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SH-016 – Christina

 

Christina .... (sh-016.zip) (M/f M/ff M/fff cons magic) (292k)
Lebensgewohnheiten in einem riesigen Wohnkomplex (Teil 1 + 2)



Copyright © 1998, Shana.

Date of first publication
Sunday August 23, 1998



Chris



Begonnen: 19. Dezember 1997
Beendet: 07. Juni 1998
Nr.: SH–016



© Story: Shana 1997-1998





Inhalt:

Vorwort
Teil 1 – Das Umfeld
Einleitung zu Teil 1
Teil 2 – Werner
Personen
Chronologie





Vorwort


„Chris“ ist eine Geschichte in mehreren Teilen. Ursprünglich war es nur eine einzi-
ge Geschichte, die in Teil 2 wiedergegeben ist, doch irgendwie habe ich mich so an die
ganzen Personen gewöhnt, daß mir dieses eine knappe Jahr, was erzählt wird, zuwenig
war. So ist es dann gewachsen. Und wächst noch weiter.


Teil 1 beschreibt die Gegend, in der die Kinder, die in dieser Geschichte vorkom-
men, aufwachsen und leben. Dieser Teil ist mehr episodenartig aufgebaut, die kurzen
Einblicke sollen nur verdeutlichen, was in den Kindern vorgeht und womit sie es zu
tun haben. Es ist mehr eine Einleitung als ein eigenständiger Teil, aber für eine Einlei-
tung ist er zu lang, also habe ich daraus einen eigenen Teil gemacht.
Teil 2 beschäftigt sich dann in der Hauptsache nur mit drei Personen und deckt ei-
nen Zeitraum von etwa einem Jahr ab. Einige Dinge aus dem ersten Teil kommen hier
zur Explosion, andere entwickeln sich völlig neu, und wieder andere kommen überra-
schend zum Vorschein.
Teil 3 setzt ein, als Angie und Klaus sich treffen, und beschreibt auch nur diese
beiden, mit ganz wenigen Ausnahmen. Er endet im Sommer 1990, deckt also etwa 8
Monate ab.
Teil 4 handelt von Anja und Yvonne.
Teil 5 behandelt das Schicksal von Julia Birkeneck.


Die ersten beiden Teile sind fertig, Teil 3 ist gerade in Arbeit, die anderen Teile
geplant.





Personen:

Name
Geb.
Einschulung
Wechsel in
Haare
Augen
Etage
---------------------------------------------
Angie Miodeck
07.01.77
Sommer 83
Sommer 87 Real
blond; dichte schwereLocken
grün
6
Ellen Fuchs
09.01.77
Sommer 83
Sommer 87 Real
weißblond; lang und glatt
blaugrün
5
Elke Ebers
26.02.76
Sommer 82
Sommer 86 Real
kastanienrot; schulterlang
grün
12
Jenny Lambert
16.04.77
Sommer 83
Sommer 87 Real
schwarz; mittellang
blau
6
Petra Fischer
01.05.75
Sommer 81
Sommer 85 Real
hellblond; lang
braun
3
Yvonne Kaminek
25.05.78
Sommer 84
Sommer 88 Real
schwarz; lang und glatt
eisblau
2
Julia Birkeneck
13.06.77
Sommer 83
Sommer 87 Gym
schwarz; rückenlang gewellt Scheitel
grau
---
Andreas Paulus
16.06.77
Sommer 83
Sommer 87 Real
hellblond; kurz
blaugrün
14
Sybille Altfeld
02.07.75
Sommer 81
Sommer 85 Real
braun; lang und lockig
blaugrau
7
Frank Müller
14.07.76
Sommer 82
Sommer 86 Real
dunkelblond; schulterlang
braun
1
Uschi Michaelis–Welter
28.08.76
Sommer 83
Sommer 87 Real
schwarz; kurz
blau
10
Jasmin Wagner
04.09.76
Sommer 83
Sommer 87 Real
braun; kurz
blaugrau
15
Julia Frank
11.09.76
Sommer 83
Sommer 87 Gym
dunkelblond; lang
grau
---
Anja Wegener
24.10.77
Sommer 84
Sommer 88 Real
braun; lang
braun
3
Micha Dröge
31.10.75
Sommer 82
Sommer 86 Real
strohblond; kurz
blau
11
Doris Berger
01.11.76
Sommer 83
Sommer 87 Real
blond; kurz mit Pony
blau
6
Chris Witt
04.11.76
Sommer 83
Sommer 87 Real
mittelblond; schulterlang
braun
7
Iris Heltey
01.12.74
Sommer 81
Sommer 85 Real
schwarz; kurz
schwarz
8
Susi Melcher
17.12.77
Sommer 84
Sommer 88 Real
aschblond; Pagenschnitt
grau
9




Chronologie
07.1985: Chris spielt Doktor mit Peter von der 11.
09.1985: Uschis Schwester wird überfallen, bringt sich um, Mutter dreht durch, Uschi schwört
Rache
09.01.1987: Ellen wird 10
03.1987: Ellen zieht nach Koblenz
05.1987: Uschi zieht mit Vater nach Koblenz
28.08.1987: Uschi wird 11 und beginnt Karate
24.10.1987: Anja wird 10
04.11.1987: Chris wird 11
09.01.1988: Ellen wird 11
08.1988: Chris und Micha entdecken die Geheimnisse ihrer Körper
28.08.1988: Uschi wird 12
24.10.1988: Anja wird 11
04.11.1988: Chris wird 12
24.12.1988: Chris und Doris unter der Laterne
26.12.1988: Chris wirft Bier nach Mädchen im Mantel
09.01.1989: Ellen wird 12
28.03.1989: Susi (11) wird überfallen
01.05.1989: Petra(14) wird überfallen
16.06.1989: Elke(13, 12. Etage) wird überfallen
Juni 1989: Werner zieht nach Koblenz; Doris zieht weg
Juli 1989: Chris wird überfallen, Werner trifft Chris (20:30); Ellens Freund bekommt Panik wg.
Tage und haut ab
28.08.1989: Uschi wird 13
Anf. September 1989: Chris öffnet sich und erzählt privates
17.10.1989: Anja tritt auf, wird zum ersten Mal „aufgegessen“
21.10.1989: Chris zieht für eine Woche ein
23.10.1989: Klaus macht Bemerkung über Chris / Nichte
24.10.1989: Anja wird 12; bekommt Walkman + 2 Kassetten von Chris (Bravo / aktuelle Dan-
cefloor-CD)
28.10.1989: Anjas Fete, Uschi und Angie treten auf (Angie: gelbes Hemd, schwarzer Rock)
29.10.1989: Anja bekommt ihr dickes Geschenk
30.10.1989: Uschi macht Straßentraining mit Werner, Klaus und Angie werden von Werner
verkuppelt, Chris zieht endgültig ein
04.11.1989: Chris wird 13, Feier mit Uschi, Anja, Jenny (tritt auf), Anja übernachtet
06.12.1989: Angie benimmt sich daneben, Klaus darf kündigen
16.12.1989: Yvonne zieht nach Koblenz mit ihrer Oma, 2. Etage
22.12.1989: Yvonne tritt auf; Anja, Yvonne, Chris: EDV-Raum
24.12.1989: Jenny, Uschi und Yvonne im Supermarkt; Chris bekommt Ringe
25.12.1989: Anja und Yvonne kommen zum Frühstück; Anja: Swatch, Yvonne: Teddy. Nach-
mittag: Uschi kommt, Angie kommt und spricht mit Klaus, Klaus holt sie ab. Yvonne bekommt
ersten Kuß
27.12.1989: Ellen tritt auf, Jenny will Chris das Auge ausstechen und bekommt Abreibung von
Uschi
31.12.1989: Ellen kommt ca. 22:00 aus dem Bad, hört mit Werner, gehen ins Schlafzimmer,
ihr Freund Erik und Sandras Freund Fred wollen Sandra an die Wäsche. Uschi erzählt von
Schwester. 23:15: Ellen mit Werner auf Balkon, reden mit Chris und Uschi über Angst. Test
mit Ellen. 00:02: Werner und Ellen auf Balkon, schmusen, danach wärmen. Yvonne übernach-
tet
01.01.1990: Yvonnes erster Kontakt mit Werner. Geht mittags, Ellen kommt um 14:00 Angie
und Klaus kommen Wohnung messen. Ellen übernachtet
02.01.1990: Anja meldet Freund. Ellen kommt 17:30, 19:20 Werners Chef Martin
03.01.1990: Klaus kommt zurück in die Firma
06.01.1990: Ellen übernachtet bis 07.01.1990, Uschi lernt Mäßigung. Yvonne kommt mit
Uschi, geht abends wieder
09.01.1990: Ellen wird 13
01.02.1990: Umzug in 4 Zi. Wo. Ellen hilft; Angie und Klaus kommen um zehn. Ellen darf
einziehen, sagt Chris
17.02.1990: Ellen zieht ein, von ihren Eltern gebracht
18.02.1990: Erste Sitzung Verein gegen Angst. Uschi macht Kampf vor, Ellen leitet Meditati-
on und gibt Einführung
23.02.1990: Werner trifft Yvonne. Yvonne glaubt, Werner hat sie nicht mehr lieb. Ellen: ohne
Gummi
05.03.1990: Sitzung über Abteilung: gewonnen! Abends mit Chris und Ellen BMW fahren.
Yvonne kommt, erstes Mal mit ihr
04.1990: Ellen bekommt die Pille
25.05.1990: Yvonne wird 12
Sommer 1990: Ellen, Uschi, Yvonne, Anja werden versetzt
30.06.1990: Werner spielt gemeinen Trick mit Chris und Ellen, Julia B. tritt auf im Supermarkt
09.07.1990: Picknick am Fluß. Chris, Ellen, Werner, Julia, Jasmin, Micha, Uschi. Micha und
Werner reden über Chris. Abends: geistiger Kontakt. Yvonne und Anja kommen. Yvonne
fickt, Anja erzählt von Simon.
10.08.1990: Picknick am Fluß. Chris, Ellen, Werner, Julia, Jasmin, Micha, Uschi, Andreas,
Frank, Yvonne, Anja. Anja und Frank ziehen alleine los, W. hilft beim Umziehen. Julia haut ab.
Endgültig.
08.1990: Sommerurlaub, Überfall, Ellen entdeckt ihr Talent an Julia F.




TEIL 1 – DAS UMFELD




Einleitung zu Teil 1



Für die Erwachsenen, die hier wohnen mußten, war es die Hölle, für die Kinder das
Paradies. Vier 16stöckige Hochhäuser, über den Keller und die Tiefgarage miteinander
verbunden, boten genug Platz für Depression auf der einen und Spielmöglichkeiten auf
der anderen Seite. Diejenigen, die hier einzogen, hatten so ziemlich das unterste Ende
der sozialen Skala erreicht. Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Frührentner, Aussiedler,
Flüchtlinge: das war das Publikum.
Die Konzentration vieler Menschen auf so kleinen Raum tat ein Übriges. Jedes
Stockwerk hatte 14 Wohnungen, so daß in allen vier Häusern zusammen knapp 900
Wohnungen waren. In dem weitaus größten Teil der Wohnungen lebten Familien, oder
das, was noch von Familien übriggeblieben war. Die Anzahl der hier lebenden Men-
schen zum 01.07.1988 betrug nach Daten des Einwohnermeldeamtes exakt 1.724, da-
von waren 466 unter 18 Jahre.
Einige weitere Daten: die durchschnittliche Größe einer Dreizimmerwohnung be-
trug 52m²: 11m² für jedes Zimmer, 8m² für die Küche, 6m² für das Bad, 5m² Flur. Eine
Vierzimmerwohnung hatte ein zusätzliches Zimmer (11m²) und einen etwas größeren
Flur (8m²). Nur die wenigsten Wohnungen hatten einen Balkon.
Über die Jahre hinweg war diese Enge das Schlimmste, neben dem Gefühl, über,
unter und neben sich weitere Menschen zu haben, die in genau den gleichen beengten
Verhältnissen lebten. Sensible Menschen wurden entweder morgens von der Straße
gekratzt, oder sie drehten schlicht durch. Nur die robusten Naturen (oder anders ge-
sagt: die vollkommen unempfindlichen) überlebten hier.
Dies alles klingt sehr nach Klischee. Ist es nicht. Wer die Chance hat, einen sol-
chen Wohnkomplex einmal von innen zu sehen, und mit den Menschen, die dort leben,
zu reden, wird merken, daß hier eher untertrieben wurde. Der Mensch braucht Raum,
und wenn er den nicht hat, stumpft er entweder ab, oder er wird aggressiv.
Wie entsteht so eine Zusammenballung überhaupt? Dafür gibt es mehrere Mög-
lichkeiten: entweder ist die Stadtbehörde unglaublich kurzsichtig und weist so einen
massiven Block an Wohnraum als Sozialbauten aus mit der absehbaren Konsequenz,
welche Art Menschen hier leben wird. Oder (und dieser Fall trifft für diese Geschichte
zu) durch Dummheit des Bauherren, der davon ausging, daß 900 Eigentumswohnun-
gen auf diesem engen Raum ein unglaublich gutes Geschäft wären. Potentielle Käufer,
die nach Fertigstellung des ersten von den vier Hochhäusern mit anschließender Be-
sichtigung von einem Vertrag Abstand nahmen, legten ihr Geld lieber in einer anderen,
weiträumigeren und besser gelegenen Wohnung an.
Da die Höhe der Miete immer abhängig von der Wohnqualität ist, wurde in diesem
Block nie ein höherer Mietpreis als 8,– DM/m² erzielt. Denn die Wohnungen waren
nicht nur aufeinander gestapelt, sondern auch laut. Die Wände waren dünn, das Was-
serrauschen in der ersten Etage war bis in die achte zu hören, das Hallen von Schritten
auf den langen Fluren außerhalb der Wohnungen drang mehrere Etagen weit. Ruhe
war ein Fremdwort, Gewalt und Ausschreitungen wegen überreizter Nerven aufgrund
hoher Lärmpegel an der Tagesordnung.
Noch immer Klischee? Wer das noch immer glaubt, kann froh sein, diese Wohn-
verhältnisse nie erlebt zu haben. Mein Vorschlag: geht raus, sucht euch eine solche
Gegend und schaut den Menschen, die dort leben, in die Augen.
Gründlich.




Mai ‘87


„He, schaut mal! Da ziehen wieder welche ein!“ Aufgeregt unterbrachen die drei
Mädchen ihr Seilhüpfen auf dem Bürgersteig und schauten neugierig auf den Möbel-
wagen, der vor dem Hochhaus hielt.
„Super!“ freute sich die zehnjährige Ellen. Ihre mehr als schulterlangen, weißblon-
den Haare flatterten, als sie aufgeregt hin und her sprang. „Bin ich nicht mehr die
Neueste hier!“
„Bist du doch sowieso nicht“, lachte Jasmin, ein Mädchen von 11 Jahren, mit kur-
zen braunen Haaren und blaugrauen Augen. „Die Elke ist doch letzte Woche hier ein-
gezogen.“
„Stimmt“, sagte Ellen und zog kurz den Kopf ein. „Hab ich vergessen. Schaut mal,
da steigt ein Mädchen aus!“
„Sieht so alt aus wie wir“, meinte Anja nachdenklich. Sie war neun, hatte lange
braune Haare und braune Augen. „Sollen wir rüberlaufen und guten Tag sagen?“
„Klar!“ Jasmin lief los, dicht gefolgt von Ellen. Anja blieb noch stehen und sah
zum Haus hinüber, wo ein weiteres Mädchen saß, mit nackenlangen, mittelblonden
Haaren und braunen Augen. „CHRIS!“ Das zehnjährige Mädchen blickte auf.
„Was denn?“
„Ein neues Mädchen zieht ein! Kommst du mit, Hallo sagen?“
„Nö, ich mal gerade!“ Das Mädchen schaute wieder auf den Boden und zeichnete
weiter Figuren mit einem Stein. Anja zuckte die Schultern und lief hinter Jasmin und
Ellen her, die schon bei dem Möbelwagen angekommen waren und das neue Mädchen
anstarrten.
„Hallo“, begrüßte Anja den Neuankömmling. „Ich bin die Anja, und wie heißt
du?“
„Uschi“, gab das Mädchen knapp zurück. Sie war ebenfalls zehn Jahre alt, hatte
kurze, schwarze Haare und stahlblaue Augen, die kalt über die drei Mädchen glitten.
„Hallo, Uschi, ich bin Jasmin.“
„Und ich Ellen.“ Uschi nickte kurz und sah Ellen an. „Warst du zu lange in der
Sonne?“
„Nee, wieso?“ fragte Ellen verblüfft.
„Weil deine Haare ganz bleich sind.“ Uschi drehte sich um, griff nach einer kleinen
Tasche und legte sie sich über die Schulter. Dann sah sie wieder Ellen an, die sich in-
zwischen wieder gefangen hatte.
„Dann warst du wohl zu lange im Schatten“, gab Ellen trocken zurück. „Deine sind
ganz schwarz.“ Uschi musterte Ellen kurz, dann verzog sie den Mundwinkel zu der
Andeutung eines Lächelns. Ohne ein weiteres Wort ging sie hinüber zum Eingang.
Christina blickte auf, als ein Schatten auf sie fiel, bemerkte Uschi, die vor ihr stand,
sah ihr kurz in die Augen und rutschte erschrocken zur Seite. Dann sprang sie auf und
lief zu Anja.
„Wer ist das denn?“ fragte Christina.
„Die Uschi“, sagte Anja aufgeregt. „Die zieht hier ein. Wieso hast du dich denn so
erschrocken?“
„Weiß ich nicht“, sagte Christina und schüttelte sich kurz. „Mann, sieht die düster
aus!“
„Ich find sie ganz nett“, meinte Ellen.
„Dann kannst du ja gerne mit ihr spielen“, antwortete Christina schnippisch, nahm
ihren Stein in die Hand und setzte sich auf die kleine Mauer vor dem Haus, um weiter-
zumalen.
„Entschuldigt mal, Kinder. Laßt ihr mich vorbei?“ Erschrocken fuhren Jasmin, El-
len und Anja herum. Vor ihnen stand ein Mann mit einem Koffer in jeder Hand, hinter
ihm hoben zwei andere gerade große Bretter aus dem Möbelwagen.
„Sind sie der Vater von Uschi?“ fragte Anja, nachdem sie alle zur Seite gegangen
waren. Der Mann nickte. „Und wo ist ihre Mutter?“ Anja schaute sich suchend um.
Für einen kurzen Moment zuckte das Gesicht des Mannes, dann lächelte er traurig.
„Ihre Mutter ist in... einem besonderen Krankenhaus. Tut mir leid, aber ich muß jetzt
die Sachen reinbringen.“ Als er an Christina vorbeiging, schaute sie kurz auf und
schüttelte sich wieder. Anja ging zu ihr und setzte sich neben sie.
„Was hast du denn, Chris?“ fragte sie besorgt. Christina schüttelte sich ein drittes
Mal. „Keine Ahnung. Aber die sind mir unheimlich!“ Sie stand auf und lief zum Ein-
gang der Tiefgarage. Dort angekommen, warf sie abschätzende Blicke auf den Mö-
belwagen und den Hauseingang, dann nickte sie zufrieden und setzte sich auf den Bo-
den, um weiter ihre Figuren zu malen.
Anja tat das einzig Vernünftige: sie zuckte mit den Schultern und ging wieder zu
Jasmin und Ellen, die sich über Uschi und ihre Mutter den Kopf zerbrachen.

* * *

Zur gleichen Zeit, als Uschi mit ihrem Vater einzog, verließ die 11jährige Elke ihre
Wohnung, um nach draußen zu gehen. Sie drückte auf den Knopf vom Aufzug, doch
der reagierte nicht. Elke seufzte. Sie wohnte jetzt gerade mal eine Woche hier, und es
war schon das zweite Mal, daß dieser Aufzug nicht lief. Daß der Aufzug durch die
Möbelpacker blockiert war, konnte sie nicht wissen. Seufzend machte sie sich daran,
die zwölf Etagen hinunterzulaufen.
Auf der siebten Etage hörte sie wieder die Geräusche, die sie schon vor drei Tagen
gehört hatte. Beim letzten Mal hatte sie etwas Angst bekommen, aber diesmal schaute
sie vorsichtig um die Ecke. Neben dem Aufzug war eine große Nische, in der ur-
sprünglich mal ein zweiter Aufzug eingebaut werden sollte, aber der ließ bis heute auf
sich warten und würde wohl auch nie mehr kommen, denn der Boden war nicht mehr
offen, sondern zubetoniert. Diese Nischen gaben einen wunderbaren Schlupfwinkel ab,
in dem nun, sehr zu Elkes Erstaunen, ein Junge und ein Mädchen eng beieinander
standen. Das Mädchen hatte ein Bein um den Po des Jungen gelegt, ihr Rock war weit
hochgeschoben, und Elke sah schockiert, daß das Höschen des Mädchens auf dem
Boden lag. Der Junge hatte seine Hose und Unterhose herabgezogen, und sein nackter
Hintern bewegte sich schnell vor und zurück. Der Junge wie das Mädchen stöhnten
leise, aber deutlich.
Elke bekam einen roten Kopf und ging schnell, aber leise, weiter.



„Ja und?“ lachte Jasmin, als Elke ihr flüsternd von dem Vorfall erzählt hatte.
„Elke, das siehst du hier jeden Tag. War wahrscheinlich die Sybille. Hatte sie lange,
braune Haare? Mit ganz vielen Locken? War die Sybille. Die wohnt auf der siebten.
Das ist ihr Stammplatz. Kommst du mit zum Kiosk? Wir wollten uns ein Eis kaufen.“
„Ja, aber... Wie alt ist die denn?“
„Wie alt ist die?“ Jasmin drehte sich zu Petra herum. „Petra, weißt du, wie alt die
Sybille ist? Zwölf?“
„Nee, elf. Aber fast zwölf. Die hat jetzt im Juli Geburtstag.“ Petra stand von der
kleinen Mauer auf, auf der sie gesessen hatte. Neidisch sah Elke zu, wie das zwölfjäh-
rige Mädchen sich die wunderschönen, hellblonden Haare aus dem Gesicht strich. Pe-
tra – so sagte man – war eines der hübschesten Mädchen hier in dem Block, und Elke
konnte dem beim besten Willen nicht widersprechen.
„Mit wem war die denn zugange?“ fragte Petra neugierig. Elke zuckte die Schul-
tern. „Keine Ahnung. Ich – ich hab ja nur den – den Po von dem gesehen.“
„Verstehe“, grinste Petra. „Irgendwie bin ich neidisch auf die Sybille. Gehen wir?
Ich hab Lust auf ein Eis.“
„Wieso?“ grinste Jasmin. „Ist dir etwa heiß?“
„Nö!“ zwitscherte Petra und lachte hell auf. „Genauso wenig wie dir.“
„Au weia!“ lachte Jasmin. „So heiß?“ Elke sah von einem Mädchen zum anderen
und verstand kein einziges Wort. Verwirrt folgte sie den beiden zum Kiosk. Petra hatte
Spendierlaune und gab Jasmin und ihr ein Eis aus. „Ist noch von meinem Geburtstags-
geld“, sagte sie stolz.
„Wann hattest du denn?“ fragte Elke.
„Am ersten Mai.“
„Herzlichen Glückwunsch nachträglich, und danke für das Eis“, sagte Elke höflich.
„Gern geschehen.“ Petra fuhr Elke durch das kastanienrote Haar und lächelte sie
an. „Wie alt bist du eigentlich?“
„Elf. Am 26. Februar.“
„Elf schon!“ staunte Petra. „Und da weißt du noch nicht, was die da getrieben ha-
ben?“
„Hn–n.“ Elke schüttelte verlegen ihren Kopf.
„Wir könnten es ihr ja erklären“, schlug Jasmin vor. „Da hinten steht Peter. Der
macht bestimmt mit.“
„Peter?“ Petra schaute sich fragend um. Jasmin grinste.
„Hm-m. Der hat mit neun mit der Chris Doktor gespielt, und seitdem ist er richtig
wild auf Mädchen.“
„Wie alt mag der sein?“ überlegte Petra.
„Der ist auch elf, und hat überhaupt nichts dagegen, wenn man ihn ansieht.“ Jasmin
zwinkerte Petra zu. „Sowas macht ihm echt Spaß!“
„Klingt doch super!“ lachte Petra. „Was ist, Elke? Lust?“
„Äh... worauf?“
„Zu sehen, wie ein Junge da unten aussieht?“
Elke wurde feuerrot und schwieg.
„Na komm“, drängte Jasmin. „Wir kennen einen Platz, wo keiner hinkommt, Elke.
Außerdem verraten wir auch nichts.“
„Na los“, drängte auch Petra. „Du mußt doch wissen, was hier passiert.“
„Ich weiß nicht...“, zierte Elke sich. „Was ist, wenn der mich anfassen will?“
„Dann faßt du ihn auch an“, schmunzelte Petra. Sie nahm Elke an die Hand.
„Komm einfach mit und schau es dir an. Du kannst auch deine Sachen anlassen, aber
dann darfst du auch nur zugucken.“
„Okay“, gab Elke nach und ließ sich mehr mitziehen, als daß sie mitging. Peter war
schnell überredet und schloß sich den drei Mädchen an. Gemeinsam gingen sie an den
Hochhäusern vorbei, bis zum Eingang der Tiefgarage.
„Habt ihr denn vor?“ grinste Christina und schaute auf die drei Mädchen und den
Jungen.
„Rat mal“, lachte Petra. „Willst mit?“
„Klar!“ Christina warf ihren Stein achtlos weg und ging Petra und Jasmin hinterher,
Elke und Peter neben sich. „Du bist neu hier, oder?“
„Ja. Letzte Woche hergezogen.“
„Ich heiße Christina, aber alle nennen mich Chris. Und du?“
„Elke. Wie alt bist du?“
„Zehn. Werd im November elf. Und du?“
„Elf, im Februar geworden.“
„Und? Gefällt es dir hier?“
„Weiß noch nicht, bin ja noch nicht so lange hier.“
„Frag sie nachher nochmal“, lachte Petra. Christina kicherte kurz. Mittlerweile wa-
ren die fünf die Treppe hinuntergestiegen und standen vor einer Tür. Petra öffnete sie,
und alle marschierten in die Tiefgarage.
„Ist das dunkel hier!“ sagte Elke furchtsam.
„Mußt keine Angst haben“, tröstete Jasmin sie. „Uns passiert nichts.“
„Genau“, meinte Petra. „Nicht, wenn wir so viele sind.“
„Ich lauf schon mal vor und guck nach“, sagte Christina und rannte los.
„Wo rennt die denn jetzt hin?“
„Chris guckt nur nach, ob der LKW da ist“, sagte Petra. „Hier wohnt ein Typ, der
hat einen kleinen Lastwagen, in den wir immer reingehen. Auf dem Boden liegt eine
Decke. Da machen wir uns nicht schmutzig.“
„Alles klar“, hörten sie Christinas Stimme, noch bevor Elke etwas sagen konnte.
Kurz darauf standen die Kinder vor einem Lastwagen, dessen Seiten mit einer Plane
abgedeckt waren. Christina hatte schon die Schnüre gelöst und hielt die Plane hoch.
„Rein mit euch.“ Petra, Jasmin und Peter kletterten geschickt in den Wagen, Elke
brauchte etwas länger, dann kam Christina hinterher und schloß die Plane wieder.
„Ich seh nichts!“ jammerte Elke.
„Moment!“ Sofort ging ein kleines Licht an. Petra setzte sich hin und sah Elke
strafend an. „Nicht immer gleich jammern!“
„’Tschuldigung“, murmelte Elke.
Christina lachte. „Petra macht doch nur einen Scherz.“ Elke blickte auf und sah
Petra grinsen. „Okay, Peter, fang an.“ Aufgeregt sahen die Mädchen zu, wie Peter sich
Hose und Unterhose auszog. Elke wurde wieder feuerrot, als sie den Unterschied zu
ihrem Körper sah. Petra, Jasmin und Christina schlüpften ebenfalls schnell aus ihren
Sachen. Nun war es Elke, die sich dumm vorkam, als einzig Angezogene unter lauter
Nackten. Langsam zog sie ihr Hemd aus, dann die Hose. Ein tiefer Atemzug, und das
Höschen war unten. Schnell setzte sie sich wieder hin, unter dem leisen Applaus der
anderen Kinder.
„Na also“, lächelte Petra. „Tut’s weh?“
„Hn–n.“ Verlegen schüttelte Elke ihren Kopf, verlegen schaute sie zu, wie Christi-
na und Jasmin ohne jegliche Scheu Peter da unten anfaßten, und verlegen rutschte sie
näher.

* * *

Während Elke ihre erste Stunde in „Körperkunde“ bekam, waren Uschi und ihr
Vater damit beschäftigt, ihre Sachen einzuräumen.
„Bitte, Vati!“ bettelte Uschi immer wieder. „Ich möchte das wirklich!“
„Laß uns später darüber reden, Kleines. Bitte.“
„Das sagst du doch immer.“ Uschi schob ihre Unterlippe vor. „Was ist, wenn mir
das passiert?“
„Uschi, bitte!“ sagte ihr Vater streng. „Ich möchte nicht darüber reden.“ Er atmete
tief durch. „Komm mal her“, sagte er dann viel sanfter. Schmollend ging Uschi zu ih-
rem Stiefvater, der sie in den Arm nahm. „Ich vermisse sie auch“, sagte er mit zittern-
der Stimme. „Aber das bringt sie uns auch nicht wieder, Uschi.“
„Ich weiß“, sagte Uschi leise und rieb sich eine Träne weg. „Aber was ist, wenn
ich mal überfallen werde? Vati, ich möchte mich wehren können!“ Sie schaute ihren
Vater bittend an. „Christina ist tot, und Mutti... Jetzt sind nur noch wir beide über.“
„Ich weiß, mein Liebling“, flüsterte ihr Vater. „Ich weiß. Ich weiß.“

* * *

In der Nische auf der siebten Etage regte sich Sybille furchtbar auf.
„Du blöder Arsch! Ich war noch nicht fertig!“
„Dein Pech.“ Christian zog sich seine Hose wieder hoch. „Kann ich denn dafür,
daß du solange brauchst?“
„Verpiß dich, du Sack!“
„Blöde Votze!“
Sybille zog wütend ihr Höschen hoch und sah Christian hinterher. „Morgen
kommst du wieder angekrochen und willst!“ rief sie ihm hinterher.
„Träum weiter, du Schlampe!“
„Arschficker!“
„Lesbe!“
„Geh doch zur Hölle“, murmelte Sybille. „Scheiße, wieder alles klatschnaß! Und
ich?“ Wütend zog sie ihren Rock zurecht. „Kann ich mich wieder umziehen. Blöder
Sack, der!“
„Hey, Sybille! Probleme?“
„Was? Ach, Herr Förster! Haben Sie mich erschreckt!“
„Das tut mir sehr leid. Hat der Kerl wieder nur an sich gedacht?“
„Ja“, erwiderte Sybille kleinlaut und sah Herrn Förster mit einem erstklassigen
Kleinmädchenblick an.
„Armes Mädchen“, lächelte Herr Förster. „Soll ich dich etwas trösten?“
„Würden Sie das tun?“ strahlte Sybille und flog in seinen Arm. Herr Förster legte
seine Arme um sie und streichelte sie sanft im Nacken.
„Natürlich tu ich das für dich“, sagte er leise. „Du bist doch mein kleiner Lieb-
ling.“
„Und Sie sind mein großer Liebling“, kicherte Sybille und ging mit der Hand in
seinen Schritt. „Mein ganz großer!“
„Genauso, wie du es gern hast“, lächelte Herr Förster. „Na komm, jetzt werden wir
uns erst mal um dein kleines Problem kümmern.“
„Das ist heute ein ganz großes Problem“, sagte Sybille ernst, dann kicherte sie auf-
geregt.
„Warum kommst du denn nicht gleich zu mir, mein Hübsches?“
„Ach, mir war gerade danach“, meinte Sybille und schloß die Tür hinter sich. We-
nig später waren nur noch gedämpfte Laute zu hören, mit vereinzeltem Stöhnen.

* * *

Während Sybille und Gregor Förster ihrem Hobby nachgingen, spielten Ellen und
Anja auf dem Vorplatz Käsekästchen.
„Ellen!“ Ellen zuckte zusammen, als sie Stimme ihrer Mutter hörte. Sie schaute auf
und sah ihre Mutter im Fenster. „Essen kommen!“
„JA–A!“ rief sie zurück. „Ich muß nach Hause“, sagte sie dann zu Anja.
„Hab ich gehört“, grinste Anja. „Kommst du dann noch was raus?“
„Glaub nicht, daß ich darf. Aber wir sehen uns ja morgen im Bus.“
„Ja, bis zu den Sommerferien“, sagte Anja traurig. „Dann gehst du auf ‘ne andere
Schule.“
„Wir sind doch nachmittags zusammen“, antwortete Ellen tröstend. Anja nickte
traurig.
„ELLEN!!!“
„Ich muß jetzt wirklich weg. Tschüs, Anja!“
„Bis morgen, Ellen!“ Traurig sah Anja Ellen nach. Warum mußte sie immer Men-
schen verlieren, die sie mochte?
„Was hängst du denn hier rum?“
„Chris!“ Anja erschrak furchtbar. „Mann, schleich dich nicht so ran!“
„Tu ich doch gar nicht“, lachte Christina und setzte sich zu ihrer Freundin auf die
Mauer. „Was ist los?“
„Nichts“, sagte Anja traurig.
„Klar“, grinste Christina. „Und ich bin schon erwachsen.“
„Manno!“ beschwerte Anja sich. „Verarsch mich nicht!“
„Sag, was los ist, und ich laß dich in Ruhe“, sagte Christina listig.
Anja seufzte. „Ach, wegen der Ferien. Nach dem Sommer geht ihr alle auf eine an-
dere Schule, und ich...“ Sie zog die Nase hoch.
„Nun sei mal nicht traurig“, sagte Christina leise und nahm ihre Freundin in den
Arm. „Wir sehen uns doch jetzt auch nur in den Pausen. Und im nächsten Jahr bist du
dann wieder bei uns. Außerdem hast du immer noch die Susi.“
„Ja“, maulte Anja, „aber euch nicht! Dich nicht, und Ellen nicht, und Jasmin nicht,
und Angie nicht, und Jenny nicht, und...“
„Jetzt hör aber auf“, lachte Christina und fuhr Anja durch ihr Haar. „Anja, schau
dir die Petra an. Die ist seit zwei Jahren auf der Realschule, und hat immer noch alle
Freundinnen von früher!“
„Ja, schon, aber...“
„Und außerdem und aber und überhaupt!“ lachte Christina. „Du kommst nach dem
Abendessen zu mir, und dann toben wir noch was in meinem Zimmer. Verstanden?“
„Toben? Was denn?“
„Wir hopsen solange, bis es kracht!“
„Au ja!“ Anja drückte Christina kräftig. „Legen wir die Matratze wieder auf den
Boden und springen da?“
„Genau das. Bis der Boden aufbricht.“

* * *

Langsam ging es auf die Nacht zu. Ellen saß vor ihrem Teller, schaute auf den
Fernseher und sah ihre eigenen Bilder; Bilder von ruhigen Inseln und kleinen, sanften
Wellen.
„Ellen! Hör das Träumen auf und räum den Tisch ab!“
„Ja, Mutti.“ Ellen seufzte auf. Immer mitten in den schönsten Träumen. Leise, um
ihren Vater nicht aufzuregen, stellte sie das Geschirr zusammen und brachte es in die
Küche. Ihr Vater saß auf dem Sofa, in seinem besten Unterhemd, und stank vor sich
hin. Ellen war das gewohnt. Vorsichtig stellte sie den Stapel Geschirr auf die Spüle.
„Fritz! Mach den Fernseher nicht so laut!“
„Ich mach den so laut, wie ich will!“
Bitte kein Streit, dachte Ellen ängstlich. Bitte nicht! Sie floh in ihr Zimmer, schloß
leise die Tür und dachte an eine Zeit, in der alles ganz anders war als jetzt, während
sie den Streit ihrer Eltern nicht zu hören versuchte.

* * *

Anja ging nach dem Abendessen zu Christina und klopfte kräftig an die Tür. Se-
kunden später öffnete Christina. „Komm rein.“
„Danke. N’Abend, Frau Witt!“
„Hallo, Anja! Du siehst aber fröhlich aus heute.“
„Mir geht’s auch gut, danke. Wollen wir gleich in dein Zimmer?“
„Klar, geh schon vor und mach das Bett frei. Ich hol eben was zu trinken.“
„Was habt ihr vor, Christina?“
„Och, wir wollen nur etwas auf der Matratze hopsen.“
„Kommt gar nicht in Frage. Die von unten haben sich schon beschwert, weil du
immer so einen Lärm machst!“
„Ist doch gar nicht wahr, Mutti! Immer! Ist doch nur so selten!“
„Trotzdem hopst ihr nicht rum!“
„Ich geh dann mal, Chris. Tschüs, bis morgen.“
„Bis dann, Anja. Jetzt zufrieden, Mutti?“
„Nicht diesen Ton!“
„Ach, Scheiße! Soll ich mich in eine Ecke setzen und vor mich hinrosten?“
„Christina! Sofort in dein Zimmer!“
„Das hatte ich ja auch vor, aber...“
„Sofort! Christina, wohin...“ Rumms! Frau Witt lief zur Haustür und riß sie auf.
„Christina!“ rief sie in den Flur. „Komm sofort zurück!“
Keine Antwort außer den lauten und schnellen Schritten auf der Treppe. Seufzend
schloß Frau Witt die Tür wieder.

* * *

Anjas Tante schaute ihre Nichte erstaunt an. „Schon zurück? Wollte Christina nicht
mit dir spielen?“
„Doch, aber ihre Mutter hat verboten, daß wir in ihrem Zimmer hopsen.“
„Dann schau noch etwas fern, Anja. Mußt ja eh gleich ins Bett.“
Klar, dachte Anja. Hauptsache, ich bin ruhig und kümmer mich um mich selbst.
Traurig schaltete sie den Fernseher ein und warf sich auf das Sofa.

* * *

Unten auf dem Vorplatz trafen sich gerade Angie und Jenny.
„Hey, Angie!“
„Hey, Jenny! Was treibst du denn hier?“
„Wenn ich mal was treiben würde“, kicherte das niedliche Mädchen. Ihre blauen
Augen unter den kurzen, schwarzen Haaren lachten Angie an.
„Ich glaub, ich weiß, was du meinst“, kicherte Angie und setzte sich neben Jenny.
„War Sybille wieder bei dem... wie heißt er noch?“
„Förster. Und wie sie war!“ stöhnte Jenny. „Ich bin ganz naß da unten geworden.
Nur vom Zuhören!“
„Klar, der Förster ist ja direkt über euch, nicht?“ Jenny nickte. „Mist, verdamm-
ter!“ schimpfte Angie. „Wir wohnen ganz hinten im Flur, ich hör das nicht!“
„Scht, da kommt er!“ Aufgeregt schauten Angie und Jenny auf den Hauseingang, in
dem ein Mann Anfang dreißig erschien. Direkt hinter ihm trat Sybille hinaus. Der
Mann hielt ihr höflich die Tür auf und nickte ihr freundlich zu, wie er jedem Nachbars-
kind zunicken würde. Sybille bedankte sich, wie sie sich bei jedem Nachbarn bedan-
ken würde, der ihr die Tür aufhielt, dann gingen sie in unterschiedliche Richtungen.
„Perfekte Tarnung“, murmelte Jenny anerkennend. Angie nickte.
„Kannste laut sagen.“ Herr Förster ging weiter in Richtung Kiosk, Sybille brachte
schnell einen Brief zum Briefkasten und kam dann zurückgelaufen. Jenny winkte ihr
zu, sie solle zu ihr kommen. Sybille kam an und setzte sich zu den beiden jüngeren
Mädchen.
„Was wollt ihr denn?“ fragte sie neugierig.
„Erzähl mal“, flüsterte Angie und beugte sich vor. „Wie ist das für dich?“
„Wie ist was für mich?“ Sybilles Augen waren die reinste Unschuld.
„Na, wenn der Förster dich fickt“, sagte Jenny eine Spur zu laut.
„Bist du wahnsinnig?“ flüsterte Sybille wütend und sah sich schnell um. „Schrei
doch nicht so!“ Sie schaute Jenny von oben herab an. „Außerdem seid ihr dafür noch
viel zu jung!“ Sie stand auf, doch Jenny griff sie am Arm und zog sie wieder auf die
kleine Mauer.
„Erzähl, oder wir verraten’s deinen Eltern!“ drohte sie. Sybille schaute wütend,
doch dann siegte das Überlegenheitsgefühl. Sie beugte sich vor, Jenny und Angie
ebenfalls.
„Schwört, daß ihr es keinem verratet!“
„Ich schwöre!“ – „Ich auch!“
„Gut. Paßt auf: ich war mit dem Christian zugange, aber der Wichser ist viel zu
schnell gekommen, und dann“ – sie kicherte – „hat Herr Förster sich um mich geküm-
mert.“
„Das hab ich gehört“, grinste Jenny. „Sein Schlafzimmer ist genau über meinem
Zimmer.“
„Echt?“ staunte Sybille. „Na, jedenfalls ist er da unten so groß, daß ich einen Or-
gasmus nach dem andern bekomme. Und lieb ist der!“ schwärmte sie. „Der Christian
will nur abspritzen, aber der Herr Förster kümmert sich darum, daß ich auch meinen
Höhepunkt kriege.“ Sie kicherte wieder. „Und nicht nur einen!“
„Boah!“ Angie blickte Sybille bewundernd an. „Mehr als einen?“
„Hm-m“, grinste Sybille. „Heute waren es drei hintereinander!“
„Drei!“ Jenny schaute das ältere Mädchen fassungslos an. „Wirklich drei?“
„Ja, drei Stück. Zwei ganz tolle, und am Ende, als er kam, noch ein kleiner.“ Stolz
blickte sie auf die beiden Mädchen. „Ich sag euch, sowas bringt kein Junge fertig!“
„Drei Stück“, staunte Angie. Sybille grinste. „Wenn ich dir ‘nen Tip geben darf:
such dir auch so einen großen Freund, aber... Pst! Keinem verraten, daß du so einen
hast.“
„Warum nicht?“ fragte Jenny ahnungslos. Sybille beugte sich zu ihrem Ohr.
„Weil das verboten ist! Wenn das jemand rauskriegt, kommt der Förster in’n
Knast!“
„Echt?“ Jenny blickte Sybille an. Sie nickte.
„Echt. Jetzt muß ich aber nach Hause, mir läuft langsam die ganze Suppe da unten
raus.“ Sie schaute Angie und Jenny eindringlich an. „Keinem verraten. Ihr habt’s ge-
schworen.“
„’Türlich nicht!“ erwiderte Jenny entrüstet.
„Machen wir nicht“, stimmte Angie zu. Sybille zwinkerte ihnen zu und ging wieder
ins Haus. Angie und Jenny blickten sich an, dann grinsten sie beide.
„Ist die doof!“ Lachend umarmten die beiden Mädchen sich.



„Ein Herz und eine Seele“, brummte Frank Dröge, ein 16jähriger Junge aus dem
11. Stock, der auf den Platz vor dem Haus auf Angie und Jenny hinunter sah. „Die
hecken doch bestimmt wieder was aus.“
„Was sagst du?“ fragte sein 11jähriger Bruder Micha, mit dem Frank sich das
Zimmer teilte.
„Nichts.“ Frank trat zurück in das Zimmer und schloß das Fenster.

* * *

Gregor Förster brachte die Bierflaschen, die er sich am Kiosk gekauft hatte, in den
Kühlschrank und nahm eine heraus, die er gestern hineingelegt hatte. Sorgfältig öffnete
er sie, dann ging er in sein Wohnzimmer, schaltete den Videorekorder an und ließ die
Kassette abspielen, die er – ohne Sybilles Wissen – während ihres Besuches aufge-
nommen hatte.
‘Was für ein wildes kleines Ding’, dachte er grinsend und schaute auf den Bild-
schirm. Sybille lief in das Schlafzimmer, zog sich rasend schnell aus, dann lachte sie
ihn an, als er hineinkam. Sie kniete sich vor ihn hin und wichste ihn, bis sein Schwanz
schön hart war, dann schob sie ihn auf das Bett, setzte sich auf ihn und nahm ihn auf.
Während Gregor Förster Sybille und sich selbst zusah, dachte er bereits an morgen,
wenn Sybille wiederkommen wollte.
Manchmal hat es seine Vorteile, Frührentner zu sein, dachte er schadenfroh und
packte seinen Penis aus.

* * *

Ellen war bereits bettfertig.
„Gute Nacht, Mutti.“
„Gute Nacht, Ellen. Schlaf schön.“
„Gute Nacht, Papi.“
„Nacht.“
Fünf Minuten später war Ellen Fuchs eingeschlafen und träumte wieder. Von einer
richtigen Familie, ohne Streit, und mit ganz viel Liebe. Wie sie jede Nacht davon
träumte.

* * *

Desgleichen bei Christina, die ebenfalls noch ins Wohnzimmer ging, um ihren El-
tern gute Nacht zu sagen.
„Gute Nacht, Mutti.“
„Komm bitte nochmal her, Christina.“
„Was ist denn?“ Christina setzte sich zwischen ihre Eltern. Ihr Vater rutschte ein
Stück beiseite und las weiter seine Zeitung. Christina war das gewohnt. Ihr Vater be-
achtete sie kaum.
„Christina, ich möchte nicht, daß du böse auf mich bist wegen heute Nachmittag.“
„Wegen Anja und dem Hopsen?“ Christina sah ihre Mutter mit großen Augen an
und spürte, daß ihre Mutter nervös war. „Warum bist du so nervös?“ fragte sie un-
schuldig.
„Schick das Kind ins Bett!“ bellte ihr Vater. Christina zuckte zusammen. „Nacht!“
rief sie ängstlich und rannte in ihr Zimmer. Schnell zog sie ihr Nachthemd an und
schlüpfte in das Bett. Sie drehte sich auf die Seite und zog die Decke bis zu den Ohren
hoch. „Ich möchte jemanden, der mich richtig liebhat“, schluchzte sie leise und weinte
sich in den Schlaf.

* * *

Auch Elke war auf dem Weg ins Bett.
„Nacht, Mutti. Nacht, Papi.“
„Gute Nacht, Elke.“ – „Nacht, Kleines. Träum was Schönes.“
„Du auch, Papi.“ Elke ging in ihr Zimmer und zog sich ihren Schlafanzug an. Sie
schaltete das Licht aus, dann führte sie ihre rechte Hand an die Stelle, die Petra ihr ge-
zeigt hatte. Sie lächelte, als das schöne Gefühl sich wieder einstellte.

* * *

Sybille lag ebenfalls schon im Bett, doch von Schlafen war bei ihr keine Rede. Sie
drehte sich auf den Bauch und schob sich einen Finger tief in ihre Scheide. „Gregor“,
flüsterte sie und schloß die Augen.

* * *

Angie und Jenny hatten inzwischen ihren Plan fertig.
„Was meinst du? Müßte doch klappen, oder?“ fragte Jenny aufgeregt. Angie nick-
te. „Müßte. Aber... Ach, nichts. Nacht, Jenny.“
„Nacht, Angie.“ Die Mädchen trennten sich auf dem Flur und gingen in ihre Woh-
nungen.

* * *

Uschi war todmüde. Der Umzug hatte sie doch viel Kraft gekostet. „Nacht, Vati.“
„Uschi, komm doch bitte nochmal.“ Uschi ging zurück in das Wohnzimmer und
schaute ihren Vater fragend an. „Was denn?“
„Möchtest du das wirklich lernen, Liebes?“ fragte ihr Vater sanft. Uschis Augen
wurden naß.
„Ja. Wegen Christina. Wegen mir. Und wegen dir. Vati, ich will mich wehren kön-
nen! Ich will nicht so in der Wanne liegen wie...“ Sie schluchzte auf und warf sich ih-
rem Stiefvater an den Hals. Er drückte das Mädchen zärtlich an sich.
„Ist schon gut, Kleines. Ist schon gut. Ich hör mich morgen mal um und frage ein
paar Leute. Ja?“
„Vati!“ Uschis Augen leuchteten. Sie wischte sich die Tränen weg. „Wirklich?
Machst du das wirklich?“
„Ja, Kleines. Versprochen.“
„Oh danke!“ rief Uschi. „Das ist so lieb!“
„Dafür mußt du mir aber auch etwas versprechen.“
„Und was?“ Kam jetzt der Haken?
„Daß du auf all die Mädchen aufpaßt, die das nicht können, und ihnen hilfst.“
„Das hatte ich sowieso vor“, strahlte Uschi. „Ganz ehrlich, Vati! Das wollte ich
sowieso machen!“
„Ich glaub dir ja“, lächelte ihr Vater. „Jetzt ab ins Bett mit dir. Schlaf schön,
Uschi.“
„Du auch, Vati!“ Glücklich ging Uschi in ihr Zimmer. Sie durfte!

* * *

Auch für Anja ging dieser Tag zu Ende. „Gute Nacht, Tante Else.“
„Gute Nacht, Anja.“ Lustlos ging Anja in ihr Zimmer, zog sich ihr Nachtzeug an
und legte sich ins Bett. Sie hatte leider keine Erinnerung mehr an ihre Eltern; hätte sie
eine gehabt, könnte sie sich jetzt in den Schlaf weinen. Aber so blieb nur ein leerer,
dumpfer Fleck in ihr.

* * *

Am nächsten Morgen war die Bushaltestelle der erste Treffpunkt der Kinder, doch
diesmal waren zwei neue Gesichter dabei. Herr Welter brachte Uschi zur Schule, um
ihr den Weg zu zeigen. „Guten Morgen, Kinder. Ist das der Bus zur Schule?“
„Ja, das ist er“, sagte Anja eifrig. Christina schaute das Mädchen – Uschi hieß sie
wohl – an, dann ihren Vater, und wieder überfiel sie ein Schaudern. Sie spürte... Tod!
Bei dem Mann war es so stark, daß sie es nicht aushielt. Sie führte ihre Hände an ihre
Brust, um die Riemen ihres Tornisters, und lief los.
„Chris!“ rief Jasmin ihr hinterher. „Wo läufst du hin?“
„Zur Schule!“ rief Christina zurück.
„Du kommst zu spät!“ Anja schaute ihrer Freundin verzweifelt hinterher. „Chris!
Fahr mit uns! Du kommst zu spät!“
„Mir egal!“ Christina bog um die Ecke und war weg. Die Kinder blickten sich
staunend an.
„Was hat die denn?“ – „Spinnt die?“ – „Hat die ‘ne Meise?“
Ellen sah Chris nicht hinterher. In den letzten zwei Monaten waren sie sich aus
dem Weg gegangen. Sie hatten einfach nichts gemeinsam. Statt dessen drehte Ellen
sich zu Uschi und ihrem Vater.
„Auf welche Schule mußt du denn?“ fragte sie Uschi.
„Auf die Grundschule in der Wagnerstraße“, antwortete ihr Vater.
„Auf die gehen wir auch“, strahlte Ellen. „Soll ich dich mitnehmen?“
„Ich kann alleine laufen“, erwiderte Uschi mürrisch, was ihr einen strengen Blick
von ihrem Vater einbrachte. „Das ist lieb von dir“, sagte er dann zu Ellen, „aber ich
muß in der Schule noch ein paar Sachen unterschreiben.“ Er lächelte Ellen zu.
„Wirklich nett von dir.“
„In welche Klasse kommst du denn?“ fragte Ellen neugierig. Uschi zuckte die
Schultern. Sie mochte Ellen irgendwie, aber sie hatte schon zu lange ihren Panzer um
sich getragen, als daß sie ihn jetzt innerhalb von Sekunden ablegen konnte.
„In die 4c“, antwortete ihr Vater für sie.
„In die gehen wir auch!“ sagte Jasmin aufgeregt. „Wir alle, bis auf ein paar.“ Anja
kniff die Lippen zusammen und drehte sich weg. Sie gehörte zu den ‘paar’, die in der
3c waren.
„Da hast du doch gute Gesellschaft, Uschi“, lächelte ihr Vater. Uschi zuckte die
Schultern und schaute schnell in die Runde. Doch, mußte sie zugeben, die meisten sa-
hen ja ganz nett aus. Trotzdem. So schnell ging das bei ihr nicht.
Nicht mehr. Nicht, seit Christina... Sie schluckte und zwang sich, an etwas anderes
zu denken.
Ellen stellte sich dicht vor Uschi. „Mußt keine Angst haben“, sagte sie mit warmer
Stimme. „Ich bin auch erst seit zwei Monaten hier, und hab schon jede Menge Freun-
de.“
„Aha.“ Der ankommende Bus erlöste Uschi. Schnell stieg sie ein und setzte sich
neben ihren Vater, genau ans Fenster. Doch vor ihr und hinter ihr saßen ihre neuen
Schulfreunde, die sich erfolglos um Uschis Aufmerksamkeit bemühten.
Ihr Vater seufzte unhörbar. Das sah nach einer langen Fahrt aus.

* * *

„Christina!“ Uschi fuhr erschrocken auf. Christina? Sie folgte dem Blick des Leh-
rers und entdeckte das Mädchen, das heute morgen so urplötzlich losgerannt war. Hieß
die nicht Chris?
„Du kommst zwanzig Minuten zu spät!“
„Ich hab den Bus verpaßt“, keuchte Christina atemlos und eilte zu ihrem Platz.
„Ich mußte den ganzen Weg laufen.“
Uschi sah sich schnell um, doch niemand machte den Mund auf, um das Mädchen
zu verpetzen. Außer einem Jungen, der auch an der Haltestelle war. Aber nein, der
gähnte nur.
„Na schön“, sagte der Lehrer und musterte Christina. Es war keine Lüge; das
Mädchen war durchgeschwitzt bis auf die Haut. Wenn sie verschlafen oder ge-
schwänzt hätte... Er kümmerte sich wieder um seinen Unterricht.
Während der restlichen Stunde schaute Uschi immer wieder zu Christina, doch die
sah starr nach vorne oder auf ihr Heft. Uschi wußte nicht, ob sie wütend sein sollte,
weil dieses Mädchen den gleichen Namen trug wie ihre Schwester. Und sie überlegte,
warum niemand sie verpetzt hatte.
In der großen Pause bildete sich sofort eine Gruppe aus Anja, Jasmin, Christina,
Angie, Jenny und Ellen, die sich angeregt und fröhlich unterhielten. Uschi stand verlo-
ren auf dem Schulhof und schaute sich um.
„Uschi!“ hörte sie plötzlich eine Stimme. Sie schaute umher und sah Ellen, die ihr
lachend zuwinkte. „Komm zu uns!“
Zögernd ging Uschi zu der Gruppe. Sie bemerkte, daß Christina sie merkwürdig
ansah. Irgendwie... Sie wußte es nicht.
„Mußt doch nicht so alleine rumstehen“, sagte Ellen freundlich. „Du wohnst doch
in unserer Ecke, deswegen gehörst du zu uns.“
„Einfach so?“ platzte Uschi ungläubig heraus.
„Einfach so“, grinste Jasmin, und alle lachten. „Du brauchst keinen Clubausweis,
um bei uns zu stehen.“
Fröhlich plauderten die Mädchen weiter, bis es zur nächsten Stunde klingelte. Alle
liefen los, doch Uschi hielt Ellen fest.
„Darf ich dich was fragen?“
„Klar, aber schnell, sonst kommen wir zu spät.“
„Warum habt ihr Christina nicht verpetzt? Sie hat doch gelogen!“
Ellen sah Uschi ernst an. „Wir verpetzen keinen.“
„Ist das so ‘ne Art Regel?“
„Eine ganz eiserne.“

* * *

„Chris, was ist denn los mit dir?“ erkundigte Anja sich besorgt, als die Mädchen
von der Haltestelle nach Hause gingen. „Warum bist du heute morgen einfach wegge-
rannt?“ Christina schaute auf Uschi, die ein paar Schritte vor ihr ging, zusammen mit
Ellen. Nein, bei ihr alleine war das Gefühl nicht so schlimm. Eigentlich gar nicht
schlimm. Nur merkwürdig. Fremd, aber nicht schlimm.
„Hab schlecht geschlafen“, antwortete Christina. „Hab geträumt, ich müßte laufen.
Und da bin ich losgelaufen.“
Anja sah sie durchdringend an. „Das glaubst du doch selbst nicht, oder?“
Christina mußte lachen. Sie drückte ihre Freundin. „Nein, eigentlich nicht. Vergiß
es einfach, Anja. Kommt nicht wieder vor.“

* * *

„Ja, bitte?“ Gregor Förster schaute auf Angie und Jenny, die nervös vor seiner Tür
standen.
„Wir wissen, was Sie und Sybille zusammen tun!“ sagte Jenny schließlich. Angie
nickte.
„Und?“ fragte Herr Förster ruhig. Jenny und Angie schauten sich unsicher an.
„Wir wollen mitmachen“, sagte Jenny dann.
„Oder wir verpetzen Sybille“, fügte Angie hinzu.
„Wenn das so ist...“ Herr Förster trat beiseite. „Dann kommt mal rein.“ Ungläubig
starrten die beiden Mädchen ihn an. „Na los“, lachte er. „Entweder wollt ihr mitma-
chen, oder ich mach die Tür zu.“ Schnell traten die Mädchen ein. Vom Flur aus sahen
sie Sybille, die im Wohnzimmer saß und fragend herüberschaute.
„Die beiden haben herausgefunden, was wir machen“, grinste Gregor Förster, „und
wollen jetzt mitmachen.“
„Klar“, lachte Sybille. „Sollen reinkommen.“ Herr Förster schob die beiden Mäd-
chen ins Wohnzimmer und drückte sie auf das Sofa. „Welche Fächer müßt ihr denn
lernen?“ fragte Sybille neugierig.
„Fächer?“ stammelte Jenny.
„Lernen?“ kam das schwache Echo von Angie.
„Ja“, sagte Sybille überrascht. „Herr Förster gibt mir Nachhilfe in Mathe.“ Sie
zeigte auf den Tisch, auf dem ein Mathematikbuch und ein Hausaufgabenheft aufge-
schlagen waren. „Worin müßt ihr denn Nachhilfe kriegen?“
Ganz langsam dämmerte den beiden Mädchen, daß sie hereingelegt wurden. Beider
Gesichtsfarbe wandte sich dem Roten zu.
„So, so“, lächelte Herr Förster, der ihre Absicht durchschaut hatte. „Da wolltet ihr
uns also erpressen. Sieh mal einer an.“
„Das können wir immer noch“, sagte Jenny wütend.
„Laß uns gehen“, sagte Angie ängstlich. „Komm, Jenny, wir hauen ab.“
„Nix“, erwiderte Jenny wütend. „Wir können immer noch Sybilles Eltern Bescheid
sagen.“
„Klar könnt ihr das“, meinte Sybille seelenruhig. „Die wissen aber, daß ich jeden
Tag hier bin.“ Sie sah Gregor an. „Ich glaube, wir müssen. Oder?“
„Sehe ich auch so. Bereit?“ Staunend sahen Angie und Jenny, daß Sybille sich ge-
rade hinstellte und die Augen schloß. Dann knallte es. Sybille wackelte von der Wucht
der Ohrfeige. Beide Mädchen sprangen erschrocken auf.
„Keine Sorge“, zischte Sybille wütend. „Ihr habt mich geschlagen, wie jeder deut-
lich an meiner Backe sehen kann, und jetzt schlage ich euch!“ Gregor hielt Angie und
Jenny fest, während Sybille jedem Mädchen mit voller Kraft eine Ohrfeige gab. Mit
tränenden Augen wankten die beiden Mädchen in den Flur.
„Ihr müßt schon mehr auf Lager haben, wenn ihr uns reinlegen wollt“, sagte Gre-
gor süßlich, und gab ihnen einen kräftigen Schubs, daß sie im Hausflur auf den Fußbo-
den fielen. Dann war die Tür zu, und die Mädchen schauten sich an.
„Das war geil!“ freute Sybille sich und zog sich den Rock aus. „Krieg ich noch ‘ne
Ohrfeige? Das törnt mich an!“ Sie sprang auf Gregor und küßte ihn wild. Gregor schob
ihr das Höschen zur Seite und schob seinen Finger in das Mädchen, das leise auf-
stöhnte. Er legte Sybille auf das Sofa und zog ihr das Höschen ganz aus, dann legte er
seinen Kopf zwischen ihre Beine und leckte sie. Sybille zog sich mit fliegenden Fin-
gern das Hemd aus und ließ es auf den Boden fallen. Gregor ging mit seiner freien
Hand zu ihren kleinen Brüsten und knetete sie leidenschaftlich. Sybille öffnete seine
Hose und zog sie mitsamt der Unterhose herab. Gregor setzte sich, Sybille kam auf
seinen Schoß und nahm ihn auf.
‘Sie ist noch nicht mal zwölf’, dachte Gregor erregt, als er sich tief in sie bohrte.
Sybille legte ihren Mund auf seinen, um das Stöhnen zu ersticken. Gregor nahm sie bei
den Hüften und bewegte sie schnell auf und ab. Plötzlich verkrampfte Sybille sich. Ihr
Kanal wurde eng und zuckte. Gregor lächelte. Wie schnell sie kam! Sie hatte immer
zwei Höhepunkte, bevor er so weit war, und das war das Erregende an ihr: ein kleines,
lebendiges, vor Lust bebendes Mädchen zu ficken.
Konnte es etwas Schöneres geben?

* * *

Nach dem Mittagessen überraschte Herr Welter seine Stieftochter mit einer guten
Nachricht.
„Du hast echt eine gefunden?“ strahlte Uschi.
„Sogar zwei“, lächelte ihr Vater. „Kickboxen und Karate.“
„Ist ja toll!“ Uschi umarmte ihren Vater dankbar. „Und? Wann geht’s los?“
„Du kannst bei beiden im August anfangen, direkt nach den Ferien. Wenn du
möchtest, können wir uns heute Abend mal das Training ansehen. Beide Schulen sind
in einem Haus, in einer großen Sportschule.“
„Danke, Vati!“ freute Uschi sich und drückte ihn herzhaft. „Du bist so lieb!“

* * *

Christina saß nach dem Essen wieder auf der Mauer vor dem Haus und zeichnete
ihre kleinen Figuren, als Petra und Jasmin vorbeikamen. Christina brauchte nur einen
Blick, um zu sehen, was die beiden vorhatten. „Geht ihr wieder spielen?“ grinste sie.
„Ist das so deutlich?“ schmunzelte Petra und streichelte Christinas Haar. Christina
zog kichernd den Kopf ein.
„Nö“, lachte sie. „Ich kenn euch nur ganz gut. Wo geht’s denn hin?“
„Zu mir“, sagte Jasmin mit einem Zwinkern. „Meine Eltern sind nicht da.“
„Ist auf jeden Fall besser als der Laster“, gluckste Christina.
„Mein ich auch. Bis später, Chris.“
„Bis später, und viel Spaß!“
„Den werden wir haben“, grinste Petra. Sie schloß die Haustür auf, die Mädchen
gingen zum Aufzug, Jasmin drückte, dann warteten sie.
„Bist du sicher, daß Chris dichthält?“ fragte Jasmin. Petra nickte.
„Absolut. Die sagt keinen Ton.“
„Sollen wir sie denn mal einladen?“
„Hab ich schon versucht“, meinte Petra und zuckte die Schultern. „Sie war einmal
da, hat uns zugesehen, dann meinte sie, es wäre nicht ihr Fall und ging wieder.“
„Uns?“ fragte Jasmin interessiert.
„Silvia und mir. Das war, bevor wir uns kennenlernten.“
„Ach so.“ Jasmin war beruhigt. „Sag mal, stehst du nur auf Mädchen?“
Petra grinste. „Ich hab noch keinen Jungen gefunden, mit dem es mir Spaß macht.
Aber wer weiß.“
„Kapiere.“ Der Aufzug kam, und die Mädchen stiegen ein. „Mann, wer hat denn
hier wieder reingepißt?“ Petra verzog das Gesicht. Jasmin drückte die „15“ und zuckte
die Schultern. „Wahrscheinlich eins von den Kindern, die es nicht mehr ausgehalten
haben. Ist mir auch schon mal passiert.“
„Echt? Erzähl mal!“
„Ist nicht viel zu erzählen. Ich hab draußen mit Chris und Anja gespielt, und da
mußte ich plötzlich. Na ja, und bevor der Aufzug oben war, ist es schon passiert.“
„Aufregend“, lächelte Petra. „Jetzt aber bloß raus!“ Der Aufzug hielt. Petra rannte
fast hinaus, dann blieb sie stehen und atmete durch.
„Ich fand das gar nicht aufregend“, sagte Jasmin verlegen, während sie die Woh-
nungstür aufschloß und öffnete. „Mein ganzes Kleid war versaut. Ich hab zwar vorne
hochgehoben, aber mich hinten draufgesetzt. Und die letzten paar Tropfen gingen ge-
nau aufs Kleid.“
„Arme Jassi“, grinste Petra und zog Jasmin an sich. „Dann muß ich dich jetzt ganz
gut trösten.“
„Au ja, tröste mich“, grinste Jasmin und zog Petra in ihr Zimmer. In Sekunden-
schnelle waren die beiden Mädchen nackt. Petra ließ sich auf Jasmins Bett fallen und
zog ihre Spielgefährtin zu sich herunter.

* * *

Uschi war mit ihrem Vater zur Sportschule gefahren und machte sich etwas Sor-
gen. „Vati, kannst du das überhaupt bezahlen?“ fragte sie leise. „Wir sind doch nicht
so reich.“
„Das geht schon, Uschi“, beruhigte Herr Welter seine Stieftochter, während sie
durch die Gänge liefen und den Schildern folgten. „Hauptsache, du kannst das tun, was
du wirklich möchtest. So, hier sind wir.“
„Aha!“ Neugierig schaute Uschi in den großen Raum, wo viele Leute in ordentli-
chen Reihen standen. Alle trugen Boxhandschuhe. Uschi schüttelte sofort den Kopf.
„Nee, das nicht. Boxen will ich nicht.“
„Das ist Kickboxen“, erklärte ihr Vater leise. „Es wird geboxt und getreten. Das ist
auch ein Kampfsport, Uschi.“
„Mag ich nicht“, sagte Uschi überzeugt. „Treten kann ich schon. Und das andere?“
„Ein Raum weiter.“ Im nächsten Raum standen ebenfalls viele Leute in mehreren
Reihen. Uschi kam gerade rechtzeitig, um den Trainer sagen zu hören: „... richtig ge-
macht wird, gibt es keine Abwehr für diesen Schlag.“ Keine Abwehr? Uschis Augen
leuchteten auf. Gebannt sah sie, wie der Trainer einen Schlag vorführte, der aussah wie
ein Bogen. Einer der Schüler machte eine Abwehr, und trotzdem landete die Faust des
Trainers an dem Kopf des Schülers. Der Schüler zuckte nicht einmal zusammen!
„Der hat doch getroffen“, flüsterte sie ihrem Vater zu. „Warum fällt der nicht um?“
Ihr Vater beugte sich zu ihr. „Ich habe heute morgen gehört, daß beim Training die
Faust ganz genau auf der Haut stoppt. Beim Kickboxen wie beim Karate. Wenn die
Faust die Haut erreicht, gilt der Schlag als getroffen. Erst im richtigen Kampf wird et-
was härter geschlagen, aber auch nur so stark, daß man den Treffer spürt.“
„Bitte Ruhe!“ Die Stimme des Trainers war nicht laut, aber streng. Uschi und ihr
Vater setzten sich auf eine Bank an der Wand.

* * *

Jasmin und Petra hatten inzwischen ihre erste Runde hinter sich. Jasmin legte ihren
Kopf auf Petras Bauch und sah ihre große Freundin an. „Die Elke ist niedlich, nicht?“
„Hm-m.“
„Sollen wir sie mal einladen zu uns?“
„Noch nicht. Sie muß noch etwas reifen.“ Petra schob Jasmins Kopf zu ihrem Un-
terleib. „Mach nochmal.“
„Gerne, aber dann machst du bei mir.“ Jasmin schob ihre Zunge heraus, und kurz
darauf war kein Gedanke mehr an Elke.

* * *

Auf Drängen ihrer Mutter hatte Christina mehr schnell als gründlich ihre Hausauf-
gaben gemacht und setzte sich nach dem Abendessen wieder ab. Sie lief, ohne es zu
bemerken, vorbei an Sybille, die in ihrer Nische stand und auf Frank Dröge wartete,
und die Treppen nach unten. Dann nahm sie ihren Stammplatz auf der Mauer ein und
schaute in den Himmel, ohne etwas Besonderes zu sehen. Eine Stimme riß sie aus ih-
ren Träumen.
„Hi, Chris!“
„N’Abend, Anja. Du darfst noch raus?“
„Ja.“ Anja setzte sich neben Christina auf die kleine Mauer. „Ich hab das ganze
Geschirr gespült und abgetrocknet, und jetzt darf ich noch was raus.“
„Deine Tante nutzt dich ganz schön aus“, meinte Christina bitter. Anja zuckte die
Schultern. „Sie hätte mich ja auch in ein Heim geben können. Aber jetzt bin ich bei
ihr.“
„Ein Heim wäre gar nicht mal so schlecht“, sagte Christina leise. Anja sah sie er-
staunt an. „Wie meinst du das?“
Christina seufzte, und Anja erschrak, als sie sah, daß die Augen ihrer Freundin
feucht wurden. „Weißt du“, sagte Christina mit zitternder Stimme, „in einem Heim
wüßte ich, daß mich keiner liebhat, aber hier...“
„Deine Eltern?“ fragte Anja sanft. Christina nickte.
„Ja“, schluchzte sie. „Mit Mutti kann ich nicht reden, ohne daß wir uns streiten,
und Papa schreit mich schon an, wenn ich nur laut atme.“
„Ich weiß, was du meinst“, sagte Anja leise. „Ich hab auch keinen, der mich lieb-
hat.“
„Doch!“ protestierte Christina unter Tränen. „Ich hab dich lieb!“
„Und ich dich, Chris.“ Anja umarmte ihre Freundin. „Komm, ich geb dir ein Eis
aus.“
„Was? Du kriegst doch kaum Taschengeld, Anja!“
„Ich hab was für Notfälle gespart“, kicherte Anja, „Und das ist ein Notfall.“ Sie
nahm Christina an die Hand und zog sie hoch.

* * *

Während Anja und Christina sich das Eis schmecken ließen, stand Ellen am Fen-
ster und schaute auf die Straße.
„Ellen, steh nicht den ganzen Tag am Fenster und träum vor dich hin! Kind, was
soll nur aus dir werden?“
„Mir doch egal!“ fauchte Ellen wütend. „Verdammt, Mutti, kannst du mich nicht in
Ruhe lassen?“
„Ab in dein Zimmer, und lern für die Schule!“
„Lern für die Schule“, murmelte Ellen vor sich hin, während sie in ihr Zimmer
ging. „Hättest du wohl gerne.“ Sie warf sich auf ihr Bett, stützte den Kopf auf die
Hände und sah aus dem Fenster. „Wofür soll ich denn überhaupt lernen? Um so zu
leben wie die?“

* * *

Im Gegensatz zu Ellen fühlte Uschi sich äußerst wohl.
„Zwei Minuten Pause!“ Der Trainer verneigte sich kurz vor den Schülern und lief
zu Uschi, die in den letzten sechzig Minuten jede Aktion des Trainers nachgemacht
hatte und damit für einige Unruhe gesorgt hatte. Sie bekam Angst, als er vor ihr ste-
henblieb und sie mit starrem Blick ansah.
„Was willst du?“ fragte er sie dann streng. Uschi fuhr zusammen.
„Das lernen“ sagte sie leise.
„Warum?“
„Warum?“ Uschi blickte ihn überrascht an. „Na, weil...“ Sie dachte plötzlich wie-
der an ihre Schwester, die tot und ausgeblutet in der Wanne lag. Ihre Augen füllten
sich mit Tränen. „Weil ich leben will“, flüsterte sie. „Und weil ich meinen Vater nicht
alleine lassen will.“
Der Trainer hob die Augenbrauen und musterte sie einen Moment. Dann nickte er
leicht. „Zieh die Schuhe aus und stell dich in die letzte Reihe.“ Er drehte sich im und
ging wieder auf seinen Platz. Noch bevor er dort ankam, stand Uschi schon in der Rei-
he. Sie verbeugte sich sogar mit den anderen.

* * *

Sybille hatte genau fünf Minuten auf Frank gewartet, dann hatte sie die Nase voll
und ging zu Herrn Förster. Eine halbe Stunde später war der Ärger vergessen.
„Jedenfalls weiß ich jetzt, was ein gleichschenkliges Dreieck ist“, kicherte Sybille
und umarmte Gregor Förster heftig. „Das war so toll heute!“
„Du bist toll“, erwiderte er und strich Sybille über den kleinen Busen. „Aber das
mit den Schenkeln und dem Dreieck muß ich mir noch einmal ansehen, bevor du
gehst.“ Sybille kicherte, dann seufzte sie auf, als Gregor seinen Kopf zwischen ihre
Beine drückte.

* * *

Jenny und Angie gingen langsam durch den Flur.
„Warum hat das nicht geklappt?“ zischte Jenny wütend. „Verdammt nochmal!“
„Wolltest du wirklich mit ihm ficken?“ fragte Angie.
„Klar! Du nicht?“
„Ich weiß nicht“, sagte Angie leise. „Jenny, wir sind erst zehn!“
„Und? ‘n Orgasmus können wir ja schon haben. Also warum nicht auch ficken?“
Angie zuckte die Schultern und schwieg. Sie wollte ihre Freundin nicht verlieren,
spürte aber, daß das nicht der richtige Weg war.
Sie faßte einen Entschluß.

* * *

„Du bist voll in Ordnung“, lächelte Christina Anja an. „Danke für das Eis.“
„Hat’s denn geholfen?“
„Und wie!“ Sie drückte Anja kräftig. „Ich hab dich lieb, Anja!“
„Ich dich auch, Chris. Jetzt muß ich aber nach Hause.“
„Okay. Bis morgen dann!“
„Bis morgen, Chris!“
Lächelnd sah Christina Anja hinterher, bis sie im Haus verschwand.
Es gab zumindest einen, der sie lieb hatte. Und umgekehrt genauso.

* * *

„Hat Ihre Tochter schon einmal Kampfsport gemacht?“ fragte der Trainer nach der
Stunde. Herr Welter schüttelte den Kopf.
„Nein, noch nie. Warum?“
„Sie hat Talent. Für die erste Stunde sind ihre Bewegungsabläufe schon sehr, sehr
gut.“ Er sah Uschi an. „Die erste Stunde wäre am Montag, dem 24. August, um acht-
zehn Uhr. Zwei Stunden, wie heute. Dann wieder am Donnerstag, gleiche Zeit. Wenn
du möchtest.“
„Das möchte ich!“ Uschi strahlte ihren Vater an. „Ja, Vati?“
„Deswegen sind wir hier“, lächelte er seine Tochter an. „Können wir den Vertrag
gleich unterschreiben?“
„Natürlich.“ Er holte ein Blatt Papier aus seiner Aktentasche und reichte es Herrn
Welter. „Gebühr sind achtzig Mark im Monat, inklusive einer Versicherung.“
„Versicherung?“
„Falls Ihre Tochter einmal so hart zuschlägt, daß sie sich die Hand bricht“, sagte
der Trainer, ohne zu lächeln.
„Verstehe.“
„Und was ist“, fragte Uschi eifrig, „wenn ich so hart zuschlage, daß ich meinem
Gegner was breche?“
„Dann ist der Unterricht in der gleichen Sekunde für dich beendet.“ Uschi er-
schrak. „Alle Kampfsportarten haben einen bestimmten Hintergrund, und der heißt
Verteidigung. Nicht Vernichtung. Wenn du dich nicht beherrschen kannst und deinen
Schlag nicht auf den Millimeter genau kontrollierst, ist Kampfsport keine Sportart für
dich. Dann solltest du dir eine Straßenbande suchen und alte Leute zusammenschla-
gen.“
„Hab ja nur gefragt“, maulte Uschi und senkte verlegen den Blick. Der Trainer
griff ihr unter das Kinn und hob ihren Kopf an. Seine Augen bohrten sich in ihre.
„Und ich habe nur geantwortet“, sagte er leise. „Denk darüber nach. Wenn du die
erste Prüfung bestehst, wirst du wissen, was ich meine.“
Uschi nickte verlegen.

* * *

Wieder war es Zeit, ins Bett zu gehen, doch Christina hatte noch etwas auf dem
Herzen. Sie ging in die Küche, wo ihre Mutter gerade mit Aufräumen beschäftigt war.
„Mutti? Kann ich mal mit dir reden?“
„Was ist denn, Christina? Ich hab gerade alle Hände voll zu tun!“
„Warum ist Papa gestern so böse geworden, als ich dich fragte, ob du nervös bist?“
„Kind, ich hab jetzt wirklich keine Zeit für solche Fragen.“
„Du hast ja nie Zeit für meine Fragen“, murmelte Christina enttäuscht und ging
wieder in ihr Zimmer.

* * *

Ellen hingegen hätte nichts dagegen gehabt, wenn niemand für sie Zeit gehabt hät-
te, jedoch...
„Sind deine Hausaufgaben fertig, Ellen?“
„JA!“
„Dann gute Nacht!“
„Du mich auch“, murmelte Ellen und starrte wieder auf ihren Block. „So... wie
geht’s weiter? Laß ich den Helden jetzt sterben, oder soll er gegen das Monster ge-
winnen? Hmm...“ Nachdenklich kaute sie auf ihrem Stift herum. „Nein, ich laß ihn le-
ben, aber nur so gerade. Dann kommt meine Heldin und findet ihn und pflegt ihn ge-
sund. Genau!“ Mit Feuereifer ging Ellen wieder an ihre kleine Geschichte.

* * *

Angie hatte sich leise aus der Wohnung geschlichen und eine Etage höher an eine
bestimmte Tür geklopft. Sekunden später wurde sie geöffnet.
„Du? Was willst du denn noch?“
„Ich – ich wollte mich entschuldigen“, sagte Angie leise.
„Aha. Dann komm mal rein.“ Zögernd betrat Angie die Wohnung von Herrn För-
ster. „Setz dich doch, bitte.“ Angie setzte sich in einen Sessel, Herr Förster nahm auf
dem Sofa Platz. Er musterte sie kurz.
„Laß mich raten“, sagte er dann. „Du bist irgendwie da mit reingezogen worden,
obwohl du es nicht wolltest. Richtig?“
„Ja“, sagte Angie überrascht. „Also... ich meine, das – das eine wollte ich schon,
aber nicht – nicht so.“
„Was wolltest du? Wie heißt du überhaupt?“
„Angelika, aber alle sagen Angie zu mir.“
„Das ist ein hübscher Name, Angie. Was genau wolltest du?“ Angie entspannte
sich, als Herr Förster so nett und sanft mit ihr redete.
„Äh... Jenny und ich wollten auch mal lernen, wie das geht mit – mit dem Ficken,
und weil Sie und Sybille das machen, dachten wir, wir...“
„Ihr erpreßt mich und könnt deswegen mit mir ins Bett.“ Angie nickte verlegen.
„Das ist leider der völlig falsche Weg, Angie“, sagte Herr Förster sanft. „Wie alt bist
du?“
„Zehn.“ ‘Zehn Jahre alt’, dachte Gregor Förster erregt, ‘und sie will ficken! Ich
muß doch ein guter Mensch sein, daß ich so belohnt werde!’
„Ich glaube, wir beide müssen uns erst einmal richtig gut kennenlernen“ meinte er
zärtlich. „Und viel reden. Und dann, aber erst dann, sehen wir mal weiter. Wann mußt
du nach Hause?“
Angie zuckte die Schultern. „Ist egal. Meine Eltern kommen erst gegen Mitternacht
wieder. Sind irgendwo in der Stadt.“
„Fein. Dann setzt du dich jetzt mal neben mich, ja?“ Zögernd stand Angie auf und
setzte sich neben Herrn Förster, der seinen Arm um sie legte. „Jetzt entspann dich, und
dann reden wir.“

* * *

„Ich hab dich lieb!“ Uschi strahlte ihren Vater an, der sie zudeckte. Sie streckte die
Arme nach ihm aus und umarmte ihn, so fest sie konnte. „Danke, Vati!“
„Hab ich gern getan für meinen kleinen Liebling.“ Er gab ihr einen Kuß auf die
Wange. „Schlaf jetzt schön, und träum von deiner ersten Karatestunde.“
„Mach ich bestimmt!“ grinste Uschi, drehte sich auf die Seite und schloß die Au-
gen. Lächelnd strich ihr Vater über ihr Haar, dann stand er auf.
„Gute Nacht, mein Kleines.“
„Nacht, Vati.“

* * *

„So... jetzt hat sie ihn gesund gepflegt. Und nun? Verlieben sie sich und kriegen
hundert Kinder? Ach nein, sie müssen ja erst heiraten! Dann kommen die Kinder. Ich
weiß! Sie heiraten, aber bei der Hochzeit kommt ein Drache und...“
„Ellen! Licht aus! Sofort!“
„Leck mich doch am... JA!“ Wütend knallte Ellen den Stift auf den Tisch und
sprang in ihr Bett. „Heiraten sie eben nicht und kriegen keine Kinder! So! Ist auch viel
besser, wenn die Kinder erst gar nicht auf die Welt kommen.“

* * *

Im Ehebett der Familie Witt bahnte sich Krach an.
„Warum warst du gestern eigentlich so böse auf Christina? Sie hat mich doch nur
gefragt, ob ich nervös bin.“
„Und woher wußte sie das? Genau. Du weißt es nicht. Ich auch nicht. Und das
macht mich nervös. Sieh zu, daß sie mir aus den Augen bleibt.“
„Sie ist immerhin auch deine Tochter!“
„Von mir hat sie das jedenfalls nicht! Wer weiß, ob...“
„Ob was?“
„Nichts. Nacht.“
„Ob was? Ob sie überhaupt deine Tochter ist?“
„Laß mich in Ruhe.“
„Sie ist deine Tochter, verdammt! Genau so wie meine!“
„Ja, ja.“

* * *

„Hast du das ungefähr verstanden, Angie?“ Angie nickte strahlend. „Ja, hab ich.
Zum Sex gehört Gefühl, und ohne Liebe kein Sex!“
„Genau. Ich schlage vor, du gehst jetzt nach Hause, und morgen Mittag reden wir
weiter.“
„Gerne!“ Fröhlich stand Angie auf. „Bis morgen dann!“
„Bis morgen, Angie. Ich freu mich schon drauf.“
„Ich auch!“ Erleichtert und beruhigt umarmte Angie Herrn Förster, der ihr zärtlich
über die Haare und die Schultern strich.

* * *

„Ich muß jetzt gehen, Jassi.“ Das Geräusch eines Kusses erklang.
„Hm-m.“
„War’s schön für dich?“
„Hmm!“
„So müde?“
„Hm-m!“
„Dann schlaf schön. Ich zieh die Tür zu, ja? Gute Nacht.“
„Ein Küßchen noch!“
„Aber nur ein kleines, sonst komm ich gar nicht mehr nach Hause.“
„Ein ganz klitzekleines, aber da unten hin!“
„Hierhin? So?“
„HMMMMMM!“

* * *

„Morgen, Jasmin!“
„Hallo, Chris, Anja. Morgen zusammen.“ Jasmin stellte ihre Schultasche auf den
Boden, reckte sich und gähnte herzhaft.
„Au weia!“ lachte Christina. „Wieder spät geworden gestern?“
„Nö!“ grinste Jasmin. „Nur viel geübt.“
„Schulaufgaben?“ fragte Anja. „Die mach ich gleich nach dem Essen.“
„Ich auch“, lachte Jasmin, „aber manchmal kommt etwas dazwischen.“
„Dazwischen, hm?“ feixte Christina. Anja schaute verständnislos auf die beiden
Mädchen.
„Da kommen ja noch welche“, sagte Jasmin und befreite sich so aus der Zwangs-
jacke. „Morgen, Ellen. Hi, Angie, Jenny.“
„Morgen zusammen.“
„Hey, seht mal da!“ Aufgeregt schaute Christina auf ein Mädchen. „Doris! Wieder
gesund?“
„Chris! Schön, dich zu sehen! Ja, der Arm ist wieder in Ordnung.“
„Da freu ich mich!“ Stürmisch umarmte Christina Doris.
„Mach langsam“, lachte Doris, „sonst brichst du mir was anderes!“
„Wer ist das?“ fragte Ellen Anja leise.
„Das ist die Doris“, flüsterte Anja zurück. „Die hat sich ganz schlimm den linken
Arm gebrochen, bevor du hergezogen bist. Die lag drei Monate im Krankenhaus.“
„Wow“, machte Ellen bewundernd.
„Ja“, sagte Anja eifrig. „Gestern ist der Gips abgekommen, und jetzt kann sie wie-
der zur Schule.“
„Da hätte ich lieber einen gebrochenen Arm“, murmelte Ellen kichernd. Anja
lachte mit. „Schau, da kommt Uschi!“
Gerade noch rechtzeitig lief Uschi über die Straße, dann kam auch schon der Bus.




Juni / Juli ’87


Endlich waren die lang ersehnten Sommerferien angebrochen. Uschi hatte sich mit
Ellen und Jasmin angefreundet, ebenso mit Anja, doch mit Christina kam sie nicht so
recht klar. Christina empfand das ähnlich; immer, wenn sie Uschi ansah, spürte sie
Trauer und Wut, und davon hatte sie schon selbst genug in sich.
Petra hatte sich – sehr zu Jasmins Leidwesen – mit Frank Dröge befreundet und
verbrachte jetzt die meiste Zeit mit ihm. Von seinen Freunden wurde Frank natürlich
verspottet, weil Petra gerade mal zwölf war, doch Frank wußte, was er an ihr hatte.
Die beiden trafen sich jeden Nachmittag in der Tiefgarage und fickten sich die Seele
aus dem Leib. Sie wußten nicht, daß sie häufig Zuschauer hatten.
Dies wiederum enttäuschte Peter, der nun kein Versteck mehr hatte, um Mädchen
zu zeigen, wie ein Junge aussieht. Andererseits spionierte er häufig durch die Plane
und sah zu, wie Petra und ihr großer Freund fickten. Das war auch ganz nett. Vor al-
lem, weil er für eine Mark jedem verriet, was da los war. Er machte ein gutes Ge-
schäft.
Sybille wunderte sich, warum Gregor Förster nicht mehr soviel Zeit für sie hatte,
doch als sie eines Tages Angie aus seiner Wohnung kommen sah, wurde ihr einiges
klar. ‘So nicht’, dachte sie wütend.
Elke hatte Jasmins Vorschlag, Freundinnen zu werden, dankbar angenommen. Die
beiden verbrachten viel Zeit miteinander, und es dauerte auch nicht lange, bis Elke sich
von Jasmin verwöhnen ließ. Daß das zu zweit so viel Spaß macht, hätte das Mädchen
sich nie träumen lassen!
Christinas und Doris’ Freundschaft war von Anfang an wieder so, als wäre sie nie
durch Doris’ Armbruch unterbrochen worden. Gemeinsam mit Anja tollten die Mäd-
chen den ganzen Tag umher und machten mit ihrem Spiel und dem fröhlichen Lachen
einen Heidenkrach.
Jenny hatte noch immer daran zu knabbern, daß sie von Sybille hereingelegt wor-
den war. Obwohl erst zehn Jahre alt, war sie doch ein aufgewecktes, cleveres Mäd-
chen, und sie nutzte ihre ganze Energie, um sich einen Racheplan auszudenken, doch
sie sollte nicht dazu kommen, sich zu rächen. Ein anderes Mädchen war schneller.
Gregor Förster hatte Angie in den letzten Wochen sehr viel beigebracht, das kleine
Mädchen jedoch noch nicht gefickt. Das hob er sich auf; außerdem hatte Angie, ob-
wohl sie so tat, als wollte sie es, doch noch etwas Angst davor. Statt dessen lehrte er
sie sehr viele Dinge, die Angie begeistert annahm; seine vielen Worte über Liebe und
Zärtlichkeit faßte Angie jedoch vollkommen nach ihrer Art auf: wenn sie einen Jungen
haben wollte, mußte sie zärtlich zu ihm sein und ihm sagen, daß sie ihn lieb hatte. Das
merkte sie sich gut, denn diese Art lag ihr sehr viel besser als Erpressung, die doch nur
Ärger machte und wehtat. Diese Lektion hatte sie gelernt.
Ellen hingegen lernte, ihren Eltern gründlich und für Stunden aus dem Weg zu ge-
hen. Entweder zog sie mit Uschi und den anderen Mädchen umher, oder sie saß am
Rhein und verträumte den ganzen Tag, bis der Hunger sie schließlich nach Hause trieb.
Oder sie schrieb dort viele kleine Geschichten, und wenn sie fertig waren, zerriß Ellen
sie ganz sorgfältig, streute die Schnipsel in den Fluß und hoffte, daß so ihre Träume
wahr werden würden.
Uschi lernte in den Ferien die Grundregeln, den sogenannten „Ehrenkodex“. Es
gab ihn nicht schriftlich, aber die meisten Kinder lebten danach: verpetze keinen, be-
trüge keinen, und hilf denen, die sich selbst nicht helfen können. Mit diesen Regeln
schafften sich die Kinder ihre eigene, von den Erwachsenen deutlich getrennte Welt.
Zumindest so lange, bis sie selbst 16 oder 17 wurden und das Verhalten der Erwach-
senen annahmen.
Anfang Juli wurde Gregor Förster verhaftet. Sybille hatte sich mit ihm im Stadtpark
verabredet, doch als Herr Förster zum vereinbarten Treffpunkt kam, sah er ein hüb-
sches, etwa 11jähriges Mädchen, das hinter dichten Büschen stand und ihm zuwinkte.
Sie schob die Büsche beiseite, und Gregor Förster sah sie in ihrer ganzen, natürlichen
Schönheit. Sie ließ die Büsche wieder zurückfallen und winkte ihn zu sich. Wenig
später steckte er in ihr, und kurz darauf fing das Mädchen an, laut um Hilfe zu schrei-
en. Sybille hatte allerdings schon vorher einen Polizisten informiert, daß hier ein Kerl
rumlaufen würde, der kleinen Mädchen seinen Penis zeigen würde, und so war es nach
dem ersten lauten Schrei des Mädchens nur eine Sache von Sekunden, bis Gregor För-
ster verhaftet war. Sybille besuchte das Mädchen später am Tag zu Hause und drückte
ihr die versprochenen fünfzig Mark in die Hand. „Hat dir das wirklich nichts ausge-
macht?“ fragte sie das Mädchen zum Schluß. Die Kleine schüttelte lachend den Kopf.
„Nö! Ich hatte nur keine Ahnung, daß der Bulle so schnell da sein würde. Ich hatte
nicht mal ‘nen Orgasmus!“ Jetzt blieb nur noch Angie.
Susi, die zwei Monate jünger war als Anja, verbrachte die Sommerferien bei ihrem
Onkel und ihrer Tante auf dem Land und war heilfroh, als die Ferien wieder um waren.
Den Gestank auf dem Bauernhof würde sie ihr Lebtag nicht mehr vergessen. Anja und
Christina lachten sich über ihre Geschichten halbtot.
Ende Juli setzte die große Aufregung ein: die meisten Mädchen, also Angie, Doris,
Christina, Ellen, Jenny, Uschi und Jasmin kamen in eine Klasse, die 5c, was die Mäd-
chen riesig freute. Selbst Uschi, die sonst immer sehr kühl war, gestattete sich ein
sanftes Lächeln, als die Mädchen sich draußen trafen. Petra und Sybille waren in die
7b versetzt worden, Elke kam zusammen mit Micha Dröge in die 6c. Anja und Susi
blieben als einzige noch auf der Grundschule, doch Christina versprach ihrer Freundin
hoch und heilig, daß sie trotzdem Freunde bleiben würden. Das tröstete Anja etwas.
Angie bedauerte sehr, daß ihr großer Freund nicht mehr da war, allerdings nur aus
dem Grund, daß sie nun keinen mehr zum Kosen hatte. Sex mit einem Mädchen war
jedoch überhaupt nicht ihr Ding, und so lag sie jeden Tag auf der Lauer und suchte
nach einem Ersatz. Jetzt wußte sie ja, wie sie sich jemanden an Land ziehen konnte.




August ’87


Zuhause bei Ellen.
„Na, Ellen, wie war der erste Tag in der neuen Schule?“
„Geht so.“ Hungrig schaufelte Ellen die Linsensuppe in sich hinein.
„Iß langsam, sonst kleckerst du noch.“
„Mann, mußt du denn immer an mir rummäkeln?“ beschwerte Ellen sich. „Mach
ich denn überhaupt nichts richtig?“
„Mensch, paß doch auf! Jetzt hast du gekleckert!“
Wütend schaute Ellen auf den kleinen Fleck Suppe. Für einen kurzen Moment
dachte sie daran, ihrer Mutter die Suppe ins Gesicht zu kippen, doch der Hunger war
stärker, und sie beherrschte sich.
Noch.

* * *

„Schon zurück, Christina? Wie war die Schule?“
„Redest du doch wieder mit mir?“
„Ach, Kind, sei doch nicht immer gleich so eingeschnappt.“
„Bin nicht eingeschnappt! Aber immer, wenn ich mit dir reden will, hast du was
anderes zu tun!“ Wütend warf Christina ihre Tasche auf den Boden.
„Das tut mir ja auch leid“, sagte ihre Mutter versöhnlich. „Aber der Haushalt ko-
stet soviel Zeit.“
„Hast du denn jetzt Zeit für mich?“ fragte Christina hoffnungsvoll.
„Nein, ich mach gerade das Essen. Sei lieb und wasch dir die Hände, ja?“
‘Warum hab ich überhaupt gefragt’, dachte Christina mißmutig und ging ins Bad.

* * *

„Komm rein, Petra.“ Frank Dröge hielt seiner kleinen Freundin die Tür auf.
„Schön, daß du Zeit hast“, sagte er und schloß die Tür wieder hinter ihr.
„Klar!“ grinste Petra. „Wenn die Eltern mal nicht da sind, muß man das ausnut-
zen.“
„Richtig“, lächelte Frank. „Allerdings ist Micha da. Macht es dir was aus, wenn er
zusieht?“
„Micha?“ Petra überlegte. „Nein, glaub nicht. Will er mitmachen?“
„Kommt nicht in Frage“, lachte Frank leise. „Du bist meine Freundin!“ Hand in
Hand gingen sie in das Zimmer, in dem Frank und Micha lebten. Micha nickte Petra
nervös zu.
„Hallo!“
„Tach, Micha. Sollen wir gleich loslegen?“ fragte sie Frank. Er nickte und fing an,
sich auszuziehen. Petra tat es ihm nach, und kurz darauf sah Micha mit großen Augen
zu, wie sein Bruder sich in einem Mädchen versenkte. Er ging nahe heran, um alles so
genau wie nur möglich mitzubekommen. Staunend vermerkte er, wo sein Bruder das
kleine Mädchen unter ihm berührte, wie er sie anfaßte, was er sagte, und wie er sich
bewegte. Was er sich jedoch nicht erklären konnte, waren die Laute, die sein Bruder
und Petra von sich gaben.

* * *

Jenny war äußerst befriedigt, daß Gregor Förster im Gefängnis saß, obwohl es ihr
leid tat, daß nicht sie es war, die ihn dorthin gebracht hatte. Nun stand sie vor der
schweren Aufgabe, sich ein anderes Opfer zu suchen. Mit dem ihr eigenen Talent
richtete sie ihren Blick auf Männer, die eine wesentlich jüngere Freundin hatten; bei
denen konnte sie davon ausgehen, sie leicht anzulocken.
In den letzten Tagen hatte sich ihr Interesse auf einen Mann gerichtet, der im drit-
ten Hochhaus wohnte und häufig mit einem Mädchen redete, das vielleicht 12, 13 Jah-
re alt war. Heute wollte sie ihn ansprechen. Sie setzte sich vor das Haus und wartete;
ihren Erfahrungen nach müßte er so gegen drei nach Hause kommen.
Das tat er auch. Jenny stand auf, als sie ihn sah und lächelte ihn schon von weitem
an. Der Mann grüßte sie freundlich und ging an ihr vorbei. Jenny wollte ihn gerade
ansprechen, als die Haustür aufging und das Mädchen, mit dem der Mann so oft gere-
det hatte, herauskam und den Mann umarmte.
„Na? Wo geht’s hin?“ fragte der Mann.
„Zum Sport“, lachte das Mädchen. „Ich bin so gegen fünf zurück, Papi.“
Papi? Jenny wurde abwechselnd heiß und kalt, und sie sah zu, daß sie auf sicheres
Gelände – sprich: ihren Hauseingang – kam. Wütend und traurig setzte sie sich auf die
kleine Mauer und dachte über die Ungerechtigkeit des Lebens nach.

* * *

Angie hingegen fand das Leben äußerst gerecht. Sie hatte ebenfalls einen Mann
entdeckt, der oft mit einem jungen Mädchen schäkerte, doch im Gegensatz zu Jenny
ging sie planvoller vor. Sie stellte fest, daß der Mann im zweiten Hochhaus wohnte, im
16. Stock. Und er lebte allein; das Mädchen war nicht seine Tochter. Sie wußte außer-
dem die Zeit, wann er nach Hause kommen würde, und zog sich extra für diese Gele-
genheit besonders gut an. Sie wählte ein quittegelbes T-Shirt, das ein Stück ihres Bau-
ches frei ließ, und einen kurzen, schwarzen Rock. Sie musterte sich im Spiegel. Ihre
langen, blonden Locken fielen dicht und schwer über ihre Schultern, ihre grünen Au-
gen schauten aufgeregt auf ihr Ebenbild im Spiegel.
Sie schaute auf die Uhr: noch eine Stunde.

* * *

Christina hatte ihre Hausaufgaben fertig und war nun auf dem Weg nach draußen.
Gnädig, wie sie war, nahm sie den Beutel Müll mit und warf ihn auf dem Flur in den
Schacht, der bis in den Keller führte. Schaudernd dachte sie daran, wie es wäre, wenn
sie aus Versehen da reinfallen würde. Sie hatte keine Angst, zu sterben; dafür war sie
noch zu jung. Aber sie hatte panische Angst, von oben bis unten mit Müll bedeckt zu
sein, und zu stinken. Deshalb lief sie schnell zwei, drei Schritte weg von der großen
Klappe, erst dann erlaubte sie sich ein langsameres Tempo. Als sie an der Nische ne-
ben dem Aufzug vorbeikam, wunderte sie sich kurz, wo Sybille war, doch sie dachte
nicht weiter darüber nach und lief fröhlich die Treppen hinunter.
Auf dem Vorplatz entdeckte sie Jenny, die nachdenklich aussah. Christina mochte
Jenny nicht sehr, aber sie konnte kein anderes Mädchen entdecken, und Jenny war
immer noch besser als alleine zu spielen. Sie ging langsam zu dem Mädchen und setzte
sich neben sie.
„Was willst du?“ fragte Jenny mürrisch.
„Nichts“, meinte Christina gleichgültig. „Wenn ich stör, mußt du es nur sagen.“
Jenny atmete tief durch. „Du störst nicht“, sagte sie dann. „Ich muß nur über was
nachdenken.“
„Dann mach mal“, erwiderte Christina und stand wieder auf, um woanders hinzu-
gehen.

* * *

Ellen saß wieder am Rhein und hatte Angst. Nicht vor dem Rhein, sondern vor
dem Herbst und dem Winter, denn dann könnte sie nicht mehr hier sitzen. Nachdenk-
lich und bang blickte sie auf den Fluß, als sie Schritte hinter sich hörte. Langsam
drehte sie sich um und entdeckte Christina.
„Hallo“, sagte sie gleichgültig. Christina nickte und setzte sich neben sie.
„Was machst du?“
„Nichts“, erwiderte Ellen. „Sag mal, Chris, weißt du eigentlich, wovon Häschen
träumen?“ Christina blickte ihre Klassenkameradin lange und schweigend an, dann
stand sie auf und ging grußlos. Ellen blickte ihr nicht nach, sondern schaute weiter auf
den Fluß. „Von irgendwas müssen die doch träumen“, sagte sie leise vor sich hin. „Die
liegen immer so lang und faul im Gras und sehen so zufrieden aus.“ Sie seufzte. „Ich
möchte auch ein Häschen sein. Dann hätte ich immer andere Häschen, mit denen ich
spielen und toben könnte, und wenn mir kalt ist, könnte ich mich an die anderen ku-
scheln.“

* * *

„Mir gefallen deine Freunde nicht so recht“, gab die Mutter von Elke sich besorgt.
„Die sehen so aus, als würde nichts rechtes aus ihnen werden.“
„Die sind aber alle in Ordnung“, verteidigte Elke sich mit einem flauen Gefühl im
Magen.
„Und besonders diese Jasmin“, überging Frau Ebers den Einwand ihrer Tochter.
„Die sieht aus wie ein Flittchen.“
„Ich muß noch was für die Schule machen“, sagte Elke schnell und eilte in ihr
Zimmer. Sie dachte an Jasmin, an ihren Mund, wenn sie sich küßten, und an ihre Zun-
ge, die ihr soviel Freude schenkte. Wenn sie gewußt hätte, was ein Flittchen ist, hätte
sie ihrer Mutter vielleicht sogar recht gegeben.

* * *

Angie stand im Flur der 16. Etage und wartete nervös auf das Erscheinen ihres
Auserwählten. Bei jedem Geräusch, das aus der Nähe des Aufzugs kam, zuckte sie
zusammen, doch schließlich hatte ihre Pein ein Ende. Die Tür des Aufzugs öffnete
sich, und er kam heraus. Angie atmete tief durch und lächelte ihn an.
„Hallo“, sagte der Mann freundlich und ging auf sie zu. „Bist du neu hier? Ich hab
dich noch nie gesehen.“
„Fast“, lächelte Angie aufgeregt. „Ich komm aus dem Nachbarhaus und wollte fra-
gen, ob Sie mein Freund sein wollen.“
„Dein Freund?“ Der Mann schaute sie überrascht an. „Wie komme ich denn zu
dieser Ehre?“ Angie entging das Flackern in seinen Augen nicht. Siegessicher lachte
sie auf.
„Ich hab Sie beobachtet“, gestand sie mit einem Blick, der selbst einen Schwulen
wieder zu einem Hetero gemacht hätte. „Sie reden oft mit Mädchen, und deswegen
dachte ich, ich frag Sie mal. Ich finde Sie nämlich sehr nett“, fügte sie noch schnell
hinzu, an ihre Taktik denkend.
„So, so“, schmunzelte der Mann und schloß die Tür zu seiner Wohnung auf.
„Möchtest du etwas hereinkommen?“
„Gerne!“ strahlte Angie und hüpfte in die Diele.

* * *

„Uschi, was hast du an deinem Geburtstag vor?“ fragte Herr Welter. „Möchtest du
ein paar Freunde einladen?“
„Au ja!“ freute Uschi sich. „Das wär toll! Wollen wir das im Keller machen?“
„Können wir, wenn du mir hilfst, aufzuräumen.“
„Schon dabei“, lachte Uschi. „Wieviel darf ich denn einladen?“
„Wen du möchtest“, lächelte ihr Stiefvater. „Es freut mich, daß du langsam Freun-
dinnen gefunden hast.“
„Mich auch“, gab Uschi verlegen zu.

* * *

„Mußt du nach Hause?“ fragte Doris. Christina schüttelte den Kopf.
„Müssen ja, aber ich will nicht“, sagte sie widerspenstig. „Die kümmern sich doch
sowieso nicht darum, ob ich da bin oder nicht.“
„Wem sagst du das“, seufzte Doris und trank einen Schluck Cola, dann stellte sie
die Flasche zurück auf die Ablage des Kiosks. „Meine Alten fetzen sich entweder mit
mir, oder miteinander. Was meinst du, Chris: sollen wir uns morgen ins Kino schlei-
chen?“
„Klar“, grinste Christina. „Gibt’s den Sondereingang immer noch?“
„Wenn nicht, machen wir ihn wieder auf“, lachte Doris.

* * *

„So, hier ist dein Saft. Jetzt nochmal, Angie: warum soll ich dein Freund sein?“
Aufmerksam beobachtete Markus Bolt das kleine, zehnjährige Mädchen, das ohne
Scheu neben ihm saß.
„Weil ich Sie nett finde“, wiederholte Angie. „Und weil ich keinen habe, der mit
mir schmust.“ Traurig blickte sie Bolt an.
„Möchtest du denn mit mir schmusen? Du kennst mich doch gar nicht!“
„Das macht doch nichts!“ sagte Angie erstaunt. „Muß man sich zum Schmusen
denn kennen?“
„Nein“, lächelte Bolt. „Du hast recht. Dann stell doch mal bitte dein Glas ab und
komm auf meinen Schoß, wenn du möchtest.“ Wie ein Blitz saß Angie auf seinen Bei-
nen, mit dem Gesicht zu ihm. „Möchtest du denn auch, daß ich dich streichle?“ Angie
nickte schnell. „Ja. Überall!“ forderte sie.
„Überall?“ lachte Bolt auf. „Na gut, wenn du es so möchtest.“ Er zog das hübsche
Mädchen an seine Brust und strich ihr erst über die Haare. Angie schmiegte sich an
ihn, und Bolt wurde mutiger. Er ging zu ihrem Rücken und schob seine Hand unter das
T-Shirt, die andere legte er auf ihr schlankes Bein. „Darf ich dich so streicheln?“ ver-
gewisserte er sich. Angie nickte. „Ja, das ist schön!“ Sie schaute ihn an. „Sie können
mich auch lecken, wenn Sie möchten“, sagte sie ernst.
„Lecken?“ Bolt traute seinen Ohren nicht.
„Ja, mit der Zunge, zwischen meinen Beinen.“ Angie schaute ihn besorgt an.
„Wenn Sie möchten.“ Sie lächelte verschmitzt. „Ich hab extra keine Unterhose ange-
zogen.“
Wilde Erregung packte Bolt, doch er riß sich zusammen. Er wollte das Mädchen
nicht verschrecken; wann kam eine 10jährige schon mal an und wollte Sex?
„Sollen wir es uns denn richtig bequem machen?“ fragte er vorsichtig. Angie grin-
ste. „Sie meinen, im Bett? Klar! Und wenn Sie möchten, kann ich Sie dann auch wich-
sen.“
„Schauen wir mal“, grinste Bolt und hielt das Mädchen fest, als er aufstand.

* * *

„ANJA! Hier!“ schrie Christina und winkte. Anja sah Christina und Doris und lief
schnell zu ihnen.
„Tach, ihr zwei!“ grüßte sie fröhlich.
„Tach, du eine“, grinste Doris. „Wie geht’s?“
„Geht so, und selbst? Was macht dein Arm?“
„Dem geht’s wieder gut. Anja, kommt du morgen mit ins Kino?“
„Nee, dafür hab ich kein Geld, und meine Tante gibt mir auch nichts.“ Anja sah
traurig zu Boden.
„Na und?“ lachte Christina. „Wir zahlen doch auch nicht!“
„Ihr meint — ihr geht rein, ohne zu bezahlen?“
„Genau das“, grinste Doris. „Machst du mit?“
„Ich weiß nicht“, zierte Anja sich. „Und wenn wir erwischt werden? Meine Tante
bringt mich um!“
„Das ist ja das Spannende daran“, meinte Doris. „Was ist?“

* * *

Elke schaute grimmig auf den Boden. „Nein, das bist du nicht!“
Jasmin lachte. „Weiß ich doch, Elke, aber Eltern sind nun mal bescheuert. Sex
macht Spaß, und deswegen machen wir es doch. Laß deine Mutter reden, was sie will.
Kommst du mal her?“ Elke rutschte näher an Jasmin heran. Jasmin legte ihre Arme um
Elke und zog sie an ihre Brust. „Denk nicht drüber nach“, sagte sie leise. „Laß uns
lieber was schmusen.“
„Okay“, lächelte Elke. „Ziehst du mich zuerst aus?“

* * *

„Laß mich das machen“, sagte Bolt und zog Angie das T-Shirt aus. Bewundernd
blickte er auf ihren flachen Oberkörper, auf dem die Brustwarzen deutlich und hart
hervorstanden. Angie rollte sich auf den Bauch. Bolt öffnete den Knopf ihres Rocks,
dann zog er langsam den Reißverschluß hinunter. Angie trug tatsächlich keine Unter-
hose. Sie hob ihr Becken an, Bolt zog, dann war der Rock weg. Angie drehte sich
wieder auf den Rücken und strahlte Bolt an, der das nackte, 10jährige Mädchen aus-
giebig bewunderte.
„Jetzt lecken?“ fragte sie eifrig.
„Jetzt lecken“, schmunzelte Bolt und senkte seinen Kopf. Angie spreizte ihre Beine
und schloß die Augen. Sie stöhnte leise auf, als sie eine Zunge in sich spürte, und
machte sich noch weiter. Geschickt und erfahren leckte und lutschte Bolt, bis Angie
leise aufschrie und sich verkrampfte. Bolt stieß seine Zunge tief in sie und saugte ihre
Säfte auf, dann küßte er sie zärtlich auf die Scham. Angie seufzte auf.
„Das war schön“, sagte sie glücklich. In Gedanken notierte sie, daß dieser Weg,
auf dem sie Markus Bolt kennengelernt hatte, der richtige war.




September ‘87 bis Februar ’89


Das neue Schuljahr war bereits wieder langweilig, Uschi, Jasmin, Anja, Micha und
Christina hatten ihre Geburtstage mehr oder weniger im Kreis ihrer Freunde verlebt,
Jenny war noch immer auf der Jagd, und Angie war einfach glücklich. Markus Bolt
war so sanft und zärtlich zu ihr, daß sie in jeder freien Minute bei ihm war. Sie lernte
Techniken und Bewegungen, die das Beisammensein noch intensiver machten. Sie
hatte fast alles mit ihm gemacht, nur noch nicht gefickt. Das wollte sie zu Silvester
machen, als Geschenk für Markus, und als dann ihr erster Fick kam, machte Markus
Bolt es ihr so schön und sanft, daß Angie auf den Geschmack kam und Ficken zu ih-
rem neuen Hobby machte. Jenny hingegen hatte zwar Erfolge, aber nicht die, die sie
eigentlich wollte. Sie schaffte es, Paare auseinander zu reißen, aber warum dann der
Mann nicht zu ihr kam, verstand sie nicht. Sie schob es auf ihre mangelhafte Technik
und machte verbissen weiter.
Uschi wurde bereits im Dezember zur ersten Prüfung zugelassen, obwohl sie erst
knapp vier Monate dabei war, und sie bestand sie ohne jegliches Problem. Stolz und
mit strahlendem Gesicht stand sie still vor dem Trainer, der ihren weißen Gürtel ent-
fernte und ihr stattdessen einen gelben Gürtel umband. Ihr Stiefvater saß bewegt auf
der Bank und freute sich mit Uschi über ihren Erfolg.
Elke und Jasmin sahen sich nicht mehr so oft. Das lag an Jasmins neuem Freund,
mit dem sie aber nicht allzu glücklich war. Er ging ihr direkt unter den Rock, und Jas-
min wollte Sex und Zärtlichkeit gleichermaßen, und nicht nur das eine. Elke hingegen
hatte noch keine Lust auf Jungs und hing sich mehr an Christina, Doris, Anja und Susi.
Ellen stand kurz davor, zu platzen. Sie hatte zwei blaue Briefe bekommen, und als
Folge davon Hausarrest. Der fünfte Stock war zu hoch, um aus dem Fenster abzuhau-
en, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als geladen in ihrem Zimmer zu sitzen. Ihre
Mutter kontrollierte täglich die Schulaufgaben und übte mehr mit Ellen, als dieser lieb
war.
Petra und Frank hatten inzwischen Micha in ihr Spiel aufgenommen. Zwar fickte
Micha Petra nicht, aber während Frank in ihr war, wichste sie Micha, und alle drei
hatten viel Spaß.
Sybille hatte einen neuen großen Freund gefunden, einen Mann Anfang Dreißig,
mit dem sie sehr zufrieden war. Er stellte keine Ansprüche an sie, sondern fickte sie
nur, aber das einfach himmlisch, wie sie fand. Beim ersten Mal kam sie viermal hinter-
einander, Tendenz steigend, wie sie ihren Freundinnen gegenüber grinsend zugab. Et-
was Sorge machte ihr jedoch, daß ihre Tage eingesetzt hatten; doch ihr Freund be-
nutzte ein Kondom, und Sybille wischte ihre Sorgen beiseite.
Weihnachten brach an, und damit die Hölle. Alle Kinder hatten vor Weihnachten
mehr Schiß als vor den Zeugnissen, denn Weihnachten bedeutete, mit der Familie zu-
sammenzusein, drei ganze Tage lang. In so gut wie allen Familien kam es zu lauten
Streitereien, und Kinder wie Christina und Doris machten, daß sie schon frühmorgens
aus der Tür waren, um so wenig Streß wie möglich zu haben. Sie verbrachten die Zeit
damit, durch die Etagen zu schlendern und sich über die Kinder lustig zu machen, die
mit ihren neuen Spielsachen auf dem Flur spielten. Von Zeit zu Zeit gab es etwas Är-
ger, weil ein älteres Kind aus reinem Neid die Spielsachen kaputtmachte, und die Kin-
der verzogen sich auf eine andere Etage. Aber bei vier Hochhäusern hatte sie genug
Auswahl, um die Feiertage zu überstehen.
In den stillen und nachdenklichen Minuten vor dem Einschlafen gingen die Gedan-
ken eigene Wege. Anja dachte daran, wie es wohl wäre, in einer intakten Familie zu
leben. Ellen wünschte sich, jemanden zu haben, mit dem sie einfach nur schmusen
konnte. Christina wollte jemanden, der ihr in jeder Sekunde zeigte, daß er sie lieb hat-
te. Uschi wollte eine perfekte Kämpferin werden, und sie machte auf diesem Weg sehr
gute Fortschritte.
Das Jahr 1988 verlief so wie das Jahr davor. Alle Kinder wurden versetzt, Ellen
nur mit Mühe und Not, und es zeichnete sich ab, daß sie im Sommer ‘89 wahrschein-
lich kleben bleiben würde. Doch da sprang Uschi ein, die im Sommer ihren nächsten
Gürtel geschafft hatte, und paukte mit ihr, daß Ellen fast schon wütender auf Uschi als
auf ihre Eltern war, doch es half. Ellen schaffte den Anschluß wieder, und angetrieben
durch Uschi, Jasmin und Angie kam sie einigermaßen gut mit.
Anja und Susi kamen nach den Sommerferien endlich auf die gleiche Schule wie
alle anderen, und alle Kinder aus dem Hochhaus trafen sich in der Pause. An der
Gruppenbildung hatte sich nicht viel verändert: Anja hing hauptsächlich mit Jasmin,
Christina, Doris und Susi herum, Uschi dagegen mit Ellen, Jasmin, Elke, Angie und
Jenny. Neben Jasmin war auch Petra ein Schnittpunkt dieser zwei Hauptgruppen,
ebenso Sybille, doch diese beiden Mädchen hatten wieder Kontakte zu Mädchen und
Jungs ihres Alters, so daß sich die Freundschaften alle paar Wochen verlagerten.
Die meisten Mädchen wurden in diesem Jahr 12, und langsam begannen die Spe-
kulationen, wer wann und mit wem das erste Mal haben würde. Zur Überraschung al-
ler begann Christina. Sie holte sich Micha Anfang August in ihr Zimmer, zog erst ihn
und dann sich aus und begann, mit ihm Petting zu machen. Sie berührten sich gegen-
seitig gründlich und ausgiebig, und bei einer Gelegenheit stieß Micha seinen Finger so
tief in Christina, daß ihr Häutchen zerriß. Micha bekam fast einen hysterischen Anfall,
als sein Finger blutig aus Christina herauskam, und Christina bekam einen Lachanfall.
Doch dabei blieb es, und die Spekulationen gingen weiter.
Ellen stellte an sich eine Veränderung fest: ihr Körper schrie immer lauter nach
Zärtlichkeit. Ob das eine Folge ihrer Einsamkeit war oder einfach eine biologische
Laune, wußte sie nicht, und es war ihr auch egal. Sie suchte sich einen Freund zwei
Klassen über ihr, lud ihn zu sich nach Hause ein, als ihre Eltern nicht da waren, und als
er sie besuchte, schmuste sie so heftig mit ihm, daß ihre Leidenschaft erwachte, sie ihn
auszog und mit ihm fickte, und das bei jeder sich zukünftig bietenden Gelegenheit. Sie
war unersättlich, was Zärtlichkeit anging, doch wenn sie Zärtlichkeit bekam, wollte sie
auch sofort ficken. Dies löste natürlich erhebliche Heiterkeit unter ihren Freundinnen
aus.
Jasmin war die zweite aus dieser Gruppe, doch ihr erstes Mal verlief enttäuschend
für sie. Sie redete nicht viel darüber, sondern trennte sich von ihrem Freund und blieb
erst einmal allein.
Jenny folgte; sie hatte endlich einen großen Freund gefunden, der sie liebte und mit
ihr ins Bett ging. Doch die Liebe war nur vorgetäuscht. Nachdem er sie einige Male
gefickt hatte, ließ er sie fallen und ging zur nächsten. Jenny schwor eiskalte Rache:
wenn Männer solche Arschlöcher waren, sah sie nicht ein, warum sie besser sein soll-
te. Sie nahm sich vor, in Zukunft glückliche Paare auseinanderzubringen, mit dem
Mann zu ficken und ihn dann, getreu dem Beispiel ihres sogenannten Freundes, fallen-
zulassen. Dieses Ziel verfolgte sie mit all ihrer Energie, und davon hatte sie nicht gera-
de wenig.
Uschi, Anja, Susi, Doris und Elke hingegen ließen sich Zeit damit. Uschi hatte an-
dere Ziele, die ihr wichtiger waren, und die anderen vier Mädchen hatten noch kein
Interesse daran, mit einem Jungen oder einem Mann ins Bett zu gehen.
Uschi bestand ihre dritte Prüfung und durfte nun einen grünen Gürtel tragen. Vor
ihrem Trainer war sie eine Musterschülerin, doch zu Hause übte sie verbissen die
knallharten Griffe, die Knochen brechen würden, wenn sie ihr Ziel trafen.
So verging auch dieses Jahr. Der Übergang ins Jahr 1989 wurde gefeiert wie auch
im Vorjahr: mit viel Streß über Weihnachten und vielen Hoffnungen auf eine bessere
Zeit, die, so ahnten oder wußten fast alle, doch nie kommen würde.




März bis Juni ‘89


Ende März erschütterte eine Vergewaltigung den Frieden unter den Mädchen. Es
traf die kleine Susi, die gerade 11½ Jahre alt war. Anja, Doris und Christina besuchten
das Mädchen im Krankenhaus und erschraken furchtbar: Susi hatte ein zerschlagenes
Gesicht und hörte gar nicht mehr auf, zu heulen. Ihr Vater, der sie Zigaretten holen
geschickt hatte, machte sich bittere Vorwürfe, doch die halfen dem armen Mädchen
nun auch nicht mehr.
Fassungslos fuhren Anja, Doris und Christina wieder nach Hause, schweigend und
in sich gekehrt. Gewalt war an sich kein unbekanntes Thema in dem Komplex, aber
zum ersten Mal hatte es ein Mädchen aus ihrem Kreis getroffen.
„Das waren bestimmt diese Mistkerle, die immer am Kiosk rumhängen und Bier
saufen“, meinte Petra wütend, als die Mädchen abends geschlossen zusammenstanden
und über den Vorfall redeten.
„Mal langsam“, unterbrach Sybille. „Die sehen zwar brutal aus, und sie sind neu
hier, aber das heißt doch noch lange nicht, daß...“
„Du sagst es“, unterbrach Christina hitzig. „Sie sind neu. Und vorher ist sowas nie
passiert, oder?“ Das gab Sybille zu denken.
„Wichtiger ist doch jetzt, wie man sowas in Zukunft verhindern kann“, meinte El-
len nachdenklich.
„Kein Problem“, höhnte Jenny. „Sag deinem Vater einfach, er soll sich in Zukunft
seine Zigaretten selber holen.“
„Das bringt doch nichts, Jenny“, sagte Angie versöhnlich. „Chris hat schon recht:
bevor diese Typen hergezogen sind, war es zwar öfter mal unangenehm, aber verge-
waltigt wurde niemand. Ellen hat auch recht. Wie kann man das in Zukunft verhin-
dern?“
„Ich geh auf Streife“, sagte Uschi kalt. Alle schauten sie an. Uschis Blick war eis-
kalt, und manche Mädchen bekamen in diesem Moment Angst vor ihr.
„Was meinst du?“ fragte Ellen unsicher.
„Was ich sagte“, gab Uschi eisig zurück. Christina spürte wieder Tod, stärker als
vorher. Sie hatte inzwischen einigermaßen gelernt, mit ihrem Gespür umzugehen, und
sie fragte sich nun, was Uschi erlebt hatte.
„Heißt das, du willst hier durch die Straßen ziehen?“ fragte Doris ungläubig.
„Geht dich ‘nen Scheiß an, was ich mache“, zischte Uschi und lief weg, zum
Hochhaus hinüber.
„Jeder reagiert anders auf Streß“, meinte Petra trocken, aber kein Mädchen lachte.
„Irgend was in der Richtung hat sie erlebt“, sagte Christina nachdenklich und mehr
für sich.
„Was sagst du?“
„Nichts.“ Christina sah Anja an. „Nur was überlegt, Anja. Tja, was machen wir
jetzt? Nur noch in Gruppen zusammen gehen? Oder was?“ Sie schaute fragend in die
Runde.
„Nicht so einfach“, meinte Elke. „Ich meine, jede von uns macht ja was, wo sie
alleine ist. Sybille, du gehst doch Samstags immer ins Kino, oder?“
„Ja, schon, aber da bin ich in Begleitung“, grinste Sybille schief. „Mir passiert
nichts.“
„Hat Susi bestimmt auch gedacht“, brummte Jenny. Die Mädchen diskutierten
noch eine Weile, doch sie trennten sich schließlich ohne Ergebnis.
Uschi hingegen zog nun jeden Abend durch die Straßen und suchte genau die Ek-
ken auf, die dunkel waren, doch ohne Erfolg.
Ende April war Susi wieder einigermaßen bei sich, doch sie weigerte sich stand-
haft, ihre Vergewaltiger zu beschreiben. „Ich will nicht mehr dran denken“, sagte sie
nur jedesmal, wenn sie darauf angesprochen wurde. Allerdings war ihre Munterkeit
erst einmal verschwunden.
Dann erwischte es Petra, genau an ihrem 14. Geburtstag. Sie war in die Tiefgarage
gegangen, um ihr Rad zu holen, und lief in die gleichen Jungs, die schon Susi verge-
waltigt hatten. Petras Schreie wurden durch brutale Faustschläge in den Magen er-
stickt.
Als es vorbei war, schleppte Petra sich mit zerrissener Kleidung und blutender Na-
se in ihre Wohnung. Ihre Mutter bekam fast einen Herzanfall und rief die Polizei an,
die sich jedoch viel Zeit ließ, um zu kommen. Als sie dann endlich da waren, drehten
sie die Sache so, als ob Petra die Sache angefangen hätten, und verfolgten die Anzeige
nicht weiter.
„Liegt nur an dieser Scheißgegend“, meinte Christina wütend, als sie davon hörte.
„Wenn Petra da drüben gewohnt hätte“ – sie zeigte auf die besseren Häuser auf der
anderen Straßenseite – „wären die Typen jetzt schon im Knast!“
„Kannste drauf wetten“, stimmte Sybille aufgebracht zu. „Scheiße, hier werden
Autos geknackt, Leute springen aus dem Fenster, es wird alle naselang eingebrochen,
aber keine Sau kümmert sich darum!“
„Und wenn Susi ihre verdammte Schnauze aufgemacht hätte, wäre das alles nicht
passiert“, fiel Jasmin fuchsteufelswild ein.
„Laß Susi in Ruhe“, sagte Ellen verärgert. „Die hat genug Probleme.“
„Ich meine ja nur, wenn sie die Typen beschreiben hätte, wäre das gar nicht erst
passiert“, verteidigte Jasmin sich.
„Jassi hat recht“, sagte Anja leise. „Aber ich verstehe Susi, daß sie nicht darüber
reden will.“
„Woher willst du denn wissen, wie das ist?“ fragte Jenny verärgert. „Für dich ist
Sex doch ein Fremdwort.“
„Halt’s Maul, Jenny“, sagte Angie erzürnt. „Verdammt, wir sollten zusammenhal-
ten, und uns nicht streiten! Wer weiß, wann die wieder zuschlagen?“
Sie schlugen bereits zwei Wochen später wieder zu, doch diesmal kamen sie an
das richtige Mädchen. Uschi hatte sich provokativ in die dunkelste Ecke zurückgezo-
gen und so getan, als würde sie schlafen. Als der erste Junge sie anpackte, schnellte sie
hoch, schlug zu und brach dem Jungen die Nase. Dann nahm sie sich ihn gründlich
vor, während die anderen beiden abhauten. Keine volle Minute später drehte Uschi
sich um und ließ den Jungen liegen, wo er war. Sie sagte nichts zu ihm; er hätte auch
nichts mehr gehört in seiner Bewußtlosigkeit.
Uschi wurde als Heldin gefeiert, doch darauf legte sie keinen Wert. Sie verdop-
pelte nur ihre Bemühungen, doch sie konnte nicht überall gleichzeitig sein.
Das bekam Elke zu spüren, als sie Mitte Juni von ihrer Tanzstunde nach Hause
kam. Weil der Bus Verspätung hatte, nahm sie die Abkürzung durch den Tunnel, und
genau das wurde ihr zum Verhängnis. Ein Passant fand sie eine Stunde später und rief
einen Krankenwagen, der das verprügelte und vergewaltigte Mädchen ins nächste
Krankenhaus brachte.
Susi und Petra kamen einigermaßen mit dem Erlebten klar, doch Elke verschwand
in einer Welt, in die ihr niemand folgen konnte. Als sie aus dem Krankenhaus entlas-
sen wurde, weigerte sie sich, jemals wieder die Wohnung zu verlassen. Ihre Eltern
mußten sie zur Schule bringen und abholen; Elke setzte keinen einzigen Fuß mehr vor
die Tür.
Nach dem Überfall auf Elke saß Christina jede freie Minute auf der kleinen Mauer
vor dem Haus und schaute auf die andere Straßenseite hinüber. Sie sah einige Tage
später, wie ein Möbelwagen vor den schönen und gepflegten Häusern hielt und ein
Mann Ende Dreißig einzog. Sie stellte sich vor, wie es wäre, dort zu wohnen, weg von
dem Lärm und dem Ärger, bei einem Menschen, der sie lieben würde.
Ende Juni überraschte Doris sie mit einer traurigen Nachricht.
„Wir ziehen morgen weg, Chris“, sagte Doris mit feuchten Augen. „Meinen Eltern
wird es zu gefährlich.“
„Wohin denn?“ fragte Christina ängstlich. „Bleibst du hier in der Stadt?“ Doris
schüttelte den Kopf. „Nein, wir ziehen nach Köln hoch. Mein Vater hat über einen
Kollegen da einen Job gefunden. Ich werde dich vermissen, Chris“, brach es aus Doris
heraus. Die Mädchen umarmten sich weinend, dann lief Doris nach Hause. Christina
sah ihr mit nassen Augen hinterher.
Von diesem Moment an strich Chris jeden Abend um die Häuser auf der anderen
Seite herum und wünschte sich, hier zu wohnen. Eines Abends dann griffen plötzlich
mehrere Hände nach ihr und zogen sie in einen abgetrennten Bereich, in dem die gro-
ßen Müllcontainer standen. Voller Panik sah Christina die drei Jungs an, die sie mit
widerlichem Grinsen festhielten und an die Mauer drückten. Chris wehrte sich heftig,
doch nach einem festen Schlag in den Bauch war sie wehrlos. Sie spürte eine Hand,
die sich auf ihren Mund legte, eine andere Hand zerrte an ihrer Kleidung und zerriß ihr
T-Shirt. Christina schloß die Augen und betete: ‘Bitte, laß es mir nicht wehtun!’



ENDE Teil 1

 

SH-016_2 – Christina - Teil 2 - Werner 1 – 6

TEIL 2 - WERNER

Meine neue Wohnung in Koblenz, die ich im Juni 1989 bezog, war nur etwa ein-hundert Meter von meiner Arbeitsstelle entfernt; dies war der Hauptgrund für meinen Umzug gewesen. Neben der schnelleren Erreichbarkeit bei Problemen mit unserer Firmen-EDV war auch der finanzielle Aspekt nicht ganz unwichtig. Ich brauchte kein Auto mehr, denn Wohnung und Büro lagen neben einem großen Einkaufszentrum, in dem von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Möbeln alles zu finden war. Alles, was ich brauchte, konnte ich zu Fuß erledigen, und falls wirklich einmal schwere Sa-chen zu transportieren waren, konnte ich mir jederzeit eine Sackkarre aus der Firma ausleihen.
Meine Wohnung war eine von etwa 180 Wohnungen, die in mehreren Häusern mit jeweils acht oder neun Stockwerken untergebracht waren. Auf meiner Etage waren noch zwei weitere Wohnungen, doch meine Nachbarn waren ebenso ruhig wie ich, so daß es abends wirklich still war und nicht nur einfach leise, und dies entgegen aller Warnungen, die meine Arbeitskollegen mir vor dem Umzug gaben. Vom Wohnzimmer aus hatte ich einen schönen Blick auf den Rhein und, direkt vor dem Haus, auf einen Spielplatz. Der einzige Nachteil der Wohnanlage war die Nach-barschaft mit einem sechzehnstöckigen Hochhaus (das in Wahrheit nicht ein, sondern ein Verbund aus vier Hochhäusern mit jeweils ca. 14 Wohnungen pro Etage und pro Haus war, also insgesamt etwa 900 Wohnungen in einem Block), in dem ein sozial nicht sehr hoch eingestuftes Publikum lebte; doch dieses Haus lag auf der anderen Seite der Straße, im Rücken meiner Wohnung, und ich bekam von den Leuten dort nicht viel mit.
Zumindest nicht bis zu dem Abend im Juli, an dem diese Geschichte beginnt. Aus-löser war ein Anruf aus der Firma um kurz nach acht. Ein Server hatte sich verab-schiedet. Es war der erste Anruf, den ich nach meinem Einzug hier vor drei Wochen erhielt. Innerhalb von fünf Minuten war ich umgezogen und stand vor dem Computer. Ein kurzer Blick auf den Monitor zeigte mir, daß die Netzkarten sich aufgehangen hatten; ein häufiges Problem im Sommer, da unsere Klimaanlage in dem Computer-raum zu schwach war. Da sowieso niemand mehr arbeiten konnte, fuhr ich das Ding runter, schaltete es aus, nach einer Minute Wartezeit wieder ein, und fünfzehn Minuten später war ich - wieder einmal - der Held des Tages, der einen Kaffee ausgegeben bekam.
Als ich die Firma wieder verließ, war es etwa halb neun. Ich ging die wenigen Meter nach Hause und bog gerade in den Zugang zu den Haustüren ein, als ich aufge-regte Stimmen hörte, die sich lachend unterhielten, gemischt mit einem leisen, erstick-ten Weinen. Die Geräusche kamen aus der Ecke, wo die großen Müllcontainer stan-den; dieser Bereich war durch hohe, dichte Hecken abgetrennt. Ich ging schnell um die Hecke herum und fand vier Jugendliche: drei Jungs und ein Mädchen. Die Jungs waren etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alt, das Mädchen vielleicht gerade mal dreizehn. Zwei der Jungs hatten das Mädchen an die Betonwand zwischen den Containern ge-drückt und hielten sie an den Armen fest; einer der beiden hatte seine Hand auf ihren Mund gepreßt. Der dritte hatte dem Mädchen bereits das T-Shirt zerrissen und ausge-zogen und fummelte jetzt an ihrer Hose herum. Trotz ihres erbärmlichen äußerlichen Zustandes war sie ein sehr hübsches Mädchen, das einen lang unterdrückten Nerv in mir zum Klingen brachte. Mit ihren mittelblonden Haaren und den warmen braunen Augen sah sie aus wie die Verkörperung all meiner Träume, die ich von jungen Mäd-chen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, und ohne daß die Jungs mich bemerkten, trat ich näher. Als ich in Reichweite war, stieß ich dem Jungen, der inzwischen die Hose des sich heftig wehrenden Mädchens aufbekommen hatte, meinen Fuß in den Rücken, ge-nau in die Nieren. Er klappte stöhnend zusammen. Die anderen beiden drehten sich um und schauten mich erschrocken an, doch es war schon zu spät für sie. Der erste bekam meine Faust an das Kinn, genau an den Punkt. Auch er fiel zu Boden. Der dritte erhielt einen kräftigen Tritt in den Unterleib. Er gesellte sich zu den anderen am Boden. Ich zog die leichte Jacke aus, die ich mir sicherheitshalber übergezogen hatte (manchmal dauern diese Serverprobleme die halbe Nacht), und reichte sie dem Mäd-chen, das sie hastig ergriff und sich darin einwickelte. Ich kniete mich vor denjenigen Jungen, der dem Mädchen die Sachen zerrissen hatte, packte ihn am Hals und zog sein Gesicht dicht vor meins.
"Wenn ich euch noch einmal hier sehe", zischte ich ihn mit genau berechneter Wut
an, "breche ich euch jeden einzelnen Knochen im Leib. Hast du mich verstanden?"
Er nickte schnell, seine Augen waren groß vor Angst. Ich gab ihm einen Stoß, daß
er mit dem Kopf auf den Boden knallte, und stand auf. "Na komm", sagte ich sanft zu
dem Mädchen, "ich bring dich nach Hause."
Sie schüttelte ängstlich den Kopf. "Geht nicht, meine Eltern sind nicht da."
"Hast du denn keinen Schlüssel?" Sie schüttelte erneut ihren Kopf. "Was machen
wir denn jetzt?" überlegte ich laut. "Alleine lassen kann ich dich hier nicht, nicht so,
wie du aussiehst."
"Kann ich..." Sie stockte, dann setzte sie erneut an. "Kann ich nicht mit zu Ihnen,
bis meine Eltern kommen?"
"Wann kommen die denn?"
"So um zehn", sagte sie leise.
"Okay, dann komm mit. Ich rufe dann deine Eltern später an und sage ihnen Be-scheid, daß sie dir ein neues Hemd mitbringen sollen, wenn sie dich abholen." Das Mädchen nickte dankbar. Sie kam aus ihrer Ecke heraus und machte einen großen Bo-gen um die Jungs, die immer noch stöhnend auf dem Boden lagen. Plötzlich überlegte sie es sich anders, und bevor ich einschreiten konnte, hatte sie dem Jungen, der ihr das Shirt zerrissen hatte, kräftig auf das Gesicht getreten. Er schrie auf vor Schmerz, gleichzeitig spritzte Blut aus seiner Nase und aus seinem Mund. Ich konnte das Mäd-chen sehr gut verstehen, andererseits hielt ich nichts davon, jemanden, der schon am Boden lag, noch mehr wehzutun. Aber es war geschehen. Das Mädchen machte einen großen, schnellen Schritt über den Jungen, dann war sie außer Reichweite. Sie kam an meine linke Seite und legte ihren rechten Arm um meine Taille (oder das, was davon noch übrig geblieben war dank Pizza), mit der linken Hand hielt sie die Jacke vor ihrer Brust zusammen. Als wir zum Hauseingang gingen, hörten wir die Jungs Beleidigun-gen und Drohungen hinter uns herrufen. Das Mädchen machte Anstalten, sich wütend umzudrehen, doch ich hielt sie fest.
"Laß es", sagte ich ruhig, aber bestimmt. "Es lohnt sich nicht. Die tun dir nichts mehr." "Mir nicht", wütete sie, "aber die haben schon drei Mädchen vergewaltigt. Am liebsten würde ich ihnen alles da unten abschneiden!" "Stimmt das?" fragte ich überrascht.
"Klar!" rief sie zornig aus. "Zum Glück für die habe ich keine Schere dabei!" "Nein", sagte ich und zwang mich, nicht zu lachen. "Ich meine, ob die wirklich schon drei Mädchen vergewaltigt haben." "Ja. Alle aus unserem Haus, und die jüngste war erst elf!" Sie blickte mich zornig an, doch ihr Ärger galt nicht mir.
"Warte bitte hier", forderte ich das Mädchen auf. Sie drückte sich in die Ecke des Eingangs, während ich zu den Jungs zurückging. Kalte Wut überkam mich, und sie war diesmal nicht gespielt. Ich schnappte mir den, den ich in den Unterleib getreten hatte, griff ihn am Kragen und hob ihn hoch. Dann stieß ich ihn hart gegen die Wand. "Ihr werdet jetzt etwas lernen", sagte ich rauh. "Und zwar, daß ein Nein auch Nein bedeutet, und daß ihr in Zukunft keine Kinder mehr belästigen oder vergewaltigen werdet." In seinen Augen stand nackte Furcht.
Etwas später war ich zurück bei dem Mädchen. Ich schloß die Haustür auf und führte sie hinein. Sie sah mich fragend an, während wir auf den Aufzug warteten.
"Was haben Sie mit denen gemacht?"
"Ihnen gezeigt, wie es ist, wenn sie einem Stärkeren gegenüberstehen, der das mit ihnen tut, was er will." Ich lächelte sie an. "Ich bin mir sicher, daß die in Zukunft kein Mädchen mehr belästigen werden." "Und was ist, wenn die zur Polizei gehen und Sie anzeigen?" fragte sie besorgt. "Glaubst du, daß die das tun werden?" schmunzelte ich. "Nach alledem, was ich gesehen habe?" Zum ersten Mal lächelte sie.
"Nee, glaub ich nicht." Der Aufzug kam. Wir stiegen ein und fuhren hinauf zu meiner Wohnung im fünften Stock. Ich öffnete die Wohnungstür, schaltete das Licht im Flur an und ließ das Mädchen hinein. Als erstes holte ich ihr eines von meinen T-Shirts, das sie dankbar entgegennahm. Ohne das geringste Zeichen von Scheu und oh-ne sich umzudrehen gab sie mir meine Jacke zurück, dann schlüpfte sie in aller Ruhe in das Shirt. Für einen Moment konnte ich ihre Brust sehen, zwei kleine, gerade sprie-ßende Knospen. Sie bemerkte meinen Blick und lächelte mich an. In diesem Moment fing ich an, mich in sie zu verlieben.
Mein Shirt war natürlich viel zu groß für sie, doch es bedeckte sie zumindest. Ich führte sie ins Wohnzimmer. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa fallen. Ganz gegen meine Grundsätze beschloß ich, ihr einen winzigen Schluck Alkohol zu geben; ihr war zwar nichts passiert, trotzdem mochte sie einen leichten Schock haben. Ich holte ein Schnapsglas aus der Küche und füllte es bis knapp zur Hälfte mit Wodka. Das Mäd-chen nahm das Glas und roch mißtrauisch daran.
"Das ist gegen die Aufregung", beruhigte ich sie. "Es ist nicht viel, aber ich glaube, es wird dir helfen. Trink es auf einen Zug aus." Sie nickte, setzte das Glas an ihre Lip-pen, schüttete den Inhalt in ihren Mund und schluckte. Sofort fing sie an, zu husten. Ihr Gesicht wurde krebsrot, doch nach einigen Sekunden hatte sie sich gefangen. "Bäh!" machte sie und zog eine Grimasse. Sie stellte das Glas auf den Tisch und sah mich mit wäßrigen Augen an. "Was war das denn?" "Wodka", antwortete ich und verkniff mir ein Lachen.
"Gut", meinte sie. "Dann weiß ich, was ich in Zukunft nie mehr trinken werde.
Buah!" Sie schüttelte sich.
"Geht's dir denn jetzt besser?"
"Weiß ich noch nicht", antwortete sie und rieb sich die Tränen aus den Augen, die der scharfe Alkohol hervorgetrieben hatte. "Mein Bauch fühlt sich an wie 'ne Achter-bahn." Sie sah mich bittend an. "Kann ich vielleicht ein Glas Saft oder so was haben?
Das Zeug schmeckt scheußlich!"
"Sicher", grinste ich. "Apfelsaft? Orangensaft?"
"Apfel", bat sie. Ich brachte ihr das Verlangte und setzte mich neben sie.
"Wie heißt du eigentlich?"
"Christina", antwortete sie, nahm einen großen Schluck Saft und spülte damit gründlich ihren Mund aus. Dann nahm sie einen zweiten Schluck, den sie sofort hin-unterschluckte. Ich bat sie derweil um ihre Telefonnummer, die sie mir gab. Ich schrieb sie auf, nahm das Telefon und wählte.
"Hat keinen Sinn", meinte Christina. "Die sind noch nicht da." Sie hatte recht. Das Klingelzeichen ertönte mehrmals, doch niemand meldete sich. Ich legte auf, und in der gleichen Sekunde klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer wieder auf und meldete mich. Es war die Firma; ein zweiter Server war ausgefallen. "Komme sofort", sagte ich mit neutraler Stimme und legte auf. Christina schaute beunruhigt auf.
"Gehst du jetzt weg?" fragte sie besorgt.
"Ja, ich muß ganz kurz rüber in die Firma, ein paar Schritte von hier. Ein Computer ist ausgefallen. Wird nicht lange dauern." Ich lächelte ihr beruhigend zu. Christina sah zu Boden.
"Kann ich mitkommen?" fragte sie leise. "Ich... ich möchte jetzt nicht alleine sein." Ich dachte kurz nach. "Normalerweise darf niemand in den Computerraum, der da nichts zu suchen hat, aber ich könnte ja sagen, daß du meine Nichte bist, wenn uns jemand sieht." "Dann darf ich mit?" fragte sie begeistert. Ich nickte.
"Ja. Wenn du dich so auf die Straße traust, heißt das." Ich zeigte auf das viel zu große T-Shirt. Christina zuckte mit den Schultern.
"Sieht doch gut aus. Außerdem riecht das so schön nach dir." Mein Bauch fing an zu kribbeln, als sie dies sagte.
"Na gut, dann laß uns mal los", sagte ich und stand auf, dieses Gefühl im Bauch genießend. Seit vielen Jahren träumte ich davon, ein so junges und süßes Mädchen wie Christina als Freundin zu haben, und jetzt sah es ganz danach aus, als ob das Schicksal endlich ein Einsehen mit mir hatte...
Christina stand mit großen Augen und offenem Mund in dem Computerraum. Fas-sungslos starrte sie auf die ganzen Geräte und die blinkenden Lämpchen, die den Da-tenverkehr anzeigten oder Störungen signalisierten.
"Damit kommst du klar?" fragte sie staunend. Ich nickte kurz, während ich die Fehlermeldungen auf dem Bildschirm las. Speicherfehler. Warmstart würde reichen. Ich tippte die Befehle ein, und kurz darauf fuhr der Server wieder hoch. Auf diesem waren nicht so viele Daten, so daß der Start nur knapp fünf Minuten dauerte. Christina ging in dieser Zeit von einem Gerät zum anderen und staunte, staunte, staunte. Als ich ihr sagte, daß ich fertig wäre, sah sie mich bewundernd an.
"Bist du so eine Art Feuerwehr oder Erste Hilfe?"
"Genau", lachte ich. "Eigentlich sorge ich dafür, daß alle Computer hier in diesem Gebäude laufen, aber 'Feuerwehr' ist genau der richtige Ausdruck dafür. So, wir kön-nen wieder nach Hause." Ich schaltete das Licht in dem Raum aus und öffnete die Tür. "Mach nochmal zu", bat Christina aufgeregt. Ich ahnte, was sie wollte, und schloß die Tür wieder. In der Dunkelheit waren die blinkenden Lämpchen eine wahre Pracht, ein elektronisches Feuerwerk. Christina tastete nach mir und drückte sich an meine Seite.
"Sieht das schön aus", sagte sie leise und ehrfürchtig. Ich legte meinen Arm um sie, ganz väterlich. Sie drückte sich enger an mich. Gemeinsam schauten wir uns das Konzert aus grünen und orangenen Lichtern für eine Weile an. Die Luft war erfüllt von dem tiefen Brummen der Klimaanlage, dem hohen Pfeifen der Festplatten, und dem Summen der Ventilatoren in den Computern. Christina legte beide Arme um mich und drückte sich ganz eng an mich. Durch den dünnen Stoff unserer Kleidung konnte ich die Wärme ihrer Haut spüren. Entweder küsse ich sie hier und jetzt, durchfuhr mich ein Gedanke, oder wir gehen auf der Stelle. Meine Atmung wurde intensiver, als ich mir vorstellte, dieses Mädchen zu küssen, doch ohne ihr Einverständnis wäre ich damit um nichts besser gewesen als die Jungs, mit denen sie aneinandergeraten war. "Genug gesehen?" flüsterte ich. Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, noch ein bißchen, bitte!" Sie legte ihre Wange an meine Seite. Ich dachte an die Arbeit des nächsten Tages, an die Papiere, die ich bearbeiten mußte, an die Ge-spräche, die ich mit anderen Abteilungen führen mußte, doch es half nichts: Christinas Präsenz war stärker. Ganz sacht streichelte ich ihr Haar. Als Antwort preßte sie ihr Köpfchen an mich und umarmte mich noch stärker. Meine Hormone schalteten in den Overdrive. Ich rettete mich in eine Notlüge.
"Ich muß jetzt die Alarmanlage einschalten", sagte ich leise. "Sonst kommt gleich der Sicherheitsdienst und verhaftet uns." Sie fuhr erschrocken zusammen. In dem matten Licht der Leuchtdioden sah ich ihr Gesicht.
"Na gut", sagte sie leise und bedauernd. Widerstrebend löste sie sich von mir. Ich öffnete die Tür, und das helle Flurlicht blendete uns für einen Moment. Wir blieben stehen, bis unsere Augen sich daran gewöhnt hatten, dann verließen wir den Raum. Im Hinausgehen tippte ich auf der Alarmanlage den Code ein, um sie scharf zu schalten, dann schloß ich die Tür von außen. Insoweit hatte ich nicht gelogen, nur das mit dem Sicherheitsdienst stimmte nicht so ganz. Christina blickte traurig auf die nun verschlos-sene und gesicherte Tür, hinter der sie die Lichter weiterhin leuchten wußte. "Ich komm sofort wieder", sagte ich zu ihr und ging in das Großraumbüro neben-an, um Bescheid zu sagen, daß wieder gearbeitet werden konnte. Obwohl ich mehr Zeit gebraucht hatte (durch Christinas Anwesenheit), war ich trotzdem noch immer im Zeitrahmen. Anschließend gingen Christina und ich wieder zu mir.

* * *

Wir saßen nebeneinander auf dem Sofa und unterhielten uns darüber, wie es zu dem Vorfall gekommen war.
"Ich hatte noch mit einigen Freundinnen geredet, bis sie nach Hause mußten. Dann bin ich noch etwas rumgelaufen, und plötzlich kamen diese drei hinter der Hecke her-vor und haben mich reingezogen. Der eine fing an, mich im Gesicht zu küssen, und hat mich dabei ganz vollgesabbert. Die anderen hielten mich fest. Ich habe versucht, nach ihnen zu treten, aber der eine hat mich in den Bauch geboxt. Dann hat er mein Shirt zerrissen und mich überall hier" - sie zeigte auf ihren Oberkörper - "betatscht. Ja, und dann wollte er meine Hose aufmachen, und dann bist du gekommen." Sie blickte mich dankbar an. "Ohne dich hätten die mich auch vergewaltigt." Sie lehnte sich an mich und umarmte mich. "Danke!" flüsterte sie und legte ihren Kopf an meine Brust. "Die haben wirklich ein elfjähriges Mädchen vergewaltigt?" fragte ich. Christina nickte.
"Ja, die Susi. Und die Elke und die Petra auch."
"Wie alt waren die?"
"Elke dreizehn, und Petra vierzehn. Die Petra hat's genau an ihrem Geburtstag er-wischt." Sie schnaubte verächtlich. "Die suchen sich immer so junge Mädchen aus, die sich nicht wehren können. Einmal haben sie es bei der Uschi versucht, aber die kann Kung Fu oder so was. Nachdem sie den ersten verdroschen hatte, sind die anderen ab-gehauen." "Und die wurden nie angezeigt?" Christina blickte zu mir auf, ihre Augen waren voller Wut.
"Doch. Petra hat es versucht. Die Polizei hat sie nur ausgelacht; und ihr wurde so-gar gesagt, sie hätte die Jungs dazu ermuntert. Haben die bestimmt nur gesagt, weil Petra richtig toll aussieht. 'ne Anzeige haben die jedenfalls nicht gemacht. Seitdem fühlen die drei sich mächtig stark. Wir Mädchen gehen denen normalerweise aus dem Weg, aber manchmal passiert es eben doch. Alle paar Wochen suchen die sich ein Mädchen aus. Angefangen hat's im März mit der Susi. Nein, Ende März war das. Am ersten Mai dann die Petra. Die hatte da ihren vierzehnten Geburtstag. Tolles Ge-schenk, was? Mitte Juni war dann die arme Elke dran. Susi und Petra haben's ganz gut weggesteckt, aber die Elke nicht so sehr. Die geht kaum mehr raus. Und jetzt wär bei-nahe ich dran gewesen." Chris schaute abwesend aus dem Fenster, dann setzte sie sich auf und schaute mich neugierig an. "Jetzt erzähl mal. Was hast du mit denen ge-macht?" "Sie überzeugt, euch Mädchen in Ruhe zu lassen", sagte ich lakonisch.
"Ja, aber wie?"
"Ist doch egal", wehrte ich ab. "Hauptsache, sie lassen euch jetzt in Ruhe." Christina schmollte. "Manno!" beschwerte sie sich. "Niemand erzählt mir was!" "Ach ja", sagte ich bedauernd. "Und keiner hat dich lieb! Keiner spielt mit dir! Alle nehmen dir deine Förmchen weg!" Trotz ihres Ärgers mußte Christina lachen. "Mach dich nicht lustig über mich", funkelte sie mich an, bemüht, ihren gerechten Ärger auf mich aufrecht zu halten, doch vergeblich. Sie sank wieder in meinen Arm. "Du bist echt lieb, weißt du das? Wieso hast du mir eigentlich geholfen? Du hättest ja auch mitmachen können." "Jetzt aber mal langsam, Christina", lachte ich. "Ich habe dir geholfen, weil die drei sich über die Wünsche eines anderen Menschen hinweggesetzt haben, nämlich über deine. Du wolltest das nicht, was sie mit dir machen wollten, warst alleine aber zu schwach, dich zu wehren. Deshalb habe ich dir geholfen. Und mitmachen..." Ich schaute sie an.
"Christina", sagte ich leise, "obwohl ich dich kaum kenne, mag ich dich doch. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag dich. Sehr sogar." Das Mädchen hing an meinen Lip-pen, ihre Augen standen weit offen. "Zum einen finde ich, daß eine Frau - oder ein Mädchen - ein Recht darauf hat, mitzuentscheiden, mit wem sie wann schlafen möch-te, und zum zweiten bist du doch noch etwas zu jung dafür, finde ich." Christina schaute mich mit einem nicht zu deutenden Blick an. Für eine Weile sa-hen wir uns in die Augen, dann fing sie an, zu reden.
"Da, wo ich wohne, ist es völlig normal, daß ein Mädchen mit 11 oder 12 schon richtig fickt. Manchmal, wenn der Aufzug kaputt ist und ich die Treppen hochlaufen muß, sind irgendwo in einer Ecke zwei zusammen und treiben es miteinander." Ihr Blick klärte sich wieder. "Aber du hast recht: das Mädchen sollte mitentscheiden dür-fen." "Hattest du denn schon Sex?" fragte ich vorsichtig.
"Nicht so, wie die es wollten", bekannte sie freimütig. "Ein Junge von der elften... also, mit dem habe ich mal Doktor gespielt, als ich acht war und er neun. Ich weiß al-so, wie ein Junge da unten aussieht." Sie schaute mich wieder mit diesem merkwürdi-gen Blick an. "Aber wie ein Mann da aussieht, weiß ich nicht", sagte sie leise. Aus reiner Notwehr griff ich zum Telefon und wählte Christinas Nummer. Diesmal meldete sich eine Frauenstimme. Ich stellte mich vor, ohne auf Christinas enttäuschten Blick zu achten, dann erzählte ich kurz, was vorgefallen war, betonte jedoch ausdrücklich, daß dem Mädchen nichts passiert war. Die Frau erklärte aufgeregt, daß sie sofort kommen würde, um ihre Tochter abzuholen. Ich gab erneut meinen Namen an, sagte ihr meine Hausnummer und die Etage, dann legte ich auf.
"Möchtest du mich loswerden?" fragte Christina traurig. Ich drückte sie mit beiden Armen eng an mich, was sie widerspruchslos geschehen ließ. "Um ehrlich zu sein", gab ich zu, "ich weiß es nicht, Christina. Ein Teil von mir möchte ganz stark, daß du bleibst, ein anderer Teil sagt, es wäre vernünftiger, wenn du nach Hause gehst, bevor ich der Versuchung erliege, dich zu küssen." Sie blickte mich an und lächelte kurz. "Darf ich dich denn morgen besuchen?" "Das würde mich freuen", sagte ich ehrlich. "Sehr sogar. Ich bin so gegen sechs zu Hause. Meistens jedenfalls." "Können wir uns dann um sechs auf der Straße vorne treffen?" schlug sie vor. "Ich möchte nicht so gerne hier vor der Tür warten." Sie schüttelte sich kurz. "Natürlich", sagte ich, voller Verständnis dafür, daß sie den Schauplatz des Über-falls nicht alleine betreten wollte. Christina schmiegte sich an mich und legte ihre Ar-me um mich. Auch ich umarmte sie, bis es an der Tür klingelte. Mit einem Murren ließ Christina mich los und kam mit mir zur Tür. Gemeinsam warteten wir dort, bis der Aufzug hielt und ihre Mutter ausstieg.
"Was machst du bloß für Sachen?" sagte sie vorwurfsvoll zu ihrer Tochter, nach-dem sie mich begrüßt hatte.
"Wußtest du nicht, daß ich mich täglich dreimal überfallen lasse?" gab Christina aggressiv zurück. "Morgens, mittags und abends. Macht echt Spaß!" "Es reicht", sagte ihre Mutter scharf. "Wir reden zu Hause darüber weiter." "Von mir aus", meinte Christina hochnäsig. "Aber wirf mir nie wieder vor, daß ich solche Sachen mache. Die anderen haben gemacht. Das heißt, sie wollten machen." Wütend nahm sie das T-Shirt, das ihre Mutter mitgebracht hatte. Wiederum ohne sich umzudrehen zog sie mein Shirt aus, reichte es mir mit einem Lächeln, dann zog sie ihr eigenes an. Sie umarmte mich erneut, heftiger als vorher. "Vielen Dank, daß Sie mir geholfen haben", sagte sie mit einer Kleinmädchenstimme. "Das war ganz lieb von Ihnen." "Ich möchte Ihnen auch danken", stimmte ihre Mutter zu, erleichtert, den Konflikt mit ihrer Tochter beenden zu können. "Ohne Sie..." "Es war mir ein Vergnügen", sagte ich lächelnd. "Ich habe mit den Jungs noch ge-sprochen, und ich bin sicher, daß sie in Zukunft niemanden mehr überfallen werden." "Er hat sie vertrimmt", lachte Christina.
"Sehr gut", lachte auch ihre Mutter. "Schade, daß ich nicht dabei war!" "Schade?" lachte ich. "Ein Glück für die drei!" Ich reichte ihr die Hand, um mich zu verabschieden. Christinas Mutter schüttelte sie dankbar, dann legte sie ihre Hand auf Christinas Schulter.
"Na komm, Chris, gehen wir heim." Christina drückte noch einmal kräftig zu, dann ließ sie mich los.
"Bis morgen", sagte sie fröhlich. Ihre Mutter schaute sie fragend an. "Na ja", er-
klärte Christina, "ich habe ihn gefragt, ob ich mir ein paar von seinen CDs aufnehmen
kann, und er hat Ja gesagt."
"Und wann?"
"Gegen sechs", fiel ich ein, "nach meiner Arbeit." Christinas Mutter sah erleichtert aus, als ich das Wort 'Arbeit' erwähnte. "Das heißt, falls Sie nichts dagegen haben." "Warum sollte ich?" sagte sie langsam. "Wenn Chris Ihnen vertraut..." "Mutti!" protestierte das Mädchen. "Kapierst du das nicht? Er hat mich gerettet!" "Schon klar", seufzte die Mutter. "Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht...?" "Nicht im Geringsten", erwiderte ich gütlich. "Ich komme sonst kaum dazu, Musik zu hören; vielleicht entdecke ich dadurch wieder einige von meinen Lieblingsliedern." Insgeheim bewunderte ich Christina. Sie hatte mit keinem Wort erkennen lassen, daß wir uns duzten, und sie hatte sehr schnell einen Grund gefunden, mit Erlaubnis ihrer Mutter zu mir zu kommen. Einen vollkommen plausiblen Grund. "Na schön, also von mir aus", stimmte die Mutter zu. Christina ließ sich ihre Freu-de nicht anmerken. Die beiden gingen in den Aufzug, Christina winkte mir noch kurz zu, dann schlossen sich die Türen.

* * *

Es war ein Riesenglück, daß meine Arbeit eine sehr hohe Konzentration erforderte, andernfalls wäre der Tag gar nicht so schnell vorbei gewesen. Immer wieder mußte ich an Christina denken. Doch durch die viele Arbeit kam es mir vor, als ob ich gerade erst angefangen hätte, als es kurz vor sechs war. Ich packte schnell meine Sachen zu-sammen, warf einen Abschiedsgruß in die Runde und verschwand. Christina wartete schon vor der Tür, als ich aus dem Aufzug kam. Ihre Augen leuchteten, als sie mich sah, und auch ich freute mich sehr, sie zu sehen. Sie war nicht nur clever, sie hatte so-gar Verstand, denn zur Begrüßung nickte sie mir nur zu, ohne mich auch nur im Ge-ringsten zu berühren. Meine Bewunderung für sie wuchs.
"Ich muß noch eben etwas einkaufen", sagte ich zu ihr, "dann können wir zu mir." "Okay", antwortete sie fröhlich. Nebeneinander gingen wir über die Straße zum Einkaufszentrum. Ich sah einige Kollegen, die mir entgegenkamen und die Christina neugierig anblickten. Ich grüßte sie freundlich, so wie immer. Schließlich darf man ja wohl seine Nichte zum Einkaufen mitnehmen. In diesem Moment war ich froh darüber, daß ich Privat- und Berufsleben strikt getrennt hielt; die genauen Gründe meines Um-zugs waren bekannt, aber über meine Familienverhältnisse wußte niemand Bescheid, so daß ich ohne Probleme eine Nichte 'erfinden' konnte.
Ich übergab meine Tasche einem Angestellten an der Information, erhielt eine Nummer dafür, dann betraten Christina und ich den Markt. Schnell suchte ich die Sa-chen zusammen, die ich brauchte, und nach zehn Minuten Wartezeit an der Kasse wa-ren wir wieder draußen. Christina hüpfte fröhlich und ausgelassen neben mir her, als wir zu meiner Wohnung gingen.
Erst im Aufzug umarmte sie mich heftig. "Ich hab dich vermißt", murmelte sie und drückte ihre Wange an meine Brust. "Ganz schrecklich vermißt." "Du bist ja so gemein", lachte ich. Christina sah erschrocken zu mir auf.
"Warum?"
"Weil du mich genau dann drückst, wenn ich beide Hände voll habe!" Christina sah auf meine Hände: in der einen trug ich meine Aktentasche, in der anderen die Ein-kaufstüte. Sie schmunzelte.
"Alles Berechnung", sagte sie listig und drückte mich kräftiger als vorher.
"Wann mußt du zu Hause sein, Christina?"
"Zehn, halb elf, habe ich gesagt. Warum?" Der Aufzug hielt, und wir stiegen aus.
Ich stellte die Tasche auf den Boden und holte den Schlüssel aus meiner Hose. "Weil ich", sagte ich, als ich die Tür aufschloß, "dann mehr als vier Stunden Zeit habe, dich zu beißen. Aus Rache!" Sie quietschte auf und rannte in die Wohnung. Ich folgte ihr, schloß die Tür und brachte die Lebensmittel in die Küche. Christina war be-reits im Wohnzimmer und hatte, wie ich hören konnte, die Musikanlage eingeschaltet. Dann kam sie zu mir in die Küche, blieb jedoch vorsichtshalber im Türrahmen stehen und sah mir zu, wie ich die Lebensmittel auf Kühlschrank und Froster verteilte. "Willst du mich wirklich beißen?" fragte sie ängstlich.
"Aber sicher", lachte ich. Sie fuhr zusammen.
"Und wo?"
"Das verrate ich nicht", grinste ich sie an. "Laß dich überraschen." Ich musterte sie in aller Ruhe. Knapp 150 Zentimeter groß, schlank, mittelblondes Haar, das gerade bis zur Schulter reichte, braune Augen, ein schmales und liebes Gesicht. Dünne Arme und Beine, die jedoch nicht knochig waren, sondern nur sehr schlank, aber wohlgeformt. Sie trug ein hellblaues T-Shirt, kurze Jeansshorts und Turnschuhe ohne Strümpfe.
"Was ist?" fragte sie, als ich nichts sagte.
"Du bist wunderschön", sagte ich leise. Christina strahlte.
"Findest du?"
"Ja." Ich stand auf und streckte ihr meine Arme entgegen. Christina zögerte.
"Nur, wenn du mir versprichst, mich nicht zu beißen", verlangte sie. "Ich gelobe es!" Sie glaubte mir und kam in meinen Arm. Diesmal erlaubte ich mir mehr: ich legte eine Hand auf ihren Hinterkopf, die andere auf ihren schmalen Rücken. Christina preßte sich fest an mich, als ich ihre Haare streichelte. Ihre Arme schlossen sich um mich. Plötzlich sah sie zu mir auf, ihre Augen waren voller Zärtlichkeit, ihre Lippen öffneten sich leicht. Ohne nachzudenken, küßte ich sie sanft. Ihre Zunge schoß heraus und suchte meine. Der Kuß wurde heftiger, als die Leidenschaft uns beide überfiel. Meine Hände strichen über ihre Wangen, den Nacken, die Schultern, den Rücken. Christina drückte sich fest an mich, als ich sie am Rücken streichelte. Mein geheimster Traum, seit vielen Jahren unterdrückt, wurde wahr: ich hielt ein blutjunges Mädchen im Arm. Nur: was bewegte sie dazu, mich zu küssen? Ich hatte, ohne es zu merken, ihr T-Shirt aus ihrer Hose gezogen und meine Hände darunter geschoben. Christinas Haut war sehr warm und weich. Plötzlich ließ sie mich los.
"Wow", meinte sie atemlos und mit glänzenden Augen. "Das war der schönste Kuß überhaupt." "Geht mir genauso", erwiderte ich. Christina lächelte mich glücklich an.
"Hat's dir wirklich gefallen?"
"Ganz ehrlich. Ich hab sogar Hunger auf noch einen!"
"Ehrlich?" strahlte sie.
"Ganz bestimmt. Laß mich bitte eben nur die Sachen einräumen, ja? Dann hab ich Ruhe für dich." "Mach mal, ich warte drüben." Sie warf mir einen Handkuß zu und ging ins Wohnzimmer, während ich schnell die Lebensmittel zu Ende verstaute. Als ich ins Wohnzimmer kam, lag Christina bäuchlings auf dem Sofa und schaute hinaus. Ihr T-Shirt lag auf dem Boden, neben ihren Turnschuhen. "Sag mal, planst du irgend etwas?" fragte ich sie und setzte mich neben sie. Sie drehte ihren Kopf zu mir.
"Nö, wieso?" Ihre Augen schimmerten belustigt. "Zu Hause lauf ich auch immer so rum, und ich fühl mich hier schon fast wie Zuhause." Ich legte meine Hände auf ihren bloßen Rücken und massierte sie leicht. Sie stöhnte zufrieden auf und schloß die Augen. "Verrätst du mir, wie alt du bist?" "Werd bald vierzehn", murmelte sie.
"Und wann?"
"Nächstes Jahr im November."
"Das sind ja nur noch eineinhalb Jahre", lachte ich.
"Sag ich doch", grinste sie, ohne die Augen zu öffnen. Ich legte meine Hände um
ihre Schultern und massierte ihren Nacken mit meinen Daumen. "Das ist schön",
seufzte sie und entspannte sich. "Du bist lieb."
"Hast du eigentlich keine Angst, Chris?"
"Nein", antwortete sie bestimmt. "Wenn du mir was tun wolltest, hättest du das schon längst getan. Aber du bist nicht so einer. Ich kenne die Menschen." Die ganze Weisheit ihrer zwölfeinhalb Jahre floß in diesen Satz ein. Trotzdem glaubte ich ihr die-se Äußerung beinahe.
"Soso", schmunzelte ich. Meine Fingerspitzen drückten leicht auf die Stellen bei-derseits ihrer Wirbelsäule und bewegten sich nach unten, zu dem Bund ihrer Hose. "Mann, ist das toll", schwärmte sie. "So hat mich noch keiner angefaßt." "Ach ja? Haben dich denn schon viele angefaßt?" Ich legte meine Hände um ihre Taille und knetete ihren Rücken mit den Daumen. Ihre Haut zu berühren, war wunder-schön, und ich wollte es genießen, so lange es ging.
"Schon einige, aber ich hab sie auch angefaßt. Na ja, eigentlich nur bei zweien: erst beim Peter und dann beim Micha. Das war schon richtig gut." "Und was hat der mit dir gemacht?" Meine Hände strichen über ihre Seiten hinauf bis zu den Achselhöhlen und wieder hinunter. Christina seufzte erneut auf und legte die Arme nach vorne, unter ihren Kopf.
"Wir haben uns gegenseitig da unten angefaßt und gestreichelt", bekannte sie völ-lig offen. "Und natürlich geküßt. Mit Zunge und so. Aber der war erst zwölf, und sehr ungeschickt. Außerdem war er so grob. Er hat zugepackt, als wäre ich ein Sack Ze-ment." "So ein böser Bube", lächelte ich und streichelte ihre Rippen, von der Wirbelsäule bis fast an ihren kleinen Busen. Chris stützte sich etwas auf und hob ihren Oberkörper an, wie eine Einladung. Ich akzeptierte sie. Ich strich über ihre Seiten bis zu ihren klei-nen Brüsten. Erregung durchfuhr mich, als ich ihre kleinen, festen Brüste in meinen Händen hielt. Chris stöhnte auf, als ich mit ihren harten Brustwarzen spielte. "Er war eigentlich nicht böse", sagte sie mit schwerer Stimme. "Er wußte halt nur nicht, was er tut. Nicht so wie du." "Warum hast du denn nicht mit ihm geschlafen?" Es fiel mir ziemlich schwer, mei-ne Stimme unter Kontrolle zu halten. Unter anderem.
"Der war doch erst zwölf! Der wußte doch nicht, wie das geht. Ich aber auch nicht.
Außerdem... hatte ich damals etwas Angst davor. Ich war doch erst elf. Obwohl...
nackt miteinander spielen tun wir - also wir Mädchen und Jungs im Hochhaus - oft;
da geht die Zeit schneller rum. Außerdem tun das ja alle. Aber ficken... Ich dachte
immer, wenn ich mit einem schlafe, dann muß er mir so richtig gefallen, und er muß
wissen, was er tut, sonst bringt das alles nichts." Sie schaute mich kurz an. "Die mei-
sten Jungs wollen einem Mädchen immer gleich an die Muschi, die denken immer nur
an sich. Um das Mädchen kümmern die sich gar nicht. In wen die ihr Ding reinstecken,
ist denen egal. So einen will ich nicht."
"Und was möchtest du für einen?"
"Einen", schwärmte Christina, während ich ihre kleinen Brüste weiter knetete, "der macht, daß ich mich richtig wohlfühle. Einen, der mich richtig lieb hat und mich mag.
Und den ich auch mag!"
"Das klingt so richtig romantisch", sagte ich ohne Vorwurf oder Ironie. "Ja", lachte Christina, "manche Mädchen sind halt so. Ich träum gerne!" "Sag mal, Christina, gefällt dir, was ich hier tue?" "Oh ja!" sagte sie überzeugt. "Das tut richtig gut. In mir kribbelt alles!" "Oh Verzeihung", grinste ich und nahm schnell meine Hände weg. "Ich wollte dich nicht kitzeln." Chris sah mich erstaunt an.
"Das tust du doch nicht!" Dann bemerkte sie mein Grinsen. "Du bist gemein!" lachte sie auf. "Wirst du wohl gleich die Hände wieder da hintun?" "Wenn du so darauf bestehst", lächelte ich und legte meine Hände wieder auf ihren niedlichen Busen. Chris lächelte zufrieden und schloß die Augen wieder. Ich nahm ihre harten Nippel zwischen die Finger und drehte und massierte und zog und drückte. Chris seufzte auf.
"Du machst mich ganz heiß", murmelte sie. Ohne die Augen zu öffnen, drehte sie sich auf den Rücken. Ihre Arme legte sie nach hinten. Ich legte meinen Kopf auf ihren Oberkörper, schob meine Zunge heraus und leckte über ihre Brust. Ihre Erzählungen hatten mich ebenfalls heißgemacht.
"Hmmm", machte Chris und lächelte. Ich drückte meinen Mund auf eine Brust und saugte ihren Nippel leicht ein. Chris hob ihren Oberkörper an. Ich stützte sie im Rük-ken und saugte weiter, gleichzeitig streichelte ich mit der freien Hand ihr Gesicht. Plötzlich schob sie mich weg. "Du machst mich wahnsinnig!" keuchte sie erregt. "Ich halt das nicht aus!" Sie preßte ihre Hände fest auf die Stelle zwischen ihren Beinen.
"Das kribbelt so irrsinnig hier."
"Hast du das schon mal gehabt?" fragte ich neugierig. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, noch nie. Ich hab das Gefühl, ich müßte mich da reiben!" "Dann mach doch", lächelte ich sie an. "Vertraue deinem Gefühl, Christina." "Meinst du?" fragte sie. "Passiert da auch nichts Schlimmes?" "Ganz im Gegenteil", sagte ich, bemüht, nicht zu lachen. "Hattest du noch nie ei-nen Orgasmus?" "Nee", überlegte sie. "Ich weiß zwar, was das ist, aber gehabt habe ich noch kei-nen." "Wenn du nicht weiter weißt, helf ich dir gerne", bot ich an. Mir lief das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken, sie nackt zu sehen. "Aber dazu müßtest du die Jeans ausziehen." "Mehr nicht?" fragte sie forschend.
"Nein, mehr nicht." Sie überlegte nur einen Moment, dann knöpfte sie ihre Hose auf.
"Hilf mir mal", forderte sie mich auf und hob ihr Becken. Ich zog an der Hose, bis sie über ihren Po war. Chris ließ sich wieder fallen und hob die Beine hoch. Ich zog ihr die Jeans aus. Sie hatte sehr schöne Beine, gerade und fest. Sie schaute mich etwas unsicher an. "Und jetzt?" "Jetzt leg die Hände wieder hierhin" - ich deutete auf ihr Höschen, das einen feuchten Fleck vorne hatte - "und reib dich so, wie dein Gefühl es sagt." Konzentriert legte sie die Finger auf ihren Schritt und rieb. Nach etwa zwei Minuten gab sie auf. "Das geht nicht", meinte sie frustriert. "Wird nicht besser und nicht schlimmer!" Sie sah mich an. "Kannst du nicht mal...?" Darauf hatte ich nur gewartet. Ich gab ihr einen schnellen Kuß, hob sie auf und trug sie in mein Schlafzimmer. Ich legte sie auf mein Bett, kroch neben sie, legte einen Arm unter ihren Kopf, den anderen auf ihren Bauch, so daß meine Finger auf ihrem Hös-chen lagen. Christina schaute mich forschend an, als ich anfing, sie zu reiben, doch nach wenigen Sekunden schloß sie die Augen.
"Wow", stöhnte sie. "Das fühlt sich geil an!" Sie spreizte ihre Beine weit ab. Ich rieb ihre Scheide durch das Höschen, das vorne schon völlig feucht war. Christina wimmerte leise, als ich ihren Kitzler fand. Sie stieß kleine, erregte Laute aus, in ihrer hellen Mädchenstimme. Plötzlich wurde sie steif.
"AAAAHHHHHH", stöhnte sie auf. Ihre Beine verkrampften sich, ihr Kopf flog von einer Seite zur anderen. Ich rieb sie wie besessen, bis sie ihre Beine um meine Hand schloß. Dann drückte ich sie an mich und küßte ihr Gesicht.
"War das geil!" sagte sie außer Atem und erwiderte meine Küsse. "So was hab ich
noch nie erlebt."
"War's denn schön?"
"Und wie!" Ihre braunen Augen strahlten vor Glück. "Nochmal?"
"Jederzeit", grinste ich breit. "Aber diesmal machen wir es etwas anders." Bevor sie fragen konnte, was ich meinte, war mein Kopf bereits zwischen ihren herrlich schlanken, kindlichen Beinen, und bevor sie protestieren konnte, küßte ich sie dort in-tensiv.
"Boah!" machte sie und legte ihre Beine weit zur Seite. "Das ist ja noch toller!" "Noch schöner wäre es ohne Höschen", sagte ich wagemutig. Sie hob den Kopf und schaute mich an.
"Echt?"
"Ja, Christina. Haut auf Haut ist das Schönste überhaupt." Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie.
"Okay. Zieh's aus." Schnell war ihr Schlüpfer weg, und vor mir entfaltete sich eine zwölfjährige, unbehaarte, klatschnasse Scheide, mit sanft gewölbten Schamlippen und einem rosigen Innenleben, das vor Erregung glänzte.
"Oh Mann", stöhnte ich erregt und versenkte mich in ihr. Christina fing an, zu zit-tern. Sie preßte ihre Oberschenkel an meinen Kopf und keuchte erregt. Meine Hände rutschten unter ihren Po und drückten ihr Becken fest an mein Gesicht. Mein Mund lag auf ihrem Schlitz, die Oberlippe drückte gegen ihre Klitoris, meine Zunge stieß - zum ersten Mal in meinem und wohl auch ihrem Leben - in einen jungfräulichen Jungmäd-chenkanal. Christina schrie auf, als sie mich in sich spürte. "Ja, stoß rein, tiefer, fester!" Sie warf ihre Beine zur Seite. Ich saugte, leckte und lutschte, bis sie kurz vor dem Höhepunkt war, dann ließ ich etwas nach, bis sie wieder ruhiger wurde. Sofort wurde ich wieder wilder. Dieses Spiel wiederholte ich mehr-mals, bis sie winselte.
"Bitte, bitte, mach, ich kann nicht mehr, mach jetzt, bitte, bitte!" Ich stieß meine Zunge hart in sie und kaute auf ihrem Kitzler herum, bis sie aufschrie.
"JAAA - JAAAA - AAAAAHHHHH - UUUAAAAAAAAAHHH!" Ihr ganzer
Körper verkrampfte sich, als ich ihren Unterleib gegen mich drückte und saugte und lutschte. Sie hatte ein äußerst anregendes Aroma: jung, frisch, unschuldig, und ein biß-chen bitter, aber unglaublich erregend. Mein Glied drohte, durch meine Hose zu bre-chen.
Ich küßte ihre Scham, bis sie ihre Schenkel an meinen Kopf preßte. "Nicht - mehr", keuchte sie, völlig außer sich. "Ich - kann - nicht - mehr!" Ich hielt still, bis sie ihre Beine wieder öffnete, dann küßte ich sie ganz sanft auf die Schamlippen. "Uaaah!" Sie erzitterte, trotz des nur leichten Drucks. Mit den Daumen öffnete ich ihre Scheide, legte meinen Mund darauf und saugte die letzten Tropfen aus ihr heraus. Christina bebte vor Lust. Ich gab ihr eine schnelle Folge von harten und kurzen Küssen und leckte ein letztes Mal ihren Schlitz von unten nach oben. "Hmmmm!" seufzte sie genüßlich, dann legte ich mich neben sie. Christina schlang ihre Arme um mich und drückte sich energisch an mich. "Du hattest recht", sagte sie leise und glücklich. "Haut auf Haut ist viel schöner." Für eine Weile blieben wir so liegen, eng aneinander gedrückt.
Schließlich gab Chris mir einen langen, zärtlichen Kuß. "Du bist echt toll", sagte sie zufrieden. "Du bist so lieb, und so sanft. Hast bestimmt viel Übung, was?" Sie zwinkerte mir zu.
"Nicht so viel, wie ich gerne hätte", lachte ich zurück. "Es war das erste Mal mit einem Mädchen in deinem Alter." "Ehrlich?" Stolz und freudig überrascht stützte Chris sich auf ihren Ellbogen. "Du meinst, du hast vorher noch nie...?" "Mit erwachsenen Frauen schon", antwortete ich, "aber du bist das erste junge Mädchen, das ich nackt sehe." Das schmeichelte ihr sichtbar und machte sie einen ganzen Meter größer. Und selbstsicherer.
"Da wir gerade davon sprechen", grinste sie. "Ich habe auch noch nie einen Mann nackt gesehen." Ohne viel Aufwand griff sie nach meiner Hose und öffnete sie. "Gleiches Recht für alle", meinte sie grinsend, als ich mein Becken hob und sie mir die Hose auszog. Ich setzte mich auf und zog das T-Shirt aus. Christina beobachtete die dicke Schwellung in meiner Unterhose konzentriert und von allen Seiten. Dann machte sie ernst. Sie ergriff meine Unterhose an den Seitenteilen und zog. Mein Penis sprang fröhlich heraus und stellte sich gerade. Chris machte große Augen. "Boah, ist das groß! Der vom Micha war ja glatt ein Streichholz dagegen!" staunte sie. Sie tippte mit der Spitze ihres Zeigefingers leicht dagegen. "Und hart ist der!" ki-cherte sie. Sie tippte mehrere Male dagegen und freute sich daran, wie das Glied hin und her wippte. Dann strich sie mit ihren Fingern ganz leicht darüber. "Ich darf es doch anfassen?" fragte sie eifrig.
"Sicher", stöhnte ich, unsicher, wie lange ich mich noch beherrschen konnte. Vor-sichtig legte sie ihre kleine Hand um meinen Penis und machte eine Faust. "Ist das heiß!" sagte sie mit großen Augen. Mit den Fingern der anderen Hand strich sie vorsichtig über die Öffnung oben, die naß schimmerte. "Warum ist das denn so naß?" "Das ist so eine Art Schmiermittel", sagte ich erregt, "damit das Glied leichter in die Scheide kommt." "Was denn? Das Riesending soll da unten reinpassen? Nie!" Sie lachte hell auf. Ich war in genau der richtigen Stimmung, es ihr zu beweisen.
"Doch, das paßt, Christina. Deine Scheide ist dehnbar. Sie paßt sich der Größe des Gliedes an." "Echt?" zweifelte sie. Bitte, dachte ich, bitte probiere es aus! Christina schaute von meinem Penis zu ihrer Scheide und wieder zurück. Das Gefühl ihrer Hand um mein Glied machte mich wahnsinnig. Entweder es geschah jetzt bald etwas, oder ich würde ihre Hand greifen und ihr zeigen, wie ein 'Handjob' geht.
Plötzlich setzte sich Christina auf meine Oberschenkel. Sie hielt meinen Penis vor ihre Scheide. "Das soll wirklich passen?" fragte sie erneut. Ich nickte schwach. "Hm", machte sie nur. Sie brachte sich in Position und zwängte mein Glied zwischen ihre Schamlippen, nur etwas zu hoch. Ich nahm alle Beherrschung zusammen, um nicht sofort loszuspritzen. Wenn dieses 12jährige Mädchen wirklich probieren wollte, ob mein Penis in sie paßte, dann wollte ich sie um nichts auf der Welt davon abhalten. Christina bewegte mein Glied etwas hin und her, bis es plötzlich ein Stück in sie flutschte. "Huch", rief sie erschrocken und blieb stocksteif sitzen. Sie richtete Augen, Ohren und alle anderen Sinne nach innen, um dieses für sie vollkommen neue Gefühl zu erforschen. Ganz langsam bewegte sie ihren Unterleib auf mich zu, nur ein kleines Stückchen, doch mein Glied folgte der Bewegung und rutschte tiefer in sie. "Scheint echt zu passen", sagte sie staunend. "Sag mal, fühlt sich das immer so an?" "Wie fühlt es sich denn an?" fragte ich verkrampft.
"Na, so - so - so dick und so voll!" Sie dachte kurz nach. "Und so schön. Ich mei-ne, es fühlt sich fremd an, aber auch richtig angenehm. Und das paßt alles rein?" Er-neut schob sie ihr Becken nach vorne, diesmal etwas mehr als vorher. Ich war zur Hälfte in ihr drin. Zum Glück war sie noch feucht innen, und mein Glied war auch naß bis obenhin, so daß es relativ leicht ging. Trotzdem war es ein aufregendes Gefühl. Chris war sehr eng, aber nicht so eng, wie ich erwartet hatte. Dennoch war sie enger als alle Frauen, mit denen ich vorher geschlafen hatte. Mein Penis schmerzte vor An-spannung; es würde jeden Moment losgehen, fürchtete ich.
Christina schien es langweilig zu werden. Sie ließ sich auf mich fallen und nahm mich vollständig auf. "Boah!" entfuhr ihr, als sie auf mir landete. "Das ist ja total irre!" Ihre Augen glänzten, als sie entdeckte, wie schön es war. Ich hielt sie fest und rollte mich herum, so daß ich auf ihr lag. Ich fürchtete zu Recht, daß ich sie in wenigen Se-kunden schon füllen würde, doch zuvor wollte ich ihr noch zeigen, was Ficken heißt. Ich zog mich fast vollständig aus ihr zurück. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch da fuhr ich schon wieder in sie, mit aller Macht. Chris schrie auf. "Oh Gott! Ist das geil!!!" Ein weiteres Mal zurück und wieder vor. "AHHHH!!!" Sie bebte und zitterte. Und ein drittes Mal. "UUAAAAAAHHHHH!!!" Und noch ein-mal. "Oh Mann, der wird so dick! AAAAHHHHHHH!!!" Sie schlang Arme und Beine um mich, als sie kam. Ich preßte meine Lippen auf ihre und rammte erneut in sie. Chri-stina zuckte zusammen; sie bebte am ganzen Leib. Und ein letztes Mal hinein. Meine Hoden schossen den heißen Samen in das 12jährige Mädchen, das unter mir lag und bebte und zitterte und vor Lust schrie. Ihre Füße hämmerten auf meinen Rücken, als sie spürte, was da in sie schoß, ihre Zähne bissen in meine Lippen, daß Blut floß, doch das merkten wir nicht. Ein weiterer Schub ging in sie. Christina drehte ihren Kopf zur Seite, um Luft zu holen. Ich küßte ihren Hals, die Ohren, die Schläfen, und jagte einen weiteren Stoß Samen in sie. Ihre Beine verschränkten sich in meinem Rücken und preßten meinen Unterleib fest an ihren. Sie schrie und stöhnte, während ich sie voll-ständig mit meinem Samen füllte. Ihr schweißnasser Oberkörper klebte an meinem. Ich umarmte sie, als ein letzter Ausstoß in sie floß, und drückte sie ganz fest an mich. "Ich liebe dich, Christina", keuchte ich in ihr Ohr, das ich ausleckte. "Ich dich auch", antwortete sie mit dünner, kraftloser Stimme und hielt sich zit-ternd an mir fest. Ich spürte ihren kindlichen, heißen Leib mit jeder Faser meines Kör-pers an mir. Erschöpft stützte ich mich mit meinen Armen ab, um nicht auf sie zu fal-len, als ich leergepumpt war.
Christina umarmte mich heftig und küßte mein Gesicht ab.
"Wahnsinn!" keuchte sie, als sie wieder Luft geschöpft hatte. "Der reine Wahnsinn war das. Wie nennt man das, was du gemacht hast?" Trotz meiner Schwäche mußte ich lachen.
"Miteinander schlafen", antwortete ich matt. "Oder Bumsen. Vögeln. Ficken." "Das war Ficken?" fragte sie erschrocken. "So eine Scheiße!" "Was denn?" Jetzt war ich erschrocken.
"Das wollte ich mir doch bis zu meiner Hochzeit aufheben." Ihre braunen Augen blickten mich vorwurfsvoll an, dann zog ein breites Grinsen über ihr Gesicht. "Ätsch, ätsch, angeschmiert!" Zur Strafe verpaßte ich ihr einen sehr nassen Kuß auf die Nase.

2
Da ich erst seit knapp drei Wochen hier wohnte, wollte ich meinen Sommerurlaub zu Hause verbringen, um die Wohnung komplett auf Vordermann zu bringen, wie man so schön sagt; daher hatte ich keine Reise gebucht. Jetzt war ich froh darüber, denn Christina und ihre Eltern blieben in den Schulferien ebenfalls zu Hause, und sie kam täglich zu mir. Wir hatten uns tatsächlich ineinander verliebt; es war nicht nur einfach so dahergesagt in der buchstäblichen Hitze des Gefechtes. Wir gingen viel miteinander spazieren, am Rhein entlang, oder in die Innenstadt, Schaufenster angucken. Manch-mal auch ins Kino. Dann wieder redeten wir viel miteinander, und natürlich schliefen wir auch miteinander. Sehr oft sogar. Eigentlich täglich. Christina konnte nicht genug bekommen; sie war unersättlich, nachdem sie ihre erste Erfahrung gemacht hatte, und ich konnte nicht genug bekommen von ihrem wundervollen, kindlichen, frischen Kör-per.
"Das ist so schön, dich in mir zu spüren", schnurrte sie jedesmal. "Du mußt dich gar nicht bewegen, es reicht schon, wenn du in mir bist." Trotzdem bewegten wir uns nach einiger Zeit doch, denn das dadurch entstehende Gefühl war auch nicht schlecht, wie sie grinsend zugab. Gottseidank hatte ihre Periode noch nicht eingesetzt, so daß wir uns um Verhütung keine Sorgen machen mußten.
Für mich wurde ein Traum wahr: ich schlief mit einem minderjährigen Mädchen. Oft lag ich neben ihr und nahm ihren schlanken, zwölfjährigen, kaum entwickelten Körper mit all meinen Sinnen in mich auf. Christina genoß meine Bewunderung ihres Körpers.
Zu anderen Zeiten tobten wir nackt miteinander. Wir kitzelten uns, rangen mitein-ander, jagten uns gegenseitig durch die ganze Wohnung. Es waren die schönsten Sommerferien, die ich jemals erlebt hatte.
Auch nachdem die Schulferien vorbei waren, kam sie weiterhin jeden Abend zu mir. Durch die Gespräche, die wir dann miteinander führten, erkannte ich, wie sehr sich ihre Einstellung von meiner unterschied. Ich war der Meinung, da wir miteinander schliefen, gäbe es keine Geheimnisse mehr zwischen uns, doch ich irrte mich. Erst Anfang September, als wir uns schon mehr als zwei Monate kannten, fing Christina an, mehr von sich und ihrer Familie zu erzählen. Wir lagen zusammen in der Ecke des Sofas, Christina in meinem Arm, und sie berichtete von den häufigen Konflikten mit ihrer Mutter, der Gleichgültigkeit ihres Vaters der Familie gegenüber, von ihrer Schule und den Sorgen und Problemen dort. Ich erkannte, daß Christina eine Mauer um sich gezogen hatte, die nicht durch Sex, sondern nur durch Vertrauen überwunden werden konnte. Daß sie ihr Leben in dieser Form mit mir teilte, machte mich stolz und glück-lich.
Dafür erzählte ich ihr von meinen früheren Freundinnen, von den Fehlern, die in ei-ner Beziehung geschehen können, von meiner Arbeit. Manchmal hatte Christina Glück, und das "Alarm-Telefon" klingelte, wenn sie bei mir war. Dann kam sie mit mir in den Computerraum. Nachdem alles wieder lief, schaltete sie das Licht aus, kam in meinen Arm, und sah den Lichtern bei ihrer Arbeit zu. Diese Momente gehörten zu den schönsten ihres Lebens, wie sie bekannte. Was sie an den Lichtern so faszinierte, konnte sie nicht sagen, sie gefielen ihr eben und sprachen etwas ganz tief in ihr an. Mitte Oktober kam sie, wie sonst auch, gegen sechs Uhr abends zu mir, doch diesmal nicht alleine.
"Das ist Anja", stellte sie das Mädchen an ihrer Seite vor. "Sie ist elf, wird nächste Woche zwölf." Anja nickte mir schüchtern zu. Sie hatte lange braune Haare und war von ihrer Statur her etwas stabiler als Christina. Ihre Augen waren ebenfalls braun, sie trug schwarze Jeans und einen schwarzen Pullover. "Sie wollte dich mal kennenler-nen", meinte Chris mit einem breiten Grinsen.
"Aha", sagte ich überrascht und ließ die Mädchen eintreten. "Wer hat ihr denn von mir erzählt?" "Das errätst du nie!" lachte Christina und gab mir einen langen Kuß, als die Tür zu war. Anja schaute uns verlegen, aber interessiert zu. Nach dem Kuß führte ich die Mädchen ins Wohnzimmer und verteilte Getränke nach Wunsch, dann fragte ich Chri-stina, was ich denn für unseren Gast tun könne. Anja wurde knallrot. "Sie wollte uns zusehen", sagte Chris lakonisch. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Wasser.
"Was???"
"Keine Sorge", beruhigte Christina mich. "Anja kann ihr Maul halten. Sie hat einen Freund, der sie ficken will, doch sie weiß nicht, wie es geht, und da hab ich ihr ange-boten, daß sie uns zugucken kann." Sie schaute mich beunruhigt an. "War das falsch?" "Ähm..." Die Frage, wie man sich fühlt, wenn man von einem LKW mit 180 Sa-chen angefahren wird, konnte ich nun beantworten. "Ja - nein - ich meine, wie - Sag mal, wie kommst du denn überhaupt darauf?" "Ist doch ganz einfach", meinte Christina ruhig. "Du bist so lieb und sanft zu mir, daß Anja bestimmt viel mehr von uns lernt, als wenn sie ihr Freund in einer Ecke durchnimmt und sie gar nicht weiß, was sie eigentlich tun soll." Sie bedachte mich mit einem Blick, den normalerweise Eltern für ihr Kind reservieren, wenn es sich wieder einmal vollkommen uneinsichtig zeigt.
"Verstehe..." log ich. "Und Anja soll also einfach zusehen?"
"Na ja", meinte Christina mit einem schiefen Grinsen. "Ich dachte, du könntest ihr so ein oder zwei Sachen zeigen." Bei diesem Satz versuchte Anja, sich in der Ritze des Sofas zu verstecken, leider vergeblich.
"Hmpf", machte ich resignierend. "Anja, was meinst du denn überhaupt dazu?" Die Angesprochene schaute mich aus einem feuerroten Gesicht heraus an.
"Na ja, äh - also, ich - und da - wegen Chris und so, nech?"
"Ah ja", lachte ich. "Du bist also genauso gut vorbereitet wie ich." Anja mußte grinsen.
"Sie hat mich total überfahren", lachte sie und zeigte auf Chris, die in ihrer Ecke saß und sich wohl fühlte.
"Da bist du wirklich nicht alleine, Anja", sagte ich aus vollem Herzen. "Möchtest du das denn überhaupt, was Chris vorschlägt?" "Ja, irgendwie schon", sagte sie leise. "Ich meine, ich weiß doch nichts darüber, und wenn er mich nicht ficken darf, sucht er sich eine neue Freundin." "O je", seufzte ich. "Wieder diese Erpressung!" "Wieso Erpressung?" fragte Anja erstaunt. Ich setzte mich neben sie und nahm ihre Hände in meine.
"Paß auf, Anja. Auch wenn ich schon ein alter Knacker bin" - ich zwinkerte ihr zu, und sie lachte verlegen - "weiß ich doch so ein oder zwei Dinge über Freundschaften. Als erstes und wichtigstes: wenn jemand etwas von dir verlangt, und dir dabei droht, dich zu verlassen, wenn du es nicht tust, dann gibt es nur eins, was du tun solltest." "Und was?" fragte sie neugierig.
"Dem Kerl einen festen Tritt in seinen Hintern geben."
"Hab ich's dir nicht gesagt?" triumphierte Chris. Anja saß verstört da und schaute uns nur an. "Anja, ich sagte doch, daß mein großer Freund mich noch nie erpreßt hat.
Siehst du jetzt, warum? Erpressung ist Scheiße!"
"Aber wenn er mich verläßt?" sagte Anja traurig.
"Dann verläßt er dich eben", sagte ich nüchtern, "und macht dadurch Platz für ei-nen viel netteren Freund, der sich um deine Gefühle kümmert. Anja, darf ich dir ein paar Fragen stellen?" Sie nickte leicht. "Schön. Hat er dich schon mal eingeladen, zum Eis oder so?" Sie schüttelte den Kopf. "Fragt er dich, wie es dir geht, wenn ihr euch seht?" Kopfschütteln. "Ist er lieb zu dir, oder eher grob?" "Eher grob. Ich meine, er packt immer so fest zu." "Fragt er dich, was los ist, wenn du nicht so gut drauf bist?" Kopfschütteln. "Kümmert er sich überhaupt um dich, oder geht er dir gleich an die Wäsche?" "Er betatscht mich sofort von oben bis unten", gestand sie mit hochrotem Kopf. "Fein. Jetzt tauschen wir mal die Rollen, Anja. Wenn eine Freundin zu dir käme und ihren Freund so beschreiben würde, wie du deinen beschrieben hast, was würdest du ihr raten?" Anja ließ ihre Hände in meinen, während sie nachdachte. Christina be-obachtete sie, und machte einen sicheren Eindruck, was den Ausgang von Anjas Überlegungen anging. Ich streichelte Anjas Hände leicht. Sie hatte schöne, lange Fin-ger, schlank und wohlgeformt. Anja bemerkte mein Streicheln, sah auf ihre Hände und dann auf mich.
"Sowas macht Schorsch überhaupt nicht", sagte sie verlegen. "Er geht mir direkt unters Hemd." "Das ist Zärtlichkeit", sagte ich leise. "Zärtlichkeit bedeutet nur, jemandem zu zei-gen, daß man ihn oder sie mag. Zärtlichkeit ist sehr wichtig in einer Freundschaft." "Das ist schön", lächelte Anja. Dann überlegte sie weiter. Schließlich kam sie zu einem Entschluß. "Also: wenn meine Freundin so einen Freund hätte, würde ich ihr sagen, sie soll den Typ in'n Arsch treten." "Bravo!" freute Christina sich.
"Moment!" unterbrach ich. "Das war der Rat für die Freundin. Wir wissen aber immer noch nicht, wie Anja sich jetzt entscheidet." Ich sah das Mädchen an. Sie schaute kurz zu Boden. Als sie wieder aufsah, waren ihre Augen entschlossen.
"Der kann in'n Wind schießen!"
"Das ist ein guter Entschluß", freute ich mich und drückte das hübsche Mädchen kurz. "Du wirst heute und morgen vielleicht etwas traurig sein, aber das geht bestimmt vorüber." "Traurig sein werd ich nicht", sagte sie bestimmt. "Ich war nur nicht sicher, was ich machen soll. Ich meine, ich hab mich einfach nicht wohlgefühlt bei dem, was er wollte." "Dann ist das ja geklärt", freute Christina sich. "Können wir dann zum gemütlichen Teil übergehen?" Sie zog sich ihr Hemd aus. Anja wurde puterrot, als sie ihre Freundin mit bloßem Oberkörper sah.
"Chris", sagte ich ruhig, "vielleicht will Anja gar nicht mehr zusehen. Ihr Problem ist doch gelöst." "Ach so", sagte Christina überrascht und schaute auf ihre Freundin. Die wiederum setzte mehrmals an, zu reden, konnte sich jedoch nicht so recht überwinden. Schließ-lich siegte der Wille.
"Ich - ich meine, ich könnte - vielleicht ist es ja ganz interessant, und..." "Willst du doch zusehen?" freute Chris sich. Anja nickte mit hochrotem Kopf.
"Wenn er nichts dagegen hat..."
"Habe ich nicht, Anja", beruhigte ich sie. Wie konnte ich auch? Anja war ein hüb-sches Mädchen, und vielleicht machte sie sogar mit. "Paß auf", schlug ich dem Mäd-chen vor. "Christina und ich gehen schon mal vor, und du kommst nach, wenn du möchtest, oder bleibst einfach hier." Christina sprang freudestrahlend auf. "Passiert schon nichts Schlimmes, Anja." Sie nahm mich an die Hand, zog mich vom Sofa hoch und führte mich ins Schlafzimmer. Innerhalb von drei Sekunden war sie vollständig ausgezogen.
"So hungrig heute?" lachte ich.
"Bin immer hungrig", grinste sie und half mir. Sie öffnete meine Hose und zog sie herab, während ich mich noch mit den Knöpfen meines Hemdes beschäftigte. "Nun mach doch schon", drängte sie.
"Was ist denn los mit dir?" lachte ich sie an. Sie zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Bin einfach wild heute. Komm doch rein!"
"Bin doch schon drin", sagte ich verwirrt.
"Nicht du. Anja!" Ich schaute über meine Schulter und fand Anja, die verlegen am Türrahmen lehnte. Zögernd kam sie herein und schaute uns zu. Als ich nackt war, schaute sie zu Boden, aber nur einen Moment lang, dann siegte die Neugier. Christina warf sich rücklings auf das Bett. "Erst aufessen?" grinste sie. "Mit dem größten Vergnügen", lächelte ich und stieg zwischen ihre Beine. Ich senkte meinen Kopf und küßte sie sanft und liebevoll auf ihre Scham. Christina spreizte ihre Beine weit ab.
"Was ist denn 'aufessen'?" hörten wir eine leise Stimme.
"Das, was ich hier tue", antwortete ich. "Komm näher und sieh es dir an." Anja setzte sich auf das Bett und schaute mit rotem Kopf zu, wie ich Christina 'aufaß'. "Tut das nicht weh?" fragte sie besorgt.
"Hn-n", stöhnte Christina. "Ist ganz toll!" Sie griff nach der Hand ihrer Freundin und hielt sie fest. Anja wurde mutiger und reckte ihren Hals, um alles genau zu sehen. Sie sah meine Zunge an Christinas Schlitz rauf und runter gleiten, dann in ihre Freun-din eindringen. Chris stöhnte auf.
"Schieb rein", keuchte sie. "Ganz tief, so tief es geht!" Ich öffnete ihre Spalte mit den Daumen und stieß so tief hinein, wie es nur ging. Chris wand sich hin und her vor Lust. Anja verlor ihre Hemmungen und legte ihren Kopf auf Christinas Hüfte, um alles so genau wie möglich zu verfolgen. Ihr zuliebe ließ ich es etwas ruhiger angehen, so daß sie alles gut sehen konnte. Anja schaute zu, wie ich Christinas Kitzler zwischen die Lippen nahm und leicht massierte. Chris wurde wild. Sie spreizte ihre Beine noch weiter ab, daß sie fast Spagat machte. Ich schob einen Finger in Christinas Scheide und bohrte darin herum. Chris bäumte sich auf und kam heftig. Sie zog ihre Freundin zu sich und umarmte sie, als sie ihren Orgasmus hatte. Anja schaute erschrocken drein, sagte aber nichts, sondern sprach erst, als Christina wieder zu sich kam. "Hat's wehgetan?" fragte sie mitfühlend. Christina bekam einen Lachanfall.
"Warum das denn? Wie kommst du darauf?" fragte sie, als sie wieder Luft bekam.
"Na, weil - du hast so geschrien und gestöhnt." Anja machte sich wirklich Sorgen. "Nee", wehrte Christina ab, während ich mich neben sie legte und ihre Brüste streichelte. "Das ist nur so ein tolles Gefühl, wenn alles in dir abgeht wie 'ne Rakete, da mußt du einfach schreien vor Glück." "Stimmt das?" fragte Anja mich zweifelnd.
 

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