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SH-047 - Vollmond (rape)

 

Vollmond .... (sh-047.zip) (M/f f/f rape torture violent) (59k)
Tanja, ein 12jähriges Mädchen, kommt in ein Heim für schwer erziehbare Kinder und muß sich dort gegen Intrigen, Gewalt, und Vergewaltigung wehren. Doch sie setzt sich auf ihre Art durch, unter vielen Verlusten und neuen Erfahrungen.


Copyright © 1998, Shana.

Date of first publication
Wednesday AM, November 11, 1998









Vollmond




Anmerkungen / Allgemeine Informationen für alle meine Geschichten:
* In dieser Geschichte werden sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen deutlich beschrieben. Wenn diese Art Geschichten nicht Deinen Vorstellungen von einer erotischen Geschichte entsprechen oder Du selbst nicht volljährig bist oder diese Art Geschichten dort, wo Du lebst, nicht den lokalen Gesetzen entsprechen, lösche sie jetzt bitte sofort. Oder lies sie erst dann, wenn du volljährig bist oder sie in deinem Land legal wird.
* Geschichten in der Art von "Erwachsener Mann trifft minderjähriges Mädchen, und zehn Minuten später rammelten sie wie die Karnickel" finde ich persönlich sehr unwahrscheinlich und an den Haaren herbeigezogen, vor allem, wenn das Mädchen weit unter 16 Jahren alt ist. Daher versuche ich, in meinen Erzählungen mögliche Wege aufzuzeigen, wie eine Verbindung Mann - Mädchen zustande kommen kann. Wem dies zu langatmig ist, kann gerne auf andere Geschichten ausweichen. Zu einer guten Geschichte gehört für mich auch Logik. Ich möchte damit nicht behaupten, daß meine Geschichten gut sind, sondern nur eine Feststellung treffen.
* Die meisten meiner Geschichten sind reine Erfindung. Namen, Personen, Orte und Daten sind frei erfunden, jedoch geändert in den Fällen, in denen ein realer Vorfall die Basis für eine Geschichte bildet.
* Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Intimsphäre eines jungen, minderjährigen Menschen gegen seinen / ihren Willen zu verletzen! Nicht, weil es gegen das Gesetz ist, sondern weil es gegen den Willen des Menschen ist!!! Es entsteht kein gutes Karma, wenn Du dies tust, und du wirst früher oder später dafür bezahlen müssen.
* Für Handlungen, die aus dem Genuß dieser Geschichte entstehen, übernehme ich keinerlei Verantwortung. Ich habe schon genug damit zu tun, mein eigenes Leben in den Griff zu kriegen ;-).
* Kommentare, Lob und Kritik sowie virtuelle Schokolade bitte an: shanamagic@hotmail.com
* Falls diese Geschichte dem entspricht, was Du suchst: Viel Spaß beim Schmökern!


Begonnen: 07. November 1998
Beendet: 11. November 1998
Nr.: SH-047



(c) Story: Shana 1998










Personen



Die Mädchen:

Name Alter Größe Haare Augen
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Tanja 12 155 dunkelblond, schulterlang grau
Lucia 15 173 schwarz, rückenlang schwarz
Olga 14 162 blond, kurz blaugrau
Micky 13 164 braun, schulterlang braun


Die Jungen:

Name Alter Größe Haare Augen
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Gunnar 13 163 hellblond, kurz blau
Achim 17 178 schwarz, schulterlang braun
Detlef 16 181 mittelblond, kurz blaugrün
Dorian 15 170 aschblond, schulterlang grau
Georg 16 174 schwarz, kurz blaugrau


Die Erwachsenen:

Name Alter Größe Haare Augen
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Peter 33 184 braun, kurz braun
Heide 38 176 blond, kurz blau










Tanja



Schon wenige Sekunden, nachdem Tanja geboren worden war, zeigte sie der Welt deutlich, was sie von diesem Leben, in das sie hineingeworfen worden war, hielt: sie pinkelte ihre Mutter an. Eine Aktion, die nach Meinung des Arztes aus biologischer Sicht gar nicht hätte vorkommen können, ungeachtet seiner Aussage jedoch stattfand.
In den nächsten Jahren veränderte sich an Tanjas Einstellung nicht sehr viel. Sie wollte nur eins: in Ruhe gelassen werden, und wenn jemand sie nicht in Ruhe ließ, rastete sie aus und wurde mit fortschreitendem Alter immer gewaltbereiter.
An ihrem zwölften Geburtstag bedrohte sie ein Mädchen aus ihrer Klasse mit einem Messer, das sich über sie lustig gemacht hatte, und schnitt das andere Mädchen im Verlauf der Auseinandersetzung tief am Oberarm. Natürlich flog die Sache auf, und Tanjas Eltern entschieden sich schließlich, sie in ein Heim zu stecken. Eine Woche später wurde Tanja in ein Heim für schwer erziehbare Kinder eingeliefert.
Dort etablierte sie sich in gewohnter brutaler Weise und eroberte innerhalb von drei Wochen Platz Nummer Zwei in der Hierarchie. Über ihr war nur noch ein fünfzehnjähriges Mädchen namens Lucia, die kein Hehl daraus machte, daß Tanja keine Konkurrenz für sie war. Tanja mußte dies zugeben; so skrupellos und gemein wie Lucia war sie nicht.
Aber sie war lernfähig, und sie lernte von Lucia, was immer zu lernen war. Gemeinsam mit Olga, der Nummer Drei, legten die Mädchen neue Regeln für ihre Gruppe fest, in denen unter anderem geregelt wurde, wie die Positionskämpfe ausgefochten wurden, wer von den Mädchen mit welchem der Jungs zusammen sein durfte, und so weiter.
Lucia setzte - unterstützt von Olga - die strenge Regel durch, daß die Nummer Eins der Mädchen mit der Nummer Eins der Jungs schlafen mußte, und daß kein Mädchen sich mit einem Jungen unterhalten oder treffen durfte, der nicht die gleiche Position wie das Mädchen hatte. Sie tat dies aus purer Gemeinheit, denn sie schlief bereits mit Achim, dem Anführer der Jungs, und sie war sich sicher, daß Tanja mit ihren zwölf Jahren davor zurückschreckte.
Damit hatte sie ins Schwarze getroffen. Denn erstens hatte Tanja Schiß davor, sich einem Jungen nackt zu zeigen, und zweitens konnte sie Achim auf den Tod nicht ausstehen. Ihr persönlicher Favorit war Gunnar, die Nummer Vier der Jungs. Er war zwar erst dreizehn und hatte eine tiefe Narbe auf der Stirn, aber er riß niemals Witze über die Mädchen und machte auch keine schlecht.
Tanja respektierte und mochte ihn, aber da Gunnar zwei Stufen tiefer stand als sie, durfte sie nicht mit ihm reden. Allerdings hatte sie den Eindruck, daß er sie auch mochte, denn seine Blicke ruhten häufig auf ihr und schienen ihr etwas sagen zu wollen, doch sie verstand nicht, was.
Vier Monate nach ihrem Einzug in dem Heim - genau mit Beginn der Sommerferien - gab Gunnar seine Absicht bekannt, den fünfzehnjährigen Dorian, die Nummer Drei, von seinem Platz zu verjagen. Dorian nahm es zur Kenntnis und setzte den Termin für den Entscheidungskampf auf Samstag, 15:00 Uhr fest.
Um viertel vor drei zogen Kämpfer und Zuschauer in den Wald, zu dem offiziellen Kampfplatz. Es war eine Lichtung von gut zehn Metern Durchmesser; in der Mitte stand ein einsamer, stattlicher Baum, der eine zentrale Rolle in dem Kampf spielte: die beiden Kämpfer wurden daran festgebunden, so daß keiner aus Feigheit abhauen konnte. Die Schlinge um den Baum war locker, so daß die Kämpfer sich auch im Kreis bewegen konnten, ohne das Seil mit jeder Runde zu verkürzen, das Ende jedoch, an dem die Kämpfer festgebunden waren, war eng um ihre Bäuche geschlungen und fest im Rücken verknotet.
Tanja sicherte sich einen guten Platz für den Kampf; es war der erste, den sie erleben sollte, denn die Positionen der Mädchen wurden durch Mutproben und Verhalten erreicht, die der Jungs hingegen durch Kämpfe. Aufgeregt sah sie den Vorbereitungen zu und drückte Gunnar innerlich alle Daumen, die sie hatte. Erst als ein erwachsener Mann von etwa dreißig Jahren den Platz betrat, wurde sie nervös und fragte Lucia, wer das sei.
"Der Schiedsrichter", flüsterte Lucia zurück. "Außerdem ist der Typ unser Freund."
"Freund?" fragte Tanja verwirrt. "Wieso Freund? Der ist doch uralt!"
"Er hilft uns", sagte Lucia geheimnisvoll. "Ruhig jetzt, es geht los!"
Tanja schluckte die vielen Fragen herunter, die ihr auf der Zunge lagen, und schwieg, genau wie alle anderen Teenager. Der Mann trat in die Mitte zwischen Gunnar und Dorian.
"Ihr kennt die Regeln", sagte er ruhig. "Geht einer zu Boden, muß der andere sofort aufhören, zu schlagen. Wer aufgeben will, muß es sagen oder mit der Hand schnell hintereinander auf den Boden klopfen. Wer bewußtlos wird, hat sowieso verloren." Sein Blick ging zu Dorian. "Weichteile sind verboten, klar? Augen und Kehle sind ebenfalls verboten. Wer sich nicht daran hält, verliert fünf Punkte."
"Punkte?" fragte Tanja schnell.
"Wer gewinnen will, muß sieben Punkte machen", antwortete Lucia ebenso schnell. Tanja nickte verstehend und hörte wieder dem Schiedsrichter zu, doch der war inzwischen fertig und hielt seine Hand zwischen die beiden Kontrahenten, genau auf Kopfhöhe. Dann zog er sie weg, und im gleichen Moment schoß Dorians Bein nach vorne, auf Gunnars Magen zu. Tanja sog erschrocken die Luft ein, doch Gunnar war schon nicht mehr da, wo Dorians Bein hintrat, sondern stand neben ihm und hämmerte ihm seine Faust in die Nieren. Dorian stöhnte vor Schmerz auf und drehte sich weg, doch die Hand des Schiedsrichters war bereits zwischen ihnen.
"Gunnar: ein Punkt", sagte er laut und deutlich. "Damit steht es 1 : 0 für den Herausforderer." Er zog die Hand wieder weg. Tanja ballte ihre Hände zu Fäusten und fieberte mit.
Dorian hatte sich in der kleinen Pause wieder gefangen und ließ es dieses Mal etwas ruhiger und vorsichtiger angehen. Etwa dreißig Sekunden lang umkreisten sich die Kämpfer, dann hob Gunnar das Bein. Dorian machte einen schnellen Schritt auf Gunnar zu, stieß das zutretende Bein zur Seite und rammte ihm die rechte Faust ins Gesicht, dann die linke in den Magen. Gunnar ging zu Boden. Tanja biß sich vor Schreck die Lippen blutig, während der Schiedsrichter Dorian von dem knienden Gunnar fernhielt
"Dorian, zwei Punkte in Folge", sagte der Schiedsrichter. "Es steht 1 : 2 für den Herausforderer."
Gunnar stand wieder auf und wischte sich die blutende Nase an seinem Ärmel ab, dann nickte er dem Schiedsrichter zu und stellte sich in Positur. Der Mann hielt seine Hand ausgestreckt, wartete, bis Dorian auch bereit war, dann zog er sie wieder weg. Sofort war Gunnar zur Stelle und sprang auf Dorian zu, der ihn mit einem Faustschlag an die Stirn erwartete, doch Gunnar steckte den Schlag ein und stieß Dorian seinen Ellbogen unter das Kinn. Dorians Kopf zuckte zwar etwas zurück, der Schlag erwischte ihn dennoch voll. Gunnar fackelte nicht lange, sondern schickte gleich einen Schlag in den Magen und ein Stoß mit dem Knie in die Seite hinterher. Dorian fiel stöhnend zu Boden. Gunnar trat zurück, noch bevor der Schiedsrichter zur Stelle war, und wartete ab.
"Dorian ein Punkt, Gunnar drei Punkte in Folge. Damit steht es 4 : 3 für den Herausforderer."
"Ist das spannend!" entfuhr Tanja. Lucia zuckte die Schultern.
"Geht so. Stehst du auf Gunnar?"
"Geht so", meinte Tanja gleichgültig. Lucia grinste spöttisch.
"Ihr zwei Kinder paßt ja auch gut zusammen. Allerdings wird er es schwer haben, Detlef von seinem zweiten Platz zu verjagen. Wenn Detlef einmal zuschlägt, ist dein kostbarer Gunnar nur noch Matsche."
Tanja schwieg grimmig. 'Dich Miststück krieg ich noch!' dachte sie wütend, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Gunnar und Dorian, der inzwischen wieder aufgestanden war und bei jeder Bewegung das Gesicht verzog. Der Mann unterbrach den Kampf und tastete Dorians Rippen ab. Bei einer bestimmten Stelle stöhnte Dorian laut auf. Der Mann nickte kurz und winkte Achim zu sich.
"Was denn jetzt?" fragte Tanja verwirrt.
"Gunnar hat Dorian wohl 'ne Rippe gebrochen", sagte Lucia. "Jetzt muß Achim entscheiden, ob Dorian weiterkämpfen darf oder nicht."
"Aha." Neugierig sah Tanja zu Achim, der mit Dorian diskutierte. Schließlich zuckte Achim die Schultern.
"Mach, was du willst", sagte er nur und ging zu seinem Platz zurück. Der Mann wandte sich an die Zuschauer.
"Eine von Dorians Rippen ist angebrochen", sagte er zu der schweigenden Gruppe. "Achim hat Dorian die Entscheidung überlassen. Dorian hat sich dafür entschieden, weiterzukämpfen. Ist das so richtig, Dorian?"
"Ja!" knurrte der angeschlagene Fünfzehnjährige.
"Gut. Dann geht es weiter." Die beiden Jungs nahmen wieder Aufstellung, dann zog der Mann seine Hand zwischen ihnen weg. Sofort war zu sehen, daß Dorian Mühe hatte, sich zu bewegen. Gunnar nutzte das nicht aus, sondern wartete auf einen Angriff.
Der kam schneller als erwartet.
Dorian machte trotz seiner Schmerzen einen schnellen Schritt nach vorne und schlug nach Gunnar, doch der duckte sich blitzschnell und trieb seine Faust in Dorians Magen. Dorian klappte zusammen, blieb jedoch stehen. Gunnar richtete sich auf und hatte nun alle Zeit der Welt. Er verschränkte seine Hände, dann holte er aus und hämmerte sie gegen Dorians Kopf. Der ältere Junge fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr.
"Endstand: 6 : 3 für den Herausforderer", rief der Schiedsrichter. "Sieg durch K.O." Er befreite Gunnar von dem Seil. Tanja stieß vor Erleichterung den Atem aus und sah zu Gunnar, dessen Augen auf sie gerichtet waren. Nun verstand sie die Frage, die in seinem Blick lag. Freudig nickte sie leicht. Ja, ich werde auf dich warten, sollte das heißen. Sie sah das Leuchten in seinem Gesicht, dann drehte er sich um und verließ den Kampfplatz.
"Verdammte Scheiße!" rief Olga, die Nummer Drei der Mädchen, aus. "Was soll ich denn mit diesem Kind? Der hat seinen Schwanz doch nur zum Pissen!" Die Vierzehnjährige schaute Gunnar wütend hinterher.
"Und du hast deinen Mund nur zum Saufen!" fuhr Tanja das Mädchen an. Die Ältere öffnete den Mund, dann überlegte sie es sich anders und schwieg.
"Ist auch besser, wenn du die Schnauze hältst", sagte Tanja kalt und stand auf. "Denk dran: für meinen Platz mußt du zwei Mutproben ablegen!"
"Und für meinen drei", grinste Lucia Tanja an. "Und ich darf alle drei bestimmen!"
"Ich weiß", lächelte Tanja zuckersüß zurück. "So wie ich meine zwei."
"Dann verstehen wir uns ja." Lucia schaute ihre Truppe an. "Auf geht's, die Stadt wartet auf uns."
"Noch nicht!" Olga sah Tanja wütend an. "Tanja, ich fordere dich heraus!" Sie sah zu Lucia. "Wenn ich Dorian nicht haben kann, dann will ich wenigstens Detlef. Aber diesen Hosenscheißer Gunnar auf keinen Fall!"
"Das ist euer Problem." Lucia sah gleichgültig von Olga zu Tanja und wieder zurück. "Tanja, bis heute abend mußt du dir zwei Mutproben für Olga überlegen. Besteht Olga sie, tauscht ihr die Plätze. Versagt Olga, rutscht sie auf die Vier, und Micky auf die Drei."
"Alles klar!" riefen Tanja und Olga wie aus einem Mund, musterten sich kurz und sehr kühl, dann brachen sie auf, um die Stadt unsicher zu machen.
In einem Geschäft für Modeschmuck zog Micky, die Nummer Vier, Tanja auf die Seite und flüsterte ihr schnell etwas ins Ohr.
"Tanja, geh zu Peter und frag ihn nach unmöglichen Mutproben!"
"Peter? Wer ist Peter?"
"Der Schiedsrichter von vorhin", tuschelte Micky aufgeregt. "Der hilft uns doch immer, und er paßt auch auf, daß die Mutproben in Ordnung gehen. Hat er bei den Jungs jedenfalls immer gemacht, bis die anfingen, sich um die Plätze zu prügeln. Seitdem macht er den Schiri."
"Danke für den Tip!" lächelte Tanja das fast gleichaltrige Mädchen an.
"Gern geschehen", grinste Micky zurück. "Ich meine, Platz Drei klingt doch viel besser als Platz Vier, oder?"
"Was ist denn mit Zwei oder Eins?" fragte Tanja mißtrauisch. Micky zuckte die Schultern.
"Kein Interesse. Ich will nur auf die Drei, mehr nicht." Die Dreizehnjährige drehte sich um und lief zu den anderen Mädchen, die sich gerade über das Aussehen einer Brosche stritten. Tanja sah ihr nachdenklich hinterher. Eigentlich brauchte sie keine Nachhilfe in Gemeinheit; ihre Mutproben für Olga standen schon fest. Nur: wer würde kontrollieren, ob alles seine Richtigkeit hatte?
Zwei Stunden später, auf dem Rückweg von der Stadt zum Heim, fragte Tanja Lucia, wo dieser Peter wohnt.
"Da kommen wir dran vorbei. Wieso?"
"Micky hat mir gesagt, daß der früher die Mutproben beaufsichtigt hat. Ob der das auch bei uns tut?"
"Klar", erwiderte Lucia mit einem versteckten Lächeln. "Hast du was richtig Gemeines vor?"
"Laß dich überraschen", grinste Tanja zurück. "Wo wohnt der denn nun?"
"Ich zeig's dir."
Peter Schulz wohnte nur ein paar hundert Meter vom Heim entfernt. Lucia, Tanja und Olga blieben vor dem kleinen Häuschen stehen und klopften, während die anderen Mädchen weiter zum Heim gingen. Als die Tür sich öffnete, erkannte Tanja den Schiedsrichter wieder. Lucia trat unaufgefordert ein, Olga folgte ihr direkt, Tanja nach kurzem Zögern. Offenbar kannten die beiden anderen Mädchen sich hier gut aus.
Tanja folgte ihnen in das kleine Wohnzimmer, wo die Mädchen sich auf ein Sofa setzten. Der Mann blieb stehen und schaute sie der Reihe nach an.
"Was habt ihr auf dem Herzen?" fragte er dann.
"Wir haben unsere Regeln ein bißchen geändert und brauchen einen Schiedsrichter für Mutproben", sagte Lucia. "Würdest du das tun?" Tanja staunte über die vertraute Form der Anrede; sie war bisher der Meinung gewesen, daß Erwachsene generell Lucias Feinde waren. Aber dieser Mann schien ein hohes Ansehen zu genießen.
"Sicher", antwortete er. "Es gelten allerdings die gleichen Regeln wie bei den Jungs."
"Welche sind das?" fragte Tanja neugierig.
"Meine Entscheidung gilt", sagte er bestimmt. "Wenn ich sage: Bestanden, dann ist die Mutprobe bestanden. Sage ich: Nicht bestanden, ist sie nicht bestanden."
"Moment!" Tanja stand protestierend auf. "Ich kenn den Wichser doch gar nicht!" rief sie erbost und sah Lucia an. "Woher soll ich wissen, daß der nicht gegen mich entscheidet, nur weil ihm meine Nase nicht paßt?"
"Deine Nase ist mir vollkommen egal", meinte der Mann in aller Ruhe. "Zweitens bin ich kein Wichser, sondern ich lasse wichsen." Lucia und Olga lachten belustigt auf, während Tanja einen roten Kopf bekam. "Drittens bin ich so ziemlich der einzige Mensch hier, dem ihr in puncto Ehrlichkeit vertrauen könnt." Tanja setzte sich brummig hin.
"Trotzdem!" beharrte sie dickköpfig. "Woher soll ich wissen, daß Sie wirklich so ehrlich sind, wie Sie tun?"
"Die Jungs haben mir bisher vertraut, und sie tun es immer noch." Er musterte sie kurz. "Wer hat dich herausgefordert?"
"Ich!" meldete Olga sich.
"Welche Position?"
"Zwei."
"Aha." Peter sah Tanja nachdenklich an. "Wie viele Mutproben muß sie bestehen?"
"Zwei."
"Dann", sagte Peter seelenruhig, "wirst du am Ende der beiden Proben wissen, ob ich ehrlich bin."
"Ja!" knurrte Tanja. "Und wenn Sie lügen, bin ich meinen Platz los!"
"Das kann auch so passieren." Er zuckte mit den Schultern. "Es ist deine Entscheidung."
Lucia beugte sich vor. "Tanja, es ist egal, wie du zu mir stehst, aber das kannst du mir glauben: Peter ist ehrlich. Wenn er sagt, daß die Probe nicht bestanden ist, ist sie es auch nicht. Umgekehrt genauso." Sie lehnte sich wieder zurück.
"Hm." Tanja schaute unschlüssig in die Runde. Schließlich gab sie nach. "Versuchen wir's", meinte sie zweifelnd.
"Weißt du schon, was Olga tun soll?" fragte Peter sie. Tanja nickte.
"Ja. Erstens: sie soll nackt über den Marktplatz laufen. Und zwar Sonntag abend um sechs Uhr." Olga gab einen erschrockenen Laut von sich. Peter nickte.
"Um die Zeit ist da Hochbetrieb, das weißt du?"
"Klar!" grinste Tanja. "Sonst wär's ja keine Mutprobe!"
"Und die zweite?"
Tanja sah zu Olga; ihre Augen glühten vor Schadenfreude. "Olga soll eine Nacht auf dem Friedhof verbringen, genau vor einem Grab, wo jemand frisch beerdigt wurde!"
"Geil!" lachte Lucia und klatschte in die Hände, während Olga vernichtet zusammensank. "So was Abgefucktes hatten wir noch nie!"
"Das zweite ist kein Problem", meinte Peter ruhig. "Sorgen macht mir nur das Erste." Er sah Tanja an. "Bist du einverstanden, daß jemand am anderen Ende des Marktes auf Olga wartet und ihr neue Klamotten gibt?"
"Sicher", meinte Tanja großzügig. "Hauptsache, sie rennt nackt über den Platz. Und zwar von dem Uhrenladen bis zum Supermarkt!"
"Das ist die lange Tour", lächelte Peter. "Hart, aber fair für den zweiten Platz, denke ich."
Tanja grinste voller Vorfreude. "Find ich auch. Was ist, Olga? Hosen schon voll?" Sie schaute zu der Vierzehnjährigen, die stumm und bleich auf dem Sofa saß.
"Wann soll das stattfinden?" fragte Peter.
"Der Friedhof heute nacht", sagte Tanja schnell. "Heute morgen ist jemand begraben worden. Und das andere morgen abend."
"Zusatz!" meldete Lucia sich. "Peter, du darfst mit Olga nicht reden, sie nicht trösten, sie nicht aufmuntern, und sie nicht anfassen. Klar? Sie muß das ganz alleine durchstehen! Wie alle anderen Mädchen und Jungs vorher auch."
"Schon klar. Von wann bis wann soll sie auf dem Friedhof sein?" fragte er Tanja.
"Von neun Uhr abends bis morgens sechs!"
"Olga?" Peter sah zu dem stillen Mädchen. "Alles verstanden?"
"Ja." Leise und unsicher kam ihre Antwort.
"Schön. Wir beide treffen uns dann heute abend um zehn vor neun vor dem Eingang zum Friedhof." Er sah zu Tanja. "Und du kannst mir wirklich vertrauen. Wenn Olga auch nur einen Schritt von dem frischen Grab weggeht, hat sie verloren." Tanja schaute ihm in die Augen und glaubte ihm.
"Was ist, wenn ich mal muß?" fragte Olga kleinlaut. "Ich kann doch nicht auf ein Grab pissen!"
"Mach auf den Weg", antwortete Tanja ungerührt. "Du wolltest es ja so!"
Olga sah voller Haß auf Tanja. "Freu dich nicht zu früh", zischte sie. "Ich schaff das, und dann bist du fällig!"
"Nein." Lucia sah Olga ernst an. "Du kennst die Regeln: keine Rache bei Gewinn oder Verlust! Von keiner!"
Peter meldete sich wieder zu Wort. "Wenn Olga die Nacht übersteht, treffen wir uns alle morgen um kurz vor sechs auf dem Marktplatz. Lucia, könntest du mit einem Kleid und einem Paar Schuhen hinter dem Supermarkt warten, damit Olga sich schnell anziehen und abhauen kann?"
"Klar! Aber was, wenn sie es heute nacht nicht schafft?"
"Tanja kommt morgen früh zu mir, zusammen mit dir, dann sag ich euch Bescheid", schlug Peter vor und sah Tanja an. "Du kannst natürlich auch die Nacht bei uns bleiben und selbst kontrollieren."
"Nee, lieber nicht!" lachte Tanja unsicher. Lucia zog kurz die Augenbrauen hoch und merkte sich Tanjas Reaktion.
"Dann ist ja alles geklärt." Peter stand auf uns blickte Olga an. "Zehn vor neun, vor dem Eingang." Das Mädchen nickte schnell und stand zusammen mit Tanja und Lucia auf, dann machten sie sich auf den Heimweg.

* * *

"Mach's gut." Lucia schlug ihrer Nummer Drei aufmunternd auf die Schulter, dann drehte sie sich um und ging. Tanja, Olga und Peter, der eine Tasche über der Schulter trug, stiegen über den Zaun und schlichen sich über den Friedhof, bis Tanja ein Grab gefunden hatte, dessen Blumen noch ganz frisch waren und das keinen Grabstein hatte.
"Hier!" Sie deutete auf die Erde. "Olga, spürst du schon, wie die Toten sich auf dich freuen? Auf lebendes, junges Fleisch, in das sie ihre verfaulten Knochenfinger stoßen?"
"Halt bloß deine blöde Schnauze!" fauchte die Vierzehnjährige, deren Nerven blank lagen. Nervös schaute sie sich um, ob nicht aus irgendeinem dunklen Winkel ein Skelett auf sie zukam. Sie zog die dünne Jacke enger um sich.
Tanja grinste befriedigt. "Ach ja! Du darfst dir natürlich in die Hose pissen, wenn du mußt."
"Ich hau dir gleich..." Olga machte einen Schritt auf Tanja zu, doch Peter hielt sie fest.
"Tanja, ab nach Hause mit dir", sagte er in aller Ruhe. "Olga, laß dich nicht aufregen."
"Du hast mir gar nichts zu sagen!" fauchte Tanja wütend.
"Stimmt." Peter sah sie ohne jeden Vorwurf an. "Tanja, würdest du bitte nach Hause gehen? Die Bedingungen stehen ja fest." Auch seine Stimme war unverändert ruhig. Tanja spürte zum ersten Mal die innere Kraft dieses Mannes, und das machte sie nervös. Er ließ sich nicht kontrollieren und nicht provozieren, er ließ sich sogar ganz offensichtlich nicht einmal aus der Ruhe bringen.
"Ich geh ja schon", maulte sie kleinlaut. "Aber nicht mir ihr reden!"
"Und nicht trösten, nicht aufmuntern, und nicht anfassen. Ich kenne die Bedingungen." Er lächelte Tanja kurz zu. "Darf ich ihr denn eine Decke umlegen, wenn es ihr zu kalt wird?"
"Von mir aus", seufzte Tanja großzügig.
"Das ist nett von dir." Peter sah sie an und wartete, bis Tanja schließlich die Schultern zuckte und sich umdrehte.
"Bis morgen, und eine schöne Nacht!" Ihre Stimme troff vor Hohn.
"Dir auch, Tanja", erwiderte Peter sanft.
"Ich reiß dir den Arsch auf!" tobte Olga. "Irgendwann!"
"Laß gut sein, Olga", ermahnte Peter sie. "Tanja, jetzt hau endlich ab. Bitte!"
Tanja blieb stehen, drehte sich kurz um, streckte den Mittelfinger aus, und ging weiter in Richtung Ausgang.
"So eine blöde Fotze!" schimpfte Olga aufgebracht. "Ich sollte der Kleister ins Frühstück tun, damit ihr Schandmaul zuklebt!"
"Na, na, na!" lachte Peter und drückte das aufgeregte Mädchen kurz. "Jetzt mal ehrlich, Kleines: warum hast du sie überhaupt rausgefordert? Sie ist doch viel zu stark für dich, auch wenn sie jünger ist."
"Wegen Dorian", seufzte Olga. "Jetzt, wo er gegen Gunnar verloren hat, darf ich mich nicht mehr mit ihm treffen, und da..." Sie zuckte die Schultern.
"Ist dir eine Sicherung geplatzt?" lächelte Peter. Olga nickte bekümmert.
"Ja, und nicht nur eine." Sie sah sich um und schauderte. "Peter, ich schaff das nicht!" Ihre Augen waren voller Angst, als sie ihn anblickte. "Ich schaff das bestimmt nicht!"
"Wir werden sehen." Er schaute auf seine Uhr. "Zwei Minuten vor neun. Wir müssen uns an die Regeln halten, okay?" Er strich dem nervösen Mädchen sanft über die Wange. "Denk einfach, du sitzt auf einer Wiese. Ich bin gleich da drüben, auf der Bank."
"Ist gut." Olga schluckte schwer, als Peter zu einer Bank ging, die etwa sechs Meter entfernt stand, und sich hinsetzte. "Muß ich stehen, oder darf ich mich setzen?" rief sie ihm leise zu.
"Ist egal. Hauptsache, du schläfst nicht ein."
"Fuck!" stieß Olga leise hervor, dann seufzte sie. "Meine Nacht bei den Toten. Ein Aufsatz von Olga Pitorrak." Sie schauderte heftig. "Komm, komm, Mädchen!" ermahnte sie sich selbst. "Du bist auf einer schönen Wiese, um dich herum wundervolle Blumen, die alle ganz toll riechen, und alles ist friedlich und ruhig. Dreh jetzt bloß nicht durch!"
Sie setzte sich auf den Weg, von dem frischen Grab weggedreht, schlug die Beine übereinander und holte sich aus ihrer Jacke eine Packung Tabak, Blättchen, und ein Feuerzeug. Mit leicht zittrigen Fingern nahm sie eine Portion Tabak, zupfte ihn auseinander, legte ihn auf das Blättchen und rollte es zu einem dünnen Stengel zusammen. Ihre Zunge fuhr über die Gummierung, ihre Finger drehten das Blättchen weiter zu, strichen kurz über die Klebestelle, und die Zigarette war fertig. Sie drückte den hervorstehenden Tabak mit dem Nagel des kleinen Fingers zurück, dann steckte sie die Zigarette zwischen ihre Lippen, zündete sie an und sog den heißen, bitteren Rauch tief in ihre Lunge. Sie hielt ihn eine Weile fest, dann stieß sie ihn langsam wieder aus.
"Schon viel besser", murmelte sie vor sich hin und nahm gleich noch einen tiefen Zug. Dann drehte sie sich zu Peter um, der in der Zwischenzeit seine Pfeife gestopft hatte und sie nun rauchte.
"Peter?"
Er sah zu ihr und legte seinen Finger auf die Lippen.
"Ach, Scheiße!" Olga drehte sich von ihm weg. Mußte er denn immer so korrekt und streng nach den Regeln handeln?
Sie sog hastig an ihrer dünnen Zigarette und verbrannte sich die Lippen. "Au, verdammt! Verfluchte Kacke!" rief sie wütend aus. "Peter!"
"Olga, Ruhe jetzt, oder du hast die Probe nicht bestanden."
"Dann leck mich doch am Arsch!"
"Morgen früh gerne", lachte Peter. "Heute nicht."
"Hättest du wohl gerne", knurrte Olga. "Mußte dieser Wichser denn verlieren? Und überhaupt: was hat diesen Scheißer Gunnar denn überhaupt geritten? Will der etwa die Nummer Eins werden? Hoffentlich! Achim wird dem das Gehirn rausprügeln! Oder der Detlef. Genau! Detlef wird den kastrieren! Ihm Arme und Beine brechen! Und das Genick!" Ihr Gesicht verzog sich in grimmiger Freude.
Diese Gedanken halfen ihr für eine Weile, doch schließlich war ihre Wut verraucht. Sie sah auf ihre Uhr und erschrak. Es war noch nicht einmal halb zehn; es lagen noch achteinhalb Stunden vor ihr.
"Bitte!" jammerte sie zu niemand besonderem, dann riß sie sich zusammen. "Okay. Ganz cool jetzt." Sie atmete mehrmals tief ein und aus, dann ging es ihr etwas besser. Sie sah zu Peter, doch der hatte den Kopf in den Nacken gelegt und sah den Wolken zu, die langsam über den Himmel zogen und deren Farbe mehr und mehr ins Dunkle ging.
Ein sanfter Wind fuhr über Olgas Gesicht und ließ sie zusammenfahren. Erschrocken blickte sie sich um, doch niemand war in ihrer Nähe. Erleichtert erkannte sie, woher diese Berührung gekommen war, und gleichzeitig erkannte sie mit Bestimmtheit, daß sie diese Mutprobe nicht schaffen würde. Ihre Angst war dicht unter der Oberfläche und wartete nur noch auf die Dunkelheit, um auszubrechen.
Sie drehte ihren Kopf zu dem frischen Grab und schaute es an. "Das ist doch eigentlich nichts Schlimmes", sagte sie zu sich selbst. "Da ist nur jemand abgekratzt, und jetzt liegt er hier. Verrottet langsam. Wie Müll." Sie erschauerte heftig, als eine Gedankenkette in Gang kam, an deren Ende die Leiche sich langsam auflöste und in das Grundwasser sickerte, das dann aus dem Wasserkran in ihre Badewanne floß. Schnell stand sie auf.
"Peter! Laß uns was ficken, ja?" Sie flehte ihn regelrecht an.
"Olga!" Peters Stimme brachte sie wieder zur Vernunft. "Morgen früh gerne, aber nicht heute." Er sah sie ernst an. "Das war jetzt das letzte Mal, daß ich ein Auge zugedrückt habe. Beim nächsten Wort von dir ist die Mutprobe gescheitert."
Mutlos setzte Olga sich wieder hin. "Mir tut der Rücken weh", murmelte sie halblaut, in der Hoffnung, Peter würde sie hören und ihre Worte für ein Selbstgespräch halten. "Und der Hintern." Wortlos warf Peter ihr eine Decke zu, die Olga auf den Boden legte und sich darauf setzte. Ebenso wortlos drehte sie sich eine neue Zigarette, diesmal eine dickere. Das Mehr an Nikotin beruhigte ihre flatternden Nerven etwas.
Etwas.
Die Ruhe verschwand mit dem Sonnenlicht. Die Farben der Bäume und Blumen veränderten sich zu einem Brei aus Grau, der mit jeder Sekunde dunkler wurde.
Zu allem Überfluß kam auch noch ein ganz leichter Wind auf, der die Blätter in den Bäumen rauschen ließ. Olga schloß ihre Augen und verkrampfte ihre Hände in ihrem Schoß. Plötzlich kam ihr eine Idee.
Sie drehte sich zu Peter um, der sie aufmerksam musterte. "Eine Frage zu den Regeln", sagte sie laut. Peter nickte.
"Welche?"
"Kann ich mich - ich meine, spricht was dagegen, wenn ich an mir selbst spiele?"
Peter schüttelte den Kopf. "Nein. Nur: wie lange willst du das durchhalten?"
"So lange wie nötig", knurrte Olga. "Dieses Dreckstück wird nicht gewinnen!" Sie schaute sich schnell um, doch außer ihr und Peter war niemand zu sehen. Entschlossen stand sie auf und öffnete zuerst den Gürtel ihrer Jeans, dann den Knopf, dann Reißverschluß, und ebenso entschlossen zog sie die Hose gemeinsam mit der Unterhose bis zu den Fußgelenken herunter. Peter sah ihr belustigt zu; das Ergebnis ihrer Bemühungen stand für ihn schon fest.
Olga setzte sich wieder auf die Decke, die Knie weit geöffnet. Ungeachtet der Örtlichkeit, an der sie sich befand, legte sie ihre Hände auf die Oberschenkel, mit den Fingerspitzen nach innen. Sie ließ ihre Daumen kreisen und berührte sich dabei leicht an der Scheide. Erregung und Lust erwachten und verdrängten den Friedhof aus ihren Gedanken.
Sie schob ihre Finger tiefer zwischen ihre Beine. Mit der linken Hand öffnete sie ihren Schlitz weit, mit der rechten strich sie leicht und regelmäßig darüber. Langsam kam sie in Fahrt; die Feuchtigkeit in ihrer Scheide erhöhte sich.
Sie setzte den Mittelfinger der rechten Hand an und drückte ihn zwischen die beiden Schamlippen, die weich nachgaben und den Finger aufnahmen. Ihre Lust wuchs, als sie den Finger tiefer und tiefer in sich schob, wieder herauszog, wieder hineindrückte. Sie schloß die Augen und legte den Kopf in den Nacken, ihr Atem ging im gleichen Tempo wie der Finger, der sich rein und raus bewegte.
Jetzt hatte sie ihren Rhythmus.
Nach und nach steigerte sie das Tempo und die Kraft, mit der sie über ihren Kitzler strich, bis sie das altbekannte Prickeln in ihren Nerven spürte. "Dorian!" flüsterte sie leise und schob gleich noch einen Finger tief in sich. Ihre Nerven begannen, zu vibrieren. Sie spreizte die Knie noch weiter, stieß die Finger tief in sich und raste mit der anderen Hand über den Kitzler, bis sie plötzlich leise aufschrie und sich verkrampfte, dann sackte sie zusammen, zog die Finger aus ihrer Scheide und steckte sie in den Mund, um sie abzulecken.
"Hmmm!" entfuhr ihr. Sie rollte sich auf die Seite, zog Arme und Beine an den Körper und genoß den leichten Wind, der über ihr nasses Geschlechtsteil strich. "Wow!" flüsterte sie zufrieden, dann rollte sie sich wieder auf den Rücken und öffnete die Augen.
Über ihr war ein dunkelblauer Nachthimmel, mit ein paar Sternen. Nur langsam dämmerte Olga wieder, wo sie war, doch dann setzte sie sich ruckartig auf und schaute sich panisch um. Ihre überreizte Phantasie gaukelte ihr alle möglichen Bilder vor, die sie in Horrorfilmen gesehen hatte: Knochenhände, die aus der Erde kamen und nach ihr griffen, beängstigende Geräusche, deren Ursprung sie nicht einordnen konnte, unsichtbare Geister, die sich um sie herum versammelten und ihre Schattenfinger nach ihr ausstreckten.
Olga nahm alle Kraft und Beherrschung zusammen, doch vergeblich. Ihre Angst siegte.
"Peter!" kreischte sie voller Angst, sprang auf und rannte zu ihm. Das heißt, sie wollte rennen, doch ihre Hose hing noch an ihren Füßen und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie fiel hin und schlug hart auf den Boden, konnte sich jedoch noch mit den Händen abstützen. Sofort war Peter bei ihr und hob sie auf.
"Bring mich hier weg", schluchzte sie. "Ich hab Angst!" Sie warf ihre Arme um ihn und klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
Peter strich ihr über die Haare und drückte sie mit dem anderen Arm. "Ist gut, Kleines", flüsterte er. "Stell dich hin und zieh dich an, dann gehen wir."
"Ja." Sie ließ ihre Füße sinken, bis sie den Boden spürte, dann zog sie schnell Unterhose und Jeans hoch. Peter sammelte inzwischen die Decke und Olgas Rauchwaren ein und steckte alles zusammen in seine Tasche. Olga schloß ihren Gürtel und preßte sich an Peter.
"Laß uns verschwinden", sagte sie mit zittriger Stimme. "Ich will hier weg!"
"Okay." Peter legte seinen Arm um sie und führte sie mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe zum Ausgang. Fluchtartig kletterte Olga über den Zaun und atmete erst auf, als sie auf der sicheren Seite war. Peter kam hinter ihr her und schaute auf die Uhr, dann nahm er das zitternde Mädchen in den Arm und brachte sie zu sich nach Hause, wo er sie gleich auszog, ins Bett packte, und sich schließlich neben sie legte.
"Jetzt kommst du in meinen Arm", befahl er ihr, "und denkst nicht mehr darüber nach. Verstanden?" Olga nickte schnell, und Peter lächelte. "Immerhin kannst du jetzt Dorian wieder treffen."
"Alles andere hätte ich gepackt!" murmelte Olga frustriert und schmiegte sich an ihn. Seine nackte Haut an ihrer war sehr beruhigend. "Das über den Markt laufen und so, meine ich. Aber der Friedhof..." Sie schüttelte sich erneut und preßte ihr Gesicht an Peters Hals. "Das war zuviel!"
"Ist schon gut, Olga", tröstete Peter sie. "Jetzt bist du ja bei mir. Schlaf jetzt schön und träum von mir."
"Oder von Dorian", murmelte Olga. "Ich träum von ihm, und morgen früh ficken wir beide dann. Okay? Ich brauch das!"
"Okay", schmunzelte Peter. "Jetzt schlaf."
"Nacht, Peter." Olga schmiegte sich ganz dicht an ihn, öffnete ihre Beine und klemmte sein hartes Glied dazwischen ein.
"Nacht, mein Kleines", flüsterte Peter und gab ihr einen Kuß. Dann legte er eine Hand auf ihren Po und schloß die Augen.



Der Hauptgrund, warum die Mädchen Peter so sehr vertrauten, war, daß er ein Mädchen niemals ausnutzte. Wenn ein Teenager bei ihm übernachtete - wie Olga wegen einer verpatzten Mutprobe oder aus anderen Gründen - hielt er seine Finger bei sich und machte nur das, was das Mädchen wollte. Den Jungs wurde nur erzählt, daß ein Mädchen aus diesen und jenen Gründen bei Peter übernachtet hatte, und sie fanden es in Ordnung. Mehr wußten sie nicht, mehr wollten sie auch nicht wissen. Die Mädchen ihrerseits hielten dicht und verpetzten sich nicht gegenseitig, denn jeder von ihnen war klar, daß sie selbst einmal in eine Situation kommen konnte, in der sie die Hilfe von Peter in Anspruch nehmen mußte.
Wie Olga in dieser Nacht. Zurück ins Heim konnte sie nicht, da alles abgeschlossen war, und auf der Straße zu übernachten war ihr einfach zu riskant, schließlich kannte sie die Verhältnisse dort. So blieb nur Peter, dessen Wohnung für hilfsbedürftige Teenager immer offen stand, für die Mädchen wie für die Jungs. So konnten die Teens eine Nacht in Sicherheit verbringen, und Peter erhielt oft genug seinen Lohn am Morgen.
Wie heute, zum Beispiel.
Peter wachte auf und überprüfte als erstes den Standort seiner Hände. Eine lag noch immer auf Olgas Po, die andere auf ihrem kräftigen Busen. Erleichtert, weil er Olga im Schlaf nicht allzu schlimm berührt hatte, entspannte er sich wieder und drückte das Mädchen an sich. Olga murmelte etwas im Schlaf und legte eine Hand an sein schlaffes Glied, das sofort erwachte und ihr entgegenkam.
"Olga", sagte er halblaut. "Möchtest du nicht aufwachen?" Ein unwirsches Knurren gab eine eindeutige Antwort. Peter grinste und rollte das Mädchen auf den Rücken, dann küßte er zärtlich ihren Bauch. Olga schnurrte und brummte zufrieden. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen, doch sie wurde langsam wach. Peter strich mit seinen Lippen über die heiße Haut und näherte sich dabei langsam, aber sicher ihren Brüsten.
"Hmmm!" brummte Olga und räkelte sich unter ihm.
"Guten Morgen, Kleines", lächelte Peter und hob seinen Kopf.
"Morgen, Peter." Olga gähnte herzhaft und tief und reckte und streckte sich, dann hob auch sie den Kopf und sah ihn an. Sofort war die Erinnerung an den gestrigen Abend wieder da.
"Ich hab's verpatzt", sagte sie leise und sehr traurig.
"Das kann passieren", tröstete Peter sie und rutschte neben sie. Er nahm das Mädchen in den Arm und streichelte ihre Haare. "Aber wie ich gestern schon sagte, jetzt darfst du dich wieder mit Dorian treffen."
"Ja", brummte sie unwirsch, "und Micky darf mich jetzt rumkommandieren." Sie warf sich herum und drückte schmollend ihr Gesicht an seinen Hals.
"Micky ist doch ganz in Ordnung", munterte Peter sie auf. "Sie ist froh, wenn ihr keiner was tut. Sie wird dich in Ruhe lassen."
Olga seufzte tief. "Stimmt", gab sie dann zu. "Aber Tanja..." Sie zuckte die Schultern und drückte sich an Peter. "Die ist verdammt hart!"
"Das denke ich auch." Peter streichelte Olgas Haar und dachte kurz an Tanja. "Doch", sagte er dann nachdenklich. "Sie ist wirklich eiskalt. Woher kommt sie eigentlich?"
"Die ist im April zu uns gekommen", erzählte Olga, die inzwischen vollständig wach war. "Sie hat ein Mädchen mit dem Messer in den Arm gestochen oder sowas. Sie wollte Geld von ihr. Das Mädchen hat Tanja aber wohl verpetzt oder sowas. Jedenfalls haben ihre Eltern sie dann hierher geschickt." Sie sah Peter an. "Müssen wir wirklich von ihr reden?"
"Nein", lachte Peter leise und gab Olga einen schnellen Kuß auf die weichen Lippen. "Es hat mich nur interessiert."
"Mich interessiert auch was", schmunzelte das Mädchen und griff nach seinem Glied. "Nämlich das hier!"
"Und Dorian?" erinnerte Peter sie an ihren Freund. Olga grinste schelmisch.
"Noch weiß keiner, daß ich es nicht geschafft habe. Noch bin ich auf Platz Drei."
"Und Gunnar ist zu jung für dich?" zog Peter sie auf. Olga massierte sein Glied mit langsamen Bewegungen.
"Viel zu jung", meinte sie mißmutig. "Micky kann den gerne haben."
"Dann ist ja alles in Ordnung." Peter vergewisserte sich immer, daß das Mädchen wußte, was sie tat. Auch das trug zu seinem guten Ruf bei. "Was möchtest du jetzt am liebsten tun?"
"Tanja die Augen auskratzen!" grollte Olga. Ihr Griff um Peters Glied verstärkte sich unwillkürlich.
"Vorsicht!" lachte Peter und ergriff ihre Hand. "Das da sind nicht Tanjas Augen!"
"'Tschuldigung", knurrte Olga und lockerte ihren Griff, dann mußte sie auch lachen. "Tja... Und dann würde ich noch gerne auf andere Gedanken kommen." Ihr Blick verschleierte sich. "Küß mich!" forderte sie, schon leicht erregt. "Dann leck mich, und dann fick mich."
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, preßte Peter seinen Mund auf den des vierzehnjährigen Mädchens. Seine Zunge schoß vor und prallte gegen ihre. Olga drehte sich auf den Rücken, zog Peter dabei auf sich und schlang ihre Beine und Arme um ihn. Sein Glied zuckte und stieß dabei immer wieder gegen ihren Schlitz.
Olga löste ihre Lippen von seinen und schob seinen Kopf nach unten. Ihr Atem ging schwer und erregt. Willig gehorchte Peter ihrem Druck. Olga stieß das Oberbett mit den Füßen weg und machte sich ganz weit auf für ihn. Peter küßte ihren Bauchnabel, dann die dichten Haare auf ihrer Scham, dann den Schlitz. Olga seufzte, zog die Knie an die Brust, und ließ sie nach außen fallen. Ihr Eingang war nun sperrangelweit offen für Peters Zunge, die diese Einladung sofort annahm und in das Mädchen drang.
"Ohhhh!" stöhnte Olga. Ihre Finger krallten sich in seinen Haaren fest und stießen seinen Kopf rhythmisch gegen ihren Unterleib. "Du bist so toll!"
Peter strich ihr als Antwort mit einer Hand über den Busen und leckte sie weiter. Schnell wurde Olga feucht, und schon wenig später schrie sie leise auf, als sie ihren ersten Höhepunkt hatte. Peter küßte sie kräftig auf den Kitzler, was sie erschauern ließ, dann rutschte er höher, setzte sein steinhartes Glied an und drang mit einem Rutsch in sie.
"AAAAHHH!" schrie Olga leise. "JAAA! Fick mich! FICK!"
Peter ging bis zum Anschlag in sie, dann schob er seinen rechten Arm unter ihr Genick und stütze sich ab. Sein Becken hob und senkte sich, sein Glied drang ein in Olgas heiße und enge Röhre und zog sich wieder zurück. Das Mädchen unter ihm stöhnte und seufzte bei jeder Bewegung, kam ihm entgegen, zog sich vor ihm zurück. Peter führte sie geschickt zu einem zweiten, sehr intensiven Höhepunkt, und als Olga unter ihm zuckte, bebte und schrie, erhöhte er sein Tempo, rammte sein Glied in ihren verengten, zuckenden Kanal, und spürte schließlich den ersten, ankündenden Krampf in seinen Hoden. Sein Glied wurde noch ein Stück dicker, dann schoß es heraus. Olga krallte ihre Finger in seinen Hintern, drückte seinen Unterleib mit aller Kraft an ihren, und begleitete jeden einzelnen Schub Samen mit hellen, lustvollen Schreien, bis Peters Arme einknickten und er schwer auf das Mädchen sackte.
"Uff!" stöhnte sie atemlos und hob ihn etwas an den Schultern hoch. "Du zerquetscht mich!"
"Tut mir leid", keuchte er und wollte sich wegrollen, doch Olga hielt ihn fest.
"Abhauen gilt nicht", kicherte sie und schlang ihre Beine um ihn. "Stütz dich nur was ab, ja? Sonst sehen meine Brüste gebügelt aus!"
"Okay." Mühsam drückte Peter seine Arme durch und ruhte wieder auf seinen Ellbogen. Er senkte seinen Kopf und küßte Olga, die den Kuß leidenschaftlich erwiderte.
"Das tat gut", seufzte sie schließlich und holte tief Luft. "Jetzt hat der Tag doch noch gut angefangen!"
"Er hat phantastisch angefangen", lächelte Peter und küßte sie auf die Nasenspitze. "Hunger auf Frühstück?"
"Schon, aber ich muß zurück", meinte Olga mit einem Blick auf die Uhr an der Wand. "Das Heim macht gleich auf, und zum Frühstück muß ich auf jeden Fall da sein, sonst gibt's Ärger."
"Schon klar." Peter strich ihr über die Wange und küßte sie ein letztes Mal, dann standen sie auf. Olga ging schnell ins Bad und zog sich an, dann brachte Peter sie zur Tür. Olga schmiegte sich ein letztes Mal an ihn und sah ihn an.
"Dorian ist am Mittwoch nicht da", sagte sie leise. "Kann ich dann morgens zu dir kommen?"
"Nur wenn du es möchtest."
"Möchte ich." Ihre Augen schauten entschlossen. "Man kann ja nicht immer nur Currywurst und Pommes essen. Ab und zu braucht man auch was richtig Leckeres."
"Du bist einmalig!" lachte Peter leise. "Komm vorbei, wann immer du möchtest."
"Okay! Bis dann!" Sie drückte ihren Mund auf seinen, küßte ihn wild, dann riß sie die Tür auf und rannte die Straße hoch. Peter sah ihr lächelnd hinterher.

* * *

Um kurz nach neun saßen Tanja, Lucia und Olga in Peters Wohnzimmer und schauten ihn neugierig und aufgeregt an. Olga hatte noch kein Wort über den gestrigen Abend gesagt; das war Aufgabe des Schiedsrichters.
Peter schaute auf einen kleinen Zettel, dann auf Tanja. "Olga begann die Mutprobe gestern abend um neun Uhr, und beendete sie um kurz vor elf Uhr am gleichen Abend." Er ließ den Zettel sinken. "Sie hat es nicht geschafft."
"JA!" rief Tanja aufgeregt und streckte die geballte Faust in die Luft. Olga kniff die Lippen zusammen und schwieg. Sie war noch etwas wütend, aber nicht mehr allzusehr. Immerhin hatte sie Dorian wieder.
"Na gut", seufzte Lucia. "Olga, du kannst Micky erst in drei Monaten herausfordern. Wenn du das willst!"
"Nö", meinte Olga, ohne nachdenken zu müssen. "Was soll ich mit diesem Wickelkind Gunnar? Dorian ist mir tausendmal lieber!"
"Das ist deine Entscheidung", erwiderte Lucia. "Aber unterschätz Gunnar nicht. Er ist erst dreizehn, aber gefährlich. Er ist hart und schlägt richtig zu." Sie sah Peter an. "Wo hat der das eigentlich gelernt?"
"Du weißt, daß ich keinen verrate oder etwas ausplaudere", erinnerte Peter sie freundlich. "Aus gutem Grund!"
"Schon gut." Lucia steckte die sanfte Rüge ein, ohne eine Miene zu verziehen. Sie sah zu Olga und Tanja. "Habt ihr noch Fragen?"
"Ja." Tanja sah Peter an. "Warum haben Sie nicht gelogen? Sie kennen Olga doch viel länger als mich."
"Das ist für mich kein Grund, zu lügen." Peter sah Tanja tief in die Augen. "Ihr braucht einen Schiri, und genau das bin ich. Völlig unparteiisch. Ihr braucht jemanden, mit dem ihr mal reden könnt, wenn sonst keiner da ist, und genau das bin ich. Ihr braucht vielleicht mal einen Platz, wo ihr unterkommen und euch verstecken könnt, und den findet ihr immer hier." Er beugte sich leicht vor. "Ich werde keinen bevorzugen oder benachteiligen. Ich schätze, daß auch du das irgendwann einsehen wirst."
"Bestimmt wird sie das", lächelte Lucia hintergründig. "Ich meine, Tanja ist doch erst zwölf. Sie ist doch noch klein." Tanja schwieg grimmig.
"Klein, aber zäh", erlaubte Peter sich zu sagen. Er zwinkerte Lucia zu, die diesen Wink verstand.
"Ein bißchen", gab sie lächelnd nach. "Auf dann, Kinder. Wir wollten doch schwimmen gehen." Sie stand auf und eilte zu Peter. "Danke für deine Hilfe." Sie küßte ihn ungeniert auf den Mund. Peter drückte sie kurz an sich, dann ließ er sie los.
"Jederzeit, das weißt du."

* * *

Micky und Tanja lagen am Strand des Baggersees und schauten den anderen Mädchen zu, die im Wasser tobten und lachten.
"Sag mal", begann Micky zögernd. Tanja drehte ihren Kopf zu Micky.
"Was denn?"
"Wegen Gunnar... Hast du was dagegen, wenn ich den anspreche?"
"Wieso sollte ich?" Tanja verdrängte die heftige Eifersucht. "Ihr seid ja beide auf der Drei."
"Ja, schon, nur... Ich dachte, weil ihr euch immer so anseht!"
"Wie sehen wir uns denn an?" fragte Tanja neugierig.
"Na, so... Als wärt ihr scharf aufeinander."
"Scharf?" Wie gesagt, Tanja war erst zwölf.
"Scharf." Micky sah Tanja entschuldigend an. "Als wolltet ihr gleich hinter den nächsten Busch und losficken."
"Du träumst!" lachte Tanja, verlegen und abwehrend zur gleichen Zeit. "Ich find ihn ganz nett, aber das... Nee!"
Etwas in Tanjas Ton ließ Micky aufhorchen. "Hast du denn überhaupt schon mal mit einem geschlafen?" fragte sie neugierig. Tanjas Blick wurde kalt.
"Das geht dich einen Scheiß an, was ich mit wem tue. Ist das klar?"
"Hab ja nur gefragt." Micky rollte sich auf den Rücken und stand auf. "Aber wenn du in der Richtung was wissen möchtest, frag mich einfach." Sie drehte sich um und lief zu den anderen Mädchen ins Wasser.
Nachdenklich sah Tanja ihr hinterher. Das war der Punkt, bei dem sie nicht mitreden konnte. Das wußte sie selbst nur zu genau, und es belastete sie, weil das etwas war, was die anderen ihr voraus hatten. Selbst Micky mit ihren knapp dreizehn Jahren hatte schon sehr viel Erfahrung, wie Tanja wußte.
Auf der anderen Seite stand Tanjas Scheu, sich vor einem Jungen auszuziehen, und die Angst, ihn an sich zu lassen. Und schon gar nicht an diese Stelle, von der sie kaum wußte, warum die anderen Mädchen so ein Aufheben darum machten.
Seufzend ließ Tanja sich auf den Rücken fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in die Wolken. Micky würde sie todsicher auslachen, wenn sie ihr sagte, daß sie noch Jungfrau war. Aber mit wem konnte sie sonst darüber reden? Mit Lucia oder Olga auf keinen Fall. Die beiden würden sich einen Spaß daraus machen, Tanja aufzuziehen, und darauf hatte sie keinen Nerv. Und die anderen Mädchen waren rangmäßig zu weit weg von ihr, so daß doch nur Micky blieb.
Seufzend drehte Tanja sich auf den Bauch und legte den Kopf auf die Arme. Aus den Augenwinkeln sah sie das hellblonde Haar von Gunnar und drehte ihren Kopf in diese Richtung. Gunnar, Detlef und Achim hatten wohl beschlossen, den Vormittag ebenfalls am Baggersee zu verbringen, und breiteten ihre Handtücher aus. Dann kam Dorian dazu, mit kleinen, vorsichtigen Schritten. Seine Rippe machte ihm wohl noch ziemlich Probleme.
Gunnar sah flüchtig zu ihr herüber. Tanja hob wie unabsichtlich die Hand und freute sich, als ein Lächeln über sein Gesicht zog. Dann sah er wieder weg.
Plötzlich hatte Tanja eine Idee, wie sie doch mit Gunnar reden könnte, ohne daß er von Detlef zermatscht werden würde. Sie sprang auf und lief ins Wasser, genau auf Lucia zu.
"Was ist denn mir dir?" lachte die Fünfzehnjährige. "Ist dir so heiß, weil dein geliebter kleiner Freund angekommen ist?"
"Genau", grinste Tanja, obwohl sie dem älteren Mädchen am liebsten die Zähne einschlagen wollte. "Mir war plötzlich so heiß an einer bestimmten Stelle." Sie zwinkerte Lucia zu.
"Versteh ich nicht", meinte diese, ruhiger geworden. "Ich meine, der ist doch noch sehr jung."
"Lassen wir das mal beiseite", meinte Tanja. "Komm mal mit." Sie kraulte schnell ein paar Meter weit weg und wartete dann auf Lucia, die sich viel Zeit ließ, Tanja zu folgen.
"Was ist denn?", meinte sie gelangweilt, als sie endlich bei Tanja war.
"Es geht um die Regel, daß ein Mädchen nur mit dem Jungen auf gleicher Stufe reden darf", sagte Tanja. "Was hältst du davon, wenn wir das ein bißchen lockerer fassen? Daß ein Mädchen mit jedem Jungen reden und verabreden darf, der auf der gleichen oder einer niedrigeren Stufe ist?"
"Kommt gar nicht in Frage!" wehrte Lucia schnell ab.
"Überleg doch mal!" drängte Tanja. "Was, wenn Olga die Mutprobe bestanden hätte? Ich meine, sieh dir Achim und Detlef doch mal an! Sie hätte todsicher auch dich auf dem Kieker, nur um an Achim ranzukommen. Aber wenn wir das ändern, könnte sie sich jeden aussuchen, den sie will. Der ganze Streß kam doch nur, weil Dorian plötzlich nicht mehr die Nummer Drei war. Verstehst du?"
"Hm." Gegen ihren Willen mußte Lucia der jüngeren recht geben. "Und du könntest dir Gunnar angeln, was?"
"Zum Beispiel", antwortete Tanja ruhig. "Ich denke nur, daß wir so unnötigen Ärger vermeiden können."
"Wie zum Beispiel Positionskämpfe, weil sich bei den Jungs was verschiebt." Lucia nickte. "Doch keine so schlechte Idee", gab sie zögernd zu. "Wenn Detlef plötzlich der Hafer sticht und er gegen Achim gewinnt... Nee! Jeden, nur nicht den Detlef!" Lucia schüttelte sich. "Die Uschi hat erzählt, daß Detlef so hart fickt, daß sie eine Woche lang nicht richtig gehen konnte. Das muß nicht sein!" Sie nickte Tanja zu. "Okay. Aber die Idee kommt von mir, klar?"
"Sicher!" grinste Tanja. "Du bist doch die Chefin hier!"
"Ganz genau. Vergiß das ja nicht!" Ohne Tanja noch einmal anzusehen, warf sie sich herum und schwamm weg.
"Lucia!" rief Tanja ihr hinterher. "Wann wirst du..."
"Nach dem Mittagessen!" unterbrach Lucia Tanja. "Bis dahin mußt du deine Fotze noch mit Wasser kühlen!"
"Und dich kühl ich mit zwei Metern Erde!" drohte Tanja leise. "Irgendwann bist du fällig!" Trotzdem lachte sie zufrieden. Sie hatte ihr Ziel erreicht.

* * *

Lucia versammelte alle Mädchen nach dem Mittagessen im Garten und erklärte ihnen die Änderung. Der spontane Beifall tat ihr richtig gut, auch wenn sie wußte, daß der ursprüngliche Vorschlag von Tanja gekommen war. Aber das konnte sie ganz gut verdrängen.
"Super Idee", lobte Achim sie. Er war auf Lucias Drängen bei der Versammlung dabei. "Vielleicht sollte ich das auch bei uns einführen."
"Mach ruhig", grinste Lucia. "Du wolltest ja schon immer mal ein Baby im Bett haben." Sie lächelte Tanja an. "Oder?"
"Mich faßt keiner an, ohne daß ich es will", sagte Tanja leise, aber eiskalt. "Selbst die sogenannte Nummer Eins nicht!"
"Große Worte von einem so kleinen Mädchen", spöttelte Achim. "Paß schön auf, daß dein Zimmer nachts abgeschlossen ist!"
"Und paß du auf, daß du nichts verlierst, was dir wichtig ist." Tanja zitterte innerlich, aber von außen war sie vollkommen ruhig. "Ich kann ganz gut mit 'nem Messer umgehen."
"Oh-oh!" grinste Achim. "Wieder ein Beweis, daß sie nicht weiß, wovon sie redet, denn sonst würde sie etwas, was soviel Spaß macht, niemals abschneiden." Grölendes Gelächter zielte auf Tanja, deren Wangen feuerrot wurden. Doch Lucia kam ihr ungewollt zu Hilfe.
"Na ja, immerhin hab ich ja auch noch ein Wörtchen dabei mitzureden, oder?" Sie lächelte Achim an. "Du wirst mich doch nicht so einfach fallenlassen, nicht wahr?"
"Auf keinen Fall!" Er küßte Lucia gierig, seine Hände wanderten über ihren ganzen Körper und parkten schließlich zwischen ihren Beinen und auf ihrer Brust. Lucia hielt einen Moment still, dann schob sie ihn weg.
"Versammlung beendet", sagte sie mit rauher Stimme. "Achim, laß uns gehen. Ich muß noch was mit dir bereden."
"Ich komm nach; ich sag eben Bescheid, was sich geändert hat." Er drückte Lucias Busen, dann stand er auf und ging. Lucia wandte sich an Tanja.
"Damit ist der Weg zu deinem kleinen Gunnar frei. Viel Spaß beim Kaufladen spielen." Sie stand ebenfalls auf und lief hinter Achim her.
Tanja schaute ihr nach und kochte vor Wut. Zornig sprang sie auf und lief auf ihr Zimmer. Sekunden später öffnete sich die Tür erneut, und Micky trat ein, ohne anzuklopfen.
"Was willst du?" fuhr Tanja sie an. Micky setzte sich ungerührt auf Tanjas Bett.
"Sie ist ein ganz schönes Dreckstück, nicht wahr?"
"Das ist sie!" Tanja stieß die Luft aus und setzte sich neben Micky. "Was willst du?" fragte sie erneut, diesmal wesentlich ruhiger.
"Dir was zeigen, damit du dich nicht blamierst." Micky sah Tanja offen an. "Wenn du das möchtest, heißt das."
"Blamieren? Wieso soll ich mich blamieren?"
"Tu nicht so", lächelte Micky. "Tanja, ist dir eigentlich klar, daß kein Mädchen hier eine richtige Freundin hat? Ich meine, mit wem kannst du reden, wenn du was hast? Ich hab keinen zum Reden." Sie zuckte mit den Schultern. "Und du auch nicht."
"Ich brauch keine Freundin", erwiderte Tanja kalt.
"Na gut", meinte Micky unbeeindruckt und stand auf. "Ich dachte halt nur. Ich bin zwar lange nicht so kalt wie du, aber wir sind uns trotzdem ähnlich. Zumindest ähnlicher als Lucia und du. Oder sie und ich." Sie drehte sich um und ging zur Tür. Sie griff nach der Klinke und drückte sie herunter, als Tanja sie aufhielt.
"Micky!"
Micky drehte sich zu Tanja um. Tanja sah sie an und klopfte auf das Bett neben sich. "Komm her."
Micky lief zu ihr und setzte sich wieder neben sie, dann schaute sie Tanja an und wartete.
Tanja kämpfte mich sich. Einerseits wollte sie keine Freundin, denn das bedeutete Wärme und Nähe, andererseits brauchte sie jemanden, mit dem sie reden konnte. Jemand, der ihr ein paar Dinge zeigen oder erklären konnte.
Schließlich seufzte sie tief und sah Micky an. "Okay. Freundinnen. Was sind deine Bedingungen?"
"Meine was?" lachte Micky belustigt. "Tanja! Genau das ist es doch: Freundinnen ohne Bedingungen! Ohne Wenn und Aber! Ohne Haken und Ösen! Einfach nur Freundinnen! Einfach nur miteinander reden, lachen, Sorgen erzählen, Spaß teilen. Freundinnen eben!" Sie kicherte fröhlich über Tanjas fassungsloses Gesicht. "Kennst du wohl gar nicht, was?"
"Nein." Tanjas Stimme war kaum zu hören. "Nein, sowas kenn ich wirklich nicht."
"Na gut", grinste Micky. "Ich schätze, ich muß dir sehr viel beibringen." Sie nahm Tanja an die Hand und stand auf. "Folge mir unauffällig!"
Verwirrt stand Tanja auf und trottete hinter Micky her; aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, aus dem Haus heraus und über die Straße, bis tief in den Wald und zu einer kleinen Lichtung, durch die ein schmaler Bach floß. Dort setzte Micky sich hin, zog Schuhe und Jeans aus und ließ die Füße in das kühle Wasser hängen. Zögernd machte Tanja es ihr nach.
"Hoffentlich überleben die Fische das", meinte Micky lächelnd.
"Was?" fragte Tanja nervös. Micky drehte ihren Kopf zu Tanja.
"Den Gestank unserer Füße!" Sie zwinkerte Tanja zu. "Das war ein Witz."
"Ach so." Tanja blickte verwirrt auf das Wasser. Micky legte ihren Arm um sie.
"Ist schon gut, Tanja", sagte sie leise. "Ist bestimmt verdammt anstrengend, immer so hart zu sein und keinen an sich ranzulassen."
"Das ist es nicht nur", gestand Tanja, ohne zu wissen, wer da in ihr redete. "Es ist die ganze Art, wie alles läuft."
"Das Heim? Lucia? Unsere Rangordnung?"
"Genau." Tanja holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. "Jederzeit damit zu rechnen, daß dir jemand den Platz streitig macht, immer diese blöden Anspielungen wegen Gunnar, dann auch noch dieses Machogehabe von Achim und den anderen..."
"Da ist Gunnar wirklich ganz anders", stimmte Micky zu. "Deswegen wollte ich ihn ja haben, aber er hat mich abblitzen lassen."
"Was?" Tanja fuhr zu Micky herum. "Er hat was?"
"Er hat mir einen Korb gegeben." Micky sah Tanja nicht an, sondern schaute nachdenklich auf das Wasser. "Ich hab ihn heute vor dem Essen gefragt, ob wir miteinander gehen wollen, und er hat mich nur angelächelt, kurz über den Kopf gestreichelt und den Kopf geschüttelt."
"Ehrlich?" bohrte Tanja.
"Ganz ehrlich." Micky sah Tanja an. "Er will nur dich." Sie lächelte etwas traurig. "In vier Wochen wollte er mit Detlef um den zweiten Platz kämpfen, hab ich gehört. Du kannst froh sein, daß Lucia auf diese tolle Idee gekommen ist."
"Das war eigentlich meine Idee", entfuhr Tanja. Erschrocken blickte sie das ältere Mädchen an. Micky grinste.
"Verplappert, was? Jetzt hast du aber echt Scheiße am Hacken!" Sie ließ Tanja einen Moment zappeln, dann drückte sie das jüngere Mädchen herzlich.
"Tanja", flüsterte sie ihr ins Ohr. "Das macht Freundinnen aus! Daß man sich Geheimnisse erzählt, die man mit sonst keinem teilt!" Sie gab Tanja einen flüchtigen Kuß auf die Wange. "Ich hab mir schon gedacht, daß das niemals von Lucia alleine kommen konnte. So intelligent ist die doch gar nicht!"
"Verrätst du mich?" fragte Tanja voller Angst.
"Natürlich", grinste Micky. "Ich hol jetzt mein geheimes Telefon aus dem Schuh und ruf sofort Lucia an." Sie lachte hell und fröhlich, als Tanjas Gesicht bleich wurde. "Ach, Tanja!" Sie drückte Tanja herzlich an sich. "Mach dir bloß keine Sorgen deswegen. Freundinnen verraten einander nicht!"
"Woher soll ich das denn wissen?" knurrte Tanja, halb erleichtert, halb mißtrauisch.
"Richtig", flüsterte Micky. "Woher sollst du das wissen." Sie zog Tanjas Kopf auf ihre Beine und strich dem zwölfjährigen Mädchen zärtlich durch die Haare. "Ruh dich aus", sagte sie sanft. "Schau einfach auf das Wasser und ruh dich aus. Entspann dich. Werd locker. Bei einer Freundin darfst du so sein."
So sehr es Tanja auch widerstrebte, die Berührung und das Streicheln taten ihr sehr gut. Sie spürte Mickys Bein unter ihrer Wange, Mickys Hand in ihren Haaren, Mickys Bauch an ihrem Hinterkopf. Sie spürte Ruhe in sich einziehen, spürte ein warmes, unbekanntes Gefühl in ihrem Bauch, das sie zu Micky zog, zu ihrer neuen Freundin. Sie rutschte näher und schmiegte sich in Mickys Schoß.
"Gefällt es dir?" fragte Micky leise.
"Ja, ganz toll", hauchte Tanja. "Ich fühl mich richtig wohl."
"Schön." Micky lächelte Tanja zu, obwohl diese es nicht sehen konnte. "Leg deine Hand doch auf mein Bein", schlug Micky leise vor. "Es ist schön, wenn man sich gegenseitig spürt."
Gehorsam legte Tanja ihre rechte Hand auf Mickys Oberschenkel und hielt sie still. Die Wärme von Mickys Haut war beruhigend und anregend gleichzeitig. Tanja schob ihren Kopf tiefer in Mickys Schoß und gab ihr impulsiv einen schnellen Kuß auf das Bein. Micky sagte nichts dazu, sondern streichelte Tanjas Haare weiter.
Tanja war gar nicht richtig bewußt, daß ihr Hinterkopf gegen Mickys Scham drückte; erst als sie sich umdrehte, um Micky anzusehen, bemerkte sie Mickys Höschen direkt vor ihrer Nase. Sie sah den dunklen Fleck Haare durch das dünne Höschen scheinen, und den dunklen Schlitz darunter. Verlegen rückte sie ein ganzes Stück ab. Micky sah fragend zu ihr herunter.
"Stinke ich da?"
"Nein", antwortete Tanja verlegen. "Es ist... Ich meine, du... Also, ich..."
"Du bist noch Jungfrau, oder?" fragte Micky sanft. Tanja nickte ergeben.
"Hat wohl keinen Sinn, zu lügen", seufzte sie.
"Warum solltest du lügen?" fragte Micky im gleichen sanften Ton. "Es ist doch nicht schlimm, wenn du etwas nicht weißt. Dafür sind Freundinnen doch auch da." Sie zog Tanjas Kopf wieder näher zu ihrem Schoß. "Zum Fragen, zum Erklären, und zum Zeigen. Schau es dir in Ruhe an." Sie griff in ihren Schritt und zog das Höschen beiseite. Staunend und mit roten Ohren sah Tanja auf Mickys Geschlechtsteil.
"Heute abend kann ich ja zu dir kommen", schlug Micky leise vor. "Dann können wir uns schön auf dein Bett legen und alles in Ruhe durchsprechen. Ich zeig dir, was was ist, und danach zeige ich dir, was man alles damit machen kann." Sie lächelte Tanja schüchtern an. "Ohne Rangordnung und ohne Druck. Wenn du möchtest."
"Ja, schon, nur..." Tanja biß sich auf die Lippen und nickte. "Doch", sagte sie dann leise. "Ich würd gern wissen, was man damit machen kann. Und warum die anderen immer so viel davon reden."
"Und ich würd es dir gerne zeigen", lächelte Micky. "Ich mag dich nämlich, Tanja. Nicht als Nummer Zwei, sondern als Tanja." Sie kicherte fröhlich. "Als Nummer Zwei bist du mir zu kalt!" Sie ließ den Stoff ihres Höschens wieder zurückfallen und zupfte ihn zurecht. Tanja wollte sich aufrichten, doch Micky hielt sie mit sanftem Druck fest.
"Bleib ruhig noch liegen, wenn du magst", flüsterte sie. Tanja nickte leicht und schmiegte sich wieder an Micky, mit dem Gesicht zu ihren Füßen. Schweigend schauten die Mädchen auf das leise plätschernde Wasser und hingen ihren Gedanken nach.

* * *

Auch Lucia ließ ihren Gedanken freien Lauf, und die drehten sich ebenfalls um Tanja.
"Ich sag's nicht gern", gestand Lucia in der Abgeschiedenheit von Achims Zimmer, "aber die Kleine macht mir Sorgen!"
Achim antwortete nicht; er hatte Besseres zu tun. Sein Mund lag auf Lucias Busen und saugte gerade daran. Aber Lucia war nicht in der richtigen Stimmung dafür. Ihre Hände fuhren zu seinem Kopf und drückten ihn weg.
"Hast du nicht gehört?" fragte sie aufgebracht.
"Doch. Die Kleine macht dir Sorgen. Na und? Hau ihr eine auf's Maul."
"Achim!" Lucia sah ihn beschwörend an. "Sie hat keine Scheiße erzählt! Sie kann wirklich gut mit Messern umgehen."
"Ja, ja", brummte Achim und senkte seinen Kopf zwischen Lucias Beine.
Lucia wurde grob. Sie schob Achim brutal weg, schloß ihre Beine und setzte sich auf. "Verdammt, hör mir zu, du Arsch!" fuhr sie ihn an. "Macht dir das keine Sorgen, wenn Gunnar plötzlich Lust bekommt, aufzusteigen?"
"An Detlef kommt der nicht vorbei", knurrte Achim. "Jetzt stell dich nicht so an! Ich hab Lust!"
"Und ich nicht!" Wütend sprang sie aus dem Bett und stieg in ihr Höschen. "Alles muß man selbst machen in diesem Scheißladen!" nörgelte sie. "Selbst der eigene Freund läßt einen im Regen stehen."
"Jetzt aber mal ganz langsam, ja?" Achim wurde ebenfalls wütend. "Ich laß dich nicht im Regen stehen! Ich versteh nur nicht, warum du dir wegen einer Zwölfjährigen Sorgen machst!"
"Weil sie eiskalt ist!" schrie Lucia erregt. "Eiskalt, berechnend und hart!" Sie schlug Achims Hand beiseite, mit der er sie zurück ins Bett ziehen wollte. "In spätestens einem Jahr wird sie mich herausfordern. Spätestens!"
"Ja und, verdammt?" Achim stand auf und griff Lucia bei ihren Schultern. "Dann läßt du sie eben nackt auf einen Hochspannungsmast klettern oder sowas. Dir fällt doch bestimmt was ein!"
"Du hast eine tolle Art, mich aufzumuntern", bellte Lucia und drehte sich aus seinem Griff heraus. "Du kennst doch die Regeln: Nichts Lebensgefährliches, nichts Kriminelles."
"Ich glaub das nicht!" Achim sah zur Decke. "Ich will ficken, und sie jammert mir die Ohren voll!"
"Fick dich selbst!" Lucia griff nach ihrer Hose.
"Wetten, nicht?" zischte Achim. Er gab Lucia einen kräftigen Stoß, daß sie zurück ins Bett fiel, hielt ihr den Mund zu und zerrte ihr Höschen herunter. Das Mädchen wehrte sich, doch gegen seine Kraft kam sie nicht an. Achim preßte ihre Beine mit seinen Knien auseinander, dann drang er in sie ein. Seine Augen blickten sie kalt an, als er anfing, sie zu ficken.
"Du gehörst mir, ist das klar? Du tust, was ich sage! Wenn ich ficken will, hast du die Beine aufzumachen, ist das klar?" Lucia nickte schnell, ihre Augen waren voller Angst. "Noch mal so ein Benehmen, und ich verdresch dich nach Strich und Faden! Von uns beiden bin ICH die Nummer Eins. Hast du mich verstanden?" Wieder nickte sie schnell.
"Gut." Befriedigt erhöhte Achim sein Tempo. "Daß man euch Weiber immer erst zu eurem Glück zwingen muß. Es gefällt dir doch, oder?"
Lucia nickte ein drittes Mal. Teilnahmslos überließ sie Achim ihren Körper, während ihre Gedanken ein Chaos aus Angst und Furcht waren. Angst davor, daß er sie tatsächlich schlagen könnte, und große Furcht vor der Zukunft, die - das ahnte sie bereits in dieser Sekunde - sich nicht mehr von diesem Moment unterscheiden würde. Sie hatte nichts mehr zu melden, ihre Meinung zählte nicht mehr. Sie war nicht länger Achims Freundin, sondern nur noch sein Opfer.
Schließlich stöhnte Achim auf und füllte sie mit seinem Samen. Befriedigt sank er auf sie und küßte sie. Automatisch erwiderte Lucia seinen Kuß, ohne wirklich beteiligt zu sein. Nach einigen Sekunden hörte er auf und stieg aus dem Bett. Wortlos zog er sich an und ging.
Lucia wartete, bis sie ihn ins Bad gehen hörte, dann stand sie schnell auf, zog sich ebenfalls an und lief hinaus.

* * *

"Hat's dir bisher gefallen?"
"Ja!" antwortete Tanja aus ganzem Herzen. Sie rollte sich auf den Rücken und sah zu Micky auf. "Das war richtig gemütlich!"
"Gefällt es dir jetzt, eine Freundin zu haben?"
"Hm-m!" Tanja schloß die Augen und streckte sich. Micky legte ihre Hand auf Tanjas Bauch und streichelte ihn sanft.
"Morgen machen wir das andersrum", sagte sie leise. "Dann lieg ich bei dir im Schoß, und du streichelst mich. Okay?"
"Gerne!" Tanja gähnte herzhaft. "Was jetzt?"
"Jetzt gehen wir, und ich zeig dir was." Micky wartete, bis Tanja sich aufgerichtet hatte, dann stand sie auf und zog sich Jeans und Schuhe an. Tanja tat es ihr nach. Micky nahm sie wieder an die Hand und ging mit ihr zur Straße und weiter bis zum Haus von Peter.
"Was machen wir denn hier?" fragte Tanja verwundert, als Micky vor der Tür stehenblieb.
"Dir was zeigen", sagte Micky geheimnisvoll und drückte auf die Klingel.
"Wer ist da?" hörten sie Peters Stimme aus einem kleinen Fenster neben der Tür kommen.
"Micky und Tanja", rief Micky. "Stören wir?"
"Wenn es wichtig ist, nicht!"
"Ist wichtig", lachte Micky.
"Dann kommt rein, ich sitz aber gerade in der Wanne!"
"Okay!" Micky schaute sich um: die Straße war leer. Sie hob einen Blumentopf hoch, nahm einen Schlüssel, der darunter lag, schloß die Tür auf, legte den Schlüssel zurück und stellte den Topf wieder darauf.
Tanja hatte der ganzen Aktion staunend zugesehen; erst als Micky sie in den Hausflur zog, erwachte ihr Kampfgeist wieder.
"Was sollen wir denn hier?" murrte sie.
"Dir was zeigen", lachte Micky. "Stell dich nicht an wie ein kleines Mädchen!" Sie zog Tanja hinter sich her und öffnete die Tür zum Badezimmer.
"Hey, Micky!" grinste Peter. "Hallo, Tanja!"
"Hi!" grüßte Micky gutgelaunt.
"Hallo", machte Tanja verlegen. Peter saß wirklich in der Wanne, und zwar genauso, wie jeder Mensch normalerweise in der Wanne sitzt: nackt.
Micky indes schien dies nicht das Geringste auszumachen. Ohne Scheu setzte sie sich auf den Rand der Wanne. "Ich wollte Tanja was zeigen", meinte sie aufgekratzt.
"Zeigen? Was denn?"
"Das da!" Micky deutete auf Peters Glied. Tanja wurde feuerrot.
"Will Tanja denn, daß du ihr das zeigst?" schmunzelte Peter.
"Glaub schon. Oder?" Micky sah Tanja fragend an. "Du willst das doch sehen, oder?"
"Ähm - Äh - Ich - Ich..." stotterte Tanja. Peter schaute Micky an.
"Also für mich klang das nicht wie ein Ja", meinte er trocken.
"Sie muß es aber lernen", beharrte Micky ernsthaft. "Wir haben nämlich heute die Regeln geändert, und jetzt darf sie Gunnar ansprechen."
"Aha!" machte Peter überrascht. "Was genau habt ihr denn geändert?"
"Daß ein Mädchen jetzt alle Jungs anmachen darf, die nicht über ihr stehen. Und für die Jungs gilt das gleiche!"
"Ah so!" grinste Peter. "Und du glaubst, daß Tanja sich sofort auf Gunnar stürzt und ihn in ihr Bett zerrt?"
"Nein, nicht so direkt", gab Micky zu. Tanja, der Gegenstand dieser Unterhaltung, war knallrot von der Brust bis zur Stirn. "Ich dachte nur", redete Micky weiter, "daß wenn es soweit ist, sie doch wissen muß, was da in sie knallt! Und deswegen dachte ich, ich zeig ihr deins, und dann zeigen wir ihr, wie es geht!"
"Das ist sehr lieb von dir, Micky." Peter strich ihr über die Wange. "Aber wenn es um Tanja geht, die etwas lernen soll, dann muß sie auch von sich aus wollen, daß wir es ihr zeigen. Sonst machen wir ihr nur Angst."
"Willst du?" fragte Micky eifrig.
"Was denn, verdammt?" Tanja verstand rein gar nichts mehr. "Was soll ich wollen?"
Noch bevor Peter oder Micky etwas sagen konnten, wurde die Haustür aufgerissen und fiel mit einem lauten Geräusch wieder ins Schloß. "Peter?" hörten die drei die aufgelöste Stimme von Lucia.
"Bad!" rief er zurück und setzte sich auf. "Ws ist jetzt passiert?" murmelte er.
Zwei Sekunden später stand Lucia mit tränennassem Gesicht im Badezimmer. Sie bemerkte Tanja und Micky überhaupt nicht, sondern warf sich gleich über den Rand der Wanne in Peters Arme und schluchzte zum Erbarmen. Tanja und Micky sahen sich sprachlos an.
Peter hatte die Lage jedoch voll im Griff. Er strich Lucia beruhigend über die Haare und murmelte tröstende Worte, bis das Mädchen sich wieder gefangen hatte.
"Jetzt erzähl", sagte er sanft. "Was ist passiert?"
"Achim", schluchzte sie. "Er - er hat mich - vergewaltigt!" Sie unterdrückte ein aufsteigendes Schluchzen. "Wir - wir hatten uns unterhalten, und er wollte ficken, aber ich nicht, und da..."
"Schon gut", schnitt Peter ihre Worte ab. "Schon alles klar." Er sah Micky an und bewegte seinen Kopf. Micky nahm Tanja an die Hand und ging auf Zehenspitzen mit ihr ins Wohnzimmer, wo sie sich in das Sofa fallenließen.
"Was für ein Schwein", sagte Micky wütend. Tanja nickte zustimmend, obwohl sie gar nicht so recht wußte, worum es eigentlich ging. Micky brütete dumpf vor sich hin, Tanja bemühte sich, etwas von der Unterhaltung im Bad zu verstehen, doch es drangen nur unverständliche, leise Laute an ihr Ohr.
Ein paar Minuten später kamen Lucia und Peter heraus. Lucia sah schon wesentlich gefaßter aus und blickte erstaunt auf die beiden Mädchen.
"Was macht ihr denn hier?"
"Sie wollten mich etwas fragen", sagte Peter schnell. "Aber das hat Zeit. Micky!" Das dreizehnjährige Mädchen sah ihn an. "Würdest du bitte ins Heim laufen und Achim, Detlef und Dorian holen? Ach nein", verbesserte er sich schnell. "Nicht Dorian. Gunnar. Achim, Detlef und Gunnar."
"Bin schon weg!" Micky sprang auf und flitzte los. Tanja sah ihr verwirrt hinterher, dann fiel ihr der Blick auf, mit dem Lucia sie ansah.
Er war voller Haß.
"Was?" fuhr Tanja Lucia an.
"Du bist doch an allem schuld, du mieses Stück Scheiße!" zischte Lucia und sprang auf Tanja zu. Noch bevor Peter eingreifen konnte, stand Tanja schon auf ihren Füßen, in der rechten Hand ein schmales, blitzendes Messer, das genau auf Lucias Kehle zielte. Tanjas Blick war eiskalt.
Lucia stoppte mitten im Schritt, die Messerspitze ritzte bereits ihre Haut.
"Tanja!" rief Peter mit scharfer Stimme. "Tu das Messer weg!"
"Erst wenn Lucia sich hinsetzt", gab Tanja nicht minder scharf zurück, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
"Lucia, setz dich bitte", forderte Peter das fünfzehnjährige Mädchen auf. Lucia schluckte und trat einen Schritt zurück, dann ließ sie sich in einen Sessel fallen. Tanja steckte das Messer zurück; wie Peter feststellte, trug sie das Messer am Rücken, unterhalb des Genicks.
"Jetzt nochmal", begann Peter. "Lucia, wieso ist Tanja an allem schuld?"
"Weil wir uns wegen ihr so aufgeregt haben", erwiderte Lucia aufgebracht.
"Das ist kein Grund", sagte Peter ruhig.
"Doch!" Lucia sprang auf. "Wenn Tanja nicht da wäre, hätten wir uns überhaupt nicht gestritten!"
"Lucia, denk nach!" Peter ging zu ihr und nahm ihre Hände in seine. "Ihr habt euch wegen Tanja gestritten. War Tanja dabei?"
"Nein", gab Lucia zu.
"Hat sie dich oder Achim dazu gezwungen, daß ihr euch streitet?"
"Nein!"
"Achim wollte dich ficken, aber du wolltest über Tanja reden. War Tanja dabei?"
"Nein!" Verstimmt setzte Lucia sich wieder hin.
"Dann hat Achim dich vergewaltigt. Hat Tanja ihn dazu aufgefordert?"
"Nein, verdammt! Ach, Scheiße!" Sie schluchzte wieder auf und begann zu weinen.
"Warum gibst du dann Tanja die Schuld?" Peters Stimme war sehr sanft. Er setzte sich auf die Lehne des Sessels und drückte Lucias Kopf an seine Brust. "Meiner Ansicht nach hat Achim die Schuld daran, und sonst keiner."
"Ja, nur..." schluchzte Lucia erstickt.
"Nein, nein! Kein: Nur! Was wäre, wenn du dich plötzlich für einen anderen Freund entscheidest? Würde Achim dich dann gehen lassen?"
"Nein!" Sie hob ihr nasses Gesicht. "Er - er sagte, ich gehöre ihm, und ich müßte tun, was er verlangt! Wenn er ficken will, muß ich die Beine breitmachen, sagt er. Oder er verprügelt mich!"
"Wir werden sehen", meinte Peter bestimmt. "Das werden wir noch sehen."
"Ich will weg von dem!" wimmerte Lucia und warf ihre Arme um Peter. "Ich hab Angst vor ihm! Er hat mich vorhin angesehen, als - als wäre ich gar kein Mensch!"
"Darüber reden wir gleich, Kleines", murmelte Peter und streichelte sie beruhigend. "Aber du mußt keine Angst mehr haben. Ich kümmere mich darum." Er drückte ihren Kopf an sich und tröstete sie.
Tanja hatte das Geschehen gespannt verfolgt, und langsam verstand sie, warum alle im Heim so viel Achtung vor Peter hatten und ihn als Schlichter oder Schiedsrichter oder was auch immer haben wollten. Mit wenigen Worten hatte er Lucias Kopf zurechtgerückt und den Kern aufgedeckt.
Etwa drei Minuten später kam Micky zurück, mit ihr die drei Jungs. Damit war das kleine Wohnzimmer restlos ausgelastet. Tanjas Herz schlug schneller, als sie in Gunnars Augen blickte, doch reden konnte sie nicht mit ihm, denn Peter kam gleich auf den Punkt.
"Achim, Lucia sagt, du hast sie vergewaltigt. Stimmt das?"
"Natürlich nicht!" wehrte Achim sich erbost. "Die Schlampe wollte doch gefickt werden!"
"Dann schau dir die Schlampe mal an." Peter drehte Achims Kopf zu Lucia, deren Augen rot vor Weinen und deren Gesicht naß vor Tränen waren. "Sieht so ein Mädchen aus, das gefickt werden wollte?"
Achim wollte den Kopf wegdrehen, doch Peters Griff war zu fest.
"Nun?" Peter sah Detlef an. "Detlef, was meinst du dazu?"
"Weiß nicht", meinte Detlef unentschlossen. "Glücklich sieht sie nicht aus."
"Gunnar?"
"Eher gequält", sagte Gunnar. "Und mißbraucht."
"Würde ich auch sagen." Peter ließ Achims Kopf los und stellte sich in die Mitte des Raumes.
"Ihr wolltet mich als Schiedsrichter", sagte er ernst. "Als jemanden, zu dem ihr mit euren Problemen kommen könnt, wenn ihr nicht mehr weiterwißt. Ich habe zugestimmt, eine solche Vertrauensperson für euch zu sein; allerdings habe ich damals auch meine Bedingungen aufgestellt." Er sah Achim an. "Du erinnerst dich?"
Achim senkte den Blick und schwieg.
"Regel Nummer Eins", fuhr Peter fort. "Keine Mutproben, die lebensgefährlich sind. Wenn ihr euer Leben wegschmeißen wollt, könnt ihr das tun, aber bitte ohne mich.
Regel Nummer Zwei: es ist mir egal, ob ein Zwanzigjähriger mit einer Zwölfjährigen schläft, vorausgesetzt, die Zwölfjährige stimmt zu. Lucia ist zwar schon fünfzehn, aber sie hat klar und deutlich gesagt, daß sie mit dir reden und nicht ficken will." Sein Blick nagelte Achim fest. "Ist das richtig?"
"Die lügt!" protestierte Achim.
"Warum kann ich dir nicht glauben?" lächelte Peter dünn. "Lucia, wie oft habt ihr bisher miteinander geschlafen?"
"Weiß nicht", schniefte Lucia. "Kann ich nicht mehr zählen."
"Also öfter als zehnmal?"
"Bestimmt! Sogar öfter als hundertmal!"
"Aha." Peter drehte sich wieder zu Achim. "Merkwürdig ist nur, daß Lucia bisher kein einziges Mal heulend zu mir kam, bis auf heute. Warum gerade heute?" Er ging auf Achim zu. "Hatte sie gerade heute Lust, dich in die Pfanne zu hauen? War ihr die Nummer nicht gut genug, und sie hat sich gesagt: Mach ich den Kerl endgültig fertig?" Er hockte sich vor Achim und sah ihm genau in die Augen. "Oder hat sie vielleicht doch recht mit ihrer Behauptung?"
"Das geht dich einen Dreck an!" fauchte Achim.
"Falsch." Peter stand ungerührt auf. "Regel Nummer Drei von damals war: Wenn ein Mädchen gegen ihren Willen zum Verkehr gezwungen wird, werde ich das tun, was ich für richtig halte, und die Gruppe hält zu mir. Du erinnerst dich?"
Achim schwieg; seine Kieferknochen traten deutlich hervor.
"Du erinnerst dich also", sagte Peter zufrieden. "Detlef, du warst damals auch dabei. Hab ich das richtig in Erinnerung?"
"Ja." Detlef nickte und sah zu Achim. "Tut mir leid."
"Fick dich doch selbst", war die Antwort. Detlef zuckte mit den Schultern und sah weg.
"Was ich tun werde", redete Peter weiter. "Achim, wir beide werden uns in einer Stunde auf dem Kampfplatz treffen." Achim sah erschrocken auf, sein Gesicht wurde bleich. Tanja sah fragend zu Gunnar, der ihr nur beruhigend zulächelte.
"Anschließend", sagte Peter, "wirst du deine Nummer Eins abgeben, ganz ans Ende der Gruppe rutschen, und nur alle sechs Monate eine Position aufsteigen. Jemand wie du ist nicht fähig, ein Vorbild zu sein. Ihr könnt eure Gruppen mit Gewalt oder mit Nachsicht leiten, das ist mir ziemlich egal. Aber niemand, der von sich behauptet, Anführer zu sein, darf sich so verhalten, wie du es getan hast."
"Dazu hast du kein Recht!" protestierte Achim lautstark und stand auf. Peter drückte ihn zurück in das Sofa.
"Doch, das habe ich", sagte er kalt. "Das Recht hast du mir damals gegeben. Du und alle anderen, die dabei waren und meinen Regeln zugestimmt haben. Nach dem Kampf kannst du gerne Regel Nummer Vier anwenden, aber bis dahin gehorchst du!" Seine letzten Worte kamen wie mit der Peitsche.
"Was ist denn Regel Vier?" fragten Gunnar und Tanja gleichzeitig. Sie schauten sich an und mußten lachen.
"Regel Nummer Vier", erklärte Peter, "besagt, daß der Schiedsrichter nach einer Entscheidung abgewählt werden kann, allerdings können all seine Entscheidungen bis zu dem Zeitpunkt nicht rückgängig gemacht werden. Ob er abgewählt wird, wird direkt nach dem Kampf entschieden. Sollte niemand eine Entscheidung verlangen, bleibt der Schiedsrichter im Amt."
"Du kannst deinen Arsch darauf verwetten, daß wir dich abwählen", fauchte Achim. Peter zuckte die Schultern.
"Wenn du nach dem Kampf noch reden kannst, kannst du es gerne verlangen", meinte er seelenruhig. "Jetzt alle raus, nur Lucia bleibt hier. Ich bringe sie nachher mit."
Aufgeregt und durcheinander redend verließen Achim, Detlef, Gunnar, Tanja und Micky das kleine Haus. Gunnar trödelte noch etwas herum, und Tanja tat so, als wäre ihr Schnürsenkel offen. Ein paar Sekunden später waren sie alleine.
"Hallo, Tanja", sagte Gunnar etwas schüchtern.
"Hallo, Gunnar", erwiderte Tanja, schon sehr viel schüchterner.
"Ich hab ein Gerücht gehört", meinte Gunnar mit einem schiefen Lächeln, das Tanjas Herz zum Rasen brachte.
"Was denn für eins?" fragte sie neugierig.
"Heute nachmittag soll ein guter Kampf steigen, und ich hab zwei Karten. Kommst du mit?"
"Logo!" lachte Tanja. Sie streckte ihre Hand aus. Gunnar zögerte einen Moment, dann nahm er sie und hielt sie nur ganz leicht in seiner. Fröhlich marschierten die beiden in Richtung Kampfplatz.

* * *

Peter faßte für die etwa zwanzig Anwesenden noch einmal die Geschehnisse des Tages zusammen. Die meisten Mädchen erfuhren erst jetzt, was mit Lucia passiert war, und alle fühlten mit ihr, ungeachtet ihrer Einstellung zu Lucia. Die Jungs waren ebenfalls zum großen Teil erschüttert, nur ein paar machten sich über Lucia lustig und stellten sich auf Achims Seite. Doch diese Minderheit verstummte schnell, als Lucia aufstand und ihre Version von sich gab. Das Zittern in ihrer Stimme war echt, das merkte jeder.
Danach gingen Peter und Achim auf die Lichtung. Detlef und Gunnar banden sie fest, dann wurden sie sich selbst überlassen. Schiedsrichter gab es keinen.
Daß Achim blaß wurde, als er erfahren hatte, daß er mit Peter kämpfen sollte, hatte einen triftigen Grund: Peter war Ausbilder für Nahkampf bei der Bundeswehr gewesen, und so erwarteten alle ein schnelles, für Achim sehr hartes Ende des Kampfes.
Doch Peter ließ sich viel Zeit.
Er schickte Achim nicht gleich mit dem ersten Schlag zu Boden, spielte aber auch nicht mit ihm. Er konzentrierte sich vielmehr auf die Stellen, die sehr weh taten und die Bewegungsfreiheit einschränkten: Knie, Ellbogen, und Schulter. Nach kaum sechs Minuten war Achim so gut wie wehrlos; er konnte weder Arme noch Beine mehr richtig bewegen. Der Schweiß lief ihm in Strömen von der Stirn und von den Schläfen, sein Gesicht zeigte seine Müdigkeit und die Schmerzen.
Atemlose Stille lag über dem Platz, als Peter seine Deckung fallenließ und auf Achim zuging.
"Scheißgefühl, was?" lächelte er. "So hilflos und ausgeliefert zu sein... Würd mir ganz schön stinken." Achim machte eine Bewegung, und Peter schlug ihm hart auf die Nase. Ein krachendes Geräusch ertönte, Achim schrie auf, Blut spritzte.
"Aber so ist das Leben nun mal", fuhr Peter im Plauderton fort. "Es gibt Sieger, und es gibt Verlierer. Ich hab oft genug verloren, um mich nicht mehr darüber aufzuregen." Er ging um Achim herum, der ihm mit müden, schleppenden Bewegungen folgte. "Andere müssen erst mal kapieren, was es heißt, der Verlierer zu sein." Seine Faust schoß blitzschnell hervor, genau auf die unterste Rippe auf der Herzseite. Achim stöhnte auf und ging in die Knie.
"Dummerweise kapieren manche nicht, daß ein Mädchen auch Nein meint, wenn sie Nein sagt." Ein weiterer harter Schlag, genau auf die Ecke des Kopfes, wo Stirn, Schläfe und Schädeldecke sich trafen. Achims Kopf wackelte haltlos hin und her. "Wie ist das mit dir, Achim? Was meinst du, wenn du Nein sagst? Meinst du dann Ja, oder meinst du Nein?"
"Aufhören!" nuschelte Achim. "Ich kann nicht mehr."
"Aufhören?" fragte Peter erstaunt. "Ach so! Du meinst bestimmt: Weitermachen! Gerne!" Ein weiterer Schlag, diesmal auf das Schlüsselbein. Achim sackte zusammen.
"Nein! Nicht mehr!" rief er mit letzter Kraft.
"Nein? Das heißt bei dir doch Ja, oder?" Ein knallharter Tritt mit der Fußspitze in den Solar Plexus. Achim fiel wie ein Sack zur Seite und rührte sich nicht mehr.
"Und dabei war ich noch ziemlich gutgelaunt", brummte Peter, dann drehte er sich den Zuschauern zu. "Wer ist dafür, daß der Schiedsrichter abgewählt wird?" Eine einzige Hand zuckte hoch und verschwand sofort wieder in der Versenkung. Peter machte sich nicht einmal die Mühe, nachzusehen, wer es war.
"Wer ist dafür, daß der Schiedsrichter im Amt bleibt?" Achtzehn Hände hoben sich.
"Enthaltungen?" Eine Hand.
"Der Schiedsrichter bedankt sich für das Vertrauen", lächelte Peter, dann wurde er ernst. "Hoffentlich war das heute das letzte Mal, daß ich so eine Scheiße machen mußte. Macht mir wirklich keinen Spaß, das könnt ihr mir glauben." Er öffnete den Knoten in seinem Rücken. "Versucht doch einfach mal, freundlich miteinander zu sein. Das macht mindestens so viel Spaß wie Unterdrückung, wenn nicht sogar mehr." Er ließ das Seil fallen und verließ die Lichtung ohne ein weiteres Wort. Betretenes Schweigen begleitete seinen Abgang.

* * *

"Und? Wie geht es ihm?" Peter beugte sich fragend vor.
"Der Arzt sagt, er wird weiterleben", grinste Micky. "Achim hat ihm das zwar nicht geglaubt, aber der Arzt hat gar nicht auf sein Jammern und Klagen gehört."
"Aber er hat geglaubt, daß Achim vom Baum gefallen ist", lachte Lucia, der es schon wieder richtig gut ging. "Er meinte, die Prellungen würden noch ein paar Tage zu spüren sein."
"Vielleicht war ich etwas zu heftig", überlegte Peter sorgenvoll, doch Lucia widersprach nachdrücklich.
"Auf gar keinen Fall, Peter! Eher noch zu sanft!"
"Finde ich auch", meldete Gunnar sich. "Wenn das jemand mit meiner Freundin machen würde..." Sein Blick flog zu Tanja und wieder weg von ihr. "Ich würde todsicher ausrasten!"
"Deswegen mach ich es ja", lächelte Peter. "Damit es keine Toten gibt, es aber trotzdem eine gründliche Lektion wird. Apropos Tote!" Er drehte sich zu Tanja. "Zeigst du mir mal dein Messer?"
"Wieso?" fragte Tanja mißtrauisch.
"Reine Neugier. Du bekommst es zurück."
"Aber sofort, ja?"
"Versprochen."
Tanja griff zum Nacken und zog ihr Messer heraus, das sie Peter mit dem Griff voran reichte.
"Schön schlank", sagte er bewundernd. "Schlank, biegsam, und verdammt scharf. Woher hast du es?"
"Geklaut", meinte Tanja trocken. "Ich bin mal so 'nem Typen in ein Waffengeschäft nachgelaufen." Sie grinste in Erinnerung. "Der Typ dachte wohl, ich will was von dem, und der Verkäufer dachte, der Typ wär mein Vater oder sowas. Ich hab beide fröhlich angelacht und mich dann umgesehen. Und in das Messer da hab ich mich sofort verliebt. Gesehen, gegriffen, und abgehauen. Krieg ich es jetzt zurück?"
"Hier." Peter gab es ihr zurück. "Wann ziehst du es?"
"Wenn ich angegriffen werde", erwiderte Tanja. "Nur dann." Mit einer geübten Bewegung steckte sie das Messer zurück.
"Will ich hoffen." Peter sah sie ernst an.
"Ich auch", seufzte Lucia. "War ein Scheißgefühl, das Ding am Hals zu haben!"
"Du hast so ausgesehen, als wolltest du mich umbringen", verteidigte Tanja sich.
"Wollte ich in dem Moment auch." Lucia verzog den Mundwinkel. "Aber jetzt nicht mehr. Jetzt weiß ich, wer wirklich Schuld hat."
"Damit ist das Thema dann endgültig erledigt", lachte Peter. "Tanja, Gunnar, habt ihr meinen Garten schon gesehen?"
"Nee!" - "Wieso?"
"Da draußen ist eine herrliche Bank", lächelte Peter. "Da kann man wunderbar zu zweit draufsitzen und den Blumen zusehen."
"Heute nicht", protestierte Micky sofort. "Ich wollte Tanja doch noch was zeigen!"
"Und ich bin immer noch nicht sicher, daß Tanja das wirklich will", entgegnete Peter trocken.
"Worum geht's denn?" fragte Gunnar neugierig.
"Das würde mich auch interessieren." Lucia beugte sich vor.
"Reiner Mädchenkram", grinste Micky. "Gunnar, ab morgen gehört Tanja dir, aber heute gehört sie noch mir. Ich muß ihr noch zwei, drei Tricks beibringen, wie sie die schmierigen Hände von geilen Jungs abwehrt!"
"Aber so schlimm bin ich doch gar nicht!" protestierte Gunnar mit rotem Kopf, und alle Anwesenden außer ihm und Tanja lachten brüllend.
Schließlich stand Lucia auf, mit nassen Augen vor Lachen, und zog Gunnar mit hoch. "Na komm, lassen wir Tanja in Ruhe üben."
"Aber was üben die denn?" Gunnars Stimme klang fast verzweifelt.
"Mädchenkram", lachte Lucia. "Hast du doch gehört." Sie legte ihren Arm um Gunnar und führte den etwas widerspenstigen Jungen nach draußen.
"So", machte Micky zufrieden. "Jetzt zu den wichtigen Dingen. Tanja, möchtest du das Geheimnis von Mädchen und Jungs kennenlernen? Den riesengroßen Unterschied zwischen ihnen?"
"Ja, schon, aber..."
"Das war ein Ja!" strahlte Micky Peter an. "Können wir?"
"Fang du an", lachte Peter und rieb sich die Augen. "Ruf mich, wenn du mich brauchst. Ich sitz draußen."
"Okay. Komm mit." Sie griff nach Tanjas Hand und zog das Mädchen hoch. "Wir beide lernen jetzt was richtig Tolles! Nämlich: wie mache ich meine Freundin glücklich!"
"Ich weiß immer noch nicht, was das alles soll!" beschwerte Tanja sich und stolperte hinter Micky her, die sie ohne Umschweife in Peters Schlafzimmer zog.
"Was hast du vor?" fragte Tanja mißtrauisch, als sie das Bett sah.
"Nun entspann dich doch mal!" lachte Micky. Sie ließ Tanjas Hand los, zog sich Schuhe, Strümpfe und die Jeans aus und setzte sich auf das Bett. "Komm zu mir", sagte sie mit weicher Stimme und streckte die Hand nach Tanja aus. Seufzend ließ Tanja sich auf das Bett nieder und sah Micky an.
"Und jetzt?"
"Weißt du, wie man küßt?" fragte Micky sie. Tanja zuckte die Schultern.
"Sicher."
"Zeig's mir." Micky schloß ihre Augen und wartete geduldig.
Tanja blickte auf Mickys leicht geöffneten Mund und kaute unschlüssig auf ihrer Unterlippe. Dann streckte sie ihre Hand aus, legte die Finger an den Mund ihrer Freundin, drückte die Lippen zusammen und gab ihr einen Kinderkuß. Micky grinste.
"Au weia!" Sie öffnete die Augen und lachte. "Tanja, Tanja, Tanja!" seufzte sie. "Das wird ein langer Tag!"
"Wieso?" Tanja ging in die Defensive. "Das war doch ein Kuß!"
"Ja sicher." Micky seufzte erneut. "Wenn du Gunnar so küßt, wird er sich vor Lachen in die Hose machen! Oder vor Entsetzen wegrennen!"
"Wird er nicht!" meinte Tanja trotzig.
"Wird er doch." Micky drückte Tanja an den Schultern auf das Bett. "So. Jetzt mach die Augen zu und laß den Mund weich."
Tanja ließ den Mund weich, behielt die Augen aber offen. Mißtrauisch beobachtete sie Micky, deren Mund immer näher zu ihrem kam und ihn plötzlich berührte.
Es war wie ein Schock. Tanja spürte sehr weiche Lippen auf den ihren; weiche Lippen, die sich sanft und langsam bewegten und ihr ein Gefühl vermittelten, das Tanja noch nie erlebt hatte. Unwillkürlich schloß sie die Augen und überließ sich dieser Wärme in ihrem Bauch. Es war wie am Bach, als sie ihren Kopf in Mickys Schoß gehabt hatte, nur viel, viel stärker.
Sie spürte, wie sich etwas zwischen ihre Lippen schob. Sanft, aber nachdrücklich. Sie öffnete ihren Mund etwas mehr, dann erkannte sie, daß es Mickys Zunge war, die gegen ihre eigene drückte. Mickys Zunge begann, sich um ihre zu bewegen; leckte sie sanft ab, drückte sie hoch und wieder herunter, schob sie zur Seite und wieder zurück. Dann glitt Mickys Zunge über ihre Zähne und die Lippen, kam wieder näher und suchte ihre.
Tanja seufzte leise und machte Mickys Bewegungen nach. Die beiden Zungen spielten zärtlich miteinander. Tanja spürte, daß Micky sich halb auf sie legte, und umarmte ihre Freundin. Sie spürte Mickys festen Busen gegen ihren winzigen drücken, und die Wärme in ihrem Bauch steigerte sich. Ihre Umarmung wurde kräftiger.
Als Micky ihren Kopf hob, sah Tanja sie enttäuscht an. "Nicht mehr?"
"Doch!" lächelte Micky. "Das war Stufe Eins. Für Stufe Zwei mußt du auch die Hose ausziehen." Sie strich Tanja sanft über die Wange. "Wie am Bach", flüsterte sie. "Du erinnerst dich?"
Tanja nickte schnell. Micky rollte zur Seite und sah Tanja zu, wie sie ihre Schuhe und die Jeans auszog und auf den Boden warf. Dann legte Tanja sich wieder hin. Micky gab ihr einen schnellen Kuß auf den Mund, dann legte sie ihren Kopf auf Tanjas Bauch und streichelte ihn mit ihrer Wange. Tanja entspannte sich vollkommen und überließ sich Micky.
Micky legte eine Hand auf Tanjas bloßen Oberschenkel und streichelte ihn, vom Knie bis zur Hüfte und wieder zurück. Bei jedem Strich bewegte sie ihre Hand etwas mehr nach innen. Tanja öffnete ihre Beine, ohne darüber nachzudenken.
Micky zog Tanjas T-Shirt mit den Zähnen hoch und legte ihre Wange auf den nun nackten Bauch. Ihre Lippen saugten ganz sanft an der Haut und strichen darüber. Ihre Hand bewegte sich weiter über Tanjas Bein und kam ihrem Schritt nun verdächtig nahe. Doch Tanja machte es nichts mehr aus. Sie fühlte, daß alles richtig war.
Mickys Hand war nun an der Innenseite von Tanjas Bein und ging entschlossen höher, bis sie Tanjas Scham berührte. Micky drückte ihre Hand sanft gegen Tanjas Höschen. Tanja zitterte kurz.
"Uhh! Was war das?"
"Scht!" machte Micky. "Alles in Ordnung." Sie küßte Tanjas Bauch. "Alles in Ordnung." Sie ließ ihre Hand, wo sie war, und drückte in einem sehr sanften Rhythmus gegen Tanjas Scheide und den Kitzler. Tanja seufzte bei jeder Veränderung des Drucks leise auf.
"Ist doch schön, oder?" fragte Micky leise.
"Ganz toll!" erwiderte Tanja mit belegter Stimme. "Was ist das, Micky?"
"Das Zeichen, daß du langsam groß und erwachsen wirst", lächelte Micky. "Genieß es einfach." Micky zog ihre Hand weg und legte ihren Kopf so auf Tanjas Schoß, daß ihre Lippen genau über Tanjas Kitzler waren. Eine Hand ging zu Tanjas winzigem Busen, die andere zu ihrem Oberschenkel. Tanja öffnete ihre Beine noch etwas mehr, wie aus Instinkt.
Micky begann sehr langsam. Zuerst bewegte sie nur ihre Hand auf Tanjas Bein. Sie strich sanft vom Knie bis zum Schritt und wieder zurück, mit einem sehr leichten Druck, bis sie merkte, daß Tanja völlig locker war. Dann streckte sie die Finger der anderen Hand aus und massierte vorsichtig Tanjas winzige Brust durch das T-Shirt. Die Zwölfjährige stöhnte leise und hob ihren Oberkörper etwas an. Micky behielt ihren Rhythmus für drei oder vier Minuten bei, dann drehte sie ihren Kopf etwas mehr nach innen und drückte ihre Unterlippe gegen Tanjas Kitzler. Tanja stöhnte auf, etwas lauter als vorher.
Micky bewegte ihre Unterlippe leicht hin und her, auf und ab, bis sie den frischen Geruch von Tanjas Erregung aufnahm. Dann richtete sie sich kurz auf, zog ihrer Freundin mit einem schnellen Griff das Höschen aus und versenkte ihren Kopf wieder in Tanjas Schoß, noch bevor diese überhaupt mitbekam, was Micky machte. Als Tanja Mickys Zunge an ihrem Kitzler spürte, stöhnte sie laut und preßte ihr Becken gegen Mickys Gesicht.
Micky lächelte kurz, dann zog sie ihre Hände zurück, legte sie an Tanjas haarlose Schamlippen und zog sie vorsichtig auseinander. Ihre Zunge drückte in Tanjas Scheide, ihre Oberlippe gegen ihren Kitzler. Tanja seufzte laut und spreizte die Beine noch ein gutes Stück mehr.
Micky knetete Tanjas Schamlippen mit den Fingern, drückte sie zusammen, zog sie wieder auseinander, und bewegte ihre Zunge in Tanjas Scheide hinein und heraus. Gleichzeitig kaute sie mit der Oberlippe sanft an ihrem Kitzler.
Tanja brachte ihre Hände an Mickys Kopf und drückte ihn stärker an ihren Unterleib. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Mund stand offen, ihr Atem ging schnell und kräftig. Ihr Körper war sehr warm, ihr Unterleib prickelte und kribbelte, wie sie es noch nie erlebt hatte. Aber Tanja merkte, daß dieses wundervolle Gefühl stärker wurde, wenn sie Mickys Kopf fester an sich drückte, und so tat sie es. Ihr Lohn waren Wellen voller Freude, die von Mal zu Mal stärker wurden. Plötzlich fing ihr Körper zu zittern an, die Wärme in ihrem Unterleib verwandelte sich in starke Hitze, ihr brach der Schweiß aus, und dann explodierte ihre Seele in einem Feuerwerk aus Farben und Gefühl. Sie drückte Mickys Kopf so hart gegen ihre Scheide, daß Micky kaum mehr Luft bekam, blieb einen Moment völlig steif, dann stieß sie den Atem laut aus und wurde schlapp. Arme und Beine fielen zur Seite und gaben Micky frei.
Micky schnappte kurz nach Luft, dann kroch sie neben Tanja, schob einen Arm unter ihr Genick und drückte sie stürmisch. Tanja drehte sich zu ihr und erwiderte die Umarmung matt.
Nach und nach beruhigte sich ihr Atem, und ihr Blick wurde klar.
"Na, wie war's?" fragte Micky leise.
"Wow!" grinste Tanja verlegen. "Was war das?"
"Das war ein Orgasmus." Micky gab Tanja einen zärtlichen Kuß. "Jetzt kannst du mitreden."
"Das war..." Tanja verstummte. "Jetzt kapier ich, warum die anderen immer so davon schwärmen."
"Ist aber auch ein geiles Gefühl", kicherte Micky. "Und das ist noch toller, wenn ein Junge das macht. Mit seinem Schwanz, meine ich. Dann bist du so richtig voll und heiß innen, daß alles in dir abgeht wie eine Rakete."
"Hast du schon oft?" fragte Tanja leise.
"Oft genug, um es zu vermissen", grinste Micky. "Warte mal eben." Sie sprang auf und lief hinaus zu Peter, der auf der Terrasse saß und seine Pfeife rauchte. Mit einem Satz war Micky auf seinem Schoß und strahlte ihn an.
"Komm rüber! Du wirst gebraucht!"
"Ich?" schmunzelte Peter. "Du willst doch nur ein Teil von mir vorführen."
"Und was man damit machen kann." Micky schob ihre Hand in seinen Schoß und rieb sein Glied durch die Hose. "Tanja schmeckt so lecker, daß ich ganz heiß bin!"
"Was hast du denn vor?"
"Na... Ihr zeigen, was das alles bei einem Mann ist, und dann, wie man richtig fickt."
"Du überredest mich doch jedesmal", feixte Peter. "Dann mal los."
Micky sprang von seinem Schoß und zog ihn an der Hand hinter sich her, bis in sein Schlafzimmer, in dem Tanja sich gemütlich auf dem Bett räkelte. Als sie Peter bemerkte, erschrak sie heftig und zog sich schnell das Oberbett bis zum Hals.
"Micky, was..." stammelte sie. Micky unterbrach sie.
"Keine Angst, Tanja. Peter macht was mit mir." Ohne Scheu zog Micky sich T-Shirt und Höschen aus und hüpfte nackt auf das Bett. Tanja rutschte schnell zur Seite und wickelte sich in das Oberbett.
"Ich hab keine Angst!" behauptete Tanja trotzig.
"Du brauchst auch keine zu haben", sagte Peter mit seiner ruhigen Stimme. "Micky will dir nur etwas zeigen, und dazu braucht sie mich."
"Genau!" strahlte Micky. "Schau einfach zu, Tanja."
Tanja schluckte und schaute zu. Sie schaute zu, als Micky Peter auszog, sie schaute zu, als Micky ihr erklärte, was der Unterschied zwischen Männlein und Weiblein ist, und sie schaute zu, als Micky sich auf den Rücken legte und Peter sie zwischen den Beinen küßte und leckte, so wie Micky es noch kurz vorher bei Tanja getan hatte.
Nun kannte Tanja sich wieder aus. Neugierig kam sie aus ihrem Versteck hervor und brachte ihre Augen näher an das Geschehen. Peter sah sie kurz an und deutete auf das obere Ende von Mickys Scheide, wo ein Stück Fleisch hervorstand. Tanja nickte, unsicher, was er ihr damit sagen wollte. Peter drückte seine Zunge dagegen, und Micky stöhnte laut auf.
Tanja kapierte. Sie sah Peter weiter zu und drückte derweil mit einem Finger an ihrer eigenen Scheide herum, bis sie den Punkt gefunden hatte. Sofort stellte sich das Kribbeln wieder ein. Tanja lächelte überrascht und begeistert. Peter zwinkerte ihr kurz zu, dann kümmerte er sich wieder um Micky.
Nun war Tanja ganz bei der Sache. Sie kroch vollständig unter der Decke hervor und setzte sich dicht neben Micky hin. Zögernd streckte sie ihre Hand aus und legte sie vorsichtig auf Mickys Brust. Micky drückte sich sofort und kräftig in Tanjas Hand. Tanja rieb sanft über das weiche Fleisch und sah weiter Peter zu, der ihrer Meinung nach ziemlich rauh mit Micky umging, doch Micky schien das nicht im Geringsten zu stören.
Übergangslos wurde Micky steif. Sie spannte das Gesicht an, keuchte schnell und laut, dann sackte sie mit einem Seufzer zusammen. Tanja wußte, daß Micky auch soeben einen Orgasmus gehabt hatte. Forschend sah sie ihrer Freundin ins Gesicht, doch ein leichter Klaps auf ihr Bein ließ sie erschrecken. Sie sah zu Peter, der auf Mickys Unterleib deutete.
"Das wollte sie dir zeigen", sagte er leise und brachte sein Glied vor Mickys Scheide. Tanjas Augen wurden riesengroß, als dieses dicke Stück langsam in ihrer Freundin verschwand. Besorgt sah sie zu Micky, doch die seufzte und stöhnte nur, fast noch stärker als vorher. Etwas beruhigt richtete Tanja ihren Blick wieder nach unten.
Peters Glied ging Stück für Stück in Micky hinein, bis es ganz in ihr verschwunden war. Neugierig streckte Tanja ihren Kopf vor. Überrascht stellte sie fest, daß Mickys Schamlippen ganz weit waren, und daß sie ganz eng um Peters Glied lagen. Vorsichtig tippte sie mit dem Finger dagegen und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, denn die Haut war völlig stramm und gespannt.
"Tut das nicht weh?" fragte sie Micky.
"Nee, überhaupt nicht!" keuchte Micky. "Das ist sowas von irre, Tanja, das glaubst du nicht! Tausendmal besser als das, was wir vorhin gemacht haben." Tanja schwieg beeindruckt.
"Noch Fragen?" Peter schaute die Mädchen an. "Oder kann's losgehen?"
"Leg los!" forderte Micky mit rauher Stimme. "Ich halt's nicht mehr aus!"
"Okay. Tanja, schau gut zu, denn wir können gleich nicht mehr viel erklären."
"Ist gut." Tanja beugte sich etwas vor, als Peter anfing, Micky zu ficken. Erstaunt hörte sie Mickys erregte Laute, die viel lauter und höher waren als vorher, als Peter sie nur da unten geküßt und abgeleckt hatte. Instinktiv spürte sie, daß dieses Ficken viel mehr Gefühl da unten auslöste als nur Küssen oder Reiben, und sie war für einen Moment sehr neidisch auf Micky.
Doch das Gefühl verschwand so schnell, wie es gekommen war. Atemlos beobachtete Tanja, wie Peters Glied immer schneller in Micky ging, und wie Micky sich wand und wie ihr Kopf nach rechts und nach links flog. Plötzlich schrie Micky auf; so hell und so laut, daß Tanja fast das Herz stehenblieb. Erschrocken blickte sie Micky an, der der Schweiß über die Stirn lief und deren Brust und Gesicht tiefrot angelaufen waren, doch bevor sie das noch richtig einordnen konnte, stöhnte Peter laut und tief. Tanjas Blick flog zu ihm. Peter steckte ganz tief in Micky und bewegte sich nicht; sein Gesicht war sehr angespannt. Dann seufzte er lang und tief, und sein Unterleib fing wieder an, sich zu bewegen. Tanjas Augen gingen nach unten, und voller Überraschung sah sie, daß etwas Weißes aus ihrer Freundin herauslief.
Und es wurde immer mehr!
Fassungslos flog ihr Blick von Micky zu Peter zu Mickys Unterleib und wieder zu Micky, bis Peter sich halb auf Micky fallenließ und nach Luft schnappte. Tanja mußte schlucken; ihr Mund war völlig trocken, und ihr war sehr heiß.
Obwohl ihr hundert Fragen auf der Zunge lagen, blieb sie still sitzen und sagte kein einziges Wort. Sie wartete voller Ungeduld, bis Peter und Micky die Augen öffneten und sich ansahen.
"Hi!" grinste Micky und holte tief Luft.
"Hi, du!" grinste Peter zurück und küßte das Mädchen zärtlich. "Wie war's?"
"Einfach traumhaft!" schwärmte Micky. Tanja wurde wieder neidisch. "Und für dich?"
"Noch schöner", lächelte Peter. "Du bist noch genauso eng wie am ersten Tag."
"Tja", grinste Micky. "Nur ab und zu ist eben schöner als täglich, finde ich."
"Alles eine Frage des Standpunktes", lachte Peter leise. "Aber ich weiß, was du meinst."
Tanjas Geduld war am Ende. Sie schoß Frage auf Frage ab und ließ nicht locker, bis sie jedes Detail erklärt bekommen hatte.
Schließlich wußte sie so einigermaßen Bescheid. Theoretisch zumindest.
"Eins kapier ich nicht", meinte sie nach einer längeren Denkpause, in der Peter sich aus Micky zurückzog und sie mit einem Taschentuch trockenwischte. "Wenn das so ein irres Gefühl ist, warum hat Lucia dann so gejammert?"
"Das ist schwer zu beschreiben", meinte Peter. "Ich kann es dir nur zeigen." Mit einer so schnellen Bewegung, daß Tanja sie überhaupt nicht sah, griff er nach ihren Handgelenken und klemmte sie in seiner linken Hand ein. Mit der rechten Hand drückte er ihre Beine auseinander und legte sich dazwischen.
Tanja wurde völlig überrascht; erst als sie Peters nasses Glied an ihrer Scheide spürte, merkte sie, was er vorhatte, doch sie konnte sich nicht wehren. Voller Angst schrie sie auf und zappelte und drehte sich, doch es half alles nichts. Peter blieb auf ihr.
Plötzlich war sie wieder frei. Noch bevor sie nach ihrem Messer greifen konnte, hatte Micky sie in den Arm genommen und drückte Tanjas Kopf an ihre Brust.
"Es macht nur dann Spaß", sagte Micky leise, aber ernst, "wenn es freiwillig geschieht, Tanja. Wenn du dazu gezwungen wirst, ist es einfach nur widerlich und macht Angst."
"Die hatte ich", mußte Tanja zugeben. Sie zitterte leicht. "Jede Menge!"
"Tut mir leid, daß ich dich so erschreckt habe", entschuldigte Peter sich. "Aber es ist wirklich schwer zu beschreiben. Sieh mal", sagte er mit plötzlich sehr ernster Stimme. "Wenn du mit einem Jungen schläfst, gibst du dich ihm ganz hin. So wie bei Micky vorhin. Das kannst du nur, wenn du dem Jungen wirklich vertraust. Erst dann ist es schön. Wenn du dazu gezwungen wirst, ist es - wie Micky schon sagte - einfach nur widerlich und beängstigend, weil der Junge sich nicht nur über dein Nein hinwegsetzt, sondern auch noch deinen Körper benutzt, ohne daß du es willst. Das ist das Schlimme dabei. Deswegen hat es Lucia so mitgenommen."
"Verstehe", sagte Tanja nachdenklich. "Stimmt! Bei Micky hab ich mich richtig wohlgefühlt, aber bei dir hatte ich nur Angst."
"Soll nicht wieder vorkommen", sagte Peter ernst. "Wieder Freunde?"
"Mal sehen", knurrte Tanja, doch ihre Augen lachten schon wieder ein bißchen.

* * *

"Verdammt, Detlef!" Achim setzte sich mühsam in seinem Bett auf und verzog das Gesicht vor Schmerzen. "Nur weil dieser Arsch von Peter plötzlich den Wilden markiert, pariert ihr alle?"
"Nein." Detlef schüttelte langsam den Kopf. "Darum geht's nicht. Achim, ich hab immer zu dir gehalten, aber bei einer Vergewaltigung mach ich nicht mit. Da hört selbst bei mir die Freundschaft auf. Und gerade Lucia! Mann, die ist doch sowas von allzeit bereit... Ich kapier das nicht."
"Du kapierst nie was!" fauchte Achim. "Deswegen bist du auch nur die Nummer Zwei!"
"Nummer Eins", verbesserte Detlef seelenruhig. "Du bist die Nummer Siebzehn."
Achim schüttelte verzweifelt den Kopf. "Also machst du dieses bescheuerte Spiel mit?"
"Nein. Wir alle machen das, was wir früher mal beschlossen haben. Genau wie du." Er beugte sich etwas vor. "Und ich mach noch was, Achim. Ich bin nicht so schlau wie ihr. Ihr wißt das, ich weiß das. Ich bin auch kein Anführer. Ich brauch jemanden, der mir sagt, was ich tun soll, und ich mach's. Aber ein Anführer bin ich nicht."
"Was soll das heißen?"
"Ich werde mit Gunnar tauschen. Er wird die Nummer Eins, und ich wieder die Nummer Zwei. So fühl ich mich wohl."
"Du gottverdammtes, hirnverbranntes Arschloch!" schrie Achim. "Dreht ihr denn jetzt alle durch? Gunnar die Nummer Eins? Hat dir jemand ins Gehirn gepißt?"
"Wenn du nicht sofort deine verfluchte Schnauze hältst", sagte Detlef tödlich leise, "werd ich dir den Rest brechen, den Peter heil gelassen hat. Du bist wirklich kein Anführer mehr. Peter hatte vollkommen recht."
"Hau ab." Achim ließ sich müde auf sein Kissen sinken. "Schick mir Georg rauf."
Detlef nickte nur kurz, stand auf, und verließ das Zimmer. Ein paar Minuten später kam Georg herein.
"Du wolltest etwas von mir?" fragte er nervös. Als Vorletzter auf der Rangliste hatte er nicht oft mit Achim direkt zu tun gehabt.
"Setz dich." Achim deutete mit dem Kopf auf einen Sessel. "Setz dich, und hör mir gut zu. Ich biete dir eine Riesenchance, nach vorne zu kommen. Und zwar auf Platz Zwei. Interessiert?"
Georg nickte und befeuchtete sich die trockenen Lippen.
"Dann paß auf..."

* * *

Am nächsten Morgen hatte Lucia gründlich miese Laune. Grund waren Tanja und Micky, die miteinander lachten und scherzten und fröhlich waren. Außerdem war sie sauer auf Tanja, weil die sich mit Gunnar so gut verstand. Auf ihre egoistische Weise überlegte Lucia, wie sie das ganze verhindern konnte. Dazu kam die Sorge, daß ihr die Gruppe langsam entgleiten könnte, wie Tanja und Micky zeigten.
Deshalb berief sie nach dem Frühstück eine kleine Versammlung ein, auf der sie kurz und knapp bekanntgab, daß sie ihre Entscheidung, die Mädchen dürften sich mit allen Jungs verabreden, die nicht über ihrem eigenen Platz standen, zurückzog. Damit traf sie Tanja einerseits nicht, weil Tanja und Gunnar beide auf Position Zwei standen, andererseits doch, denn sie machte dadurch Tanjas Vorschlag wieder zunichte.
Tanja nahm es gelassen auf; sie durfte sich mit Gunnar treffen, und mehr wollte sie nicht. Doch die anderen Mädchen murrten, bis Lucia sich eine nach der anderen vornahm und vor allen anderen Mädchen fertigmachte.
Danach herrschte wieder einigermaßen Ruhe, doch die Unzufriedenheit unter den Mädchen wuchs.
Fast gleichzeitig gab Detlef seine Entscheidung bekannt, freiwillig zurückzutreten und Gunnar seinen Platz zu überlassen. Den aufkommenden Protest erstickte Detlef kurzerhand auf seine ganz persönliche Art.
"Wer an Gunnar ran will", sagte er kalt, "muß an mir vorbei. Viel Glück!"
Das erstickte jeden weiteren Kommentar, doch auch bei den Jungs war eine generelle gereizte Grundstimmung spürbar. Es war einfach zu viel passiert in den letzten zwei Tagen.
Detlef und Gunnar gingen nach ihrer Versammlung gemeinsam zu Lucia, um sie von dem Wechsel zu informieren, doch da Lucia noch dabei war, sich die unzufriedenen Mädchen einzeln vorzunehmen, mußten sie einige Zeit warten. Schließlich war es vorbei, und Gunnar und Detlef schauten fragend auf die zum Teil aufgelösten und weinenden Mädchen, die aus Lucias Zimmer liefen. Als dann kein Mädchen mehr herauskam, die Tür zu Lucias Zimmer aber noch einen Spalt offenstand, ging Gunnar entschlossen hinein, hinter ihm Detlef. Sie fanden Lucia, die in einer leisen, aber hitzigen Diskussion mit Tanja und Micky verstrickt war.
"Das geht dich einen Scheiß an, wie ich mit den Mädchen unter mir umgehe", zischte Lucia gerade Tanja an.
"Nein!" Tanjas Augen schossen Blitze auf Lucia ab. "Ich hab kein Problem damit, jemanden fertigzumachen, der mir was will, aber nicht so grundlos wie du. Die Mädchen wollen dich nicht mehr, Lucia! Kapierst du das nicht? Hast du nicht gesehen, wie sie dich angeschaut haben? Sie hassen dich! Verdammt, du kannst doch nicht von heute auf morgen die Regeln ändern!"
"Sicher kann ich das", grinste Lucia gemein. "Ich bin die Nummer Eins, und du nur Nummer Zwei." An dieser Stelle räusperte Gunnar sich. Die Köpfe der Mädchen flogen zu ihm und Detlef.
"Was willst du Sack?" begrüßte Lucia ihn.
Auch wenn Gunnar erst dreizehn war, hatte er doch - durch seine Jahre auf der Straße - eine gewisse Erfahrung.
"Meine Kollegin begrüßen", sagte er ruhig. "Detlef hat mit mir getauscht, und jetzt bin ich der Anführer der Jungs." Sein Blick flog zu Tanja, die plötzlich blaß geworden war und ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Gunnar wunderte sich, warum sie sich nicht mit ihm freute, doch Lucia ließ ihm keine Zeit, darüber nachzudenken.
"Was, bitte?" sagte sie sehr ruhig. "Könntest du das bitte wiederholen?"
Detlef wiederholte.
"Das glaub ich nicht!" Lucias Blick schnellte zu Detlef. "Hat der 'ne Macke?"
"Nein. Es ist so, wie Gunnar erzählt hat. Er ist die Eins, ich die Zwei."
"Geil!" lachte Lucia hämisch auf. "Tanja, hast du das gehört? Das war's dann wohl mit Gunnar und dir!" Sie schlug sich begeistert auf die Oberschenkel.
"Wieso?" Gunnars Augen wurden schmal.
"Lucia hat gerade entschieden, daß sich ein Mädchen nur noch mit einem Jungen auf der gleichen Position treffen darf", sagte Tanja. Ihre Stimme bebte vor Wut. "Das heißt, wir dürfen uns nicht mehr treffen."
"Das glaub ich nicht!" Gunnars Ton war ebenso ungläubig wie der von Lucia noch wenige Sekunden vorher.
"Glaub es ruhig, mein süßer kleiner Schatz!" lachte Lucia. "Komm in einer halben Stunde zu mir, Gunnar. Wir beide feiern dann etwas zusammen, und ich zeige dir, was ein Junge alles mit einem Mädchen machen kann. Hast du Lust?" Sie stand auf, ging mit schnellen Schritten zu dem erstarrten Gunnar und griff in seinen Schritt. "Tolle Sachen zeig ich dir", sagte sie mit rauher Stimme. "Ganz tolle, wunderschöne Sachen!"
Gunnars Augen sahen Tanja hilflos an. Tanja war völlig weiß im Gesicht, ihre Lippen zitterten, in ihren Augen stand nackte Mordlust.
"Lucia!" schrie sie völlig außer sich. "Nimm deine dreckigen Finger von ihm!"
"Auf gar keinen Fall", grinste Lucia. "Ich werde sogar einen wundervollen Finger von ihm in meinen Mund nehmen, daran lutschen, und ihn so richtig aussaugen." Sie schaute Gunnar durch ihre halb geschlossenen Augenlider an. "Das wird dir bestimmt gefallen, mein kleiner, unschuldiger Junge!"
Gunnar machte sich mit einer entschlossenen Bewegung frei. Gleichzeitig stand Tanja auf und hatte ihr Messer in der Hand. Gunnar sah sie an und schüttelte leise den Kopf. Tanja blickte ihn fragend an, dann verstand sie seinen Blick. Sie sah ungläubig zurück, und Gunnar nickte erneut. Tanja atmete tief durch.
"Lucia", sagte sie mit noch immer wütender Stimme. "Ich fordere dich heraus!"
"JA!" lachte Lucia aufgedreht. "Endlich! Oh Mann, das war ein riesengroßer Fehler von dir, Tanja! Wir treffen uns in einer Stunde bei Peter. Und bis dahin" - sie sah kurz zu Gunnar und wieder zurück zu Tanja - "wirst du den Regeln gehorchen und dich nicht mit ihm treffen. Ist das klar?"
"Ja!" zischte Tanja. "Die eine Stunde halte ich noch aus." Langsam, fast widerstrebend schob sie ihr Messer zurück. "In einer Stunde bei Peter."



Sie trafen sich vor Peters Haustür. Lucia, Tanja, und Micky. Sekunden später saßen sie schon in seinem Wohnzimmer. Lucia begann.
"Tanja hat mich herausgefordert", meinte sie mit einem überlegenen Lächeln. "Machst du wieder den Schiri?"
"Sicher. Was soll sie tun?"
"Gilt die Regel noch, daß nur eine gelungene Mutprobe nicht wiederholt werden darf?" fragte Lucia, bevor sie zur Sache kam. Peter nickte.
"Denke schon. Ich hab zumindest nichts Gegenteiliges gehört."
"Okay." Lucia sah Tanja keine Sekunde lang an. "Erstens: sie soll eine Nacht auf dem Friedhof verbringen. Von abends sieben Uhr bis morgens sieben Uhr." Tanja rührte keine Miene bei dieser Eröffnung. Was auch immer Lucia fordern würde, sie würde es schaffen.
"Zweitens", fuhr Lucia fort. "Sie soll sich abends um sechs Uhr mitten auf dem Marktplatz wichsen, bis sie einen Orgasmus hat. Und zwar splitternackt. Drittens: sie soll sich von Detlef ficken lassen."
Tanja sprang wütend auf, doch Peter kam ihr zuvor.
"Punkt zwei und drei sind abgelehnt", sagte er ruhig. "Wenn Tanja sich nackt auf dem Marktplatz selbst befriedigt, wird sie todsicher von der Polizei eingesackt. Sie kann das gar nicht schaffen. Eine Mutprobe muß auch zu schaffen sein, und diese ist unmöglich, weil sich andere Leute garantiert einmischen werden." Die aufgebrachte Tanja setzte sich wieder. "Wie wäre es damit: sie trägt ein Kleid, in dem die Taschen aufgeschnitten sind, so daß sie sich durch die Taschen befriedigen kann. Wärst du damit einverstanden?"
Lucia überlegte lange hin und her, dann nickte sie. "Okay. Aber du mußt nachsehen, ob sie wirklich gekommen ist!"
"Das werde ich." Er schaute Tanja entschuldigend an. "Das geht ganz schnell, Tanja. Du wirst es kaum merken." Tanja nickte nur wortlos; ihre Augen waren zusammengekniffen und sahen äußerst wütend aus. Ihr Zorn richtete sich jedoch nicht gegen Peter.
"Und Punkt drei geht schon mal gar nicht", fuhr Peter fort. "Eine Mutprobe soll etwas sein, was der Junge oder das Mädchen aus eigener Kraft schaffen muß. Ohne Hilfe oder Einfluß von außen. So wie ich Olga auf dem Friedhof nicht helfen durfte, darf auch Detlef ihr nicht dabei helfen. Wobei ich das übrigens in keinster Weise als Hilfe ansehe, was er machen soll."
"Scheiße!" stieß Lucia hervor, dann atmete sie tief durch. "Na gut. Dann soll sie..." Sie schaute Tanja nachdenklich an. "Genau! Wenn Tanja die anderen beiden Proben besteht - was ich nicht glaube - dann soll sie sich mit ihrem Messer in die Zunge stechen. Und zwar ganz durch! Von unten nach oben!"
Peter schüttelte ablehnend den Kopf, doch Tanja stand sofort auf und sah Lucia an.
"Angenommen." Ihr Blick strahlte Eiseskälte aus. "Und danach bist du fällig. Ich hab mich bisher immer nur gewehrt, Lucia, und nie jemanden ohne Grund angegriffen. Aber du bist das erste Mädchen, sogar der erste Mensch, den ich grundlos kaltmachen würde!" Lucia wurde blaß, doch das sah Tanja schon nicht mehr. Sie blickte zu Peter. "Wir treffen uns um sechs auf dem Markt, dann um kurz vor sieben am Friedhof. Morgen früh um halb acht hier bei dir. Dann steche ich mir durch die Zunge, und anschließend wird Lucia dran glauben." Ohne ein weiteres Wort lief sie hinaus, Micky gleich hinter ihr her.
Peter schaute den beiden Mädchen nach und wandte sich zu Lucia, als die Haustür ins Schloß gefallen war.
"Tja, Lucia", sagte er gedehnt. "Auf meinem Schreibtisch findest du Papier und Kugelschreiber."
"Wozu?" fragte Lucia erstaunt.
"Für dein Testament natürlich", gab Peter ebenso erstaunt zurück. "Tanja wird gewinnen, und ich muß ihr dabei nicht einmal helfen. Ihr Haß auf dich wird sie gewinnen lassen."
Lucia wurde blaß und schwieg.

* * *

Auf dem Rückweg zum Heim war Tanja stumm wie ein Fisch, obwohl Micky auf sie einredete, als gälte es, einen Rekord im Schnellsprechen aufzustellen. Kurz vor dem Eingang fing Georg die Mädchen ab.
"Micky, ich muß dir was sagen", begann er umständlich.
"Ich darf nicht mit dir reden", erwiderte Micky kühl. "Bedank dich bei Lucia dafür."
"Ich will ja auch nicht mit dir reden, sondern dir etwas ausrichten!" Georg sah sie drängend an. "Du sollst zum Kampfplatz kommen, da wartet jemand auf dich."
"Wer denn?" fragte Micky überrascht. "Dorian?" Dorian war - nach Achims Sturz - wieder auf der Drei gelandet.
"Das darf ich dir nicht sagen. Geh hin, und warte." Georg drehte sich um und lief zur Straße.
"Wer kann das sein?" wunderte Micky sich. Tanja zuckte die Schultern.
"Geh nur", meinte sie beängstigend ruhig. "Ich schaff das schon alleine."
"Sicher?" vergewisserte Micky sich. "Ich würd aber viel lieber bei dir bleiben!"
"Ist nicht nötig. Laß deinen Verehrer nicht warten." Tanja lächelte dünn und gab Micky einen sanften Stoß.
"Ich bin aber um sechs am Markt!" versprach Micky.
"Ist gut. Und nun ab mit dir!"
"Bis später!" Micky winkte ihr zu und lief zur Straße und in Richtung Wald. Tanja ging auf ihr Zimmer und verbrachte die nächsten Minuten mit Nachdenken, doch sie wurde ziemlich unsanft von Olga gestört, die in Tanjas Zimmer stürmte.
"Tanja, wo ist Micky?" fragte Olga verstört.
"Im Wald", antwortete Tanja wütend. "Klopfst du nicht mehr an?"
"Laß den Scheiß!" Olga weinte fast. "Tanja, Micky soll zusammengeschlagen werden!"
"Was?" Tanja fuhr auf wie eine Rakete, packte Olga an den Schultern und schüttelte sie. "Woher weißt du daß? Wer will sie zusammenschlagen? Wo? Wann?"
Olga befreite sich aus Tanjas Griff und schluckte. "Achim", sagte sie leise. "Achim hat Georg befohlen, Micky zu verprügeln, um dir eins auszuwischen. Weil ihr so gute Freundinnen geworden seid. Als Lohn soll Georg die Nummer Zwei werden. Achim will das Ganze Gunnar in die Schuhe schieben und so wieder die Nummer Eins werden. Georg sollte sie weglocken und dann verprügeln! An dich traut er sich nicht ran."
"Der Kampfplatz!" hauchte Tanja fassungslos, dann schob sie Olga brutal zur Seite, rannte aus dem Zimmer, flog förmlich die Treppe hinunter und rannte zum Wald, so schnell sie nur konnte. Noch im Laufen zog sie ihr Messer. Daß Olga hinter ihr her kam, bekam sie gar nicht mit.
Peter, der gerade den Weg vor seiner Tür fegte, sah die Mädchen heranstürmen und an seinem Haus vorbeirennen, als wären sämtliche Teufel aus der Hölle hinter ihr her. Er rief Tanjas Namen, doch Tanja reagierte nicht und hetzte weiter. Kurz entschlossen warf Peter den Besen zur Seite und lief ihr und Olga nach. Wenige Meter vor dem Kampfplatz hatte er sie eingeholt, doch was er dann sah, ließ ihn auf der Stelle erstarren.
Auf der Lichtung lag Micky, mit zerrissenen Kleidern. Ihr Gesicht war voller Blut, ihr linker Arm merkwürdig verdreht. Ein ganz leises Winseln drang an sein Ohr und riß ihn aus seiner Erstarrung. Schnell lief er zu ihr und zu Tanja, die bereits neben ihrer Freundin kniete und sie voller Angst ansah.
"Micky, was ist? Kannst du mich hören?"
"Faß sie nicht an!" befahl Peter streng. "Sie ist schwer verletzt." Er schob Tanja zur Seite und beugte sich über Micky. Mit einem Blick sah er, daß ihr linker Arm gebrochen war, und mindestens eine Rippe dazu. Ihre Oberlippe war gespalten, ein Schneidezahn war abgebrochen. Dann schaute Peter Mickys Augen an und wurde bleich. Aus Mickys rechtem Auge lief ein ganz feiner Blutfaden.
"Scheiße!" Er drehte sich um und entdeckte Olga, die wie eine Salzsäule am Rand der Lichtung stand. "Olga! Renn wie der Teufel zu mir und ruf einen Notarzt. Die Nummer ist 1 - 1 - 2. Sie sollen einen Hubschrauber zur Augenklinik mitschicken! LOS!!!"
"1 - 1 - 2", wiederholte Olga schnell. "Notarzt und Hubschrauber." Sie drehte sich um und rannte los.
"Was ist mir ihr?" fragte Tanja mit zitternder Stimme. "Wird sie sterben?"
"Ich weiß es nicht", antwortete Peter leise. "Ich weiß es nicht, Tanja."
"Sie ist doch meine Freundin!" sagte Tanja. Ihre Stimme brach, über ihre Wange liefen zwei Tränen. "Meine erste und einzige Freundin!" Ihre Stimme versagte. Zum allerersten Mal in ihrem Leben weinte Tanja.

* * *

"Sie wird es überleben", sagte Heide, die Heimleiterin, zu den versammelten Jungen und Mädchen. "Allerdings wird sie auf dem rechten Auge nicht mehr viel sehen können. Weiß wirklich niemand, wie das passiert ist? Wer sie so zugerichtet hat?"
Im Eßzimmer herrschte tödliches Schweigen. Niemand sagte etwas, niemand senkte den Blick. Allen war klar, daß dies eine rein interne Sache war, die auch intern geklärt werden würde.
"Na gut", seufzte Heide. "Michaela wird in vier oder fünf Wochen wieder bei uns sein. Versucht bis dahin bitte, euch aus Ärger herauszuhalten, ja? Es waren mir ein paar Unfälle zuviel in letzter Zeit. Erst Dorian und Gunnar, dann Achim, jetzt die arme Michaela..."
Wiederum kam keine Antwort.
"Nun denn. Ihr wißt Bescheid." Die Leiterin verließ den Raum. Alle Augen richteten sich auf Lucia, die aufstand.
"Tut mir leid um Micky", sagte sie zu Tanja. "Aber die Mutproben werden nicht verschoben. Seh ich keinen Grund für."
Nur dem schnellen und beherzten Eingreifen von drei Mädchen war es zu verdanken, daß Lucia den Raum lebend verlassen konnte. Sie hielten Tanja mit aller Kraft davon ab, ihr Messer in Lucia zu rammen. Schließlich beruhigte Tanja sich und sah zu Georg, dessen Stirn feucht schimmerte, als er Tanja mit dem Messer sah.
"Ich fordere dich heraus", sagte Tanja kalt. "Es interessiert mich einen Dreck, ob das geht oder nicht. Wir treffen uns in zehn Minuten auf dem Kampfplatz. Wenn du nicht kommst, komme ich zu dir!" Sie steckte ihr Messer zurück und verließ den Raum. Georg sah ihr mit bleichem Gesicht hinterher, dann wandte er sich an Gunnar.
"Gunnar, das kannst du doch nicht zulassen!"
"Was?" fragte Gunnar unschuldig. "Tanja will sich mit dir treffen, mehr nicht. Ich würd an deiner Stelle hingehen. Sie ist doch ein süßes Mädchen, oder nicht?" Er schaute die anderen Jungs kurz an. "Ach ja! An eurer Stelle würde ich um Achims Zimmer einen weiten Bogen machen. Kann sein, daß es dort in nächster Zeit etwas ungemütlich wird." Er lächelte fein. "Und geht Tanja aus dem Weg. Nicht, weil ich es so will, sondern weil sie im Moment nicht besonders gut drauf ist."

* * *

Der Kampf fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Tanja sagte, sie wolle keine Zeugen; es könnte für alle nur Ärger geben. So waren nur sie, Georg, und Peter auf der Lichtung. Peter hielt sich jedoch sehr im Hintergrund und griff nicht in den Kampf ein.
Tanja war zwölf, Georg sechzehn Jahre alt. Tanja war gut zwanzig Zentimeter kleiner als Georg, und mindestens zwanzig Kilogramm leichter. Aber sie war verdammt sauer, und das glich die Seiten ziemlich aus. Gewandt wie eine Katze wich sie Georgs Schlägen aus und verabreichte ihm eine kleine Schnittwunde nach der anderen. Alle nur ganz leicht, aber die Masse machte es am Ende aus. Sieben Schnittwunden im Gesicht und unzählige an den Armen und Händen und sogar an den Beinen zwangen ihn zum Aufgeben. Er kniete sich hin und klopfte schnell auf den Boden.
"Ich geb auf!" rief er laut, um sicherzugehen.
"Du gibst auf?" Tanja ging einen Schritt auf ihn zu. "Hat Micky das auch gesagt? Hast du auf sie gehört?"
Georg wurde bleich, als er in Tanjas Augen sah. Voller Todesangst schüttelte er den Kopf.
"Tanja!" hörte Tanja Peter sagen. "Es reicht!"
"Das hat Micky bestimmt auch gesagt", erwiderte Tanja, ohne die Augen von dem zitternden Georg zu nehmen. "Ich wette, sie hat gefleht und gebettelt, daß er aufhören soll. Aber dieses Schwein hat weitergemacht. Sie zusammengeschlagen." Ihr Arm zuckte nach vorne und gleich wieder zurück. Georg schrie gellend auf und hielt sich die Wange. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
"Ich wette", redete Tanja weiter, "daß sie jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sieht, an dich denkt, Georg. Wußtest du, daß sie auf dem rechten Auge so gut wie blind bleiben wird?" Wieder zuckte ihr Arm. Georg riß seine Hand von der Wange und starrte ungläubig auf die tiefe Wunde an der Hand. Nun war zu sehen, daß in seiner Wange ein stark blutendes Loch war.
"Wie hast du ihr eigentlich den Arm gebrochen?" Ein drittes Mal schoß ihr Arm vor. Georg schrie wieder gellend auf, als seine Nase von Tanjas Messer gespalten wurde.
"Und was hast du mit ihrem Auge gemacht?" Tanja wurde laut. "Was hast du verdammtes Arschloch mit Mickys Auge gemacht?" Die Messerspitze jagte auf Georgs Gesicht zu und stoppte ein winziges Stück vor seinem rechten Auge.
"Tanja!" Peters Stimme klang scharf. "Es reicht jetzt!"
"Okay!" gab Tanja gleichmütig zurück. "Nur das noch!" Sie stieß das Messer vor und zog es wieder zurück.
Georgs Schrei war unmenschlich. Er drückte beide Hände auf das zerstochene Auge und wälzte sich vor Schmerzen auf dem Boden, dann wurde er bewußtlos.
Peter war mit zwei schnellen Schritten bei Tanja und wollte ihr das Messer abnehmen, doch Tanja war zu flink für ihn.
"Bin fast fertig", meinte sie mit mörderisch kalten Augen. "Geh besser was zurück."
Peter sah an sich herunter und fand Tanjas Messer, das auf seinen Bauch zeigte.
"Ich will dir nichts tun, Peter", sagte sie leise. "Denkst du denn gar nicht an Micky? An gestern? Wie wir drei in deinem Bett waren? Willst du ihn einfach so gehen lassen?"
Peter versuchte, nicht an den gestrigen Tag zu denken, und zwang sich zur Sachlichkeit. "Er ist genug bestraft, Tanja."
"Nein!" schrie Tanja. "Er hat meine Freundin zusammengeschlagen! Meine Freundin!" wiederholte sie mit zitternder Stimme. "Und jetzt laß mich!" Sie stieß das Messer ein Stück nach vorne. Peter spürte die Spitze ein winziges Stückchen in seine Haut dringen und hob die Hände.
"Okay", sagte er leise. "Tu, was du tun mußt. Aber du mußt auch hinterher damit leben, Tanja!"
"Das kann ich!" zischte sie. Peter trat zwei Schritte zurück und drehte sich um.
"Sag, wenn du fertig bist." Er lauschte angestrengt, doch er hörte keinen Stoff reißen, und auch nicht das Geräusch eines Messers, das durch Fleisch fuhr.
"Fertig!" hörte er schließlich Tanjas grimmige Stimme. Verwundert drehte Peter sich um und übergab sich beinahe: Georgs Gesicht war nur noch eine einzige rohe, blutende Masse. Tanja steckte das Messer in den Boden und wischte die Klinge mit Gras sauber, dann schob sie es zurück in die Scheide unter ihrem T-Shirt.
"Wir können", meinte sie ruhig.

* * *

Um Punkt sechs Uhr saß Tanja auf dem Rand des Brunnens in der Mitte des Marktplatzes, um sie herum saßen oder standen die anderen Mädchen. Zum einen, um Tanja etwas Schutz zu geben, zum anderen, weil sie sich diese Show auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Sie ließen soviel Platz zwischen sich, daß Tanja von allen Fußgängern gut und deutlich zu sehen war.
Schließlich war Lucia mit dem Arrangement zufrieden. "So könnt ihr stehen bleiben." Sie nickte Tanja zu. "Fang an."
Wortlos gab Tanja den Blick zurück, schob ihre Hände in die aufgetrennten Taschen ihres Kleides und legte die Finger an die Stelle, die Micky und Peter ihr gezeigt hatten. Langsam und vorsichtig drückte sie darauf; es war alles noch so trocken, daß es fast ein bißchen weh tat. Doch das unangenehme Gefühl verschwand nach und nach, und genauso allmählich spürte Tanja die Feuchtigkeit in ihrer Scheide zunehmen. Sie glitt mit einem Finger zwischen ihre Schamlippen, nahm die Feuchtigkeit auf den Finger und verrieb sie auf ihrem Kitzler.
Nun ging es besser.
Langsam kam sie in ihren Rhythmus, stellte Vergleiche an mit dem Gefühl, was sie empfunden hatte, als Micky dort unten zugange war, und konnte so entscheiden, ob sie es richtig machte. Nach drei oder vier Minuten waren ihre Zweifel verschwunden: das Kribbeln stellte sich ein.
Gleichmäßig bewegte sie ihre rechte Hand auf und ab, zog mit der linken ihre Schamlippen auseinander, strich durch den Schlitz und über den Kitzler. Sie schloß die Augen und legte den Kopf in den Nacken, als das Kribbeln stärker und stärker wurde.
Einige Fußgänger blieben stehen und trauten ihren Augen nicht. Sahen sie wirklich ein kleines Mädchen, das sich in aller Öffentlichkeit selbst befriedigte? Der Stoff des Kleides über Tanjas Schoß bewegte sich gleichmäßig und schnell auf und ab, als ihre Hand wieder und wieder nach oben und nach unten ging. Frauen zogen ihre Männer weg, Mütter ihre Kinder, Mädchen ihren Freund, aber trotzdem blieben mehr und mehr Leute stehen.
Tanja bemerkte es nicht; sie war in ihrer eigenen Welt, die von Sekunde zu Sekunde schöner, heller und aufregender wurde. Aus ihrer Kehle stiegen Seufzer auf, die von den Umstehenden ungläubig kommentiert wurden. Aus den Seufzern wurde ein Keuchen, und dann erklang ein leiser Schrei. Tanja fiel fast rückwärts in den Brunnen, doch Peter fing sie schnell auf, hob sie hoch und rannte mit ihr zu seinem Auto; Lucia und Olga hinterher. Die fassungslosen Menschen sahen nur noch, wie die drei Mädchen und der Mann hastig in das Auto stiegen und losfuhren. Überall waren Blicke und Gesichter, die sich fragten: "Ist das gerade wirklich passiert?"
Peter fuhr knapp einen Kilometer weit, dann hielt er den Wagen an. Tanja war schon wieder einigermaßen bei sich und hob ihr Kleid hoch.
"Verzeihung", entschuldigte Peter sich und schob seine Hand zwischen ihre Beine. Tanja verkrampfte sich, als sie einen von Peters Fingern in ihre Scheide gehen spürte, doch er war auch sofort wieder draußen.
Peter drehte sich zu Lucia um und hielt ihr seinen Finger vor die Nase. "Bestanden", sagte er ruhig. Lucia nickte grimmig.
"Seh ich. Aber sie hat noch einiges vor sich!"
"Das schaffe ich auch!" Tanjas Stimme war so kalt wie ihr Blick. "Fährst du eben zum Heim, Peter? Ich muß mir was anderes anziehen."



Bekleidet mit einem T-Shirt und Jeans, sowie mit einer kleinen Tasche bewaffnet, betraten Tanja, Lucia, Olga und Peter den Friedhof. Olga blieb kurz nach dem Eingang stehen.
"Den Rest kenn ich schon", sagte sie in dem halbherzigen Versuch, einen Witz zu reißen. "Ich warte hier."
"Ich bin um sieben Uhr morgen früh hier." Lucia sah Tanja an. "Dann solltest du besser auch hier sein!"
"Komm vorbei, wann du willst. Ich bin die ganze Nacht hier", antwortete Tanja. Sie drehte sich um und ging über den Weg tiefer in das Gelände hinein. Peter wandte sich zu Lucia.
"Bis morgen früh." Seine Augen ließen keinen Zweifel daran, daß er Lucia schon als Verliererin sah. Wütend drehte Lucia sich auf dem Absatz herum und zog ab. Grinsend folgte Peter Tanja, die sich schon ein frisches Grab ausgesucht und sich davor niedergelassen hatte.
"Tanja, wir müssen noch ein paar Dinge klären", meinte Peter ruhig. Tanja sah fragend auf.
"Welche denn?"
"Irgendwie hat Lucia vergessen, zu sagen, daß wir nicht miteinander reden dürfen. Sie hat auch nicht gesagt, daß du vor einem frischen Grab sitzen mußt." Tanjas Augen weiteten sich in plötzlichem Verstehen. Peter zwinkerte ihr zu. "Genau. Sie sagte nur: 'Eine Nacht auf dem Friedhof.' Und genau da sind wir." Er setzte sich auf eine Bank und deutete auf den Sitz. "Komm her."
Grinsend stand Tanja auf, lief zur Bank und ließ sich neben Peter nieder.
"Hat sie denn gesagt, daß ich nicht schlafen darf?"
"Muß sie wohl auch vergessen haben", schmunzelte Peter. "Es wird wirklich Zeit, daß jemand anders die Führung übernimmt."
"Das will ich eigentlich gar nicht", sagte Tanja nachdenklich. "Anführer sein, meine ich. Es ist nur... Lucia dreht durch, denke ich manchmal."
"Nicht nur sie", stimmte Peter zu. "Vor einem Jahr war sie noch richtig lieb und in Ordnung, bis Achim ins Heim kam. Innerhalb von wenigen Tagen hat sie sich dann verändert und wurde hinterhältig und gemein."
"Nicht mehr lange!" sagte Tanja leise, aber bestimmt. "Mit Achim hab ich auch noch was vor!"
"Laß ihn", meinte Peter. "Es lohnt sich nicht."
"Denkst du!" Tanja sah ihn entrüstet an. "Warum hast du ihn denn dann zusammengeschlagen? Das hat sich doch auch gelohnt!"
"Nicht für mich." Peter schaute Tanja ernst an. "Hör mir jetzt bitte sehr gut zu, Kleines. Ich habe bei der Bundeswehr sechs Jahre lang Menschen beigebracht, wie sie andere Menschen ohne Waffen, nur mit ihren Händen und Füßen, töten können. Am Ende dieser sechs Jahre hatte ich die Nase voll von Gewalt. Als vor drei Jahren die ersten Jugendlichen aus dem Heim zu mir kamen, weil sie irgendwoher erfahren haben, daß ich kämpfen kann, und sie von mir lernen wollten, wie man kämpft, habe ich es ihnen ausgeredet und statt dessen diese Mutproben vorgeschlagen. Es ging auch sehr lange gut, zumindest solange, bis Achim kam. Er setzte diese beschissenen Kämpfe durch." Peter atmete laut aus.
"Ich habe immer versucht, ohne Gewalt zu leben. Ich habe versucht, genau dies den Jugendlichen beizubringen. Daß Gewalt immer wieder nur Gewalt erzeugt. Du siehst es doch selbst, Tanja. Achim vergewaltigt Lucia. Peter verprügelt Achim. Achim besticht Georg. Georg verprügelt Micky. Tanja bringt Georg fast um. Tanja will Achim umbringen." Er schüttelte den Kopf. "Siehst du das denn nicht, Tanja?"
"Doch", sagte die Zwölfjährige leise. "Aber wie soll das denn sonst gehen? Mit Reden? Hat Georg auf Micky gehört? Hat Achim auf Lucia gehört? Manchmal kann man sich doch nur mit Gewalt wehren. Oder?"
"Ja", mußte Peter zugeben. "Leider ja."
"Wenn Lucia erst mal weg vom Fenster ist", sagte Tanja nachdenklich, "würd ich gern ein paar Sachen ändern." Sie schüttelte den Kopf. "Das kommt später. Wie machen wir es, daß der Wärter uns nicht erwischt?"
"Der macht so gegen acht seine letzte Runde. Wir können uns hinter der Kapelle verstecken; da sind die Büsche sehr dicht und hoch."
"War bestimmt von Lucia geplant", sagte Tanja grimmig. "Daß der uns erwischen soll, meine ich."
"Wird er aber nicht", lächelte Peter. "Wenn er uns wirklich erwischt - was ich nicht glaube - dann können wir ihm immer noch sagen, warum wir hier sind. Wenn wir ihm versprechen, daß wir keine Särge öffnen, läßt er uns vielleicht hier."
"Hör auf!" Tanja schauderte kurz. "An sowas will ich nicht denken!"
"An was? An offene Särge und verfaulte Leichen?"
"Peter!" Tanja sprang auf. "Laß den Scheiß!"
Peter grinste. "Wieso? So hast du Olga doch auch auf ihre Nacht vorbereitet."
"Ich bin aber nicht Olga!" fauchte Tanja. "Ich schaff das!"
"Ich weiß", beruhigte Peter sie. "Ich wollte dir nur den gleichen Start wie Olga verschaffen."
"Danke!" brummte Tanja sarkastisch.
"Gern geschehen." Er sah auf die Uhr. "Pack deine Sachen; wir verstecken uns lieber etwas früher."



Um halb neun hörten sie in ihrem Versteck hinter den Büschen das große Eingangstor zufallen und das Schloß einrasten. Sie blieben noch etwa fünf Minuten verborgen, dann standen sie auf und streckten sich gründlich, bevor sie zurück zu der Bank gingen. Dort angekommen, holte Tanja ein kleines Brett aus ihrer Tasche, setzte sich hin, zog ihr Messer und begann, Buchstaben in das Brett zu ritzen.
"Was wird das denn?" fragte Peter neugierig.
"Ein Kreuz", antwortete Tanja. "Für Lucia."
"Willst du sie wirklich umbringen?"
"Schlimmer." Tanja sah ihn an. "Ich laß sie am Leben!"
"Was planst du denn jetzt wieder?"
"Weiß ich noch nicht." Tanja sah in die Ferne. "Noch nicht so genau." Ihr Blick klärte sich wieder. "Ich hab etwas Schiß vor morgen", gestand sie leise. "Eigentlich hab ich keinen Bock, mir die Zunge durchzustechen. Ich mach's, aber ich find's nicht okay."
"Verstehe ich vollkommen. Ich überlege auch schon die ganze Zeit, wie du das vermeiden kannst."
"Kann ich nicht. Lucia wird..." Ein leiser Pfiff unterbrach Tanja. Sie hob den Kopf, genau wie Peter. Ein zweiter Pfiff ertönte, gefolgt von einem leisen Ruf.
"Peter!"
"Das ist Olga!" staunte Peter und stand auf. "Ich komm gleich wieder." Schnell lief er zum Eingang. Es war tatsächlich Olga, die einen sehr nervösen Eindruck machte.
"Olga! Was ist los?"
"Lucia ist los!" lachte Olga leicht hysterisch. "Sie dreht völlig durch! Sie behauptet, Tanja hätte auf dem Markt nur so getan, als wäre sie gekommen, und du hättest gelogen, weil du sie fickst und sie nicht hängen lassen willst."
"Aha!" Peters Miene drückte Erstaunen aus. "Das ist doch mal eine ganz neue Art."
"Was machen wir denn jetzt?" fragte Olga verzweifelt. "Eine Hälfte der Mädchen glaubt ihr, die andere lacht sie aus. Wir stehen kurz vorm Krieg!"
"Eins nach dem anderen, Olga. Daß ich Tanja nicht ficke, kann ganz leicht bewiesen werden. Sie ist nämlich noch Jungfrau. Aber ich bin langsam wirklich der Meinung, daß Lucia einen gehörigen Dämpfer braucht. Sie ist genausowenig ein Anführer wie Achim." Er dachte kurz nach. "Olga, warte bitte hier. Ich hol Tanja eben dazu."
Wenig später standen sie zu dritt am Tor; Olga außen, Tanja und Peter innen. Olga wiederholte, was sie zu Peter gesagt hatte, und Tanja stand kurz davor, auszurasten.
"Dieses verfluchte Miststück!" rief sie wütend aus. "Die kann was erleben!"
"Sie wird eine Überraschung erleben", sagte Peter ruhig. "Olga, du hast doch vorhin auch gehört, daß Tanja sich morgen früh mit dem Messer in den Arm schneiden soll, oder?"
"Nein, sie..." Olgas Augen weiteten sich, ein überraschtes Lachen zog über ihr Gesicht.
"Klar!" lachte sie. "Ein kleiner Schnitt in den Arm!"
"Spinnt ihr?" entfuhr Tanja. "Das stimmt doch gar nicht!"
"Richtig", meinte Peter . "Es war allerdings kein kleiner Schnitt, sondern ein langer."
"Bist du bekloppt?" Tanja sah Peter fassungslos an. "Ich soll mir die Zunge durchstechen!"
"Hab ich nicht gehört", erwiderte Peter seelenruhig. "Oder, Olga?"
"Ich auch nicht." Olga grinste Tanja an. "Ich hab gehört, daß Tanja sich in den Arm schneiden soll."
"Und zwar genau zwölf Zentimeter lang", bestätigte Peter.
"Genau." Olga lachte Tanja fröhlich an. "Ich weiß gar nicht, was du mit deiner Zunge willst, Tanja. Da hat kein Mensch von gesprochen."
"Aber - aber..." stammelte Tanja und sah von Olga zu Peter und wieder zu Olga. Plötzlich klickte es.
"Wow!" flüsterte sie. "Seid ihr gerissen!"
"Wir?" grinste Olga. "Kann überhaupt nicht sein!"
Tanja griff durch das Gitter und drückte Olgas Arm. "Danke, Olga!" sagte sie bewegt.
"Schon gut." Olga kniff ein Auge zu. "Wir sehen uns morgen."
"Ja, und Danke!" Tanja winkte ihr zu.
"Schon okay. Verjag Lucia, und wir alle haben Ruhe. Tschüs, Peter."
"Mach's gut, Olga. Von mir auch Danke." Sie wandte sich zu Peter. "Zwölf Zentimeter, ja? Weil ich zwölf bin?"
"Du hast es erfaßt."

* * *

"Ich bin hundemüde", murmelte Tanja zum x-ten Mal. Ihre Augen wurden immer kleiner und fielen fast von alleine zu.
"Noch fünf Minuten", drängte Peter. "Komm, Mädchen! Du hast zwölf Stunden durchgehalten, da schaffst du die paar Minuten doch auch noch!"
"Will schlafen." Ihre Augen fielen zu.
"Tanja, bleib wach! Tu es für Micky!"
"Micky!" Tanja riß die Augen auf. "Wo ist sie?"
"Im Krankenhaus." Peter schüttelte Tanja leicht. "Laß Micky jetzt nicht hängen, Kleines. Sie zählt auf dich!"
"Ja." Tanja blinzelte mehrmals, dann schüttelte sie den Kopf. "Für Micky. Ich bleib wach."
"Noch vier Minuten. Komm, laß uns was laufen." Er zog Tanja hoch und hinter sich her. Mit letzter Kraft stolperte Tanja über den Weg, Schritt für Schritt, bis die Kirchturmuhr sieben Schläge von sich gab.
"Ich hab's geschafft!" flüsterte Tanja erschöpft. "Ich hab's geschafft!"
"Du hast es geschafft, Kleines. Ganz alleine!"
"Fast alleine", lächelte sie verlegen. "Kann ich jetzt ins Bett?"
"Wir gehen erst mal raus. Lucia wartet bestimmt schon draußen."
"Lucia!" Tanjas Lebensgeister erwachten schlagartig. "Dieses miese Dreckschwein!" Aufgebracht packte sie ihre Sachen in die Tasche, verschloß sie und hing sie sich über die Schulter. "Die kann was erleben!"
"Die wird total von den Socken sein, wenn sie dich sieht", grinste Peter. "Na komm." Nebeneinander gingen sie zum Ausgang, wo Lucia und Olga und zwei andere Mädchen bereits warteten. Als Lucia Tanja sah, machte sie ein langes Gesicht. Peter half Tanja, über das Gitter zu klettern, dann kam er hinterher und sah Lucia an.
"Bestanden."
Lucia kniff die Lippen zusammen und schwieg.
"Bist du einverstanden, daß Tanja die dritte Mutprobe heute abend macht?" fragte Peter sie. "Sie ist total übermüdet und könnte sich schwer verletzen." Er sah Lucia tief in die Augen. "Und das wollen wir doch nicht, oder?"
Lucia kämpfte mit sich, schließlich brummte sie: "Nein!"
"Das ist sehr nett von dir", sagte Peter ohne jede Ironie. "Olga, ich fahr euch zurück. Bringst du Tanja dann ins Bett und weckst sie so um drei? Sie soll zu mir kommen; wir müssen noch einiges vorbereiten für heute abend." Olga nickte. Peter sah wieder zu Lucia. "Kommst du dann mit allen Jungs und Mädchen um sechs zu mir? Schließlich sollen alle sehen, wie Tanja sich selbst verstümmelt."
"Garantiert!" fauchte Lucia. "Das sollen alle sehen!" Wütend drehte sie sich um und lief fort, die beiden anderen Mädchen hinter ihr her.

* * *

Um Punkt drei Uhr stand Tanja vor Peters Tür; die Anstrengung der Nacht war ihr deutlich anzusehen. Peter ließ sie jedoch nicht in die Wohnung, sondern ging gleich mit ihr zu seinem Auto.
"Fahren wir weg?" fragte Tanja mißtrauisch.
"Ja, zu Micky. Sie wird sich freuen, dich zu sehen. Ich hab vorhin mit dem Krankenhaus telefoniert; Micky ist inzwischen wieder bei Bewußtsein und darf Besuch bekommen."
"Toll!" strahlte Tanja. "Geht's ihr wieder richtig gut?"
"Den Umständen entsprechend, wie es so schön heißt. Mehr weiß ich auch nicht." Sie stiegen in Peters Auto und fuhren los.
Zwanzig Minuten später betraten sie Mickys Zimmer, das sie sich mit zwei anderen Mädchen teilte. Micky hatte den linken Arm schon in Gips, Oberkörper und Kopf waren bandagiert, und über dem rechten Auge trug sie einen dicken Verband. Doch ihr Gesicht verzog sich voller Freude, als sie Tanja und Peter sah.
"Micky!" Tanja lief zu Mickys Bett und umarmte ihre verletzte Freundin.
"Aua!" protestierte Micky. Tanja ließ sie erschrocken los.
"Tut mir leid!"
"Schon gut", nuschelte Micky. "Nicht so fest."
Tanja umarmte sie erneut, diesmal wesentlich vorsichtiger. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht", seufzte Tanja.
"Ich muß schlimm ausgesehen haben", meinte Micky. "Was ist eigentlich mit meinem Auge? Mir sagt keiner was!"
"Das ist noch nicht so klar", sagte Peter schnell. "Im Moment kann man nichts Genaues sagen." Micky schluckte diese Lüge.
Tanja erzählte dann flüsternd von Georg, von Achim, von Lucia und den Mutproben. Micky hörte schweigend zu, dann schaute sie Tanja vorwurfsvoll an.
"Das mit Georg war nicht in Ordnung", sagte sie leise. "Du hättest damit warten sollen, bis ich wieder gesund bin. Ich hätte zu gerne mitgemacht." Sie seufzte leise. "Na ja, ist vielleicht gut so. Ich hätte den bestimmt kastriert. Und die Augen ausgestochen. Beide! Und Lucia hat wirklich behauptet, du hättest nur so getan?"
"Das hat sie", sagte Peter. "Deswegen haben wir uns einen kleinen Trick einfallen lassen." Er klärte Micky auf, was sie vorhatten, und das Mädchen nickte vorsichtig.
"Klar mach ich da mit! Ich hab nie gehört, daß Tanja sich in die Zunge stechen soll." Das Sprechen fiel ihr von Minute zu Minute schwerer.
"Okay", sagte Peter deshalb. "Micky, wir kommen morgen wieder, ja? Schlaf jetzt erst mal."
"Ist gut", murmelte Micky. "Ich hab soviel Schmerzmittel bekommen, ich kann gar nicht richtig denken."
Peter beugte sich vor und gab ihr einen Kuß auf eine kleine freie Stelle am linken Auge. "Werd schnell gesund", flüsterte er.
"Ganz bestimmt", meinte Micky mit einem leisen Lächeln. "Mir fehlt jetzt schon was hier!"
"Das machen wir als erstes, wenn du wieder nach Hause kommst", versprach Peter. Mickys unverletztes Auge leuchtete auf.
"Ich wünsch dir auch gute Besserung", sagte Tanja und drückte Micky zum Abschied. "Bis morgen!"

* * *

Um sechs Uhr waren alle Jungs und Mädchen aus dem Heim in Peters Garten versammelt. Peter schnappte sich Gunnar und redete flüsternd, aber sehr eindringlich mit ihm. Gunnar schüttelte erst ablehnend den Kopf, doch nach und nach ließ er sich überzeugen. Schließlich nickte er widerstrebend. Dann bat Peter um Ruhe. Die Jungs und Mädchen setzten sich auf die Wiese und warteten gespannt.
"Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen", begann er, "daß Tanja bei der Mutprobe auf dem Marktplatz betrogen haben soll. Außerdem kam das Gerücht auf, daß ich von diesem Betrug gewußt und Lucia belogen haben soll, weil ich mit Tanja schlafe." Er sah Lucia direkt in die Augen. "Ist das so richtig, Lucia?"
"Ja!" fauchte sie. "Ihr steckt doch alle unter einer Decke!"
"Nun gut." Peter sah sich kurz um. "Ihr alle wißt, was bei einem Mädchen passiert, wenn sie das erste Mal fickt. Richtig?" Sämtliche Köpfe nickten. "Fein. Wenn also Tanja noch ihr Häutchen haben sollte, wäre das ein Beweis, daß ich nicht mit ihr geschlafen habe. Auch richtig?" Wiederum Zustimmung.
"Sehr schön. Wenn ich aber nicht mit ihr geschlafen habe, besteht für mich ja auch kein Grund, Lucia anzulügen. Oder?" Nach vereinzelten, kurzen Diskussionen gaben die Jugendlichen Peter recht. Lucia ahnte langsam, was Peter vorhatte, und wurde ziemlich still.
"Tanja, Gunnar", forderte Peter die beiden auf. "Legt los."
Tanja bekam einen roten Kopf, doch sie zog sich vor sämtlichen Anwesenden zuerst die Schuhe aus, dann die Jeans, und zuletzt ihren Schlüpfer. Atemlose Stille lag über der Wiese.
Tanja setzte sich auf den Tisch auf der Terrasse, spreizte die Beine und sah beschämt zur Seite, als Gunnar auf sie zukam.
"Tut mir so leid", flüsterte er Tanja zu. "Ich wünschte wirklich, wir könnten uns das ersparen."
Tanja nickte nur, ohne ihn anzusehen. "Mach", sagte sie leise. "Dann haben wir es hinter uns."
Die Luft war spannungsgeladen, als Gunnar seine Hand zwischen Tanjas Beine brachte. Tanja wurde feuerrot im Gesicht, am Hals und an der Brust. Sie legte ihre Hände in den Rücken und ballte die Fäuste.
Gunnar war mindestens ebenso rot wie Tanja; auch für ihn war es das erste Mal, daß er ein Mädchen an ihrer Scheide berührte. Ungeschickt stieß er seinen Finger zwischen die Schamlippen, verfehlte den Eingang, tastete und probierte, bis der Finger endlich ein Stück in Tanja rutschte. Tanja biß sich auf die Lippe und verzog das Gesicht.
"Tut mir leid", entschuldigte Gunnar sich erneut, dann stieß er den Finger kräftig und tief in Tanjas Scheide. Tanja sog zischend die Luft ein und verkrampfte sich.
Gunnar blieb ein paar Sekunden in Tanja, dann zog er langsam seinen Finger heraus und hielt ihn hoch. Das Blut daran war deutlich zu sehen.
"Nun denn", ließ Peter die Anspannung heraus. "Ist das ein Beweis?"
Die Mädchen nickten und sahen zu Lucia, die der Vorstellung stumm und blaß zugesehen hatte. Auch die Jungs sahen nach und nach zu ihr, weil Tanja sofort ihre Beine geschlossen hatte und sich nun wieder anzog.
"Lucia?" sagte Peter ruhig, als die Fünfzehnjährige stumm blieb. "Hast du uns irgend etwas zu sagen?" Lucia senkte ihren Blick und schüttelte leise den Kopf.
"Hat Tanja uns auf dem Markt etwas vorgespielt?" bohrte Peter.
Lucias Stimme war kaum zu verstehen. "Nein."
"Hat sie die beiden bisherigen Mutproben bestanden?"
"Ja."
"Wer von uns hat gelogen?"
Lucia schwieg.
"Lucia?"
"Ich", sagte sie so leise, daß selbst die direkt neben ihr sitzenden Mädchen Schwierigkeiten hatten, sie zu verstehen.
"Bitte?"
"Ich!" wiederholte Lucia lauter.
"Damit kommen wir zur dritten Mutprobe." Er nickte Tanja zu, die inzwischen wieder vollständig angezogen war. Tanja kam zu ihm. Peter griff in die Tasche und holte ein kleines Maßband und einen Kohlestift heraus. Er maß eine Strecke von zwölf Zentimetern auf Tanjas linkem Arm ab und trug mit dem Stift eine dicke Linie auf. Lucia sah verwirrt zu.
"Was macht ihr da?" fragte sie schließlich.
"Die dritte Mutprobe vorbereiten", erwiderte Peter erstaunt. "Du weißt doch: Tanja soll sich einen zwölf Zentimeter langen Schnitt in den Arm machen."
"WAS?" Lucia sprang wütend auf. "Das stimmt doch gar nicht! Sie soll sich in die Zunge stechen!"
"Lucia" sagte Peter sanft und schüttelte nachsichtig den Kopf. "Kannst du denn nicht einmal ehrlich sein? Warum willst du jetzt schon wieder die Regeln brechen?"
"Ich brech keine Regel!" tobte Lucia wütend. "IHR brecht die Regeln! Wir hatten vereinbart, daß Tanja sich durch die Zunge stechen soll!"
"Was denn nun?" fragte Peter gelangweilt. "Gerade hast du noch gesagt, sie soll sich IN die Zunge stechen, und nun soll sie sich DURCH die Zunge stechen? Lucia, merkst du nicht einmal mehr, daß du lügst?"
Die Blicke der anderen Jugendlichen, die unfreundlich und vorwurfsvoll auf Lucia ruhten, machten ihr klar, wem hier geglaubt wurde. Doch sie gab nicht auf.
"Olga! Sag du ihnen, was wir vereinbart haben!"
"Klar." Olga stand auf. "Wir haben vereinbart", sagte sie feierlich, "daß Tanja sich mit dem Messer" - sie machte eine kurze Effektpause - "einen zwölf Zentimeter langen Schnitt in den Arm machen soll." Sie setzte sich wieder hin. Lucia starrte sie ungläubig an.
"Olga, warum machst du das?"
"Warum mach ich was?" gab die Vierzehnjährige zurück.
"Lügen!"
"Ich lüge nicht, Lucia", entgegnete Olga ruhig. "Wir wissen inzwischen alle, wer von uns lügt." Vernichtet sackte Lucia zusammen. Sie starrte auf den Boden und schüttelte fassungslos den Kopf.
"Ich fang dann jetzt an", rief Tanja. "Ich bin müde. Ich hab letzte Nacht nicht geschlafen. Ich will das hinter mich bringen und wieder ins Bett." Sie zog ihr Messer und setzte es an. Ihr Blick ruhte auf Lucia, die ihren Kopf wieder gehoben hatte und mit leeren Augen Tanja zusah.
"Schau gut zu", sagte Tanja ernst. "Nicht, daß du hinterher sagst, ich hätte einen falschen Arm getragen oder sowas." Sie richtete ihren Blick auf den linken Arm, drückte das Messer an und zog es schnell neben dem Strich her. Ihr Fleisch färbte sich sofort rot, und es war deutlich zu sehen, daß der Schnitt viel länger war als die markierten zwölf Zentimeter.
"Bestanden!" rief Peter aus. "Tanja ist die neue Nummer Eins der Mädchen!" Zögernder Applaus kam auf, der von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, bis sich alle - außer Lucia - daran beteiligten, Tanja zu gratulieren.
Tanja hatte jedoch keine Zeit, sich über ihren Sieg zu freuen. Sie schaute Peter zu, der ihren Arm flink und geschickt säuberte und ihn verband. Erst als er die Binde verknotete, schaute sie zu den anderen Jugendlichen. Sie sah offene, ehrliche Anerkennung in vielen Augen und wurde verlegen.
"War doch halb so wild", wehrte sie beschämt ab.
"Nun freu dich doch über deinen Sieg", lachte Peter. "Du hast ihn dir ehrlich verdient."
"Genau." Gunnar kam an ihre Seite. "Darf ich der neuen Nummer Eins der Mädchen gratulieren?"
"Ja", hauchte Tanja mit stark klopfendem Herzen. Sie schloß die Augen, als Gunnars Mund sich ihrem näherte, dann spürte sie seine Lippen auf den ihren. 'Die sind nicht so weich wie bei Micky', dachte sie beiläufig, dann überließ sie sich ganz dem warmen und aufregenden Gefühl, das in ihr wuchs.

* * *

Vier Wochen später, kurz vor Ende der Sommerferien...

"Micky ist da!" brüllte Tanja und rannte hinunter, um ihre Freundin zu begrüßen. Viele andere Mädchen waren jedoch schneller und bestürmten Micky mit ihrer Freude, sie wiederzusehen.
"Laßt mich leben!" lachte Micky. Sie trug ihren linken Arm noch in einer Schlinge, doch schon bald würde sie darauf verzichten können. Ihre Verletzungen waren soweit ausgeheilt; nur der abgebrochene Schneidezahn und der getrübte Augapfel erinnerten noch an Georgs Überfall.
Tanja kämpfte sich durch die Meute, bis sie vor Micky stand.
"Micky!" Ihre Augen wurden feucht, als sie das Mädchen umarmte.
"Hallo, Tanja", grinste Micky. "Wie geht es der Nummer Eins?"
"Bestens! Wir haben nur auf dich gewartet."
"Auf mich?"
"Auf dich. Wir wollen nämlich eine Versammlung machen, und du mußt dabei sein."
"Kann ich erst meine Sachen hochbringen?" lachte Micky.
"Nein." Tanja schaute sie gespielt böse an. "Wir haben so lange auf dich gewartet; jetzt machen wir eine Versammlung!"
"Na gut", seufzte Micky. Tanja nahm Mickys Tasche und legte ihren Arm um Mickys Schultern. Gemeinsam mit den anderen Mädchen gingen sie auf die Wiese hinter dem Heim und setzten sich in einem großen, lockeren Kreis auf den Boden.
Tanja begann.
"Jetzt, wo Lucia in einem anderen Heim ist", sagte sie langsam, "ist endlich etwas Ruhe hier. Bisher hatten wir keine Probleme mehr, und ich möchte, daß das so bleibt." Sie atmete tief durch. "Ich bestimme", sagte sie dann mit klarer, lauter Stimme, "daß die Nummer Eins der Mädchen ab sofort nichts mehr zu bestimmen hat."
Ungläubiges Schweigen folgte diesen Worten.
"Ihr habt richtig gehört. Ab sofort gibt es keine Plätze mehr, keine Mutproben, keine Unruhe. Wir sind eine Gruppe, und wir entscheiden in Zukunft alles gemeinsam. Jede kann machen, wozu sie Lust hat. Niemand darf eine andere mehr rumkommandieren." Sie legte ihren Arm um Micky und drückte das Mädchen. "Wir wollen Freundinnen sein", sagte sie ruhig. "Und keine Hühner, die aufeinander rumhacken. Wir haben es mit Gewalt und Druck probiert, und was daraus geworden ist, wissen wir alle. Jetzt versuchen wir es mal andersrum."
"Ist das dein Ernst?" fragte Sybille, ein dreizehnjähriges, stilles Mädchen, das bisher von den anderen immer nur herumgescheucht worden war.
"Ja." Tanja sah sie entschlossen an. "Kein Trick, keine Lüge. Mein voller Ernst. Was möchtest du jetzt am liebsten tun, Sybille?"
"Was ich..." Das Mädchen schluckte und dachte nach, dann mußte sie grinsen. "Eis essen gehen!"
"Wer ist dafür?" fragte Tanja. Sehr viele Hände hoben sich. "Also gehen wir Eis essen." Sie stand auf und lachte die anderen Mädchen an. "So einfach kann das sein. Find ich geil!"

* * *

"Achim!" Eine leise Stimme riß den Siebzehnjährigen aus seinem Schlaf. Erschrocken fuhr er auf und tastete nach dem Schalter seiner Nachttischlampe. Er knipste sie an und fand...
"Micky?" Achim setzte sich auf. "Was zur Hölle machst du denn hier?"
"Mit dir reden", sagte Micky leise und kroch zu Achim unter die Bettdecke. "Über Tanja. Ich finde es nicht gut, was sie macht. Keine Rangordnung mehr! Ist doch Scheiße!"
"Find ich auch." Überrascht schaute Achim das Mädchen an, das völlig ruhig und gelassen neben ihm im Bett saß. "Aber... Ich dachte, ihr seid dicke Freundinnen?"
"Gute Show, was?" grinste Micky. "Ich wollte immer die Nummer Eins der Mädchen werden, aber jetzt ist die Chance vorbei." Sie griff in Achims schritt und massierte sein Glied. "Hilfst du mir, daß wir sie loswerden?"
Achim, der seit Lucia kein anderes Mädchen mehr gehabt hatte, war Micky völlig ergeben.
"Klar! Was machen wir als erstes?"
"Uns aufgeilen!" Micky griff sich etwas vom Boden und zeigte es Achim. Es war ein Wattebausch. "Hier ist ganz toller Stoff drin", sagte sie erregt. "Hab ich im Krankenhaus mitgehen lassen. Mal probieren? Wenn du das einatmest, wird das Ficken doppelt so schön. Hab's ausprobiert!" Sie hielt Achim den Bausch unter die Nase und rieb sein Glied dabei. Achim atmete tief ein.
"Mehr", forderte Micky ihn lachend auf. "Ich hab noch genug davon für die nächsten zwei Jahre!" Ihre Hand schob sich in Achims Schlafanzughose und streichelte sein nun hartes Glied. Achim ließ sich zurückfallen. Micky drückte ihm den Wattebausch sanft gegen die Nase und wichste ihn kräftig.
"Ist das nicht geil?" fragte sie erregt. Achim nickte, dann wurden seine Bewegungen schwächer und schwächer, und er wurde bewußtlos. Schnell warf Micky die Watte zu Boden und öffnete das Fenster. Sie atmete tief ein und aus, um die leichten Dämpfe des Äthers, die sie geschluckt hatte, loszuwerden, dann ging sie wieder zu Achims Bett, hob etwas vom Boden auf und schlug die Bettdecke zurück.
"Du denkst doch wirklich nur mit deinem Schwanz", sagte sie verächtlich. "Aber das kann man ändern." Sie nahm sein Glied in die linke Hand, hielt es hoch und hob ihre rechte Hand; im Licht des Vollmondes blitzte ein großes Fleischerbeil auf.
"Ich wünsche dir einen angenehmen Traum", flüsterte Micky, dann schlug sie zu.
Als es vorbei war, wischte sie den Griff mit dem Bettlaken ab und drückte Achim das Beil in die Hände, dann hob sie die Watte auf, steckte sie ein und verließ vorsichtig und leise das Zimmer.
In ihrem Zimmer angekommen, zog sie sich schnell aus und kroch in ihr Bett.
"Wie war's?" fragte Tanja leise.
"Wie geplant", grinste Micky. "Der wird keinem Mädchen mehr imponieren können. Alles weg."
"Auch..."
"Ja. Schwanz, Eier, rechte Hand... Alles weg."
"Das wird todsicher rauskommen", meinte Tanja besorgt. Micky drehte sich zu ihr und küßte sie zärtlich.
"Wird es nicht", sagte sie dann mit einem leisen Lachen und deutete aus dem Fenster. "Vor vier Wochen wurde ich überfallen, vor vier Wochen wurde Georg umgebracht, und heute hat eben Achim sich selbst verstümmelt." Sie drückte Tanja herzlich.
"Weiß doch jeder", flüsterte sie Tanja ins Ohr, "daß manche Menschen bei Vollmond einfach durchdrehen."



E N D E






Schlußwort



"Vollmond" ist ein Nebenprodukt von "Angie", auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Stand in "Angie" noch die Hoffnung und die Romantik im Vordergrund, so sind in "Vollmond" viele Details eingeflossen, die mir J.S. (bekannt aus dem Schlußwort von "Angie") erzählt hat.
Sehr viele Details.



Shana, November 1998



Vollmond (c) Shana 1998
 

 

 

 

 

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