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SH-052 - A1, Richtung Norden

 

 

 

A1, Richtung Norden .... (sh-052.zip) (M/g cons tragic) (12k)
Martin (25) nimmt eine Anhalterin (12) mit


Copyright © 1998, Shana.

Date of first publication
Monday AM, December 28, 1998





A1, Richtung Norden




Anmerkungen / Allgemeine Informationen für alle meine Geschichten:
* In dieser Geschichte werden sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen deutlich beschrieben. Wenn diese Art Geschichten nicht Deinen Vorstellungen von einer erotischen Geschichte entsprechen oder Du selbst nicht volljährig bist oder diese Art Geschichten dort, wo Du lebst, nicht den lokalen Gesetzen entsprechen, lösche sie jetzt bitte sofort. Oder lies sie erst dann, wenn du volljährig bist oder sie in deinem Land legal wird.
* Geschichten in der Art von "Erwachsener Mann trifft minderjähriges Mädchen, und zehn Minuten später rammelten sie wie die Karnickel" finde ich persönlich sehr unwahrscheinlich und an den Haaren herbeigezogen, vor allem, wenn das Mädchen weit unter 16 Jahren alt ist. Daher versuche ich, in meinen Erzählungen mögliche Wege aufzuzeigen, wie eine Verbindung Mann - Mädchen zustande kommen kann. Wem dies zu langatmig ist, kann gerne auf andere Geschichten ausweichen. Zu einer guten Geschichte gehört für mich auch Logik. Ich möchte damit nicht behaupten, daß meine Geschichten gut sind, sondern nur eine Feststellung treffen.
* Die meisten meiner Geschichten sind reine Erfindung. Namen, Personen, Orte und Daten sind frei erfunden, jedoch geändert in den Fällen, in denen ein realer Vorfall die Basis für eine Geschichte bildet.
* Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Intimsphäre eines jungen, minderjährigen Menschen gegen seinen / ihren Willen zu verletzen! Nicht, weil es gegen das Gesetz ist, sondern weil es gegen den Willen des Menschen ist!!! Es entsteht kein gutes Karma, wenn Du dies tust, und du wirst früher oder später dafür bezahlen müssen.
* Für Handlungen, die aus dem Genuß dieser Geschichte entstehen, übernehme ich keinerlei Verantwortung. Ich habe schon genug damit zu tun, mein eigenes Leben in den Griff zu kriegen ;-).
* Kommentare, Lob und Kritik sowie virtuelle Schokolade bitte an: shanamagic@hotmail.com
* Falls diese Geschichte dem entspricht, was Du suchst: Viel Spaß beim Schmökern!


Begonnen: 27. Dezember 1998
Beendet: 27. Dezember 1998
Nr.: SH-052



(c) Story: Shana 1998


Angel



Ich fand sie letztes Jahr, im September, und verlor sie am gleichen Tag wieder, doch zwischen Finden und Verlieren lagen Stunden voller Schmerz und der Angst, sie wieder zu verlieren. Wahrscheinlich war es genau diese Angst, die sie davon abhielt, meinem stummen Angebot zu folgen; sie schien zu spüren, daß ich sie behalten wollte, daß ich sie in ein bürgerliches, geregeltes Leben bringen wollte, doch sie war nicht geschaffen für einen Käfig, mochte er auch noch so groß und bequem sein. Ich nehme noch heute an, daß sie das Leben selbst als Käfig ansah; erfahren werde ich es nie.
Ihr Rufname war Angel, ihr bürgerlicher Angela. Soviel hatte sie mir immerhin von sich verraten. Ihr Alter schätzte ich auf höchstens 14, wahrscheinlich war sie aber erst 12 oder 13, auch wenn das Leben ihr schon deutliche Linien ins Gesicht geschnitten hatte.



Ich war auf dem Weg auf der A1 von Koblenz nach Hamburg, zu einer dieser langweiligen, nervenden Tagungen, von denen ich regelmäßig genauso schlau zurückkam, wie ich hingefahren war. Kurz hinter Leverkusen hielt ich an, um zu tanken, und da sah ich sie. Sie stand an der Tankstelle, unter der Überdachung, genau an dem Punkt, wo der strömende Regen sie nicht mehr treffen konnte, und sie war naß bis auf die Haut. Ihre dunkelblonden Haare fielen in unordentlichen und nassen Strähnen weit in den schmalen Rücken. Sie war sehr dünn, und sah ausgehungert aus. Ihre Größe schätzte ich auf 1,60 oder 1,65. Sie trug eine völlig durchnäßte Jeansjacke und eine ebensolche Hose, ihre Schuhe waren schwarze Turnschuhe, mit dunkelblauen Streifen. Ihre Hände hatte sie unter den Achselhöhlen eingeklemmt. Auf dem Rücken hatte sie einen dick gefüllten Rucksack.
Ihr fiel auf, daß ich sie ansah. Sie erwiderte meinen Blick einen Moment, dann setzte sie sich in Bewegung und kam langsam auf mich zu.
"Hi", sagte sie, als sie vor mir stand. Ihre Augen waren blaugrün, mit etwas mehr Grün als Blau, und einigen goldenen Tupfen darin. "Wohin fährst du?" Ihre Stimme war etwas rauh, von einer Erkältung, wie ich vermutete. Ihr Gesicht war oval, mit einer schmalen Nase und schmalen Lippen. Ihre Augen standen eine ganz leichte Spur schräg. Ihr Blick war offen und direkt.
"Hamburg", antwortete ich. Sie nickte nachdenklich, als wäre das zwar nicht ihre Richtung, aber immerhin eine, mit der sie etwas anfangen konnte. Schließlich sah sie mich wieder an.
"Kann ich mit?"
"Tja..." sagte ich gedehnt. "Eigentlich schon, nur..."
"Schon klar." Sie drehte sich um und ging wieder zu ihrem Platz zurück. Ein tiefes Schuldgefühl überfiel mich. Ich nahm die Zapfpistole von der Tanksäule, öffnete den Tankverschluß, steckte die Pistole hinein und schaltete sie an, dann verriegelte ich den Griff und sah wieder zu dem Mädchen hinüber. Es war noch früh am Morgen, gegen halb acht, und sehr wenig Betrieb. Ihre Chancen, hier wegzukommen, standen nicht gut, weil diese Tankstelle eine von vielen auf etwa zwanzig Kilometern war, und mit ziemlich hohen Preisen. Aber mein Tank war fast leer gewesen, und so hatte ich keine andere Wahl gehabt, als hier aufzutanken.
Das Mädchen erwiderte meinen Blick gelassen. Das Schuldgefühl in mir wuchs und wuchs und brachte schließlich meinen Kopf zum Nicken.
Das Mädchen kam wieder zu mir geschlendert und sah mich an. "Kann ich mit?" fragte sie im gleichen Ton wie vorher.
"Ja."
"Bin sofort zurück." Sie schlenderte gemächlich zu den Toiletten. Ich tankte zu Ende und bezahlte. Als ich herauskam, wartete sie bereits an meinem Wagen, der Rucksack stand neben ihr auf dem Boden, die Jacke und die Hose lagen darauf. Sie trug nur einen kurzen Rock und ein knappes T-Shirt. Ihre Arme und Beine waren so dünn, wie ihre Figur vermuten ließ; unter dem T-Shirt waren zwei Ausbuchtungen in der Größe von Walnüssen.
"Meine anderen Sachen müssen trocknen." Mehr sagte sie nicht.
Ich sah, daß sie eine Gänsehaut bekam, und schloß den Wagen auf. Das Mädchen legte ihren Rucksack auf den Rücksitz, schloß die Tür und stieg vorne ein. Ich ging um den Wagen herum und stieg ebenfalls ein. Im Einsteigen sah ich, daß das Mädchen ihre Jeans und die Jacke ordentlich auf dem Fußboden vor dem Sitz ausgebreitet hatte.
"Machst du Heizung nach unten?" bat sie mich, als ich den Motor anließ.
"Meinst du die Richtung oder die Temperatur?" versuchte ich zu scherzen. Sie drehte ihren Kopf und sah mich nur an. Ihr Blick sagte deutlich, daß sie den Witz verstanden hatte, ihn aber nicht im Geringsten komisch fand.
"Schon gut." Ich drehte die Heizung höher und stellte den Luftstrom auf den Fußraum ein. Das Mädchen sah wieder nach vorne und schnallte sich an, dann stellte sie ihre Füße auf die Frontablage. Ihr kurzer Rock gab den Blick über ihren gesamten Oberschenkel frei; aus den Augenwinkeln konnte ich leicht gekräuselte Haare zwischen ihren Beinen sehen.
"Darf ich dich etwas fragen?" Meine Stimme mußte ziemlich angespannt geklungen haben.
"Angel", sagte sie. "Ja. Nein."
"Wie bitte?"
"Deine erste Frage wäre gewesen, wie ich heiße." Ihr Ton war ruhig, fast schon gleichgültig. "Angel. Deine zweite, ob ich abgehauen bin. Ja. Und deine dritte, ob ich Unterwäsche trage. Nein." Sie drehte ihren Kopf zu mir. "Das ist nicht mein erster Trip als Anhalterin. Wenn du der Meinung bist, du müßtest mich ficken, dann fahr rechts ran. Ich werde nicht schreien, ich werde aber auch nicht mitmachen. Man gewöhnt sich daran." Der Schmerz in ihren Augen war wie eine Ohrfeige mit einer Drahtbürste.
Ich mußte schwer schlucken und brauchte zwei Anläufe, bis ich meine Stimme wieder unter Kontrolle hatte. "Nein, Angel, das werde ich nicht tun. Ich hab dich mitgenommen, weil... Na, du hast ausgesehen wie ein nasser Hund, und bei so einem Anblick bekomme ich immer Mitleid."
"Naß war ich wirklich", sagte sie ruhig, doch ich spürte die leichte Entspannung in ihrem Ton. "Ich hab nur ein paar Sachen bei, und eine warme Decke."
"Falls du mal draußen übernachten mußt?"
"Ja. Darf ich eine davon haben?"
"Wovon?" Ich folgte der Richtung ihres ausgestreckten Zeigefingers und sah meine Zigaretten im Mittelfach. "Sicher. Gibst du mir auch bitte eine?"
Sie nahm zwei Zigaretten aus der Packung, gab mir eine, zündete ihre an und reichte mir das Feuerzeug.
"Wie lange brauchen wir bis Hamburg?" fragte sie dann.
"Von hier aus vielleicht fünf oder sechs Stunden, wenn es so weiterregnet."
"Dann müßten meine Sachen trocken sein. Stört es dich, wenn ich so sitze? Meine Beine sind auch total naß."
"Ich versuche, nicht hinzusehen", seufzte ich.
"Die ersten fünf Minuten sind die schwersten. Nicht für dich. Für mich. Wie heißt du?"
"Martin. Warum die ersten fünf Minuten?"
"Da entscheidet sich, ob ich für die Fahrt bezahlen muß."
"Bezahlen? Du meinst..."
"Ja." Sie nahm einen tiefen Zug von der Zigarette, inhalierte, behielt den Rauch für einige Sekunden in der Lunge, dann stieß sie ihn langsam aus.
"Woher kommst du denn, Angel?"
"Von da hinten." Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter.
"Möchtest du dich unterhalten?"
"Ja." Sie drehte sich etwas zu mir und stellte ihre Füße auf den Boden. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich ihre Scheide sehen, und das dünne Büschel Haare darüber. "Worüber möchtest du reden, Martin?"
"Am liebsten über dich, Angel. Woher du kommst, was du..." Ich unterbrach mich, als sie sich wieder wegdrehte. "Okay!" seufzte ich. "Schon verstanden. Du bestimmst das Thema."
Sie drehte sich wieder zu mir, diesmal mit geschlossenen Beinen. "Was machst du?" fragte sie. "Beruflich."
"Versicherungen verkaufen."
"Fährst du deswegen nach Hamburg?"
"Ja. Zu einer Tagung. Es werden neue Dinge besprochen, die ich schon seit zwei Wochen kenne, aber ich muß da hin. Mein Chef will es so."
"Wie ist dein Chef so?"
"Gerecht, und das ist das Schlimme an ihm."
"Wieso?"
"Weil er meine Fehler genauso bemerkt wie meine guten Seiten."
"Aha." Sie lachte leise; ein fröhliches, herzerwärmendes Lachen. "Hast du ein Haus?"
"Nein, nur eine Mietwohnung."
"Wie sieht die aus?"
"Warum möchtest du das wissen, Angel?"
"Interessiert mich nur."
"Wie sieht sie aus... Zwei Zimmer, also ein Wohn- und ein Schlafzimmer, eine kleine Küche, ein noch kleineres Bad, und ein winziger Flur."
"Klingt hübsch." Sie hielt die Zigarette über den Aschenbecher und tippte kräftig darauf. Die Asche fiel ab. "Du lebst allein?"
"Ja."
"Warum?"
Ich mußte lachen. "Angel, findest du das nicht etwas unfair? Du quetscht mich hier aus wie eine Zitrone, und ich darf dich nichts fragen!"
"Das ist nicht unfair", lachte sie leise. "Das ist Selbstverteidigung."
Ich sah sie an und verstand. "Du meinst, solange du mich etwas fragst, denke ich nicht daran, dir etwas zu tun?"
"Genau." Sie lächelte verschmitzt.
"Warum hast du mir dann diesen Trick verraten?"
"Weil die fünf Minuten vorbei sind." Sie nahm einen letzten Zug von der Zigarette und drückte sie aus. Plötzlich knurrte ihr Magen laut.
"Ich bin ziemlich früh losgefahren", sagte ich beiläufig, "und habe noch nichts gegessen, Angel. Bekomm bitte keine Panik, wenn ich bei der nächsten Raststätte abfahre."
"Okay."
"Möchtest du auch etwas essen?"
"Meine Sachen sind noch naß."
"Das war keine Antwort", lächelte ich.
"Eine halbe", lächelte sie zurück. "Nehmen wir mal an, ich hätte Hunger. Dann könnte ich trotzdem nicht raus, weil meine Sachen noch naß sind."
"Du, in den letzten Jahren ist etwas ganz Tolles erfunden worden. Man nennt es Plastik. Darin kann man Essen einpacken und mitnehmen, und das schmeckt sogar noch nach Essen." Ich schaute sie kurz an. "Sag, was du möchtest, ich bringe es dir dann mit. Und zwar ohne Bezahlung, Angel."
"Danke." Sie lächelte schüchtern, und genau dieses Lächeln verriet mir ihr wahres Alter. Angel war noch ein Kind, trotz ihres Auftretens und Aussehens. Dreizehn war noch zu hoch geschätzt.
Sie hatte meine Gedanken wohl über mein Gesicht ziehen sehen. "Manche werden schneller alt als andere", sagte sie nur. "In fünf Kilometern kommt eine Raststätte. Ich werde auch ganz bestimmt nicht schreien, wenn du anhältst." Sie lächelte verschmitzt.
"Außer vor Freude, wenn du dein Essen siehst. Worauf hast du Hunger, Angel?"
"Etwas Obst, wenn's geht. Apfel, Banane, sowas eben."
"Ich suche was zusammen." Dann schwiegen wir, bis ich auf den Parkplatz fuhr. Angel hatte sich aus dem Rucksack ihre Decke geholt und legte sie sich nun über.
"Ich warte hier."
Ich stieg aus und eilte durch den Regen in die Raststätte, wo ich ein bißchen einkaufte. Nach etwa fünf Minuten war ich zurück im Auto.
"Ob das jemals aufhört, zu regnen?" fragte ich, als ich eingestiegen war. Angel zuckte die Schultern, als würde es keine Rolle spielen, ob es regnete, schneite, stürmte oder die Sonne schien. Ich reichte ihr den Beutel. "Guten Hunger."
"Danke." Sie öffnete den Beutel. "Was ist für dich?"
"Die Dose Mineralwasser, und der Riegel Mars."
"Und was noch?"
"Sonst nichts. Der Rest ist für dich."
"Aber..." Sie unterbrach sich und wühlte sich durch den Beutel. "Das ist doch viel zu viel!"
"Mußt ja nicht alles auf einmal aufessen." Ich startete den Wagen und fuhr los. Sie befreite sich von der Decke und stopfte sie wieder in ihren Rucksack. Ihr kurzer Rock ließ ihren nackten Po frei. Offenbar war es ihr wirklich vollkommen gleichgültig, ob ich versuchte, sie zu vergewaltigen.
Wenig später hatte ich wieder meine Reisegeschwindigkeit erreicht, die wegen des heftigen Regens deutlich unter hundert lag.
"Warum tust du das für mich?" fragte Angel leise. "Du kennst mich doch gar nicht!"
"Aus Mitgefühl, Angel", antwortete ich. "Und versteh dieses Wort bitte nicht als Mitleid."
"Danke." In den nächsten Minuten war nur das Knistern von Plastik zu hören, und die Geräusche, die Angel beim Essen machte.
"Das tat gut!" seufzte sie schließlich. Sie knüllte die Reste zusammen und stopfte sie zurück in den Beutel. "Darf ich noch eine Zigarette haben?"
"Greif zu, Angel. Falls die alle sind, findest du im Handschuhfach neue."
"Okay. Du auch eine?"
"Im Moment nicht, danke."
Sie nahm sich eine Zigarette und zündete sie an, dann drehte sie sich wieder zu mir. Mein Blick glitt unwillkürlich zwischen ihre Beine, zu dem dünnen Büschel Haare und dem Ansatz des Schlitzes darunter. Sie lächelte, als sie dies bemerkte.
"Hast du eine Freundin?"
"Nein. Ich muß abends öfter mal weg, zu Kunden, die tagsüber keine Zeit haben, und das gefiel meinen bisherigen Freundinnen nicht so sehr. Inzwischen gefällt es mir, allein zu leben."
"Niemand lebt gern allein", sagte sie überzeugt.
"Warum bist du denn dann allein unterwegs?"
"Ich hab nie gesagt, daß es mir gefällt." Sie tippte die Asche ab. "Arbeitest du auch tagsüber?"
"Da am meisten", lächelte ich.
"Flüchtest du vor irgendwas, Martin?"
"Wie kommst du denn darauf?" lachte ich.
"War nur eine Idee." Sie drehte sich wieder weg und rauchte schweigend ihre Zigarette.
"Du hast recht", gab ich nach einiger Zeit zu. Sie drehte sich wieder zu mir. Ich hielt den Blick auf die Straße gerichtet. "Ich bin tatsächlich auf der Flucht."
"Wovor?"
"Vor mir." Angel wartete geduldig, bis ich meine Gedanken sortiert hatte. "Die Arbeit ist eine Flucht für mich, Angel. Meine letzte Freundin wollte mich heiraten und Kinder haben, und das war der Punkt, wo ich Panik bekam. Ich bin fünfundzwanzig, Angel, und für ein Kind fühle ich mich noch viel zu jung."
"Wie alt warst du denn, als sie ein Kind wollte?"
"Wir waren beide neunzehn."
"Das ist jung." Sie nahm einen letzten Zug und drückte die Zigarette aus. "An deiner Stelle würd ich mir keine Gedanken darüber machen. Vielleicht wollte deine Freundin auch nur vor etwas flüchten."
"Das trifft den Kern mehr, als du ahnst, Angel. Wovor flüchtest du?"
"Vor allem möglichem", sagte sie leise. "Darf ich noch eine Zigarette haben, bitte? Ich hab zwei Tage nichts geraucht."
"Nimm dir eine Packung aus dem Handschuhfach, Angel. Du kannst sie behalten. Ein Feuerzeug müßte auch noch da drin sein."
Angel öffnete das Fach, nahm sich eine Packung heraus und suchte nach einem Feuerzeug. Als sie es gefunden hatte, schloß sie das Fach und riß die Packung auf. Plastik und Silberfolie kamen in den Beutel zu den anderen Sachen.
"Ich bettle nicht gerne, aber ohne Zigaretten halte ich es nicht aus. Danke."
"Ist schon gut, Angel. Woher kommt der Name Angel? Bist du so lieb?"
"Nein!" lachte sie leise. "Manchmal ja, aber nicht immer. Wie lange dauert deine Tagung?"
"Kann es sein, daß du mir ausweichst?" schmunzelte ich.
"Ja." Sie beugte sich zu mir und sah mich ernst an, ihre rechte Hand griff nach meiner und legte sich darum. Ihre Finger waren angenehm warm, aber sie zitterten leicht, so als ob Angel unter einem großen, inneren Streß stand.
"In ein paar Stunden bin ich wieder weg", sagte sie leise. "Gewöhn dich nicht an mich, Martin. Es wird dir nur wehtun."
Ich nahm meine Hand vom Lenkrad und hielt ihre fest. "Angel, wovor läufst du weg?"
"Vor allem möglichem." Sie ließ zu, daß ich ihre Hand hielt. Ihre Finger verstärkten den Druck sogar noch etwas. "Du bist wirklich nett, Martin. Nur zu mir, oder zu allen?"
"Zu allen, bei denen ich das Gefühl habe, sie brauchen Hilfe", antwortete ich. "Wenn du..."
Sie riß sich von meiner Hand los und setzte sich wieder gerade hin. "In Dortmund war ich noch nie", sagte sie und deutete auf ein Hinweisschild. "Du?"
"Nein."
"Wann kommen wir da vorbei?"
"Etwa eine halbe Stunde."
"Wie geht's dann weiter?"
"Münster, Osnabrück, Bremen, Hamburg. Wo wolltest du denn ursprünglich hin, Angel?"
"Berlin."
"Berlin? Du willst allen Ernstes nach Berlin? Da würdest du kaputtgehen, Angel!"
"Wo würde ich das nicht?" fragte sie ruhig. "Das ist doch nur eine Frage der Zeit, oder?"
Mein Magen revoltierte unter einem plötzlichen Ansturm von Schmerz, der nicht von mir kam. Der Schmerz war so stark, daß ich mich im sitz krümmte und kurzfristig die Kontrolle über den Wagen verlor, der ins Schlingern kam. Es gelang mir, ihn wieder abzufangen. Ich atmete tief durch und sah zu Angel, die seelenruhig in ihrem Sitz saß und aus dem Seitenfenster sah.
"Hattest du keine Angst?" entfuhr mir. Angel schüttelte den Kopf.
"Nein. Wovor? Vorm Tod?" Sie sah zu mir. "Martin, du weißt nicht, was gestern bei mir passiert ist. Oder vorgestern. Oder den Tag davor. Du weißt gar nichts von mir. Du solltest am besten auch gar nichts von mir wissen. Je mehr du von mir weißt, um so mehr Gedanken machst du dir, und das will ich nicht. Glaub mir: es wird dir nur wehtun." Sie drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu mir. "Was möchtest du mit mir tun, Martin? Willst du mich in deine Wohnung mitnehmen? Mir ein neues Leben schenken?" Sie spie die Worte geradezu aus. "Ohne zu wissen, was ich will? Wenn ich dir sagen würde, was ich will, würdest du ausrasten! Also frag mich bitte nicht mehr, ja? Nichts mehr!" Sie drückte ihre Zigarette aus und nahm sich eine neue; ihre Finger zitterten sehr stark. Selbst ihre Lippen bebten, als sie die Zigarette in den Mund nahm und ansteckte.
"Ich könnte jetzt ganz grob sein", sagte sie dann, "und dir sagen, daß du dich um deinen Scheiß kümmern sollst. Aber du warst so nett zu mir, daß ich auch nett sein möchte. Ich kann aber nicht nett sein, wenn du bohrst und bohrst und bohrst. Das tut mir weh, weil ich mich wieder an bestimmte Sachen erinnern muß. Es tut dir weh, weil ich nicht antworte und du dir deine eigenen Antworten machst. Würde ich antworten, würde es dir noch mehr wehtun. Ich bin dir sehr dankbar, weil du mich mitnimmst, ohne daß ich... so bezahlen muß wie bei den anderen, aber mir wäre es verdammt nochmal lieber, du würdest mich ficken, als mich immer wieder zu fragen!" Sie warf sich abrupt auf ihrem Sitz herum, preßte die Stirn gegen die Scheibe und sah hinaus.
"Angel!" sagte ich besorgt. "Ich habe vorhin etwas gespürt, was sich sehr schlimm anfühlte, und ich glaube, daß es ein Schmerz war, der in dir ist."
"Das ist genau das, wovor ich weglaufe", antwortete sie bitter, ohne sich zu bewegen. "Und du bringst das mit jeder einzelnen Frage wieder hoch. Also hör BITTE auf zu fragen!" Ihre Schultern zuckten sichtbar. Ich sah den Hinweis auf einen Parkplatz in fünfhundert Metern und fuhr ihn an. Ich schaltete den Motor ab und legte Angel meine Hand auf die Schulter.
"Soll ich jetzt bezahlen?" fragte sie mit zittriger Stimme.
"Nein, Angel. Du sollst dich umdrehen." Ich löste meinen und ihren Gurt. Sie atmete tief durch, ließ den Gurt zurückspulen und drehte sich dann zu mir. Ich streckte meine Arme aus und wartete. Ihre Augen wanderten über mein Gesicht, dann verschwand der abgehärtete Teil von ihr, und das Kind, das sie tief innen war, kam zum Vorschein. Aufschluchzend warf sie sich in meine Arme. Ihre Mauer brach. Die Tränen, die sie Gott weiß wie lange zurückgehalten hatte, strömten heraus, endlos und voller Trauer.
Ich hielt das weinende Kind in meinen Armen, kämpfte selbst um Beherrschung, während ich versuchte, ihr durch meine Gegenwart Trost zu geben, und sah doch gleichzeitig die Hoffnungslosigkeit meiner Bemühungen. Ich sah ihren Weg so deutlich wie sie selbst, und sie wollte ihn gehen, in vollem Bewußtsein der unausweichlichen Konsequenzen.
Angel weinte für Stunden, wie mir schien, doch nach der Uhr waren nicht einmal zehn Minuten verstrichen, als sie sich wieder beruhigt hatte. Sie blieb in meinem Arm, während ich ihre verknoteten, strähnigen Haare streichelte, und genoß die kurze, vorübergehende Sicherheit, die ich ihr bieten konnte. Ich wagte nicht, zu reden; ich befürchtete, jedes Wort, jeder kleinste Ton würde sie aus ihrer kleinen Ruhe reißen, die sie nun gefunden hatte, würde ihren Frieden stören, von dem sie so wenig wußte.
Es war schließlich sie, die den Schritt in die wirkliche Welt vollzog. Sie hob ihren schmalen Kopf, schaute mich mit verweinten Augen, und gab mir einen vollkommen unschuldigen Kuß auf den Mund, der noch heute zu meinen schönsten, schmerzvollsten Erinnerungen zählt. Dann fragte sie mich, ob ich eine Straßenkarte hätte, nach der ich fuhr. Ich bejahte. Sie wollte die Strecke sehen, die wir noch vor uns hatten. Ich zeigte es ihr, indem ich mit dem Finger die Autobahn nachfuhr. Angel fragte, ob kurz vor Hamburg noch eine Raststätte wäre. Auch dies bejahte ich und zeigte sie ihr. Sie schaute mich an.
"Da hältst du an."
Sie sagte es nicht befehlend oder bittend, sondern sie traf eine simple Feststellung. Ich nickte, obwohl mir nicht klar war, was sie dort wollte, denn von dort aus gab es keine Verbindung nach Berlin.
Ich startete den Motor und fuhr wieder los. Wir sprachen kein einziges Wort mehr. An der nächsten Tankstelle hielt ich an und kaufte drei Schachtel Zigaretten für Angel. Sie bedankte sich mit einem warmen Blick, den ich noch heute vor mir sehe. Als wir danach wieder auf der Autobahn waren, nahm sie meine Hand und hielt sie fest. Gelegentlich streichelten wir uns mit den Daumen.
Nach Münster schlug das Wetter um. Die Straße wurde trocken, die Sonne kam heraus. Erst jetzt sah ich die leichten Sommersprossen in Angels Gesicht.
Sie hatte vollkommen recht gehabt: je mehr ich von ihr wußte, um so mehr tat es weh. Der Gedanke, sie gehen zu lassen, war unerträglich.
Gegen Mittag kam der Rastplatz, den Angel ausgewählt hatte, in Sicht, und ich verließ die Autobahn. Angels Jeans und die Jacke waren inzwischen getrocknet; sie hatte sich auf der Rückbank umgezogen. Ich parkte den Wagen, dann stiegen wir aus. Angel nahm mich an die Hand und ging mit mir in die Raststätte. Hinter der Eingangstür sah sie sich kurz um, dann zog sie mich zur Treppe, die zu den Toiletten hinunterführte. Sie bedeutete mir, zu warten, und ging in die Damentoilette. Kurz darauf kam sie zurück und zog mich hinein. Sie schob mich in eine Kabine, folgte mir hinein und schloß hinter uns ab. Sie öffnete meine Hose, zog sie zusammen mit der Unterhose herunter, und drückte mich auf den Sitz, dann machte sie sich frei, schwang sie sich auf meinen Schoß und führte mein Glied ein.
"Ein Geschenk für dich", flüsterte sie mir ins Ohr und begann, sich auf und ab zu bewegen. Sie behielt ein ruhiges, aber wirkungsvolles Tempo bei, das durch die Enge ihrer Vagina noch erhöht wurde. Unsere Leidenschaft verschmolz mit der Trauer, die wir beide empfanden. Auf dem Höhepunkt unseres Gefühls verbanden sich unsere Lippen zu einem Abschied, der bei uns beiden die Tränen hervorlockte.
Nachdem wir uns gesäubert und wieder angezogen hatten, lauschten wir eine Weile, dann öffnete Angel die Tür. Schnell gingen wir aus der Kabine, dann hielt sie sich an meiner Hüfte fest und humpelte stark für den Fall, daß uns jemand sah. Aber wir hatten Glück; niemand kam uns entgegen.
Vor der Raststätte fragte sie mich, in welchen Stadtteil von Hamburg ich fahren würde. Erleichtert, weil ich sie so noch etwas bei mir haben konnte, nahm ich sie wieder mit zum Auto und zeigte es ihr auf der Karte.
"Nimmst du mich bis dahin mit?" fragte sie mich. Ich nickte und fuhr los. Angel packte auf der Fahrt ihre Sachen. Die Lebensmittel, die sie vom Morgen noch übrig hatte, kamen in ihren Rucksack, der Müll wanderte in den Beutel.
Wir verließen die Autobahn und fuhren in die Stadt. Angel sah sich nicht um, wie ein Tourist es tun würde; für sie war dies nur eine weitere Stadt auf ihrem Weg.
Angel deutete plötzlich auf einen großen Parkplatz. "Läßt du mich da raus?" Ich nickte, obwohl alles in mir schrie, sie zu fesseln, damit sie nicht in ihr Unglück laufen konnte, und sie bei mir zu behalten. Statt dessen hielt ich an und sah in ihr Gesicht. Sie lächelte mich traurig an.
"Danke fürs Mitnehmen", sagte sie leise und küßte mich zum Abschied auf die Wange. Ich griff nach ihrer Hand, doch sie machte sich mit sanftem Nachdruck los. Sie holte ihren Rucksack von der Rückbank, zog ihn an und beugte sich noch einmal zu mir.
"Angel kommt von Angela." Ihre Finger strichen über meine Wange. "Vergiß mich, Martin. Ganz schnell." Sie schlug die Tür zu, bevor ich etwas sagen konnte, dann verschwand sie in der Menge.
Ich blickte in die Menge, bis ich gar nichts mehr sehen konnte, dann wischte ich mir die Augen und fuhr den bekannten Weg zu dem Hotel, wo die Tagung stattfinden würde. Zwei Tage später war ich wieder auf dem Weg nach Hause.
Immer wieder mußte ich an Angel denken, an ihr sanftes, trauriges Lächeln, an ihre leise Stimme, mit der sie nicht auffiel, an die Schmerzen, die sie mit sich herumtrug. Dann, im Januar, sah ich sie wieder. Nicht leibhaftig, sondern als Foto in den Nachrichten. Sie war nach Berlin gekommen, wie sie es vorgehabt hatte, und dort in einer bitterkalten Nacht erfroren.
Trotz ihrer warmen Decke, trotz ihres warmen Wesens, trotz ihres engelhaften Namens.
Ich bete für sie, daß sie nun wirklich ein Engel ist.



A1, Richtung Norden (c) Shana 1998

 

 

 

 

 

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