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SH-90 – Amber

 

Amber .... (sh-090.zip) new.!.!.!
(rom) (21k)
(date posted: Wednesday PM, August 16, 2000)

Der Unterricht der 8B wird nachdrücklich gestört, als eine neue Schülerin die Klasse betritt: Jaqueline Berger, 13 Jahre jung. Schon in den ersten Minuten kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit ihrem Lehrer, so daß die Schule sich etwas einfallen lassen muß, das schwer vorbelastete Mädchen wieder an ein normales Leben zu gewöhnen.


Amber


Die Klasse verstummte, als das sehr schlanke, jungenhaft wirkende Mädchen eintrat. Die 24 Schülerinnen und Schüler der 8B starrten sprachlos auf zwei kniehohe weiße Stiefel, auf den weißen Minirock aus Kunstleder, auf das viel zu knappe rote Top, durch das sich zwei sehr kleine Brüste drückten, auf die blonde Löwenmähne, die das schmale Gesicht einrahmte, auf die kühlen blauen Augen, die die Klasse blitzschnell musterten. Über der Schulter trug sie eine winzige rote Handtasche. Eine Schultasche war nicht zu sehen.

Der Lehrer namens Benno Gärtner schloss für einen Moment verzweifelt die Augen. Er hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dieses Mädchen in seine Klasse zu bekommen, doch eine der vier Achten hatte sie nun mal nehmen müssen, und seine hatte schließlich beim Auslosen verloren. Gärtner schwankte kurz zwischen Akzeptanz und Protest, und entschied sich für Akzeptanz. Protest würde er in den nächsten Tagen noch genug bekommen.

„Guten Morgen, Jaqueline“, begrüßte er das Mädchen. „Willkommen in unserer Stadt. Ich hoffe, du wirst dich hier sehr wohl fühlen, und -"

„Spar dir dein Gesülze“, raunzte das Mädchen ihn an. „Wir beide wissen, warum ich hier bin. Wo ist mein Platz?“

‚Überall, nur nicht hier’, lag ihm auf der Zunge. Doch er sprach es nicht aus. In der Klasse wurde Gemurmel laut.

„Es sind noch mehrere Plätze frei, Jaqueline. Such dir einen aus.“

Das Mädchen schlug die Tür unnötig laut zu und ging durch den Mittelgang ganz nach hinten. Die Jungen und Mädchen starrten fasziniert bis abgestoßen auf ihren professionellen Hüftschlag, der wegen ihres flachen Hinterns doppelt aufgesetzt wirkte.

Jaqueline suchte sich einen Platz ganz hinten links, direkt am Fenster. Sie schaute kurz auf die Klasse, die sie immer noch anstarrte, als käme sie frisch vom Mars, drehte kurzerhand und mit lautem Krach ihren Tisch herum, zog den Stuhl polternd zu sich und setzte sich, mit dem Rücken zur Klasse.

„Ich bin verliebt!“ stöhnte ein Junge. Gärtner klatschte schnell in die Hände, bevor noch mehr Kommentare - und ganz bestimmt keine so harmlosen - durch die Klasse flogen.

„Jaqueline?“ fragte er laut. „Wärst du so nett, dich mit dem Gesicht zu uns zu setzen?“

Das Mädchen stand wortlos auf, setzte sich auf den Tisch, stellte die Füße auf die Lehne des Stuhls und ließ die Knie nach außen fallen. Die Jungen in der Klasse bekamen Stielaugen.

„Gut so?“ fragte das Mädchen kalt. Gärtner gab auf. Er klatschte wieder in die Hände.

„Alles bitte in meine Richtung sehen!“ sagte er laut. „Hier vorne spielt die Musik!“

„Und da hinten ist die Action!“ Gärtner kannte seine Schüler, doch er konnte nicht sagen, wer diesen Satz losgelassen hat. Erstens, weil direkt danach lautes Gelächter aufkam, und zweitens, weil die Stimme verstellt gewesen war. Er ließ es gut sein und sah zu dem Mädchen.

„Zwei Dinge noch“, meinte er, als sich das Lachen gelegt hatte. „Die Schule beginnt um acht Uhr, nicht um halb zwölf, und -"

„O, das tut mir so leid!“ Jaqueline sprang auf und schaute den Lehrer entschuldigend an. „Herr Lehrer, ich hab mich etwas verspätet, weil ich noch mit dem Hausmeister gefickt habe, und der kam einfach nicht von mir runter!“

Gärtners Gesicht lief rot an, als die Jungen brüllend lachten und die Mädchen sich schockiert anschauten. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch vor ihm, dass es nur so knallte.

„Und zweitens“, sagte er verärgert, als Ruhe eingekehrt war, „ist deine Arbeitskleidung hier nicht gern gesehen.“

Jaqueline warf den Kopf zurück. „Dann schau nicht hin, du Wichser.“ Sie trat vor den Stuhl, der polternd gegen die Wand krachte. In der Klasse wurde es totenstill. „Ich will dir nur eins sagen!“ Jaqueline kam mit blitzenden Augen nach vorne. „Ich wäre jetzt liebend gerne wieder auf dem Strich, weil ich nämlich gerne mit Männern ficke. Ich mag es, wenn ihr dicker Schwanz mich aufspießt. Aber wo bin ich? Im letzten Kaff der Welt, wo Männer ihren Kaffee mit abgespreiztem kleinen Finger trinken. Wie die Schwulen bei uns zu Hause. Ich hab keinen Bock mehr.“ Sie ging zur Tür. „Ich sollte zur Schule gehen, und das bin ich. Jetzt geh ich nach Hause und wichs mich erst mal gründlich. Das hält doch kein Schwein aus hier!“

Mit vier schnellen Schritten stand Gärtner vor der Tür und blockierte sie. „Setz dich hin“, sagte er streng. „Bitte.“

Jaquelines Blick fiel auf seinen Ehering. Sie sah ihrem Lehrer spöttisch in die Augen. „Was wetten wir, dass ich es deiner Frau besser besorgen kann als du?“

In Gärtners Gesicht begann ein Muskel zu zucken. „Setz dich hin!“

„Okay.“ Das Mädchen ging zu einem Jungen in der ersten Reihe, wo es sich auf seinen Schoß setzte. „Gut so, Herr Lehrer?“

Gärtner sah das verkrampfte Gesicht des Jungen, der sich sehr zusammen nehmen musste, seine Hände bei sich zu behalten. Er lief rot an im Gesicht.

„Geh auf deinen Platz!“ fuhr er das Mädchen an. „Ich werde nicht dulden, dass du meine Klasse versaust!“

„Du hast keine andere Wahl.“ Jaqueline lächelte spöttisch, während sie die Hände des Jungen auf ihre kleinen Brüste legte. Der arme Kerl, auf dessen Schoß sie saß, schloss halb verzweifelt die Augen. Seine geheimen Träume wurden in diesem Moment wahr, doch 23 andere plus Lehrer schauten ihm zu. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Jaqueline redete munter weiter.

„Ich sagte ja, dass wir beide wissen, warum ich hier bin. Und du kannst mich auch nicht raus schmeißen. Hat das Jugendamt so mit der Schulbehörde vereinbart.“ Sie grinste breit. „Tja, jetzt hast du wohl ein Problem. Nein, zwei Probleme: Ich verdiene in einer Woche mehr als du in einem Monat, du Versager.“ Gärtners rotes Gesicht wurde noch dunkler, doch Jaqueline war schon bei ihrem nächsten Opfer. Sie schaute ein süßes, schüchternes Mädchen in der Mitte der ersten Reihe an, die ganz allein für sich saß.

„He, Kleine! Darf ich dich nach der Schule mal lecken? Ich wette, deine Fotze schmeckt total gut!“ Das Mädchen senkte beschämt das knallrote Gesicht.

Und Gärtner platzte. Er hatte gewusst, dass Jaqueline ein Problem werden würde, doch dass es so hart werden würde, hätte er nie geahnt. Er war nur ein ganz normaler Lehrer an einer kleinen Schule in einer kleinen Stadt. Er hatte keine Erfahrung mit Problemkindern, die auf den Strich gegangen waren. Er kannte Worte wie Rehabilitation und Resozialisierung. Er kannte ihre Bedeutung, aber nicht den tieferen Inhalt. Vor allem nicht durch praktische Erfahrung. Er sah nur, dass dieses Mädchen seine 24 Schülerinnen und Schüler, die sich alle mehr oder weniger erfolgreich anstrengten, die Schule zu schaffen, auf das Äußerste sittlich gefährdete.

Er platzte. Er sprang zu dem Mädchen, riss sie an den Haaren vom Schoß des Jungen und gab ihr einen so kräftigen Stoß, dass sie stolperte und mit dem Rücken gegen einen Tisch fiel. Die Klasse sah schockiert zu, wie das Mädchen langsam aufstand, mit der Hand in ihren Rücken griff und wieder nach vorne holte. Die Fingerspitzen glänzten etwas rot. Gärtner erkannte betroffen, was er getan hatte.

„Jaqueline, es tut mir schrecklich leid!“ entschuldigte er sich. „Ich -"

„Halt die Schnauze.“ Das Mädchen ging zurück zu ihrem Tisch, öffnete die Handtasche und zog ein Handy heraus. Über ihren Rücken lief ein schmaler Faden Blut; die Haut darüber war auf einer Länge von etwa fünf Zentimetern tief aufgescheuert und blutete leicht. Das Mädchen drehte sich um, wählte eine Nummer, legte das Handy an ihr Ohr und schaute den Lehrer an, der nicht wusste, was er machen sollte.

„Polizei?“ sagte Jaqueline in das Handy. „Guten Morgen. Mein Name ist Jaqueline Berger. Ich bin 13 Jahre alt und Schülerin auf der...“ Sie sah zu einem Jungen. „Wie heißt die Schule hier?“ Der Junge sagte ihr den Namen. Das Mädchen lächelte ihn herzlich an. „Auf der Hauptschule Waldring. Mein Lehrer hat mich gerade körperlich misshandelt. - An den Haaren gerissen und gegen einen Tisch geschubst. - Ja, mein Rücken blutet. Ich brauche auch einen Arzt. - Zweiter Stock. Ich warte vor der Tür. - Hier sitzen über 20 Leute, die das gesehen haben. - Ja, danke.“ Sie legte das Handy zurück in ihre Tasche. Ihr spöttischer Blick traf Gärtner.

„Ich hoffe, deine Frau hat einen Job. Du nämlich nicht mehr.“

Jaqueline und der Vorfall mit ihrem Lehrer war Thema einer eilig einberufenen Lehrerkonferenz nach Schulschluss. Gärtner übernahm die volle Verantwortung für sein Handeln, was lobend zur Kenntnis genommen wurde, doch damit war die Sache noch lange nicht vom Tisch.

„Sie ist eine Gefahr!“ sagte Gärtner eindringlich. „Sie provoziert per Sexualität, und da wir alle Erwachsene sind, können und dürfen wir nicht auf gleicher Basis kontern. Sie hat mit mir gewettet, dass sie es - Zitat - meiner Frau besser besorgen kann als ich. Zitat Ende.“ Um den Tisch machte sich betroffenes Schweigen breit. Gärtner richtete sich auf.

„Ich hätte sie nicht angreifen dürfen. Das weiß ich. Aber als sie Yvonne in meiner Klasse angeboten hat, sie - ich zitiere - an der Fotze zu lecken, weil die bestimmt total gut schmeckt, war es aus. Gerade Yvonne! Das arme Ding versteckt sich doch auf jeder Party hinter irgendeinem Tisch, weil sie so schüchtern ist.“ Er schaute sich um. Überall waren ratlose Gesichter.

„Jaqueline hat recht“, meinte er dann. „Wir können sie nicht rausschmeißen. Aber wir können sie auch nicht unsere Kinder hier beeinflussen lassen. Sie ist mit zehn das erste Mal auf den Strich gegangen, und es ist ihr anzusehen, dass sie jeden einzelnen Tag davon genossen hat. Was sie bei unseren Kindern hier anrichtet, wage ich gar nicht zu denken.“ Er packte seine Tasche.

„Heute ist der erste Tag nach den Sommerferien“, sagte er dann. „Ich wünsche jedem, der mit ihr zu tun haben wird, sehr viel mehr Ruhe und Geduld, als ich sie hatte. Das Mädchen ist zu viel für mich. Ich warte den Ausgang des Verfahrens zu Hause ab.“

Der Direktor der Hauptschule Waldring saß an diesem Abend brütend zu Hause. Seine Frau hatte ihm bezüglich Jaqueline einen Vorschlag gemacht, den er zuerst heftig abgelehnt hatte. Doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.

Er trank einen kleinen Schluck von dem Brandy, den er in der Hand hielt, und starrte abwesend in den Kamin, in dem mehrere Holzscheite sauber gestapelt auf die kühle Jahreszeit warteten. Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Vorschlag seiner Frau, nahmen ihn auseinander, setzten ihn wieder zusammen, analysierten ihn, wogen ihn ab.

Seine Frau setzte sich zu ihm. „Es wird Ärger geben“, sagte sie sanft. „Jede Menge. Aber dieser Ärger ist vergleichsweise gering zu dem, was dieses Mädchen anrichten kann. Das ist die einzige Art, sie wieder gerade zu biegen. Glaub mir.“

Er wollte ihr glauben, sah jedoch die vielen, vielen Schwierigkeiten, die auf ihn zukommen würden. Ein paar davon nannte er seiner Frau.

„Wir könnten telefonieren“, schlug sie ihm vor. „Ein paar Leute anrufen. Und was die Eltern der Kinder betrifft... Nun, wir wissen beide, wie gut sie sich um ihre Kinder kümmern. Ein paar werden auf die Barrikaden gehen, aber das können wir abblocken. Tu es. Ruf an. Ich informiere meinen Bruder.“

Er nickte seufzend, trank den Rest seines Brandy und stand auf, um einige Leute anzurufen.


* * *


Am nächsten Morgen kam Jaqueline nur eine Viertelstunde zu spät. Als sie die Klasse betrat, blieb sie verwundert stehen, denn alle saßen still an ihren Tischen, hatten den Kopf gesenkt und die Hände gefaltet. Am Lehrertisch saß ein Mann in gleicher Haltung.

„Gottesdienst?“ fragte sie spöttisch. Der Lehrer sah auf.

„Morgen, Amber“, begrüßte er sie mit ihrem „Künstlernamen“. „Nicht ganz. Hier.“ Er reichte ihr eine Zeitung. Misstrauisch kam das Mädchen näher und schaute auf die Titelseite. Sie sah das Foto eines Mädchens in ihrem Alter, das an einer Überdosis Heroin gestorben war. Jaqueline kannte das Mädchen nicht, aber andere in gleicher Situation. Der Lehrer nahm ihr die Zeitung wieder ab.

„Wir halten eine Schweigeminute für sie ab“, erklärte er ihr. „Für sie, und für all die anderen Kinder da draußen, denen es dreckig geht.“ Er faltete die Hände wieder und senkte den Kopf.

Jaqueline blieb einen Moment unschlüssig stehen, wo sie war, dann ging sie leise zu ihrem Tisch, der wieder richtig herum stand. Zögernd setzte sie sich, legte ihre Handtasche auf den Tisch und senkte dann ebenfalls den Kopf. Die Hände faltete sie jedoch nicht.

Gut eine Minute später beendete der Lehrer die Schweigeminute. Er stand auf, ging um seinen Tisch herum und setzte sich darauf. Die Köpfe hoben sich, Stühle wurden gerückt. Er sah zu Jaqueline. „Mein Name ist Martin Köhler, Amber. Du hast ein hübsches Kleid an.“

Das Mädchen stand auf und drehte sich einmal kokett. Sie trug ein leichtes Sommerkleid, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und keine Ärmel hatte. „War ein Geschenk von einem Kunden“, plauderte sie fröhlich. „Der wollte nämlich seine kleine Tochter ficken, hatte aber keinen Mut, sie anzumachen. Also hab ich seine Tochter gespielt. Das ist ihr Kleid. Ich durfte es behalten.“

„Und? Hat er die Zeit mit dir zusammen genossen?“

Jaqueline sah ihn verblüfft an. Sie nickte. „Ja. Er ist viermal hintereinander gekommen.“

Köhler lächelte. „Das spricht für dich, Amber. Wo kommt der Name Amber her?”

„Daher.“ Sie öffnete ihr Kleid und zog es über die Schultern. Alle im Raum starrten auf ihre kleinen Brüste. Durch beide Brustwarzen waren Ringe geführt, an denen kleine Anhänger aus Bernstein hingen. „Amber“ war das englische Wort für Bernstein, und gleichzeitig in den USA ein beliebter Mädchenname.

„Na, das sieht doch geil aus!“ Köhler klatschte begeistert in die Hände. „Hat das Piercen wehgetan?“

„Nein.“ Jaqueline schloss das Kleid wieder, unter den großen Augen der Mädchen und Jungen. „Ich find das geil, wenn beim Ficken daran gezogen wird. Das können wir ja mal probieren.“

Köhler nickte. „Irgendwann mal. Amber, ich finde es schade, dass du in dieser Klasse gelandet bist.“

„Ich auch!“ grinste das Mädchen. „Hier ist keine, die schon mal gefickt hat.“

„Das meinte ich nicht.“ Er sah sie bedauernd an. „Vom Alter her passt du hier rein. Aber du hast sehr oft die Schule versäumt, wie ich gelesen habe. Ich fürchte, es wird sehr schwer für dich werden, weil dir viel Wissen fehlt, um mitzuhalten.“

Das Mädchen lachte hell auf. „Ich verstehe! Ist das jetzt die sanfte Tour? Wird an meine arme, misshandelte Seele appelliert?“ Ihr Blick wurde hart, zeigte die Jahre auf der Straße. „Dann pass gut auf, mein kleiner Ficker. Ich scheiß auf die Schule. Ich will zurück auf den Strich. Ich will ficken! Ich will Geld verdienen. Kapiert? Also lass den Müll. Klar?“

„Glasklar. Aber wie lange kannst du auf dem Strich Geld verdienen, Amber?“ Er schaute sie fragend an. „Bis du 16 bist? 17? Wann ist Schluss mit dem großen Geld? Wann ist deine Fotze so ausgeleiert, dass dir deine Freier lieber in den Arsch treten als dich zu ficken?“ Er stand auf. „Denn das ist euer Problem, Amber. Deins, und das aller Kinder in deinem Alter, die auf den Strich gehen. Ab einem bestimmten Alter seid ihr nicht mehr attraktiv. Was kriegst du pro Fick?“

„Kommt drauf an, was du willst“, grinste sie. „Blasen 50, Ficken mit Gummi 100, ohne 200. Dann gibt’s noch die speziellen Kunden. Wie der, der seine Tochter ficken wollte. Das geht dann bei 500 los und endet bei 1 000.“

„Hattest du viele von diesen speziellen Kunden?“

„Geht so.“ Ihre Augen verengten sich. „Wird das ein Verhör oder so?“

„Nein. Ich wollte nur etwas ausrechnen.“ Er ging zur Tafel, nahm die Kreide und begann, zu schreiben. „Sagen wir, du machst den Job sechs Jahre, Amber. Mit 16 ist es vorbei. Zumindest das große Geld.“ Er drehte sich halb zu ihr um. „Du verdienst zwar immer noch, aber bei weitem nicht mehr so viel.“ Das Mädchen sah ihm misstrauisch zu, wie er die Zahl 6 auf die Tafel schrieb. Sie spürte, dass sie in eine Falle gelockt wurde. Welche das war, wusste sie nicht, aber sie ahnte, dass es so war. Sie griff sich ihre Handtasche.

„Hab kein Bock auf Mathe“, schnappte sie. „Ich geh.“

„Warte!“ bat Köhler sie. „Du hast gestern so angegeben, dass du in einer Woche mehr verdienst als ein Lehrer im Monat. Lass uns doch mal sehen, wie das nach sechs Jahren aussieht.“

Jaqueline stieß laut die Luft aus, setzte sich auf ihren Tisch und schaute mürrisch zu.

„Sechs Jahre“, murmelte Köhler laut. „Bei etwa 8 000 Mark im Monat.“

„Fünfzehntausend!“ rief das Mädchen laut. „Ich bin nämlich ein Profi!“

„Mag sein.“ Er drehte sich zu ihr um. „Wenn du 15 wirst, kommt der Knick, Amber. Ab dann sinkt dein Einkommen rapide. Weil du einfach zu alt aussiehst. Du hast jetzt schon Falten um den Mund herum. Das drückt den Preis. Die Kunden wollen junge, glatte Haut, aber keine Falten. Im Durchschnitt sind das 8 000 Mark.“

„Woher willst du Sack das wissen?“ höhnte sie. „Du weißt doch überhaupt nicht, wie das da draußen läuft, du Wichser!“

„Sicher?“ Er legte die Kreide weg, drehte sich um und kam zu ihr. Als er gut einen Meter vor ihr stand, öffnete er seine Hose und zog sie samt Unterhose so weit herunter, dass Jaqueline seine Schamhaare sehen konnte. Köhler stand mit dem Rücken zu allen anderen, so dass nur das Mädchen einen Einblick hatte. Sie riss die Augen auf, als sie eine bekannte Tätowierung unter den Schamhaaren sah. Köhler nickte und brachte sich wieder in Ordnung.

„Ich weiß sehr gut, wie das da draußen läuft, Amber. Zu gut.“ Er fuhr ihr lächelnd durch das Haar, was Jaqueline verwirrt geschehen ließ, und ging dann zurück zur Tafel. Ein Junge vor Jaqueline drehte sich zu ihr um.

„Was hatte er da?“ fragte er neugierig.

„Was du da nicht hast!“ fauchte das Mädchen ihn an. „Einen Schwanz!“

Der Junge drehte sich mit rotem Kopf wieder zurück, unter dem lauten Lachen aller anderen. Köhlers Stimme sorgte schnell für Ruhe.

„Was ich da habe“, sagte er laut, während er die Kreide wieder in die Hand nahm, „ist eine Tätowierung. Amber kennt ihre Bedeutung. Sie weiß, dass ich tatsächlich Ahnung von dem habe, was ich hier sage. Stimmt’s, Amber?“

„Ja!“ knurrte das Mädchen widerwillig.

„Gut. Weiter. Sechs Jahre mal zwölf Monate sind 72 Monate, mal 8 000 Mark... Ach, Amber, warum rechnest du das nicht aus?“

„Warum sollte ich?“

„Weil ich dachte, du bist gut bei Nummern. Oder habe ich dich da falsch verstanden?“

Jaqueline kniff die Lippen zusammen und kam nach vorne. Wütend riss sie ihrem Lehrer die Kreide aus der Hand, zog einen langen Strich unter die Zahlen und begann, zu rechnen. Sekunden später hatte sie das korrekte Ergebnis: 576 000 Mark. Aus der Klasse kamen überraschte Laute.

„Danke, Amber.“ Er nahm ihr die Kreide wieder ab. „Jetzt zu uns unterbezahlten Schweinen. Ein Lehrer verdient im Schnitt 4.000 Mark im Monat. Das ist der Durchschnitt vom ärmsten Schwein bis zum gutverdienenden Direktor. Es ist etwas mehr, aber mit Kommarechnung belasten wir uns im Moment nicht. Möchtest du?“ Er hielt Jaqueline die Kreide hin. Sie nahm sie mit einem kalten Blick.

„Ein Lehrer macht den Job ungefähr 30 Jahre, Amber.“ Das Mädchen schrieb die Zahl 30 auf. „Bei 4 000 Mark im Monat. Das gibt?“

Jaqueline rechnete konzentriert. „30 mal 12 sind ... 360, das mal 4.000...“ Sie rechnete und addierte, und starrte auf das Ergebnis. Köhler lächelte hintergründig.

„Eine Million vierhundertvierzigtausend Mark. Mehr als doppelt so viel wie du. Du hast recht, Amber: du verdienst in einer Woche mehr als viele Lehrer im Monat. Aber insgesamt... Na, das siehst du ja selbst. Danke, Amber. Wenn du magst, kannst du dich wieder setzen.“

Jaqueline warf die Kreide wütend auf den Boden, wo sie in mehrere Stücke zersprang. „Die Rechnung ist Scheiße!“ sagte sie hitzig. „Da ist nämlich nicht drin, was ich ab 16 verdiene!“

„Stimmt.“ Köhler hob die Kreidestücke wieder auf und legte sie in die Schiene unter der Tafel. „Es fehlt noch sehr viel mehr, Amber. Wenn ein Freier dir ein blaues Auge schlägt, weil er ein Sado ist, fällst du ein paar Tage aus und verdienst nichts. Wenn ich mir den Arm breche, bleibe ich vier Wochen gemütlich zu Hause, lese Bücher oder gehe spazieren und bekomme immer noch meine 4 000 Mark. Wir Lehrer bekommen außerdem Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Das ist bei dir auch nicht drin. Genauso wenig wie unsere Pension, die der Staat für uns bezahlt, wenn wir in Rente gehen. Du musst deine Arztbesuche selbst bezahlen. Wir nicht; wir sind versichert. Du bist jetzt 13.“ Er klopfte sich die Hände ab, um sie von der Kreide zu befreien. „Du müsstest nach unserer Rechnung fast 280.000 Mark in der Tasche haben. Wie viel hast du?“

Jaqueline sah ihn ausdruckslos an.

„Dachte ich mir.“ Er lächelte mitfühlend. „Ich schätze, ein paar hundert Mark in der Tasche, und ein paar tausend irgendwo versteckt. Stimmt’s?“

Das Mädchen kniff die Lippen zusammen.

„Was ist mit dem Rest, Amber?“ fragte er sanft. „Wo ist das restliche Geld? Ich will es dir sagen: weg. Ausgegeben. Für dies, für das. Einfach verpulvert. Weil du gerne fickst, brauchst du kein Rauschgift, aber das Geld ist trotzdem weg.“ Das Mädchen wurde rot vor Wut.

„Vorschlag“, meinte Köhler ruhig. „Denk mal über einen Halbtagsjob nach, Amber. Morgens in die Schule, um etwas zu lernen und später einen Beruf zu haben, und nachmittags auf die Straße, um zusätzliches Geld zu verdienen. Du verdienst dann zwar nicht mehr so viel, könntest aber später, wenn du zu alt für den Strich wirst, einen Beruf haben und damit Geld verdienen. Das Geld, was du auf dem Strich bekommen hast, kannst du dann in eine schöne Wohnung stecken, die du dir kaufst. Dann hättest du einen Platz zum Leben, könntest dich selbst ernähren und würdest nicht auf irgendeiner Toilette dein Leben wegwerfen. Okay?“ Er strich dem nun sehr verwirrten Mädchen sanft über die Wange. „Setz dich wieder, wenn du magst.“

Jaqueline starrte ihm in die Augen. Sie wusste von seiner Tätowierung, dass er aus der Szene war. Aus der tiefsten und dreckigsten. Sie wusste, dass seine Rechnung fast auf den Pfennig genau stimmte. Sie hatte knapp 300 Mark bei sich, und etwa 4.000 Mark in einem Schließfach auf dem Bahnhof. Und sie wusste wie er, dass sie mit 20, 22 weg vom Fenster war. Das Leben auf der Straße hinterließ einfach Spuren im Gesicht. Für zehn, zwanzig Mark konnte sie immer einen Kunden finden, aber nicht mehr für das Geld, was sie jetzt wert war. Weil ihr Gesicht dann sagen würde, was sie erlebt hatte.

Wie bei ihm. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, das von vielen schlimmen und bösen Erfahrungen Zeugnis ablegte. Dabei war er höchstens 35, wie Jaqueline schätzte. Doch seine Augen sahen aus wie 60. Genau so, wie ihre Augen schon lange nicht mehr nach 13 aussahen. Wütend auf ihn, weil er sie so leicht durchschaute, drehte sie sich um, rannte zu ihrem Tisch, schnappte sich ihre Tasche und rannte aus dem Klassenzimmer. Auf Köhlers Gesicht malte sich ein verstecktes Lächeln ab, als er ihr hinterher sah.


* * *


Am nächsten Morgen verkündete der Direktor im Lehrerzimmer die neuesten Nachrichten. „Vierzehn Eltern haben sich beschwert!“ Er knallte einige Blätter Papier auf den Tisch. „Über die sittenlosen Ausdrücke, denen ihre Kinder im Unterricht wehrlos ausgesetzt sind.“

„Die sollen sich nicht so anstellen“, meinte Köhler gelassen.„Wir alle wussten, dass es nicht einfach werden wird.“

„Meine Meinung ist: wir halten durch.“ Die Frau des Direktors, die ebenfalls dem Kollegium angehörte, sah in die Runde. „Gut, Köhler benutzt drastische Worte. Allerdings keine drastischeren als die Kinder, wenn sie unter sich sind. Der einzige Unterschied jetzt ist, dass Jaqueline ganz genau weiß, wovon sie redet. Sie würde jedoch auch so reden, wenn Köhler nicht auf sie eingehen würde. Und wahrscheinlich noch schlimmer.“

Der Direktor setzte sich müde. „Ich kann das nicht mehr lange verheimlichen. In ein paar Tagen werden sich die ersten Eltern an die Schulbehörde wenden.“ „Und von dort wird die Antwort kommen, dass es keinen Martin Köhler an der Schule gibt.“ Köhler lächelte hintergründig. „Das gibt erst mal große Verwirrung, und bis dahin ist Amber so weit, dass ihre harte Schale bricht.“

„Sie heißt Jaqueline“, verbesserte ihn der Direktor.

„Nein, sie heißt Amber.“ Köhler beugte sich vor. „Sie ist stolz darauf, dass ihr das - der Geschlechtsverkehr so viel Spaß macht. Gleichzeitig ist dieser Stolz ihr einziger Halt, den sie hat. Würde sie es hassen und ablehnen, wie die meisten da draußen, würde sie genauso abrutschen wie der Rest. Das weiß sie, und das will sie um jeden Preis verhindern. Solange ich sie Amber nenne, respektiere ich ihre Haltung, und das weiß sie in dem Moment. Nenne ich sie Jaqueline, geht sie automatisch in die Defensive, weil sie Angst hat, ich nehme ihr den Halt. Was die drastischen Worte angeht...“ Er lächelte ironisch. „Die werden im Lauf dieser Woche mehr und mehr abnehmen. Ich schätze, dass sie sich spätestens Freitag mehr öffnen wird. Wenn ich sie zum Essen einlade.“

Direktor Hagestolz seufzte schwer. „Das ist alles im höchsten Maße unmoralisch! Was wird nach dem Essen passieren? Was ist, wenn Sie jemand mit dem Mädchen zusammen sieht? Das Kind ist 13!“

„Das Kind“, sagte Köhler mit tiefem Ernst, „hat seit drei Jahren zu mindestens fünf Männern täglich sexuelle Beziehungen gehabt und sich dafür bezahlen lassen. Was die anderen Leute über sie reden, ist mir - auf gut Deutsch gesagt - scheißegal. Ihre Frau und ich wissen, dass wir sie da raus ziehen können, und das werde ich tun. Mit allen Mitteln. Amber hat nur Sex erfahren, aber nie Zuneigung. Die werde ich ihr geben. Und nein, es wird nicht gespielt sein. Ich mag sie nämlich.“ Er erwiderte den fassungslosen Blick des Direktors gelassen.

„Ja, ich mag sie“, wiederholte er. „Sie ist stark. Sehr stark. Sie hat Stolz und Würde. Sie hat nur das Pech gehabt, in eine völlig falsche Richtung zu laufen, eben weil sie niemanden gehabt hat, der ihr gesagt oder gezeigt hat, was die richtige Richtung ist. Dafür ist es noch nicht zu spät. Und das ist, wie ich annehme, auch der Grund, warum ich hier bin.“

„Ganz genau.“ Frau Hagestolz lächelte ihm herzlich zu. „Ich wusste, dass du der Richtige dafür bist.“ Sie wurde wieder ernst, als sie ihre Kolleginnen und Kollegen der Reihe nach ansah.

„Jaqueline ist 13 Jahre jung. Vor zwei Wochen 13 geworden. Ich denke, wir sollten uns über die paar unmoralischen Worte, die fallen, nicht so sehr aufregen wie über die Tatsache, dass es überhaupt Kinder wie sie gibt. Wir können nicht die ganze Welt ändern, aber wir können das Leben eines Mädchens wieder in Ordnung bringen. Dafür nehme ich gerne ein paar lächerliche Beschwerdebriefe in Kauf.“

„Du musst sie ja auch nicht beantworten“, meinte ihr Mann mürrisch, was leises Lachen auslöste.

„Ich übernehme gerne deine Vertretung“, grinste seine Frau.

Der Direktor schüttelte seufzend den Kopf. „Das geht nicht gut. Hört auf meine Worte: das geht nicht gut.“

„Es wird gutgehen.“ Köhler warf ihm einen beruhigenden Blick zu. „Ganz bestimmt. Amber will zurück ins Leben, aber sie will auch keine Vorwürfe wegen ihrer Vergangenheit einstecken. Es ist eine ziemliche Gratwanderung, Herr Direktor. Ich muss erstens ihre Vergangenheit akzeptieren, mit keiner einzigen Silbe schlecht darüber reden, und ihr gleichzeitig klar machen, dass es dennoch etwas Schlechtes ist. Dass sie damit keine Zukunft hat. Sie haben ja die Stunde gestern gehört.“ Er deutete mit dem Kinn auf einen Kassettenrekorder. „Ich denke, ich habe gute Fortschritte gemacht. Sie ist zwar abgehauen, aber das ist eine ganz normale Reaktion, weil sie sich einer Wahrheit gegenüber sah, die sie sich nicht eingestehen wollte. Wenn sie heute zum Unterricht kommt, wissen wir, dass sie tatsächlich mit ihrem alten Leben abschließen will.“

„Das mag ja alles sein“, meinte Hagestolz geduldig. „Aber da bleibt immer noch Ihre Aufforderung, dass sie halbe Tage auf den Strich gehen kann. Wenn es jemals ein unmoralisches Angebot gegeben hat, dann dieses.“

Köhler lachte herzlich. „Ich bitte Sie! Diesem Mädchen etwas Unmoralisches sagen zu wollen, ist absolut unmöglich. Sie erlebt in einem Monat mehr Unmoralisches als ein normaler Mensch im ganzen Leben. Ich habe außerdem hinterher mit der ganzen Klasse noch ausführlich über Amber geredet. Der Zeitungsartikel über die Drogentote tat ein Übriges, um ihnen klar zu machen, dass Amber im Grunde eher ein Opfer als ein Täter ist. Vertrauen Sie mir, Herr Direktor. Wenn Amber auch nur einen Funken Lebenswillen in sich hat, wird sie heute zur Schule kommen. Und dann haben wir schon so gut wie gewonnen.“

„Und die Kinder in der Klasse werden sehen, dass es sich lohnt, um ein Menschenleben zu kämpfen.“ Frau Hagestolz lächelte Köhler zu. „Nicht wahr?“

„Das ist ein sehr angenehmer Begleiteffekt dabei. Genau.“ Köhler packte seine Unterlagen zusammen und schaute zum Direktor. „Kann ich weiter machen? So, wie ich es für richtig halte?“

Hagestolz wechselte einen langen Blick mit seiner Frau. Dann nickte er knapp.

Wie gestern kam Jaqueline erst um viertel nach acht. Heute trug sie wieder ihre „Arbeitskleidung“: das rote Top, den weißen Minirock, die hohen weißen Stiefel, und die kleine rote Handtasche. Als Köhler sie sah, stand er auf, ging schnell zu ihr, legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie einmal um sich selbst. Dann schaute er sie bewundernd an.

„Du siehst geil aus, Amber. Einfach geil. Kneift das Top nicht zu sehr?“

Das Mädchen lächelte kurz und scheu. „Meistens hab ich das nicht lange an.“

„Alles klar.“ Er klopfte ihr lachend auf den Rücken. „Dann setz dich mal.“

Das Mädchen sah ihn provozierend an. „Und wenn ich jetzt wieder gehe, weil ich keine Lust mehr auf Schule hab? Und nie wiederkomme?“

„Das wäre schade.“ Er lächelte traurig. „Weil du die einzige in diesem Kaff bist, mit der ich mal über alte Zeiten reden könnte. Du bist überhaupt die einzige hier, die dabei mitreden kann. Nur wir zwei wissen, wie das ist, Amber: plötzlich unter Menschen zu sein, die überhaupt nicht wissen, was wir da draußen täglich durchmachen und aushalten müssen. Die nicht wissen, was für eine Scheißangst man hat, ob der Freier jetzt das Geld zückt oder ein Messer. Die nicht wissen, ob er nur eine ganz normale, schnelle Nummer abziehen will oder ob er irgendeine fiese und schmerzhafte Tour auf Lager hat.

Mit dir könnte ich mal darüber reden. Aber wenn du wirklich gehen willst, dann geh. Ich steh dir nicht im Weg. Ich kann nur eins tun.“ Er legte seine Hände an ihre Wangen und gab ihr einen längeren, sehr zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Ich kann dir nur alles, alles Gute für da draußen wünschen, Amber. Und dass du nicht vor die Hunde gehst.“ Er drückte das völlig überfahrene Mädchen kurz an sich, ließ sie dann los und hielt sie nur noch leicht an den Händen fest. So leicht, dass sie sich ohne jede Kraftanstrengung hätte frei machen können.

Jaqueline starrte ihm völlig perplex in die Augen und sah die Straße in ihnen. Das Leben dort. Instinktiv drückten ihre Hände fester zu. „Wie lange hast du das gemacht?“ fragte sie leise.

„Zu lange.“ Er lächelte schief. „Vier Jahre, Amber. Von 13 bis 17. Mit 13 und 14 hab ich richtig gut abkassiert, mit 15 begann der Bartwuchs. Damit hast du zum Glück kein Problem.“ Das Mädchen lachte leise. „Aber da war es aus. Ich hab mich täglich dreimal rasiert, und trotzdem blieb ein dunkler Schatten auf der Haut. Als ich 16 war, hat mich ein Freier sogar angeschnauzt, ob denn hier nur noch legales Material rum liefe. Das war ich für die, Amber. Material. Einfach ein junger Körper, in den sie ihren Schwanz stecken konnten. Mit 17 war es dann endgültig vorbei. Mit 13 und 14 hab ich soviel verdient wie du, und genauso verpulvert wie du. Mit 15 war es nur noch die Hälfte, mit 16 kamen in der Woche grad mal vier- oder fünfhundert Mark zusammen, und mit 17 war ich froh, wenn ich einen Freier pro Tag hatte. Manchmal kam auch tagelang keiner.“ Er zog Jaqueline wieder an sich und wunderte sich nicht im Geringsten, als sie die Umarmung erwiderte.

„Spar dein Geld“, flüsterte er ihr zu. „Egal, wie viel du verdienst, Amber: gib es nicht aus, sondern spar es. Heb es dir auf für die Zeit, wenn die Freier jüngeres Material als dich wollen. Die Zeit wird kommen, Amber. Bei jedem von uns. Glaub mir das.“

„Ich weiß.“ Sie sah mit Augen zu ihm auf, in denen es ganz leicht feucht schimmerte. „Ich merk das ja jetzt schon. Ich musste beim letzten Mal eine halbe Stunde auf den ersten Kunden warten. Vor einem Jahr waren das noch höchstens fünf Minuten. Allerhöchstens zehn. Manchmal konnte ich grad mal einen Zug von der Zigarette nehmen, dann hielt schon der nächste. Aber beim letzten Mal... Vier Leute haben bei mir gehalten, mich angesehen, und sind weiter gefahren, zu einer Jüngeren. Und vor den Bullen musste ich auch noch flüchten, eben weil ich so lange an einer Stelle stand.“

„Das ist unser Problem, Amber.“ Er strich ihr ganz sanft über das Haar. „Dass wir älter werden, und dass wir keinen finden, der uns wegen unserer Persönlichkeit liebt. Nur unseren Körper, und das auch nur für kurze Zeit.“ Er zog sie noch einmal fest an sich, dann ließ er sie vollständig los.

„Nun lauf“, flüsterte er. „Geh Geld verdienen, Amber. Du brauchst es für später. Damit du nicht so ein armer Schlucker wirst wie ich.“

„Nein.“ Ihre Augen zeigten zum ersten Mal etwas von der wahren Jaqueline. „Geld verdienen kann ich auch heute Abend noch, wenn’s sein muss.“ Sie setzte sich in Bewegung, stoppte jedoch sofort wieder. „Wann können wir denn mal über das alles reden?“

„Wie wäre es mit Freitag?“ schlug Köhler vor. „Wir gehen schön essen und quatschen dabei. Und schockieren mal die anderen, die uns belauschen.“

„Cool!“ kicherte Jaqueline. „Ich bin dabei!“

„Ich freu mich drauf.“ Er strich ihr sanft über die Wange. „Sehr sogar.“

Das Mädchen lächelte schüchtern. „Ich auch.“ Sie sah zu ihrem Tisch ganz hinten, warf dann einen schnellen Blick über die Klasse und setzte sich neben Yvonne, direkt in die erste Reihe. Köhler schenkte ihr ein tiefes, herzliches Lächeln, bevor er mit dem Unterricht begann.


* * *


„Die nächsten Beschwerden.“ Direktor Hagestolz sah äußerst unglücklich aus. „Eine Schülerin vor allen anderen in den Arm genommen und gestreichelt. Mit ihr über Themen geredet, die den meisten Erwachsenen die Schamröte ins Gesicht treiben würden. Worte benutzt, die selbst für eine Hauptschule unter aller Würde sind. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Was kommt als nächstes? Vielleicht eine praktische Vorführung von dem, was Jaqueline getrieben hat?“

„Meinem Gefühl nach war heute der letzte Tag“, erwiderte Köhler nachdenklich. „Amber hat die ganzen fünf Stunden bei Yvonne gesessen, gelegentlich mit in ihre Bücher geschaut und sich sogar zwei Mal gemeldet, um etwas zum Unterricht beizutragen. Sie und Yvonne haben sogar öfter mal miteinander geredet.“

„Mitten im Unterricht.“ Hagestolz verzog das Gesicht. Köhler lächelte breit.

„Natürlich mitten im Unterricht. Wann denn sonst? Amber hat Yvonne ein paar Tipps gegeben, wie sie ihr Haar besser zur Geltung bringen kann. Und bevor Sie ausrasten: es waren ganz normale Tipps, wie sie ein modisch bewusstes Mädchen einem anderen, modisch nicht so bewussten Mädchen geben würde. Nichts Aufreizendes, nur ganz normale Hinweise.“

„Herrlich!“ Frau Hagestolz klatschte begeistert in die Hände.

„Du hast sie in nur zwei Tagen geknackt?“

„Nein.“ Köhler lächelte bedrückt. „Ich habe in zwei Tagen so etwas wie ein erstes Vertrauen zu ihr aufgebaut. Was allerdings, wie ich zugeben muss, nur deswegen geklappt hat, weil sie und ich die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Würde ich nur so tun, als wäre ich ein Straßenjunge, hätte sie das gleich durchschaut. Aber so spürt und weiß sie, dass ich weiß, was sie durchmacht. Eben weil ich das Gleiche durchgemacht habe. Morgen Abend gehen wir essen. Wie sieht es mit der Erlaubnis aus?“

Direktor Hagestolz sah mit abweisender Miene aus dem Fenster. Seine Frau übernahm.

„Nimm sie mit“, sagte sie mit weicher Stimme. „Sie kann das Wochenende bei dir bleiben, Martin. Ist alles geklärt. Die Aufnahmen haben dabei sehr geholfen.“

„Wie hast du das geschafft, Sylvia? Ich frage nur aus Neugier.“

„War einfach.“ Sie verzog bedrückt das Gesicht. „Immerhin ist sie ja kein unschuldiges Mädchen, das Männer nur von Bildern in der Zeitung kennt. Aber die Aufnahmen aus deinem Unterricht haben gezeigt, dass sie von der Straße weg will. Dass sie insgeheim weiß, dass sie dort keine Zukunft hat. Den Ämtern ist lieber, sie kommt wieder auf die Reihe, als dass sie sich die nächsten Jahre Sorgen um sie machen müssen. Dafür nehmen sie sogar eine - nun ja, möglicherweise ungesetzliche Übernachtung mit den daraus entstehenden Konsequenzen auf sich.“

„Perfekt.“ Köhler richtete das versteckte Mikrofon in seiner Aktentasche aus und stand auf. „Am Montag wird sie Jaqueline Berger sein, nicht mehr Amber. Das garantiere ich.“

Jaqueline kam heute nur fünf Minuten zu spät, doch dafür maulte sie gleich, als sie die Klasse betreten hatte. „Jeden Morgen früher aufstehen! Totaler Krampf ist das! Sonst geh ich um diese Zeit erst ins Bett!“

„Du Armes!“ Köhler grinste breit. „Wenn ich mal ‚ne Sekunde Zeit hab, bedaure ich dich.“

„Arsch!“ fauchte das Mädchen, doch Köhler bemerkte das versteckte fröhliche Schimmern in ihren Augen. Er sah, dass sie heute ein lockeres T-Shirt und eine Shorts trug. So sah sie schon viel mehr nach einem ganz normalen Mädchen aus.

„Lieber einen Arsch haben als einer sein“, konterte er. Das Mädchen plusterte sich auf. „Galt das mir?“

Köhler zuckte mit den Schultern. „Wenn du dir den Schuh anziehst...“

„Sachen muss man sich hier bieten lassen...“ Kopfschüttelnd ging sie zu ihrem neuen Platz neben Yvonne, die sie mit einem scheuen Lächeln begrüßte, und setzte sich hin. Dann sah sie zu Köhler. „Was ist jetzt mit Unterricht? Geht das mal bald hier los?“

„Sobald du deinen süßen Schnabel hältst.“

„Das ist ‚ne Type.“ Sie wandte sich zu Yvonne. „Hast du das gehört? Macht der mich mitten in der Klasse an. So was gehört doch verboten, oder?“

Yvonne zuckte schüchtern lächelnd mit den Schultern. Köhler zwinkerte Jaqueline fröhlich zu, die ihn kurz, aber herzlich anlächelte, dann ging er zum Unterricht über.

Am nächsten Morgen erschien sie pünktlich um acht Uhr, gekleidet wie gestern, nur dass sie ein frisches T-Shirt anhatte. Köhler bat sie nach dem Unterricht, noch etwas zu bleiben. Als die Klasse leer war, schaute sie ihn fragend an.

„Wegen des Essens nachher, Amber.“ Er setzte sich auf ihren Tisch. „Treffen wir uns heute Abend in der Stadt, oder machen wir bis dahin einen Spaziergang mit Eis essen und so?“

„Eis essen!“ erwiderte das Mädchen spontan.

„Prima. Wie wäre es vorher mit Currywurst und Pommes? Heute Abend dann ein leckeres Steak.“

„Klingt gut!“ Freude zeigte sich in ihren Augen. „Wo laufen wir denn?“

„Hier in der Nähe gibt es einen schönen See. Einmal um den rum dauert knapp zwei Stunden. Danach dürften wir beide guten Hunger haben.“

„Dann los!“ Sie schnappte sich ihren Rucksack, den sie sich am vorigen Tag gekauft hatte, und sprang auf.

Sie gingen zu Köhlers Auto und fuhren zuerst zu einer Imbissbude, wo sie sich stärkten, dann zum See, dessen Ufer sich nach und nach mit Wochenendurlaubern füllten. Köhler parkte den Wagen im Schatten, um nachher nicht von der Hitze darin erschlagen zu werden. Als sie ausgestiegen waren, streckte Köhler seine Hand aus. Jaqueline schaute sie einen Moment an, schüttelte den Kopf, machte einen schnellen Schritt auf ihn zu und drückte sich an seine Seite. Köhler legte lächelnd seinen Arm um ihre schmalen Schultern, und sie daraufhin ihren Arm um seine Hüfte. Schweigend gingen sie los.

Die Natur tat Jaqueline gut. Köhler merkte es an ihren tiefen Atemzügen, die sie mit vollem Bewusstsein machte. Gelegentlich streichelte er ihre Schulter mit den Fingerspitzen, woraufhin sie ihn jedes Mal lächelnd ansah. „Wie war das bei dir?“ fragte sie, als sie den See halb umrundet hatten. „Wie hast du dich gefühlt, wenn du einen Kunden hattest?“

„Unterschiedlich. Manche waren sanft, manche rau. Manche haben dafür gesorgt, dass ich auch kam, manche nicht. Alles in allem... Sagen wir: ich war froh, wenn es vorbei war.“

„Wie bei mir“, wisperte das Mädchen. Sie kuschelte sich enger an Köhler. „Ich fick wirklich gerne, Martin. Ich dreh ab, wenn ich einen Schwanz in mir habe. Total. Aber...“ Sie verstummte. Köhler drückte sie zärtlich an sich und wartete. Das war die Wende bei Jaqueline; er spürte es. „Hattest du einen festen Freund oder so?“ fragte sie plötzlich.

„Nein. Weder bei den Kunden noch so. Keinen einzigen. Du?“

„Nein. Was hast du beim Ficken am meisten vermisst?“

„Die Zärtlichkeit“, erwiderte Köhler spontan und mit vollster Überzeugung. „Das Gefühl, abends mit einem Menschen einzuschlafen und am nächsten Morgen mit dem gleichen Menschen neben sich aufzuwachen. Und das möglichst jeden Tag. Immer den gleichen Partner, der einen mag. Das habe ich am meisten vermisst.“

„Wir sind uns so ähnlich.“ Jaqueline lächelte dünn. „Ich nämlich auch. Manche waren nett, wie bei dir. Und bei denen fand ich es schade, wenn die hinterher gegangen sind. Ich hab das auch vermisst. Eine Nacht mit dem gleichen Typen zu verbringen, der dir morgens zum Aufwachen einen ganz sanften Kuss gibt. Bist du oft geküsst worden?“

„O ja. Immer so, dass ich das Gefühl hatte, aufgefressen zu werden.“

„Ich auch!“ Sie drückte ihn lachend. „Aber hast du denn mal einen richtig schönen Kuss bekommen? Einen ganz lieben?“

„Nein. Nie. Du?“

„Nein. Weißt du überhaupt, was für einen Kuss ich meine?“

„Natürlich. Einen Kuss, der dir sagt, dass dich jemand lieb hat und nicht nur mit dir ficken will. Sondern dass er dich wirklich lieb hat.“

„Ja.“ Sie legte ihren Kopf an seine Seite, während sie langsam weiter gingen. Als Köhler spürte, dass ihr Arm ihn stärker drückte, zog auch er sie etwas fester an sich heran. „Wie bist du davon weggekommen?“ fragte sie nach einer ganzen Weile.

„Nur durch zwei Dinge, Amber. Erstens wollte ich es, und zweitens habe ich jemandem gesagt, dass ich es nicht mehr tun wollte.“

„Und wem?“

„Nun, da ich keinen Menschen hatte, der mir helfen konnte, bin ich zum Jugendamt gegangen.“ Die nächste Frage kostete sie viel Mut; das spürte er. „Und wenn du jemanden gehabt hättest?“ fragte sie leise. „Jemanden, der dir hätte helfen können?“

„Dann hätte ich diesen Jemand sofort gefragt, Amber“, antwortete Köhler mit tiefem Ernst. „Noch in der gleichen Sekunde.“

„Warum sofort?“

„Du hast mit zehn angefangen und bist jetzt 13. Du hast viel in der Schule versäumt, aber das kann alles noch aufgeholt werden. Ich war vier Jahre komplett weg. Das hieß für mich damals: in den nächsten vier Jahren doppelt arbeiten und lernen. Keine Freizeit mehr. Nur über Büchern gehangen, mich von Kaffee und Kartoffelchips ernährt und gelernt, gelernt, gelernt. Deswegen sofort, Amber. Und weil jeder Tag auf der Straße dein letzter sein kann. Das weißt du so gut wie ich; da muss ich nicht viel drüber reden. Aber mehr aus dem Grund, weil ich jeden Tag, den ich in der Schule versäumt habe, nachholen musste. Zusätzlich zu dem, was ich sonst lernen musste. Deshalb, Amber. Um diese Zeit so kurz wie möglich zu halten.“

„Das stimmt“, flüsterte sie. „Das merk ich auch. Ich meine, Yvonne hilft mir, wo sie kann, aber ich hab einfach zu viele Löcher im Kopf. Glaubst du, ich kann das noch nachholen?“

„Wenn du es wirklich möchtest, dann ja.“ Er blieb stehen, zog sie sanft an sich und schaute ihr tief in die Augen. „Du bist ein sehr starkes Mädchen, Amber. Innerlich stark. Deswegen hab ich dich auch gern. Du kannst alles erreichen, was du willst. Die Kraft dazu hast du in dir. Du weißt im Moment nur nicht, was du willst, Amber. Deswegen hängst du irgendwie in der Luft. Sobald du weißt, was du willst, schaffst du das auch. Da bin ich ganz sicher.“

Ihre Augen leuchteten auf. „Du hast mich gern? Du glaubst an mich?“

„Das tue ich, Amber.“ Seine Finger strichen leicht über ihr Haar. „Ich glaub ganz fest an dich. Und ich habe dich sehr gern.“

„Möchtest du mich ficken?“

Köhler lachte herzhaft. “Lass bloß stecken! Ich habe in den vier Jahren so viel gefickt, dass ich da keine Lust mehr drauf hab. Du könntest dich nackt auf mich legen, und ich würde trotzdem seelenruhig einschlafen.“

„Arsch!“ Sie drückte sich kichernd an ihn und umarmte ihn mit aller Kraft. Köhler schloss sie lächelnd in seine Arme.

Jaqueline blieb fast zwei volle Minuten an ihn gedrückt, bis sie aufsah. Köhler sah die Frage in ihren Augen, noch bevor ihre Lippen sie formten. „Martin? Würdest du mir helfen, wieder richtig zu leben?“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Bitte! Ich find das Ficken toll, und dass ich Geld dafür bekomme, auch, aber ich möchte endlich jemanden haben, bei dem ich leben kann. Den ich gern haben kann. Hilfst du mir dabei? Bitte!“

„Natürlich, Amber.“ Er drückte sie kräftig. „Wo möchtest du leben? Bei wem?“ Sie rieb ihre Wange an seiner Brust. „Bei jemandem, der versteht, was ich gemacht hab. Der mir das nicht jeden Morgen aufs Brot schmiert. Der mich trotzdem mag, obwohl ich ein paar hundert Männer gefickt hab. Bei dem ich sicher sein kann, dass wenn ich in seinem Arm einschlafe, er mich schlafen lässt und nicht auf mich steigt.“ Ihr Kopf hob sich, ihre Augen flehten: ‚Nimm mich zu dir! Wir sind uns so ähnlich. Wir haben das Gleiche hinter uns.’

„Ich glaube, so einen kenne ich.“ Er lächelte verschmitzt. „Das ist allerdings ein ganz verrückter Typ, Amber. Der war früher Strichjunge; weiß also, was du hinter dir hast.“ Das Mädchen nickte mit leuchtenden Augen. „Er hat sich frech als Lehrer ausgegeben, um ein Mädchen, das echt in der Scheiße steckt, da raus zu holen. Und, wenn das Mädchen es will, es mit sich in seine Wohnung zu nehmen, wo es leben kann. Und in aller Ruhe schlafen. Würdest du es bei so einem Verrückten aushalten?“

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Du bist gar kein Lehrer? Was bist du denn dann?“

„Ein Geschäftsmann. Ich bin nicht reich, komme aber mehr als gut über die Runden.“ Er tippte ihr auf die Nasenspitze. „Und Taschengeld bekommst du auch. Möchtest du zu mir kommen, Amber? Bei und mit mir leben? Ein neues Leben anfangen und das alte hinter dir lassen?“

Die Tränen liegen Jaqueline über die Wangen, als sie nickte. „Ja. Sofort. Noch in dieser Sekunde, Martin. Wie machen wir das mit dem Heim? Mit den Ämtern und allem? Das dauert doch mindestens -"

„Keine Woche.“ Er drückte sie kräftig. „Übers Wochenende kannst du schon bei mir bleiben, wenn du magst. Das haben wir schon geklärt. Der Rest... Das Jugendamt wird froh sein, dich vom Hals zu haben, und wenn wir zwei am Montag zum Direktor gehen und ihm sagen, was los ist, wird er auch ein gutes Wort für uns einlegen.“

„Geil!“ quietschte Jaqueline aufgekratzt. „Pass auf: dann fahren wir jetzt ins Heim und holen meine Sachen fürs Wochenende. Dann zu dir. Nein, vorher noch zu der Bullerei.“

„Was willst du denn da?“

Jaqueline lächelte schief. „Meine Anzeige gegen Gärtner zurücknehmen. Den hab ich ja wirklich so provoziert, dass der nicht mehr anders konnte.“

Köhler drückte ihr gerührt einen sanften Kuss auf den Mund. „Du bist wirklich ein fantastischer Mensch, Amber.“

„Und damit ist auch Schluss.“ Sie schaute ihm tief in die Augen. „Ich heiße Jaqueline. Klar, Mann? Wenn du mich noch einmal Amber nennst, reiß ich dir deinen Schwanz aus und stopf ihn dir hinten rein! Capiche?“

Köhler verzog missbilligend das Gesicht. „Woher hast du bloß diese furchtbaren Ausdrücke, Jaqueline? Du bist ein Kind wohlhabender Eltern und kannst dich doch nicht wie ein Straßenmädchen benehmen. Also wirklich.“

Jaqueline drückte sich prustend an ihn und drückte ihn mit aller Kraft.


ENDE

 

 

 

 

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