15 Aussprache? 129
Wir sind sehr lange geblieben. Eigentlich hatte mich, nachdem Chris
gegangen war, die Langeweile eingefangen. Aber Peter Ustinov kam zu uns
an den Tisch und unterhielt sich anfangs mit meinen Eltern und später
auch mit mir. Erst jetzt kam ich dazu, ihm zu sagen, wie schön ich
seine Filme fand. Und er lächelte mich an. Später gab er noch einiges
auf der Bühne zum Besten und ich hab mich herrlich amüsiert. Erst um
halb 3 brachen wir auf. Und so kam es, das ich erst um halb vier im
Bett war. Demzufolge hatte ich am Sonntag auch sehr lange geschlafen.
Und der Sonntag selbst verging auch wie im Fluge. Ich schwelgte
geradezu in der Erinnerung an die vergangene Nacht. Doch erst als ich
abends im Bett lag, da dachte ich mir, daß ich die nächste Gala nur
"mit" Thomas besuchen würde. Doch anstatt mir dies nun in den
wundervollsten Farben auszumalen, da fiel mir plötzlich wieder die
Schule ein. Und mit der Schule auch meine Mitschüler. Was war, wenn sie
mich im Fernsehen gesehen hatten? Ein einziger würde ja schon genügen.
Vielleicht würden sie ihr, oder ihm, nicht glauben. Aber die Saat des
Zweifels wäre gesät. Und was, wenn es zwei gesehen hatten? Oder noch
mehr? Was würden die sagen? Und noch viel mehr: Wie würden sie sich mir
gegenüber verhalten? An Thomas Verhalten dachte ich nicht. Wir waren ja
ein Paar. Aber die Anderen bereiteten mir Angst. Was würden sie tun?
Viele Versionen schwirrten mir durch den Kopf. Von Verständnis, bis hin
zur Ablehnung. Wobei das letztere mir immer öfter vor Augen schwebte.
Deshalb schlief ich in dieser Nacht auch erst sehr spät ein. Und ich
schlief sehr unruhig. Mehrmals wachte ich in dieser Nacht auf.
Schweißnaß. Und so wachte ich am Morgen auch auf. Schweißgebadet. Am
Morgen hatte ich richtigen Bammel. Wieso heißt das eigentlich "Bammel"?
Jedenfalls hatte ich den. Und das nicht zu knapp. Richtige
Magenschmerzen hatte ich. Fast so, als wenn ich meine Tage bekommen
hätte. Aber dem war ja nicht. Schon als ich aufstand, dachte ich nur an
die Schule und was sich da gleich abspielen würde. Und beim waschen und
anziehen war ich mit meinen Gedanken nur bei der Schule und was dort
auf mich zukommen würde. Als ich zum Frühstück nach unten kam, sah Mama
mich mit weit aufgerissenen Augen an. Doch erst nach einigen Sekunden
lachte sie laut auf und fragte mich: "Du willst doch etwa nicht so in
die Schule gehen?" Völlig verwirrt sah ich sie an. Doch dann deutete
sie auf mich. Völlig irritiert schaute ich an mir herunter. Aber dann
mußte ich auch herzhaft lachen. "Nein Mama. So bestimmt nicht." Ich
mußte wieder hoch und mich umziehen. Denn ganz in Gedanken hatte ich
nach dem Waschen eines meiner langen Nachthemden wieder angezogen. Und
darüber hatte ich dann meinen Rock und das T-Shirt angezogen. Und nun
schaute mein Nachthemd unter dem Rock hervor. Aber wenigstens hatte ich
schon meine Unterwäsche und die Strumpfhose angezogen. Aber wieso ich
so in Gedanken gewesen war und das Nachthemd wieder angezogen hatte,
ohne es zu merken, das war mir schleierhaft. Schleierhaft! Wieder so
ein Wort, mit dem ich damals noch nichts anfangen konnte. Aber so war
mir in dem Moment gewesen. Doch eigentlich wußte ich ja, wieso ich so
in Gedanken gewesen war. Richtig angezogen kam ich dann wenig später
erneut herunter. "So gefällst du mir Schatz. Setzt dich, damit ich dir
die Haare machen kann.", sagte Mama. Und nun wußte ich, was ich noch
vergessen hatte. "Bist du so nervös wegen der Schule?", fragte sie,
während sie mir die Haare bürstete und sie anschließend zu einem Zopf
flocht. "Ich glaube ja." "Was sie wegen Samstag sagen werden?" "Ja."
"Nimm es nicht so schwer. Sie werden dich auch als Prinzessin mögen."
"Meinst du?" "Bestimmt." "Hoffentlich." Mein Frühstück fiel heute sehr
schmal aus. Ich bekam kaum was runter. Und Mama mußte mich zweimal
ansprechen, bis das ich wußte, daß wir losfahren mußten damit ich nicht
zu spät in die Schule kam. Im Wagen kam dann wieder diese Ungewißheit
auf. Wie würden sie sich mir gegenüber verhalten. Am liebsten wäre ich
heute nicht in die Schule gegangen. Aber dann hätte ich dieses Problem
nur auf morgen verschoben. Und dann hätte ich einen ganzen Tag und eine
weitere Nacht mit Ängsten und Zweifeln verbracht. Also war es besser,
mich ihnen heute zu stellen. Trotzdem mußte Mama mich anstoßen, damit
ich an der Schule aus dem Wagen stieg. Sosehr war ich in Gedanken an
das Kommende versunken. Meine Mitschüler standen draußen vor dem Tor
und wußten, daß ich aus diesem Wagen steigen würde. An den hatten sich
meine Mitschüler ja mittlerweile gewöhnt. Und schließlich war ich ja
auch nicht die einzige, die morgens mit dem Wagen gebracht wurde. Noch
drei andere aus meiner Klasse wurden morgens mit dem Wagen gebracht.
Nur sehr zögerlich stieg ich aus. Zu zögerlich. Mama mußte mir noch
einen Klaps auf den Po geben, damit ich gänzlich aus dem Auto stieg.
Langsam ging ich auf sie zu. Eigentlich hätte mir jetzt ein "Hallo",
ein "Na du" oder wenigstens ein "Morgen" entgegen klingen müssen. Doch
als ich an diesem Morgen zu ihnen kam, verstummten ihre Gespräche. Alle
Augen richteten sich auf mich. Sie schienen auf eine Erklärung von mir
zu warten. Aber ich wußte nicht, was ich ihnen sagen sollte. Mein
Gehirn schien völlig leer zu sein. Und diese Stille brachte mich fast
zur Verzweiflung. Doch da stand plötzlich Thomas hinter mir. Er klopfte
mir auf die Schulter und ich drehte mich erschrocken herum. Da küßte er
mich auch schon. Sehr zärtlich. Und ich erwiderte seinen Kuß. "Morgen
Schatz." "Morgen.", sagte ich. Er schlang seinen Arm um meine Taille,
dann drehten wir uns zu den anderen hin. "Morgen. Na ihr. Alles klar?",
fragte er die anderen, die mit staunen zugesehen hatten, wie ihr
Mitschüler eine leibhaftige Prinzessin geküßt hatte. Einfach so. Doch
sie antworteten nicht. "Was ist? Alle stumm geworden?" "Hast du am
Samstag nicht fern gesehen?" "Warum sollte ich fern sehen. Ich schau
lieber nah." Gequält lachten einige über seinen Witz. "Sie haben mich
am Samstag im Fernsehen gesehen.", flüsterte ich ihm zu. "Kann ich mir
denken." "Du auch?" "Ja." "Warst du nicht erstaunt, das Manjula eine
Prinzessin ist?", fragte Moni. "Nö. Das hat mir meine kleine Schwester
doch schon vor Wochen gesagt." Langsam wurde es mir doch unangenehm.
Aber bevor es zu schlimm für mich wurde, klingelte es und wir gingen
hinein. Es war lustig zu sehen, wie die Jungs dennoch versuchten, mir
auf der Treppe unter den Rock zu schauen. So weit ging die Ehrfurcht
vor einer Prinzessin bei ihnen wohl doch nicht. Aber sie hatten mal
wieder Pech. Sie konnten nichts sehen, denn ich ging im Treppenhaus wie
immer dicht an der Wand entlang. Oben in der Klasse wurde es wieder
ruhiger. Die Lehrerin überging einfach die Sendung am Samstag, obwohl
sie beinahe einen Herzinfarkt bekommen hatte als sie mich dort sah. Und
das, obwohl sie es ja eigentlich hätte wissen müssen. Wenn sie meine
Sprache, Hindi, gekonnt hätte. In der ersten Pause standen Thomas und
ich ganz alleine auf dem Hof. Unsere Mitschüler hielten sich noch auf
Distanz. Anders als Thomas. Er redete mit mir. Dennoch hatte ich das
Gefühl, daß da etwas war. Meine Umarmung von Chris? Denn er redete mit
mir über die Gala. Hauptsächlich wollte er von mir wissen, wieso ich
dort geweint hatte. Also erklärte ich ihm, daß ich ein totaler Chris
Rea Fan war. Und das ich gerade die Lieder schön fand, die er für seine
beiden Töchter gemacht hatte. Er kannte auch Reas Lieder. Und zu meiner
Freude fand er sie auch schön. Und so hatten wir wenigstens ein
Gesprächsthema, was nichts mit der Gala zu tun hatte. Dennoch spürte
ich sehr deutlich, daß da noch etwas war. Etwas schien in zu bedrücken.
Und ich dumme Gans, dabei sind Gänse doch nicht dumm, ich dachte
natürlich nicht an das Naheliegenste. Dann hätte ich uns eine lange
Zeit der Qualen ersparen können. Aber wie gesagt: Auf das Naheliegenste
kam ich natürlich nicht. Dabei war es doch so offensichtlich. Erst in
der zweiten Pause kamen zwei der Mädchen zu uns. "Äh.", stammelten sie.
"Was ist?", fragte ich sie erstaunt. "Wir, äh, wir." Sie drucksten nur
herum. Doch ich wußte ganz genau, was sie wissen wollten. Wie sie mich
anreden sollten. Also nahm ich ihnen die Frage ab. "Manjula! Ganz
einfach Manjula. Ich bin doch noch dieselbe wie am Freitag." "Nicht
Hoheit oder Prinzessin?", fragten sie mich erstaunt. "Nein. Manjula.
Und ich wundere mich nur, daß ihr deswegen so einen großen Aufstand
macht. Da sind die Jungs aber schon viel weiter als ihr." "Wieso?‘"
"Na, denen ist das egal ob ich eine Prinzessin bin oder nicht. Wie
jeden Tag haben sie auch heute auf der Treppe versucht, mir unter den
Rock zu schauen." Die Mädchen schauten sich erstaunt an, dann aber
lachten sie über die Unverschämtheit der Jungs. Und sichtlich
erleichtert nahmen sie dies alles zu Kenntnis. Also standen am Ende der
Pause wieder viele der Mädchen um mich herum, wie es fast immer der
Fall war. Doch leider drängten sie dabei Thomas von mir fort. Und das
war mir nicht recht. Ich wußte doch noch nicht was ihn bedrückte. Und
so verlief der weitere Tag für mich mit einem sehr schlechten Gewissen.
Obwohl ich mir wirklich keiner Schuld bewußt war. Allerdings konnte ich
mir denken, daß es an mir lag, daß ich der Auslöser, oder zumindest der
Grund seines Kummers war. Ob er am Wochenende eine andere kennengelernt
hatte? Wollte er vielleicht unsere Beziehung beenden und wußte nicht
wie er es anstellen solle, ohne mir weh zu tun? Möglich wäre es ja.
Aber dem wiedersprachen seine Augen. Seine Augen blickten noch immer
ständig in meine, sobald wir uns sahen. Wieso dachte ich bei ihm nicht
an das gleiche, wie bei den anderen? Und hätte ich doch nur schon
früher mit Mama geredet. Über Thomas und mich, über unsere Gefühle.
Hätte ich wenigstens an diesem Abend mit ihr geredet, dann wäre für uns
die folgende Zeit anders verlaufen. Aber, wie schon gesagt mag ich eure
Sprichwörter: Hätte der Hund nicht geschissen, dann hätte er den Hasen
bekommen.
16 Die Wandlung 136
In den folgenden drei Wochen besuchte ich Thomas an jedem Wochenenden zu
Hause. Diverse Mitschülerinnen, welche ich angeblich besuchte,
verschafften mir dafür einen Vorwand. Bei meinem ersten Besuch nach der
Gala fragten seine Eltern mich doch glatt, ob sie Hoheit oder
Prinzessin sagen sollen. "Manjula", sagte ich, "Manjula ist schon
richtig." Seine Mutter hatte sich im Lauf der Zeit auch an Igor
gewöhnt. Selbst Josi hatte sich schließlich an ihn herangetraut. Und da
stellte sich wahrhaftig heraus, daß er doch kein böser Riese war. Sie
begannen sogar miteinander zu reden. Und während ich mit Thomas auf
ihrer Terrasse saß, plauderte Josi mit ihm über den kleinen Zaun
hinweg. Schließlich erzählte er ihr auch von seiner Heimat. Und von den
sprechenden Bären, die so weise waren, wie hier die Eulen. Von der
Eisprinzessin in ihrem Eispalast, von den Hexen. Er erzählte ihr so
viele Märchen wie er kannte. Und er kannte sehr viele. Das wußte ich
nur zu gut. Hatte er sie mir doch auch erzählt, als ich in Josis Alter
war. Und selbst jetzt noch hörte ich ihm gerne zu, wenn wir unterwegs
waren. Und dankbar war ich ihm auch. Er hielt sich stets diskret im
Hintergrund. Und ich glaube, er drehte sich sogar herum, wenn Thomas
und ich uns küßten. Leider taten wir dies in letzter Zeit nichtmehr so
oft wie früher. Leider. Ich schob es auf mangelnde Gelegenheit zurück.
Allerdings machten wir so auch keine Fortschritte. Er ging mir nie an
die Wäsche. Einerseits war ich ihm dankbar dafür. Denn das hätte sehr
schnell meine Vorsätze zunichte machen können. Dafür war er so schon
viel zu zärtlich zu mir gewesen. Andererseits waren wir ja auch noch
nicht soweit. Doch es kam hin und wieder mal vor, daß er eines meiner
Beine berührte. Eigentlich war dies ja nichts Neues für uns. Auf der
Fahrt zum Schwimmen hatte er meine Beine sogar leicht gestreichelt und
meinen Po hatte er doch auch schon berührt. Auch wenn da mein Höschen
und meine Strumpfhose dazwischen gelegen hatte. Aber nun meinte ich zu
spüren, daß es ihm peinlich war, wenn er mein Bein berührte. Und wenn,
dann geschah es aus Zufall und nicht vorsätzlich. Ich spürte, daß da
etwas war. Aber da ich dumme Gans mir darauf keinen Reim machen konnte,
fragte ich in meiner Not Papa um Rat. Und das war auch gut so. Papa
hatte mir dann gesagt, woran es lag. Ich hatte ihm mein ganzes Herz
ausgeschüttet und er klärte mich auf. Nicht darüber! Das wußte ich doch
schon längst. Ich bin Inderin und keine Europäerin. Papa sagte mir
schließlich, was mit Thomas los war. Ich war wie vor den Kopf
geschlagen. Daran hatte ich wirklich nicht gedacht. Und daran geglaubt,
das hatte ich erst recht nicht. Aber das mußte unbedingt aufhören.
Sofort! Zwar wollte ich noch warten, bis das es zwischen uns zum
letzten kam, aber ein wenig "Vorfreude" wollte ich schon haben.
Schließlich waren wir doch ein Paar. Und das sollte ja auch so bleiben.
Also setzte ich mich an einem Wochenende, als ich wieder bei ihm zu
Hause war, in einem unbeobachteten Moment einfach auf seinen Schoß und
flüsterte traurig: "Gefällt dir mein Körper nicht mehr?" "Wie kommst du
denn darauf?", fragte er erschrocken und ganz erstaunt. "In der Zeit
vor der Sendung, da hast du mich öfter angefaßt als danach. Gefall ich
dir nichtmehr? Oder ist es, weil ich eine Prinzessin bin?" "Nein,
nein.", stammelte er. Doch dank Papa wußte ich es besser. Natürlich gab
es nur diesen einzigen Grund für sein Verhalten. Weil ich eine
Prinzessin war. Wieso hatte ich nicht daran gedacht? Bei meinen
Mitschülern hatte ich doch gleich gewußt, was los war. Nur bei ihm
nicht. Wie konnte ich nur so dumm sein? Nur, wie sollte ich ihm
klarmachen, daß ich noch immer das Mädchen von früher war. Sein
Mädchen. Sollte ich etwa wieder einen Krieg führen müssen? Nun, wenn
ja, dann würde es ein Blitzkrieg werden. Ich wollte keine langen
Vorbereitungen. Ich wollte keinen langen Krieg. Ich wollte ihn. Und ich
wollte ihn jetzt, und nicht erst morgen oder übermorgen. Ich kannte
mich mittlerweile auf ihrem Grundstück schon sehr gut aus. Daß sein
Zimmer für mein Vorhaben nicht in Frage kam, das wußte ich. Blieb nur
noch ein Fleckchen übrig. Aber dort kam auch Josi oft hin. Sie war die
einzige, die uns dabei hätte stören können. Also mußte ich sie
irgendwie beschäftigen. Igor! "Warte hier.", sagte ich und suchte Josi.
Sie war in der Küche und naschte vom Kuchenteig, den ihre Mutter
zubereitete. "Kommst du mir diese Naschkatze abnehmen. Wenn sie so
weitermacht hat sie einen Aua-Bauch und ich nichts mehr für den
Kuchen." Josi lachte mich mit ihrem verschmierten Gesichtchen an. Ich
mußte grinsen, hielt ihr aber meine Hand hin. "Wasch dir erst deine
Hände und dein Gesicht." Das allerdings machte ich. Und während ich sie
wusch, sagte ich ihr, daß Igor bestimmt noch viele Geschichten wüßte.
"Du kannst mir ruhig sagen, daß ich nicht in den Stall kommen soll."
Ich muß zugeben, daß ich in dem Moment erbleichte. Denn genau dort
sollte ja der Kampf stattfinden. "Keine Angst. Ich verpetz euch nicht."
"Danke." Sie ging zu Igor und ich zog Thomas von der Terrasse fort.
"Wir spielen Verstecken. Du mußt als erster suchen." Er lehnte sich an
einen Baum und schloß die Augen. Doch noch ehe er am Baum war, rannte
ich schon zum Stall. Hoffentlich dachte er nicht, daß dies eine Finte
von mir gewesen wäre. Doch zwei oder drei Minuten später wußte ich, daß
er dies nicht angenommen hatte. Ich war hoch auf den Heuboden gestiegen
und begann meine Waffen fertig zu machen, da hörte ich die kleine Türe
innerhalb des Tors. Da wußte ich: Der Krieg konnte beginnen.
Natürlich küßten wir uns nach der Gala auch weiterhin. Allerdings hatte
ich nun riesigen Bammel davor, ihren Körper zu berühren. Schließlich
war sie doch eine Prinzessin. Beim Küssen ging es ja gerade noch.
Trotzdem wurde diese auch zusehends seltener. Auch hatte ich sie, wie
früher, oft in meinem Arm. Aber wenn sie auf meinem Schoß saß und dazu
noch einen kurzen Rock anhatte, da war die Streichelattacke in der
Bahn, auf ihrem Bein, bei mir in Vergessenheit geraten. Ich liebte sie
nach wie vor. Dennoch war ich gehemmt. Und dann kam ihre Frage: Ob mir
ihr Körper nichtmehr gefiele? Natürlich gefiel er mir. Das hatte er
doch schon immer getan. Anfangs waren es ja nur ihre Augen. Aber mit
der Zeit war ihr ganzer Körper mit einbezogen worden. Dennoch waren
ihre Augen nach wie vor für mich das Wichtigste, das Schönste an ihr.
Sie kam auch gleich auf die richtige Idee. Weil sie eine Prinzessin
war. Natürlich hatte ich riesigen Respekt vor ihr. Schließlich war sie
doch jemand. Doch irgendwie machte mein Verhalten sie traurig. Ich
hätte es sofort ändern können. Aber wie sagt man jemanden, daß man
Angst hat ihn zu berühren? Das man glaubt, daß sie zu hoch, zu
gewaltig, zu bekannt, zu berühmt war. Ich war doch nur ein kleines
Würstchen im Vergleich zu ihr. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie
mit jemanden wie mir fest zusammen sein wollte. Ich konnte ihr doch
nichts bieten. Dennoch machte sie den Vorschlag verstecken zu spielen.
Ich bekam immer einen Kuß wenn ich sie fand und sie einen von mir wenn
sie mich fand. Darum spielte ich so gerne mit ihr verstecken. Besonders
hier bei uns. Hier kannte ich jeden Winkel. Hier war ich eindeutig im
Vorteil. Und jetzt verriet sie sich schon selbst, als sie Richtung
Stall lief, noch bevor ich am Baum angekommen war. Als ich in das
Halbdunkle des Stalles eintrat konnte ich mir bereits denken wo sie
sich versteckt hatte. Denn die Pferde standen zu ruhig in ihren Boxen,
als das sie in einer mit drin war. Blieb also nur noch die Sattelkammer
oder der Heuboden. Es sei denn, sie hatte mich reingelegt und nur so
getan, als ob sie in den Stall gelaufen war. Doch ein leises Rascheln
von oben verriet mir, daß letzteres der Fall war. Also stieg ich, so
leise ich konnte, die Leiter hoch. Dennoch knarrten die Sprossen so
laut, sie mußte es hören. Und als ich durch das Heu ging, raschelte es
sehr laut. Ganz hinten in einer Ecke sah ich ein Stück ihres Pullovers.
Das Rot fiel mehr als deutlich auf dem Grün des Heues auf. Also ging
ich zielstrebig darauf los. Schon dachte ich, sie hätte sich im Heu
eingebuddelt, da der Pulli so komisch da lag, da sah ich sie daneben
sitzen. Mit blankem Busen!
Es ging nicht anders. Ich mußte es tun, sonst würden wir nie
weiterkommen. Schlimmstenfalls würde er sich so sehr von mir
distanzieren, daß es mit uns in die Brüche ging. Und das wollte ich
bestimmt nicht. Denn dafür liebte ich ihn viel zu sehr. Also zog ich
meinen Pulli aus und legte ihn so hin, sodaß ich mich auf ihn legen
konnte. Ich hörte ihn die Leiter hochsteigen und dann seine Schritte im
Heu. Wie sie langsam auf mich zu kamen. Und dann sah ich ihn. Und er
sah mich. "Bist du verrückt? Was machst du da?" "Wonach sieht es denn
aus?" "Zieh dich wieder an bevor Josi kommt." "Die ist bei Igor."
"Trotzdem." Ich stand auf und ging die zwei Schritte zu ihm hin. Als
ich vor ihm stand, schaute ich ihn nur an. "Was ist?" "Gefalle ich dir
nicht." "Doch, ja, doch. Aber." "Und warum zeigst du mir das nicht?
Wieso faßt du mich nichtmehr an?" "Ich hab noch nie deinen Busen
angefaßt." "Leider. Ist er denn so häßlich?" "Äh, nein, nein." "Dann
faß ihn an. Oder soll das ein anderer machen?" "Nein." "Dann mach."
"Das geht doch nicht." Ärgerlich drehte ich mich herum, hob meinen
Pulli auf und zog ihn an. "Und ich dachte du liebst mich." "Das tu ich
doch auch." "Dann zeig es mir!", brüllte ich ihn an. Doch als ich sah,
wie er jetzt vor Schreck zusammenzuckte, mußte ich die letzten Waffen
zum Einsatz bringen. Also Schleusen auf und laufenlassen. Doch noch
bevor ich den Befehl dazu geben konnte, taten sie es schon von sich
aus. Verräterpack! "Dann zeig es mir doch.", flüsterte ich heulend und
schaute ihn nur an. Eigentlich hatte ich an zwei, drei Tränen gedacht.
Doch eigenartigerweise konnte ich nicht aufhören zu weinen. Mist! Da
stand ich vor ihm und heulte wie ein kleines Mädchen. Ein Mädchen mit
wehem Herzen. Ein Mädchen, was am Rande einer Beziehung stand und sah,
wie es immer mehr bergab ging und nicht wußte, wie sie es aufhalten
konnte.
Ernstlich geschockt trat ich auf sie zu. Ich hatte noch nie ihre Brüste
gesehen. Erahnt? Ja. Aber gesehen? Doch nur das Stück, was ihr Bikini
freigab. Oder was ich in ihrem Ausschnitt erhaschen konnte. Und nun saß
sie da, ihre Brüste völlig nackt und meinen Augen schutzlos
preisgegeben. Natürlich schaute ich genauer hin, dann aber war mir ihr
Gesicht wieder wichtiger. Sie stand auf und kam zu mir. Und als ich
nicht reagierte wie sie gedacht hatte, zog sie den Pulli wieder an. Sie
brüllte mich an und ich zuckte erschrocken zusammen. Doch dann
flüsterte sie es erneut. Und plötzlich stand sie dicht vor mir und -
weinte. Ja, sie weinte wirklich. Ich hätte niemals gedacht, daß sie
wegen mir weinen würde. "Nicht weinen Schatz.", war das einzige was mir
in diesem Moment einfiel. Ich mußte sie trösten. Darum nahm ich sie in
die Arme und ich küßte sie. Sofort erwiderte sie meinen Kuß. Und
während wir so küssend dastanden, streichelte ich über ihren Rücken.
Obwohl sie in mir eine Mauer eingerissen hatte, fürchtete ich mich noch
immer davor, ihren Körper zu berühren. Ihren nackten Körper. Und so
streichelte ich über ihren Rücken, aber auf ihrem Pulli. Doch nicht
lange. Denn plötzlich waren meine Finger auch unter ihrem Pulli. Aber
nur hinten auf ihrem Rücken. Zu mehr traute ich mich wirklich nicht.
Dennoch war das Gefühl ihrer Haut sehr schön für mich. Wann, oder wie
es schließlich dazu gekommen war, das weiß ich nichtmehr. Und wer von
uns der Initiator gewesen war, auch nicht. Tatsache aber war, daß sie
schließlich ihre Arme hob damit ich ihr den Pulli ausziehen konnte. Den
legte ich ins Heu und sie mein T-Shirt daneben. Dann sanken wir herab.
Ich fragte mich, ob er das mit Absicht gemacht hatte? Denn als wir ins
Heu sanken, lag er auf meinem dicken Pulli. Ich hingegen auf seinem
dünnen T-Shirt. Na warte, das gibt saures. Hm. Wieder sowas komisches.
Ich mag saures. Na ja, jedenfalls kamen bei seinem T-Shirt die
vertrockneten Grashalme durch und piksten ganz schön. Aber es hielt
sich zum Glück noch in Grenzen. Als ich schließlich in seinem Arm lag,
küßten wir uns. Sehr oft und auch zunehmend immer länger und
zärtlicher. Dabei lagen unsere Körper eng aneinander. Meine Brüste
bohrten sich schon in seinen Körper hinein. Doch er streichelte ständig
nur meinen Rücken. Natürlich war dies ein schönes Gefühl. Sogar mehr
als nur schön. Aber er machte leider keinerlei Anstalten, mit seiner
Hand endlich auch nach vorne zu kommen. Schließlich wurde es mir zu
dumm. "Schatz?", flüsterte ich. "Ja." "Der Rücken gehört der
Prinzessin, die Brüste mir." Aber leider verstand er nicht gleich. Er
schaute mich nur ratlos an. Darum nahm ich kurzerhand seine Hand von
meinem Rücken, rückte etwas von ihm ab, damit er meinen Busen
herankommen konnte und schob seine Hand einfach auf meine Brust. Aber
da hatte ich etwas angestellt. Erneut mußte ich eine kleine Niederlage
einstecken. Aber sie war nicht so schlimm. Im Gegenteil. Denn schon
Sekunden später wurde mir mehr als überdeutlich klar, daß ich mir beim
nächsten Mal vorher eine Binde ins Höschen legen mußte. Er hatte noch
nichts gemacht. Ich hatte seine Hand nur auf meine Brust gelegt und sie
hatte meine Warze auch noch nicht berührt. Dennoch wurde ich feucht.
Sogar viel mehr als nur feucht.
Sie nahm meine Hand von ihrem Rücken und legte sie sich auf ihre Brust.
Einfach so! Daß sie ihr gehörte und nicht der Prinzessin hatte sie
gesagt. Komische Aussage. Sie ist doch nicht geteilt. Sie ist doch
vorne wie hinten Prinzessin. Überall. Natürlich war diese große
Halbkugel echt geil. Ich hatte meine ganze Hand drauf liegen und spürte
nirgends ihre Warze. Und das, obwohl sie sich beim Küssen ständig in
meine Brust gebohrt hatte. Langsam schob ich seine Hand hin und her.
War er so blöd? Wußte er wirklich nicht, was man als Junge mit einer
Mädchenbrust macht? Oder hatte er noch immer solchen Respekt vor meinem
Körper? Dem Körper einer Prinzessin. Schließlich aber hatte er es doch
kapiert. Langsam streichelte er meine Brust. Aber an die Warze war er
noch nicht gekommen. Plötzlich spürte ich nur noch seine Fingerspitzen.
Sie schoben sich auf meiner Brust hin und her. Und so kam er auch
endlich, wenn auch nur einen äußerst kurzen Augenblick lang, mit meiner
Brustwarze in Berührung. Aber wirklich nur ganz kurz. Dennoch zerfloß
ich in diesem Augenblick vor Wonne. Da spürte ich, daß seine
Fingerspitzen rund um die Warze auf meiner Brust verteilt waren. Dann
waren sie plötzlich verschwunden. Doch da spürte ich seine
Handinnenfläche. Und die strich nun direkt über meine Brustwarze
hinweg. Mir wurde klar, daß ich mir beim nächsten Mal wohl mehr als nur
eine Binde reinlegen mußte. Unsere Küsse wurden zärtlicher. Sehr viel
zärtlicher. Er war so sanft zu mir. Es schien fast so, als wenn er
glaubte, daß ich aus Sternenstaub wäre. So vorsichtig war er. Und je
zärtlicher er wurde, umso mehr erregte er mich. Als Kennerin des
Kamasutras wußte ich wie ich meinen Orgasmus herauszögern konnte. Aber
gegen seine Hand, seinen Lippen, da hatte ich keine Chance. Und unter
seinem Kuß bäumte ich mich auf und erhielt eine wunderbare Erlösung. Er
drückte mich an sich, und ich wußte, daß er mich niemals wieder
loslassen würde. Niemehr. Das Eis war gebrochen. Ich war wieder seine
Manjula und nicht eine Prinzessin.
Niemals hätte ich gedacht, daß ich mit einer leibhaftigen Prinzessin
gehen würde. Einer echten Prinzessin. Oder sogar mit ihr im Heu landen
könnte. Und dann noch mit einer halbnackten. Und das ich ihr dabei auch
noch an die Brust gehen würde, das war in meinen kühnsten Vorstellungen
nie vorgekommen. Und wie es aussah, würde sie gleich auch einen Abgang
haben. Sie zitterte schon leicht. Und dann kam sie und ich spürte es
mehr als deutlich. Das Mädchen neben mir, das war keine Prinzessin! Das
war Manjula. Meine Manjula!
17 Elternarbeit 147
Seit jenem Tag im Heu waren Wochen vergangen. Und mit jedem Tag wurde
ich glücklicher. Ich hatte sie wieder. Meine Manjula. Die Prinzessin
war fort. Endgültig. Meine Scheu ihr gegenüber hatte sie mir an jenem
Tag im Heu genommen. Und ich war ihr mehr als dankbar dafür. Denn meine
Scheu hätte unsere Beziehung beinahe zerstört. Doch zum Glück hatte sie
es nicht soweit kommen lassen. Und seit damals hatten wir noch oft im
Heu gelegen. Und sie hatte auch schon etliche Orgasmen durch mich
bekommen, da sie meine Hand immer auf ihrer Brust spüren wollte.
Allerdings waren wir beide nur ab der Gürtellinie aufwärts nackt. Zwar
streichelte ich inzwischen auch über ihre Beine, und sehr, sehr selten
auch mal, eher zufällig, über ihren Po, aber das zwischen unseren
Beinen war für uns beide noch tabu. Eigenartigerweise dachte ich auch
niemals daran dorthin zu gelangen. Etwas, was bei vielen Mädchen aus
unserer Klasse, ohne mit Gegenwehr rechnen zu müssen, mit Sicherheit
mein primäres Ziel gewesen wäre, bei ihr dachte ich nicht daran.
Wir schmusten um die Wette und knutschten wie Verrückte. Mama hatte ich
gesagt, daß ich mal zu der, mal zu einer anderen Schulfreundin ging.
Roland setzte Igor und mich dann an der Haustüre des vermeintlichen
Mädchens ab. Igor rief dann ein Taxi, wenn der Weg zu Thomas zu weit
war, und ich zog mich, wenn es nötig war, hinter diversen Gebüschen um.
Dennoch hatten Thomas und ich die letzte Grenze noch nicht in Angriff
genommen. Und das wollten wir, ohne das wir je darüber gesprochen
hatten, so lange wie möglich herauszögern. Aber von ihm bekam ich immer
eine Erlösung. Er brauchte mit nur an meine Brust zu gehen, schon war
ich soweit. Doch bei ihm hatte ich in dieser Richtung noch nichts
gemacht. Zwar spürte ich sehr oft seine Schlange rebellieren, doch ich
merkte auch, daß es ihm mehr als peinlich war. Süß, wie er immer
versuchte dies vor mir zu verbergen. Wie damals, bei unseren ersten
Treffen auf der Mauer. Mit der Zeit wußte ich sogar schon daß er steif
war, noch bevor ich es spüren konnte. Er zog dann immer seinen
Unterleib von mir weg. Allerdings war ich in der Beziehung auch ein
Luder. Muß bei Gelegenheit mal nachsehen, was "Luder" eigentlich
wirklich bedeutet. Jedenfalls mußte ich eins gewesen sein. Denn wenn er
sich zurückzog, schob ich sehr oft ein Bein vor und drängte mich so mit
dem Knie zwischen seine Beine, bis das mein Bein ganz zwischen seinen
lag. So konnte ich "ihn" sehr deutlich spüren. Und was ich da spürte,
das war sehr verheißungsvoll. Aber dazu würde es in absehbarer Zeit
noch nicht kommen. So schnell wollte ich ja auch nicht alles. Obwohl...
Es gab wieder eine Gala. Logisch das meine Eltern wieder eingeladen
wurden. Und ich hatte auch erfahren, daß Chris Rea ebenfalls dort
singen würde. Also war mir klar, daß ich hin "mußte". Natürlich
flatterte mir auch eine Einladung auf meinen Tisch. Klar daß ich "aus
dem Häuschen???" war. Allerdings würde ich auf keinen Fall dort alleine
hingehen. Wenn schon, dann mußte Thomas mit. Dies setzte allerdings so
einiges voraus. Zunächst mußte er ebenfalls eine Einladung bekommen.
Aber das war das leichteste Problem für mich. Ein Anruf würde dafür
genügen. Dann mußte er tanzen lernen. Denn das, was wir da auf der
Geburtstagsfeier von Rolf abgegeben hatten, das würde auf der Gala
nicht bestehen. Feine Klamotten für die Gala würde er haben müssen. Und
nicht zuletzt mußte ich Mama berichten, daß ich einen Freund mitbringen
würde. Eigentlich nichts Besonderes. Aber von "einen Freund mitbringen"
bis zu "einen Freund haben", da war es für Mama kein weiter Weg. Doch
da es bis zur Gala noch über ein halbes Jahr war, hätte ich eigentlich
ja genügend Zeit gehabt. Aber ich wußte auch, daß ich Mama gegenüber
feige war. Doch eine Kriegsherrin, siegreich in zwei strategisch
relevanten Schlachten, die brauchte nicht lange um einen Weg zu finden.
Aber erst mal Schritt eins. Ein Anruf und ich bekam einige Tage später
eine weitere Einladung, diesmal auf seinen Namen, zugestellt. Tanzen
war Schritt zwei. Am Morgen nach Erhalt seiner Einladung sprach ich mit
meinem härtesten Gegner. Mit Mama! "Sag mal Mama. Auf der Gala wird
doch auch wieder getanzt." "Ja natürlich." "Aber doch keine indischen
Tänze." "Nein. Leider nicht. Nur die ganz normalen Standarttänze. Warum
fragst du?" "Ich würde auch mal gerne tanzen." Meine Stimme bekam einen
leicht traurigen Unterton. "Ja, warum nicht?" "Aber ich kann die Tänze
doch nicht. Nur unsere." "Ja." "Und da dachte ich mir, daß es an der
Zeit ist die auch zu lernen. Ich kann doch nicht immer nein sagen. Das
war mir schon bei der letzten Gala so peinlich gewesen." "Das habe ich
gesehen." "Und dabei hätte ich doch so gerne auch mal getanzt." Fast
hätte ich einige Tränen herausgedrückt. "Ich weiß. Und du hast mir
wirklich sehr leid getan. Weißt du was? Wir können ja einen Lehrer
kommen lassen." "Nein. Das will ich nicht. Ich hab ja auch keinen
Privatlehrer für die Schule. Ich würde gerne in eine richtige
Tanzschule gehen." Und welche, das wußte ich auch schon. Schließlich
war die halbe Klasse schon dort gewesen. Und sie waren alle von ihr
begeistert. "Dann muß aber Igor mit." "Das ist egal." Kaum hatte ich
dies gesagt, wußte ich, daß ich einen Fehler gemacht hatte. War ich
doch sonst so erpicht darauf, daß er nicht anwesend war. Doch Mama
schien es nicht bemerkt zu haben. "Da gibt es eine in der Innenstadt.
Scheint eine gute zu sein." "Ah, das Fräulein hat sich bereits
erkundigt?", lachte sie. "Ja. Aber erkundigt ist zu viel gesagt. Die
Mädchen in meiner Klasse haben über die gesprochen. Viele von ihnen
waren schon da drin gewesen." "Wir schauen sie uns mal an." Und wir
schauten sie uns an. Und schon am Nachmittag war ich eingeschrieben.
Tags drauf rannte sie auf zu uns. Sie ging nicht, nein, sie rannte.
Während ich sehr erstaunt war wieso sie rannte, denn das hatte sie
bisher noch nie gemacht, meinte Josi nur: "Sag "ja"." "Wozu soll ich
"ja" sagen?" "Das hörst du gleich. Und probier deinen schwarzen Anzug
an. Ob er dir noch paßt." Entgeistert schaute ich sie an. Da kam
Manjula bei uns an und gab erst Josi, dann mir einen Kuß. Etwas
irritiert stellte ich fest, daß mein Kuß heute eher flüchtig
ausgefallen war. "Ich hab eine Bitte an dich." "Ja, mach ich." Sie
schaute mich erstaunt an und ich schaute Josi an. Manjula blickte zu
Josi. Doch die zuckte lächelnd mit den Schultern und rannte in ihre
Schule. "Du weißt doch noch nicht worum es geht." "Josi hat gesagt, ich
soll "ja" sagen. Also sag ich "ja!". Was soll ich tun?" "Tanzen
lernen." "Was?" "Tanzen lernen." "OK." "Willst du nicht wissen warum?"
"Nein, wieso auch? Du sagst ich soll tanzen lernen, also lern ich
tanzen." Sie erklärte mir in welche Tanzschule ich gehen sollte und
welchen Kurs ich da nehmen mußte, während wir langsam zu unserer Schule
schlenderten. Nach der Schule und dem Mittagessen fuhr ich in die Stadt
zur Tanzschule. Dort wurde ich kopfschüttelnd in den Kurs
eingeschrieben. "Wieso willst du den nochmal machen? Das hast du doch
nicht nötig." "Es geht um eine Wette. Meine Mitschüler haben gewettet,
daß ich es nicht schaffe meiner Mitschülerin in der kurzen Zeit alles
beizubringen." "Deine Mitschülerin ist auch in dem Kurs?" "Ja." "Ist
sie Anfängerin oder will sie ihn widerholen?" "Nein, sie kann noch
nicht Tanzen." "Na dann viel Spaß." "Danke. Ich denke, den werde ich
haben." "Aber nicht wieder beim Walzer, Rock-n-Roll tanzen.
Versprochen?" "Ja, versprochen.", lachte ich. Als ich den Anfängerkurs
das zweitemal machte, einer Mitschülerin zuliebe, aber ohne
Hintergedanken, hatte ich mit meiner damaligen Tanzpartnerin
Rock-n-Roll getanzt. Allerdings auf Walzermusik. Und das hatte dazu
geführt, daß wir die restlichen 15 Minuten unten an der kleinen Bar
verbringen mußten. Lachend. Am Samstag trafen wir uns also in der
Tanzschule. Natürlich grinste die Lehrerin, als sie meine Schritte sah.
Demzufolge erhielt ich in der dritten Stunde, sie war den Samstag
drauf, einen hinter die Ohren. "Benimm dich endlich.", flüsterte sie
mir zu. Ich grinste nur und Manjula sah mich fragend an. Sie hatte ihre
Bemerkung ebenfalls gehört. Und als ich sie dann endlich richtig führte
sagte Manjula nur: "Du Mistkerl." "Schlimm?" "Nein." Sie schüttelte
lächelnd den Kopf.
Da hatte er mich ja schön reingelegt. Obwohl ich ja selber schuld war.
Ich hatte gesagt er solle Tanzunterricht nehmen. Ich hätte besser mal
gefragt, ob er tanzen kann. Na ja. Ab dem Moment war jedenfalls alles
anders. Waren wir vorher nur so über das Parkett gestolpert. Ab dem
Schlag schwebte ich richtig. Er konnte wahnsinnig gut führen. Und als
der Kurs drei Monate später zu Ende war, wußte Mama auch, daß ich einen
festen Tanzpartner hatte. Denn wenn ich aus der Tanzschule kam,
schwebte ich noch in höheren Sphären. Er war wirklich himmlisch in
seinen Armen über das Parket zu schweben. Und als ich mal wieder beim
Abendessen von Tanzkurs sprach, wie gut mein Partner mich führen konnte
und das ich mir wünschte, daß ich ihn als Tanzpartner auf der Gala
haben könnte, da sagte sie: "Manjula?" "Ja Mama." "Bring ihn doch mal
mit." "Mach ich." Mama fielen beinahe die Augen raus. Bisher hatte ich
noch nie jemanden mitgebracht. Stillschweigend akzeptierte sie das. Und
da fragte ich Mama, ob ich mit ihm zur Gala gehen könne. "Wir werden
sehen. Zuerst will ich ihn sehen. Dann reden wir weiter." "Und wenn er
dir gefällt?" "Wir werden sehen." "Er wird dir gefallen." Damit war die
zweite Schlacht fast so gut wie gewonnen. Nein, sie war gewonnen.
Schließlich wußte ich nur zu gut, welche Blumen Thomas meiner Mama
mitbringen würde. Und dieses Geheimnis verriet ich ihm am folgenden
Schultag. Er machte große Augen, als ich ihm meine Adresse gab. "Da
wohnt ihr?" "Ja." "Das ist ja ein richtiges Schloß." "Ich weiß." "Na
gut." Am Wochenende war es dann soweit. Thomas stand sonntags im
schwarzen Anzug und mit einem Strauß weißer Rosen im Arm in der
Bibliothek. Mama sah mich vorwurfsvoll an. Sie wußte nur zu gut, wer
ihm diesen Tip gegeben hatte. Aber zu ihm war sie sehr freundlich.
Besonders, als er sie gleich mit "Hoheit" ansprach. Papa schien ihm
wohlgesonnen zu sein. Mußte er ja. Schließlich war er der einzige, dem
ich mein Herz voll und ganz ausgeschüttet hatte. Er wußte alles. Von
der Mauer, dem Gebüsch, meiner Schlacht, seiner Reaktion nach der Gala,
und wie ich ihn davon überzeugt hatte, das ich ein Mädchen war und
keine Prinzessin, bei meinem "Blitzkrieg" in der Scheune. Vor ihm hatte
ich keine Geheimnisse, wie vor Mama. Denn schließlich hatte er mir ja
gesagt, warum Thomas sich nach der Gala mir gegenüber so zurückhielt.
Einige Tage Später kam sie wie immer vor der Schule zu uns gelaufen, sie
ging nicht, sie rannte wieder. Josi bekam so auch an diesem Morgen
einen Kuß von ihr, bevor sie in die Schule ging. Dann war ich dran. Nur
war er heute nicht so flüchtig wie vor ein paar Monaten. Nach unserer
stürmischen und dennoch mehr als leidenschaftlichen Begrüßung, gab sie
mir einen Briefumschlag. Einen goldenen. "Für mich?" "Für uns."
Neugierig öffnete ich den Umschlag. Darin war eine Einladung zu einer
Gala. Ich schaute sie fragend an. "Ich muß dahin. Und alleine will ich
nicht." "Darum sollte ich tanzen lernen?" "Nicht nur du." "Wieso?" "Na,
ich konnte doch nicht tanzen. Das heißt, ich konnte schon, aber doch
nur unsere indischen Tänze." "Bringst du mir sie bei?" "Mach ich."
"Wirklich?" "Ja, natürlich."
Als er mich dies fragte, dachte ich sofort an unseren "Liebestanz".
Darum hatte ich auch gleich zugesagt, sie ihm beizubringen. Allerdings
vorerst nur den einen. Denn darin geht es um ein Paar, was sich findet
und verliebt. Den würde ich mit ihm üben "bis zum erbrechen???".
Allerdings werde ich ihm nicht verraten, was der Tanz wirklich
bedeutet. Denn in ihm wird erzählt, wie ein Mädchen einen Mann sieht
und um ihn wirbt. Also das, was ich ja auch bei ihm gemacht hatte. Es
ist einer, nein, es ist der schönste Tanz den ich kenne. So voller
Zärtlichkeit und Liebe. Denn am Ende kriegen sie sich. Also genau das
Richtige für unsere Verbindung. Mama war bei seinem zweiten Besuch
nichtmehr so sehr von Thomas begeistert. Denn er war erneut mit weißen
Rosen zu uns gekommen. Anscheinend wollte er sich bei ihr
einschmeicheln. Und das konnte sie gar nicht ab. Doch als sie ihn
beiläufig fragte, was er denn so in seiner Freizeit mache, da war sie
wie ausgewechselt. Mit meiner Schwester spielen oder reiten hatte er
gesagt. Er habe es ihr beigebracht und seitdem wäre sie aus dem Stall
nicht wieder rauszubringen. Und da wurde sie hellhörig. Und als sie
dann noch erfuhr, daß sie 8 Pferde hatten, 4 Araber, 3 Andalusier und
einen Hannoveraner, da war er bei Mama wieder hoch im Kurs. Ich sagte
ja schon, daß Mama Pferde noch mehr liebte als Elefanten. Und selbst
die waren schon Mamas auserkorene Lieblinge. Um es kurz zu machen:
Thomas fand Gnade in ihren Augen. Shiva sei Dank.
Drei Wochen lang hatten wir geübt. Nach der Schule, an den Wochenenden,
wann immer wir Zeit hatten. Sogar mittwochs an der Mauer. Wir hatten
ihn schnell intus, denn so schwer war er für mich nicht. Die meisten
Schritte mußte sie ja machen und sie schien ihn zu können. Und das
tollste daran war, das, wenn wir zusammen tanzten, das sie mich führte.
Und ich schien diesen Tanz auch irgendwie zu mögen. Abends hatte ich
sogar zu Hause in meinem Zimmer geübt. Alleine. Dieser Indische Tanz
war wirklich nicht sehr schwer. Und er gefiel mir. Er hatte etwas
Sinnliches an sich. Fast schon erotisches. Durch ihn wurden selbst
unsere alltäglichen und harmlosen Berührungen beeinflußt. Ganz
einfache, wirklich ganz alltägliche Berührungen, bekamen so für uns
schon Züge, die hart an der Grenze zum schicklichen waren. So war das
still voreinander stehen, schon fast wie ein abchecken des Körpers des
Anderen, die Handbewegung zu ihrem Gesicht hin wurde ein angedeutetes
entlangfahren über ihre Brust. Alles war für uns schon mehr als
erotisch. Es zu tun, es aber doch nicht tun. Manjula schien darin noch
viel mehr zu sehen. Sie zitterte zu oft bei diesen, eigentliche
harmlosen Bewegungen. Und immer schaute sie mich dabei sehr glücklich
an. Und das war das Schönste für mich.
18 Ich liebe dich 158
Als jener abend kam, stand ich im schwarzen Anzug in ihrer Bibliothek.
Aufgeregt war ich. Ihre Eltern waren noch oben. Manjula ebenfalls. Aber
es dauerte nicht lange, da kam sie die große Treppe herunter. Sie sah
einfach hinreißend aus. Sie hatte einen silbernen Sari an. Und der war
über und über mit glitzernden Steinen bedeckt. Erst später erfuhr ich,
daß dies Edelsteine waren. Diamanten, Rubine, Smaragde und so. Die
Armbänder, die Ringe an ihren Fingern und die Halskette glitzerten wie
Feuer. Aber das schönste befand sich auf ihrem Kopf, eingerahmt von
ihrem pechschwarzen Haar, das sie heute offen trug. Ihr Haar floß wie
ein Wasserfall über ihren Rücken herab bis fast an ihre Knie. Und auf
dem Kopf trug sie ein richtiges Diadem. Als ich sie sah mußte ich
schlucken. Jetzt war sie wieder eine Prinzessin. Aber war sie auch noch
meine Manjula? Ich zweifelte wieder. Aber als sie zu mir kam und mich
küßte, da war ich mir sicher. Sie war beides. Doch leider kamen kurz
darauf ihre Eltern herab.
Als ich im Sari vor Mama stand, griff sie wortlos zum Hörer. Sie
benachrichtigte Igor und eine halb Stunde später standen 7 Igors vor
mir. "Wenn du ihn anziehen willst, dann mußt du das in Kauf nehmen. Das
wußtest du doch." Ich nickte nur. Und so wurde unsere Karawane der
Autos zur Gala um 2 erweitert. Die Fahrt dorthin war eine Qual. Mama
und Papa saßen hinten, wir vor ihnen und Igor hatte vorne bei Roland
Platz genommen. Aber wenigstens hatte ich Mama überreden können, daß
nur Igor in meiner direkten Nähe wäre. Als Mama und Papa ausstiegen
blitzten die Fotoapparate. Als Thomas ausstieg wurde es schon viel
weniger. Doch als ich, an seiner Hand, aus dem Wagen stieg, da liefen
die Blitzlichter heiß. Der Sprecher von Fernsehen, der hier die Gäste
für die daheim zusehenden ankündigte, bekam kein Wort heraus.
Ich bin schon fotografiert worden. Es machte mir also nichts aus. Aber
was da auf Manjula und mich herab prasselte, das war furchtbar. Ich
konnte kaum den roten Teppich erkennen. Aber wir schafften es. Erst in
der Eingangshalle kam mein Sehvermögen langsam wieder zurück. "Und das
machst du jedesmal durch?", flüsterte ich ihr zu. "Ja. Darum schwänz
ich sowas so oft es geht. Schließlich hab ich ja was Besseres zu tun.",
grinste sie. "Ach ja? Was denn?" "Ach weißt du, ich hab da jemanden."
"Ach ja?" "Ja." "Und was ist an dem so besonders?" "Seine Hände. Wenn
er mich streichelt vergess ich die Welt. Und wenn er mich küßt - dann
bin ich im Nirwana." "Sollte ich etwa eifersüchtig werden?" "Nur auf
deine Hände und deine Lippen." Wir gingen hinter Manjulas Eltern her
und betraten die Halle. Hier wurden ihre Eltern angekündigt. Als diese
die Treppe hinunter gingen, waren wir dran. Wir blieben, wie vor uns
ihre Eltern auch, an der obersten Treppenstufe stehen. Zunächst wurde
Manjula vorgestellt, dann ich. Wir gingen die lange Treppe hinunter und
mein einziger Gedanke war: Fall jetzt nicht auf die Schnauze. Aber ich
schaffte es. Unten folgten wir ihren Eltern zu unserem Tisch. Manjula
nahm gegenüber ihrem Vater Platz und ich neben ihr, gegenüber ihrer
Mutter. Noch ehe ich richtig saß, hatte Manjula sich unter dem Tisch
bereits meine Hand geschnappt und drückte sie. Und es sah nicht so aus,
als ob sie meine Hand wieder loslassen wollte. Schließlich strich sie
mit ihrem Daumen über meine Hand. Doch ihre Mutter schien dies gesehen
zu haben. Denn sie räusperte sich und schon war Manjulas Hand wieder
fort. Doch sie kam sehr schnell wieder. Als ihre Mutter sich zum
drittelmal räusperte, sah sie uns beide streng an. Sie beugte sich zu
Manjula hin und flüsterte mit ihr. Manjula wurde rot und schüttelte
ihren Kopf.
Das Mama es merken würde, das war mir schon klar. Aber das sie es so
schnell bemerkte und mich jedesmal dabei erwischte, das war wirklich
schade. Dann war es ihr wohl zu viel. Denn sie flüsterte: "Wenn ihr
nicht aufhört, dann tauschen wir die Plätze." "Ja Mama." "Oder willst
du etwa schon nach Hause?" Ich schüttelte den Kopf. "Dann benimm dich
wie es sich für dich geziemt." "Ja Mama." Fortan ließ sie mich leider
nichtmehr aus den Augen. Egal was ich machte, sie schaute sofort zu mir
herüber. Das war eine unerträgliche Situation für mich. Ich saß wie auf
"glühenden Kohlen?" Zu gerne hätte ich ihn geküßt, seinen Arm um mich
gehabt. Da fiel mir das Programm in die Hände. Sofort kam die
Kriegsherrin in mir wieder zum Vorschein und ich schmiedete einen
waghalsigen Plan. Ging er gut, dann wären wir ein Paar. Auch für Mama.
Lief es dagegen aber schlecht für mich, dann könnte es durchaus möglich
sein, das ich nächste Woche wieder in Indien zur Schule ging. Aber ich
mußte alles auf eine Karte setzen. Denn so, so ging es mit uns
nichtmehr weiter. Laut Programm würde auch eine Gruppe aus Indien
auftreten. Und an die mußte ich irgendwie herankommen. Also sagte ich,
daß ich zur Toilette müsse. Als ich aufstand waren Igor und ein
weiterer Bodyguard sofort an meiner Seite. Drei weitere hielten sich in
nächster Nähe auf. Als ich außer Sichtweite meiner Eltern war, sagte
ich zu Igor: "Du mußt mir einen Gefallen tun." "Alles was du willst."
"Schau das du den Chef der indischen Gruppe findest und bring ihn zu
mir. Aber paß auf, daß dich meine Eltern nicht sehen." Igor schaute
mich fragend an, dann aber lief er los. Wenige Minuten später war er
zurück. Mit dem Leiter der Gruppe. Ihm erklärte ich mein Anliegen.
Aufgrund meiner Stellung war mein Wunsch für ihn ein Befehl. Er
verschwand hinter die Bühne und ich gab Igor meine Instruktionen.
"Manjula, du kämpfst mit deiner Mutter. Ich hoffe, du weißt was du da
tust. Es würde mich traurig machen, dir nichtmehr zur Seite zu stehen."
Ich lächelte Igor an. "Keine Angst. Selbst wenn ich versage, du bleibst
bei mir." Für ihn war ich zu einer Tochter geworden, die er leider
niemals hatte. Wir gingen zurück zu unserem Tisch. Die Show fing an und
wir schauten zu. Ohne Körperkontakt. Es war fast eine Dreiviertelstunde
vergangen, eine Pause begann, da kam der Leiter des indischen Ensembles
zu uns an den Tisch. Er verbeugte sich sehr höflich vor uns und sprach
meinen Vater an, ob er mit der Maharani reden dürfe. Papa gestattete es
ihm. "Hoheit, ich bitte tausendmal um Vergebung. Eine unserer
Tänzerinnen ist erkrankt. Hätte eure Hoheit vielleicht die große Güte,
statt ihrer unser Land zu vertreten?" Mama lachte laut auf. "Dafür bin
ich nun wirklich schon zu alt." "Hoheit sehen aus wie die Göttin
selbst." Mama lachte, dennoch schüttelte sie den Kopf. "Es tut mir
leid, aber ich muß eure Bitte ablehnen." "Mama, darf ich?", rief ich
erregt und mit freudigem Gesicht dazwischen. "Oh! Es würde uns eine
große Ehre sein, wenn die Prinzessin die Güte hätte." Es dauerte nicht
lange und Mama erlaubte es. Zum einem weil sie ja wußte daß ich eine
ausgezeichnete Tänzerin war, was unsere einheimischen Tänze betraf, zum
anderen, weil sie wußte wie gerne ich unsere Tänze tanzte. Hier in
Deutschland hatte ich ja, anders wie in meiner Schule daheim, bisher
noch nie eine Gelegenheit gehabt, sie zu tanzen. Es würde noch eine
gute halbe Stunde dauern, bis das sie an der Reihe wären. Er würde
selbst kommen um mich zu holen.
Von all dem hatte ich natürlich "nichts" verstanden. Sie redeten
indisch. Als er gegangen war, flüsterte mir Manjula nur zu, daß ich
nachher mit dem Bodyguard gehen solle. "Ich werde dir ein Zeichen
geben. Dann stehst du auf und gehst mit ihm." "Und dann?" "Später."
Damit war unser Dialog auch schon beendet. Sittsam saßen wir ihrer
Mutter gegenüber und schauten uns die Darbietungen an. Allerdings war
ich nicht so recht bei der Sache. Was meinte sie damit? Und wieso
sollte ich dem Bodyguard folgen?
Innerlich zitterte ich vor Aufregung. Ein Gespräch mit Papa wäre mir
äußerst hilfreich gewesen. Aber Mama machte nicht den Eindruck, uns
kurz alleine zu lassen. 20 Minuten waren bestimmt schon um, da stand
sie endlich auf um zur Toilette zu gehen. Das darauffolgende, sehr
kurze Gespräch mit Papa war sehr vielversprechend. Er nickte nur. Aber
ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht machte mich zuversichtlich. "Tu
was dein Herz dir sagt.", flüsterte er nur.
Das Gespräch mit ihrem Vater konnte ich selbstverständlich "nicht"
verstehen. Ich nahm mir vor, heimlich indisch zu lernen. So schnell als
möglich. Kurz nachdem sie fertig waren, kam auch ihre Mutter wieder
zurück. Die Vorstellung anschauend, schielte ich hin und wieder zu ihr
herüber. Ich sah, daß sie Manjula sehr oft ansah. Nach gut 10 Minuten
stieß mich Manjula leicht an und deutete mit ihren Augen auf einen der
Bodyguards. "Ich komme gleich wieder.", flüsterte ich, stand auf und
folgte dem Hünen. Ich konnte meine Gefühle nicht erklären. Einerseits
war es mir nicht geheuer, wieso ich ihm folgen sollte. Und vor allem,
wohin? Andererseits hatte sie es gesagt. Und bisher war ich immer gut
gefahren, mit dem was sie sagte. Wenn doch jetzt Josi bei mir wäre.
Dann wüßte ich mehr. Viel mehr. Also vertraute ich diesmal auf ihre
Eingebung. Er führte mich erst zu den Toiletten, dann weiter zu einer
Türe und weiter eine Treppe hinab. Plötzlich fand ich mich hinter der
Bühne wieder. Hier erwartete mich der Mann, welcher vorhin mit ihnen
geredet hatte. Na, das konnte ja heiter werden. Ich kann doch kein
indisch. Doch er sprach mich in fehlerfreiem Deutsch an. Er führte mich
in einen Raum und sagte, daß ich dieses Gewand dort anziehen solle. Die
Prinzessin käme auch gleich. Dann verschwand er. Schulterzuckend zog
ich mich langsam um. Einige Minuten später kam Manjula herein.
Eigentlich wollte ich sie sofort küssen. Aber sie sagte nur: "Keine
Zeit. Hilf mir aus dem Sari". Mitten in dieser Aktion, wobei ich
Manjulas nackten Busen zum ersten Mal bei hellem Licht sah, klopfte es
leise. Ein Mädchen trat schüchtern ein und brachte Schmuck für sie. Als
sie Manjula sah, leuchteten ihre Augen und sie sagte etwas, was ich
natürlich "nicht" verstand. Manjula lächelte. Doch dann zeigte das
Mädchen auf Manjulas Beine. Und nach einigen Sekunden entledigte sich
Manjula auch ihrer Strumpfhose. Und während Manjula ihr Haar zu einem
Zopf machte, legte das Mädchen ihr den Schmuck an die Fußgelenke. Jetzt
sah ich, daß an diesen Fußkettchen kleine Glöckchen hingen. Nachher
kamen noch Armkettchen, ebenfalls mit kleinen Glöckchen an die
Handgelenke und an ihren Fingern kleine Becken, da klopfte es auch
schon.
Leider hatte ich keine Zeit ihn zu küssen. Schade. Aber der Krieg ging
vor. Es machte mir nichts aus, das er mich heute im hellen nackt sah,
sah man von Höschen und Strumpfhose ab. Als ich fast fertig war, sagte
das Mädchen, welches mit dem Schmuck gekommen war, daß ich mit der
Strumpfhose auf dem Parkett nicht tanzen könnte. Also zog ich die auch
aus. Fast fertig, klopfte es. "Noch 3 Minuten", tönte es von der
anderen Seite der Türe her. "Was hast du vor?", fragte er mich. "Das
erklär ich dir noch. Aber nicht jetzt."
Als sie fertig war, öffnete sie die Türe. Sofort kamen 2 Bodyguards in
den Raum und sicherten den Schmuck und ihren Sari. Nur Igor blieb
draußen und lächelte sie an.
"Aas.", flüsterte Igor mir zu. Ich schlug ihm lachen auf den Arm. Wir
wurden an den Rand der Bühne gebracht. Der Leiter nahm Thomas mit und
sagte ihm, was er machen mußte. Sich zu den beiden anderen setzen und
so tun, als ob er sturzbetrunken wäre. Lallen, schwanken und das Glas
austrinken. Und wenn die Prinzessin vor ihm war, solle er schlagartig
nüchtern werden. Den Rest kenne er ja. Ja, den kannte er. Und er kannte
ihn sehr gut. Laut Programm sollte als erstes einer unserer
einheimischen Tänze aufgeführt werden. Danach würde eine
Gesangsdarbietung kommen. Als letztes wieder ein Tanz. Das Lied war
fast zu Ende, da flüsterte ich Thomas zu: "Ich liebe dich". "Ich dich
auch.", flüsterte er zurück. Doch dann sah ich ihn mit ernstem Gesicht
an. "Dann geh raus, und zeig es mir." Sekunden später verlosch das
Licht. Die Musiker blieben auf der Bühne, während die Sänger diese
verließen. Auf ein Zeichen des Leiters hin, stürmten die beiden Jungen
mit Thomas auf die Bühne. Auf die markierten Stellen auf der Bühne
legten sie ihre Sitzkissen und setzten sich. Drei andere Mitglieder des
Ensembles brachten den kleinen silbernen Tisch, die Flaschen und
Gläser. Dann ließen sie die drei alleine auf der Bühne. Als das Licht
wieder anging, saßen dort drei Betrunkene an einem Tisch und grölten.
Der Plan meiner Tochter schien mir gut durchdacht zu sein. Ich wußte um
das Geheimnis des Tanzes, wie jeder Inder darum wußte. Sie würde so
meiner Frau schonungslos das zeigen, was sie fühlte. Es war mir klar,
daß meine Frau sofort aufspringen würde. Es gab zwei Möglichkeiten für
mich. Die erste war, sie zu bitten, daß sie bis zum Schluß zuschauen
solle und erst etwas sagen solle, wenn Manjula wieder bei uns war und
sie in ihre Augen geschaut hatte. Die zweite Möglichkeit war, es ihr zu
befehlen. Ich war der Maharadscha. Sie meine Frau. Auch wenn sie die
Maharani war, sie war meine Frau. Und somit hatte sie mir zu gehorchen.
Tat sie es nicht, konnte ich sie sofort, und damit meine ich sofort,
verstoßen. Sie hätte schon diese Nacht woanders schlafen müssen.
Jedenfalls nicht in unserem Haus. Also versuchte ich es mit der Bitte.
Denn ich liebte sie zu sehr, um es ihr zu befehlen. "Schatz?" "Ja."
"Ich habe eine große Bitte an dich." "Alles was du willst." "Es ist
aber eine mehr als große Bitte." "Egal." "Wirklich?" "Ja, mein Fürst."
"Wenn Manjula gleich tanzt, schau bitte bis zum Ende zu und wenn sie
zurückkommt, dann schau in ihre Augen." "Was meinst du?" "Das, was ich
gerade gesagt habe." "Ich weiß nicht.", antwortete sie argwöhnisch. Ich
nahm ihre Hand in die meine. "Ich bitte dich." "Was hat das zu
bedeuten!", sagte sie, jetzt schon fast ärgerlich. Schweren Herzens
besann ich mich auf die zweite Möglichkeit. "Ich habe dich um etwas
gebeten. Aber ich glaube nicht, daß du meine Bitte erfüllen wirst. Ich
habe dir noch nie etwas befohlen. Doch jetzt befehle ich es dir. Du
schaust dir den Tanz an, und wenn die Beiden zurück sind, sagst du
keinen Ton." Sie zuckte zusammen. Ich hatte ihr noch nie einen Befehl
gegeben. Und wir kannten uns schon seit Kindertagen. Gehorsam nickte
sie und drehte sich zur Bühne hin, wo die letzten Takte des Liedes
verklangen. Die Bühne wurde dunkel und eine halbe Minute später ging
das Licht an. Die Trinker saßen dort und meine Königin zuckte deutlich
zusammen. Sie wußte was kam. Und als im Klang der Musik Manjula auf die
Bühne kam, preßte sie meine Hand so fest, daß es schon schmerzte.
Ich war entsetzt! Das war noch nie passiert. Noch nie hatte er mir etwas
befohlen. Und gerade daß er dies jetzt machte, das machte mich mehr als
nur mißtrauisch. Aber ich mußte mich fügen. Ich wollte ihn doch nicht
verlieren. Dafür bedeutete er mir viel zu viel. Und das wäre der Fall
gewesen, wenn ich ihm nicht gehorchte. Also schaute ich zur Bühne hin
und wartete, auf das, was dort geschehen würde. Als das Licht anging
und ich die Dekoration sah, der Tisch, die Flaschen, die drei Trinker,
da wußte ich was Manjula uns zeigen würde. Und nun sah ich auch Thomas
wieder. Ich hatte, abgelenkt von meinem Mann, nicht an ihn gedacht.
Sonst wäre mir sofort aufgefallen, daß er schon so lange abwesend war.
Und da er an dem Platz saß, wußte ich auch, mit wem sie ihn tanzen
würde. Und so würde ich nun tatenlos zusehen müssen, wie die Beiden den
erotischsten und liebevollsten Tanz unseres Landes aufführten. Ich
zitterte vor Wut. Doch je weiter der Tanz vorschritt, um so mehr spürte
ich, wie ernst sie es damit meinten. So innig, so zärtlich, so
liebevoll wie die Beiden ihn tanzten, so konnte man ihn nicht "nur"
tanzen. Als die letzten Takte anbrachen standen sie sich gegenüber.
Meine Tochter flüsterte ihm etwas zu und er antwortete ihr. Ich konnte
meine Gefühle kaum im Zaum halten, als ich sah, wie sie ihn daraufhin
glücklich anlächelte und - weinte!
Thomas spielte den Besoffenen wunderbar. Und erst, als ich mit dem
Rücken vor ihnen stand, in die Knie ging und meinen Körper so weit
zurückbeugte, das er mir nicht nur tief in meinen Ausschnitt, sondern
auch in meine Augen schauen konnten, da wurde er schlagartig nüchtern.
Ich glaube, wenn er wirklich betrunken gewesen wäre, jetzt wäre er auch
nüchtern geworden. Die weiteren Schritte führten mich hinter ihn. Er
drehte sich auf dem Sitzkissen herum und ich streckte ihm meine Hände
entgegen, half ihm aufstehen. Der Rest des Tanzes ist zu schwer zu
beschreiben. Obwohl er für Thomas an sich sehr einfach ist, ist er für
mich mit vielen Schritten und Bewegungen verbunden. Es lief darauf
hinaus, daß wir anfangs meist auseinander standen und ich immer wieder
zu ihm hin und wieder fort tanzte. Dennoch kamen wir uns mit der Zeit
immer näher, bis wir den Körper des anderen berührten ohne ihn wirklich
zu berühren. Dabei ständig nur in die Augen schauend. Das war das
Wichtigste bei diesem Tanz. Erotische Körper, aber nur Augen für die
Augen des Anderen habend. Einmal tanzte er hinter mir und mein Körper
bekam plötzlich vier Arme und vier Hände. Unsere Finger, sie waren die
einzigen Körperstellen die sich schließlich berührten, verknoteten
sich. Später auch unsere Arme, um sich wenige Sekunden später wieder zu
lösen. Am Schluß mußten wir nur still gegenüber stehen. Nur Zentimeter
voneinander getrennt, an unseren Händen haltend. Die letzten 5 Takte
mußten wir so regungslos voreinander stehen bleiben und schauten uns in
die Augen. "Ich liebe dich", flüsterte ich leise. Lächelnd sagte er:
"Ich dich auch. Bis an mein Lebensende." Das Verräterpack schien noch
immer aktiv in meinen Kampf einzugreifen. Denn kaum hatte er dies
gesagt, mußte ich weinen. Der Applaus war wirklich enorm. Wie
verbeugten uns mehrere Male, wobei er mich immer wieder in den
Vordergrund schob. Und das mit meinen verweinten Augen. In dem Raum, wo
wir uns umgezogen hatten, bedankte ich mich für das was er gesagt
hatte, mit einem sehr langen Kuß. Nachdem wir uns dort wieder ungezogen
hatten, er hatte mir meinen Zopf wieder gelöst, schenkte mir eines der
Mädchen den Fußschmuck und legte ihn mir wieder an. Ich nahm sie dafür
fest in meine Arme und bedankte mich. Dann wurden wir unter
Geleitschutz zurück zu unserem Tisch gebracht. Erneut erhielten wir
einen Applaus. Zwar freute ich mich über diesen Erfolg, aber ich wußte
auch, daß die nächsten 5 Minuten über unsere weitere Zukunft
entscheiden würden. Mit feuerrotem Gesicht setzte ich mich hin und
schaute Mama an. Plötzlich sah ich Mamas offene Hand auf dem Tisch auf
mich zu kommen. Ich legte meine in ihre hinein. Da hörte ich sie sagen:
"Ihr ward wundervoll."
Als sie wieder bei uns waren schaute ich Manjula fest in die Augen. Man
konnte noch immer sehen, daß sie sehr geweint hatte. Aber noch etwas
anderes konnte ich in diesen Augen sehen. Angst! Angst vor dem, was ich
jetzt sagen würde. Aber noch etwas konnte ich sehen. Sie wartete auf
eine Reaktion meinerseits und - sie war glücklich. Sehr glücklich.
Langsam schob ich meine Hand über den Tisch zu ihr. Sie legte ihre
hinein und ich umfaßte sie. Und obwohl ich nicht reden durfte, sagte
ich: "Ihr ward wundervoll." Mein Mann ließ meine Hand los, aber ich
griff sofort nach. Ich brauchte seine Hand, wie ich auch Manjulas Hand
brauchte. Schließlich flüsterte ich lächelnd: "Von mir hast du das aber
nicht." Manjula sah ihren Vater an. Wenige Sekunden später mußten die
beiden lachen. Es war mir klar, daß sie es von ihm hatte. Solche
Eskapaden und noch schlimmere hatte er in seiner Jugend angestellt, um
mit mir zusammen zu sein. "Willst du reden?", flüsterte ich ihr zu. Sie
nickte. "Dann komm." Wir standen auf und gingen zur Toilette. Doch wir
blieben auf dem Gang in einer Ecke stehen.
Daß Mama so verständnisvoll war, erstaunte mich. Und als sie mich
fragte, ob ich reden wolle, da wußte ich, daß ich ihr nun alles sagen
mußte. Keinerlei Geheimnisse mehr. Denn sonst wäre sie doch noch böse
mit mir geworden.
Als ich den beiden ängstlich hinterher sah, beruhigte mich ihr Vater.
"Sie reden nur. Und du kannst dir sicher sein, du siehst Manjula auch
weiterhin. In der Schule, bei euch, und auch in der Scheune." Mein
Gesicht lief knallrot an. Was wußte er? Er hatte gerade die Scheune
erwähnt. Wußte er denn auch, daß wir in der in der Scheune auf dem
Heuboden gewesen waren? Wußte er vielleicht auch den Rest?
"Im Gegensatz zu meiner Frau, hat Manjula mir alles gesagt. Wirklich
alles. Thomas, solange die Reporter nicht wissen wo ihr seid und was
ihr macht, ist mir das egal. Ich sehe wie glücklich sie mit dir ist.
Und das ist für mich das Wichtigste. Ich weiß, daß es zwischen euch
über kurz oder lang zu mehr kommen wird. Zu viel mehr. Das weiß ich.
Ich war ja schließlich auch mal jung. Wann und wo ihr dies macht,
spielt keine Rolle. Und ich werde euch deswegen auch keine Vorwürfe
machen. Und ich glaube, daß meine Frau auch so denkt. Ihr seid beide
alt genug um euch über die eventuellen Konsequenzen im Klaren zu sein.
Auch wenn Manjula das nicht weiß, ich weiß daß sie die Pille nimmt. Ich
bitte dich nur ihr nicht weh zu tun. Aber ihr müßt euch auch darüber im
Klaren sein, das nach dem heutigen Abend die Reporter hinter euch her
sind. Auf unserem Grundstück seid ihr sicher. Solange sie nicht auf der
Mauer hocken. Aber Igor wird sich ihrer annehmen. Er, oder einer der
anderen. Bei dir Thomas oder in der Schule sieht das anders aus. Seid
euch im Klaren darüber, daß eine Entdeckung Konsequenzen haben könnte.
Ein Skandal wäre die Folge. Egal ob sie Beweise haben oder nicht. Ein
Begrüßungskuß wird schnell zum Vorspiel. Eine Umarmung, von der einen
Seite fotografiert, ist von der anderen Seite her schon eine Berührung
unter ihrem Pulli und sexueller Natur. Mit persönlich wäre das völlig
egal. Ich bin Inder. In meinem Land ist ein Mädchen oft schon mit 12
verheiratet, oder beginnt Erfahrungen zu sammeln. Aber das verstehen
die hier nicht. Aber meine Hauptsorge gilt euch. Die Reporter können
einem arg zusetzen. Eure Beziehung wäre nicht die Erste, welche durch
Reporter auseinanderbricht. Also denk du wenigstens an die Reporter,
wenn sie nicht daran denkt. Und wenn es bei euch soweit ist, dann
möchte ich, daß ihr euch einen sicheren Platz dafür sucht."
Ich nickte nur erstaunt. Das, was er mir soeben gesagt hatte, das glich
einem Freibrief mit Manjula zu schlafen. Vorausgesetzt, sie wollte mit
mir schlafen. Doch so wie ich sie kannte, wollte sie. Das gab sie mir
gerade in der letzten Zeit zu oft zu spüren. Ständig lagen wir mit
nacktem Oberkörper im Heu. Und sie schien zu spüren, daß er steif
wurde. Und sie schien es gerne zu spüren.
Auf dem Gang vor den Toiletten, wo ich vor kurzem noch den Plan
ausgeheckt hatte, erzählte ich Mama von uns. Erzählte ihr vom ersten
Blick in der Klasse. Das er als einziger nicht auf meinen Busen,
sondern in mein Gesicht gestarrt hatte. Vom zufälligem Treffen auf der
Mauer. Von meinen Gefühlen, als ich in seinem Anorak, von ihm gehalten,
zugehört und eingeschlafen war. Ich sah, wie Mama sich in diese
Situation hineindachte. Denn ihre Augen bekamen ein Leuchten. Ich
erzählte vom zweiten Treffen. Vom dritten. Und so weiter. Welche
Gefühle er in mir erweckt hatte, ohne es selbst zu wissen. Mama nickte
wissend. Als sie von meinem Krieg und wie ich ihn "erlegt" hatte hörte,
lachte Mama hell auf und meinte nur, daß ich ein durchtriebenes Weib
wäre und daß sie nun ganz genau wüßte, von wem ich das hätte. Der
Schluß bestand allerdings auch aus der Mitteilung, daß er meine Brüste
streichelte. Und wie ich es geschafft hatte, ihr mit Hilfe des Tanzes
zu zeigen, was wir füreinander empfanden. Als ich geendet hatte nahm
sie mich in ihre Arme. "Wenn du glücklich bist." "Das bin ich." "Dann
werde ich euch nicht im Weg stehen. Aber nur unter einer Bedingung."
"Welche?" "Ich will seine Eltern kennenlernen." "Natürlich." Doch dann
stutze ich. Ich schaute sie fragend an, dann ging mir ein Licht auf.
"Und auch die Pferde?" Als sie daraufhin nickte, lachte sie. Natürlich
wollte sie auch die Pferde sehen. Wir wollten gerade zurück, da kamen
sie schon zu uns. Reporter! Wir wunderten uns schon, wieso sie so lange
gebraucht hatten. Denn natürlich schienen sie gespürt zu haben, daß
dieser Tanz eine bestimmte Bedeutung hatte. Doch wir antworteten ihnen
nur ausweichend. Und so war es nicht verwunderlich, daß man tags drauf
ihre Vermutung als Tatsache ausgewiesen lesen konnte. "Prinzessin
heimlich verlobt!". Etwas, was sie an diesem Abend aus keinem Munde
gehört haben konnten. Zumal es ja gar nicht der Fall war. Aber von
alldem wußten wir an diesem Abend noch nichts. Wir gingen zurück zum
Tisch und als um neun der erste Teil der Darbietungen vorbei war, wurde
getanzt. Grünes Licht von Mama besitzend, zerrte ich ihn regelrecht vom
Stuhl. Mama lachte. Noch! Denn die ersten Tänze waren ganz normale
Standardtänze. Aber nach etwa 20 Minuten kam das, worauf ich
sehnsüchtig gewartet hatte. Wir Jugendlichen würden dazu "Klammerblues"
sagen. Und wir beide klammerten! Einmal sah ich zu unserem Tisch
hinüber. Mamas Augen waren schon größer als Wagenräder. Und als ich
Thomas auch noch auf den Hals küßte, da schüttelte sie lachend den
Kopf. Die nächsten Tänze machten sie dann auch mit. 3 hielten sie
durch. Und als wir nach weiteren 7 zum Tisch kamen, schüttelte Mama den
Kopf. "Wie haltet ihr das nur durch? Mir haben schon nach zweien die
Füße gebrannt." "Training.", kicherte ich nur. Wir haben uns noch eine
Weile unterhalten, da klopfte plötzlich jemand der hinter mir stand auf
den Tisch. Erschrocken blickte ich mich um und bekam fast einen
Herzinfarkt. Hinter mir stand Chris Rea! Und auf dem Arm hatte er seine
Tochter Josephine. Neben ihm stand seine Frau und auf ihrem Arm hielt
sie Julia. Die beiden, gerade 9 und 3 Jahre alt blickten mit ihren
großen hübschen Augen zu mir herunter. Und süß waren die! Am liebsten
hätte ich sie sofort mitgenommen. Klar, daß Papa sie an unseren Tisch
bat. Thomas mußte mit mir den Platz tauschen, damit ich neben Chris und
Josephine saß. Aber er verstand es. Und dieser Wechsel hatte zum
Erfolg, das ich, als er auf die Bühne mußte, Josephine auf meinem Schoß
hatte. Er sang nur drei Lieder. Später erfuhr ich, daß er sein
Arrangement umgeändert hatte, nachdem er erfahren hatte, daß ich auch
hier war. Als erstes sang er das Lied, was er für seine Frau
geschrieben hatte. Stainsby Girls. Einer der Scheinwerfer strahlte sie
währenddessen an. Als er das Lied für seine Josephine sang, brachte ich
sie dazu, zu ihrem Vater zu laufen. Das Publikum fand dies so süß, das
er einen mächtigen Applaus bekam. Aber als er Julia sang, mußte ich mit
seiner Frau kämpfen, bis das sie mir Julia überließ. Ich ging einfach
zu ihm hin und drückte ihm sein kleines Mädchen in den Arm. Er konnte
kaum mehr singen, so gerührt war er von dieser Geste. Demzufolge war
sein Applaus gigantisch. Bevor sie gingen luden wir sie zu uns ein. Und
einen Monat später besuchten sie uns. Im Sommer waren wir dann bei
ihnen. Um zwei fuhren wir schließlich nach Hause. Doch jetzt lag Thomas
Arm um mich und ich drückte mich fest an ihn. Auch hatte ich ihn im
Wagen geküßt. Nicht so, wie wir es taten wenn wir alleine waren. Aber
meine Eltern konnten schon sehen, wie glücklich ich mit ihm war. Vor
allem Mama. Denn als ich Mama ansah, lächelte sie mich nickend an.
Thomas würde diese Nacht bei uns schlafen. Mama hatte mir einen
fragenden Blick zugeworfen als wir nach oben gingen. "Vielleicht in
einem Bett. Aber "das" nicht.", flüsterte ich ihr zu. "Sicher?" "Ja
Mama."
19 Die erste Nacht 177
Als wir zu Hause waren, führte ich Thomas in sein Zimmer. Oh! Das ist ja
ein Zufall! Sein Zimmer hatte eine Verbindungstüre, die zu meinem
Zimmer führte. "Wenn was ist, dann kannst du zu mir kommen.", flüsterte
ich verheißungsvoll. Doch er nickte nur. Dafür knutschen wir noch eine
lange Zeit. Zwar drückte ich ihn leicht in Richtung seines Bettes, aber
er rührte sich nicht. Und ganz zu offensichtlich wollte ich es nun auch
nicht machen. Schließlich ging ich in mein Zimmer und lehnte die
Verbindungstüre nur an. Ich wußte doch nur zu gut, daß sie von selbst
wieder aufging. Und so würde ich ihn und er mich sehen können. Vor
allem beim ausziehen. Aber ich tat so, als wenn ich dies nicht bemerkt
hatte. Ich wußte zwar nicht wie er nackt aussah, aber ich war mir mehr
als sicher, daß er es jetzt von mir wußte.
Natürlich hatte ich ihr bestimmendes drücken gespürt. Und ich wußte
auch, daß in der Richtung mein Bett stand. Doch das wollten wir doch
noch nicht. Also blieb ich standhaft. Dennoch mußte ich mich über mich
selbst wundern. Bevor ich Manjula kennengelernt hatte, da wäre ich
derjenige gewesen, der zum Bett hin gedrückt hätte. Manchmal dachte
ich, daß sie mein Leben völlig umkrempelte. Jedenfalls in der
Beziehung. Schließlich ließen wir voneinander ab. Sie ging in ihr
Zimmer und schloß die Türe. Als ich mich auszog blickte ich zufällig zu
jener Türe hin, da weiteten sich meine Augen. Denn langsam öffnete sie
sich von alleine immer weiter und bescherte mir einen Blick in eine
andere Welt. Manjulas Schlafzimmer. Und es war wirklich wie ein Blick
in eine andere Welt. Überall sah man Indien. Sitzkissen, Teppiche, ein
kleines Tischchen, ein Schminktisch. Und alles mit diesen indischen
Ornamenten versehen. Und ein Bett! Aber das war Wahnsinn. So breit wie
meines. Nein, noch größer. Das hier in meinem Zimmer maß 2 mal 2 Meter.
Und ihr Bett da drüben schien noch weitaus größer zu sein. Die
Bettwäsche, das konnte ich genau sehen, war aus Satin. Und über allem
war ein Moskitonetz ausgebreitet. Und dann sah ich sie. Manjula hatte
bereits ihren Rock und das Oberteil ihres Saris ausgezogen und stand
mit blanken Busen, mit Strumpfhose und Höschen im Raum. Ihren Busen
hatte ich ja eigentlich schon oft gesehen und auch gespürt. Vorhin erst
auf der Gala hatte ich ihn das erste Mal bei hellem Licht gesehen. Hier
in ihrem Zimmer war das Licht aber etwas gedämpfter. Fast schon so wie
in der Scheune. Sie zog ihre Strumpfhose aus und legte sie auf den
kleinen Sessel. Jeden Augenblick würde ihr Höschen zu Boden fallen und
sie würde völlig nackt im Raume stehen. Ich wußte nicht ob sie wußte,
daß ich sie sehen konnte. Das sich die Türe geöffnet hatte. Darum
drehte ich mich schnell herum, noch bevor ihr letztes Kleidungsstück zu
Boden fiel. Ich wollte nicht, daß sie mit mir schimpfen würde, wenn
alles doch nur ein Zufall gewesen war. Ich hatte einen Schlafanzug
dabei, den ich meinerseits anzog. Als ich ins Bett ging, sah ich, daß
sie ihr Licht schon gelöscht hatte. Ich ging ins Bett und löschte
ebenfalls das Licht. Doch ich war nicht müde und dachte an den
vergangenen Abend. An den Tanz, die Tänze danach, das Gespräch mit
ihrem Vater. Irgendwann hörte ich sie meinen Namen sagen. Ich
antwortete ihr, doch sie schien mich nicht zu hören. Als sie mich
erneut rief, stand ich auf und ging zu ihr. Als sie mich sah, hob sie
die Bettdecke hoch. "Komm zu mir.", flüsterte sie. "Das geht doch
nicht." "Komm." "Aber." "Bitte. Oder muß ich wieder darum kämpfen. Du
weißt, daß du verlieren wirst." "Das glaube ich diesmal nicht." Ich
drehte mich herum und ging in mein Bett. Doch gerade als ich die Decke
über mich schlagen wollte, war sie heran und sprang zu mir ins Bett.
"Manjula!" "Wie schlafen nicht miteinander." "Nein?" "Nein. Aber
zusammen." "Und was ist, wenn wir überrascht werden?" "Wobei?" "Das wir
in einem Bett liegen." "Solange wir nicht zu weit gehen, macht das
nichts." "Sicher?" Ich dachte an das Gespräch mit ihrem Vater. "Ja. Da
bin ich mir sicher." "Na gut. Aber wohl ist mir nicht dabei." "Möchtest
du denn mit mir schlafen?" "Wie meinst du das? Zusammen oder
miteinander?" "Beides." "Zusammen? Ja. Miteinander? Ja. Aber nicht
schon heut nacht." "Dann ist ja alles in Ordnung. Kommst du jetzt zu
mir ins Bett? Das hier ist so klein." "Klein? Das ist ein Doppelbett!"
"Ja, ich weiß. Also klein." Sie stand auf und zog mich an der Hand vom
Bett fort und in ihr Zimmer.
Es dauerte nicht lange um ihn zu überreden. Ich wußte doch, daß er gerne
mit mir schlafen wollte. So und auch so. Schließlich spürte ich sein
Geschlecht an meinem Körper wenn wir im Heu lagen, oder wenn wir uns
umarmten. Ja sogar wenn wir uns nur küßten. Neugierig auf das was er
dort verbarg war ich schon lange. Aber die Vorfreude ist bekanntlich ja
die schönste Freude. Und wenn dies nicht so wäre, dann hätte ich ihn
schon längst an mich gelassen. Aber eigenartigerweise dachte ich von
ihm dasselbe. Er schien es zu wollen, war aber nicht bereit es jetzt
schon zu tun. Angst vor Entdeckung konnte es nicht sein. Dazu wußte er
zu genau, das Josi uns im Stall nicht besuchen kam. Und zu oft waren
seine Eltern nicht zu Hause gewesen, während wir im Heu lagen. Er wußte
also, daß wir es hätten tun können, ohne dabei erwischt zu werden. Also
waren wir uns in dieser Beziehung einig. Wir wollten es tun, wollten
aber noch damit warten. Und das fand ich schön. So würde unsere "erste
Nacht", ich hoffte daß es in der Nacht geschehen würde, daß unsere
"erste Nacht" völlig ungeplant stattfinden würde. Jetzt hatten wir auch
darüber geredet. Und ich war mir sicher, daß es in dieser Nacht nicht
passieren würde. Also konnten wir ohne Gefahr zusammen ins Bett gehen.
Vor meinem Bett blieb ich stehen und machte die kleine Lavalampe an.
Voller Stolz sagte ich: "Das ist ein breites Bett!"
Nun ja. Da mußte ich ihr recht geben. Dieses Bett war wesentlich größer.
Sie stieg in ihr Bett und hielt mir erneut ihre Decke hoch. "Bitte."
Dieses süße kleine Aas blickte mich doch jetzt wahrhaftig genauso an,
wie es Josi immer machte, wenn sie um etwas bettelte. Aber mannhaft
wiederstand ich und - kam zu ihr unter die Decke. Sie schmiegte sich
sofort an mich an und ich genoß ihren Körper an meinem. Einzig ihre
harten Brüste drückten ein wenig. Aber dies kannte ich ja schon. Wir
schmusten sofort und küßten uns. Dennoch, in dieser Nacht war alles
anders. Unsere Küsse waren irgendwie freier. Wir schienen zu spüren das
wir unbeobachtet waren, ungestört sei würden. Zumindest bis zum Morgen.
Doch an den dachten wir noch nicht. Ihr dünnes Nachthemd war kein
Hindernis für meine Hände. Und das Oberteil meines Schlafanzugs hatte
sie auch sehr schnell aufgeknöpft. Während sie es mir auszog saßen wir
uns im Bett im Schneidersitz gegenüber. Kaum hatte sie es mir
ausgezogen, da hob sie ihre Hände. Ich verstand sofort was sie wollte
und zog ihr das kurze Nachthemdchen aus. Kaum hatte ich es ihr über den
Kopf gezogen und es neben dem Bett auf mein Oberteil fallengelassen, da
ergriff sie meine Hände und führte sie zu ihrem Busen.
Seine Hände waren viel zärtlicher als sonst, als sie meine Brüste
berührten. Sehr viel zärtlicher. Und das, obwohl er schon immer sehr
zärtlich zu meinen Brüsten gewesen war. Und nicht nur zu ihnen. Doch in
dieser Nacht war alles ganz anders. Wir hatten sehr lange im Bett
voreinander gesessen und uns geküßt, während er meinen Busen
streichelte. Ich rührte keinen Finger. Ich genoß seine. Solange, bis
ich zitterte und meine Erlösung bekam. Er wußte genau, daß ich gekommen
war und streichelte nun nur noch mein Gesicht. Schließlich hielt ich
seine Hand fest und küßte sie. Dann drückte ich ihn rückwärts ins Bett.
Seine Beine, gerade noch im Schneidersitz, legten sich außen an mich.
Ich gab ihm noch einen langen Kuß, dann flüsterte ich ihm ins Ohr:
"Schließ deine Augen und mach sie erst auf, wenn ich es dir erlaube."
Er schloß auch sofort seine Augen und ich gab ihm noch schnell einen
Kuß. Dann erhob ich mich, um aus dem Bett zu steigen. Doch da blieb
mein Blick an dem Eingriff seiner Schlafanzughose hängen. Und aus
dieser Öffnung ragte etwas heraus. Und dieses "Etwas" war nicht gerade
dünn. Und von klein, davon konnte hier nicht die Rede sein. Wirklich
nicht. Nur zu gerne hätte ich ihn jetzt angefaßt. Aber das wäre der
Anfang von etwas gewesen, dessen Ende wir doch noch nicht tun wollten.
Nur wiederwillig riß ich meine Augen von diesem Anblick fort. Und damit
ich nachher diesen Anblick noch hatte, schob ich schnell noch ein: "Und
rühr ja keinen Finger" hinterher. Er nickte nur und ich ging zu meiner
Anlage. Zuerst drehte ich die Lautstärke auf Null. Erst dann schaltete
ich sie ein. Dann aktivierte ich den Plattenspieler und startete ihn.
Noch auf Wiederholung gedrückt, dann war ich hier fertig. Als nächstes
ging ich zum Sandkasten und nahm eine Handvoll verschiedener
Räucherstäbchen. Narde, Styrax, Sandelholz, Deodar, Weihrauch, Mastix,
Bdellium und andere. Diese zündete ich an und steckte sie dann in den
Sandkasten. Mein nächstes Ziel war mein Schminktisch. Hier nahm ich
etwas Parfüm, ein Gemisch aus Patschuli und Moschus, das ich auf meine
Brüste, den Busen und den Hals auftrug, dann war ich hier auch fertig.
Als ich wieder am Bett stand fiel mein erster Blick auf seine Hose.
Noch immer ragte dort etwas heraus. Zufrieden lächelte ich. Mit der
Fernsteuerung stellte ich die Musik etwas lauter, sodaß man sie gerade
noch wahrnehmen konnte. Dann stieg ich über ihn.
Sie hatte gesagt ich solle die Augen schließen, und ich hielt sie
geschlossen. Sie sagte, daß ich keinen Finger rühren solle. Und dies
tat ich auch nicht. Und während ich so da lag, mit meinen geschlossen
Augen, übernahmen plötzlich meine Ohren deren Aufgabe. Ich hörte sie
auf dem dicken Teppich sich entfernen. Plötzlich hörte ich ein leises
"Ratschen", dann das Drücken einiger Tasten und zwei weitere Geräusche.
Dann war es wieder still. Doch plötzlich hörte ich Streichhölzer
aufflammen. Sie wird mich doch jetzt wohl nicht verbrennen? Ich war
doch noch nicht tot. Da roch ich etwas. Es roch sehr fremdartig, und
dennoch bekannt. Den Geruch von Weihrauch konnte ich ausmachen. Und den
von Sandelholz auch. Doch den Rest kannte ich nicht. Aber alles
zusammen roch wunderbar und Geheimnisvoll. Da hörte ich sie langsam
näher kommen, aber nicht in meiner Richtung. Und plötzlich war da noch
ein anderer Geruch. Ein sehr schwerer und sehr süßer Geruch. Da hörte
ich mit einem Male auch sehr, sehr leise Musik. Und dann spürte ich
ihre Beine. Sie setzte sich über mich auf meinen Bauch und klemmte so
meine Arme mit ein. Doch als sie sich setzte, spürte ich etwas, was mir
mehr als peinlich war.
Als ich mich langsam auf ihn herab ließ, spürte ich sein Glied an meinem
Po. Wie es an meinem dünnen Höschen entlang glitt. Thomas zitterte ein
wenig und ich spürte wie sich dieses Teil von ihm noch härter gegen
meinen Po drückte. Aber das war mir egal. Damit wollte ich mich noch
nicht befassen. Auch wenn die Versuchung noch so groß war. Im wahrsten
Sine des Wortes "groß". Ich nahm das Öl, welches ich von meinem
Schminktisch mitgenommen hatte und fing an, seine Brust damit
einzureiben und es darauf zu massieren. Sehr sanft und sehr, sehr
langsam glitten meine Hände über seine Brust. Hin und wieder beugte ich
mich vor, um sein Gesicht zu küssen. Vermied es aber seinen Lippen zu
nahe zu kommen. Nur rieben bei diesen Bewegungen mein Po und das dünne
Höschen ständig an seinem Penis entlang. Thomas zitterte immer öfter
und auch immer stärker. Ich wunderte mich schon wieso dies der Fall
war, da bäumte sich sein Oberkörper auf und er zuckte, dann fiel er
zurück und er zuckte nur noch. Noch bevor ich ihn fragen konnte was los
wäre, da spürte ich es schon. Schwere und heiße Tropfen klatschten auf
meinen Rücken. Er hatte eine Erlösung. Ich hatte ihm eine Erlösung
geschenkt Ich hatte es geschafft! Dazu noch ohne ihn anzufassen, was
ich bestimmt lieber gemacht hätte. Aber so war es auch in Ordnung. Ich
war so glücklich. Ich blieb ruhig auf ihm liegen, bis das er fertig
war. Schließlich flüsterte ich ihm zu, daß dieses weiße Gold des
Glückes, Mädchen eine sehr sanfte Haut bescherte. Das verstand er
sofort. Er zog seine Hände aus der Umklammerung meiner Beine und, ohne
Scheu und Ekel, verrieb er seine dicken Tropfen über meinen Rücken.
Meinen gesamten Rücken. Schließlich hatte er mir ja genug davon
gegeben. Ich legte meine Beine auf seine und hielt so seinen
erschlaffenden Penis mit meinen Oberschenkeln fest umklammert. Sofort
richtete dieser sich wieder auf. Wir küßten uns noch lange und ich
spürte wie er immer härter wurde und zwischen meinen Beinen gegen
meinen Po drückte. Doch wir machten in dieser Richtung nicht weiter.
Zum Glück. Denn sonst wäre es um unseren Vorsatz geschehen. Ich legte
meinen Kopf an seinen Hals und er streichelte meinen Rücken. Das war
ein wundervolles Gefühl. Irgendwann wurden wir schläfrig. Ich war als
erste weg. Wie lange er noch wach war weiß ich nicht.
Zunächst war es mir sehr peinlich. Und ich konnte mir denken, wohin mein
Sperma geschossen war. Sie schien durch sich hindurch auf ihren Rücken
zu schauen. Doch dann flüsterte sie, daß dies gut für die Haut eines
Mädchens wäre. Das war mir neu. Wir Jungs sagten den Mädchen zwar
immer, daß es auf die Brust gespritzt werden müßte, damit sie größere
und festere Brüste bekamen. Aber dies war ja nur eine Ausrede, damit
wir an die Brüste kamen und auch abspritzen konnten. Leider war bisher
bei mir noch kein Mädchen darauf hereingefallen. Doch nun hörte ich von
ihr dasselbe. Also befreite ich meine Arme und verrieb es ihr über den
ganzen Rücken. So spürte ich, daß ich ihr eine große Menge gegeben
haben mußte. Es reichte für den ganzen Rücken. Vom Po, bis hinauf zu
ihren Schultern. Doch als sie ihre Beine um meinen Schwanz legte,
spürte ich wie er wieder wuchs. Doch jetzt war es mir nichtmehr so
peinlich wie früher. Es dauerte auch nicht lange, und sie war
eingeschlafen. Dennoch streichelte ich über ihren Rücken, bis ich
schließlich auch einschlief.
Am Morgen klopfte es. Schlaftrunken sagte ich "Herein", ohne zu
registrieren, daß wir noch immer so lagen, wie wir eingeschlafen waren.
Aber wenigstens waren wir zugedeckt. Mary kam mit dem Frühstück herein.
Doch als sie uns sah, murmelte sie ein "Bitte verzeiht Hoheit". "Komm
rein Mary. Und mach die Türe zu." "Jawohl Hoheit." "Und laß die Hoheit
weg. Wenn wir alleine sind sagst du doch auch Manjula zu mir." "Aber
ihr seid nicht alleine." Ich schaute auf sein Gesicht. "Thomas schläft
noch. Und er nennt mich doch auch Manjula. Was gibt es?" "Frühstück."
"Doch nicht im Bett. Sag meinen Eltern das wir herunterkommen." "Mach
ich." Sie nahm das Tablett wieder mit und ging. "Schatz?" Ich küßte ihn
sehr vorsichtig auf die Augen. "Schatz? Aufwachen." Zitternd öffneten
sich seine Augen. Als er mich sah lächelte er. "Stehst du demnächst
eine Stunde früher auf?" Fragend sah ich ihn an. "Wieso?" "Dann kannst
du mich jeden Morgen so schön wecken." "Mach ich. Aber sag das nicht
meiner Mutter. Die würde uns für verrückt erklären. Obwohl, ich glaube
sie würde es verstehen. Laß uns aufstehen. Es gibt Frühstück." Wir
wuschen uns schnell und zogen uns an. Dann gingen wir hinunter zum
Frühstück. 20 Reporter 187
"Morgen ihr Langschläfer. Na, gut geschlafen?", fragte Mama, als sie uns
sah. Wir schauten uns nur kurz an und wurden beide rot. Mama fragte
mich ob etwas passiert wäre, was sie vielleicht wissen müßte. Aber ich
sagte ihr, daß es noch nicht passiert sei. Lächelnd nickte sie und wir
setzten uns an den Tisch. Doch dann schimpfte sie mit Thomas. "Sag mal
was soll das? Dich mit Manjula zu verloben und ihr nicht mal einen Ring
zu schenken?" Erstaunt sahen wir uns an. "Da. Ließ." Sie legte ihm eine
Zeitung hin. Darauf prangte die Schlagzeile: "Prinzessin heimlich
verlobt!" Darunter ein Artikel, in dem es nur so von Vermutungen
wimmelte. Wir hätten den ganzen Abend nur getanzt und uns geküßt. "Die
Meute wartet schon draußen." "Und jetzt?", fragte ich schuldbewußt.
"Ihr könnt doch nichts dafür. Das haben die sich aus den Fingern
gezogen. Ich werde das schon richten. Da könnt ihr euch sicher sein.
Nur solltet ihr jetzt überlegen, was ihr heute macht?" "Wieso das?"
"Thomas muß heute nach Hause. Das ist schon mal sicher. Es gibt mehrere
Möglichkeiten. Entweder er bleibt bis heute abend, oder er fährt jetzt
mit dir, oder er fährt jetzt ohne dich. Das müßt ihr entscheiden."
"Jetzt noch nicht.", bettelte ich. "Das ist eure Entscheidung. Das
überlasse ich euch." Und sie überließ es uns. Zwar hatten wir an diesem
Tag nicht so viele Gelegenheiten miteinander zu knutschen, dennoch
kamen wir nicht zu kurz. Erst am späten Nachmittag bereiteten wir seine
Abreise vor. Roland hatte den ganzen Tag über ein Auto nach dem anderen
zum auftanken und waschen gefahren. Beim ersten Wagen fuhren sofort
einige der Reporter hinterher. Dann aber beschränkten sie sich, durch
die Scheiben in die Wagen hineinzusehen. Nur bei den beiden mit den
getönten Scheiben fuhren noch einige hinterher. Am Nachmittag hatte er
vier der sechs Wagen fertig. Der Mercedes und der Ferrari mußten noch.
Also stieg ich nach einer sehr langen und ausgiebigen Verabschiedung
von Thomas zu Igor in den Ferrari. Die Reporter staunten nicht
schlecht, als ich ohne meinen "Verlobten" im Wagen saß. "Ich fahre sie
zu ihm", hatte Igor zu ihnen gesagt, da ich auf ihre Fragen nicht
antwortete. So schnell wie die in ihren Autos waren. Als Autocorso
fuhren wir dann durch die Stadt. Nach einer halben Stunde hingen sie
noch immer an uns. Da fuhr Igor auf die Autobahn, gab Gas und sie waren
niemehr gesehen. An einem Rasthof fuhr er den Ferrari hinter das
Gebäude und lud mich zu einer Cola ein. Eigentlich durfte ich ja keine
Cola trinken. Und ich hatte mir auch noch nie eine gekauft. Das hatte
ich Mama versprechen müssen. Aber daß Igor mich nicht einladen durfte,
davon hatte sie nichts gesagt. Aber sie vermutete es auch nicht. Für
sie war Igor nur mein Bodyguard. Nicht mehr. Das wir richtige Freunde
geworden waren, seit ich ihm in die Nase gekniffen hatte, damals im
Sandkasten, das konnte sie sich nicht vorstellen. Auch nicht, daß wir
keine Geheimnisse voreinander hatten. Und erst recht nicht, das er viel
mehr von meinem Leben wußte als sie. Darum konnte er mit mir auch über
persönlichere Dinge reden. Genauso, wie es bei meinem Vater der Fall
war. Und so war ich auch nicht verärgert, als er mich fragte: "Und, wie
war deine Nacht?" "Wunderbar." "War es so schön wie du es dir
vorgestellt hast?" "Noch schöner. Obwohl das ja nicht passiert ist."
"Ich weiß." "Woher?" "Was meinst du wer dich nachts immer zudeckt, wenn
du unruhig schläfst? Wer nachschaut, ob deine Räucherstäbchen keinen
Großbrand auslösen?" Jetzt wußte ich, wer uns in der Nacht zugedeckt
hatte. "Danke." "Ihr beide saht so glücklich aus." "Also ich war es."
"Er auch." "Danke daß du mir das sagst."
Eine Viertelstunde später verabschiedete ich mich von ihren Eltern.
Roland, ihr Chauffeur, fuhr mich nach Hause. Da die Reporter alle
hinter ihr her waren, konnte ich ganz normal auf dem Rücksitz Platz
nehmen. Da wir meine Eltern informiert hatten, war der Empfang daheim
fast ganz normal. Mama lächelte nur. Josi hingegen freute sich
unheimlich. Sie kam mir an der Türe schon entgegengelaufen. Nur Papa
grinste. Lachend fragte er mich: "Na, wie fühlt man sich so als
Verlobter?" Am Abend kam Josi zu mir ins Bett. Sie kuschelte sich an
mich und fragte: "Darf ich mitkommen wenn du die Ringe kaufen gehst?
Ich weiß doch welche sie möchte."
Am folgenden Morgen lauerten sie schon frühmorgens vor dem Tor. Mama
hatte sie hereingebeten und nach dem Frühstück in der Bibliothek
empfangen. Dort saß ich mit Mama auf dem großen Sofa und hörte mir ihre
Fragen an, die auf mich herab prasselten. Schließlich sorgte Mama für
Ruhe. Doch bevor sie ansetzen konnte, sagte ich: "Ja, das geht sie
nichts an, ja, nein, das weiß ich noch nicht, das könnte sein, ja, ja,
nein, über ein Jahr, das ist eine Unterstellung." Während die Reporter
ratlos aus der Wäsche schauten, grinste Mama nur. Also redete ich
weiter. "Meine Herrschaften, wenn sie ihre Fragen ordentlich, wie es
sich gehört, einer nach dem anderen gestellt hätten, dann wüßten sie
auch, welche meiner Antworten zu welcher ihrer Frage gehört. Selber
schuld." Noch bevor sie sich erholt hatten, sprach Mama. "Meine Damen
und Herren. Wie sie vielleicht schon wissen ist meine Tochter verlobt.
Natürlich freuen wir uns alle darüber, bis auf meine Tochter. Denn es
wäre schön gewesen, wenn sie den Namen des jungen Mannes dabei
geschrieben hätten. Dann wüßte meine Tochter wenigstens mit wem sie
verlobt ist." Bisher war sie ruhig geblieben. Aber jetzt passierte es.
Mama rastete aus! "Es ist eine bodenlose Frechheit, ein junges Mädchen
dermaßen zu diffamieren. Wie können sie es wagen solche Lügen in ihren
Blättern zu verbreiten. Ich verlange von ihnen, daß dies
richtiggestellt wird. Und nicht auf Seite 5 unten links ganz klein. Ich
erwarte, daß es genauso groß und an den gleichen Stellen erscheint, wo
ihre Lügen gestanden haben. Seien sie versichert, daß ich das erreichen
werde. Meine Tochter wird jetzt in die Schule fahren. Wagen sie es
nicht ihr zu folgen. Ihr Leibwächter versteht in der Beziehung keinen
Spaß. Ich würde es an ihrer Stelle nicht drauf ankommen lassen."
Während ich nun aufstand und zum Auto ging, redete Mama weiter. Die
Reporter schauten uns nach, aber keiner wagte aufzuspringen. Vor allem,
da Igor in der Türe stand. Erst als es draußen hupte, ging er hinaus.
Kaum war er im Auto und wir fuhren zum Tor, da sahen wir schon die
Reporter heraus und den Weg zum Tor rennen, zu ihren Autos mit den
platten Reifen. So konnte uns kein Wagen folgen. Und um sicher zu sein,
blockierten zwei Autos nach uns die Straße. Ist doch gut, wenn man mehr
als einen Beschützer hat.
Ich hatte ihnen Vorwürfe gemacht. Natürlich wußte ich, daß es ihnen egal
war, was ich ihnen vorwarf oder verlangte. Sie waren nur auf
Schlagzeilen aus. Denn kaum war Manjula draußen, da ging die Fragerei
wieder von vorne los. Und dafür waren sie auch zu schnell draußen, als
Igor mit ihr losfuhr. Als sie draußen waren, sah ich nur noch ein
junges Mädchen mit Notizblock und Fotoapparat hinten links in der Ecke
sitzen. Ich beachtete sie nicht, stand auf und wollte gehen, da hörte
ich sie flüstern: "Königliche Hoheit, dürfte ich ihnen eine Frage
stellen?" Ich war sehr erbost über das Verhalten ihrer Kollegen. Doch
die Art wie sie mich ansprach und fragte, ließ mich stutzen. Sie hatte
sehr leise gesprochen. Richtig ängstlich. Ich drehte mich zu ihr hin
und sie zuckte zusammen. "Machen sie es kurz.", blaffte ich sie an.
"Hoheit, könnten sie mir sagen, wo man" Sie schluckte und ich wurde
ungehaltener. "Was wollen sie?" Sie zuckte erneut zusammen. "Ihr Sari."
"Was?" "Ihr Sari.", sagte sie kaum hörbar. "Was ist damit?" "Wo kann
ich so einen schönen Sari kaufen?" "Wie?" "Ich hab schon überall
geschaut, aber kein Geschäft hier führt Saris." Ich war jetzt irgendwie
verwirrt. "Ist das ihre einzige Frage?" "Ja." "Nichts über den
Vorfall?" "Nein, das interessiert mich nicht. Ich bin keine
Klatschreporterin." Ich war noch mißtrauisch. Dennoch gestattete ich
ihr meine Garderobe zu sehen. Erst da wußte ich, daß sie es ernst damit
meinte. Sie war zu begeistert von den Kleidern. Sie entschuldigte sich
tausendmal für ihre Frechheit, weil sie mich nun fragte, ob sie den
Sari von meiner Tochter auch sehen dürfe. "Dafür müssen wir in den
Tresorraum." "Wieso?" "Weil die Steine darauf echte Steine sind."
"Nein, nein, den meine ich nicht." "Welchen dann?" "Den goldenen. Den,
den sie bei der UNICEF-Gala getragen hat. Der war so wunderschön." Ihre
Augen funkelten richtig als sie dies sagte. "Dann kommen sie mit." Ich
führte sie in Manjulas Zimmer und das junge Mädchen stieß ein "das ist
ja schön" aus. Ihre Augen leuchteten, als sie das Inventar von Manjulas
Zimmers sah. Sie bettelte förmlich darum, das Zimmer fotografieren zu
dürfen. "Ich bring die Bilder mit und sie entscheiden, welche ich
veröffentlichen darf. Bitte." Nur aufgrund ihrer leuchtenden Augen
erlaubte ich es ihr. Und im Ankleidezimmer, da kam sie aus ihrer
Ekstase kaum mehr heraus. Doch als ich den goldenen Sari herausholte,
brach sie fast vor entzücken zusammen. "Darf ich, darf ich ihn
fotografieren?" "Warum nicht?" Ich hing ihn an die offene
Garderobentüre und dachte, daß sie ihn nun fotografieren würde. Doch
sie sagte, daß es so nicht ginge. Das wäre zu intim. "Wieso?" "Da." Sie
zeigte auf die Kleiderstange. "Das geht doch niemanden etwas an." Ich
schaute hin und wußte was sie meinte. Manjulas Korsage hing dort. Sie
wäre mit auf das Bild gekommen. "Könnten sie bitte die Türe etwas
schließen und ihn dann da ran hängen?" Ich konnte. Und ich konnte noch
mehr. Im Verlauf des Tages zeigte ihr auch den silbernen Sari, und
führte sie darum in den Tresorraum. Und dort lichtete sie nicht nur den
Sari ab. Auch den Schmuck, die Konen, die Diademe, Halsketten, Ringe
und so weiter. Und auch das Schwert meines Mannes. Als Manjula aus der
Schule kam, saßen wir in der Bibliothek und ich zeigte ihr gerade die
Kinderfotos von meinem kleinen Engelchen. Als sie Manjula sah, sprang
sie sofort auf und machte einen Knicks, so wie sie es am Anfang unserer
Unterredung auch schon mir gegenüber gemacht hatte.
Als ich an der Schule ankam wurde ich gleich von den Mädchen umringt.
Viele hatten mich im Fernsehen gesehen. Andere nicht. Aber die hatten
schon alles von den anderen erfahren. Einige fragten mich gleich nach
meinem Sari. Doch die meisten wollten wissen, was Thomas mir
zugeflüstert hatte. "Das könnt ihr euch doch denken." "Und so wie du
geheult hast, können wir uns auch denken, was er dir gesagt hat."
"Stimmt das?" "Ja?" Ich nickte nur mit dem Kopf. Als ich Thomas mit
Josi kommen sah, lief ich zu ihnen. Josi bekam einen Kuß und er einen
anderen. Als der kleine Spatz in der Schule war, sagte ich: "Wir müssen
reden. Die Reporter werden uns bestimmt auch hier aufspüren. Und wenn
sie an jeder Schule der Stadt stehen." Er nickte. "Was sollten wir
machen Thomas?" Er nahm mich in den Arm und küßte mir die Tränen fort.
Als wir zu den anderen kamen, sahen sie gleich, daß ich geweint hatte.
Sie wollten natürlich wissen warum ich geweint hatte. Sie konnten sich
nicht vorstellen, daß wir einen Streit hätten. Also erklärten wir ihnen
unsere Sorgen. Sie verstanden es sofort. Und sie würden uns beistehen.
Und das sollte sich als sehr sinnvoll erweisen. Als ich nach der Schule
nach Hause kam, saß Mama mit einem Mädchen in der Bibliothek. Wie sie
mich sah sprang sie gleich auf und machte einen Knicks. Etwas verwirrt
hob ich die Hand. Eine derartige Ehrenbezeigung hatte ich schon lange
nichtmehr bekommen. "Das ist Katja. Katja Engels. Sie ist wegen deiner
Saris hier." "Wegen was?" "Sie ist Modereporterin. Und ihre Leserinnen
wollen alles über deine Saris wissen." "Aha. Und darum zeigst du ihr
meine Kinderfotos?" "Da siehst du so süß in deinen Saris aus." "Ja
Hoheit. Das stimmt. Sie waren schon als kleines Kind ein wunderschönes
Mädchen. Wenn ich das sagen darf." "Keinen Honig. Sonst gibt es
Zitrone." "Nein, nein, eure Hoheit. Das meine ich wirklich." "Na gut."
"Verzeihen sie Hoheit, aber ich habe eine Bitte." "Und die wäre?"
"Würden sie so lieb sein und den goldenen Sari für mich anziehen. Ich
würde sie so gerne darin fotografieren." "Ja Schatz, mach, bitte." Ihre
Reaktion, als sie mich wenig später in dem Sari sah, überzeugte mich.
Sie schien es nicht darauf abgesehen zu haben, zu erfahren, was
zwischen Thomas und mir vorgefallen war. Und am Nachmittag sagte sie
mir etwas, was mich gänzlich von ihr überzeugte. Wir kamen auch auf die
Kleidung zu sprechen, welche ich beim Tanz mit Thomas angehabt hatte.
"Sie wollen nur etwas über die Kleidung wissen?" "Ja, das andere weiß
ich ja schon." "Wie?" "Was zwischen ihnen und dem Jungen ist." "Wie
meinen sie das?" "Mein Bruder ist taub. Er hat gelernt von den Lippen
lesen. Und ich hab immer mit ihm geübt. Und so kann ich das auch. Ich
weiß also was sie ihm gesagt haben und mit welchen Worten er sie zum
Weinen gebracht hat. Als ich das las mußte ich auch weinen. Das war so
romantisch. Keine Angst Hoheit. Ihr Geheimnis ist bei mir mehr als
sicher." Und es war bei ihr sicher. Als sie nach drei Tagen zu uns kam,
hatte sie ihren Artikel fertig. Gespickt mit den Bildern. Er war sehr
gut, soweit ich dies beurteilen konnte. Als sie ging sagte sie.
"Hoheit, ich habe hier ein kleines "Dankeschön" für ihr
Entgegenkommen." Damit gab sie mir ein kleines Päckchen. Dann ging sie.
Erst als ich auf meinem Zimmer war öffnete ich es. Doch damit hatte ich
nun wirklich nicht gerechnet. "Passend für ihre Korsage" stand auf dem
kleinen Zettel. Ein dünnes Höschen lag darin. Schwarz und rot. Passend
zu meine Korsage. Bereits anderthalb Wochen nach der Gala passierte es
dann. Sie standen an der Schule. 8 Männer mit Kameras, bereit jeden
unserer Hautschuppen abzulichten. Sie hatten die Schüler gefragt,
welche vor dem Tor standen, ob ihnen die Prinzessin bekannt war, ob sie
hier in die Schule ginge und in welche Klasse. Die Antworten waren mehr
als niederschmetternd. Obwohl sie sich sicher waren, das Manjula in
diese Schule ging, schauten die Schüler sie nur erstaunt an. Einige
lachten sie aus. "Als wenn eine Prinzessin in eine ordinäre Schule
gehen würde. Wo leben sie denn?" "Ihr spinnt ja." "Die hat doch
bestimmt einen Privatlehrer." "Keine Prinzessin. Ein Prinz." "Er da.
Das ist der Prinz von Honolulu." Sie veralberten sie total. Dennoch
blieben die Reporter vor dem Eingang zur Schule auf Lauerstellung.
Monika und Iris hatten sich erst gar nicht bis zum Schultor aufgemacht.
Als sie die Typen dort stehen sahen, wußten sie Bescheid. Darum blieben
sie am Anfang der Straße stehen und fingen unseren Wagen ab.
Als die Mädchen uns anhielten, konnte ich mir schon denken was los war.
Die Reporter hatten herausgefunden, wo Manjula in die Schule ging.
Darum ließ ich sie bereits hier, an der Einmündung zur Straße, heraus.
Ich sagte ihr noch, daß sie nach der Schule mit Thomas nach Hause gehen
solle. Ich würde sie dort abholen. Manjula ging mit den Beiden hinten
herum in die Schule. Und ich wußte auch, das Igor, er war mit Manjula
ausgestiegen und folgte den Mädchen in einiger Entfernung, mehr als gut
auf sie aufpassen würde. Mit den Beiden ging sie um das Schulgelände
herum und betraten die Schule vom rückwärtigen Eingang, der sonst nur
als Verbindung zur Turnhalle genützt wurde.
Rolf hatte sich währenddessen durch die Büche und über den kleinen Zaun
zur Schule von Josi durchgeschlagen. Dort stand er, für die Reporter
nicht sichtbar, knapp 2 Meter vom Eingang entfern in Josis Schule. Und
als ich mit Josi aus dem Wald kam meinte sie: "Es ist besser du kommst
mit rein." Als ich Rolf sah und er mir das Neuste erzählte, wußte ich
mal wieder, daß ich mich auf Josis Ratschläge voll und ganz verlassen
konnte. Ich brachte sie heute bis auf den Schulhof und schlich mich mit
Rolf zurück. Manjula begegnete uns auf halben Weg zum Schulhof. Und so
begrüßten wir uns zum ersten Male auf dem Schulgelände mit unserem
obligatorischen Morgenkuß. Er fiel aber nicht weniger zärtlich aus. Und
als es schellte und die anderen kamen, wußten wir auch schon wie es
weitergehen würde.
Heute war es anders als sonst. Aber auf kurzfristige Änderungen war ich
bei Manjula immer gefaßt. Auch auf veränderte Situationen. Dafür kannte
ich meinen kleinen Engel schon zu lange. Es machte mir keine Mühe,
ungesehen den Mädchen durch die Büsche zu folgen. Schließlich kannte
ich das komplette Gelände schon, noch bevor Manjula hier ihren ersten
Schultag hatte. Dies zählte ja schließlich auch zu meinen Aufgaben.
Erst als ich sah, daß ich so auf das Schulgelände mit mußte, stellte
ich mich beim Direktor vor. Das war mit der Hoheit so vereinbart
worden. Und Manjulas Mutter hatte mich bei ihrer Einschulung bereits
angekündigt. "Irgendwann wird ein Riese bei ihnen auftauchen. Igor. Er
ist der Leibwächter meiner Tochter. Er wird nicht aufs Schulgelänge
kommen, es sei denn, es liegt was Besonderes vor." Und heute lag etwas
Besonderes vor. Denn die Reporter durften weder Manjula, noch Thomas,
noch mich sehen. Er war einverstanden, daß ich mich auf dem
Schulgelänge aufhielt. Und ich versprach ihm im Hintergrund zu bleiben.
Als ich aus seinem Büro kam, stieß ich mit Manjula und Thomas zusammen.
Bei ihnen der Junge, auf dessen Geburtstagsfeier Manjula ihren großen
Fisch an Land gezogen hatte. Mit ihnen überlegten wir, daß sie nach der
Schule Josi ebenfalls so abholen würden, wie der Junge es vorhin mit
Thomas gemacht hatte. Und Manjula sagte ich, daß ihre Mutter sie von
Thomas abholen würde.
Die Reporter mußten draußen bleiben. Der Direktor hatte sie schon am
Morgen gesehen, als es noch 3 waren und konnte sich sofort denken, daß
noch mehr von ihnen auftauchen würde. Er berief sich auf sein Hausrecht
und die Privatsphäre seiner Schützlinge, und versprach ihnen, wenn
einer das Gelände betreten würde, dann würde er die Polizei
verständigen. Also blieben sie draußen und hofften, daß einer von uns
beiden hier auftauchen würde. Sie warteten bis nachmittags drei Uhr,
bis das der Hausmeister die Schule abschloß. Aber da waren wir schon
lange fort. Unsere Lehrerin hatte mich 10 Minuten eher als sonst
gehenlassen.
21 Pferde 201
Nachdem die beiden ausgestiegen waren wollte ich eigentlich nach Hause
fahren. Die Beiden würden gut 6 Stunden in der Schule sein. Also mehr
als genügend Zeit für mich, nach Hause zu fahren, etwas arbeiten,
Mittagessen vorbestellen und dann zu Thomas Eltern zu fahren um Manjula
abzuholen. Doch auf halben Weg erinnerte ich mich wieder an ihre
Pferde. Es war ein spontaner Entschluß. Einer, den Igor an Manjula so
haßte. Wenn er auch immer lachte. Und so fuhr ich statt nach Hause,
jetzt schon zu Thomas Eltern. Als ihre Mutter mich sah, fragte sie
sofort ob was passiert sei. Aber ich konnte sie beruhigen. Bei eine
guten Tasse Tee, erklärte ich ihr den Sachverhalt und das ich so auch
mal mit ihnen zusammenkommen konnte. Wir haben sehr lange miteinander
geplaudert, bis das mich mein schlechtes Gewissen plagte, und ich ihr
sagte, wieso ich wirklich schon so früh schon hier war. Sie lachte nur
und führte mich in den Stall. Ihr Mann mistete gerade die Boxen aus.
Ich war schlichtweg begeistert. Thomas und Manjula hatten mir schon so
oft von den Pferden erzählt. Aber jetzt stand ich vor ihnen. Knapp eine
halbe Stunde später war ich dankbar, meine gute Figur, trotz meiner 4
Kinder, behalten zu haben. Thomas Mutter gab mir Reithose und Pullover,
und eine Viertelstunde später jagte ich mit ihr über die weiten Wiesen
und Felder.
Kurz vor Schulschluß kamen Manjula mit Thomas bereits aus ihrer Klasse.
Ohne daß sie mich sahen, folgte ich den Beiden durch die Büsche und
über den Zaun hinüber zur anderen Schule. Während ich mich dort in
einiger Entfernung versteckt hielt, warteten sie auf Josi. Unnütz zu
sagen, was sie in der Zeit taten. Und wie zärtlich sie miteinander
umgingen. Wenn Manjula meine Tochter wäre, ich wüßte keinen besseren
für sie. Da hatten sich wirklich zwei gesucht und gefunden. Als Josi zu
ihnen kam, nahm Manjula sie gleich auf den Arm. Das kleine Mädchen
drückte sich richtig an sie. Aber dann wurde mir doch etwas mulmig
zumute. Obwohl keiner der Dreien mich hätte sehen können, als Josi auf
Manjulas Arm war, winkte sie mir heimlich zu. Ein unheimliches kleines
Mädchen. Woher wußte sie, wo ich mich versteckt hatte? Sie konnte mich
unmöglich gesehen haben. Es dauerte noch einige Minuten, dann gingen
sie los, Josi noch immer auf Manjulas Arm. Gut, das ich nicht nur den
direkten Weg zu Thomas Heim kannte, sondern auch den Weg, welchen sie
nun nahmen. Denn sie gingen durch den rückwärtigen Eingang der Schule
hinaus und von dort aus durch den Wald. Und als sie durch den Wald nach
Hause gingen, Josi war auch hier noch immer auf Manjulas Arm und ich
wunderte mich bereits, das sie Manjula nicht zu schwer wurde, da lachte
Josi sehr oft in meine Richtung und winkte mir auch zu.
Als Josi mich sah, kam sie mit ausgebreiteten Ärmchen auf mich
zugelaufen. Ich hab sie dann auch gleich auf den Arm genommen, während
Thomas ihren Schulranzen nahm. "Kommst du mit zu uns?", fragte sie mir
leuchtenden Äuglein. "Ja." "Das ist schön. Bleibst du lange?" "Ich weiß
nicht. Meine Mama will mich bei euch abholen." "Dann wir es spät." Sie
drückte sich fest an mich und schien nicht wieder runter zu wollen.
Aber da sie nicht schwer war, behielt ich sie auf dem Arm. Dennoch
wunderte ich mich über ihre Bemerkung, daß es spät werden würde. Aber
eigentlich hätte ich es mir denken können. Schließlich gingen wir dann
los.
Da auf der Straße noch die Reporter warteten, mußten wir die Schule
durch den hinteren Eingang verlassen. Und dies sagte ich Josi auch. Es
würde bedeuten, daß wir einen längeren Weg durch den Forst haben
würden. Aber sie nickte nur und schien keinerlei Bedenken wegen dem
Riesen und den anderen Intergalaktischen Monstern zu haben, welche
momentan im Wald hausten. Wie es aussah hatte sie auf Manjulas Arm
keine Angst. Im Gegenteil. Auf dem Weg plauderten die Beiden unentwegt
miteinander. Nur hin und wieder schaute Josi über Manjulas Schulter und
blickte hinter uns. Erst als sie winkte, ich drehte mich ebenfalls
herum, konnte aber nichts sehen. Schließlich kamen wir zu Hause an.
Dort stand auch schon Roland mit dem Wagen vor unserer Türe. Und als
wir die Türe öffneten und uns nochmals umsahen, sahen wir Igor hinten
stehen. Wir hatten ihn nicht bemerkt, obwohl er uns die ganze Zeit über
bestimmt nicht aus den Augen gelassen hatte. Nun wußte ich, wem Josi
gewunken hatte. "Der Riese hat auf uns aufgepaßt.", flüsterte Josi
Manjula ins Ohr. "Ich weiß, mein Schatz. Ich weiß." Dann gingen wir
hinein. Doch drinnen trafen wir nur auf den Mantel ihrer Mutter. Denn
weder im Haus, noch auf der Terrasse fanden wir eine Spur von ihr.
Schließlich gingen wir auch in den Keller, wo Papa sein Arbeitszimmer
hatte. Und da wir Manjulas Mutter weder im Garten, noch im Haus fanden,
fragten wir ihn. "Die ist mit Mama unterwegs." "Alleine?", fragte
daraufhin Manjula erstaunt. "Nein, mit Arabella und Romina." "Und seit
wann?" "So gegen zehn, halb elf sind sie los." Manjula und ich grinsten
nur. Kannten wir doch die Liebe ihrer Mutter zu Pferden. "Können wir
auch? Können wir auch? Bitte.", bettelte daraufhin Josi, "Ich weiß auch
wo sie sind." Manjula bekam von mir eine Jeans, die ihr leider etwas zu
weit war, und einen Pulli. Da sie dabei oben ohne und nur mit
Strumpfhose und Höschen bekleidet vor mir stand, nahm ich diesen
Anblick zum Anlaß, ihr zu sagen, wir hübsch sie ist. Sie bedankte sich
mit einem sehr langen Kuß. Dann zog sie meine Sachen an und wir gingen
rüber zum Stall. Papa hatte schon die Pferde gesattelt. Er hob Josi auf
Filomena und ich half Manjula auf Dorina. Ich selbst stieg auf Habana.
Dann folgten wir Josi. Denn die Maus legte ein mehr als rasantes Tempo
vor. Sie schien wiedermal am Sattel festzukleben. Eine halbe Stunde
später hatten wir sie dann auch gefunden. Josis Radar funktionierte mal
wieder einwandfrei.
Panik stieg in mir auf, als ich die drei vom Hof reiten sah. So schnell
war ich noch nie gerannt. Thomas Vater sah mich erstaunt an. "Ein
Pferd, schnell, ich brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Noch
ehe er sich von dem Schrecken erholt hatte, schwang ich mich auf das
Tier. Egal das es nicht gesattelt war. Reiten konnte ich ja. Auch ohne
Sattel. Und so jagte ich den dreien hinterher, immer in Deckung
bleibend. Doch ich mußte mich echt anstrengen, um mit ihnen
mitzuhalten. Und das schärfste war, das Josi sie anführte. Ich hatte
stellenweise mehr Angst um dieses kleine Mädchen, als um Manjula.
Natürlich hatte ich Igor gleich erkannt. Doch noch bevor ich ihn
begrüßen konnte, stammelte er keuchend: "Ein Pferd, schnell, ich
brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Und noch bevor ich was
sagen konnte, saß er schon oben und jagte den dreien hinterher.
Ängstlich rannte ich aus dem Stall uns schaute hinter ihm her. Er saß
auf Kyra. Sie war mit Abstand das wildeste und unbändigste Pferd im
Stall. Selbst Thomas, der mit ihr groß geworden war, konnte sich nicht
auf ihr halten. Irrsinniger weise konnte nur Josi auf ihr reiten. Bei
ihr war sie lammfromm. Aber nur bei ihr. Alle anderen hatte sie nach 10
Sekunden schon im Staub liegen. Und jetzt jagte Igor auf ihrem Rücken
hinter den dreien her. Und es sah so aus, das er, obwohl er ohne Sattel
ritt, oben bleiben würde.
Stunden waren wir unterwegs gewesen. Das Gelände war einfach riesig. Mal
im Schritt, mal im Trab, mal im Galopp legten wir eine sehr weite
Strecke zurück. Wo wir uns befanden, konnte ich wirklich nicht sagen.
Aber Thomas Mutter wußte immer Bescheid. Ich hatte mich lange nichtmehr
so glücklich gefühlt. Zwischen den rasanten Galopps, in den Ruhephasen,
unterhielten wir uns. Ich erzählte ihr von Indien und von meiner
Familie. Sie erzählte von sich und den Pferden. Wie Thomas mit ihnen
groß geworden war und später auch Josi. Daß er ihr das reiten
beigebracht hatte. Und das dieser kleine Spatz damals mit ihren vier
Jahren, keine Angst vor den riesigen Tieren gehabt hatte. "Wir haben
sie mehr als einmal beim Mittagsschlaf aus einer Box holen müssen. Sie
hat sich einfach zu einer von ihnen in die Box zum schlafen gelegt.
Einfach so." "Und die Tiere haben ihr nie was getan?" "Nein, nie.
Selbst Kyra nicht." "Kyra?" "Sie ist die rabenschwarze Stute, gleich am
Anfang im Stall. Die in der ersten Box." "Ach die, die mich so
angeschnauft hat?" "Ja. Auf der hält sich keiner länger als 10
Sekunden. Auch Thomas nicht." "Keiner?" "Nein." "Auch sie oder ihr Mann
nicht?" "Nein." "Wer reitet sie dann?" "Josi." "WAS!" "Ja. Josi ist die
einzige, die mit ihr fertig wird. Bei ihr ist sie brav wie ein Engel."
Völlig erstaunt schaute ich sie an. Das manche Menschen einen direkten
Draht zu Tieren hatte, das kannte ich nur zu gut aus meiner Heimat her.
Hatte es aber in Josi nicht vermutet. Da hörten wir plötzlich
Pferdegetrampel. Drei Reiter kamen in einem irrwitzigen Tempo auf uns
zugerast. Und allen voran und mit einem mehr als überdeutlichem
Vorsprung - Josi. Mir blieb das Herz stehen, als dieses kleine Mädchen
in dem irrsinnigen Galopp auf uns zugerast kam. Wenige Meter vor uns
bremste sie das Pferd ab und kam neben uns zum stehen. Sie strahlte
übers ganze Gesicht. "Du bist Manjulas Mama?", fragte sie mich mit
einem Lachen, welches mich an die Kindertage von Manjula erinnerte.
"Ja, und du bist Josi?" Sie nickte. "Manjula hat mit schon viel von dir
erzählt." Sie zuckte zusammen. "Schlimmes?" "Ich glaub nicht, das du
was Schlimmes anstellst." "Nein, nein, nein, nein, nein." Josi lachte
los und die anderen ebenfalls, da sie die letzten Sätze mitbekommen
hatte. "Nein, sie ist immer lieb.", klärte mich ihre Mutter auf. "Na,
wie waren die Reporter?", fragte ich die Beiden. "Deppen. Ich glaube,
sie stehen noch immer vor der Schule.", antwortete Thomas mit einem
schadenfrohen Grinsen. Plötzlich zuckte Josi zusammen und drehte sich
um. Doch als ich in die Richtung schaute war dort nichts. Ein kleiner
Wald, freie Wiesen und weit hinten ein Feld. Dennoch winkte sie in die
Richtung. Wir schauten uns an, zuckten aber mit den Schultern und
schüttelten die Köpfe. Da ritt Josi in Richtung Wald. Wir ritten
langsam hinterher.
Ich zuckte zusammen. Deutlich hatte ich gesehen, wie Josi
zusammenzuckte, sich umdrehte und genau in meine Richtung sah und
winkte. Da kam sie auch schon zu mir geritten. "Du kannst ja auf Kyra
reiten." "Ja, ist das so erstaunlich?" "Ja. Außer mir kann das keiner."
Da kamen auch die anderen schon zu uns. "Igor!", sagte die Maharani,
"Du bist wirklich ein Engel. Egal was Manjula macht, du bist immer in
ihrer Nähe." "Danke Hoheit." "Thomas, er reitet auf Kyra!" "Ist das
sowas besonderes?", fragte Manjula die dies noch nicht wußte. Also
klärten wir sie auf. Dann machten wir uns auf den Heimweg. Erst im
Schritt, dann im Trab. Als Josi Gas gab, blieb Manjula an ihrer Seite.
Ich sofort hinterher. Dann der Rest. Und die Gewinner der Einlaufwette
waren: Josi, Manjula, Igor. Der Rest kam unter "ferner liefen" ans
Ziel. Ihr Vater grinste nur.
22 Abifete 209
Es war geschafft! Wir hatten es endlich hinter uns. Alle Prüfungen lagen
hinter uns, alle Ängste zu versagen. Obwohl Manjula und ich nicht zu
den schlechtesten gehörte, der schlechteste schloß mit 3,4 ab, hatten
wir dennoch so unsere Problemfächer. Bei Manjula war es Geschichte und
Deutsch. Bei mir waren es: Oh! Welch ein Zufall. Deutsch und
Geschichte. Obwohl wir uns gegenseitig geholfen hatten, schafften wir
nicht unsere Wunschnote. Manjula schloß mit 1,4 und ich mit 1,4 ab.
Lagen also voll im oberen Viertel des Klassenspiegels. Aber wir hatten
es geschafft. Unsere Fete sollte im vornehmsten Hotel der Stadt
stattfinden. Damals gab es ja noch keine Abiturreisen wie später bei
meinen Kindern. Wir feierten einfach. Und Alkohol war auch nur wenig
vertreten. Aber einen richtigen Ball würde es geben. Mit Galakleidung,
Tanz, Musik und so. Ich brauche ja nicht zu betonen, das Manjula die
hübscheste war. Schließlich sah sie in allem hübsch aus. Und dies sage
ich nicht, weil ich mit ihr zusammen war. Nein. Manjula sah einfach
immer bezaubernd aus. Ich hatte sie darum gebeten, das goldene Kleid zu
tragen, in dem ich sie das erstemal im Fernsehen gesehen hatte. Und ich
mußte mich mal wieder belehren lassen, als sie lachend "Sari Schatz,
das ist ein Sari", sagte. Und sie tat es. Natürlich kamen alle anderen
Mädchen auch in schicker Garderobe. Aber in meinen Augen schlug Manjula
sie alle. Nachdem Manjula mich abgeholt hatte, Igor durfte natürlich
nicht fehlen, er lachte mich im Auto vom Beifahrersitz an, fuhren wir
zum Hotel. Der große Ballsaal war für uns reserviert. Als wir ankamen,
waren die meisten schon einige anwesend. Nachdem wir uns begrüßt
hatten, nahmen mir die Mädchen Manjula natürlich wieder ab. Aber das
kannte ich ja schon von ihnen. Sie standen in einer großen Gruppe
zusammen und bestaunten mal wieder ihren Sari.
Lange brauchte ich nicht zu Überlegen, was ich anziehen würde. Er hatte
mich gebeten, den goldenen Sari anzuziehen. Und seine Bitte war für
mich ein Befehl. Nur was ich drunter anhatte, das wußte er nicht. Ich
hatte jenes Höschen an, welches mir die Reporterin passend für meine
Korsage geschenkt hatte. Und als ich es an diesem Tag in Händen hielt
hatte ich einen Gedanken. Also hatte ich sie angerufen und sie zur
offiziellen Fotografin der Abiturfeier gemacht. Sie hat sich riesig
gefreut. Besonders, als ich ihr sagte, das ich ihr erlaube, die Fotos
in ihrer Zeitung zu veröffentlichen. Doch sie bestand darauf, daß sie
mir die Fotos erst vorlegen würde, bevor sie diese veröffentlichte. Als
wir im Ballsaal ankamen, umringten mich gleich wieder die Mädchen. Das
hat man davon, wenn man was Hübsches anzieht. Aber Thomas hatte es ja
so gewollt. Als wir vollständig waren, setzten wir uns an die Tische.
An jedem hatten vier Leute Platz. Rolf und Jutta saßen mit an unserem.
Im Lauf der Zeit waren die Beiden ebenfalls zusammengekommen. Und ich
fand, daß sie ein schönes Paar abgaben. Nur leider waren die beiden
schon weiter als Thomas und ich. Zunächst bekam jeder von uns ein Glas
Sekt vor sich hingestellt. Als erstes hielt dann der Direktor eine
Rede. Er sprach vom Leben, welches nun vor uns liegen würde. Das wir
zwar das Reifezeugnis hätten, aber dennoch noch nicht reif genug wären,
für das, was noch vor uns liegen würde. Das das Leben noch so manche
Überraschungen für uns bereithalten würde. Einige kicherten, da sie
dabei an meine Enttarnung dachten. Als nächstes kam unsere Lehrerin
nach vorne. Sie sagte knapp dasselbe wie der Direktor, dann aber sagte
sie, daß sie sich gefreut habe, einer echten Prinzessin die
"Flötentöne" beigebracht zu haben. Die Klasse lachte leise. Aber als
Thomas mir das Wort "Flötentöne" und was sie damit gemeint hatte
erklärte, brach der ganze Saal in helles Gelächter aus. Auch die
Lehrerin und der Direktor lachten mit. Als es wieder ruhig war lobte
sie die Klasse für ihren Zusammenhalt. Gerade auch der Presse
gegenüber, die ganze zwei Wochen vor der Schule herumgelungert hatten,
bis das sie es endlich aufgaben. Das sie alle mich auch nach meiner
"Entdeckung" genauso akzeptiert hatten, wie vorher. Schließlich kam sie
zum Ende und sie setzte sich an den Nachbartisch, an dem auch der
Direktor saß. Wir tranken zusammen das Glas Sekt, dann begann das
Essen. Als Suppe gab es eine Knoblauch-Sahne-Cremesuppe. Aber keiner
mokierte sich über den leichten Knoblauchgeschmack. Dazu gab es einen
Eiswein. Der Hauptgang war ein großes Rib-Eye-Steak mit Kräuterbutter,
Folienkartoffeln mit Kräuterquark und Salat. Dazu einen Rotwein. Der
Nachtisch war Tiramisu. Etwas, was ich zu meinen Leibspeisen zählte.
Und als Thomas meine Augen sah, bekam ich auch seine Portion.
Die Mädchen hatten sich mit der Auswahl des Essens große Mühe gegeben.
Und als der Nachtisch kam, da war ich mir sicher, daß der Initiator des
Nachtisches mich gerade bittend ansah. Und als ich in ihre Augen sah,
konnte ich nicht anders. Ich gab ihr meinen Nachtisch. Daß sie sich
dafür noch bei mir bedanken würde, das war mir klar. Aber dafür hatte
ich es nicht gemacht. Wer einmal in ihre glücklichen Augen gesehen
hatte, der weiß wovon ich spreche. Nach dem Essen wurde getanzt. Wen
ich dazu aufforderte war ja wohl klar. Und sie sagte natürlich nicht
nein. Und sie schwebte wieder in meinen Armen über die Tanzfläche.
Daran hatte sich nichts geändert. Und in der Zukunft würde sich dies
auch nicht ändern. Zu gerne tanzte sie. Und sie brachte mir auch ihre
Tänze bei. Aber der Liebestanz war und ist mein liebster. Hin und
wieder blitze es. Nur war ich mir jetzt sicher, das Manjula nichts
dagegen hatte. Hatte sie die Reporterin doch selber eingeladen. Ich
fragte sie, ob es ihrer Mutter denn recht wäre, das eine Reporterin bei
uns wäre, denn Manjula hatte mir gesagt, das diese Frau keine
Fotografin, sondern eine Reporterin war. Aber sie schüttelte nur
lachend den Kopf. "Sie ist meine Pressestelle." Und sie blieb es bis zu
unserer "Pensionierung". Irgendwann, es war am Ende eines Klammerblues,
standen wir sehr eng umschlungen voreinander. Unsere Stirn und Nasen
berührten sich und wir sahen uns schweigend in die Augen. Ein Blitz,
und wir waren abgelichtet. Manjula lächelte, als es geblitzt hatte. Und
ich dachte nur, daß ich einen Abzug davon haben wollte. Gegen halb zwei
gingen wir hoch in unser Zimmer. Suite war da schon eher gesagt. Ich
stand einsam vor dem riesigen Bett und grübelte. "Was ist?", fragte sie
mich. "Das ist ja fast so groß wie deines zu Hause." "Ach ja?" Ihr "ach
ja" klang so eigenartig. Und als ich mich zu ihr herumdrehte, wußte ich
Bescheid. Auf dem Weg zum Bett hatte sich ihr Rock selbständig gemacht.
Er lag jedenfalls einige Meter hinter ihr im Raum. Und die Knöpfe ihres
Oberteils hatten sich auch schon geöffnet. Noch zwei Schritte, dann
stand sie vor mir, ihr Oberteil hinter ihr auf dem Boden liegend. Und
so stand sie mit blankem Busen, nur noch im Höschen und Strümpfen vor
mir. Doch ich hatte nur Augen für ihre Augen. Die oben! Eh ich
reagieren konnte hatte sie mir bereits das Jackett ausgezogen und es
fiel hinter mir zu Boden. Dann küßte sie mich sehr innig. So schnell
wie sie mir dabei die Knöpfe meines Hemdes geöffnet hatte, das grenzte
schon an Zauberei. Als sie es mir, den Kuß dabei nicht unterbrechend,
von den Schultern schob, hatte ich meine Mühe die Knöpfe an den Ärmeln
zu öffnen. Aber ich schaffte es gerade so. Und während sie in die Hocke
ging, rutschte es ebenfalls hinter mir zu Boden, da es in meiner
offenen Hose steckte. Offene Hose??? Wieso war die offen und wieso war
sie plötzlich samt Unterhose auf meine Schuhe gerutscht? Sie schubste
mich und ich fiel Rücklinks auf das Bett. Mit schnellen Handgriffen
hatte sie mir die Schuhe und die Hosen ausgezogen und ich lag nackt auf
dem Bett. Das erstemal völlig nackt. Und ihre Augen fixierten eine
gewisse Körperstelle an mir.
Das ich mehr wollte als nur das Petting, welches wir in der Scheune
tätigten, das war mir klar. Heute wollte ich "ihn" haben. Nicht in mir,
aber immerhin in meiner Hand, an meinem Körper. Zu oft hatte ich ihn an
mir gespürt. Also schubste ich ihn aufs Bett und zog ihn ganz aus. Hier
und heute sah ich ihn endlich völlig nackt. Ich konnte meine Augen
nicht von seinem Glied lassen, welches sich schon erhob. Und als er so
dalag, griff ich danach. In meiner Hand wuchs er sehr schnell und wurde
sehr hart. Und ich wußte, daß ich mit dem Teil das große Los gezogen
hatte. Langsam wichste ich ihn, dann legte ich mich auf ihn, sodaß ich
"ihn" zwischen uns einklemmte. Nur gut daß ich mein Höschen angelassen
hatte. Sonst wäre er von alleine in meine nasse Scheide gerutscht. So
konnte ich aber auf "ihn" langsam hin und her rutschen. Und es ging
sehr gut. Zumal mein Höschen schon total naß war. Ich kam auch sehr
schnell. Leider aber auch nicht leise. Und so sah mich Jutta morgens
grinsend an. Sie und Rolf waren ja mittlerweile ebenfalls ein Paar
geworden. Und dank meiner Möglichkeiten hatten sie die Suite neben uns
bekommen. Und während Rolf Thomas wissend anstieß, obwohl nicht das
passiert war, was er sich vorstellte, nahm mich Jutta beiseite und
wollte alles genau wissen. Sie waren schon vor uns hoch gegangen und
hatten miteinander geschlafen. Sie wollten gerade schlafen, da hörten
sie mich und dachten sich ihr Teil. Jutta war mir nicht böse, im
Gegenteil. Mein Stöhnen hatte die Beiden so angemacht, das sie erneut
miteinander geschlafen hatten. Allerdings leise. Sie sah mich erstaunt
an, als ich ihr gestand, daß ich noch immer Jungfrau war. Das er mir
meine Erlösung gegeben hatte, ohne das letzte zu wollen. Jutta
bewunderte seine Zurückhaltung. Erst in diesem Moment plagte mich das
schlechte Gewissen. Ich war gekommen, aber er nicht. Als ich meine
Erlösung bekommen hatte, sie war gewaltiger als sonnst. Viel
gewaltiger. Denn ich hatte sie erstmals nicht an meinen Brüsten
bekommen. Und als ich meine Erlösung bekommen hatte, war ich so
erschöpft, das wir sonst nichtmehr taten außer schmusen und schlafen.
Aber er hatte mir vor einigen Monaten gesagt, daß er nicht kommen
müsse. Wenn ich komme, das würde ihn schon zufriedenstellen. Aber wenn
wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, dann würde sich seine
Meinung bestimmt ändern. Das hoffe ich doch.
Rolf wußte natürlich was wir gemacht hatten. Da halfen auch alle
Beteuerungen nicht. Er war überzeugt, daß wir es gemacht hatten. Nur
Jutta sah mich so eigenartig an. Scheinbar war sie irgendwie "stolz?"
oder so, auf mich. Nach dem Frühstück brachten wir sie dann nach Hause
und dann brachte Manjula mich nach Hause. Josi stand an der Türe als
wir ankamen. "Noch nicht?", fragte sie uns erstaunt, "Wieso nicht?"
Dieses kleine Hexlein wußte mal wieder alles. Manjula nahm sie beiseite
und redete mit ihr. Ein "Aha" von Josi hörte ich, sonst aber nichts.
Zwar fragte ich sie, was sie mit ihr geredet hatte, doch sie schwieg.
23 Geheimnisse 216
Drei Wochen später war Thomas mit seinen Eltern am Wochenende bei uns.
Bisher waren meine Eltern nur bei ihnen gewesen. Dieses Wochenende
sollten sie bei uns sein. Wir hatten sie übers Wochenende eingeladen
und sie waren gekommen. Am Freitag gegen zwei kamen sie. Und als sich
die Männer nachmittags in die Bibliothek verzogen, verschwanden wir
Mädchen in die Küche. Seine Mutter wollte unbedingt die indische Küche
kennenlernen. Und damit meinte sie nicht die Einrichtung. Und Josi
wollte natürlich naschen. Mit unserer Köchin zusammen zauberten wir ein
fürstliches Abendessen. Natürlich indisch. Als zu Tisch gerufen wurde,
grinsten die Männer. Scheinbar amüsierten sie sich über unsere
Kochkünste. Allerdings grinste Josi auch. Zwar war sie die ganze Zeit
über bei uns in der Küche gewesen, hatte aber hin und wieder ihren Kopf
zur Seite geneigt und schien auf etwas zu lauschen. Aber so sehr ich
sie auch bedrängte, ihr sogar meinen Schmuck versprach, der nicht
gerade preiswert war, sie verriet mir nichts. Also aßen wir. Und es war
sehr lecker. Erst als wir geendet hatten lehnte sich mein Vater zurück.
Aha, dachte ich mir. Die haben was ausgeheckt. Und so war es auch. Das
ich deswegen aber heulen würde, wie ein "Schloßhund???", das wußte ich
zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dabei fing alles so harmlos an. "Na
jetzt habt ihr es ja geschafft. Nochmals herzlichen Glückwunsch zu
euren Abituren. Manjula, weißt du schon, wie es weitergehen wird?"
"Studieren." "Das meine ich nicht. Was wird aus dir?" Betretenes
Schweigen breitete sich aus. Erst jetzt dachte ich an die Zukunft. Ich
ergriff unter dem Tisch Thomas Hand. "Nun, zum Glück gibt es gute
Neuigkeiten." "Ja?", fragte ich erfreut. "Ja." "Was denn?" "Vor nicht
allzulanger Zeit ist ein Mann an mich herangetreten und hat mich für
dich gefragt." "Was?" "Ja." "Aber." "Kurz gesagt, ich hab dich ihm
versprochen." Die Stille, die sich nun ausbreitete, war erdrückend. All
meine Träume mir Thomas an meiner Seite waren binnen eines Augenblicks
geplatzt wie eine Seifenblase. Mir liefen die Tränen im Gesicht
herunter. Wie konnte Papa mich nur einem Fremden versprechen. "Ich, ich
bin, bin ich jetzt verlobt?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Ja,
seit heute." "Was!?!" "Schatz!", sagte Mama entsetzt. "Er hat mich
gefragt, ob er dich zur Frau haben könne. Und ich hab ihm meine
Zustimmung gegeben." "Papa!" Ich heulte wie ein kleines Kind. Ich
wollte keinen Mann heiraten, den ich noch nie gesehen hatte. Ich wollte
keinen fremden Mann heiraten. Ich hatte mich doch schon längst für
Thomas entschieden. Nur, hätte ich in diesem Moment auf Josi gesehen,
dann hätte ich bestimmt nicht geheult. Höchstens vor Glück. Doch
stattdessen starrte ich nur meinen Vater an. Wieso hatte er mir mit
Thomas geholfen, um mir nun dies anzutun? "Er hat schon wundervolle
Ringe für euch gekauft." In dem Moment hielt Thomas mir Ringe hin.
"Wann heiratest du Manjula?", fragte mich Josi. "Weiß ich noch nicht
Schatz." "Aber ich. Und ich zeig dir auch den Ring den sie haben
möchte." Josi wußte wieder mehr als ich. Aber heute war ich ihr
dankbar. So konnte ich Manjula schon von Anfang an eine Freude machen.
Josi wußte sogar schon das Datum, was in den Ring hineingeschrieben
werden mußte. Doch das sagte sie mir nicht. Nur, daß es im Oktober
wäre. Wir sind dann in die Stadt gefahren und zielstrebig ging sie mit
mir zu einem Juwelier. "Der da!", sagte sie mit Bestimmtheit. Und mich
auf ihr Wort verlassend mußte ich mit Papa reden. Denn die Ringe waren
jenseits aller Taschengeld- und Sparbuchvorstellungen. Doch er gab mir
Vorschuß. Auf die nächsten vier Jahren. Doch als er sie sah war er mehr
als begeistert.
Daß Thomas etwas von mir wollte, das gab er mir schon beim Eintreffen
mit seinen Eltern zu verstehen. Und in einem Unbeobachteten Augenblick
nahm ich ihn beiseite. "Was möchtest du?", fragte ich, völlig
ahnungslos. Doch dann brachte er mich aus der Fassung. Mit: "Hoheit.
Ich bitte sie um die Hand ihrer Tochter, der Prinzessin Putri-Raja
Akuti Charulekha Hemangini Manjula.", kam er gleich zur Sache.
Eigentlich hatte ich schon damit gerechnet. Nur nicht heute schon.
Lange waren sie schon zusammen, zu sehr liebten sie sich. Das konnte
ich jeden Augenblick in ihren Augen sehen. Doch nicht was er sagte, war
so erstaunlich, sondern wie er es gesagt hatte. Er hatte es in meiner
Muttersprache gesagt. Indisch. In perfektem Hindi! "Ich weiß.", sagte
ich ziemlich verwirrt. Erstaunt sah er mich an. Doch dann fing ich mich
schnell und flüsterte: "Das konnte ich mir schon seit eurem Tanz auf
der Gala denken. Und wenn du meine Antwort hören willst," "Ja.", fiel
er mir ins Wort. "Ich habe nichts dagegen. Ich sehe doch wie glücklich
sie mit dir ist. Aber darüber unterhalten wir uns später, zusammen mit
deinem Vater." Und diese Unterredung fand am Nachmittag in der
Bibliothek statt, während die Frauen in der Küche für ein indisches
Abendessen werkelten. Hier wiederholte er seine Bitte erneut. Und
erneut in perfektem Hindi. Sein Vater war nicht erstaunt über seine
Bitte, er hatte sich schon mit ihm unterhalten und er war nicht
abgeneigt. Ihm hatte er auch schon die Ringe gezeigt, welche er nun
auch mir zeigte. Ich muß sagen, daß sie ein wahres Meisterwerk der
Goldschmiedekunst waren. Manjula würde mit Sicherheit begeistert sein.
Ich war es schon. Und meine Frau bestimmt auch. Darauf verwettete ich
blind meinen Thron. Selbst das Datum überraschte mich. Obwohl er es
nicht genau wußte. Es war, wie ihr hier in Deutschland sagt, ein
"beweglicher Feiertag".
Als er mir den Ring quasi unter meine verweinten Augen hielt, war die
Flut meiner Tränen nichtmehr zu bremsen. "Willst du willst mich
heiraten.", flüsterte er mir zu. Ich nickte nur, dann fiel ich ihm um
den Hals. "Miststück.", hörte ich Mama zu Papa sagen. Doch er lachte
nur. "Und wann?", fragte meine Mutter "Dussehra.", antwortete er und
ich sah ihn fassungslos an. Daß er diesen Feiertag kannte, das hätte
ich nicht gedacht. Dussehra ist eines der größten Feste Indiens, mit
dem symbolisch der Triumph des Guten über das Böse zelebriert wird. Wir
in Nordindien feiern dabei den Sieg des Gottes Rama über den
zehnköpfigen Dämonenkönig Ravana, der seine Gemahlin Sita nach Sri
Lanka entführt hatte. Ein überwältigendes Schauspiel spielt sich dann
in unserer Stadt ab, wo der Palast von unzähligen Lichtern erstrahlt.
Hier startet eine prunkvolle Prozession mit festlich geschmückten
Elefanten, Tänzern und Musikanten, die die ganze exotische Pracht
Indiens entfaltet. Aber daß er das kannte, das überraschte mich nun
sehr. "Am 8.Oktober.", sagte daraufhin Papa, "Dieses Jahr ist er am
achten." "Ich liebe dich.", flüsterte er erneut in mein Ohr, "Bis an
mein Lebensende." Ganz in Gedanken antwortete ich ihm in der Sprache,
in der er mir dies gerade gesagt hatte. Erst Sekunden später erst
begriff ich, daß er es mir in Hindi gesagt hatte. "Du, du kannst
Hindi?!?" "Nur für dich." Jetzt konnte ich mir auch denken, wieso er in
den letzten Monaten, unter der Woche, am Telefon sehr oft so kurz
angebunden war. Er hatte heimlich gelernt. Wußte ich doch, wie schnell
er englisch und französisch begriff. Also hatte er heimlich Unterricht
genommen, um mir eine Freude zu machen. Und das hatte er geschafft.
Vieles konnte er noch nicht. Aber es hatte den Anschein, daß er sich
hauptsächlich auf das wesentliche Beschränkt hatte. Auf: "Ich liebe
dich". Mama war auch erstaunt, als er mir dies in unserer Muttersprache
sagte. Allerdings waren wir alle erstaunt, als Josi mich fragte, ob ich
glücklich wäre. Und sie mich dies nicht in Deutsch fragte. Aber das war
auch der einzige Satz, den sie konnte, außer: "Ich hab dich lieb". Und
dies sagte sie mir an diesem Abend noch sehr oft. In dieser Nacht
schliefen wir wieder in meinem Bett. Aber kein Petting, kein streicheln
an meinen Brüsten. Er tröstete mich und küßte mir die Freudentränen
fort, bis das ich einschlief.
24 Hochzeit 222
Im September flog ich mit ihr, Josi und meinen Eltern nach Indien. Ihre
Eltern waren schon zwei Wochen vorher geflogen und Manjula hatte in der
Zeit bei uns gewohnt. Sehr zur Freude von Josi. Mit ihr spielte Manjula
sehr viel, während ich weiterhin mit meinem Lehrer Hindi lernte. Und
immer wenn ich mit Manjula alleine war, verlegte sie sich auf Hindi.
Und so bekam ich täglich noch privaten Unterricht von ihr. Hin und
wieder gingen wir auch auswärts essen. Meist in indischen Lokalen. Sie
sagte mir was sie wollte und ich mußte bestellen. Aber nicht in
Deutsch. Anfänglich gab es lustige Bestellungen. Einen gekochten Schuh,
oder eine gesottene Autohupe wäre uns bestimmt nicht gut bekommen. Es
gab anfänglich viel zu lachen. Aber mehr und mehr tauchte ich in diese
Sprache ein. Sie schien so zu sein wie das Land. Geheimnisvoll und
schön. Und ich lernte viel und schnell.
Als meine Eltern nach Indien flogen um alles vorzubereiten, wohnte ich
bei seinen Eltern. Anfängliche Sprachschwierigkeiten hatte er sehr
schnell überwunden. Er gab sich mehr Mühe als früher in der Schule. Ich
wußte nur zu gut, daß er mir damit eine große Freude machen wollte. Und
ich gab ihm jeden Tag zu verstehen, wie sehr ich ihn liebe. Auf deutsch
und auch auf Hindi. Und er verstand es immer. Unsere Nächte, wir
schliefen in seinem Bett, wurden immer zärtlicher. Obwohl er seltener
mit meinen Brüsten in Berührung kam, so genügte schon ein Kuß in meinen
Nacken, ein leichtes Blasen gegen eines meiner Ohren, um mir eine
Gänsehaut zu bereiten und mich zum Schmelzen zu bringen. In der Zeit
war ich wie im Nirwana. Und ständig machte er mir eine Freude. Eine
Blume hier, ein Kompliment da, einen Blick dort. Ich hatte ihm das
Kamasutra geschenkt. Damit er lernte, wie er mit einem indischen
Mädchen zum Höhepunkt gelangen konnte. Einige Stellungen probierten wir
auch aus. Aber angezogen. So wußte ich schon jetzt, daß ich in den
Nächten mehr als nur befriedigt werden würde. Wir waren beide gelenkig
genug um selbst die schwierigsten Stellungen nachmachen zu können. Ende
September flogen wir dann mit seinen Eltern und Josi nach New Delhi.
Josi war ganz aufgeregt. Ständig fragte sie, ob sie auch auf einen
Elefanten reiten dürfe. In Delhi stiegen wir in ein kleineres Flugzeug
um und flogen nach Patna. Von dort aus nahmen wir die Bahn. Ein
separater Waggon war angehängt worden. Schließlich fuhr ja die
Prinzessin mit. Manchmal ist es schön eine VIP zu sein. Hier
überraschte ich die kleine Josi. Sie bekam von mir einen Sari. Einen
wunderschönen Sari. Und den trug sie mit sichtlichem Stolz. Am Bahnhof
von Jaynagar wartete man schon auf uns. Viele Menschen hatten sich
schon eingefunden und begrüßten mich. Und da ich es mir nicht hatte
nehmen lassen, Josi auf den Arm zu haben, wurde sie mit einbezogen. Da
Thomas an meiner Seite war und ich seine Hand hielt, so wußten die
Menschen wer er war. Und daß die Beiden Erwachsenen, welche hinter uns
standen, seine Eltern waren, konnte man sich schon denken. Also wurden
sie ebenfalls sehr herzlich begrüßt. Was nicht heißen soll, das man sie
nicht herzlich begrüßt hätte, wenn ich nicht dabeigewesen wäre. Wie
wurden zu zwei Kutschen geleitet. Josi blieb bei mir. Und so wurde es
etwas eng. Igor war ebenfalls mit eingestiegen. Er zuckte nur mit den
Schultern und gab mir damit zu verstehen, daß er es nicht ändern
konnte. Aber er gehörte ja so gut wie zur Familie. Während ich bei
Thomas wohnte, war er in einem Zimmer auf demselben Flur wie unseres
einquartiert. Und beim Essen saß er mit uns am Tisch. Dreimal hatte er
uns ein russisches Gericht zubereitet, und ich fragte mich, ob es was
gab, was er nicht konnte. Denn es schmeckte wunderbar. Wir fuhren zum
Palast. Doch unterwegs sah Josi geschmückte Elefanten und war kaum mehr
zu halten. Schließlich ließ ich anhalten und wir stiegen aus. 2 Minuten
später saß das kleine Mädchen auf einem Reittier, gegen den ihre Pferde
daheim, winzig kleine Tiere waren.
Natürlich hatte ich Angst, Josi auf den Elefanten zu lassen. Doch
Manjula ließ sich nicht beirren. Sie bestand drauf. Und man sollte
einer Prinzessin im eigenen Land besser nicht wiedersprechen. Also sah
ich zu, wie Josi auf dem Koloß saß und dieser sich in Bewegung setzte.
Manjula ging neben ihr her. Also lief ich auch und Igor ebenfalls. Nur
meine Eltern blieben in ihrer Kutsche, und kamen so vor uns am Palast
an. Schon von weitem konnte man die Silhouette des Palastes erkennen.
Er war imposant. Und als wir näher kamen, wurde er nur noch imposanter.
Am Tor ließen sie Josi absteigen. Sie umschlang noch den Rüssel und gab
ihm einen Kuß, dann gingen wir in den Vorhof. Von da aus ins Innere.
Den Palast zu beschreiben würde ein schier unmögliches Unterfangen
werden. Dazu war er zu weitläufig, zu pompös, zu schön. Auch nach einem
Monat verlief ich mich noch immer.
Am meisten hatte ich mich über meine Geschwister gefreut. Alle drei
hatten sich von ihren Verpflichtungen losgelöst und waren zu meiner
Hochzeit gekommen. Sogar der Mann meiner jüngeren Schwester war diesmal
auch mitgekommen. Und diesmal würde sie auch die königlichen Gewänder
anziehen, obwohl sie sich ja eigentlich nichts daraus machte. Aber mir
zuliebe tat sie es. Und sie sah ebenfalls hinreißend aus. Doch dann
fingen die Vorbereitungen an.
EINE WOCHE! Eine Woche lang sah ich Manjula nicht mehr. Josi hatte es da
besser. Mama auch. Aber mein Vater und ich bekamen sie nicht zu
Gesicht. Auch nicht bei den Mahlzeiten. Und nachts? Da schlief ich
alleine. Denn Josi schlief nicht in meinem, sondern im Zimmer von
Manjula, in ihrem Arm.
In Indien wird die Hochzeit traditionell von den Eltern der Braut
ausgerichtet. Also von uns. Eigentlich sollte sie im großen Innenhof
des Palastes stattfinden. Aber viele meine Untertanen waren in der Zeit
zu mir gekommen und baten, an diesem Fest teilnehmen zu dürfen. Und ich
hatte einer Bitte meiner Untertanen noch nie widersprochen. Sie nahem
einen so großen Anteil an dieser Hochzeit, zumal ja auch zeitgleich
Dussehra begann, da beschlossen meine Frau und ich, die Zeremonie auf
dem großen Platz vor dem Palast abzuhalten, unter einem mehr als
riesigen Baldachin. In den Tagen vor der Zeremonie gab es viele
Vorbereitungen, wie auch Reinigungsrieten. Diese Vorbereitungen
dauerten 5 Tage, die von den Brautleuten peinlichst genau einzuhalten
sind. Dann aber begann die Zeremonie. Selbst meine Frau sah bei unserer
Hochzeit nicht so wunderbar aus, wie meine Tochter es nun war. Die
Hochzeitszeremonie selbst ist sehr schwer zu beschreiben. Dafür sind zu
viele Handlungen miteinander verwoben. Der Mittelpunkt der Geschehnisse
ist das heilige Feueropfer Yajna. Wir saßen im Schneidersitz um diese
Feuerstelle herum, den Himmelsrichtungen entsprechend. Die Zeremonie
selbst beinhaltete die Kanyadan-Zeremonie. Ein Priester leitete das
Ritual und rezitierte Satz für Satz Sanskrit-Mantras, welche die Beiden
nachsprechen mußten. Und ich mußte gestehen, daß Thomas schon sehr gut
Hindi konnte. Er machte keinen Fehler. Dann übergab ich Manjula an
ihren zukünftigen Mann Thomas. Ich lege die Hände der beiden über einem
Krug zusammen, umwickele sie mit einer Blütengirlande und einem roten
Tuch, segne sie mit Wasser des Ganges und bete um den Beistand der
Götter. Für einen guten Beginn rief ich Ganesha an, dann Kamas, dem
Gott der Liebe. Danach knoten Frauen den Sari von Manjula mit einem
Ende des Schultertuchs von Thomas zusammen, als Zeichen der ehelichen
Verbindung. Dieser Knoten ist ein wichtiges Merkmal. Im weiteren
Verlauf hingen sie sich gegenseitig große Blütenketten um den Hals.
Erst jetzt entzündete der Priester unter Gebeten das Feuer, das nun die
Gegenwart des Göttlichen in der Form von Agni repräsentierte. Nach
einigen anderen Zeremonien, kommt schließlich der wichtigste Teil der
Eheschließung: Saptapadi, die sieben Schritte. Dies ist auch das
wichtigste Ritual. Dieser Höhepunkt verbindet das Paar für immer.
Siebenmal müssen die Beiden um das heilige Feuer herumgehen, noch immer
durch die Tücher miteinander verknüpft. In der Tradition geht der Mann
voran. Doch Thomas ließ Manjula vorgehen. So, wie es in den alten
Schriften stand. Die sieben Kreise stehen symbolisch für die sieben
Eheversprechen, die sich das Brautpaar gibt: sich zu ehren und
respektieren, gute und schlechte Zeiten miteinander zu teilen, einander
zu vertrauen und die Werte des anderen anzuerkennen. Mit dem fünften
Umschreiten des Feuers bestätigt das Brautpaar das Versprechen der
Reinheit und der Einhaltung von Familienpflichten. Die beiden letzten
Kreise stehen für das Gelöbnis der Brautleute, rechtschaffen zu sein
und auf ewig ihre Liebe zu pflegen. Schließlich tupfte er ihr geweihte
rote Farbe, Sindur, auf den Scheitel und auf die Stirn einen Punkt, den
sie von nun an immer als wichtiges Segenszeichen der verheirateten Frau
tragen würde. Sie drückt mit Mantren ihre Einwilligung aus und sagt:
"Du bist mir willkommen!" Dann folgt die Handnehmen-Zeremonie. Thomas
mußte dazu die rechte Hand Manjulas in seine Hände nehmen und sagen:
"Ich nehme deine Hand, mögen wir glücklich sein. Mögest du mit mir,
deinem Mann, lange leben. Die Götter haben dich mir gegeben, damit du
mein Haus regierst. Du bist die Königin meines Hauses. Ich bin
Samaveda, du bist Rigveda. Ich bin Himmel, du die Erde. Komm laß uns
heiraten!" Und dann: "Ich nehme dein Herz in meines. Mögen unsere
Gedanken eins sein! Möge Gott uns vereinen!" Es war schön zu hören, wie
er es sagte. Nicht nur das er es auf Hindi sagte, nein, er sagte es mit
solcher Hingabe, das jeder Anwesende wußte, wie ernst er dies alles
nahm. Obwohl er aus Deutschland andere Zeremonien gewohnt wäre. Es gibt
noch viele Rituale die dazu gehörten. 16, wenn ich mich recht entsinne.
Aber dies waren die wichtigsten. Jeder der Anwesenden auf dem großen
Platz konnte sehen, wie ernst sie dies alles meinten. Obwohl hier unser
Glaube mit ihrem kollidierte, unsere Tradition mit der Ihrigen. Es
waren zwei Welten, die sich in diesem Paar vereinigten. Die Zeremonien
und Gratulationen dauerten bis in den frühen Abend. Zumal jeder der
Anwesenden, auch meine Untertanen sie mit Blumenkränzen
beglückwünschten. Erst dann wurde gefeiert. Zumal auch das Fest
Dussehra begann. In dieser, vom Palast, und somit von der Hochzeit aus
gehenden Prozession, nahmen Tanzgruppen, Yogagruppen und Musikgruppen
teil. Bemalte Elefanten zogen Kutschen hinter sich her und einer trug
auch meinen goldenen Stuhl auf seinem Rücken. Dieses Jahr nahmen auch
die Brautleute daran teil. Dennoch beeinträchtigte das eine Fest nicht
das andere. Im Gegenteil. Jedes Fest gab dem anderen einen zusätzlichen
Höhepunkt.
Jetzt war ich eine Braut. Ich war verheiratet! Das hatte ich mir nicht
träumen lassen, als ich an jenem kalten Morgen zum ersten Mal in die
Klasse gekommen war. Und nun war es geschehen. Ich war so glücklich.
Wie glücklich, das kann ich nicht beschreiben. Die Ehe ist für uns in
Indien etwas ganz besonderes. Das höchste Glück auf Erden. Und ich
spürte es nun am eigenen Leib. Thomas brauchte ich nicht anzusehen. Er
hielt meine Hand und ich spürte wie es ihn durchfloß. Unsere Mütter
hatten bei der Zeremonie geweint. Und das, obwohl meine Schwiegermutter
mit den Zeremonien nichts anfangen konnte. Zwar wußte sie, was sie
bedeuteten, aber sie war ein Standesamt oder eine Kirche gewöhnt.
Dennoch wußte sie, daß ihr Sohn ihr nun nichtmehr gehörte. Er gehörte
mir! Darum hatte ich gekämpft wie eine Tigerin um ihr Junges. Und ich
hatte gewonnen. Er gehörte mir! Mir ganz allein. Und ich ihm. Und ihm
zu gehören, das hatte ich ja gewollt. Nur dafür hatte ich gekämpft. Und
ich würde es jederzeit noch einmal tun. Alles!
Ihr Vater hatte mir lang und breit erklärt, was es mit den Zeremonien
auf sich hatte. Ich hatte es schnell kapiert. Und - sie gefielen mir.
Es war wie in eintauchen in eine andere Welt. Geheimnisvoll. Aber als
es losging war ich mehr als aufgeregt. Nur Manjula nicht. Es schien,
als ob sie dies jeden Tag durchmachte. So ruhig war sie. Aber nur nach
außen hin. Denn als uns die Hände zusammengebunden wurden, spürte ich
ihre Aufregung sehr deutlich. Sie zitterte. Ich weiß zwar nicht wieso,
aber irgendwie wurde sie, seitdem unsere Hände aneinandergebunden
waren, ruhiger. Ich hoffte, daß ich in Zukunft immer so eine beruhigend
Wirkung auf sie haben würde. Aber dies würde die Zukunft zeigen. Am
späten Mittag war alles vorbei. Jedenfalls die Zeremonien. Dachte ich,
daß ich nun etwas für meinen Körper tun könnte, denn mein Magen meldete
sich, so wurde ich enttäuscht. Denn nun kamen die Glückwünsche. Und
damit meine ich nicht die von unseren Familien. Denn das wäre ja
schnell gegangen. Alle anwesenden kamen zu uns und wir bekamen
Blütenkränze umgelegt. Und mit Anwesenden meine ich nicht unsere
Familie. Es waren die Einwohner die auf dem großen Platz dabeigewesen
waren, die uns nun mit Kränzen überhäuften. Schon nach 3 Minuten mußten
wir sie ablegen, weil wir schon bis über die Ohren darunter
verschwunden waren. Ich weiß nicht wie oft wir dies machen mußten. Aber
es war sehr oft. Schließlich war die ganze Stadt hier versammelt
gewesen. Am späten Nachmittag war es dann vorbei. Der Berg Kränze
hinter uns hatte so manchen zum Lachen gebracht. Und um ehrlich zu
sein, ich war froh. Nicht daß ich diese Zuneigung der Bevölkerung nicht
wollte, aber ich hatte schlichtweg seit Stunden Hunger. Und so war ich
froh, daß wir endlich essen konnten. Schön war es, als wir uns
anfänglich gegenseitig fütterten. Die Berührung ihrer Lippen an meinen
Fingern oder ihren Fingern an meinen Lippen ließ mich erschauern. Und
das hatte nichts mit Sex oder Erregung zu tun. Es war einfach nur -
schön.
Ob die Beiden wußten was noch auf sie zukam? Ich wußte es. Schließlich
bin ich eine Inderin. Bei meiner Hochzeit wurde mein Bett auch mit
Blumen geschmückt. Doch als ich in ihrem Schlafzimmer auch Blumen
ausschütten wollte, mußte ich schlucken. Die Frauen der Stadt hatten
dem jungen Paar einen mehr als romantischen Ehebeginn bereitet, indem
sie das Brautbett über und über mit Blumen schmücken. Das
obligatorische Blumenbett. Aber als ich meinen Beitrag dazu leisten
wollte, fand ich das Bett nicht. Die Blumen türmten sich im Zimmer
schon einen Meter über den Boden auf. Und ich wußte nur zu gut, daß ihr
Bett höchstens 60 cm hoch war. Irgendwie beneidete ich die Beiden.
Allein der Geruch war sinnesbetörend. Und es ist herrlich in einem
Blütenmeer geliebt zu werden. Denn mein Mann hatte mich in unserer
Nacht sehr oft geliebt.
25 Der See 231
Der Morgen war himmlisch. Ich lag in seinem Arm und die ganze Welt
schien aus Blüten zu bestehen. Als er mich am gestrigen Abend in unser
Zimmer trug, er hat mich wirklich getragen, war ich sprachlos. Die
Tradition des Blumenbetts kannte ich natürlich. Nur, hier war kein
Bett. Natürlich war hier ein Bett, aber es war nicht auszumachen. Schon
an der Türe mußte er über ein Netz steigen, was gut einen Meter hoch
war. Es hielt die Blüten im Zimmer. Ab da watete er durch ein
Blütenmeer. Und nur weil ich wußte wo das Bett stand, konnten wir es
finden. Was danach geschah, geht nur mich und meinen Mann etwas an.
Aber das wir am Morgen einen eigenartigen Gang hatten, das rührte von
der Nacht her und den Stellungen aus dem Kamasutra. Und das ich müde
Augen hatte auch. Aber die hatte er ebenfalls. Wir waren nach dem Essen
zum Umzug gegangen und hatten fast drei Stunden daran teilgenommen.
Josi war in ihrem Element. Denn sie saß auf einem Elefanten. Als wir
uns zurückzogen lachte man uns aus. Alle, vom Kaufmann bis hin zu
unseren Eltern wußten nur zu genau, wohin wir wollten und was wir dort
tun würden. Gegen elf, halb zwölf sind wir dann nach oben gegangen und
hatten seitdem kein Auge zugetan. Es sei denn vor Wonne. Gegen morgen
dösten wir etwas, da hörte ich den Brunnen im Park plätschern. Ich
stand auf und zog ihn mit. Ohne darauf zu achten, daß wir beide nackt
waren, zog ich ihn aus meinem, ach nein, das ist ja jetzt unser
Schlafzimmer, und ging mit ihm hinunter in den Park. Im Park lag der
große See. 1,50m tief, 40m lang und 25 breit. Am Anfang war er aus
reinstem weißen Marmor. Nach hinten wurde er zu rotem, weiter hinten zu
blauen und noch weiter hinten zu schwarzen Marmor. Am Ende bestand er
aus pechschwarzem Granit. Er war meiner Phantasie entsprungen und Papa
hatte ihn bauen lassen. Im Halbdunkel des erwachenden morgen standen
wir Hand in Hand auf den weißen Stufen zum Wasser. Ich schaute ihn an
und wir nickten nur. Dann machten wir die ersten Schritte. Das Wasser
war noch kühl. Aber nicht so kalt, das man fror. Wir gingen bis zur
Mitte des Sees, dann standen wir zueinander gewandt im Wasser. Wir
hatten noch kein Wort gewechselt, trotzdem verstanden wir uns. Und so
auch jetzt. Er fing an mich zu streicheln und zu küssen. Und ich spürte
unterhalb der Wasserlinie, daß wir gleich etwas Unschickliches machen
würden. Aber das war mir egal. Auch eine Prinzessin hat Bedürfnisse.
Und wieso sollte ich darauf verzichten? Das wollte ich nicht verstehen
und dachte erst gar nicht darüber nach.
Unser Palast war schon sehr alt. Die Grundmauern wurden um 500 n. Chr.
errichtet. Von da an wurde er immer größer, prächtiger und schöner. Vor
etwa 10 Jahren war mein kleines Mädchen zu ihrem Papa gelaufen und
zeigte ihm ein Bild von einem Pool. Sie hatten sich sehr lange
unterhalten und schließlich wurde inmitten des Parks ein See nach ihren
Vorstellungen angelegt. Und ich muß gestehen, daß er zu einem Juwel des
Parks wurde. Jeden Morgen saßen mein Mann und ich im Dunkel der Nacht
auf unserem Balkon und sahen zu, wie der Park vom Morgen erleuchtet
wurde. Hier nahmen wir auch oft eine Kleinigkeit zu uns. Aber nicht
viel, damit wir später am Frühstückstisch nicht schon satt waren. Das
war im Laufe der Zeit zu einem festen Ritual geworden. So auch am
Morgen nach der Hochzeit unserer Tochter. Wir hatten noch nicht
geschlafen, da wir die ganze Nacht mit unseren Untertanen zusammen
gefeiert hatten. Aber der kühle Morgen verscheuchte unsere Müdigkeit.
Und so saßen wir auf dem Balkon und ich drückte mich fest an meinen
Mann. So konnte er die Kälte der Nacht von mir fernhalten. Doch an
diesem Morgen verschlug es mir den Atem. Denn plötzlich tauchten die
Frischvermählten im Park auf. Dies war an sich nichts besonderes, wenn
man von ihrer Kleidung absah. Sie trugen nämlich keine. Beide waren
völlig nackt und gingen nun auf den See zu. Im Dämmerlicht konnte ich
sehr genau sehen, das ihre Körper arg verschmutzt waren. Und ich konnte
auch sehen, welche Körperflüssigkeit dies verursacht hatte. Es war
schön zu wissen, daß sie damit bis zur Hochzeit gewartet hatten. Ich
war so stolz auf mein Mädchen. Sogar meinem Mann schien dies
aufgefallen zu sein. Denn er sagte: "Schön zu wissen, daß sie noch
Jungfrau war." "Sie war wenigstens braver als wir.", kicherte ich.
"Bereust du es?" "Hm. Manchmal bedaure ich es. Manchmal wünsche ich
mir, daß wir damit bis zur Hochzeitsnacht gewartet hätten. Aber
Bereuen? Nein. Bereut habe ich es niemals." Wir sahen den beiden zu,
wie sie langsam ins Wasser stiegen. Aber noch etwas sah ich. Einen
rötlichen Schleier breitete sich von ihren Körpern aus. Blut! Na ja, so
würden sie wenigstens sauber. Doch als sie mitten im See standen wurde
es doch peinlich. Anfänglich küßten sie sich nur. Doch dann schlang sie
ihre Arme um seinen Hals und ihre Beine um seine Hüfte. Was er unter
Wasser mit ihr machte, konnte ich mir nur zu gut vorstellen.
Schließlich kannte ich das Kamasutra auch. Als er in ihr war, begannen
die beiden miteinander zu schlafen. Und das schlimmste war, ich konnte
meinen Blick nicht von den Beiden nehmen. Ich sah ihnen zu wie sie sich
liebten und freute mich für sie.
Unsere Vereinigung dauerte sehr lange. Wir bewegten uns kaum. Ich hing
an ihm und er ging langsam durch das Wasser. Seine Bewegungen und die
Strömung des Wassers taten ihr übriges. Er mußte das Kamasutra sehr
gründlich gelesen haben. Nur diesem Umstand verdankte ich es, daß wir
nicht nur in der Nacht, sondern auch hier im See fast gleichzeitig zur
Erlösung kamen.
Der Schatten hinter einer der großen Palmen fiel mir erst auf, als die
Beiden anscheinend fertig waren. Ich mußte sehr genau hinsehen, um ihn
zu erkennen. Igor! Im Schlafanzug, mit einer Waffe in der Hand. Ich
bewunderte ihn. Er war ständig bei ihnen. Und sie mußten sich dessen
doch bewußt sein. Dennoch gaben sie sich ungeniert ihrer Liebe hin,
fühlten sich unbeobachtet, ungestört. Und dies schienen sie auch zu
sein. Ich konnte sehen, daß er nur sehr selten zu ihnen hinsah, mehr
aber den Park im Auge hielt. Mein Mann hatte einen mehr als guten Griff
mit ihm getan. Nur Igor hatte ich es zu verdanken, daß ich in
Deutschland ruhiger schlafen konnte. Doch jetzt würde ich wohl mit ihm
reden müssen. Es schien viel mehr zu wissen als ich. Zumindest mußte er
lange vor mir gewußt haben, daß sich zwischen den Beiden etwas
abspielte.
26 Eheleben 235
Die Zeit verging. Ich hatte die "Flitterwochen" dazu verwendet, ihm
meine Heimat zu zeigen. Und nicht nur meine Heimat, sondern ganz
Indien. Na ja, nicht ganz Indien. Aber die schönsten Stellen schon. Mit
großem Stolz fuhr ich mit ihm nach Bodhgaya. Das ist eine kleine Stadt
in unserem Königreich, knappe 100 km von unserer Hauptstadt Patna
entfernt. Hier hatte Siddharta Gautama um 534 v Chr. unter einem
Bodhi-Baum die Erleuchtung erlangt. Und als er mich fragend ansah,
erzählte ich ihm von meinen Göttern. Von Shiva und seine Frau Parvati,
Kali die schwarze Göttin der Vernichtung und Erneuerung, der
Elefantenköpfige Gott Ganesha und wie er zu seinem Elefantenkopf kam.
Vishnu der Alldurchdringende, Lakshmi die Göttin des Wohlstandes, Rama
die siebte Inkarnation von Vishnu, Krishna, Surya. Und auch deren
Bedeutung und ihren Geschichten. Er brauchte Jahre, um sich in meiner
Götterwelt zurechtzufinden. Aber er hat es geschafft. Und was noch viel
schöner war: Er liebte sie ebenso wie ich sie liebe. Und so wurden sie
auch zu seinen Göttern.
Die Flitterwochen hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Venedig
oder so. Ständig im Hotelzimmer und ständig im Bett. Wir hatten meine
Eltern und Josi nach Delhi gebracht, von wo aus sie nach Hause flogen.
Aber anstatt wieder nach Hause in den Palast zu fahren, stöhnte Igor
nur auf. Und ich wußte mittlerweile nur zu genau, was dies zu bedeuten
hatte. Planänderung! Und so mußte Igor jeden Morgen und jeden Abend im
Palast anrufen und mitteilen, wo wir waren und das es uns gut ging. Wir
fuhren mit einem Geländewagen los, und sie zeigte mir ihr Land. Und
schon nach 3 Tagen wußte ich, daß ich niemehr von hier fort wollte. Sie
zeigte mir die Sehenswürdigkeiten ihres Reiches, erklärte mir ihre
Götterwelt, und ich liebte sie. Meine Frau, und ihre Götter. Indien
wirklich ein geheimnisvolles Land. Hinter jeder Ecke, hinter jedem Baum
kann ein neues Wunder verborgen sein. Und es ist ein mehr als
freundliches und liebenswertes Volk. Überall wurden wir mehr als
herzlich begrüßt. Vor allem von den Kindern. Auch in Städten und
Dörfern, wo sie nicht als Prinzesin erkannt wurde. Wir waren fast bis
Ende November unterwegs gewesen. Hatten Städte und Landschaften
gesehen, von denen sie mir sagte, daß sie dort auch noch nie gewesen
wäre. Dann wollte sie plötzlich nach Hause. Also fuhren wir zurück zu
ihren Eltern, meinen Schwiegereltern.
Als ich wieder vor Mama stand, sah sie es mir sofort an. Und sie freute
sich sehr. Ob ich es schon Thomas gesagt habe, fragte sie. "Nein. Mir
ist morgens nur schlecht und die Regel ist diesen Monat auch wieder
ausgeblieben. Ich will ihm nicht zu früh Hoffnung machen." Sie nickte
nur. Doch als wir alle, eine Woche vor Weihnachten, wieder bei Thomas
Eltern waren, konnte ich mir sicher sein. Ich war im dritten Monat
schwanger. Scheinbar war unsere Hochzeitsnacht sehr erfolgreich
gewesen. Es wurde ein Mädchen, welches noch schöner wurde, als ich es
war. Und dabei hatte Mama immer behauptet, daß ich das schönste Mädchen
der Welt wäre. Zur Geburt waren wir wieder alle vereint im Palast.
Sogar alle meine Geschwister waren wieder bei uns. So auch bei der
Geburt unserer drei anderen Kinder. Wir hatten unterdessen unsere
Ausbildung begonnen, auch wenn ich mit meinem dicken Bauch so manche
Schwierigkeiten in den Hörsälen der Uni hatte. Thomas hatte
Naturwissenschaften studiert und Unterrichtete später in der Schule
nahe dem Palast. Ich war so stolz auf ihn, das er die Kinder
unterrichtete. Und er war sehr beliebt bei ihnen. Und dies nicht nur
weil er mein Mann, oder der zukünftige Maharadscha war. Ich hatte mich
für Agrarwissenschaft entschieden. Allerdings übte ich keinen Beruf
aus. Ich war Putri-Raja, Ehefrau und Mutter. Und damit war ich voll
ausgelastet. Doch Thomas unterstützte mich voll und ganz. Und wenn er
später mit unserer Rasselbande unterwegs war, dann hatte ich ruhige
Zeiten. Was er mir in all den Jahren an Zärtlichkeit angedeihen ließ,
ist nicht zu beschreiben. Und ich dankte es ihm mit all meiner Liebe.
Als er 33 war, traten meine Eltern zurück. In einem gigantischen Fest,
welches 14 Tage dauerte, wurden Thomas und ich als die neue Herrscher
eingesetzt. Ich wußte ja was da auf mich zukam. Aber er nicht. Die
Zeit, die er sonst seinen Schülern und unseren Kindern angedeihen ließ,
wurde drastisch weniger. Und so teilten wir uns die Aufgaben. Dann
klappte es. Und als er 56 war, halsten wir das Amt unserer ältesten
auf. Soll die sich doch mit ihrem Mann damit rumschlagen. Dies war auch
das Jahr, in dem er mir die größte Freude machte, die ein Mensch einem
anderen machen konnte. Ich sagte ja, daß er meine Götter und auch
meinen Glauben angenommen hatte. Lange Zeit hatte er darüber
nachgedacht und bat mich nun, ihn freizugeben, damit er den Lehren
Buddhas folgen konnte. Aber meine Tränen und seine Liebe zu mir,
bescherten ihm einen weiteren Kreislauf und mir unendliches Glück. In
all den Jahren haben wir alle sehr oft besucht. Seine Eltern, Josi,
Igor. Und wann immer wir Zeit hatten fuhren wir durch Indien. Besuchten
die großen Feste wie: Gangaur, Tihar oder Diwali, Lakshmi Puja oder
Sonepur Cattle Fair. Aber wir waren immer froh, wenn wir wieder zu
Hause waren.
Ach ja. Viele werden sich gefragt haben, was meine Namen eigentlich
bedeuten. Hier die in etwa sinngemäße Erklärung: Putri-Raja Akuti
Charulekha Hemangini Manjula Putri-Raja (Königstochter, Prinzessin,
spätere Maharani); Akuti ("nur" Prinzessin) Charulekha (schön)
Hemangini (Mädchen mit goldenem Körper) Manjula (reizend) Darauf folgt
in etwa und sehr sinngemäß: Zukünftige Maharani, schöne und reizende
Prinzessin mit goldenem Körper.
Und den hatte meine Frau. Und sie hat ihn noch immer.
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