig klar, wie das Endprodukt aussehen muss, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Ich verrate dir mal was." Peer beugte sich vor, Andrea kam auch etwas näher. "Ich arbeite eigentlich nur vier Stunden am Tag", flüsterte er. "Die anderen vier Stunden bastele ich an meinen eigenen Sachen."
"Was?" Andrea sah ihn erschrocken an. "Peer! Wenn das rauskommt!"
"Kommt es nicht", wehrte Peer ab. "Die vier Stunden reichen völlig aus, um alle Arbeit zu erledigen. Wenn ich danach nur faul rumsitze, fällt das mehr auf als wenn ich was tue. In Hamburg habe ich nur zwei Stunden pro Tag für die Arbeit gebraucht. Hier ist mehr zu tun."
"Ach so!" Andrea atmete erleichtert aus. "Was machst du denn für eigene Sachen?"
"Bilder malen." Peer sah sich um, als es draußen rumpelte. "Das ist mein Startzeichen", sagte er bedauernd. "Ich muss mal wieder los."
"Ist doch nicht schlimm!" beteuerte Andrea. "Jetzt sind wir ja Freunde. Oder?"
"Die besten." Peer griff nach ihrer Hand und strich sanft darüber. "Die allerbesten." Er ließ ihre Hand los, griff nach seinen Sachen, blinzelte ihr zu und war draußen. Aufgeregt und glücklich sah Andrea ihm hinterher. Im Eingang drehte er sich kurz um und zeigte auf das Fenster im ersten Stock. Andrea nickte schnell und sah hinauf. Keine Minute später sah sie ihn an dem angegebenen Fenster stehen und ihr zuwinken. Fröhlich winkte sie zurück, dann verschwand er aus ihrer Sicht.
Aufatmend ließ Andrea sich in ihren Stuhl fallen. Sie hatte einen eigenen, richtigen Freund!

* * *

"Mahlzeit!" Diesmal grüßte Peer als erster. Andrea musterte gerade den Drehzahlmesser an Peers Motorrad und schreckte auf.
"Was? Peer! Ist schon Mittag?"
"Ja. Zumindest behauptet mein Magen das, und dem glaube ich." Lachend streckte er seine Hand aus. "Kommst mit?"
"Hm-m." Schüchtern legte sie ihre Hand in seine. Als sie seine Haut an ihrer spürte, drückte sie kräftig zu. Peer drückte kurz zurück und lächelte sie an.
"Worauf hast du Hunger?"
"Einen schönen Salat", überlegte Andrea. "Diese Woche gab's zu Hause nur Reste, kaum was Frisches."
"Aha?" Peer schaute sie überrascht an. "Wie hast du denn dann dieses leckere Sandwich hinbekommen? Das war doch alles ganz frisch!" Andrea wurde knallrot und sah ihn nicht an. Peer blieb stehen. "Sag jetzt nicht, dass du das alles von deinem Taschengeld bezahlt hast."
"Fast", hauchte Andrea. Peer nickte nachdenklich.
"Das, meine liebe Andrea, war ein sehr großer Fehler."
Erschrocken sah das Mädchen auf. "Wieso?"
"Wirst du schon sehen." Mit undurchdringlicher Miene ging er weiter und zog Andrea hinter sich her, in ein kleines Restaurant hinein. Er drückte sie auf einen Stuhl an einem Tisch für zwei Personen, dann setzte er sich ihr gegenüber hin. Ängstlich sah das Mädchen sich um.
"Was denn jetzt?"
"Jetzt wird gegessen!" drohte Peer. "Und zwar gründlich!" Er winkte einem Kellner und bestellte eine Grillplatte für zwei Personen mit Kartoffeln, Gemüse und Salat.
"Wieso war das ein Fehler?" fragte Andrea verwirrt.
Peer beugte sich vor und nahm ihre Hände in seine. "Andrea, das war unglaublich lieb von dir, was du gemacht hast", sagte er sanft. "Das war sogar das Liebste, was ich jemals von einer Freundin erlebt habe. Aber du hast selbst gesagt, dass du wenig Taschengeld bekommst. Dann kannst du das doch nicht einfach für mich so verpulvern!"
"Wieso nicht? Mir hat's Spaß gemacht. Außerdem hab ich ja nicht alles gekauft. Käse und Wurst hatten wir noch. Gurken und Tomaten auch. Ich hab nur das Ei, eine Tube Remoulade und einen Bund Petersilie gekauft. Das war nicht so sehr teuer. Weniger als fünf Mark. Ich hab's wirklich gern gemacht!"
"Jetzt hast du es geschafft!" stöhnte Peer. "Jetzt hast du es wirklich geschafft, Andrea!"
"Was denn?" fragte sie nervös.
Peer zuckte mit den Schultern und lächelte schief. "Ich habe mich soeben rettungslos in dich verknallt."
"Echt?" Andreas Augen leuchteten. "Wirklich?"
"Ja." Peer schaute sie verliebt an. "Bisher habe ich dich nur gemocht, aber jetzt..."
"Wow!" flüsterte Andrea überwältigt. "Sagst du das nur so, oder..."
"Nein." Peer drückte ihre Hände. "Ich möchte dir etwas erzählen, Andrea. Und etwas zeigen." Er zog seine Geldbörse aus der Tasche und klappte sie auf. "Schau her."
Andrea musterte das Bild eines sehr hübschen Mädchens. "Die sieht gut aus", sagte sie bewundernd. "Wer ist das?"
"Susanne." Peer zog das Bild aus der Hülle und legte es vor Andrea hin. "Susanne war meine Freundin in Hamburg. Für mehr als zwei Jahre."
Andreas Augen weiteten sich. "Wie alt ist sie?"
"Vierzehn und ein bißchen. Sie wird im November fünfzehn." Peer schaute sich kurz um, doch niemand war in direkter Hörweite. "Das war der Grund, warum ich mich an den Tisch gesetzt habe, wo du, Veronika und Birgit euch immer hinsetzt. Du bist mir aufgefallen, und ich wollte dich kennenlernen." Er lächelte dünn. "Du hattest schon recht: ich bin so jemand, vor dem deine Eltern dich gewarnt haben. Allerdings bin ich kein böser Mensch. Ich mag eben junge Mädchen, das ist alles."
Andrea nickte leise. Sie sah ihn nicht an. "Wie hast du sie kennengelernt?"
"Auf der Eisbahn. Sie war mit ihren Freundinnen da, konnte aber überhaupt nicht laufen. Sie fiel alle zwei, drei Schritte auf die Nase. Ihre Freundinnen haben sich totgelacht über sie, ihr aber auch kein Stück geholfen. Irgendwann hab ich Mitleid mit diesem armen Würmchen bekommen. Ich bin zu ihr hin, hab sie auf die Füße gestellt, und bin mit ihr losgefahren. Sie war völlig steif vor Angst, aber das ließ sehr schnell nach. Nach den ersten Metern drehte sie ihren Kopf zu mir und strahlte mich aufgedreht an. Ihre Augen leuchteten so wunderschön, dass ich sie den Rest des Tages nicht mehr losgelassen habe."
"Hast du sie geliebt?"
"Nein. Nicht so wie dich, Andrea."
"Das glaube ich dir nicht." Andrea sah auf, ihre Augen blickten verletzt und enttäuscht. "Sie sieht doch so viel besser aus als ich! Lüg mich nicht an, Peer. Bitte nicht!"
"Das tue ich auch nicht, Andrea. Jedes einzelne Wort ist wahr. Du hast ein Viertel von deinem Taschengeld für mich ausgegeben. Einfach, um mir eine Freude zu machen. Susanne hat von ihren Eltern einhundert Mark Taschengeld im Monat bekommen, sie kam jedoch nie, nicht ein einziges Mal, auf die Idee, mir etwas zu schenken. Weder zu Weihnachten noch zu meinem Geburtstag. Gut, sie sieht besser aus. Aber das ist nur das Äußere, Andrea. Du hast einen lieben Charakter, ein großes und warmes Herz, und ich finde, du siehst auch gut aus." Er strich ihr eine Strähne über dem Auge zur Seite. "Susanne ist hübsch. Äußerlich. Du bist ein viel lieberer Mensch als sie. Das ist genau das, was für mich mehr zählt." Er beugte sich über den Tisch. "Andrea, du bist... Wie alt bist du genau?"
"Dreizehn, im Juni."
"Gut. Sagen wir einfach, du bist schon dreizehn. Hab ich ja richtig geschätzt. Du hast bisher nur die Erfahrung gemacht, dass Jungs und Mädchen sich hauptsächlich wegen des Aussehens anfreunden. Ich hab das schon hinter mir, Andrea. Aussehen ist wichtig, aber es ist längst nicht alles. Ich kann wirklich nur sagen, dass ich bisher noch niemals einen so warmherzigen und lieben Menschen wie dich getroffen habe."
Andrea verzog den Mundwinkel. "Alles nur Worte", sagte sie bitter.
"Nicht nur." Peer nahm Susannes Bild und hielt es in die Kerze. Andrea erschrak und wollte es ihm aus den Fingern reißen, doch Peer wehrte sie ab. Das Foto fing Feuer. Peer hielt es über den Aschenbecher und ließ es erst fallen, als nur noch eine kleine Ecke übrig war.
"Das war nicht nur ein Wort", sagte er leise. "Das war das, was ich im Moment fühle. Auch wenn du mir jetzt nicht glaubst, Andrea, ist es so: ich mag dich sehr viel mehr, als ich Susanne gemocht habe. In sie habe ich mich nie richtig verliebt. Ich fand es schön, wenn sie da war, wenn wir zusammen waren, aber ein so tiefes Gefühl wie zu dir war bei ihr nie der Fall."
Andrea starrte nachdenklich auf die Asche. "Warum wart ihr denn dann überhaupt zusammen?"
"Das möchte ich jetzt nicht sagen", entschuldigte Peer sich. "Und ich bin mir absolut sicher, dass du es nicht hören möchtest."
"Wahrscheinlich", flüsterte Andrea. "Warum ich? Warum nicht Birgit? Oder Veronika? Oder irgend eine andere?"
"Warum sollte ich dein Freund sein?" erwiderte Peer. "Warum nicht irgend einer aus deiner Klasse?"
"Ich hab zuerst gefragt." Andrea schaute ihn mit ausdruckslosem Gesicht an.
"Na schön. Warum du? Ganz einfach, Andrea: du hast mir von allen Mädchen am besten gefallen. Wie ich schon sagte, ist für mich nicht nur das Gesicht ausschlaggebend, sondern die Mischung aus Aussehen, sich Geben, und dem Charakter. Und da standest du auf Nummer Eins."
"Das heißt, du hast uns alle richtig beobachtet. Und dir dann ein Mädchen rausgepickt. Mich."
"Richtig." Peer lächelte herzlich. "Macht ihr das nicht genauso? Ihr seht euch doch bestimmt die Jungs, die euch interessieren, auch vorher gründlich an. Fragt andere Leute über sie aus, was sie machen, was sie mögen und so weiter. Und erst, wenn ihr euch sicher seid, dass ihr genau den und keinen anderen haben wollt, geht ihr auf ihn zu oder fragt eine Freundin, ob sie den Jungen für euch ansprechen kann. Oder?"
"Ja!" knurrte Andrea. "Du kennst dich wirklich gut aus!"
"Ich fasse das als ein Kompliment auf." Peer verbeugte sich im Sitzen. Andrea schaute ihn einen Moment lang wütend an, dann verzog sich ihr Gesicht zu einem leisen Lächeln.
"Blödmann!" So leise sie es auch sagte, Peer verstand es.
"Heißt das, du glaubst mir?"
"Ja!" Genervt hob Andrea ihre Serviette auf und warf sie wieder hin. "Ich weiß nicht, warum, aber ich glaub dir."
"Das ist das Schöne an einer Freundschaft", sagte Peer leise. "Zuerst mag man sich, dann wächst langsam das Vertrauen, dann überwindet man gemeinsam Schwierigkeiten und wächst zusammen. Am Schluß steht dann ein wunderschönes und tiefes Gefühl, das man füreinander empfindet."
"Dann hab ich total falsch angefangen", meinte Andrea. "Bei mir war zuerst das Vertrauen, und ein ganz festes Gefühl, dass ich dich mag. Mehr als mag. Jetzt kam das Problem." Sie zuckte griesgrämig die Schultern. "Dann kommt jetzt wohl der Punkt, wo ich dich einfach nur mögen muss. Oder?"
"Du musst nicht", lachte Peer leise, froh darüber, dass Andrea noch mit ihm redete. "Du kannst auch einfach nur sagen, dass ich dein Freund bin, und mich nicht mehr ansehen."
"Das schaff ich ja nicht", flüsterte sie und sah ihn traurig an. "Ich mag dich auch mehr als nur mögen. Du redest mit mir, als wär ich so alt wie du. Du behandelst mich genauso. Du bist nett zu mir, ohne etwas von mir zu wollen. Ich meine, dass das nicht so deutlich wird, dass jeder sofort merkt, was du von mir willst. Was willst du eigentlich von mir?"
"Deine Freundschaft", lächelte Peer. "Mit dir reden, mit dir zusammensein. So wie in den letzten Tagen. Einfach treffen, miteinander quatschen, Spaß haben."
"Und was noch?"
"Das, was in jeder Freundschaft kommt, Andrea. Zusammen entdecken, was man zusammen machen kann. Gemeinsamkeiten herausfinden. Neue Interessen erkennen. Zusammen etwas unternehmen, so wie wir am Donnerstag vorhaben."
"Und was noch?"
"Andrea!" lachte Peer leise. "Frag, was du fragen willst. Du hast doch etwas ganz Bestimmtes auf dem Herzen!"
"Ja." Andrea sah kurz auf den Tisch und sofort wieder auf. "Meine Eltern haben mir gesagt, dass Erwachsene, die sich an Mädchen in meinem Alter heranmachen, auch - Sex wollen." Sie wurde rot, doch ihr Blick blieb beharrlich auf ihn gerichtet. "Stimmt das?"
"Zum Teil", erwiderte Peer.
"Ja oder Nein?"
"Das läßt sich nicht so pauschal beantworten, Andrea."
"Ja oder Nein?"
"Dann nein."
"Was?" Andrea riß die Augen auf. "Keinen Sex?" Trotz des brisanten Themas hielten sie ihre Stimmen gesenkt.
"Nein." Er beugte sich vor. "Andrea, was deine Eltern meinen, wovon deine Eltern reden, sind die sogenannten Triebtäter. Menschen, die sich einfach nicht mehr unter Kontrolle haben, wenn sie ein junges Mädchen sehen. Etwas in ihnen setzt aus, sie überfallen das Mädchen, tun ihm Gewalt an und bringen es manchmal sogar um. Menschen wie ich sind eine andere Art. Wir sind gerne mit jungen Menschen zusammen. Manche mit Jungs, die meisten mit Mädchen. Warum ich persönlich junge Mädchen lieber habe als ältere oder erwachsene Frauen, weiß ich nicht. Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Wichtig ist jedoch nur, dass Menschen wie ich junge Mädchen mögen. Mögen! Verstehst du? Wir mögen euch, dich und Mädchen wie dich. Das bedeutet aber nicht, das wir euch etwas tun, was ihr nicht wollt. Ganz im Gegenteil, Andrea. Wir mögen euch so sehr, dass wir uns eher die Hand abhacken, als euch etwas zu tun." Er verzog das Gesicht zu einem müden Lächeln. "Deine Eltern haben in gewisser Weise schon recht, Andrea. Es ist für dich und für all die anderen Mädchen viel sicherer, gar nicht erst mit einem Erwachsenen zu reden, der euch anmachen will. Ihr könnt einfach nicht sicher sein, was er von euch will. Ob er im Grunde gut oder schlecht ist. Das seht ihr dem Erwachsenen nicht an. Ich rede mich hier um Kopf und Kragen!"
"Mach weiter. Es ist interessant." Andrea musterte ihn konzentriert. "Also du sagst, dass du Mädchen wie mich magst, ihnen aber nichts tust. Und woher weiß ich das? Woher weiß ich, dass du mich am Donnerstag nicht irgendwohin verschleppst und mich... Du weißt schon."
"Das weißt du nicht", gestand Peer. "Das weißt du allerdings auch bei Jungs in deinem Alter nicht. Du tanzt ganz locker mit ihnen auf einer Fete, und plötzlich packt es sie. Sie ziehen dich in einen Nebenraum, werfen dich auf den Boden und sind über dir. Oder sie füllen dich mit Alkohol, bis du nichts mehr mitbekommst, und machen mit dir, was sie wollen. Du weißt es nie vorher."
"Klingt aufregend." Andrea verzog das Gesicht. "Du machst mir richtig Mut, weißt du das?"
"Es tut mir leid, Andrea. Ich sage lieber die Wahrheit, als einen Menschen anzulügen, den ich mag."
"Mag sein." Sie nahm die Gabel und zeichnete kleine Kreise auf dem Tisch. "Ich hab mich so gut gefühlt, als du angefangen hast, mit mir zu reden. Ich kam mir... na, wichtig vor. Irgendwie bedeutend, dass ein Erwachsener ganz erwachsen mit mir redet." Seufzend ließ sie die Gabel fallen. "Warum läuft das immer auf Sex hinaus? Warum reden alle so viel davon?"
"Weil's schön ist und Spaß macht", grinste Peer. "Aber wie gesagt, Andrea: Sex ist für viele Menschen das Wichtigste auf der Welt. Für andere Menschen ist es auch etwas Schönes, aber nicht das Wichtigste." Er griff nach Andreas Hand und war beruhigt, dass sie nicht vor ihm zurückwich. "Lassen wir das alles mal beiseite, Andrea. Das ist etwas, was in den meisten Freundschaften erst ziemlich spät kommt, und auch nur dann, wenn beide dafür bereit sind. Warum sollen wir den zehnten Schritt vor dem ersten machen?" Andrea nickte unmerklich. "Was stellst du dir denn überhaupt unter einer Freundschaft vor, Andrea?"
"Ruhe", antwortete sie, ohne zu zögern. "Jemanden zu haben, bei dem ich mich richtig wohl fühle. Dem ich vertraue. Der mich in den Arm nimmt, ohne dass ich Angst dabei habe. Bei dem ich ganz ruhig sein kann. Innerlich ruhig."
"Glaubst du, du könntest das bei mir finden?"
Andrea holte tief Luft und ließ sie langsam entweichen. Sie sah Peer in die Augen und nickte unmerklich. "Ja. Das dachte ich."
"Denkst du das jetzt nicht mehr?"
"Ich weiß nicht."
"Ich verstehe." Peer verzog enttäuscht das Gesicht. "Ich kann dir deswegen nicht einmal einen Vorwurf machen, Andrea. Ich bin so, wie du mich kennengelernt hast. Da ist nichts Böses versteckt. Mehr kann ich dazu nicht sagen." Er ließ ihre Hand los und lehnte sich zurück. Andrea sah ihn nicht an, sondern musterte die Bilder an den Wänden, bis das Essen kam, das sie schweigend zu sich nahmen.
Nach dem Essen bedankte Andrea sich für die Einladung und eilte hinaus, noch bevor Peer bezahlt hatte. Als er endlich draußen war, war von ihr nichts mehr zu sehen.

Kapitel 3

Der Mittwochabend und der Donnerstagmorgen vergingen, ohne dass Andrea sich blicken ließ. Peer war sich schon fast sicher, dass er sie erst am übernächsten Montag wiedersehen würde, wenn die Schule wieder begann, und selbst das war unsicher. Vielleicht nahm sie den Bus zwanzig Minuten später, um ihm auszuweichen, und ging gleich weiter zur Schule.
Ziemlich am Boden verbrachte er den Tag mit Routinearbeiten. Gegen Mittag sah er hinaus. Es war ein wunderschöner Apriltag: mild und sonnig. Das perfekte Wetter für einen Ausritt mit der Honda. Aber ohne Andrea würde es nicht den geringsten Spaß machen.
Seufzend ging er zurück an seine Arbeit, die er um Punkt zwei Uhr beendete. Schnell räumte er seinen Tisch auf und eilte nach draußen, doch wieder sah er keine Andrea. Mutlos setzte er sich auf sein Motorrad und wartete, obwohl er tief innen wußte, dass sie nicht mehr kommen würde.
Um halb drei gab er auf und fuhr heim. Das Wochenende und den Ostermontag verbrachte er voller Sehnsucht nach Andrea. Sein Zustand ließ sich mit einem Wort beschreiben: Liebeskummer.
Dieses Gefühl wurde in der nächsten Woche noch sehr viel stärker. Andrea tauchte nicht ein einziges Mal auf, an keinem einzigen der fünf Tage.
Am Montag, als die Schule wieder begann, trat das ein, was er befürchtet hatte: nur Birgit und Veronika kamen um halb acht herein. Sie begrüßten ihn wie sonst auch und setzten sich zu ihm.
"Morgen", grüßte er munterer zurück, als er sich fühlte. "Heute nur zu zweit?"
"Ja", meinte Veronika. "Keine Ahnung, was mit Andrea ist."
"Vielleicht glaubt sie, es wären immer noch Ferien", grinste Birgit.
"Das könnte ich aber auch bringen", lachte Veronika. "Heute morgen hätte ich beinahe meinen Wecker an die Wand geklatscht."
"Du auch?" lachte Birgit. "Was hast du für einen? Piepst der, oder pfeift der?"
"Meiner jault! So ein ganz grausames, hohes Jaulen!"
"Geil! Meiner pfeift total schräg! Da krieg ich direkt Zahnschmerzen bei."
Das fröhliche Geplapper der beiden Mädchen ging Peer mächtig auf die Nerven, aber er konnte ihnen ja schlecht sagen, was mit ihm los war, und noch weniger konnte er sie bitten, Andrea auszurichten, dass er sie liebt. Das war völlig ausgeschlossen. Mit größter Beherrschung blieb er sitzen, bis die Mädchen sich fröhlich von ihm verabschiedeten und gingen.
Drei Minuten später wurde es auch für ihn Zeit. Er schaute sich noch einmal um, doch Andrea war nicht da. Tieftraurig schlich er zu seiner Arbeit.
Mittags das gleiche deprimierende Bild: keine Andrea, die fröhlich lachend auf ihn wartete, und abends auch nicht. Nun wußte Peer endgültig Bescheid. Das war wohl das Ende, was Andrea betraf. Todtraurig stand er vor seinem Motorrad und schüttelte verzweifelt den Kopf, dann biß er die Zähne zusammen und fuhr nach Hause.
Am nächsten Morgen setzte er sich freiwillig an einen ganz anderen Tisch und machte sich lustlos über sein Frühstück her. Eine kalte Stimme riß ihn plötzlich aus seinen Gedanken.
"Wir haben gestern mit Andrea gesprochen", sagte Veronika. "Wer von uns ist jetzt fällig?"
"Was?" Völlig überfahren blickte Peer auf. "Wovon redest du?"
"Andrea hat uns gestern einiges erzählt", sagte Birgit in dem gleichen kalten Ton. "Wer von uns ist die Nummer Zwei auf Ihrer Liste?"
Urplötzlich stiegen Peer die Tränen in die Augen. "Es gibt keine Nummer Zwei", sagte er leise. "Es gibt nur eine Nummer Eins." Ohne ein weiteres Wort stand er auf, schnappte sich seine Sachen und flüchtete nach draußen. Dass Birgit und Veronika sich angrinsten, bekam er nicht mehr mit. Es hätte ihn allerdings auch nicht tiefer treffen können als das, was sie gesagt hatten.
Am nächsten Tag traute Peer seinen Augen nicht: Andrea kam mit ihren beiden Freundinnen herein, als wäre nichts gewesen. Die drei Mädchen setzten sich an ihren Stammtisch und zogen sofort Schulbücher und Hefte aus ihren Taschen. Peer starrte zu ihnen herüber; sein Herz schlug hart und laut vor Aufregung und Freude.
Doch Andrea beachtete ihn überhaupt nicht. Sie lachte und scherzte, schimpfte und jammerte mit ihren Freundinnen, ohne auch nur ein einziges Mal in seine Richtung zu sehen. Schließlich überwand Peer sich und drehte sich von ihnen weg, doch Andreas Stimme drang an sein Ohr wie leiser Glockenklang.
"Hier", sagte plötzlich Andreas Stimme neben seinem Ohr. Peer fuhr zusammen und drehte sich um. Andrea hielt ihm einen Briefumschlag hin. "Für das ganze Essen." Sie ließ den Umschlag auf den Tisch fallen und ging mit ihren Freundinnen hinaus. Fassungslos hob Peer den Umschlag auf und starrte ihn an. Hatte sie tatsächlich Geld hineingetan, um ihre "Schulden" zu bezahlen?
Peer öffnete den Umschlag und fand kein Geld, sondern nur ein gefaltetes Blatt. Er zog es heraus und öffnete es.
"Tja, alle Tricks kennst du doch nicht!" stand da. "Wenn du wissen willst, welchen Trick ich meine, musst du morgen früh wieder bei uns am Tisch sitzen. Sonst stirbst du dumm. Ach ja: wenn wir kommen, erwarten wir drei Erdbeermilch, sonst setzt es was!"
Peer verstand überhaupt nichts mehr. Außer, dass er morgen doch noch zumindest einmal mit Andrea reden konnte. Diese Aussicht rettete den ganzen Tag.



Als die Mädchen am nächsten Morgen hereinkamen, warteten bereits drei große Becher Erdbeermilch auf sie, zusammen mit einem sehr nervösen Peer. Die drei setzten sich, ohne ihn zu begrüßen, griffen sich die Milch und tranken in aller Ruhe davon. Dann setzte Andrea ihren Becher ab und schaute ihn direkt an.
"Trick Nummer Eins", sagte sie ohne Umschweife. "Veronika und Birgit haben dich vorgestern getestet. In meinem Auftrag. Du hast bestanden." Ihre beiden Freundinnen kicherten unbeherrscht. "Trick Nummer Zwei: wir haben dich gestern ganz bewußt geärgert. Du bist nicht angekrochen gekommen. Hast also wieder bestanden." Peer starrte sie verständnislos an. Andrea gab seinen Blick in aller Ruhe zurück.
"Trick Nummer Drei: ich hab dich die ganzen letzten Tage beobachtet, ohne dass du mich gesehen hast. Dir ging's genauso mies wie mir. Das hab ich gesehen. Am Donnerstag war ich kurz davor, doch noch anzukommen, weil ich mitfahren wollte, aber ich hab mich grad noch so beherrscht." Sie schaute ihre Freundinnen an. "Danke. Das war lieb von euch. Laßt ihr uns jetzt was alleine?"
"Auf keinen Fall!" grinste Veronika. "Das will ich jetzt sehen!"
"Ich auch!" Birgit stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die Hände. "Macht weiter. Ist richtig spannend!"
"Na gut", seufzte Andrea, während Peer noch immer viel weniger als nichts verstand. Sie schaute ihn wieder an. "Ich hab viel nachgedacht", sagte sie leise und griff nach seiner Hand. "Ich wollte dir ja glauben, konnte es aber nicht so richtig. Deshalb musste ich dich testen, ob du nicht doch gleich zur nächsten hüpfst, wenn ich nicht mehr da bin. Deswegen haben Veronika und Birgit dich so angemacht. Wenn du eine von ihnen so angesprochen hättest wie mich..." Sie zuckte die Schultern. Nun verstand Peer.
"Ja, und gestern... Das haben wir gemacht, um zu sehen, ob du dich gleich wieder an mich ran machst. Oder ob du kapiert hast, dass ich nichts mehr von dir wollte. Hast du ja kapiert." Sie grinste zufrieden. "Da wußte ich, dass ich wirklich keine Angst vor dir haben muss. Als du dich dann weggedreht hast, hab ich schnell den Brief geschrieben und dir gegeben. Nur das Beobachten war schwer." Sie nickte betrübt. "Warst du wirklich so traurig, wie du ausgesehen hast?"
"Noch viel trauriger", gestand Peer erleichtert. Ein riesengroßer Stein fiel von seinem Herzen. "Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich mich in dich verliebt habe, Andrea. Ich habe dich schrecklich vermisst!" Peer hatte Birgit und Veronika schon völlig vergessen, die ihm und Andrea gebannt zusahen.
"Gut!" Andrea lachte zufrieden. "Ich dich nämlich auch." Sie legte beide Hände um seine. "Sehr sogar. Das war so schwer, dich einfach nur zu beobachten! Hast du das nicht gemerkt?"
"Nein, Andrea. Um ehrlich zu sein, ich war einfach nur traurig, weil du nicht mehr da warst."
"Ich ja auch. Nicht nur wegen dem Motorradfahren, sondern wegen dem ganzen Reden und Lachen und so. Ich hab das ganze letzte Jahr nicht so viel gelacht wie in den paar Tagen mit dir."
"Das klingt nach einem neuen Anfang." Peer streichelte ihre Hände. "Andrea, wollen wir Freunde sein?"
"Ja!" Glücklich drückte sie seine Finger zusammen. "Wie in Freund und Freundin?"
"So, wie du es möchtest."
"Dann Freund und Freundin. Ich hab noch was für dich." Sie kramte in ihrer Tasche herum und zog einen Zettel heraus, den sie Peer reichte. "Ich hab dir meinen Stundenplan abgeschrieben. Damit du weißt, wann du aus dem Fenster sehen musst, wenn ich zum Bus gehe."
"Andrea!" Gerührt schaute Peer auf ihren Stundenplan. "Das ist richtig lieb von dir!"
"Macht sie ja nur, um anzugeben", grinste Veronika. "Damit alle wissen, dass sie einen Freund hat, wenn sie einem Fenster zuwinkt."
"Gar nicht wahr!" Andrea streckte ihr wütend die Zunge heraus. "Immerhin stolzier ich nicht mit meinem Freund über den Schulhof!"
"Mach ich doch auch nicht!" wehrte Veronika sich. Peer sah den streitenden Mädchen amüsiert zu. "Ich bin eben gern mit dem zusammen!"
"Dann ist ja alles klar." Birgit begann, ihre Sachen zusammenzupacken. "Wir müssen los."
"Ja." Seufzend stand Andrea auf. "Morgen ist Freitag. Hast du da auch früh Schluß?"
"Ja. Am letzten Tag in der Woche arbeiten wir nur bis zwei."
"Können wir dann morgen unseren Ausflug machen? Ich hab ganz viel, was ich mit dir bereden wollte."
"Sehr gerne, Andrea. Das Wetter soll sehr schön werden am Wochenende. Warm und trocken."
"Prima. Wieder um zwei?"
"Spätestens!" lachte Andrea. Ihr Blick wurde sehr weich. "Ich bin richtig froh, dass das jetzt geklärt ist."
"Frag mich mal!" Peer atmete laut aus. "Ich freu mich auf morgen, Andrea. Mehr, als ich sagen kann!"
"Hört jetzt auf, zu flirten!" lachte Birgit. "Los, Andrea, sonst kriegen wir wieder 'nen Eintrag!"
"Komme!" Sie lachte Peer noch einmal aufgeregt an und lief dann mit ihren Freundinnen schnell hinaus und über die Straße zur Schule. Peer schaute ihnen hinterher und fühlte sich so glücklich wie schon lange nicht mehr.



Am nächsten Morgen waren wieder nur Birgit und Veronika da, Andrea fehlte.
"Ist das wieder ein Test?" fragte Peer mißtrauisch.
"Keiner, von dem ich was weiß", antwortete Veronika. "Ehrlich! Vielleicht hat sie verpennt. Das passiert ihr schon mal."
Diese Aussage traf zu. Kurz bevor Birgit und Veronika aufbrechen wollten, kam Andrea atemlos hereingestürmt.
"Blöder Wecker!" schimpfte sie außer Atem. "Stromausfall, und die Weckzeit war weg. Mann! Morgen, Peer! Morgen, ihr zwei."
"Morgen, Andrea", lachte Peer erleichtert. "So kommst du wenigstens zu deinem Frühsport."
"Kann ich auch drauf verzichten", murrte sie und holte tief Luft. "Und Mutti grinst sich auch noch einen ab, weil ich mich so hetzen muss. Aber auf die Idee, mich etwas früher zu wecken, kommt sie natürlich nicht. Nicht mal gefrühstückt hab ich!" Sie sah sich ratlos um. "Kann mir jemand zwei Mark leihen? Ich muss mir gleich beim Hausmeister ein Brötchen holen. Mutti hatte den Tisch schon abgeräumt." Peer wollte nach seiner Geldbörse greifen, doch Veronika war schneller.
"Danke, Vero!" strahlte Andrea. "Kriegst du am Montag zurück. Ich hab in der ganzen Hektik auch mein Geld vergessen."
"Geschenkt. Du hast mir vor den Ferien doch auch mal ein Brötchen ausgegeben."
"Stimmt!" Andreas Augen leuchteten fröhlich. "Dann kriegst du den Rest zurück, und dann bin ich wieder schuldenfrei. Müssen wir schon los?" Veronika und Birgit zogen sich ihre Jacken an. "Mist!" Sie sah Peer traurig an. "Konnte ich gar nicht mit dir reden!"
"Das holen wir alles nachher nach", tröstete er sie. "Ich freu mich schon drauf."
"Ich auch!" Sie zupfte ihren Rucksack zurecht, in dem sie ihre Schulsachen trug. "Bis gleich, Peer. Mann, hoffentlich krieg ich überhaupt was vom Unterricht mit! Ich bin total aufgeregt wegen nachher!"
"Schluß jetzt!" Veronika griff energisch nach Andreas Hand und zog sie mit sich. "Ihr könnt nachher weiterturteln."
"Hey!" protestierte Andrea lachend und stolperte hinterher. "Tschüs, Peer!"
"Tschüs, Andrea!" Lachend winkte er ihr hinterher und machte sich dann ebenfalls auf den Weg.
Nichts verschönert einen Tag mehr als die gute Laune junger Mädchen...



"Endlich! Ich warte schon seit Stunden!"
"Gar nicht wahr!" lachte Peer und ging aufgekratzt zu Andrea, die seitwärts auf der Honda saß. "Du bist vor genau 3 Minuten und 17 Sekunden angekommen."
"Sag ich doch! Stunden!" Fröhlich sprang sie von der Maschine herunter. "Geht's jetzt los?"
"Sofort." Peer räumte um: Helme aus den Koffern, Andreas und seine Tasche hinein. "Was hast du deinen Eltern gesagt, wo du bist?"
"Bei Vero. Und Vero hat gesagt, wir sind bei Birgit. Und Birgit hat Bescheid gesagt, dass wir in der Stadt sind."
"Au weia!" lachte Peer . "Da würde selbst der beste Detektiv aufgeben."
"Genau." Andrea grinste zufrieden. "Und weil Wochenende ist, darf ich auch bis zehn draußen bleiben. Nur wenn kein Wochenende ist, muss ich um neun daheim sein."
"Dann wollen wir keine Sekunde mehr verlieren." Er zeigte Andrea, wie ihr Helm zuging, dann saßen sie auf und fuhren los.
Nach etwa vierzig Minuten hatten sie einen wunderschön abgelegenen Fleck gefunden, eine saftige Wiese direkt am Rande eines lichten Waldes. Peer fuhr über den Rand der Wiese bis zu den Bäumen, dort stellte er die Maschine ab.
"Das ist schön hier", meinte Andrea anerkennend, als sie ihren Helm abgesetzt hatte. "Wollen wir hier bleiben oder weiter in den Wald gehen?" Sie sah zur Straße. "Man kann uns ja sehen."
"Willst du dich verstecken?" fragte Peer amüsiert und verstaute die Helme an der Maschine, dann holte er den Beutel mit dem Essen und den Getränken aus dem Topcase.
"Nein, nicht deswegen. Ich finde es nur schön, wenn man nichts anderes mehr sieht als nur sich. Und ganz viel Ruhe hat."
"Dann komm." Er streckte seine Hand aus. Andrea nahm sie und führte ihn in den Wald hinein. Immer wieder drehte sie sich um und warf prüfende Blicke umher, bis sie plötzlich stehenblieb.
"Hier." Sie zog ihre Jacke aus und legte sie mit dem Futter nach unten auf den Boden. Sie trug eine dunkelbraune Cordhose und ein weites, langärmeliges Hemd im Holzfällerstil, aus dicker Baumwolle in den Farben rostrot und braun.
"Schaust du dir dein Opfer an?" fragte sie mit einer Spur Nervosität.
"Andrea!" Peer legte seine Jacke hin wie sie die ihre und setzte sich. "Ich dachte, das hätten wir hinter uns. Sollen wir zurück?"
"Nein." Sie setzte sich ebenfalls. "Ich hatte nur einen Moment lang Angst, als du mich angesehen hast."
"Dagegen weiß ich was." Er griff in den Beutel und holte ein vorgebratenes Kotelett heraus. "Guten Hunger."
"Danke." Verlegen nahm sie das Fleisch und knabberte daran. "Lecker!" Der nächste Bissen fiel schon kräftiger aus.
"Ich hab auch noch Ketchup. Und Senf, falls du möchtest." Er legte einige kleine Tüten auf den Boden.
"Extra scharf?" Andrea schüttelte sich kurz. "Der ist mir zu heftig."
"Magst du es lieber mild?"
"Ja", sagte sie leise. "Mild und sanft. Ich bin kein wilder Typ. Eher ruhig. Das geht meinen Eltern auch auf die Nerven. Dass ich immer nur in meinem Zimmer sitze und schreibe. Oder am Fenster sitze und träume."
"Es geht mir nicht auf die Nerven", lächelte Peer beruhigend. "Denk dran, Andrea: wir sind erst seit kurzem Freunde. Wir müssen uns erst einmal richtig kennenlernen." Er suchte in dem Beutel herum und zog etwas heraus. "Hier."
Andrea griff nach der kleinen Tüte und las den Aufdruck. "Extra mild! Cool! Danke!" Schnell riß sie die Tüte ein und drückte den Senf auf das Fleisch. "Hmm! Genau, wie ich es mag!" Peer lachte erleichtert und holte die restlichen Tüten Senf und Ketchup aus seinem Beutel heraus. Andrea sortierte mit der linken Hand ihre Tüten heraus und aß derweil mit der rechten Hand weiter. Als sie sah, dass Peer zwei Tüten extra scharfen Senf auf sein Kotelett drückte und herzhaft hineinbiß, wandte sie sich schaudernd ab.
"Da würd ich bei abkratzen!"
"Ist schön würzig", lächelte Peer. "Nicht doch mal probieren?"
"Nein!" Ihr Blick war noch giftiger als ein Fliegenpilz.
"Schade. Du verpaßt was."
"Ja klar! Tränende Augen, eine kaputte Zunge, eine laufende Nase... Das verpaß ich gern." Sie sah Peer scharf an. "Ha! Deine Augen tränen ja auch schon! Angeber, Angeber!"
"Wieso Angeber?" lachte Peer mit vollem Mund. "Ich mag das!"
"Ja, ja!" Andrea grinste verschmitzt. "Ich krieg auch gern schlechte Noten in der Schule."
"Du glaubst mir auch gar nichts!" maulte Peer.
"Doch, aber das nicht!" Ein listiger Ausdruck zog über ihr Gesicht. Sie griff nach einer Dose Cola und öffnete sie. "Hier. Trink!"
Peer griff ungerührt nach der Dose und trank mit großen Schlucken. Fassungslos sah Andrea zu. Als sie nach einem scharfen Essen Cola getrunken hatte, hatte sie das Gefühl gehabt, ihre Zunge würde verbrennen. Aber Peer...
"Du magst das echt!" flüsterte sie, als er die Dose schließlich absetzte. "Tut dir das nicht weh im Mund?"
"Kribbelt ein bißchen, aber sonst ist lecker." Er zwinkerte ihr zu und biß wieder in das Fleisch. Andrea schüttelte sich kurz.
"Alles Verrückte", murmelte sie und kümmerte sich wieder um ihr Kotelett. Peer sah ihr lächelnd zu.
Nach dem Essen räumte Peer schnell die Reste zusammen, dann streckte er sich lang aus und seufzte laut. "Hast recht gehabt. Es ist wirklich schöner, wenn man keinen anderen sieht."
"Erzähl mir von Susanne", forderte Andrea ihn auf. Sie drehte sich zu ihm und verschränkte ihre Beine. "Was ist nach dem Eislaufen passiert? Wieso ist sie überhaupt bei dir geblieben auf der Eisbahn? Was haben ihre Freundinnen dazu gesagt?"
"Sie ist bei mir geblieben, weil ich ihr erklärt habe, wie sie Eislaufen kann. Und ich bin bei ihr geblieben, um sie notfalls aufzufangen. Nach den zwei Stunden konnte sie schon zwei oder drei Meter alleine gleiten. Sie war völlig aufgedreht und sehr stolz auf sich." Peer lächelte in Gedanken. "Ihre Freundinnen... Keine Ahnung. Die haben wir gar nicht mehr gesehen. Wir haben aber auch nicht drauf geachtet. Die waren jedenfalls am Ende weg. Susi hat mich gefragt, wann ich wieder auf der Bahn wäre. Wir haben uns dann für den nächsten Sonntag verabredet, von zehn bis eins. An diesem Tag selbst ist gar nichts mehr passiert.
Am nächsten Sonntag sind wir dann wieder nur zusammen gelaufen. Sie war anhänglich wie eine Klette. Immer nur meine Hand gehalten, sich an mir festgehalten. Sie war durchgehend in meiner direkten Nähe."
"Das hat dir nichts ausgemacht", stellte Andrea ruhig fest.
"Nein, ganz im Gegenteil. Ich fand es sehr schön. Aber ihr Charakter war damals schon sehr auf sich selbst ausgerichtet. In einer Pause haben wir uns Getränke geholt. Sie hat ihres bestellt und mich gar nicht gefragt, ob ich auch was möchte. Das war ihr völlig egal."
"Kapier ich nicht", unterbrach Andrea. "Wieso war sie denn dann überhaupt bei dir? Und wieso hat das dann... Wie lange wart ihr nochmal zusammen? Ach, hast du ja schon gesagt. Zwei Jahre, nicht?"
"Ja. Etwas länger, aber nur ein paar Wochen. Warum sie bei mir war... Ich glaube, weil ich der erste Mensch überhaupt war, der sich nicht darum geschert hat, dass ihre Eltern Geld wie Heu hatten. Das interessierte mich überhaupt nicht. Sie war das verzogene Kind, völlig egoistisch, aber selbst das hat mich nicht gestört. Ich fand sie trotz allem nett und hatte sie gern um mich. Ihr Egoismus hielt sich jedoch sehr in Grenzen, wenn wir zusammen waren. Das war für sie eine Mauer, die sie brauchte, um nicht von anderen Menschen verletzt zu werden. Als sie merkte, dass ich sie so mochte, wie sie war, ließ sie auch ihre Mauern fallen."
"Habt ihr euch geküßt?"
"Ja, an diesem zweiten Tag. Sie hat allerdings angefangen. Am Ende der Laufzeit hat sie mir praktisch befohlen, am Dienstag abend auf der Bahn zu sein, weil sie auch immer Dienstags da wäre. Wir gingen uns eben umziehen, also die normalen Schuhe wieder an, und als wir draußen standen, zog sie meinen Kopf zu sich und küßte mich völlig ungeniert auf die Lippen."
"Mit Zunge?" fragte Andrea erschrocken.
"Nein", lachte Peer. "Das kannte sie ja noch gar nicht. Sie war zu der Zeit gerade mal zwölf geworden."
"So alt wie ich", überlegte Andrea leise. "Sogar noch jünger."
"Richtig. Sie war jedoch auch sehr viel härter und kälter als du. Wesentlich Ich-bezogener. Ihr beide seid überhaupt nicht zu vergleichen, Andrea. Dadurch, dass Susi reiche Eltern hatte, die ihr alles hinten und vorne reingeblasen haben, war sie zwar sehr selbstsicher für ihr Alter, aber auch verwöhnt und verzogen bis über beide Ohren. Aber wie gesagt: das hielt sich in Grenzen, wenn wir zusammen waren. Da war sie erträglich."
"Warum seid ihr dann überhaupt so lange zusammen geblieben, wenn sie so schlimm war?"
"Das hatte bestimmte Gründe", sagte Peer vorsichtig, "die ich dir lieber nicht sagen möchte, Andrea."
"Ich möchte sie aber wissen", erwiderte Andrea leise. Ihr Blick hielt seinem stand. "Bitte!"
"Na gut." Peer seufzte. "Kennengelernt haben wir uns im November, zwei Wochen nach ihrem zwölften Geburtstag. Geküßt hat sie mich bei unserem zweiten Treffen, wie gerade erzählt. Am Dienstag abend hat sie mich vor und nach dem Laufen geküßt, beide Male mitten auf den Mund, und wollte meine Telefonnummer haben. Am nächsten Abend klingelte es bei mir an der Tür. Susi stand draußen. Sie hatte die Auskunft angerufen und meine Adresse erfragt. Sie ist völlig locker in meine Wohnung spaziert und hat sich jedes einzelne Zimmer angesehen."
"Und?" fragte Andrea neugierig. "Dann?"
"Dann", lachte Peer, "meinte sie: 'Bißchen eng, aber ganz gemütlich.' Eng! Meine Wohnung hatte drei Zimmer, war eigentlich für mich alleine schon fast zu groß. Aber im Vergleich zu dem Haus, wo sie mit ihren Eltern wohnte, war meine Wohnung wohl nur ein Kaninchenstall. Sie hat dann meine Wohnzimmerschränke durchwühlt, bis sie Kerzen und Kerzenständer gefunden hatte, hat sie auf den Tisch gestellt, die Kerzen an- und das Licht ausgemacht, sich neben mich gesetzt und sich in meinen Arm gekuschelt."
"Was?"
"Doch! Ganz ehrlich, Andrea. Sie kam an, nicht umgekehrt. Ich hab sie gefragt, was sie denn von mir wollte, und sie sagte, ich sollte die Klappe halten. Sie müßte was überlegen. Etwa fünf Minuten blieb sie völlig bewegungslos an mir kleben, dann setzte sie sich auf und schaute mich an. Sie sagte dann mit ganz ernster Stimme, dass ich ihr zeigen soll, wie ein Mann da unten aussieht. Dafür würde sie sich auch ausziehen, damit wir beide uns gegenseitig ansehen könnten."
"Nee!" Andrea starrte ihn schockiert an.
"Doch. So wahr ich hier bin, Andrea. Es war genau so. Und glaub mir bitte: ich hab genauso geschockt ausgesehen wie du. Sie war ja erst zwölf!"
"Und was hast du gemacht?"
"Sie ungläubig angestarrt. Bewegen konnte ich mich nicht. Offenbar wurde ihr das zu langweilig, denn sie zog sich seelenruhig die Schuhe und die Jeans aus, dann meinte sie, jetzt wär ich dran. Ich blieb noch immer starr sitzen. Susi knurrte unwillig und fing an, meine Hose aufzumachen. Da kannte sie nichts. Keine Hemmungen. Dann, als ich keine Hose mehr anhatte, zog sie ihr Hemd aus. Sie hatte da nur noch ihren Schlüpfer und die Strümpfe an. Ohne Zögern ging sie auf mich los und zog mir auch das Hemd aus." Peer zuckte mit den Schultern. "Es dauerte nicht lange, da hatten wir beide nur noch unsere Strümpfe an."
"Du verarschst mich!"
"Mit keiner einzigen Silbe, Andrea. Es war genauso, wie ich erzählt habe. Alles, was passiert ist, ging von Susi aus. Sie hat immer den ersten Schritt gemacht."
"Habt ihr da auch miteinander geschlafen?" fragte Andrea kaum hörbar.
"Nein. Das hat noch einige Zeit gedauert. In den nächsten zwei Wochen kam sie fast täglich zu mir, um Doktor zu spielen. Wir haben uns gegenseitig untersucht und alles in Ruhe angeschaut. Nach den zwei Wochen wurde sie dann richtig mutig und... Willst du das wirklich hören, Andrea?"
"Ja. Alles."
"Na gut. Mach mir aber bitte hinterher keine Vorwürfe, ja?"
"Mal sehen." Andrea lächelte schief. "Kannst du schwören, dass du die Wahrheit sagst?"
"Das schwöre ich, Andrea. Wenn du möchtest, kannst du sie ja anrufen und sie fragen. Ich geb dir ihre Nummer und meine Telefonkarte."
"Nein, danke. Red weiter."
"Nach diesen zwei Wochen wurde sie dann mutig und wollte, dass ich meinen Finger bei ihr hineinstecke. Sie wollte mal wissen, wie sich das anfühlt. Das Spiel haben wir drei oder vier Tage lang gespielt, dann sollte ich sie..." Er brach ab und sah Andrea verzweifelt an. "Andrea!"
"Ich will es wissen", sagte sie leise, aber bestimmt. "Bitte, Peer!"
Peer seufzte laut. "Ich sollte sie da unten küssen. Sie hätte gehört, dass das ein ganz tolles Gefühl wäre, und das wollte sie mal ausprobieren. Da haben wir es halt ausprobiert, bis sie einen Höhepunkt hatte. Den allerersten in ihrem Leben. Von dem Tag an wurde sie wild. Sie hat jede freie Minute bei mir verbracht und manchmal auch am Wochenende bei mir übernachtet. Ihren Eltern hat sie erzählt, sie wäre bei einer Freundin. An diesen Abenden haben wir dann miteinander getobt, bis wir völlig erschöpft eingeschlafen sind."
"Getobt? Was heißt das?"
"Uns gegenseitig da unten berührt, gestreichelt, geküßt und so weiter, bis wir so viele Höhepunkte hatten, dass wir völlig k.o. waren. Drei Monate, nachdem wir uns das erste Mal getroffen haben, übernachtete sie wieder bei mir. Als wir ins Bett gingen, setzte sie sich auf mich und verlangte, ich solle sie zur Frau machen. Sie hätte keinen Bock mehr, Jungfrau zu sein. Obwohl das mein größter Traum war, mit einem jungen Mädchen so richtig zu schlafen, habe ich ihr einen Vogel gezeigt. Ich hielt sie trotz ihres ganzen Verhaltens noch für zu jung, und ich bekam auch etwas Angst, ihr unabsichtlich wehzutun. Ich war ja schon ausgewachsen, und sie war noch ein Kind. Aber Susi war Susi. Wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte... Ein paar Minuten später hatte sie mich rumgekriegt, und noch etwas später war sie keine Jungfrau mehr. Und genau das war von dem Tag an die Basis unserer Freundschaft, Andrea. Nur Sex. Wir haben so gut wie gar nicht miteinander geredet, also nichts Persönliches oder so. Susi wollte immer nur ins Bett mit mir. Nichts anderes."
"Und das hat dir gefallen." Andrea sah ihn ausdruckslos an.
"Teils ja, teils nein. Sicher, es war ein wundervolles Gefühl, mit einem so jungen Mädchen zu schlafen. Aber ich wollte mehr; nur Sex reichte mir nicht. Ich wollte an ihrem Leben teilhaben, mit ihr reden, mit ihr etwas unternehmen, sie als Mensch kennenlernen. Das war jedoch nicht das, was sie wollte, und so blieb es nur bei dem Sex. Ich war damals noch nicht so konsequent, um zu sagen: Alles oder nichts. Es gefiel mir, so wie es war, auch wenn es nicht genug war." Er lächelte plötzlich. "Glaub es mir oder laß es, aber hier mit dir zu sitzen und zu reden ist für mich mindestens genauso wichtig wie das andere, Andrea."
"Das ist schwer." Andrea sah nachdenklich auf einen Baum. "Entweder bist du der größte Lügner auf der ganzen Welt, oder du sagst die Wahrheit."
"Die Entscheidung liegt bei dir, Andrea", erwiderte Peer sanft. "Ich weiß, dass ich nicht gelogen habe."
"Entscheidung!" sagte sie bitter. "Ich weiß nicht mal, was ich denken soll! Wie soll ich mich da entscheiden?" Sie schwieg mehrere Sekunden, dann sah sie Peer mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte. "Bringst du mich bitte nach Hause?"
"Jetzt?" Peer richtete sich betroffen auf.
"Ja. Jetzt."
Peer nickte verwirrt. "Klar. Sicher. Wenn du das möchtest..." Er stand auf, hob seine Jacke auf und zog sie an. "Dann komm."
"Nö!"
"Was?" Peer starrte sie fassungslos an. Andrea saß gemütlich da und lachte bis zu den Ohren.
"Mann, du bist echt aus der Übung", lachte sie. "Test Nummer Vier bestanden. Gratuliere!"
Peer ließ sich wieder fallen. "Andrea, wovon redest du?"
"Ist doch ganz einfach!" stöhnte sie laut. "Wenn du mir was tun wolltest, oder wenn du gelogen hättest, hättest du bestimmt versucht, mich zum Bleiben zu überreden. Aber so..." Sie zwinkerte ihm zu. "Kapiert?"
"Kapiert." Peer seufzte laut. "Andrea, du bist ja viel fieser, als du aussiehst!"
"Danke!" Sie lachte hell, dann wurde sie wieder ernst. "Eine Frage hab ich noch, Peer, dann bin ich durch."
"Welche?"
"Warum hast du nicht angefangen, bei Susi etwas zu machen?"
"Ich glaube, das hängt mit meiner Einstellung zusammen. Ich frag lieber hundertmal, bevor ich ein einziges Mal etwas falsch mache. Gerade bei jungen Mädchen ist mir das sicherer." Er zuckte kurz mit den Schultern. "Ich warte lieber ab, bis das Mädchen von sich aus sagt, was sie möchte. Denn nur so kann ich sicher sein, dass sie es wirklich will. Meistens sind junge Mädchen sehr verunsichert, wenn mit ihnen etwas geschieht, was sie nicht verstehen, und sind still, anstatt den Mund aufzumachen und zu sagen, was ihnen nicht gefällt. Das Risiko, ihr Vertrauen zu enttäuschen, ist mir einfach zu groß. Deswegen." Er blickte Andrea fragend an. "War es das, was du hören wolltest?"
"Laß uns was laufen." Andrea stand auf und reichte ihm ihre Hand. Peer sprang schnell auf seine Füße und ergriff sie, dann gingen sie langsam durch den Wald.
"Eigentlich wollte ich gar nichts davon hören", sagte Andrea nach einer Weile. "Nicht, weil ich eifersüchtig bin oder so. Glaub ich jedenfalls nicht." Sie warf Peer einen schnellen, scheuen Blick zu. "Ich war ja bisher noch nie verliebt und kenn das alles ja gar nicht. Aber ich hab mir gedacht, wenn ich dich was über Susanne frage, dass du dann auch viel von dir erzählst. Ich denk mir ja auch Geschichten aus, Peer, aber meine klingen nicht so gut wie deine. Wenn das alles eine Geschichte war. War es eine?"
"Nein, Andrea. Es war keine Erfindung, wenn du das meinst."
"Hm-m. Meinte ich. Dachte ich mir auch schon fast. Das klang alles so echt. Es paßte irgendwie alles zusammen. Nicht so wie bei mir. Wenn ich was schreibe, sind da so Lücken drin, wo man sofort merkt, dass ich mir das alles nur ausgedacht hab. Was ich aber immer noch nicht kapiere, warum ich? Du hast das zwar schon gesagt, aber... Ich meine, Vero sieht doch viel besser aus als ich, und..."
"Andrea!" Peer unterdrückte das heftige Lachen, das ihn überfallen wollte, und blieb stehen. Andrea schaute ihn fragend an.
"Was?"
"Mädchen! Noch ein Wort, und ich breche meine Regel!"
"Welche? Wieso?"
"Dass ich nie den ersten Schritt mache." Er schaute Andrea tief in die Augen. "Wenn du mich nämlich noch einmal fragst, warum ich von allen Mädchen dich ausgewählt habe, werde ich dir zeigen, warum." Ein Lachen blitzte in seinen Augen auf. "Soll ich es dir zeigen? Willst du es riskieren? Ja?"
"Ähm... Was machst du denn dann?"
"Dich gnadenlos küssen. Damit du nicht nur hörst, was ich für dich fühle, sondern es auch spürst."
"Das würdest du wagen? Ohne mich zu fragen, ob ich einen Kuß will?"
"Ja."
"Aha." Nachdenklich ging Andrea langsam weiter, Peer neben ihr. Nach einigen Metern blieb sie wieder stehen. "Peer?"
"Ja, Andrea?" Er drehte sich zu ihr.
"Was ich dich noch fragen wollte: warum hast du mich ausgesucht?" Ihre Augen schimmerten aufgeregt bei dieser Frage. "Ich meine, da waren doch so viele. Warum mich?"
"Deshalb." Peer legte seine Hände an ihre Wangen. Andreas Augen weiteten sich etwas, als er seinen Kopf zu ihrem senkte. "Weil ich genau dich lieb habe, Andrea. Sonst keine." Er drückte seine Lippen sanft auf ihre. Andrea erschrak etwas, als sie den ersten Kuß ihres Lebens bekam, doch das warme Gefühl, das in ihr aufstieg, wog viel schwerer als die leichte Angst. Instinktiv schloß sie ihre Augen und legte ihre Arme um Peer, der sie zärtlich an sich drückte und seine Lippen weich und geschlossen hielt. Sie seufzte leise, als das warme Gefühl langsam stärker wurde. Sie preßte sich etwas stärker an ihn. Peer ging mit einer Hand zu ihrem Nacken und strich mit dem Daumen über den obersten Nackenwirbel. Andrea zitterte kurz. Peer ließ sie sofort los und lächelte sie an. Andrea lächelte ganz kurz und sehr schüchtern zurück, dann drückte sie ihre Wange an seine Brust und hielt sich an ihm fest. Peer legte beide Arme um ihre Schultern und streichelte ihre Haare.
"Alles in Ordnung?" fragte er leise.
"Ja", hauchte Andrea schnell. "Alles bestens." Sie atmete tief ein und aus und hob ihren Kopf. "Peer? Darf ich noch was fragen?"
"Sicher, Andrea. Was möchtest du wissen?" Er strich zärtlich eine Strähne aus ihrer Stirn.
Andreas Mundwinkel zuckten vor Lachen. "Warum hast du gerade mich ausgesucht? Da waren doch..."
"Du süßes, kleines Biest!" lachte Peer. Dieses Mal schloß sie ihre Augen, bevor seine Lippen auf den ihren waren, und gab sich ganz dem warmen Gefühl in ihr hin. Peer bewegte seine Lippen ganz vorsichtig auf und zu. Nach kurzem Zögern ging Andrea mit und wunderte sich etwas, warum diese sanfte Bewegung ein wildes Kribbeln in ihr auslöste. Atemlos trennte sie sich schließlich von Peer.
"Keine Luft mehr", keuchte sie leise.
Vom eigenen Gefühl für Andrea überwältigt, zog Peer sie wieder an sich und drückte sie. "Ich bin so froh, dass du bei mir bist", flüsterte er und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar.
"Ich auch. Jetzt bin ich's auch." Sie schmiegte sich ganz eng an ihn. "Genau davon hab ich geträumt. Dass mich jemand im Arm hält und mich festhält. Und mir einen Kuß gibt." Ihre braunen Augen sahen ihn verlangend an. "Krieg ich noch einen?"
"Wenn du mich so lieb bittest..." Sie mussten beide etwas lachen, dann strich Peer mit den Fingern über ihre Wangen und die Schläfen. Andrea schloß die Augen und öffnete ihren Mund ein kleines Stück. Peer küßte erst die obere Lippe, danach die untere, dann legte er seine Lippen auf ihre und bewegte seinen Kiefer sachte auf und ab. Andrea verstärkte ihre Umarmung und drückte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn, ihr Mund folgte seinen Bewegungen. Peer ging auf die Knie, ohne Andrea loszulassen. Sie setzte sich auf seinen Schoß und verschränkte ihre Beine hinter ihm. Peer strich mit den Händen langsam über ihren Rücken und den Kopf.
Andrea fand selbst heraus, dass sie durch die Nase atmen konnte. Sie badete in dem warmen Gefühl, das in ihr war, spürte Peers Lippen, seine Wärme, seine Hände. Ihr gesamter Körper schien viel mehr zu leben als noch kurz vorher, wo sie sich noch nicht geküßt hatten. Ein Schwindel überkam sie. Sie löste ihre Lippen und legte ihre Wange an seine.
"Mir wird schwindelig", hauchte sie. "Ist das schlimm?"
"Nein", lachte Peer leise und küßte sie auf die Wange. "Das heißt nur, dass es dir sehr, sehr gefällt. Genau wie mir. Mir ist auch schwindelig."
"Ja?" Ihre braunen Augen strahlten vor Freude. "Wirklich?"
"Ganz ehrlich." Er fuhr mit seinen Lippen über ihre Wangen und das Ohr. Andrea seufzte leise, als sie seinen warmen Atem in ihrem Ohr spürte.
"Das ist herrlich!" flüsterte sie. "Als wärst du ganz dicht bei mir!"
"Bin ich doch auch." Er nahm ihr Ohrläppchen zwischen die Lippen und zog vorsichtig daran.
"Stimmt." Andrea lachte leise. "Magst du mich?"
"Ich lieb dich, Andrea."
"Ich dich auch." Sie gab ihm einen schnellen Kuß auf die Wange. "Zeigst du mir mal deine Wohnung?"
"Jetzt?"
"Ja. Wenn du mir hier Wald nichts tust, wirst du das wohl auch nicht bei dir tun. Oder?" Sie schaute ihn fragend an.
"Weder hier, noch bei mir zu Hause, noch sonstwo", antwortete Peer ernst. "Das einzige, was ich dir antue, ist, dich zu streicheln und zu küssen."
"Das klingt schön." Andrea drückte ihn kräftig, dann stand sie auf. "Komm."


Kapitel 4

"In der Gegend war ich noch nie", staunte Andrea, als sie von dem Motorrad stiegen, und sah sich neugierig um. Peer wohnte in einem Haus mit vier Wohnungen, das in einer kleinen Siedlung am Stadtrand lag. Es war sehr ruhig, und sehr grün. Viele alte und mächtige Bäume an der Straße, jedes Haus in Sichtweite hatte einen eigenen, großen Garten.
"Die Wohnung hat mir die Agentur besorgt. Ich hab gesagt, was ich wollte, und sie haben mir Fotos geschickt. Als ich mich für diese Wohnung entschieden hatte, kam der Mietvertrag per Post. Ich hab erst gesehen, wie schön sie eigentlich ist, als ich hierher umgezogen bin."
"Die ist bestimmt teuer, oder?"
"Im Prinzip nur etwas teurer als die, die ich in Hamburg hatte. Allerdings hatte ich in Hamburg keinen Garten. Und keine Garage für die Honda. Das gefällt mir mit am besten hier." Er schob die Honda vor eines der vier Garagentore und bockte sie auf. "Wollen wir rein?"
"Ja." Andrea folgte ihm zur Haustür und durch den Flur bis zu seiner Wohnungstür. Peer schloß auf, ließ Andrea eintreten und machte die Tür hinter ihr wieder zu.
"Geradeaus geht es ins Wohnzimmer und in den Garten, nach rechts zum Bad, zur Küche und zu den anderen beiden Räumen. Wollen wir uns raussetzen?"
"Nein. Erst die Wohnung ansehen. Deswegen bin ich ja hier."
"Dann schau sie dir in Ruhe an", lächelte Peer. "Ich hab keine Geheimnisse. Komm raus, wenn du fertig bist."
"Okay." Andrea wartete, bis Peer auf die Terrasse gegangen war, dann schaute sie sich in der Diele um. Als erstes fiel ihr ein Nagel in der Wand auf, an dem kein Bild hing. Auf dem Boden, in direkter Linie unter dem Nagel, stand eine kleine Kommode mit zwei Türen und einer Schublade. Auf der Kommode stand ein Telefon neben einem Notizblock und einigen Stiften. Andrea riß ein Blatt von dem Block ab und schrieb sich Peers Nummer auf, die auf dem Telefon angebracht war. Mit einem Gefühl, als hätte sie etwas Verbotenes getan, steckte sie das Blatt schnell ein. Dann wandte sie sich nach rechts und öffnete die erste Tür zur rechten Hand. Sie schaute in eine sauber aufgeräumte Küche mit einem Eßtisch und zwei Stühlen. Klar ist das aufgeräumt, dachte sie mit einem Kichern. So oft, wie Peer bei McDonald's ißt...
Die nächste Tür war das Bad. Andrea wurde neidisch, als sie Wanne und Dusche sah; bei ihr zu Hause gab es nur eine Wanne mit einem Duschvorhang. Die Wände der Duschkabine waren aus einem Glas, das etwas verzerrte, so dass alles, was dahinter lag, nur verschwommen zu sehen war.
Im nächsten Raum wartete eine Riesenüberraschung auf Andrea. Auf dem Boden, auf dem Tisch, an den Wänden, überall waren Bilder, die sich alle mit dem Weltraum beschäftigten. Fasziniert ging Andrea von Bild zu Bild. Auf den meisten waren fremde Planeten abgebildet, die restlichen zeigten Aufnahmen von Sternenfeldern und Galaxien. Erst als Andrea vorsichtig mit den Fingern über ein Bild fuhr, merkte sie, dass die Bilder selbstgemacht waren. Erstaunt sah sie sich um und fand unglaublich viele kleine Flaschen mit Farbe auf dem Tisch, zusammen mit sehr vielen merkwürdig schlanken Düsen. Andrea nahm sich vor, Peer danach zu fragen.
Ein Bild sprach sie besonders an. Es zeigte einen violettfarbenen Planeten und so etwas wie eine Raumstation auf der Oberfläche, die in einem wunderschönen, kühlen Grünblau schimmerte. Vor der Station liefen einige Menschen in Raumanzügen herum und stellten irgend etwas auf. Die Farben verursachten Andrea eine angenehme Gänsehaut.
Widerwillig riß sie sich von den Bildern los und ging ins nächste Zimmer. Mit einem Blick sah sie, dass Peer hier schlief. Ein großes, breites Bett, von dem nur die Seite direkt an der Tür bezogen war, und ein Kleiderschrank mit drei Doppeltüren beherrschten den Raum. Zu beiden Seiten des Bettes standen kleine Nachttische mit Lampen.
Schnell schloß sie die Tür wieder und ging ins Wohnzimmer. Neben einer Sitzgruppe aus schwarzem Leder und einem dazu passenden Tisch aus pechschwarzem Schiefer, die auf einem dicken, weißen Teppich standen, lenkte die Schrankwand sofort den Blick auf sich. Sie bestand aus weißen Ziegelsteinen, zwischen denen dicke, schwarz lackierte Bretter lagen. Andrea sah sehr viele Bücher, einen nicht sehr großen Fernseher, eine Kompaktanlage und ein paar CDs und Kassetten. Eine Wand des Wohnzimmers bestand nur aus Fenstern, hinter denen die Terrasse und der Garten zu sehen war. Schnell lief sie zu Peer, der mit geschlossenen Augen in einem Stuhl saß. Auf dem Tisch neben ihm lag ein Magazin aus der Werbebranche.
"Hi!" sagte sie fröhlich und setzte sich in den zweiten Stuhl.
"Und? Alles untersucht?" fragte er, ohne die Augen zu öffnen.
"Ja. Bißchen eng, aber ganz gemütlich", grinste sie.
"Wie bitte?" Peer öffnete seine Augen und drehte seinen Kopf sehr langsam zu ihr und schaute sie ausdruckslos an. "Würdest du das bitte wiederholen, Andrea?"
Andrea kicherte aufgekratzt. "Bißchen eng, aber ganz gemütlich." Sie biß sich vor Aufregung auf die Unterlippe. Ihre Augen schimmerten vor Spaß.
"Bist du heute schon übers Knie gelegt worden, Andrea?"
"Ja, schon dreimal", lachte sie. "Musst du nicht mehr tun!"
"So, so. Aha." Peer konnte sich nicht mehr beherrschen und musste lachen. "Im Ernst, Andrea. Gefällt es dir?"
"Ja, sehr schön. Was sind das alles für Bilder? Hast du die selbst gemacht?"
"Hm-m. Das sind die Sachen, die ich mache, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin. In der Agentur mache ich mir Gedanken über ein Bild, und hier zu Hause fange ich dann an, es zu malen."
"Wie malst du die? Die sehen aus wie Fotos! Erst als ich eins angefaßt hab, hab ich gemerkt, dass die gemalt sind."
"Airbrush", erwiderte Peer. "Dabei wird dir Farbe mit einer ganz kleinen Düse auf die Fläche gesprüht. Es ist wie beim Autolackieren, nur viel, viel kleiner. Airbrush heißt: Luftbürste. Du malst mit einer winzigen Bürste aus Luft."
"Sieht wahnsinnig toll aus", meinte Andrea sehnsüchtig. "Das eine Bild mit der Raumstation, das ganz violett ist... Was ist das?"
"Die Eröffnung einer Imbißbude auf Ganymed 12, der letzten Imbißbude vor dem Hyperraum."
"Was?"
Peer musste über Andreas Gesicht lachen. "Das Bild soll ein Witz sein, Andrea. Der Hyperraum ist etwas, was zwei weit voneinander entfernte Gebiete im Weltraum miteinander verbindet, so dass man viel schneller dahin kommt als geplant. So etwas wie eine Abkürzung. Oder wie eine Autobahn, die ganz gerade durch den Berg geht statt drumherum. Und so, wie es an der Autobahn Raststätten gibt, gibt es an den Hyperraumrouten eben Imbißbuden."
"Gibt es sowas echt?"
"Nein!" Peer beugte sich über den Tisch und nahm Andreas Hände in seine. "Das Bild soll einfach nur ein Witz sein, Andrea. Mit dem Bild mache ich mich über die Eigenart des Menschen lustig, sich auch im Weltraum so zu benehmen wie auf der Erde. Eine Imbißbude, wo du Frikadellen, Pommes, Currywurst und so weiter bekommen kannst."
"Aber was, wenn Außerirdische da landen?" fragte Andrea aufgeregt. "Und die das Essen da nicht mögen?"
"Für die muss ich mir noch was einfallen lassen", schmunzelte Peer. "Gefällt dir das Bild so gut, Andrea?"
"Ja", seufzte das Mädchen. "Ich find die Farben so irre!"
"Dann komm mal mit." Er stand auf und eilte in sein Arbeitszimmer. Andrea folgte ihm sofort. Peer setzte sich an den Tisch und räumte einige Bilder zur Seite, bis nur noch das Bild, was Andrea so gut gefiel, vor ihm lag. Er griff nach einem wasserfesten, schwarzen Stift und schrieb schwungvoll seinen Namen und das Datum ganz unten links auf das Bild, dann hob er es hoch und hielt es Andrea hin.
"Bitte sehr, die Dame!"
"Für mich?" Andreas Gesicht leuchtete auf. "Du schenkst mir das?"
"Hatte ich vor."
"Wow!" quietschte Andrea aufgeregt und nahm das Bild vorsichtig entgegen. "Danke, Peer!"
"Sehr gern geschehen. Das Format ist A4, es paßt in jeden normalen Rahmen."
"Da hab ich noch einen!" sagte Andrea überglücklich. "Ich hab mal so ein ganz doofes Bild geschenkt bekommen, mit einem Igel drauf. Der war aber nur gemalt und sah total unecht aus. Außerdem guckt der richtig bescheuert und schielt. Das Bild steht im Kleiderschrank. Darf ich das wirklich behalten?"
"Ja, sicher!" lächelte Peer. "Deswegen habe ich es ja signiert."
"Signiert? Ach, deinen Namen drunter geschrieben?"
"Richtig. Magst du Bilder vom Weltraum?"
"Am liebsten!" gestand Andrea schüchtern. "Einmal wegen der tollen Farben, und dann..." Sie atmete tief durch. "Ich stell mir manchmal vor", sagte sie leise, "dass ich durch den Weltraum fliege. Ohne Raumschiff oder so, nur ich. Meistens, wenn ich abends im Bett liege. Dann mach ich die Augen zu, strecke meine Arme aus und fliege. Erst bis zum Mond, und dann immer weiter." Sie lächelte verlegen. "Ich war auch schon mal Eislaufen. Auf den Saturnringen."
"Guter Platz dafür", lächelte Peer. "Da ist nicht so viel Betrieb."
"Genau, vor allem abends ist es da schön leer", grinste Andrea, dann wurde ihr Blick weich. "Weißt du, dass ich mit sonst keinem darüber reden kann?" sagte sie leise. "Alle lachen mich immer aus, wenn ich davon anfange."
"Ich bin wohl der letzte, der darüber lachen darf", meinte Peer sanft. "Ich träume genauso davon wie du, Andrea. Der einzige Unterschied zwischen uns ist der, dass ich für meine Träume bezahlt werde. Das Bild da hinten" - er deutete auf ein Bild an der Wand - "wurde für eine Werbekampagne benutzt. Nicht hier in Deutschland, sondern in der Schweiz. Aber ansonsten sind wir beide uns in dem Punkt sehr ähnlich."
"Nicht nur in dem." Sie legte das Bild in ihren Händen vorsichtig zur Seite und stellte sich vor ihn. "Gibst du mir einen Kuß?"
"So viele du willst." Er legte seine Arme um ihre Schultern.
"Ich will ganz viele", flüsterte Andrea. "Ganz, ganz viele." Sie preßte sich an ihn. "Und ganz viel Schmusen. Dich spüren. Kann ich mich auch mal bei dir einkuscheln?"
"Sicher. Ich find Schmusen auch ganz toll. Gehen wir ins Wohnzimmer?"
"Hm-m." Andrea löste sich von ihm und ging vor in die Diele. "Ach ja! Peer, warum steckt da ein Nagel in der Wand?"
"Weil da mal ein Bild hing", antwortete Peer.
"Von... Susanne?"
"Ja."
"Hast du das auch verbrannt?"
"Nein. Das liegt in der Kommode." Er lächelte entschuldigend. "Das konnte ich nicht wegwerfen oder verbrennen. Das Foto in meiner Geldbörse war nur eines von vielen. Susi hatte jede Menge Bilder von sich. Aber das Bild, was hier hing, hab ich selbst von ihr gemacht. Das war eine der ganz seltenen Gelegenheiten, wo sie nicht so kalt war wie sonst."
"Zeig mal."
Peer öffnete die Türen der Kommode und reichte Andrea das Bild. Sie musterte es lange, dann seufzte sie leise. "Die sieht fantastisch aus, Peer. Tolle blonde Haare, große blaue Augen, und ganz volle Lippen. Sie sieht überhaupt nicht kalt aus!"
"Auf dem Bild nicht. Wie gesagt, dieses Aussehen war eine Ausnahme."
Andrea legte das Bild vorsichtig in die Kommode zurück, dann richtete sie sich auf und sah Peer traurig an. "Du kannst mich nicht liebhaben", sagte sie leise. "Ich bin doch häßlich im Vergleich zu ihr!"
"Andrea." Peer legte seine Hände auf ihre Schulter. "Warum war das Bild wohl in der Kommode? Ich wußte doch gar nicht, dass du meine Wohnung sehen wolltest. Wie oft muss ich dir sagen, dass ich dich lieb habe?"
"Ganz oft." Ein schneller Schritt, und sie warf ihre Arme um ihn. "Ich hab das so selten gehört, Peer." Sie hob den Kopf, ihre Augen schauten ihn zweifelnd und traurig an. "Magst du mich wirklich? Sagst du das nicht einfach nur so?"
"Nein, Andrea. Ich habe dich sehr, sehr lieb, und ich möchte soviel Zeit wie möglich mit dir verbringen."
"Ich auch!" Sie drehte den Kopf zur Seite und schmiegte sich an Peer. "Ich hab mir was überlegt, Peer. Wenn ich nach Hause komme, mach ich schnell meine Hausaufgaben, dann komm ich zu dir und hol dich ab. Dann fahren wir was raus oder nach hier oder laufen durch die Stadt oder machen sonst was, bis ich wieder nach Hause muss. Das heißt, falls ich dir nicht auf die Nerven gehe."
"Nicht in den nächsten einhundert Jahren." Peer drückte das Mädchen zärtlich an sich.
"Mach zweihundert draus, ja?" Zum allerersten Mal zeigten ihre Augen, wie verliebt sie war.
"Sagen wir hundertfünfzig", lächelte Peer. "Ich hab mir nämlich vorgenommen, an meinem einhundertachtzigsten Geburtstag so richtig auf die Pauke zu hauen."
"Na gut", lachte Andrea. "Genehmigt."
"Danke, Fräulein Böttcher. Ich stehe auf ewig in Ihrer Schuld." Er legte seine Wange auf ihren Kopf. "Wolltest du nicht noch einen Kuß haben?"
"Nee. Zwei!"
"Einen vor dem Kuß, und einen danach?"
"Genau. Und dazwischen auch noch." Sie sah neckisch zu ihm auf. "Das macht dann sieben oder acht, nicht wahr?"
"Nach meiner Rechnung zehn."
"Cool!" kicherte sie. "Wenn ich so in Mathe rechnen würde, hätte ich 'ne Sechs verdient."
"Siehst du?" schmunzelte Peer. "Bei mir kriegst du dafür eine Eins Plus."
"Krieg ich dafür auch eine Belohnung?"
"Sicher. Einen Kuß extra."
"Wow! Laß mich mal schnell rechnen... Zehn Küsse plus ein Kuß ergibt..." Sie lachte hell. "Mindestens siebzig!"
"Gerundet einhundert?"
"Au ja!" sagte Andrea verträumt. "Einhundert Küsse! Fangen wir gleich damit an?"
"Hier im Flur?"
"Nein." Sie nahm Peers Hand und zog ihn in das Wohnzimmer und auf das Sofa, dann setzte sie sich breitbeinig auf seinen Schoß. "Hier. Fang an." Sie schloß ihre Augen.
Peer glitt mit seinen gespreizten Fingern zärtlich durch ihre Haare und hielt ihren Kopf fest, dann legte er seine Lippen auf ihre und küßte sie sanft. Er fuhr mit den Lippen tiefer und küßte ihr Kinn, dann wieder nach oben zur Nasenspitze. Ein Kuß auf den rechten Nasenflügel, ein weiterer auf den linken. Der nächste kam auf den linken Wangenknochen, ein weiterer auf das linke Augenlid. Dann auf das rechte Lid, und den rechten Wangenknochen. Andrea seufzte leise und schmiegte sich eng an ihn. Zum ersten Mal in den letzten drei Monaten ließ Peer seine Schranken fallen und nahm ihren Geruch bewußt auf: sie roch nach altmodischer, jedoch frischer Kleidung, nach preiswertem Shampoo, nach einfacher Seife, nach herrlich jungem Mädchen.
Peer drehte ihren Kopf leicht zur Seite, strich die Haare von ihrem Ohr weg und küßte sie dahinter. In kurzen Abständen ging er tiefer zu ihrem Hals und küßte sie alle paar Millimeter zärtlich. An ihrem Hals angekommen, saugte er ganz sanft an der Haut.
"Peer!" flüsterte Andrea. "Das ist herrlich!"
"Dann achte mal auf diese Stelle", lächelte er. Er strich die Haare in ihrem Nacken kräftig nach oben und hielt sie fest, dann saugte er zärtlich an der Haut über ihrem obersten Nackenwirbel und biß sogar ganz vorsichtig hinein.
"Boah!" Andrea stöhnte auf und drückte sich ganz fest an Peer. "Das kribbelt ganz doll!"
"Schön?"
"O ja! Mach nochmal!"
Peer biß wieder vorsichtig zu, mit dem gleichen Erfolg. Andrea stöhnte und drückte sich an ihn. Durch ihr Hemd spürte Peer, dass ihre Brustwarzen hart wurden. Er überlegte einen Moment, ob er weitermachen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er wollte Andrea nicht überfallen.
Deshalb hörte er in ihrem Nacken auf und zog ihren Kopf nach vorne. "Jetzt einen richtigen?"
"Hm-m!" nickte sie aufgeregt, schloß die Augen und öffnete den Mund. Peer küßte sie erst sanft, dann etwas heftiger. Andrea ging mit; sie kaute sogar noch kräftiger als Peer.
Peer entschied, dass es Zeit für eine weitere Lektion wurde. Er schob seine Zunge zu ihren Lippen und leckte sanft darüber. Andrea erschrak heftig und blieb ganz still sitzen. Peer ließ sich nicht davon abhalten, sondern leckte weiter. Seine Zunge glitt ruhig über ihre weichen Lippen, über die Zähne, und tiefer in ihren Mund. Dann stieß er gegen Andreas Zunge. Das Mädchen blieb noch immer ganz ruhig sitzen und bewegte sich nicht.
Peer leckte zärtlich mit der Spitze seiner Zunge über ihre; über die Seiten, über die Spitze, und über die Oberfläche. Dann zog er seine Zunge zurück und wartete.
Andrea löste sich von ihm und schaute ihn mit großen Augen an. "War das ein Zungenkuß?"
"Ja. Was denkst du darüber?"
"Weiß nicht." Sie zog die Oberlippe zwischen die Zähne und knabberte daran. "War komisch. Ich hab mich erst erschrocken, und dann hab ich einfach nur drauf geachtet, was du machst. Geht so ein Zungenkuß? Einfach nur den anderen ablecken?"
"Ja", lachte Peer. "Einfach nur ablecken. Aber nicht grob, sondern sanft."
"Hm." Andrea legte ihre Stirn in Falten und dachte nach. "Warum macht man das denn so?"
"Ich glaube, um soviel wie möglich von dem anderen zu spüren. Beim Küssen spürt man nur die Lippen, aber bei einem Zungenkuß spürst du auch, wie der andere schmeckt."
Andrea schüttelte sich plötzlich, dann lachte sie. "Die arme Vero! Ihr Freund raucht. Das muss doch grausam schmecken, oder?"
"Glaub schon", lächelte Peer. "Ich hab noch nie ein Mädchen oder eine Frau geküßt, die geraucht hat. Keine Ahnung."
"Nee, das muss furchtbar schmecken", beharrte Andrea. "Ich meine, schon der Rauch riecht ja gräßlich, aber das auch noch zu schmecken... Was muss ich dabei tun?"
"Wobei?"
"Bei so einem Kuß."
"Einfach versuchen, meine Zunge mit deiner zu fangen. Und auf dein Gefühl achten. Das sagt dir nach einiger Zeit, wie du die Zunge bewegen sollst."
"Probieren!" Energisch drückte sie ihre weit geöffneten Lippen auf Peers Mund. Peer musste lachen, und Andrea sah ihn verwirrt an. "Was?"
"Du sollst mich küssen, und nicht waschen!" lachte er. Andrea wurde etwas rot.
"Tut mir leid. War das zu weit auf?"
"Etwas", grinste Peer. "War auf jeden Fall schön naß. Mach das ja nicht im Winter, sonst friert mein Gesicht ein!"
Andrea kicherte unbeherrscht los. "Mit Eiszapfen! Stell dir das mal vor! Winzige Eiszapfen, die von der Lippe hängen, und vom Kinn!" Sie drückte Peer herzlich. "Hach! Ist das herrlich lustig mit dir! Ich hätte nie gedacht, dass ein Freund so viel Spaß machen kann!"
"Das liegt nur an dir, Andrea. Du bist ein wirklich liebes und lustiges Mädchen." Er strich ihr zärtlich durch die Haare. "Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch, Peer", murmelte sie in seine Haare. "Ganz doll lieb. Tut mir leid, dass ich erst so Angst vor dir hatte."
"Das muss dir überhaupt nicht leid tun", beruhigte Peer sie. "Ist deine Angst denn jetzt restlos weg?"
"Ja. Alles weg." Sie gab ihm einen schnellen Kuß auf die Wange. "Du bist wirklich total in Ordnung. Danke, dass du mich ausgesucht hast."
"Danke, dass du dich hast aussuchen lassen." Er küßte sie ebenfalls kurz auf die Wange. "Danke, dass du bei mir bist." Ein weiterer schneller Kuß. "Danke, dass ich dich im Arm halten darf." Ein Kuß auf die Nasenspitze.
"Hey!" lachte Andrea mit roten Ohren. "Hör auf! Ich werd ganz verlegen!"
"Sollst du ja auch", schmunzelte Peer. "Wenn du verlegen wirst, kommst du immer ganz eng in meinen Arm."
"Boah!" Andrea setzte sich ganz gerade hin und funkelte ihn an. "So trickst du mich aus?"
"Pausenlos!" Er nahm ihre Hände in seine. "Weißt du was, Andrea?" Seine Stimme wurde ganz weich. "Soviel Spaß wie mit dir in den letzten Stunden hatte ich mit Susanne in den ganzen zwei Jahren nicht."
Andrea sah den Ernst in seinen Augen und wurde feuerrot. "Ehrlich?" hauchte sie überwältigt.
"Großes Ehrenwort. Das ist das, was ich meinte, Andrea. Miteinander reden und Spaß haben. Das ist für mich mindestens genauso wichtig wie alles andere."
"Peer!" Glücklich warf sie sich an ihn und drückte ihn mit ihrer ganzen Kraft. Peer rieb seine Wange an ihrem Kopf und streichelte ihre Haare und den Rücken, bis sie ihren Kopf wieder hob.
"Wollten wir nicht noch was üben?" fragte sie listig.
"Genau!" rief Peer aus. "Das hätte ich beinahe total vergessen!" Andrea kicherte ausgelassen, dann öffnete sie ihren Mund ein kleines Stück. Peer legte seine Lippen auf ihre und küßte sie zärtlich. Andrea erwiderte den Kuß, und als sie seine Zunge in ihren Mund gehen spürte, schob auch sie ihre Zunge vor und leckte unsicher über seine.
Der Geschmack traf sie wie ein Schock. Peer hatte recht gehabt: es war noch viel schöner so, denn so konnte sie seinen Geschmack noch intensiver aufnehmen. Sie seufzte unwillkürlich, verstärkte ihre Umarmung und überließ sich ganz ihrem Gefühl. Ihre Zunge bewegte sich wild hin und her, auf und ab.
Peer hielt Andreas Kopf mit einer Hand fest, mit der anderen strich er kräftig über ihren schmalen Rücken. Als er merkte, dass ihr Hemd aus der Hose herauskam, ließ er es etwas ruhiger angehen. Andrea sollte sich erst einmal an die Gefühle gewöhnen, die in ihr aufstiegen. Das Streicheln ihrer nackten Haut verschob er auf später.
Andrea schmolz regelrecht in ihren Gefühlen. Dieser Kuß mit Zunge war das Wildeste und Schönste, was sie jemals erlebt hatte. Sie ahnte, dass ihre Eltern ausrasten würden, sollten sie es erfahren, und genau das regte sie sehr an. Etwas, was so schön war, konnte nicht falsch sein; das spürte sie mit jeder Faser.
Fast schon leidenschaftlich küßte sie Peer, leckte gierig in seinem Mund herum, erforschte seine Zunge, seine Zähne, seine Lippen, bis sie völlig außer Atem war. Dann preßte sie ihren Kopf an Peers Schulter und atmete schnell und tief.
"Wow!" keuchte sie. "Irre!"
"Find ich auch." Peer musste ebenfalls tief Luft holen. "Du küßt richtig gut, Andrea. Wie ein Profi."
"Danke." Verlegen drückte sie sich an ihn. "Macht aber auch Spaß!" Sie stieß die Luft aus und sah Peer an. "Was kommt danach?"
"Wonach?"
"Nach dem Küssen. Wie geht es dann weiter?"
"Nun... Normalerweise beginnt man damit, sich am Körper zu streicheln. Wenn man sich richtig wild küßt, passiert es schnell, dass das Hemd aus der Hose rutscht. Dann streichelt man sich am Rücken und an den Seiten."
"Echt?" Andrea tastete mit ihren Händen an ihrem Hemd herum. "Stimmt!" lachte sie dann fröhlich. "Das ist echt schon was rausgerutscht! Und dann?"
"Nicht so neugierig!" ermahnte Peer das Mädchen mit einem Augenzwinkern. "Laß es einfach auf dich zukommen." Er strich ihr zärtlich über die Wange. "Du musst keine Angst haben, dass ich zu schnell bin, Andrea. Wir zwei machen es schön langsam, so dass du jederzeit weißt, was los ist. Okay?"
"Okay." Sie lächelte schüchtern. "Das mit dem Küssen war schon total gut. Ist das Streicheln auch so schön?"
"Wenn alles zusammenkommt, ja. Gleichzeitig Küssen und Streicheln ist einfach herrlich."
"Und dazu müßte mein Hemd aus der Hose sein?"
"Ja."
Andrea dachte kurz nach, dann lächelte sie ganz kurz. "Erst mal küssen, ja?"
"Ja, Andrea", lachte Peer. "Wie gesagt: laß es einfach auf dich zukommen. Ich paß schon auf, dass es dir in jedem Moment gutgeht." Er drückte das Mädchen zärtlich. "Ich hab dich nämlich lieb, weißt du?"
"Ich dich auch", murmelte sie glücklich und umarmte ihn. "Ganz, ganz lieb! Kann ich noch was auf deinem Schoß sitzenbleiben?"
"So lange du möchtest, Andrea."
"Danke." Zufrieden kuschelte sie sich ein und ließ sich streicheln, küssen und verwöhnen.

* * *

Abends, um zwanzig nach neun, fuhren sie los. Peer setzte Andrea in der Innenstadt ab und wartete mit ihr auf den Bus, der sie nach Hause bringen würde. Der Bus hielt nur wenige Meter von Andreas Haus entfernt, so dass Peer sie beruhigt alleine fahren lassen konnte.
"Was machst du am Wochenende?" fragte sie, als Peer ihren Helm im Koffer untergebracht hatte.
"Wenn's trocken bleibt, den Rasen mähen. Sonst Faulenzen oder meine Bilder weitermalen. Und du?"
"Weiß noch nicht." Peer sah, dass sie etwas vor ihm geheim hielt. "Ausschlafen, und dann mal gucken." Sie blickte ihn sehnsüchtig an. "Hier draußen dürfen wir uns wirklich nicht so küssen wie bei dir?"
"Leider nicht, Andrea. Umarmen ja, küssen nein. Ich hab dir erklärt, warum."
"Blöde Gesetze", murrte Andrea. "Ich will dich doch küssen!"
"Das haben wir doch bei mir schon gründlich getan", tröstete Peer sie.
"Ja und? Will noch einen!" Wenn sie schmollte, sah sie noch süßer aus als sonst, fand Peer. Er drückte sie zärtlich an sich. In diesem Moment kam der Bus um die Ecke. Andrea sah wütend zu dem Bus.
"Montag sehen wir uns doch wieder, Andrea."
"Stimmt!" Sie strahlte ihn an. "Dann bis Montag, Peer."
"Bis Montag, Andrea. Schönes Wochenende." Er drückte sie noch einmal und ließ sie los. Andrea sprang fröhlich in den Bus und winkte ihm zu, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Peer setzte seinen Helm auf und fuhr nachdenklich nach Hause. Er vermisste Andrea schon jetzt.
Andrea vermisste ihn auch, aber sie hatte eine gute Ablenkung: trotz des wackelnden Busses schrieb sie Peers vollen Namen, den sie auf dem Briefkasten gesehen hatte, zu seiner Telefonnummer, und die Adresse, die sie sich auf der Rückfahrt gemerkt hatte. Sie lächelte aufgeregt. Susanne war nicht die einzige, die clever sein konnte...

Kapitel 5

Der Türgong riß Peer aus dem Halbschlaf. Erschrocken fuhr er auf und schaute auf den Wecker. Verwundert, wer um kurz nach acht bei ihm läutete, stand er auf und zog sich schnell einen Bademantel über, dann eilte er in den Flur und drückte auf den Knopf, der die Haustür öffnete. Durch den Spion sah er Andrea. Er riß die Tür auf.
"Andrea!"
"Morgen!" lachte sie fröhlich und schwenkte eine kleine Tüte hin und her. "Ich hab Brötchen gekauft."
"Du..." Überwältigt umarmte Peer sie mitten im Hausflur. Andrea zitterte kurz, als sie Peers Geruch aufnahm. Sie preßte sich ganz eng an ihn.
Peer hielt sie einen Moment fest und fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare, dann zog er sie in seine Wohnung und schloß die Tür. Andrea blieb bei ihm, ohne ihn loszulassen.
"So schlimm heute morgen?" lächelte Peer mitfühlend. Andrea nickte schnell.
"Ja. Hab dich furchtbar vermisst."
"Ich dich auch, Andrea. Schon gestern abend, als du gefahren bist."
"Ich hab heut nacht von dir geträumt", gestand Andrea schüchtern. "Wir beide haben uns die ganze Nacht geküßt."
"Was? Und nicht gestreichelt?"
"Doch", flüsterte Andrea. "Ganz viel, und ganz wild." Sie wurde feuerrot und versteckte ihr Gesicht an seiner Brust.
"Was ist denn jetzt?" lachte Peer leise. "Erzähl! Was genau hast du geträumt?"
Andrea schüttelte heftig den Kopf und riß sich von ihm los. "Ich mach Frühstück!" Mit zwei großen Sprüngen war sie in der Küche und knallte die Tür zu. Breit grinsend ging Peer ins Bad. Wenn Andrea einen ähnlichen Traum gehabt hatte wie er, wußte er schon, was los war...
Frisch rasiert und gewaschen kam er wenig später wieder heraus und zog sich im Schlafzimmer einen leichten Jogginganzug an, dann ging er in die Küche. Andrea war so gut wie fertig; die Kaffeemaschine gurgelte die letzten Tropfen Wasser heraus.
"Setz dich!" meinte sie aufgeregt und beobachtete die Maschine. "Bin gleich fertig."
"Erst mal guten Morgen sagen." Er ging zu ihr und streckte seine Arme nach ihr aus. Andrea flog hinein und strahlte ihn an. Sie küßten sich zärtlich, dann immer heftiger. Schließlich löste Andrea sich von ihm. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Augen schimmerten.
"Das tut gut", sagte sie glücklich. "So schön hat noch nie ein Morgen angefangen."
"Laß dich erst mal ansehen", lächelte Peer und legte seine Hände auf ihre Schultern. Andrea trug heute ein weites, dunkelrotes T-Shirt und eine ausgeblichene, schwarze Jeans, dazu ihre üblichen Buffalos, diese Turnschuhe mit den extrem dicken Sohlen. "Du siehst mal wieder umwerfend aus!"
"Ach!" wehrte sie verlegen ab. "Sind doch alles alte Sachen!"
"Mir gefällt es." Er drückte sie wieder an sich. "Ich hab dich lieb, Andrea."
"Ich dich auch. Jetzt setz dich, der Kaffee ist fertig. Hoffentlich schmeckt er dir!"
"Wie hast du ihn denn gemacht?"
"Einen Löffel pro Tasse, und zum Schluß noch einen extra. Wie zu Hause für meine Eltern."
"Dann wird er perfekt sein", beruhigte er Andrea. "Was trinkst du?"
"Den Orangensaft aus dem Kühlschrank. Milch hast du ja nicht."
"Wird gleich am Montag eingekauft", versprach Peer ihr. "Zusammen mit diesem Pulver, was aus Milch leckere Erdbeermilch macht."
"Ehrlich?" Andrea wirbelte herum. "Das kaufst du mir?"
"Das kaufe ich uns!" betonte Peer. "Ich trink das auch gerne."
"Peer!" Andrea sprang ihn an und umarmte ihn. "Du bist so lieb zu mir!" Sie sah zu ihm auf. "Ich mag Erdbeer!"
"Und ich mag dich." Er zog sie auf seinen Schoß und küßte sie zärtlich. "Ich freu mich wahnsinnig, dass du hier bist, Andrea."
"Ich auch." Sie schmiegte ihren Kopf an seinen Hals. "Darf ich den ganzen Tag bei dir bleiben?"
"Sehr gerne, nur... Was werden deine Eltern sagen?"
"Gar nichts" sagte Andrea leise. "Am Wochenende häng ich entweder in meinem Zimmer rum, oder ich bin in der Stadt und latsch durch die Straßen, bis ich wieder heim muss. Die merken nicht einmal, ob ich da bin oder nicht."
"Dann bleib hier, solange du willst." Er küßte sie auf den Kopf. "Und komm, so oft du willst. Und wann du willst."
"Danke." Sie hob ihren Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. "Noch mal guten Morgen sagen?"
"Guten Morgen, Andrea."
"Morgen, Peer." Sie schloß ihre Augen und öffnete den Mund. Peer küßte sie leidenschaftlich. Andrea seufzte laut und wurde wild. Ihre Zunge kam hungrig nach vorne und suchte den Partner. Peer ging begeistert mit und streichelte Andrea genauso begeistert.
"Wow!" keuchte sie schließlich. "So fängt der Tag prima an! Wollen wir jetzt frühstücken?"
"Nö!" lachte Peer. "Ich will noch etwas an dir knabbern." Er strich die Haare über ihrem Hals beiseite und biß sie sanft.
"Peer!" lachte Andrea und wand sich auf seinem Schoß. "Nicht! Sonst..." Sie brach ab und wurde knallrot.
"Sonst was?" stichelte Peer.
"Nichts." Sie sprang auf die Füße und lief um den Tisch herum. Ohne Peer anzusehen, setzte sie sich und griff nach einem Brötchen. "Guten Appetit."
"Dir auch." Er musterte Andrea noch einen Moment, dann begann er zu ahnen, was mit ihr los war. Nachdenklich nahm er sich ein Brötchen und schnitt es auf.
"Du hast nicht viel Auswahl", meinte Andrea ohne Vorwurf. "Nur etwas Marmelade. Sonst nichts."
"Sollen wir zwei Hübschen gleich einkaufen?" schlug Peer vor. "Du kannst dir dann alles aussuchen, was du gerne magst."
"Gerne." Noch immer sah sie nicht auf. "Ich mag über manche Sachen nicht reden", sagte sie übergangslos. "Weil ich sie selbst noch nicht verstehe. Bitte nicht böse sein, ja?"
"Auf keinen Fall, Andrea." Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie. "Denk bitte nur daran, dass du mit mir über alles reden kannst, wenn du möchtest."
"Ich weiß", flüsterte sie. "Aber..." Sie brach wieder ab.
"Ist schon gut", erwiderte Peer schnell. "Manche Dinge sind im ersten Moment furchtbar peinlich."
"Ja, genau", sagte Andrea erleichtert. "Ich hatte doch lange niemanden, mit dem ich so richtig über bestimmte Dinge reden konnte. Da muss ich mich auch erst mal dran gewöhnen."
"Das verstehe ich sehr, sehr gut", lachte Peer. Andrea schaute ihn fragend an. "Ich weiß noch, als ich meinen ersten feuchten Traum hatte", grinste Peer in Gedanken. "Das war kurz vor dem Aufstehen. Wie alt war ich da... Ich glaub, so dreizehn. Ich weiß nur noch, dass sich mein Körper total neu anfühlte, und im nächsten Moment riß meine Mutter mir die Bettdecke herunter, weil ich verpennt hatte. Sie starrte sprachlos auf die ganzen Flecken in meiner Schlafanzughose und hat beinahe einen Schlag bekommen."
"Und?" fragte Andrea gebannt. "Was war? Was hat sie gemacht? Was hast du gemacht? Wie ging's weiter?"
"Gar nicht", grinste Peer. "Mutter ging raus und schüttelte nur ihr greises Haupt. Erst in der Schule hab ich erfahren, was da mit mir passiert war." Er zwinkerte Andrea zu. "Ich hatte im Schlaf einen Orgasmus. Mein Körper war alt genug, um so etwas zu bekommen, und so ist es in der Nacht eben einfach passiert. Ohne Vorwarnung. Und ich konnte zusehen, wie ich mit dieser neuen Erfahrung fertig wurde."
"Wie?" fragte Andrea begierig.
"Durch Rumspielen", antwortete Peer locker. "Ich hab am Abend, als ich im Bett lag, mit meinem Geschlechtsteil gespielt. Es wurde groß und hart, und etwas später war ich wieder naß." Er lachte leise. "Seit dem Abend war mir klar, dass ich sehr viele Taschentücher brauchte, wenn ich ins Bett ging."
"Und du hattest auch keinen, mit dem du darüber reden konntest?" fragte Andrea aufgeregt.
"Keinen Menschen. Für meine Eltern war Sex etwas, was sie miteinander machten, aber darüber reden... Keine Chance. Meine Schulfreunde haben mich aufgeklärt." Er drückte Andreas Hand. "Deshalb verstehe ich dich wirklich sehr gut, Andrea. Manchmal passiert etwas mit oder in dem eigenen Körper, was man selbst nicht versteht, und wenn man dann keinen hat, mit dem man darüber reden kann, wird es wirklich problematisch."
"Ja, das wird es wirklich", lächelte Andrea schüchtern. "Danke, Peer."
"Gern geschehen, mein Hübsches." Er strich noch einmal über ihre Hand, dann nahm er sein Brötchen wieder auf. "Und ganz vielen Dank für die tollen Brötchen. Sind sehr lecker."
"Danke!" strahlte Andrea erfreut, als hätte sie die Brötchen selbst gebacken. "Du, Peer?"
"Ja?"
"Kannst du mir nach dem Frühstück mal zeigen, wie man so Bilder malt?"
"Nach dem Frühstück, oder nach dem Einkaufen?"
"Nach dem Einkaufen! Krieg ich wirklich den Erdbeerkakao?"
"Versprochen ist versprochen. Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich sehr lieb habe?"
"Nicht in den letzten zehn Minuten." Andrea lächelte scheu.
"Verzeihst du mir noch einmal?"
"Klar! Wenn ich den Erdbeerkakao kriege, verzeih ich dir sogar noch viel, viel mehr!" Lachend vertilgten sie ihr Frühstück, dann zog Peer sich an und fuhr mit Andrea einkaufen. Knapp eine Stunde später waren sie zurück. Andrea half Peer, die ganzen Lebensmittel einzuräumen, und stürzte sich dann gierig auf die Milch und das Erdbeerpulver. Peer lächelte amüsiert, als sie fünf dick gehäufte Teelöffel von dem Pulver in ein ganz normales Glas schüttete und die Milch darüber goß. Voller Vorfreude rührte sie gründlich um und trank das Glas auf einen Zug leer. Das restliche Pulver, das in dicken Klumpen am Boden des Glases klebte, wurde mit dem Löffel abgekratzt und voller Genuß gegessen.
"Au weia!" lachte Peer, als Andrea das Glas auf die Spüle stellte. "Ich fürchte, ich muss noch mehr von dem Zeug holen."
"Noch viel mehr!" nickte Andrea mit leuchtenden Augen. "Jetzt malen?"
"Dann komm." Er nahm sie an die Hand und ging mit ihr in sein Arbeitszimmer. Dort erklärte er ihr die Bedienung der Düsen, zeigte ihr, dass es für jede Farbe eine eigene Düse gab, wie die kleinen Spritzpistolen nach dem Malen gereinigt wurden, und erklärte ihr, wofür der Kompressor gut war. Andrea hörte aufmerksam zu und wiederholte die wichtigsten Punkte leise und für sich, dann drückte Peer sie auf den Stuhl, gab ihr ein großes, dickes Blatt Karton und sagte, sie solle loslegen. Andrea nickte aufgeregt, hielt aber ihre Hände still.
"Du?" fragte sie nervös. "Wie mache ich das, wenn ich einen Planeten malen möchte? Dass der richtig schön rund wird, meine ich."
"Schau mal da drüben." Peer deutete auf ein kleines Regal. "Da sind alle möglichen Schablonen drin." Andrea sprang auf und lief zu dem Regal. Vorsichtig blätterte sie durch die Schablonen und wählte schließlich eine aus, die sie auf den Tisch und über das Blatt legte.
"So?"
"Fast. Wenn du zuerst den Planeten und dann den Hintergrund machst, was passiert dann?"
Andrea dachte kurz nach. "Dann übermale ich den Planeten."
"Genau. Also?"
"Fang ich mit dem Hintergrund an." Sie überflog die Farbringe auf den Spritzpistolen und wählte ein sehr dunkel Blau. Vorsichtig nahm sie die schlanke Düse in die Hand. Bevor sie loslegen konnte, hielt Peer sie auf.
"Eins noch, Andrea." Er sah ihr tief in die Augen. "Du arbeitest hier nicht mit Wasserfarben, sondern mit Lackfarben. Die riechen sehr intensiv. Deswegen musst du unbedingt zwei Punkte beachten. Erstens: das Fenster öffnen, und zweitens: den Atemschutz anlegen."
"Merk ich mir", versprach sie feierlich. Peer reichte ihr einen Atemschutz, den Andrea nach kurzer Musterung anlegte. Die dehnbaren Bänder klemmte sie hinter den Ohren fest. Peer nickte zufrieden und ging zum Fenster, um es weit zu öffnen.
"Jetzt?" fragte Andrea.
"Jetzt." Peer drückte sie noch einmal kurz, dann ließ er sie los. "Viel Spaß, Andrea."
"Danke!" Ihre braunen Augen leuchteten hell, als sie auf die Düse drückte und die Farbe auf das Papier schoß. "Das zischt!" lachte sie fröhlich. Peer strich ihr kurz über die Haare und freute sich mit ihr.
Drei Stunden und vier Bilder später war Andrea vertraut genug mit den Geräten, um ernsthaft malen zu können, doch Peer unterbrach sie.
"Laß erst mal gut sein, Andrea. Deine Finger zittern schon vor Anstrengung."
"Gar nicht wahr!" protestierte das Mädchen hitzig und schaute auf ihre rechte Hand. "Hier! Die sind..." Sie unterbrach sich. Der rechte Zeigefinger zuckte wirklich wie von alleine. "Huch! Wie kommt das denn?"
"Das ganze Drücken auf das Ventil belastet die Finger am Anfang", erklärte Peer ruhig. "Mit dem Ventil regulierst du, wieviel Farbe herauskommt." Er streichelte kurz ihre Wange. "Du belastest Muskeln, die bisher noch nie gebraucht wurden, Andrea. Ruh deine Finger etwas aus; nach dem Mittagessen kannst du gerne weitermachen."
Andrea nickte langsam und sah verwundert auf ihre Finger, die völlig eigenständige Bewegungen machten. "Hast recht", staunte sie. "Außerdem muss ich dringend. Und ich hab tierisch Durst!"
"Und der Hintern ist eingeschlafen?" grinste Peer.
"Nee, wieso? Der..." Sie stand auf und staunte gleich ein weiteres Mal. "Tatsache!" flüsterte sie und legte ihre Hände auf ihren Po. "Alles taub!"
"Soll ich ihn aufwecken?" Peer streckte seine flache Hand aus.
"Nein!" kicherte Andrea aufgekratzt. "Ich geh mal schnell aufs Klo, ja?"
"Mach das." Er sah Andrea hinterher, bis sie in der Diele war, dann schraubte er die Spritzpistolen von der Druckluftleitung ab und legte sie in den Reiniger. Nachdem er alle von Andrea benutzten Düsen gesäubert hatte, trocknete er sie mit reiner Luft aus einer separaten Leitung. Danach waren sie wieder einsatzbereit.
Gleichzeitig mit Andrea betrat er die Diele. "Hat etwas länger gedauert", entschuldigte sie sich. "Ich muss die Dinger eben noch saubermachen."
"Hab ich schon." Er legte seinen Arm um sie und führte sie ins Wohnzimmer. "Worauf hast du Hunger?"
"Auf dich!" grinste sie. Sie stieß ihn auf das Sofa und warf sich auf ihn. "Darf ich mal was probieren?"
"Sicher. Solange du mich nicht auffrißt..."
"Tu ich nicht. Was anderes." Sie hockte sich über ihn und stützte ihre Hände neben seinem Kopf auf, dann ließ sie sich etwas sinken. "Du musst stillhalten, ja? Nichts machen!"
"Ich versuch's", lächelte Peer.
"Gut." Andrea kam ihm noch mehr entgegen. Für einen kurzen Moment sah Peer durch den Ausschnitt ihres weiten T-Shirts zwei wunderschöne, niedlich kleine Brüste, dann versperrte ihr Kinn die herrliche Aussicht. Es war das erste Mal, dass Peer überhaupt ihre Brüste sah, denn Andrea trug generell weite, locker sitzende Hemden oder T-Shirts, die nicht einmal andeuteten, dass sie einen Busen hatte. Dieser erste Blick setzte ihm mächtig zu. Seine Erregung erwachte.
Andrea tat nichts, um diese Erregung zu mildern. Im Gegenteil. Sie streckte ihre Zunge heraus und leckte sanft über seine Lippen. Peer seufzte leise und schloß die Augen.
"Magst du das?" hörte er Andrea leise fragen.
"Sehr!" gab er leise zurück. "Andrea? Ich würde gerne deinen Rücken streicheln."
"Dann mach doch!"
"Deinen Rücken!" wiederholte Peer leise. "Nicht dein T-Shirt."
"Ach so." Peer ließ die Augen geschlossen und wartete mehrere Sekunden. Er erschrak fast, als er einen Kuß bekam. "Aber nur den Rücken!"
"Versprochen. Danke, Andrea."
"Vielleicht gefällt es mir ja auch", sagte sie nachdenklich. "Hörst du auf, wenn ich Stop sage?"
"Ja. Im gleichen Moment."
"Dann mach", sagte Andrea leise und leckte wieder über seine Lippen. Vorsichtig zog Peer ihr T-Shirt ein kleines Stück aus der Hose, legte seine Hand auf den Bund und rieb die warme Haut an ihrem Rücken mit dem Daumen. Andrea stöhnte wütend auf.
"Für das Bißchen machst du so einen Aufstand? Ich dachte, du willst mich fast ausziehen!"
"Wer sagt, dass ich das nicht will?" grinste Peer.
"Boah!" Andrea biß in seine Unterlippe und zog daran, dabei knurrte sie grimmig. Peer schob seine Hand durch die freie Stelle an ihrem Rücken und ritzte mit seinen Fingernägeln sanft in ihre Wirbelsäule. Mit einem erschrockenen Quietschen ließ Andrea seine Lippe los und bäumte sich lachend auf. Peer ließ seine Hand flach auf ihrem Rücken liegen und zwinkerte ihr zu. Andrea lächelte zurück.
"Das fühlt sich schön an", sagte sie nachdenklich.
"Das?" Peer bewegte seine Finger über ihre Haut.
"Hm-m." Sie senkte ihren Kopf und küßte ihn zärtlich. Dann blickte sie ihn an und sagte: "Stop." Sofort riß Peer seine Hände zurück und schaute sie fragend an.
"Hab ich dir wehgetan?"
"Nö", grinste Andrea. "Ich wollte nur mal testen, ob du wirklich aufhörst." Sie stieß ihre Zunge zwischen seine Lippen und ließ sie dort einen Moment liegen, dann nickte sie ihm zu. "Mach weiter."
"Irgendwann", drohte Peer ihr, "werde ich dich in deinen süßen, kleinen Hintern beißen, Andrea. Und zwar so stark, dass du eine Woche nicht sitzen kannst!"
"Das wagst du nicht!"
"Willst du es riskieren?"
"Ähm... Nein. Besser nicht." Sie kicherte fröhlich und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. "Nachher machst du das wirklich!"
"Garantiert." Er legte seine Finger an ihre Seiten und stieß zu. Andrea schrie auf und bekam einen Lachanfall, als Peer sie ohne jegliche Gnade kitzelte. Sie wand und drehte sich, doch Peer ließ nicht locker. Erst als Andrea kaum mehr Luft hatte, ließ er sie los, hielt sie jedoch am Rücken fest, damit sie nicht abhauen konnte.
"Du Mörder!" japste sie außer Atem. "Das petz ich alles!"
"Bei wem?"
"Beim Tierschutzverein! Vampire kitzeln! Da hört sich doch alles auf!" Sie biß ihn sanft in den Hals. Peer hielt sie fest an sich gedrückt und warf sich mit einem Ruck herum. Andrea schrie überrascht auf, als sie so plötzlich unter ihm lag. Peer kümmerte sich nicht um ihr erschrockenes Gesicht, sondern rutschte an ihr herunter, zwängte sich zwischen ihre Beine, was Andrea ein entsetztes Geräusch entfahren ließ, schob ihr T-Shirt am Bauch etwas hoch, preßte seine Lippen auf ihren Bauch und stieß die Luft mit aller Kraft heraus. Andreas Bauch flatterte regelrecht unter den Vibrationen.
Andrea lachte gackernd, als ihr Bauch stark vibrierte. Peer wiederholte es ein zweites und ein drittes Mal, dann war Andrea völlig fertig und außer Puste. Er gab ihr einen sanften und langen Kuß auf den Bauch, dann stand er schnell auf und hockte sich vor das Sofa.
"Gibst du auf?" fragte er schelmisch. Andrea legte ihren Kopf auf die Seite. Ihre Augen leuchteten vor Vergnügen und Spaß.
"Nie!" keuchte sie außer Atem.
"Na gut", meinte Peer gleichgültig. Wieder bewegte er sich so schnell, dass Andrea es erst merkte, als sie auf dem Bauch lag. Und schon war ihr T-Shirt wieder weit oben. Peer ging mit seinem Fingernagel schnell, aber sanft über ihre Wirbelsäule, von unten nach oben.
"AIIII!" schrie Andrea und bäumte sich auf. "Peer! Nicht! Da verkrampft sich alles in mir!"
"Wobei?" fragte Peer unschuldig. "Hierbei?" Er wiederholte die Bewegung.
"IIIHHHH! Ja!"
"Kann doch gar nicht sein", grinste Peer gemein. "Du meinst, wenn ich das hier mache" - wieder fuhr er über die Wirbelsäule, mit dem gleichen Erfolg - "dass sich dann alles in dir verkrampft?"
"Ja, verdammt!" lachte sie gequält. "Mann, das ist ein ganz blödes Gefühl! Als würde jemand in mir alle Nerven ziehen!"
"Wenn ich das mache?"
"NEEEEEEIIIIIINNNN!" Andreas Rückgrat bog sich fast durch, als es sie nach oben schleuderte. "PEER! HÖR AUF!!!"
"Na gut." Er nahm seine Finger von ihr. Stöhnend fiel Andrea zurück und blieb schlapp liegen.
"Boah!" schimpfte sie matt. "Keine Kraft mehr!"
Peer strich ihr lächelnd durch die Haare und zog dann ihr T-Shirt wieder zurecht.
"Danke. Mann, bin ich im Eimer!" Stöhnend wälzte sie sich herum. "Was bist du gemein!" grollte sie.
"Nur so zähmt man Vampire", schmunzelte Peer. Er legte seinen Kopf an ihre Schulter und spielte mit ihren Haaren. "War es zu wild?"
"Ging so grad noch." Andrea sah ihn wütend an, dann musste sie lächeln. "Nee, war es nicht. War toll."
"Tut mir leid wegen vorhin, Andrea. Ich wollte dich nicht erschrecken."
"Schon gut. Jetzt weiß ich ja, warum du das gemacht hast." Sie drehte ihren Kopf ganz zu ihm. "Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch." Sie küßten sich verliebt, dann stand Peer auf und zog Andrea an ihren Händen hoch, bis sie saß. "Jetzt Mittagessen?"
"Gleich." Sie schaute ihn sehnsüchtig an. "Peer? Gibst du mir nochmal einen Kuß auf den Bauch? So wie vorhin?"
"Sehr gerne."
Andrea ließ sich wieder fallen und zog ihr T-Shirt weit hoch, ließ ihren Busen jedoch bedeckt. Peer legte seine Lippen auf ihren Bauch, knapp über dem Bauchnabel, und küßte sie sehr sanft und lange. Andrea seufzte leise und zog ihr T-Shirt wieder nach unten, jedoch über Peers Kopf.
"Hab dich!" kicherte sie leise. Peer drehte seinen Kopf etwas und schaute nach oben. Ihre zwei kleinen Brüste zeichneten sich selbst in dem gedämpften Licht unter dem T-Shirt ab. Peer registrierte belustigt, dass sogar ihre Brustwarzen deutlich hervorstanden.
"Du hast mich?" lachte er. "Soll ich dir mal beschreiben, was ich hier sehe?"
"Wieso?" kam die unschuldige Frage. "Was siehst du denn da?" Peer ließ sie einen Moment zappeln, dann klickte es bei ihr.
"Peer!" schrie sie fast. "Geh da sofort weg!" Panisch hob sie das Shirt hoch und preßte es vor Peers Kopf an ihren Bauch. Peer stand auf und konnte das Grinsen nicht unterdrücken.
"Es tut mir leid", lachte er unterdrückt. "Wenigsten hab ich nicht damit angefangen." Andrea war puterrot im Gesicht. Sie schob Peer mit grimmiger Miene beiseite, sprang auf und rannte ins Bad.
Es dauerte ganze zehn Minuten, bevor Andrea sich wieder hinaus wagte. Ihre Augen sprühten Blitze, als sie ins Wohnzimmer zurückkam. Peer beschloß auf der Stelle, den Vorfall weder zu erwähnen noch die kleinste Anspielung fallenzulassen. Er liebte sein Leben viel zu sehr.
"Worauf hast du Hunger, Andrea?" fragte er in einem neutralen Ton. "Diese Pfannkuchen, die du dir vorhin ausgesucht hast?"
Andrea nahm das Friedensangebot dankbar an. Ihr Blick verlor die Wut. "Ja, gerne. Die mit Speck."
"Einen oder zwei?"
"Einer reicht, wenn's Nachtisch gibt."
"Joghurt oder Pudding?"
"Pudding. Schoko."
"Okay. Möchtest du mir helfen, oder bleibst du hier?"
"Ich komm mit." Andrea legte ihren Arm um Peer und ging mit ihm in die Küche. Schnell waren die kleinen Pfannkuchen ausgepackt und im Backofen.
"Jetzt können wir nur noch warten." Peer sah auf seine Uhr. "Zwanzig Minuten."
"Ich deck schon mal den Tisch." Andrea suchte Besteck und Teller zusammen, während Peer die Teller und Tassen vom Frühstück abräumte und auf die Spüle stellte. Andrea räumte die Marmelade zurück in den Kühlschrank, dann war der Tisch frei. Schnell stellte Andrea die Teller auf und legte das Besteck daneben.
"Danke, Andrea. Das ist lieb von dir."
"Mach ich gerne." Sie schaute sich den Tisch an. "Das gibt mir das Gefühl, ein richtiges Zuhause zu haben. Bei uns... Papa ißt morgens um fünf. Er muss um sechs anfangen zu arbeiten. Mutti ißt um sechs, ich um viertel vor sieben. Mittags sind Mutti und ich alleine, erst abends essen wir alle zusammen. Und dann gibt's meistens Streß wegen Nichtigkeiten." Peer legte seinen Arm um ihre Schultern. Andrea schmiegte sich an ihn, ohne den Blick von dem Tisch zu nehmen. "Papa hat Ärger auf der Arbeit, oder Mutti jammert über die Preise der Lebensmittel, und Papa kriegt das in den falschen Hals und denkt, Mutti beschwert sich, dass er nicht genug verdient, oder das Essen ist zu heiß oder zu kalt..." Sie zuckte mit den Schultern. "Irgend einen Grund für Ärger gibt's immer. Da müssen die gar nicht lange nach suchen. Ich seh zu, dass ich entweder ganz schnell esse oder zu spät komme. Gibt dann zwar auch Ärger, aber zumindest krieg ich den Streit von ihnen nicht mit."
"Das tut mir wirklich leid, Andrea", sagte Peer sanft. "Ich hab ja schon einiges mitbekommen, wenn du von Zuhause erzählt hast, aber dass das so schlimm ist, wußte ich nicht."
"Vieles erzähle ich auch nicht", gestand Andrea. "Vero und Birgit kennen das nicht so, bei denen ist es viel ruhiger. Die würden das gar nicht verstehen." Sie lehnte ihren Kopf an Peer. "Komm, schauen wir den Pfannkuchen zu." Sie glitt an Peers Bein herunter und setzte sich vor den Backofen. Peer setzte sich hinter sie und streckte seine Beine neben ihren aus. Andrea rutschte dicht an ihn. Peer legte seine Arme um ihren Bauch, Andrea ihre Hände auf seine. Schweigend sahen sie den zwei Pfannkuchen zu.
Peer faszinierte Andreas Art und Weise. In der einen Sekunde war sie das verspielte Kind, das sagt: "Will malen!", in der nächsten die Jugendliche, die nachdenkliche Überlegungen von sich gab und ihre Ängste und Sorgen klar beschrieb. Offenbar hatte er sie zur genau richtigen Zeit kennengelernt; in der Zeit, in der sich in ihr der Wechsel vom Kind zur Frau einleitete. Diese Zeit liebte er am meisten bei den jungen Mädchen. Verspielt, verschmust, gemischt mit erwachsenen Gedanken und Anschauungen. Eine atemberaubende, erfrischende Kombination.
Nach fünf oder sechs Minuten sprach Andrea wieder. "Ich bin dir nicht böse, Peer."
"Wegen vorhin?" fragte er sanft. Sie nickte unmerklich.
"Ja. War ja meine Schuld."
"Ich würde gar nicht von Schuld reden", entgegnete Peer zärtlich. "Es war ein ganz normaler Unfall, wie er beim wilden Schmusen passieren kann."
"Ein Unfall!" Andrea lachte leise. "Das hast du schön gesagt. Zum Glück ist niemand verletzt worden."
"Ich hab dich lieb, Andrea."
"Ich dich auch, Peer. Was hast du denn gesehen? Hast du alles gesehen?"
"Ein Gentleman bringt eine Lady nicht in Verlegenheit", lächelte Peer.
"Ach, komm!" bettelte Andrea. "Sag!"
"Nein."
"Doch!"
"Nein."
"Peer! Sag es! Was hast du gesehen?"
Peer senkte seinen Kopf und küßte sie auf die Haare. "Etwas Wunderschönes", sagte er zärtlich. "Etwas, was deine Schönheit noch unterstreicht und perfekt zu dir paßt. Etwas, worauf du wirklich stolz sein kannst, Andrea."
"Ach, Peer!" Sie drehte sich halb zu ihm um und strahlte ihn an. "Du bist so lieb!"
"Du bist es auch wert, dass man lieb zu dir ist." Er küßte sie auf die Stirn. Andrea kuschelte sich verliebt an ihn.
"Ich fühl mich richtig gut bei dir, Peer. So... anerkannt. Wertvoll."
"Das bist du doch auch alles, Andrea. Du bist ein lieber, wertvoller, einzigartiger Mensch."
"Schluß jetzt! Ich werd rot!" Sie versteckte sich an seiner Brust. Peer streichelte zärtlich ihre Haare und die Wange. Andrea blieb ganz still liegen und genoß.
Nach vielleicht zwei Minuten fragte sie leise: "Haben sie dir wirklich gefallen?"
"Ja, mein Hübsches. Sie sind wundervoll."
"Auch, wenn sie noch so - so klein sind?"
"Du bist ja auch noch klein", stichelte Peer. "Trotzdem gefällst du mir."
"Mann!" lachte Andrea verlegen. "Sag!"
"Gerade weil sie so klein sind, gefallen sie mir, Andrea." Peer rieb seine Wange über ihren Kopf. "Sie sehen perfekt aus."
Anstelle einer Antwort kuschelte Andrea sich an ihn und legte ihre Arme um ihn. Wieder blieben sie einige Minuten still, dann räusperte Andrea sich.
"Möchtest du sie anfassen?" fragte sie so leise, dass Peer es kaum verstand. Er senkte seinen Kopf zu ihr.
"Andrea, ich hab dich lieb", sagte er sanft. "Ich werde nur das tun, was du möchtest und was du mir erlaubst. Ich kann warten. Schließlich bin ich ja schon ein alter Mann." Er blinzelte ihr zu.
"Nein!" protestierte Andrea lachend. "Bist du nicht!" Sie setzte sich auf seinen Schoß und drückte ihn. "Weißt du was?" fragte sie leise in sein Ohr. "Mir ist das alles zwar unheimlich peinlich, aber es macht mich auch irgendwie richtig kribbelig. Ich find's blöd, dass du das gesehen hast, und ich find's gleichzeitig total aufregend. Genauso mit dem Anfassen. Wenn ich daran denke, dass du sie berührst, werd ich total panisch, und gleichzeitig total nervös. Also nicht schlimm nervös, mehr so spannend nervös. Weißt du, was ich meine?"
"O ja", lachte Peer leise. "Ich weiß ganz genau, was du meinst." Er drückte Andrea herzlich. "Aber warum sollen wir so schnell sein, Andrea? Laß uns nicht gleich alles am ersten Tag probieren, mein Hübsches. Laß einfach alles laufen und warte ab. Laß uns schmusen, und wenn so ein Unfall wie vorhin passiert, sollten wir drüber lachen und es nicht so ernst nehmen. Immerhin haben wir uns ja lieb, und wir machen uns doch nicht übereinander lustig oder blamieren den anderen absichtlich, nicht wahr?"
"Nein, das tun wir nicht." Sie zog ihren Kopf zurück und sah ihn an. "Ich verlieb mich jede Minute mehr in dich, weißt du das?"
"Will ich doch hoffen!" lachte Peer und küßte sie schnell. "Ich dachte schon, ich wär der einzige hier, dem das so geht."
"Bist du nicht." Ihre Zunge kam hervor und tippte gegen seine Nasenspitze, dann leckte sie zärtlich über seine Lippen und die Mundwinkel. "Ich mach das gerne", flüsterte Andrea. "Dich schmecken. Mach mal den Mund auf, ja?" Peer öffnete gehorsam seinen Mund. Andrea lächelte und steckte ihre Zunge in seinen Mund, zwischen die Unterlippe und die Zähne. Genüßlich leckte sie Peers Unterkiefer ab und ging hoch zum Oberkiefer, dann tiefer in seinen Mund, bis sie an seine Zunge stieß. Mit einem kaum hörbaren Seufzer legte sie ihren Mund auf Peers und küßte ihn gierig. Peer spürte ihren jahrelang aufgestauten Hunger nach Zärtlichkeit und gab ihr, was sie brauchte.
Seine Hand ging wieder in ihren Rücken und streichelte sie. Andrea griff mit einer Hand nach hinten und zog mit einer raschen Bewegung das T-Shirt weit aus der Hose. Peer strich kurz durch ihr Haar, um sich zu bedanken, und schob seine Hand unter das Shirt auf ihren warmen, schmalen Rücken. Andrea seufzte leise und drückte sich eng an ihn. Ihre Umarmung und der Kuß wurden heftiger. Peer strich über ihren warmen, ganz leicht zitternden Rücken bis hinauf in den Nacken und wieder hinunter. Andrea fing seine Zunge mit ihren Lippen und saugte daran. Ihre kleinen Zähne bissen sehr vorsichtig in seine Zunge und fuhren darüber. Peer spürte eine starke Erregung zwischen ihnen, die sich schnell aufbaute. Er beschloß, es an dieser Stelle gut sein zu lassen und nicht weiterzumachen, doch Andrea ließ ihm keine große Wahl. Sie preßte ihren Oberkörper an ihn; ihre harten Brustwarzen rieben sich an ihm. Ihr Stöhnen wurde lauter und schneller.
Zum ersten Mal in seiner Laufbahn als Liebhaber junger Mädchen war Peer völlig unentschlossen, was er machen sollte. Ihm war klar, dass Andrea ihn benutzte, um sich selbst zu befriedigen, doch ihm war absolut nicht klar, was er unternehmen sollte. Er wollte sie nicht unterbrechen, hatte aber gleichzeitig große Hemmungen, ihr zu helfen und sie in intimeren Bereichen zu berühren. Unentschlossen und mechanisch strich er über ihren Rücken, küßte sie weiter, und es war wieder Andrea, die ihm die Entscheidung abnahm.
Ruckartig löste sie sich von ihm und sah ihn mit verschwommenen Augen an. "Ich muss mal eben", flüsterte sie rauh. Peer nickte halb erleichtert, halb enttäuscht und ließ sie los. Andrea stützte sich an seiner Schulter ab und stand schwankend auf, dann fing sie sich und lief ins Bad.
Peer atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Er schloß die Augen und atmete sehr langsam und sehr tief ein und aus, bis der Druck nachließ. Er öffnete die Augen und hörte im gleichen Moment ein unterdrücktes, helles Stöhnen aus dem Bad. Er lächelte unwillkürlich.
Wenig später kam Andrea zurück, etwas unsicher gehend. Peer schaute sie verliebt an.
"Jetzt alles in Ordnung?" fragte er sanft. Andrea wurde rot und senkte den Blick.
"Ja", hauchte sie verlegen.
"Komm zu mir, mein Hübsches." Andrea rannte zu ihm und warf sich in seinen Schoß. Peer drückte sie herzlich an sich und wiegte sie sanft in seinen Armen. Andrea schmiegte sich an ihn und war ganz still. Schließlich hob sie den Kopf und sah Peer ängstlich an.
"Ich..." begann sie, doch Peer legte sofort einen Finger auf ihre Lippen.
"Sag's nicht", flüsterte er. "Es ist alles in Ordnung, Andrea. Tu das, was du möchtest, mein Hübsches. Okay?"
"Okay", wisperte sie dankbar. Peer drückte ihren Kopf an sich und sah in den Backofen.
"Was macht dein Hunger?"
"Der wächst!"
"Dann steh mal auf. Essen ist fertig."

Kapitel 6

Nach dem Essen ging Andrea wieder malen. Peer notierte sich kurz, welche Farben sie bevorzugte, schrieb die dazu, die er brauchte, und steckte den Zettel in seine Tasche. Glücklicherweise konnte er sämtliche Materialien über die Agentur zum Einkaufspreis beziehen. Aber selbst wenn er den vollen Preis dafür zahlen musste: Andreas Freude, als sie stolz die Düse zur Seite legte und ihr erstes Bild hochhob, war unbezahlbar. Es zeigte einen Planeten in Grün und Braun, mit sehr vielen Ozeanen und hohen, zerklüfteten Gebirgen. Eine weißblaue Sonne stand am Himmel, im Hintergrund schimmerte ein rötlicher Sternennebel. Die Schatten der Gebirge liefen zwar etwas aus der Richtung der Sonnenstrahlen, und die Farbverläufe waren grob, doch für Andrea und ihn war das Bild einfach perfekt. Andrea badete in seinem Lob.
"Wann kann man das aufhängen?" fragte sie neugierig.
"Morgen. Laß es über Nacht liegen, dann ist der Lack trocken und verschmiert nicht mehr."
"Toll!" Sie legte das Bild vorsichtig zurück auf den Tisch, dann säuberte sie die Spritzpistolen. Schließlich war alles wieder sauber und bereit für das nächste Bild. Andrea sah auf die Uhr.
"Halb vier. Wollen wir was fernsehen?"
"Gerne."
"Darf ich aussuchen, was wir sehen?"
"Natürlich, mein Hübsches. Komm."
Andrea stand auf und streckte sich gründlich, dann kam sie in Peers Arm und ging mit ihm ins Wohnzimmer. Sie blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah sich kritisch um.
"Was überlegst du?" fragte Peer, als sie längere Zeit nichts sagte.
"Ob man das Sofa und die zwei Sessel tauschen kann", meinte sie abwesend. "Also das Sofa dahin, wo die Sessel sind, und umgekehrt."
"Sag mir einen guten Grund dafür, und ich mach's." Peer drückte sie an sich.
"Na, weil wir dann beide auf dem Sofa liegen können, wenn wir fernsehen", sagte sie schüchtern. "So, wie es jetzt steht, verrenken wir uns den Hals."
"Das ist ein sehr guter Grund", lachte Peer. "Dann laß uns mal loslegen."
Zehn Minuten später war die Sitzgruppe neu arrangiert und der Tisch gedreht, so dass er wieder mit der längeren Seite vor dem Sofa stand. Andrea schob Peter auf das Sofa und setzte sich zwischen seine Beine, dann lehnte sie sich an ihm an.
"So ist das schön!" seufzte sie zufrieden. "Wo geht das Ding an?"
Peer erklärte ihr die Fernbedienung. Andrea schaltete den Fernseher an und zappte durch die Sender, bis sie einen Abenteuerfilm gefunden hatte, dann legte sie die Fernbedienung auf den Tisch.
"Hände!" befahl sie. Peer legte seine Hände um ihren Bauch. Andrea schob sie wieder weg, zog sich das T-Shirt aus der Hose und legte seine Hände auf ihren bloßen Bauch. "Halt bloß still!" ermahnte sie ihn.
"Och!" jammerte Peer. "Nicht etwas kitzeln und piksen?"
"Nein, ich meinte, du sollst nicht..." Sie brach verlegen ab. Peer legte seine Wange auf ihren Kopf.
"Ich geh schon nicht höher", beruhigte er das Mädchen. "Mach dir keine Sorgen, Andrea."
"Okay. Streicheln darfst du da, wo du jetzt bist."
"Vielen Dank, die Dame!" Andrea kicherte fröhlich und machte es sich bequem. Peer wartete, bis sie still lag, dann strich er mit dem Daumen sanft über ihren bloßen Bauch. Das Mädchen seufzte leise.
"Das fühlt sich herrlich an", flüsterte sie. "Magst du mich?"
"Ich lieb dich", erwiderte Peer zärtlich. "Merkst du das nicht?"
"Doch", antwortete sie verlegen. "Ich hör das nur gerne. Bist du mir böse wegen vorhin?"
"Wegen vorhin?" Peer überlegte kurz, fand aber nichts, weswegen er hätte böse sein können. "Was meinst du?"
"Wo ich auf Toilette war", sagte sie sehr leise.
"Ach, Andrea!" Peer lachte fröhlich und drückte sie an sich. "Natürlich nicht, Mäuschen. Du hast das gebraucht, und du hast es gemacht. Wo ist das Problem?"
"Weiß nicht", murmelte sie schüchtern. "Ich dachte, du wärst böse auf mich."
"Ich war nur böse auf dich, weil ich dir nicht helfen durfte", lachte Peer und schaukelte sie wild hin und her. "Nein, das war ein Scherz. Ich bin wirklich nicht böse, Andrea. Nicht ein bißchen."
Andrea warf seine Arme zur Seite und drehte sich blitzschnell um, so dass sie auf ihm lag. "Ich lieb dich so!" sagte sie mit einem leisen Schluchzen in der Stimme. Sie umarmte ihn stürmisch und drückte ihm die Luft ab. Peer drückte ihren schlanken Körper kräftig an sich.
"Ich dich auch, Andrea", flüsterte er. "Mit jeder Sekunde mehr und mehr." Andrea strahlte ihn glücklich an und küßte ihn leidenschaftlich, dann warf sie sich wieder herum.
"Hände!" Gehorsam legte Peer seine Hände wieder auf ihren Bauch und streichelte sie. Andrea zog ihr T-Shirt über seine Hände. "Hab dich!" kicherte sie. "Das ist spannend, deine Hände da zu haben."
"Ja? Wieso?"
"Weil du ganz nah bist an... du weißt schon." Sie drehte ihren Kopf halb herum. "Du müßtest sie nur etwas nach oben schieben, und könntest mich da berühren. Das find ich wahnsinnig aufregend!"
"Meinst du so?" Scherzhaft schob Peer seine Hände ein winziges Stück nach oben.
"Peer!" Andrea zuckte zusammen und hielt seine Hände fest.
"Wollte dich nur ärgern", lachte Peer und drückte sie.
"Hast du auch geschafft!" Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, dann sah sie wieder nach vorn zum Fernseher. Peer wollte sich gerade bei ihr entschuldigen, als seine Hände ein winziges Stück höher wanderten. Er war sich nicht sicher, ob es eine unwillkürliche Muskelbewegung seinerseits oder eine Bewegung von Andrea gewesen war, deswegen saß er ganz still und achtete auf die kleinste Veränderung.
Vielleicht eine Minute später spürte er es ganz deutlich: Andrea setzte sich zurecht (zumindest tat sie so) und drückte dabei gegen seine Hände, die in Folge dieser Bewegung nach oben geschoben wurden, hinauf zu ihrer Brust. Noch war er ein gutes Stück davon entfernt, doch die Richtung war eindeutig.
Kurz darauf das gleiche Spiel: Andrea bewegte sich, und wie durch Zauberhand rutschten Peers Hände etwas nach oben. Nicht viel, nur einen halben Zentimeter, aber immerhin. Peer schaltete um auf viel Geduld und wartete ab.
Eine Viertelstunde später hatte Andrea es tatsächlich geschafft, Peers Hände in unmittelbarer Nähe ihres hübschen kleinen Busens zu positionieren. Peer musste ihre Ausdauer und Vorsicht bewundern; wenn er nicht so genau auf Andrea geachtet hätte, wäre ihm gar nicht bewußt geworden, was sie hier für ein Spielchen mit ihm spielte. Die Frage war nur: was machte er jetzt? Denn seine Hände lagen flach übereinander, und unter seinem Daumengelenk spürte Peer schon den Übergang zu ihrer Brust. Sobald er einen seiner beiden Daumen ausstreckte, würde er an ihren Busen kommen.
Aber offensichtlich hatte Andrea alles schon genau geplant. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und schaute ihn traurig an. "Du streichelst mich gar nicht mehr!" beschwerte sie sich leise. "Beweg doch deinen Daumen wieder, so wie vorhin."
"Das tut mir leid, Andrea. Ich muss wohl auf den Film geachtet haben."
"Macht ja nichts. Streichelst du jetzt?"
"Für meine kleine Andrea tue ich doch alles", lächelte Peer und behielt seine Hände, wo sie waren. Andrea drehte sich zufrieden zum Fernseher und lehnte ihren Kopf an Peers Brust an.
Peer atmete durch. Nun denn.
Er bewegte beide Daumen auf und ab, als würde er über ihren Bauch streicheln, und strich natürlich prompt über das weiche Fleisch ihrer Brust und die Brustwarze. Andrea zuckte zusammen, zog den Atem ein und zitterte kurz. Peer tat, als hätte er nichts bemerkt, und streichelte weiter. Auf und ab ging der Daumen, über ihre Brustwarze und die Brust und wieder zurück, und das gleich auf beiden Seiten ihres Oberkörpers. Ihre Brustwarzen wurden innerhalb von Sekunden steinhart. Peer überging auch dies und strich munter weiter mit seinen Daumen darüber. Bei jedem Mal drückte er die kleinen, harten Nippel zur Seite und in ihren Busen. Andrea hörte gar nicht mehr auf, zu zittern. Ihr Körper wurde spürbar wärmer. Sie begann, sich stark zu bewegen. Plötzlich riß sie seine Hände zur Seite, zog das T-Shirt richtig und stand auf.
"Ich muss mal." Weg war sie. Peer sah ihr grinsend hinterher und stellte ihr zuliebe den Fernseher etwas lauter, damit sie sich etwas sicherer fühlte, wenn -
Und da war er auch schon: ein leiser, erfüllter Schrei aus Richtung des Badezimmers, deutlicher als der vom Mittag. Peer drückte die Daumen, dass sie noch gehen konnte...
Andrea kam ziemlich wackelig zurück und ließ sich wortlos in Peers Schoß fallen. Er stopfte das Mädchen zurecht, bis es für sie beide bequem war, dann legte er seine Arme um ihre Schultern. Andrea hielt sich an seinen Armen fest und ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken, dann blieb sie völlig bewegungslos sitzen.
"Du gehst mir doch nicht kaputt?" fragte Peer leise. Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort. "Fühlst du dich gut?"
"Ja." Sie atmete laut aus. "Richtig gut, Peer. Danke, dass du nicht mit mir schimpfst, so wie..."
"Wie wer?"
"Wie Mutti", flüsterte sie. "Sie hat mich einmal dabei erwischt und so ein Theater gemacht, als hätte ich die Wände mit grüner Tinte angemalt." Sie zuckte die Schultern und schmiegte sich eng an Peer. "Vero und Birgit sagen, dass sie das auch machen, und niemand meckert mit ihnen. Du ja auch nicht mit mir. Also muss Mutti da doch was falsch sehen, oder nicht? Oder hat sie recht, und alle anderen unrecht?" Sie drehte sich schnell um und sah Peer ratlos an. "Ich weiß nicht, was ich denken soll, Peer! Ist das jetzt was Schlimmes oder nicht?"
"Was hat deine Mutter denn gesagt?" wollte Peer wissen.
"Dass das nur Nutten machen", flüsterte Andrea mit roten Wangen. "Und dass ich auch eine werde, wenn ich das nochmal mache."
"Dann", lächelte Peter, "kannst du dir die Frage selbst beantworten, Andrea. Du weißt, was eine Nutte ist?"
"Ja. Eine Frau, die für Geld mit Männern schläft."
"Vollkommen richtig. Schläfst du mit Männern? Für Geld?"
"Peer!" Andrea wurde feuerrot und sah ihn empört an. "Natürlich nicht! Nicht für Geld, und nicht ohne Geld!"
"Na siehst du." Peer lächelte sie freundlich an. "Also hat deine Mutter doch unrecht, oder?"
"Äh... Was?"
"Deine Mutter sagt, wenn du das nochmal machst, wirst du eine Nutte. Du hast es heute zweimal gemacht, und bist immer noch keine Nutte. Also hat deine Mutter unrecht."
Andrea sah ihn sprachlos an. In ihrem Gesicht arbeitete es stark. Ihre Lippen bewegten sich stumm, als würde sie die Argumentation von Peer noch einmal wiederholen. Langsam hellte ihre Miene sich auf, dann lachte sie.
"Ja! Sie hat unrecht!" Andrea klatschte vor Freude in die Hände. "Total unrecht! Vero macht das jeden Tag, und Birgit auch mehrmals die Woche, und sie beide sind keine Nutten!"
"Genauso wenig wie meine kleine, hübsche Andrea." Er küßte sie sanft auf den Mund. "Weißt du, Andrea, manche Eltern haben soviel Angst vor Sex und allem, was damit zusammenhängt, dass sie ihren Kindern nur Schwachsinn erzählen. Oder ihnen - wie deine Mutter - Angst machen. Es gibt aber eine ganz einfache Regel, Andrea: was dir Spaß macht und was keinem anderen wehtut, ist in Ordnung."
Andrea sah ihn gebannt an. "Was mir Spaß macht und keinem wehtut, ist in Ordnung. Richtig?"
"Richtig. Und wenn du dich - ich sag es jetzt mal ganz deutlich - zwanzigmal am Tag selbst befriedigst, ist es einzig und allein deine Sache. Da darf dir niemand reinreden."
"Peer!" Andrea drückte ihm begeistert sieben, acht Küsse auf das Gesicht. "Danke!"
"Schon okay, Andrea. Laß dich nicht von anderen Menschen verrückt machen. Entscheide nach deinem eigenen Gefühl. Wenn dir etwas Spaß macht, tu es, und wenn es keinen Spaß macht, laß es."
"Das mach ich!" Andrea umarmte und küßte ihn stürmisch, dann schaute sie ihn mit glänzenden Augen an. "Hat das wehgetan?"
"Nein, wieso?"
"Dann mach ich das jetzt nochmal!" Erneut küßte sie ihn leidenschaftlich, bis sie beide keine Luft mehr hatten. Seufzend legte Andrea ihren Kopf an seine Brust und ließ sich streicheln.
Während Peer mit und in ihren Haaren spielte, dachte er an Andrea. An ihre Eigenarten und ihre Art und Weise, sich zu geben. Dass sie Probleme mit ihren Eltern hatte, wußte er schon seit langem. Das war in den ersten Gesprächen zwischen ihr und ihren Freundinnen, bei denen Peer stiller Zuhörer gewesen war, deutlich geworden. Dass Andrea jedoch so viel Unsinn eingetrichtert worden war, war ihm erst gestern und heute klargeworden. Andrea brauchte das Gefühl, dass alles, was mit Sex zu tun hatte, unter ihrer Kontrolle war. Wenn sie dieses Gefühl hatte, öffnete sie sich auch und teilte mehr und mehr von sich mit; von ihren Wünschen und Sorgen. Nicht durch viele Worte, sondern mehr durch Taten. Wie das Streicheln ihres Busens. Peer war sich hundertprozentig sicher, dass sie ausgerastet wäre, wenn er einen Kommentar dazu abgegeben hätte. Doch indem er auf sie eingegangen war, hatte er ihre Art akzeptiert und ihr dadurch die Bestätigung gegeben, dass sie die Sache im Griff hatte.
Und so, schwor Peer sich, sollte es auch bleiben.
Er ließ seinen linken Arm um ihre Schulter liegen und legte die rechte Hand auf das T-Shirt über ihrem Bauch. Sofort meldete Andrea sich.
"Warte." Sie zog das T-Shirt etwas raus. "So."
"Danke, mein Hübsches." Peer küßte sie auf den Kopf und legte seine Hand auf ihre warme Haut.
"Gefällt mir ja auch", kicherte sie leise. "Wollen wir jetzt fernsehen?"
"Also still liegen und zusehen?"
"Ja, und du darfst mich am Bauch streicheln."
Was Peer auch gerne tat. Den Rest des Tages verbrachten sie faul auf dem Sofa, nur unterbrochen durch ein gemütliches Abendessen, bis Andrea um zwanzig nach neun von Peer zur Haltestelle gefahren wurde. Richtig verabschiedet hatten sie sich schon bei Peer zu Hause, so dass es - wie gestern - bei einer Umarmung blieb, diese jedoch sehr ausgedehnt, bis der Bus kam.
Peer war am nächsten Morgen, dem Sonntag, nicht überrascht, dass Andrea um halb neun vor der Tür stand. "Ich hätte drauf gewettet!" war sein lachender Kommentar, den Andrea mit einem unschuldigen Strahlen erwiderte. Das Mädchen trug das gleiche T-Shirt wie gestern, heute jedoch eine schwarze Jeansshorts, die ihre schlanken Beine freiließ. Auf dem Rücken trug sie ihren Rucksack, den sie in der Diele ablegte. Sie begrüßten sich mit einem leidenschaftlichen und sehr langen Kuß, dann fragte Andrea schüchtern, ob sie bei Peer duschen dürfte.
"Duschen?" Peer sah sie entgeistert an. "Wieso das denn?"
"Baden ist langweilig", meinte Andrea verlegen. "Wir haben zu Hause nur eine Wanne, aber ich find das nicht so schön. Da liegst du ja in deinem eigenen Schmutz. Beim Duschen läuft das alles so schön ab. Ich hab auch frische Wäsche mit." Sie schaute Peer so verlangend an, dass er nicht widerstehen konnte.
"Dann ab mit dir", lächelte er und gab ihr einen leichten Klaps auf den Po. Kichernd verzog Andrea sich ins Bad. Peer bemerkte, dass sie nicht abschloß. Er sprach sie jedoch nicht darauf an, sondern bereitete das Frühstück vor, nachdem er sich durch eine kurze Frage vergewissert hatte, dass Andrea noch nicht gegessen hatte.
Er hatte gerade den Tisch gedeckt, als die Dusche ausging und er Andrea seinen Namen rufen hörte. Er eilte zum Bad und blieb vor der geschlossenen Tür stehen.
"Was ist los, Andrea?"
"Ich hab das Handtuch vergessen", sagte sie kleinlaut. "Ich will den Boden nicht naß machen. Kannst du mir eins geben?"
"Sicher." Sein Puls beschleunigte sich, als er an das Bild dachte, was hinter der Tür auf ihn wartete. "Dazu muss ich aber reinkommen!"
"Ich weiß!" rief sie munter. "Die Dusche darfst du aber nicht aufmachen!"
"Ich werd mich hüten!" lachte er. "Ich komm jetzt rein."
"Okay."
Peer öffnete die Tür. Die feuchte und warme Luft, in der Andreas Geruch lag, traf ihn voll; der verschwommene, unklare Anblick ihres schlanken, hellen Körpers noch mehr. Sie stand mit dem Rücken zum Glas; Peer ahnte den dunklen Schlitz an ihrem Po mehr, als dass er ihn sah.
"Hast du ein Glück, dass du schon fertig bist!" rief er traurig.
"Wieso?"
"Weil ich sonst glatt reinkommen würde!"
"Das wagst du nicht!" Lachen und Angst lag zu gleichen Teilen in ihrer Stimme.
"Hast recht. Aber süß siehst du trotzdem aus, obwohl ich nicht viel sehen kann."
"Das ist ja der Grund, warum ich hier duschen wollte", lachte Andrea mutig. "Weil ich weiß, dass du nichts siehst! Gibst du mir jetzt das Handtuch, bitte?"
"Sofort", seufzte Peer. Er nahm ein Badetuch aus dem kleinen Regal an der Wand. "Soll ich es dir reinreichen?"
"Nein! Über den Rand legen!" Andrea hüpfte vor Ungeduld. "Mach, bitte! Es wird kalt!"
"Soll ich reinkommen und dich wärmen?"
"Peer!"
"Ich geh ja schon!" Er legte das Handtuch über die Wand der Dusche und verließ das Bad.
"Schuft!" rief Andrea ihm noch lachend nach, dann schloß er die Tür. Er lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch. Zu wissen, dass Andrea nur einen Meter entfernt war, völlig nackt und gutgelaunt, war fast zuviel für ihn.
Vier Minuten später kam Andrea heraus, in das Badetuch eingewickelt und mit leuchtenden Augen. "Das tat so gut!" schwärmte sie. "Stört es dich, wenn ich noch einen Moment so rumlaufe? Das wollte ich zu Hause immer machen, durfte ich aber nicht. Mutti meint, das wär unanständig."
"Da hat sie recht", grinste Peer breit. "Du siehst wunderschön unanständig aus, Andrea." Er ließ seine Blicke bewundernd über ihre schlanken Arme und Beine wandern. Das Badetuch reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel. "Einfach wunderschön", wiederholte Peer verträumt.
"Gut jetzt!" lachte Andrea verlegen. "Deswegen hab ich's mir extra im Rücken zugemacht, damit du mir nichts wegguckst!"
"Darf ich dich denn gleich in den Arm nehmen?" fragte Peer gespielt aufgeregt. "Und den Rücken streicheln?"
"Hm... Mal sehen", antwortete Andrea betont gleichgültig, doch ihre Augen schimmerten vor Freude. "Erst mal frühstücken." Sie setzte sich lässig hin, genoß Peers bewundernde Blicke jedoch unsagbar. Der Gedanke, von ihm gestreichelt zu werden und nur ein Badetuch anzuhaben, regte sie stark an. Ihr Appetit stieg gleich um das Doppelte.
Nach dem Essen lief Andrea schnell um den Tisch herum und sprang seitwärts auf Peers Schoß. "Jetzt darfst du mich streicheln!" sagte sie aufgeregt. "Am Rücken!"
"Liebend gerne", freute Peer sich. Mit einem Arm hielt er das Mädchen fest, mit der anderen Hand ging er in den Schlitz des Badetuches und legte seine Hand auf ihren Rücken. Andrea schloß die Augen und ließ sich gegen ihn fallen.
Peer strich langsam und kräftig über ihre Haut. Dass sie kein Höschen anhatte, hatte er schon gemerkt, als sie sich auf seinen Schoß gesetzt hatte. Das Badetuch öffnete sich mehr und mehr. Peer bewegte seine Hand gefährlich nah zu ihrem Po, doch Andrea zuckte nicht einmal. Peer senkte seinen Kopf zu ihrem.
"Darf ich einmal deinen Po streicheln?" fragte er leise. Andrea nickte schnell.
"Aber nur einmal!" erwiderte sie flüsternd. Sie rutschte etwas zurück, so dass ihr Po halb in der Luft hing. Peer küßte sie auf die Haare und ließ seine Hand nach unten wandern. Als er den Beginn ihrer Poritze spürte, strich er mit der Hand sanft über ihren Po, bis er die ganze Hinterbacke in der Hand hatte. Er ließ die Hand einen Moment liegen, dann ging er wieder zu ihrem Rücken.
Andrea seufzte leise. "Das war schön, Peer!" flüsterte sie. "Machst du nochmal?"
"Sehr gerne, Mäuschen." Andrea lächelte verliebt über diesen Spitznamen, den Peer nun zum zweiten Mal benutzt hatte.
"Mäuschen. Klingt niedlich."
"So niedlich, wie du bist." Sie küßten sich zärtlich. Peer bewegte seine Hand wieder zu ihrem Po, während er sie küßte, stoppte die Bewegung, als ihre Pobacke in seiner Hand war, und knetete sie leicht. Andrea seufzte leise und preßte sich noch enger an ihn. Zum allerersten Mal streichelte sie auch ihn: ihre Hand strich über seine Wange zu den Haaren und blieb dort liegen, während sie ihn mit den Fingern kraulte. Plötzlich schaltete etwas in ihr um. Ihr Kuß wurde wild und fordernd, ihr Atem beschleunigte sich sehr. Peer paßte sich ihren neuen Bedürfnissen an und massierte ihren Po kräftiger. Mit der anderen Hand strich er über ihre Beine bis knapp unter das Badetuch; von ihrem Schritt hielt er sich wohlweislich fern.
Wie er schon fast erwartet hatte, unterbrach Andrea den Kuß wieder und sah ihn verlangend an. "Ich muss mal", flüsterte sie. Peer lächelte und drückte sie zärtlich.
"Dann geh, wenn du musst. Du kannst es aber auch hier machen, Mäuschen. Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich nicht zusehe. Vielleicht ist es für dich schöner, wenn du mich dabei spürst." Andrea wurde rot, dachte jedoch ernsthaft darüber nach. Schließlich schüttelte sie ihren Kopf.
"Ich trau mich noch nicht", flüsterte sie. "Davor hab ich noch etwas Angst." Sie lächelte scheu. "Ich arbeite aber dran."
Peer küßte sie und drückte noch einmal ihren Po. "Dann lauf", sagte er zärtlich. "Und denk an mich."
"Sowieso", erwiderte sie mit roten Bäckchen. "Du bist lieb." Sie gab ihm einen schnellen Kuß und sprang von ihm herunter, dann rannte sie ins Bad. Keine Minute später hörte Peer sie laut stöhnen, dann war es wieder ruhig. Peer stand auf, versuchte, sein schmerzendes, steinhartes Glied zu ignorieren, und räumte den Frühstückstisch ab.
Er war fast fertig damit, als Andrea zurückkam. Ihre Augen leuchteten glücklich. Sie war angezogen und trug nun ein neues, frisches T-Shirt in Dunkelgrün, dazu die schwarze Jeansshorts. Ohne ein Wort zu sagen, kam sie zu Peer, umarmte und drückte ihn kräftig. Peer hielt sie fest und strich ihr zärtlich durch die Haare.
"War's schön?" fragte er leise. Andrea nickte schüchtern, sagte aber nichts. Peer strich ihr über die Wange und lächelte. Andrea rieb ihren Kopf an Peer, dann sah sie zu ihm auf.
"Danke."
"Wofür?"
"Dass ich das machen darf."
"Ich hoffe ja immer noch, dass ich mal mitmachen darf", lächelte Peer. "Wollen wir jetzt nach deinem Bild sehen?"
"Ja!" Aufgeregt löste Andrea sich von ihm und ließ ins Arbeitszimmer. Peer folgte ihr schnell und kam gerade herein, als Andrea mitten auf das Bild fassen wollte.
"Nicht!" sagte er laut und lief zu ihr. Andrea erstarrte und sah ihn ängstlich an.
"Hab ich was falsch gemacht?"
"Nein, Andrea. Prüf erst mal mit der Rückseite deines Zeigefingers. Falls der Lack noch nicht trocken sein sollte, machst du keine Fingerabdrücke rein."
"Verstehe." Andrea krümmte den Zeigefinger und legte ihn ganz vorsichtig auf das Bild. "Scheint trocken zu sein", meinte sie unsicher. "Klebt jedenfalls nicht mehr."
"Versuch es noch an anderen Stellen. Vor allem an denen, wo die Farbe dick ist."
Andrea prüfte und nickte schließlich zufrieden. "Alles trocken."
"Gut. Dann kommt jetzt der letzte Schliff." Er hob das Bild hoch und breitete ein Blatt von einer alten Zeitung auf dem Tisch aus, auf das er dann das Bild legte. Anschließend griff er nach einer Sprühdose und schüttelte sie mehrere Male kräftig.
"Das ist Klarlack", erklärte er Andrea. "Der ist eigentlich nicht nötig, aber ich mach es sicherheitshalber. Der versiegelt das Bild, so dass damit nichts mehr passieren kann."
"Darf ich?" fragte Andrea aufgeregt.
"Sicher." Er gab Andrea die Dose. "Sprüh gleichmäßig und in Streifen." Andrea nickte und verteilte den Klarlack auf ihrem Bild, dann stellte sie stolz die Dose zurück.
"Fertig?"
"Ja. Jetzt muss der noch zwei, drei Stunden trocknen, dann ist dein Bild fertig."
"Wow!" quietschte sie ausgelassen. "Mein erstes Bild!" Sie wirbelte zu Peer herum und drückte ihn herzhaft. "Hängen wir das auf?"
"Natürlich. Willst du das mit nach Hause nehmen?"
"Nein. Das soll hier hängen."
"Dann weiß ich auch schon, wo." Peer zwinkerte ihr zu. "Ich kenne da einen Nagel in meiner Wohnung, der sich nach einem schönen Bild sehnt."
Andreas Augen wurde groß. "Du meinst... in der Diele?"
"Genau da. Oder soll es ins Wohnzimmer?"
"Nein", widersprach Andrea glücklich. "Diele ist prima. Was machen wir heute? Motorradfahren?"
"Besser nicht", erwiderte Peer nach einem kurzen Blick aus dem Fenster. "Es ist zwar trocken, sieht aber nach Regen aus."
"Dann fernsehen? Wie gestern?"
"Sag doch gleich, dass du schmusen möchtest", lächelte Peer. Andrea kicherte.
"Du, können wir was schmusen gehen? Wie gestern?"
"Liebend gerne." Er nahm Andrea an die Hand und ging mit ihr in sein Wohnzimmer, wo er sich auf das Sofa setzte und die Beine hochlegte. Andrea setzte sich dazwischen, lehnte sich an ihn und seufzte laut.
"So könnt ich das den ganzen Tag aushalten! Du, Peer? Nächsten Freitag ist doch der erste Mai. Hast du da was vor?"
"Ja."
"Was denn?" Enttäuscht drehte Andrea sich zu ihm.
"Mit dir frühstücken", grinste Peer.
"Boah!" Wütend warf Andrea sich herum und trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust. "Mich so zu ärgern!"
Peer warf lachend seine Arme um sie und hielt sie fest. "Mach mich nicht kaputt, Andrea!"
"Doch!" Sie befreite sich aus seinem Griff, hockte sich über ihn und kitzelte ihn kräftig, bis Peer atemlos aufgab. Befriedigt legte sie sich auf ihn.
"Hast eben keine Chance gegen mich", meinte sie schadenfroh.
"Sowieso nicht", lächelte Peer. "Krieg ich einen Kuß?"
"Hast du ja eigentlich gar nicht verdient." Andrea schaute ihn vorwurfsvoll an. "Aber ich will mal nicht so sein." Sie brachte ihren Kopf an seinen, leckte kurz über seine Lippen und küßte ihn dann. Schnell wurden beide wild und küßten sich leidenschaftlich. Peer strich kräftig über ihren Rücken und die nackten Beine. Andrea veränderte ihre Lage. Sie hockte sich breitbeinig über ihn, ohne den Kuß zu unterbrechen. Dadurch konnte Peer ihre Beine von den Oberschenkeln bis zu den Füßen streicheln, was er mit wahrer Begeisterung tat.
Atemlos trennten sie sich schließlich. Andreas Augen schimmerten. "Das war schön", sagte sie leise. "Ich dreh mich jetzt um, dann kannst du wieder meinen Bauch streicheln." Schnell saß sie wieder mit dem Rücken zu ihm. "Und das darüber."
"Darf ich wirklich?"
"Ja." Sie nickte leicht. "Wenn du möchtest."
"Mal schauen", lächelte Peer. "Erst mal deinen Bauch. Vielleicht verirre ich mich ja durch Zufall."
"Hoffentlich", murmelte Andrea ganz leise. Peer drückte sie herzlich, dann legte er seine Hände auf ihr T-Shirt und streichelte ihren Bauch.
"Ist eigentlich nie jemand im Garten?" fragte Andrea überraschend und setzte sich halb auf.
"Nein. Der Garten gehört zu dieser Wohnung, also mir."
"Cool! Dann kann ja auch niemand reinsehen. Die Straße ist auf der anderen Seite, ja?"
"Genau. Wieso? Was hast du vor?"
"Nichts." Sie machte es sich wieder bequem und legte ihren Kopf auf Peers Brust, dann wartete sie still.
Peer ließ seine Hände über ihren Bauch kreisen, dann bewegte er die linke Hand zu ihrem linken Bein und die rechte Hand zu ihrem kleinen Busen. Andrea zog die Beine an und ließ sie mit geschlossenen Knien zur linken Seite fallen. Peer legte seine Hand auf ihren Oberschenkel und knetete ihn sanft.
"Du magst es sehr, gestreichelt zu werden?" fragte er leise.
"Ja", hauchte Andrea. "Du machst das auch so schön, dass ich keine Angst habe."
"Musst du auch nicht, Mäuschen." Er legte seine Wange auf ihren Kopf. "Denk dran: wenn du etwas nicht magst, sag Stop."
"Ist gut." Sie lächelte ihn kurz an. "Muss ich aber nicht, glaub ich."
"Ich hab dich lieb, Andrea."
"Ich dich auch, Peer." Sie kuschelte sich wieder ein. Peer streichelte ihren schlanken, warmen, festen Oberschenkel und ging mit der rechten Hand zu ihrer Brust. Andrea zuckte kurz, als sie seine Finger an ihrer Brustwarze spürte, dann entspannte sie sich mit einem leisen Seufzen. Peer massierte ihre kleine Brust mit den Fingern durch das Shirt, dann drückte er auf ihren nun harten Nippel. Andrea stöhnte leise und drückte ihren Oberkörper heraus. Peer nahm den Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihn vorsichtig. Andrea ließ ihren Kopf zur Seite fallen und rieb ihre Wange an seiner Brust. Ihr Atem wurde schneller und tiefer. Sie riß ihr T-Shirt aus der Hose, nahm Peers Hand von ihrer Brust und schob sie unter den Stoff. Peer ging sofort wieder zu ihrer Brust und spielte mit ihrem Nippel. Andrea drehte ihren Kopf von einer Seite zur anderen und stöhnte laut. Plötzlich hielt sie seine Hände fest und sah ihn an. Peer bemerkte die Lust und das Verlangen in ihrem Blick.
"Hast du eine Decke?" fragte sie mit rauher Stimme.
"Äh... Ja, sicher. Ist dir kalt?"
"Hm-m. Holst du sie?"
"Ja, sofort." Andrea ließ ihn aufstehen. Peer ging in sein Schlafzimmer, holte eine Decke aus dem Schrank und kam damit zurück ins Wohnzimmer. Andrea nahm sie entgegen, wartete, bis Peer sich wieder hingesetzt hatte, dann kuschelte sie sich wieder ein und zog sich die Decke bis zum Hals.
"Weiter!" Stimme und Blick waren noch immer erregt; offenbar hatte die kleine Unterbrechung ihr nicht geschadet. Peer kümmerte sich dieses Mal mit beiden Händen um ihren niedlichen, sich gerade entwickelnden Busen. Andrea half ihm; sie zog sich das Shirt hoch, um ihm mehr Raum zu geben. Eine ihrer Hände kam unter der Decke hervor und hielt sie fest.
Peer spielte synchron mit beiden Nippeln. Er drückte sie, drehte sie, zog sie heraus, drückte sie hinein, strich darüber. Andrea wand und drehte sich vor Lust. Plötzlich sah Peer, dass sie mit der freien Hand an ihrer Shorts fummelte. Über ihr erregtes Atmen hörte er einen Reißverschluß aufgehen. Andrea zog beide Beine an und ließ sie nach außen fallen, dann bewegte sich ihre Hand rhythmisch in ihrem Schritt.
"Ist das schön so?" flüsterte er ihr zu.
"Irre!" kam die keuchende Antwort.
Peer küßte sie auf die Haare und spielte weiter an ihrem Busen, während sie heftig masturbierte. Ihre Bewegungen übertrugen sich auf Peers Glied, das nach Erlösung schrie.
Peer achtete auf ihren Atem, der immer stärker und lauter wurde, und paßte seine Bewegungen den ihrigen an. Übergangslos wurde ihr Stöhnen tief und kehlig, als sie kam. Peer kniff sanft in ihre steinharten Nippel. Andrea bäumte sich auf; durch die Decke sah Peer, wie ihre Hand sich rasend schnell bewegte. Er drückte das Mädchen an sich, rieb wild über ihren Busen und preßte sein Glied an ihren Rücken. Sie erschauerte und zitterte heftig, und genau das brauchte Peer. Auch er stöhnte laut auf, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und kam heiß und stark in seine Unterhose.
Atemlos und keuchend hielten sie sich fest, lagen still aneinander, und schnappten nach Luft.
Andrea meldete sich als erste. "Irgendwas in meinem Rücken ist naß", murmelte sie erschöpft.
"Das bin ich", erwiderte Peer. "Ich hatte auch einen Orgasmus."
"Ja?" Andrea drehte sich zu ihm herum und strahlte ihn glücklich an. "Zusammen mit mir?" Peer nickte. Andrea seufzte glückselig und umarmte ihn stürmisch. "Ich lieb dich so sehr!" sagte sie mit zitternder Stimme. "So sehr, so sehr, so sehr!"
"Ich dich auch, Andrea. Mehr, als ich sagen kann." Er schob seine Hand unter ihre Shorts und das Höschen und streichelte ihren heißen, festen Po. Andrea küßte ihn leidenschaftlich, bis sie keine Luft mehr hatte.
"Läßt du mich mal aufstehen?" bat Peer. "Jetzt muss ich mal ins Bad."
"Klar." Andrea setzte sich ächzend auf, zog das T-Shirt zurecht und ließ dann die Decke sinken. Mit großen Augen starrte sie auf Peers Unterleib, an dem ein großer, nasser Fleck zu sehen war. "So viel ist das?" fragte sie ungläubig. "Oder hast du..."
"Nein!" lachte Peer und fuhr durch ihre Haare. "Ich hab nicht in die Hose gemacht. Nicht so, wie du meinst. Es ist wirklich so viel. Ich bin gleich zurück."
"Ja." Staunend sah sie ihm hinterher, bis er aus der Tür heraus war, dann legte sie die Decke ordentlich zusammen und beiseite. Anschließend stand sie auf, zog das Höschen zurecht, stopfte das T-Shirt in die Jeans und schloß die Shorts wieder. Glücklich setzte sie sich wieder hin und dachte noch einmal an das unglaublich starke Gefühl. Jetzt war es ihr nicht mehr peinlich, dass sie in Peers Gegenwart einen Orgasmus bekommen hatte.
Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und plante den nächsten Schritt. Susi war nicht die einzige, die clever sein konnte, überlegte sie grinsend.
 

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