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15 Aussprache? 129

 

Wir sind sehr lange geblieben. Eigentlich hatte mich, nachdem Chris

gegangen war, die Langeweile eingefangen. Aber Peter Ustinov kam zu uns

an den Tisch und unterhielt sich anfangs mit meinen Eltern und später

auch mit mir. Erst jetzt kam ich dazu, ihm zu sagen, wie schön ich

seine Filme fand. Und er lächelte mich an. Später gab er noch einiges

auf der Bühne zum Besten und ich hab mich herrlich amüsiert. Erst um

halb 3 brachen wir auf. Und so kam es, das ich erst um halb vier im

Bett war. Demzufolge hatte ich am Sonntag auch sehr lange geschlafen.

Und der Sonntag selbst verging auch wie im Fluge. Ich schwelgte

geradezu in der Erinnerung an die vergangene Nacht. Doch erst als ich

abends im Bett lag, da dachte ich mir, daß ich die nächste Gala nur

"mit" Thomas besuchen würde. Doch anstatt mir dies nun in den

wundervollsten Farben auszumalen, da fiel mir plötzlich wieder die

Schule ein. Und mit der Schule auch meine Mitschüler. Was war, wenn sie

mich im Fernsehen gesehen hatten? Ein einziger würde ja schon genügen.

Vielleicht würden sie ihr, oder ihm, nicht glauben. Aber die Saat des

Zweifels wäre gesät. Und was, wenn es zwei gesehen hatten? Oder noch

mehr? Was würden die sagen? Und noch viel mehr: Wie würden sie sich mir

gegenüber verhalten? An Thomas Verhalten dachte ich nicht. Wir waren ja

ein Paar. Aber die Anderen bereiteten mir Angst. Was würden sie tun?

Viele Versionen schwirrten mir durch den Kopf. Von Verständnis, bis hin

zur Ablehnung. Wobei das letztere mir immer öfter vor Augen schwebte.

Deshalb schlief ich in dieser Nacht auch erst sehr spät ein. Und ich

schlief sehr unruhig. Mehrmals wachte ich in dieser Nacht auf.

Schweißnaß. Und so wachte ich am Morgen auch auf. Schweißgebadet. Am

Morgen hatte ich richtigen Bammel. Wieso heißt das eigentlich "Bammel"?

Jedenfalls hatte ich den. Und das nicht zu knapp. Richtige

Magenschmerzen hatte ich. Fast so, als wenn ich meine Tage bekommen

hätte. Aber dem war ja nicht. Schon als ich aufstand, dachte ich nur an

die Schule und was sich da gleich abspielen würde. Und beim waschen und

anziehen war ich mit meinen Gedanken nur bei der Schule und was dort

auf mich zukommen würde. Als ich zum Frühstück nach unten kam, sah Mama

mich mit weit aufgerissenen Augen an. Doch erst nach einigen Sekunden

lachte sie laut auf und fragte mich: "Du willst doch etwa nicht so in

die Schule gehen?" Völlig verwirrt sah ich sie an. Doch dann deutete

sie auf mich. Völlig irritiert schaute ich an mir herunter. Aber dann

mußte ich auch herzhaft lachen. "Nein Mama. So bestimmt nicht." Ich

mußte wieder hoch und mich umziehen. Denn ganz in Gedanken hatte ich

nach dem Waschen eines meiner langen Nachthemden wieder angezogen. Und

darüber hatte ich dann meinen Rock und das T-Shirt angezogen. Und nun

schaute mein Nachthemd unter dem Rock hervor. Aber wenigstens hatte ich

schon meine Unterwäsche und die Strumpfhose angezogen. Aber wieso ich

so in Gedanken gewesen war und das Nachthemd wieder angezogen hatte,

ohne es zu merken, das war mir schleierhaft. Schleierhaft! Wieder so

ein Wort, mit dem ich damals noch nichts anfangen konnte. Aber so war

mir in dem Moment gewesen. Doch eigentlich wußte ich ja, wieso ich so

in Gedanken gewesen war. Richtig angezogen kam ich dann wenig später

erneut herunter. "So gefällst du mir Schatz. Setzt dich, damit ich dir

die Haare machen kann.", sagte Mama. Und nun wußte ich, was ich noch

vergessen hatte. "Bist du so nervös wegen der Schule?", fragte sie,

während sie mir die Haare bürstete und sie anschließend zu einem Zopf

flocht. "Ich glaube ja." "Was sie wegen Samstag sagen werden?" "Ja."

"Nimm es nicht so schwer. Sie werden dich auch als Prinzessin mögen."

"Meinst du?" "Bestimmt." "Hoffentlich." Mein Frühstück fiel heute sehr

schmal aus. Ich bekam kaum was runter. Und Mama mußte mich zweimal

ansprechen, bis das ich wußte, daß wir losfahren mußten damit ich nicht

zu spät in die Schule kam. Im Wagen kam dann wieder diese Ungewißheit

auf. Wie würden sie sich mir gegenüber verhalten. Am liebsten wäre ich

heute nicht in die Schule gegangen. Aber dann hätte ich dieses Problem

nur auf morgen verschoben. Und dann hätte ich einen ganzen Tag und eine

weitere Nacht mit Ängsten und Zweifeln verbracht. Also war es besser,

mich ihnen heute zu stellen. Trotzdem mußte Mama mich anstoßen, damit

ich an der Schule aus dem Wagen stieg. Sosehr war ich in Gedanken an

das Kommende versunken. Meine Mitschüler standen draußen vor dem Tor

und wußten, daß ich aus diesem Wagen steigen würde. An den hatten sich

meine Mitschüler ja mittlerweile gewöhnt. Und schließlich war ich ja

auch nicht die einzige, die morgens mit dem Wagen gebracht wurde. Noch

drei andere aus meiner Klasse wurden morgens mit dem Wagen gebracht.

Nur sehr zögerlich stieg ich aus. Zu zögerlich. Mama mußte mir noch

einen Klaps auf den Po geben, damit ich gänzlich aus dem Auto stieg.

Langsam ging ich auf sie zu. Eigentlich hätte mir jetzt ein "Hallo",

ein "Na du" oder wenigstens ein "Morgen" entgegen klingen müssen. Doch

als ich an diesem Morgen zu ihnen kam, verstummten ihre Gespräche. Alle

Augen richteten sich auf mich. Sie schienen auf eine Erklärung von mir

zu warten. Aber ich wußte nicht, was ich ihnen sagen sollte. Mein

Gehirn schien völlig leer zu sein. Und diese Stille brachte mich fast

zur Verzweiflung. Doch da stand plötzlich Thomas hinter mir. Er klopfte

mir auf die Schulter und ich drehte mich erschrocken herum. Da küßte er

mich auch schon. Sehr zärtlich. Und ich erwiderte seinen Kuß. "Morgen

Schatz." "Morgen.", sagte ich. Er schlang seinen Arm um meine Taille,

dann drehten wir uns zu den anderen hin. "Morgen. Na ihr. Alles klar?",

fragte er die anderen, die mit staunen zugesehen hatten, wie ihr

Mitschüler eine leibhaftige Prinzessin geküßt hatte. Einfach so. Doch

sie antworteten nicht. "Was ist? Alle stumm geworden?" "Hast du am

Samstag nicht fern gesehen?" "Warum sollte ich fern sehen. Ich schau

lieber nah." Gequält lachten einige über seinen Witz. "Sie haben mich

am Samstag im Fernsehen gesehen.", flüsterte ich ihm zu. "Kann ich mir

denken." "Du auch?" "Ja." "Warst du nicht erstaunt, das Manjula eine

Prinzessin ist?", fragte Moni. "Nö. Das hat mir meine kleine Schwester

doch schon vor Wochen gesagt." Langsam wurde es mir doch unangenehm.

Aber bevor es zu schlimm für mich wurde, klingelte es und wir gingen

hinein. Es war lustig zu sehen, wie die Jungs dennoch versuchten, mir

auf der Treppe unter den Rock zu schauen. So weit ging die Ehrfurcht

vor einer Prinzessin bei ihnen wohl doch nicht. Aber sie hatten mal

wieder Pech. Sie konnten nichts sehen, denn ich ging im Treppenhaus wie

immer dicht an der Wand entlang. Oben in der Klasse wurde es wieder

ruhiger. Die Lehrerin überging einfach die Sendung am Samstag, obwohl

sie beinahe einen Herzinfarkt bekommen hatte als sie mich dort sah. Und

das, obwohl sie es ja eigentlich hätte wissen müssen. Wenn sie meine

Sprache, Hindi, gekonnt hätte. In der ersten Pause standen Thomas und

ich ganz alleine auf dem Hof. Unsere Mitschüler hielten sich noch auf

Distanz. Anders als Thomas. Er redete mit mir. Dennoch hatte ich das

Gefühl, daß da etwas war. Meine Umarmung von Chris? Denn er redete mit

mir über die Gala. Hauptsächlich wollte er von mir wissen, wieso ich

dort geweint hatte. Also erklärte ich ihm, daß ich ein totaler Chris

Rea Fan war. Und das ich gerade die Lieder schön fand, die er für seine

beiden Töchter gemacht hatte. Er kannte auch Reas Lieder. Und zu meiner

Freude fand er sie auch schön. Und so hatten wir wenigstens ein

Gesprächsthema, was nichts mit der Gala zu tun hatte. Dennoch spürte

ich sehr deutlich, daß da noch etwas war. Etwas schien in zu bedrücken.

Und ich dumme Gans, dabei sind Gänse doch nicht dumm, ich dachte

natürlich nicht an das Naheliegenste. Dann hätte ich uns eine lange

Zeit der Qualen ersparen können. Aber wie gesagt: Auf das Naheliegenste

kam ich natürlich nicht. Dabei war es doch so offensichtlich. Erst in

der zweiten Pause kamen zwei der Mädchen zu uns. "Äh.", stammelten sie.

"Was ist?", fragte ich sie erstaunt. "Wir, äh, wir." Sie drucksten nur

herum. Doch ich wußte ganz genau, was sie wissen wollten. Wie sie mich

anreden sollten. Also nahm ich ihnen die Frage ab. "Manjula! Ganz

einfach Manjula. Ich bin doch noch dieselbe wie am Freitag." "Nicht

Hoheit oder Prinzessin?", fragten sie mich erstaunt. "Nein. Manjula.

Und ich wundere mich nur, daß ihr deswegen so einen großen Aufstand

macht. Da sind die Jungs aber schon viel weiter als ihr." "Wieso?‘"

"Na, denen ist das egal ob ich eine Prinzessin bin oder nicht. Wie

jeden Tag haben sie auch heute auf der Treppe versucht, mir unter den

Rock zu schauen." Die Mädchen schauten sich erstaunt an, dann aber

lachten sie über die Unverschämtheit der Jungs. Und sichtlich

erleichtert nahmen sie dies alles zu Kenntnis. Also standen am Ende der

Pause wieder viele der Mädchen um mich herum, wie es fast immer der

Fall war. Doch leider drängten sie dabei Thomas von mir fort. Und das

war mir nicht recht. Ich wußte doch noch nicht was ihn bedrückte. Und

so verlief der weitere Tag für mich mit einem sehr schlechten Gewissen.

Obwohl ich mir wirklich keiner Schuld bewußt war. Allerdings konnte ich

mir denken, daß es an mir lag, daß ich der Auslöser, oder zumindest der

Grund seines Kummers war. Ob er am Wochenende eine andere kennengelernt

hatte? Wollte er vielleicht unsere Beziehung beenden und wußte nicht

wie er es anstellen solle, ohne mir weh zu tun? Möglich wäre es ja.

Aber dem wiedersprachen seine Augen. Seine Augen blickten noch immer

ständig in meine, sobald wir uns sahen. Wieso dachte ich bei ihm nicht

an das gleiche, wie bei den anderen? Und hätte ich doch nur schon

früher mit Mama geredet. Über Thomas und mich, über unsere Gefühle.

Hätte ich wenigstens an diesem Abend mit ihr geredet, dann wäre für uns

die folgende Zeit anders verlaufen. Aber, wie schon gesagt mag ich eure

Sprichwörter: Hätte der Hund nicht geschissen, dann hätte er den Hasen

bekommen.

 

16 Die Wandlung 136

 

In den folgenden drei Wochen besuchte ich Thomas an jedem Wochenenden zu

Hause. Diverse Mitschülerinnen, welche ich angeblich besuchte,

verschafften mir dafür einen Vorwand. Bei meinem ersten Besuch nach der

Gala fragten seine Eltern mich doch glatt, ob sie Hoheit oder

Prinzessin sagen sollen. "Manjula", sagte ich, "Manjula ist schon

richtig." Seine Mutter hatte sich im Lauf der Zeit auch an Igor

gewöhnt. Selbst Josi hatte sich schließlich an ihn herangetraut. Und da

stellte sich wahrhaftig heraus, daß er doch kein böser Riese war. Sie

begannen sogar miteinander zu reden. Und während ich mit Thomas auf

ihrer Terrasse saß, plauderte Josi mit ihm über den kleinen Zaun

hinweg. Schließlich erzählte er ihr auch von seiner Heimat. Und von den

sprechenden Bären, die so weise waren, wie hier die Eulen. Von der

Eisprinzessin in ihrem Eispalast, von den Hexen. Er erzählte ihr so

viele Märchen wie er kannte. Und er kannte sehr viele. Das wußte ich

nur zu gut. Hatte er sie mir doch auch erzählt, als ich in Josis Alter

war. Und selbst jetzt noch hörte ich ihm gerne zu, wenn wir unterwegs

waren. Und dankbar war ich ihm auch. Er hielt sich stets diskret im

Hintergrund. Und ich glaube, er drehte sich sogar herum, wenn Thomas

und ich uns küßten. Leider taten wir dies in letzter Zeit nichtmehr so

oft wie früher. Leider. Ich schob es auf mangelnde Gelegenheit zurück.

Allerdings machten wir so auch keine Fortschritte. Er ging mir nie an

die Wäsche. Einerseits war ich ihm dankbar dafür. Denn das hätte sehr

schnell meine Vorsätze zunichte machen können. Dafür war er so schon

viel zu zärtlich zu mir gewesen. Andererseits waren wir ja auch noch

nicht soweit. Doch es kam hin und wieder mal vor, daß er eines meiner

Beine berührte. Eigentlich war dies ja nichts Neues für uns. Auf der

Fahrt zum Schwimmen hatte er meine Beine sogar leicht gestreichelt und

meinen Po hatte er doch auch schon berührt. Auch wenn da mein Höschen

und meine Strumpfhose dazwischen gelegen hatte. Aber nun meinte ich zu

spüren, daß es ihm peinlich war, wenn er mein Bein berührte. Und wenn,

dann geschah es aus Zufall und nicht vorsätzlich. Ich spürte, daß da

etwas war. Aber da ich dumme Gans mir darauf keinen Reim machen konnte,

fragte ich in meiner Not Papa um Rat. Und das war auch gut so. Papa

hatte mir dann gesagt, woran es lag. Ich hatte ihm mein ganzes Herz

ausgeschüttet und er klärte mich auf. Nicht darüber! Das wußte ich doch

schon längst. Ich bin Inderin und keine Europäerin. Papa sagte mir

schließlich, was mit Thomas los war. Ich war wie vor den Kopf

geschlagen. Daran hatte ich wirklich nicht gedacht. Und daran geglaubt,

das hatte ich erst recht nicht. Aber das mußte unbedingt aufhören.

Sofort! Zwar wollte ich noch warten, bis das es zwischen uns zum

letzten kam, aber ein wenig "Vorfreude" wollte ich schon haben.

Schließlich waren wir doch ein Paar. Und das sollte ja auch so bleiben.

Also setzte ich mich an einem Wochenende, als ich wieder bei ihm zu

Hause war, in einem unbeobachteten Moment einfach auf seinen Schoß und

flüsterte traurig: "Gefällt dir mein Körper nicht mehr?" "Wie kommst du

denn darauf?", fragte er erschrocken und ganz erstaunt. "In der Zeit

vor der Sendung, da hast du mich öfter angefaßt als danach. Gefall ich

dir nichtmehr? Oder ist es, weil ich eine Prinzessin bin?" "Nein,

nein.", stammelte er. Doch dank Papa wußte ich es besser. Natürlich gab

es nur diesen einzigen Grund für sein Verhalten. Weil ich eine

Prinzessin war. Wieso hatte ich nicht daran gedacht? Bei meinen

Mitschülern hatte ich doch gleich gewußt, was los war. Nur bei ihm

nicht. Wie konnte ich nur so dumm sein? Nur, wie sollte ich ihm

klarmachen, daß ich noch immer das Mädchen von früher war. Sein

Mädchen. Sollte ich etwa wieder einen Krieg führen müssen? Nun, wenn

ja, dann würde es ein Blitzkrieg werden. Ich wollte keine langen

Vorbereitungen. Ich wollte keinen langen Krieg. Ich wollte ihn. Und ich

wollte ihn jetzt, und nicht erst morgen oder übermorgen. Ich kannte

mich mittlerweile auf ihrem Grundstück schon sehr gut aus. Daß sein

Zimmer für mein Vorhaben nicht in Frage kam, das wußte ich. Blieb nur

noch ein Fleckchen übrig. Aber dort kam auch Josi oft hin. Sie war die

einzige, die uns dabei hätte stören können. Also mußte ich sie

irgendwie beschäftigen. Igor! "Warte hier.", sagte ich und suchte Josi.

Sie war in der Küche und naschte vom Kuchenteig, den ihre Mutter

zubereitete. "Kommst du mir diese Naschkatze abnehmen. Wenn sie so

weitermacht hat sie einen Aua-Bauch und ich nichts mehr für den

Kuchen." Josi lachte mich mit ihrem verschmierten Gesichtchen an. Ich

mußte grinsen, hielt ihr aber meine Hand hin. "Wasch dir erst deine

Hände und dein Gesicht." Das allerdings machte ich. Und während ich sie

wusch, sagte ich ihr, daß Igor bestimmt noch viele Geschichten wüßte.

"Du kannst mir ruhig sagen, daß ich nicht in den Stall kommen soll."

Ich muß zugeben, daß ich in dem Moment erbleichte. Denn genau dort

sollte ja der Kampf stattfinden. "Keine Angst. Ich verpetz euch nicht."

"Danke." Sie ging zu Igor und ich zog Thomas von der Terrasse fort.

"Wir spielen Verstecken. Du mußt als erster suchen." Er lehnte sich an

einen Baum und schloß die Augen. Doch noch ehe er am Baum war, rannte

ich schon zum Stall. Hoffentlich dachte er nicht, daß dies eine Finte

von mir gewesen wäre. Doch zwei oder drei Minuten später wußte ich, daß

er dies nicht angenommen hatte. Ich war hoch auf den Heuboden gestiegen

und begann meine Waffen fertig zu machen, da hörte ich die kleine Türe

innerhalb des Tors. Da wußte ich: Der Krieg konnte beginnen.

 

Natürlich küßten wir uns nach der Gala auch weiterhin. Allerdings hatte

ich nun riesigen Bammel davor, ihren Körper zu berühren. Schließlich

war sie doch eine Prinzessin. Beim Küssen ging es ja gerade noch.

Trotzdem wurde diese auch zusehends seltener. Auch hatte ich sie, wie

früher, oft in meinem Arm. Aber wenn sie auf meinem Schoß saß und dazu

noch einen kurzen Rock anhatte, da war die Streichelattacke in der

Bahn, auf ihrem Bein, bei mir in Vergessenheit geraten. Ich liebte sie

nach wie vor. Dennoch war ich gehemmt. Und dann kam ihre Frage: Ob mir

ihr Körper nichtmehr gefiele? Natürlich gefiel er mir. Das hatte er

doch schon immer getan. Anfangs waren es ja nur ihre Augen. Aber mit

der Zeit war ihr ganzer Körper mit einbezogen worden. Dennoch waren

ihre Augen nach wie vor für mich das Wichtigste, das Schönste an ihr.

Sie kam auch gleich auf die richtige Idee. Weil sie eine Prinzessin

war. Natürlich hatte ich riesigen Respekt vor ihr. Schließlich war sie

doch jemand. Doch irgendwie machte mein Verhalten sie traurig. Ich

hätte es sofort ändern können. Aber wie sagt man jemanden, daß man

Angst hat ihn zu berühren? Das man glaubt, daß sie zu hoch, zu

gewaltig, zu bekannt, zu berühmt war. Ich war doch nur ein kleines

Würstchen im Vergleich zu ihr. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie

mit jemanden wie mir fest zusammen sein wollte. Ich konnte ihr doch

nichts bieten. Dennoch machte sie den Vorschlag verstecken zu spielen.

Ich bekam immer einen Kuß wenn ich sie fand und sie einen von mir wenn

sie mich fand. Darum spielte ich so gerne mit ihr verstecken. Besonders

hier bei uns. Hier kannte ich jeden Winkel. Hier war ich eindeutig im

Vorteil. Und jetzt verriet sie sich schon selbst, als sie Richtung

Stall lief, noch bevor ich am Baum angekommen war. Als ich in das

Halbdunkle des Stalles eintrat konnte ich mir bereits denken wo sie

sich versteckt hatte. Denn die Pferde standen zu ruhig in ihren Boxen,

als das sie in einer mit drin war. Blieb also nur noch die Sattelkammer

oder der Heuboden. Es sei denn, sie hatte mich reingelegt und nur so

getan, als ob sie in den Stall gelaufen war. Doch ein leises Rascheln

von oben verriet mir, daß letzteres der Fall war. Also stieg ich, so

leise ich konnte, die Leiter hoch. Dennoch knarrten die Sprossen so

laut, sie mußte es hören. Und als ich durch das Heu ging, raschelte es

sehr laut. Ganz hinten in einer Ecke sah ich ein Stück ihres Pullovers.

Das Rot fiel mehr als deutlich auf dem Grün des Heues auf. Also ging

ich zielstrebig darauf los. Schon dachte ich, sie hätte sich im Heu

eingebuddelt, da der Pulli so komisch da lag, da sah ich sie daneben

sitzen. Mit blankem Busen!

 

Es ging nicht anders. Ich mußte es tun, sonst würden wir nie

weiterkommen. Schlimmstenfalls würde er sich so sehr von mir

distanzieren, daß es mit uns in die Brüche ging. Und das wollte ich

bestimmt nicht. Denn dafür liebte ich ihn viel zu sehr. Also zog ich

meinen Pulli aus und legte ihn so hin, sodaß ich mich auf ihn legen

konnte. Ich hörte ihn die Leiter hochsteigen und dann seine Schritte im

Heu. Wie sie langsam auf mich zu kamen. Und dann sah ich ihn. Und er

sah mich. "Bist du verrückt? Was machst du da?" "Wonach sieht es denn

aus?" "Zieh dich wieder an bevor Josi kommt." "Die ist bei Igor."

"Trotzdem." Ich stand auf und ging die zwei Schritte zu ihm hin. Als

ich vor ihm stand, schaute ich ihn nur an. "Was ist?" "Gefalle ich dir

nicht." "Doch, ja, doch. Aber." "Und warum zeigst du mir das nicht?

Wieso faßt du mich nichtmehr an?" "Ich hab noch nie deinen Busen

angefaßt." "Leider. Ist er denn so häßlich?" "Äh, nein, nein." "Dann

faß ihn an. Oder soll das ein anderer machen?" "Nein." "Dann mach."

"Das geht doch nicht." Ärgerlich drehte ich mich herum, hob meinen

Pulli auf und zog ihn an. "Und ich dachte du liebst mich." "Das tu ich

doch auch." "Dann zeig es mir!", brüllte ich ihn an. Doch als ich sah,

wie er jetzt vor Schreck zusammenzuckte, mußte ich die letzten Waffen

zum Einsatz bringen. Also Schleusen auf und laufenlassen. Doch noch

bevor ich den Befehl dazu geben konnte, taten sie es schon von sich

aus. Verräterpack! "Dann zeig es mir doch.", flüsterte ich heulend und

schaute ihn nur an. Eigentlich hatte ich an zwei, drei Tränen gedacht.

Doch eigenartigerweise konnte ich nicht aufhören zu weinen. Mist! Da

stand ich vor ihm und heulte wie ein kleines Mädchen. Ein Mädchen mit

wehem Herzen. Ein Mädchen, was am Rande einer Beziehung stand und sah,

wie es immer mehr bergab ging und nicht wußte, wie sie es aufhalten

konnte.

 

Ernstlich geschockt trat ich auf sie zu. Ich hatte noch nie ihre Brüste

gesehen. Erahnt? Ja. Aber gesehen? Doch nur das Stück, was ihr Bikini

freigab. Oder was ich in ihrem Ausschnitt erhaschen konnte. Und nun saß

sie da, ihre Brüste völlig nackt und meinen Augen schutzlos

preisgegeben. Natürlich schaute ich genauer hin, dann aber war mir ihr

Gesicht wieder wichtiger. Sie stand auf und kam zu mir. Und als ich

nicht reagierte wie sie gedacht hatte, zog sie den Pulli wieder an. Sie

brüllte mich an und ich zuckte erschrocken zusammen. Doch dann

flüsterte sie es erneut. Und plötzlich stand sie dicht vor mir und -

weinte. Ja, sie weinte wirklich. Ich hätte niemals gedacht, daß sie

wegen mir weinen würde. "Nicht weinen Schatz.", war das einzige was mir

in diesem Moment einfiel. Ich mußte sie trösten. Darum nahm ich sie in

die Arme und ich küßte sie. Sofort erwiderte sie meinen Kuß. Und

während wir so küssend dastanden, streichelte ich über ihren Rücken.

Obwohl sie in mir eine Mauer eingerissen hatte, fürchtete ich mich noch

immer davor, ihren Körper zu berühren. Ihren nackten Körper. Und so

streichelte ich über ihren Rücken, aber auf ihrem Pulli. Doch nicht

lange. Denn plötzlich waren meine Finger auch unter ihrem Pulli. Aber

nur hinten auf ihrem Rücken. Zu mehr traute ich mich wirklich nicht.

Dennoch war das Gefühl ihrer Haut sehr schön für mich. Wann, oder wie

es schließlich dazu gekommen war, das weiß ich nichtmehr. Und wer von

uns der Initiator gewesen war, auch nicht. Tatsache aber war, daß sie

schließlich ihre Arme hob damit ich ihr den Pulli ausziehen konnte. Den

legte ich ins Heu und sie mein T-Shirt daneben. Dann sanken wir herab.

 

Ich fragte mich, ob er das mit Absicht gemacht hatte? Denn als wir ins

Heu sanken, lag er auf meinem dicken Pulli. Ich hingegen auf seinem

dünnen T-Shirt. Na warte, das gibt saures. Hm. Wieder sowas komisches.

Ich mag saures. Na ja, jedenfalls kamen bei seinem T-Shirt die

vertrockneten Grashalme durch und piksten ganz schön. Aber es hielt

sich zum Glück noch in Grenzen. Als ich schließlich in seinem Arm lag,

küßten wir uns. Sehr oft und auch zunehmend immer länger und

zärtlicher. Dabei lagen unsere Körper eng aneinander. Meine Brüste

bohrten sich schon in seinen Körper hinein. Doch er streichelte ständig

nur meinen Rücken. Natürlich war dies ein schönes Gefühl. Sogar mehr

als nur schön. Aber er machte leider keinerlei Anstalten, mit seiner

Hand endlich auch nach vorne zu kommen. Schließlich wurde es mir zu

dumm. "Schatz?", flüsterte ich. "Ja." "Der Rücken gehört der

Prinzessin, die Brüste mir." Aber leider verstand er nicht gleich. Er

schaute mich nur ratlos an. Darum nahm ich kurzerhand seine Hand von

meinem Rücken, rückte etwas von ihm ab, damit er meinen Busen

herankommen konnte und schob seine Hand einfach auf meine Brust. Aber

da hatte ich etwas angestellt. Erneut mußte ich eine kleine Niederlage

einstecken. Aber sie war nicht so schlimm. Im Gegenteil. Denn schon

Sekunden später wurde mir mehr als überdeutlich klar, daß ich mir beim

nächsten Mal vorher eine Binde ins Höschen legen mußte. Er hatte noch

nichts gemacht. Ich hatte seine Hand nur auf meine Brust gelegt und sie

hatte meine Warze auch noch nicht berührt. Dennoch wurde ich feucht.

Sogar viel mehr als nur feucht.

 

Sie nahm meine Hand von ihrem Rücken und legte sie sich auf ihre Brust.

Einfach so! Daß sie ihr gehörte und nicht der Prinzessin hatte sie

gesagt. Komische Aussage. Sie ist doch nicht geteilt. Sie ist doch

vorne wie hinten Prinzessin. Überall. Natürlich war diese große

Halbkugel echt geil. Ich hatte meine ganze Hand drauf liegen und spürte

nirgends ihre Warze. Und das, obwohl sie sich beim Küssen ständig in

meine Brust gebohrt hatte. Langsam schob ich seine Hand hin und her.

War er so blöd? Wußte er wirklich nicht, was man als Junge mit einer

Mädchenbrust macht? Oder hatte er noch immer solchen Respekt vor meinem

Körper? Dem Körper einer Prinzessin. Schließlich aber hatte er es doch

kapiert. Langsam streichelte er meine Brust. Aber an die Warze war er

noch nicht gekommen. Plötzlich spürte ich nur noch seine Fingerspitzen.

Sie schoben sich auf meiner Brust hin und her. Und so kam er auch

endlich, wenn auch nur einen äußerst kurzen Augenblick lang, mit meiner

Brustwarze in Berührung. Aber wirklich nur ganz kurz. Dennoch zerfloß

ich in diesem Augenblick vor Wonne. Da spürte ich, daß seine

Fingerspitzen rund um die Warze auf meiner Brust verteilt waren. Dann

waren sie plötzlich verschwunden. Doch da spürte ich seine

Handinnenfläche. Und die strich nun direkt über meine Brustwarze

hinweg. Mir wurde klar, daß ich mir beim nächsten Mal wohl mehr als nur

eine Binde reinlegen mußte. Unsere Küsse wurden zärtlicher. Sehr viel

zärtlicher. Er war so sanft zu mir. Es schien fast so, als wenn er

glaubte, daß ich aus Sternenstaub wäre. So vorsichtig war er. Und je

zärtlicher er wurde, umso mehr erregte er mich. Als Kennerin des

Kamasutras wußte ich wie ich meinen Orgasmus herauszögern konnte. Aber

gegen seine Hand, seinen Lippen, da hatte ich keine Chance. Und unter

seinem Kuß bäumte ich mich auf und erhielt eine wunderbare Erlösung. Er

drückte mich an sich, und ich wußte, daß er mich niemals wieder

loslassen würde. Niemehr. Das Eis war gebrochen. Ich war wieder seine

Manjula und nicht eine Prinzessin.

 

Niemals hätte ich gedacht, daß ich mit einer leibhaftigen Prinzessin

gehen würde. Einer echten Prinzessin. Oder sogar mit ihr im Heu landen

könnte. Und dann noch mit einer halbnackten. Und das ich ihr dabei auch

noch an die Brust gehen würde, das war in meinen kühnsten Vorstellungen

nie vorgekommen. Und wie es aussah, würde sie gleich auch einen Abgang

haben. Sie zitterte schon leicht. Und dann kam sie und ich spürte es

mehr als deutlich. Das Mädchen neben mir, das war keine Prinzessin! Das

war Manjula. Meine Manjula!

 

17 Elternarbeit 147

 

Seit jenem Tag im Heu waren Wochen vergangen. Und mit jedem Tag wurde

ich glücklicher. Ich hatte sie wieder. Meine Manjula. Die Prinzessin

war fort. Endgültig. Meine Scheu ihr gegenüber hatte sie mir an jenem

Tag im Heu genommen. Und ich war ihr mehr als dankbar dafür. Denn meine

Scheu hätte unsere Beziehung beinahe zerstört. Doch zum Glück hatte sie

es nicht soweit kommen lassen. Und seit damals hatten wir noch oft im

Heu gelegen. Und sie hatte auch schon etliche Orgasmen durch mich

bekommen, da sie meine Hand immer auf ihrer Brust spüren wollte.

Allerdings waren wir beide nur ab der Gürtellinie aufwärts nackt. Zwar

streichelte ich inzwischen auch über ihre Beine, und sehr, sehr selten

auch mal, eher zufällig, über ihren Po, aber das zwischen unseren

Beinen war für uns beide noch tabu. Eigenartigerweise dachte ich auch

niemals daran dorthin zu gelangen. Etwas, was bei vielen Mädchen aus

unserer Klasse, ohne mit Gegenwehr rechnen zu müssen, mit Sicherheit

mein primäres Ziel gewesen wäre, bei ihr dachte ich nicht daran.

 

Wir schmusten um die Wette und knutschten wie Verrückte. Mama hatte ich

gesagt, daß ich mal zu der, mal zu einer anderen Schulfreundin ging.

Roland setzte Igor und mich dann an der Haustüre des vermeintlichen

Mädchens ab. Igor rief dann ein Taxi, wenn der Weg zu Thomas zu weit

war, und ich zog mich, wenn es nötig war, hinter diversen Gebüschen um.

Dennoch hatten Thomas und ich die letzte Grenze noch nicht in Angriff

genommen. Und das wollten wir, ohne das wir je darüber gesprochen

hatten, so lange wie möglich herauszögern. Aber von ihm bekam ich immer

eine Erlösung. Er brauchte mit nur an meine Brust zu gehen, schon war

ich soweit. Doch bei ihm hatte ich in dieser Richtung noch nichts

gemacht. Zwar spürte ich sehr oft seine Schlange rebellieren, doch ich

merkte auch, daß es ihm mehr als peinlich war. Süß, wie er immer

versuchte dies vor mir zu verbergen. Wie damals, bei unseren ersten

Treffen auf der Mauer. Mit der Zeit wußte ich sogar schon daß er steif

war, noch bevor ich es spüren konnte. Er zog dann immer seinen

Unterleib von mir weg. Allerdings war ich in der Beziehung auch ein

Luder. Muß bei Gelegenheit mal nachsehen, was "Luder" eigentlich

wirklich bedeutet. Jedenfalls mußte ich eins gewesen sein. Denn wenn er

sich zurückzog, schob ich sehr oft ein Bein vor und drängte mich so mit

dem Knie zwischen seine Beine, bis das mein Bein ganz zwischen seinen

lag. So konnte ich "ihn" sehr deutlich spüren. Und was ich da spürte,

das war sehr verheißungsvoll. Aber dazu würde es in absehbarer Zeit

noch nicht kommen. So schnell wollte ich ja auch nicht alles. Obwohl...

Es gab wieder eine Gala. Logisch das meine Eltern wieder eingeladen

wurden. Und ich hatte auch erfahren, daß Chris Rea ebenfalls dort

singen würde. Also war mir klar, daß ich hin "mußte". Natürlich

flatterte mir auch eine Einladung auf meinen Tisch. Klar daß ich "aus

dem Häuschen???" war. Allerdings würde ich auf keinen Fall dort alleine

hingehen. Wenn schon, dann mußte Thomas mit. Dies setzte allerdings so

einiges voraus. Zunächst mußte er ebenfalls eine Einladung bekommen.

Aber das war das leichteste Problem für mich. Ein Anruf würde dafür

genügen. Dann mußte er tanzen lernen. Denn das, was wir da auf der

Geburtstagsfeier von Rolf abgegeben hatten, das würde auf der Gala

nicht bestehen. Feine Klamotten für die Gala würde er haben müssen. Und

nicht zuletzt mußte ich Mama berichten, daß ich einen Freund mitbringen

würde. Eigentlich nichts Besonderes. Aber von "einen Freund mitbringen"

bis zu "einen Freund haben", da war es für Mama kein weiter Weg. Doch

da es bis zur Gala noch über ein halbes Jahr war, hätte ich eigentlich

ja genügend Zeit gehabt. Aber ich wußte auch, daß ich Mama gegenüber

feige war. Doch eine Kriegsherrin, siegreich in zwei strategisch

relevanten Schlachten, die brauchte nicht lange um einen Weg zu finden.

Aber erst mal Schritt eins. Ein Anruf und ich bekam einige Tage später

eine weitere Einladung, diesmal auf seinen Namen, zugestellt. Tanzen

war Schritt zwei. Am Morgen nach Erhalt seiner Einladung sprach ich mit

meinem härtesten Gegner. Mit Mama! "Sag mal Mama. Auf der Gala wird

doch auch wieder getanzt." "Ja natürlich." "Aber doch keine indischen

Tänze." "Nein. Leider nicht. Nur die ganz normalen Standarttänze. Warum

fragst du?" "Ich würde auch mal gerne tanzen." Meine Stimme bekam einen

leicht traurigen Unterton. "Ja, warum nicht?" "Aber ich kann die Tänze

doch nicht. Nur unsere." "Ja." "Und da dachte ich mir, daß es an der

Zeit ist die auch zu lernen. Ich kann doch nicht immer nein sagen. Das

war mir schon bei der letzten Gala so peinlich gewesen." "Das habe ich

gesehen." "Und dabei hätte ich doch so gerne auch mal getanzt." Fast

hätte ich einige Tränen herausgedrückt. "Ich weiß. Und du hast mir

wirklich sehr leid getan. Weißt du was? Wir können ja einen Lehrer

kommen lassen." "Nein. Das will ich nicht. Ich hab ja auch keinen

Privatlehrer für die Schule. Ich würde gerne in eine richtige

Tanzschule gehen." Und welche, das wußte ich auch schon. Schließlich

war die halbe Klasse schon dort gewesen. Und sie waren alle von ihr

begeistert. "Dann muß aber Igor mit." "Das ist egal." Kaum hatte ich

dies gesagt, wußte ich, daß ich einen Fehler gemacht hatte. War ich

doch sonst so erpicht darauf, daß er nicht anwesend war. Doch Mama

schien es nicht bemerkt zu haben. "Da gibt es eine in der Innenstadt.

Scheint eine gute zu sein." "Ah, das Fräulein hat sich bereits

erkundigt?", lachte sie. "Ja. Aber erkundigt ist zu viel gesagt. Die

Mädchen in meiner Klasse haben über die gesprochen. Viele von ihnen

waren schon da drin gewesen." "Wir schauen sie uns mal an." Und wir

schauten sie uns an. Und schon am Nachmittag war ich eingeschrieben.

 

Tags drauf rannte sie auf zu uns. Sie ging nicht, nein, sie rannte.

Während ich sehr erstaunt war wieso sie rannte, denn das hatte sie

bisher noch nie gemacht, meinte Josi nur: "Sag "ja"." "Wozu soll ich

"ja" sagen?" "Das hörst du gleich. Und probier deinen schwarzen Anzug

an. Ob er dir noch paßt." Entgeistert schaute ich sie an. Da kam

Manjula bei uns an und gab erst Josi, dann mir einen Kuß. Etwas

irritiert stellte ich fest, daß mein Kuß heute eher flüchtig

ausgefallen war. "Ich hab eine Bitte an dich." "Ja, mach ich." Sie

schaute mich erstaunt an und ich schaute Josi an. Manjula blickte zu

Josi. Doch die zuckte lächelnd mit den Schultern und rannte in ihre

Schule. "Du weißt doch noch nicht worum es geht." "Josi hat gesagt, ich

soll "ja" sagen. Also sag ich "ja!". Was soll ich tun?" "Tanzen

lernen." "Was?" "Tanzen lernen." "OK." "Willst du nicht wissen warum?"

"Nein, wieso auch? Du sagst ich soll tanzen lernen, also lern ich

tanzen." Sie erklärte mir in welche Tanzschule ich gehen sollte und

welchen Kurs ich da nehmen mußte, während wir langsam zu unserer Schule

schlenderten. Nach der Schule und dem Mittagessen fuhr ich in die Stadt

zur Tanzschule. Dort wurde ich kopfschüttelnd in den Kurs

eingeschrieben. "Wieso willst du den nochmal machen? Das hast du doch

nicht nötig." "Es geht um eine Wette. Meine Mitschüler haben gewettet,

daß ich es nicht schaffe meiner Mitschülerin in der kurzen Zeit alles

beizubringen." "Deine Mitschülerin ist auch in dem Kurs?" "Ja." "Ist

sie Anfängerin oder will sie ihn widerholen?" "Nein, sie kann noch

nicht Tanzen." "Na dann viel Spaß." "Danke. Ich denke, den werde ich

haben." "Aber nicht wieder beim Walzer, Rock-n-Roll tanzen.

Versprochen?" "Ja, versprochen.", lachte ich. Als ich den Anfängerkurs

das zweitemal machte, einer Mitschülerin zuliebe, aber ohne

Hintergedanken, hatte ich mit meiner damaligen Tanzpartnerin

Rock-n-Roll getanzt. Allerdings auf Walzermusik. Und das hatte dazu

geführt, daß wir die restlichen 15 Minuten unten an der kleinen Bar

verbringen mußten. Lachend. Am Samstag trafen wir uns also in der

Tanzschule. Natürlich grinste die Lehrerin, als sie meine Schritte sah.

Demzufolge erhielt ich in der dritten Stunde, sie war den Samstag

drauf, einen hinter die Ohren. "Benimm dich endlich.", flüsterte sie

mir zu. Ich grinste nur und Manjula sah mich fragend an. Sie hatte ihre

Bemerkung ebenfalls gehört. Und als ich sie dann endlich richtig führte

sagte Manjula nur: "Du Mistkerl." "Schlimm?" "Nein." Sie schüttelte

lächelnd den Kopf.

 

Da hatte er mich ja schön reingelegt. Obwohl ich ja selber schuld war.

Ich hatte gesagt er solle Tanzunterricht nehmen. Ich hätte besser mal

gefragt, ob er tanzen kann. Na ja. Ab dem Moment war jedenfalls alles

anders. Waren wir vorher nur so über das Parkett gestolpert. Ab dem

Schlag schwebte ich richtig. Er konnte wahnsinnig gut führen. Und als

der Kurs drei Monate später zu Ende war, wußte Mama auch, daß ich einen

festen Tanzpartner hatte. Denn wenn ich aus der Tanzschule kam,

schwebte ich noch in höheren Sphären. Er war wirklich himmlisch in

seinen Armen über das Parket zu schweben. Und als ich mal wieder beim

Abendessen von Tanzkurs sprach, wie gut mein Partner mich führen konnte

und das ich mir wünschte, daß ich ihn als Tanzpartner auf der Gala

haben könnte, da sagte sie: "Manjula?" "Ja Mama." "Bring ihn doch mal

mit." "Mach ich." Mama fielen beinahe die Augen raus. Bisher hatte ich

noch nie jemanden mitgebracht. Stillschweigend akzeptierte sie das. Und

da fragte ich Mama, ob ich mit ihm zur Gala gehen könne. "Wir werden

sehen. Zuerst will ich ihn sehen. Dann reden wir weiter." "Und wenn er

dir gefällt?" "Wir werden sehen." "Er wird dir gefallen." Damit war die

zweite Schlacht fast so gut wie gewonnen. Nein, sie war gewonnen.

Schließlich wußte ich nur zu gut, welche Blumen Thomas meiner Mama

mitbringen würde. Und dieses Geheimnis verriet ich ihm am folgenden

Schultag. Er machte große Augen, als ich ihm meine Adresse gab. "Da

wohnt ihr?" "Ja." "Das ist ja ein richtiges Schloß." "Ich weiß." "Na

gut." Am Wochenende war es dann soweit. Thomas stand sonntags im

schwarzen Anzug und mit einem Strauß weißer Rosen im Arm in der

Bibliothek. Mama sah mich vorwurfsvoll an. Sie wußte nur zu gut, wer

ihm diesen Tip gegeben hatte. Aber zu ihm war sie sehr freundlich.

Besonders, als er sie gleich mit "Hoheit" ansprach. Papa schien ihm

wohlgesonnen zu sein. Mußte er ja. Schließlich war er der einzige, dem

ich mein Herz voll und ganz ausgeschüttet hatte. Er wußte alles. Von

der Mauer, dem Gebüsch, meiner Schlacht, seiner Reaktion nach der Gala,

und wie ich ihn davon überzeugt hatte, das ich ein Mädchen war und

keine Prinzessin, bei meinem "Blitzkrieg" in der Scheune. Vor ihm hatte

ich keine Geheimnisse, wie vor Mama. Denn schließlich hatte er mir ja

gesagt, warum Thomas sich nach der Gala mir gegenüber so zurückhielt.

 

Einige Tage Später kam sie wie immer vor der Schule zu uns gelaufen, sie

ging nicht, sie rannte wieder. Josi bekam so auch an diesem Morgen

einen Kuß von ihr, bevor sie in die Schule ging. Dann war ich dran. Nur

war er heute nicht so flüchtig wie vor ein paar Monaten. Nach unserer

stürmischen und dennoch mehr als leidenschaftlichen Begrüßung, gab sie

mir einen Briefumschlag. Einen goldenen. "Für mich?" "Für uns."

Neugierig öffnete ich den Umschlag. Darin war eine Einladung zu einer

Gala. Ich schaute sie fragend an. "Ich muß dahin. Und alleine will ich

nicht." "Darum sollte ich tanzen lernen?" "Nicht nur du." "Wieso?" "Na,

ich konnte doch nicht tanzen. Das heißt, ich konnte schon, aber doch

nur unsere indischen Tänze." "Bringst du mir sie bei?" "Mach ich."

"Wirklich?" "Ja, natürlich."

 

Als er mich dies fragte, dachte ich sofort an unseren "Liebestanz".

Darum hatte ich auch gleich zugesagt, sie ihm beizubringen. Allerdings

vorerst nur den einen. Denn darin geht es um ein Paar, was sich findet

und verliebt. Den würde ich mit ihm üben "bis zum erbrechen???".

Allerdings werde ich ihm nicht verraten, was der Tanz wirklich

bedeutet. Denn in ihm wird erzählt, wie ein Mädchen einen Mann sieht

und um ihn wirbt. Also das, was ich ja auch bei ihm gemacht hatte. Es

ist einer, nein, es ist der schönste Tanz den ich kenne. So voller

Zärtlichkeit und Liebe. Denn am Ende kriegen sie sich. Also genau das

Richtige für unsere Verbindung. Mama war bei seinem zweiten Besuch

nichtmehr so sehr von Thomas begeistert. Denn er war erneut mit weißen

Rosen zu uns gekommen. Anscheinend wollte er sich bei ihr

einschmeicheln. Und das konnte sie gar nicht ab. Doch als sie ihn

beiläufig fragte, was er denn so in seiner Freizeit mache, da war sie

wie ausgewechselt. Mit meiner Schwester spielen oder reiten hatte er

gesagt. Er habe es ihr beigebracht und seitdem wäre sie aus dem Stall

nicht wieder rauszubringen. Und da wurde sie hellhörig. Und als sie

dann noch erfuhr, daß sie 8 Pferde hatten, 4 Araber, 3 Andalusier und

einen Hannoveraner, da war er bei Mama wieder hoch im Kurs. Ich sagte

ja schon, daß Mama Pferde noch mehr liebte als Elefanten. Und selbst

die waren schon Mamas auserkorene Lieblinge. Um es kurz zu machen:

Thomas fand Gnade in ihren Augen. Shiva sei Dank.

 

Drei Wochen lang hatten wir geübt. Nach der Schule, an den Wochenenden,

wann immer wir Zeit hatten. Sogar mittwochs an der Mauer. Wir hatten

ihn schnell intus, denn so schwer war er für mich nicht. Die meisten

Schritte mußte sie ja machen und sie schien ihn zu können. Und das

tollste daran war, das, wenn wir zusammen tanzten, das sie mich führte.

Und ich schien diesen Tanz auch irgendwie zu mögen. Abends hatte ich

sogar zu Hause in meinem Zimmer geübt. Alleine. Dieser Indische Tanz

war wirklich nicht sehr schwer. Und er gefiel mir. Er hatte etwas

Sinnliches an sich. Fast schon erotisches. Durch ihn wurden selbst

unsere alltäglichen und harmlosen Berührungen beeinflußt. Ganz

einfache, wirklich ganz alltägliche Berührungen, bekamen so für uns

schon Züge, die hart an der Grenze zum schicklichen waren. So war das

still voreinander stehen, schon fast wie ein abchecken des Körpers des

Anderen, die Handbewegung zu ihrem Gesicht hin wurde ein angedeutetes

entlangfahren über ihre Brust. Alles war für uns schon mehr als

erotisch. Es zu tun, es aber doch nicht tun. Manjula schien darin noch

viel mehr zu sehen. Sie zitterte zu oft bei diesen, eigentliche

harmlosen Bewegungen. Und immer schaute sie mich dabei sehr glücklich

an. Und das war das Schönste für mich.

 

18 Ich liebe dich 158

 

Als jener abend kam, stand ich im schwarzen Anzug in ihrer Bibliothek.

Aufgeregt war ich. Ihre Eltern waren noch oben. Manjula ebenfalls. Aber

es dauerte nicht lange, da kam sie die große Treppe herunter. Sie sah

einfach hinreißend aus. Sie hatte einen silbernen Sari an. Und der war

über und über mit glitzernden Steinen bedeckt. Erst später erfuhr ich,

daß dies Edelsteine waren. Diamanten, Rubine, Smaragde und so. Die

Armbänder, die Ringe an ihren Fingern und die Halskette glitzerten wie

Feuer. Aber das schönste befand sich auf ihrem Kopf, eingerahmt von

ihrem pechschwarzen Haar, das sie heute offen trug. Ihr Haar floß wie

ein Wasserfall über ihren Rücken herab bis fast an ihre Knie. Und auf

dem Kopf trug sie ein richtiges Diadem. Als ich sie sah mußte ich

schlucken. Jetzt war sie wieder eine Prinzessin. Aber war sie auch noch

meine Manjula? Ich zweifelte wieder. Aber als sie zu mir kam und mich

küßte, da war ich mir sicher. Sie war beides. Doch leider kamen kurz

darauf ihre Eltern herab.

 

Als ich im Sari vor Mama stand, griff sie wortlos zum Hörer. Sie

benachrichtigte Igor und eine halb Stunde später standen 7 Igors vor

mir. "Wenn du ihn anziehen willst, dann mußt du das in Kauf nehmen. Das

wußtest du doch." Ich nickte nur. Und so wurde unsere Karawane der

Autos zur Gala um 2 erweitert. Die Fahrt dorthin war eine Qual. Mama

und Papa saßen hinten, wir vor ihnen und Igor hatte vorne bei Roland

Platz genommen. Aber wenigstens hatte ich Mama überreden können, daß

nur Igor in meiner direkten Nähe wäre. Als Mama und Papa ausstiegen

blitzten die Fotoapparate. Als Thomas ausstieg wurde es schon viel

weniger. Doch als ich, an seiner Hand, aus dem Wagen stieg, da liefen

die Blitzlichter heiß. Der Sprecher von Fernsehen, der hier die Gäste

für die daheim zusehenden ankündigte, bekam kein Wort heraus.

 

Ich bin schon fotografiert worden. Es machte mir also nichts aus. Aber

was da auf Manjula und mich herab prasselte, das war furchtbar. Ich

konnte kaum den roten Teppich erkennen. Aber wir schafften es. Erst in

der Eingangshalle kam mein Sehvermögen langsam wieder zurück. "Und das

machst du jedesmal durch?", flüsterte ich ihr zu. "Ja. Darum schwänz

ich sowas so oft es geht. Schließlich hab ich ja was Besseres zu tun.",

grinste sie. "Ach ja? Was denn?" "Ach weißt du, ich hab da jemanden."

"Ach ja?" "Ja." "Und was ist an dem so besonders?" "Seine Hände. Wenn

er mich streichelt vergess ich die Welt. Und wenn er mich küßt - dann

bin ich im Nirwana." "Sollte ich etwa eifersüchtig werden?" "Nur auf

deine Hände und deine Lippen." Wir gingen hinter Manjulas Eltern her

und betraten die Halle. Hier wurden ihre Eltern angekündigt. Als diese

die Treppe hinunter gingen, waren wir dran. Wir blieben, wie vor uns

ihre Eltern auch, an der obersten Treppenstufe stehen. Zunächst wurde

Manjula vorgestellt, dann ich. Wir gingen die lange Treppe hinunter und

mein einziger Gedanke war: Fall jetzt nicht auf die Schnauze. Aber ich

schaffte es. Unten folgten wir ihren Eltern zu unserem Tisch. Manjula

nahm gegenüber ihrem Vater Platz und ich neben ihr, gegenüber ihrer

Mutter. Noch ehe ich richtig saß, hatte Manjula sich unter dem Tisch

bereits meine Hand geschnappt und drückte sie. Und es sah nicht so aus,

als ob sie meine Hand wieder loslassen wollte. Schließlich strich sie

mit ihrem Daumen über meine Hand. Doch ihre Mutter schien dies gesehen

zu haben. Denn sie räusperte sich und schon war Manjulas Hand wieder

fort. Doch sie kam sehr schnell wieder. Als ihre Mutter sich zum

drittelmal räusperte, sah sie uns beide streng an. Sie beugte sich zu

Manjula hin und flüsterte mit ihr. Manjula wurde rot und schüttelte

ihren Kopf.

 

Das Mama es merken würde, das war mir schon klar. Aber das sie es so

schnell bemerkte und mich jedesmal dabei erwischte, das war wirklich

schade. Dann war es ihr wohl zu viel. Denn sie flüsterte: "Wenn ihr

nicht aufhört, dann tauschen wir die Plätze." "Ja Mama." "Oder willst

du etwa schon nach Hause?" Ich schüttelte den Kopf. "Dann benimm dich

wie es sich für dich geziemt." "Ja Mama." Fortan ließ sie mich leider

nichtmehr aus den Augen. Egal was ich machte, sie schaute sofort zu mir

herüber. Das war eine unerträgliche Situation für mich. Ich saß wie auf

"glühenden Kohlen?" Zu gerne hätte ich ihn geküßt, seinen Arm um mich

gehabt. Da fiel mir das Programm in die Hände. Sofort kam die

Kriegsherrin in mir wieder zum Vorschein und ich schmiedete einen

waghalsigen Plan. Ging er gut, dann wären wir ein Paar. Auch für Mama.

Lief es dagegen aber schlecht für mich, dann könnte es durchaus möglich

sein, das ich nächste Woche wieder in Indien zur Schule ging. Aber ich

mußte alles auf eine Karte setzen. Denn so, so ging es mit uns

nichtmehr weiter. Laut Programm würde auch eine Gruppe aus Indien

auftreten. Und an die mußte ich irgendwie herankommen. Also sagte ich,

daß ich zur Toilette müsse. Als ich aufstand waren Igor und ein

weiterer Bodyguard sofort an meiner Seite. Drei weitere hielten sich in

nächster Nähe auf. Als ich außer Sichtweite meiner Eltern war, sagte

ich zu Igor: "Du mußt mir einen Gefallen tun." "Alles was du willst."

"Schau das du den Chef der indischen Gruppe findest und bring ihn zu

mir. Aber paß auf, daß dich meine Eltern nicht sehen." Igor schaute

mich fragend an, dann aber lief er los. Wenige Minuten später war er

zurück. Mit dem Leiter der Gruppe. Ihm erklärte ich mein Anliegen.

Aufgrund meiner Stellung war mein Wunsch für ihn ein Befehl. Er

verschwand hinter die Bühne und ich gab Igor meine Instruktionen.

"Manjula, du kämpfst mit deiner Mutter. Ich hoffe, du weißt was du da

tust. Es würde mich traurig machen, dir nichtmehr zur Seite zu stehen."

Ich lächelte Igor an. "Keine Angst. Selbst wenn ich versage, du bleibst

bei mir." Für ihn war ich zu einer Tochter geworden, die er leider

niemals hatte. Wir gingen zurück zu unserem Tisch. Die Show fing an und

wir schauten zu. Ohne Körperkontakt. Es war fast eine Dreiviertelstunde

vergangen, eine Pause begann, da kam der Leiter des indischen Ensembles

zu uns an den Tisch. Er verbeugte sich sehr höflich vor uns und sprach

meinen Vater an, ob er mit der Maharani reden dürfe. Papa gestattete es

ihm. "Hoheit, ich bitte tausendmal um Vergebung. Eine unserer

Tänzerinnen ist erkrankt. Hätte eure Hoheit vielleicht die große Güte,

statt ihrer unser Land zu vertreten?" Mama lachte laut auf. "Dafür bin

ich nun wirklich schon zu alt." "Hoheit sehen aus wie die Göttin

selbst." Mama lachte, dennoch schüttelte sie den Kopf. "Es tut mir

leid, aber ich muß eure Bitte ablehnen." "Mama, darf ich?", rief ich

erregt und mit freudigem Gesicht dazwischen. "Oh! Es würde uns eine

große Ehre sein, wenn die Prinzessin die Güte hätte." Es dauerte nicht

lange und Mama erlaubte es. Zum einem weil sie ja wußte daß ich eine

ausgezeichnete Tänzerin war, was unsere einheimischen Tänze betraf, zum

anderen, weil sie wußte wie gerne ich unsere Tänze tanzte. Hier in

Deutschland hatte ich ja, anders wie in meiner Schule daheim, bisher

noch nie eine Gelegenheit gehabt, sie zu tanzen. Es würde noch eine

gute halbe Stunde dauern, bis das sie an der Reihe wären. Er würde

selbst kommen um mich zu holen.

 

Von all dem hatte ich natürlich "nichts" verstanden. Sie redeten

indisch. Als er gegangen war, flüsterte mir Manjula nur zu, daß ich

nachher mit dem Bodyguard gehen solle. "Ich werde dir ein Zeichen

geben. Dann stehst du auf und gehst mit ihm." "Und dann?" "Später."

Damit war unser Dialog auch schon beendet. Sittsam saßen wir ihrer

Mutter gegenüber und schauten uns die Darbietungen an. Allerdings war

ich nicht so recht bei der Sache. Was meinte sie damit? Und wieso

sollte ich dem Bodyguard folgen?

 

Innerlich zitterte ich vor Aufregung. Ein Gespräch mit Papa wäre mir

äußerst hilfreich gewesen. Aber Mama machte nicht den Eindruck, uns

kurz alleine zu lassen. 20 Minuten waren bestimmt schon um, da stand

sie endlich auf um zur Toilette zu gehen. Das darauffolgende, sehr

kurze Gespräch mit Papa war sehr vielversprechend. Er nickte nur. Aber

ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht machte mich zuversichtlich. "Tu

was dein Herz dir sagt.", flüsterte er nur.

 

Das Gespräch mit ihrem Vater konnte ich selbstverständlich "nicht"

verstehen. Ich nahm mir vor, heimlich indisch zu lernen. So schnell als

möglich. Kurz nachdem sie fertig waren, kam auch ihre Mutter wieder

zurück. Die Vorstellung anschauend, schielte ich hin und wieder zu ihr

herüber. Ich sah, daß sie Manjula sehr oft ansah. Nach gut 10 Minuten

stieß mich Manjula leicht an und deutete mit ihren Augen auf einen der

Bodyguards. "Ich komme gleich wieder.", flüsterte ich, stand auf und

folgte dem Hünen. Ich konnte meine Gefühle nicht erklären. Einerseits

war es mir nicht geheuer, wieso ich ihm folgen sollte. Und vor allem,

wohin? Andererseits hatte sie es gesagt. Und bisher war ich immer gut

gefahren, mit dem was sie sagte. Wenn doch jetzt Josi bei mir wäre.

Dann wüßte ich mehr. Viel mehr. Also vertraute ich diesmal auf ihre

Eingebung. Er führte mich erst zu den Toiletten, dann weiter zu einer

Türe und weiter eine Treppe hinab. Plötzlich fand ich mich hinter der

Bühne wieder. Hier erwartete mich der Mann, welcher vorhin mit ihnen

geredet hatte. Na, das konnte ja heiter werden. Ich kann doch kein

indisch. Doch er sprach mich in fehlerfreiem Deutsch an. Er führte mich

in einen Raum und sagte, daß ich dieses Gewand dort anziehen solle. Die

Prinzessin käme auch gleich. Dann verschwand er. Schulterzuckend zog

ich mich langsam um. Einige Minuten später kam Manjula herein.

Eigentlich wollte ich sie sofort küssen. Aber sie sagte nur: "Keine

Zeit. Hilf mir aus dem Sari". Mitten in dieser Aktion, wobei ich

Manjulas nackten Busen zum ersten Mal bei hellem Licht sah, klopfte es

leise. Ein Mädchen trat schüchtern ein und brachte Schmuck für sie. Als

sie Manjula sah, leuchteten ihre Augen und sie sagte etwas, was ich

natürlich "nicht" verstand. Manjula lächelte. Doch dann zeigte das

Mädchen auf Manjulas Beine. Und nach einigen Sekunden entledigte sich

Manjula auch ihrer Strumpfhose. Und während Manjula ihr Haar zu einem

Zopf machte, legte das Mädchen ihr den Schmuck an die Fußgelenke. Jetzt

sah ich, daß an diesen Fußkettchen kleine Glöckchen hingen. Nachher

kamen noch Armkettchen, ebenfalls mit kleinen Glöckchen an die

Handgelenke und an ihren Fingern kleine Becken, da klopfte es auch

schon.

 

Leider hatte ich keine Zeit ihn zu küssen. Schade. Aber der Krieg ging

vor. Es machte mir nichts aus, das er mich heute im hellen nackt sah,

sah man von Höschen und Strumpfhose ab. Als ich fast fertig war, sagte

das Mädchen, welches mit dem Schmuck gekommen war, daß ich mit der

Strumpfhose auf dem Parkett nicht tanzen könnte. Also zog ich die auch

aus. Fast fertig, klopfte es. "Noch 3 Minuten", tönte es von der

anderen Seite der Türe her. "Was hast du vor?", fragte er mich. "Das

erklär ich dir noch. Aber nicht jetzt."

 

Als sie fertig war, öffnete sie die Türe. Sofort kamen 2 Bodyguards in

den Raum und sicherten den Schmuck und ihren Sari. Nur Igor blieb

draußen und lächelte sie an.

 

"Aas.", flüsterte Igor mir zu. Ich schlug ihm lachen auf den Arm. Wir

wurden an den Rand der Bühne gebracht. Der Leiter nahm Thomas mit und

sagte ihm, was er machen mußte. Sich zu den beiden anderen setzen und

so tun, als ob er sturzbetrunken wäre. Lallen, schwanken und das Glas

austrinken. Und wenn die Prinzessin vor ihm war, solle er schlagartig

nüchtern werden. Den Rest kenne er ja. Ja, den kannte er. Und er kannte

ihn sehr gut. Laut Programm sollte als erstes einer unserer

einheimischen Tänze aufgeführt werden. Danach würde eine

Gesangsdarbietung kommen. Als letztes wieder ein Tanz. Das Lied war

fast zu Ende, da flüsterte ich Thomas zu: "Ich liebe dich". "Ich dich

auch.", flüsterte er zurück. Doch dann sah ich ihn mit ernstem Gesicht

an. "Dann geh raus, und zeig es mir." Sekunden später verlosch das

Licht. Die Musiker blieben auf der Bühne, während die Sänger diese

verließen. Auf ein Zeichen des Leiters hin, stürmten die beiden Jungen

mit Thomas auf die Bühne. Auf die markierten Stellen auf der Bühne

legten sie ihre Sitzkissen und setzten sich. Drei andere Mitglieder des

Ensembles brachten den kleinen silbernen Tisch, die Flaschen und

Gläser. Dann ließen sie die drei alleine auf der Bühne. Als das Licht

wieder anging, saßen dort drei Betrunkene an einem Tisch und grölten.

 

Der Plan meiner Tochter schien mir gut durchdacht zu sein. Ich wußte um

das Geheimnis des Tanzes, wie jeder Inder darum wußte. Sie würde so

meiner Frau schonungslos das zeigen, was sie fühlte. Es war mir klar,

daß meine Frau sofort aufspringen würde. Es gab zwei Möglichkeiten für

mich. Die erste war, sie zu bitten, daß sie bis zum Schluß zuschauen

solle und erst etwas sagen solle, wenn Manjula wieder bei uns war und

sie in ihre Augen geschaut hatte. Die zweite Möglichkeit war, es ihr zu

befehlen. Ich war der Maharadscha. Sie meine Frau. Auch wenn sie die

Maharani war, sie war meine Frau. Und somit hatte sie mir zu gehorchen.

Tat sie es nicht, konnte ich sie sofort, und damit meine ich sofort,

verstoßen. Sie hätte schon diese Nacht woanders schlafen müssen.

Jedenfalls nicht in unserem Haus. Also versuchte ich es mit der Bitte.

Denn ich liebte sie zu sehr, um es ihr zu befehlen. "Schatz?" "Ja."

"Ich habe eine große Bitte an dich." "Alles was du willst." "Es ist

aber eine mehr als große Bitte." "Egal." "Wirklich?" "Ja, mein Fürst."

"Wenn Manjula gleich tanzt, schau bitte bis zum Ende zu und wenn sie

zurückkommt, dann schau in ihre Augen." "Was meinst du?" "Das, was ich

gerade gesagt habe." "Ich weiß nicht.", antwortete sie argwöhnisch. Ich

nahm ihre Hand in die meine. "Ich bitte dich." "Was hat das zu

bedeuten!", sagte sie, jetzt schon fast ärgerlich. Schweren Herzens

besann ich mich auf die zweite Möglichkeit. "Ich habe dich um etwas

gebeten. Aber ich glaube nicht, daß du meine Bitte erfüllen wirst. Ich

habe dir noch nie etwas befohlen. Doch jetzt befehle ich es dir. Du

schaust dir den Tanz an, und wenn die Beiden zurück sind, sagst du

keinen Ton." Sie zuckte zusammen. Ich hatte ihr noch nie einen Befehl

gegeben. Und wir kannten uns schon seit Kindertagen. Gehorsam nickte

sie und drehte sich zur Bühne hin, wo die letzten Takte des Liedes

verklangen. Die Bühne wurde dunkel und eine halbe Minute später ging

das Licht an. Die Trinker saßen dort und meine Königin zuckte deutlich

zusammen. Sie wußte was kam. Und als im Klang der Musik Manjula auf die

Bühne kam, preßte sie meine Hand so fest, daß es schon schmerzte.

 

Ich war entsetzt! Das war noch nie passiert. Noch nie hatte er mir etwas

befohlen. Und gerade daß er dies jetzt machte, das machte mich mehr als

nur mißtrauisch. Aber ich mußte mich fügen. Ich wollte ihn doch nicht

verlieren. Dafür bedeutete er mir viel zu viel. Und das wäre der Fall

gewesen, wenn ich ihm nicht gehorchte. Also schaute ich zur Bühne hin

und wartete, auf das, was dort geschehen würde. Als das Licht anging

und ich die Dekoration sah, der Tisch, die Flaschen, die drei Trinker,

da wußte ich was Manjula uns zeigen würde. Und nun sah ich auch Thomas

wieder. Ich hatte, abgelenkt von meinem Mann, nicht an ihn gedacht.

Sonst wäre mir sofort aufgefallen, daß er schon so lange abwesend war.

Und da er an dem Platz saß, wußte ich auch, mit wem sie ihn tanzen

würde. Und so würde ich nun tatenlos zusehen müssen, wie die Beiden den

erotischsten und liebevollsten Tanz unseres Landes aufführten. Ich

zitterte vor Wut. Doch je weiter der Tanz vorschritt, um so mehr spürte

ich, wie ernst sie es damit meinten. So innig, so zärtlich, so

liebevoll wie die Beiden ihn tanzten, so konnte man ihn nicht "nur"

tanzen. Als die letzten Takte anbrachen standen sie sich gegenüber.

Meine Tochter flüsterte ihm etwas zu und er antwortete ihr. Ich konnte

meine Gefühle kaum im Zaum halten, als ich sah, wie sie ihn daraufhin

glücklich anlächelte und - weinte!

 

Thomas spielte den Besoffenen wunderbar. Und erst, als ich mit dem

Rücken vor ihnen stand, in die Knie ging und meinen Körper so weit

zurückbeugte, das er mir nicht nur tief in meinen Ausschnitt, sondern

auch in meine Augen schauen konnten, da wurde er schlagartig nüchtern.

Ich glaube, wenn er wirklich betrunken gewesen wäre, jetzt wäre er auch

nüchtern geworden. Die weiteren Schritte führten mich hinter ihn. Er

drehte sich auf dem Sitzkissen herum und ich streckte ihm meine Hände

entgegen, half ihm aufstehen. Der Rest des Tanzes ist zu schwer zu

beschreiben. Obwohl er für Thomas an sich sehr einfach ist, ist er für

mich mit vielen Schritten und Bewegungen verbunden. Es lief darauf

hinaus, daß wir anfangs meist auseinander standen und ich immer wieder

zu ihm hin und wieder fort tanzte. Dennoch kamen wir uns mit der Zeit

immer näher, bis wir den Körper des anderen berührten ohne ihn wirklich

zu berühren. Dabei ständig nur in die Augen schauend. Das war das

Wichtigste bei diesem Tanz. Erotische Körper, aber nur Augen für die

Augen des Anderen habend. Einmal tanzte er hinter mir und mein Körper

bekam plötzlich vier Arme und vier Hände. Unsere Finger, sie waren die

einzigen Körperstellen die sich schließlich berührten, verknoteten

sich. Später auch unsere Arme, um sich wenige Sekunden später wieder zu

lösen. Am Schluß mußten wir nur still gegenüber stehen. Nur Zentimeter

voneinander getrennt, an unseren Händen haltend. Die letzten 5 Takte

mußten wir so regungslos voreinander stehen bleiben und schauten uns in

die Augen. "Ich liebe dich", flüsterte ich leise. Lächelnd sagte er:

"Ich dich auch. Bis an mein Lebensende." Das Verräterpack schien noch

immer aktiv in meinen Kampf einzugreifen. Denn kaum hatte er dies

gesagt, mußte ich weinen. Der Applaus war wirklich enorm. Wie

verbeugten uns mehrere Male, wobei er mich immer wieder in den

Vordergrund schob. Und das mit meinen verweinten Augen. In dem Raum, wo

wir uns umgezogen hatten, bedankte ich mich für das was er gesagt

hatte, mit einem sehr langen Kuß. Nachdem wir uns dort wieder ungezogen

hatten, er hatte mir meinen Zopf wieder gelöst, schenkte mir eines der

Mädchen den Fußschmuck und legte ihn mir wieder an. Ich nahm sie dafür

fest in meine Arme und bedankte mich. Dann wurden wir unter

Geleitschutz zurück zu unserem Tisch gebracht. Erneut erhielten wir

einen Applaus. Zwar freute ich mich über diesen Erfolg, aber ich wußte

auch, daß die nächsten 5 Minuten über unsere weitere Zukunft

entscheiden würden. Mit feuerrotem Gesicht setzte ich mich hin und

schaute Mama an. Plötzlich sah ich Mamas offene Hand auf dem Tisch auf

mich zu kommen. Ich legte meine in ihre hinein. Da hörte ich sie sagen:

"Ihr ward wundervoll."

 

Als sie wieder bei uns waren schaute ich Manjula fest in die Augen. Man

konnte noch immer sehen, daß sie sehr geweint hatte. Aber noch etwas

anderes konnte ich in diesen Augen sehen. Angst! Angst vor dem, was ich

jetzt sagen würde. Aber noch etwas konnte ich sehen. Sie wartete auf

eine Reaktion meinerseits und - sie war glücklich. Sehr glücklich.

Langsam schob ich meine Hand über den Tisch zu ihr. Sie legte ihre

hinein und ich umfaßte sie. Und obwohl ich nicht reden durfte, sagte

ich: "Ihr ward wundervoll." Mein Mann ließ meine Hand los, aber ich

griff sofort nach. Ich brauchte seine Hand, wie ich auch Manjulas Hand

brauchte. Schließlich flüsterte ich lächelnd: "Von mir hast du das aber

nicht." Manjula sah ihren Vater an. Wenige Sekunden später mußten die

beiden lachen. Es war mir klar, daß sie es von ihm hatte. Solche

Eskapaden und noch schlimmere hatte er in seiner Jugend angestellt, um

mit mir zusammen zu sein. "Willst du reden?", flüsterte ich ihr zu. Sie

nickte. "Dann komm." Wir standen auf und gingen zur Toilette. Doch wir

blieben auf dem Gang in einer Ecke stehen.

 

Daß Mama so verständnisvoll war, erstaunte mich. Und als sie mich

fragte, ob ich reden wolle, da wußte ich, daß ich ihr nun alles sagen

mußte. Keinerlei Geheimnisse mehr. Denn sonst wäre sie doch noch böse

mit mir geworden.

 

Als ich den beiden ängstlich hinterher sah, beruhigte mich ihr Vater.

"Sie reden nur. Und du kannst dir sicher sein, du siehst Manjula auch

weiterhin. In der Schule, bei euch, und auch in der Scheune." Mein

Gesicht lief knallrot an. Was wußte er? Er hatte gerade die Scheune

erwähnt. Wußte er denn auch, daß wir in der in der Scheune auf dem

Heuboden gewesen waren? Wußte er vielleicht auch den Rest?

 

"Im Gegensatz zu meiner Frau, hat Manjula mir alles gesagt. Wirklich

alles. Thomas, solange die Reporter nicht wissen wo ihr seid und was

ihr macht, ist mir das egal. Ich sehe wie glücklich sie mit dir ist.

Und das ist für mich das Wichtigste. Ich weiß, daß es zwischen euch

über kurz oder lang zu mehr kommen wird. Zu viel mehr. Das weiß ich.

Ich war ja schließlich auch mal jung. Wann und wo ihr dies macht,

spielt keine Rolle. Und ich werde euch deswegen auch keine Vorwürfe

machen. Und ich glaube, daß meine Frau auch so denkt. Ihr seid beide

alt genug um euch über die eventuellen Konsequenzen im Klaren zu sein.

Auch wenn Manjula das nicht weiß, ich weiß daß sie die Pille nimmt. Ich

bitte dich nur ihr nicht weh zu tun. Aber ihr müßt euch auch darüber im

Klaren sein, das nach dem heutigen Abend die Reporter hinter euch her

sind. Auf unserem Grundstück seid ihr sicher. Solange sie nicht auf der

Mauer hocken. Aber Igor wird sich ihrer annehmen. Er, oder einer der

anderen. Bei dir Thomas oder in der Schule sieht das anders aus. Seid

euch im Klaren darüber, daß eine Entdeckung Konsequenzen haben könnte.

Ein Skandal wäre die Folge. Egal ob sie Beweise haben oder nicht. Ein

Begrüßungskuß wird schnell zum Vorspiel. Eine Umarmung, von der einen

Seite fotografiert, ist von der anderen Seite her schon eine Berührung

unter ihrem Pulli und sexueller Natur. Mit persönlich wäre das völlig

egal. Ich bin Inder. In meinem Land ist ein Mädchen oft schon mit 12

verheiratet, oder beginnt Erfahrungen zu sammeln. Aber das verstehen

die hier nicht. Aber meine Hauptsorge gilt euch. Die Reporter können

einem arg zusetzen. Eure Beziehung wäre nicht die Erste, welche durch

Reporter auseinanderbricht. Also denk du wenigstens an die Reporter,

wenn sie nicht daran denkt. Und wenn es bei euch soweit ist, dann

möchte ich, daß ihr euch einen sicheren Platz dafür sucht."

 

Ich nickte nur erstaunt. Das, was er mir soeben gesagt hatte, das glich

einem Freibrief mit Manjula zu schlafen. Vorausgesetzt, sie wollte mit

mir schlafen. Doch so wie ich sie kannte, wollte sie. Das gab sie mir

gerade in der letzten Zeit zu oft zu spüren. Ständig lagen wir mit

nacktem Oberkörper im Heu. Und sie schien zu spüren, daß er steif

wurde. Und sie schien es gerne zu spüren.

 

Auf dem Gang vor den Toiletten, wo ich vor kurzem noch den Plan

ausgeheckt hatte, erzählte ich Mama von uns. Erzählte ihr vom ersten

Blick in der Klasse. Das er als einziger nicht auf meinen Busen,

sondern in mein Gesicht gestarrt hatte. Vom zufälligem Treffen auf der

Mauer. Von meinen Gefühlen, als ich in seinem Anorak, von ihm gehalten,

zugehört und eingeschlafen war. Ich sah, wie Mama sich in diese

Situation hineindachte. Denn ihre Augen bekamen ein Leuchten. Ich

erzählte vom zweiten Treffen. Vom dritten. Und so weiter. Welche

Gefühle er in mir erweckt hatte, ohne es selbst zu wissen. Mama nickte

wissend. Als sie von meinem Krieg und wie ich ihn "erlegt" hatte hörte,

lachte Mama hell auf und meinte nur, daß ich ein durchtriebenes Weib

wäre und daß sie nun ganz genau wüßte, von wem ich das hätte. Der

Schluß bestand allerdings auch aus der Mitteilung, daß er meine Brüste

streichelte. Und wie ich es geschafft hatte, ihr mit Hilfe des Tanzes

zu zeigen, was wir füreinander empfanden. Als ich geendet hatte nahm

sie mich in ihre Arme. "Wenn du glücklich bist." "Das bin ich." "Dann

werde ich euch nicht im Weg stehen. Aber nur unter einer Bedingung."

"Welche?" "Ich will seine Eltern kennenlernen." "Natürlich." Doch dann

stutze ich. Ich schaute sie fragend an, dann ging mir ein Licht auf.

"Und auch die Pferde?" Als sie daraufhin nickte, lachte sie. Natürlich

wollte sie auch die Pferde sehen. Wir wollten gerade zurück, da kamen

sie schon zu uns. Reporter! Wir wunderten uns schon, wieso sie so lange

gebraucht hatten. Denn natürlich schienen sie gespürt zu haben, daß

dieser Tanz eine bestimmte Bedeutung hatte. Doch wir antworteten ihnen

nur ausweichend. Und so war es nicht verwunderlich, daß man tags drauf

ihre Vermutung als Tatsache ausgewiesen lesen konnte. "Prinzessin

heimlich verlobt!". Etwas, was sie an diesem Abend aus keinem Munde

gehört haben konnten. Zumal es ja gar nicht der Fall war. Aber von

alldem wußten wir an diesem Abend noch nichts. Wir gingen zurück zum

Tisch und als um neun der erste Teil der Darbietungen vorbei war, wurde

getanzt. Grünes Licht von Mama besitzend, zerrte ich ihn regelrecht vom

Stuhl. Mama lachte. Noch! Denn die ersten Tänze waren ganz normale

Standardtänze. Aber nach etwa 20 Minuten kam das, worauf ich

sehnsüchtig gewartet hatte. Wir Jugendlichen würden dazu "Klammerblues"

sagen. Und wir beide klammerten! Einmal sah ich zu unserem Tisch

hinüber. Mamas Augen waren schon größer als Wagenräder. Und als ich

Thomas auch noch auf den Hals küßte, da schüttelte sie lachend den

Kopf. Die nächsten Tänze machten sie dann auch mit. 3 hielten sie

durch. Und als wir nach weiteren 7 zum Tisch kamen, schüttelte Mama den

Kopf. "Wie haltet ihr das nur durch? Mir haben schon nach zweien die

Füße gebrannt." "Training.", kicherte ich nur. Wir haben uns noch eine

Weile unterhalten, da klopfte plötzlich jemand der hinter mir stand auf

den Tisch. Erschrocken blickte ich mich um und bekam fast einen

Herzinfarkt. Hinter mir stand Chris Rea! Und auf dem Arm hatte er seine

Tochter Josephine. Neben ihm stand seine Frau und auf ihrem Arm hielt

sie Julia. Die beiden, gerade 9 und 3 Jahre alt blickten mit ihren

großen hübschen Augen zu mir herunter. Und süß waren die! Am liebsten

hätte ich sie sofort mitgenommen. Klar, daß Papa sie an unseren Tisch

bat. Thomas mußte mit mir den Platz tauschen, damit ich neben Chris und

Josephine saß. Aber er verstand es. Und dieser Wechsel hatte zum

Erfolg, das ich, als er auf die Bühne mußte, Josephine auf meinem Schoß

hatte. Er sang nur drei Lieder. Später erfuhr ich, daß er sein

Arrangement umgeändert hatte, nachdem er erfahren hatte, daß ich auch

hier war. Als erstes sang er das Lied, was er für seine Frau

geschrieben hatte. Stainsby Girls. Einer der Scheinwerfer strahlte sie

währenddessen an. Als er das Lied für seine Josephine sang, brachte ich

sie dazu, zu ihrem Vater zu laufen. Das Publikum fand dies so süß, das

er einen mächtigen Applaus bekam. Aber als er Julia sang, mußte ich mit

seiner Frau kämpfen, bis das sie mir Julia überließ. Ich ging einfach

zu ihm hin und drückte ihm sein kleines Mädchen in den Arm. Er konnte

kaum mehr singen, so gerührt war er von dieser Geste. Demzufolge war

sein Applaus gigantisch. Bevor sie gingen luden wir sie zu uns ein. Und

einen Monat später besuchten sie uns. Im Sommer waren wir dann bei

ihnen. Um zwei fuhren wir schließlich nach Hause. Doch jetzt lag Thomas

Arm um mich und ich drückte mich fest an ihn. Auch hatte ich ihn im

Wagen geküßt. Nicht so, wie wir es taten wenn wir alleine waren. Aber

meine Eltern konnten schon sehen, wie glücklich ich mit ihm war. Vor

allem Mama. Denn als ich Mama ansah, lächelte sie mich nickend an.

Thomas würde diese Nacht bei uns schlafen. Mama hatte mir einen

fragenden Blick zugeworfen als wir nach oben gingen. "Vielleicht in

einem Bett. Aber "das" nicht.", flüsterte ich ihr zu. "Sicher?" "Ja

Mama."

 

19 Die erste Nacht 177

 

Als wir zu Hause waren, führte ich Thomas in sein Zimmer. Oh! Das ist ja

ein Zufall! Sein Zimmer hatte eine Verbindungstüre, die zu meinem

Zimmer führte. "Wenn was ist, dann kannst du zu mir kommen.", flüsterte

ich verheißungsvoll. Doch er nickte nur. Dafür knutschen wir noch eine

lange Zeit. Zwar drückte ich ihn leicht in Richtung seines Bettes, aber

er rührte sich nicht. Und ganz zu offensichtlich wollte ich es nun auch

nicht machen. Schließlich ging ich in mein Zimmer und lehnte die

Verbindungstüre nur an. Ich wußte doch nur zu gut, daß sie von selbst

wieder aufging. Und so würde ich ihn und er mich sehen können. Vor

allem beim ausziehen. Aber ich tat so, als wenn ich dies nicht bemerkt

hatte. Ich wußte zwar nicht wie er nackt aussah, aber ich war mir mehr

als sicher, daß er es jetzt von mir wußte.

 

Natürlich hatte ich ihr bestimmendes drücken gespürt. Und ich wußte

auch, daß in der Richtung mein Bett stand. Doch das wollten wir doch

noch nicht. Also blieb ich standhaft. Dennoch mußte ich mich über mich

selbst wundern. Bevor ich Manjula kennengelernt hatte, da wäre ich

derjenige gewesen, der zum Bett hin gedrückt hätte. Manchmal dachte

ich, daß sie mein Leben völlig umkrempelte. Jedenfalls in der

Beziehung. Schließlich ließen wir voneinander ab. Sie ging in ihr

Zimmer und schloß die Türe. Als ich mich auszog blickte ich zufällig zu

jener Türe hin, da weiteten sich meine Augen. Denn langsam öffnete sie

sich von alleine immer weiter und bescherte mir einen Blick in eine

andere Welt. Manjulas Schlafzimmer. Und es war wirklich wie ein Blick

in eine andere Welt. Überall sah man Indien. Sitzkissen, Teppiche, ein

kleines Tischchen, ein Schminktisch. Und alles mit diesen indischen

Ornamenten versehen. Und ein Bett! Aber das war Wahnsinn. So breit wie

meines. Nein, noch größer. Das hier in meinem Zimmer maß 2 mal 2 Meter.

Und ihr Bett da drüben schien noch weitaus größer zu sein. Die

Bettwäsche, das konnte ich genau sehen, war aus Satin. Und über allem

war ein Moskitonetz ausgebreitet. Und dann sah ich sie. Manjula hatte

bereits ihren Rock und das Oberteil ihres Saris ausgezogen und stand

mit blanken Busen, mit Strumpfhose und Höschen im Raum. Ihren Busen

hatte ich ja eigentlich schon oft gesehen und auch gespürt. Vorhin erst

auf der Gala hatte ich ihn das erste Mal bei hellem Licht gesehen. Hier

in ihrem Zimmer war das Licht aber etwas gedämpfter. Fast schon so wie

in der Scheune. Sie zog ihre Strumpfhose aus und legte sie auf den

kleinen Sessel. Jeden Augenblick würde ihr Höschen zu Boden fallen und

sie würde völlig nackt im Raume stehen. Ich wußte nicht ob sie wußte,

daß ich sie sehen konnte. Das sich die Türe geöffnet hatte. Darum

drehte ich mich schnell herum, noch bevor ihr letztes Kleidungsstück zu

Boden fiel. Ich wollte nicht, daß sie mit mir schimpfen würde, wenn

alles doch nur ein Zufall gewesen war. Ich hatte einen Schlafanzug

dabei, den ich meinerseits anzog. Als ich ins Bett ging, sah ich, daß

sie ihr Licht schon gelöscht hatte. Ich ging ins Bett und löschte

ebenfalls das Licht. Doch ich war nicht müde und dachte an den

vergangenen Abend. An den Tanz, die Tänze danach, das Gespräch mit

ihrem Vater. Irgendwann hörte ich sie meinen Namen sagen. Ich

antwortete ihr, doch sie schien mich nicht zu hören. Als sie mich

erneut rief, stand ich auf und ging zu ihr. Als sie mich sah, hob sie

die Bettdecke hoch. "Komm zu mir.", flüsterte sie. "Das geht doch

nicht." "Komm." "Aber." "Bitte. Oder muß ich wieder darum kämpfen. Du

weißt, daß du verlieren wirst." "Das glaube ich diesmal nicht." Ich

drehte mich herum und ging in mein Bett. Doch gerade als ich die Decke

über mich schlagen wollte, war sie heran und sprang zu mir ins Bett.

"Manjula!" "Wie schlafen nicht miteinander." "Nein?" "Nein. Aber

zusammen." "Und was ist, wenn wir überrascht werden?" "Wobei?" "Das wir

in einem Bett liegen." "Solange wir nicht zu weit gehen, macht das

nichts." "Sicher?" Ich dachte an das Gespräch mit ihrem Vater. "Ja. Da

bin ich mir sicher." "Na gut. Aber wohl ist mir nicht dabei." "Möchtest

du denn mit mir schlafen?" "Wie meinst du das? Zusammen oder

miteinander?" "Beides." "Zusammen? Ja. Miteinander? Ja. Aber nicht

schon heut nacht." "Dann ist ja alles in Ordnung. Kommst du jetzt zu

mir ins Bett? Das hier ist so klein." "Klein? Das ist ein Doppelbett!"

"Ja, ich weiß. Also klein." Sie stand auf und zog mich an der Hand vom

Bett fort und in ihr Zimmer.

 

Es dauerte nicht lange um ihn zu überreden. Ich wußte doch, daß er gerne

mit mir schlafen wollte. So und auch so. Schließlich spürte ich sein

Geschlecht an meinem Körper wenn wir im Heu lagen, oder wenn wir uns

umarmten. Ja sogar wenn wir uns nur küßten. Neugierig auf das was er

dort verbarg war ich schon lange. Aber die Vorfreude ist bekanntlich ja

die schönste Freude. Und wenn dies nicht so wäre, dann hätte ich ihn

schon längst an mich gelassen. Aber eigenartigerweise dachte ich von

ihm dasselbe. Er schien es zu wollen, war aber nicht bereit es jetzt

schon zu tun. Angst vor Entdeckung konnte es nicht sein. Dazu wußte er

zu genau, das Josi uns im Stall nicht besuchen kam. Und zu oft waren

seine Eltern nicht zu Hause gewesen, während wir im Heu lagen. Er wußte

also, daß wir es hätten tun können, ohne dabei erwischt zu werden. Also

waren wir uns in dieser Beziehung einig. Wir wollten es tun, wollten

aber noch damit warten. Und das fand ich schön. So würde unsere "erste

Nacht", ich hoffte daß es in der Nacht geschehen würde, daß unsere

"erste Nacht" völlig ungeplant stattfinden würde. Jetzt hatten wir auch

darüber geredet. Und ich war mir sicher, daß es in dieser Nacht nicht

passieren würde. Also konnten wir ohne Gefahr zusammen ins Bett gehen.

Vor meinem Bett blieb ich stehen und machte die kleine Lavalampe an.

Voller Stolz sagte ich: "Das ist ein breites Bett!"

 

Nun ja. Da mußte ich ihr recht geben. Dieses Bett war wesentlich größer.

Sie stieg in ihr Bett und hielt mir erneut ihre Decke hoch. "Bitte."

Dieses süße kleine Aas blickte mich doch jetzt wahrhaftig genauso an,

wie es Josi immer machte, wenn sie um etwas bettelte. Aber mannhaft

wiederstand ich und - kam zu ihr unter die Decke. Sie schmiegte sich

sofort an mich an und ich genoß ihren Körper an meinem. Einzig ihre

harten Brüste drückten ein wenig. Aber dies kannte ich ja schon. Wir

schmusten sofort und küßten uns. Dennoch, in dieser Nacht war alles

anders. Unsere Küsse waren irgendwie freier. Wir schienen zu spüren das

wir unbeobachtet waren, ungestört sei würden. Zumindest bis zum Morgen.

Doch an den dachten wir noch nicht. Ihr dünnes Nachthemd war kein

Hindernis für meine Hände. Und das Oberteil meines Schlafanzugs hatte

sie auch sehr schnell aufgeknöpft. Während sie es mir auszog saßen wir

uns im Bett im Schneidersitz gegenüber. Kaum hatte sie es mir

ausgezogen, da hob sie ihre Hände. Ich verstand sofort was sie wollte

und zog ihr das kurze Nachthemdchen aus. Kaum hatte ich es ihr über den

Kopf gezogen und es neben dem Bett auf mein Oberteil fallengelassen, da

ergriff sie meine Hände und führte sie zu ihrem Busen.

 

Seine Hände waren viel zärtlicher als sonst, als sie meine Brüste

berührten. Sehr viel zärtlicher. Und das, obwohl er schon immer sehr

zärtlich zu meinen Brüsten gewesen war. Und nicht nur zu ihnen. Doch in

dieser Nacht war alles ganz anders. Wir hatten sehr lange im Bett

voreinander gesessen und uns geküßt, während er meinen Busen

streichelte. Ich rührte keinen Finger. Ich genoß seine. Solange, bis

ich zitterte und meine Erlösung bekam. Er wußte genau, daß ich gekommen

war und streichelte nun nur noch mein Gesicht. Schließlich hielt ich

seine Hand fest und küßte sie. Dann drückte ich ihn rückwärts ins Bett.

Seine Beine, gerade noch im Schneidersitz, legten sich außen an mich.

Ich gab ihm noch einen langen Kuß, dann flüsterte ich ihm ins Ohr:

"Schließ deine Augen und mach sie erst auf, wenn ich es dir erlaube."

Er schloß auch sofort seine Augen und ich gab ihm noch schnell einen

Kuß. Dann erhob ich mich, um aus dem Bett zu steigen. Doch da blieb

mein Blick an dem Eingriff seiner Schlafanzughose hängen. Und aus

dieser Öffnung ragte etwas heraus. Und dieses "Etwas" war nicht gerade

dünn. Und von klein, davon konnte hier nicht die Rede sein. Wirklich

nicht. Nur zu gerne hätte ich ihn jetzt angefaßt. Aber das wäre der

Anfang von etwas gewesen, dessen Ende wir doch noch nicht tun wollten.

Nur wiederwillig riß ich meine Augen von diesem Anblick fort. Und damit

ich nachher diesen Anblick noch hatte, schob ich schnell noch ein: "Und

rühr ja keinen Finger" hinterher. Er nickte nur und ich ging zu meiner

Anlage. Zuerst drehte ich die Lautstärke auf Null. Erst dann schaltete

ich sie ein. Dann aktivierte ich den Plattenspieler und startete ihn.

Noch auf Wiederholung gedrückt, dann war ich hier fertig. Als nächstes

ging ich zum Sandkasten und nahm eine Handvoll verschiedener

Räucherstäbchen. Narde, Styrax, Sandelholz, Deodar, Weihrauch, Mastix,

Bdellium und andere. Diese zündete ich an und steckte sie dann in den

Sandkasten. Mein nächstes Ziel war mein Schminktisch. Hier nahm ich

etwas Parfüm, ein Gemisch aus Patschuli und Moschus, das ich auf meine

Brüste, den Busen und den Hals auftrug, dann war ich hier auch fertig.

Als ich wieder am Bett stand fiel mein erster Blick auf seine Hose.

Noch immer ragte dort etwas heraus. Zufrieden lächelte ich. Mit der

Fernsteuerung stellte ich die Musik etwas lauter, sodaß man sie gerade

noch wahrnehmen konnte. Dann stieg ich über ihn.

 

Sie hatte gesagt ich solle die Augen schließen, und ich hielt sie

geschlossen. Sie sagte, daß ich keinen Finger rühren solle. Und dies

tat ich auch nicht. Und während ich so da lag, mit meinen geschlossen

Augen, übernahmen plötzlich meine Ohren deren Aufgabe. Ich hörte sie

auf dem dicken Teppich sich entfernen. Plötzlich hörte ich ein leises

"Ratschen", dann das Drücken einiger Tasten und zwei weitere Geräusche.

Dann war es wieder still. Doch plötzlich hörte ich Streichhölzer

aufflammen. Sie wird mich doch jetzt wohl nicht verbrennen? Ich war

doch noch nicht tot. Da roch ich etwas. Es roch sehr fremdartig, und

dennoch bekannt. Den Geruch von Weihrauch konnte ich ausmachen. Und den

von Sandelholz auch. Doch den Rest kannte ich nicht. Aber alles

zusammen roch wunderbar und Geheimnisvoll. Da hörte ich sie langsam

näher kommen, aber nicht in meiner Richtung. Und plötzlich war da noch

ein anderer Geruch. Ein sehr schwerer und sehr süßer Geruch. Da hörte

ich mit einem Male auch sehr, sehr leise Musik. Und dann spürte ich

ihre Beine. Sie setzte sich über mich auf meinen Bauch und klemmte so

meine Arme mit ein. Doch als sie sich setzte, spürte ich etwas, was mir

mehr als peinlich war.

 

Als ich mich langsam auf ihn herab ließ, spürte ich sein Glied an meinem

Po. Wie es an meinem dünnen Höschen entlang glitt. Thomas zitterte ein

wenig und ich spürte wie sich dieses Teil von ihm noch härter gegen

meinen Po drückte. Aber das war mir egal. Damit wollte ich mich noch

nicht befassen. Auch wenn die Versuchung noch so groß war. Im wahrsten

Sine des Wortes "groß". Ich nahm das Öl, welches ich von meinem

Schminktisch mitgenommen hatte und fing an, seine Brust damit

einzureiben und es darauf zu massieren. Sehr sanft und sehr, sehr

langsam glitten meine Hände über seine Brust. Hin und wieder beugte ich

mich vor, um sein Gesicht zu küssen. Vermied es aber seinen Lippen zu

nahe zu kommen. Nur rieben bei diesen Bewegungen mein Po und das dünne

Höschen ständig an seinem Penis entlang. Thomas zitterte immer öfter

und auch immer stärker. Ich wunderte mich schon wieso dies der Fall

war, da bäumte sich sein Oberkörper auf und er zuckte, dann fiel er

zurück und er zuckte nur noch. Noch bevor ich ihn fragen konnte was los

wäre, da spürte ich es schon. Schwere und heiße Tropfen klatschten auf

meinen Rücken. Er hatte eine Erlösung. Ich hatte ihm eine Erlösung

geschenkt Ich hatte es geschafft! Dazu noch ohne ihn anzufassen, was

ich bestimmt lieber gemacht hätte. Aber so war es auch in Ordnung. Ich

war so glücklich. Ich blieb ruhig auf ihm liegen, bis das er fertig

war. Schließlich flüsterte ich ihm zu, daß dieses weiße Gold des

Glückes, Mädchen eine sehr sanfte Haut bescherte. Das verstand er

sofort. Er zog seine Hände aus der Umklammerung meiner Beine und, ohne

Scheu und Ekel, verrieb er seine dicken Tropfen über meinen Rücken.

Meinen gesamten Rücken. Schließlich hatte er mir ja genug davon

gegeben. Ich legte meine Beine auf seine und hielt so seinen

erschlaffenden Penis mit meinen Oberschenkeln fest umklammert. Sofort

richtete dieser sich wieder auf. Wir küßten uns noch lange und ich

spürte wie er immer härter wurde und zwischen meinen Beinen gegen

meinen Po drückte. Doch wir machten in dieser Richtung nicht weiter.

Zum Glück. Denn sonst wäre es um unseren Vorsatz geschehen. Ich legte

meinen Kopf an seinen Hals und er streichelte meinen Rücken. Das war

ein wundervolles Gefühl. Irgendwann wurden wir schläfrig. Ich war als

erste weg. Wie lange er noch wach war weiß ich nicht.

 

Zunächst war es mir sehr peinlich. Und ich konnte mir denken, wohin mein

Sperma geschossen war. Sie schien durch sich hindurch auf ihren Rücken

zu schauen. Doch dann flüsterte sie, daß dies gut für die Haut eines

Mädchens wäre. Das war mir neu. Wir Jungs sagten den Mädchen zwar

immer, daß es auf die Brust gespritzt werden müßte, damit sie größere

und festere Brüste bekamen. Aber dies war ja nur eine Ausrede, damit

wir an die Brüste kamen und auch abspritzen konnten. Leider war bisher

bei mir noch kein Mädchen darauf hereingefallen. Doch nun hörte ich von

ihr dasselbe. Also befreite ich meine Arme und verrieb es ihr über den

ganzen Rücken. So spürte ich, daß ich ihr eine große Menge gegeben

haben mußte. Es reichte für den ganzen Rücken. Vom Po, bis hinauf zu

ihren Schultern. Doch als sie ihre Beine um meinen Schwanz legte,

spürte ich wie er wieder wuchs. Doch jetzt war es mir nichtmehr so

peinlich wie früher. Es dauerte auch nicht lange, und sie war

eingeschlafen. Dennoch streichelte ich über ihren Rücken, bis ich

schließlich auch einschlief.

 

Am Morgen klopfte es. Schlaftrunken sagte ich "Herein", ohne zu

registrieren, daß wir noch immer so lagen, wie wir eingeschlafen waren.

Aber wenigstens waren wir zugedeckt. Mary kam mit dem Frühstück herein.

Doch als sie uns sah, murmelte sie ein "Bitte verzeiht Hoheit". "Komm

rein Mary. Und mach die Türe zu." "Jawohl Hoheit." "Und laß die Hoheit

weg. Wenn wir alleine sind sagst du doch auch Manjula zu mir." "Aber

ihr seid nicht alleine." Ich schaute auf sein Gesicht. "Thomas schläft

noch. Und er nennt mich doch auch Manjula. Was gibt es?" "Frühstück."

"Doch nicht im Bett. Sag meinen Eltern das wir herunterkommen." "Mach

ich." Sie nahm das Tablett wieder mit und ging. "Schatz?" Ich küßte ihn

sehr vorsichtig auf die Augen. "Schatz? Aufwachen." Zitternd öffneten

sich seine Augen. Als er mich sah lächelte er. "Stehst du demnächst

eine Stunde früher auf?" Fragend sah ich ihn an. "Wieso?" "Dann kannst

du mich jeden Morgen so schön wecken." "Mach ich. Aber sag das nicht

meiner Mutter. Die würde uns für verrückt erklären. Obwohl, ich glaube

sie würde es verstehen. Laß uns aufstehen. Es gibt Frühstück." Wir

wuschen uns schnell und zogen uns an. Dann gingen wir hinunter zum

Frühstück. 20 Reporter 187

 

"Morgen ihr Langschläfer. Na, gut geschlafen?", fragte Mama, als sie uns

sah. Wir schauten uns nur kurz an und wurden beide rot. Mama fragte

mich ob etwas passiert wäre, was sie vielleicht wissen müßte. Aber ich

sagte ihr, daß es noch nicht passiert sei. Lächelnd nickte sie und wir

setzten uns an den Tisch. Doch dann schimpfte sie mit Thomas. "Sag mal

was soll das? Dich mit Manjula zu verloben und ihr nicht mal einen Ring

zu schenken?" Erstaunt sahen wir uns an. "Da. Ließ." Sie legte ihm eine

Zeitung hin. Darauf prangte die Schlagzeile: "Prinzessin heimlich

verlobt!" Darunter ein Artikel, in dem es nur so von Vermutungen

wimmelte. Wir hätten den ganzen Abend nur getanzt und uns geküßt. "Die

Meute wartet schon draußen." "Und jetzt?", fragte ich schuldbewußt.

"Ihr könnt doch nichts dafür. Das haben die sich aus den Fingern

gezogen. Ich werde das schon richten. Da könnt ihr euch sicher sein.

Nur solltet ihr jetzt überlegen, was ihr heute macht?" "Wieso das?"

"Thomas muß heute nach Hause. Das ist schon mal sicher. Es gibt mehrere

Möglichkeiten. Entweder er bleibt bis heute abend, oder er fährt jetzt

mit dir, oder er fährt jetzt ohne dich. Das müßt ihr entscheiden."

"Jetzt noch nicht.", bettelte ich. "Das ist eure Entscheidung. Das

überlasse ich euch." Und sie überließ es uns. Zwar hatten wir an diesem

Tag nicht so viele Gelegenheiten miteinander zu knutschen, dennoch

kamen wir nicht zu kurz. Erst am späten Nachmittag bereiteten wir seine

Abreise vor. Roland hatte den ganzen Tag über ein Auto nach dem anderen

zum auftanken und waschen gefahren. Beim ersten Wagen fuhren sofort

einige der Reporter hinterher. Dann aber beschränkten sie sich, durch

die Scheiben in die Wagen hineinzusehen. Nur bei den beiden mit den

getönten Scheiben fuhren noch einige hinterher. Am Nachmittag hatte er

vier der sechs Wagen fertig. Der Mercedes und der Ferrari mußten noch.

Also stieg ich nach einer sehr langen und ausgiebigen Verabschiedung

von Thomas zu Igor in den Ferrari. Die Reporter staunten nicht

schlecht, als ich ohne meinen "Verlobten" im Wagen saß. "Ich fahre sie

zu ihm", hatte Igor zu ihnen gesagt, da ich auf ihre Fragen nicht

antwortete. So schnell wie die in ihren Autos waren. Als Autocorso

fuhren wir dann durch die Stadt. Nach einer halben Stunde hingen sie

noch immer an uns. Da fuhr Igor auf die Autobahn, gab Gas und sie waren

niemehr gesehen. An einem Rasthof fuhr er den Ferrari hinter das

Gebäude und lud mich zu einer Cola ein. Eigentlich durfte ich ja keine

Cola trinken. Und ich hatte mir auch noch nie eine gekauft. Das hatte

ich Mama versprechen müssen. Aber daß Igor mich nicht einladen durfte,

davon hatte sie nichts gesagt. Aber sie vermutete es auch nicht. Für

sie war Igor nur mein Bodyguard. Nicht mehr. Das wir richtige Freunde

geworden waren, seit ich ihm in die Nase gekniffen hatte, damals im

Sandkasten, das konnte sie sich nicht vorstellen. Auch nicht, daß wir

keine Geheimnisse voreinander hatten. Und erst recht nicht, das er viel

mehr von meinem Leben wußte als sie. Darum konnte er mit mir auch über

persönlichere Dinge reden. Genauso, wie es bei meinem Vater der Fall

war. Und so war ich auch nicht verärgert, als er mich fragte: "Und, wie

war deine Nacht?" "Wunderbar." "War es so schön wie du es dir

vorgestellt hast?" "Noch schöner. Obwohl das ja nicht passiert ist."

"Ich weiß." "Woher?" "Was meinst du wer dich nachts immer zudeckt, wenn

du unruhig schläfst? Wer nachschaut, ob deine Räucherstäbchen keinen

Großbrand auslösen?" Jetzt wußte ich, wer uns in der Nacht zugedeckt

hatte. "Danke." "Ihr beide saht so glücklich aus." "Also ich war es."

"Er auch." "Danke daß du mir das sagst."

 

Eine Viertelstunde später verabschiedete ich mich von ihren Eltern.

Roland, ihr Chauffeur, fuhr mich nach Hause. Da die Reporter alle

hinter ihr her waren, konnte ich ganz normal auf dem Rücksitz Platz

nehmen. Da wir meine Eltern informiert hatten, war der Empfang daheim

fast ganz normal. Mama lächelte nur. Josi hingegen freute sich

unheimlich. Sie kam mir an der Türe schon entgegengelaufen. Nur Papa

grinste. Lachend fragte er mich: "Na, wie fühlt man sich so als

Verlobter?" Am Abend kam Josi zu mir ins Bett. Sie kuschelte sich an

mich und fragte: "Darf ich mitkommen wenn du die Ringe kaufen gehst?

Ich weiß doch welche sie möchte."

 

Am folgenden Morgen lauerten sie schon frühmorgens vor dem Tor. Mama

hatte sie hereingebeten und nach dem Frühstück in der Bibliothek

empfangen. Dort saß ich mit Mama auf dem großen Sofa und hörte mir ihre

Fragen an, die auf mich herab prasselten. Schließlich sorgte Mama für

Ruhe. Doch bevor sie ansetzen konnte, sagte ich: "Ja, das geht sie

nichts an, ja, nein, das weiß ich noch nicht, das könnte sein, ja, ja,

nein, über ein Jahr, das ist eine Unterstellung." Während die Reporter

ratlos aus der Wäsche schauten, grinste Mama nur. Also redete ich

weiter. "Meine Herrschaften, wenn sie ihre Fragen ordentlich, wie es

sich gehört, einer nach dem anderen gestellt hätten, dann wüßten sie

auch, welche meiner Antworten zu welcher ihrer Frage gehört. Selber

schuld." Noch bevor sie sich erholt hatten, sprach Mama. "Meine Damen

und Herren. Wie sie vielleicht schon wissen ist meine Tochter verlobt.

Natürlich freuen wir uns alle darüber, bis auf meine Tochter. Denn es

wäre schön gewesen, wenn sie den Namen des jungen Mannes dabei

geschrieben hätten. Dann wüßte meine Tochter wenigstens mit wem sie

verlobt ist." Bisher war sie ruhig geblieben. Aber jetzt passierte es.

Mama rastete aus! "Es ist eine bodenlose Frechheit, ein junges Mädchen

dermaßen zu diffamieren. Wie können sie es wagen solche Lügen in ihren

Blättern zu verbreiten. Ich verlange von ihnen, daß dies

richtiggestellt wird. Und nicht auf Seite 5 unten links ganz klein. Ich

erwarte, daß es genauso groß und an den gleichen Stellen erscheint, wo

ihre Lügen gestanden haben. Seien sie versichert, daß ich das erreichen

werde. Meine Tochter wird jetzt in die Schule fahren. Wagen sie es

nicht ihr zu folgen. Ihr Leibwächter versteht in der Beziehung keinen

Spaß. Ich würde es an ihrer Stelle nicht drauf ankommen lassen."

Während ich nun aufstand und zum Auto ging, redete Mama weiter. Die

Reporter schauten uns nach, aber keiner wagte aufzuspringen. Vor allem,

da Igor in der Türe stand. Erst als es draußen hupte, ging er hinaus.

Kaum war er im Auto und wir fuhren zum Tor, da sahen wir schon die

Reporter heraus und den Weg zum Tor rennen, zu ihren Autos mit den

platten Reifen. So konnte uns kein Wagen folgen. Und um sicher zu sein,

blockierten zwei Autos nach uns die Straße. Ist doch gut, wenn man mehr

als einen Beschützer hat.

 

Ich hatte ihnen Vorwürfe gemacht. Natürlich wußte ich, daß es ihnen egal

war, was ich ihnen vorwarf oder verlangte. Sie waren nur auf

Schlagzeilen aus. Denn kaum war Manjula draußen, da ging die Fragerei

wieder von vorne los. Und dafür waren sie auch zu schnell draußen, als

Igor mit ihr losfuhr. Als sie draußen waren, sah ich nur noch ein

junges Mädchen mit Notizblock und Fotoapparat hinten links in der Ecke

sitzen. Ich beachtete sie nicht, stand auf und wollte gehen, da hörte

ich sie flüstern: "Königliche Hoheit, dürfte ich ihnen eine Frage

stellen?" Ich war sehr erbost über das Verhalten ihrer Kollegen. Doch

die Art wie sie mich ansprach und fragte, ließ mich stutzen. Sie hatte

sehr leise gesprochen. Richtig ängstlich. Ich drehte mich zu ihr hin

und sie zuckte zusammen. "Machen sie es kurz.", blaffte ich sie an.

"Hoheit, könnten sie mir sagen, wo man" Sie schluckte und ich wurde

ungehaltener. "Was wollen sie?" Sie zuckte erneut zusammen. "Ihr Sari."

"Was?" "Ihr Sari.", sagte sie kaum hörbar. "Was ist damit?" "Wo kann

ich so einen schönen Sari kaufen?" "Wie?" "Ich hab schon überall

geschaut, aber kein Geschäft hier führt Saris." Ich war jetzt irgendwie

verwirrt. "Ist das ihre einzige Frage?" "Ja." "Nichts über den

Vorfall?" "Nein, das interessiert mich nicht. Ich bin keine

Klatschreporterin." Ich war noch mißtrauisch. Dennoch gestattete ich

ihr meine Garderobe zu sehen. Erst da wußte ich, daß sie es ernst damit

meinte. Sie war zu begeistert von den Kleidern. Sie entschuldigte sich

tausendmal für ihre Frechheit, weil sie mich nun fragte, ob sie den

Sari von meiner Tochter auch sehen dürfe. "Dafür müssen wir in den

Tresorraum." "Wieso?" "Weil die Steine darauf echte Steine sind."

"Nein, nein, den meine ich nicht." "Welchen dann?" "Den goldenen. Den,

den sie bei der UNICEF-Gala getragen hat. Der war so wunderschön." Ihre

Augen funkelten richtig als sie dies sagte. "Dann kommen sie mit." Ich

führte sie in Manjulas Zimmer und das junge Mädchen stieß ein "das ist

ja schön" aus. Ihre Augen leuchteten, als sie das Inventar von Manjulas

Zimmers sah. Sie bettelte förmlich darum, das Zimmer fotografieren zu

dürfen. "Ich bring die Bilder mit und sie entscheiden, welche ich

veröffentlichen darf. Bitte." Nur aufgrund ihrer leuchtenden Augen

erlaubte ich es ihr. Und im Ankleidezimmer, da kam sie aus ihrer

Ekstase kaum mehr heraus. Doch als ich den goldenen Sari herausholte,

brach sie fast vor entzücken zusammen. "Darf ich, darf ich ihn

fotografieren?" "Warum nicht?" Ich hing ihn an die offene

Garderobentüre und dachte, daß sie ihn nun fotografieren würde. Doch

sie sagte, daß es so nicht ginge. Das wäre zu intim. "Wieso?" "Da." Sie

zeigte auf die Kleiderstange. "Das geht doch niemanden etwas an." Ich

schaute hin und wußte was sie meinte. Manjulas Korsage hing dort. Sie

wäre mit auf das Bild gekommen. "Könnten sie bitte die Türe etwas

schließen und ihn dann da ran hängen?" Ich konnte. Und ich konnte noch

mehr. Im Verlauf des Tages zeigte ihr auch den silbernen Sari, und

führte sie darum in den Tresorraum. Und dort lichtete sie nicht nur den

Sari ab. Auch den Schmuck, die Konen, die Diademe, Halsketten, Ringe

und so weiter. Und auch das Schwert meines Mannes. Als Manjula aus der

Schule kam, saßen wir in der Bibliothek und ich zeigte ihr gerade die

Kinderfotos von meinem kleinen Engelchen. Als sie Manjula sah, sprang

sie sofort auf und machte einen Knicks, so wie sie es am Anfang unserer

Unterredung auch schon mir gegenüber gemacht hatte.

 

Als ich an der Schule ankam wurde ich gleich von den Mädchen umringt.

Viele hatten mich im Fernsehen gesehen. Andere nicht. Aber die hatten

schon alles von den anderen erfahren. Einige fragten mich gleich nach

meinem Sari. Doch die meisten wollten wissen, was Thomas mir

zugeflüstert hatte. "Das könnt ihr euch doch denken." "Und so wie du

geheult hast, können wir uns auch denken, was er dir gesagt hat."

"Stimmt das?" "Ja?" Ich nickte nur mit dem Kopf. Als ich Thomas mit

Josi kommen sah, lief ich zu ihnen. Josi bekam einen Kuß und er einen

anderen. Als der kleine Spatz in der Schule war, sagte ich: "Wir müssen

reden. Die Reporter werden uns bestimmt auch hier aufspüren. Und wenn

sie an jeder Schule der Stadt stehen." Er nickte. "Was sollten wir

machen Thomas?" Er nahm mich in den Arm und küßte mir die Tränen fort.

Als wir zu den anderen kamen, sahen sie gleich, daß ich geweint hatte.

Sie wollten natürlich wissen warum ich geweint hatte. Sie konnten sich

nicht vorstellen, daß wir einen Streit hätten. Also erklärten wir ihnen

unsere Sorgen. Sie verstanden es sofort. Und sie würden uns beistehen.

Und das sollte sich als sehr sinnvoll erweisen. Als ich nach der Schule

nach Hause kam, saß Mama mit einem Mädchen in der Bibliothek. Wie sie

mich sah sprang sie gleich auf und machte einen Knicks. Etwas verwirrt

hob ich die Hand. Eine derartige Ehrenbezeigung hatte ich schon lange

nichtmehr bekommen. "Das ist Katja. Katja Engels. Sie ist wegen deiner

Saris hier." "Wegen was?" "Sie ist Modereporterin. Und ihre Leserinnen

wollen alles über deine Saris wissen." "Aha. Und darum zeigst du ihr

meine Kinderfotos?" "Da siehst du so süß in deinen Saris aus." "Ja

Hoheit. Das stimmt. Sie waren schon als kleines Kind ein wunderschönes

Mädchen. Wenn ich das sagen darf." "Keinen Honig. Sonst gibt es

Zitrone." "Nein, nein, eure Hoheit. Das meine ich wirklich." "Na gut."

"Verzeihen sie Hoheit, aber ich habe eine Bitte." "Und die wäre?"

"Würden sie so lieb sein und den goldenen Sari für mich anziehen. Ich

würde sie so gerne darin fotografieren." "Ja Schatz, mach, bitte." Ihre

Reaktion, als sie mich wenig später in dem Sari sah, überzeugte mich.

Sie schien es nicht darauf abgesehen zu haben, zu erfahren, was

zwischen Thomas und mir vorgefallen war. Und am Nachmittag sagte sie

mir etwas, was mich gänzlich von ihr überzeugte. Wir kamen auch auf die

Kleidung zu sprechen, welche ich beim Tanz mit Thomas angehabt hatte.

"Sie wollen nur etwas über die Kleidung wissen?" "Ja, das andere weiß

ich ja schon." "Wie?" "Was zwischen ihnen und dem Jungen ist." "Wie

meinen sie das?" "Mein Bruder ist taub. Er hat gelernt von den Lippen

lesen. Und ich hab immer mit ihm geübt. Und so kann ich das auch. Ich

weiß also was sie ihm gesagt haben und mit welchen Worten er sie zum

Weinen gebracht hat. Als ich das las mußte ich auch weinen. Das war so

romantisch. Keine Angst Hoheit. Ihr Geheimnis ist bei mir mehr als

sicher." Und es war bei ihr sicher. Als sie nach drei Tagen zu uns kam,

hatte sie ihren Artikel fertig. Gespickt mit den Bildern. Er war sehr

gut, soweit ich dies beurteilen konnte. Als sie ging sagte sie.

"Hoheit, ich habe hier ein kleines "Dankeschön" für ihr

Entgegenkommen." Damit gab sie mir ein kleines Päckchen. Dann ging sie.

Erst als ich auf meinem Zimmer war öffnete ich es. Doch damit hatte ich

nun wirklich nicht gerechnet. "Passend für ihre Korsage" stand auf dem

kleinen Zettel. Ein dünnes Höschen lag darin. Schwarz und rot. Passend

zu meine Korsage. Bereits anderthalb Wochen nach der Gala passierte es

dann. Sie standen an der Schule. 8 Männer mit Kameras, bereit jeden

unserer Hautschuppen abzulichten. Sie hatten die Schüler gefragt,

welche vor dem Tor standen, ob ihnen die Prinzessin bekannt war, ob sie

hier in die Schule ginge und in welche Klasse. Die Antworten waren mehr

als niederschmetternd. Obwohl sie sich sicher waren, das Manjula in

diese Schule ging, schauten die Schüler sie nur erstaunt an. Einige

lachten sie aus. "Als wenn eine Prinzessin in eine ordinäre Schule

gehen würde. Wo leben sie denn?" "Ihr spinnt ja." "Die hat doch

bestimmt einen Privatlehrer." "Keine Prinzessin. Ein Prinz." "Er da.

Das ist der Prinz von Honolulu." Sie veralberten sie total. Dennoch

blieben die Reporter vor dem Eingang zur Schule auf Lauerstellung.

Monika und Iris hatten sich erst gar nicht bis zum Schultor aufgemacht.

Als sie die Typen dort stehen sahen, wußten sie Bescheid. Darum blieben

sie am Anfang der Straße stehen und fingen unseren Wagen ab.

 

Als die Mädchen uns anhielten, konnte ich mir schon denken was los war.

Die Reporter hatten herausgefunden, wo Manjula in die Schule ging.

Darum ließ ich sie bereits hier, an der Einmündung zur Straße, heraus.

Ich sagte ihr noch, daß sie nach der Schule mit Thomas nach Hause gehen

solle. Ich würde sie dort abholen. Manjula ging mit den Beiden hinten

herum in die Schule. Und ich wußte auch, das Igor, er war mit Manjula

ausgestiegen und folgte den Mädchen in einiger Entfernung, mehr als gut

auf sie aufpassen würde. Mit den Beiden ging sie um das Schulgelände

herum und betraten die Schule vom rückwärtigen Eingang, der sonst nur

als Verbindung zur Turnhalle genützt wurde.

 

Rolf hatte sich währenddessen durch die Büche und über den kleinen Zaun

zur Schule von Josi durchgeschlagen. Dort stand er, für die Reporter

nicht sichtbar, knapp 2 Meter vom Eingang entfern in Josis Schule. Und

als ich mit Josi aus dem Wald kam meinte sie: "Es ist besser du kommst

mit rein." Als ich Rolf sah und er mir das Neuste erzählte, wußte ich

mal wieder, daß ich mich auf Josis Ratschläge voll und ganz verlassen

konnte. Ich brachte sie heute bis auf den Schulhof und schlich mich mit

Rolf zurück. Manjula begegnete uns auf halben Weg zum Schulhof. Und so

begrüßten wir uns zum ersten Male auf dem Schulgelände mit unserem

obligatorischen Morgenkuß. Er fiel aber nicht weniger zärtlich aus. Und

als es schellte und die anderen kamen, wußten wir auch schon wie es

weitergehen würde.

 

Heute war es anders als sonst. Aber auf kurzfristige Änderungen war ich

bei Manjula immer gefaßt. Auch auf veränderte Situationen. Dafür kannte

ich meinen kleinen Engel schon zu lange. Es machte mir keine Mühe,

ungesehen den Mädchen durch die Büsche zu folgen. Schließlich kannte

ich das komplette Gelände schon, noch bevor Manjula hier ihren ersten

Schultag hatte. Dies zählte ja schließlich auch zu meinen Aufgaben.

Erst als ich sah, daß ich so auf das Schulgelände mit mußte, stellte

ich mich beim Direktor vor. Das war mit der Hoheit so vereinbart

worden. Und Manjulas Mutter hatte mich bei ihrer Einschulung bereits

angekündigt. "Irgendwann wird ein Riese bei ihnen auftauchen. Igor. Er

ist der Leibwächter meiner Tochter. Er wird nicht aufs Schulgelänge

kommen, es sei denn, es liegt was Besonderes vor." Und heute lag etwas

Besonderes vor. Denn die Reporter durften weder Manjula, noch Thomas,

noch mich sehen. Er war einverstanden, daß ich mich auf dem

Schulgelänge aufhielt. Und ich versprach ihm im Hintergrund zu bleiben.

Als ich aus seinem Büro kam, stieß ich mit Manjula und Thomas zusammen.

Bei ihnen der Junge, auf dessen Geburtstagsfeier Manjula ihren großen

Fisch an Land gezogen hatte. Mit ihnen überlegten wir, daß sie nach der

Schule Josi ebenfalls so abholen würden, wie der Junge es vorhin mit

Thomas gemacht hatte. Und Manjula sagte ich, daß ihre Mutter sie von

Thomas abholen würde.

 

Die Reporter mußten draußen bleiben. Der Direktor hatte sie schon am

Morgen gesehen, als es noch 3 waren und konnte sich sofort denken, daß

noch mehr von ihnen auftauchen würde. Er berief sich auf sein Hausrecht

und die Privatsphäre seiner Schützlinge, und versprach ihnen, wenn

einer das Gelände betreten würde, dann würde er die Polizei

verständigen. Also blieben sie draußen und hofften, daß einer von uns

beiden hier auftauchen würde. Sie warteten bis nachmittags drei Uhr,

bis das der Hausmeister die Schule abschloß. Aber da waren wir schon

lange fort. Unsere Lehrerin hatte mich 10 Minuten eher als sonst

gehenlassen.

 

21 Pferde 201

 

Nachdem die beiden ausgestiegen waren wollte ich eigentlich nach Hause

fahren. Die Beiden würden gut 6 Stunden in der Schule sein. Also mehr

als genügend Zeit für mich, nach Hause zu fahren, etwas arbeiten,

Mittagessen vorbestellen und dann zu Thomas Eltern zu fahren um Manjula

abzuholen. Doch auf halben Weg erinnerte ich mich wieder an ihre

Pferde. Es war ein spontaner Entschluß. Einer, den Igor an Manjula so

haßte. Wenn er auch immer lachte. Und so fuhr ich statt nach Hause,

jetzt schon zu Thomas Eltern. Als ihre Mutter mich sah, fragte sie

sofort ob was passiert sei. Aber ich konnte sie beruhigen. Bei eine

guten Tasse Tee, erklärte ich ihr den Sachverhalt und das ich so auch

mal mit ihnen zusammenkommen konnte. Wir haben sehr lange miteinander

geplaudert, bis das mich mein schlechtes Gewissen plagte, und ich ihr

sagte, wieso ich wirklich schon so früh schon hier war. Sie lachte nur

und führte mich in den Stall. Ihr Mann mistete gerade die Boxen aus.

Ich war schlichtweg begeistert. Thomas und Manjula hatten mir schon so

oft von den Pferden erzählt. Aber jetzt stand ich vor ihnen. Knapp eine

halbe Stunde später war ich dankbar, meine gute Figur, trotz meiner 4

Kinder, behalten zu haben. Thomas Mutter gab mir Reithose und Pullover,

und eine Viertelstunde später jagte ich mit ihr über die weiten Wiesen

und Felder.

 

Kurz vor Schulschluß kamen Manjula mit Thomas bereits aus ihrer Klasse.

Ohne daß sie mich sahen, folgte ich den Beiden durch die Büsche und

über den Zaun hinüber zur anderen Schule. Während ich mich dort in

einiger Entfernung versteckt hielt, warteten sie auf Josi. Unnütz zu

sagen, was sie in der Zeit taten. Und wie zärtlich sie miteinander

umgingen. Wenn Manjula meine Tochter wäre, ich wüßte keinen besseren

für sie. Da hatten sich wirklich zwei gesucht und gefunden. Als Josi zu

ihnen kam, nahm Manjula sie gleich auf den Arm. Das kleine Mädchen

drückte sich richtig an sie. Aber dann wurde mir doch etwas mulmig

zumute. Obwohl keiner der Dreien mich hätte sehen können, als Josi auf

Manjulas Arm war, winkte sie mir heimlich zu. Ein unheimliches kleines

Mädchen. Woher wußte sie, wo ich mich versteckt hatte? Sie konnte mich

unmöglich gesehen haben. Es dauerte noch einige Minuten, dann gingen

sie los, Josi noch immer auf Manjulas Arm. Gut, das ich nicht nur den

direkten Weg zu Thomas Heim kannte, sondern auch den Weg, welchen sie

nun nahmen. Denn sie gingen durch den rückwärtigen Eingang der Schule

hinaus und von dort aus durch den Wald. Und als sie durch den Wald nach

Hause gingen, Josi war auch hier noch immer auf Manjulas Arm und ich

wunderte mich bereits, das sie Manjula nicht zu schwer wurde, da lachte

Josi sehr oft in meine Richtung und winkte mir auch zu.

 

Als Josi mich sah, kam sie mit ausgebreiteten Ärmchen auf mich

zugelaufen. Ich hab sie dann auch gleich auf den Arm genommen, während

Thomas ihren Schulranzen nahm. "Kommst du mit zu uns?", fragte sie mir

leuchtenden Äuglein. "Ja." "Das ist schön. Bleibst du lange?" "Ich weiß

nicht. Meine Mama will mich bei euch abholen." "Dann wir es spät." Sie

drückte sich fest an mich und schien nicht wieder runter zu wollen.

Aber da sie nicht schwer war, behielt ich sie auf dem Arm. Dennoch

wunderte ich mich über ihre Bemerkung, daß es spät werden würde. Aber

eigentlich hätte ich es mir denken können. Schließlich gingen wir dann

los.

 

Da auf der Straße noch die Reporter warteten, mußten wir die Schule

durch den hinteren Eingang verlassen. Und dies sagte ich Josi auch. Es

würde bedeuten, daß wir einen längeren Weg durch den Forst haben

würden. Aber sie nickte nur und schien keinerlei Bedenken wegen dem

Riesen und den anderen Intergalaktischen Monstern zu haben, welche

momentan im Wald hausten. Wie es aussah hatte sie auf Manjulas Arm

keine Angst. Im Gegenteil. Auf dem Weg plauderten die Beiden unentwegt

miteinander. Nur hin und wieder schaute Josi über Manjulas Schulter und

blickte hinter uns. Erst als sie winkte, ich drehte mich ebenfalls

herum, konnte aber nichts sehen. Schließlich kamen wir zu Hause an.

Dort stand auch schon Roland mit dem Wagen vor unserer Türe. Und als

wir die Türe öffneten und uns nochmals umsahen, sahen wir Igor hinten

stehen. Wir hatten ihn nicht bemerkt, obwohl er uns die ganze Zeit über

bestimmt nicht aus den Augen gelassen hatte. Nun wußte ich, wem Josi

gewunken hatte. "Der Riese hat auf uns aufgepaßt.", flüsterte Josi

Manjula ins Ohr. "Ich weiß, mein Schatz. Ich weiß." Dann gingen wir

hinein. Doch drinnen trafen wir nur auf den Mantel ihrer Mutter. Denn

weder im Haus, noch auf der Terrasse fanden wir eine Spur von ihr.

Schließlich gingen wir auch in den Keller, wo Papa sein Arbeitszimmer

hatte. Und da wir Manjulas Mutter weder im Garten, noch im Haus fanden,

fragten wir ihn. "Die ist mit Mama unterwegs." "Alleine?", fragte

daraufhin Manjula erstaunt. "Nein, mit Arabella und Romina." "Und seit

wann?" "So gegen zehn, halb elf sind sie los." Manjula und ich grinsten

nur. Kannten wir doch die Liebe ihrer Mutter zu Pferden. "Können wir

auch? Können wir auch? Bitte.", bettelte daraufhin Josi, "Ich weiß auch

wo sie sind." Manjula bekam von mir eine Jeans, die ihr leider etwas zu

weit war, und einen Pulli. Da sie dabei oben ohne und nur mit

Strumpfhose und Höschen bekleidet vor mir stand, nahm ich diesen

Anblick zum Anlaß, ihr zu sagen, wir hübsch sie ist. Sie bedankte sich

mit einem sehr langen Kuß. Dann zog sie meine Sachen an und wir gingen

rüber zum Stall. Papa hatte schon die Pferde gesattelt. Er hob Josi auf

Filomena und ich half Manjula auf Dorina. Ich selbst stieg auf Habana.

Dann folgten wir Josi. Denn die Maus legte ein mehr als rasantes Tempo

vor. Sie schien wiedermal am Sattel festzukleben. Eine halbe Stunde

später hatten wir sie dann auch gefunden. Josis Radar funktionierte mal

wieder einwandfrei.

 

Panik stieg in mir auf, als ich die drei vom Hof reiten sah. So schnell

war ich noch nie gerannt. Thomas Vater sah mich erstaunt an. "Ein

Pferd, schnell, ich brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Noch

ehe er sich von dem Schrecken erholt hatte, schwang ich mich auf das

Tier. Egal das es nicht gesattelt war. Reiten konnte ich ja. Auch ohne

Sattel. Und so jagte ich den dreien hinterher, immer in Deckung

bleibend. Doch ich mußte mich echt anstrengen, um mit ihnen

mitzuhalten. Und das schärfste war, das Josi sie anführte. Ich hatte

stellenweise mehr Angst um dieses kleine Mädchen, als um Manjula.

 

Natürlich hatte ich Igor gleich erkannt. Doch noch bevor ich ihn

begrüßen konnte, stammelte er keuchend: "Ein Pferd, schnell, ich

brauche ein Pferd. Kann ich das da nehmen?" Und noch bevor ich was

sagen konnte, saß er schon oben und jagte den dreien hinterher.

Ängstlich rannte ich aus dem Stall uns schaute hinter ihm her. Er saß

auf Kyra. Sie war mit Abstand das wildeste und unbändigste Pferd im

Stall. Selbst Thomas, der mit ihr groß geworden war, konnte sich nicht

auf ihr halten. Irrsinniger weise konnte nur Josi auf ihr reiten. Bei

ihr war sie lammfromm. Aber nur bei ihr. Alle anderen hatte sie nach 10

Sekunden schon im Staub liegen. Und jetzt jagte Igor auf ihrem Rücken

hinter den dreien her. Und es sah so aus, das er, obwohl er ohne Sattel

ritt, oben bleiben würde.

 

Stunden waren wir unterwegs gewesen. Das Gelände war einfach riesig. Mal

im Schritt, mal im Trab, mal im Galopp legten wir eine sehr weite

Strecke zurück. Wo wir uns befanden, konnte ich wirklich nicht sagen.

Aber Thomas Mutter wußte immer Bescheid. Ich hatte mich lange nichtmehr

so glücklich gefühlt. Zwischen den rasanten Galopps, in den Ruhephasen,

unterhielten wir uns. Ich erzählte ihr von Indien und von meiner

Familie. Sie erzählte von sich und den Pferden. Wie Thomas mit ihnen

groß geworden war und später auch Josi. Daß er ihr das reiten

beigebracht hatte. Und das dieser kleine Spatz damals mit ihren vier

Jahren, keine Angst vor den riesigen Tieren gehabt hatte. "Wir haben

sie mehr als einmal beim Mittagsschlaf aus einer Box holen müssen. Sie

hat sich einfach zu einer von ihnen in die Box zum schlafen gelegt.

Einfach so." "Und die Tiere haben ihr nie was getan?" "Nein, nie.

Selbst Kyra nicht." "Kyra?" "Sie ist die rabenschwarze Stute, gleich am

Anfang im Stall. Die in der ersten Box." "Ach die, die mich so

angeschnauft hat?" "Ja. Auf der hält sich keiner länger als 10

Sekunden. Auch Thomas nicht." "Keiner?" "Nein." "Auch sie oder ihr Mann

nicht?" "Nein." "Wer reitet sie dann?" "Josi." "WAS!" "Ja. Josi ist die

einzige, die mit ihr fertig wird. Bei ihr ist sie brav wie ein Engel."

Völlig erstaunt schaute ich sie an. Das manche Menschen einen direkten

Draht zu Tieren hatte, das kannte ich nur zu gut aus meiner Heimat her.

Hatte es aber in Josi nicht vermutet. Da hörten wir plötzlich

Pferdegetrampel. Drei Reiter kamen in einem irrwitzigen Tempo auf uns

zugerast. Und allen voran und mit einem mehr als überdeutlichem

Vorsprung - Josi. Mir blieb das Herz stehen, als dieses kleine Mädchen

in dem irrsinnigen Galopp auf uns zugerast kam. Wenige Meter vor uns

bremste sie das Pferd ab und kam neben uns zum stehen. Sie strahlte

übers ganze Gesicht. "Du bist Manjulas Mama?", fragte sie mich mit

einem Lachen, welches mich an die Kindertage von Manjula erinnerte.

"Ja, und du bist Josi?" Sie nickte. "Manjula hat mit schon viel von dir

erzählt." Sie zuckte zusammen. "Schlimmes?" "Ich glaub nicht, das du

was Schlimmes anstellst." "Nein, nein, nein, nein, nein." Josi lachte

los und die anderen ebenfalls, da sie die letzten Sätze mitbekommen

hatte. "Nein, sie ist immer lieb.", klärte mich ihre Mutter auf. "Na,

wie waren die Reporter?", fragte ich die Beiden. "Deppen. Ich glaube,

sie stehen noch immer vor der Schule.", antwortete Thomas mit einem

schadenfrohen Grinsen. Plötzlich zuckte Josi zusammen und drehte sich

um. Doch als ich in die Richtung schaute war dort nichts. Ein kleiner

Wald, freie Wiesen und weit hinten ein Feld. Dennoch winkte sie in die

Richtung. Wir schauten uns an, zuckten aber mit den Schultern und

schüttelten die Köpfe. Da ritt Josi in Richtung Wald. Wir ritten

langsam hinterher.

 

Ich zuckte zusammen. Deutlich hatte ich gesehen, wie Josi

zusammenzuckte, sich umdrehte und genau in meine Richtung sah und

winkte. Da kam sie auch schon zu mir geritten. "Du kannst ja auf Kyra

reiten." "Ja, ist das so erstaunlich?" "Ja. Außer mir kann das keiner."

Da kamen auch die anderen schon zu uns. "Igor!", sagte die Maharani,

"Du bist wirklich ein Engel. Egal was Manjula macht, du bist immer in

ihrer Nähe." "Danke Hoheit." "Thomas, er reitet auf Kyra!" "Ist das

sowas besonderes?", fragte Manjula die dies noch nicht wußte. Also

klärten wir sie auf. Dann machten wir uns auf den Heimweg. Erst im

Schritt, dann im Trab. Als Josi Gas gab, blieb Manjula an ihrer Seite.

Ich sofort hinterher. Dann der Rest. Und die Gewinner der Einlaufwette

waren: Josi, Manjula, Igor. Der Rest kam unter "ferner liefen" ans

Ziel. Ihr Vater grinste nur.

 

22 Abifete 209

 

Es war geschafft! Wir hatten es endlich hinter uns. Alle Prüfungen lagen

hinter uns, alle Ängste zu versagen. Obwohl Manjula und ich nicht zu

den schlechtesten gehörte, der schlechteste schloß mit 3,4 ab, hatten

wir dennoch so unsere Problemfächer. Bei Manjula war es Geschichte und

Deutsch. Bei mir waren es: Oh! Welch ein Zufall. Deutsch und

Geschichte. Obwohl wir uns gegenseitig geholfen hatten, schafften wir

nicht unsere Wunschnote. Manjula schloß mit 1,4 und ich mit 1,4 ab.

Lagen also voll im oberen Viertel des Klassenspiegels. Aber wir hatten

es geschafft. Unsere Fete sollte im vornehmsten Hotel der Stadt

stattfinden. Damals gab es ja noch keine Abiturreisen wie später bei

meinen Kindern. Wir feierten einfach. Und Alkohol war auch nur wenig

vertreten. Aber einen richtigen Ball würde es geben. Mit Galakleidung,

Tanz, Musik  und so. Ich brauche ja nicht zu betonen, das Manjula die

hübscheste war. Schließlich sah sie in allem hübsch aus. Und dies sage

ich nicht, weil ich mit ihr zusammen war. Nein. Manjula sah einfach

immer bezaubernd aus. Ich hatte sie darum gebeten, das goldene Kleid zu

tragen, in dem ich sie das erstemal im Fernsehen gesehen hatte. Und ich

mußte mich mal wieder belehren lassen, als sie lachend "Sari Schatz,

das ist ein Sari", sagte. Und sie tat es. Natürlich kamen alle anderen

Mädchen auch in schicker Garderobe. Aber in meinen Augen schlug Manjula

sie alle. Nachdem Manjula mich abgeholt hatte, Igor durfte natürlich

nicht fehlen, er lachte mich im Auto vom Beifahrersitz an, fuhren wir

zum Hotel. Der große Ballsaal war für uns reserviert. Als wir ankamen,

waren die meisten schon einige anwesend. Nachdem wir uns begrüßt

hatten, nahmen mir die Mädchen Manjula natürlich wieder ab. Aber das

kannte ich ja schon von ihnen. Sie standen in einer großen Gruppe

zusammen und bestaunten mal wieder ihren Sari.

 

Lange brauchte ich nicht zu Überlegen, was ich anziehen würde. Er hatte

mich gebeten, den goldenen Sari anzuziehen. Und seine Bitte war für

mich ein Befehl. Nur was ich drunter anhatte, das wußte er nicht. Ich

hatte jenes Höschen an, welches mir die Reporterin passend für meine

Korsage geschenkt hatte. Und als ich es an diesem Tag in Händen hielt

hatte ich einen Gedanken. Also hatte ich sie angerufen und sie zur

offiziellen Fotografin der Abiturfeier gemacht. Sie hat sich riesig

gefreut. Besonders, als ich ihr sagte, das ich ihr erlaube, die Fotos

in ihrer Zeitung zu veröffentlichen. Doch sie bestand darauf, daß sie

mir die Fotos erst vorlegen würde, bevor sie diese veröffentlichte. Als

wir im Ballsaal ankamen, umringten mich gleich wieder die Mädchen. Das

hat man davon, wenn man was Hübsches anzieht. Aber Thomas hatte es ja

so gewollt. Als wir vollständig waren, setzten wir uns an die Tische.

An jedem hatten vier Leute Platz. Rolf und Jutta saßen mit an unserem.

Im Lauf der Zeit waren die Beiden ebenfalls zusammengekommen. Und ich

fand, daß sie ein schönes Paar abgaben. Nur leider waren die beiden

schon weiter als Thomas und ich. Zunächst bekam jeder von uns ein Glas

Sekt vor sich hingestellt. Als erstes hielt dann der Direktor eine

Rede. Er sprach vom Leben, welches nun vor uns liegen würde. Das wir

zwar das Reifezeugnis hätten, aber dennoch noch nicht reif genug wären,

für das, was noch vor uns liegen würde. Das das Leben noch so manche

Überraschungen für uns bereithalten würde. Einige kicherten, da sie

dabei an meine Enttarnung dachten. Als nächstes kam unsere Lehrerin

nach vorne. Sie sagte knapp dasselbe wie der Direktor, dann aber sagte

sie, daß sie sich gefreut habe, einer echten Prinzessin die

"Flötentöne" beigebracht zu haben. Die Klasse lachte leise. Aber als

Thomas mir das Wort "Flötentöne" und was sie damit gemeint hatte

erklärte, brach der ganze Saal in helles Gelächter aus. Auch die

Lehrerin und der Direktor lachten mit. Als es wieder ruhig war lobte

sie die Klasse für ihren Zusammenhalt. Gerade auch der Presse

gegenüber, die ganze zwei Wochen vor der Schule herumgelungert hatten,

bis das sie es endlich aufgaben. Das sie alle mich auch nach meiner

"Entdeckung" genauso akzeptiert hatten, wie vorher. Schließlich kam sie

zum Ende und sie setzte sich an den Nachbartisch, an dem auch der

Direktor saß. Wir tranken zusammen das Glas Sekt, dann begann das

Essen. Als Suppe gab es eine Knoblauch-Sahne-Cremesuppe. Aber keiner

mokierte sich über den leichten Knoblauchgeschmack. Dazu gab es einen

Eiswein. Der Hauptgang war ein großes Rib-Eye-Steak  mit Kräuterbutter,

Folienkartoffeln mit Kräuterquark und Salat. Dazu einen Rotwein. Der

Nachtisch war Tiramisu. Etwas, was ich zu meinen Leibspeisen zählte.

Und als Thomas meine Augen sah, bekam ich auch seine Portion.

 

Die Mädchen hatten sich mit der Auswahl des Essens große Mühe gegeben.

Und als der Nachtisch kam, da war ich mir sicher, daß der Initiator des

Nachtisches mich gerade bittend ansah. Und als ich in ihre Augen sah,

konnte ich nicht anders. Ich gab ihr meinen Nachtisch. Daß sie sich

dafür noch bei mir bedanken würde, das war mir klar. Aber dafür hatte

ich es nicht gemacht. Wer einmal in ihre glücklichen Augen gesehen

hatte, der weiß wovon ich spreche. Nach dem Essen wurde getanzt. Wen

ich dazu aufforderte war ja wohl klar. Und sie sagte natürlich nicht

nein. Und sie schwebte wieder in meinen Armen über die Tanzfläche.

Daran hatte sich nichts geändert. Und in der Zukunft würde sich dies

auch nicht ändern. Zu gerne tanzte sie. Und sie brachte mir auch ihre

Tänze bei. Aber der Liebestanz war und ist mein liebster. Hin und

wieder blitze es. Nur war ich mir jetzt sicher, das Manjula nichts

dagegen hatte. Hatte sie die Reporterin doch selber eingeladen. Ich

fragte sie, ob es ihrer Mutter denn recht wäre, das eine Reporterin bei

uns wäre, denn Manjula hatte mir gesagt, das diese Frau keine

Fotografin, sondern eine Reporterin war. Aber sie schüttelte nur

lachend den Kopf. "Sie ist meine Pressestelle." Und sie blieb es bis zu

unserer "Pensionierung". Irgendwann, es war am Ende eines Klammerblues,

standen wir sehr eng umschlungen voreinander. Unsere Stirn und Nasen

berührten sich und wir sahen uns schweigend in die Augen. Ein Blitz,

und wir waren abgelichtet. Manjula lächelte, als es geblitzt hatte. Und

ich dachte nur, daß ich einen Abzug davon haben wollte. Gegen halb zwei

gingen wir hoch in unser Zimmer. Suite war da schon eher gesagt. Ich

stand einsam vor dem riesigen Bett und grübelte. "Was ist?", fragte sie

mich. "Das ist ja fast so groß wie deines zu Hause." "Ach ja?" Ihr "ach

ja" klang so eigenartig. Und als ich mich zu ihr herumdrehte, wußte ich

Bescheid. Auf dem Weg zum Bett hatte sich ihr Rock selbständig gemacht.

Er lag jedenfalls einige Meter hinter ihr im Raum. Und die Knöpfe ihres

Oberteils hatten sich auch schon geöffnet. Noch zwei Schritte, dann

stand sie vor mir, ihr Oberteil hinter ihr auf dem Boden liegend. Und

so stand sie mit blankem Busen, nur noch im Höschen und Strümpfen vor

mir. Doch ich hatte nur Augen für ihre Augen. Die oben! Eh ich

reagieren konnte hatte sie mir bereits das Jackett ausgezogen und es

fiel hinter mir zu Boden. Dann küßte sie mich sehr innig. So schnell

wie sie mir dabei die Knöpfe meines Hemdes geöffnet hatte, das grenzte

schon an Zauberei. Als sie es mir, den Kuß dabei nicht unterbrechend,

von den Schultern schob, hatte ich meine Mühe die Knöpfe an den Ärmeln

zu öffnen. Aber ich schaffte es gerade so. Und während sie in die Hocke

ging, rutschte es ebenfalls hinter mir zu Boden, da es in meiner

offenen Hose steckte. Offene Hose??? Wieso war die offen und wieso war

sie plötzlich samt Unterhose auf meine Schuhe gerutscht? Sie schubste

mich und ich fiel Rücklinks auf das Bett. Mit schnellen Handgriffen

hatte sie mir die Schuhe und die Hosen ausgezogen und ich lag nackt auf

dem Bett. Das erstemal völlig nackt. Und ihre Augen fixierten eine

gewisse Körperstelle an mir.

 

Das ich mehr wollte als nur das Petting, welches wir in der Scheune

tätigten, das war mir klar. Heute wollte ich "ihn" haben. Nicht in mir,

aber immerhin in meiner Hand, an meinem Körper. Zu oft hatte ich ihn an

mir gespürt. Also schubste ich ihn aufs Bett und zog ihn ganz aus. Hier

und heute sah ich ihn endlich völlig nackt. Ich konnte meine Augen

nicht von seinem Glied lassen, welches sich schon erhob. Und als er so

dalag, griff ich danach. In meiner Hand wuchs er sehr schnell und wurde

sehr hart. Und ich wußte, daß ich mit dem Teil das große Los gezogen

hatte. Langsam wichste ich ihn, dann legte ich mich auf ihn, sodaß ich

"ihn" zwischen uns einklemmte. Nur gut daß ich mein Höschen angelassen

hatte. Sonst wäre er von alleine in meine nasse Scheide gerutscht. So

konnte ich aber auf "ihn" langsam hin und her rutschen. Und es ging

sehr gut. Zumal mein Höschen schon total naß war. Ich kam auch sehr

schnell. Leider aber auch nicht leise. Und so sah mich Jutta morgens

grinsend an. Sie und Rolf waren ja mittlerweile ebenfalls ein Paar

geworden. Und dank meiner Möglichkeiten hatten sie die Suite neben uns

bekommen. Und während Rolf Thomas wissend anstieß, obwohl nicht das

passiert war, was er sich vorstellte, nahm mich Jutta beiseite und

wollte alles genau wissen. Sie waren schon vor uns hoch gegangen und

hatten miteinander geschlafen. Sie wollten gerade schlafen, da hörten

sie mich und dachten sich ihr Teil. Jutta war mir nicht böse, im

Gegenteil. Mein Stöhnen hatte die Beiden so angemacht, das sie erneut

miteinander geschlafen hatten. Allerdings leise. Sie sah mich erstaunt

an, als ich ihr gestand, daß ich noch immer Jungfrau war. Das er mir

meine Erlösung gegeben hatte, ohne das letzte zu wollen. Jutta

bewunderte seine Zurückhaltung. Erst in diesem Moment plagte mich das

schlechte Gewissen. Ich war gekommen, aber er nicht. Als ich meine

Erlösung bekommen hatte, sie war gewaltiger als sonnst. Viel

gewaltiger. Denn ich hatte sie erstmals nicht an meinen Brüsten

bekommen. Und als ich meine Erlösung bekommen hatte, war ich so

erschöpft, das wir sonst nichtmehr taten außer schmusen und schlafen.

Aber er hatte mir vor einigen Monaten gesagt, daß er nicht kommen

müsse. Wenn ich komme, das würde ihn schon zufriedenstellen. Aber wenn

wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, dann würde sich seine

Meinung bestimmt ändern. Das hoffe ich doch.

 

Rolf wußte natürlich was wir gemacht hatten. Da halfen auch alle

Beteuerungen nicht. Er war überzeugt, daß wir es gemacht hatten. Nur

Jutta sah mich so eigenartig an. Scheinbar war sie irgendwie "stolz?"

oder so, auf mich. Nach dem Frühstück brachten wir sie dann nach Hause

und dann brachte Manjula mich nach Hause. Josi stand an der Türe als

wir ankamen. "Noch nicht?", fragte sie uns erstaunt, "Wieso nicht?"

Dieses kleine Hexlein wußte mal wieder alles. Manjula nahm sie beiseite

und redete mit ihr. Ein "Aha" von Josi hörte ich, sonst aber nichts.

Zwar fragte ich sie, was sie mit ihr geredet hatte, doch sie schwieg.

 

23 Geheimnisse 216

 

Drei Wochen später war Thomas mit seinen Eltern am Wochenende bei uns.

Bisher waren meine Eltern nur bei ihnen gewesen. Dieses Wochenende

sollten sie bei uns sein. Wir hatten sie übers Wochenende eingeladen

und sie waren gekommen. Am Freitag gegen zwei kamen sie. Und als sich

die Männer nachmittags in die Bibliothek verzogen, verschwanden wir

Mädchen in die Küche. Seine Mutter wollte unbedingt die indische Küche

kennenlernen. Und damit meinte sie nicht die Einrichtung. Und Josi

wollte natürlich naschen. Mit unserer Köchin zusammen zauberten wir ein

fürstliches Abendessen. Natürlich indisch. Als zu Tisch gerufen wurde,

grinsten die Männer. Scheinbar amüsierten sie sich über unsere

Kochkünste. Allerdings grinste Josi auch. Zwar war sie die ganze Zeit

über bei uns in der Küche gewesen, hatte aber hin und wieder ihren Kopf

zur Seite geneigt und schien auf etwas zu lauschen. Aber so sehr ich

sie auch bedrängte, ihr sogar meinen Schmuck versprach, der nicht

gerade preiswert war, sie verriet mir nichts. Also aßen wir. Und es war

sehr lecker. Erst als wir geendet hatten lehnte sich mein Vater zurück.

Aha, dachte ich mir. Die haben was ausgeheckt. Und so war es auch. Das

ich deswegen aber heulen würde, wie ein "Schloßhund???", das wußte ich

zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dabei fing alles so harmlos an. "Na

jetzt habt ihr es ja geschafft. Nochmals herzlichen Glückwunsch zu

euren Abituren. Manjula, weißt du schon, wie es weitergehen wird?"

"Studieren." "Das meine ich nicht. Was wird aus dir?" Betretenes

Schweigen breitete sich aus. Erst jetzt dachte ich an die Zukunft. Ich

ergriff unter dem Tisch Thomas Hand. "Nun, zum Glück gibt es gute

Neuigkeiten." "Ja?", fragte ich erfreut. "Ja." "Was denn?" "Vor nicht

allzulanger Zeit ist ein Mann an mich herangetreten und hat mich für

dich gefragt." "Was?" "Ja." "Aber." "Kurz gesagt, ich hab dich ihm

versprochen." Die Stille, die sich nun ausbreitete, war erdrückend. All

meine Träume mir Thomas an meiner Seite waren binnen eines Augenblicks

geplatzt wie eine Seifenblase. Mir liefen die Tränen im Gesicht

herunter. Wie konnte Papa mich nur einem Fremden versprechen. "Ich, ich

bin, bin ich jetzt verlobt?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Ja,

seit heute." "Was!?!" "Schatz!", sagte Mama entsetzt. "Er hat mich

gefragt, ob er dich zur Frau haben könne. Und ich hab ihm meine

Zustimmung gegeben." "Papa!" Ich heulte wie ein kleines Kind. Ich

wollte keinen Mann heiraten, den ich noch nie gesehen hatte. Ich wollte

keinen fremden Mann heiraten. Ich hatte mich doch schon längst für

Thomas entschieden. Nur, hätte ich in diesem Moment auf Josi gesehen,

dann hätte ich bestimmt nicht geheult. Höchstens vor Glück. Doch

stattdessen starrte ich nur meinen Vater an. Wieso hatte er mir mit

Thomas geholfen, um mir nun dies anzutun? "Er hat schon wundervolle

Ringe für euch gekauft." In dem Moment hielt Thomas mir Ringe hin.

 

"Wann heiratest du Manjula?", fragte mich Josi. "Weiß ich noch nicht

Schatz." "Aber ich. Und ich zeig dir auch den Ring den sie haben

möchte." Josi wußte wieder mehr als ich. Aber heute war ich ihr

dankbar. So konnte ich Manjula schon von Anfang an eine Freude machen.

Josi wußte sogar schon das Datum, was in den Ring hineingeschrieben

werden mußte. Doch das sagte sie mir nicht. Nur, daß es im Oktober

wäre. Wir sind dann in die Stadt gefahren und zielstrebig ging sie mit

mir zu einem Juwelier. "Der da!", sagte sie mit Bestimmtheit. Und mich

auf ihr Wort verlassend mußte ich mit Papa reden. Denn die Ringe waren

jenseits aller Taschengeld- und Sparbuchvorstellungen. Doch er gab mir

Vorschuß. Auf die nächsten vier Jahren. Doch als er sie sah war er mehr

als begeistert.

 

Daß Thomas etwas von mir wollte, das gab er mir schon beim Eintreffen

mit seinen Eltern zu verstehen. Und in einem Unbeobachteten Augenblick

nahm ich ihn beiseite. "Was möchtest du?", fragte ich, völlig

ahnungslos. Doch dann brachte er mich aus der Fassung. Mit: "Hoheit.

Ich bitte sie um die Hand ihrer Tochter, der Prinzessin Putri-Raja

Akuti Charulekha Hemangini Manjula.", kam er gleich zur Sache.

Eigentlich hatte ich schon damit gerechnet. Nur nicht heute schon.

Lange waren sie schon zusammen, zu sehr liebten sie sich. Das konnte

ich jeden Augenblick in ihren Augen sehen. Doch nicht was er sagte, war

so erstaunlich, sondern wie er es gesagt hatte. Er hatte es in meiner

Muttersprache gesagt. Indisch. In perfektem Hindi! "Ich weiß.", sagte

ich ziemlich verwirrt. Erstaunt sah er mich an. Doch dann fing ich mich

schnell und flüsterte: "Das konnte ich mir schon seit eurem Tanz auf

der Gala denken. Und wenn du meine Antwort hören willst," "Ja.", fiel

er mir ins Wort. "Ich habe nichts dagegen. Ich sehe doch wie glücklich

sie mit dir ist. Aber darüber unterhalten wir uns später, zusammen mit

deinem Vater." Und diese Unterredung fand am Nachmittag in der

Bibliothek statt, während die Frauen in der Küche für ein indisches

Abendessen werkelten. Hier wiederholte er seine Bitte erneut. Und

erneut in perfektem Hindi. Sein Vater war nicht erstaunt über seine

Bitte, er hatte sich schon mit ihm unterhalten und er war nicht

abgeneigt. Ihm hatte er auch schon die Ringe gezeigt, welche er nun

auch mir zeigte. Ich muß sagen, daß sie ein wahres Meisterwerk der

Goldschmiedekunst waren. Manjula würde mit Sicherheit begeistert sein.

Ich war es schon. Und meine Frau bestimmt auch. Darauf verwettete ich

blind meinen Thron. Selbst das Datum überraschte mich. Obwohl er es

nicht genau wußte. Es war, wie ihr hier in Deutschland sagt, ein

"beweglicher Feiertag".

 

Als er mir den Ring quasi unter meine verweinten Augen hielt, war die

Flut meiner Tränen nichtmehr zu bremsen. "Willst du willst mich

heiraten.", flüsterte er mir zu. Ich nickte nur, dann fiel ich ihm um

den Hals. "Miststück.", hörte ich Mama zu Papa sagen. Doch er lachte

nur. "Und wann?", fragte meine Mutter "Dussehra.", antwortete er und

ich sah ihn fassungslos an. Daß er diesen Feiertag kannte, das hätte

ich nicht gedacht. Dussehra ist eines der größten Feste Indiens, mit

dem symbolisch der Triumph des Guten über das Böse zelebriert wird. Wir

in Nordindien feiern dabei den Sieg des Gottes Rama über den

zehnköpfigen Dämonenkönig Ravana, der seine Gemahlin Sita nach Sri

Lanka entführt hatte. Ein überwältigendes Schauspiel spielt sich dann

in unserer Stadt ab, wo der Palast von unzähligen Lichtern erstrahlt.

Hier startet eine prunkvolle Prozession mit festlich geschmückten

Elefanten, Tänzern und Musikanten, die die ganze exotische Pracht

Indiens entfaltet. Aber daß er das kannte, das überraschte mich nun

sehr. "Am 8.Oktober.", sagte daraufhin Papa, "Dieses Jahr ist er am

achten." "Ich liebe dich.", flüsterte er erneut in mein Ohr, "Bis an

mein Lebensende." Ganz in Gedanken antwortete ich ihm in der Sprache,

in der er mir dies gerade gesagt hatte. Erst Sekunden später erst

begriff ich, daß er es mir in Hindi gesagt hatte. "Du, du kannst

Hindi?!?" "Nur für dich." Jetzt konnte ich mir auch denken, wieso er in

den letzten Monaten, unter der Woche, am Telefon sehr oft so kurz

angebunden war. Er hatte heimlich gelernt. Wußte ich doch, wie schnell

er englisch und französisch begriff. Also hatte er heimlich Unterricht

genommen, um mir eine Freude zu machen. Und das hatte er geschafft.

Vieles konnte er noch nicht. Aber es hatte den Anschein, daß er sich

hauptsächlich auf das wesentliche Beschränkt hatte. Auf: "Ich liebe

dich". Mama war auch erstaunt, als er mir dies in unserer Muttersprache

sagte. Allerdings waren wir alle erstaunt, als Josi mich fragte, ob ich

glücklich wäre. Und sie mich dies nicht in Deutsch fragte. Aber das war

auch der einzige Satz, den sie konnte, außer: "Ich hab dich lieb". Und

dies sagte sie mir an diesem Abend noch sehr oft. In dieser Nacht

schliefen wir wieder in meinem Bett. Aber kein Petting, kein streicheln

an meinen Brüsten. Er tröstete mich und küßte mir die Freudentränen

fort, bis das ich einschlief.

 

24 Hochzeit 222

 

Im September flog ich mit ihr, Josi und meinen Eltern nach Indien. Ihre

Eltern waren schon zwei Wochen vorher geflogen und Manjula hatte in der

Zeit bei uns gewohnt. Sehr zur Freude von Josi. Mit ihr spielte Manjula

sehr viel, während ich weiterhin mit meinem Lehrer Hindi lernte. Und

immer wenn ich mit Manjula alleine war, verlegte sie sich auf Hindi.

Und so bekam ich täglich noch privaten Unterricht von ihr. Hin und

wieder gingen wir auch auswärts essen. Meist in indischen Lokalen. Sie

sagte mir was sie wollte und ich mußte bestellen. Aber nicht in

Deutsch. Anfänglich gab es lustige Bestellungen. Einen gekochten Schuh,

oder eine gesottene Autohupe wäre uns bestimmt nicht gut bekommen. Es

gab anfänglich viel zu lachen. Aber mehr und mehr tauchte ich in diese

Sprache ein. Sie schien so zu sein wie das Land. Geheimnisvoll und

schön. Und ich lernte viel und schnell.

 

Als meine Eltern nach Indien flogen um alles vorzubereiten, wohnte ich

bei seinen Eltern. Anfängliche Sprachschwierigkeiten hatte er sehr

schnell überwunden. Er gab sich mehr Mühe als früher in der Schule. Ich

wußte nur zu gut, daß er mir damit eine große Freude machen wollte. Und

ich gab ihm jeden Tag zu verstehen, wie sehr ich ihn liebe. Auf deutsch

und auch auf Hindi. Und er verstand es immer. Unsere Nächte, wir

schliefen in seinem Bett, wurden immer zärtlicher. Obwohl er seltener

mit meinen Brüsten in Berührung kam, so genügte schon ein Kuß in meinen

Nacken, ein leichtes Blasen gegen eines meiner Ohren, um mir eine

Gänsehaut zu bereiten und mich zum Schmelzen zu bringen. In der Zeit

war ich wie im Nirwana. Und ständig machte er mir eine Freude. Eine

Blume hier, ein Kompliment da, einen Blick dort. Ich hatte ihm das

Kamasutra geschenkt. Damit er lernte, wie er mit einem indischen

Mädchen zum Höhepunkt gelangen konnte. Einige Stellungen probierten wir

auch aus. Aber angezogen. So wußte ich schon jetzt, daß ich in den

Nächten mehr als nur befriedigt werden würde. Wir waren beide gelenkig

genug um selbst die schwierigsten Stellungen nachmachen zu können. Ende

September flogen wir dann mit seinen Eltern und Josi nach New Delhi.

Josi war ganz aufgeregt. Ständig fragte sie, ob sie auch auf einen

Elefanten reiten dürfe. In Delhi stiegen wir in ein kleineres Flugzeug

um und flogen nach Patna. Von dort aus nahmen wir die Bahn. Ein

separater Waggon war angehängt worden. Schließlich fuhr ja die

Prinzessin mit. Manchmal ist es schön eine VIP zu sein. Hier

überraschte ich die kleine Josi. Sie bekam von mir einen Sari. Einen

wunderschönen Sari. Und den trug sie mit sichtlichem Stolz. Am Bahnhof

von Jaynagar wartete man schon auf uns. Viele Menschen hatten sich

schon eingefunden und begrüßten mich. Und da ich es mir nicht hatte

nehmen lassen, Josi auf den Arm zu haben, wurde sie mit einbezogen. Da

Thomas an meiner Seite war und ich seine Hand hielt, so wußten die

Menschen wer er war. Und daß die Beiden Erwachsenen, welche hinter uns

standen, seine Eltern waren, konnte man sich schon denken. Also wurden

sie ebenfalls sehr herzlich begrüßt. Was nicht heißen soll, das man sie

nicht herzlich begrüßt hätte, wenn ich nicht dabeigewesen wäre. Wie

wurden zu zwei Kutschen geleitet. Josi blieb bei mir. Und so wurde es

etwas eng. Igor war ebenfalls mit eingestiegen. Er zuckte nur mit den

Schultern und gab mir damit zu verstehen, daß er es nicht ändern

konnte. Aber er gehörte ja so gut wie zur Familie. Während ich bei

Thomas wohnte, war er in einem Zimmer auf demselben Flur wie unseres

einquartiert. Und beim Essen saß er mit uns am Tisch. Dreimal hatte er

uns ein russisches Gericht zubereitet, und ich fragte mich, ob es was

gab, was er nicht konnte. Denn es schmeckte wunderbar. Wir fuhren zum

Palast. Doch unterwegs sah Josi geschmückte Elefanten und war kaum mehr

zu halten. Schließlich ließ ich anhalten und wir stiegen aus. 2 Minuten

später saß das kleine Mädchen auf einem Reittier, gegen den ihre Pferde

daheim, winzig kleine Tiere waren.

 

Natürlich hatte ich Angst, Josi auf den Elefanten zu lassen. Doch

Manjula ließ sich nicht beirren. Sie bestand drauf. Und man sollte

einer Prinzessin im eigenen Land besser nicht wiedersprechen. Also sah

ich zu, wie Josi auf dem Koloß saß und dieser sich in Bewegung setzte.

Manjula ging neben ihr her. Also lief ich auch und Igor ebenfalls. Nur

meine Eltern blieben in ihrer Kutsche, und kamen so vor uns am Palast

an. Schon von weitem konnte man die Silhouette des Palastes erkennen.

Er war imposant. Und als wir näher kamen, wurde er nur noch imposanter.

Am Tor ließen sie Josi absteigen. Sie umschlang noch den Rüssel und gab

ihm einen Kuß, dann gingen wir in den Vorhof. Von da aus ins Innere.

Den Palast zu beschreiben würde ein schier unmögliches Unterfangen

werden. Dazu war er zu weitläufig, zu pompös, zu schön. Auch nach einem

Monat verlief ich mich noch immer.

 

Am meisten hatte ich mich über meine Geschwister gefreut. Alle drei

hatten sich von ihren Verpflichtungen losgelöst und waren zu meiner

Hochzeit gekommen. Sogar der Mann meiner jüngeren Schwester war diesmal

auch mitgekommen. Und diesmal würde sie auch die königlichen Gewänder

anziehen, obwohl sie sich ja eigentlich nichts daraus machte. Aber mir

zuliebe tat sie es. Und sie sah ebenfalls hinreißend aus. Doch dann

fingen die Vorbereitungen an.

 

EINE WOCHE! Eine Woche lang sah ich Manjula nicht mehr. Josi hatte es da

besser. Mama auch. Aber mein Vater und ich bekamen sie nicht zu

Gesicht. Auch nicht bei den Mahlzeiten. Und nachts? Da schlief ich

alleine. Denn Josi schlief nicht in meinem, sondern im Zimmer von

Manjula, in ihrem Arm.

 

In Indien wird die Hochzeit traditionell von den Eltern der Braut

ausgerichtet. Also von uns. Eigentlich sollte sie im großen Innenhof

des Palastes stattfinden. Aber viele meine Untertanen waren in der Zeit

zu mir gekommen und baten, an diesem Fest teilnehmen zu dürfen. Und ich

hatte einer Bitte meiner Untertanen noch nie widersprochen. Sie nahem

einen so großen Anteil an dieser Hochzeit, zumal ja auch zeitgleich

Dussehra begann, da beschlossen meine Frau und ich, die Zeremonie auf

dem großen Platz vor dem Palast abzuhalten, unter einem mehr als

riesigen Baldachin. In den Tagen vor der Zeremonie gab es viele

Vorbereitungen, wie auch Reinigungsrieten. Diese Vorbereitungen

dauerten 5 Tage, die von den Brautleuten peinlichst genau einzuhalten

sind. Dann aber begann die Zeremonie. Selbst meine Frau sah bei unserer

Hochzeit nicht so wunderbar aus, wie meine Tochter es nun war. Die

Hochzeitszeremonie selbst ist sehr schwer zu beschreiben. Dafür sind zu

viele Handlungen miteinander verwoben. Der Mittelpunkt der Geschehnisse

ist das heilige Feueropfer Yajna. Wir saßen im Schneidersitz um diese

Feuerstelle herum, den Himmelsrichtungen entsprechend. Die Zeremonie

selbst beinhaltete die Kanyadan-Zeremonie. Ein Priester leitete das

Ritual und rezitierte Satz für Satz Sanskrit-Mantras, welche die Beiden

nachsprechen mußten. Und ich mußte gestehen, daß Thomas schon sehr gut

Hindi konnte. Er machte keinen Fehler. Dann übergab ich Manjula an

ihren zukünftigen Mann Thomas. Ich lege die Hände der beiden über einem

Krug zusammen, umwickele sie mit einer Blütengirlande und einem roten

Tuch, segne sie mit Wasser des Ganges und bete um den Beistand der

Götter. Für einen guten Beginn rief ich Ganesha an, dann Kamas, dem

Gott der Liebe. Danach knoten Frauen den Sari von Manjula mit einem

Ende des Schultertuchs von Thomas zusammen, als Zeichen der ehelichen

Verbindung. Dieser Knoten ist ein wichtiges Merkmal. Im weiteren

Verlauf hingen sie sich gegenseitig große Blütenketten um den Hals.

Erst jetzt entzündete der Priester unter Gebeten das Feuer, das nun die

Gegenwart des Göttlichen in der Form von Agni repräsentierte. Nach

einigen anderen Zeremonien, kommt schließlich der wichtigste Teil der

Eheschließung: Saptapadi, die sieben Schritte. Dies ist auch das

wichtigste Ritual. Dieser Höhepunkt verbindet das Paar für immer.

Siebenmal müssen die Beiden um das heilige Feuer herumgehen, noch immer

durch die Tücher miteinander verknüpft. In der Tradition geht der Mann

voran. Doch Thomas ließ Manjula vorgehen. So, wie es in den alten

Schriften stand. Die sieben Kreise stehen symbolisch für die sieben

Eheversprechen, die sich das Brautpaar gibt: sich zu ehren und

respektieren, gute und schlechte Zeiten miteinander zu teilen, einander

zu vertrauen und die Werte des anderen anzuerkennen. Mit dem fünften

Umschreiten des Feuers bestätigt das Brautpaar das Versprechen der

Reinheit und der Einhaltung von Familienpflichten. Die beiden letzten

Kreise stehen für das Gelöbnis der Brautleute, rechtschaffen zu sein

und auf ewig ihre Liebe zu pflegen. Schließlich tupfte er ihr geweihte

rote Farbe, Sindur, auf den Scheitel und auf die Stirn einen Punkt, den

sie von nun an immer als wichtiges Segenszeichen der verheirateten Frau

tragen würde. Sie drückt mit Mantren ihre Einwilligung aus und sagt:

"Du bist mir willkommen!" Dann folgt die Handnehmen-Zeremonie. Thomas

mußte dazu die rechte Hand Manjulas in seine Hände nehmen und sagen:

"Ich nehme deine Hand, mögen wir glücklich sein. Mögest du mit mir,

deinem Mann, lange leben. Die Götter haben dich mir gegeben, damit du

mein Haus regierst. Du bist die Königin meines Hauses. Ich bin

Samaveda, du bist Rigveda. Ich bin Himmel, du die Erde. Komm laß uns

heiraten!" Und dann: "Ich nehme dein Herz in meines. Mögen unsere

Gedanken eins sein! Möge Gott uns vereinen!" Es war schön zu hören, wie

er es sagte. Nicht nur das er es auf Hindi sagte, nein, er sagte es mit

solcher Hingabe, das jeder Anwesende wußte, wie ernst er dies alles

nahm. Obwohl er aus Deutschland andere Zeremonien gewohnt wäre. Es gibt

noch viele Rituale die dazu gehörten. 16, wenn ich mich recht entsinne.

Aber dies waren die wichtigsten. Jeder der Anwesenden auf dem großen

Platz konnte sehen, wie ernst sie dies alles meinten. Obwohl hier unser

Glaube mit ihrem kollidierte, unsere Tradition mit der Ihrigen. Es

waren zwei Welten, die sich in diesem Paar vereinigten. Die Zeremonien

und Gratulationen dauerten bis in den frühen Abend. Zumal jeder der

Anwesenden, auch meine Untertanen sie mit Blumenkränzen

beglückwünschten. Erst dann wurde gefeiert. Zumal auch das Fest

Dussehra begann. In dieser, vom Palast, und somit von der Hochzeit aus

gehenden Prozession, nahmen Tanzgruppen, Yogagruppen und Musikgruppen

teil. Bemalte Elefanten zogen Kutschen hinter sich her und einer trug

auch meinen goldenen Stuhl auf seinem Rücken. Dieses Jahr nahmen auch

die Brautleute daran teil. Dennoch beeinträchtigte das eine Fest nicht

das andere. Im Gegenteil. Jedes Fest gab dem anderen einen zusätzlichen

Höhepunkt.

 

Jetzt war ich eine Braut. Ich war verheiratet! Das hatte ich mir nicht

träumen lassen, als ich an jenem kalten Morgen zum ersten Mal in die

Klasse gekommen war. Und nun war es geschehen. Ich war so glücklich.

Wie glücklich, das kann ich nicht beschreiben. Die Ehe ist für uns in

Indien etwas ganz besonderes. Das höchste Glück auf Erden. Und ich

spürte es nun am eigenen Leib. Thomas brauchte ich nicht anzusehen. Er

hielt meine Hand und ich spürte wie es ihn durchfloß. Unsere Mütter

hatten bei der Zeremonie geweint. Und das, obwohl meine Schwiegermutter

mit den Zeremonien nichts anfangen konnte. Zwar wußte sie, was sie

bedeuteten, aber sie war ein Standesamt oder eine Kirche gewöhnt.

Dennoch wußte sie, daß ihr Sohn ihr nun nichtmehr gehörte. Er gehörte

mir! Darum hatte ich gekämpft wie eine Tigerin um ihr Junges. Und ich

hatte gewonnen. Er gehörte mir! Mir ganz allein. Und ich ihm. Und ihm

zu gehören, das hatte ich ja gewollt. Nur dafür hatte ich gekämpft. Und

ich würde es jederzeit noch einmal tun. Alles!

 

Ihr Vater hatte mir lang und breit erklärt, was es mit den Zeremonien

auf sich hatte. Ich hatte es schnell kapiert. Und - sie gefielen mir.

Es war wie in eintauchen in eine andere Welt. Geheimnisvoll. Aber als

es losging war ich mehr als aufgeregt. Nur Manjula nicht. Es schien,

als ob sie dies jeden Tag durchmachte. So ruhig war sie. Aber nur nach

außen hin. Denn als uns die Hände zusammengebunden wurden, spürte ich

ihre Aufregung sehr deutlich. Sie zitterte. Ich weiß zwar nicht wieso,

aber irgendwie wurde sie, seitdem unsere Hände aneinandergebunden

waren, ruhiger. Ich hoffte, daß ich in Zukunft immer so eine beruhigend

Wirkung auf sie haben würde. Aber dies würde die Zukunft zeigen. Am

späten Mittag war alles vorbei. Jedenfalls die Zeremonien. Dachte ich,

daß ich nun etwas für meinen Körper tun könnte, denn mein Magen meldete

sich, so wurde ich enttäuscht. Denn nun kamen die Glückwünsche. Und

damit meine ich nicht die von unseren Familien. Denn das wäre ja

schnell gegangen. Alle anwesenden kamen zu uns und wir bekamen

Blütenkränze umgelegt. Und mit Anwesenden meine ich nicht unsere

Familie. Es waren die Einwohner die auf dem großen Platz dabeigewesen

waren, die uns nun mit Kränzen überhäuften. Schon nach 3 Minuten mußten

wir sie ablegen, weil wir schon bis über die Ohren darunter

verschwunden waren. Ich weiß nicht wie oft wir dies machen mußten. Aber

es war sehr oft. Schließlich war die ganze Stadt hier versammelt

gewesen. Am späten Nachmittag war es dann vorbei. Der Berg Kränze

hinter uns hatte so manchen zum Lachen gebracht. Und um ehrlich zu

sein, ich war froh. Nicht daß ich diese Zuneigung der Bevölkerung nicht

wollte, aber ich hatte schlichtweg seit Stunden Hunger. Und so war ich

froh, daß wir endlich essen konnten. Schön war es, als wir uns

anfänglich gegenseitig fütterten. Die Berührung ihrer Lippen an meinen

Fingern oder ihren Fingern an meinen Lippen ließ mich erschauern. Und

das hatte nichts mit Sex oder Erregung zu tun. Es war einfach nur -

schön.

 

Ob die Beiden wußten was noch auf sie zukam? Ich wußte es. Schließlich

bin ich eine Inderin. Bei meiner Hochzeit wurde mein Bett auch mit

Blumen geschmückt. Doch als ich in ihrem Schlafzimmer auch Blumen

ausschütten wollte, mußte ich schlucken. Die Frauen der Stadt hatten

dem jungen Paar einen mehr als romantischen Ehebeginn bereitet, indem

sie das Brautbett über und über mit Blumen schmücken. Das

obligatorische Blumenbett. Aber als ich meinen Beitrag dazu leisten

wollte, fand ich das Bett nicht. Die Blumen türmten sich im Zimmer

schon einen Meter über den Boden auf. Und ich wußte nur zu gut, daß ihr

Bett höchstens 60 cm hoch war. Irgendwie beneidete ich die Beiden.

Allein der Geruch war sinnesbetörend. Und es ist herrlich in einem

Blütenmeer geliebt zu werden. Denn mein Mann hatte mich in unserer

Nacht sehr oft geliebt.

 

25 Der See 231

 

Der Morgen war himmlisch. Ich lag in seinem Arm und die ganze Welt

schien aus Blüten zu bestehen. Als er mich am gestrigen Abend in unser

Zimmer trug, er hat mich wirklich getragen, war ich sprachlos. Die

Tradition des Blumenbetts kannte ich natürlich. Nur, hier war kein

Bett. Natürlich war hier ein Bett, aber es war nicht auszumachen. Schon

an der Türe mußte er über ein Netz steigen, was gut einen Meter hoch

war. Es hielt die Blüten im Zimmer. Ab da watete er durch ein

Blütenmeer. Und nur weil ich wußte wo das Bett stand, konnten wir es

finden. Was danach geschah, geht nur mich und meinen Mann etwas an.

Aber das wir am Morgen einen eigenartigen Gang hatten, das rührte von

der Nacht her und den Stellungen aus dem Kamasutra. Und das ich müde

Augen hatte auch. Aber die hatte er ebenfalls. Wir waren nach dem Essen

zum Umzug gegangen und hatten fast drei Stunden daran teilgenommen.

Josi war in ihrem Element. Denn sie saß auf einem Elefanten. Als wir

uns zurückzogen lachte man uns aus. Alle, vom Kaufmann bis hin zu

unseren Eltern wußten nur zu genau, wohin wir wollten und was wir dort

tun würden. Gegen elf, halb zwölf sind wir dann nach oben gegangen und

hatten seitdem kein Auge zugetan. Es sei denn vor Wonne. Gegen morgen

dösten wir etwas, da hörte ich den Brunnen im Park plätschern. Ich

stand auf und zog ihn mit. Ohne darauf zu achten, daß wir beide nackt

waren, zog ich ihn aus meinem, ach nein, das ist ja jetzt unser

Schlafzimmer, und ging mit ihm hinunter in den Park. Im Park lag der

große See. 1,50m tief, 40m lang und 25 breit. Am Anfang war er aus

reinstem weißen Marmor. Nach hinten wurde er zu rotem, weiter hinten zu

blauen und noch weiter hinten zu schwarzen Marmor. Am Ende bestand er

aus pechschwarzem Granit. Er war meiner Phantasie entsprungen und Papa

hatte ihn bauen lassen. Im Halbdunkel des erwachenden morgen standen

wir Hand in Hand auf den weißen Stufen zum Wasser. Ich schaute ihn an

und wir nickten nur. Dann machten wir die ersten Schritte. Das Wasser

war noch kühl. Aber nicht so kalt, das man fror. Wir gingen bis zur

Mitte des Sees, dann standen wir zueinander gewandt im Wasser. Wir

hatten noch kein Wort gewechselt, trotzdem verstanden wir uns. Und so

auch jetzt. Er fing an mich zu streicheln und zu küssen. Und ich spürte

unterhalb der Wasserlinie, daß wir gleich etwas Unschickliches machen

würden. Aber das war mir egal. Auch eine Prinzessin hat Bedürfnisse.

Und wieso sollte ich darauf verzichten? Das wollte ich nicht verstehen

und dachte erst gar nicht darüber nach.

 

Unser Palast war schon sehr alt. Die Grundmauern wurden um 500 n. Chr.

errichtet. Von da an wurde er immer größer, prächtiger und schöner. Vor

etwa 10 Jahren war mein kleines Mädchen zu ihrem Papa gelaufen und

zeigte ihm ein Bild von einem Pool. Sie hatten sich sehr lange

unterhalten und schließlich wurde inmitten des Parks ein See nach ihren

Vorstellungen angelegt. Und ich muß gestehen, daß er zu einem Juwel des

Parks wurde. Jeden Morgen saßen mein Mann und ich im Dunkel der Nacht

auf unserem Balkon und sahen zu, wie der Park vom Morgen erleuchtet

wurde. Hier nahmen wir auch oft eine Kleinigkeit zu uns. Aber nicht

viel, damit wir später am Frühstückstisch nicht schon satt waren. Das

war im Laufe der Zeit zu einem festen Ritual geworden. So auch am

Morgen nach der Hochzeit unserer Tochter. Wir hatten noch nicht

geschlafen, da wir die ganze Nacht mit unseren Untertanen zusammen

gefeiert hatten. Aber der kühle Morgen verscheuchte unsere Müdigkeit.

Und so saßen wir auf dem Balkon und ich drückte mich fest an meinen

Mann. So konnte er die Kälte der Nacht von mir fernhalten. Doch an

diesem Morgen verschlug es mir den Atem. Denn plötzlich tauchten die

Frischvermählten im Park auf. Dies war an sich nichts besonderes, wenn

man von ihrer Kleidung absah. Sie trugen nämlich keine. Beide waren

völlig nackt und gingen nun auf den See zu. Im Dämmerlicht konnte ich

sehr genau sehen, das ihre Körper arg verschmutzt waren. Und ich konnte

auch sehen, welche Körperflüssigkeit dies verursacht hatte. Es war

schön zu wissen, daß sie damit bis zur Hochzeit gewartet hatten. Ich

war so stolz auf mein Mädchen. Sogar meinem Mann schien dies

aufgefallen zu sein. Denn er sagte: "Schön zu wissen, daß sie noch

Jungfrau war." "Sie war wenigstens braver als wir.", kicherte ich.

"Bereust du es?" "Hm. Manchmal bedaure ich es. Manchmal wünsche ich

mir, daß wir damit bis zur Hochzeitsnacht gewartet hätten. Aber

Bereuen? Nein. Bereut habe ich es niemals." Wir sahen den beiden zu,

wie sie langsam ins Wasser stiegen. Aber noch etwas sah ich. Einen

rötlichen Schleier breitete sich von ihren Körpern aus. Blut! Na ja, so

würden sie wenigstens sauber. Doch als sie mitten im See standen wurde

es doch peinlich. Anfänglich küßten sie sich nur. Doch dann schlang sie

ihre Arme um seinen Hals und ihre Beine um seine Hüfte. Was er unter

Wasser mit ihr machte, konnte ich mir nur zu gut vorstellen.

Schließlich kannte ich das Kamasutra auch. Als er in ihr war, begannen

die beiden miteinander zu schlafen. Und das schlimmste war, ich konnte

meinen Blick nicht von den Beiden nehmen. Ich sah ihnen zu wie sie sich

liebten und freute mich für sie.

 

Unsere Vereinigung dauerte sehr lange. Wir bewegten uns kaum. Ich hing

an ihm und er ging langsam durch das Wasser. Seine Bewegungen und die

Strömung des Wassers taten ihr übriges. Er mußte das Kamasutra sehr

gründlich gelesen haben. Nur diesem Umstand verdankte ich es, daß wir

nicht nur in der Nacht, sondern auch hier im See fast gleichzeitig zur

Erlösung kamen.

 

Der Schatten hinter einer der großen Palmen fiel mir erst auf, als die

Beiden anscheinend fertig waren. Ich mußte sehr genau hinsehen, um ihn

zu erkennen. Igor! Im Schlafanzug, mit einer Waffe in der Hand. Ich

bewunderte ihn. Er war ständig bei ihnen. Und sie mußten sich dessen

doch bewußt sein. Dennoch gaben sie sich ungeniert ihrer Liebe hin,

fühlten sich unbeobachtet, ungestört. Und dies schienen sie auch zu

sein. Ich konnte sehen, daß er nur sehr selten zu ihnen hinsah, mehr

aber den Park im Auge hielt. Mein Mann hatte einen mehr als guten Griff

mit ihm getan. Nur Igor hatte ich es zu verdanken, daß ich in

Deutschland ruhiger schlafen konnte. Doch jetzt würde ich wohl mit ihm

reden müssen. Es schien viel mehr zu wissen als ich. Zumindest mußte er

lange vor mir gewußt haben, daß sich zwischen den Beiden etwas

abspielte.

 

26 Eheleben 235

 

Die Zeit verging. Ich hatte die "Flitterwochen" dazu verwendet, ihm

meine Heimat zu zeigen. Und nicht nur meine Heimat, sondern ganz

Indien. Na ja, nicht ganz Indien. Aber die schönsten Stellen schon. Mit

großem Stolz fuhr ich mit ihm nach Bodhgaya. Das ist eine kleine Stadt

in unserem Königreich, knappe 100 km von unserer Hauptstadt Patna

entfernt. Hier hatte Siddharta Gautama um 534 v Chr. unter einem

Bodhi-Baum die Erleuchtung erlangt. Und als er mich fragend ansah,

erzählte ich ihm von meinen Göttern. Von Shiva und seine Frau Parvati,

Kali die schwarze Göttin der Vernichtung und Erneuerung, der

Elefantenköpfige Gott Ganesha und wie er zu seinem Elefantenkopf kam.

Vishnu der Alldurchdringende, Lakshmi die Göttin des Wohlstandes, Rama

die siebte Inkarnation von Vishnu, Krishna, Surya. Und auch deren

Bedeutung und ihren Geschichten. Er brauchte Jahre, um sich in meiner

Götterwelt zurechtzufinden. Aber er hat es geschafft. Und was noch viel

schöner war: Er liebte sie ebenso wie ich sie liebe. Und so wurden sie

auch zu seinen Göttern.

 

Die Flitterwochen hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Venedig

oder so. Ständig im Hotelzimmer und ständig im Bett. Wir hatten meine

Eltern und Josi nach Delhi gebracht, von wo aus sie nach Hause flogen.

Aber anstatt wieder nach Hause in den Palast zu fahren, stöhnte Igor

nur auf. Und ich wußte mittlerweile nur zu genau, was dies zu bedeuten

hatte. Planänderung! Und so mußte Igor jeden Morgen und jeden Abend im

Palast anrufen und mitteilen, wo wir waren und das es uns gut ging. Wir

fuhren mit einem Geländewagen los, und sie zeigte mir ihr Land. Und

schon nach 3 Tagen wußte ich, daß ich niemehr von hier fort wollte. Sie

zeigte mir die Sehenswürdigkeiten ihres Reiches, erklärte mir ihre

Götterwelt, und ich liebte sie. Meine Frau, und ihre Götter. Indien

wirklich ein geheimnisvolles Land. Hinter jeder Ecke, hinter jedem Baum

kann ein neues Wunder verborgen sein. Und es ist ein mehr als

freundliches und liebenswertes Volk. Überall wurden wir mehr als

herzlich begrüßt. Vor allem von den Kindern. Auch in Städten und

Dörfern, wo sie nicht als Prinzesin erkannt wurde. Wir waren fast bis

Ende November unterwegs gewesen. Hatten Städte und Landschaften

gesehen, von denen sie mir sagte, daß sie dort auch noch nie gewesen

wäre. Dann wollte sie plötzlich nach Hause. Also fuhren wir zurück zu

ihren Eltern, meinen Schwiegereltern.

 

Als ich wieder vor Mama stand, sah sie es mir sofort an. Und sie freute

sich sehr. Ob ich es schon Thomas gesagt habe, fragte sie. "Nein. Mir

ist morgens nur schlecht und die Regel ist diesen Monat auch wieder

ausgeblieben. Ich will ihm nicht zu früh Hoffnung machen." Sie nickte

nur. Doch als wir alle, eine Woche vor Weihnachten, wieder bei Thomas

Eltern waren, konnte ich mir sicher sein. Ich war im dritten Monat

schwanger. Scheinbar war unsere Hochzeitsnacht sehr erfolgreich

gewesen. Es wurde ein Mädchen, welches noch schöner wurde, als ich es

war. Und dabei hatte Mama immer behauptet, daß ich das schönste Mädchen

der Welt wäre. Zur Geburt waren wir wieder alle vereint im Palast.

Sogar alle meine Geschwister waren wieder bei uns. So auch bei der

Geburt unserer drei anderen Kinder. Wir hatten unterdessen unsere

Ausbildung begonnen, auch wenn ich mit meinem dicken Bauch so manche

Schwierigkeiten in den Hörsälen der Uni hatte. Thomas hatte

Naturwissenschaften studiert und Unterrichtete später in der Schule

nahe dem Palast. Ich war so stolz auf ihn, das er die Kinder

unterrichtete. Und er war sehr beliebt bei ihnen. Und dies nicht nur

weil er mein Mann, oder der zukünftige Maharadscha war. Ich hatte mich

für Agrarwissenschaft entschieden. Allerdings übte ich keinen Beruf

aus. Ich war Putri-Raja, Ehefrau und Mutter. Und damit war ich voll

ausgelastet. Doch Thomas unterstützte mich voll und ganz. Und wenn er

später mit unserer Rasselbande unterwegs war, dann hatte ich ruhige

Zeiten. Was er mir in all den Jahren an Zärtlichkeit angedeihen ließ,

ist nicht zu beschreiben. Und ich dankte es ihm mit all meiner Liebe.

Als er 33 war, traten meine Eltern zurück. In einem gigantischen Fest,

welches 14 Tage dauerte, wurden Thomas und ich als die neue Herrscher

eingesetzt. Ich wußte ja was da auf mich zukam. Aber er nicht. Die

Zeit, die er sonst seinen Schülern und unseren Kindern angedeihen ließ,

wurde drastisch weniger. Und so teilten wir uns die Aufgaben. Dann

klappte es. Und als er 56 war, halsten wir das Amt unserer ältesten

auf. Soll die sich doch mit ihrem Mann damit rumschlagen. Dies war auch

das Jahr, in dem er mir die größte Freude machte, die ein Mensch einem

anderen machen konnte. Ich sagte ja, daß er meine Götter und auch

meinen Glauben angenommen hatte. Lange Zeit hatte er darüber

nachgedacht und bat mich nun, ihn freizugeben, damit er den Lehren

Buddhas folgen konnte. Aber meine Tränen und seine Liebe zu mir,

bescherten ihm einen weiteren Kreislauf und mir unendliches Glück. In

all den Jahren haben wir alle sehr oft besucht. Seine Eltern, Josi,

Igor. Und wann immer wir Zeit hatten fuhren wir durch Indien. Besuchten

die großen Feste wie: Gangaur, Tihar oder Diwali, Lakshmi Puja oder

Sonepur Cattle Fair. Aber wir waren immer froh, wenn wir wieder zu

Hause waren.

 

Ach ja. Viele werden sich gefragt haben, was meine Namen eigentlich

bedeuten. Hier die in etwa sinngemäße Erklärung: Putri-Raja Akuti

Charulekha Hemangini Manjula Putri-Raja (Königstochter, Prinzessin,

spätere Maharani); Akuti ("nur" Prinzessin) Charulekha (schön)

Hemangini (Mädchen mit goldenem Körper) Manjula (reizend) Darauf folgt

in etwa und sehr sinngemäß: Zukünftige Maharani, schöne und reizende

Prinzessin mit goldenem Körper.

 

Und den hatte meine Frau. Und sie hat ihn noch immer.

 

 

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