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SH-058 – Dani
Dani .... (sh-058.zip) (M/f rom) (95k) Nach dem Tod seiner Frau lebt Michael Kalten ohne Sinn und Ziel. Ein Freund hilft ihm wieder auf die Beine. Schon bald hat Michael wieder eine Arbeit. Auf dem Weg dorthin trifft er ein junges Mädchen, das sein Leben völlig verändert.
Copyright © 1999, Shana.
Date of first publication Sunday AM, March 14, 1999
Title: Dani
Intro: Nach dem Tod seiner Frau lebt Michael Kalten ohne Sinn und Ziel. Ein Freund hilft ihm wieder auf die Beine. Schon bald hat Michael wieder eine Arbeit. Auf dem Weg dorthin trifft er ein junges Mädchen, das sein Leben völlig verändert.
Code: M/f rom
Preview: Der Bus um zehn nach sieben war wesentlich größer als der um zehn nach fünf. Warum, wurde mir drei Stationen später klar: es stiegen etwa dreißig Schulkinder ein, im Alter zwischen zehn und sechzehn. Ein ordinär aussehendes Mädchen von vielleicht 14 Jahren kam direkt auf mich zu. "Sie sitzen auf meinem Stammplatz!" fuhr sie mich an. "Tut mir leid", erwiderte ich ruhig. "Es stand leider kein Name auf dem Sitz." "Sehr witzig!" fauchte das Mädchen. "Ich lach später darüber, ja? Und jetzt hoch, ich will da sitzen!" Langsam wurde ich ärgerlich. "Wenn du, junge Dame, einen Blick in die Beförderungsbedingungen werfen würdest, dann würdest du dort einen Satz finden, daß ein Sitzplatz nicht garantiert werden kann. Außerdem sind noch jede Menge andere Sitze frei. Wenn du -" "Ein Klugscheißer!" stöhnte sie, während der Bus sich wieder in Bewegung setzte. "Das hat mir gerade noch gefehlt!" "Setz dich doch zu mir, Simone", sagte eine helle Mädchenstimme von etwas weiter vorne. "Mach bitte keinen Streß." Simone hieß das zornige junge Mädchen also. Und offenbar hatte sie einen großen Bogen um die gute Kinderstube gemacht, wie ihr nächster Satz zeigte. "Halt du bloß die Schnauze, du flachbrüstiges Hinkebein! Sonst tret ich dir auf die Schiene!" "Jetzt reicht's aber!" Ein Junge stand wütend auf, im gleichen Alter wie Simone. "Mußt du eigentlich jeden Morgen Streit anfangen? Kannst du dich nicht einfach irgendwo hinsetzen und die Klappe halten?" "Genau!" kam die Unterstützung aus einer anderen Ecke. Und aus einer anderen: "Zeig's ihr!" - "Stopf ihr das Maul!" Simone sah mich wütend an. "Stehst du jetzt auf?" "Ich sehe keinen Grund dazu", erwiderte ich kühl. "Dann leck mich doch am Arsch, du Sack!" "Nein danke!" erwiderte ich laut. "Bei dem Müll, den du abläßt, würde ich mir wahrscheinlich eine tödliche Vergiftung holen." Die Jugendlichen um uns herum lachten grölend und klatschten Beifall. Simone drehte sich mit hochrotem Kopf um, ging durch bis ans Ende des Busses und ließ sich wütend in einen Sitz fallen. Das Mädchen, das Simone den Platz neben sich angeboten hatte, drehte sich zu mir und lächelte mich kurz und anerkennend an. Sie war vielleicht 12 Jahre jung, hatte mittelblonde Haare, deren Länge vom Sitz verdeckt wurden, und warme, blaue Augen. Ein liebes, offenes Gesicht mit einer Stupsnase und vollen Lippen. Ich erwiderte ihr Lächeln, dann drehte sie sich wieder herum und sah nach vorne. An den nächsten Stationen stiegen noch mehr Schulkinder ein, bis der Bus zum Platzen voll war. Neben mir saß ein dicker Junge von etwa 13 Jahren, der mit Heißhunger in ein nach Knoblauch stinkendes Brötchen biß, um mich herum war der laute Lärm von fast 70 zum Teil sehr aggressiven Schulkindern. Und dieses Theater wartete nun jeden Morgen auf mich.
Zwei Stationen, bevor ich aussteigen mußte, kam plötzlich Bewegung in die Reihen der Kinder und Jugendlichen. Alles stand auf, drängelte, schob und schimpfte oder lachte. Der Bus hielt, die Menge strömte lärmend hinaus. Das 12jährige Mädchen ging ganz am Ende der Reihe, und als die Kinder vor ihr ausgestiegen waren, sah ich plötzlich, warum diese Simone dieses Mädchen so beschimpft hatte: die Kleine trug eine stützende Metallschiene am linken Bein, deren Enden unter der Hose hervorschauten. Außerdem stützte sie sich mit dem linken Arm auf eine Krücke. Sie sah meinen erschrockenen, mitfühlenden Blick, lächelte schüchtern, zuckte kurz mit den Schultern und ging dann vorsichtig die zwei Stufen hinunter. Draußen angekommen, schob sie ihren Rucksack zurecht und machte sich dann mit vorsichtigen Schritten auf den Weg zur Schule. Ich sah ihr betroffen hinterher, bis der Bus wieder anfuhr und sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
End Preview *************************************************************** Dani
Anmerkungen / Allgemeine Informationen für alle meine Geschichten: * In dieser Geschichte werden sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen eventuell sehr deutlich beschrieben. Wenn diese Art Geschichten nicht Deinen Vorstellungen von einer erotischen Geschichte entsprechen oder Du selbst nicht volljährig bist oder diese Art Geschichten dort, wo Du lebst, nicht den lokalen Gesetzen entsprechen, lösche sie jetzt bitte sofort. Oder lies sie erst dann, wenn du volljährig bist oder sie in deinem Land legal wird. * Geschichten in der Art von "Erwachsener Mann trifft minderjähriges Mädchen, und zehn Minuten später rammelten sie wie die Karnickel" finde ich persönlich sehr unwahrscheinlich und an den Haaren herbeigezogen, vor allem, wenn das Mädchen weit unter 16 Jahren alt ist. Daher versuche ich, in meinen Erzählungen mögliche Wege aufzuzeigen, wie eine Verbindung Mann - Mädchen zustande kommen kann. Wem dies zu langatmig ist, kann gerne auf andere Geschichten ausweichen. Zu einer guten Geschichte gehört für mich auch Logik. Ich möchte damit nicht behaupten, daß meine Geschichten gut sind, sondern nur eine Feststellung treffen. * Die meisten meiner Geschichten sind reine Erfindung. Namen, Personen, Orte und Daten sind frei erfunden, jedoch geändert in den Fällen, in denen ein realer Vorfall die Basis für eine Geschichte bildet. * Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Intimsphäre eines jungen, minderjährigen Menschen gegen seinen / ihren Willen zu verletzen! Nicht, weil es gegen das Gesetz ist, sondern weil es gegen den Willen des Menschen ist!!! Es entsteht kein gutes Karma, wenn Du dies tust, und du wirst früher oder später dafür bezahlen müssen. * Weitergabe meiner Geschichten ohne Nennung des Autors oder Veränderungen der Texte würde ich gar nicht gerne sehen. Eventuell könnte ich sogar ganz von weiteren Veröffentlichungen absehen. * Für Handlungen, die aus dem Genuß dieser Geschichte entstehen, übernehme ich keinerlei Verantwortung. Ich habe schon genug damit zu tun, mein eigenes Leben in den Griff zu kriegen ;-). * Kommentare, Lob und Kritik sowie virtuelle Schokolade bitte an: shanamagic@hotmail.com * Falls diese Geschichte dem entspricht, was Du suchst: Viel Spaß beim Schmökern!
Begonnen: 28. Februar 1999 Beendet: 12. März 1999 Nr.: SH-058
(c) Story: Shana 1999
Vorwort
Der Tiefpunkt war erreicht. Im April letzten Jahres war meine Frau im Alter von nur 32 Jahren gestorben, nach langer und schwerer Krankheit, wie es in der Todesanzeige lautete. Krebs. Im Juli hatte ich meine Arbeit verloren; ich kam einfach nicht über ihren Tod hinweg. Im August weigerte das Sozialamt sich, zukünftig für meine große Wohnung aufzukommen, die ich alleine nicht mehr finanzieren konnte, und im Oktober wurde ich per Räumungsbeschluß auf die Straße gesetzt. Tiefer ging es nicht mehr. Ein Freund, der mich in dieser Zeit selbstlos unterstützte, brachte mich wieder halbwegs auf die Beine. Wir redeten nächtelang, tagelang, bis ich erkannte, daß mein Weg in die Selbstzerstörung führte. Von da an ging es langsam wieder aufwärts. Ich wohnte bei ihm, bis ich eine Arbeit gefunden hatte, und nach drei Monaten konnte ich wieder in eine eigene Wohnung ziehen, mit Hilfe eines kleinen Kredites von der Bank. Wenige Tage später starb mein Freund bei einem Verkehrsunfall. Bei der Beerdigung erinnerte ich mich an die Worte, die er mir bei meinem Einzug in die eigene Wohnung gesagt hatte: "Denk dran, Mike, was immer auch passiert, irgendwann wird es wieder besser. Du mußt nur durchhalten, dann kommt das Leben dir einen Schritt entgegen." Dieser Worte und seiner Hilfe gedenkend warf ich den Strauß Lilien auf seinen Sarg in der Erde, drehte mich um und ging. Aber ich vergaß ihn nie. Zum ersten März wurde mir trotz Probezeit eine etwas höhere Position angeboten: Teamleiter. Der bisherige Teamleiter hatte überraschend gekündigt. Ich sollte eine Gruppe von 15 Leuten, die in zwei Schichten arbeiteten, führen, und das bedeutete, ich würde von der Frühschicht wegkommen, die um sechs Uhr begann. Schon das war ein Grund, das Angebot auf jeden Fall anzunehmen. Ein zweiter war das Gehalt, das um eintausend Mark höher lag. Damit konnte ich mir endlich wieder ein Auto leisten, das ich damals auch verkauft hatte. Doch mein Chef riet mir, dies sein zu lassen. "Wenn Sie den Wagen nicht unbedingt privat brauchen, bleiben Sie bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Um sechs sind noch alle Parkplätze hier in der Gegend frei, aber um sieben ist alles dicht. Lassen Sie es lieber." Ich folgte seinem Rat. Mir war es auch lieber, zuerst einmal alte Schulden zurückzuzahlen, bevor ich neue machte. Außerdem hatte ich mich in den letzten drei Monaten schon daran gewöhnt, mit dem Bus zu fahren. So stand ich also am Montag, dem 1. März an der Bushaltestelle in der Nähe meiner Wohnung, und an diesem Tag begann auch die Geschichte, die ich hier wiedergeben möchte.
Kapitel 1
Der Bus um zehn nach sieben war wesentlich größer als der um zehn nach fünf. Warum, wurde mir drei Stationen später klar: es stiegen etwa dreißig Schulkinder ein, im Alter zwischen zehn und sechzehn. Ein ordinär aussehendes Mädchen von vielleicht 14 Jahren kam direkt auf mich zu. "Sie sitzen auf meinem Stammplatz!" fuhr sie mich an. "Tut mir leid", erwiderte ich ruhig. "Es stand leider kein Name auf dem Sitz." "Sehr witzig!" fauchte das Mädchen. "Ich lach später darüber, ja? Und jetzt hoch, ich will da sitzen!" Langsam wurde ich ärgerlich. "Wenn du, junge Dame, einen Blick in die Beförderungsbedingungen werfen würdest, dann würdest du dort einen Satz finden, daß ein Sitzplatz nicht garantiert werden kann. Außerdem sind noch jede Menge andere Sitze frei. Wenn du -" "Ein Klugscheißer!" stöhnte sie, während der Bus sich wieder in Bewegung setzte. "Das hat mir gerade noch gefehlt!" "Setz dich doch zu mir, Simone", sagte eine helle Mädchenstimme von etwas weiter vorne. "Mach bitte keinen Streß." Simone hieß das zornige junge Mädchen also. Und offenbar hatte sie einen großen Bogen um die gute Kinderstube gemacht, wie ihr nächster Satz zeigte. "Halt du bloß die Schnauze, du flachbrüstiges Hinkebein! Sonst tret ich dir auf die Schiene!" "Jetzt reicht's aber!" Ein Junge stand wütend auf, im gleichen Alter wie Simone. "Mußt du eigentlich jeden Morgen Streit anfangen? Kannst du dich nicht einfach irgendwo hinsetzen und die Klappe halten?" "Genau!" kam die Unterstützung aus einer anderen Ecke. Und aus einer anderen: "Zeig's ihr!" - "Stopf ihr das Maul!" Simone sah mich wütend an. "Stehst du jetzt auf?" "Ich sehe keinen Grund dazu", erwiderte ich kühl. "Dann leck mich doch am Arsch, du Sack!" "Nein danke!" erwiderte ich laut. "Bei dem Müll, den du abläßt, würde ich mir wahrscheinlich eine tödliche Vergiftung holen." Die Jugendlichen um uns herum lachten grölend und klatschten Beifall. Simone drehte sich mit hochrotem Kopf um, ging durch bis ans Ende des Busses und ließ sich wütend in einen Sitz fallen. Das Mädchen, das Simone den Platz neben sich angeboten hatte, drehte sich zu mir und lächelte mich kurz und anerkennend an. Sie war vielleicht 12 Jahre jung, hatte mittelblonde Haare, deren Länge vom Sitz verdeckt wurden, und warme, blaue Augen. Ein liebes, offenes Gesicht mit einer Stupsnase und vollen Lippen. Ich erwiderte ihr Lächeln, dann drehte sie sich wieder herum und sah nach vorne. An den nächsten Stationen stiegen noch mehr Schulkinder ein, bis der Bus zum Platzen voll war. Neben mir saß ein dicker Junge von etwa 13 Jahren, der mit Heißhunger in ein nach Knoblauch stinkendes Brötchen biß, um mich herum war der laute Lärm von fast 70 zum Teil sehr aggressiven Schulkindern. Und dieses Theater wartete nun jeden Morgen auf mich.
Zwei Stationen, bevor ich aussteigen mußte, kam plötzlich Bewegung in die Reihen der Kinder und Jugendlichen. Alles stand auf, drängelte, schob und schimpfte oder lachte. Der Bus hielt, die Menge strömte lärmend hinaus. Das 12jährige Mädchen ging ganz am Ende der Reihe, und als die Kinder vor ihr ausgestiegen waren, sah ich plötzlich, warum diese Simone dieses Mädchen so beschimpft hatte: die Kleine trug eine stützende Metallschiene am linken Bein, deren Enden unter der Hose hervorschauten. Außerdem stützte sie sich mit dem linken Arm auf eine Krücke. Sie sah meinen erschrockenen, mitfühlenden Blick, lächelte schüchtern, zuckte kurz mit den Schultern und ging dann vorsichtig die zwei Stufen hinunter. Draußen angekommen, schob sie ihren Rucksack zurecht und machte sich dann mit vorsichtigen Schritten auf den Weg zur Schule. Ich sah ihr betroffen hinterher, bis der Bus wieder anfuhr und sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
* * *
Mein neues Einsatzgebiet war nicht mehr die telefonische Kundenbetreuung, sondern die Leitung der 15 Leute, die diesen harten Job machten. Ich kannte beides aus dem Eff-Eff. In den letzten Monaten hatte ich mich eingehend in unsere Systeme eingearbeitet, die wir betreuten, und hatte nun wieder die Position, die ich vor dem Tod meiner Frau innegehabt hatte. Die Arbeit half mir, zu vergessen. Das Gemurre der Leute, denen ich als Newcomer so plötzlich übergeordnet war, ließ schon am ersten Tag nach, als sich herausstellte, daß ich wirklich Ahnung von meinem Job hatte und Fragen, die unsere Techniker am Telefon nicht beantworten konnte, sofort und ohne zu zögern klären konnte. Dabei gab ich mich so, wie ich war: hilfsbereit, ohne überheblich zu sein. Auch wenn es noch einige Zeit dauern würde, bis ich vollkommen akzeptiert war, so war doch der erste Schritt getan. Meine Arbeitszeit war die ganz normale Bürozeit: acht bis fünf. Trotzdem blieb ich an diesem Tag noch bis halb sechs, weil ein Techniker einen sehr schwierigen Kunden am Telefon hatte, der sich sogar noch erklären lassen wollte, wie der PC von innen saubergemacht werden mußte, welches Reinigungsmittel für den Monitor richtig wäre, und wie er die Kugel aus der Maus bekäme. Als ich merkte, daß der Techniker am Ende seiner Geduld war, übernahm ich das Gespräch und säuselte dem Kunden solange die Ohren mit Höflichkeit und Zuvorkommenheit zu, bis dieser von selbst aufgab. Der Techniker trug den Anruf in unsere Datenbank ein, in der wir alle Kunden mit ihren tatsächlichen und eingebildeten Problemen erfaßt hatten, dann schüttelte er den Kopf. "Was für ein Idiot!" Er stieß die Anspannung mit einem lauten Atmen heraus. "Ganz recht", stimmte ich ihm zu. "So Leute kann man nur mit Freundlichkeit ersticken, sonst geben die nie auf. Er hat nur darauf gewartet, daß Sie ausfallend werden." "Hatten Sie schon mal so einen?" fragte er neugierig. Ich nickte. "Ja. Einmal." "Und? Was haben Sie da gemacht?" Ich grinste. "Ich bin sehr ausfallend geworden. Dummerweise bevor mein Teamleiter merkte, was abging. Als er es dann endlich mitbekam, war es schon zu spät. Der Kunde und ich hauten uns gegenseitig nicht wiederzugebende Nettigkeiten um die Ohren." Der Techniker atmete erleichtert auf. "Ich dachte schon, mit mir wäre was falsch", gab er verlegen zu. "Nein, in keinster Weise. Ich weiß auch nicht, warum manche Kunden es direkt auf Streit und Provokation anlegen, aber ab und zu hat man mal so einen. Auf jeden Fall haben Sie die Ruhe bewahrt." "Hätte ich aber nicht mehr lange." "Ich weiß. Versuchen Sie einfach, die Leute überhöflich zu behandeln, das nimmt denen den Wind aus den Segeln." Ich klopfte ihm kurz auf die Schulter, dann konnte ich Feierabend machen. Ich verbrachte den Abend zu Hause, mit Beschreibungen eines neuen Programms, das ab April bei den Kunden installiert werden sollte, und entwarf schon mal grobe Richtlinien für ein Training unserer Techniker. Um elf lag ich im Bett. Kurz vor dem Einschlafen sah ich noch einmal das 12jährige Mädchen aus dem Bus vor mir, wie es langsam und vorsichtig die Stufen herunterstieg. Dann schlief ich ein.
Am nächsten Morgen setzte ich mich freiwillig woanders hin, um eventuellem Ärger mit dieser unmöglichen Simone aus dem Weg zu gehen. Ich holte meine Unterlagen aus meiner Aktentasche und blätterte sie durch. Wenige Minuten später wurde es laut. Ich sah gar nicht erst auf; es war zu hören, daß die Kinder einstiegen. Plötzlich ließ sich jemand schwer neben mir in den Sitz fallen. "Morgen", sagte eine Stimme zögernd. Jetzt erst sah ich auf. Neben mir saß das Mädchen mit der Beinschiene. "Guten Morgen", erwiderte ich überrascht. "Sitze ich auf deinem Platz?" "Nee", lächelte sie scheu. "Ich muß ja eher raus als Sie. Außerdem ist das doch total unwichtig, oder?" "Für manche nicht." "Die Simone ist doch bescheuert", flüsterte das Mädchen vertraulich. "Die sucht immer Streit." Wie zur Bestätigung erklang Simones liebliche Stimme. "Ey, du Arsch! Stell deinen Fuß nicht auf meine Seite!" "Ich verstehe, was du meinst", grinste ich. Das Mädchen kicherte leise. "Darf ich fragen, was mit deinem Bein passiert ist?" fragte ich vorsichtig. "Gebrochen", meinte sie lakonisch. "Letztes Jahr. Das war ein Trümmerbruch, sagt der Arzt. Muß alles zersplittert gewesen sein. Auf dem ersten Röntgenbild hab ich nur noch Splitter gesehen. Die wurden erst mal rausoperiert, dann mußte der Knochen wieder zusammenwachsen, wurde gebrochen, weil es schief war, mußte abgeschliffen werden, wuchs wieder zusammen..." Sie zuckte mit den Schultern. "Jetzt sieht es aber ganz gut aus. Ich muß die Schiene noch einen Monat tragen, dann kommt sie ab. Zumindest sind die Beine gleich lang geblieben. Der Arzt sagte, manchmal kommt es vor, daß das gebrochene Bein ein paar Millimeter kürzer ist. Da hab ich nochmal Glück gehabt." "Das tut mir sehr leid", erwiderte ich bestürzt. "Wie ist das denn passiert?" "Beim Radfahren. Ein Lkw ist rückwärts über mich gefahren. Wie der nur das linke Bein erwischt hat, kapier ich bis heute nicht. Ich war sieben Monate im Krankenhaus, und dann mußte ich noch einen Monat zu Hause liegen. Das Schuljahr ist natürlich hin. Ich werd nächstes Jahr in eine neue Klasse kommen. Na ja, wenigstens bleib ich nicht kleben, weil ich doof bin oder so was. Simone ist in der Klasse, wo ich jetzt bin, daher kenne ich sie. Die Schiene hab ich erst am Freitag gekriegt, deswegen lauf ich noch so komisch." Ihr natürliches, offenes und freundliches Verhalten beeindruckte mich tief. "Und in der neuen Klasse kenne ich dann natürlich noch keinen", plauderte das Mädchen weiter. "Die aus meiner jetzigen Klasse haben mich ab und zu im Krankenhaus besucht, aber nur am Anfang. Ich hab ja auch nur dagelegen und gejammert, weil das alles so wehtat. Viermal mußte das Bein noch gebrochen werden!" verriet sie mir mit großen blauen Augen. "Viermal gebrochen, viermal abgeschliffen oder was die da gemacht haben, und beim letzten Mal sogar genagelt! Und dann mußte ich jedesmal einen Monat warten, bis der Knochen einigermaßen zusammengewachsen war. Und schon kam ich wieder unters Messer! Na ja, jetzt kommt bald der Nagel raus, dann kriege ich einen Gips, und ab dann geht's aufwärts." "Du armes Mädchen", sagte ich mitfühlend. "Na ja", wehrte sie verlegen ab. "Das schlimmste waren immer die ersten Tage nach der Operation, da tat der Bruch immer tierisch weh! Und nach dem Nageln dachte ich, ich dreh ab. Das tat höllisch weh! Ich hab nächtelang nur gewimmert und gejammert. Aber jetzt ist zum Glück alles wieder in Ordnung. Mich nervt nur, daß ich jeden Abend schwimmen gehen muß. Jeden Abend! Von sechs bis sieben, im Hallenbad. Meine Mutti ist dann dabei und paßt auf, daß mich niemand rammt, weil ich da ohne die schwere Schiene schwimmen muß. Sonst würd ich ja ertrinken!" kicherte sie. "Außerdem ist das Bein noch total schlapp. Keine Kraft drin. Nichts. Deswegen soll ich ja schwimmen, auch wenn's nervt." Sie sah mich traurig an. "Aber am schlimmsten ist, daß ich alle Freundinnen verloren hab. Ich meine, wir reden ab und zu noch miteinander, aber irgendwie bin ich draußen. Ist ja auch klar. Ich kann nicht radfahren, ich kann nicht mit ihnen in der Stadt rumlaufen, ich kann dies nicht und ich kann das nicht." Sie seufzte leise. "Aber viel reden, das kann ich. Tut mir leid." "Dafür mußt du dich doch nicht entschuldigen", erwiderte ich mit einem traurigen Lächeln. "Ich weiß nur zu gut, wie das ist, wenn man keinen zum Reden hat." "Echt?" Sie sah mich aufgeregt und neugierig an. "Woher?" "Meine Frau ist vor fast einem Jahr an Krebs gestorben. Bis Ende letzten Jahres hatte ich niemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Ein guter Freund von mir war bis Oktober im Ausland. Als er wieder in Deutschland war, hat er mir sehr geholfen. Er ist vor ein paar Wochen gestorben. Auch bei einem Unfall." Warum ich diese intimen, schmerzenden Dinge einem wildfremden jungen Mädchen mitteilte, wußte ich nicht, aber ich hatte das Gefühl, daß sie es verstehen würde. Und mein Gefühl hatte mich nicht getrogen. "Das war kein gutes Jahr, das letzte", meinte sie mitfühlend. "Das tut mir leid, das mit Ihrer Frau. Und mit Ihrem Freund auch." "Und mir das mit deinem Bein", lächelte ich, um die Trauer zu vertreiben. "Tja, das kann man reparieren", meinte sie ernst. "Aber keinen toten Menschen. Mein Vater ist auch tot. Vor acht Jahren ist er vom Gerüst gefallen. Er hat Hochhäuser gebaut. Was lesen Sie da?" Neugierig schaute sie auf die Blätter in meiner Hand. "Ist das was mit Computern?" Dankbar für den Themenwechsel nickte ich. "Ja, das ist ein neues Programm, das ab nächsten Monat bei unseren Kunden eingesetzt wird." "Und was macht das?" "Es soll die zentralen Alarmanlagen steuern. Das Programm hält fest, wer wo rein darf und wer nicht, und es ruft die Polizei an, wenn jemand ohne Berechtigung rein geht." "Cool!" Ich gab ihr den Prospekt, der keine Geheimnisse verriet. Aufmerksam blätterte sie ihn durch, als es plötzlich wieder laut und unruhig im Bus wurde. Das Mädchen sah auf. "Ich muß raus!" sagte sie hektisch. Ich nahm ihr den Prospekt ab. Sie warf sich den Rucksack über die Schulter, stützte den linken Arm auf die Krücke und machte sich bereit, aufzustehen, sobald der Bus hielt. Erst jetzt sah ich, daß ihre mittelblonden Haare glatt, voll und tief in den Rücken fielen, bis weit unter die Schulterblätter. "Sitzen Sie morgen wieder hier?" fragte sie mich. "Hab ich wirklich nicht zuviel geredet?" "Ja und nein", lächelte ich verschmitzt. "Ja, ich sitze morgen wieder hier, Nein, du hast nicht zuviel geredet." "Ein Glück!" seufzte sie erleichtert. Der Bus hielt. "Bis morgen dann!" "Bis morgen, und geh vorsichtig!" "Immer!" grinste sie breit, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach vorne. Als es leerer wurde, stand sie auf und schenkte mir noch ein Lächeln, dann ging sie vorsichtig zum mittleren Ausgang des Busses. Erst als ich bei meiner Haltestelle ausstieg, fiel mir auf, daß ich ihren Namen gar nicht wußte.
So merkwürdig es klingen mag, aber dieses fremde Mädchen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich ertappte mich den ganzen Tag über dabei, daß ich immer wieder an ihre Stimme dachte, an ihr Lächeln, an ihr Aussehen. Ich begann mich zu fragen, ob der Schock durch den Tod meiner Frau noch etwas anderes außer einer tiefen Trauer in mir bewirkt hatte, denn bisher waren Kinder für mich nur Kinder. Nicht mehr, nicht weniger. Kinder eben. Aber auf keinen Fall war früher ein Interesse für junge Mädchen dagewesen, dessen war ich mir absolut sicher. Oder war das einfach nur die Reaktion auf einen anderen Menschen, ungeachtet des Alters? Eine Reaktion auf die Offenheit, mit der dieses Mädchen redete und von sich erzählte? Eine Reaktion auf die menschliche Wärme in ihr, die mit jedem Blick zum Ausdruck kam? Ich wußte es nicht. Am nächsten Morgen war sie jedenfalls wieder da und setzte sich mit einem schweren Plumps in den Sitz neben mir. "Morgen!" strahlte sie. "Und? Läuft die Alarmanlage?" Es war ein herzerfrischendes Lächeln, das auf ihrem Gesicht und in den großen, blauen Augen lag; ein Lächeln, das nichts anderes erlaubte außer guter Laune. "Hoffentlich!" meinte ich grinsend. "Wenn nicht, wird die ganze Stadt aus dem Schlaf gerissen." "Bloß nicht!" drohte sie scherzhaft. "Wenn ich etwas brauche, dann meinen Schlaf!" "Na gut, dann wird sie laufen. Und wie geht es dir heute morgen?" "Wie immer. Ich heiße übrigens Daniela, aber meine Freunde nennen mich Dani. Und Sie?" "Michael Kalten, aber meine Freunde nennen mich Mike." "Michael Kalten?" Sie legte den Handrücken ihrer rechten Hand auf meine Jacke. "Stimmt nicht!" kicherte sie dann. "Ist warm!" "Ha, ha!" grinste ich mit einer Grimasse. Dani kicherte begeistert. "Ich mach gern Witze mit Namen. Hab ich mir im Krankenhaus angewöhnt. Da lag ein Mädchen mit uns auf dem Zimmer, die hieß Corinna Schulze. Weil die so total vernarrt in einen idiotischen Sänger war, haben wir sie Corinna Schnulze getauft. So fing das an!" Sie lachte hell und fröhlich. "Ich heiße Daniela Willems, aber ich sag immer: 'Daniela will Ems!' Mutti lacht dann immer darüber; sie meint aber, ich müsse mir die anderen Buchstaben auch noch zulegen, und nicht nur das M. Und das bräuchte auch nicht gleich mehrmals! Wie in der Sesamstraße. 'Pst! Hey! Willste ein M kaufen?'" Ihr fröhliches Lachen war unglaublich ansteckend, und obwohl sie redete wie ein Wasserfall, ging sie mir nicht eine Sekunde lang auf die Nerven. Im Gegenteil; es war unbeschreiblich schön, mit einem lebendigen, fröhlichen, ausgelassenen Menschen zu reden. Ihre Worte verschwammen zu einem Strom von hellen, freudigen Tönen, während meine Augen wie gebannt an ihrem Gesicht hingen, das unablässig in Bewegung war und ausdrucksstark das unterstrich, was ihr wundervoller Mund aussprach. Plötzlich brach alles ab, ihre Augen sahen mich erstaunt an. Ich zwang mich zurück in die Wirklichkeit. "Verzeihung", entschuldigte ich mich. "Ich war ganz in Gedanken. Was hast du gesagt?" "Woran haben Sie denn gedacht?" fragte sie so leise, wie der Krach um uns herum es zuließ. "Ganz ehrlich!" "Ich weiß es nicht, Dani." Ich schaute sie hilflos an. "Ich habe dich einfach nur angesehen. Soll ich mich lieber woanders hinsetzen, falls du -" "Nein!" wehrte sie schnell ab. "Ich - Also, ich hab keine Angst oder so, falls Sie das meinen. Das war nur so ganz komisch, der Blick. Nicht irgendwie so - so gefährlich, sondern genau das Gegenteil!" Sie schaute mir forschend in die Augen. "Du mußt auch keine Angst haben", lächelte ich dünn. "Obwohl das natürlich ein blöder Spruch ist. Aber gerade... Ich weiß nicht, Dani. Ich hab dir zugehört, und plötzlich hab ich nur noch dein Gesicht gesehen, und deine Augen. Gehört hab ich nichts mehr." Daniela lachte befreit. "Dann weiß ich, was das war! Kennen Sie Pur? Das Lied 'Abenteuerland'? Da passiert mir das immer. Ich hör zu, das heißt, ich will zuhören, aber dann träum ich doch wieder und hör nicht mehr hin." Natürlich kannte ich das Lied, und nicht nur dieses von der CD. (Anm.: Pur / Abenteuerland, Intercord 845 247) "Pur wäre glücklich, das zu hören", schmunzelte ich. "Genau das wollen die ja mit dem Lied erreichen." Dani sah mich fassungslos an. Dann riß sie die Augen auf. "Stimmt!" rief sie laut. "Genau davon singen die ja!" Aufgeregt sah sie mich an. "Wissen Sie, was das bedeutet, wenn die singen: 'Der Eintritt kostet den Verstand'? Muß man verrückt werden, um in das Abenteuerland zu kommen?" "Ganz im Gegenteil", lächelte ich. "Der Verstand ist normalerweise das, was dich am Träumen hindert. Wenn du nachdenkst, kannst du nicht träumen. Aber wenn du den Verstand abschaltest, dann kannst du perfekt träumen und die Fantasie ausleben." "So ist das gemeint!" Staunend sah sie mich an. "Träumen Sie auch manchmal?" "Nicht nur manchmal, Dani. Sehr oft sogar." "Von Ihrer Frau?" fragte sie leise. Ich nickte knapp. Sie legte ihre Hand auf meinem Arm. "Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein." "Das bist du nicht", beruhigte ich sie. "Wirklich nicht. Ich habe sehr lange nicht darüber reden können, aber mit dir ist das etwas anderes." "Wie lange waren Sie denn verheiratet?" "Fast zehn Jahre. Sie war nicht nur meine erste Frau, sondern auch meine erste Freundin. Wir haben uns kennengelernt, als ich sechzehn und sie dreizehn war. Am Anfang haben wir uns so gefetzt, daß jeder außer uns wußte, daß wir das perfekte Paar waren; wir haben etwa ein Jahr gebraucht, um das zu merken. Aber dann haben wir uns rettungslos ineinander verliebt. Ihren Eltern war das gar nicht recht; sie war ja noch fast ein Kind, und ich war kurz davor, volljährig zu werden. Aber wir haben zusammengehalten. Als sie achtzehn wurde, sind wir zusammengezogen. Ich wollte sie direkt heiraten, aber sie meinte, wir sollten erst mal ein paar Jahre zusammenleben, um zu sehen, ob wir tatsächlich zueinander passen. Vier Jahre später haben wir dann geheiratet. Als sie 29 war, bekam sie Krebs, und drei Jahre später, einen Monat vor unserem zehnten Hochzeitstag, ist sie gestorben." Es machte mir merkwürdigerweise kaum etwas aus, Dani all dies zu erzählen. Ich fühlte den Schmerz und die Trauer, aber nur unterschwellig. "Also sind Sie jetzt 35", stellte sie nachdenklich fest. "Fast 36", lächelte ich. "Im Juni." "Ich bin im Januar 12 geworden", verriet sie mir. "Am 16." "Ich am 29. Ist es schon zu spät, dir nachträglich zu gratulieren?" schmunzelte ich. Dani schüttelte grinsend den Kopf. "Nö! Glückwünsche kann man immer brauchen!" "Stimmt!" lachte ich. "Dann herzlichen Glückwunsch nachträglich, Dani." "Danke!" Ihre blauen Augen strahlten vor Freude. "Aber sag mal, Dani, wenn du 12 bist, wie kannst du dann mit dieser Simone in einer Klasse sein? Die ist doch -" "14", meinte Dani seelenruhig. "Wird im September 15. Sie ist zweimal klebengeblieben. Einmal in der vierten Klasse, und gleich darauf in der fünften auch nochmal. Dieses Jahr sieht auch nicht gut aus für sie. Wenn sie es wieder nicht schafft, dann kommt sie auf die Realschule. Auch deswegen murrt sie so viel. Sie ist einfach mies drauf. War sie schon immer. Keiner weiß, wie sie es auf das Gymnasium geschafft hat." Sie sah sich stirnrunzelnd um, als es wieder lauter wurde. "Grad, wenn man so schön redet. Darf ich Sie mal anrufen?" "Was?" lachte ich verblüfft. "Nur wenn Sie wollen!" sagte Dani schnell. "Ich würd gerne noch was mit Ihnen reden." "Klar, nur..." Ich sah sie etwas verwirrt an. "Paß auf, Dani: du fragst bitte erst einmal deine Mutter, ob du das darfst. Wenn sie es erlaubt, gebe ich dir morgen meine Nummer." "Okay." Sie steckte ihren rechten Arm durch den Träger ihres Rucksacks und machte sich bereit. "Ganz bestimmt?" "Ganz bestimmt", versprach ich ihr. "Aber nur, wenn deine Mutter es erlaubt. Und sag ihr bitte auch, wie alt ich bin." "Das hab ich schon", lächelte sie schüchtern. "Also nicht genau, das wußte ich ja nicht. Aber das Sie erwachsen sind, weiß sie schon." "Und sie hat nichts dagegen, daß du mit mir redest?" fragte ich erstaunt. Der Bus hielt, Dani stand auf. "Nein", sagte sie ernst. "Sonst würde ich ja nicht bei Ihnen sitzen. Darf ich Mike zu Ihnen sagen?" "Klar darfst du das, Dani. Bis morgen." "Bis morgen, Mike", sagte sie mit etwas geröteten Wangen. Dann grinste sie. "Ging ja doch! Ich dachte, ich krieg das nicht raus! Bis morgen, Mike!" Sie ging langsam los. "Bis morgen, Dani." Ich sah ihr hinterher, bis sie auf der Straße stand und sich den Rucksack richtig zog, dann winkten wir uns noch kurz zu. Im gleichen Moment fuhr der Bus wieder los.
Am Donnerstag setzte Dani das Gespräch vom Mittwoch nahtlos fort, nachdem wir uns begrüßt hatten. "Mutti hat nichts dagegen, daß ich Sie anrufe." Ihre Augen sagten die Wahrheit, das sah ich ihr an. Trotzdem kam ich mir etwas komisch vor. "Und ich hab mir die CD nochmal angehört. Ich wette, ich weiß, welches Lied Sie sich immer anhören." "Und welches?" fragte ich mit einem Knoten im Bauch. "'In Gedanken'. Stimmt's?" Ich nickte mit feuchten Augen. "Ja." "Ich find 'Merlins Reise' so unheimlich geil", sagte sie sehnsüchtig. "Aber das ist viel zu kurz! Das sollte mindestens zehn Minuten lang sein!" "Damit du noch mehr träumst?" zog ich sie auf. Dani nickte mit strahlenden Augen. "Ja! Noch viel mehr! Ihre Nummer brauch ich übrigens nicht, die hab ich gestern rausgesucht. Ist das 50917?" "Ganz genau." Ich zwinkerte ihr zu. "Und kennst du die Nummer 27760?" "Klar!" lachte sie. "Das ist die von meiner Mutti. Ich hab aber eine eigene." "Eine eigene?" Verblüfft starrte ich sie an. "Sicher! Mutti muß abends immer so viel telefonieren, daß sie sich vor zwei Jahren so 'ne Anlage gekauft hat, mit der zwei gleichzeitig telefonieren können. Meine Freundinnen haben damals stundenlang versucht, mich anzurufen, aber es war immer besetzt. Da haben sie einen Protestbrief an meine Mutti geschickt. Mutti fand das total cool und hat sich diese Anlage einbauen lassen. Meine Nummer ist 27761. Da landen Sie direkt in meinem Zimmer!" Sie griff in die Tasche ihrer Jacke und reichte mir eine Visitenkarte mit ihrem Namen, der Anschrift, und der Telefonnummer. "Die hat Mutti gemacht. Sieht doch gut aus, oder?" "Absolut!" Anerkennend sah ich auf die Karte. "Sieht sehr sauber aus. Was macht deine Mutter beruflich?" "Arbeitet in einer Werbeagentur. Abends ruft sie viele Kunden an und klärt noch irgendwelche ganz unheimlich wichtigen Sachen mit denen." Sie kicherte fröhlich. "Jedenfalls tut sie immer so, wenn ich mal frage, was sie da eigentlich treibt. Aber viel verstehen tu ich nicht, wenn sie am Telefon ist. Alles so komische Fremdwörter. Aber jedenfalls ist sie abends zu Hause." Sie sah mich neugierig an. "Was machen Sie abends?" "Meistens nur herumsitzen und die Arbeit für den nächsten Tag vorbereiten." Dani stöhnte. "Noch so einer! Und ich dachte schon, Mutti wäre die einzig Verrückte!" "Ist sie nicht", lachte ich. Danielas gute Laune sprang über wie ein Buschfeuer. In ihrer Nähe gab es einfach keine Trauer. "Ach ja!" Aufgeregt drehte sie sich mit dem ganzen Oberkörper zu mir. "Haben Sie nicht Lust, mal mit Schwimmen zu gehen? Um sechs ist das Bad noch schön leer. Erst gegen sieben wird das voll. Möchten Sie?" "Tja..." Ich sah sie unsicher an. "Störe ich dich auch nicht bei deiner Gymnastik?" "Nö! Ich schwimm doch nur. Die Gymnastik kommt später, wenn der Gips ab ist, weil dann das Bein ja richtig steif ist. Aber wenn ich Glück habe, bekomme ich einen Gehgips. Dann muß ich nur das Fußgelenk trainieren. Kommen Sie? Gleich heute? Um sechs? Das Hallenbad ist unten bei Karstadt. Ein paar Meter die Straße runter, da ist der Eingang. Und der Parkplatz. Ja?" Ich überlegte kurz. Das Bad war nur wenige Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt, das war kein Problem. Badesachen hatte ich zwar überhaupt nicht, die konnte ich jedoch schnell nach Feierabend bei Karstadt kaufen. Außerdem wartete zu Hause ja niemand auf mich. Dani schaute mich noch immer aufgeregt an. Ich nickte. "Ist gut. Ich bin um sechs Uhr da." "Super!" Ihre blauen Augen leuchteten vor Freude. "Mutti ist auch schon ganz neugierig auf Sie!" Das konnte ich mir denken. Welche Mutter eines 12jährigen Mädchens wäre nicht neugierig auf den erwachsenen Mann, mit dem sich ihre Tochter jeden Morgen im Bus unterhält? `"Und nach dem Schwimmen telefonieren wir noch?" Sie war ganz aufgedreht. "Ich kann aber nicht so lange anrufen, weil ich die Gespräche von meinem Taschengeld bezahlen muß." "Dann ruf ich dich an", schlug ich vor. "Nein. Wir teilen uns das." Sie grinste breit. "Ich ruf zehn Minuten an, und Sie dann eine Stunde. Weil Sie ja arbeiten, aber ich nur Taschengeld bekomme." "Oh Mann!" lachte ich. "Du könntest später mal Autos verkaufen!" "Das sagt Mutti auch immer", lächelte sie verschmitzt. "Das ist doch hoffentlich ein Kompliment, oder?" "Ein ganz ehrliches." Ich schaute mir ihr Gesicht an. "Du bist ein sehr liebes Mädchen, Dani. Und sehr nett dazu. Das war auch ein Kompliment." "Das kam an", erwiderte sie schüchtern und verlegen. "Ich find Sie aber auch sehr nett. Sind Sie neu hier, oder hat sich Ihre Arbeitszeit geändert?" "Das zweite. Eigentlich beides. Ich habe im Januar eine neue Arbeit angefangen, aber seit Montag habe ich andere Arbeitszeiten. Ich wohne aber hier in der Stadt seit meiner Geburt." "Mutti hat jeden Tag andere", lachte sie hell. "Sie fängt um neun an, aber Ende offen, wie sie sagt. Aber durch das Attest von meinem Arzt kommt sie wenigstens pünktlich raus, um mit mir schwimmen zu gehen. Danach muß sie aber wieder ans Telefon. Sobald die Schiene ab ist, kann sie wieder durcharbeiten, denn mit Gips kann ich ja nicht schwimmen." Ihre Stimmung schlug plötzlich um. "Ich hab Angst", gestand sie leise. "Wenn der Nagel rauskommt, meine ich. Das soll wieder unheimlich wehtun. Dann muß ich wieder eine Woche im Krankenhaus liegen, und erst dann kommt der Gips. Besuchen Sie mich mal?" "Jeden Abend, Dani", versprach ich ihr. "Gleich nach Feierabend." "Toll!" seufzte sie erleichtert. "Mutti kommt immer in der Mittagspause, aber abends weiß sie nie, ob sie es schafft. Sie möchte so gerne kommen, aber sie sagt, daß ihre Arbeit auch gemacht werden muß. Wenn sie erst um acht oder neun kommt, bin ich schon so müde, daß wir gar nicht viel miteinander reden können." Sie grinste wieder. "Das ist natürlich das Allerschlimmste: wenn ich nicht reden kann!" "Das kann ich mir vorstellen!" lachte ich herzlich. "Zum Glück hast du dir nicht die Zunge gebrochen." "Horror!" kicherte Dani. "Stellen Sie sich das mal vor: ein Gips um die Zunge!" Sie warf sich in den Sitz und lachte hell und fröhlich. "Dann brauchen wir noch Stützen, damit die schwere, eingegipste Zunge auf dem Kinn liegen kann und sich da ausruht." Sie streckte ihre spitze Zunge weit heraus und zeigte mit den Fingern, was sie meinte; zwei Stützen von der Zungenspitze herunter zum Kinn. Ihre großen blauen Augen schimmerten vor Vergnügen und Spaß. "Oder wir machen eine Schlaufe um die Zunge", schlug ich vor. "So wie bei einem Armbruch. Die wird dann hinten am Kopf verknotet." "Cool!" kicherte Dani. "Dann hängt die Zunge an der Nase!" Aufkommende Unruhe ließ sie aufblicken. "Und schon wieder!" stöhnte sie genervt, während sie den Rucksack umhängte. "Heute um sechs?" "Ganz bestimmt, Dani. Ich freue mich sehr darauf." "Ich auch, Mike. Bis nachher!" Der Bus hielt, Dani stand vorsichtig auf und verließ als letzte den Bus. Bevor sie die zwei Stufen hinunterging, lächelte sie mir noch fröhlich zu, dann war sie draußen. Wenig später saß ich an meinem Schreibtisch und schaute die Frühschicht der Hotline an, ohne sie zu sehen. Ich dachte an Dani, hörte ihr Lachen, sah ihre Augen. Ich begann, mir ernsthaft Sorgen über mich selbst zu machen. Andererseits war alles von ihr ausgegangen. Das erste Gespräch, das Angebot, miteinander zu telefonieren, die Einladung zum Schwimmen. Vielleicht brauchte sie wirklich nur jemanden zum Reden, und meine Sorgen waren völlig unbegründet.
* * *
Um sicherzugehen, kaufte ich schon in der Mittagspause ein, aber ich kam pünktlich raus. Die Zeit bis viertel vor sechs verbrachte ich mit einem kleinen Abendessen, dann schlenderte ich gemütlich zum Hallenbad. Um fünf vor sechs fuhr ein silberfarbener Mazda 626 vor. Ich sah Dani auf dem Beifahrersitz, die mich ebenfalls entdeckte und mir ausgelassen zuwinkte. Kurz darauf sah ich Danis Mutter zum ersten Mal. Sie war eine Frau Ende Dreißig, mit pechschwarzen, kurzen Haaren und schwarzen Augen, und nur ein oder zwei Zentimeter kleiner als ich. Das Aussehen hatte Dani offensichtlich von ihrem Vater geerbt, die schlanke Statur jedoch von der Mutter. Dani stieg aus und hüpfte mit ihrer Krücke auf mich zu. "Hi!" grüßte sie fröhlich. "Toll, daß Sie da sind! Das ist meine Mutter!" "Sie sind Michael Kalten?" fragte sie freundlich. Ihr Gesicht und die Stimme deuteten auf sehr viel Humor und Lebensfreude. Daher hatte Dani dies also. "Höchstpersönlich", lächelte ich. Wir tauschten einen Händedruck aus. "Cornelia Willems. Dani hat schon so viel von Ihnen erzählt, daß ich regelrecht neugierig auf Sie geworden bin." Ihre Augen musterten mich forschend. "Sie sind Witwer?" "Ja." Mit einem erwachsenen Menschen darüber zu reden trieb mir sofort das Wasser in die Augen. "Ich bin Witwe, aber das hat Dani Ihnen ja schon erzählt. Wollen wir rein? Dani muß ins Wasser." Sie schaute auf ihre Tochter, deren Augen wiederum an mir hingen. "Dani! Aufwachen!" lachte sie. Dani fuhr etwas zusammen und grinste verlegen. "Komm ja schon." Langsam ging sie vor, wir folgten ihr. "Ich habe mir die ganzen Sprüche von wegen Beileid gespart", meinte Frau Willems leise. "Den Verlust kann kein noch so gutgemeintes Wort wieder gutmachen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wie sind Sie darüber weggekommen?" Ihre Worte beeindruckten mich tief. Genau das war der Grund, warum ich normalerweise nicht darüber redete: das Mitleid vertiefte meinen Schmerz nur noch mehr. "Eigentlich noch gar nicht so richtig", erwiderte ich langsam. "Erst durch die Hilfe eines Freundes bin ich wieder einigermaßen zu mir gekommen." "Ich durch eine Freundin. Leider ist sie kurz danach bei einem Verkehrsunfall gestorben." "Was?" Ich blieb ungläubig stehen. "Mein Freund auch! Ich hatte gerade eine neue Wohnung bezogen, und ein paar Tage später war er tot." "Genau wie Dagmar." Sie sah mich mindestens ebenso erstaunt an wie ich sie. "Sagen Sie, wann ist Ihre Frau gestorben?" "Am 17. April letztes Jahr." "Was?" Nun blickte sie ungläubig. "Um welche Uhrzeit?" "Um 14:33 Uhr. Warum fragen Sie?" "Das gibt's doch nicht!" Ihre dunklen Augen durchbohrten mich wütend. "Herr Kalten! Treiben Sie bloß keine Spielchen mit mir!" "Was denn für Spielchen?" fragte ich, bestürzt über ihre unverständliche Reaktion. "Wollen Sie den Totenschein sehen? Ich habe ihn bei mir." Ich zog die Kopie, die ich immer bei mir trug, aus der Tasche und zeigte sie ihr. Kopfschüttelnd las Frau Willems die Daten. "Wollen Sie wissen, wann mein Mann abgestürzt ist?" fragte sie leise. Ich nickte. "Am 17. April, um 14:33 Uhr. Er war sofort tot." Jetzt verstand ich ihr Verhalten. Meine Nackenhaare richteten sich auf. War das zufällige Treffen mit Dani gar nicht so zufällig, wie es im ersten Moment aussah? Frau Willems fing sich zuerst. "Über diesen merkwürdigen Zufall sollten wir besser nicht großartig nachdenken. Was haben Sie mit Dani vor?" "Was ich..." Ich sah sie verblüfft an. "Ich weiß nicht, was Sie meinen, Frau Willems." "Das sehe ich." Sie lächelte. "Gehen wir schwimmen." Wir trennten uns nach der Kasse, trafen uns aber am Becken wieder. Dani hatte ihre Schiene und die Krücke im Schrank gelassen; ihre Mutter stützte sie auf dem Weg zum Becken. Danis linkes Bein war sichtbar dünner als das rechte; die Narben an Wade und Knie waren dicht gesät. Offenbar war bei dem Unfall nur der Unterschenkel verletzt worden. Dani hüpfte auf einem Bein, doch ihr strahlendes Gesicht und die lachenden Augen ließen nicht das geringste Mitleid aufkommen. Ihre Mutter ließ sie vorsichtig auf den Boden gleiten. Dani rutschte auf dem Po zum Rand des Beckens, stieß sich mit den Händen ab und glitt ins Wasser. Ihre Mutter und ich folgten ihr umgehend. Dani schwamm vorsichtig los. Ich sah sofort, daß sie das gebrochene Bein so gut wie gar nicht bewegte. "Wissen Sie, was man da machen kann?" seufzte ihre Mutter neben mir, die meinen Blick bemerkt hatte. "Ich rede mir Fusseln an den Mund, aber sie bewegt es einfach nicht! Sie meint nur, das Bein würde gleich wieder kaputtgehen, wenn sie es belastet. So gesehen ist das ganze Schwimmen vollkommen sinnlos!" "Wie ist es mit Rückenschwimmen?" meinte ich nachdenklich. "Da muß sie beide Beine bewegen." "Wenn Sie das hinkriegen", erwiderte Frau Willems mit einem resignierten Lächeln, "lade ich Sie zum Abendessen ein. Ich rede bei ihr doch nur vor eine Wand. Sie soll mit dem genagelten Bein auch vorsichtig auftreten, aber sie tut es nicht. Es könnte ja gleich wieder kaputtgehen. Ich kann diesen Spruch nicht mehr hören." "Dani hat Angst vor neuen Schmerzen, Frau Willems. Sie mußte ziemlich viel mitmachen, was ich von ihr gehört habe. Aber ich sehe mal, ob ich etwas erreiche." "Mein Angebot steht!" rief sie mir leise hinterher. "Sie dürfen sich aussuchen, was es gibt!" "Die Wette gilt!" rief ich zurück, dann schwamm ich zu Dani, die mir langsam entgegenkam. Ich erinnerte mich daran, wie mein Freund mich aus meinem Selbstmitleid herausgerissen hatte, und entschied mich auch für den direkten Weg. "Das ist Unsinn, was du da machst", sagte ich, als ich bei ihr angekommen war. Sie sah mich mit großen Augen an. "Wieso?" "Weil du das Bein überhaupt nicht bewegst, Dani. Dreh dich mal auf den Rücken." "Aber das geht doch wieder kaputt, wenn ich es bewege", jammerte sie. Sie hatte wirklich große Angst. "Wird es nicht. Hast du daheim Bilder an der Wand?" "Sicher!" "Und woran hängen die?" "An Nägeln!" "Und was steckt in deinem Bein?" "Ein Nagel!" Es klickte. "Da steckt ein ganz langer Nagel drin", sagte sie mit weit offenen Augen. "Und der hält den Knochen zusammen." "Genau, Dani. Du solltest damit keinen Wettlauf machen, aber du kannst das Bein ohne jedes Problem bewegen. Gerade im Wasser wiegt das kaum etwas. Es wird auch nicht wehtun. Dreh dich mal auf den Rücken." Gehorsam rollte sie sich herum. Ich griff nach ihrem linken Fuß. Dani sah mich ängstlich an, als ich das Bein zu ihrem Körper drückte. "Siehst du? Es bewegt sich. Jetzt schwimm ganz vorsichtig damit, Dani. Bewege es auf und ab, schön langsam." Sie schluckte; die Angst vor neuen Schmerzen stand ihr im Gesicht. Ihre Mutter sah gebannt zu uns herüber. "Trau dich, Dani", lächelte ich sie an. "Es wird dir nicht wehtun. Bestimmt nicht. Das Wasser trägt dich. Schwimm ganz langsam und ganz vorsichtig." Gehorsam bewegte sie erst das gesunde Bein, und dann sehr zögernd das gebrochene. Staunend sah sie an sich herab, wie ihr krankes Bein nach unten ging und sich im Knie beugte. "Das geht!" flüsterte sie überwältigt. "Das geht echt, Mike, und das tut gar nicht weh!" "Sag ich doch. Mach schön langsam und vorsichtig weiter; ich paß auf, daß du keinen rammst." Dani nickte knapp, ihre Konzentration war auf ihr Bein gerichtet, das sich im Wasser bewegte. Ihre Mutter schaute mich sprachlos an. Am Ende der Bahn ließ ich Dani sich wieder auf den Bauch drehen. Zögernd schwamm sie los, ihr gebrochenes Bein bewegte sich kaum. "Beide Beine, Dani!" sagte ich leise. "So herum tut das auch nicht weh. Glaub mir." Sie sah mich ängstlich an. "Und wenn doch? Wenn es wieder kaputtgeht?" "Wird es nicht, Dani. Ganz bestimmt nicht. Solange du mit dem Bein nicht vor eine Mauer trittst, wird nichts passieren." Sie zuckte bei diesem Gedanken heftig zusammen. Ihre Angst vor Schmerzen war nur zu verständlich, wenn sie viermal miterleben mußte, wie das Bein gebrochen wurde, um endlich wieder sauber zusammenzuwachsen. "Versuch es einfach, Dani. Erst ganz langsam, wie vorhin auf dem Rücken. Das geht schon." Zweifelnd blickte sie mich an, dann bewegte sie das Bein mit äußerster Vorsicht. "Siehst du?" lächelte ich, als der erwartete Schmerz ausblieb. "Es geht, Dani. Du kannst es." Wieder nickte sie knapp und konzentrierte sich auf die Bewegungen ihres gebrochenen Beines. Nach einigen Zügen drehte sie sich zu mir. "Tut echt nicht weh!" staunte sie. "Das freut mich, Dani. Und jetzt mach schön langsam weiter, ja?" "Ja." Angespannt schwamm sie weiter. Ich blieb neben ihr und beobachtete ihr Bein, dem Dani ebenfalls ihre besondere Aufmerksamkeit widmete. Am Ende der Bahn hielt sie sich am Rand fest. "Anstrengend!" "Natürlich", lächelte ich. "Du hast das Bein ein dreiviertel Jahr nicht bewegt, Dani. Schwimmen ist das beste Mittel, um die Muskeln wieder zu kräftigen." "Okay. Ich ruh mich was aus, dann mach ich weiter, ja?" "Mach das. Ich bleib in deiner Nähe." "Sie sind lieb", lächelte sie verlegen. "Danke." Ihre Mutter stieß zu uns. "Und?" fragte sie ihre Tochter. "Wie ging's?" "Super!" strahlte Dani. "Mike hat mir gezeigt, daß das gar nicht wehtut, aber es ist total anstrengend!" "Deswegen sind wir hier." Frau Willems unterdrückte ein Schmunzeln. "Ab jetzt geht es wohl aufwärts. Was möchten Sie essen?" "Am liebsten ein Omelette mit Speck", antwortete ich nachdenklich. "Das habe ich nicht mehr gegessen, seit meine Frau gestorben ist." Frau Willems' Miene war unergründlich. "Und wie möchten Sie den Speck?" "Am liebsten ganz dunkelbraun gebraten, damit der ganz knusprig ist." Sie atmete unmerklich auf. "Langsam wird mir das unheimlich. Mein verstorbener Mann mochte das auch am liebsten, aber er wollte den Speck roh." "Sehe ich ihm denn ähnlich?" "Nicht die Spur!" lachte Frau Willems. "Mein Mann war kräftig und groß, fast zwei Meter. Sie aber sehen aus wie ein Streichholz. Viel zu dünn für einen Mann, was mich angeht. Und wie war Ihre Frau?" "Ganz zierlich, fast zerbrechlich. Noch viel schlanker als Sie. Jeder hatte Angst, ihr die Hand zu geben, um ihr nicht unabsichtlich wehzutun. Sie hatte zwar auch schwarze Haare, so wie Sie, aber sehr viel länger, und ganz helle, blaue Augen. Sie war sehr schüchtern und in sich gekehrt." "Sehr merkwürdig." Frau Willems sah mich nachdenklich an. "So viele Unterschiede, und doch so viele Gemeinsamkeiten." Daniela hatte uns aufmerksam zugehört. "Darf er mich denn anrufen?" fragte sie ihre Mutter, als eine kurze Pause im Gespräch entstand. "Oder willst du doch nicht?" "Da reden wir nachher nochmal drüber, aber es sollte in Ordnung gehen." Frau Willems sah ihre Tochter mißbilligend an. "Und jetzt hast du dich genug ausgeruht, junge Dame. Ab mit dir." "Bin schon weg!" grinste Dani breit. Vorsichtig stieß sie sich mit ihrem gesunden Bein ab und schwamm dann langsam mit beiden Beinen. "Wie haben Sie sie bloß dazu gekriegt?" fragte ihre Mutter mich staunend. "Ich rede und rede und es passiert nichts, und Sie wechseln nur ein paar Worte mit ihr, dann schwimmt sie so, wie sie es soll." "Ich habe Danis Vertrauen mißbraucht", grinste ich. "Ich sagte ihr, daß es ihr ganz bestimmt nicht weh tun wird, und sie hat es geglaubt." "Da hol mich doch..." Sie schüttelte ihren Kopf. "Ich habe ihr nichts anderes gesagt!" "Welches Kind glaubt schon den Eltern?" "Ein Punkt für Sie. Wann darf ich meine Schulden zahlen? Wann kommen Sie zum Essen?" "Da richte ich mich nach Ihnen, Frau Willems. Dani sagte, daß Sie schwer beschäftigt sind." "Da hat sie ausnahmsweise mal recht", seufzte Danis Mutter. "Wie wäre es Samstag abend? Gegen sieben?" "Sehr gerne, vielen Dank." "Bedanken Sie sich nicht, Herr Kalten. Ich habe zu danken. Seit Tagen predige ich hier vor einer Parkuhr, und Sie..." Sie schüttelte den Kopf. "Dani wollte Sie anrufen, habe ich gehört?" "Ja, unsere Telefonnummern haben wir schon ausgetauscht, aber ich war mir nicht sicher, ob Sie damit einverstanden sind." "Bin ich, bin ich. Jetzt, wo ich Sie kennengelernt habe, bin ich damit einverstanden. Ich war mir nicht sicher, auf welcher Seite Sie stehen, aber die Sorge bin ich jetzt los." "Welche Seite?" fragte ich verwirrt. "Ja." Sie sah mich an, und ich war erstaunt über die Kraft und Entschlossenheit in ihrem Blick. "Ob Sie sich an Dani herangemacht haben, weil sie ein hübsches, junges Mädchen ist, oder ob Sie einfach nur ein netter, etwas einsamer Mensch sind, der zufällig mit Dani ins Gespräch gekommen ist." Das verschlug mir die Sprache. Gleichzeitig befürchtete ich, meine Sprachlosigkeit würde von Frau Willems als Zugeständnis meiner nicht vorhandenen fiesen Absichten ausgelegt werden, doch das Lachen in ihren Augen rettete mich. "Sie sind das zweite", schmunzelte sie. "Erstens haben Sie keine körperliche Reaktion auf Dani im Bikini gezeigt, und zweitens" - sie wurde mit einem Mal sehr ernst - "lieben Sie ihre Frau noch immer, so wie ich meinen Mann noch immer liebe. Das sehe ich Ihnen an. Ich denke, daß Sie für Dani ein guter Freund sein werden. Ich habe leider nicht die Zeit für sie, die ich mir wünsche, und wenn es Ihnen nichts ausmacht, daß Dani Ihnen am Telefon ein Ohr abkaut, wäre ich Ihnen sehr dankbar." Wir sahen beide zu Dani herüber, die gerade am Ende ihrer Bahn angekommen war und sichtbar erschöpft am Rand hing. "Schwimmen Sie zu ihr", schlug Frau Willems vor. "Sie braucht etwas Zuspruch." Sie stieß sich ab und schwamm fort. Ich sah ihr mehr als perplex hinterher. Danis Winken brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich schwamm zügig zu ihr. "Na, schon müde?" fragte ich scherzhaft. Sie nickte schlapp. "Ja. Das ist total anstrengend!" "Dann laß uns noch etwas auf dem Rücken schwimmen, das geht einfacher." "Okay." Sie stieß sich ab, drehte sich auf den Rücken und wedelte langsam mit den Beinen. "Wie viele Bahnen muß ich noch?" "Noch diese", entschied ich kurzerhand, "dann machen wir eine lange Pause. Nach der Pause noch eine Bahn, dann sollte es gut sein für heute." "Das überleb ich nicht!" grinste sie, schwamm aber weiter. "Worüber haben Sie und Mutti so lange geredet?" "Über dich. Wie babyhaft du dich anstellst." "Was?" protestierte sie laut, dann sah sie das Funkeln in meinen Augen. "Boah, sind Sie fies!" "Ach ja? Gerade war ich doch noch lieb." "Ph! Das war gerade!" Trotzig sah sie an die Decke, doch ihre Mundwinkel zuckten vor Lachen. "Wir haben uns darüber unterhalten, wie ich dich zum Schwimmen bekommen habe", sagte ich ernster. "Und deine Mutter hat mich für Samstag zum Essen bei euch eingeladen." "Echt?" Sie sah mich begeistert an. "Samstag?" "Ja, um sieben." "Super! Wie lange bleiben Sie dann?" "Nicht allzu lange, Dani. Ich möchte euch nicht stören." "Das tun Sie nicht, Mike!" Ihre blauen Augen blickten mich beschwörend an. "Ganz ehrlich nicht! Bleiben Sie bis halb elf? Dann geh ich nämlich ins Bett. Bitte!" "Mal sehen", lächelte ich. "Es ist aber die Entscheidung deiner Mutter, wann sie mich rauswirft. Ich dachte so an neun Uhr." "Das klär ich noch." In ihrem Blick lag die gleiche Entschlossenheit wie bei ihrer Mutter. "Aber neun Uhr ist auf jeden Fall Blödsinn. Ich klär das." Ruhig schwammen wir ein paar Meter weiter, als Dani mich plötzlich erschrocken ansah. "Mir ist ganz komisch", sagte sie, wurde in der gleichen Sekunde blaß und verdrehte die Augen. Noch bevor sie bewußtlos untergehen konnte, hatte ich sie schon im Arm und hielt ihren Kopf, der zur Seite gefallen war, über Wasser. Ihre Mutter kam angeschossen wie ein Hecht. "Was ist los?" "Keine Ahnung." Ich paddelte vorsichtig zum Rand. "Sie hat mich angesehen, gesagt, daß ihr ganz komisch wäre, dann war sie auch schon weg." "Nicht das!" jammerte ihre Mutter. "Lieber Gott, bitte nicht das auch noch!" "Hat sie das schon einmal gehabt?" fragte ich erstaunt. "Einmal?" Ihre Mutter lachte verbittert. "Das hat sie fast ein ganzes Jahr lang gehabt! Sie war sieben zu der Zeit. Alle naselang ist sie umgekippt. In der Schule, auf dem Weg zur und von der Schule, zu Hause, draußen.... Sie wurde im Krankenhaus von Kopf bis Fuß durchleuchtet, aber gefunden hat man nichts." Sie schaute ihre Tochter besorgt an. "Nach fast einem Jahr ging es weg und trat nie wieder auf. Bis heute." Wir waren am Rand angekommen. "Ich nehm sie. Gehen Sie raus und ziehen Sie sie hoch." "Okay." Schnell war ich draußen, kniete mich und nahm Dani entgegen. Ich zog, ihre Mutter schob, dann war das Mädchen aus dem Wasser heraus. Ein Badewärter kam angerannt, um uns herum bildete sich eine kleine Gruppe von gaffenden Menschen. Frau Willems wurde sauer. "Wie heißen Sie?" fuhr sie den erstbesten Mann an, der Dani mit offenem Mund anstarrte. "Wieso?" fragte der dümmlich. "Weil ich Sie anzeigen werde, und zwar wegen unterlassener Hilfeleistung. Entweder helfen Sie, oder Sie verschwinden!" Es war ihr deutlich anzusehen, daß sie keine leere Drohung ausstieß. Das brachte die Leute in Bewegung, nur der Bademeister stand noch etwas hilflos in der Gegend herum. Wenig später kam Dani wieder zu sich. "Was war?" fragte sie schwach. "Du bist bewußtlos geworden", antwortete ihre Mutter zärtlich. "Kind, was machst du bloß?" "Wollte ich doch nicht", entschuldigte Dani sich. "Hast du mich rausgezogen?" "Nein, dein neuer Freund hat dich gerettet. Wenn er nicht direkt neben dir gewesen wäre..." Sie schauderte. Dani drehte ihren Kopf zu mir und lächelte dünn. "Danke, Mike!" flüsterte sie. "Von mir auch!" Frau Willems drückte meine Hand so kräftig, daß es mir schon wehtat. "Wenn ich sie auch noch verloren hätte..." Ihre Augen wurden naß, und sie wandte sich schnell und mit zuckenden Schultern ab. "Ist doch nichts passiert", sagte ich verlegen. "Dani, was genau war los mit dir?" "Weiß nicht", antwortete sie matt. "Mir wurde nur ganz schwach, und dann bin ich gerade wachgeworden." Sie versuchte, sich aufzusetzen, aber ihre Mutter, die sich wieder gefangen hatte, hielt sie fest. "Du bleibst liegen! Herr Kalten wird dich zu unserer Kabine tragen." Sie sah zum Badewärter. "Einverstanden? Es ist ja kaum was los in den Damenkabinen." "Äh... Ja, sicher." "Danke." Sie stand auf. Ich hob Dani hoch, die sich mit beiden Händen an meinem Hals festhielt und mich mit einem nicht zu deutenden Blick unentwegt ansah. Der Bademeister ging voraus, vergewisserte sich durch einen schnellen Blick, daß in den Damenkabinen keine Frau unbekleidet herumlief, dann winkte er uns hinein. Danis Mutter nahm das Armband ab, an dem der Schlüssel hing, lief zu ihrem Schrank und holte ihre sowie Danis Sachen heraus. Derweil trug ich Dani in eine der vielen leeren Kabinen und setzte sie vorsichtig ab. Noch immer klebten ihre Augen an mir. Ihre Mutter stellte die Krücke an die Wand, legte die Schiene vorsichtig auf den Boden und sah Dani fragend an. "Was ist, Dani?" "Mike hat mein Leben gerettet", erwiderte Dani leise, ohne den Blick von mir zu nehmen. "Das würde ich jederzeit wieder tun", lächelte ich verlegen. "Ich geh jetzt raus, Dani." Sie nickte leicht. Plötzlich griff sie nach meiner Hand und zog sich an mir hoch, dann umarmte sie mich stürmisch. "Danke!" "Hab ich gern gemacht, Dani." Ich strich ihr kurz über die Haare, dann ließ ich sie wieder los. "Jetzt zieh dich um." "Ja." Ihre Augen strahlten mich an. "Ich kann Ihnen auch gar nicht genug danken, Herr Kalten", sagte Frau Willems leise. "Ich wäre viel zu spät gekommen." "Nein", wehrte ich verlegen ab. "Wäre ich nicht dagewesen, wären Sie bestimmt neben Dani gewesen. Vergessen wir das einfach." "Wetten, nicht?" meinte sie mit einem leisen Lachen. "Manche Sachen vergesse ich mein Leben lang nicht, und der Lebensretter meiner Tochter gehört ganz bestimmt zu diesen Sachen." "Bei mir auch!" strahlte Dani, die offenbar wieder vollkommen auf dem Damm war. "Warten Sie draußen auf uns? Ich brauch immer etwas, bis die Schiene richtig sitzt." "Mach ich." Schnell eilte ich hinaus, wo der Bademeister schon ängstlich auf mich wartete. Etwa zehn Minuten später war ich draußen, weitere drei Minuten später kamen Dani und ihre Mutter heraus. "Sie ist wieder fit", lächelte Frau Willems, noch bevor ich fragen konnte. "Noch einmal meinen allerherzlichsten Dank, Herr Kalten. Das war etwas, was ich nie wieder gutmachen kann." Wir gingen langsam hinaus und über den Parkplatz. "Bitte!" Das war mir jetzt wirklich schon unangenehm. "Ich habe nur getan, was jeder getan hätte." "Völlig richtig!" antwortete Frau Willems mit beißendem Spott. "Wir haben ja gesehen, wie viele Leute sich darum bemüht haben, Dani zu helfen." Sie atmete tief durch. "Schon gut. Ich bin ganz ruhig. Sie sind am Samstag um sieben Uhr bei uns? Die Adresse -" "Hat er schon!" warf Dani ein. "Ich hab ihm meine Karte gegeben!" "Kluges Mädchen!" Grinsend fuhr sie ihrer Tochter durch das Haar. "So ersparst du deiner Mutter mindestens fünf Sekunden Reden." Sie sah wieder mich an. "Ich könnte mich noch stundenlang bei Ihnen bedanken, ohne daß es mir langweilig wird, aber das verschieben wir auf Samstag." Sie reichte mir ihre Hand. "Ich schulde Ihnen mehr, als ich jemals bezahlen kann." "Frau Willems, bitte! Ich möchte das nicht!" "Da haben Sie überhaupt kein Mitspracherecht. Dani, sag Auf Wiedersehen." "Bis morgen, Mike, und Danke!" Dani umarmte mich mit ihrem rechten Arm. Seufzend klopfte ich ihr leicht auf die Schulter. "Hör wenigstens du auf, dich zu bedanken." "Nö!" Mutwillig sah sie zu mir auf. "Danke, Mike!" "Schon gut, Dani." Ich spürte, wie mir die Röte in den Nacken stieg. "Jetzt steig ins Auto ein." Ihre Mutter hielt ihr die Tür auf. Dani ließ sich vorsichtig auf den Sitz fallen, stellte die Krücke hinein, hob das verletzte linke Bein mit beiden Händen und mit äußerster Vorsicht in das Auto, zog das andere hinterher, dann schnallte sie sich an. "Ich ruf heute abend an, ja?" fragte sie eifrig. "Mach das, Dani. Ich bin zu Hause." "Wir sehen uns spätestens Samstag", sagte Frau Willems von ihrer Seite. "Auch wenn Sie platzen sollten, Herr Kalten: Danke." Sie zwinkerte mir zu und stieg ein. Dani winkte mir zu, als der Wagen losfuhr, bis sie außer Sichtweite war.
Um kurz vor neun klingelte mein Telefon. "Hallo, ich bin's!" erklang die fröhliche Stimme. "Störe ich?" "Hallo, Dani! Nein, du störst überhaupt nicht. Wie geht's dir?" Ich lehnte mich zurück in das Sofa. "Supergut! Und selbst?" "Genauso gut. Dani, soll ich dich eben zurückrufen?" "Nö!" lachte Dani. "Mutti sagt, sie zahlt, wenn ich Sie anrufe." "Wie komme ich denn zu dieser Ehre?" "Wie wohl!" Ich sah ihre mißbilligende Miene förmlich vor mir. "Wer hat mich denn heute vorm Ertrinken gerettet?" "Keine Ahnung", grinste ich. "Erzähl mal." "Mann! Sie!" Ein lautes Stöhnen erklang. "Was machen Sie gerade?" fragte sie dann in ihrer normalen, fröhlichen Stimme. "Telefonieren." Bildete ich es mir nur ein, oder war tatsächlich alle paar Sekunden ein leiser Piepton zu hören? "Mike!" Sie kicherte ausgelassen. "Müssen Sie mich immer so verulken?" "Selbst schuld, wenn du das mit dir machen läßt." Es war merkwürdig, aber bei der Unterhaltung mit Dani war nichts von meiner Trauer zu spüren. Ich konnte bei ihr ganz locker und ungezwungen sein. "Klar!" maulte sie kichernd. "Immer ich! Wenn ich gewußt hätte, daß Sie so gemein sind..." "Dann?" "Dann hätte ich Sie über meine Krücke stolpern lassen! Und zwar genau in eine tiefe Pfütze! Mit dem Gesicht zuerst!" "Du bist ein guter Mensch, Dani." Wir lachten ausgelassen. "Dani, gibt es etwas Besonderes, oder hast du einfach nur so angerufen?" "Einfach so. Mutti ist beschäftigt, und mir ist langweilig. Störe ich Sie wirklich nicht?" "Nein, Dani. Ganz ehrlich nicht." "Haben Sie schon Abendessen gehabt?" "Ja, zwei Brote. Und du?" "Einen Salat, und ein paar Kekse." Sie lachte hell auf. "Und die piksen!" "Piksen?" "Ja! Ich hab die in meinem Bett gegessen, und jetzt piksen die Krümel!" "Was machst du denn um diese Zeit schon im Bett?" fragte ich erstaunt. "Liegen! Was machen Sie denn im Bett?" "Purzelbäume natürlich." Dani kicherte. "Nee, das kann ich nicht. Da knall ich mir ja die Schiene an den Kopf! Nachher muß da auch noch ein Nagel rein." Sie machte eine kleine Pause. "Mike?" Das kam ganz leise und sehr ängstlich. "Was denn, Dani?" "Ich hab so Angst!" "Vor dem Krankenhaus?" "Ja." Sie schwieg ein paar Sekunden. "Wenn die den Nagel rausziehen, ist doch wieder ein Loch im Knochen, oder?" "Das ist richtig, Dani, aber nicht im Knochen selbst, sondern im Knochenmark. Und soweit ich weiß, wächst das schnell nach. Der Knochen selbst ist dann schon wieder zusammengewachsen. Du mußt dir das wie ein Stahlrohr vorstellen, das ein Loch hat. Es ist zwar hohl, aber ganz stabil. So ist das dann auch mit deinem Knochen." "Wirklich?" fragte sie voller Hoffnung. "Ja. Du sagtest doch, daß du dann einen Gehgips bekommst, nicht wahr?" "Ja, das sagte der Arzt." "Und einen Gehgips bekommst du doch nur, wenn du damit auch gehen kannst. Richtig?" "Ja." "Und wenn du gehen kannst, ist der Knochen schon so verheilt, daß er nicht wieder kaputtgeht, wenn du mit dem Bein auftrittst." "Mike!" Sie seufzte erleichtert. "Das stimmt! Sonst würden die mir ja keinen Gehgips geben!" "Genau, Dani. Außerdem habe ich dir versprochen, daß ich dich jeden Abend besuche." "Machen Sie das auch?" "Ja, Dani. Ganz bestimmt. In welches Krankenhaus gehst du?" "In das Marienhospital. Samstag in drei Wochen muß ich da rein, und am Montag kommt der Nagel raus. Ich hab trotzdem Angst." "Das verstehe ich, Dani", sagte ich sanft. "Aber bisher haben die Ärzte doch alles richtig gemacht, und wenn der Nagel erst einmal raus ist, dann hast du es fast hinter dir." "Es ist schön, mit Ihnen zu sprechen", sagte Dani leise. "Sie machen mir richtig Mut. Ich hab zwar noch Angst, aber nicht mehr ganz so viel." "Dafür sind Freunde doch da", lächelte ich. "Um sich gegenseitig Mut zu machen." "Darf ich Sie wirklich anrufen, wann ich will?" "Das darfst du, Dani. Ruf an, wenn du einfach quatschen möchtest oder wenn du dir Sorgen machst." "Mike?" "Ja?" "Darf ich Du zu Ihnen sagen?" "Von mir aus gerne, Dani, aber sprech das bitte noch mit deiner Mutter ab, ja?" "Hab ich schon. Sie hat's erlaubt. Ähm..." Eine kurze Pause entstand, in der ich anfing, zu lächeln. "Tja, Dani, jetzt darfst du mich duzen und bringst es nicht heraus, was?" "Genau!" kicherte sie verlegen. "Ich will's sagen, aber es geht nicht! Meine Zunge klemmt!" "Versuch es doch!" stichelte ich. "Na los, trau dich!" "Mann! Nerv mich doch nicht so!" jammerte sie und schrie im gleichen Moment auf. "Mike! Ich hab's gesagt! Ich hab Du zu dir gesagt!" "Herzlichen Glückwunsch!" lachte ich herzlich. "Du hast dir zwei neue Kekse verdient!" "Gleich zwei?" kicherte sie aufgedreht. "Cool! Willst du auch einen?" "Du kannst mir ja einen für Samstag aufheben." "Das mach ich!" Ich hörte sie laut ausatmen. "Jetzt geht's mir schon viel besser. Danke, Mike." "Das freut mich, Dani. Aber sag mal, hörst du auch so ein ganz leises Piepsen? So alle fünf Sekunden?" "Ja", erwiderte sie gleichgültig. Ich hörte ein Bett knarren. "Ich hab mich gerade hingesetzt. Moment mal." Bettwäsche raschelte, eine Matratze wurde geklopft, es knarrte, dann war Dani wieder dran. "Ich hab eben die Krümel weggewischt. Die nervten. Das Piepsen hab ich ab und zu drin. Keine Ahnung, wo das herkommt. Bist du morgen wieder im Bus?" "Bin ich." "Schön. Ich bin richtig froh, daß wir uns kennengelernt haben. Du auch?" "Das bin ich, Dani. Es ist schön, mit dir zu reden." "Ja?" fragte sie erfreut. "Warum?" "Weil du so herrlich lustig bist. Ich kann endlich wieder lachen." "Ich bei dir auch. Mit Mutti ist es auch lustig, aber sie hat ja nur so wenig Zeit. Du, sollen wir uns morgen bei Simone bedanken? Ohne sie hätten wir uns ja gar nicht kennengelernt!" "Bitte nicht!" lachte ich. "Ich bin froh, daß ich nicht mehr die Zielscheibe für ihre Wut bin." "Na gut", kicherte Dani. "Die würde wahrscheinlich nur wieder grob werden. Moment mal." Wieder knarrte das Bett, und Wäsche raschelte. "So, jetzt ist besser. Ich hab mich gerade hingelegt und zugedeckt. Ich bin richtig müde vom Schwimmen." "Möchtest du dann jetzt auflegen?" "Nein!" kam der sofortige und laute Protest. "Red mit mir! Bleib bei mir!" "Fühlst du dich so einsam?" fragte ich sanft. "Ja." Sie atmete laut ein und aus. "Mike, ich bin oft ganz allein. Ich hab dir ja schon gesagt, daß ich alle meine Freundinnen verloren hab. In der Schule reden wir noch miteinander, aber wenn ich mal eine von ihnen anrufe, legen wir nach zwei Minuten oder so wieder auf, weil wir nicht mehr wissen, wovon wir noch reden sollen. Mutti hat auch immer viel Arbeit. Sie beschäftigt sich mit mir, wenn wir vom Schwimmen nach Hause kommen, aber dann bleibt ihre Arbeit liegen, und sie wird nervös." Dani seufzte laut. "Mike, sie will ja Zeit für mich haben, aber es geht einfach nicht! Sie muß ja Geld verdienen. Ich versteh das ja auch, aber trotzdem..." Ihre Stimme verklang traurig. "Trotzdem möchtest du jemanden zum Reden haben", vollendete ich ihren Satz. "Ja", flüsterte sie. "Jetzt, wo ich viel zu Hause bin, zum Reden. Später, wenn ich wieder besser laufen kann, möchte ich jemanden haben, der mit mir durch die Stadt läuft und der sich nicht daran stört, daß ich nur humpeln kann. Das kann sie aber auch nicht. Nicht in der Woche. Läufst du was mit mir, Mike?" "Würde ich sehr, sehr gerne, Dani", antwortete ich sanft. "Aber ich muß doch auch arbeiten." "Ach, Mann!" jammerte sie, am Rande der Tränen. "Dani! Bitte nicht weinen! Wir können uns doch jetzt schön unterhalten, und du denkst erst mal nicht an später. Immer nur einen Tag nach dem anderen angehen." "Blöder Spruch!" murrte sie, aber schon nicht mehr ganz so traurig wie noch gerade eben. "Kommt noch besser", lächelte ich. "Lebe jetzt, aber lebe nicht in der Vergangenheit, und schon gar nicht in der Zukunft. Das eine ist vorbei, das andere kommt erst noch, aber dieser Moment jetzt ist der einzige, der zählt. Das hat mein Freund mit immer gesagt, wenn ich am Jammern war." Ich erwartete einen wilden und wütenden Protest von Dani, aber es blieb totenstill. "Dani?" fragte ich vorsichtig, als sich mehrere Sekunden lang nichts rührte. "Ja, ich bin noch da." Ihre Stimme klang völlig abwesend. Dann, plötzlich: "Mike, sag das nochmal. Was ist das, was jetzt zählt?" "Dieser Moment ist der einzige, der zählt." Dani wiederholte den Satz, ganz aufgeregt. "Mike!" jubelte sie dann. "Du hast total recht! Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, und was gleich oder später passiert, weiß ich auch nicht. Aber jetzt... Genau, Mike! JETZT rede ich mit dir, und JETZT liege ich in meinem Bett, und JETZT fühle ich mich sauwohl!" "Genau so ist das gemeint", lächelte ich. "Genieße es, daß du dich jetzt wohl fühlst. Genieße es mit aller Kraft." "Wahnsinn!" flüsterte sie. "Mike, ich - ich fühl mich total super! Genau jetzt! In mir kribbelt alles, so gut geht es mir jetzt!" Sie quietschte aufgeregt. "Mike!" rief sie dann überwältigt. "Danke, Mike! Für alles! Du bist echt total lieb!" "Gut jetzt!" lachte ich etwas verlegen. "Ich habe dir nur das gesagt, was mir damals mein Freund gesagt hat." "Das hat total geholfen, Mike! Boah!" Sie stieß alle Luft auf einmal aus. "Mike, ich fühl mich so leicht, als ob ich fliegen würde!" "Trotz der Bettdecke?" konnte ich mir nicht verkneifen. "Ja!" kicherte sie. "Mike, du hast mir so toll geholfen, ich würd dich jetzt gerne drücken!" "Das läßt du schön bleiben!" lachte ich laut. "So lange kennen wir uns ja noch nicht. Weihnachten darfst du das vielleicht mal machen." "Ostern!" lachte Dani fröhlich. "Das kommt nämlich eher!" "Mal sehen. Sag mal, Dani, wie lange mußt du denn vom Bus bis zur Schule laufen?" "Ich brauch fast 'ne Viertelstunde, die anderen nur fünf Minuten." Sie gähnte plötzlich laut und herzhaft. "Ich bin todmüde, Mike. Ich mach jetzt Licht aus. Redest du noch mit mir, bis ich schlafe?" "Ein bißchen können wir noch reden, Dani. Aber du solltest auflegen, bevor du einschläfst." "Besser wär das." Sie kicherte leise. "Warte mal." Ich hörte sie sich bewegen, dann klickte es leise. "So, Licht ist aus. Sekunde." Ihr Bett raschelte und knarrte. "Bin wieder da. Jetzt ist ganz dunkel, Mike. Ich lieg auf der Seite und hab den Hörer im Kissen eingeklemmt. Hörst du mich?" "Sehr gut sogar. Du mich auch?" "Ja", hauchte sie. "Das hört sich so an, als wärst du ganz nah bei mir. Darf ich dir was sagen, Mike?" "Sicher, Dani. Was denn?" "Ich mag dich." "Ich mag dich auch, Dani. Darf ich dich denn auch mal was fragen?" "Klar", meinte sie schläfrig. "Warum hast du dich am Dienstag zu mir gesetzt?" "Vorgestern? Weiß nicht. Hatte ich Lust zu." Sie gähnte ein weiteres Mal sehr tief. "Mike, sagst du mir gute Nacht? Meine Augen fallen zu." "Klar. Gute Nacht, Daniela. Schlaf schön, und träum was Hübsches." "Du auch, Mike. Ich mag dich. Nacht." "Nacht, Dani. Ich mag dich auch." "Ich dich auch. Nacht." Es klapperte etwas, dann fiel der Hörer auf die Gabel. Lächelnd legte ich auf.
Kapitel 2
"Morgen, Mike!" Dani fiel mit ihrem üblichen Plumps in den Sitz und strahlte mich an. "Morgen, Dani. Gut geschlafen?" "Ja!" Sie verstaute ihre Sachen: Rucksack auf den Boden, Krücke zwischen die Sitze. "Und super geträumt!" "Wirklich? Wovon denn?" "Von dir!" lachte sie fröhlich. "Daß wir beide durch die Stadt gelaufen sind und ganz viel Spaß gehabt haben!" Ihre großen blauen Augen leuchteten glücklich. "Machen wir das mal, wenn ich wieder ganz gesund bin?" "Aber ganz bestimmt, Dani. Das machen wir, sobald du den Gehgips hast." "Cool!" freute sie sich. "Das ist dann in vier Wochen, oder?" Sie rechnete kurz. "Doch. In drei Wochen ins Krankenhaus, dann eine Woche dableiben, dann der Gehgips. Vier Wochen, Mike!" Plötzlich griff sie nach meiner Hand und drückte sie fest. "Das Reden gestern hat richtig geholfen", sagte sie mit einem dankbaren Lächeln. "Ich konnte ganz toll einschlafen." "Das freut mich, Dani." Ich drückte kurz ihre Hand. "Das kannst du jeden Abend machen, wenn du möchtest." "Mach ich auch!" sagte sie ernsthaft. "Du kommst ganz bestimmt morgen?" "Ganz bestimmt, Dani." "Und heute zum Schwimmen?" "Das weiß ich noch nicht." Der Eintritt war zwar nicht teuer, aber meine dünne Kasse merkte es doch. "Bitte!" bettelte Dani sogleich. "Bitte komm! Ich fühl mich so sicher, wenn du bei mir bist, Mike! Bitte!" Wer hätte diesem flehenden Blick widerstehen können? "Na gut", lächelte ich. "Wieder um kurz vor sechs?" "Ja!" strahlte sie glücklich. "Ich freu mich so!" Wieder drückte sie meine Hand, die sie noch immer festhielt, kräftig. "Bleibst du dann auch ganz dicht neben mir?" "Sicher, Dani." "Cool!" quietschte sie aufgeregt. "Weißt du, was wir dann machen? Eine Bahn auf dem Rücken, eine richtig rum, dann ruhen wir uns was aus, und dann..." Wieder verlor ich ihre Worte und sah nur ihr Gesicht, das eifrig arbeitete, ihre Augen, die jedes kleinste Gefühl sofort ausdrückten, und ihren Mund, der auf und zu ging. Plötzlich brach der Strom ihrer Worte ab, doch diesmal schaute sie mich lächelnd an. "Träumst du wieder?" fragte sie leise. Ich nickte verlegen. "Von mir?" fragte sie noch leiser. Ich lächelte schief. "Ja. Aber nichts Schlimmes, Dani." "Ich weiß." Sie nahm meine Hand zwischen ihre. "Ich mag dich, Mike." "Ich dich auch, Dani. Was hast du denn heute für Fächer?" "Keine Ahnung!" kicherte sie. "Mike, ich sitz doch sowieso nur blöd rum und kapier nichts. Wenn ich den Gehgips habe, soll ich zurück in die fünfte Klasse, damit ich die neuen Leute schon mal kennenlerne. Im Moment sitz ich meine Zeit ab, kein Lehrer kümmert sich um mich, und das war's." "Du Glückliche!" lachte ich. "Davon hab ich früher geträumt, daß die Lehrer mich in Ruhe lassen. Wollen wir tauschen? Ich geh in die Schule, und du gehst für mich arbeiten?" "Nö!" Ausgelassen warf sie sich kurz an mich und setzte sich wieder gerade in ihren Sitz. "Ich fühl mich bestens so!" "Jetzt wirst du aber gemein!" klagte ich. Dani kicherte fröhlich. "Klar! Macht doch Spaß!" Ihre Haltestelle kam in Sicht; ich mußte sie ziemlich lange angesehen haben, ohne etwas mitzubekommen. "Heute abend?" vergewisserte Dani sich, während sie ihren Rucksack aufhob und anzog. "Kurz vor sechs?" "Ja. Ich mach um vier Uhr Schluß, hole meine Sachen und bin pünktlich da." "Wir auch!" Glücklich strahlten mich ihre Augen an. "Ich mag dich, Mike." "Ich dich auch, Dani. Bis nachher." "Bis dann." Sie nahm ihre Krücke auf und wartete, bis der Gang leerer wurde, dann stiefelte sie los. Am Abend trafen wir uns im Schwimmbad. Danis Mutter war sichtlich nervös aus Angst, Dani könnte wieder schlappmachen, aber alles ging gut. Vielleicht war das gestern nur deshalb passiert, weil Dani sich überanstrengt hatte. Deshalb machten wir nach jeder Bahn eine lange Pause, in der wir uns unterhielten. Beim Schwimmen achtete Dani von sich aus darauf, das linke Bein zu bewegen, am Rand machten wir Beingymnastik: Dani stützte sich am Beckenrand auf, ihre Mutter oder ich beugten ihr linkes Bein vorsichtig, um die Gelenke an Knie und Fuß zu stärken. Dani strahlte uns abwechselnd an; sie fühlte sich behütet, umsorgt und beschützt. Nach dem Schwimmen versprach Dani, mich noch anzurufen, was sie um halb neun auch tat. "Hallo, Mike!" sagte sie fröhlich, als ich mich gemeldet hatte. "Rate mal, wer hier ist!" Wieder was das leise Piepsen zu hören. Vielleicht hatte die Telefonanlage einen Knacks. "Hm..." machte ich nachdenklich. "Laß mich überlegen. Hast du große blaue Augen?" "Ja!" kicherte sie. "Hast du lange, glatte Haare?" "Ja!" "Hast du eine ganz schiefe und krumme Nase?" "Nein!" Dani lachte ganz aufgeregt. "Hast du drei Füße und vier Ohren?" "Mike! Nein!" "Hast du eine gelbe Zunge und einen grünen Fleck am Bauch?" "Nein!" quietschte sie, vor Lachen ganz außer sich. "Hast du einen Buckel und spuckst beim Sprechen?" "Boah! Nein!" "Dann bist du die Daniela Willems!" "Ja!" schrie sie ausgelassen. "Ach, Mike! Du bist so herrlich lustig!" "Du hast aber auch schön mitgespielt. Was machst du gerade?" "Telefonieren!" kicherte sie aufgekratzt. "Ehrlich? Mit wem?" "Mit einem ganz tollen, lieben Freund!" "Ist nicht wahr!" freute ich mich. "Wer ist das denn?" "Darf ich nicht sagen! Aber er ist richtig lieb zu mir und bringt mich immer zum Lachen!" "Das macht der?" Dani kicherte ausgelassen. "Ja, und er redet auch immer ganz lange mit mir und erzählt mir ganz tolle Geschichten!" "So ein Pech!" seufzte ich. "Gegen so einen tollen Typen hab ich leider keine Chance." Dani lachte herzhaft. "Ach, Mike!" seufzte sie dann glücklich. "Ich hab dich so gern! Ich freu mich auf morgen. Du kommst doch?" "Sicher komm ich, Dani. Soll ich dir etwas mitbringen?" "Ja! Gute Laune!" "Die habe ich, sobald ich dich lachen höre." "Ehrlich?" "Ja, Dani", erwiderte ich ernst. "Ich hätte nie gedacht, daß ich mich jemals wieder so wohl fühle. Aber du schaffst es irgendwie, daß ich kaum an meine Frau denke, wenn ich mit dir rede." "Du hilfst mir doch auch", sagte Dani sanft. "Mike, wenn du mit mir redest, bin ich nicht mehr allein. Mutti ist zwar nebenan, aber sie steckt bis zu den Ohren in Arbeit." Sie kicherte plötzlich. "Kannst du dir das vorstellen? Mutti unter dem ganzen Papier vergraben, nur ihre Haare schauen heraus? Und die Ohrspitzen?" "Das kann ich mir sehr gut vorstellen", grinste ich. "Genau so sehe ich ja auch manchmal aus." "Sag wann, und ich fotografier das!" "Auf keinen Fall! Ich seh schon dämlich genug aus mit meinem Kopfhörer!" "Kopfhörer? Was ist das für einer?" "So ein ganz dünner, mit einem Mikrofon vorne dran. Damit haben wir beim Telefonieren die Hände frei. Wenn ich dieses Ding aufhabe, komme ich mir immer vor wie in einem Zukunftsfilm." "Geil!" quietschte Dani. "Bringst du das mal mit? Kann ich das mal sehen?" "Die hängen leider fest am Telefon. Aber wenn du wieder richtig laufen kannst, kannst du mich ja mal in meiner Firma besuchen." "Das mach ich! Ganz bestimmt sogar! Mike?" "Ja?" "Ich hab dich sehr gern." "Ich dich auch, Dani. Bist du heute wieder so müde wie gestern?" "Nein, nicht ganz. Etwas ja. Im Moment liege ich auf meinem Bett, bin aber noch angezogen. Gleich geh ich ins Bad, und da -" "Hey!" lachte ich. "Keine Einzelheiten, junge Dame!" "Hups!" kicherte sie verlegen. "Mike?" "Ja, Dani?" "Weißt du was?" "Nein, was denn?" "Ich wollte dir wirklich erzählen, was ich im Bad mache. So sehr mag ich dich. Ich glaube, ich kann mit dir über alles reden." "Das kannst du auch, Dani. Aber bestimmte Sachen solltest du auslassen." "Ja", kicherte sie. "Wie Pipi machen." "Dani! Ich lege auf!" "Nein!" protestierte sie. "Ich sag das doch nur, weil ich dich so mag!" "Ich mag dich ja auch, aber trotzdem solltest du diese Dinge für dich behalten, Dani. Sieh mal, wir kennen uns gerade fünf Tage, und du erzählst mir schon Dinge, die du bestimmt keinem anderen erzählen würdest, oder?" "Schon", meinte sie gequält, "aber bei dir ist das irgendwie ganz anders, Mike. Wann kommst du morgen?" "Um sieben Uhr." "Ist das noch lange!" seufzte sie. "Bleibst du mal eben dran? Bin gleich wieder da." "Sicher." Ich hörte, wie Danis Bett knarrte, dann hörte ich sie leise schimpfen. Nach endlosen drei Minuten war sie wieder dran. Sie klang ganz erschöpft. "Puh! Ich hab mir gerade den Schlafanzug angezogen. Das Bein ist mir aber auch dauernd im Weg! Das ist so schwer, die Hose anzuziehen!" "Ist doch bald vorbei, Dani", tröstete ich sie. "Wie lange mußt du den Gehgips tragen?" "Vier Wochen, glaube ich. Du, Mike? Wie kommt der Gips später eigentlich ab?" "Mit einer winzig kleinen Säge, Dani. Du mußt aber keine Angst haben", sagte ich schnell, als sie ein erschrockenes Geräusch machte. "Unter dem Gips kommt ganz viel Stoff, und die Säge ist auch nur so klein, daß sie so gerade eben den Gips schneidet. Das ist auch eigentlich keine Säge, sondern eine winzig kleine Scheibe aus Plastik. In den Stoff kommt sie gar nicht. Da mußt du wirklich keine Angst haben." "Meinst du?" fragte sie ängstlich. "Ganz bestimmt. Deine Mutter wird ja bei dir sein, Dani." "Ja, das stimmt!" Sie atmete erleichtert aus. "Du? Ich mach Licht aus, ja?" "Mach das. Darf ich meins anlassen?" "Klar!" kicherte sie. "Ach, Mist!" schimpfte sie plötzlich. "Du? Bleibst du noch was dran? Ich komm gleich wieder, kann aber was dauern." "Mach mal", grinste ich. "Aber sag mir auf keinen Fall, was du tust." "Zähne putzen!" kicherte sie. "Bis gleich, Mike!" "Dani? Willst du nicht lieber gleich nochmal anrufen?" "Nein! Du sollst dranbleiben!" "Na gut. Ich warte." Es dauerte fast acht Minuten, dann war sie wieder dran. "Mike?" "Ich bin hier." "Das höre ich. Danke, daß du gewartet hast. Warum kannst du nicht hier sein? Bei mir?" "Weil du in deiner Wohnung lebst, und ich in meiner. Aber wir telefonieren doch." "Ja, das stimmt. Warte mal." Ich hörte ihr Bett rascheln, dann klickte es. "So, Licht ist aus. Ich bin noch nicht richtig müde, aber es ist so toll, im Dunklen mit dir zu reden. Dann kann ich mir vorstellen, du wärst bei mir, in meinem Zimmer. Du, Mike?" "Sprich dich aus, Dani." "Meinst du, ich kann Mutti mal fragen, ob du mal bei uns schlafen kannst?" "Das solltest du auf keinen Fall tun", lachte ich. "Dani, du bist ein junges Mädchen, und wenn ein junges Mädchen einen Mann einlädt, bei ihr zu schlafen, gibt das meistens nur großen Ärger! Frag sie das besser nicht." "Mann! Ich möchte das aber!" "Nein, Dani", sagte ich sanft, aber bestimmt. "Laß es so, wie es ist. Wir sehen uns morgens im Bus, wir telefonieren abends miteinander. Das ist doch auch schön, oder?" "Ja", maulte sie mürrisch. "Nun spiel nicht gleich beleidigt, Dani. Ich hab dich auch dann noch gern, wenn wir nicht beide in einer Wohnung schlafen." "Ich dich ja auch, Mike." Sie klang schon wieder versöhnt. "Wär nur schön, wenn ich morgens in deinem Arm aufwache. Dann könnten wir gleich morgens zusammen lachen." "Oder um unser Leben rennen, wenn deine Mutter uns sieht", lachte ich. "Ach, Dani! Glaubst du wirklich, daß deine Mutter das gut fände?" "Weiß nicht", sagte sie zögernd. "Glaub nicht." "Dann denk auch nicht mehr darüber nach", meinte ich leise. "Hilf deiner Mutter, indem du nur das tust, was ihr keine Sorgen macht. Okay?" "Okay", flüsterte sie. "Ich hab Mutti auch lieb, genau wie dich, Mike." "Hoffentlich doch etwas mehr als mich?" "Ja", kicherte sie verlegen. "Ist das schlimm?" "O nein! Das ist sogar sehr gut, Dani. Denn sie ist deine Mutter, aber ich bin nur ein Freund." "Ein guter Freund!" betonte Dani. "Der beste!" "Aber selbst der beste Freund ist nicht so wichtig wie eine Mutter, Dani. Freunde gibt es viele, aber eine Mutter gibt es nur einmal." "Das stimmt. Ich hab Mutti sehr, sehr lieb, Mike." Sie gähnte plötzlich. "Ich werd müde. Was machst du morgen früh?" "Etwas einkaufen, dann ausruhen. Abends komme ich dann zu euch." "Da freu ich mich drauf, Mike. Kommst du denn Sonntag auch zu uns? Gleich morgens? Und bleibst bis abends?" "Darüber reden wir morgen nochmal. Möchtest du schlafen?" "Ja." Wieder raschelte ihre Bettwäsche. "Hab mich eingekuschelt. Sagst du mir gute Nacht?" "Gute Nacht, Dani. Schlaf schön bis morgen, und wache ganz frisch auf." "Das mach ich. Ich hab dich so gern, Mike! Ich möchte dich drücken!" "Träum von mir", sagte ich leise. "Dann kannst du mich solange drücken, wie du möchtest." "Au ja! Ganz, ganz lange!" Sie gähnte herzhaft. "Nacht, Mike. Ich hab dich gern." "Ich dich auch, Dani. Gute Nacht." "Nacht." Es klapperte, dann war sie plötzlich wieder dran. "Ich hab dich lieb." Dann legte sie auf.
* * *
Dani und ihre Mutter wohnten in einem Mehrfamilienhaus im dritten Stock. Genau wie ich. Langsam wurden mir diese vielen Gemeinsamkeiten auch etwas unheimlich. Ich verscheuchte diese Gedanken und ließ mich von dem Aufzug in die dritte Etage tragen, wo Dani schon freudestrahlend in der Tür stand. Ihre Wohnung lag, wenn man den Aufzug verließ, auf der rechten Seite. Auch genau wie meine. "Hi, Mike!" lachte sie mich an. "Komm rein!" Vor mir erstreckte sich ein langer Flur, auf dessen linker Seite zwei Türen und auf der rechten Seite vier Türen waren. Am Ende des Flurs war eine weitere, und ein Gang nach links, aus dem helles Licht kam. Die Wohnung war riesig. "Kannst die Jacke hier vorne aufhängen." Dani zeigte auf eine Garderobe. "Mutti ist noch in der Küche. Willst du mein Zimmer sehen?" "Nicht erst deiner Mutter guten Abend sagen?" schmunzelte ich, belustigt über ihren Eifer. "Nö! Wenn die in der Küche wirbelt, geh ich immer in Deckung." "Wo ist denn die Küche?" Dani zeigte auf das Ende des Ganges. "Da hinten, letzte rechts. Davor kommt Muttis Büro, dann kommt mein Zimmer." "Und die anderen Räume?" "Hier vorne ist 'ne Kammer, gegenüber ist unser Bad. Dahinter kommt eins für Gäste, die Tür am Ende ist Muttis Schlafzimmer, und hinten links ist das Wohnzimmer." Dani ging los, auf ihr Zimmer zu. "Komm mit!" Sie hielt bei der zweiten Tür auf der rechten Seite an und öffnete sie. "Komm rein!" "Ich sag deiner Mutter eben guten Abend, ja?" Das erschien mir höflicher. Dani zuckte die Schultern. "Auf eigene Gefahr", meinte sie nur. Ich ging den Flur entlang bis zur letzten Tür auf der rechten Seite. Frau Willems wirbelte in der Küche herum wie ein Derwisch. "Guten Abend!" rief ich. Sie sah nicht einmal auf. "Keine Zeit! Gleich!" Sie klang noch hektischer als sie aussah. Dani hatte nur zu recht gehabt. Ich verzog mich wieder und ging in Danis Zimmer. "Mach die Tür zu!" rief sie mit leuchtenden Augen. Ich schloß die Tür und sah mich kurz um. Danis Zimmer war eine vollständige, geschmackvolle Einheit. Alles paßte zueinander, die Möbel boten viel Platz für Bücher. Die vorherrschende Farbe war ein helles Braun, der Teppichboden war etwas dunkler. Der Raum war etwa 20 Quadratmeter groß und bot sogar noch Platz für eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus einem Zweiersofa, einem kleinen Sessel und einem Tischchen. An den Wänden hingen Poster von Popstars, ein Ölbild einer Winterlandschaft, und viele Fotos von Dani und ihren Schulfreundinnen. Es war urgemütlich. "Gefällt es dir?" fragte sie vom Sofa aus, auf dem sie saß. "Sehr!" Ich ging zum Sessel, doch sie klopfte auf den Sitz neben sich. "Komm zu mir, Mike." Ich ließ mich neben ihr nieder und sah sie an. "Und jetzt?" "Das!" Sie hob meinen linken Arm, schmiegte sich an mich und legte meinen Arm über ihre Schulter. Dann schloß sie seufzend die Augen. "So ist's gemütlich!" "Woher kommt denn plötzlich diese Anhänglichkeit?" meinte ich etwas verlegen. "Nur so." Sie kuschelte sich regelrecht ein und umarmte mich mit beiden Armen, dann seufzte sie laut. "Ist das schön! Hältst du mich richtig fest?" "Was wird deine Mutter dazu sagen, Dani?" gab ich zu bedenken, während ich sie etwas enger an mich drückte. "Nichts." Sie rieb ihre Wange an meiner Schulter. "Sie hat keine Ruhe zum Schmusen. Manchmal geh ich Sonntags morgens zu ihr ins Bett, dann hat sie Zeit. Aber mit dir ist's auch toll. Du bist schön warm!" "Kommt nur, weil ich mich etwas unwohl fühle", rutschte mir heraus. Dani hob den Kopf und sah mich erstaunt an. "Wieso?" "Na, weil... Dani, wir kennen uns doch kaum, und jetzt bist du in meinem Arm." "Weiß ich!" grinste sie und wurde gleich darauf ernster. "Mutti hat aber bestimmt nichts dagegen, Mike. Ganz bestimmt nicht!" Sie ließ ihr Köpfchen wieder sinken. "Du darfst mich auch was streicheln, wenn du möchtest", sagte sie ganz leise. "Am Kopf mag ich's sehr gerne." "Dani", erwiderte ich zögernd, "ich möchte das erst mit deiner Mutter abklären, ja? Wenn sie sagt, daß es in Ordnung ist, dann gerne, aber nicht vorher." "Ist in Ordnung", hörte ich Frau Willems lachen. Ich fuhr zusammen und riß meinen Arm zurück. "Mann!" protestierte Dani sofort und laut. "Tu den Arm wieder hin, Mike!" Sie sah zu ihrer Mutter, die, von uns unbemerkt, die Tür geöffnet hatte und breit grinsend im Türrahmen stand. "Mutti! Sag ihm, daß er mir den Arm wiedergeben soll!" "Nach dem Essen, Dani. Kommt ihr? Ich bin fertig." "Ja! Hunger!" Dani stand auf, schnappte sich ihre Krücke und raste los. Ich schaute auf Frau Willems, sah aber nicht die geringste Spur von Mißbilligung in ihrem Gesicht. "Sie sind auch gemeint", schmunzelte sie. "Hoch mit Ihnen!" Ich folgte ihr in das Wohnzimmer und blieb überrascht stehen. Frau Willems hatte einen exzellenten Geschmack, was die Einrichtung anging. Ein hellgrauer Teppichboden kontrastierte harmonisch mit einer weißen Schrankwand, deren Türen mit schwarzen Griffen versehen waren. Die aus dickem, schwarzem Leder bestehende Sitzgruppe stand auf einem ebenfalls dicken, weißen Teppich, gruppiert um einen Tisch aus pechschwarzem Schiefer, in dem sogar noch Abdrücke von versteinerten Kleinstlebewesen zu sehen waren. Die Platte lag auf einem blankpolierten Gestell aus Stahl. An der Wand über der Sitzgruppe hing eine Collage mit Bildern von Dani, von ihrer Zeit als Baby bis heute. Ein Eßtisch mit vier Stühlen stand an einer Wand, der Tisch war bereits gedeckt. Dani saß an einer Kopfseite des Tisches, mit dem verletzten Bein zur Wand. "Mike, setz dich hierhin!" Sie deutete auf den Stuhl direkt neben sich. Ich blickte ihre Mutter an, die lächelnd nickte. Daraufhin setzte ich mich neben Dani, die mich glücklich anlachte. Ihre Mutter setzte sich neben mich und nahm die Teller von einer mehrstöckigen Warmhalteplatte. "Guten Hunger!" warf Dani in die Runde und stürzte sich gleich auf ihr Omelette. Ihre Mutter und ich taten es ihr nach, nur etwas zivilisierter. Mein Omelette war einfach perfekt; der Teig war dick und locker, der Speck knusprig. "Es schmeckt fantastisch!" sagte ich anerkennend. "Nach Ihren Vorgaben war es auch sehr einfach", lächelte sie zurück. "Ich hoffe, Sie werden satt." "Bestimmt!" Es war genau so, wie Sandra, meine verstorbene Frau, es immer gemacht hatte.
Nach dem Essen wollte Dani mich gleich wieder in ihr Zimmer schleifen, ich jedoch wollte ihrer Mutter beim Abräumen helfen. Beides wurde von Frau Willems kategorisch abgelehnt. "Dani, setz dich auf das Sofa. Sie bitte auch, Herr Kalten. Rauchen Sie?" "Nein, nie angefangen." "Sehr gut. Dann beschäftigen Sie sich mal mit ihr, bis ich wiederkomme." Sie scheuchte uns zur Sitzgruppe, wo Dani und ich uns niederließen. "Was kommt denn jetzt?" fragte Dani mich mit großen Augen. "Das weiß ich auch nicht", antwortete ich ehrlich. "Keine Ahnung, Dani." Ein paar Minuten später war ihre Mutter wieder bei uns, mit einem großen Notizblock und einem Stift. "Dani, du bist jetzt bitte ganz still", bat sie ihre Tochter. "Sie, Herr Kalten, sind so nett und beantworten mir ein paar Fragen." "Kommt jetzt das Interview nach dem Essen?" lachte ich. "Wollen Sie eine Beurteilung Ihrer Kochkünste?" "Natürlich nicht!" lachte sie herzlich. "Ich koche sehr gerne, aber ich brauche absolute Ruhe dabei. Daß sich das Ergebnis sehen und schmecken lassen kann, weiß ich. Nein, ich möchte etwas anderes von Ihnen wissen. Was das alles soll, werde ich Ihnen anschließend sagen. Aber seien Sie bitte ehrlich, ja?" "Selbstverständlich. Was möchten Sie wissen?" "Seit wann arbeiten Sie wieder?" "Seit November letzten Jahres." "Noch in der Probezeit?" "Ja, noch diesen und nächsten Monat." "Was verdienen Sie derzeit Netto?" "Was ich..." Ich schaute sie verblüfft an, aber ihre Augen baten mich, zu antworten. "Etwa 2.300,- Mark, aber das wird ab diesen Monat mehr. So um die vierhundert Mark vielleicht." "Und was bleibt davon übrig?" "Wenig", seufzte ich. "Ich habe einen Kredit für die Einrichtung meiner Wohnung aufnehmen müssen. Und für Provision und Kaution. Miete, Strom, Telefon und so weiter abgezogen..." Ich rechnete kurz. "Etwa fünfhundert Mark plus ab Ende des Monats die vierhundert." "Wie hoch ist der Kredit?" "20.000,- Mark." "Auf wieviel Jahre?" "Sechs." "Okay..." Sie schrieb auf ihrem Block herum. "Danke. Kleinen Moment noch." Sie zog einen langen, senkrechten Strich und schrieb konzentriert ein paar Zahlen daneben. Dani und ich schauten uns an und zuckten gleichzeitig mit den Schultern. Dani hielt sich aber zurück und schwieg. Nach vielleicht zwei Minuten nickte Frau Willems, ließ Block und Stift fallen und sah mich an. "Jetzt die Erklärung. Herr Kalten, möchten Sie für mich arbeiten?" "Was?" lachte ich. "Was bitte kann ich denn für Sie tun? Ich habe doch überhaupt keine Ahnung von der Werbung." "Aber von Dani", lächelte sie hintergründig. "Sie sollen, wenn Sie mein Angebot annehmen, auf Dani aufpassen. Sie zur Schule bringen, von dort abholen, mit ihr etwas Gymnastik machen, sie beim Schwimmen begleiten und dergleichen mehr. Einfach bei ihr sein, rund um die Uhr." Ich starrte sie sprachlos an. "Mutti!" Dani schrie begeistert auf. "Mike bleibt bei mir? Den ganzen Tag?" "Wenn er möchte, Liebling. Sei bitte still und laß uns reden, ja?" Dani nickte schnell und strahlte mich überglücklich an, dann warf sie sich an meine Seite und kuschelte sich ein. "Gut", grinste Frau Willems. "Danis Antwort haben wir schon einmal." Sie wurde wieder ernst. "Herr Kalten, ich habe sehr große Angst um Dani. Daß sie im Schwimmbad bewußtlos geworden ist, hat mir einen ziemlichen Schock versetzt. Was wäre, wenn ihr das hier passiert, während ich arbeiten bin? Oder draußen auf der Straße, wo sie vor ein fahrendes Auto kippt? Ich kann nicht mehr in Ruhe das Haus verlassen. Sagen Sie, wollen wir uns nicht auch beim Vornamen nennen? Ich heiße Conny, und Sie Mike. Einverstanden?" "Äh... Ja, sicher." "Schön. Mike, Sie sollen nichts anderes tun als auf Dani aufpassen. Ich könnte dadurch den Nachmittag durcharbeiten und das Büro von hier wieder in die Firma verlagern. Sie könnten hier wohnen, bräuchten also auch keine eigene Wohnung mehr." Sie hob die Hand und wehrte meinen Einwurf ab. "Ich weiß, was Sie sagen wollen. Erstens würde ich Sie für drei Jahre unter Vertrag nehmen. Der Vertrag könnte von Ihrer Seite jederzeit, von meiner Seite aus jedoch gar nicht gekündigt werden. Zweitens würde der Vertrag auf meine Firma laufen, so daß Sie sowohl Ihre Rentenbeiträge als auch Arbeitslosenversicherung weiterbezahlt bekommen würden. Krankenkasse natürlich auch. Drittens können Sie mein Auto benutzen; ich kann einen Firmenwagen haben. Viertens würde ich sämtliche Leute wie Ärzte, Krankenhaus, Badeanstalt und so weiter informieren, daß Sie in meinem Auftrag handeln, so daß Sie mir sämtliche Gänge abnehmen können. Das würden Sie natürlich auch noch schriftlich bekommen. Fünftens, wie schon gesagt, können Sie hier wohnen. Mein Büro hier hat nur ein paar Möbel, die ohne Ausnahme aus der Firma stammen. Nehmen Sie von Ihren Sachen mit, was sie tragen können, und packen Sie es hier rein. Das Zimmer ist so groß wie das von Dani. Der Rest der Wohnung steht Ihnen natürlich auch zur Verfügung, abgesehen von meinem Schlafzimmer. Darin will ich Sie nicht sehen." Sie lächelte schelmisch. "Sechstens und letztens würden Sie ein Gehalt bekommen, das ich noch mit meinem Chef abklären muß, aber es wird auf jeden Fall so hoch sein, daß Sie nach Zahlung Ihrer Kreditrate noch weit über eintausend Mark über haben." Sie beugte sich vor. "Mike, Ihre Verantwortung wäre einzig und allein Dani. Kein Haushalt, keine Einkäufe, keine Besorgungen, nichts. Nur auf Dani aufpassen, aber das rund um die Uhr. Ich kaufe immer in der Mittagspause ein und bringe abends alles mit, was wir brauchen. Ihre Versorgung geht auf meine Kappe. Im Gegenzug sorgen Sie sich um Dani, als wäre sie Ihr leibliches Kind. Wenn sie in der Schule ist, haben Sie Zeit für sich. Das sind immerhin fünf Vormittage in der Woche. Andererseits haben Sie Dani in den Ferien 24 Stunden am Tag am Hals. Ihrer Miene kann ich entnehmen, daß Sie sich fragen, ob ich durchgedreht bin." Sie lachte laut, als ich rot wurde. "Damit kann ich leben, Mike. Ich würde genauso gucken, wenn mir jemand so etwas vorschlagen würde. Aber die Gründe sind ganz einfach. Dani mag Sie, und Sie kommen auch sehr gut mit ihr aus. Zweitens lenken Sie immer geschickt ab, wenn Dani etwas zu persönlich wird, und drittens vertraue ich Ihnen." Sie warf ihrer Tochter einen Blick zu. "Dani, du bist übrigens stockdoof." "Was?" fuhr das Mädchen empört auf. "Wieso?" "Wegen dem Piepsen im Telefon, du Niete. Wann hörst du das immer?" "Ab und zu!" Dani sah ihre Mutter erstaunt an. "Und wann genau?" fragte Conny Willems geduldig. "Keine Ahnung!" "Also doch doof." Sie zwinkerte ihrer Tochter zu. "Dani, daß Piepsen kommt immer dann, wenn unsere beiden Leitungen zusammen laufen. Also wenn du meine Gespräche mithörst, oder ich deine. Sie hat es!" lachte Conny laut, als Danis Augen riesengroß wurden. "Überleg dir gut, was du sagst, Kind! Ich habe es dir damals erklärt!" "Ist doch schon so lange her!" maulte Dani verlegen, während mir verschiedene Dinge auf einmal klar wurden. Conny sah mich an. "Das Piepsen soll signalisieren, daß ein anderer in der Leitung ist und mithört. Dani macht das ab und zu, wenn ihr stinklangweilig ist. Ich habe absolut nichts dagegen. Ich schalte mich in der Regel nur dann bei ihr ein, wenn sie mit Leuten redet, die ich noch nicht persönlich und gut genug kenne. Sie, Mike, haben sich einfach vorbildlich verhalten, als sie mit Dani telefoniert haben. Und genau das ist der Grund, warum ich Sie frage, ob Sie sich um Dani kümmern wollen." Sie sah ihre Tochter zärtlich an. "Ich möchte meine Kleine in guten Händen wissen. Im Moment bin ich mit meinen Gedanken mehr hier als bei meiner Arbeit. Mein Chef spielt zwar mit, andererseits entgehen mir bestimmte Chancen, um meine Stellung zu festigen. Ich kann nicht mit ins Ausland, ich kann nicht an Abendessen mit wichtigen Kunden teilnehmen, ich kann nicht auf Messen... Ich bin Dani nicht im geringsten böse, daß ich all das nicht machen kann, Mike, denn Dani bedeutet mir alles. Aber wenn Sie bei ihr wären, könnte ich mich wieder mit meiner ganzen Energie in meine Arbeit stürzen, und Dani hätte jemanden, der immer für sie da wäre. Bestimmte Aspekte werde ich mit Dani noch unter vier Augen klären, andere wiederum mit Ihnen, Mike. Meine Bitte an Sie wäre die, daß Sie sich das alles bitte gut überlegen. Es ist ein verrückter Vorschlag, das weiß ich selbst nur zu gut, aber es wäre einer, der uns allen nur Vorteile bietet. Dani wäre nicht mehr alleine und hätte jemanden, den sie mag und der sich um sie kümmert, ich hätte meine Sorgen wegen Dani vom Hals, und Sie hätten wieder Menschen um sich, die Sie aus ihrem Brüten herausreißen." Sie lächelte mich mitfühlend an. "Mike, ich weiß selbst, wie das ist, einen Menschen zu verlieren, den man über alles geliebt hat. Ich weiß auch, daß man in dieser Situation sehr dazu neigt, sich abzukapseln und einzugraben. Sie arbeiten im Moment nur, um zu überleben, aber leben Sie? Leben Sie wirklich, Mike? Ich beantworte das für Sie. Nein, Sie leben nicht. Sie leben genausowenig, wie ich damals gelebt habe, als mein Mann gestorben ist. Ich habe mich um alles gekümmert, was nötig war, dann bin ich innerlich zusammengebrochen. Meine Freundin hat mir wieder auf die Beine geholfen, aber gelebt habe ich danach trotzdem nicht. Das begann erst dann wieder, als ich mit anderen Menschen zusammenkam. Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen, ja? Dani, jetzt kannst du ihn haben." "Ja!" Dani stand auf und reichte mir ihre Hand. "Kommst du?" Wie eine Marionette folgte ich ihr in ihr Zimmer, mit den Gedanken noch immer bei Connys Vorschlag, den ich nach wie vor als vollkommen blödsinnig ansah. Dani drückte mich wieder in ihr Sofa, setzte sich neben mich, ließ die Krücke fallen und kuschelte sich in meinen Arm. "Wird das schön!" sagte sie leise. "Mike, dann bist du den ganzen Tag bei mir, und wir können reden und spielen und lachen... Sag Ja, Mike. Bitte, bitte, Mike, sag Ja! Ich hab dich doch so gern! Ich hör auch ganz bestimmt auf dich und tu immer alles, was du sagst!" Sie reckte sich und gab mir einen feuchten Kuß auf die Wange. "Bitte, Mike, sag Ja! Komm zu uns, Mike! Bitte!" "Ach, Dani!" Instinktiv drückte ich das Mädchen kräftig. "Dani, ich hab dich ja auch sehr gern, aber... Verstehst du, ich bin gerade erst in eine eigene Wohnung gezogen. Daß ich sie jetzt schon wieder aufgeben soll, gefällt mir nicht so ganz." "Ist die denn viel größer als unsere?" fragte Dani traurig. "Nein", lachte ich leise. "Viel kleiner. Aber es ist eben meine Wohnung, Dani. Hier wäre ich doch nur etwas wie ein Gast oder so. Ich weiß nicht, ob ich mich hier zu Hause fühlen werde. Außerdem..." Ich strich ihr abwesend über die weichen Haare. "Außerdem wäre ich dann nicht mehr unabhängig, Dani", sagte ich leise. "Wir beide kennen uns schon etwas, aber deine Mutter und ich sind uns noch sehr fremd. Woher weiß ich, ob sie und ich uns vertragen? Wenn ich meine Wohnung kündige, kann ich nicht mehr zurück, Dani. Wenn deine Mutter und ich uns in die Haare kriegen, stehe ich auf der Straße. Genau das macht mir Sorgen." "Muß es doch nicht!" sagte Dani mit ihren großen blauen Augen. "Mutti kommt immer erst spät nach Hause. Als ich im Krankenhaus war, hat sie immer bis acht oder neun Uhr abends gearbeitet. Ihr seht euch doch kaum! Ihr bekommt bestimmt keinen Streit!" Sie drückte ihre Stirn an meinen Hals. "Komm doch zu uns, Mike", bat sie leise. "Bitte! Wenn ihr euch wegen irgendwas streitet, nehm ich auch die Schuld auf mich. Dann ist Mutti auf mich böse, und nicht auf dich." "Das ist so lieb von dir", sagte ich gerührt. "Aber das mußt du nicht tun, Dani. Laß mich etwas darüber nachdenken, ja?" "Wie lange? Zwei Minuten?" "Dani!" Lachend drückte ich sie. "Mindestens bis morgen abend. Mindestens!" "So lange?" Enttäuscht ließ sie ihr Köpfchen sinken. "Ich dachte, du würdest heute schon einziehen." "Dani, schau mich mal bitte an." Ich legte meinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf hoch. Ihre Augen schimmerten feucht. "Dani", sagte ich leise. "Möchtest du wirklich, daß ich die nächsten zwei, drei Jahre um dich herum bin?" Sie nickte leicht. "Das möchte ich", wisperte sie. "Ich hab dich gern, Mike. Du hast mein Leben gerettet. Ich möchte, daß du bei mir bist und auf mich aufpaßt." Ich drückte ihren Kopf an meinen und gab ihr einen zarten Kuß auf die Wange. "Na gut, Dani. Laß mich noch eben mit deiner Mutter reden, ja?" "Kommst du dann zu uns?" Ihre Augen leuchteten in Vorfreude. "Du sollst doch nicht drängen!" stichelte ich. "Ich muß zuerst mit deiner Mutter reden. Wartest du hier?" "Ja!" Aufgeregt trennte sie sich von mir und setzte sich gerade hin. "Ich geh nicht weg!" Lächelnd strich ich ihr über die Haare, dann ging ich ihre Mutter suchen. Ich fand sie im Wohnzimmer, über ihren Block gebeugt. "Und?" fragte sie, ohne aufzusehen. "Hat Dani Sie schon rumgekriegt?" "Fast", schmunzelte ich. "Haben Sie einen Moment für mich?" "Nur, wenn ich den wiederkriege." Sie hob den Kopf und sah mich an. "Setzen Sie sich doch, Mike." Sie wartete, bis ich saß. "Dani hat Sie sehr gern", sagte sie dann leise. "Daß Sie ihr das Leben gerettet haben, hat mächtig Eindruck auf sie gemacht. Auf mich allerdings auch. Was haben Sie auf dem Herzen?" "Welche Aspekte wollten Sie noch ansprechen, Conny?" "Ah!" Sie lehnte sich kurz zurück und kam sofort wieder nach vorne. Irgendwie erinnerte mich diese Bewegung an das Angriffsverhalten einer Kobra. "Sie werden Dani in allen möglichen Situationen erleben", sagte sie ohne jede Umschweife. "Eine davon ist das Baden. Nicht im Schwimmbad, sondern in der Wanne." Ich wurde blaß. "Genau", grinste Conny. "Genau das meine ich. Wie die meisten Menschen badet auch Dani ohne Kleidung. Waschen kann sie sich alleine, wenn sie Lust dazu hat, aber sie kommt alleine weder in die Wanne hinein noch heraus. Sie hat mal versucht, sich auf den Rand zu setzen, ist beim Drehen aber abgerutscht. Seitdem haben sowohl Dani als auch ich Angst, es so zu versuchen. Duschen ist sowieso völlig unmöglich. Sie kann nicht auf einem Bein stehen und sich von oben bis unten waschen. Das gleiche gilt für die Toilette. Mike, haben Sie schon einmal versucht, sich den Hintern abzuwischen, wenn nur ein Bein auf dem Boden ist? Das wartet auch auf Sie. Entweder wird Dani sich mit beiden Händen an Ihnen festhalten und Sie müssen abputzen, oder sie hält sich mit einer Hand fest und macht es selbst. Je nach Stimmung. Das sind Punkte, die ich auch mit Dani noch durchsprechen werde. Sie ist manchmal altklug und reif, und dann ist sie wieder total naiv. Andererseits ist sie verschmust und verspielt bis über die Ohren. Ich habe absolut nichts dagegen, daß Sie das Mädchen streicheln und verzärteln, solange es nur zärtlich ist. Erotisches Streicheln dulde ich auf keinen Fall." Jeglicher Humor verschwand aus ihrem Blick. "Wenn Dani auch nur die Andeutung macht, daß sie von Ihnen in intimen Bereichen berührt worden ist, endet Ihr Leben, Mike. Das ist keine leere Drohung, sondern ein ganz heiliges Versprechen. Ich weiß, daß Sie nicht der Typ dazu sind, aber ich sage es lieber klar und deutlich." Wie schon vorhin hob sie wieder die Hand, als ich etwas sagen wollte. "Gleich, Mike. Ich sehe jedoch auch die Gefahr, daß Dani plötzlich mehr für Sie empfindet, als wir beide uns im Moment vorstellen wollen. In diesem Fall verlasse ich mich auf Ihre Reife und darauf, daß Sie die Gefühle eines jungen Mädchens nicht ausnutzen. Und auch nicht, wenn sie verwirrt oder bestürzt ist. Dani hat noch keine Periode; sie ist ja erst vor knapp zwei Monaten zwölf geworden. Aber kommen wird die demnächst. Ich habe mit ihr schon darüber gesprochen, aber wenn es dann soweit ist, müssen Sie ihr noch einmal erklären, was das alles soll. Natürlich nur dann, wenn das über Tag passiert und ich nicht da bin. Aber auch da verlasse ich mich darauf, daß Ihr Taktgefühl die Oberhand behält." Ihr Blick wurde wieder weich. "Mike, ich kann nur zu gut verstehen, wie Sie sich jetzt fühlen. Dani hat Sie sehr gern, und sie wird sich sehr wahrscheinlich in Sie verlieben. Sehen Sie das aber bitte nicht als Liebe, sondern als Schwärmerei, die sich schnell wieder legen wird. Sehen Sie Danis Alter und ihre Hilflosigkeit, und Sie werden in jedem Fall das Richtige tun. Genau deswegen habe ich Sie ja gefragt, Mike. Ich vertraue Ihnen, und ich weiß, daß Sie Dani in jedem Fall im Griff haben werden. Sie ist ein junges Mädchen auf dem Weg zur Frau. Wenn es zu Fragen in diesem Bereich kommen sollte, beantworten Sie, was Sie wissen oder können, aber nehmen Sie bitte Abstand von irgendwelchen praktischen Demonstrationen, okay? So, nachdem ich Sie jetzt so richtig am Boden zerschmettert habe, sind Sie dran. Was wollten Sie fragen?" "Welche von den vielen Türen im Flur der Ausgang ist." Conny lachte, ich seufzte. "Conny, Sie haben im Prinzip all das abgedeckt, was ich fragen wollte, und wesentlich klarer beantwortet, als ich es mir erhofft habe. Mir bleibt eigentlich nur noch eine einzige Frage: Was, wenn Dani sich wirklich in mich verlieben sollte? Ich kann damit nicht umgehen, Conny. Das weiß ich! Dazu ist der Tod meiner Frau noch zu frisch!" "Ich weiß, Mike", erwiderte Conny sanft. "Das ist etwas, worüber ich mit Dani noch sprechen werde. Sie dürfen mit ihr schmusen, soviel Dani vertragen kann, aber halten Sie Ihre Finger unter Kontrolle. Dani wird das übrigens auch von mir zu hören bekommen, allerdings auf eine andere Art und Weise. Ihr werde ich sagen, daß sie nicht an Ihnen kleben soll wie eine Klette an der Wolle, sondern Ihnen auch Luft zum Atmen läßt. Außerdem werde ich ihr klarmachen, daß sie ein kleines Mädchen ist, und daß manche Männer kleine Mädchen gerne anfassen. Sie wird dadurch soviel Angst bekommen, daß sie automatisch eine bestimmte Grenze einhalten wird." Sie lächelte verschmitzt. "Das tue ich alles nur für Sie, Mike, damit Sie in Ruhe gelassen werden." "Das wäre sehr gut", ignorierte ich ihren Scherz. "Conny, ich mache mir wirklich Sorgen deswegen." "Das weiß ich, Mike. Deswegen habe ich genau Sie gefragt. Sie werden das schon richtig machen. Wenn Sie Dani baden oder abtrocknen, weiß ich aus eigener Erfahrung, daß bestimmte Gebiete manchmal nicht zu vermeiden sind, weil sie ab und zu sehr unruhig und zappelig ist. So etwas meine ich auch nicht, Mike. Ich meine das bewußte, vorsätzliche Berühren dieser Bereiche. Das werde ich Dani auch noch einmal einhämmern. Also vergessen Sie Ihre Sorgen, Mike. Wenn das die einzigen sind..." Sie hob fragend die Augenbrauen. "Das war meine Hauptsorge, Conny. Daß ich Dani im Arm halte, ist kein Problem?" "Das ist kein Problem", lachte Conny, "sondern Ihre Arbeit, Mike! Sie können sie streicheln, küssen, drücken und zärteln, bis sie nicht mehr will, aber das kann sehr lange dauern! Dani ist sehr anhänglich und braucht viel Nähe. Das war schon früher so, aber durch den Beinbruch ist das noch viel intensiver geworden." "Gut. Dann eine letzte Frage: Können Sie sich das wirklich leisten?" "Ja. Mike, wenn ich alles das machen kann, was ich vorhin erwähnt habe, dann wird mein Gehalt aufgestockt. Ich werde davon das abziehen, was Sie bekommen, und fahre dabei immer noch besser, weil mein Kopf frei bleibt. Mich nicht mehr um Dani sorgen zu müssen, sondern sie in guten Händen zu wissen, ist sowieso unbezahlbar." "Schön. Wann möchten Sie meine Antwort haben?" "Gegenfrage: Wie lange möchten Sie Dani zappeln lassen?" "Am liebsten gar nicht, aber ich muß mir das noch in Ruhe durch den Kopf gehen lassen." "Machen Sie das. In drei Wochen muß sie wieder ins Krankenhaus. Eine Woche vorher hätte ich Ihre Entscheidung gerne." "Die können Sie morgen schon bekommen, Conny. Eigentlich habe ich mich schon entschieden, aber etwas möchte ich trotzdem noch darüber nachdenken." "Das verstehe ich sehr gut", lächelte Conny. "Noch ein letzter Punkt, Mike. Sie werden mit mir nichts zu tun haben, sondern nur mit Dani. Wir werden abends zu dritt im Wohnzimmer sitzen, wenn Sie möchten, und wir werden auch gemeinsam essen, aber Sie und ich sind Geschäftspartner. Ich rede Ihnen nicht rein, und Sie mir nicht." "Das hätte ich nicht besser sagen können", lachte ich erleichtert. "Gut, Conny. Sie werden morgen abend von mir hören." "Prima. Mit Dani werde ich morgen früh reden. Wollen Sie noch etwas zu ihr?" "Ja. Sie war enttäuscht, daß ich nicht schon heute einziehe." "Meine Tochter!" seufzte Conny lachend. "Fast so schlimm und ungeduldig wie ihre Mutter." Sie zwinkerte mir zu. "Ab mit Ihnen! Ich spüre bis hierhin, daß meine Tochter Sehnsucht nach Ihnen hat." Das hatte Dani tatsächlich. Als ich wieder auf ihrem Sofa saß, warf sie sich gleich an mich und umarmte mich, als wolle sie mich nie wieder loslassen. Ich legte meine Wange auf ihren Kopf, streichelte sie am Rücken und an der Schulter, bis sie müde wurde. Zum Abschied bekam ich noch einen Kuß auf jede Wange, dann fuhr ich nach Hause. Nachdenken.
Am Sonntag wachte ich auf mit einer Mischung aus Angst und Erwartung. Angst, durch irgendeinen dummen Zufall oder Streit mit Conny wieder auf der Straße zu sitzen, im wahrsten Sinne des Wortes, weil ich nirgendwo mehr wohnte; Erwartung, weil ich mich sehr darauf freute, mit Dani zusammen zu sein. Ich konnte nicht direkt sagen, daß sie meinem Leben einen neuen Sinn gab, aber es war eine reine Freude, in ihrer Nähe zu sein, ihr Lachen zu hören, in ihre immer fröhlich strahlenden Augen zu sehen. Ich fühlte mich mehr als nur wohl in ihrer Nähe; aber was genau ich für sie fühlte, wußte ich damals noch nicht, obwohl ich es eigentlich hätte wissen sollen. Nachdenklich ging ich durch das kleine Schlafzimmer, das mit einem schmalen Bett und einem winzigen Kleiderschrank schon überfüllt war, schaute mein ebenso kleines Wohnzimmer an mit der kleinen Couch, dem flachen Tisch, dem schmalen Regal, das meinen gesamten Besitz enthielt: ein paar Bücher, von denen ich mich damals nicht trennen konnte, einen Minifernseher, ein Kofferradio. Und viele Bilder von meiner Frau Sandra. Die Wohnung war klein, aber es war meine, und mich nach so kurzer Zeit wieder von ihr zu trennen, verursachte ein unwohles Gefühl in meinem Magen. "Was meinst du?" fragte ich Sandras Bild, auf dem sie mit einem wehmütigen Lächeln direkt in die Kamera sah. "Was soll ich machen, Sandra? Conny und ich kommen wahrscheinlich gut miteinander aus, auch wenn sie für meinen Geschmack zu viel und zu deutlich redet. Dani plappert zwar auch wie ein Wasserfall, aber bei ihr stört mich das nicht im Geringsten. Ich hab das Mädchen sehr gern." Und als wäre Sandra noch bei mir, wußte ich plötzlich, was ich zu tun hatte. Nur um sicherzugehen wartete ich bis zum Nachmittag, doch in mir blieb alles sicher und entschlossen. Um sechs Uhr abends rief ich Conny an. "Ich bin einverstanden", sagte ich. "Danke!" seufzte sie erleichtert. "Danke, Mike! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was das für mich bedeutet! Wie gehen Sie vor? Haben Sie genug Ersparnisse, um einen Umzug zu finanzieren?" "Das kann ich morgen sagen. Ein Arbeitskollege sucht dringend eine neue Wohnung, möglichst eingerichtet. Er würde wahrscheinlich einen Großteil meiner Sachen übernehmen. Es ist ja alles brandneu." "Was wollen Sie denn alles mitnehmen? Ich kann von der Firma einen kleinen Transporter bekommen, aber fahren müssen Sie das Ding. Ich habe Angst vor Autos, bei denen ich nicht über das Dach sehen kann." "Das Bett auf jeden Fall. So viele Sachen habe ich nicht; wenn ich die Kaution zurückbekomme, kann ich mir einen neuen Kleiderschrank kaufen." "Passen Sie auf", schlug Conny vor. "Ich leihe Ihnen eintausend Mark, bis Sie die Kaution zurückbekommen. Dann können Sie gleich morgen früh die nötigen Möbel einkaufen. Ich rufe direkt meinen Chef an, daß er oder ein anderer armer Teufel bei mir vorbeikommt und mein Büro umlädt. Sobald Sie dann Ihre Möbel haben, bringen Sie die gleich zu mir. Dani hat einen Schlüssel; Sie können sie dann morgen direkt von der Schule abholen." "Conny!" lachte ich. "Halt! Stop! Notbremse! Erstens muß ich morgen noch in die Firma, um zu kündigen. Das möchte ich aber erst dann machen, wenn wir beide schon so etwas wie einen Vertrag haben. Danach muß ich wissen, wo Sie arbeiten, um den Transporter abzuholen. Auf welche Schule Dani geht, weiß ich auch nicht." "Unwichtige Details", lachte Conny. "Kommen Sie vorbei, Mike. Ich habe schon etwas vorbereitet, was wir beide gleich unterschreiben können. Morgen, spätestens übermorgen abend habe ich den endgültigen Vertrag fertig. Aber in Ihre Firma müssen Sie auf jeden Fall, schon wegen Ihres Arbeitskollegen. Wann könnte der Ihre Wohnung übernehmen?" "Praktisch sofort. Seine Frau hat ihn rausgeworfen. Er war über Karneval ein bißchen zu aktiv." "Gut, die Frau!" lachte Conny. "Gefällt mir. Dann wäre ja alles soweit geklärt. Sie kommen jetzt eben vorbei?" "Ja, mit dem nächsten Bus." "Vergessen Sie's. Ich schicke Ihnen ein Taxi. Auch für die Rückfahrt. Das Geld bekommen Sie von mir zurück. Und kein Widerspruch! Es ist für Dani. Bis gleich, Mike. Danke nochmal, mein Freund." Sie legte auf. Diese Frau hatte ein atemberaubendes Tempo an sich, aber in diesem Moment kam mir das entgegen. Ich hätte wahrscheinlich drei oder vier Tage überlegt, was alles zu tun wäre, aber sie machte das innerhalb weniger Sekunden. Ich rief meinen Arbeitskollegen an, der wie ich damals bei einem Freund untergekommen war, und teilte ihm die guten Neuigkeiten mit. Er war hellauf begeistert und sagte zu. Wir verabredeten uns für morgen abend, acht Uhr. Kurz darauf war auch schon das Taxi da, das mich zu Conny und Dani brachte. "Hallo, Mike!" grüßte Dani überglücklich, als ich aus dem Aufzug kam. Noch im Türrahmen umarmte sie mich und wollte mich gar nicht mehr loslassen. Schließlich hob ich sie hoch und trug sie mitsamt ihrer Krücke in die Wohnung. "Mutti wirbelt im Büro", verriet Dani mit strahlenden Augen. "Sie packt schon alles ein. Mike, du bist jetzt bei mir!" Sie drückte ihre Wange an meine. "Ab morgen, Dani." Ich streichelte ihr über den Kopf. "Morgen Mittag nehme ich dich mit zu mir, um meine Sachen einzupacken. Abends kommt mein Kollege, und dann bin ich bei euch." "Ich freu mich so!" schluchzte sie vor Glück. "Ich hab dich so lieb, Mike!" "Ich dich auch, Dani. Laß uns mal nach deiner Mutter sehen." Sie klammerte sich an mir fest, während ich langsam über den Flur ging. "Hallo, Mike!" grinste Conny, als wir in der Tür standen. "Bin gleich fertig." Sie war gerade dabei, den ganzen Inhalt ihres Schreibtisches in einen Karton zu packen. Zwei kleinere Schränke und ein Regal waren schon ausgeräumt, drei Kartons standen verschlossen neben der Tür. "Das nenne ich schnell!" sagte ich anerkennend. "Na ja", lachte Conny. "Am längsten hat gedauert, die Kartons aus dem Keller zu holen." Während sie redete, packte sie in einem atemberaubenden Tempo ein. "Mike, der Vorvertrag liegt im Wohnzimmer, Kuli auch. Ich hab schon unterschrieben. Dani, holst du Mike bitte den Ersatzschlüssel?" "Nein!" maulte Dani. "Ist gerade so gemütlich!" "Ab!" Conny sah Dani nur streng an. "Sag mir, wo der ist", flüsterte ich Dani zu. "Ich trag dich dann dahin." "Der hängt vorne an der Tür", strahlte sie. Conny sah uns mißbilligend an. "Fängt ja gut an", meinte sie nur, dann mußte sie lächeln. "Habt ihr zwei ein Glück, daß ich zum Streiten keine Zeit habe. Außerdem wollte ich mich ja auch nicht einmischen." "Hihi!" machte Dani und drückte sich fest an mich. Wir holten den Ersatzschlüssel aus dem kleinen Kästchen neben der Eingangstür, dann trug ich Dani ins Wohnzimmer und ließ sie auf das Sofa sinken. Den Schlüssel machte ich gleich an meinem Bund fest und las anschließend den Vorvertrag durch. Es war exakt so, wie Conny und ich es besprochen hatten, mit einer Ausnahme. Sie hatte noch geschrieben: "Danis Wünsche sind unbedingt zu akzeptieren, soweit es ihrer Entwicklung und/oder ihrer seelischen, geistigen und/oder körperlichen Gesundheit dient. Dies hat absoluten Vorrang, auch vor allen anderen Vereinbarungen, mündlichen wie schriftlichen." Das verstand ich nicht so ganz, aber es klang so wie der Sinn der ganzen Aktion, nämlich daß ich nur für Dani da sein sollte. Der Punkt, daß der Vertrag nur dann ungültig werden würde, wenn ich Dani etwas tun würde, was sie nicht wollte, war für Conny wie mich so selbstverständlich, daß wir gestern gar nicht darüber gesprochen hatten, aber es gehörte natürlich in einen Vertrag hinein. Ich unterschrieb. Eine der beiden Kopien steckte ich ein, die andere ließ ich für Conny liegen. Dani strahlte mich an. "Jetzt bist du bei mir?" "Ja", schmunzelte ich. "Dann komm her!" Sie zog mich am Hemd, daß ich an die Lehne fiel, dann kuschelte sie sich ganz eng an mich. "Hab dich!" kicherte sie. "Hier geh ich nie mehr weg!" "Wetten, doch?" Ich kitzelte sie vorsichtig, damit sie sich wegen ihres Beins nicht wehtat, aber es reichte auch so schon. Dani lachte gackernd, warf das gesunde rechte Bein über meine und drückte sich an mich. Ich ließ sie in Ruhe und hielt sie fest. "Ich hab dich lieb, Mike", flüsterte sie, als das Lachen aufgehört hatte, und gab mir einen Kuß auf die Wange. "Ich dich auch, Dani." Ich hielt sie mit einem Arm fest, mit der anderen Hand streichelte ich ihren Kopf. Dani schnurrte leise und schloß die Augen. "Das mag ich", wisperte sie. "Nicht aufhören." In diesem Moment kam ihre Mutter herein, sah uns nur kurz an und lächelte breit. "Genau so hab ich mir das vorgestellt. Einfach perfekt." Sie legte einen Umschlag auf den Tisch. "Das Geld. Zahlen Sie es zurück, wenn Sie die Kaution haben. Eilt nicht. Haben Sie Ihre Bankverbindung dabei?" "Ja." Ich zog meine Geldbörse hervor, was Dani ein unwilliges Knurren entlockte, und gab Conny die Karte meiner Bank. Sie schrieb sich schnell die Daten ab, dann steckte ich die Karte wieder zurück und die Geldbörse ein. Dani blieb an mir kleben wie Pattex. "Kopf streicheln!" verlangte sie fordernd. Ich gehorchte grinsend, auch Conny unterdrückte ein lautes Lachen. Sekunden später klingelte es an der Tür. "Ich liebe pünktliche Leute!" lachte Conny und lief zur Tür. Wir hörten mehrere Leute durch den Flur und in Connys Büro laufen, dann wurde es laut, als die Möbel und die Kartons herausgeschleppt wurden. Dani ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, sie blieb dicht an mir hängen. "Wie lange hältst du das aus?" fragte ich sie leise. "Schmusen? Lange!" Sie hob ihren Kopf, legte ihre Lippen an meine Wange und blieb für ein paar Sekunden so. "Du schmeckst lecker", kicherte sie dann. Sie ließ ihr Köpfchen auf meine Schulter fallen, kuschelte sich mit dem Gesicht an meinen Hals und blieb still liegen. "Streicheln!" Dieser Job würde mir gefallen, das wußte ich schon jetzt. Gehorsam brachte ich beide Hände an ihren Kopf und fuhr ihr zärtlich durch die langen Haare. Dani seufzte leise und entspannte sich total. Ich spürte ihren warmen, schlanken Körper, reagierte aber nicht darauf. Sie war schließlich ein Kind. Daß sich diese Einstellung vielleicht schon sehr schnell ändern könnte, kam mir überhaupt nicht in den Sinn.
* * *
Meine Kündigung wurde mit äußerstem Unverständnis und Erstaunen aufgenommen. Das war mir schon im Vorfeld klar gewesen; womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, war die aufkommende Aggressivität seitens meines Vorgesetzten. Ich mußte mich bereit erklären, meine letzte Position als Teamleiter aufzugeben, um für den laufenden Monat kein höheres Gehalt zu beziehen, und wurde gleichzeitig damit freigestellt. Das hieß, ich war vom Dienst beurlaubt. Mit einem doch ziemlich schlechten Gewissen verließ ich die Firma und kümmerte mich um meine neuen Möbel. Ein Kleiderschrank, ein kleiner Schreibtisch, ein Stuhl und ein Regal, dann war die Hälfte von Connys Geld verbraucht. Falls ich mehr brauchen sollte, konnte ich das ziemlich schnell besorgen. Den Rest des Vormittages verbrachte ich damit, meine neuen Möbel in mein neues Zimmer in Connys Wohnung zu bringen und sie aufzubauen. Dann holte ich Dani ab und fuhr mit ihr erst einmal etwas essen. Das Mädchen freute sich wie ein Schneekönig, als ich sie zu Pizza einlud. "Das hab ich schon lange nicht mehr gegessen!" strahlte sie, als ihre Pizza mit Salami vor ihr stand. Gierig schaufelte sie das Essen in sich hinein, und als es zum Nachtisch noch ein Eis gab, war sie völlig hin und weg. Nach dem Essen fuhren wir in meine alte Wohnung. Dani wartete im Wohnzimmer, bis ich einige Kartons aus meinem Verschlag im Keller geholt hatte, dann sah sie mir zu, wie ich erst die Wäsche und dann meine Bücher und Sandras Bilder einpackte. Die Kartons waren schnell verstaut, dann kam das Bett. Ich hob mir fast einen Bruch daran, das Ding in den kleinen Laster zu hieven, aber schließlich war es drin. Zum Schluß kam noch mein Fernseher hinein, dann war es geschafft. Dani und ich gingen noch zur Verwaltung, die im gleichen Haus untergebracht war. Eine nette Frau Anfang Dreißig sagte, daß es kein Problem wäre, meinen Arbeitskollegen den Mietvertrag übernehmen zu lassen, allerdings müßte er mir die Kaution erstatten, da die Kaution nur bei einer Kündigung zurückgezahlt werden würde. Das hatte ich schon fast vermutet. Die Verwaltung übernahm das Ab- bzw. Ummelden von Strom und Telefon, so daß ich nur meine neue Anschrift hinterlassen mußte. Das hatte schon bei meinem Einzug perfekt geklappt, und es sollte sich zeigen, daß es auch diesmal ohne jede Schwierigkeiten ablief. Keine Woche später hatte ich die Abmeldungen auf meinem neuen Schreibtisch liegen. Dani war todtraurig, daß sie mir nicht beim Tragen helfen konnte. Sie wartete im Wohnzimmer ihrer Wohnung, bis ich alles hineingetragen hatte, dann war es auch schon Zeit, mit ihr Schwimmen zu gehen. Auch heute lief es fast ohne Störungen ab. Fast. Dani wollte unbedingt im Wasser mit mir schmusen, und es kostete ziemlich viele sanfte Worte, um ihr klarzumachen, daß sie gefälligst ihr Bein trainieren sollte. Sie schmollte ein bißchen, dann war es wieder gut. Nach dem Schwimmen ging es in ein kleines Bistro, wo wir zu Abend aßen, dann wieder zu meiner alten Wohnung. Mein ehemaliger Arbeitskollege wartete schon nervös auf mich. Er schaute sich kurz in der Wohnung um, sagte: "Nehm ich!", und gab mir gleich einen Scheck über Kaution und Ablösung der Möbel. Mit diesem Scheck konnte ich einen Großteil des Kredites gleich zurückzahlen. Langsam begann das Leben wieder. Mein Kollege unterschrieb die vorbereiteten Verträge, ich gab ihm die Schlüssel, dann war ich meine alte Wohnung endgültig los. Aber der Vertrag mit Conny gab mir genügend innere Sicherheit. Dani war todmüde und geschafft, als wir gegen neun wieder bei ihr zu Hause waren. Ich allerdings auch. Sie ging in ihr Zimmer, ich in meins. Knapp drei Minuten später begannen die Probleme. "Mike?" hörte ich sie rufen. "Komme!" Ich stellte den Stapel Bücher, den ich gerade in der Hand hatte, auf den Tisch und ging schnell zu ihr. Dani saß mit hochrotem Kopf und eingehüllt in einen Bademantel auf ihrem Bett. Ihre langen Haare waren hochgesteckt, die Schiene lag aufgeklappt auf dem Boden neben dem Bett. "Ich muß noch baden", sagte sie leise. "Ja." Mehr brachte ich nicht heraus. Ich sammelte meinen ganzen Mut und holte tief Luft. "Hat deine Mutter schon mit dir geredet?" "Ja", hauchte sie. "Ich schäm mich aber trotzdem." "Möchtest du lieber auf sie warten, Dani?" Sie schüttelte den Kopf. "Ich bin müde. Ich muß mir das Chlor abwaschen." Sie sah verlegen zu mir hoch. "Trägst du mich ins Bad?" "Sicher. Komm." Ich nahm sie auf meine Arme und trug sie quer über den Flur in das große Badezimmer. Dani setzte sich schüchtern auf den Rand der Wanne. Ich steckte den Stöpsel in den Abfluß, sie drehte das Wasser an und stellte die Temperatur ein. In der Zwischenzeit sah ich mich um. Die Wanne war von normaler Größe, die Duschkabine ebenfalls. Neben der Toilette war ein Bidet. Ein breites Waschbecken ruhte unter einem großen Spiegel, zwischen Spiegel und Becken war eine breite Ablage. Zwei kleine Schränke hingen an der Wand, unter dem Waschbecken stand ein dritter. Eine Waschmaschine und ein Trockner standen neben der Tür. Trotz dieser Fülle war noch sehr viel Platz, so daß es nicht einmal eng wirkte. Schließlich kam der Punkt, da die Wanne voll war. Dani drehte das Wasser ab. Ihr Gesicht lief feuerrot an, ihr Kopf war gesenkt. "Bringen wir es hinter uns", sagte ich leise. Dani nickte unmerklich. Sie öffnete den Gürtel ihres Bademantels, stellte sich auf das rechte Bein, und ließ ihn fallen. Ich nahm sie auf den Arm und ließ sie vorsichtig in das Wasser hinein. Ohne gewollt hinzusehen, bemerkte ich ihre kleinen, kaum kirschgroßen Brüste und die blanke Scham mit dem Ansatz des dunklen Schlitzes darunter. Mir wurde ziemlich warm. "Soll ich draußen warten, Dani?" fragte ich leise. Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, bleib hier", flüsterte sie. "Ich muß mich ja dran gewöhnen." "Das schaffen wir schon", lächelte ich und strich ihr über den Kopf. "Für mich ist das auch ziemlich ungewohnt. Ich habe nämlich noch nie ein so hübsches Mädchen wie dich gebadet." Das half ihr. Sie lächelte geschmeichelt. "Haare waschen brauch ich heute nicht", sagte sie leise. "Nur waschen. Hältst du mich, oder wäschst du mich?" "Was du möchtest, Dani." "Dann halt mich." Sie streckte ihre Hände aus. Ich half ihr hoch. "Wie soll ich dich festhalten?" fragte ich unsicher. "Hier." Sie deutete auf ihre Taille. "Ich dreh mich eben um, dann kann ich mich besser bewegen." Sie drehte sich unter meinen Händen, dann hielt ich sie fest. Schnell und gründlich wusch sie sich von oben bis unten, während ich versuchte, nicht auf ihren kleinen Po zu schauen. Daß es so schwierig werden würde, hätte ich nie vermutet. Endlich war Dani fertig. "Machst du den Rücken?" bat sie mich. Ich nickte schnell. Je eher wir dies hinter uns hatten, um so besser für mich. Sie gab mir die Seife. Ich verteilte etwas Wasser auf ihrem Rücken und seifte die Haut ein. Dann wusch ich sie. Der Kontakt mit ihrer nackten, heißen Haut war wie ein elektrischer Schlag. Ich sah zu, daß ich schnell fertig wurde, dann half ich ihr, sich wieder hinzusetzen. "War ja doch nicht so schlimm", lächelte sie, als sie sich von der Seife befreit hatte. "Morgen geht das bestimmt besser." Ich nickte nur beruhigend. Dani ließ das Wasser abfließen, ich half ihr heraus. "Abtrocknen mußt du", sagte sie leise. "Das kann ich nicht alleine." "Das schaffen wir auch noch." Ich nahm ein Handtuch von der Stange und rieb zuerst ihre Arme und Hände trocken. Dann legte Dani ihre Hände auf meine Schultern und stützte sich ab. Als ich ihren Oberkörper trocknete, vertiefte sich ihre Atmung, und als ich sie zwischen den Beinen trocknete, warf sie sich plötzlich an mich und umarmte mich. "Ich hab dich so lieb!" flüsterte sie glücklich. "So lieb!" Sie drückte mit aller Kraft zu. "Ich dich auch, mein kleiner Schatz. Laß uns weitermachen, sonst erkältest du dich noch." "Ist gut." Sie drückte mir einen nassen Kuß auf die Wange und ging wieder auf Abstand. Schnell trocknete ich sie zu Ende ab, nur bei dem linken Bein ließ ich mir mehr Zeit, um ganz vorsichtig zu sein. Schließlich war sie trocken. Ich half ihr in den Bademantel, dann trug ich sie zurück in ihr Zimmer und setzte sie auf ihrem Bett ab. Überglücklich strahlte sie mich an. "Du hast gar nichts Schlimmes gemacht, Mike! Ich wußte, daß du lieb bist!" "Zu dir immer", lächelte ich. "Zieh dir deinen Schlafanzug an, Dani. Möchtest du gleich schlafen gehen?" "Noch was kuscheln", meinte sie schüchtern. "Im Wohnzimmer. Hilfst du mir beim Schlafanzug?" Ich kniete mich vor ihr auf den Boden und sah sie an. "Dani, ich bin hier, um dir zu helfen", sagte ich leise. "Ich tue, was du möchtest. Sag, wenn du etwas brauchst, und ich helfe dir." "Du bist wirklich lieb." Sie umarmte mich glücklich. "Der Schlafanzug liegt unter dem Oberbett." Ich griff mit einer Hand in ihr Bett und fand ihn. Dani zog den Bademantel aus, diesmal schon weniger scheu, und ließ sich von mir helfen, ihren Schlafanzug anzuziehen. Als ich ihr in die Hose half, sah ich ganz deutlich die Stelle zwischen ihren Beinen. Schnell drehte ich den Kopf zur Seite. Glücklicherweise bemerkte Dani meinen Blick nicht. Allerdings wurde sie wieder rot, als ich ihr die Hose hochzog, denn da war mein Kopf genau auf Höhe ihres Unterleibes. Ich trug sie ins Wohnzimmer, wo wir uns nebeneinander hinsetzten. Dani schmiegte sich wortlos an mich und ließ sich streicheln. Es dauerte keine Minute, bis sie eingeschlafen war. Vorsichtig hob ich sie hoch und trug sie in ihr Zimmer. Auf dem Flur hörte ich, daß die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Sie wurde geöffnet, und Danis Mutter trat ein. Sie sah Dani und mußte grinsen. Ganz leise schloß sie die Tür und lief in Danis Zimmer, wo sie das Oberbett zurückschlug. Ich legte Dani ab, deckte sie zu und strich ihr noch einmal über den Kopf, dann stellte ich den Wecker an und schaltete das Licht aus. "Na?" fragte Conny, als wir auf dem Flur waren. "Wie war der erste Tag?" "Anstrengend", seufzte ich. "Dani hat sich im Bad zu Tode geschämt, aber beim Abtrocknen ging es dann. Sie hat sich übrigens selbst gewaschen." "Prima. Wie schaut's bei Ihnen aus?" "Alles geklärt. Ende der Woche haben Sie Ihr Geld zurück." Conny winkte ab. "Hat keine Eile, Mike. Ich weiß ja, wo Sie wohnen. Kommen Sie mal mit in die Küche." Dort angekommen, öffnete Conny den Kühlschrank und das Tiefkühlfach darin. "Das hab ich gestern völlig vergessen. Ich koche abends immer für den nächsten Tag vor, Mike. Sie müßten das Essen einfach kurz in die Mikrowelle stellen. Dani kennt sich damit aus. Was wie lange braucht, habe ich dort aufgeschrieben." Sie zeigte auf einen Zettel an der Küchenwand, gleich neben der Mikrowelle. "Wie haben Sie sich heute verpflegt?" "Wir waren mittags in einer Pizzeria, und abends in einem Bistro. Das war heute alles ziemlich knapp wegen meiner alten Wohnung." "Kein Problem. Es ist großartig, daß Sie überhaupt alles geschafft haben. Das mit dem Essen ist allerdings meine Schuld; wie gesagt, ich hab vergessen, das zu erwähnen. Dani war wahrscheinlich zu aufgeregt, um daran zu denken. Immerhin haben Sie jetzt was für morgen, und ich kann gleich ins Bett fallen. Wollen Sie zuerst ins Bad?" "Nein, ich muß noch meine Sachen einräumen." "Okay, dann geh ich zuerst. Schlafen Sie gut, und Danke, daß Sie sich so lieb um meine Kleine kümmern, Mike." "Sie ist ja auch pflegeleicht", lächelte ich. "Abwarten", schmunzelte Conny. "Noch ist sie etwas scheu. Nacht, Mike." "Gute Nacht, Conny." Sie ging in ihr Schlafzimmer, ich in mein Zimmer. Eine halbe Stunde später hatte ich alles eingeräumt. Conny war inzwischen auch fertig im Bad, wie ich gehört hatte. Ich machte mich bettfertig und schlief wenig später ein.
Kapitel 3
Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil ein schweres Gewicht auf mich fiel. Erschrocken riß ich die Augen auf und fand Dani, die fröhlich auf mir lag. Sie war noch im Schlafanzug. "Morgen!" rief sie ausgelassen. Ihre Arme schoben sich unter meinen Kopf, dann umarmte sie mich stürmisch. "Morgen, Dani", lächelte ich. Ich drückte sie zärtlich und streichelte ihren warmen Rücken und das Köpfchen. "Gut geschlafen?" "Super! Und du?" "Auch sehr gut, danke. Brauchst du Hilfe?" "Ja, ich muß mal. Kommst du mit?" "Sicher. Gehst du eben runter von mir?" "Nö!" kicherte sie, gab mir einen schmatzenden Kuß auf die Wange und rollte sich vorsichtig ab, dann stand sie auf. Ich sah, daß sie schon ihre Schiene angelegt hatte, ein monströses Gebilde aus Stangen und Klammern, das sich eng um ihre Wade schloß, vom Fußgelenk bis fast zum Knie. "Sieht schlimm aus, was?" meinte sie trocken, als sie meinen Blick bemerkte. "Ist ja bald ab", tröstete ich, während ich aufstand. "Na komm." Ich legte meinen Arm um ihre Taille. "Tritt mal ganz vorsichtig auf, Dani. Nur den Fuß auf den Boden stellen." "Dann geht das doch gleich wieder kaputt!" jammerte sie ängstlich. "Nicht, wenn du es ganz vorsichtig machst, Dani. Erstens hast du den langen Nagel im Bein, und zweitens die Schiene. Denk an das Stahlrohr, Dani." "Meinst du?" Zögernd senkte sie den linken Fuß, bis die Zehen den Boden berührten. Noch vorsichtiger stellte sie die Ferse auf. "Fühlt sich komisch an", meinte sie nachdenklich. "Aber das Bein ist heil geblieben", lächelte ich. Dani nickte angespannt. Ihr Gewicht in meinem Arm verlagerte sich. Ich erkannte, daß sie das verletzte Bein etwas mehr belastete. "Schön vorsichtig", sagte ich sanft. "Nicht übertreiben, Dani." "Meinst du, ich kann damit schon laufen?" fragte sie leise. "Was hat der Arzt denn gesagt?" "Daß ich vorsichtig damit auftreten soll, bis ich mich daran gewöhnt habe." "Genau das machst du doch jetzt." "Stimmt!" Überrascht sah sie mich an. "Halt mich mal richtig fest, ja?" Ich verstärkte meinen Griff. Dani setzte den Fuß etwas fester auf und machte mit dem rechten Bein einen schnellen Schritt. "Mike!" jubelte sie aufgekratzt. "Das ist heil geblieben!" "Du bist ein mutiges Mädchen", lobte ich sie bewegt. "Gleich noch einen, aber ganz vorsichtig." "Ja!" Vorsichtig brachte sie den linken Fuß nach vorne, setzte ihn ganz sachte auf den Boden, und machte einen weiteren schnellen Schritt mit dem rechten Bein. "Das geht!" flüsterte sie überwältigt. "Mike, das geht wirklich! Ich hab tierische Angst, aber das Bein hält!" "Das hält auch noch mehr", lächelte ich. "Aber übertreibe es nicht. Das üben wir jetzt täglich etwas, okay?" "Au ja!" Begeistert strahlte sie mich an. "Du bist echt total super megalieb!" "Au weia!" lachte ich. "So schlimm?" "Ja!" Sie warf sich an mich und drückte mich stürmisch. "Ich hab dich so lieb!" wisperte sie. "Mike, bleibst du immer bei mir?" "Ich bleibe bei dir, solange du es möchtest, Dani", erwiderte ich leise. "Toll!" Sie rieb ihre Wange an meiner Brust. "Dann laß ich dich nie wieder weg! Jetzt muß ich aber wirklich ganz dringend!" "Dann komm schnell." Ich hob sie hoch und trug sie schnell ins Bad, wo ich sie auf die Toilette setzte. Dani hielt sich an mir fest und zog ihre Hose herunter. "Ich warte draußen, Dani." "Bleib bitte", flüsterte sie verlegen. "Ich - ich muß Groß." "Ist gut, Dani. Ich dreh mich um." "Danke." Kurz darauf plätscherte es laut, dann fing es an, zu riechen. Ich dachte daran, was Conny mir über Danis Hilflosigkeit gesagt hatte. Das half. Schließlich kam das erlösende Wort. "Fertig." Ich drehte mich wieder zu ihr. Dani war feuerrot im Gesicht und sah mich nicht an. Ich riß etwas Papier ab, sie hielt sich an meinem Hals fest und zog sich ein Stück hoch. "Erst mit Papier abwischen", sagte sie leise. "Dann mit diesen nassen Tüchern da saubermachen." Sie zeigte mit dem Kinn auf eine Plastikdose. "Ist gut, Dani. Wir zwei schaffen das schon." "Ich hab dich lieb, Mike." Sie gab mir einen schnellen Kuß auf die Wange. "Ich dich auch, mein Schatz. Ich fang an, ja?" "Ja." Sie drückte sich an mich, hob den Po und streckte ihn heraus. Ich brachte meine Hand zwischen ihre Hinterbacken und wischte konzentriert, doch die Hitze ihrer Haut schlug zu wie ein Feuer. Dani preßte sich stärker an mich. Ich faltete das Papier, wischte ein zweites Mal, dann ließ ich es fallen und nahm neues. Bei jedem Wischen atmete Dani tief ein, während ich bei jedem Wischen das heiße, feste Fleisch ihres Pos an meiner Hand spürte. Nach der dritten Lage war das Papier nur noch so wenig verschmutzt, daß ich zu den feuchten Tüchern in der Plastikdose wechselte. Langsam putzte ich ihren After damit sauber. Dani umarmte mich immer kräftiger. Nach einem kurzen Blick ließ ich das Tuch fallen und nahm ein zweites. Diesmal zog ich mit der linken Hand ihren Po etwas auseinander. Das Gefühl ihrer kleinen, festen Halbkugel in meiner Hand ließ meine Hormone anspringen. Schnell machte ich Dani sauber, ließ das Tuch fallen und zog ab. "Das war's, Dani." Anstatt sich die Hose hochzuziehen, blieb Dani an mir hängen. "Leg deine Hand nochmal auf meinen Po", flüsterte sie ganz leise. Ich zögerte. "Bitte!" "Dani!" Ich wand mich hin und her. "Dani, das -" "Mike, bitte!" Sie hielt sich mit der rechten Hand an mir fest, griff mit der linken nach meiner rechten und schob sie zu ihrem Po. "Leg drauf!" "Dani!" Fast schon verzweifelt sah ich sie an, legte meine Hand aber auf ihren Po. "Jetzt die andere auch noch." Sie schloß die Augen und legte ihren Kopf an meine Wange. "Mach!" "Dani! Ich werde riesengroßen Ärger mit deiner Mutter bekommen! Mädchen, ich darf dich da nicht anfassen!" "Doch!" Sie gab mir einen Kuß auf den Hals. "Du mußt das tun, was ich will. Und ich will, daß du deine Hände auf meinen Po legst." Sie tauschte ihre Hände und schob auch noch meine linke zu ihrem Po. "Jetzt streicheln!" Ein 12jähriges Mädchen im Schlafanzug, mit herabgelassener Hose, meine Hände auf ihrem nackten Po... Ich war doch schon so gut wie gefeuert! Seufzend bewegte ich meine Finger hin und her, streichelte ihren kleinen Po, und ziemlich schnell waren meine ganzen Hände in Bewegung und fuhren über ihren festen Hintern. Dani seufzte. "Ist das schön! Mike, wieso ist das da so schön?" "Zieh dich bitte an, Dani. Bitte!" "Noch ein bißchen!" bettelte sie. "Machst du was fester?" "Nein." Ich nahm meine Hände von ihrem Po. "Dani, auch wenn deine Mutter mich rausschmeißen sollte, ich werde heute abend mit ihr darüber reden." Ich zog ihre Hose hoch und hielt sie an den Hüften fest. Sie schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Dani, hör mir bitte gut zu. Ich darf dich da nicht anfassen. Popo abwischen, ja. Popo streicheln, nein. Verstehst du? Das ist genau das, was weder deine Mutter noch ich wollen. Du bist ein hübsches, junges Mädchen, und ich bin ein Mann. Männer dürfen hübsche, junge Mädchen nicht am Po streicheln. Verstehst du das, Dani? Es ist nicht erlaubt!" "Wenn's doch aber so schön ist?" maulte sie störrisch. "Wir reden beide mit Mutti." Sie schaute mich entschlossen an. "Heute abend. Das wollen wir doch mal sehen. Entweder machst du das, was ich will, oder Mutti kriegt echt Streß mit mir. So. Jetzt hilf mir mal am Becken, ja? Ich muß die Zähne putzen." Erleichtert, daß dieses Thema vorläufig vom Tisch war, nickte ich. "Gerne, Dani. Was muß ich tun?" "Mir das Oberteil ausziehen, dann hinter mich stellen und mich festhalten. Ich wasch mich, dann kommen die Zähne dran, dann die Haare. Und du mußt mich die ganze Zeit festhalten." "Das werde ich wohl noch schaffen. Aber du kannst dich mit dem linken Bein auch schon etwas abstützen." "Nein." Bockig wie ein Maulesel schaute sie mich an. "Du mußt mich festhalten." "Das tue ich auch, aber du stützt dich etwas mit dem linken Bein auf." Unsere Augen bohrten sich tief ineinander. Der erste Machtkampf. Ich hatte mich kompromißbereit gezeigt; wie würde Dani reagieren? Einige Sekunden lang starrten wir uns an, dann nickte Dani leicht. "Gut. Ich stütz mich was auf, du hältst mich fest." "Genau so." Ich fuhr ihr lächelnd durch die Haare. "Dein Bein soll doch schnell wieder gesund werden, Dani." "Hast ja recht", erwiderte sie versöhnlich. "Ziehst du mir das Oberteil aus?" "Klar, mein Schatz." Alles war wieder in Ordnung. Dani setzte den linken Fuß vorsichtig auf den Boden und hob die Hände. Schnell war das Oberteil ihres Schlafanzuges ausgezogen. Sie hüpfte auf einem Bein zum Becken, dort brachte sie den linken Fuß vorsichtig auf den Boden. Ich stellte mich hinter sie, legte meine Arme unter ihren hindurch auf ihren Bauch und drückte sie an mich. "So?" "Genau so." Zufrieden lachte sie mein Bild im Spiegel an. "Ich beeil mich." "Laß dir Zeit, Dani. Es ist ja noch früh." "Ja, ich steh immer was früher auf, damit ich mich nicht so hetzen muß." Sie drehte das kalte Wasser an, steckte die Haare hoch und hielt das Gesicht in den Wasserstrahl; dabei wusch sie sich das Gesicht mit einer Hand. Prustend kam sie wieder nach oben, tastete nach einem Handtuch und trocknete sich schnell das Gesicht ab. Dann kamen ihre Zähne dran. Es war ein ganz sonderbares Gefühl, sie mit bloßem Oberkörper im Spiegel anzusehen. Wieder und wieder glitt mein Blick ab zu ihren kleinen Brüsten, die kaum kirschengroß waren. "Die sind noch klein, nicht?" fragte Dani plötzlich ohne Hemmungen. Ich wurde rot. "Verzeihung, Dani, ich wollte nicht -" "Du hast die doch gestern schon gesehen", erwiderte sie erstaunt. "Das macht mir nichts aus, Mike." Sie sah zu niedlich aus, als sie mit dem Schaum der Zahncreme im Mund redete. "Du bist herrlich!" lachte ich leise. "Weiß ich!" grinste sie. Sie spülte den Mund aus und spuckte das Wasser in das Becken. "Du, die sind ganz weich! Willst du mal fühlen?" Noch bevor ich wußte, wovon sie redete, hatte sie meine rechte Hand zu ihrer rechten Brust geführt. "Echt weich, oder?" "Dani!" Schockiert riß ich meine Hand zurück, doch das Gefühl ihrer winzigen, warmen, weichen Brust unter meinen Fingern blieb überdeutlich zurück. "Was?" fragte sie unschuldig, dann klickte es. "Ist das auch nicht erlaubt?" "Ganz genau, junge Dame!" "Ach, Scheiße!" fluchte sie leise. "Nichts darf man!" Schmollend nahm sie die Haarklammer heraus. Ihr Haar fiel glatt nach unten. "Bürsten!" knurrte sie. "Dann komm mal her." Ich setzte mich auf den Rand der Wanne, zog Dani auf meinen Schoß und griff nach der Bürste auf der Ablage. Dani blieb still sitzen, während ich ihre Haare bürstete. Erst als ich fertig war, drehte sie ihren Kopf zu mir. "Das war schön", sagte sie leise. "Danke, Mike." Sie drehte sich zur Seite und umarmte mich. "Ich hab dich sehr, sehr lieb", flüsterte sie. "Tut mir leid, wenn ich was gemacht hab, was dir nicht gefällt." "Ist schon gut, Dani." Ich gab ihr einen zarten Kuß auf die Wange. "Sieh es einfach so: alles, wo du einen Bikini trägst, ist nicht erlaubt." "Merk ich mir", versprach sie. "Aber trotzdem reden wir heute abend mit Mutti." "Das tun wir, mein kleiner Schatz." "Gut. Halt mal still, ja?" "Ja. Was hast du vor?" "Ruhe!" Sie reckte sich und gab mir einen ganz schnellen Kuß auf den Mund. "Da trag ich keinen Bikini", sagte sie, als ich den Mund aufmachte. "Also sag nichts!" Das würde ein sehr interessantes Gespräch werden, heute abend...
* * *
"Das ging ja sehr schnell!" Conny blickte erst mich, dann Dani wütend an. "Also noch einmal in aller Ruhe, Dani. Du wolltest, daß Mike deinen Po streichelt?" "Ja." Dani sah schmollend zu Boden. "Aber er wollte nicht." "Warum sollte er deinen Po streicheln?" "Weil sich..." Sie sah auf, ihre Augen blickten ratlos. "Mutti, ich weiß auch nicht! Als er meinen Po abgewischt hat, war das ganz anders als bei dir. Das war ganz aufregend, und richtig kribbelig im Bauch." "Und weiter?" "Na, als er nicht wollte, hab ich seine Hände auf meinen Po geschoben. Er hat dann einen Moment gestreichelt, aber auch sofort wieder aufgehört. Dann hat er gesagt, daß er mit dir reden will. Und daß das da verboten wäre." "Da hat er auch vollkommen recht!" Conny schüttelte den Kopf. "Weiter!" "Dann hab ich mich gewaschen. Mike hat mich so festgehalten wie du. Ich wollte ihm zeigen, wie weich meine Brüste noch sind, und hab seine Hand dahingeschoben." "Und was hat Mike gemacht?" fragte Conny angespannt. Dani schob die Unterlippe vor. "Sie sofort weggezogen und mich ausgeschimpft. 'Dani!' hat er ganz laut gerufen. Ich hab mich richtig erschrocken." "Was hat Mike dann gemacht?" Dani warf mir einen scheuen Blick zu. "Er hat gesagt, daß alles, wo ein Bikini ist, verboten ist." Sie sah ihre Mutter an. "Ist es das wirklich?" "O ja!" lachte Conny bitter. "Dani, hast du mir am Sonntag überhaupt zugehört? Habe ich denn eine Stunde gegen eine Wand geredet?" Dani sah schuldbewußt zu Boden, Conny wandte sich zu mir. "Mike, wenn Dani so etwas noch einmal macht, geben Sie ihr einen kräftigen Klaps hintendrauf! Und von mir gleich noch einen hinterher. Jetzt lassen Sie uns bitte alleine, ja?" "Nein." Ich sah Conny ernst an. "Nicht, bevor ich noch etwas gesagt habe. Conny, was heute geschehen ist, tut mir sehr, sehr leid. Ich hätte es mir eigentlich schon im Vorfeld überlegen sollen, was alles passieren könnte. Daß das Leben mit Dani so intim und persönlich werden würde, haben Sie zwar erklärt, aber ich habe mir das alles nicht richtig ausgemalt. Deshalb -" "Ruhe!" Jetzt sprach die Chefin, das klang ganz deutlich durch. Sogar Dani ging auf Abstand und rutschte ganz dicht an mich heran. "Mike, auch ich habe nicht nachgedacht. Mir war nicht klar, daß Dani die Anwesenheit eines Mannes dazu benutzen würde, sich... Ach, ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Vielleicht kommt das, was ich befürchtet habe, schon viel früher als erwartet. Lassen Sie uns jetzt bitte alleine, ja? Ich bringe Dani gleich ins Bett." "Nein!" Dani richtete sich wütend auf. Conny und ich blickten das Mädchen erstaunt an. "Mutti, du hast Mike für mich besorgt! Er soll mich ins Bett bringen! Und ich will auch nicht mit dir reden! Du schimpfst doch nur mit mir, aber ich weiß gar nicht, warum du mit mir schimpfst! Er hat mir doch nichts getan!" Ohne Vorwarnung brach sie in Tränen aus, warf sich an mich und klammerte sich an meinen Hals. Instinktiv hielt ich sie fest und strich ihr beruhigend über das Haar. Aber Dani war noch lange nicht fertig. "Er hat nicht mal das getan, was ich wollte!" schluchzte sie. "Ich wollte so gern, daß er meinen Po streichelt, aber er hat's nicht gemacht! Aber du hast doch gesagt, daß er machen soll, was ich sage! Ist doch totale Scheiße!" Sie drehte das nasse Gesicht zu ihrer Mutter. "Du hast gesagt, daß er mich nicht zwischen den Beinen anfassen darf. Hat er auch nicht! Er hat mich da nur abgetrocknet, und das darf er. Hast du auch gesagt. Er hat mir den Popo abgeputzt. Das darf er auch. Hast du auch gesagt. Du hast nicht gesagt, daß er mich nicht am Popo streicheln darf." "Ich habe aber ganz klar und deutlich gesagt, daß er dich nicht am Busen berühren darf!" Conny sprach leise, aber sehr wütend. "Was, bitte, hat dich geritten, daß du seine Hand dahin geführt hast?" "Ich wollte ihm doch nur zeigen, wie weich die noch sind", meinte Dani kleinlaut, dann wurde sie wieder energisch. "Du hast gesagt, daß ich mit ihm schmusen darf, wie ich möchte. Streicheln gehört doch zum Schmusen. Warum darf er mich dann nicht am Po streicheln?" "Dani!" Conny stand kurz davor, auszurasten. "Kind! Willst du es nicht verstehen, oder bist du wirklich so beschränkt?" "Ich bin nicht doof!" fauchte Dani. "Ich will, daß Mike mich so streichelt, wie ich das will." Sie hob herausfordernd den Kopf. "Und wo ich will!" Ich begann, mich in diesem Kampf der Titanen sehr unwohl zu fühlen, traute mich aber auch nicht, etwas zu sagen. "Schmink dir das ab!" Connys Augen blitzten wütend. "Dani, denk bitte einmal in deinem Leben nach! Heute ist es der Po, morgen der Busen, und übermorgen dein Geschlechtsteil!" "Na und?" Auch Dani war auf 180. "Wenn ich das so will, was dann? Das ist doch meine Sache, oder? Du hast gesagt, daß ich sagen soll, wenn Mike was Schlimmes macht. Ich fand das aber gar nicht schlimm, als er meinen Popo gestreichelt hat. Er hätte noch viel länger streicheln können! Du hast aber nicht gesagt, daß er nicht das machen darf, was ich will!" Selbst Conny mußte einen Moment über den letzten Satz nachdenken, aber Dani war richtig schön in Fahrt und gönnte ihrer Mutter keine Denkpause. "Ich will, daß er mich streichelt! Am Po! Das will ich! Und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Füßen schlackerst, ich will das so! Ich will nicht, daß er mich zwischen den Beinen anfaßt. Das will ich nicht. Aber ich will, daß er fühlt, wie weich mein Busen ist. Das will ich! Und ich will auch mal bei ihm im Bett schlafen! Ich will spüren, daß er bei mir ist, wenn ich einschlafe. Das will ich! Und ich will bei ihm aufwachen! Das will ich auch! Und ich will noch viel mehr, was ich jetzt noch alles nicht weiß. Aber das will ich auch!" Wütend verschränkte sie ihre Arme und lehnte sich an mich, die Unterlippe weit vorgeschoben. "Fertig?" fragte Conny. "Ja!" Mürrisch sah Dani ihre Mutter an. "Für jetzt!" "Hab ich ein Glück." Conny schaute mich hilflos an. "Und nun?" "Ich bin versucht, mir eine neue Wohnung zu suchen, Conny. Ganz ehrlich." Diese Aussage war die knappste Zusammenfassung all meiner Gefühle und Gedanken. "Nein!" schrie Dani voller Angst. Sie warf sich herum und umarmte mich. "Du darfst nicht gehen!" weinte sie. "Ich hab dich doch lieb!" "Ich dich ja auch, Dani." Ich drückte ihr Köpfchen an mich. "Aber deine Mutter hat recht, mein Schatz. Wenn ich dich in bestimmten Bereichen berühre, ist das nicht nur verboten, sondern kann auch ganz großen Ärger bedeuten." Ich legte meine Hände an ihre Wangen und sah sie ernst an. "Deine Mutter kann ins Gefängnis kommen, wenn sie das erlaubt. Ich kann ins Gefängnis kommen, wenn ich das mache. Und dann? Dann hast du niemanden mehr, Dani." "Nur wegen Popo streicheln?" fragte sie leise. "Ist das denn so schlimm?" "Ja. Nein. Ach, Dani!" Ich drückte sie an mich und wechselte mit ihrer Mutter einen verzweifelten Blick. "Dani, der Po mag ja noch in Ordnung sein, aber der Busen ist es auf keinen Fall mehr." "Da hast du mich doch nicht gestreichelt", erwiderte sie leise. "Du solltest nur fühlen, wie weich das da ist." Conny hob resignierend die Hände. "Sie will es nicht verstehen! Dani, dreh dich mal zu mir." Mürrisch setzte Dani sich mit dem Rücken zu mir auf meinen Schoß. "Und jetzt?" "Zieh deine Schlafanzugjacke aus." Conny warf mir einen warnenden Blick zu, als ich protestieren wollte. Dani war in Windeseile aus dem Oberteil heraus und legte es neben sich auf das Sofa. "Möchtest du noch immer, daß Mike fühlen soll, wie weich deine Brüste sind?" fragte Conny angespannt. Dani nickte sofort. "Ja. Das soll er." Ich erhielt einen weiteren Blick, der mich verstummen ließ. "Ganz sicher, Dani? Obwohl ich zuschaue?" "Ja!" Dani nahm meine Hände und legte sie auf ihre kleinen Brüste. Sie hielt sie mit aller Kraft fest, als ich sie wegziehen wollte. "Ist schon gut, Mike", sagte Conny schnell. "Lassen Sie Ihre Hände bitte ganz still liegen." Sie stand auf und kniete sich vor Dani auf den Boden. Konzentriert schaute sie ihrer Tochter in die Augen. Dani hielt dem Blick stand und meine Hände weiter fest. Wir blieben in dieser Position, bis Conny Dani streng ansah. "Laß seine Hände los, Dani." Dani senkte zögernd ihre Hände, ich riß meine sofort zurück. Conny schaute kurz auf Danis Oberkörper; was sie dort sah, hatte ich schon gefühlt. Zwei harte Brustwarzen. Conny nickte knapp und stand auf. "Zieh dich an, Dani", sagte sie sanft. "Mike bringt dich ins Bett." Genau so schnell, wie sie es vorher ausgezogen hatte, zog Dani das Oberteil wieder an. "Trägst du mich?" fragte sie mich mit leuchtenden Augen. "Natürlich." Ich verstand Connys Blick, mit dem sie um ein Gespräch unter uns bat, und nickte, dann trug ich Dani in ihr Bett. Als sie zugedeckt war, streckte sie ihre Arme nach mir aus. "Schmusen!" Ich beugte mich über sie, sie umarmte mich und preßte ihr Gesicht an meinen Hals. "Bist du mir böse, Mike?" "Nein, Dani." Ich küßte sie zärtlich auf die Wange. "Ich hab dich viel zu lieb, um mit dir böse zu sein. Schmusen ist in Ordnung, Dani. Lassen wir es erst mal dabei, ja?" "Okay." Sie drehte meinen Kopf zu ihrem Gesicht. "Gibst du mir einen Kuß?" fragte sie leise. "Wohin?" "Auf den Mund", flüsterte sie. "Nur einen, ja?" "Einen ganz kleinen", lächelte ich. Dani nickte eifrig. Ich küßte sie auf ihre weichen, kindlichen Lippen, dann auf die Wangen, das Kinn und die Nase, und zum Schluß noch einmal auf den Mund. "Das reicht jetzt erst mal bis zum Wochenende", lächelte ich dann. Dani kicherte und mummelte sich in das Oberbett. "Gute Nacht, Mike." "Gute Nacht, Dani. Schlaf schön." "Ich versuch's, aber ich bin noch ganz schön aufgeregt wegen gerade." "Ich auch, mein Schatz." Ich strich ihr noch einmal über die Haare, dann schaltete ich das Licht aus und schloß die Tür. Zurück im Wohnzimmer suchte ich zuerst vergeblich nach Conny, dann fand ich sie. Conny saß trotz der sehr kühlen Nachtluft auf dem Balkon und rauchte eine Zigarette. "Ich bin runter auf drei am Tag", meinte sie lakonisch, als sie mich sah, "aber Tage wie heute erhöhen den Konsum sofort. Setzen Sie sich, Mike." Sie wartete, bis ich Platz genommen hatte, dann sah sie mich ratlos an.
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