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Laura Crofft und der Gürtel der Aphrodite
Anmerkungen und allgemeine Informationen zur vorliegenden Geschichte
1.Alle Namen und Personen in dieser Geschichte sind, abgesehen von historischen Persönlichkeiten von z.B. Cleopatra, frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.
2.In dieser Geschichte werden auch sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen beschrieben. Wir bitten die Leser die geltenden lokalen Gesetze zu beachten und den Aspekt der Volljährigkeit zu berücksichtigen.
3.Die folgenden Seiten sollen unterhalten, und zwar auf eine Art, wie wir uns eine gute erotische Unterhaltung vorstellen, nämlich mit viel Phantasie, Dialogen, einer spannenden Handlung und einer strikten Ablehnung der üblichen Rammel - Geschichten, die man leider viel zu häufig zu lesen bekommt. Wer also Spaß an neuartiger, interessanter und erotischer Unterhaltung hat, ist herzlich eingeladen, diese Geschichte zu lesen. Ansonsten gibt es, so glauben wir, genug andere Autoren, die man lesen kann. Für uns spielen Logik und Phantasie eine große Rolle in unseren Geschichten und wir möchten einfach unseren Lesern eine gute, geistreiche Unterhaltung bieten.
4.Wir legen großen Wert darauf, das diese Geschichten reine Phantasieprodukte sind. Es liegen keine realen Geschehnisse zugrunde. Es ist auch keine Anleitung für irgendwelche Leute, diese Dinge in der Wirklichkeit nachzuvollziehen. Es sei ausdrücklich davor gewarnt, die Persönlichkeitsrechte von Minderjährigen zu verletzen. Diese Geschichte nimmt lediglich für sich in Anspruch ein Werk der Phantasie im Rahmen der erotischen Literatur zu sein. Wie jedes andere erotische Werk ist es ein Kunstprodukt und als solches sind darin künstlerische Freiheiten der Dramatisierung und Gestaltung erlaubt.
5.Die Geschichte bleibt geistiges Eigentum der Autoren. Jede Vervielfältigung, Veränderung oder Publizierung - auch von Teilen des Werkes - ist verboten. Lediglich im Rahmen der geltenden Vorschriften der Seiten von Mr. Double, ist das Lesen gestattet.
6.Wer uns zu dieser Geschichte etwas schreiben möchte, kann dies tun an: lady_winder@hotmail.com
7.Und nun bleibt nichts weiter als viel Spaß beim Lesen zu wünschen.
Die Arbeiten an diesem Roman wurden am 15. Mai 2000 begonnen und der Prolog und das Erste Kapitel am 15. Juni 2000 beendet.
Nr.: LS-01_1 (Prolog und 1. Kapitel) ############################################################### ############
Laura Crofft und der Gürtel der Aphrodite
Ein erotischer Abenteuerroman von Ladybird & Sidewinder M/f M/fff f/f nc fist ws scat
Prolog
Alexandria, Ägypten; 1906
Paul studierte konzentriert den Papyrus. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich mehrere Standardwerke über Hieroglyphen, die altägyptischen Dynastien, über das verborgene Wissen der Magier, Okkultismus und die ägyptische Götterwelt. So bemerkte er auch kaum, das sich die Tür öffnete und ein junger Mann, Mitte Zwanzig, mit einer wilden, ungebändigten Haarmähne und einer höchst kuriosen Kombination von Farben und Stoffen, die seine Bekleidung darstellte, hereintrat. Die kleine Nickelbrille rutschte ihm jedesmal nach vorne über die große Nase, während er mit langen, staksigen Schritten den Raum durchmaß. Schwer atmend blieb er vor dem Tisch stehen und reichte Paul, der nun endlich aufsah, mit glänzenden Augen ein weiteres Papyrusfragment, das er kopiert hatte. "Haben Sie schon etwas herausgefunden, Paul ?" "Nein, Harold, leider nicht. Es ist ein sehr komplexes Problem. Haben Sie denn wenigstens schon mehr in Erfahrung bringen können über die Herkunft dieser Schriften ?" "Unser Gewährsmann auf dem Basar hat mir nur mitgeteilt, das sie aus einem alten Grab stammen sollen. Höchstwahrscheinlich von Grabräubern geplündert. Da sich anscheinend nichts Wertvolleres darin befunden hat, verkauften sie wohl die Papyrusstücke, um wenigstens ein bißchen Profit aus dem Diebstahl zu schlagen. Den Grabräubern geht es langsam ähnlich wie uns Ägyptologen. Keine neuen Funde, keine sensationellen Schätze, keine Grabkammern, keine Pharaonen." "Was ein Segen ist, Harold, was ein Segen ist. Nur dadurch haben wir etwas über diese mysteriöse Angelegenheit erfahren. Hätten die Diebe Gold gefunden, wären diese Papyri wohl irgendwo im Unrat verschwunden. Sehen Sie mal hier." Paul erhob sich und breitete einige Papiere auf dem großen, leeren Eßtisch aus. Gemeinsam mit Harold versenkte er sich in das Studium der Dokumente. "Das ist die Zeichnung, die sie nach den Angaben aus den Texten angefertigt haben. Dort oben in der linken Ecke ist das Udschatauge - das vollständige Auge, wie es genannt wird. Ein perfektes Auge, was im Glauben der alten Ägypter die vollständige und umfassende Einsicht in das Reelle verlieh. Dann die Abbildung von Nephthys, der Herrin des Tempels, die durch ihre Berührung einem Schen - Zeichen die magische Kraft verleiht. Der Besitzer dieses Zeichens kann also nicht von negativen Kräften beeinflußt werden. Dann die sieben furchterregenden Geister mit ihren Tierköpfen, die den Uneingeweihten warnen die Pfade ins Jenseits zu beschreiten. Das Zeichen für die Zeit, das Licht, eine Tür in andere Welten. All diese Symbole... Mein Gott, Harold, es ist sehr schwer, aus diesen Fragmenten eine sinnvolle Interpretation zu erlangen." Verzweifelt schüttelte Paul den Kopf. Sein dunkles Haar war an den Schläfen silbrig - grau, und manchmal in dieser drückenden, stickigen Luft Ägyptens, an die er sich noch immer nicht gewöhnt hatte, fühlte er jedes einzelne seiner zweiundfünfzig Jahre. "Ach kommen Sie, Paul! Sollen sich doch die Leute vom Museum darüber den Kopf zerbrechen. Wir sind hier nun schon seit fast drei Monaten, und Sie brüten tagein, tagaus über diesen Schriften. Manchmal denke ich, Sie sind gar kein richtiger Mensch aus Fleisch und Blut." "Harold, Sie sind jung. Als Zeichner sind Sie hochbegabt, doch der tiefere Sinn meiner Forschungen verschließt sich Ihnen. In mir lodert ein Feuer, ich spüre das ich ganz dicht vor einer großen Entdeckung bin. Und ist es nicht das, wovon jeder Ägyptenreisende träumt ? Seinen Namen unsterblich zu machen, durch einen sensationellen Fund ?" "Kann schon sein, aber meinen sie wirklich, das sie mit diesem Gekritzel etwas herausfinden können ?" "Wenn es nur diese Schriften hier wären, dann nicht, aber erinnern sie sich noch das kurz vor unserer Abreise einige neue Funde aus Zypern an das Museum geliefert wurden ?" "Ja, aber sicher, ich mußte sogar einige der Texte kopieren und Zeichnungen von den antiken Vasen und Gefäßen anfertigen. Hat diese Ausgrabungen nicht der ehrenwerte Piers Sinclair gestiftet ?" "Zumindest seine Familie, obwohl ich bei den Worten ehrenwert und Sinclair keine Beziehung sehe. Aber es stimmt, er hat auf Zypern einige Grabungen durchführen lassen. Nach seinem plötzlichen Tod hat die Familie einige Kisten mit unermeßlichen Kulturgütern dem Britischen Museum übereignet. Unter all den Statuen, Vasen und Grabbeigaben, befanden sich auch einige Tafeln in denen ebenfalls von einer Weltentür gesprochen wird, die dem Fluß der Zeit unterliegt. Es sind erstaunliche Parallelen erkennbar, Harold." "Aber waren die meisten Gegenstände nicht Darstellungen der Aphrodite oder standen in direktem Zusammenhang mit ihr ? Was hat dann diese Tür damit zu tun ?" "Das kann ich ihnen auch nicht erklären. Aber auf Zypern war in der Antike das Hauptheiligtum der Aphrodite der Göttin der Liebe. Auf einer der Tafeln ist eine hoch interessante Legende über einen unermeßlich machtvollen Zaubergegenstand der Aphrodite niedergeschrieben - die Geschichte vom Gürtel der Göttin. Darin wird berichtet wie er in den Besitz der Cleopatra gelangt sein soll, und deren Stellung in der Geschichte ist ja allseits bekannt. Sie wollte angeblich ein neues Weltreich in der Tradition von Alexander dem Großen errichten und mit dem Gürtel soll sie sich so manchen Römer willfährig gemacht haben, bis eines Tages der Gürtel spurlos verschwand und das Ende der Träume Cleopatras einläutete. Wie sie endete wissen wir, mit der Giftschlange am Busen." "Na ja, Gürtel hin, Gürtel her, ich sehe da keinen Zusammenhang mit diesen ägyptischen Texten. Aber ich bin ja auch nur ein kleiner Kunstmaler in Diensten des großen Britischen Museums in London, auf einer sterbenslangweiligen Expedition in Alexandria. Mein lieber Paul, ich weiß ja nicht, was sie heute abend machen wollen, aber ich habe nicht vor, hier in diesem drittklassigen Hotel den Abend trübsinnig vor mich hindämmernd zu verbringen. Ich werde die nächtlichen Gassen durchstreifen, auf der Suche nach liebreizenden Armen, die mein müdes Haupt in einen holden Schoß betten." Paul verzog angewidert das Gesicht. "Ich habe genug gehört und gelesen über das Treiben auf den Gassen von Alexandria bei Nacht. Schämen sie sich nicht in diese Kloake menschlichen Abschaums zu steigen ? Wo sich Diebe, Halsabschneider, Zuhälter, Huren und Gauner herumtreiben ? Wo junge Mädchen ihren Körper anbieten müssen, um ihre Familien zu ernähren ? Nein Harold, allein der Gedanke daran bereitet mir direkt körperliches Unbehagen. Ich habe selbst drei Kinder. Wenn ich mir das Schicksal all dieser Mädchen da draußen vorstelle, die mißliche Lage eines solchen unschuldigen Geschöpfes auszunutzen, pfui, schämen sie sich Harold. Mein Gott sie sind Engländer ! Zählen unsere Werte und Moralvorstellungen so wenig wenn man der Heimat einmal den Rücken gekehrt hat ?" "Aber Paul, hören sie mir mit den englischen Werten und Tugenden auf. Ich habe einen Vetter der im Burenkrieg gekämpft hat. Mir müssen sie nicht erzählen, wie unsere Truppen da so überaus rigoros vorgegangen sind, oder die Hinrichtungen in Indien, ist das Moral und Anstand ? Menschen vor Kanonen zu binden ?" "Darum geht es nicht Harold, das können wir schwerlich ändern, aber hier und heute, nein Harold ich weigere mich irgend so ein armes Geschöpf auch noch auszunutzen, weil es die Not dazu treibt, sich und seinen Körper zu verkaufen, um wenigstens etwas zu essen zu haben." Harold blickte nachdenklich in das aufgebrachte Gesicht seines Gegenüber. "Aber sie verstehen mich doch vollkommen falsch, mein lieber Paul. Ich würde niemals die Notsituation eines Kindes ausnutzen. Ich spreche vom Etablissement der Madame Zairah. Sollten sie tatsächlich noch nie etwas davon gehört haben ?" Paul schüttelte verneinend den Kopf. "Paul, dann werden sie mich heute abend begleiten. Ich bestehe darauf." "Nicht bevor sie mir erklärt haben, was mich dort erwartet ! Ich werde keinen Ort aufsuchen, von dem ich nicht absolut überzeugt bin, das dort keine Mädchen mißbraucht, geschlagen, mißhandelt oder ihnen auf irgendeine Weise Gewalt angetan wird." "Nein, aber nein doch, mein lieber Freund. Ganz im Gegenteil. Madame Zairah ist eine wirklich bemerkenswerte Frau. Sie war mit einem hochrangigen Offizier aus der nächsten Umgebung des Khediven verheiratet. Nach seinem Tod hat sie mit dem ihr verbliebenen Geld eine wunderschöne Villa etwas außerhalb Alexandrias erworben. In dieser Villa hat sie ein wirklich exquisites Bordell eröffnet. Das Besondere an diesem Haus aber sind die Mädchen. Madame Zairah hat sie von der Straße geholt, sie üblen Zuhältern entrissen, denen ein Menschenleben überhaupt nichts bedeutet, die für einen Piaster ohne zu zögern jemanden umbringen. Diese entwurzelten Mädchen hat sie in ihr Haus geholt, wo sie eine erstklassige Schulbildung bekommen, alle Mädchen können lesen und schreiben und sprechen fließend englisch. Die Mädchen bei Madame Zairah sind Prostituiere ja, das ist richtig, aber sie machen es aus freien Stücken, weil es ihnen Spaß macht, weil sie viel mehr Geld verdienen als irgendwo anders und weil sie so viel besser ihre Familien unterstützen können. Sie werden dort keinen Zwang erleben, keine Gewalt, keine Unterdrückung. Jedes Mädchen kann den Gast ablehnen, wenn sie nicht möchte." Paul lauschte nachdenklich den Ausführungen Harolds. Seit über drei Monaten war er nun schon ohne eine Frau. Er war verheiratet und wann immer er auf seinen Reisen Geschlechtsverkehr mit sogenannten leichten Mädchen gehabt hatte, waren Schuldgefühle seine täglichen Begleiter gewesen. Doch nach so vielen Wochen fernab der Heimat sehnte er sich nach einer weiblichen Gefährtin. Tief in ihm tobten ungebändigte Gefühle, geheime Wünsche, Leidenschaften. Harold hatte inzwischen weitergeredet, wie exklusiv das Haus der Madame Zairah war, das man großen Wert auf das savoir vivre legte, die Umgangsformen, die Kleidung. Der junge Maler holte ein kleines Skizzenbuch aus der Tasche und reichte es Paul. Dieser nahm es zögernd entgegen und begann es durchzublättern. Was er sah, verblüffte ihn. Harold hatte einige der Mädchen bei Madame Zairah porträtiert. Ihre jungen Körper präsentierten sich auf den Bildern in höchst verführerischen Posen, einige tobten herum, neckten einander, küßten sich, einige waren bei der Morgentoilette zu sehen, beim Baden, beim lustvollen Verkehr mit Gästen. Alles in allem war es ein höchst pikantes Büchlein. "Na, haben meine bescheidenen Zeichnungen ihr Interesse geweckt ? Kommen sie Paul, geben sie sich einen Ruck. Ich werde sie heute abend mit zu Madame Zairah nehmen. Und was auch immer sie wünschen, wenn sich ein Mädchen bereit findet, es ihnen zu erfüllen, dann werden sie eine unvergeßliche Nacht erleben." Paul dachte plötzlich an eine ganz geheime Phantasie, die tief in seinem Herzen schlummerte, einen Wunsch den er schon so lange hegte. Etwas, das er nie seiner Frau anvertraut hatte, eine Sehnsucht, die zu erfüllen, er sich bisher immer verwehrt hatte. Aber wenn es vielleicht ein Mädchen gab in diesem Haus, das ihm diesen Wunsch aus freien Stücken erfüllen wollte ? Paul kämpfte mit sich. Am Ende nickte er zustimmend. "Gut, dann ist es also abgemacht. Dann werde ich noch einiges erledigen und sie heute abend so nach dem Essen hier abholen. Ist Ihnen das recht ?" Paul nickte und starrte sinnend Harold hinterher, der mit seinem unbeholfenen Gang bereits wieder in Riesenschritten zur Tür eilte. Als sich die Tür schloß, seufzte Paul auf und begann einige der Zeichen mit Darstellungen in seinem eigenen Notizbuch zu vergleichen, das er vom Schreibtisch nahm. Die Übereinstimmungen in der Bedeutung zwischen diesen ägyptischen Symbolen und den Zeichen aus Zypern war in der Tat äußerst verblüffend. Er durchblätterte hastig die Seiten und vertiefte sich in die dort aufgeschriebene Sage vom Gürtel der Aphrodite. Er konnte einfach keinen Zusammenhang zwischen dem Gürtel und diesen geheimnisvollen Zeittüren herstellen, obwohl es ihn geben mußte, dessen war er sich ganz sicher. In all diesen Texten war ein Schlüssel verborgen, der dem, der das Rätsel lösen konnte, den Weg zum Gürtel der Aphrodite weisen würde - und damit zu unermeßlicher Macht.
Einige Stunden später, klopfte es stürmisch an Pauls Zimmertür. Paul schreckte aus seinen Gedanken über die beschriebenen Symbole auf. Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Er hatte seit über vier Stunden über den Dokumenten gebrütet ! "Ja sofort, nur einen Augenblick noch." Paul erhob sich von seinem Schreibtisch und verstaute sein Notizbuch in seinem Reisegepäck. Kurz entschlossen fügte er noch die Kopien der soeben studierten Texte bei und verschloß alles in einer kleinen stählernen Kassette, in der er seine Reisepapiere und sein Bargeld aufbewahrte. Dann ging er zur Tür und öffnete. Ein strahlender Harold Winslow kam ins Zimmer, diesmal in einen noch farbenprächtigeren Anzug gewandet. "Ich habe alles in die Wege geleitet, mein Bester. Madame Zairah freut sich auf unseren Besuch, ja sie war direkt begeistert, als sie hörte, das ich den Leiter unserer kleinen Ägyptenexpedition mitbringe." "Zuviel der Ehre Harold. Wenn ich ehrlich bin ist es mir direkt ein wenig peinlich." "Ach Unsinn Paul. Wissen sie, dort sind die schönsten Mädchen Alexandrias versammelt, und ich bin sicher auch sie werden ihren Schatz finden. Und denken sie daran, jedes Mädchen bei Madame Zairah ist dort, weil es ihr Spaß macht. Sie werden zu nichts gezwungen, im Gegenteil, sie bekommen sogar eine Schulbildung. Im Gegensatz zu den Moralvorstellungen unserer prüden europäischen Welt, haben junge Mädchen nämlich sehr wohl Spaß an sexueller Betätigung, wenn sie dabei keinem Zwang unterliegen und ihre völlige Entscheidungsfreiheit behalten." Paul nickte sinnend. Er freute sich, trotz seiner zwiespältigen Gefühle darauf, die Mädchen kennenzulernen und mit einem davon eine Nacht zu verbringen, in der seine geheimste Phantasie vielleicht erfüllt werden würde. Denn wenn er ganz ehrlich war, beherrschten ihn diese Träume, dieses Verlangen schon seit vielen Jahren. Er war verheiratet, ja, hatte drei Kinder, auch das, aber wenn er mit seiner Frau intim wurde, ermöglichte ihm nur der Gedanke an seine Wünsche den Vollzug der ehelichen Pflichten. Kurz entschlossen zog er sich seine Jacke über und nahm die Brieftasche an sich. Harold klopfte ihm jovial auf die Schulter. "Ich habe mir erlaubt, eine Arabeah zu bestellen, selbstverständlich sind sie eingeladen." Paul machte Anstalten Harold einen Teil des Fahrgeldes aufzudrängen, aber der blieb bei seinem Entschluß, die Kutschfahrt zu bezahlen. So begaben sie sich die Treppe hinab, durch die Eingangshalle des Hotels, hinaus auf die Straße, wo eine Arabeah auf sie wartete. Das Gefährt war zwar schon einige Jahre alt, doch sehr geräumig. Die Sitzflächen waren mit Leder bezogen, das aber an vielen Stellen bereits abgewetzt oder zerfetzt war. Außerdem entströmte den Leder ein scharfer Schweißgeruch. Vor der Kutsche waren zwei Schimmel gespannt, deren Schwänze mit Henna gefärbt waren. Sie stiegen ein, und die Fahrt begann. Im gemächlichen Tempo ging es an Eselkarren, schimpfenden Straßenhändlern, Wasserverkäufern, Tagedieben, Bettlern, Prostituierten und Blumen- und Obstverkäufern vorbei, die ihre Waren lauthals anpriesen. Paul betrachtete gleichermaßen fasziniert und abgestoßen das hektische Treiben, sah das Elend, das er so gerne behoben hätte, bemerkte die kleinen Gaunereien und Täuschungen, sah einen Erdbeerverkäufer der seine Ware jedesmal kurz in den Mund nahm, um eine leuchtend rote Farbe zu erzeugen, und eine Touristin die kurz darauf eine Schale erwarb. Doch all das waren nur kurze Eindrücke, die bald verblaßten, als sie die Stadt hinter sich ließen und auf das etwas außerhalb gelegene Villenviertel zusteuerten. Harold entlohnte den Kutscher, der sich wortreich für das Trinkgeld bedankte, und wies ihn an, sich gegen Mitternacht wieder hier einzufinden. Dann ging er mit Paul auf das in einem prächtigen Garten gelegene Haus zu. Die Tür bestand aus massivem Holz und Harold mußte sich gehörig anstrengen, als er den Türklopfer betätigte. Eine Klappe wurde zur Seite geschoben und sie wurden von einem Augenpaar mißtrauisch gemustert. "Harold Winslow und Paul Martin. Madame Zairah erwartet uns bereits." verkündete Harold selbstbewußt. Daraufhin wurde ein schwerer Riegel zurückgezogen und die Tür öffnete sich. Ein dicklicher Mann in Pluderhosen und traditioneller Tracht bedeutete ihnen einzutreten und führte sie, nachdem er die massive Tür wieder verriegelt hatte, einen dunklen Flur entlang. "Das ist Achmed, Madame Zairah hat ihm hier ein Zuhause gegeben. Man hat ihn als kleinen Jungen kastriert. Eine wirklich schlimme Geschichte. Er ist Madame Zairahs rechte Hand und sorgt dafür, das Zairah und die Mädchen sicher sind. Er vergöttert sie und würde sein Leben für sie geben. Soviel ich gehört habe, ist er ein sehr begabter Musiker, doch leider spielt er nicht vor Publikum." Pauls Magen krampfte sich zusammen, als er vom Schicksal des jungen Mannes hörte. Er wußte zwar über die unmenschlichen Praktiken im Orient Bescheid, wo man Jungen kastrierte, und sie als Haremswächter einsetzte, ja manchen von ihnen sogar die Zunge abschnitt, damit sie den Mädchen keine orale Befriedigung gewähren konnten, doch als er jetzt Achmed so vor sich gehen sah, bemitleidete er den jungen Mann, dessen Fettleibigkeit ein Resultat seiner Entmannung war. Wieder einmal zweifelte er am Zivilisationsstand der menschlichen Rasse, angesichts solcher Greueltaten. Sie kamen in eine geräumige Halle deren Mittelpunkt ein üppiger Springbrunnen mit Zierfischen bildete. Ringsherum waren kleine Tische und Sitzgelegenheiten drapiert, auf denen sich verführerische junge Mädchen räkelten. Einige Gäste saßen in den Nischen und tranken Cocktails und Whiskey, die ihnen zwei aufmerksame, nubische Kellner servierten. Im Hintergrund spielte ein weißhaariger Mann auf einem Flügel europäisch inspirierte Musik Eine kleine, fast unscheinbare Frau in blaue Seidengewänder gehüllt, kam langsam auf sie zu. Ihre Gesichtszüge drückten eine gewisse aristokratische Vornehmheit aus und ihr Äußeres war trotz ihres fortgeschrittenen Alters perfekt gepflegt und die weißen Strähnen in ihrem ansonsten langen schwarzen Haaren, unterstrichen noch ihre natürliche Eleganz. Sie trug wenig Schmuck, nur eine goldene Kette, deren Anhänger Paul zu seinem Erstaunen als eine Darstellung der Isis erkannte. Sie reichte den Männern nacheinander die Hand, die sie höflich mit einem Handkuß begrüßten. "Ich freue mich außerordentlich sie in meinem bescheidenen Haus begrüßen zu dürfen, mein lieber Mister Martin. Ihr Mitarbeiter Mister Winslow hat mir schon viel über sie erzählt und ich freue mich behaupten zu können, das viele Mitglieder ihres Expeditionsteams in meinen Räumlichkeiten bereits Entspannung und Sinnenfreude genießen durften." Paul war angenehm überrascht wie kultiviert sie sich ausdrückte. Ihr Englisch war nahezu perfekt. Kein Vergleich mit dem schmutzigen Rotlichtviertel der Stadt. Langsam entspannte er sich. Seine Befürchtungen, hier in eine Lasterhöhle geführt zu werden, schienen sich glücklicherweise nicht zu bestätigen. Anderenfalls hätte er auch sofort das Etablissement verlassen. Obszönitäten und sprachliche Entgleisungen, die Menschen zu bloßen Objekten reduzierten, widerten ihn an und erzeugten körperliches Unbehagen bei ihm. Madame Zairah bot ihnen Champagner in fein geschliffenen Kristallgläsern an und er nickte anerkennend zu dem guten Jahrgang und der idealen Temperatur. Madame Zairah registrierte lächelnd seine Überraschung. "So geht es vielen, mein lieber Mister Martin. Was man ansonsten von Alexandria kennt sind dunkle Gassen, Greueltaten, Mädchen die zur Prostitution gezwungen werden, Unrat, widerliche Dinge, Gewalt und Grausamkeiten. All das werden sie in meinem Haus nicht finden. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Mädchen ein Zuhause zu geben, die auf der Straße gelandet sind, die ihren Körper unter den schlimmsten Bedingungen für einige Piaster verkaufen müssen. Ihnen gebe ich bei mir ein Obdach. Sie erhalten saubere Kleider, geregelte Mahlzeiten, eine Schulbildung, auf die ich großen Wert lege, ich erkläre ihnen die Maßnahmen zur Verhütung, sorge für ihren späteren Werdegang, all das gegen einen geringen Anteil am Verdienst der Mädchen. Den Rest können sie behalten und frei darüber verfügen. Die meisten jedoch sind darauf bedacht, das Geld zu sparen, für ihre spätere Aussteuer oder für ihre Kinder, damit die es später einmal besser haben. Aber selbstverständlich ist und bleibt dieses Etablissement ein Bordell. Ich finde nichts Schlimmes daran, wenn die Mädchen, intimen Kontakt mit Männern, oder was auch vorkommt, mit Frauen, haben, wenn sie es selbst wollen. Viele haben unter den unwürdigsten Bedingungen auf der Straße gearbeitet, und haben unter Zwang Fertigkeiten erlernt, die sie hier einsetzen können, um Geld zu verdienen, und zwar aus eigenem, freien Willen. Jedes Mädchen, das ich von der Straße hole, und das nicht mehr in diesem Gewerbe arbeiten möchte, vermittle ich als Dienstmädchen oder suche ihr eine andere Arbeit, damit sie ihre Familie unterstützen kann. Ich versichere ihnen, jedes meiner Mädchen hat wirklich Spaß daran. Nicht jede ist für alle Spielarten der Liebe zu begeistern, aber ich bin sicher, das wir all ihre Wünsche erfüllen können." "Das klingt, als ob Sie eine Heilige wären", meinte Paul verblüfft. Dieser Satz brachte Madame Zairah zum Lachen. Zu einem herzhaften, fröhlichen Lachen. "O nein, mein Lieber. Ganz und gar nicht. Ich bin Geschäftsfrau. Doch die Mädchen sind mein Kapital, und je wohler sie sich fühlen, um so mehr verdiene ich an ihnen, und sie an Kunden wie Ihnen. Würden Sie für ein verdrecktes, ungebildetes Mädchen genauso viel Geld ausgeben wie für ein sauberes, gebildetes?" Paul schaute nachdenklich über die Mädchen und schüttelte verneinend den Kopf. "Sehen Sie", sagte Madame Zairah mit einem feinen Lächeln. "Die Mädchen profitieren davon, ihr Geld nicht mehr auf der Straße verdienen zu müssen, und ich profitiere davon, daß sie alle hübsch aussehen, sauber sind und keine Krankheiten haben, die Sie sich auf der Straße ohne weiteres jederzeit einfangen könnten, und daß sie höflich und kultiviert sind. Neben all ihren anderen Fertigkeiten, natürlich. Doch die sind wie gesagt nicht nur mein Verdienst. Das Leben auf der Straße hat sie -" Madame Zairah wurde von Harold unterbrochen, der freudig aufschreiend aufgestanden war und mit einem breiten Grinsen im Gesicht die Arme ausbreitete. Ein junges Mädchen mit langem dunklen Haar hatte den Saal betreten und lief jauchzend auf ihn zu. Sie sprang ihm in die Arme und er wirbelte sie voller Glückseligkeit herum. Dann setzte er sie ab und stellte sie Paul vor. "Das ist Neferi ! Mein Juwel, mein Augenstern, das Mädchen, mit dem ich in den letzten Wochen fast jeden Abend verbracht habe, obwohl das meine gesamten Ersparnisse verschlungen hat. Aber sagen sie selbst Paul, ist das nicht wahrlich ein Prachtmädchen ?" Harold zog dem jungen Mädchen das Gewand auseinander, wobei er ihren kindlichen Körper den Blicken aller aussetzte. Das Mädchen störte sich nicht daran. Im Gegenteil: Paul bemerkte, wie die Kleine sich stolz umschaute; stolz darauf, daß Harold von allen Mädchen sie ausgesucht hatte. Sie ging ganz offensichtlich nach anderen Werten als die europäischen Mädchen in ihrem Alter, die bei einer derartigen Vorführung vor Scham wohl in den Boden versunken wären. Harold indes schaute nicht weniger stolz zu Paul, während er ihm Neferis kindlichen Körper präsentierte. "Ist das nichts, mein Bester? Können sie bei diesem Anblick der Jugend, der Unschuld, können sie da in der Tat noch einen Gedanken an ihre Frau hegen? Oder reizt es sie nicht bis in die letzte Faser, diesen Körper ihr eigen zu nennen? Mit ihm zu verschmelzen, wie sie es noch nie erfahren haben ? Mit all den versteckten Trieben? Wer kann bei diesem Anblick überhaupt noch denken? Ich nicht." Er ließ den Stoff los, drehte das Mädchen ein wenig unsanft an der Schulter herum und gab ihr einen spielerischen Schlag auf den Po. Anschließend zog er ihre hübschen Hinterbacken auseinander, und starrte einige Sekunden lang versonnen auf die kleine, gerunzelte Stelle, die sich seinen Blicken darbot; in Gedanken schon mit dem Mädchen im Bett. Schließlich riß er sich von diesem sehr erregenden Anblick los und gab dem Kind einen weiteren Klaps auf den Po, der das Mädchen zu einem Kichern verleitete. Anscheinend kannte sie die burschikose Art von Harold Winslow bereits sehr gut. "Ab mit dir, mein Engel. Ich möchte jetzt nichts weiter, als mit Dir im Bett alle Freuden des Orients und des Okzidents zu genießen. Ach Paul!" Er drehte sich wieder zu seinem Begleiter, der nicht wußte, ob er sich über Harolds ungezügeltes, schamloses Verhalten aufregen oder am Anblick des süßen, leicht bekleideten Kindes erregen sollte, das kichernd in Richtung einer prunkvollen Holztreppe davoneilte. "Reden sie mit Madame Zairah. Wie ausgefallen ihre Wünsche auch sein mögen, sie weiß jemanden, der sie ihnen erfüllen wird Paul." Er gluckste. "Ganz bestimmt. Wir sehen uns später." Mit diesen Worten drehte er sich zu dem Mädchen um, das reglos am Fuß der Treppe stand und auf ihn wartete. Er holte Luft und machte ein grimmiges Gesicht; gleichzeitig streckte er die Hände aus, als wollte er sie fangen, und stürzte auf sie zu. Das Mädchen schrie hell auf und rannte lachend die Treppe hoch. Nur noch mit Madame Zairah allein am Tisch, überkam ihn plötzlich eine altvertraute Unsicherheit, die ihn immer anhand einer neuen, unbekannten Situation heim suchte. Zairah schien sein Zögern zu bemerken und legte begütigend ihre Hand auf seine, die leicht zitterte. "Aber, aber Mister Martin. Sagen sie mir einfach was sie möchten. Dann kann ich ihnen sagen ob wir ein Mädchen in unserem Haus haben, das Spaß an der von ihnen gewünschten Spielart hat. Wenn nicht, nun dann können sie noch immer ganz einfach die Gesellschaft eines Mädchen genießen, ohne ihre spezielle Neigung auszuleben, oder aber sie können zurück zu ihrem Hotel fahren. Allerdings bin ich ziemlich sicher, das wir für sie das Passende finden werden." So bestärkt, begann Paul stockend von seinen geheimsten Gedanken zu berichten. Es fiel ihm sichtlich schwer, doch der aufmunternde, verständnisvolle Blick von Madame Zairah half ihm, sein anfängliches Stottern zu überwinden und bald schon sprudelten die Sätze nur so aus ihm hervor. All das, was sich seit Jahren in ihm angestaut hatte. Detailliert beschrieb er seine Träume, was er sich immer und immer wieder ausgemalt hatte. Madame Zairah schien davon nicht im Mindesten erstaunt oder angewidert zu sein. Vielmehr nickte sie begütigend und lächelte ihn an. Dann wandte sie sich zum hinteren Teil des großen Saals. Ihre Stimme ertönte glockenhell, trotz der Musik im Hintergrund. "Serami ! Komm her mein Schatz !" Paul verschlug es die Sprache, als das Mädchen, welches von Zariah Serami genannt worden war, aus dem hinteren Teil der großen Halle nach vorne zu ihnen eilte. Die Kleine war eine reine Augenweide. Etwa zwölf, wie er schätzte, verfügte sie über einen knabenhaft schlanken Körper, mit eben erwachenden, sprießenden Brüsten. Ihre Arme und Beine, die aus dem fast durchsichtigen, weißen Kleidchen schauten, waren sehr schlank, ihre schwarzen Haare, die lang und lockig über die Schultern fielen, schimmerten in dem gedämpften Licht. Ein seidiger Glanz lag darauf, ein Effekt, der ihn bezauberte. Ihre dunklen Augen sahen ihn erwartungsvoll an. "Einen schönen guten Abend, Serami", begrüßte Paul das Mädchen und gab ihr einen vollendeten Handkuß. Das Mädchen neigte lächelnd den Kopf. "Guten Abend", sagte sie mit einer hellen, weichen Stimme. "Möchten Sie etwas zu trinken?" "Später." Er ließ seine Augen über ihren Körper wandern, in dem Bewußtsein, ihn in wenigen Minuten ganz nackt bewundern zu können. "Hinterher." Madame Zairah nickte verständig lächelnd. "Ich sehe sie haben ihre Wahl bereits getroffen. Geh zur Treppe Serami. Ich regle mit dem Herrn nur noch das Geschäftliche." Das Mädchen schien fast durch den Raum zu schweben, als es davon eilte, um auf ihn an der Treppe zu warten. "Serami ist wirklich ein ganz besonderes Mädchen. Sie hat viel durchgemacht, doch ihre Natürlichkeit nicht verloren. Ich habe selten ein so wißbegieriges, fröhliches und dabei für ihr Alter erstaunlich sinnenfrohes Kind gesehen, das sehr viel Spaß an allen Spielarten der Sexualität hat." Madame Zairah bedeutete ihm, sich zu Achmed zu begeben, der an der Bar am Ende des Saals stand, um dort zu bezahlen. Derweil würde sie Serami genau davon in Kenntnis setzen, was Paul wünsche. Paul erhob sich und ging ein wenig verkrampft zu Achmed, der ihn aber lächelnd begrüßte und ihm mit seiner unverbindlichen Plauderei viel von der Scheu nahm. Offensichtlich hatte sich Achmed mit seinem Schicksal arrangiert und hier bei Madame Zairah ein neues Zuhause gefunden. Paul bezahlte die geforderte Summe und ging dann zu Serami hinüber zur Treppe, während Madame Zairah, ihm zunickend, durch den Saal ging, um mit einigen Gästen an den Tischen zu plaudern. Paul war ganz aufgeregt und hatte eine trockene Kehle und die Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, als er Serami die Treppe hinauf in die oberen Stockwerke folgte, wo sie mit ihm ein Zimmer betrat, das zwar klein, aber dafür wirklich hübsch eingerichtet war. Weiche Teppiche bedeckten den Boden, ein breites Messingbett nahm den größten Teil des Raumes ein, ein Waschtisch, ein Spiegel darüber, eine Kommode, und eine Flasche Champagner in einem Sektkühler sowie zwei Gläser, die allesamt auf der Kommode standen. Paul schloß die Tür, während Serami sich neben das Bett stellte und ihn erwartungsvoll ansah. "Du weißt, was ich will?" fragte Paul mit rauher Stimme. Serami nickte. "Madame Zairah hat es mir erzählt." Sie schlüpfte aus ihrem Kleid, legte es über das Bettgestell und schaute dann wieder zu Paul. "Zieh dich aus, Du Schwein." Ansatzlos verfiel sie in die Rolle, die er sich von ihr erwünscht hatte und für die er sein Geld bezahlt hatte. Seine ganz geheime Phantasie, die er seit so vielen Jahren immer weiter perfektioniert hatte. Die seine Gedanken erfüllte, wann immer er mit seiner Frau schlief, ja die der einzige Grund war, aus dem er mit seiner Frau schlafen konnte, aus dem er einen Steifen bekam. Ein niedliches kleines Mädchen das ihn dominierte, das ihm zeigte wie verdorben und verabscheuenswürdig er wäre und das ihn verbal erniedrigte und ihm dennoch am Ende all seine abartigen Wünsche erfüllte, die ihm doch ganz natürlich erschienen. Paul atmete erregt ein, als er dies hörte. Er riß sich fast die Kleidung vom Leib, von dem Mädchen aufmerksam beobachtet. "Du perverses Stück Dreck", sagte sie, während er sich auszog. "Wie kann ein Mann nur so verkommen sein?" Ihr Englisch war wirklich überraschend gut, selbst solch schwierige Ausdrücke schien sie mühelos zu beherrschen. Pauls Glied wuchs sehr schnell. Er warf sich auf das Bett, die Beine weit gespreizt. Das Mädchen setzte sich auf seinen Bauch, das Gesicht zu ihm gewandt. Pauls Hände fuhren zu ihren winzigen, gerade erkennbaren Brüsten. Er massierte sie, rieb daran, seine Finger erkundeten gierig ihre Knospen. Zitternd sah er, wie die Brustwarzen des Mädchens hart wurden. Eine noch stärkere Welle der Erregung durchflutete ihn und ließ seinen Schwanz noch härter werden. "Du bist so verkommen!" flüsterte das Mädchen. "Du solltest lieber im Müll schlafen anstatt in einem Bett." Paul stöhnte erregt auf. "Red weiter!" "Du bist so eine perverse Sau." Sie rutschte höher, saß nun auf seiner Brust. Seine Finger gingen zu ihrer völlig haarlosen Scheide, betasteten sie, öffneten sie, drangen ein. Er fühlte eine leichte Feuchtigkeit, Unschuld, Vollkommenheit. "Jeder normale Mensch würde sich schämen, an diese Dinge nur zu denken, und du tust sie? Man müßte dich öffentlich foltern und steinigen." "O ja!" Er zog das Mädchen erregt am Po an sich heran. Ihre Scheide war nun fast über seinem Mund. "Auf dich zu pissen ist noch viel zu gut für dich", flüsterte das Kind. "Selbst auf dich zu scheißen wäre Verschwendung. Meine Scheiße ist viel mehr wert als du!" Paul wimmerte. "Tu es! Bitte!" Das Mädchen lächelte grausam. "Nein. Du bist es nicht wert." Pauls Glied begann, zu zucken. "Doch! Zeig mir, wie wenig ich wert bin. Piß auf mich!" "Du bist selber nur Auswurf", flüsterte das Mädchen, und im gleichen Moment schoß der Urin aus ihrer Scheide. Der heiße, goldene Strahl traf Paul mitten ins Gesicht. Der Mann fing an, zu weinen. Er drückte sein Gesicht in ihre Scheide, in den Urin, rieb es hin und her, stöhnte wie kurz vor dem Orgasmus, schleckte mit der Zunge durch ihren Schlitz, trank den goldenen Saft und hielt das Mädchen an den Hüften fest, damit es nicht aufhörte. "So etwas Widerliches wie Du ist mir noch nicht begegnet", wisperte das Mädchen. "Du würdest wohl alles tun, nur um mal kräftig zu spritzen, was?" Paul nickte schnell, während er die letzten Tropfen ihres Urins aus ihr saugte und dann ihre Scheide ausleckte. Das Mädchen schloß erregt die Augen. Einen Moment später machte sie sich los, drehte sich auf ihm, saß nun mit dem Rücken zu ihm, rutschte zu seinem Unterleib, nahm sein Glied und führte es langsam ein. Paul stöhnte laut, als er den heißen, nassen Kanal betrat, der sich eng um sein Glied legte. "Jetzt!" flüsterte er. "Mach es jetzt, Serami!" Sie schaute ihn über ihre Schulter hinweg an, die dunklen Augen ausdruckslos, tiefe dunkle Seen, deren Grund er nicht erkennen konnte und die doch eine Abscheu und Verachtung ausdrückten, ganz wie es ihre Rolle verlangte, was seine Lust nur noch mehr anstachelte. "Du bist es nicht wert, Paul." "Doch!" wimmerte er und schob sein Glied ganz in sie. "Doch, Serami!" "Nein." "Bitte!" Er begann, sie zu ficken. Sie blieb reglos und ruhig auf ihm sitzen. "Du sollst leiden!" sagte sie leise, und für einen winzigen Moment vermeinte er Haß in ihrer Stimme zu erkennen, doch die Erregung lies ihn den Gedanken daran sofort wieder vergessen. "So wie alle unter Dir zu leiden hatten. Alle die Mädchen denen du so etwas angetan hast." Es war egal das es solche Mädchen nicht gegeben hatte, er konnte ihr nicht sagen, das sie die Erste war, nicht so kurz vor dem Ausleben seines geheimsten Traumes. Paul wurde schneller, doch die Erfüllung näherte sich nicht. "Bitte!" winselte er. "Tu es!" Das Kind schaute ihn lange an, erhöhte seine Qualen dadurch noch mehr. Paul begann wieder, zu weinen. "Bitte!" flehte er das Mädchen unter Tränen an, während sein Glied heftig in ihrer kindlichen Scheide arbeitete. "Bitte, Serami! Zeig mir, daß ich nur Dreck bin!" "Du bist der letzte Dreck!" flüsterte sie voller Haß, und im gleichen Moment öffnete sich ihr After. Paul schrie vor Lust, als sich die heiße, dunkle Masse auf seinen Bauch legte. Er fickte das Kind wie rasend, drückte ihren Hintern in ihre Ausscheidung, spürte wie es sich auf seiner Haut verteilte, und kam gewaltig. Sein Glied sprengte das Kind fast, als es seinen Samen nach draußen ließ. Serami tobte auf ihm herum, rieb ihren festen Po gegen seinen Bauch, drückte sich mit aller Kraft an ihn, bis er verausgabt seine Hände sinken ließ und schwer atmend im Bett lag. "Du versautes Stück Dreck!" zischte das Mädchen leise, während sie sich umdrehte. "Du solltest die Scheiße von Schweinen fressen!" "Ohhh!" Trotz seiner Schwäche warf Paul das Mädchen herum, auf den Bauch, und vergrub sein Gesicht in ihrem dreckigen Hintern. Sein Glied wuchs wieder, als er das Kind sauber leckte, als er ihre kotbeschmierten Backen sah, den ihn erregenden Duft einatmete und den bittersüßen Geschmack auskostete, der ihm fast den Verstand raubte. Er war gerade damit fertig, als sich ihr After erneut öffnete. Paul konnte es nicht fassen, so voller Glückseligkeit, trunken im Taumel seiner Lust, als er seinen Mund auf die kleine Öffnung legte und mit aller Kraft saugte. Er nahm ein kleines Stück, genoß den Geschmack auf der Zunge, legte sich im höchsten Maße erregt über das kleine Mädchen, das die Beine anzog, dabei die Pobacken mit den Händen öffnend und setzte sein Glied an, um gleich darauf tief in sie einzudringen, an jener hinteren Pforte, die ihm bisher stets verschlossen geblieben war, bei den wenigen Frauen, mit denen er bisher geschlafen hatte. "Du fickst Scheiße?" höhnte sie. "Mann, Du bist ja noch ärmer dran als ich dachte. Sag bloß, es gefällt Dir, Deinen Schwanz in meine Scheiße zu stecken!" "OHHHH!" Paul stieß sein Glied bis zum Heft in ihren zwölfjährigen Hintern und fickte sie, daß ihm der Schweiß über die Stirn lief. Das Mädchen beschimpfte und verhöhnte ihn fortwährend, bis er vor Lust tatsächlich winselte und seinen restlichen Samen in ihren Darm schoß. Dann fiel er schwer atmend auf sie und schnappte nach Luft, während sein Glied immer kleiner wurde und schließlich aus ihr heraus rutschte. Ächzend fiel er auf die Seite. Serami drehte sich zu ihm, nahm sein weiches Glied in die Hand und lächelte ihn an. Sie wechselte ohne erkennbaren Übergang erneut die Rolle. "Hat es Ihnen gefallen?" Paul nickte erschöpft. "Es war das beste Erlebnis seit vielen Jahren, Serami. Du bist wirklich wunderbar. Ich bin das erste Mal seit langer Zeit zweimal gekommen." Das Mädchen drückte sich geschmeichelt an ihn und spielte sanft mit seinem Glied, das jedoch weich blieb. Paul rang nach Luft, versuchte verzweifelt das eben Erlebte festzuhalten, sich diese Momente tief in sein Gedächtnis einzuprägen. Etwas so Wunderbares, Einzigartiges hatte er noch nie erlebt. Einige Minuten später hatte Paul sich soweit erholt, daß er aufstehen konnte. Er zog sich an, während sich Serami schnell wusch, wobei Paul zärtlich ihren kindlichen Körper betrachtete. Dann setzte sie sich nackt auf seinen Schoß. "Jetzt etwas trinken?" fragte sie erneut. "O ja!" lächelte Paul, der seine Finger leicht auf ihre blanke Scheide legte. "Jetzt könnte ich etwas vertragen." "Ich bringe Ihnen etwas." Sie sprang auf und füllte zwei Gläser mit dem herrlich kühlen Champagner. Paul nahm das Glas dankbar an und trank es - ganz gegen seine Gewohnheit - auf einen Zug aus. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Gierig ließ er die perlende Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen. Das Mädchen nippte nur an ihrem Glas und stellte es dann weg. "Macht keinen guten Eindruck, wenn ich betrunken bin", kicherte sie. "Madame Zairah sagt immer ich soll nur einen ganz kleinen Fingerhut trinken. Sie mag es nicht, wenn wir Mädchen schon Alkohol trinken. Sie achtet auf unsere Gesundheit." Paul drückte sie lächelnd. "Das verstehe ich. Serami, hat es dir -" Er brach ab; sein Gesicht verzog sich überrascht. Dann schlug er plötzlich die Hände vor den Bauch und beugte sich wie unter Magenschmerzen vor. Das Mädchen beobachtete ihn ausdruckslos. Nach einigen Sekunden war der Krampf vorbei. Paul sank gegen die Lehne, um sich abzustützen. Schweißperlen traten auf seine Stirn und irgendwie schien das Zimmer sich immer schneller zu drehen. Merkwürdige farbige Kreise erschienen vor seinen Augen, er verlor seine Orientierung, alles wurde fließend und taumelnd fiel er auf das Bett. Kurz darauf verlor er das Bewußtsein. Serami sah ihn prüfend an. Sie fühlte seinen Puls und zog ihm die Augenlider hoch. Da alles zu ihrer Zufriedenheit schien, verließ sie das Zimmer und kehrte kurz darauf mit Madame Zairah, Achmed und einer tief verschleierten Frau wieder. Madame Zairah war die ganze Situation sichtlich unangenehm, sie betrachtete fast verstört den wie leblos daliegenden Engländer. Die Verschleierte wandte sich an das Mädchen. "Serami, Du wirst die Befragung leiten. Er ist an Dich gewöhnt und wird auf den Klang deiner Stimme reagieren. Es wäre gefährlich wenn er eine ihm fremden Stimme zu deutlich wahrnehmen würde." Ihre Worte waren befehlsgewohnt und sie sprach flüsternd, aber doch wohlakzentuiert. Madame Zairahs Miene und ihre Haltung zeigten deutlich, das sie Angst vor der Unbekannten hatte. Obwohl sie dem Orden seit vielen Jahren angehörte, hatte sie doch nie zuvor mit der Hohepriesterin Kontakt gehabt. Die Geschichten die man sich hinter vorgehaltener Hand von der Macht der obersten Priesterin der Isis erzählte, waren mehr als dazu angetan, bei Madame Zairah Angst und Unbehagen zu wecken, zumal ihre Aufgaben bisher lediglich im Übermitteln von Informationen über die Kunden ihres Etablissements bestanden hatten. Jetzt aber war sie direkt involviert und ihr eigentlich gutmütiger Charakter ließ sie ein wenig daran zweifeln, ob es richtig war, so mit dem Engländer zu verfahren. Doch eigentlich hatte sie keine Wahl, wie sie nur zu genau wußte. Das Geld mit dessen Hilfe sie das Bordell errichtet hatte, stammte vom Orden und nicht wie alle Welt glaubte von ihrem Mann, der in Wahrheit nicht mehr als ein armseliger Säufer und Spieler gewesen war. Nein, sie mußte gehorchen, einerseits weil ihre gesamte Existenz davon abhing, andererseits, weil die Hohepriesterin sie mit ihrer Macht so sehr einschüchterte, das sie, obwohl sie dem Orden angehörte, kreidebleich war, und vor Angst ein wenig zitterte. Die Aura dieser verhüllten Frau war einfach atemberaubend und übermächtig. Die Verschleierte wandte sich ihr zu. "Schickt euren Sekretär aus dem Zimmer, auch eure Dienste werden nicht mehr gebraucht." Zairah erbleichte, doch sie gehorchte. Sie war es nicht gewohnt, das man so mit ihr sprach, doch anscheinend war die Macht der Verschleierten immens, das selbst Zairah sich augenblicklich ihren Befehlen unterordnete. Als die Beiden das Zimmer verlassen hatten, reichte die Verschleierte Serami ein Blatt Papier. "Du kannst lesen ?" Die Verschleierte flüsterte noch immer. "Ja, Herrin." antwortete Serami ebenso leise. "Madame Zairah läßt uns im Lesen und Schreiben unterrichten." "Gut. Stell ihm am Anfang einige leichte Fragen über seine Familie, seinen Namen, seine Herkunft. Dann stellst Du nach und nach die Fragen die auf dem Zettel stehen. Wir müssen uns beeilen, die Wirkung der Wahrheitsdroge hält nicht sehr lange an. Er hat nur eine geringe Dosis bekommen, mehr hätte vielleicht sein Gedächtnis geschädigt. Es ist eine sehr alte Droge aus den Reichen jenseits der großen Sandwüste. So kostbar das ein Tropfen Dein Gewicht in Gold wert ist. Also sei klug Serami und entlocke ihm die Antworten, die ich wissen muß." Serami schluckte aufgeregt und nickte. Sie war sich der großen Ehre bewußt, sie war von einer wahrhaft mächtigen Frau auserwählt worden, ihr zu Diensten zu sein, einer Frau, vor der sogar Madame Zairah Angst hatte. "Er ist ansprechbar Serami. Auch wenn es so aussieht als ob er schläft. Er kann Deine Stimme hören wenn Du ganz laut und deutlich sprichst." Serami ging einige Schritte auf das Bett zu und stellte sich neben Paul. Die Verschleierte ging auf die andere Seite des Bettes, um sich kein Wort entgehen zu lassen. "Paul?" fragte das Mädchen mit zitternder Stimme. Sie räusperte sich und dann klang ihre Stimme fester. "Wie ist Dein vollständiger Name ?" "Paul Ebenezer Martin", erwiderte der Mann mit seltsam tonlos klingender Stimme. Als ob ein Geist antworten würde. Serami überlief ein Frösteln. Die verschleierte Dame mußte wirklich über gewaltige Macht verfügen. "Wie alt bist Du Paul ?" "Zweiundfünfzig." "Bist Du verheiratet Paul ?" "Ja." "Wie heißt Deine Frau ?" "Annabell." "Habt Ihr Kinder, Paul ?" "Ja drei. Stuart, der Älteste, dann Victoria und der kleine Paul." "Wo arbeitest Du ?" "In Alexandria." Das Mädchen verzog das Gesicht. Sie war sich bewußt, das sie einen Schnitzer gemacht hatte. Das Wahrheitsserum ermöglichte zwar ehrliche Antworten, aber wenn sie die Fragen falsch stellte, würde die verschleierte Dame nur belanglose Antworten erhalten, die zwar ganz den Tatsachen entsprächen, aber völlig ohne Bedeutung für sie waren. Und irgendwie war sich Serami ganz sicher, das sie auf keinen Fall erleben wollte, wie es wäre, wenn die Verschleierte zornig werden würde. Sie versuchte es erneut. "In wessen Auftrag ?" "Im Auftrag des Britischen Museums." Das war schon besser, das klang vielversprechend. "Was führt Dich hier nach Alexandria ? Was genau ist hier deine Arbeit?" "Ich soll antike Gegenstände aufspüren, Skulpturen, Texte, Grabbeigaben, Informationen über Gräber, Wertgegenstände." Serami sah auf das Blatt Papier. Sie verstand zwar nicht genau, um was es hier eigentlich ging, aber sie gab sich alle nur erdenkliche Mühe. "Weißt Du was Aphros ist ?" "Ja, der Schaum des Samens des Kronos, aus dem Aphrodite erwuchs." Serami hatte nie etwas davon gehört, aber sie gab sich Mühe die fremden Wörter so genau wie möglich auszusprechen, die auf dem Zettel standen. "Wer ist Pasiphaessa ?" "Das ist einer der Namen der Aphrodite, der Göttin der Liebe." Das war auch auf dem Zettel vermerkt. Serami ging deshalb, ermutigt, zur nächsten Frage über. "Hast Du jemals vom kestos himas gehört ?" "Ja, der Zaubergürtel der Aphrodite." Bei diesem Satz bewegte sich Paul unruhig auf dem Lager. Schnell fragte Serami weiter. "Hast Du in letzter Zeit davon gehört ?" "Ja, in einigen alten Texten ist etwas über seinen Verbleib aufgezeichnet. Cleopatra gelangte auf Zypern, dem Hauptheiligtum der Aphrodite in den Besitz des Gürtels. Die Macht dieses Gürtels ist unermeßlich und Cleopatra war kurz davor mit seiner Hilfe das Ägyptische Reich zu unermeßlicher Größe auszudehnen, ehe der Gürtel auf wundersame Weise entschwand." Serami machte weiter. Im Verlauf der nächsten Viertelstunde entlockte sie Paul immer mehr Details. Staunend hörte sie von geheimen Kulten, der Zaubermacht des Gürtels, der jeder Trägerin unermeßliche Macht über Männer und Frauen verlieh, von einem Orden der Aphrodite und von geheimnisvollen Portalen, welche in alten Texten die Paul gefunden hatte, erwähnt wurden. Das Mädchen war völlig verwirrt von der Fülle an Informationen. Die Verschleierte war noch näher herangekommen, um sich auch nicht ein einziges der von Paul geflüsterten Worte entgegen zu lassen. Dann hatte sie alle Fragen, die auf dem Papier verzeichnet waren, gestellt. Erschöpft hörte sie auf. Die Verschleierte nickte zufrieden. Sie bedeutete Serami mit zur Tür zu kommen. "Das war sehr gut meine Kleine. Wirklich gut. Du hast eine seltene Begabung." Sie überlegte einen Moment, während Serami sie ängstlich ansah. "Da Du nun so eine Menge weißt, kann ich Dich ja wohl unmöglich hierlassen." Noch ehe Serami antworten konnte, ging die Verschleierte zur Tür und rief nach Madame Zairah, die mit Achmed einige Augenblicke später das Zimmer betrat. "Was hier geschehen ist, wird niemand je erfahren. Noch niemand hat es überlebt, der sein Schweigen gebrochen hat. Es gab Menschen, die ich bereits mit dem Blick meiner Augen versteinert habe." sagte sie mit Grabesstimme. Madame Zairah erbleichte und auch Achmed stand die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben. "Das Mädchen da werde ich mitnehmen, ich erkenne eine große Begabung in ihr." Ohne eine Antwort zu erwarten übergab die Verschleierte Zairah ein prallgefülltes Geldsäckchen, die es mit einem Blick größten Kummers an sich nahm. Ganz offensichtlich war ihr Serami sehr ans Herz gewachsen. "Das sollte Euch für Euren Verlust mehr als entschädigen. Laßt den Fremden noch etwas schlafen, aber bleibt bei ihm. Er wird in der nächsten halben Stunde aufwachen. Laßt ihn zusammen mit seinem Freund gehen, aber dann wißt Ihr was zu tun ist. Ich erwarte keine mißliebigen Zwischenfälle. Ansonsten werdet Ihr meinen Zorn verspüren und ich lasse Euch doch noch zu Stein erstarren." Serami wußte gar nicht wie ihr geschah. Seit sie zwei Jahren von Madame Zairah aus den Händen eines brutalen Zuhälters gerettet worden war, hatte sie dieses Haus als ihr Zuhause angesehen, und es viel ihr schwer sich von ihren Freunden zu trennen. Madame Zairah mußte mit sich kämpfen, um nicht in Tränen auszubrechen, und selbst Achmed, schluchzte verhalten. Nun würde sie mit dieser geheimnisvollen Verschleierten irgendwohin gehen. Sie hatte Angst und fühlte gleichzeitig eine merkwürdige Neugier. Die Worte des Mannes, der Paul hieß, hatten ihr Interesse geweckt. Sie war sich sicher, das sie mehr über diesen mysteriösen Gürtel erfahren würde, wenn sie mit der Verschleierten ging. So holte sie schnell ihre Habe, die aus einigen Kleidern und etwas Schmuck bestand, umarmte Madame Zairah, die ihr das Säckchen mit dem Geld zuschob, gab Achmed einen Kuß, und der kräftige Riese drückte sie an sich und Tränen der Rührung flossen ihm über die Wangen. Dann folgte sie der Dame, die auf sie gewartet hatte, zu einer prunkvollen Sänfte, die vor der Villa stand und in die Serami auf Wunsch der Frau zusammen mit ihr einstieg. Daraufhin hoben die Träger die Sänfte an und setzten sich in Bewegung.
Einige Zeit später erwachte Paul aus seiner Trance und sah sich verwirrt um. "Sie haben etwas geschlafen", sagte Madame Zairah beruhigend lächelnd. "Es war wohl ziemlich anstrengend." "Das war es." Pauls Gesicht verzog sich verzückt, als er an die Momente mit Serami dachte. "Es war aber auch äußerst befriedigend für mich. Äußerst befriedigend." Er stand vorsichtig auf und bewegte Arme und Beine, bis er die Kontrolle über seinen Körper zurück hatte. "Es war hervorragend", flüsterte Paul mit merkwürdig krächzender Stimme. "Aber wo ist denn Serami ? Ich würde mich gerne von ihr verabschieden und sie fragen ob ich wiederkommen darf." Madame Zairah schritt auf ihn zu und beeilte sich ihn zu beruhigen. "Serami hat sich zurückgezogen. Es ist schon fast Mitternacht. Es ist nicht gut, wenn die Mädchen zu lange aufbleiben. Aber sie hat mir gesagt, das es auch ihr großes Vergnügen bereitet hat, und sie sich freuen würde, wenn sie demnächst mal wieder hierher kommen würden." Paul gab sich mit diesen Worten zufrieden und richtete vor dem Spiegel seine Kleider, nachdem er sich mit etwas Wasser aus der Waschschüssel das Gesicht benetzt hatte. Dann folgte er Madame Zairah hinab in die Halle, wo ein glückselig strahlender Harold Winslow seiner harrte. Man mußte kein Hellseher sein, um bereits an den funkelnden Augen von Harold zu sehen, das er in den Armen Neferis unvergleichliche Stunden verbracht hatte. Von Achmed begleitet, verließen sie das Haus, nicht ohne sich noch einmal bei Madame Zairah zu bedanken und ihr zu versprechen, schnellstmöglich wiederzukehren. Die Arabeah wartete bereits auf sie und so fuhren sie zurück nach Alexandria, Beide glücklich ihren Gedanken nachhängend, zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um miteinander zu reden. Vor dem Hotel angekommen, bezahlte diesmal Paul den Kutscher, trotz der energischen Proteste von Harold, der dann todmüde ins Hotel wankte, nachdem Paul ihm gesagt hatte, er wolle noch ein wenig in der Dunkelheit spazieren gehen. Langsam schlenderte er durch die fast menschenleeren Straßen und bemerkte dabei nicht die drei dunklen Gestalten, die ihm wie auf Katzenpfoten geräuschlos folgten. Das Erlebnis des heutigen Abends ging ihm noch immer im Kopf herum. Er durchlebte wieder und immer wieder die Momente der höchsten Lust mit der kleinen Serami. So hörte er auch nicht die sich hastig nähernden Schritte, als er sich schon ziemlich weit vom Hotel entfernt hatte, und das Einzige was er noch verspürte, war ein heftiger Schlag auf den Kopf, ehe er in eine bleierne Schwärze stürzte und besinnungslos zusammenbrach.
Als er wieder wach wurde, fand er sich in einer Zelle wieder. Es gab keine Fenster und das einzige Licht, kam von einer langsam erlöschenden Fackel in einer Wandhalterung. Er brauchte einige Zeit ehe er wieder völlig zur Besinnung kam und sich an die Ereignisse bei Madame Zairah und am Hotel erinnerte. Er war mit schweren Ketten an den Hand- und Fußgelenken gefesselt und lehnte zusammen gekrümmt an den kalten, feuchten Fels, aus dem die Wände seines Gefängnisses bestanden. Plötzlich öffnete sich die Tür und er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als Serami, begleitet von einer in kostbare Gewänder gehüllten, tiefverschleierten Frau, den Raum betrat. Serami hatte sich völlig verändert. Sie trug jetzt prunkvolle Kleider, Geschmeide zierte ihren Hals und ihre Arme. Sie strahlte eine königliche Würde aus. "Serami ? Was machst Du denn hier ? Wo bin ich ? Was ist los ?" Bevor Serami etwas sagen konnte, kam ihr die Verschleierte zuvor. "Schweig Elender. Diesmal ist es kein Spiel. Diesmal wirst Du Deine Strafe hier in den Verliesen der Isis abbüßen. Wage es nicht noch einmal Deine Worte an eine Priesterin der Isis zu richten." Die Verschleierte funkelte ihn wütend an, ihre Stimme klang wutverzerrt. Serami indessen stand stumm daneben, nur in ihren Augen spiegelte sich ein heftiger Kampf wieder. Mitleid durchströmte sie, doch andererseits fühlte sie auch die unglaublichen Möglichkeiten, die sich ihr eröffneten, denn die Gewänder waren erst der Anfang. Die Verschleierte hatte ihr gesagt, das sie eine Begabung in sich hätte, eine Begabung, die ihr den Rang einer Hohepriesterin verleihen würde, wenn die Verschleierte dereinst ihre Reise ins Reich der Toten antreten würde. Darum verschloß sie jetzt ihr Herz und versuchte den Ausdruck tiefen Schmerzes im Gesicht des Engländers zu ignorieren. In seinen Augen leuchtete etwas, das sie für Liebe hielt, Liebe die sie nie in ihrem Leben zuvor gespürt hatte. Doch sie wußte auch, das sie diesem Gefühl nicht nachgeben durfte. Sie war zu Höherem bestimmt. Paul erschauerte. Der Isis - Kult. Schlagartig wurde ihm alles klar. "Oh Gott, nein, das darf nicht wahr sein !" Die Verschleierte sah ihn triumphierend an. "Wir haben alles was wir brauchen von Dir erfahren. Unter dem Einfluß einer Wahrheitsdroge hast Du alles berichtet, was wissenswert für uns war. Denk immer an das Beisammensein mit Serami im Hause von Madame Zairah. Laß es diesen Gedanken sein, die Dir die Qualen Deines Todes versüßt." Mit diesen Worten gingen die die Verschleierte und Serami wieder und ließen ihn allein. Aus Pauls Kehle entrang sich ein gellender Schrei der Verzweiflung, als er im letzten Licht der erlöschenden Fackeln die Schlangen aus den Öffnungen in den Wänden in seine Zelle gleiten sah.
Es sollten fast hundert Jahre vergehen, ehe das Rätsel um das Verschwinden von Paul Martin gelöst wurde. Ein Rätsel das in direktem Zusammenhang mit dem geheimnisvollen Gürtel der Aphrodite stand, einem magischen Artefakt, dessen Besitz unvorstellbare Macht bedeutete. Und es würde an einem jungen Mädchen sein, die Welt vor dem schrecklichen Übel zu bewahren, damit der Gürtel nicht in falsche Hände gelänge. Auf Laura Crofft wartete eine Bewährungsprobe, deren Ausgang über das Schicksal der ganzen Menschheit entscheiden würde. - - - - - - - - - - -
Kapitel 1
Lausanne, Schweiz; 1994
Das Eliteinternat, malerisch gelegen, umrahmt von den Schweizer Bergen, summte wie jeden Morgen voller Aktivität. Die hier wohnenden, etwa 140 Mädchen im Alter von zehn bis sechzehn Jahren, die hier eine hervorragende Erziehung und Ausbildung genossen, stürmten der Reihe nach und unter vielem Reden und Lachen den Duschraum, standen nackt vor den Duschen, unter denen sich schon andere Mädchen wuschen, trieben sie an, wenn es zu lange dauerte, verwickelten sich in Ringkämpfe, wenn die Aufforderungen zu frech wurden, bespritzten sich gegenseitig mit warmen - und manchmal auch kaltem - Wasser und hatten trotz der nach außen gewalttätig aussehenden Kämpfe einen Riesenspaß, denn den Mädchen gefiel es, nackt miteinander zu ringen. Jede Stelle anzufassen, ohne daß die zuschauenden Mädchen mißtrauisch wurden. Nackte Brüste an ebenso nackte Brüste zu pressen. Das Wasser und die Seife dazwischen zu teilen. In langen Haaren zu wühlen und so zu tun, als würden sie daran ziehen. Den Mund auf die Wange zu legen und vorgeben, die andere zu beißen. Alle hatten ihren Spaß; nur nicht die elfjährige Laura Crofft. Sie wollte etwas anderes als dieses Internat, das hier war ganz und gar nicht die Welt, die sie sich vorstellte. Das zierlich aussehende Mädchen verfügte trotz ihres schmalen Körpers über eine Energie, die jeden außer ihr überraschte. Ihr langes, dunkelbraunes Haar trug sie meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihre braunen Augen schauten mißmutig in die Welt. Noch immer hatte sie es ihren Eltern nicht verziehen, auf dieses Internat geschickt zu werden, auch wenn sie zugeben mußte, daß es hier sehr schön war. Sie kam in allen Fächern glänzend mit, jedoch waren Geschichte, Sport und Literatur ihre Favoriten. Trotz ihrer elf Jahre konnte sie sich außer in Englisch - ihrer Muttersprache - auch schon in Französisch und Deutsch unterhalten. Nicht fließend, aber so, daß sie sich verständlich machen konnte. Woher das kam, wußte Laura selbst nicht zu sagen; Sprachen flogen ihr eben zu, so wie anderen andere Talente. Deshalb war sie auch froh darüber das sie nun endlich seit einigen Monaten auch Latein und Altgriechisch als Unterrichtsfächer hatte. Das war eine wichtige Ergänzung für ihre wahre Leidenschaft - die Geschichte. Die Vergangenheit. Stunde um Stunde hockte sie in ihrem Zimmer oder im Park des Internats, verschlang Buch um Buch, tauchte in längst Vergangenes ein und ließ es vor ihrem inneren Augen zu neuem Leben erwachen, litt mit den Helden der Antike, kämpfte im Geiste vor Troja, weshalb sie es Heinrich Schliemann noch heute übelnahm, das er Troja schon im 19. Jahrhundert gefunden hatte, forschte mit den Entdeckern der Neuzeit, nahm teil an den atemberaubenden Fahrten eines Christopher Kolumbus oder eines Vasco da Gama, begleitete Marco Polo auf seine Reise in das Reich der Mongolen und wünschte sich nichts sehnlicher als ein ähnlich aufregendes Leben in nicht allzu ferner Zukunft selbst führen zu können. Auf keinen Fall jedoch ein so langweiliges und reglementiertes Leben wie in diesem Internat, wo außer der großen Bibliothek nichts wirklich Interessantes zu finden war. Darum war sie auch so wütend auf ihre Eltern. Warum nur hatte man sie ausgerechnet hierher geschickt. Die Schweiz - was sollte es denn da Aufregendes geben ? Hatte es je große Schweizer Abenteurer gegeben ? Nun gut der Wilhelm Tell, aber das war eher ein Kunstschütze. Sie erinnerte sich noch genau an den Abend im Arbeitszimmer ihres Vaters, des dreiundzwanzigsten Earls of Dunnbrooke, der sie zu sich gerufen hatte, gleich nach ihrem Ausritt, der mal wieder viel länger gedauert hatte, als man es ihr erlaubt hatte. Verschwitzt und zerzaust war sie wie ein Wirbelwind in das Zimmer gestürmt und gleich am Blick ihres ansonsten sehr nachgiebigen Vaters erkannt, dass man ihr etwas sehr Wichtiges mitzuteilen hatte. Das es eine Verbannung ans Ende der Welt war, damit hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie mochte Schweizer Schokolade, aber ein Schweizer Internat ? Da half es auch nichts, das ihr Vater ihr berichtete, was für ein nobles und elitäres Haus diese Schule sei. Viele der berühmtesten Adelsfamilien des Landes würden ihre Töchter auf diese Schule schicken. Na und ? Was kümmerte sie das ? Sie wollte ihre Freiheit, wollte jeden Tag ausreiten, Sprachen lernen, sich in die Geschichte und ihre Bücherwelt versenken, weiterhin ihren Ballettunterricht nehmen, ihre Unterrichtsstunden in asiatischen Kampfsportarten. All das wollte man ihr nehmen und sie in ein Internat in die Schweiz stecken ? Sie verstand die Welt nicht mehr und stürmte wütend aus dem Zimmer. Doch es half alles nichts. Selbst ihre Mutter war der Meinung, das eine solche Schule das Beste für sie sei. Also mußte sie sich fügen, und flog mit einem unbändigen Groll auf ihre Eltern in dieses Internat. Ihre schulischen Leistungen waren erstklassig und widerwillig mußte sie zugeben, das sie sich hier viel intensiver mit all dem beschäftigen konnte, was sie wirklich interessierte. Trotzdem fühlte sie sich einsam und haßte die Atmosphäre in diesem Haus. Der Tagesablauf war genau eingeteilt, für alles gab es Vorschriften und Regeln, zwei Worte, die Laura überhaupt nicht leiden konnte. Seufzend wich sie zwei Mädchen aus, die kichernd und ringend auf dem Boden lagen, suchte sich eine freie Dusche und drehte das Wasser an. Sie schob den Duschkopf so weit herunter, bis der Strahl ihren Hals erreichte, dann steckte sie den Pferdeschwanz hoch und trat in den Strahl. Sie schloß die Augen, und sofort waren die Erinnerungen wieder da. Sie sah sich in Gedanken auf dem kleinen Privatflugplatz stehen, ihre Eltern verkrampft umarmend und dann in die Maschine steigen, die sie, mit Zwischenstop in Paris, direkt hierher in dieses Gefängnis, wie sie es selbst nannte, brachte. Sie hatte sich so ausgestoßen gefühlt, so verraten von ihrer eigenen Familie. Niemand hatte ihre Wünsche auch nur in Betracht gezogen. Die meisten adligen Töchter besuchten das Internat also mußte auch die Tochter des Earls of Dunnbrooke auf diese Schule. Punktum. Schluß. Da gab es keine Diskussionen, keine Argumente, keine Tränen, die das verhindert hätten, obwohl sie all diese Dinge reichlich benutzt hatte, um doch noch ihrem Schicksal zu entrinnen in die Schweiz verbannt zu werden. Eine Stimme riß sie aus ihrer Wut, die sich langsam aufbaute. "Guten Morgen, Laura!" Laura öffnete die Augen und sah Helena, ein 13jähriges Mädchen aus Griechenland vor sich stehen. Sofort besserte sich Lauras Laune. Allein schon die überdeutliche Aussprache und das gestelzte Verwenden der korrekten Begrüßung ließen sie lächeln. Kein Mensch sagte hier so übertrieben "Guten Morgen.", meistens begnügte man sich mit einem knappen "Morgen.", oder, wenn man noch zu müde zum Sprechen war, nickte man einfach mit dem Kopf. Wie immer trug Helena, deren Körper schon recht weit entwickelt war für ihr Alter, ihr Amulett; eine knapp sechs Zentimeter große Scheibe aus Gold, auf der dermaßen verschlungene Symbole zu sehen waren, daß der Verstand es nicht mehr erfassen konnte, besonders nicht am frühen Morgen im Duschraum. Das Amulett trug Helena an einer feinen Kette aus Gold. "Morgen, Helena. Hast es doch noch geschafft, aus den Federn zu kommen?" "So gerade eben!" Helena gähnte herzhaft, worauf beide Mädchen lachen mußten. Helena war Lauras einzige Freundin im Internat. Sie fühlte sich zu dem älteren Mädchen hingezogen, so wie Helena zu ihr, doch das hatte mit Liebe oder sonstigen Gefühlen nichts zu tun, denn mit solchen Gefühlen war Laura eigentlich noch nie richtig in Berührung gekommen. Sie war zwar belesen genug, um aus manchen Textstellen in Büchern zu schließen, worin das Geheimnis zwischen Mann und Frau bestand, doch eigentlich hatte sie bisher noch keinen großen Wert darauf gelegt, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Es war eher so, daß die Mädchen spürten, daß ihr Leben in irgendeiner Form miteinander verknüpft waren. Sie spürten es nicht bewußt, eher unbewußt, doch das tat der Freundschaft keinen Abbruch. "Rutsch mal", forderte Helena das jüngere Mädchen auf. "Sind alle belegt." "Dann steh früher auf", grinste Laura, während sie einen kleinen Schritt zur Seite machte. Helena stellte sich zu ihr, den Blick auf die Dusche neben ihnen gerichtet. "Wenn ich doch auch schon so aussehen würde!" flüsterte sie neidisch. Laura schaute an Helena vorbei und fand Daphne, ein 15jähriges Mädchen aus Frankreich, die gerade voller Aufmerksamkeit ihre prächtigen, festen Brüste einseifte. "Kommt schon noch." Laura schaute an sich herunter und fand - nichts. Kein Anzeichen dafür, daß sie mal eine Frau werden würde. "Hoffe ich wenigstens." "Ich auch." Helena zuckte verlegen grinsend mit den Schultern, obwohl man bei ihr schon deutlich mehr sah, und begann, sich einzuseifen. "Willst du jetzt doch wieder ein Mädchen sein?" "Das wollte ich immer!" erwiderte Laura heftig. "Ich will nur nicht bei dieser bescheuerten Theatersache die blöde Tochter des Bürgermeisters spielen. Nur weil die Rektorin selbst mal diesen schwülstigen Erguß in ihrer Jugendzeit verfaßt hat, muß jedes Jahr eine Klasse dieses Stück aufführen. Das ganze Stück ist totaler Schund, und meine Rolle ist das Hinterletzte. 'Amalie'! Allein der Name ist eine Zumutung. Diese Amalie ist doch dumm wie eine abgenutzte Zahnbürste!" "Dann paßt die Rolle doch perfekt für dich", grinste Helena. Im nächsten Moment hatte sie Laura buchstäblich am Hals: die Elfjährige hatte sie angesprungen, sich mit den Beinen in ihrem Rücken verhakt und ihre Hände an Helenas Hals gelegt. Die braunen Augen funkelten Helena wütend an. "Hmm!" grinste Helena. "Wird's jetzt gemütlich?" Sie senkte den Kopf und schaute zwischen Lauras Armen hindurch auf deren Scheide, die gegen ihren Bauch drückte. "Noch ein blöder Spruch", fauchte Laura, "und ich reiß dich in Stücke! Du hast gut reden; du spielst ja den Mann, den ich mal heiraten soll. Das wollte ich spielen!" "Ich weiß. Laß mich mal lieber los, sonst müssen wir wirklich noch heiraten." Wütend stellte sich Laura wieder auf die Füße. "Ich kann doch auch nichts dazu", entschuldigte sich Helena. "Das wurde ausgelost, wie du weißt." "Ausgelost! Ha! Reingelegt wurde ich! Todsicher! Weißt du, wie viele Röllchen noch im Hut waren, als ich an der Reihe war, eins zu ziehen? Eins. Genau ein einziges. Das hat unsere Lehrerin absichtlich gemacht. Jede Wette! Und dann war das Röllchen auch noch viel kürzer als die anderen, damit es ja ganz nach unten rutscht und für mich übrig bleibt. Warum sonst stand ich als Letzte in der Reihe? Garantiert wieder so eine" - sie verändert die Stimme zu einem ironischen Ton - "pädagogische Maßnahme!" Wütend schiebt sie die Unterlippe nach vorne und schmollt. Und dann soll ich dich auch noch küssen!" Laura überging die Entschuldigung Helenas; dafür war sie viel zu aufgebracht. "Auf der Bühne! Bäh!" "Wird schon klappen. Soll ich dir den Rücken waschen?" Laura nickte brummig und drehte sich um. Helena nahm die Seife und fuhr damit über Lauras schmalen Rücken. "Du bist wie ein Strohhalm", wunderte sich Helena. "Und hast trotzdem eine unglaubliche Kraft. Wie kommt das?" Laura seufzte laut. "Wenn du in Biologie besser aufgepaßt hättest, wüßtest du, daß nicht die Körpergröße, sondern die Zusammensetzung der Muskelfasern entscheidend ist. Der chemische Aufbau und die Struktur." "Klappe!" kicherte Helena und wischte ihr mit der seifigen Hand von hinten kurz durch das Gesicht. Woraufhin sich Laura die Dusche schnappte und Helena erst einmal gründlich einweichte...
* * *
Am frühen Nachmittag stand die Theaterprobe auf dem Terminplan der beiden Mädchen. Sauer bis obenhin zog sich Laura die "Bauerntracht" über, wie sie das Kleid bezeichnete, das man ihr als Kostüm ausgesucht hatte, während Helena in Hemd und Hose schlüpfte. Als Laura sie so angezogen sah, mit den kurzen schwarzen Haaren, dem energischen, strengen Gesicht, dem weiten Hemd, das ihren Busen verdeckte und der ebenso weiten Hose, platzte sie beinahe vor Wut. sie selbst steckte in einem Dirndl, das natürlich wegen ihrer nicht vorhandenen Brust einfach lächerlich aussah, und als sie sich dann auch noch die Polster in das Dirndl packte, um wenigstens so zu tun, als hätte sie einen Busen, war es ganz aus. Helena hatte volle fünf Minuten zu tun, um Laura wieder zu beruhigen. Wieder kamen die Erinnerungen an die erste Kostümprobe hoch, wo alle Mädchen gelacht hatten, als sie in dem Kleid auf der Bühne erschien, mit tiefen Ausschnitt, in dem keine Brüste verführerisch bebten. Am liebsten wäre sie Daphne angesprungen, die in dem Stück ihre Mutter zu spielen hatte, mit einem Busen der fast das Mieder zu sprengen schien und deren Dekolleté einfach atemberaubend war. Lauras Stimmung war dahin. Mürrisch ging sie mit Helena auf die Bühne und leierte ihren Text herunter, bis es der Lehrerin reichte. Sie brach die gesamte Probe ab, ermahnte Laura in strengen, gesetzten Worten, sich mehr Mühe zu geben, und schickte die Mädchen dann auf ihre Zimmer. Sie gingen jedoch nicht dort hin, sondern in den Park, der in der Sommerzeit, die gerade angebrochen war, in voller Blüte stand. Sie durchquerten den Park und betraten den Wald dahinter, bis der Park hinter den Bäumen verschwunden war. Helena setzte sich schweigend unter einen mächtigen Baum. Laura ließ sich neben ihr auf den Boden fallen, klatschte den weiten Rock ihres Dirndls mißmutig auf den Boden, stieß die Luft aus und schmollte. Helena ließ sie erst einmal etwas Dampf ablassen, dann drehte sie sich zu ihr. "Wir müssen das üben", sagte sie leise, jedoch sehr ernst. "Anders schaffen wir das nicht, Laura. In drei Wochen ist die Aufführung. Wir müssen da durch." "Ich weiß!" jammerte Laura. "Aber ich komme mir so doof vor!" "Du bist eine Schauspielerin", meinte Helena. "Du mußt dich selbst vergessen und so tun, als wärst du jemand völlig anderer." "Schaffst du das denn?" Laura sah ihre Freundin an und erhaschte einen merkwürdigen Blick von Helena, der sogleich wieder verschwand. Helena lächelte. "Deswegen sagte ich ja, wir müssen das üben. Komm mal her." Laura rutschte näher an Helena heran, die so tat, als stände sie mit Laura auf der Bühne. "Mein Herz verlangt nach dir", sagte sie leise, als wäre sie ein Mann, der seiner Angebeteten eine Liebeserklärung macht. "Mein Leben verlangt nach dir. Du bist die Erfüllung meiner Sehnsüchte." Laura schlüpfte ebenfalls in ihre Rolle und sah Helena tief in die Augen. "Ich bin nur eine arme Bürgerstochter", erwiderte sie. "Ich kann euch doch nichts bieten. Ihr ein Edelmann so kühn und stolz." "Du kannst mir sehr viel bieten, Amalie. Dein Lachen, deine Stimme, deine Schönheit." Helena legte ihre Hände an Lauras Wangen. Ihr Mund öffnete sich leicht, als sie ihren Kopf näher zu Laura brachte. Lauras Herz schlug schneller, als sie erkannte, daß Helena sie tatsächlich küssen wollte. Und dann geschah es. Helenas Mund legte sich ganz leicht, sehr sanft und zärtlich, auf ihre Lippen. Laura erschauerte, als sie die Zärtlichkeit in Helenas Kuß spürte. Automatisch schlang sie ihre Arme um Helenas Hals. Helena zog ihren Kopf zurück. "So geht das", flüsterte sie. "Noch mal ganz von vorne?" Laura nickte atemlos. Die Mädchen standen auf und stellten sich hin. Dann lief Laura vor Helena weg, die gleich hinter ihr her rannte und sie am Arm fest hielt. "Amalie! Warum fliehst du mich?" "Weil mein Schicksal ein anderes ist als das eurige", erwiderte Laura traurig. "Es gibt nichts, was uns verbindet." "Nichts? So wenig kennst du mich, Amalie? So wenig kennst du von meinen Gefühlen für dich? Mein Herz verlangt nach dir. Mein Leben verlangt nach dir. Du bist die Erfüllung meiner Sehnsüchte." "Ich bin nur eine arme Bürgerstochter. Ich kann euch doch nichts bieten. Ihr ein Edelmann so kühn und stolz." "Du kannst mir sehr viel bieten, Amalie. Dein Lachen, deine Stimme, deine Schönheit." Sie griff nach Lauras Wangen, und einen Moment später küßten sie sich wieder, nur dieses Mal im Stehen.
Kairo, Ägypten; 1994
Einige Kilometer nordöstlich von Kairo lag eine kleine, versteckte Oase, fernab der Touristenpfade, die neben den Einheimischen nur wenigen Europäern bekannt war. Der malerische Palmenhain, der kleine Süßwassersee, die armseligen Hütten, all das gaukelte dem Betrachter ein Bild idyllischen Friedens vor. Doch auf Greg Martin wirkte die Oase wie ein Gefängnis, genauso wie das ganze Land, das er nur zu gern verlassen hätte, doch dazu mangelte es ihm schlicht und einfach am nötigen Geld. Er hatte Ägypten so oft bereist, das er es fast wie seine Westentasche kannte, weshalb er sich auch hier, fernab der Großstadt niedergelassen hatte, in die er doch immer wieder zurückkehrte, um alle möglichen Arbeiten anzunehmen, vom Kameltreiber bis hin zum Fremdenführer, wobei er zwischen diesen beiden Beschäftigungen keinen großen Unterschied sah. Er haßte diese fetten, schwitzenden Touristen, die ihn von oben herab behandelten, alles breit trampelten und für die wahren Naturschönheiten kaum einen Blick hatten. Greg Martin war erst Anfang Vierzig, doch eigentlich, so schien es ihm - und den wenigen Menschen, die ihn näher kannten - war sein Leben längst vorbei und er schleppte nur noch eine nutzlose Hülle durch den Wüstensand, die vergessen hatte, zu sterben. Sein Körper trug viele Spuren tätlicher Auseinandersetzungen, sein linkes Knie war nach einem äußerst brutalen Kampf stark angegriffen und er war, ob der Schmerzen in den Alkohol geflüchtet, auch um sich nicht der Realität seines Daseins stellen zu müssen. Mit wievielen Träumen war er damals nach Ägypten gekommen. Zuerst nur um Land und Leute kennenzulernen, denn das Land der Pharaonen hatte ihn schon immer fasziniert, dann immer mehr von einem Wunsch beseelt, mehr über das Schicksal seines im Jahre 1906 verschollenen Urgroßvaters herauszufinden, eines, wie er fand, beeindruckenden Mannes, dessen Fundstücke aus Ägypten die elterliche Wohnung schmückten, und mit denen Greg aufgewachsen war. Seit Jahrzehnten war das Rätsel um das plötzliche Verschwinden von Paul Martin immer wieder Anlaß für Spekulationen in der Familie. Die beiden Weltkriege und die schwere Nachkriegszeit jedoch hatten verhindert, das sich weder sein Großvater, noch sein Vater auf den Weg nach Ägypten machen konnten, obwohl sie gemeinsam eine Menge unrealistischer, ja verrückter Pläne entworfen hatten, wie man den Vermißten in Ägypten aufspüren könnte. So war es an ihm, ausgestattet mit einem unbändigen Forscherdrang und angefüllt mit dem Wissen der besten Universitäten Englands, an denen er Archäologie studiert hatte, sich aufzumachen, um in Ägypten nach Spuren von Paul Martin zu suchen, dem ehemaligen Mitarbeiter des Britischen Museums. Mit knapp 27 Jahren, den Kopf voller Ideen und Idealen, hatte er sich nach Alexandria eingeschifft, um dort, vom letzten bekannten Aufenthaltsort aus, das Geheimnis um seinen Urgroßvater zu ergründen. Doch sehr schnell legte sich die Euphorie der ersten Monate und er mußte sich der rauhen Wirklichkeit Ägyptens stellen. Das angeborene Mißtrauen Fremden gegenüber, erschwerte noch seine Nachforschungen. Dazu kamen im Laufe der Monate, die er wie besessen Spuren verfolgte, die buchstäblich im Sande verliefen oder am Schweigen der Einheimischen scheiterten, Wut und Frustration, die sich in Auseinandersetzungen entluden, die manchmal für ihn böse endeten, manchmal auch für die anderen. Private Schicksalsschläge und der Verlust des bescheidenen Familienvermögens ließen ihn dann endgültig in Ägypten stranden und er wurde zu einem Entwurzelten, der sich durch die unberührten Weiten des Landes treiben ließ und fast jede Arbeit annahm, um sich über Wasser zu halten. Nachdem die kleine Karawane, für die er als Kameltreiber gearbeitet hatte, überfallen worden war, und er dem Tode näher als dem Leben, den Wüstensand mit seinem Blut tränkte, hatte ihn Mahmoud gefunden, ein alter Ägypter, der ihn in die Oase geführt hatte, die ihm seitdem zu einer Art Zuhause geworden war, wenn man eine kleine, kärglich möbilierte Hütte, so nennen wollte. Es hatte Monate gedauert, bis er wieder einigermaßen auf dem Posten war. Einen Arzt konnte man sich in diesem entlegenen Teil des Landes nicht leisten und seine Wunden heilten nur schlecht. Eigentlich hatte niemand mit einem Überfall gerechnet, doch auch gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gab es in den Wüstengebieten noch mysteriöse Zwischenfälle und ab und an verschwand eben eine Karawane, das war das Risiko der Händler, egal wie vollmundig Polizei und Militär verkündeten, das sie die Kriminalität im Griff hatten. Da den einfachen Menschen in der Oase keine modernen Schmerzmittel zur Verfügung standen, gaben sie ihm hauptsächlich Alkohol, um seinen Schmerz zu betäuben. Doch neben den Schmerzen konnte Greg so auch seine eigene Mutlosigkeit und Enttäuschung über sein verpfuschtes Leben verdrängen, so dass er nachdem er wieder halbwegs genesen war, nicht mehr auf den Schnaps verzichten wollte, der angenehm scharf in seinen Eingeweiden brannte und mit diesem Schmerz die Schmerzen seiner Seele überdecken konnte. So war er in der Oase geblieben, voller Selbstmitleid, Zweifeln und Resignation. Er machte sich nützlich, unterstützte den alten Mahmoud und kümmerte sich um die Kamele und übernahm Jobs als Fremdenführer in der Umgebung von Kairo. Seine Suche nach seinem Urgroßvater hatte er eigentlich längst schon aufgegeben. Nicht einen Schritt war er der Lösung des Rätsels nähergekommen. Er hatte von einem Isis - Kult gehört, Informationen die er förmlich aus den Männern herausprügeln müßte, mit denen er sprach, von geheimnisvollen Kräften, einem machtvollen Artefakt, doch was all das mit seinem Vorfahren zu tun haben sollte, konnte er einfach nicht in das richtige Verhältnis setzen. Nur durch seine kämpferischen Fertigkeiten war er überhaupt noch am Leben. Seine Nachforschungen in den Rotlichtviertel und in übel beleumdeten Spelunken, hatte ihn viel zu oft in Lebensgefahr gebracht. Doch meistens, wenn er blutüberströmt seinen Gegner niedergerungen hatte, spuckte dieser widerwillig einige Informationen aus, unter dem Eindruck der Schmerzen, die Greg ihm zufügte, doch diese Sätze waren eher dazu angetan, das Rätsel noch größer werden zu lassen. Doch er war noch immer am Leben, was einige seiner Gegner nun wahrlich nicht mehr von sich behaupten konnten. Die harte Schule des Lebens, durch die er gegangen war, hatten ihn geprägt. Er war nicht stolz darauf Menschen getötet zu haben, doch stets waren es Situationen gewesen, in denen es um sein eigenes Leben gegangen war. Trotzdem war er froh, den Alkohol zu haben, den die Gesichter der Getöteten suchten ihn noch heute fast jede Nacht in Albträumen heim. Er fühlte sich ausgebrannt, angefüllt mit Idealen, die ihm heute nur noch hohl vorkamen, deren Bedeutung für sich selbst, er nicht mehr recht verstand. Er war Hinweisen und Spuren gefolgt, die ihn quer durch das ganze Land geführt hatten. Doch erst hier, in dieser abgeschiedenen Oase war ihm bewußt, wie wenig er erreicht hatte. Die Palmen wiegten sich in der sanften Brise, und die Unmengen des heißen Wüstensandes ringsum, schienen ihn zu verhöhnen, in ihrer Allmacht seine vergeblichen Bemühungen zu verspotten. Greg fühlte sich mutlos und verzweifelt. Er griff nach der Flasche Whiskey, die er in Kairo mit seinem letzten Geld erstanden hatte, und trank einen kräftigen Schluck davon. Er setzte die Flasche ab, überlegte es sich jedoch sofort anders und trank einen zweiten und einen dritten Schluck. Das scharfe Feuer, das durch die Speiseröhre bis in den Magen lief, beruhigte und entspannte ihn. Er wollte gleich noch einen vierten und fünften Schluck nehmen, doch eine aufgeregte Stimme hielt ihn davon ab. "Effendi! Effendi!" Greg schaute verärgert auf; er mochte es überhaupt nicht, wenn man ihn beim Trinken störte. Er wollte sich dem süßen Vergessen hingeben, den das Leeren der Flasche versprach und sich nicht mit Dingen beschäftigen, die ihn daran hindern könnten. Der in ein weißes Gewand gehüllte Araberjunge, der aufgeregt auf ihn zu gelaufen kam, wußte das auch, doch offenbar war etwas viel wichtiger als Gregs mögliche Wut. "Imshi ! Imshi !" schrie er die durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Ziegen an, die unter den Palmen Schatten suchten - was nichts anderes hieß als "Weg da !". "Effendi Martin!" rief der Junge erneut, als er sich durch die widerspenstigen Vierbeiner gekämpft hatte und nun über die freie Fläche hetzte. "Ja doch!" fuhr Greg ihn auf Ägyptisch an; eine der vielen Sprachen, die er beherrschte. "Ich bin noch nicht so betrunken, daß ich meinen Namen nicht mehr weiß, du hirnloser Sohn einer vertrockneten Ziege!" Der Junge nahm die Beleidigung nicht weiter übel; offenbar war Greg noch sehr gut gelaunt. Er konnte auch anders fluchen und beleidigen. Doch der Enkel des alten Mahmoud kannte auch eine andere Seite dieses merkwürdigen Europäers. Wenn er mal nicht zu betrunken war, um zu sprechen, dann erzählte der Fremde herrliche Geschichten über Ägypten, sprach von mächtigen Pharaonen und den gewaltigen Pyramiden und den Schätzen die sie bargen. Eigentlich mochte er den Europäer, der so ganz anders war, als die übrigen Männer in der Oase, und der sich anscheinend vorgenommen hatte, sich zu Tode zu trinken. Der Junge kam näher und blieb schließlich atemlos vor Greg stehen. "Ein Brief für Sie, Effendi Martin!" verkündete Abou aufgeregt, während er Greg gleichzeitig einen verschmutzten Umschlag reichte. "Von ganz weit her." "Von ganz weit her ?" Die großzügige Frankierung schien dies zu bestätigen. Greg schluckte die bitteren Worte, bezüglich irgendwelcher Leute die ihm sowieso nur schlechte Nachrichten nachsenden würden, hinunter und riß dem Jungen den Brief aus der Hand. Einen Moment später war er geöffnet, und noch einen Moment später starrte Greg fassungslos auf das weiße Blatt Papier. Der Brief kam von Alistair Crofft, seinem alten Freund aus glücklicheren Tagen, mit dem er zusammen die Schulbank in einem exklusiven Internat gedrückt hatte. Nein, verbesserte sich Greg bewegt; sie waren mehr als Freunde. Sie waren sogar Blutsbrüder, wie sich Greg tiefbewegt erinnerte. Damals im Garten des Internats, wo sie ihren Blutpakt geschlossen hatten, ganz wie die Indianer aus den Schmökern, die heimlich von den Jungs im Internat gelesen wurden. Unverbrüchliche Treue, Hilfe in der Not, Leben für Leben. Das lag alles schon so lange zurück. Mehr als zwanzig Jahre. Er sah es noch wie heute vor sich, ihre ersten gemeinsamen Projekte an der Universität, die Ausgrabungen irgendwo in Deutschland, auf der Suche nach den Legionen des Varus im Teutoburger Wald. Es war lausig kalt gewesen, hatte geregnet und sie hatten nicht eine einzige Scherbe gefunden und doch den größten Spaß ihres Lebens gehabt. Das Bier war kühl und köstlich gewesen - Deutsche verstehen eben was von Bier - und die Mädchen durchaus nicht abgeneigt ein wenig mit zwei jungen Engländern zu flirten. Damals hatte ihnen die Welt offengestanden. Doch dann war Greg nach Ägypten gegangen und hatte nie wieder etwas von Alistair gehört. Was möchte dieser nun nach so vielen Jahren von ihm wollen ? Stirnrunzelnd überflog er den Brief, erkannte hier und da Schlüsselwörter, vor seinen tränennassen Augen. Der Schnaps und die erste Nachricht seit so vielen Jahren aus der alten Heimat hatte ihn rührselig werden lassen. Er zwang sich dazu, sich nicht von seinen Gefühlen übermannen zu lassen und las den Brief schließlich gründlich, ohne auf den Boten zu achten, der neugierig neben ihm stehengeblieben war. Alistair lud ihn ein, nach Schottland zu kommen. Er hätte erst vor kurzem bestimmte Informationen über Gregs Urgroßvater erhalten, die für Greg bestimmt von hohem Interesse wären. Allerdings könne er ihm dies nicht schriftlich mitteilen, sondern müsse ihn dafür persönlich sehen, da die Brisanz dieser Informationen ein Treffen zwingend notwendig machte. Jedoch könne er sich dennoch ruhig Zeit lassen, denn Alistair müßte erst noch zwei, drei Punkte klären. Und ob es Greg möglich und recht wäre, in etwa drei Monaten zu ihm zu kommen...? "Drei Monate!" Greg lachte herzhaft. "Alistair, du alter Stockfisch! Ich weiß nicht einmal, wie ich die nächsten drei Tage überleben soll! Drei Monate!" Er ließ sich gegen die Palme in seinem Rücken fallen und lachte schallend. Der kleine Ägypter lachte mit; wenn Greg so fröhlich war, bestand keine Gefahr mehr. Greg faßte sich schnell wieder. "Woher weißt du, daß ich hier bin?" fragte er den Jungen mißtrauisch. Der versuchte, sich seine Unruhe wegen Gregs Stimmungsumschwung nicht anmerken zu lassen. "Von meinem Großvater. Er wußte das Sie hierher gehen würden, um zu trinken." "Na schön." Greg stand umständlich auf; der Whiskey begann schon zu wirken. "Dein Großvater ist fürwahr ein kluger Mann. Bring mich zu ihm." Gemeinsam mit Abou schritt Greg auf die armseligen Hütten der Oase zu. Mahmoud, der für viele in der Oase so etwas wie der Dorfälteste war, saß vor seiner bescheidenen Unterkunft und rauchte eine alte, ramponierte Wasserpfeife. Schweigend blickte er seinen Enkel und den merkwürdigen Europäer an, dessen Boot das Meer des Lebens in diese gottverlassene Einöde gespült hatte. Er mochte den Mann, den er halbtot in der Wüste gefunden hatte. Vielleicht hatte er ihn damals deshalb nicht liegenlassen, sondern ihn mit hierher gebracht. Abou verneigte sich kurz vor seinem Großvater und machte sich auf zu seiner eigentlichen Aufgabe, dem Ziegenhüten. Greg räusperte sich unbehaglich. "Weißt du eine gute Arbeit für mich? Ich brauche Geld für ein Ticket, um nach Europa zu gelangen. Ich muß wieder in die Heimat." "Keine Jobs mehr." Der Mann breitete bedauernd die Arme aus und sog mit seinem Lippen am Mundstück der Pfeife. "Niemand will Sie, Effendi. Alle haben Angst um ihre Frauen und Möbel. Und die Touristensaison ist so gut wie vorbei." Der Europäer lächelte zynisch. "Wenigstens stimmt die Reihenfolge noch. Obwohl ich eigentlich dachte, das ich schon soweit heruntergekommen bin, das sie nur noch Angst um ihre Möbel haben." Greg setzte sich zu Mahmoud und seufzte tief; in Gedanken schon krampfhaft am Planen, doch alles scheiterte am Geld. Er brauchte Geld. Und das schnell. Oder er gab sich gleich hier und jetzt auf. Was scherte ihn denn ein ominöser Urgroßvater der vor so vielen Jahren in Ägypten verschollen war ? Was interessierte ihn ein geheimnisvoller Kult, mit dem Bekanntschaft zu machen ihm bisher nichts weiter als ein kaputtes Knie und eine selbstzerstörerische Alkoholabhängigkeit eingebracht hatte. Eigentlich brauchte er kein Geld mehr für ein Ticket. Sein Ticket hatte er doch schon in der Hand. Nachdenklich betrachtete er die Flasche Whiskey, die er in der Hand hielt und schaute die goldbraune Flüssigkeit darin an. Sein zerfurchtes, narbiges Gesicht, ungepflegt und mit stoppligem Bart, grinste ihn wie ein höhnischer Dämon als Spiegelbild an. Alistair, du elender Mistkerl, warum mußtest Du ausgerechnet jetzt schreiben ? Ich war schon so gut wie tot. Ich hatte es fast geschafft. Fluchend ließ er die Flasche in den Sand fallen und begann bitterlich zu weinen.
Vor Zypern, Türkei / Griechenland; 1994
Rhett Sinclair schlürfte genüßlich eine saftige Auster, während er interessiert das Geschehen vor sich betrachtete. Er war seit langer Zeit mal wieder hervorragender Laune. Heute morgen hatte ihm sein Finanzbüro in New York die neuesten Börsendaten übermittelt. Wie es aussah würde alles klar gehen mit der feindlichen Übernahme von "Hancock - Systems". Er würde das Unternehmen genüßlich zerpflücken und die Teilbereiche meistbietend wieder abstoßen. Eigentlich hatte es Rhett nicht nötig Geld zu verdienen - als mehrfacher Milliardär hatte er selbst genug davon. Doch er liebte die sportliche Herausforderung. Es war ein Spiel für ihn und nichts war befriedigender als die Macht, die er dadurch erlangte, das er das Spiel beherrschte. Er hatte es zu einer einsamen Perfektion gebracht. "Sinclair - Industries" und die dazugehörigen Tochterfirmen waren Marktführer ihrer jeweiligen Branchen und seine Skrupellosigkeit in der Unternehmensführung, wobei er auch vor brutalen Methoden nicht zurückschreckte, stellte sicher, das diese Position unangetastet blieb. Der Mangel an moralischen Grundsätzen gereichte ihm dabei eher zum Vorteil. Sein Vater hatte im Vietnamkrieg mit illegalen Waffengeschäften den Grundstock für die erste Milliarde der Familie gelegt. Rhett hatte sich rechtzeitig daran erinnert und im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak Saddam Hussein mit dem nötigen militärischen Material ausgestattet - nicht das es Saddam irgend etwas geholfen hätte, doch das war für Rhett nebensächlich. Ihm hatte es die Grabungserlaubnis für Babylon eingebracht, etwas, wofür er sogar seine Großmutter verkauft hätte. Die Leidenschaft nach Altertümern und wertvollen Gegenständen aus früheren Jahrtausenden war tiefverwurzelt in seiner Familie. Bereits sein Urgroßvater hatte archäologische Expeditionen im Mittelmeerraum durchgeführt und dieses Interesse hatte sich seit Generationen weitervererbt. Bei Rhett war es zur vollen Blüte gelangt, wobei es ihm nicht schwerfiel seine Ziele zu erreichen, denn Bestechungsgelder halfen bekanntlich überall auf der Welt sehr viel weiter, und wenn er eines im Überfluß hatte, dann war das Geld. Es gab viel, was man sich hinter vorgehaltener Hand über Rhett Sinclair erzählte. Es sollte Fälle von Geisteskrankheit in seiner Familie gegeben haben, und wenn man seine Besessenheit in Bezug auf die Archäologie ansah, konnte man leicht zu dem Schluß kommen, das auch Sinclair nichts weiter als wahnsinnig war. Dazu kamen noch seine Skrupellosigkeit, seine sadistischen Neigungen und die völlige Mißachtung anderer Menschen. Für ihn gab es nur Rhett Sinclair - er selbst war der Mittelpunkt des Universums. Die armseligen Kreaturen die ihn umgaben, waren nichts weiter als primitive Wesen die mehr als entbehrlich waren. Oh ja, Rhett Sinclair war wahnsinnig, ohne Zweifel, doch es war ein Wahnsinn der mit Intelligenz gepaart war - und es gab nichts, was gefährlicher war. Nun hier auf seiner prunkvollen 30 - Meter Yacht, die in einer abgelegenen Bucht Zyperns vor Anker lag und sich sanft auf dem kristallklaren blauen Wasser des Mittelmeers wiegte, war er kurz vor dem Erreichen eines wichtigen Etappenziels. Piers Sinclair, sein legendärer Urgroßvater hatte nicht nur alte Vasen und Scherben hinterlassen, sondern auch das Wissen um eines der größten Geheimnisse der Menschheit. Nun fast neunzig Jahre nach seinem Tod, schickte sich sein Urenkel an, das Geheimnis zu lüften und die Macht, die sich hinter dem Geheimnis verbarg für sich zu nutzen. Eine Macht, deren Allmacht ihn zu einem sterblichen Gott machen würde. Ein Ziel, für das Rhett Sinclair bereit war alles zu geben und jede Moral und jedes Ehrgefühl über Bord zu werfen. Gewissen war ein Ballast, den Rhett nicht mit sich herumschleppte. Wenn er, um den Gürtel der Aphrodite in den Händen halten zu können, über Leichen würde gehen müssen, dann würde er davor nicht zurückschrecken. Es gab Menschen die Rhett für einen Psychopaten hielten, einen Wahnsinnigen, der keine Seele und ein Herz aus Stein hatte. Er selbst machte sich darüber keine Gedanken. Es war ihm schlichtweg egal. Zufrieden trank er einen Schluck perfekt temperierten Dom Perignon und genoß die Spiele, die sich vor seinen Augen abspielten. Drei lokale und sehr nackte, kaum 14-Jährige Schönheiten, die nur aufgrund der Tatsache, daß sich die Mädchen in den Ländern am Mittelmeer viel früher entwickelten, älter aussahen, waren vor einer Stunde mit Sinclairs Motorboot an Bord seiner Yacht gebracht worden. Nun waren sie willige Gespielinnen seines besten Mannes, der auf den Spitznamen "Knife" hörte. Knife war ein fast zwei Meter großer Hüne, muskelbepackt und durchtrainiert. Doch Rhett hütete sich in Knife nur einen hirnlosen Leibwächter zu sehen. In diesem Mann schlummerten Talente, die man ihm auf den ersten Blick nicht ansah. Sinclair wußte wenig über den bärenstarken Amerikaner, der seit mehr als zehn Jahren für ihn unverzichtbar war und mittlerweile nicht nur sein Leibwächter sondern auch in geschäftlichen Dingen so etwas wie seine rechte Hand war. Entscheidender jedoch war, das Rhett in Knife jemanden gefunden hatte, dem er fast grenzenlos vertraute. Knife lag momentan auf dem schwankenden Boden der Yacht und sein ansehnliches, steifes Glied ruhte tief in der Scheide eines der Mädchen. Knife war so mit seinem Spitznamen verschmolzen, das er sich fast selbst nicht mehr an seinen eigentlichen Namen erinnerte. Er war in Oklahoma aufgewachsen, hatte schon früh seine sportliche Begabung entdeckt und über gute Leistungen im Football hatte es für ihn per Stipendium gereicht, Zugang zu den angesehensten Universitäten des Landes zu finden. Dort war das Militär auf ihn aufmerksam geworden und Knife war bald schon zu den Navy Seals gewechselt und von dort aus zu noch professionelleren, streng geheimen Eliteeinheiten. Man hatte ihm beigebracht zu töten, lautlos, effizient und unerbittlich. Er war ein Killer, doch keine geistlose Tötungsmaschine, sondern ein Mann, der sogar einen Doktortitel in Geschichte sein eigen nannte und sich intensiv mit Archäologie befaßte. Darüber hinaus besaß er eine geradezu beängstigende Fertigkeit im Umgang mit dem Messer - eben diese Kunst war es auch, die ihm seinen Spitznamen "Knife", das Messer eingebracht hatte. Er hatte nach Beendigung seines Dienstes in der Armee die Welt durchstreift und war bei der geheimnisumwitterten Fremdenlegion gelandet. Dort brachte er es aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit und seines Verstandes, der sich auch in einem überragenden Organisationstalent und in der Planung von Kampfeinsätzen zeigte, sehr schnell in den Offiziersrang. Als er aus der Legion ausschied war er Major und sein Ruf eilte ihm voraus. Bald schon wandten sich viele Geschäftsleute und Geheimdienste hilfesuchend an ihn, wenn es um Tötungsaufträge ging. Er arbeitete immer allein, unabhängig und ohne sich länger als für einen Auftrag zu verpflichten. Er war ein hochpräziser, effektiver Mörder, dessen Kaltblütigkeit selbst in schwierigen Situationen ihn zu einem Meister seines Faches werden ließ. Er tötete für Geld und nicht aus Überzeugung oder weil es ihm Spaß machte. Er war kein blutrünstiger Killer der sinnlos seine Opfer abschlachtete. Er sah seine Tätigkeit als einen Beruf an, für den er intensiv seinen Körper trainierte und dessen Ausübung höchste Anforderungen an Können und Kondition stellte. Es gab gewisse Richtlinien an die er sich bei seinen Aufträgen hielt, bestimmte Persönlichkeiten die er für kein Geld der Welt töten würde. Nicht weil er dazu nicht in der Lage gewesen wäre, sondern weil er realistisch genug war, um einschätzen zu können, das er danach keine ruhige Minute mehr gehabt hätte, weil sämtliche Geheimdienste der Welt ihn jagen würden. Viele Organisationen wollten ihn dauerhaft anwerben, doch hatte er meistens schlagkräftige Argumente für die Anwerber, oder wenn sie trotzdem hartnäckig blieben, sein Messer, mit dem er so kunstvoll arbeitete, das die Auftraggeber ihre Mitarbeiter in kleinen, wasserdichten Päckchen zurückbekamen. Das verschaffte ihm Respekt und so wurde er zu einem weltweit gefragten Mann in einer Wachstumsbranche, auch wenn sich das etwas zynisch anhörte, doch Töten wurde immer mehr zu einem ungeheuer profitablen Geschäft, und Knife schnitt sich ein großes Stück vom Kuchen ab. Ehe er Sinclair kennengelernt hatte, arbeitete er für einen reichen Libanesen, der die Wachen eines bestimmten Hauses in Beirut ausgeschaltet haben wollte, damit seine Männer ungehindert gewisse Gegenstände abtransportieren konnten. Knife erledigte die Arbeit mit gewohnter Präzision, warf jedoch selbst einen Blick auf die Gegenstände, die sich als unermeßlich wertvolle Kunstschätze aus der alttestamentarischen Zeit entpuppten, darunter wertvolle Schriftrollen aus der Anfangszeit des Judentums. Nach all den Jahren gewann hier seine Liebe zu Altertümern wieder die Oberhand. Knife nahm die Kunstschätze an sich und überstellte die anonym dem Museum in Jerusalem, eine Tat, die er sich selbst nicht so recht erklären konnte, die er aber zu keinem Zeitpunkt bereute. Es schien ihm der richtige Zeitpunkt um Auszusteigen - dem Libanesen war es nicht um die Kunstschätze gegangen, er wollte sie meistbietend weiterverkaufen. Doch auf Knife hatte die Erhabenheit der Texte gewirkt, und er wollte seinem Leben eine neue Sinnrichtung geben. Darum hatte er die Schriften ans Museum geschickt und den Libanesen ins Jenseits, um seine Spuren zu verwischen. Er beschloß daraufhin nach Ägypten zu gehen, um sich einen alten Traum seiner Studentenzeit zu erfüllen, und etwas Abstand zu seiner bisherigen Tätigkeit zu gewinnen. Er wollte nicht aufhören, keineswegs, nur fand er, das es Zeit war, ein wenig Urlaub zu nehmen, und sich gleichzeitig mit seiner alten Liebe, der Archäologie zu beschäftigen. Bislang hatte er in Ägypten nur im Auftrag der Fremdenlegion operiert, nun jedoch kam er quasi als Tourist und war sofort gefangen von dem Zauber der Pyramiden und den herrlichen Sonnenuntergängen am Nil. Er besuchte Kairo und das Tal der Könige, ehe es ihn nach Alexandria verschlug, wo er im im dortigen Rotlichtviertel Zeuge eines Überfalls auf einen reichen Engländer wurde. Er konnte bis heute nicht sagen, was ihn dazu getrieben hatte, einzugreifen, doch als er es tat, hatten die vier Ägypter nicht den Hauch einer Chance. Binnen Sekunden hauchten sie ihr Leben in der kleinen abgelegenen Gasse aus. Die ersten Beiden sanken fast gleichzeitig zu Boden, getroffen von den beiden Wurfmessern, die er sich rechts und links um die Unterarme geschnallt hatte. Den Dritten traf ein genau dosierter Schlag gegen den Kehlkopf. Der vierte hielt noch immer seine Baretta in der Hand, doch Knife ließ sich davon nicht im Mindesten einschüchtern. Ein gezielter Fußtritt aus der Drehung ließ die Waffe weit in die Gasse hinein fliegen. Dann zog Knife sein Kampfmesser aus dem Gürtel und stirnrunzelnd sah er, wie sich der Ägypter bepißte. Ohne eine weitere Regung zu zeigen, stieß er ihm das Messer durch zwei Rippen hindurch ins Herz. Die ganze Aktion hatte nicht einmal zwanzig Sekunden gedauert. Knife zog ungerührt seine Messer aus den Toten und reinigte sie an den Gewändern, ehe er sie wieder einsteckte. Der Mann, dem der Überfall gegolten hatte, stand noch immer ungläubig staunend vor ihm, doch es imponierte Knife, das er keinen Augenblick so etwas wie Angst gezeigt hatte. Es stellte sich heraus, das der Engländer niemand anderes als Rhett Sinclair war, ein milliardenschwerer Industrieller, der seine Finger tief im illegalen Waffenhandel hatte. Als der ihm ein Angebot machte, unter dem Eindruck der soeben demonstrierten Fertigkeiten, fortan ausschließlich für ihn zu arbeiten, zögerte Knife keine Sekunde. Er gab seine freiberufliche Tätigkeit endgültig auf und wurde nach und nach zur rechten Hand Sinclairs, eine Position die ihm eine Vielzahl ungeahnter Möglichkeiten gewährte, denn nun konnte er endlich all das, was ihm wichtig war miteinander verknüpfen - seine Fertigkeiten im Töten und seine Liebe zur Archäologie. Desweiteren auch das Ausleben all seiner sexuellen Phantasien. Knife hatte schnell gemerkt, das Sinclair ein Voyeur war, sich daran ergötzte, anderen beim Liebesspiel zuzusehen, ehe er, erregt vom Anblick selbst aktiv wurde. Eine Sache, die Knife nicht störte. Sollte ihm doch dabei zusehen, wer wollte, solange er nur seinen Spaß hatte. Die Kleine, die auf seinem Glied ritt, war wirklich hübsch und er genoß es, wie sie auf seinem Schaft auf und ab glitt. Die beiden anderen Mädchen hockten rechts und links von ihm, und seine Finger waren dabei, sich ihren Weg in die zarten Spalten zu suchen. Er hatte ihnen, ehe sie sich ausgezogen hatten, zugeflüstert, das sie urinieren sollten, und als er den beiden nun zunickte, ließen sie jede einen goldenen Strahl über seine Arme rinnen, etwas was ihn ungeheuer stimulierte und das Mädchen, das auf ihm saß, überrascht aufschreien ließ, denn sein Glied schwoll noch weiter an. Knife wußte, das sein Boss diese Art von Show liebte. Sinclair war davon gleichermaßen abgestoßen wie erregt, doch es waren solche mächtigen Stimulanzien, die er benötigte, um überhaupt noch sexuell aktiv sein zu können. Das linke Mädchen verzog schmerzhaft das Gesicht, als Knife nach und nach seine ganze Hand in ihre junge Scheide zwängte, doch das versprochene Geld ließ sie durch halten. Auch das Mädchen, dessen Vagina seine rechte Hand aufzunehmen hatte, empfand dies nicht als besonders angenehm. Für derartige Abartigkeiten waren beide noch zu jung. Ihrer Meinung nach hatte das mittlere Mädchen das große Los gezogen, denn im Gegensatz zu den mächtigen Pranken des Amerikaners wirkte dessen großer Schwanz direkt winzig. Knifes Geräusche, die er von sich gab, kündigten den nahenden Höhepunkt an. Auch das Mädchen, das auf ihm saß, stöhnte erregt und bewegte sich wild auf ihm. Ihre festen Brüste hüpften rhythmisch auf und ab, genau wie der übrige Körper des Mädchen. Sie verkrampfte sich etwas, als ihr Orgasmus sich ankündigte, denn es war für sie eine ungewohnte Erfahrung in dieser Stellung Sex zu haben und dann auch noch ein so großes Glied in sich zu spüren, das Regionen stimulierte, die von den wesentlich kleineren Geschlechtsteilen der männlichen Dorfbewohner, noch nicht erreicht worden waren. Außerdem hielten die Burschen nie so lange durch wie dieser Mann hier und so war es für sie meistens eine unbefriedigende Angelegenheit, der sie sich unterzog, um zum Lebensunterhalt beizutragen, obwohl die Männer im Dorf nur ein kärgliches Entgelt für diese Dienste entrichteten. Darum waren ihre Freundinnen und sie auch sofort bereit gewesen, zur Yacht dieses reichen Mannes mitzukommen, nachdem man ihnen gesagt hatte, wieviel Geld sie hier verdienen konnten. Das war fast das Jahreseinkommen ihrer gesamten Familie ! Dafür, war sie bereit, auch vor ihren Freundinnen Sex mit dem Mann zu haben, obwohl sie eigentlich eher schüchtern und zurückhaltend war. Knife stöhnte auf und seine Hände zogen sich aus den beiden anderen Mädchen zurück und packten die wippenden Brüste der Kleinen, die auf ihm saß. Machtvoll begann er mit seinem Becken von unten in sie hineinzustoßen und er massierte ihre Brüste hart und sehr intensiv. Er zog sie leicht herunter, so das er mit seinem Mund ihre Brüste erreichen konnte und begann abwechselnd fest an ihren erregten Brustwarzen zu saugen. Sie schrie auf, das Saugen war schmerzhaft und lustvoll zugleich, es war ein völlig neues Erlebnis, das sie da erfuhr. Das Mädchen wurde von ihren Gefühlen überwältigt und Knife spürte wie sie auf seinem Glied tanzte und sich zuckend wand, durchströmt von einem nie gekannten Orgasmus, der sie durchfloß und sein Glied förmlich mit ihren Mösensäften überschwemmte. Eigentlich war es Knife egal, ob das Mädchen einen Höhepunkt hatte oder nicht, doch aus den Augenwinkeln sah er wie Sinclair interessiert das Zittern des Mädchenkörpers betrachtete. Die Zuckungen ihres jungen Leibes übertrugen sich auf Knife und nur Sekunden später kam auch er gewaltig. Schon der erste Stoß Samen lief aus dem Mädchen wieder heraus, wie auch die folgenden, mit solcher Intensität spritze er in sie. Die beiden anderen Mädchen wollten sich zurückziehen, doch Rhett Sinclair hielt sie auf. Er hielt sie fest, denn seine Erregung war jetzt so groß, das auch er ein sexuelles Verlangen verspürte, und so zwang er eine der beiden in die Knie und schob ihr sein hartes Glied in den Mund, während er seine Finger in die Scheide des zweiten Mädchens schob. Knife grunzte noch ein Mal, dann war er fertig. Er nahm seine Hände von den Brüsten des Mädchens, das erschöpft und nach Luft ringend, von ihm sank. Sie zog ihre Arme und Beine an den Körper, wobei sie sich von Knife weg drehte. Der nahm die Einladung an, hielt das Mädchen an der Hüfte fest und schob ihr zwei Finger in den After. Das Mädchen zuckte heftig zusammen und wollte von ihm weg, doch Knife hielt sie fest. Er weitete ihren After mit drei Fingern und drückte schließlich seine ganze Hand in dieses enge Loch. Das Mädchen stöhnte auf, während Angst, Scham und die nachklingende Lust durch ihre Gedanken tobten. Dort hinten hatte sie noch nie Sex gehabt, das galt doch als unrein und schmutzig. Aber dieser Amerikaner hier schien großen Spaß daran zu haben. Unschlüssig ließ sie ihn gewähren, da sie es auch nicht wagte, dagegen zu protestieren. Außerdem war die Summe, die man ihnen versprochen hatte, einfach zu überwältigend, um nicht auch den Schmerz zu überwinden, den diese ungewohnte Praktik bei ihr hervorrief. "Knife, du bist doch wirklich der perverseste Typ den ich kenne !" grinste Sinclair vergnügt, der das Mädchen vor ihm an den Haaren gepackt hatte und ihren Kopf auf sich zu und wieder von sich weg bewegte, seinen Schwanz dabei immer wieder tief in ihren Mund schiebend. "Mach weiter. Du bist einfach unglaublich, sogar dein Ding ist noch steinhart !" In diesem Moment knallte es an der Seite der Yacht, und eine Stimme rief nach Rhett. Unwillig schüttelte der den Kopf. "Nicht jetzt!" "Es ist aber wirklich wichtig, Sir !" Zwei in Neopren gehüllte Hände erschienen an der Reling, dann folgte ein mit einer Gummikapuze bekleideter Kopf, und schließlich das mit einer Tauchermaske bedeckte Gesicht. "Wir haben etwas gefunden!" "Nicht jetzt!" wiederholte Sinclair in einem Ton, der deutlich machte, daß er keine Störung und keinen Widerspruch duldete. Der Taucher war jedoch der Meinung, daß der Fund viel wichtiger war als die Spielchen mit ein paar junge Nutten. " Eine Steintafel!" sprudelte es aufgeregt aus ihm hervor . "Mit dem Symbol, das Sie uns gezeigt haben, Sir !" "Was? Eine Steintafel ? Mein Gott, sollten wir wirklich den Unterwassertempel der Aphrodite gefunden haben ?" Sinclair fuhr herum, stieß beide Mädchen gleichzeitig grob weg, und lief nackt, wie er war, zur Reling. Der Taucher nickte bestätigend, während die beiden Mädchen sich aneinander klammerten. Auch Knife ließ von seinem Mädchen ab, stand auf und kam dazu. Das dritte Mädchen schloß sich völlig verwirrt den beiden anderen an, wobei es sich vorsichtig auf die Knie sinken ließ. "Es ist das Symbol", stieß der Taucher hervor, während er mit der linken Hand nach einem Seil griff, das an seinem Fuß befestigt war. Ein fester Ruck, und der Knoten ging auf. Er reichte das Seil nach oben. Knife griff danach und zog vorsichtig. Nach zwei, drei Minuten tauchte eine alte Steinplatte auf, mit vielen merkwürdigen Zeichen und Symbolen versehen. Sinclair stieß den Atem aus, als er eines davon sofort erkannte. "Ganz vorsichtig jetzt", sagte er leise, mit einem ängstlichen doch zugleich drohenden Unterton. Knife nickte und zog weiter. Der Taucher hielt die Tafel von der Reling der Yacht fern. Endlich lag das kostbare Stück auf den Planken. "Schickt die kleinen Nutten weg", befahl Sinclair. Ein im Hintergrund wartender Butler trat zu den Mädchen und reichte jeder ein kleines Bündel Banknoten. Die drei griffen sehr zögernd danach, als befürchteten sie, das man es ihnen doch nicht geben würde, doch als der Butler ihnen drei kleine Tüten aus Plastik gab und eine Kopfbewegung machte, packten die Mädchen das Geld schnell in die Tüten, steckten diese in die Unterteile ihrer Bikinis, die sie sich inzwischen hastig angezogen hatten, und sahen zu, daß sie ins Wasser kamen. Sofort darauf schwammen sie mit aller Kraft auf die etwa ein Kilometer entfernte Küste zu. Sinclair wartete ungeduldig, bis sie weit genug weg waren, bevor er sich vor die Tafel kniete und mit den Fingerspitzen vorsichtig über die eingravierten Zeichen fuhr. "Der Orden der Aphrodite", flüsterte er überwältigt. "Endlich! Vielleicht finden wir nun doch noch den entscheidenen Hinweis auf den Gürtel der Aphrodite." Seine Augen leuchteten, als er beide Hände auf die nasse, alte Steintafel legte.
Lausanne, Schweiz; 1994
Laura war todmüde ins Bett gesunken. Die "Proben" mit Helena hatten sie nicht nur innerlich beansprucht; auch ihr Körper fühlte sich an wie nach einem Tag voller anstrengender Aktivitäten. Sie war völlig erschöpft und doch von einem nie gekannten Glücksgefühl durchströmt. Zum ersten Mal glaubte sie tatsächlich daran, das aus dem Stück doch ein Erfolg werden könnte, egal wie bescheuert der Text war. Und das sie mit Helena zusammen spielte war einfach wunderbar. Noch nie hatte sie sich mehr zu ihrer Freundin hingezogen gefühlt, wie bei ihrer geheimen Probe im Wald. Laura spürte ganz tief in sich, das ihr Helena sehr viel bedeutete. Mit solche Gedanken sank sie in eine tiefen, traumlosen Schlaf. Dennoch wurde sie mehrmals in der Nacht wach, weil sie glaubte, Geräusche in ihrem Zimmer gehört zu haben, doch sie war jedesmal gleich wieder eingeschlafen. Erst als es Morgen wurde, wachte sie auf. Vom Flur her hörte sie die ersten Geräusche der anderen Mädchen, die sich anschickten mal wieder in den Duschraum zu stürmen. Sie streckte sich mit geschlossenen Augen, dann stieß sie erleichtert den Atem aus. "Morgen, Helena!" rief sie leise, bevor sie sich umdrehte. Dann erstarrte sie. Helenas Bett war leer. Auch ihr Schrank, dessen Türen weit offen standen. Ihre gesamte Kleidung war fort, ebenso die drei Koffer, die auf dem Schrank gelegen hatten. "Helena?" Laura sprang aus dem Bett und schaute sich nervös um. Sie lief ins Bad, doch auch dort fehlte jede Spur von Helena. Ihre gesamten Sachen wie Zahnbürste, Kamm, Bürste, Haarspangen und -klammern, ihre Handtücher, der Bademantel, die Haarbänder... Alles war verschwunden. "Helena!" Aufgelöst rannte Laura zurück in ihr Zimmer und entdeckte erst jetzt Helenas merkwürdiges Amulett. Es lag fein säuberlich auf Lauras Nachttisch, wie ein Geschenk; die Kette gelegt wie ein Herzsymbol. Verstört griff Laura danach und hielt es fest in der Hand, als könnte sie wie durch einen versteckten Zauber ihre Freundin zurück holen. Doch Helena war und blieb verschwunden.
- FORTSETZUNG FOLGT -
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