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SH-043
– Natascha
Natascha (c) Shana 1998
Einleitung
Ausgepumpt und völlig erschöpft lag Martin Winkels in seinem Bett, auf ihm die niedliche, 15jährige Nadja. Sein Glied steckte noch in ihr, trotz aller Ergüsse noch genauso hart wie vor der ersten Runde. Niemals zuvor hatte Martin etwas so Erregendes und Mitreißendes verspürt wie dieses junge Mädchen, das ihn überraschend verführt und zu drei Höhepunkten gebracht hatte. Ihre unglaublich enge Scheide, ihre jugendliche Lust, ihre hellen Schreie, als sie selbst mehrfach kam, all das festigte in dem 32jährigen Mann den Entschluß, zukünftig nur noch mit so jungen Mädchen Sex zu haben. "Was ist, Alter?" grinste Nadja frech. "Schon kaputt?" "Willst du nochmal?" stöhnte Martin. "Klaro!" Nadja stützte sich auf seinen Schultern ab, ihre langen Haare fielen in sein Gesicht. Langsam bewegte sie ihren Unterleib auf und ab. "Du bist noch so schön hart", schnurrte sie. "Geil!" "Nadja", flehte Martin. "Ich kann nicht mehr!" "Wetten, doch?" Sie lächelte verschmitzt. "Ich bin erst fünfzehn, Alter. Macht dich das nicht an? Was ist das für ein Gefühl, deinen dicken Schwanz in einer Fünfzehnjährigen zu haben? Oder wäre es besser für dich, wenn ich erst vierzehn wäre? Oder dreizehn?" "Uhhh!" Martin stöhnte auf bei dem Gedanken an einen Fick mit einem dreizehnjährigem Mädchen. Noch jünger, noch enger, noch kindlicher. Auf das Äußerste erregt rollte er sich mit Nadja herum, bis sie auf dem Rücken lag, dann griff er unter ihre Knie, drückte ihre Beine weit nach oben und spreizte sie ab. Nun konnte er loslegen, und das tat er mit wahrer Leidenschaft. "JAAA!" schrie Nadja unter ihm. "FICK! STOSS! TIEFER! NOCH TIEFER! JAAAAAH!" Nadjas Scheide war so naß, daß Martin eine körperliche Höchstleistung bringen mußte; es war kaum Reibung vorhanden, abgesehen von ihrer Enge. Er sah Nadja an, stellte sich vor, daß sie erst vierzehn wäre, und seine Erregung stieg. "OHHHHH!" stöhnte Nadja. "OHHH - OHHH - OHHH - OHHH!" Die Abstände zwischen ihren Lauten wurden immer kürzer. "JAAA - JAAA - JAAAA - JAAAAAA - JAAAHHHHHH!" Wieder verkrampfte sich das Mädchen, wie schon so oft in den letzten drei Stunden. Ihr Kanal wurde wieder so eng, daß Martin, trotz seiner Erschöpfung, schon einige Stöße später an den Punkt kam. "Jetzt - Jetzt - Ja - Jetzt - JAAAHHHH!" Er bohrte sich bis zum Knochen in das 15jährige Mädchen, das voller Lust stöhnte und schrie. Seine Hoden schickten den kümmerlichen Rest an Samen, den sie noch in sich hatten, in das Mädchen, bis er beim besten Willen nicht mehr konnte. Mit einem Grunzen ließ er sich zur Seite fallen und schnappte nach Luft. Nadja kuschelte sich an ihn und grinste fröhlich. "Hab ich doch noch ein tolles Geschenk bekommen. Danke, Martin!" "Danke dir", lächelte Martin kraftlos und strich über ihren wunderschönen Busen. Fünfzehn Jahre. Vierzehn Jahre. Dreizehn Jahre. Die Weichen waren gestellt.
Eins - Drei Jahre später
"Sehr schön! Ich erwarte dann Ihren Anruf." "Der wird kommen, genau zwei Tage vor dem Umzug." Martin Winkels drückte seinem neuen Vermieter die Hand. "Wie machen wir das mit dem Schlüssel, falls Sie nicht erreichbar sein sollten?" "Dann ist auf jeden Fall meine Frau hier", beruhigte Reinhard Bauer seinen neuen Mieter. "Oder eine unserer beiden Angestellten. Wir verwalten mehr als einhundert Wohnungen; einer von uns vier muß immer erreichbar sein." "Eine Sorge weniger", seufzte Martin erleichtert. "Bis in sechs Wochen dann!" "Bis dann, Herr Winkels, und gute Heimfahrt!" "Danke!" Martin nickte Herrn Bauer kurz zu, dann drehte er sich um und ging über den gepflegten Fußweg von den Häusern zur Straße, wo sein Wagen stand. Bevor er einstieg, sah er sich noch einmal gründlich um. Seine neue Wohnung lag in einem sehr modernen und ruhigen Wohnkomplex von sechs Häusern, der in Form eines Halbkreises gebaut war; der Scheitelpunkt zeigte zur Straße. In dem Inneren des Halbkreises war ein schöner Park angelegt. Da es Juni war, standen die vielen angelegten Beete in voller Blüte und erfüllten die Luft mit ihren herrlichen Düften. Die Wiesen waren in einem erstklassigen Zustand, ebenso wie die jungen Bäumchen und niedrigen Büsche, die hier angepflanzt waren. Martin nickte kurz. Die Entscheidung, hierher zu ziehen, war die richtige gewesen, auch wenn die Miete knapp sechshundert Mark höher lag als die, die er derzeit zahlte. Aber Ruhe war lebensnotwendig für ihn: Martin war von Beruf Maler. Genauer gesagt, er malte Portraits, und er war so gut darin, daß er nun den Schritt aus seiner kleinen Stadt, in der er zur Zeit noch wohnte, in die Großstadt machen wollte. Nach Hamburg. Seine neue Wohnung, für die er gerade eben den Mietvertrag unterschrieben hatte, war wie für ihn gemacht. Sie lag im siebten und damit obersten Stock des sechsten Hauses und hatte vier Zimmer, plus Küche und Bad. Das ausgewiesene Kinderzimmer Nummer Eins, das sehr hell und groß war, sollte sein zukünftiges Atelier werden; die Sonne stand von morgens bis abends darauf. Kinderzimmer Nummer zwei, das ein bißchen kleiner war als das erste, aber ansonsten genauso hell, wollte er als Fotostudio einrichten. Was genau er damit meinte und wollte, wußte er selbst noch nicht so recht. Es war bisher nur eine Idee, aber sie gefiel ihm. Er warf seiner neuen Wohnung noch einen letzten Blick zu, dann stieg er ein und fuhr los, doch schon zweihundert Meter weiter hielt er wieder an. Eine große Imbißbude hatte seinen Appetit geweckt. Immerhin war er schon seit fünf Uhr morgens auf den Beinen, hatte die Zeit von halb sieben bis elf auf der Autobahn verbracht, und dann noch das Gespräch mit dem Hausverwalter, die Besichtigung mehrerer Wohnungen, das Ausfüllen der Verträge, Einzugsermächtigung für die Miete, Anmeldung für Strom und Telefon... Es war inzwischen weit nach zwei Uhr, und sein Hunger ließ ihn keinen Meter weiter fahren. Er stieg aus und ging in die große, voll verglaste Imbißbude, die diesen abwertenden Namen überhaupt nicht verdiente. Es war mehr ein Restaurant mit Selbstbedienung. Hinter der langen, blitzenden Theke, in der verführerische Salate und verschiedene Fleischsorten den Appetit wecken sollten (was in seinem Fall völlig unnötig war), liefen vier Angestellte herum, bereiteten die Fritten zu, brieten die Würstchen und Schnitzel und Koteletts, richteten die Salate an, füllten das ganze in passende Plastikschüsseln, die sie auf stabile Tabletts stellten, die dann von den Kunden zu einem der vielen und großen Tische getragen werden konnten. Martin war tief beeindruckt. Der Imbiß in seinem Heimatdorf war klein, überlaufen und dunkel, doch hier war alles hell, offen, freundlich und sehr sauber. Fiel einem Gast mal etwas vom Teller auf den Boden, war sofort jemand vom Haus zur Stelle und wischte es auf. Fasziniert ging er auf die Theke zu und reihte sich in die Schlange ein, die langsam, aber ohne zu stocken voran kam. Die Auswahl an Speisen war so verwirrend vielfältig, daß er zum Schluß, als er an der Kasse stand, mehr auf seinem Tablett hatte, als er zu essen vorhatte. Verlegen zahlte er, die Kassiererin lächelte ihm freundlich zu und wandte sich an den nächsten Kunden. Martin hob sein Tablett hoch und ging zu einem Tisch am Fenster. (Eigentlich gab es keinen Tisch, der nicht in der direkten, unmittelbaren Nähe eines Fensters war. Das Restaurant stand frei auf einem großen Gelände, und die einzige Mauer - die Rückwand - wurde von den ganzen Geräten verdeckt.) Martin ließ es sich schmecken. Die Fritten waren dünn und sehr knusprig, der Nudelsalat saftig und kühl, die Frikadellen bestanden aus sehr viel mehr Fleisch als Brot, und die Bratwurst hatte nicht diesen merkwürdigen Beigeschmack von chemischen Zusätzen wie in seiner Heimat. Und dieser wundervolle Tomatensalat erst... Saftig, knackig, würzig. Ein Gedicht! Als Martin realisierte, daß dieses Restaurant nur wenige Minuten zu Fuß entfernt von seiner neuen Wohnung war, schmeckte es ihm gleich noch einmal so gut. Vergnügt, ja fast ausgelassen wie ein kleines Kind schaufelte er das Essen in sich hinein. Bis zum letzten Krümel. Mit einem zufriedenen Seufzer legte er schließlich das Besteck hin und lehnte sich zurück. Alle Schüsseln waren leer und sein Bauch so voll, daß er zu Recht befürchtete, sein Gürtel würde jeden Moment reißen. Um seinen Sitzplatz nicht zu verlieren, zündete er sich hastig eine Zigarette an, steckte sie kurz vor dem Filter in den Aschenbecher, dann ging er schnell auf die Toilette, wo er seinen Gürtel ein Loch weiter öffnete. Das war schon sehr viel besser. Nicht mehr so angespannt ging er zurück zu seinem Tisch; genau rechtzeitig, um eine Traube von kleinen Kindern zu sehen, die das Restaurant stürmten. Hinter ihnen kam ein erschöpft aussehendes, dennoch hübsches Mädchen von vielleicht fünfzehn, sechzehn Jahren her, das ganz offensichtlich die größte Mühe hatte, den aus sechs Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren bestehenden Haufen unter Kontrolle zu halten. Die sechs Kinder verkündeten lautstark und natürlich gleichzeitig, was sie zu Essen haben wollten. Das Mädchen zog eine Geldbörse aus ihrer Hose, schaute in sie und bewegte ihre Lippen, als würde sie rechnen. Dann sah sie zu der Preistafel auf, rechnete wieder und schüttelte den Kopf. Dann redete sie mit jedem Kind einzeln, bis sich alle auf etwas geeinigt hatten. Die Kinder rannten zu dem noch einzig leeren Tisch gleich neben dem, an dem Martin saß, und die vier stärksten gewannen das Rennen um die besten Plätze. Es waren alles Jungs. Die beiden übrigen - zwei kleine Mädchen - zuckten die Schultern und sahen sich kurz um, dann setzten sie sich zu Martin an den Tisch, der dem ganzen Treiben fasziniert zugesehen hatte. Ruhe brauchte er nur, wenn er malte, ansonsten nahm er aktiv am Leben teil und stürzte sich mitten in den größten Trubel, um Impulse für seine Arbeit zu bekommen. Gerade Kinder mit ihren ausdrucksstarken Gesichtern, in denen jedes kleinste Gefühl deutlich zu sehen war, reizten und forderten den Künstler in ihm. Ein metallisches Klimpern weckte Martins Aufmerksamkeit. Er sah zur Kasse, an der das Mädchen gerade ihre Geldbörse ausgeschüttet hatte und nun gemeinsam mit der Kassiererin das Geld abzählte. Es blieben nur zwei kleine, kupferfarbene Münzen übrig, die das Mädchen wieder einsteckte, dann hob sie das schwere, weil voll beladene Tablett hoch, schaute sich um, bis sie ihre sechs Schützlinge entdeckt hatte, und kam mit kleinen, vorsichtigen Schritten auf den Tisch zu, an dem die beiden Mädchen und Martin saßen. Eines der beiden Mädchen sprang auf, um ihr zu helfen, doch dummerweise stieß sie ihren Stuhl dabei um. Er fiel genau auf das Tablett und schlug es dem Mädchen aus der Hand. Es gab ein lautes, dumpfes Geräusch, als das ganze Essen mitsamt den Getränken auf den Boden klatschte. Das kleine Mädchen erschrak zu Tode und blieb stocksteif stehen. Die anderen Kinder verstummten und sahen schweigend und mit großen Augen zu. "Maria!" sagte das ältere Mädchen mit einer so großen Verzweiflung und Mutlosigkeit in der Stimme, daß Martin regelrecht Angst um sie bekam. "Das war unser Essen!" "Ich wollte nur helfen!" entschuldigte sich das kleine Mädchen ängstlich. Das größere nickte müde. Ihre Augen blickten so trostlos drein, daß Martin einfach eingreifen mußte. Er zückte seine Brieftasche und reichte dem jungen Mädchen fünfzig Mark. Sie blickte ihn erstaunt an, mit großen Augen und offenem Mund. "Nun nimm schon", sagte er leise. "Sonst verhungert ihr noch alle." "Das kann ich nicht annehmen!" Das Mädchen schüttelte den Kopf und trat zur Seite, um einem der Angestellten, der die ganze Bescherung aufwischen wollte, Platz zu machen. Martin zuckte die Schultern und sah das kleine Mädchen an. "Du heißt Maria?" Die Kleine nickte schnell. Martin drückte ihr das Geld in die kleine Hand. "Nimm die anderen Kinder mit und bestellt euch was." Die Augen des kleinen Mädchens leuchteten auf. Ohne auf die Zustimmung des großen Mädchens zu warten, winkte sie den anderen fünf Kindern zu und rannte mit ihnen zur Theke. Das große Mädchen blickte ihnen fassungslos hinterher. "Warum tun Sie das?" fragte sie Martin erstaunt. "Muß man denn für alles einen Grund haben?" lächelte Martin. "Ich hab einfach gute Laune heute." "Können Sie mir was davon abgeben?" fragte das Mädchen verbittert, dann schüttelte sie den Kopf und holte Luft. "Es tut mir leid. Danke für Ihre Hilfe, aber ich kann kein Geld von Ihnen annehmen." "Zu spät", grinste Martin und sah zur Kasse. Die ersten Kinder waren bereits fertig und kamen mit ihrem Tablett zurück. Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf. "Alles geht schief", murmelte sie leise, doch Martin hörte es. "Nun laß mal den Kopf nicht hängen", munterte er das Mädchen auf. "Wird schon alles wieder gut." Sie warf ihm einen so hoffnungslos traurigen Blick zu, daß er eine Gänsehaut bekam. 'Was wissen Sie denn schon?' sagten ihre Augen. "Natascha?" erklang eine helle Stimme. Das Mädchen drehte sich um. So hieß sie also. Martin fand den Namen wunderschön. "Was ist denn, Maria?" "Es fehlen noch siebzig Pfennig!" "Ich hab nichts mehr!" erwiderte Natascha müde. "Stell irgendwas zurück. Bitte!" Das letzte Wort kam wie ein gequälter Schrei. "Laß alles auf dem Tablett stehen, Maria!" sagte Martin energisch. Er griff nach Nataschas Hand und zog das widerstrebende Mädchen zur Theke. "Setzen Sie die siebzig Pfennig mit auf das, was jetzt noch kommt", rief Martin der Kassiererin zu. Sie nickte und entließ Maria. Martin wandte sich wieder dem Mädchen an seiner Hand zu. "Du suchst dir jetzt auch was zu Essen aus", befahl er streng. "Und zwar jede Menge Grünzeug. Du brauchst das!" Natascha gab sich widerspenstig. "Nein. Ich will nicht." "Du mußt!" "Muß ich gar nicht!" "Doch." "Nein!" "Trotzkopf", murmelte Martin amüsiert, der sich sehr für das Mädchen zu erwärmen begann. "Das hab ich gehört!" protestierte Natascha wütend. "Solltest du auch. Bist du ja auch." Martin sah ihr in die Augen und stellte fest, daß sie strahlend blau waren, mit vereinzelten goldenen Punkten. "Du hast wunderschöne, ausdrucksvolle Augen", sagte der Maler in ihm anerkennend, dann schaltete er wieder um. "Jetzt nimm dir einen großen Salat und hör auf, so ein Theater zu machen. Ich will dir doch nichts." Natascha konnte weder etwas sagen noch etwas tun; in ihrem Kopf war Leere. Martins Geständnis, daß er sie mit dem Wort Trotzkopf treffen wollte, das Kompliment über ihre Augen, und schließlich seine Sorge um ihre Gesundheit verursachten so viel Verkehr in ihrem Kopf, daß die Leitzentrale beschloß, den gesamten Verkehr anzuhalten. Martin seufzte, als Natascha starr und stumm stehen blieb, und nahm sich einen großen Salat mit Sahnedressing von der Auslage. Er schob die Schüssel über den dafür gedachten Streifen an der Theke, während er das Mädchen hinter sich herzog, und zahlte an der Kasse. Mit dem Mädchen an der einen Hand und dem Salat in der anderen ging er zu seinem Tisch, an dem die beiden kleinen Mädchen schon eifrig dabei waren, ihre Currywürste zu verzehren, und drückte Natascha auf einen Stuhl. Sie schaute ihn mit großen Augen an und wollte wieder aufstehen, doch er hielt sie an der Schulter fest. "Sitz!" sagte er streng. Natascha zuckte zusammen und folgte dem Griff, mit dem Martin sie zum Tisch drehte. Er deutete auf die Schüssel. "Iß!" Gehorsam griff Natascha nach der Gabel und pickte sich einen Streifen Tomate heraus. Die beiden Mädchen am Tisch kicherten leise. Martin griff nach seiner Zigarette, die schon ganz heruntergebrannt war, und drückte sie aus, dann sah er den Kindern beim Essen zu. Nach und nach bekam er die ganzen Namen der Kinder mit. Die vier Jungs hießen Andrej, Janosch, Mikael und Gregor, die Mädchen Maria und Elena. Und Natascha. Damit stand einigermaßen sicher fest, daß sie aus dem östlichen Teil Europas stammten, auch wenn ihr Deutsch perfekt war. Sie mußten schon sehr lange hier leben, überlegte Martin, oder hier geboren worden sein. Die Gesichter zeigten nur leichte Andeutungen ihrer Abstammung, was bei Natascha auf jeden Fall eine Bereicherung war. Sie sah richtig gut aus, auch wenn sie so traurig aus ihrer abgetragenen Wäsche blickte. Andrej und Mikael waren als erste mit dem Essen fertig. Sie ließen ihr Besteck mit einem lauten Klirren auf das Tablett fallen, sprangen auf und rannten hinaus auf die Wiese vor dem Restaurant, wo einige Klettergerüste standen. Natascha sah ihnen angespannt hinterher, doch als sie sah, daß die Kinder auf die Gerüste stiegen, entspannte sie sich wieder. Die anderen Kinder folgten den beiden ersten, sobald sie fertig waren, nur Maria blieb bei Natascha sitzen, die mittlerweile eine Gabel Salat nach der anderen aß. "Na also", lächelte Martin leise. Natascha machte eine Kopfbewegung, als wollte sie ihn ansehen, doch ihr Blick blieb starr auf die Schüssel gerichtet. Martin stand auf, die Zeit drängte. "Mach's gut, Maria", lächelte er das kleine Mädchen an. "Und paß in Zukunft auf, wo du deinen Stuhl hinwirfst." Die Kleine wurde feuerrot. "War kein Vorwurf", entschuldigte Martin sich. "Ich war früher genauso wild wie du, aber bei mir gingen immer teure Vasen zu Bruch." Maria lächelte schüchtern, dann kicherte sie. "Bei mir war's nur Plastik!" "Zum Glück." Martin sah Natascha an. "Und du paß mehr auf dich auf, Mädchen. Nimm nicht alles so persönlich." Er klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. Natascha sah beschämt zu ihm auf. "Danke", hauchte sie. "Schon gut." Er musterte das Mädchen ein letztes Mal. "Ich würde dich gerne malen", sagte er nachdenklich. "Du hast ein sehr interessantes Gesicht. Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?" "Vierzehn", sagte sie verlegen. "Na ja, fast. Noch dreizehn. Im August werd ich vierzehn." "Vierzehn?" Martin blickte sie ungläubig an. "Ich dachte..." Er brach ab. "Ich weiß", seufzte Natascha. "Ich seh aus wie sechzehn." Sie warf den Kindern draußen einen Blick zu. "Und wenn das so weitergeht", sagte sie so leise, daß nicht einmal Maria es verstehen konnte, die ihnen gegenüber saß, "werd ich nicht mal fünfzehn." "Nun komm aber mal", ermahnte Martin sie. "Sicher, Geschwister können anstrengend sein, aber..." "Das sind nicht meine Geschwister." Natascha sah ihm nun offen in die Augen. "Ich bin der Babysitter." "Für sechs Kinder?" "Ja." Natascha zuckte die Schultern. "Irgendwer muß doch Geld verdienen." Sie wurde feuerrot. "Vergessen Sie das bitte. Sonst red ich nicht so viel über mich." "Vielleicht solltest du genau das einmal tun", sagte Martin mit einem kritischen Blick. Sein Gefühl für das Mädchen wurde immer stärker, und er fragte sich, was er für sie tun könnte. Aber ihm fiel nichts ein; strenggenommen waren sie einander ja völlig fremd. Natascha öffnete den Mund und schloß ihn gleich wieder. Ihr Blick verschloß sich ebenfalls. "Nochmal Danke für Ihre Hilfe", sagte sie förmlich und unpersönlich. "Gern geschehen." Martin schaute sie mit einem angespannten Gefühl im Bauch an. "Du machst doch keinen Unsinn, oder?" "Unsinn ist nur eine Frage des Standpunktes", gab sie trocken zurück. "Was für Sie Unsinn ist, kann für mich die einzige Lösung sein." Martin schüttelte ungläubig den Kopf. "Vierzehn?" vergewisserte er sich. "Du bist wirklich erst vierzehn?" "Ende August. Scheiße!" Sie sprang auf und rannte raus. "Andrej!" Martin sah zu dem Klettergerüst, wo ein Junge gerade versuchte, sich selbst zu erwürgen: er hing nur mit dem Hals an einer Querstange. Natascha zog ihn vorsichtig herunter und schimpfte mit ihm, doch Andrej blickte nur unschuldig zurück und rieb sich den Hals. "Wohnt ihr hier in der Gegend?" fragte Martin Maria, die den beiden draußen gespannt zusah. Gleich da vorn", meinte sie abwesend und wedelte mit der Hand. Martin sah in die Richtung und entdeckte eine Reihe von kleinen, heruntergekommenen Häusern, die ihm wegen des ansprechenden Restaurants vorher nicht aufgefallen waren. Er sah wieder zurück zu Natascha und nahm sie zum ersten Mal vollständig in sich auf. Etwa ein Meter sechzig groß, pechschwarze, schulterlange Haare und blaue Augen mit goldenen Punkten, ein trotz ihrer Jugend schon ausgeprägtes Gesicht mit den ersten Anzeichen von Falten in den Mundwinkeln, ein kräftiger, etwas untersetzter Körperbau mit breiten Schultern und stabilen Beinen, der so oft bei den slawischen und russischen Völkern zu finden ist, und ärmliche, abgenutzte Kleidung. Und zwei Tränen, stellte er erschrocken fest, die ihr über die Wangen liefen. Er sah die unbewußte Bewegung, mit der Natascha sie abwischte, als hätte sie dies schon tausendmal getan. Er spürte ihren Kummer, als wäre es sein eigener. Er wollte sie am liebsten jetzt und hier in den Arm nehmen, sie trösten und aufbauen, aber das ging ja nicht. Er mußte ja wieder zurück und seinen Umzug vorbereiten. Außerdem kannten sie sich kaum, und er war erwachsen und sie noch ein Kind. Obwohl... Er sah zu Maria. "Kommt ihr oft hierher?" fragte er sie nachdenklich. "Jeden Mittwoch", antwortete Maria. "Aber heute ist doch Freitag!" Martin drehte sich erstaunt zu ihr. "Ja. Manchmal kommen wir auch am Freitag her. Aber sonst jeden Mittwoch." "Paßt Natascha oft auf euch auf?" "Dreimal in der Woche. Montag, Mittwoch und Freitag." "Wohnt sie denn bei euch in der Nähe?" "Ja, gleich nebenan." Martin nickte und sah Natascha zu, die langsam wieder hereinkam. Ihre Haltung paßte eher zu einer Siebzigjährigen als zu einer Vierzehnjährigen. Die Schultern hingen nach vorne, der Kopf war gesenkt. Müde ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen und stocherte lustlos in ihrem Salat herum. Martin faßte einen Entschluß. Er wollte das Mädchen wiedersehen; sie sprach mehr in ihm an als nur Triebe. Viel mehr. "Natascha", sagte er sanft. Das Mädchen sah mit ausdruckslosen Augen zu ihm auf. "Hältst du noch durch?" "Wie lange?" fragte sie bitter. "Sechs Wochen?" "Warum sechs Wochen? Was passiert denn in sechs Wochen?" "Wirst du dann schon sehen", lächelte Martin. "Maria? Könntest du die Frau an der Kasse mal um ein Blatt Papier bitten?" "Mach ich!" Maria lief los und kam wenig später mit einem Blatt zurück. Martin dankte ihr, legte das Blatt auf den Tisch und skizzierte Nataschas Gesicht. Das Mädchen schaute zuerst gleichgültig zu, doch als sie sah, daß dort ihr Ebenbild entstand, war ihr Interesse geweckt. Jeder Strich, den Martin auf das Papier machte, arbeitete ihre Miene deutlicher heraus, bis es schließlich nach weniger als drei Minuten ein perfektes Abbild ihrer Trauer war. Martin schob ihr das Blatt hin. "So möchte ich dich nie wieder sehen", sagte er leise. "Sei heute in sechs Wochen wieder hier, ja?" Er legte seine Hand auf ihre. "Um diese Zeit. Und paß auf dich auf, Natascha." Natascha blickte ihn mit großen Augen an und nickte. "Mach ich." "Versprochen?" "Ja. Versprochen." Martin lächelte und stand endgültig auf. Er nickte erst Maria, dann Natascha zu. "Bis in sechs Wochen." Er spürte Nataschas Blick in seinem Rücken, als er zu seinem Auto ging. Bevor er einstieg, winkte er ihr noch einmal zu und war froh, daß sie ihre Hand zu einem scheuen Gruß hob. Dann startete er den Wagen und machte sich auf den langen Heimweg, auf dem er jede Sekunde an Natascha dachte, das Mädchen, das aussah wie sechzehn und doch erst dreizehn war. Zwei
Der Möbelwagen kam um Punkt acht Uhr, und um viertel vor neun war alles eingeladen. Martin gab dem Fahrer des Wagens eine genaue Skizze der Route zu seiner Zieladresse. Sie klärten noch kurz zwei unklare Stellen, dann fuhr der LKW los. Er würde etwa sieben Stunden bis Hamburg brauchen. Martin verabschiedete sich mit einem letzten Gang durch die leeren Räume von der Wohnung, in der er die letzten fünfunddreißig Jahre gelebt hatte, nämlich sein ganzes Leben lang. Er war hier geboren worden, seine Eltern waren hier gestorben. Er atmete tief durch. Es wurde wirklich Zeit, ein eigenes Leben zu führen, unbelastet von Erinnerungen, die täglich vierundzwanzig Stunden um ihn herum waren. Er ging hinaus und schloß die Tür; die Schlüssel warf er bei einem Nachbarn in den Briefkasten, wie abgesprochen. Dann stieg er in sein Auto und dachte, wie so oft, an Natascha, als er das Tuch auf dem Rücksitz sah. Würde sie da sein? Würde sie überhaupt noch leben, fragte er sich besorgt, doch diesen schwermütigen Gedanken wischte er gleich wieder fort. Natürlich lebte sie noch. Er spürte es. Er hatte in den letzten sechs Wochen so oft an sie gedacht, daß er sie fast schon vor sich sah, wenn er an sie dachte. Mit einem merkwürdigen Gefühl von Aufregung, das nichts mit dem Umzug in die neue Wohnung zu tun hatte, fuhr er los. Den LKW mit seinen Möbeln hatte er bereits nach wenigen Minuten eingeholt und auf einer geraden Strecke überholt. Bis zur Autobahn blieb er vor ihm, dann winkte er kurz durch das offene Fenster und gab Gas. Der LKW blitzte ihn zweimal kurz an und wurde schnell kleiner in Martins Rückspiegel. Die Fahrt verlief ohne größere Probleme oder Aufregungen. Zwei kürzere Staus in der Nähe von Hannover, aber das war es dann auch schon. Gegen zwei Uhr war Martin an dem Restaurant, das sich kein bißchen verändert hatte. Er lächelte ironisch über diesen naiven Gedanken. Warum sollte sich überhaupt etwas in der Welt verändern, nur weil ein kleiner, aufstrebender Maler in die Großstadt zog? So wichtig war er nun auch wieder nicht. Er fuhr auf den Parkplatz und stellte den Wagen ab, dann stieg er aus und musterte die Gäste durch die Fenster. Natascha und ihr Anhang war nirgendwo zu sehen. Enttäuscht und gleichzeitig besorgt schloß er den Wagen ab, als er helle Stimmen hörte. Er drehte sich um und sah Natascha und ihre Schützlinge über die Straße laufen. "Natascha!" rief er laut und winkte ihr fröhlich zu. Sie schaute sich kurz um, entdeckte Martin, und ein leises Lächeln zog über ihr Gesicht, das Martin in der Seele wohl tat. Dann kümmerte sie sich wieder um ihre sechs Kleinen und scheuchte sie auf den Spielplatz. Sie selbst kam schüchtern zu Martin, der seinen Wagen wieder aufgeschlossen hatte und das Tuch samt Inhalt in der Hand hielt. "Hallo", sagte sie leise. "Ich bin da." Martin nickte. "Darüber bin ich sehr froh, Natascha. Ich hab dir etwas mitgebracht." "Mir?" fragte sie ungläubig und nahm das Tuch vorsichtig entgegen. "Was ist das denn?" "Mach auf und sieh nach." Martin sah ihr lächelnd zu, wie sie das Tuch sorgfältig zurückschlug, auf ein etwa fünfzig mal dreißig Zentimeter großes Portrait von ihr selbst schaute und erstarrte. "Das bin ich nicht", entfuhr ihr. "Ich bin nicht so schön!" "Du beleidigst mich", lachte Martin. "Ein Maler sieht die Menschen niemals von außen, sondern immer nur das Innere." "Ich wollte Sie nicht beleidigen", entschuldigte sich Natascha und gab ihm das Bild zurück. "Aber das bin ich nicht. Es ist ein sehr schönes Bild, aber ich bin das nicht. Nein. So gut sehe ich nicht aus. Ganz bestimmt nicht. Und so fröhlich seh ich schon gar nicht aus." Sie stellte das Bild vorsichtig an den Vorderreifen, da Martin es nicht annehmen wollte, und drehte sich weg. "Kinder, kommt! Wir müssen zurück." Verletzt bis ins Mark stand Martin da, während Natascha und die sechs Kinder zur Straße gingen, sie überquerten und in einem der kleinen Häuser verschwanden. Noch immer wie versteinert nahm er das Bild, legte es vorsichtig auf den Rücksitz, verschloß den Wagen und ging in das Restaurant, um etwas zu essen. Mit dem Tablett setzte er sich an einen Tisch, von dem aus er einen guten Blick auf das Haus hatte, in das die Kinder gegangen waren, doch er sah nur auf geschlossene Fenster, ohne ein Zeichen von Natascha. Während er teilnahmslos aß, überlegte er, was er eigentlich hatte erreichen wollen. Er kam zu dem Schluß, daß er das Mädchen einfach nur etwas fröhlicher sehen wollte. Das war der Grund, aus dem er das Bild gemalt hatte. Auf dem Portrait war ihr Mund zu einem lustigen Lächeln verzogen, ihre Augen schimmerten, und sie schaute offen und direkt auf den Betrachter des Bildes. Martin aß schweigend zu Ende, dann hatte er einen Entschluß gefaßt. Er verließ das Restaurant, holte das Bild aus dem Wagen und ging damit über die Straße zu dem Haus. Er klingelte, und Sekunden später öffnete Natascha. "Ja?" fragte sie verwundert. "Erinnerst du dich an unser letztes Gespräch?" fragte Martin. "Als du mich fragtest, ob ich dir etwas von meiner guten Laune abgeben könnte?" Natascha nickte vorsichtig. Martin stellte das Bild in die Tür. "Hier hast du sie." Er sah Natascha ernst an. "Jetzt habe ich dir etwas von meiner guten Laune gegeben. Ob du sie annimmst, liegt nun ganz bei dir." Er deutete über die Straße. "Ich ziehe heute da hinten ein. In das Haus ganz rechts, wenn du davor stehst. Nummer 128. Ich heiße Martin Winkels. Ich sag dir das, damit du nicht behauptest, du dürftest von Fremden keine Geschenke annehmen." Er nickte Natascha zu, drehte sich um und ging wieder über die Straße zu seinem Auto. Als er einstieg, stand Natascha noch immer bewegungslos in der Tür und sah ihm hinterher. Er fuhr von dem Parkplatz herunter, winkte ihr zu und fuhr die zweihundert Meter zurück. Als er in die Zufahrt einbog, schaute er kurz nach hinten. Natascha stand noch immer dort, ihr Gesicht ein heller Fleck gegen den dunklen Hintergrund des kleinen Hauses.
Der Möbelwagen kam erst gegen zwanzig nach fünf; die beiden Staus bei Hannover waren, nachdem Martin sie glücklich hinter sich gebracht hatte, ziemlich gewachsen. Doch die Möbelpacker machten diesen Zeitverlust durch Krafteinsatz wieder wett. Keine fünfzig Minuten später waren alle Möbel und Kisten in seiner neuen Wohnung, der Aufbau der Schränke dauerte noch einmal dreißig Minuten, dann zahlte Martin und konnte darangehen, die Kisten auszuräumen. Er begann mit dem Schlafzimmer, dann kamen Bad und Küche an die Reihe. Das Wohnzimmer und sein Atelier wollte er am nächsten Tag in Angriff nehmen. Gegen acht Uhr meldete sich sein Magen wieder. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er noch gar keinen Supermarkt entdeckt hatte, doch zum Glück war ja eine sehr gute Nahrungsquelle gleich in der Nähe. Martin entschied sich, kurz zu duschen und dann dorthin zu gehen. Fahren lohnte sich nicht. Eine halbe Stunde später betrat er das Restaurant, wählte diesmal Bratkartoffeln mit Rührei und schaute sich mit dem Tablett in der Hand kurz um. Das Publikum hatte sich gewandelt. Waren Mittags noch hauptsächlich Erwachsene und Kinder hier gewesen, saßen nun vor allem Jugendliche an den Tischen. Kein einziger war mehr frei. Martin entschied sich, sich an einen Tisch mit zwei etwa fünfzehnjährigen Jungs zu setzen. "Ist hier noch frei?" fragte er höflich. Die Jungs nickten freundlich und unterhielten sich dann weiter. Martin war angenehm berührt von der Höflichkeit; er hatte anderes kennengelernt. Noch während er sich setzte, kam ein Glas Cola in sein Blickfeld. "Hallo", hörte er eine bekannte Stimme. Er schaute auf und sah... "Natascha!" Erfreut stand er wieder auf. "Setz dich zu mir!" "Hatte ich vor", meinte sie mit einem schüchternen Lächeln. "Hi, Olaf, Arne." Die Jungs nickten ihr ebenfalls zu. "Bist du oft hier?" fragte Martin, als sie sich gesetzt hatten. "Nein", gestand Natascha. "Ich hab gesehen, wie Sie hier reingegangen sind. Ich wollte mich noch für das Bild bedanken. Haben Sie das selbst gemalt?" "In der Tat", lächelte Martin. "Gefällt es dir?" "Jetzt ja", meinte sie mit roten Wangen und trank einen Schluck. "Ich hab's mir lange angesehen und... Aber essen Sie erst mal. Ich will nicht stören." "Du störst nicht im Geringsten", beruhigte Martin das Mädchen. "Ganz im Gegenteil." Natascha wurde rot und unterhielt sich mit den Jungs über irgendeine Veranstaltung in der Schule, die nach den Ferien auf sie wartete. Als Martin fertig war, drehte sie sich wieder zu ihm. "Ich hab mir das Bild sogar sehr lange angesehen", sagte sie dann leise. "Wie kommen Sie dazu?" "Wozu? Es zu malen, oder es so zu malen?" "Beides." Ihre Augen wichen seinen aus. "Warum ich es gemalt habe, ist ganz einfach. Du hast ein interessantes Gesicht, Natascha. Ein sehr interessantes. Es liegt sehr viel unter der Oberfläche, und so etwas reizt mich. Es juckt mich dann in allen Fingern, diese versteckten Gefühle einzufangen und auf die Leinwand zu bringen. Und das ist auch schon die Antwort auf Frage Nummer Zwei: du hast eine Fröhlichkeit in dir, auch wenn sie sehr tief versteckt ist." "Früher war das auch mal so", sagte sie leise und sah zu den Jungs, die aufstanden. "Macht's gut!" "Du auch." Martin und Natascha waren allein am Tisch. "Aber das ist schon lange her." Sie sah Martin an, und ihr Blick verschloß sich wieder. "Sie wohnen also jetzt hier?" "Ja. Ich hab gerade die ersten Kartons ausgepackt und alles eingeräumt. Gleich hau ich mich in die Falle, morgen früh muß ich einkaufen und... Ach ja! Sag, ist hier in der Nähe ein Supermarkt oder so was?" "Sicher", lachte Natascha leise. "Gleich hier hinter. Sie fahren nicht auf den Parkplatz, sondern die Straße weiter, und nach der Kurve ist er schon." "Danke! Also: nach dem Einkaufen morgen früh räume ich die letzten Kartons ein, und dann bin ich endlich zu Hause." "Waren Sie das da nicht, wo Sie bisher gewohnt haben?" "Nein." Martin schüttelte langsam den Kopf. "Da war nur meine Wohnung, aber nicht meine Heimat. Ich hab mich da nie zu Hause gefühlt." "Das Gefühl kenn ich", sagte Natascha leise. "Ich hab gehört, daß in die Gegend hier noch sehr viel mehr Leute sollen", meinte sie dann übergangslos. "Auch die Häuser bei uns sollen weg, um Platz zu machen." "Davon weiß ich nichts", gab Martin zu, der sich mittlerweile an Nataschas Eigenart, nur bruchstückhaft von sich zu erzählen, gewöhnt hatte. "Ich hab vor zwei Monaten einige Makler hier in Hamburg angerufen und sie gebeten, sich nach einer Wohnung für mich umzusehen. An dem Tag, an dem wir beide uns getroffen haben, hatte ich gerade den Mietvertrag unterschrieben." "Die Wohnung ist ganz oben?" "Ja", staunte Martin. "Woher weißt du das?" "Hab ich geraten. Ich muß auch morgen einkaufen. Mit meiner Mutter. Wir sind immer um Punkt acht vor dem Eingang." Sie trank das Glas schnell leer und stand auf. "Schönes Wochenende!" Weg war sie. Martin blickte ihr verwirrt nach, wie sie schnell über die Straße lief und in einem anderen Haus als heute Mittag verschwand. Es war tatsächlich gleich nebenan, so wie Maria gesagt hatte. Nachdenklich lehnte Martin sich zurück und schaute hinaus.
Am nächsten Morgen erwachte er ausgeruht und topfit. Schon im ersten Moment wußte er, wo er war, warum er hier war, und daß er sich hier sehr wohl fühlen würde. Fröhlich stand er auf und schaute zur Uhr: halb acht. Er ging schnell ins Bad und machte sich fertig, dann fuhr er zu dem Supermarkt. Er fand ihn auch direkt; er lag tatsächlich in der gleichen Straße wie das Restaurant. Er stellte den Wagen ab und schlenderte zum Eingang. Das Schild an der Tür verkündete die Öffnungszeiten: täglich von acht bis zwanzig Uhr, nur Samstags bis sechzehn Uhr. Durch die Tür konnte er die Hinweistafeln sehen und entdeckte, daß hier ein komplettes Geschäftszentrum untergebracht war. Offensichtlich war das Einzugsgebiet größer, als er vermutet hatte. "Guten Morgen!" hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Er drehte sich erfreut um. "Guten Morgen, Natascha!" Sein Lächeln fror ein. Natascha war tatsächlich mit ihrer Mutter da. Sie saß im Rollstuhl, sah aus wie ihr eigenes Gespenst und hatte einen Stab aus Metall in der Hand, den sie nun mit zittrigen Händen an ihre Kehle brachte. "Guten - Morgen", hörte er die metallisch verstärkte Stimme. "Haben - Sie - das - Bild - gemalt?" "Guten Morgen", sagte er, seine Erschütterung unterdrückend. "Ja. Gefällt es Ihnen?" "Es - ist - sehr - schön. - Natascha - hat - es - gleich - gestern - an - die - Wand - gehangen." Natascha wurde rot. "Mutti!" sagte sie leise, aber ermahnend. Martin lächelte. "Dafür war es gedacht." "Sie - haben - viel - Talent. - Stellen - Sie - auch - aus?" "Ja. In acht Wochen ist in einer Galerie in der Innenstadt eine Ausstellung geplant mit mehreren Künstlern. Ich werde vier Bilder ausstellen." "Dann - wünsche - ich - Ihnen - viel - Erfolg." Das verbrauchte, faltige Gesicht von Nataschas Mutter verzog sich zu etwas, was ein Lächeln sein sollte. Impulsiv nahm Martin ihre Hand in seine und drückte sie sanft. "Vielen Dank. Ihnen wünsche ich das gleiche." "Danke", kam die metallische Antwort. "Natascha - hast - du - den - Zettel?" "Ja, Mutti. Auch Geld. Alles dabei." Sie nickte Martin zu. "Wir möchten Sie nicht aufhalten." "Das tust du nicht. Kann ich euch helfen?" Natascha wehrte ab. "Wir kaufen nur das ein, was wir für heute und morgen brauchen. Sonst kaufen wir täglich ein. Immer nur ein bißchen." "Verstehe." Martin sah Natascha und ihre Mutter an. "Dann ein schönes Wochenende." "Danke, Ihnen auch", lächelte Natascha. Ihre Mutter nickte und ließ die Hand mit dem Verstärker kraftlos sinken. In diesem Moment öffneten sich die Türen. "Tschüs", sagte Natascha leise und schob ihre Mutter in den Supermarkt. "Tschüs, Natascha." Martin wartete, bis sie in der Menschenmenge verschwunden waren, dann ging er langsam hinein und versuchte, einen Überblick über das Geschäft zu bekommen. Natascha und ihre Mutter sah er nicht mehr.
* * *
Am Abend war die Wohnung eingeräumt, und Martin war fertig. Wörtlich genommen. Mitten im Hochsommer umzuziehen, und das auch noch alleine, war nicht gerade Spaß. Er ging gründlich und ausgiebig duschen, danach zog er sich an, um noch etwas spazierenzugehen. Ziellos schlenderte er durch die Straßen und sah sich um. Es war - abgesehen von dem Supermarkt und dem Restaurant - eine reine Wohngegend, und entsprechend ruhig am Abend. Vereinzelt sah er spielende Kinder auf den Wiesen, aber kaum Verkehr auf den Straßen. Wie ein kleines Kind in einer neuen Umgebung vergrößerte er nach und nach seinen Radius und orientierte sich an bekannten Punkten, bis er schließlich wieder an dem Restaurant landete. Er entschloß sich, die Straße weiter entlang zu gehen und erst auf dem Rückweg hier einzukehren, um noch eine Kleinigkeit zu trinken. Langsam und aufmerksam für seine neue Heimat schlenderte er weiter, als er plötzlich leise Schritte hinter sich hörte. Er blieb stehen und drehte sich um. "Guten Abend", sagte Natascha leise. "Natascha!" sagte Martin erfreut. "Schön, dich zu sehen." "Was machen Sie?" "Einfach nur laufen. Entdecken. Umsehen." "Klingt spannend", lächelte das Mädchen schüchtern. "Kann ich mitmachen?" "Sicher, wenn das nicht zu aufregend für dich ist...", scherzte Martin. "Das vertrage ich wohl gerade noch." Sie lächelte Martin an, das erste, herzliche Lächeln. Schweigend gingen sie nebeneinander her. "Sie waren nett zu meiner Mutter", sagte Natascha plötzlich. "Sie hat sich sehr gefreut, daß Sie ihre Hand gedrückt haben." "Sie hat Kehlkopfkrebs, nicht wahr?" fragte Martin behutsam. "Ja. Unter anderem. Da vorne ist ein kleiner Teich. Wollen wir da hin?" "Gerne." Martin ließ sich in eine Seitenstraße führen, an deren Ende ein etwa drei Meter langer und zwei Meter breiter Teich war. Schweigend schauten sie auf das Wasser. Martin spürte, daß das Mädchen sich ihm öffnen wollte, er spürte aber auch, daß sie noch nicht so ganz bereit dafür war. Er ließ Natascha die Zeit, die sie brauchte. "Ich mag es hier", sagte sie leise. "Es ist so still und friedlich. Möchten Sie einen richtig schönen Baum sehen?" "Sicher." Martin folgte ihr in eine andere Straße, eine Allee. Natascha blieb vor einem großen Baum stehen, einer mächtigen Eiche. "Hier bin ich als kleines Kind immer raufgeklettert", sagte sie wehmütig. "Bevor die ganzen Äste hier unten abgeschnitten wurden. Wegen der Autos." "Er ist sehr schön", sagte Martin ehrfürchtig. "Weißt du, daß Bäume ihre Kraft auf Menschen übertragen können?" "Nein. Wie?" "Wenn du dich mit beiden Händen an den Stamm lehnst und die Augen schließt. Mach mal!" Natascha schüttelte den Kopf. "Ich brauch keine Kraft", flüsterte sie. "Ich will nur meine Ruhe. Ganz viel Ruhe. Am liebsten würd ich nur noch schlafen, Tag und Nacht, und gar nicht mehr aufwachen." Martin drehte sie an der Schulter zu sich. "Natascha, warum gibst du auf?" "Warum nicht?" meinte sie resigniert. "Meine Mutter wird noch zwei oder drei Jahre leben, dann ist es vorbei. Krebs im Magen, in der Lunge, im Darm. Die Häuser bei uns sollen abgerissen werden. Eine andere Wohnung können wir uns nicht leisten. Ich muß jetzt gehen." Sie drehte sich um und rannte weg. Martin lief ihr nach, doch sie war zu schnell für ihn. Außer Atem blieb er stehen und sah, wie Natascha um eine Ecke lief, dann war sie weg. Äußerst nachdenklich ging er nach Hause.
Drei
Martin konnte nicht einschlafen. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere, zählte Schäfchen, machte Atemübungen, las etwas in einem sehr langweiligen Buch, doch es war alles nutzlos. Gegen drei Uhr morgens stand er seufzend auf und ging auf den Balkon. Die Nacht war klar, tausend Sterne funkelten am Himmel, die Luft war angenehm kühl. Kurz entschlossen zog er sich an und ging spazieren. Fast schon aus Gewohnheit schlug er den Weg zu dem Restaurant ein. Und zu Natascha. Als er bei dem Restaurant ankam, sah er eine Gestalt auf einem der Klettergerüste, leicht erhellt durch die Straßenlaternen. Zögernd ging er näher und fand das Mädchen, das ganz oben auf dem Gerüst saß und in den Himmel blickte. Vorsichtig stieg er hinauf zu ihr und sah sie an. "Da oben ist meine Heimat", sagte sie sehnsüchtig und deutete auf die Sterne. "Da ist alles wunderschön ruhig und friedlich, alle sind freundlich zueinander, und alle haben alles, was sie brauchen. Bald bin ich auch da. Zusammen mit Mutti. Und mit Papi. Der ist schon ganz lange da und wartet auf uns. Bald geh ich zu ihm." "Und wie willst du das machen?" fragte Martin ruhig, obwohl die Sorge um dieses Mädchen ihm sehr zu schaffen machte. Sie blickte ihn nicht an. "Das wird sich schon finden", erwiderte sie leise. "Wenn es soweit ist." "Du willst also dein Leben einfach wegwerfen, ohne zu wissen, was noch auf dich wartet?" "Ich weiß, was auf mich wartet", antwortete sie heftig. "Alle zwei Tage vier Stunden lang auf diese Bande aufpassen, die mich zum Wahnsinn treibt. Aber wir brauchen das Geld. Am Wochenende meine Mutter versorgen, wie in der anderen Zeit auch. Keine Freunde. Keine Zeit dafür. Kein Geld, um mal ins Kino oder so zu gehen. Kleidung vom Sozialamt. Und bald auch keine Mutter und keine Wohnung mehr. Ich hab sie sehr lieb, und sie wird sterben. Das ist meine Zukunft. Klingt doch richtig gut, was?" Martin setzte sich auf eine Strebe und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sie wehrte nicht ab, kam aber auch nicht näher. "Es klingt wie das, was ich hinter mir habe", sagte er leise. "Als ich fünf Jahre alt war, ist mein Vater gestorben. Ich habe ihn gefunden. Er lag auf dem Sofa und war tot. Meine Mutter hat das nie so richtig überwunden. Sie blieb nach außen völlig normal, aber von Zeit zu Zeit fragte sie mich immer wieder, wo Papa wäre. Das hat mich ziemlich geschafft. Als ich achtzehn war, ist sie auch gestorben. Über Nacht. Ich mußte dann zwei Zimmer unserer Wohnung untervermieten; alleine hätte ich keine Wohnung halten können. Ich war ja noch in der Schule. Nach dem Abitur habe ich Kunst studiert und nur einmal in der Woche warm gegessen: eine Portion Fritten. Zu mehr reichte das Geld nicht. Jetzt bin ich fünfunddreißig Jahre alt, Natascha, und erst seit drei Jahren verdiene ich genug Geld, um sorgenfrei leben zu können." Er griff dem Mädchen, das ihm gebannt zugehört hatte, unter das Kinn und hob ihren Kopf. "Ich hätte damals auch aufgeben können, Natascha. Es wäre ganz leicht gewesen. Um ehrlich zu sein, habe ich auch manchmal daran gedacht. Wenn ich gesehen habe, wie die Leute auf der Uni angezogen waren, was sie gegessen haben... Ich hatte nur Brot zu Hause, von dem ich den Schimmel kratzen mußte, und trug geflickte und zerrissene Klamotten. Aber trotzdem! Ich hatte einfach das feste Gefühl, daß es irgendwann besser sein würde." "Das hab ich auch mal geglaubt", warf Natascha leise ein. "Ist aber schon lange her." "Das macht nichts", sagte Martin ernst. "Ich hatte meine Hoffnung, die mir geholfen hat, und du hast Freunde, die dir helfen können." Er sah ihr tief in die Augen. "Du mußt sie nur sehen." "Dafür ist es zu dunkel", sagte Natascha leise. "Du mußt sie mit dem Herz sehen, Natascha. Davon rede ich." "Ich auch." Sie senkte ihren Kopf, dann hob sie ihn wieder. "Hilf denen, die es brauchen", sagte sie leise. "Ich bin schon tot." "Bist du? Wer redet dann mit mir?" Natascha schwieg. "Wer schaut mich dann an?" Natascha sah zu Boden. "Wer riecht dann nach Kohlrabi?" "Geh bitte!" sagte sie leise. "Nein. Jetzt bin ich der Trotzkopf." Er griff Natascha sanft im Genick und drehte ihren Kopf zu sich. "Natascha, wenn du leben willst, dann lebst du. Wenn du sterben willst, dann stirbst du. Das ist deine Entscheidung. Du kannst aber nichts dagegen machen, daß Menschen sich Sorgen um dich machen. Und du kannst auch nichts dagegen machen, daß in dir noch Gefühle sind." Nataschas Augen weiteten sich, als Martin sein Gesicht dicht vor ihres brachte. "Ich rede von Gefühlen", sagte er leise, "die dich am Leben erhalten wollen. Von der Zuneigung, die du für deine Mutter empfindest. Von Nähe, die jeder Mensch braucht. Von einem Halt, der für dich da ist, wenn du nicht mehr kannst. Verstehst du?" "Ja, das verstehe ich", antwortete sie ruhig. "Aber das will ich alles nicht. Ich will nur sterben." "Noch vor deiner Mutter?" setzte Martin sie unter Druck. "Was soll dann aus ihr werden, wenn du nicht mehr da bist?" "Was soll denn aus mir werden, wenn sie nicht mehr da ist?" Nataschas Stimme zitterte. "Ich habe Angst! Riesengroße Angst! Ich weiß, wie es in einem Heim zugeht. Ich war für zwei Monate da, als meine Mutter im Krankenhaus war. Da will ich nicht mehr hin!" Sie griff nach Martins Hand an ihrem Genick und riß sie fort. "Warum können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Malen Sie ihre Bilder und vergessen Sie mich!" "Das kann ich nicht. Natascha, ich habe dich gemalt. Du bist mir dadurch sehr viel vertrauter als andere Menschen. Und ich mache mir Sorgen um dich." "Das legt sich, sobald ich unter der Erde bin", meinte sie bitter. "Eine andere Frage", bog Martin ab. "Warum hast du mir gesagt, wann du mit deiner Mutter einkaufen gehst? Warum haben wir uns am Abend 'zufällig' beim Spazierengehen getroffen?" "Ich weiß nicht", flüsterte Natascha. "Bitte! Lassen Sie mich in Ruhe!" "Suchst du nicht doch einen Menschen, mit dem du reden kannst, Natascha?" "Nein!" sagte sie vehement. "Ich will nicht mehr reden! Ich will..." "Sterben", unterbrach Martin sie. "Kein Problem. Soll ich dich erwürgen? Gleich jetzt?" Seine Hände legten sich um ihren Hals. Natascha zuckte nicht einmal zusammen. "Damit würden Sie mir eine große Freude machen", sagte sie mit so tiefem Ernst, daß Martin eine Gänsehaut bekam. Er zog den Kopf des Mädchens zu sich und sah ihr in die Augen. "Es muß doch einen Weg zu dir geben", sagte er voller Sorge. Natascha lächelte bitter. "Der Weg wurde vor langer Zeit gesperrt. Laß mich jetzt bitte in Ruhe. Bitte! Das ist die einzige Zeit am Tag, wo ich wenigstens ein bißchen Zeit für mich hab. Nimm mir das nicht auch noch!" "Versteh mich doch!" sagte Martin eindringlich. "Ich will dir nichts wegnehmen, sondern dir etwas geben!" "Dann gib mir meine Ruhe", sagte sie gequält. "Mehr will ich nicht. Erwürg mich, brich mir das Genick, schneid mir die Arme auf, oder mach sonst was. Wenn du das nicht willst, dann geh!" "Wenn du ein paar Jahre jünger wärst, würde ich dich übers Knie legen!" sagte Martin aufgebracht. "Und wenn du etwas älter wärst..." Er brach ab, als eine Idee durch seinen Kopf zog. "Hab ich ein Glück!" spottete Natascha sarkastisch. "Ja, ich bin ein richtiger Glückspilz, daß ich nirgendwo reinpasse." "Du paßt schon wo rein", sagte Martin so sanft, daß Natascha ihn fragend ansah. "Nämlich ins Leben." Er zog ihren Kopf zu sich und küßte sie zärtlich, mit geschlossenen Lippen. Zuerst war sie erschrocken und bewegte sich nicht, dann wehrte sie sich ein bißchen, doch Martin hielt sie fest. Schließlich gab sie nach und blieb ganz still. Martin behielt seine Lippen auf ihren und streichelte sie sanft im Nacken, bis Natascha zögernd ihre Arme um ihn legte. Sie drückte ihn erst sanft, dann etwas stärker, und plötzlich brach ihre Mauer. Sie löste ihre Lippen von seinen, legte ihr Gesicht an seinen Hals und weinte sich die Seele aus dem Leib. Martin hielt sie fest, ohne auch nur den sowieso sinnlosen Versuch zu machen, sie zu trösten. Er hielt sie nur fest und achtete darauf, nicht die Balance zu verlieren. Die Spitze eines drei Meter hohen Klettergerüstes war nicht gerade der ideale Platz, um ein weinendes Mädchen festzuhalten. Natascha weinte für Stunden, wie es Martin erschien, doch selbst als ihre Tränen versiegten, schluchzte und zitterte sie noch immer. Er legte seine Hand auf ihren Hinterkopf und streichelte sie mit den Fingerspitzen, bis ihr Schluchzen nachließ und schließlich verschwand. Doch selbst jetzt machte Natascha keine Anstalten, sich zu bewegen. Martin legte seine Wange an ihren Kopf und drückte sie liebevoll an sich. Natascha verstärkte ihre Umarmung, blieb aber ansonsten so, wie sie war. Schließlich hörte Martin sie murmeln. "Was sagst du?" Natascha hob den Kopf. "Ich sagte, ich sollte dir eine scheuern." Sie zog die Nase hoch. "Ich arbeite seit mehr als zwei Jahren darauf hin, daß ich sterben will, und du machst das alles in fünf Minuten kaputt!" Wieder schluchzte sie auf, doch sie hatte keine Tränen mehr in sich. "So ein Böser bin ich?" sagte Martin leise. Natascha nickte leicht. "Sagt das dein Kopf?" Wieder ein Nicken. "Und was sagt dein Bauch?" Natascha schwieg lange, dann hob sie den Kopf. "Der sagt: noch einen." Gelenkig sprang sie von dem Gerüst und rannte nach Hause, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Martin sah den matten Lichtschein, als sie die Tür öffnete, dann wurde es wieder dunkel. Er blieb noch lange auf dem Gerüst sitzen und schaute zu dem kleinen Haus herüber.
* * *
Der Sonntag begann für Martin erst gegen Mittag, und selbst dann fühlte er sich noch unausgeschlafen. Er ging duschen, was seine Lebensgeister etwas weckte, dann schaute er in seinen Kühlschrank, doch er hatte auf nichts, was darin war, Hunger. Salat, dachte er. Einen schönen, frischen Salat. Aber den hatte er nicht. Also blieb nur der Weg zu dem Restaurant. Eine halbe Stunde später saß er vor einer großen Schüssel und aß genußvoll, als er plötzlich Natascha mit ihrer Mutter aus dem Haus kommen sah. Natascha schob den Rollstuhl über die Straße und auf das Restaurant zu, als sie ihn bemerkte. Sie lächelte schüchtern, dann beugte sie sich zu ihrer Mutter herunter und deutete auf Martin. Ihre Mutter hob eine Hand etwas an und nickte. Wenig später schob Natascha ihre Mutter an Martins Tisch. "Hallo", sagte sie eine Spur fröhlicher als sonst. "Dürfen wir uns dazusetzen?" "Es wäre mir ein Vergnügen", lächelte Martin. Natascha schob ihre Mutter vor Kopf, dann ging sie zur Theke, um das Essen für ihre Mutter und sich auszusuchen. "Sie - haben - Natascha - gestern - geküßt", sagte ihre Mutter durch den Stimmverstärker. "Warum?" "Weil das das einzige war, was mir eingefallen ist", entschuldigte Martin sich verlegen und mit einem flauen Gefühl im Magen. "Sie hat so viel von Tod und Sterben gesprochen, daß ich ihr zeigen wollte, daß doch noch Gefühl in ihr ist. Und ich glaube, ich hatte etwas Erfolg." "Das - war - sehr - gut." "Wirklich?" Martin sah Nataschas Mutter überrascht an. "Sie sind nicht wütend auf mich?" "Nein. - Natascha - denkt - viel - zu - viel - nach. - Das - ist - nicht - gut." "Wem sagen Sie das", seufzte Martin. "Ihnen", antwortete die Mutter zu Martins Überraschung. "Können - Sie - etwas - auf - sie - aufpassen?" "Das würde ich gerne", sagte Martin ehrlich. "Aber ich fürchte, daß Natascha ihre eigene Meinung dazu hat." "Die - zählt - nicht." Die Mutter verzog das Gesicht zu einem Lächeln. "Natascha - wird - lernen - müssen - wie - man - lebt." "Sie macht sich große Sorgen um Sie." Martin sah die Frau ernst an. "Das - ist - unnötig. - Bald - werde - ich - tot - sein - und - Natascha - muß - leben. - Sie - ist - noch - jung - sie - wird - es - schaffen." "Was werd ich schaffen?" Natascha stellte das Tablett auf den Tisch und verteilte die Schüsseln. "Nicht - zu - stolpern", sagte ihre Mutter. Martin mußte grinsen. "Bin ich ja auch nicht", knurrte Natascha, doch Martin sah sehr viel Zuneigung zu ihrer Mutter in ihren Augen. "Ja - dieses - Mal." "Guten Appetit!" brummte Natascha beleidigt und drückte ihrer Mutter die Gabel in die Hand. "Dir - auch." Sie legte den Verstärker beiseite und begann zu essen.
"Natascha", sagte ihre Mutter nach dem Essen. "Warum - gehst - du - nicht - etwas - spazieren - und - zeigst - deinem - neuen - Freund - die - Gegend?" "Ich laß dich nicht allein!" protestierte Natascha mit roten Ohren und einem scheuen Seitenblick auf Martin. "Ich - kann - alleine - aufs - Klo - das - weißt - du." "Ja, schon, nur..." wand Natascha sich. "Keine - Widerrede. - Du - brauchst - frische - Luft." "Du doch auch!" "Warum gehen wir dann nicht alle gemeinsam?" schlug Martin vor. "Das - ist - eine - gute - Idee. - Natascha?" "Von mir aus", seufzte das Mädchen, doch Martin sah die Andeutung eines Leuchtens in ihren Augen. "Wann?" "Wie wäre es mit jetzt?" "Okay." Natascha schob den Rollstuhl, Martin ging halb neben ihr und halb neben ihrer Mutter her, sich mit beiden unterhaltend. Er merkte schnell, daß Nataschas Mutter eine sehr intelligente Frau war; der Krebs hatte ihren Körper, aber nicht ihren Verstand angegriffen. Ihre Allgemeinbildung war beeindruckend, und langsam verstand er, wo Natascha ihre Ausdrucksfähigkeit her hatte. Am Ende des Spazierganges bat ihre Mutter ihn noch mit ins Haus. Martin nahm die Einladung mit Freuden an. Er wunderte sich jedoch, warum Natascha die Tür zum Wohnzimmer aufschloß anstatt sie einfach zu öffnen. "Es wohnen noch zwei Familien hier im Haus", sagte sie auf seinen Blick hin und schob ihre Mutter in das Zimmer. "Hier unten ein Pärchen mit ihre Sohn Janosch, und oben Elena, Andrej und ihre Mutter. So ist es billiger für alle." "Verstehe." Martin sah sich schnell um. Kein Fernseher, ein kleines Kofferradio, kein Telefon. Fast leere Schränke und Regale, ein Bett und eine Liege. Ein Sofa. Ein kleiner Tisch. Eine kleine Kochecke mit Ofen und Kühlschrank. Das Bild, das er gemalt hatte, über der Liege. Das war alles. "Das Bad teilen wir uns alle", sagte Natascha nüchtern. "Wir haben einen richtigen Zeitplan, wer wann baden darf. Möchten Sie etwas trinken?" "Ein Glas Wasser", sagte Martin mit einem schlechten Gewissen. "Leitungswasser oder Sprudel?" neckte Natascha ihn. Ihre Mutter lächelte. "Gib - ihm - ruhig - Sprudel. - Das - Wasser - brauchen - wir - zum - Waschen." Sie zwinkerte Martin zu. "Humor - ist - wichtig. - Nicht - wahr?" "Absolut! Sie sind eine bewundernswerte Frau!" "Danke. - Natascha - ich - muß - am - Dienstag - wieder - ins - Krankenhaus. - Für - zwei - Wochen." "Was?" Natascha ließ beinahe das Glas und den Sprudel fallen. "Das sagst du erst jetzt?" "Ich - wollte - es - dir - erst - heute - abend - sagen - aber - ich - habe - meine - Gründe." Sie sah Martin an. "Passen - Sie - auf - mein - Mädchen - auf?" "Das tue ich gerne." Natascha goß das Glas ein und reichte es Martin, dann sah sie ihre Mutter verärgert an. "Ich brauche keinen, der auf mich aufpaßt!" "O - doch! - Wenn - du - nachts - draußen - rumläufst - kann - alles - mögliche - passieren." "Hast du mich beobachtet?" entfuhr Natascha. "Nein. - Ich - habe - aus - dem - Fenster - gesehen - weil - ich - nicht - schlafen - konnte - und - da - habe - ich - dich - gesehen." Nun verstand Martin, woher sie wußte, daß er Natascha geküßt hatte. Natascha ahnte es wohl ebenfalls, denn sie wurde rot. "Was hast du denn gesehen?" fragte sie leise und kniete sich auf den Boden neben ihre Mutter. "Genug - um - zu - wissen - daß - du - bei - Herrn - Winkels - gut - aufgehoben - bist." Nun wurde Natascha feuerrot. Ihre Mutter überging ihre Gesichtsfarbe. "Außerdem - wird - er - dir - hoffentlich - deine - verrückten - Flausen - austreiben." "Mutti!" rief Natascha erbost. Martin schaute den beiden fasziniert zu. Offenbar wußte ihre Mutter auf den Punkt genau, was mit Natascha los war. "Keine - Widerrede. - Wenn - ich - im - Hospital - bin - wirst - du - nicht - auf - die - Kinder - aufpassen. - So - wichtig - ist - das - Geld - auch - nicht." "Wir brauchen es aber doch!" meinte Natascha bekümmert. "Nein. - Was - wir - brauchen - ist - eine - gesunde - Natascha - und - du - gehst - kaputt - wenn - du - so - weitermachst." "Was bekommst du denn für das Babysitten?" fragte Martin schnell. "Dreißig Mark die Woche", sagte Natascha leise. Das warf Martin um. "Die Woche?" Er rechnete schnell. "Du bekommst nur zehn Mark für vier Stunden? Bei sechs Kindern?" "Sag - ich - doch", lächelte ihre Mutter. "Sie - geht - vor - die - Hunde - dabei!" "Meine Modelle bekommen fünfzig Mark in der Stunde", sagte Martin, noch immer fassungslos. "Und die sitzen nur still!" "Was?" Natascha schrie fast. "Wieviel?" "Du hast richtig gehört." Er sah Natascha an und bekam wieder eine verrückte Idee. Seine Augen leuchteten auf. "Sag mal", begann er vorsichtig. "Hat dir das Bild wirklich gefallen?" "Es - hängt - genau - über - ihrem - Bett", lachte ihre Mutter. "Beantwortet - das - Ihre - Frage?" Natascha wurde dunkelrot und dampfte vor Ärger. "Warum ich frage", versuchte Martin den sich ankündigenden Streit zu schlichten. "Für die Ausstellung in zwei Monaten könnte ich dich malen, wenn du möchtest. Du könntest etwas Geld verdienen, und ich bekomme ein gutes Modell." "Ist das Ihr Ernst?" fragte Natascha ungläubig. "Was muß ich denn da tun?" "Sitzen, und zwar ganz ruhig. Aber das kannst du ja wohl." Er zwinkerte ihr zu. "Manchmal", lächelte Natascha schüchtern. "Mutti? Was meinst du?" "Meinen - Segen - hat - er." Sie schaute zu dem Bild. "Hoffentlich - siehst - du - bald - so - aus." "Genau", sagte Natascha in einem merkwürdigen Ton und sah Martin an. "Wieso brauchen Sie mich eigentlich als Modell? Das Bild haben Sie doch auch aus dem Kopf gemalt!" "Wie ich schon sagte, Natascha: Freunde sind da, wenn du sie nur sehen willst." Natascha holte tief Luft und atmete langsam aus. "Stimmt schon", gab sie dann leise zu. "Und ganz so dunkel ist es auch nicht mehr." "Das war das Schönste, was ich jemals gehört habe!" freute Martin sich. "Wann fangen wir an?" "Eins - noch", meldete die Mutter sich. "Kann - Natascha - bei - Ihnen - wohnen - wenn - ich - im - Krankenhaus - bin?" "Bitte?" Martin schaute die Mutter verblüfft an, genau wie Natascha. "Kann - sie?" Ihre Augen schauten ihn eindringlich an. "Äh... ja, schon, sicher, aber..." "Sie - muß - hier - raus", sagte ihre Mutter ernst. "Sie - kann - nicht - zwei - Wochen - hier - alleine - leben. - Sonst - paßt - sie - noch - die - ganzen - vierzehn - Tage - auf - die - Kinder - auf."" "Ich werd wohl gar nicht gefragt, was?" Natascha kochte. "Nein. - Tu - einmal - etwas - Vernünftiges - Natascha. - Tu - was - ich - dir - sage." "Und wenn ich nicht will?" Natascha blickte ihre Mutter wütend an. "Dann - kannst - du - die - zwei - Wochen - gerne - wieder - ins - Heim." Das saß. Natascha zuckte zusammen und sah zu Boden. Trotz ihres offensichtlichen Ärgers fuhr ein scheues Lächeln über ihr Gesicht, das der Mutter nicht entging. Sie schaute Martin an. "Kann - sie - schon - morgen - abend - kommen? - Ich - muß - Dienstag - um - sechs - Uhr - morgens - im - Krankenhaus - sein - und - Natascha - hat - Schulferien." "Von mir aus sehr gerne." Obwohl Martin noch lange nicht mit Gästen gerechnet hatte, spürte er tief in sich, daß Natascha nicht die geringste Belastung für ihn bedeuten würde. Im Gegenteil; er freute sich sogar schon sehr darauf, sie zwei ganze Wochen um sich zu haben, wenn auch der Anlaß ein trauriger war. "Was meinst du, Natascha?" "Ist ja schon alles entschieden", murrte das Mädchen und funkelte ihre Mutter wütend an. "Glaub bloß nicht, daß ich dich besuche!" "Natürlich - nicht." Die Augen der Mutter schimmerten vor Vergnügen, und Natascha mußte mitlachen. "Ach, Mutti!" lachte sie und umarmte sie. "Wie schaffst du das bloß, mich immer so um den kleinen Finger zu wickeln?" "Hab - ich - von - dir." Sie drückte Natascha mit ihrer freien Hand. "Danke - Herr - Winkels. - Jetzt - bin - ich - schon - sehr - viel - beruhigter." "Ich werde gut auf sie achtgeben. Vielleicht bekommt sie so wirklich noch Urlaub." Vier
"Ich bin's. Natascha." "Komm rauf." Martin drückte auf einen Knopf, und sieben Etagen tiefer öffnete sich die Tür. Wenig später setzte sich der Aufzug in Bewegung und fuhr nach unten, dann wieder nach oben. Natascha trat heraus, noch schüchterner als sonst, aber das war nur verständlich. "Guten Abend", begrüßte Martin sie freundlich. "Komm rein, ich hab schon alles vorbereitet." "Vorbereitet? Was denn?" Zögernd betrat Natascha die Diele. "Dein Zimmer. Es ist keine Luxussuite, aber ich hoffe, es wird dir trotzdem gefallen. Es sollte eigentlich mein Fotostudio werden, aber das ist erst mal nur so eine Idee." Er öffnete eine Tür und bedeutete Natascha, einzutreten. Vorsichtig steckte sie ihren Kopf durch die Tür und sah in ein helles, spärlich eingerichtetes Zimmer mit einer Schlafcouch, einem kleinen Schrank und zwei Sessel, die um einen flachen Tisch herum standen. "Wie gesagt, ist keine Luxussuite." Martin deutete Nataschas Schweigen falsch. "Es ist herrlich", sagte sie leise und trat ein. "Hier darf ich wohnen?" "Die ganzen zwei Wochen", lächelte Martin erleichtert. "Natascha, ich weiß, daß wir uns noch ziemlich fremd sind, deswegen werde ich dir aus dem Weg gehen, wenn du das möchtest. Falls du jedoch Gesellschaft brauchst, bin ich für dich da. Jetzt richte dich hier ein und schau dich in der ganzen Wohnung um, damit du alles kennenlernst. Ich bin im Zimmer nebenan." Er schloß ihre Tür und ging in sein Atelier. Natascha stellte ihre Tasche auf die Couch und öffnete das Fenster. Sie sah nach rechts und konnte genau auf ihr Haus blicken. Es sah winzig aus von hier. Sie ging zum Schrank und machte ihn auf, dann packte sie ihre Tasche aus und räumte die Kleidung ordentlich in den Schrank. Ihre Hygieneartikel stellte sie erst einmal auf den flachen Tisch, dann öffnete sie die Tür zu dem kleinen Balkon und trat hinaus. Der Balkon verband die beiden Kinderzimmer und das Wohnzimmer; alle Türen standen offen. Natascha lehnte sich über das Geländer und sah nach unten auf den gepflegten Park. 'Nur zweihundert Meter', dachte sie erstaunt. 'Aber wie eine ganz andere Welt.' Sie schaute auf und blickte auf das andere Ende des Halbkreises. Auf mehreren Balkons lagen, saßen oder standen Leute, manche winkten ihr locker zu. Schüchtern winkte Natascha zurück, dann ging sie schnell durch die nächste offene Tür. Sie fand Martin, der mit konzentriertem Blick vor einer Staffelei stand und mit einem Stift etwas zeichnete. "Entschuldigung", murmelte sie und ging wieder nach draußen. Hinter der dritten Tür entdeckte sie das Wohnzimmer. Aufatmend ließ sie sich in das Sofa fallen. "Du mußt dich nicht entschuldigen", hörte sie Martins Stimme. Sie drehte sich halb um. "Ich wollte Sie nicht stören", meinte Natascha verlegen. Martin setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. "Erstens: wenn du stören würdest, wärst du gar nicht hier. Zweitens: wieso sagst du einmal Du zu mir, und dann wieder Sie?" "Weiß auch nicht." Natascha zuckte die Schultern. "Kommt ganz nach Stimmung." "Aha", schmunzelte Martin. "Also sagst du Sie zu mir, wenn du deine Ruhe haben willst, und Du, wenn du Nähe brauchst?" "Ich weiß es nicht!" sagte Natascha kläglich. "Ich merk ja nicht mal, daß ich Du zu dir sage." "Hast du das jetzt auch nicht gemerkt?" grinste Martin. "Was?" fragte sie erschrocken. "Hab ich Du zu Ihnen gesagt?" "Vergiß es!" lachte Martin. "Setz dich raus auf den Balkon und genieß die Sonne." "Ich hab aber nur einen ganz alten Badeanzug", sagte Natascha verlegen. Martin blickte sie ernst an. "Wenn die Sonne sich darüber lustig machen sollte, sag mir Bescheid. Dann schalte ich sie aus." Er stand auf und ging über den Balkon in sein Atelier, ohne sich um Nataschas verwirrte Miene zu kümmern. Schließlich stand sie auf und ging durch das Wohnzimmer in den Flur. Nun hatte sie die Orientierung verloren; diese Wohnung war für sie, die nur ein Zimmer kannte, wie ein Labyrinth. Sie öffnete eine Tür und sah in Martins Schlafzimmer. Mit roten Ohren schloß sie die Tür schnell wieder und lief zur Wohnungstür. Dort drehte sie sich um und orientierte sich kurz, dann hatte sie ihr Zimmer gefunden. "Geradeaus, zweite rechts", murmelte sie leise, während sie sich umzog. "Geradeaus, zweite rechts." Schließlich stand sie wieder auf dem Flur. "Geradeaus, letzte links Wohnzimmer. Geradeaus, letzte rechts Schlafzimmer. Geradeaus Malraum. Ganz vorne Bad. Stimmt das? Nein. Falsch. Oder? Das merk ich mir nie!" Entschlossen ging sie zur Wohnungstür, drehte sich um und öffnete dann jede einzelne Tür. Schließlich hatte sie den Grundriß einigermaßen intus und ging durch das Wohnzimmer auf den Balkon. Aufatmend ließ sie sich in einen Stuhl fallen und schloß die Augen. Es war schön ruhig hier. Nicht wie bei ihr zu Hause, wo Andrej und Elena immer Krach machten und Janosch ihr ständig zwischen den Füßen herumlief. Ein lautes Flattern schreckte sie aus ihren Träumen. Sie riß die Augen auf und sah eine Taube, die auf dem Geländer saß und sie mißtrauisch beäugte. "Hallo!" sagte Natascha überrascht. "Wer bist du denn?" "Erika!" Natascha fuhr zusammen und fand Martin, der halb in der Tür zu seinem Raum stand. "So habe ich sie genannt. Die kommt jeden Abend ein paar Mal hierher." "Die ist hübsch", lächelte Natascha. "Komm mal her, Erika." Sie streckte vorsichtig die Hand aus. Erika legte den Kopf auf die Seite, gurrte und flog wieder davon. Natascha lachte auf. "Feigling!" "Sie ist noch ein bißchen scheu", sagte Martin. "Sie braucht wahrscheinlich eine gewisse Zeit, um sich daran zu gewöhnen, daß jemand sich um sie kümmern möchte." Natascha nickte. "Ja", sagte sie wie zu sich selbst. "Das kenne ich irgendwie." 'Deswegen habe ich es ja gesagt', dachte Martin amüsiert und ging zurück, um die letzten Striche seiner Skizze zu vollenden.
* * *
"Dann laß uns mal zum Geschäft kommen", meinte Martin nach dem Abendessen, das sie auf dem Balkon zu sich genommen hatten. "Für eine Stunde Stillsitzen bekommst du fünfzig Mark von mir. Klingt das fair?" "Das klingt wie ein Traum!" lächelte Natascha scheu. "Dafür muß ich sonst fünf Tage mal vier Stunden auf die Kinder aufpassen." "Das ist mein Preis", lächelte Martin. "Sag Ja oder Nein." "Natürlich Ja!" Natascha schüttelte ihren Kopf. "Warum fühl ich mich so wohl bei dir? Warum vertrau ich dir?" "Keine Ahnung!" sagte Martin gedehnt und breitete die Hände aus. "Vielleicht, weil wir eine Nacht auf dem Gerüst miteinander verbracht haben?" "Das war keine ganze Nacht!" lachte Natascha verlegen. "Das war nicht mal 'ne Stunde! Ach ja!" Sie schaute Martin mit gespielter Wut an. "Warum haben Sie mich eigentlich geküßt, obwohl ich das nicht wollte?" "Weil du so süß bist!" grinste Martin. "Warum denn wohl sonst?" "Nein, bitte! Warum?" "War nur so ein Gefühl", sagte Martin ernst. "Ich dachte, wenn ich dir zeige, daß ich wirklich etwas für dich empfinde, daß du dann freiwillig aus deiner Trauer herauskommst. Wenn du möchtest, werde ich mich sofort dafür entschuldigen." "Nein!" rief Natascha erschrocken aus, dann wurden ihre Wangen rot. "Ich meine", stotterte sie, "so schlimm war es ja nicht." "Ja", schmunzelte Martin. "Irgend etwas sehr Angenehmes habe ich auch in Erinnerung." "Mann!" lachte Natascha, deren Gesicht nun vollständig rot war. "Zieh mich nicht auf!" "Tut mir leid", grinste Martin. "Aber es ist sehr schön, dich lachen zu sehen." "Find ich nicht. Mir tut schon das Gesicht weh!" "Das kommt nur daher, weil deine Lachmuskeln untrainiert sind", meinte Martin ernst. "Aber das kriegen wir schon hin." Er stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. "Soll ich helfen?" fragte Natascha hilfsbereit. "Nein, danke. Ruh dich aus und genieß die Luft." Er stellte die Sachen auf ein Tablett und trug es in die Küche, dann kam er mit Getränken und seinen Rauchwaren zurück. Er schenkte Natascha und sich Cola ein, dann zündete er sich eine Zigarette an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Auf die nächste Frage mußt du nicht antworten, Natascha", sagte er sanft. Das Mädchen blickte ihn an. "Warum hat dein Bauch in der Nacht gesagt: noch einen?" Natascha stand auf und lehnte sich mit dem Bauch an das Geländer. Sie sah hinunter und schwieg eine Weile, dann antwortete sie leise: "Weil ich das schön fand. Es war... Ich weiß nicht. Es war irgendwie so voller Gefühl, und es war ein schönes Gefühl." Sie zuckte die Schultern. "Ich hab gespürt, daß du mich magst, und das tat irgendwie gut." "Schön", lächelte Martin. "Damit beenden wir das Thema, ja? Ich möchte nicht, daß du Angst hast, hier zu übernachten." "Hab ich nicht." Natascha drehte sich zu ihm. "Kein bißchen." "Das freut mich. Trotzdem wirst du heute abend, wenn du ins Bett gehst, deine Tür abschließen, ja? Mir zuliebe." "Okay." Sie lächelte scheu und sah wieder nach unten. "Und warum soll ich das?" Martin stand auf und stellte sich neben das Mädchen. "Damit du dich sicher fühlst. Du kannst jederzeit zu mir kommen, aber in deinem Zimmer sollst du deine Ruhe haben und wissen, daß nur jemand hereinkommen kann, wenn du es willst. Okay?" "Mach ich." Sie schaute ihn kurz an. "Immerhin kennen wir uns ja kaum." "Genau."
Natascha konnte nicht einschlafen, obwohl sie todmüde war. Einerseits wegen ihrer Mutter, die morgen früh ins Krankenhaus fuhr, andererseits wegen der neuen Umgebung. Sie vermißte die Geräusche der anderen Leute im Haus, sie vermißte die Geräusche ihrer Mutter, und das Bett war auch ganz anders, als sie es gewohnt war. Knurrend und völlig übermüdet stand sie schließlich auf, zupfte ihren Schlafanzug mit den kurzen Ärmeln und der kurzen Hose zurecht und öffnete leise die Tür. Alles war still. Zu still für sie. Sie tastete sich durch bis zum Ende des Flures und bog dann ab in das Wohnzimmer. Die Tür zum Balkon war offen, und ein kleiner roter Lichtschein glomm hell auf und verdunkelte sich wieder. Sie ging nach draußen und setzte sich zu Martin, der noch eine Zigarette rauchte. "Ich kann nicht einschlafen", sagte sie leise. "Ist die neue Umgebung, Natascha. Das ist ganz normal. Bleib einfach hier sitzen, bis du müde wirst." "Danke", hauchte sie und atmete die angenehme Nachtluft ein. Sekunden später fiel ihr Kopf nach vorne, und sie schlief. Martin nahm noch einen letzten Zug von der Zigarette, dann drückte er sie aus und stand auf. "Natascha!" sagte er halblaut. "Natascha!" "Hm?" brummte sie. "Natascha, wach auf! Du mußt ins Bett!" "Du redest Unsinn", knurrte sie kaum verständlich. In diesem Punkt mußte Martin ihr recht geben. Was er gesagt hatte, machte aus ihrer Sicht wirklich keinen Sinn. "Mädchen, steh auf", sagte er drängend. "Du kannst doch nicht hier draußen schlafen!" "Trag mich", murmelte sie und streckte ihre Arme leicht aus. "Wie du willst", seufzte Martin. "Aber wenn du Ärger machst, mach ich dir auch Ärger." "Bin lieb", brummte sie vor sich hin. Kopfschüttelnd legte Martin seine Arme unter ihre Beine und den Rücken, dann hob er sie hoch. Sofort schlang sie ihre Arme um ihn und legte ihren Kopf an seine Schulter. Er trug sie durch die dunklen Räume bis in ihr Zimmer und legte sie sanft in ihr Bett, dann deckte er sie zu. "Gute Nacht, Natascha", flüsterte er, doch es kam keine Antwort. Er schlich sich hinaus und schloß die Tür, dann atmete er erleichtert auf. Wenn sie in genau dem Moment wachgeworden wäre, in dem er sie in das Bett gelegt hätte, hätte sie in ihrer Müdigkeit todsicher angenommen, daß er... Martin schüttelte sich kurz. War ja nochmal gutgegangen. Er ging auf den Balkon, nahm Aschenbecher, Feuerzeug und Zigaretten mit hinein, dann schloß er die Tür. Den Aschenbecher stellte er in die Küche, dann ging auch er schlafen.
Am nächsten Morgen wachte Natascha auf und blickte in ein Zimmer, das ihr völlig fremd war. Panisch fuhr sie auf und schaute sich um, dann dämmerte ihr, wo sie war. Aufatmend ließ sie sich zurückfallen und streckte sich, dann stand sie auf. Sie wollte die Tür aufschließen, doch der Schlüssel ließ sich nur ein bißchen herumdrehen. Schließlich kapierte sie, daß sie gar nicht verschlossen war, und sofort fiel ihr ein, daß sie gestern noch nach draußen gegangen und auf dem Balkon eingeschlafen war. Nun blieb nur noch die Frage offen, wie sie ins Bett gekommen war. Hatte Martin sie ins Bett getragen? Selbst wenn. Sie lebte ja noch, und nichts tat ihr weh. Sie vergaß den Gedanken, ging auf den Flur und suchte das Bad. Wenig später ging sie zurück über den Flur und in das Wohnzimmer. Die Tür zum Balkon stand auf, angenehm kühle Morgenluft kam herein. Natascha ging auf den Balkon, stützte die Hände auf das Geländer und sah nach oben, in den wolkenlosen Himmel. 'Hoffentlich hast du keine Schmerzen, Mutti', dachte sie besorgt. 'Hoffentlich tun dir die Bestrahlungen diesmal nicht so weh.' Bekümmert blickte sie nach unten. 'Zwanzig Meter', dachte sie. 'Es klatscht, und das war's. Tut bestimmt nur ganz kurz weh. Wenn überhaupt.' Sie beugte sich weiter und weiter vor, der Griff ihrer Hände um das Geländer lockerte sich. "Natascha!" Ein scharfer Ruf, eine kräftige Hand, die sie um den Bauch faßte und zurückzog. "Was?" fragte sie abwesend, den Blick noch immer auf den kleinen Park gerichtet. "Was? Das frage ich dich!" Verwirrt sah Natascha auf und blickte in Martins wütende Augen. "Was ist denn?" fragte sie und blinzelte mehrmals. "Hab ich was falsch gemacht?" Martin sah die Verwirrung in ihren Augen und beruhigte sich etwas. Er schob Natascha in das Wohnzimmer und auf das Sofa, dann setzte er sich neben sie. "Nein, du hast nichts falsch gemacht", beruhigte er sie. "Noch nicht. Woran hast du gedacht, als du nach unten gesehen hast?" "An Mutti", bekannte Natascha leise. "An die Bestrahlungen, die sie bekommt, und daß sie ihr immer so weh tun." Martin nickte verstehend. "Und da wolltest du dich einfach fallenlassen." "Wollte ich?" Natascha sah ihn fragend an. "Da weiß ich nichts von." Das glaubte Martin ihr sogar. "Es sah zumindest so aus", sagte er sanft. "Du hast dich immer weiter nach vorne gebeugt und deine Hände vom Geländer genommen." "Aha." Das schien sie nicht groß zu überraschen. Sie zuckte die Schultern. "Anscheinend können zwei Jahre doch nicht in fünf Minuten kaputt gemacht werden", meinte sie ruhig. "Das fürchte ich auch." Martin sah sie forschend an. "Natascha, möchtest du leben oder sterben?" "Sterben", sagte sie, ohne nachzudenken. Martin zog sie an sich und küßte sie wie in der Nacht zu Sonntag. Diesmal wehrte Natascha sich nicht, sondern erwiderte den Kuß, hungrig nach Zärtlichkeit. Doch noch immer waren beider Lippen geschlossen. Schließlich ließ Martin sie los und sah sie ernst an. "Möchtest du leben oder sterben?" Natascha senkte den Kopf. "Ich will nicht mehr leben." Wieder zog er sie an sich und küßte sie, gründlicher und intensiver als vorher. Natascha schmiegte sich an ihn und umarmte ihn kräftig. Seine Hände fuhren durch ihre Haare und über ihren Rücken. Er spürte den Streifen Haut zwischen Schlafanzugjacke und -hose und strich mit den Fingern sanft darüber. Natascha zitterte leicht und drückte sich noch stärker an ihn. Plötzlich riß sie ihren Kopf zur Seite und schluchzte und weinte wieder bitterlich. Martin hielt sie im Arm und streichelte sie zärtlich am Kopf, ohne etwas zu sagen. Diesmal dauerte ihr Weinen nicht so lange an. Schon nach wenigen Minuten hörte das Schluchzen auf, und sie blieb bei Martin im Arm, der sie nach wie vor sanft streichelte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. "Ist schon komisch", sagte sie schließlich leise und zog die Nase hoch. "Ich will immer noch sterben, aber... Ich weiß nicht, aber etwas in mir will noch einen Kuß." Sie versteckte ihr Gesicht an seinem Hals. "Noch einen und noch einen und noch einen." "Das heißt", lächelte Martin und kraulte sie im Nacken, "daß wir etwas in dir geweckt haben, was leben will." "Scheint so", flüsterte sie. "Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt oder nicht." Sie machte sich los und rannte hinaus.
* * *
"Natascha!" drang Martins Stimme durch ihre Zimmertür. "Frühstück!" "Komme!" Sie schlüpfte schnell in ihren Badeanzug und lief dann auf den Balkon. Der Tisch war reich gedeckt. "Au weia!" stöhnte Natascha. "Das schaff ich doch nie alles!" "Ich helf dir", grinste Martin. "Setz dich und fang an." Gehorsam setzte Natascha sich und nahm sich ein Mohnbrötchen. Sorgfältig schnitt sie es auf, bestrich es dünn mit Butter, schnitt dann eine Scheibe Fleischwurst in der Mitte durch und legte je eine halbe Scheibe auf ein halbes Brötchen. "Es ist genug da", sagte Martin nur, der sie aufmerksam beobachtet hatte. "Ich seh's", antwortete sie verlegen. "Ich will mich aber nicht dran gewöhnen." Sie hob eine Brötchenhälfte auf und biß hinein. "Zu Hause nehm ich nur Margarine", meinte sie mit vollem Mund. "Ist schon gut", lächelte Martin. "Mach, was du für richtig hältst." Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. "Mohnbrötchen und Butter ist schon wie Ferien", sagte sie dann, nachdem sie den Mund wieder leer hatte. "Ferien!" sagte Martin überrascht. "Das erinnert mich doch an was." Er beugte sich leicht über den Tisch. "Sag mal, gibt es hier in Hamburg nicht sowas wie eine Kirmes?" "Gibt es", meinte sie gleichgültig. "Noch die nächsten drei Wochen. Den Dom." "Dann laß uns den doch mal besuchen", schlug Martin vor. "Gleich heute." "Keine Lust", erwiderte Natascha und zog eine Grimasse. "Außerdem sind mir da zu viel Menschen. Und es ist so laut. Und zu warm." "Und es könnte ja Spaß machen, nicht wahr?" lächelte Martin. "Das wäre ja furchtbar!" "Mann!" fauchte Natascha. "Müssen Sie mich immer so ärgern?" "O ja!" lachte Martin. "Ärgern ist ein Hobby von mir." "Das glaub ich dir sogar!" Wütend nahm sie die zweite Hälfte ihres Brötchens in die Hand und sah ihn an. "Außerdem kann ich nicht auf den Dom, wenn meine Mutter im Krankenhaus liegt. Das gehört sich nicht!" Triumphierend blickte sie ihm in die Augen. "Dann fahren wir doch zu deiner Mutter und fragen sie", meinte Martin mit einem ganz unschuldigen Gesicht. "Wenn sie sagt, du darfst nicht auf die Kirmes, gehen wir nicht. Wenn sie sagt, du darfst, dann gehen wir." "Nein!" Nataschas Augen waren voller Angst. "Wir - wir dürfen Mutti doch nicht stören! Sie hat doch extra gesagt, daß wir sie nicht besuchen sollen, weil sie so schlimm aussieht!" "Das riskiere ich." Martin griff nach ihrer Hand. "Du weißt, was sie antworten wird, richtig? Sie wird sagen, daß du deinen traurigen Hintern in Bewegung setzen sollst. Daß du Spaß und Freude haben sollst. Daß du unter Menschen sollst." "Mein Hintern ist nicht traurig!" protestierte Natascha halb wütend, halb lachend. Martin blickte halb um den Tisch herum auf ihren Stuhl. "Stimmt", sagte er trocken. "Sieht lustig und süß aus. Trotzdem gehen wir auf die Kirmes. Wann macht die auf?" "Ich - ich..." Nataschas Gehirn schaltete wieder auf stumm. Süßer Hintern? Ihr Hintern süß? Sie spürte die Hitze vom Genick aus über ihre Wangen und die Stirn gehen. "Ich kann auch den Fremdenverkehrsverein anrufen", plauderte Martin munter weiter. "Ich krieg das schon raus." "Du machst mich fertig!" seufzte Natascha. "Wirklich fertig!" "Das habe ich auch vor", schmunzelte Martin. "Dich für die Welt da draußen fertig zu machen. Bereit für die Freude und das Vergnügen. Ob du das willst oder nicht." "Sowas nennt man Zwang!" wütete Natascha. "Ich laß mich zu nichts zwingen!" "Doch, zur Kirmes. Zum Dom." Er zwinkerte ihr zu. "Iß dein Brötchen, bevor es warm wird." "Warm? Wieso warm?" Nun war die arme Natascha völlig verwirrt. "Da denk mal gründlich drüber nach", grinste Martin gemein und nahm sich ein zweites Brötchen.
* * *
"Ich werd ganz bestimmt keinen Spaß haben", murrte Natascha und ließ sich in den Autositz fallen. "Keinen einzigen!" "Nicht mal einen halben?" fragte Martin mit kindlicher Stimme. "Oder einen Viertel?" "Nein." Sie schloß den Gurt mit einer energischen Bewegung und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Natascha", sagte Martin zärtlich. Das Mädchen drehte mürrisch den Kopf und blickte ihn an. "Weißt du, wie niedlich du aussiehst, wenn du wütend bist?" "Ph!" Sie kniff ihre Lippen zusammen und schaute verärgert nach vorne. Martin verkniff sich das Lachen und ließ den Motor an. Eine halbe Stunde später parkte er den Wagen in der Nähe des Doms. Es war kurz vor eins, und der Dom begann erst um drei, doch er wollte mit Natascha noch etwas durch die Gegend laufen und etwas von seiner neuen Heimatstadt sehen. Pünktlich um drei waren sie dann vor dem Eingang, und es war so, wie Natascha befürchtet hatte: voll und laut. Martin nahm das widerspenstige Mädchen an die Hand und zog sie mitten hinein in den Trubel, ohne sich um ihre Proteste zu kümmern. Ihr wiederholtes "Ich will nicht!" überhörte er gekonnt und schob sie an eine Bude, wo er ihr ein kitschiges Lebkuchenherz kaufen wollte. "Das häng ich mir nicht um!" rief Natascha aufgebracht. "Auf keinen Fall!" "Na gut", grinste Martin und zog sie weiter. "Dann so einen roten Zuckerapfel?" "Nein! Ich will nicht!" Martin drehte sie zu sich und lachte sie an. "Ich will nicht fröhlich sein!" äffte er sie nach. "Ich will keinen Spaß haben! Ich will nach Hause und versauern!" "Ja!" Ihre Augen blitzten ihn an. "Genau das will ich!" "Heute nicht." Er nahm wieder ihre Hand und zog sie zu einem Kettenkarussell, wo er zwei Karten kaufte. "Ich steig da nicht ein!" tobte Natascha. "Verdammt, bring mich nach Hause!" "Hier ist dein Zuhause", sagte Martin trocken. "Du bist da zu Hause, wo das Leben ist." Er drückte das Mädchen in einen Sitz, setzte sich neben sie und schloß die Kette. Natascha blickte ihn nur sprachlos an. Er zwinkerte ihr zu, gab ihr einen Kuß auf die Stirn, dann legte er seinen Arm um sie. "Auf geht's", rief er, als das Karussell sich in Bewegung setzte. "Juhuu!" "Der ist doch total behämmert", hörte er Natascha entmutigt sagen. "Ich bin einem Verrückten ausgeliefert!" "Die ganzen nächsten zwei Wochen!" lachte Martin und drückte sie kräftig an sich. "Ist das nicht herrlich?" "Mutti!" rief sie verzweifelt, und dann, als das Karussell plötzlich mehrere Meter nach oben fuhr: "NEIN!" Martin rubbelte ihre Haare und lachte die ganze Fahrt über. Nach der Fahrt mit dem Kettenkarussell zog er das widerspenstige Mädchen zu "Enterprise", einem Karussell, das sich während der Fahrt von der horizontalen in die vertikale Position brachte, so daß die Kabinen gen Himmel und wieder gen Erde geschleudert wurden. Martin kaufte Chips für drei Fahrten; die Enterprise hatte er schon als Kind am liebsten gemocht. Natascha tobte und wütete, doch Martin hielt sie fest, stieg ein und zog sie zu sich. Schimpfend und fluchend ließ sie sich zwischen seine Beine fallen. Martin legte gleich seine Arme um ihren Bauch, damit sie nicht abhauen konnte, und ließ sie erst los, als ein Helfer die Tür verriegelte und die Chips einsammelte. "Das wirst du büßen!" tobte sie, als das Karussell anfing, sich zu drehen. "Ich will hier raus!" "Zu spät!" Die Kabine drehte sich durch die Fliehkraft langsam nach außen, als die Fahrt begann und immer schneller wurde. Natascha verstummte und wurde stärker und stärker gegen Martin gedrückt. Er lockerte seinen Griff etwas, und dann richtete sich das Karussell auf. "IHHH!" schrie Natascha und hielt sich panisch an den Gittern der Kabine fest. "Ist das nicht herrlich?" rief Martin gegen den Wind und die laute Musik. "NEIN!" "Doch!" Er drückte ihr einen Kuß auf den Kopf, dann hielt er sie wieder fest, weil das Karussell nun senkrecht stand. Natascha drehte ihren Kopf zur Seite und kniff die Augen zu, doch dadurch wurde ihr noch schwindeliger. Sie drehte den Kopf wieder nach vorne. Die ganze Fahrt über sagte sie kein einziges Wort mehr. Schließlich senkte sich das Karussell wieder, wurde langsamer und langsamer, dann blieb es stehen. Die Türen entriegelten sich, doch Natascha blieb sitzen. Sie legte sogar ihre Hände auf seine, bis er die nächsten beiden Chips abgeben mußte, und als er sie danach wieder festhielt, drehte sie sich kurz zu ihm um. "Mußt mich nicht mehr festhalten", sagte sie leise. "Gefällt's dir etwa?" lächelte Martin. Natascha zuckte die Schultern und sah wieder nach vorne. Martin drückte sie zärtlich und strich kurz über ihren Bauch. Als Antwort legte Natascha ihren Hinterkopf an seine Brust. Er rieb kurz mit der Wange über ihren Scheitel, dann setzte sich das Karussell wieder in Bewegung. Diesmal blieb Natascha ganz ruhig sitzen, und das auch noch mit offenen Augen. Sie riskierte es sogar, ihre Hände von dem Gitter zu nehmen, und legte sie über Martins Hände. "Gefällt es dir jetzt?" rief er. Natascha nickte kaum merklich, und nach der dritten Fahrt war endlich die Aufregung in ihren Augen, die Martin dort sehen wollte. Sie fing an, die Kirmes zu genießen. Martin schleifte sie von einem Karussell zum nächsten, hielt sie bei jeder Fahrt - sofern die Wagen es erlaubten - im Arm, nahm sie auf den Wegen an die Hand oder legte seinen Arm um ihre Schulter. Er wollte ihr einfach nur zeigen, wie schön es ist, wenn man Vergnügen miteinander teilt. Damit hatte er Erfolg. Natascha blickte ihn richtig traurig an, als sie nach ihrer Runde über die Kirmes wieder am Eingang standen. "Müssen wir schon gehen?" "Nein", lächelte Martin. "Wenn du noch bleiben möchtest, bleiben wir hier." "Ich würd gern noch mal mit der Achterbahn fahren", sagte sie schüchtern. "Der Looping war so toll! Danach können wir nach Hause." "Dann los", schmunzelte Martin. Natascha griff nach seiner Hand und hielt sie fest, bis sie vor der Kasse standen. Martin löste die Tickets, dann stiegen sie ein. Natascha lachte und schrie mit den anderen Fahrgästen im Chor. Martin dachte nur: 'Ziel erreicht, Test folgt.' "Das war toll!" strahlte das Mädchen, als sie wieder auf der Erde waren. "Das freut mich, Natascha. Eine Fahrt möchte ich gerne noch machen, mit dem Riesenrad. Kommst du mit?" "Klar!" Aufgeregt legte sie ihren Arm um seine Taille. "Alles mitnehmen!" Martin lachte und drückte sie an sich, während sie zum Riesenrad gingen. Die Schlange war nicht allzu lang, so daß sie nach knapp fünf Minuten schon in der Gondel saßen, zusammen mit einer dreiköpfigen Familie. Langsam bewegte sich das große Karussell und hielt sofort wieder an, um die nächste Gondel zu füllen. Als Martin und Natascha auf dem Gipfel waren und das Riesenrad wieder anhielt, stand er auf und sah angestrengt hinaus. "Schau mal da hinten, Natascha. Ist euer Haus in der Gegend?" Das Mädchen stand ebenfalls auf und stellte sich neben ihn. "Kann sein", meinte sie nachdenklich. "Bin mir aber nicht ganz sicher." Das Riesenrad bewegte sich wieder etwas weiter. Martin wollte Natascha festhalten, doch durch die schaukelnde Bewegung der Gondel ging sein Griff etwas daneben: er stieß Natascha an, die panisch aufschrie und sich an ihm festhielt. Martin drückte sie schnell in den Sitz und ließ sich neben sie sinken. "Tut mir leid", sagte er zerknirscht. "Ich wollte dich festhalten und bin abgerutscht." "Schon gut", erwiderte sie, noch immer etwas außer Atem vor Schreck. "Ist ja nichts passiert." 'O doch', lächelte Martin in sich hinein. 'Es ist sehr viel passiert.'
* * *
"Martin?" Nataschas Stimme drang durch die Tür, als er auf dem Weg vom Bad in das Wohnzimmer war. Er blieb vor der geschlossenen Tür stehen. "Ja?" "Kommst du mal bitte?" Martin öffnete ihre Tür und streckte seinen Kopf hindurch. "Was ist denn?" "Komm bitte rein", sagte sie leise. Er öffnete die Tür ganz und betrat ihr Zimmer. "Hierhin, bitte." Sie klopfte auf ihr Bett. Martin setzte sich auf den Rand und schaute sie fragend an. "Sag mal", begann sie umständlich. "Das vorhin auf dem Riesenrad... War das wirklich nur ein Ausrutscher gewesen?" "Erwischt", bekannte Martin lächelnd. "Nein, Natascha, das war kein Unfall. Es war Absicht. Allerdings konnte dir nichts passieren; meine andere Hand war schon vor deinem Bauch und hätte dich festgehalten." "Wußte ich's doch", sagte sie nachdenklich. "Weißt du, daß ich Angst hatte, rauszufallen?" "Hab ich gemerkt. Und gehört." Er schaute sie aufmerksam an. "Und was sagt dir das?" "Daß ich vielleicht doch leben will?" fragte sie leise. "Das mußt du dir beantworten", sagte Martin sanft und strich ihr über das Haar. "Hab ich schon." Sie lächelte schüchtern. "Sagst du mir Gute Nacht?" "Hab ich doch vorhin schon getan", wunderte Martin sich, doch Natascha streckte ihre Arme nach ihm aus. "Nochmal, bitte!" "Okay. Gute Nacht, Natascha", sagte er zärtlich und beugte sich zu ihr herunter. Sie umarmte Martin und zog ihn ganz auf sich. Ihre Lippen drückten sich auf seine, zu einem sehr gefühlvollen Kuß, der mindestens drei Minuten dauerte, dann ließ sie ihn zögernd los. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen schimmerten. "Gute Nacht, Martin", flüsterte sie. "Gute Nacht, mein Liebes", lächelte Martin. "Schlaf schön." "Du auch." Sie schloß die Augen und drehte sich auf die Seite. "Tür kann aufbleiben", murmelte sie. "Nicht abschließen." "Ist gut", wisperte er und strich ihr ein letztes Mal durch die Haare. "Bis morgen." "Hm-m." Leise stand er auf und ging hinaus.
Fünf
"Frühstück ist fertig, Natascha!" "Komme!" Fröhlich hüpfte Natascha in ihrem kurzen Schlafanzug durch Flur und Wohnzimmer und auf den Balkon hinaus. "Morgen!" "Morgen, Natascha. Gut geschlafen?" "Bombig!" Sie ließ sich in ihren Stuhl fallen und strahlte ihn an. "Und du?" "Auch sehr gut, danke. Hungrig?" "Wie ein Wolf!" Martin reichte ihr den Brotkorb. Natascha nahm sich wieder ein Mohnbrötchen. Martin beobachtete sie, während sie das Brötchen aufschnitt. Sie war wie ausgewechselt heute morgen, aber er wußte, daß dieser Zustand nicht sehr lange anhalten würde. Zu lange hatte sie daran gedacht, sterben zu wollen. Der gestrige Tag auf der Kirmes war dagegen nur eine laue Abwechslung, die sich schon sehr schnell wieder erschöpfen würde. Immerhin hatte sie an dem geschnuppert, was man "Das Leben" nennt, und es hatte ihr gefallen. Darauf konnte er aufbauen. Als Natascha wieder die Wurst halbieren wollte, nahm er ihr das Messer ab und legte je eine ganze Scheibe auf jede Hälfte. "Du hast Ferien!" sagte er mit gespielt strengem Gesicht. "Also iß vernünftig." "Ja, Meister", grinste sie. "Das hör ich gerne", lachte Martin. "Bleib so, und wir verstehen uns prächtig." "Das tun wir doch sowieso schon, oder?" Sie war plötzlich ernst geworden. "Warum eigentlich?" "Das habe ich mich auch schon gefragt, Natascha. Ich weiß es nicht." Er schaute ihr tief in die Augen. "Aber ich weiß, daß du im Grunde ein lustiges, fröhliches Mädchen bist, und das will ich rauslocken." "Und was ist, wenn du das rausgelockt hast?" fragte sie leise. "Sind wir dann fertig miteinander?" "Ich hoffe nicht", schmunzelte Martin. "Es wäre schön, wenn wir Freunde bleiben und du mich öfters besuchst." "Das werde ich", versprach Natascha feierlich. "Mindestens fünfmal am Tag werd ich dich besuchen! Und dann treffen wir uns auch noch jeden Abend in der Pommesbude!" "Und nachts auf dem Klettergerüst?" grinste Martin. "Genau! Da auch noch!" Sie kniff ein Auge zu und biß herzhaft in ihr Brötchen.
Der Umschwung kam nach dem Mittagessen. Martin und Natascha räumten den Tisch ab, als Nataschas Haltung plötzlich wieder krumm wurde. Sie ließ Schultern und Kopf hängen und schlich durch die Gegend, als wäre sie sich selbst im Weg. Der zweiteilige Badeanzug, den sie trug, verschlimmerte den traurigen Eindruck noch. "Komm mal mit", sagte Martin ruhig, nahm sie an die Hand und zog sie ins Wohnzimmer. Dort setzte er sich und zog das Mädchen, das sich mit keiner Geste wehrte oder einverstanden erklärte, auf seinen Schoß. "Natascha, wehr dich dagegen", sagte er leise und schaute ihr in die leeren Augen. "Erkenne, wann es losgeht, und wehr dich dagegen!" "Warum?" fragte sie tonlos. "Es kommt doch immer wieder." "Nur, weil du es zuläßt. Natürlich kannst du nicht den ganzen Tag blendende Laune haben; das verlangt ja auch keiner. Aber du kannst dich irgendwo in der Mitte fangen." "Was ist die Mitte von nichts?" gab sie bitter zurück. "Ein Nichts kann gefüllt werden", meinte er lächelnd. "Vielleicht sollte ich dich für den Anfang jede Stunde einmal gründlich küssen." Er zwinkerte ihr zu, doch als er ein ganz leises, aufgeregtes Funkeln in ihren Augen erwachen sah, wurde ihm ganz plötzlich klar, auf welchem Kurs er sich befand. Hatte er sie bisher nur aus dem Grund geküßt, um Gefühle in ihr zu wecken, die ihre Freude am Leben steigern sollten, sah er nun, was aus Natascha und ihm werden würde, wenn er so weitermachte. Er sah es so deutlich wie ein Stück Kohle im Schnee. Seine Überlegungen hatten nicht einmal eine Sekunde gedauert, doch schon waren Nataschas Lippen ganz dicht vor seinen. Dieses Mal hatte sie ihren Mund etwas geöffnet, nur ein kleines Stück, doch dieser Anblick war eine weitere Bestätigung für seine Gedanken. Dann berührten sich ihre Lippen, und es gab nichts weiteres außer Natascha in seinem Denken. Seine Hände lagen auf ihrem bloßen Rücken, seine Zunge glitt ganz sacht über ihre Lippen und fuhr ein Stück dazwischen. Der Druck seiner Hände auf ihrer Haut verstärkte sich, genau wie ihre Umarmung und der Kuß, den sie teilten. Zum ersten Mal wurden Martin ihre festen, deutlich entwickelten Brüste bewußt, die gegen seinen Körper drückten, und zum ersten Mal sah er sie nicht als Mensch, der dringend Hilfe brauchte, sondern als weibliches Wesen, das die erste Stufe der Erregung mit ihm erlebte und sie sichtlich genoß. So wie er es sich in vielen Träumen erhofft hatte, auch wenn er sich primär um sie als Mensch Sorgen machte. Schließlich hob Natascha ihren Kopf und holte tief Luft. "Jede Stunde?" fragte sie mit belegter Stimme. Martin nickte. "Jede Stunde. Oder öfter." Natascha lächelte verlegen. "Krieg ich einen Vorschuß auf den nächsten?" "Hol ihn dir ab", lächelte Martin zurück. Natascha folgte dieser Aufforderung umgehend. Ihre Lippen preßten sich auf seine, ihre Zunge fuhr in seinen Mund, und ihre Arme verschränkten sich um seinen Hals. Martin beschränkte sich darauf, ihren Rücken und die Haare zu streicheln. Was noch folgen würde, war ihm schon jetzt klar.
* * *
Am Nachmittag wurde es dann ernst für Natascha: sie mußte eine ganze Stunde ruhig sitzen. Martin malte sie in sitzender Position. Ihr linker Arm lag vor ihrem Bauch, die linke Hand an ihrer rechten Taille, der rechte Ellenbogen war auf dem linken Handgelenk aufgestützt, die rechte Hand zur Faust geballt, ihr Mund ruhte auf den Knöcheln der Faust. Ihr Blick war nachdenklich nach unten gerichtet. Ihre Haltung drückte Zweifel aus, und Unsicherheit. Martin warf ihre Umrisse mit einem Kohlestift auf die Leinwand, dann ging er an die detaillierteren Linien ihres Gesichtes und schrieb mit einem weichen Bleistift Kommentare dazu. Am Ende der Stunde waren auf der Leinwand viele Striche, die scheinbar keinen Zusammenhang bildeten. Enttäuscht sah Natascha auf das für sie vollkommen abstrakte und häßliche Werk. "Hm", war ihr einziger Kommentar. Martin, der diese Reaktion nicht zum ersten Mal erlebte, lachte auf. "Komm in vier Wochen wieder und sieh es dir dann an", sagte er fröhlich. "Das sind erst mal nur Stützen für mich, damit ich weiß, was ich tun muß." "Vier Wochen?" entfuhr Natascha. "Ja. Ich male mit Ölfarben, und jede Schicht braucht etwa eine Woche, um gründlich zu trocknen. Es werden insgesamt vier Schichten: der Hintergrund, die Haut, dann Haare und Augen, dann Kleidung und Schatten." Er strich ihr zärtlich durch die Haare. "Vertrau mir einfach." "Hm." Mit einem mißtrauischen Blick auf ihr Portrait nahm sie die fünfzig Mark entgegen. "Danke. Muß ich nochmal sitzen?" "Nein. Das war's." Er bemerkte ihre enttäuschte Miene. "Aber ich könnte ja eine ganze Serie von dir machen", lächelte er. "Als Aquarelle. Die gehen schneller, wirken allerdings auch nicht so kräftig wie ein Ölbild." "Das macht nichts", sagte Natascha schnell. "Das Bild, was du beim ersten Mal von mir gemacht hast, das in der Pommesbude, das war so toll! Mach ruhig noch mehr!" "Bist du so wild auf das Geld?" lachte Martin. "Nein." Natascha schüttelte energisch ihren Kopf. "Mir gefällt es nur, in deiner Nähe zu sein." Und das, erkannte Martin nach einem Blick in ihre Augen, war die reine Wahrheit.
* * *
"Martin?" fragte Natascha leise, als er sie ins Bett gebracht und zugedeckt hatte. "Könntest du bei mir bleiben, bis ich eingeschlafen bin?" "Möchtest du das wirklich?" vergewisserte Martin sich. "Sonst würde ich es ja nicht sagen", lächelte Natascha schief und hielt das Oberbett hoch. "Nur in den Arm nehmen, ja?" "Und vielleicht einen kleinen Kuß?" schmunzelte Martin, während er zu ihr ins Bett stieg. "Hm-m!" machte Natascha mit schimmernden Augen. "Kann auch ein etwas größerer sein." "Du machst es mir altem Herrn nicht gerade leicht", grinste Martin und streckte seinen Arm aus. Natascha hob ihren Kopf, drehte sich zu ihm und ließ sich umarmen. "Soll ich dir mal was verraten?" flüsterte Natascha ernst. Ihre Augen waren etwa zehn Zentimeter von Martins entfernt. "Ich hab versucht, Freunde zu finden. Richtige Freunde. Jungs, meine ich. Aber immer, wenn ich traurig wurde, sind sie abgehauen." Sie gab Martin einen schnellen Kuß. "Du bist mein erster Freund, der länger als zwei Tage bei mir ist." "Und jetzt lieg ich sogar bei dir im Bett", lachte Martin leise und streichelte ihren Rücken. "Das find ich schön", flüsterte Natascha. "Dann stell ich mir vor, ich liege bei meinem Papa. Der ist gestorben, als ich zwei war. Ich erinnere mich gar nicht mehr an ihn." Ihr Blick verlor sich in der Vergangenheit. Martin hielt sie ganz ruhig im Arm und bewegte sich nicht. "Ich fühl nur noch was, wenn ich an ihn denke. Sowas wie Ruhe, und Zärtlichkeit." Ihr Blick normalisierte sich wieder. "Verrückt, was?" Sie schaute Martin besorgt an. "Glaubst du, daß ich verrückt bin? Ich meine, weil ich in der einen Minute vom Balkon springen will und in der anderen froh bin, daß ich lebe?" "Du bist nicht verrückt", beruhigte Martin sie. "Natascha, du bist noch nicht einmal vierzehn, und du mußt schon damit klarkommen, daß deine Mutter sterben wird." Er drückte das Mädchen an sich. "Jedes andere Mädchen in deinem Alter würde ausrasten, wie man so sagt, aber du setzt dich damit auseinander. Zumindest fängst du jetzt damit an. Daß du sterben wolltest, finde ich persönlich ganz normal in deiner Situation." "Ja?" Sie schaute ihn sehr erleichtert an. "Meinst du wirklich?" "Ganz ehrlich." Er lächelte sie beruhigend an. "Aber ich bin sehr froh, daß du deine Meinung geändert hast. Oder es zumindest versuchst." "Ich versuche es ganz fest", flüsterte sie und schmiegte sich an ihn. "Einen Gutenachtkuß?" Zwei Lippenpaare preßten sich aufeinander, dieses Mal schon sehr viel verlangender und leidenschaftlicher als vorher. Natascha schob ein Bein über Martin, um soviel wie möglich von ihm zu spüren, und er ging mit seiner Hand ein kleines Stück unter das Oberteil ihres Schlafanzuges und streichelte ihren sehr warmen Rücken. Für einen kurzen Moment dachte er an Nadja; das Mädchen, das er vor etwa drei Jahren gemalt hatte, als sie fünfzehn war, und das ihn regelrecht verführt hatte. Doch der Gedanke an sie verflog, als Natascha ihre Zunge sehr tief in seinen Mund schob. Martins Erregung erwachte. Er nahm seine Hand unter ihrer Schlafanzugjacke weg, glitt kräftig über ihre Seite und den Po bis zu ihrem bloßen Oberschenkel und wieder zurück. Natascha drückte sich noch enger an ihn und klemmte ihren Fuß hinter sein Knie. Martin schob sein Knie vorsichtig heraus und ging damit zwischen ihre Oberschenkel, bis er in ihren Schritt drückte. Nataschas Umarmung verstärkte sich schlagartig, und ihr Kuß wurde wilder. Sie rollte ihn auf seinen Rücken und legte sich der Länge nach auf ihn, ihre Beine lagen außen neben seinen. Martin wagte es, seine Hände auf ihren Po zu legen und ihn durch den Stoff der Schlafanzughose zu streicheln. Natascha seufzte leise. Ihre Umarmung verstärkte sich gleich noch einmal, und ihre Zunge tobte leidenschaftlich in Martins Mund herum. Schließlich lösten sie sich aus Atemnot voneinander. Natascha legte ihren Kopf an Martins Schulter und drückte ihn herzhaft. "Schläfst du bei mir?" fragte sie so leise, daß er es kaum verstand. "Wenn du das möchtest", antwortete er behutsam. "Nur hau mich bitte nicht, wenn meine Hände sich im Schlaf verirren." "Wie, verirren?" Natascha hob ihren Kopf und schaute ihn verdutzt an. "Was meinst du damit?" "Daß ich dich im Schlaf vielleicht an Stellen anfasse, wo du es nicht magst", erwiderte er sanft. "Das kann passieren." "Das riskiere ich", lächelte das Mädchen schüchtern. "Hauptsache, ich kann dich die ganze Nacht spüren." "Dann gerne." Martin gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn. "Laß mich nur noch eben eine rauchen, dann komm ich zu dir." "Ich komm mit." Gemeinsam gingen sie auf den Balkon. Martin steckte sich eine Zigarette an, dann kam Natascha in seinen Arm und blieb die ganze Zeit dicht bei ihm. "Ich muß dir etwas erzählen", sagte Martin leise und nahm einen tiefen Zug an der Zigarette. Natascha sah ihn aufmerksam an, doch Martins Blick war auf die Sterne gerichtet. "Meine letzte Freundin hat sich immer darüber beschwert, daß ich sie in der Nacht angefaßt habe, obwohl ich geschlafen habe. Irgendwie ist meine Hand immer an eine Stelle gerutscht, wo sie es sonst zwar gern hatte, aber nicht, wenn sie schlief. Sie wachte immer davon auf." Er legte seine Wange auf Nataschas Kopf. "Das ist mir gerade erst wieder eingefallen, Natascha, aber ich finde, du solltest das wissen." "Wo hast du sie denn angefaßt?" fragte sie ruhig. Martin holte tief Luft. "Zwischen den Beinen", flüsterte er dann. "Hm." Natascha atmete ebenfalls tief ein, dann wieder aus. "Jetzt muß ich dir was sagen", meinte sie mit einem leisen Lachen in der Stimme. "Als wir vorhin nebeneinander lagen und du dein Bein zwischen meine geschoben hast, da hat sich das ganz toll angefühlt. Ist das mit der Hand genauso schön?" "Glaub schon. Warum?" "Weil ich dann bestimmt nichts dagegen habe, daß du... Du weißt schon." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß auf die Wange. "Laß es uns einfach riskieren", meinte sie scheu. "Wenn's schiefgeht, hab ich halt Pech gehabt." "Du verstehst nicht, was ich meine", sagte Martin ernst und drückte die Zigarette aus. "Natascha, ich versuche krampfhaft, mich nicht schwer in dich zu verlieben, und das schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe." Er schaute das Mädchen fest an. "Wir streicheln uns. Wir küssen uns. Jetzt werden wir zusammen in einem Bett schlafen. Siehst du nicht, wohin das führen kann?" "Doch", hauchte Natascha. "Aber laß uns nicht davon reden, ja? Laß es doch einfach so weiterlaufen wie bisher. Ich meld mich schon, wenn ich was nicht will." "Versprichst du mir das, Natascha?" Aus Martins Stimme klang Besorgnis. "Mit ganz großem Ehrenwort", lächelte sie und nahm seine Hand. "Jetzt komm." Sie ging vor und zog Martin mit in ihr Zimmer. Er hütete sich, ihr vorzuschlagen, in seinem Bett zu übernachten, weil sie dort bestimmt wesentlich gehemmter sein würde als in "ihrem" Zimmer. Natascha schlüpfte zuerst in ihr Bett und hielt wieder das Oberbett hoch, dann schlug sie es entschlossen zurück. "Ist so warm", meinte sie nur. Martin legte sich neben sie und streckte seinen Arm aus. Natascha drehte ihm den Rücken zu und rutschte ganz dicht an ihn heran. "Gute Nacht", flüsterte sie. "Gute Nacht, Natascha." Martin fuhr ihr zärtlich durch die Haare, dann drehte er sich zu ihr, legte seine freie Hand auf ihren Bauch und schloß die Augen. Sechs
Martin wurde wach, weil er kaum mehr Luft bekam. Etwas lag auf seinem Gesicht. Am Rande der Panik griff er danach und zog es weg, dann atmete er mehrmals tief ein und aus und beruhigte sich wieder. Ein Blick sagte ihm, daß er Nataschas Schlafanzugjacke in der Hand hielt. Er sah zum Fenster. Draußen war es schon hell; die Uhr zeigte 05:33. Dann blickte er zu Natascha, die friedlich schlafend auf dem Rücken lag, den Kopf zu ihm gedreht. Das Oberbett war am Fußende des Bettes, so daß er ihren Busen sehen konnte. Offenbar hatte sie sich im Schlaf von ihrem Oberteil befreit und es genau auf sein Gesicht geworfen. Martin nutzte die Gunst der Stunde, um einen genauen Blick auf Nataschas Busen zu werfen. Ihre Brüste hatten etwa die Größe eines kleinen Apfels, der Warzenhof war deutlich dunkler als die restliche Haut und kaum faltig. Die Nippel waren weich und standen so gut wie gar nicht vor. Viele Erinnerungen an Nadja, sein fünfzehnjähriges Modell, das ihn verführt hatte, stiegen wieder in ihm auf. Sie waren so stark und erregend, daß er seinen Kopf so auf Nataschas Schulter legte, daß seine Lippen genau auf ihrer rechten Brust ruhten. Eine Hand legte er noch auf ihren Bauch, dann schloß er die Augen und spürte das Mädchen mit seinen Sinnen. Er bewegte seine Lippen ganz sachte, schmeckte die weiche Haut ihrer Brust und leckte äußerst vorsichtig über die weiche Brustwarze, während seine Hand kleine, ruhige Kreise auf Nataschas Bauch zog. Das Mädchen seufzte leise im Schlaf und spreizte die Beine etwas auseinander. Martin erschrak ein bißchen, doch die Erregung und der Reiz waren zu stark, als daß er hätte widerstehen können. Er ließ seine freie Hand ihren Bauch hinaufwandern, spreizte die Finger und nahm den anderen Nippel zwischen Zeige- und Mittelfinger. Dann schloß er seine Finger, klemmte die Brustwarze leicht dazwischen eine und bewegte dann die Hand ganz leicht vor und zurück, während seine Zunge noch immer mit der anderen Brust spielte. Natascha bewegte sich plötzlich und drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihm. Martin zog schnell Kopf und Hand weg, gab Natascha einen sanften Kuß auf die Haare und legte dann seine Stirn an ihre. "Morgen", murmelte sie verschlafen. "Schlaf weiter", flüsterte er . "Ist noch sehr früh." "Hm-m", brummte sie und schlang ihre Arme um ihn. "Schmusen!" Martin legte seine Hand auf ihre Rippen und streichelte den Brustansatz mit dem Daumen. "So?" fragte er leise. "Hm-m", brummte sie mit einem Lächeln. Sekunden später schlief sie wieder. Martin bewegte seine Hand zu ihrer Taille und schob sie unter ihre Schlafanzughose, bis sie genau auf ihrem Po lag. Ihre warme Haut setzte ihm gewaltig zu, doch er hielt sich im Griff, auch wenn sein Glied sehr stark wuchs und gegen Nataschas Beine drückte. Er streichelte sie nur sanft. Natascha schob im Schlaf wieder ihr Bein über seine, und wieder ging Martin mit seinem Bein zwischen ihre und drückte es in ihren Schritt. Dieses Mal preßte Natascha sich sehr stark dagegen. Ein leiser Laut entfuhr ihr, und sie öffnete die Augen etwas. "Das fühlt sich herrlich an", flüsterte sie. "Was ist das?" "Frag nicht so viel", lächelte Martin und strich durch ihr Haar. "Mach einfach, was dein Körper verlangt." "Verlangt? Was soll der denn verlangen?" "Du sollst nicht so viel fragen!" schmunzelte Martin. "Mach einfach!" Er hielt Natascha fest und rollte sich auf den Rücken. Dann spannte er den Oberschenkel an und drückte ihn fest gegen ihren Unterleib. "OHHH!" entfuhr Natascha. "Wow!" Instinktiv bewegte sie ihren Unterleib langsam vor und zurück. Martin legte seine Hände auf ihren Po und drückte sie in ihrem Rhythmus gegen sein Bein. "OHHHH!" stöhnte Natascha und schloß die Augen. "Ist das irre!" Nun war sie wach und erhöhte sofort ihr Tempo. Martin schob seine Hände wieder in ihre Hose, bis in ihren Schritt, dann zog er die Haut auseinander und drückte sie wieder zusammen. Das Gefühl ihrer jungen, heißen Haut zwischen den Beinen war noch erregender als damals bei Nadja. "AAHHHH!" rief sie leise und preßte sich mit all ihrer Kraft an ihn. Martin hielt mit seinem Bein dagegen. "Ist das wahnsinnig!" Natascha wurde noch einmal schneller. Martin legte sich so, daß sein Glied gegen ihren Oberschenkel drückte, der es durch ihre Bewegungen kräftig massierte. Seine Finger gingen tiefer in ihren Schritt, bis er die feuchte Spalte erreichte. Langsam drückte er den Mittelfinger tiefer und spürte, wie ihre Schamlippen sich etwas weiteten, dann steckte seine Fingerkuppe ein kleines Stück in dem fast vierzehnjährigen Mädchen. "AHHHHH!" stöhnte Natascha laut. "Reib mich da! BITTE!" Gehorsam rieb Martin kräftig mit den Fingerspitzen über ihre Schamlippen; dabei schob er seinen Mittelfinger rhythmisch in das Mädchen. "OH JAAAAA!" Ein dicker Tropfen Spucke floß aus ihrem Mund und tropfte auf Martin, der immer tiefer in sie ging. "JA! JA! JA!" keuchte Natascha im Rhythmus ihrer Bewegungen. Ihr Reiben wurde stärker und schneller. Martin preßte ihren Unterleib mit aller Kraft an sich und stieß seinen Finger immer heftiger in sie. "OOAAAAHHHH!" rief Natascha. "WAHNSINN!" Sie war fast soweit, das spürte und sah Martin. Er warf das Mädchen auf den Rücken, zog ihr mit einer raschen Bewegung die Schlafanzughose herunter und warf sie achtlos weg, und noch bevor Natascha etwas sagen konnte, hatte er bereits seinen Mund auf ihre Scheide gedrückt. Er sah zum ersten Mal den vollen Streifen Haare auf ihrer Scham und atmete den würzigen Geruch ihres jugendlichen Geschlechtes durch die Nase. "HNNNN!" stöhnte sie, als seine Lippen sich um ihren Kitzler schlossen. Ihre Hände fuhren zu seinem Kopf und drückten ihn kräftig an sich. Martin leckte und lutschte wie wild, und dann war es soweit. "JAAA - JAAAA - JAAAA - JAAAAAAHHHH!" Natascha bäumte sich stark auf. Martin stieß seine Zunge in ihre Scheide, leckte sie aus und nahm den ganzen, erregend jungen und würzigen Geschmack ihrer Säfte auf. "AAARRRHHHH!" Natascha verkrampfte sich, preßte ihre Beine an Martins Kopf und ließ sie wieder zur Seite fallen. "OOOHHHHH!" Martin riß sich seine Schlafanzughose herunter, legte sich auf das noch immer zuckende Mädchen, hielt es fest und rollte sich herum, dann preßte er sein Glied an ihre Scheide, drückte ihre Beine zusammen, rollte sich wieder auf die Seite und begann, ihre Beine zu ficken. "UHHHH!" keuchte Natascha, als sein steinhartes Glied über ihren Kitzler fuhr. "UHHH - AHHH - AAHHHHH - JAAAAAAHHHHH!" Wieder erzitterte sie, und Martin spürte das typische Ziehen in seinem Unterleib. Er zog sich weit zurück, rammte sein Glied zwischen ihre Beine, und dann kam er. "MMMFFFF!" entfuhr ihm, als seine Hoden ihre Ladung freiließen. Er drückte Natascha an sich, fuhr ihr wild durch die Haare, strich mit der anderen Hand über ihren Hintern und schoß Ladung auf Ladung über ihre Beine und in das Bett. Nataschas Mund öffnete sich und preßte sich gierig auf seine Lippen. Ihre Zunge tobte sich in seinem Mund aus, bis Martin keinen Atem mehr hatte. Ausgepumpt ließ er von ihr ab und schnappte nach Luft. "Wow!" hörte er Natascha sagen. "Das ist eine tolle Art, geweckt zu werden!" Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und schaute ihn mit glänzenden Augen an. "Machen wir das jetzt jeden Morgen?" Martin konnte nur kraftlos nicken.
* * *
Bis zum Frühstück blieb Natascha auf Martin liegen; ihre Hälfte des Bettes war zu naß. Allerdings beschwerte sie sich mit keinem Wort, sondern fühlte sich, genau wie Martin, pudelwohl. Beide streichelten sich unaufhörlich, bis der Hunger sie aus dem Bett trieb. Natascha zog sich wieder ihren Badeanzug an, Martin zum ersten Mal, seit das Mädchen bei ihm war, eine Badehose. "Was ist das bloß?" meinte Natascha beim Frühstück. "Ich meine, wie lange kennen wir uns jetzt? Eigentlich doch erst ein paar Tage, oder?" "Hm-m", nickte Martin und schluckte den Bissen, den er im Mund hatte, herunter. "Um genau zu sein, sechs Tage. Ohne heute. Und abgesehen von den letzten drei Tagen, die du vollständig hier verbracht hast, haben wir uns nur wenig gesehen." "Genau das meine ich doch!" erwiderte Natascha verwundert. "Martin, wieso liege ich dann nackt bei dir im Bett und denk mir nichts dabei? Ich müßte mich doch eigentlich zu Tode schämen!" "Mußt du das denn wissen?" lachte Martin und griff nach ihrer Hand. "Warum mußt du alles hinterfragen, Natascha? Nimm es doch einfach hin." "Hinnehmen?" Natascha blickte ihn fassungslos an. "Ich soll das einfach so hinnehmen, daß du mich zwischen den Beinen küßt, wo ich kein Höschen anhabe? Daß wir fast zwei Stunden nackt aufeinander liegen und uns streicheln? Daß du mich naßgemacht hast?" Sie schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht einfach so 'hinnehmen'!" "Soll ich dich auf andere Gedanken bringen?" schlug Martin mit einem Grinsen vor. "Ach, du!" Natascha kniff wütend ihre Lippen zusammen, dann mußte sie auch lachen. "Na ja", seufzte sie dann mit einem Kichern. "Warum eigentlich nicht? Ich meine, es hat mir ja nicht gerade wehgetan." "Ach, Natascha", sagte Martin zärtlich. "Ich sagte doch, daß ich nachts an Stellen gehe, wo es dir nicht gefällt." "Ich sag ja nicht, daß es mir nicht gefallen hat", antwortete Natascha verlegen. "Es hat mir sogar sehr gut gefallen. Aber... Ich meine, was soll ich Mutti denn sagen, wenn sie wiederkommt?" "Die Wahrheit", schmunzelte Martin. "Daß du jetzt endlich einen Freund gefunden hast, mit dem du Spaß haben kannst." "Wenn ich ihr erzähle, was genau das für ein Spaß war, bringt sie mich um", meinte Natascha düster. "Und dich vorher!" "Du, das glaub ich gar nicht mal", sagte Martin nachdenklich. "Natascha, deine Mutter weiß, daß wir uns geküßt haben. Sie hat es ja gesehen. Und trotzdem fragt sie mich, ob du hier zwei volle Wochen wohnen kannst." Er blickte das Mädchen an. "Ich bin sicher, daß sie zumindest ahnt, was dabei alles passieren kann." Und wird, fügte er in Gedanken hinzu. "Mir kommt da gerade ein ganz böser Gedanke!" Natascha blickte Martin mit großen Augen an. "Du, kann es sein, daß Mutti irgendwie einen - einen Ersatz für sich sucht? Ich meine, sie weiß ja auch, daß sie sterben wird. Daß sie mich bei dir unterbringen will?" "Daran habe ich auch schon gedacht", erwiderte Martin ruhig. "Wenn es so wäre, was denkst du dann darüber?" "Ich weiß nicht." Natascha legte ihr angebissenes Brötchen auf den Teller und stand auf. Sie ging zum Balkongeländer und schaute in den Himmel. "Ich mag dich", sagte sie dann leise. "Ich mag dich wirklich. Und ich bin gern bei dir. Du kümmerst dich um mich, daß ich wieder Spaß habe und lachen kann. Ich denk auch schon gar nicht mehr so oft daran, sterben zu wollen. Nicht mehr dauernd, meine ich." Sie drehte sich mit feuchten Augen zu Martin. "Ich will aber nicht, daß sie stirbt!" "Das will deine Mutter bestimmt auch nicht", erwiderte Martin behutsam. "Ich glaube, wenn sie entscheiden könnte, daß sie dann noch sehr lange leben möchte." "Aber der Krebs läßt sie nicht", flüsterte Natascha. "Das ist alles so ungerecht. Sie will leben, ich will, daß sie lebt, aber sie wird sterben." Sie kämpfte ihre Tränen nieder und setzte sich wieder hin. "Mal schauen, was sie sagt, wenn sie zurückkommt", sagte sie dann tapfer. "Bisher kam sie immer etwas erholter aus dem Krankenhaus zurück." "Genau, Natascha", sagte Martin sanft. "Laß alles auf dich zukommen. Und wenn wir beide recht haben mit dem, was wir vermuten..." Er lächelte Natascha an. "Du bist mehr als willkommen hier. Ich mag dich auch sehr." Natascha lächelte schüchtern zurück. "Danke", hauchte sie und nahm ihr Brötchen wieder in die Hand.
* * *
Am Vormittag durfte Natascha wieder Modell stehen, diesmal für ein Aquarell. "Stehen" war dieses Mal wörtlich gemeint: sie stand im Badeanzug auf Zehenspitzen und tat so, als würde sie gerade einen Ball fangen, der auf sie zuflog. Martin skizzierte nur ihren Körper; bei dem Gesicht ließ er sich sehr viel mehr Zeit und arbeitete es schon mit einer sehr hellen Farbe aus, die sich später sehr gut übermalen ließ. Am Ende der Stunde setzte Natascha sich still in eine Ecke und sah Martin zu, der konzentriert die Skizze mit Leben füllte. Staunend sah das Mädchen, wie zuerst ihre Füße Gestalt annahmen, dann die Beine, anschließend der Rumpf, die Arme und der Kopf. Von Zeit zu Zeit schüttelte sie ungläubig den Kopf, weil das Bild so lebendig wirkte, als würde sie tatsächlich etwas in die Luft springen. Jeder Muskel in ihren gemalten Beinen wirkte angespannt, wie bei einem richtigen Sprung. Als ihr Gesicht dann wuchs, war es aus. Fassungslos sah Natascha, wie simple Farbunterschiede aus einer hellen Fläche ein lebendiges, aufgeregtes Gesicht machten. Ihre Haare flatterten leicht, als würde ihr ein sanfter Wind ins Gesicht wehen. Der Mund war vor Konzentration aufgerissen, ebenso die Augen. Die Arme streckten sich weit in den Himmel, die Finger waren geöffnet, um einen unsichtbaren Ball zu fangen. Schließlich legte Martin den Pinsel weg und trat zwei Schritte zurück. Kritisch musterte er das Bild, dann trug er noch ganz feine, dunkle Linien auf, um ihre Rippen zu verdeutlichen. Nun war ihr ganzer Körper, jeder einzelne Muskel angespannt. "Ja", meinte er schließlich zufrieden. "Genau so!" Mit einem breiten Pinsel vervollständigte er zuerst den Sand zu ihren Füßen, dann den Himmel. Mit klarem Wasser hellte er einige Stellen auf, dann tönte der den Sand, um Nataschas Schatten anzudeuten. Schließlich stellte er die Pinsel in ein Glas. "Fertig." Er drehte sich zu Natascha um. "Und? Was meinst du?" "Unglaublich!" hauchte Natascha. Sie stand auf und ging zögernd zu der Staffelei. "Martin, das - das ist so - so echt!" Sie deutete auf einige Stellen. "Hier! Die Augenbrauen. Genau wie meine! Und hier! Die kleine Narbe am Hals, und der Leberfleck an der Schulter. Das ist wie ein Foto!" Voller Bewunderung blickte sie Martin an. "Du bist ein Genie, weißt du das?" "Sicher", lachte Martin geschmeichelt und drückte Natascha an sich. "Also gefällt es dir?" "Total!" Natascha legte ihre Arme um Martin und schaute ihr Bild an. "Wirst du das verkaufen? Wieviel bekommst du dafür?" "Nein." Martins Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. "Ich werde kein einziges Bild von dir verkaufen, Natascha. Das wäre so, als würde ich mir ein Stück von meinem Körper herausreißen." Er schaute Natascha ernst an. Sie sah, daß er mit sich rang, als müßte er etwas sehr Schwieriges formulieren. Schließlich nickte er leicht. "Doch", meinte er leise. "Du hast ein Recht, es zu erfahren. Ich porträtiere am liebsten junge Menschen, Natascha, in deinem Alter. Plus oder minus zwei Jahre. Oder sehr alte Menschen, deren Gesichter ein ganzes Leben ausdrücken. Bei alten Menschen ist es eine Herausforderung, ihre Lebensgeschichte in einem Bild festzuhalten. Bei jungen Menschen..." Er atmete tief durch. "Natascha, ich mag junge Menschen. Junge Mädchen vor allem. In deinem Alter. Versteh mich recht", sagte er schnell, als Natascha ihn erschrocken ansah. "Ich könnte ihnen nie etwas tun, Natascha. Niemals! Ich finde Menschen deines Alters einfach faszinierend. Offen und natürlich, auf der Schwelle vom Kind zur Frau." Er deutete mit dem Kinn auf das fertiggestellte Bild. "Deswegen würde ich dieses Bild auch niemals verkaufen. Weißt du, warum?" "Nein." "Schau es dir genau an", forderte Martin sie auf. "Ganz genau." Natascha musterte das Bild mehrere Minuten lang. Schließlich zuckte sie die Schultern. "Ich weiß es nicht", sagte sie kläglich. "Dann zeige ich es dir. Schau auf das Oberteil von dem Bikini. Siehst du die zwei kleinen, dunklen Stellen?" "Klar! Das sind meine Brustwarzen." "Sind sie weich oder hart?" Natascha blickte erneut auf das Bild. "Sehen hart aus", meinte sie schließlich. Sie sah Martin an, und Verstehen zog durch ihre Augen. "Genau", sagte Martin schnell. "Jetzt schau dir das Unterteil genau an." "Das sieht naß aus", sagte sie nach einem weiteren prüfenden Blick. "Man kann meine... du weißt schon, sehen." "Deine Scheide", sagte Martin ruhig. "Zumindest die Andeutung davon. Genau das ist es. Das Bild ist das, was man erotisch nennt, Natascha. Es weckt sexuelle Gefühle. Deswegen werde ich es nicht verkaufen." Entgegen seiner Befürchtungen umarmte Natascha ihn kräftig. "Du bist lieb!" strahlte sie. "Das hab ich gar nicht gesehen!" Glücklich sah sie ihn an. "Du willst nicht, daß mich jemand so sieht?" "Niemand außer mir", erwiderte Martin erleichtert. Er legte seine Arme um das Mädchen. "Ich habe viele Bilder wie dieses gemalt", erklärte er der gespannt lauschenden Natascha. "Bilder von jungen Mädchen, die alle erotisch waren. Meistens im Auftrag der Väter, manchmal auch in dem der Mütter. Diese Bilder wurden nie ausgestellt, sondern direkt an die Eltern verkauft. Das Bild, was ich von dir malen möchte, soll so etwas wie ein Lockvogel sein. Es soll ganz normale Menschen ansprechen, die ihre Töchter ganz normal porträtiert haben möchten." Er sah das Mädchen ernst an. "Wenn du Bilder wie dieses nicht möchtest, werde ich es auch nicht tun. Dann werde ich die Bilder von dir überarbeiten, alles übermalen, was zu deutlich ist, und sie verkaufen. Die Entscheidung überlasse ich dir." Natascha blickte lange und nachdenklich in seine Augen. Endlich fragte sie: "Das, was wir heute morgen gemacht haben, hast du das mit allen gemacht, die du gemalt hast?" "Nein. Nur mit einem einzigen Mädchen. Und das auch nur, weil sie es wollte." "Wie kam das?" fragte Natascha leise. "Es war an ihrem fünfzehnten Geburtstag." Martins Blick verlor sich in seinen Gedanken. "Nadja wollte einen Akt von sich haben. Akt ist ein Bild, auf dem man nackt ist." Aufmerksam hörte Natascha zu. "Sie hat sich ohne Scheu ausgezogen, sich so hingesetzt, wie sie wollte, und ich habe sie gemalt. Nach der Stunde ist sie dann zu mir gekommen und..." Er unterbrach sich und lächelte Natascha verzeihend an. "Ich denke, daß du das nicht so genau wissen möchtest." "Nein." Natascha lächelte still zurück. "Nicht so genau. Habt ihr miteinander geschlafen?" "Ja." "Wolltest du das?" "Nicht am Anfang." Er strich Natascha über die Wange. "Ich male gerne junge Mädchen, auch ohne daß etwas passiert. Nadja war eine Ausnahme." Wie noch manch anderes Mädchen nach ihr, aber das mußte er Natascha ja nicht unbedingt sagen. Nadja war allerdings das einzige Mädchen, mit dem er geschlafen hatte. Die anderen ließen sich nur anfassen oder hatten ihn angefaßt, was auch ganz schön war. "Sie machte den ersten Schritt. Du bist auch eine Ausnahme, Natascha. Vor dir habe ich mich nie in ein Modell verliebt. Gemocht ja, aber nie so tief wie bei dir." Und das war die Wahrheit. "Ich war auch noch nie verliebt", erwiderte Natascha leise. "Bis letzte Woche." Sie hob ihren Kopf und sah ihn an. "Bis du so nett zu Mutti warst. Sonst erschrecken die Leute immer vor ihr und hauen so schnell wie möglich ab. Aber du hast sogar ihre Hand gedrückt und dich ganz normal mit ihr unterhalten." Sie legte ihren Kopf an seine Brust und umarmte ihn kräftig. "Und weil du so lieb zu mir bist. Willst du auch mit mir schlafen?" Diese Frage kam sehr leise. "Ich möchte dich glücklich sehen, Natascha", antwortete Martin ehrlich. "Du sollst lachen, dich freuen, und Spaß am Leben haben. Das heute morgen war schön genug für mich. Wenn es dir auch gefallen hat, können wir es ja vielleicht mal wiederholen." "Vielleicht später mal", sagte Natascha unbestimmt. Dann sah sie zu ihm auf, ihre Augen schimmerten. "Spätestens nach dem Mittagessen." "Mit oder ohne Vorspeise?" lachte Martin erleichtert. "Mit." Natascha hob ihren Kopf, Martin senkte seinen, dann küßten sie sich ausgiebig. Martins Hände wanderten in das Unterteil ihres Bikinis und legten sich auf ihre Pobacken, dann drückte er das Mädchen an sich und rieb ihre Pobacken gegeneinander. Natascha stöhnte leise in seinen Mund, dann unterbrach sie den Kuß. "Wahnsinn ist das", meinte sie nachdenklich. "Alles in mir prickelt und kribbelt irgendwie." "Das ist Lust", erwiderte Martin sanft. "Erregung. Sex." "Au weia!" lachte sie. "Ich dachte immer, Sex wäre... Du weißt schon." "Nicht nur", lächelte Martin. "Komm, laß uns Mittagessen machen."
Nach dem Mittagessen bekam Natascha ihren "Nachtisch". Martin trug das Mädchen in sein Schlafzimmer und legte sie mit dem Bauch auf sein Bett, dann küßte er sie ausgiebig auf den gesamten Rücken. Wie beiläufig öffnete er den Verschluß ihres trägerlosen Bikinioberteils und legte die Bänder zur Seite. Natascha hob ihren Oberkörper kurz an, zog an einer Seite und warf das Teil auf den Boden. Martin kniete sich über ihre Oberschenkel und massierte ihren Rücken, wobei er darauf achtete, mit den Fingerspitzen an ihren Brustansatz zu kommen. Der Erfolg zeigte sich nach wenigen Minuten. Natascha drehte sich unter ihm auf den Rücken, ihre Augen waren geschlossen. Ihre Hände hatte sie an ihre Seiten gelegt. Martin beugte sich über sie und küßte sie sanft. "Hab keine Angst", flüsterte er. "Ich tu dir nicht weh." Natascha nickte leicht, ohne die Augen zu öffnen. Martin küßte sie vorsichtig auf die Augenlider, auf den Mund, auf den Kehlkopf und auf die Stelle zwischen ihren Brüsten, dann legte er seine Lippen auf ihre linke Brust und lutschte sanft daran. Natascha hob ihren Oberkörper etwas an. Martin ließ seine Zunge über den schnell härter werdenden Nippel gleiten, dann schlug er mit der Zungenspitze sanft dagegen. "Ohh!" seufzte Natascha. Sie legte ihre Hände hinter ihren Kopf und spannte so ihre Brüste an. Martin legte seine linke Hand auf ihre rechte Brust und zärtelte sie mit den Fingerspitzen. "Schön ist das", seufzte Natascha. "Richtig schön!" Wart ab, dachte Martin und fuhr mit seiner rechten Hand ihre Seite herunter, bis zu ihrem Oberschenkel. Automatisch öffnete Natascha ihre Beine etwas. Martin lutschte weiter an ihrer Brust, streichelte die andere mit den Fingern und schob seine rechte Hand in ihr Bikinihöschen. Nataschas Schamhaare waren noch ganz weich, nur in der Mitte etwas härter. 'Noch ist sie dreizehn', dachte er erregt. 'Noch ein paar Tage lang. Vielleicht klappt es ja, und sie wird so heiß, daß sie es auch will.' Er fuhr mit den Fingern in ihrem Höschen weiter zur Mitte, bis er ihre Schamlippen spürte, und den Kitzler. "OHH!" Natascha öffnete ihre Beine ganz weit. Ihr Kopf drehte sich zur Seite, ihre Hände legten sich auf seine Schultern. Martin drückte sanft und rhythmisch auf ihre sensible Stelle, während er sich weiter um ihre Brüste kümmerte. "OHHH! Martin, das - OHHH - ist so toll! UHHH!" Ihr Atem beschleunigte sich, und ihr kräftiger Körper wand und drehte sich erregt unter ihm. Ein leichter Geruch von Schweiß stieg von ihren Achseln auf. Martin ließ ihre Brust in Ruhe und bewegte seinen Mund in ihre Achselhöhle. Er drückte sich kräftig hinein, leckte stark mit der Zunge über ihr feuchtes Fleisch und die wenigen Haare dort, und nahm den salzigen Geschmack mit der Zunge auf, während seine Hand weiter an ihrem Kitzler spielte. "OAAHHH!" Natascha hob ihr Becken und zog an ihrem Höschen. "Ich krieg das nicht ab", jammerte sie nach einigen Augenblicken. "Hilf mir doch!" Schnell war Martin zur Stelle, zog ihr das Höschen aus und rollte Natascha auf den Bauch. Das Höschen fiel zu Boden. Martin schob seine rechte Hand zwischen ihre Beine und an ihre Scheide, bis sein Mittelfinger auf ihrer Klitoris lag. "OHHH! JAAA! Genau da! OHHHH!" Natascha hob ihren Po in die Luft. Martin legte seinen Daumen genau auf den Schlitz und drückte sanft dagegen; mit dem Mittelfinger rieb er kräftig über den Kitzler. "HNNNNN!" winselte Natascha und ließ ihr Becken kreisen. "HNN - HNN - HNNN - HNNNNN!" "Magst du das?" fragte Martin lächelnd und drückte stärker mit dem Daumen. Ihre Schamlippen gaben nach und ließen ihn hinein. "OHHHH! JAAAA!" Sie stützte sich auf ihren linken Arm und massierte ihre Brüste abwechselnd mit der rechten Hand. "UHHHH!" Ihr Schweißgeruch und der Duft ihrer jungen Scheide erfüllte den Raum, genau wie ihr Stöhnen. Martin legte seine linke Hand auf ihre Porille und schob sie mit den Fingern auseinander, dann drückte er mit einem Finger leicht auf ihren After. "AHHHHH! Boah! JAAAAHHH!" Natascha wurde heiß, richtig heiß. Ihr Becken rotierte wie wild in der Luft. Martin drückte seinen Daumen tiefer in ihre Scheide und den Finger stärker gegen ihren Darmausgang. "MARTIN!" schrie sie fast. "MACH! Ich kann nicht mehr!!!" "Nicht so ungeduldig", schmunzelte Martin. Er senkte seinen Kopf zu ihrem Po und küßte ihren After, dann fuhr er mit der Zunge kleine Kreise um dieses enge Loch. "OHHHHHHH!" Natascha drückte ihre Beine noch weiter nach außen und öffnete sich ein ganzes Stück mehr. Martin drückte kräftig mit der Zunge zu und glitt ein winziges Stück in ihren Po. "UAAAAHHH!" Natascha erzitterte heftig. "MARTIN!!!" Martin hob kurz den Kopf. "Gleich, mein Liebes", lächelte er, dann drückte er seine Zunge wieder in sie. Sein Daumen war inzwischen so weit in ihr, daß er stark gegen ihr Häutchen stieß. "JETZT!" wimmerte Natascha und drückte sich gegen ihn. "Bitte, mach jetzt! MACH!" Martin erhöhte das Tempo und den Druck an ihrem Kitzler, bewegte den Daumen hinein und heraus, und bohrte seine Zunge immer tiefer in ihren Po. "OHHH - OHHHH - OHHHHH - OHHHHHH!" Nataschas Stöhnen wurde schneller und höher. "JAAA - JAAAA - JETZT - JETZT - JAAAA - JAAAAHHHHHHHHH! AAHHHHHHH!" Ein ganz heller Schrei, wie von einem kleinen Kind, entfuhr ihr, als sie kam. Ihr Körper zuckte und bebte, ihr Becken kreiste rasend schnell und drückte sich immer wieder gegen seine Hand. Sein Daumen fuhr tiefer in sie und zerriß das Häutchen. "AIII! OHHHH!" Martin drückte ihren Unterleib mit dem Arm an sein Gesicht, stieß noch etwas tiefer mit der Zunge in ihren Darm und mit dem Daumen ganz in ihre Scheide. "ARRHRHHHH!" Natascha bäumte sich auf, ihre Wirbelsäule bog sich kräftig. "OHHHH!" Ein letztes Zucken, dann sackte sie zusammen. Ihre Beine legten sich gerade hin, ihr Atem ging rasend schnell und flach. Martin zog sich eilig die Unterhose herunter, legte sein Glied zwischen ihre Beine und drückte sie zusammen. "Warte!" keuchte Natascha. "Umdrehen!" Martin stieg von ihr, und das Mädchen drehte sich um. Ihre Augen waren völlig verschwommen, ihre Haare naß vor Schweiß. "So!" Sie öffnete ihre Beine. Martin sah sie sprachlos an. "Nun los!" fuhr sie ihn atemlos an. "Ist okay." Sie schnappte nach Luft. "Meine Tage." Das ließ Martin sich nicht zweimal sagen. Sein Glied zitterte vor Erwartung, als er zwischen ihre Beine rutschte und es vor ihre Scheide brachte. Er blickte Natascha an, und sie nickte schwach. Er rieb sein Glied über ihren Schlitz, drückte dabei immer kräftiger gegen die Schamlippen, und plötzlich rutschte der Kopf hinein. "UAAAAHH!" rief Natascha überrascht aus. "BOAH!" Martin stieß zu, und er glitt bis zur Hälfte in sie. "AAAAAHHHHHHH!" Nataschas Beine fielen weit nach außen. Noch immer konnte Martin sein Glück kaum fassen. Er stieß ein weiteres Mal zu und ging noch etwas tiefer. "JAAAAAAAAHHHH!" Nataschas Hand raste zu ihrer Scheide und legte sich auf den Kitzler. Wie wild rieb sie sich, während Martin ein weiteres Stück in sie ging. "OOOOHHHHHHH!" Natascha erschauerte wieder. "OHHH - OAAHHHH - AHHHHHH - JAAAAAAHHHHHHH!" Ihr Kanal verengte sich, gerade in dem Moment, als Martin vollständig in sie ging. "IST DAS GEIL!" schrie sie laut. "AAAAAAHHHHHH!" Fassungslos blickte Martin das orgastische, 13jährige Mädchen unter ihm an. Sie war völlig außer sich vor Lust und Erregung, und ihre inneren Muskeln tobten und zuckten um sein Glied herum. Rasch zog er sich zurück und stieß wieder in sie, voller Furcht, er könnte viel zu schnell kommen. Natascha war das engste Mädchen überhaupt, das er bisher gehabt hatte, und er spürte, wie seine Erregung rasend schnell anstieg. "IIIHHHHH!" schrie Natascha, als er mit einem Rutsch in sie stieß. Ein ganz helles, kindliches "IHHHHHHH". Schon fast rabiat kam sie ihm entgegen, wenn er in sie ging. Martin spürte, wie seine Hoden sich viel zu schnell bereit machten für das große Finale. "Oh nein!" stöhnte er, und Natascha stöhnte im gleichen Moment laut auf, als sein Glied in ihr dicker wurde. "HNNNNNNNNNGGGGGGG!" Wieder bäumte sie sich auf, preßte sich an ihn, und Martins Unterleib verkrampfte sich, ein letzter, beinahe brutaler Stoß in das 13jährige Mädchen, und er schoß ab. "UNNNNNHHHH!" Zwei Körper verkrampften sich ineinander, als sein heißer Samen in Natascha schoß, die bei jedem Zucken von Martins Glied lustvoll aufschrie. Ihre Beine schlangen sich um seinen Po und drückten ihn kräftig an ihren Leib, bis Martin mit einem letzten Seufzer auf sie sank. Er gab ihr einen flüchtigen Kuß, stützte sich auf die Ellbogen und legte seine linke Wange an ihre rechte. Für eine Weile war nichts zu hören außer dem angestrengten Atmen, dann hob Martin seinen Kopf und sah Natascha an, die glücklich und befriedigt zurücksah. Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Hab's halt gebraucht", sagte das Mädchen schüchtern. "Irgendwie mußte das so sein, fand ich." Sie schlug verlegen die Augen nieder. Dieses gehemmte Verhalten stand in so krassem Gegensatz zu ihrer vorher laut geäußerten Lust, daß Martin lachen mußte. "Du verrücktes Ding, du!" lachte er und küßte sie herzlich. Natascha warf ihre Arme um ihn und erwiderte den Kuß leidenschaftlich.
Sieben
Noch am gleichen Abend war eine Sorge beseitigt: Nataschas Tage setzten ein. Martin schwor sich, direkt am nächsten Tag eine ausreichend große Packung Kondome zu besorgen, denn Natascha war auf den Appetit gekommen. Sie war eine echte Vertreterin der osteuropäischen Rasse: nach außen unterwürfig und still, doch im Bett ein wilder Tiger. In den nächsten Tagen blieb das Sexualleben etwas außen vor, doch als Nataschas Tage aufgehört hatten, ging es zur Sache. Sie wollte gleich nach dem Aufwachen ficken, noch einmal vor dem Mittagessen, dann am Nachmittag und abends, vor dem Einschlafen, sowieso. Martin war fast am Ende seiner Kräfte, als die zwei Wochen, die Natascha bei ihm bleiben sollte, vorbei waren, doch als er Natascha am Mittwoch morgen nach Hause brachte, vermißte er sie schon auf dem Hinweg, als sie noch gar nicht weg war. Er hatte sich nicht an sie gewöhnt, er hatte sich tief in das junge Mädchen verliebt, so wie sie in ihn. Beim Anblick ihrer Mutter erschrak Martin sehr. Sie hatte deutlich abgenommen, ihr Gesicht hatte weitere tiefe Linien bekommen, und der Schmerz, den der Krebs verursachte, war ihr in jeder Geste anzusehen. Martin setzte sich auf das alte Sofa, Natascha rutschte dicht neben ihn. Das starke Gefühl zwischen den beiden entging Nataschas Mutter natürlich nicht, dafür kannte sie ihre Tochter zu gut. Nach kurzer Konversation bat sie Martin, doch eine Stunde spazierenzugehen und dann wiederzukommen. Vor den Augen ihrer Mutter drückte und küßte Natascha ihn ungeniert, als wären sie alleine, und als sie sich trennten, lag viel Trauer in ihren Blicken, die Natascha und Martin sich zuwarfen. Auf die Sekunde eine Stunde später läutete er an der Tür. Natascha öffnete ihm; sie war sehr traurig, und gleichzeitig aufgeregt. Sie führte ihn in das Wohnzimmer, wo ihre Mutter erschöpft im Rollstuhl saß. Sie nickte Martin kurz zu, und er war erleichtert, daß ihre Augen ihn freundlich ansahen. Aufatmend setzte er sich wieder hin. Natascha kniete sich neben ihre Mutter auf den Boden und legte ihre Hand auf ihre. Sie sah zu ihrer Mutter auf, die ihr ebenfalls nur kurz zunickte, dann blickte Natascha zu Martin. "Ich soll reden", sagte sie leise. "Mutti ist zu schwach." Sie holte tief Luft. "Die Ärzte", begann sie mit zitternder Stimme, "sagen, daß Mutti höchstens noch ein Jahr hat." Sie schluckte schwer und kämpfte mit ihren Tränen. "Mehr nicht." Erschüttert sah Martin ihre Mutter an, die kurz den Kopf senkte und wieder hob. In ihren Augen hielten sich Resignation und Akzeptanz dieses unausweichlichen Schicksals die Waage. "Mutti sagt, was wir gemacht haben, ist in Ordnung", fuhr Natascha leise fort. "Ich hab's ihr erzählt. Sie hat sich das schon gedacht, so wie du gesagt hast. Sie möchte dich fragen..." Ihre Stimme versagte, und Tränen liefen über ihre Wangen. "Sie möchte dich fragen", setzte sie erneut an, "ob ich bei - bei dir bleiben kann, wenn sie... wenn sie..." Ihre Stimme brach. Schluchzend vergrub sie den Kopf im Schoß ihrer Mutter, die ihr eine zittrige Hand auf den Kopf legte und dabei Martin ansah. Er konnte nur nicken; seine Kehle war zu eng zum Reden. Nataschas Mutter warf ihm einen warmen, dankbaren Blick zu, dann zog sie die weinende Natascha sanft hoch und bedeutete ihr, nach draußen zu gehen. Natascha nickte und stand auf. Im Vorbeigehen streckte sie ihre Hand aus. Martin ergriff sie und drückte sie kurz, dann war Natascha draußen. Sekunden später sah Martin durch das Fenster, wie sie über die Straße ging und auf das Klettergerüst vor dem Restaurant zuhielt. Er wandte sich wieder ihrer Mutter zu, die ihren Verstärker an die Kehle setzte. "Ein Jahr", sagte sie in ihrer abgehackten Sprache. "Oder weniger. Ich tippe auf weniger. Die letzten vier oder fünf Wochen im Krankenhaus." Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein. Das will ich nicht. Werden Sie mir helfen?" Ihr Blick war fest und klar. "Wobei?" fragte Martin mit einer bösen Vorahnung. "Beim Sterben", sagte die Mutter schlicht. "Ich will gehen, solange ich noch weiß, was ich tue. Wenn ich erst mal an den Apparaten hänge, bin ich verloren." Sie holte tief Luft, das Sprechen strengte sie sehr an. "Würde", sagte sie nur. Martin verstand. "Wie?" fragte er leise. Nataschas Mutter suchte etwas in der Tasche ihres Kleides und reichte Martin schließlich einen Zettel. "Kräuter", sagte sie angestrengt. "In verschiedenen Apotheken kaufen. Nach Nummern. Ganz harmlos so. Alles in einer zu gefährlich. Altes Rezept aus meiner Heimat." Sie machte eine Pause und sammelte Luft. "Benutzt, um Kranken zu helfen. Todkranken. Kein Leiden. Nur Frieden." Martin verstand. Er überflog den Zettel und fand viele bekannte Kräuter, und zwei oder drei unbekannte. "Wann?" fragte er sicherer, als er sich fühlte. "Ganz schnell", erwiderte sie. "Nein." Martin schüttelte vehement den Kopf. "Ich werde das für Sie kaufen, notfalls auch zubereiten, aber Sie werden es zuallererst Natascha sagen. Erst wenn sie einverstanden ist, werde ich Ihnen helfen. Keinen Augenblick vorher." Er sah die Frau eindringlich an. "Natascha liebt Sie. Sie könnte es nicht ertragen, wenn Sie zu früh gehen. Sie muß es wissen. Unbedingt!" "Wollen Sie mich leiden lassen?" "Nein. Aber ich will Natascha auch nicht leiden lassen!" Martin sprang wütend auf. "Wenn Sie tot sind, wird es Natascha sehr weh tun, und je eher Sie sterben, um so schlimmer ist ihr Schmerz. Natascha wird noch Jahrzehnte damit leben müssen, während Sie..." Er brach verlegen ab. "Es ist kein Verhältnis", sagte er dann ruhiger. "Nataschas ganzes Leben gegen vielleicht ein Jahr, daß Sie noch leben. Das ist kein Verhältnis!" wiederholte er ernst und hielt dem Blick von Nataschas Mutter stand. Schließlich senkte sie die Augen. "Vorschlag", sagte sie mühsam. "Sie kaufen die Kräuter und bereiten sie zu. Ich rede mit Natascha, und wenn sie Ja sagt, geben Sie mir den Trank." "Einverstanden", sagte Martin.
Acht
Fünfzehn Monate später. Der Ruf von Martins Können hatte sich nach seiner ersten Ausstellung in Windeseile verbreitet, so daß er heute 24 Stunden am Tag hätte malen können und immer noch Anfragen nach Terminen ablehnen müßte. Das Geschäft lief, und er konnte seine Preise beinahe monatlich erhöhen. Nataschas Mutter wurde vor genau einem Jahr beerdigt, am 5. November. Natascha hatte lange und tief um ihre Mutter getrauert, war jedoch inzwischen darüber hinweg, auch wenn sie noch sehr viel von ihr redete und erzählte. "Weißt du", sagte sie nachdenklich, als sie am ersten Todestag mit Martin am Grab ihrer Mutter stand, "daß ich jetzt froh bin, daß ich ihr zugestimmt habe?" Sie legte einen Strauß Blumen auf das Grab. "Wenn ich daran denke, daß sie ihre letzten Wochen nur noch mit irrsinnigen Schmerzen gelebt hätte... So hatte sie bis zuletzt doch noch etwas Freude am Leben." "Genau wie du." Martin sah die nun fünfzehnjährige Natascha an. "Oder?" "Ja." Sie lehnte sich an Martin, der seinen Arm um sie legte. "Ich bin wirklich froh, daß ich lebe. Hast du den Zettel noch?" "Bei der Bank im Schließfach. Warum?" "Für alle Fälle." Natascha lächelte ihn scheu an. "Man weiß ja nie, was noch auf einen wartet, oder?" "Da hast du recht." Er strich seinem Mündel über die Haare. "Bei deiner Mutter hatte ich vollstes Verständnis, Natascha. Trotzdem finde ich, daß man immer aufrecht bleiben und dem Leben die Stirn bieten sollte. Aufgeben ist leicht, aber Kämpfen, um und für das Leben kämpfen, ist viel mehr Leben als Aufgeben." "Das weiß ich inzwischen auch. Ich mein ja nur, falls einer von uns mal... Du weißt schon." "Ja. Aber ich hoffe, daß wir dieses Rezept niemals brauchen werden." "Ich auch nicht." Natascha kniete sich wieder vor das Grab und legte ihre Hand auf die Erde. "Mach's gut, Mutti, und mach dir keine Sorgen. Wir sind glücklich, auch wenn du uns fehlst." Sie stand wieder auf und nahm Martin an die Hand. "Sind wir doch, oder?" "Überglücklich", lächelte Martin sie an. Und als sie losgingen, spürten beide für den Bruchteil einer Sekunde einen warmen, beschützenden Hauch um sie herum.
E N D E
Natascha (c) Shana 1998
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